Zwar war Lyonel körperlich gesehen durchaus bei dem Bankett der Blutfürstin, zu dem er auch eingeladen war, anwesend, doch geistig war er immer noch bei seinen Chemikalien. Erst die Klingelglocke, die das Essen ankündigte, ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Gut dass er in einer eher finsteren Ecke stand und die Gäste der Blutfürstin weitaus besseres zu tun hatten, als auf den alten Greis mit dem abwesenden Blick zu achten, der im Moment des Klingeln sichtlich zusammenzuckte, während in seinem Geist alptraumhafte Bilder vorbeizuckten. Schnell hatte er sich aber wieder unter Kontrolle und blickte mit seinen trüben Augen in die Runde, keiner hatte es gemerkt, selbst ihre Hoheit war zu beschäftigt, glück gehabt. Das Essen an sich war relativ langweilig, der Plan die Devils einzuschleusen, war ihm längst bekannt, schließlich stammten eine Details aus seinem Oberstübchen, wie beispielsweise das Manöver der Gefangenen gleich zu Anfang, damit sie zu den härtesten Burschen gesteckt wurden und die Neuwächter gleich einen guten Ruf bekamen. Natürlich wusste das niemand, offiziell war es eine Idee der Blutfürstin, aber das war dem Wissenschaftler auch Recht so.
Kaum war das Essen vorbei huschte die greise Gestalt durch die Gänge der Villa zurück in sein Chemielaboratorium und saugte die vielen Dämpfe in sich ein. Überall blubberte und kochte es, auf seinem Arbeitstisch lagen die übrig gebliebenen Brandpilze, daneben stand das braune Pulver, was so schön brennbar war. Aber er hatte noch ein Problem, ein Problem, was jeder Sprengmeister kannte, er konnte seine Sprengsätze nicht zeitversetzt zünden. Zwar konnte er es etwas durch die Länge der Zündschnur steuern, doch lies sich damit maximal eine Zeitversetzung von vielleicht 2-3 Minuten erreichen. Definitiv zu wenig. Er brauchte einen Mechanismus, irgendwas, was es ihm erlaubte die Zündung beliebig zu steuern, aber was. Ratlos ließ er seinen Blick durch die Werkstatt schweifen. Er hatte genug Schwarzpulver um die ganze Villa in die Luft zu jagen, dazu beträchtliche Mengen an Kaliumnitrat und diversen anderen Chemikalien, die er zu Rauchbomben und vielen anderen Spielereien verarbeitet hatte. Und auch seine neueste Erfindung, die Ictus-Sparsio, zu deutsch das Wurf-Sprengen, lag einsatzbereit daneben. Auf den Regalen standen und lagen noch einige weitere Gerätschaften, eine alte Spieluhr, diverse weitere Ingredienzien... Moment... eine Spieluhr, die gehörte aber nicht dem Sprengmeister, aber neugierig, wie er eben war, fingerten die langen, knochenartigen Finger nach dem alten Ding, der Staub wurde von der Oberfläche gepustet und der Schlüssel in das Schlüsselloch gesteckt und gedreht, woraufhin eine liebliche Melodie ertönte. "Hmm, wie funktioniert das Ding eigentlich." murmelte Lyonel vor sich hin und wie von selbst erschien ein Schraubenzieher in seiner Hand und mit fliegenden Bewegungen war das Gehäuse auseinander gebaut, sodass nach wenigen Augenblicken das Innere des raffinierten Mechanismus vor ihm lag. "Hmm, könnte man nicht, diesen Aufziehmechanismus dazu nutzen, den Alkohol zu genau der richtigen Zeit zum Brandpulver zuzugeben, das fängt dann an zu brennen, entzündet die kurze Lunte und dann..." Ein strahlendes, teuflisches Lächeln erschien auf dem Greisengesicht und sofort huschten die Finger über den Schreibtisch, fügten dem Mechanismus eine Phiole mit Alkohol, ein paar weitere Extras hinzu, entfernte das unnötige Melodiespiel und nach wenigen Minuten startet Lyonel den ersten Testlauf. "Wenn meine Berechnungen korrekt sind, dann entspricht eine Drehung etwa eine Minute Laufzeit." Schnell zog er die ehemalige Spieluhr auf und genau wie er berechnet hatte, floss der Alkohol exakt zu dem Zeitpunkt, den er vorausgesehen hatte in das Brandpilzpulver, was sofort anfing zu brennen. "Heureka." entfuhr es Lyonel, dann aber huschte er schnell aus dem Raum, er musste dringend mal für kleine Wissenschaftler.
"Hey Tedd, komm mal mit, ich muss dir was zeigen." Mehr zufällig war Lyonel seinem Boss über dem Weg gelaufen, denn er war gerade auf dem Rückweg von der Toilette. Dieser sich seine Stirn hielt, scheinbar hatte er Wikinger sehr realistisch zugeschlagen. Aufgeregt fuchtelte Lyonel mit seinen Händen rum, denn endlich hatte er sein Problem gelöst bekommen. Sein Boss erwiderter aber ersteinmal nichts, sondern legte nur den Kopf schief, ähnlich wie es der Rabe tat, wenn er nachdachte und folgte ihm. "Also, du kennst doch das Problem mit den Sprengsätzen?" Fragend blickte Lyonel zu Tedd, doch dieser blickte nur genauso fragend zurück. "Nein, also gut. Einen Sprengsatz kannst du nur mit einer Lunte zünden, einmal gezündet brennt sie ab und dann BUMM. Die Zeit zwischen der Zündung und der Detonation beträgt maximal 2-3 Minuten. Verstanden?" Eifrig nickte der Besoffene und antwortete. "Ja, dasch mitem Bumm kenn ich." "Gut, aber es wäre doch enorm praktisch, wenn die Sprengladung genau dann detoniert, wenn man will. Nicht sofort, sondern erst nach einer halben Stunde oder sogar einer Stunde. Was meinst du kann man anstellen, wenn man seine Sprenkörper so präzise steuern könnte?" fragte Lyonel den Betrunkenen mit dem genialen Verstand, während ein diabolisches Lächeln seine Mundwinkel zierte, weil sich sein Verstand gerade die extravagantesten Möglichkeiten vorstellte. "Hmm, joar........ hihihi...weißt du was lustig wäre Lyonel?" antwortet Tedd und brachte damit doch tatsächlich den Wissenschaftler, der gerade zu einer Erklärung ansetzen wollte tatsächlich aus dem Konzept. "Ähh.... was denn?" fragte er etwas verdutzt, aber doch neugierig nach. "Wenn es etwas tatsächlich gebe, also eine Bombedie in die Luft geht wenn man das will und sie wäre so unauffällig verpackt, dass man das nicht erkennt, dannkönnde man auch jemanden dazu bringen sie detonieren zu lassen, ohne das man es selber tun müsste!" antwortete der Alkoholsüchtige und das beinahe ohne Getorkel und Sprachfehler. Für einen Moment überdachte Lyonel diese Möglichkeit, dann begannen die Augen diabolisch zu funkeln und er nickte heftig. "Keine schlechte Idee, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Du wirst dich freuen, denn genau solch einen Mechanismus habe ich entdeckt." enthüllte er die große Entdeckung und führte Tedd in sein Labor, zu seinem Schreibtisch, auf dem der modifizierte Spieluhrenmechanismus lag. "Na was sagst du ?" Stolz wie Oskar, stand der Wissenschaftler vor dem Mechanismus und deutete mit beiden Händen auf die feine Mechanik der Spieluhr. "Siehst du, wenn ich hier drehe, dann setzt sie sich der Mechanismus in Gang, sobald die Zeit abgelaufen ist, fließt der Alkohol aus der Phiole auf das Brandpilzpulver und dann..." Lyonel sprach nicht weiter, denn in diesem Moment öffnete der Mechanismus die Phiole und der Alkohol brachte das Brandpilzpulver zum Brennen. "Lyonel, du bist ein Genie." lachte der Geheimagent laut auf. "Du bist meine Muse, ich habe den perfekten Plan. Wir gaukeln dem Direktor vor, es gebe ein Sicherheitsproblem, weil die Schlösser veraltet wären und bieten ihm neue Schließzylinder an, die genau mit diesem Mechanismus versehen sind! haha und dann, wenn wir unseren Plan in die Tat umsetzen, ich habe es vor Augen. Ein Ablenkungsmanöver, vielleicht könnten wir irgendwas mit den Fackeln machen? Gleichzeitig sprengen alle Schließlylinder, weil sie von den Wächtern selber angestellt werden, sie denken dann, dass sie das Schloss für die Nacht blockieren oder so etwas und BOOM alle Türen gehen gleichzeitig auf!" "Genial, so können wir das machen und wegen der Ablenkung, da hab ich was." Lyonel lachte diabolisch, entzündete die Lunte der Rauchbombe, öffnete das Fenster und warf die Bombe in den Hinterhof, der wenige Sekunde später in dem dichten, undurchdringlichen, weißen Rauch nicht mehr zu sehen war. "Was meinst du, nicht schlecht oder?" "Gekauft!" antwortete Tedd grinsend. "Irgendeine spezielle Farbe? Weiß ist im Sonderangebot, aber auch Rot, blau oder gelbgrün ist kein Problem." erwiderte Lyonel mit einem Lächeln. "Machen wir einen schönen Regenbogen! haha." "Alles klar." erwiderte Lyonel und begann sofort mehrere Zeitzünder und weitere Rauchbomben herzustellen. Das würde eine lange Nacht werden, aber so wie Lyonel eben war, würde er gar nicht merken, wie die Zeit verflog.