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Der Hafen von Sunny

S

Sona

Guest
Im Laufe von Shiens Vortrag langsam wieder zu Sinnen kommend, zwinkerte der Musiker zweimal kräftig, runzelte bei jedem Mal sein Gesicht zu einem Knautschkissen und erkannte endlich die Umrisse der Welt um ihn wieder. Mein Gott, als ob der Steiß nicht schon genug durch hat…Da kracht es und schallt es, da schellt es und krächzt es. Harmonisch? Nein, eher dissonant. Aber erquickend. In gleichem Maße fesselnd wie befreiend. Neu… Es fasziniert in seiner Einzigartigkeit, seiner Völle, seinem Ausmaße. Wahrlich und unerträglich schön. Das gefällt mir… das gefällt mir irgendwie sehr. Sein Gefallen an dem vermoderten Steiß konnte man deutlich an dem Gesicht des Musikers erkennen. Konzentriert und angespannt, um entspannt zu wirken, eine pulsierende Krampfader in oberen linken Ecke der Stirn, Schweißperlen, so groß wie ein Penny, den man den Benachteiligten aus Nächstenliebe aus Versehen in die Hand fallen lässt – dies und der Umstand, dass Sona gleichmäßig röchelte, da er sich immer wieder erneut, dem pulsierendem, stechendem Schmerz wegen erschreckend, verschluckte, waren der eindeutige Beweis für seine grenzenlose Freude. Gerade als er an ihn dachte, meldete sich der besagte Freund fürs Leben aufs Neue und zwickte sich freudig erregt zurück in das Bewusstsein Sonas.

Dem Drehbuch des Kapitäns aus tiefster Überzeugung folgend, stand der durch seinen Steiß arg mitgenommene Musiker langsam aber zielsicher auf. Noch immer hatte er nur Strümpfe an und wollte es nicht riskieren, erneut für eine Imitation diverser Clowns gerade stehen zu müssen. Dabei konnte er das ja nicht einmal – gerade stehen. Mit einem Buckel, der zum Herunterrutschen einlud, schleppte sich Sona, hier und da rutschend, zum äußersten Stuhl des Halbkreises, um mit dem Aufräumen des Zimmers anzufangen. Die linke Hand griff – durch den Buckel bereits unwahrscheinlich nah an selbigem – zum Bein des Stuhls, die rechte packte den Rücken. Mit einem Ruck hatte er den Stuhl in eine leichte Schwebe erhoben, seinen Buckel effektiv in eine sture Senkrechte zum Boden gestaucht und seine Augen wahnsinnig schnell mit saurer Flüssigkeit angereichert. Nicht, dass er es jetzt plötzlich konnte – gerade stehen. Der über den Vortrag hinweg bereits unterbewusst eingespeiste Reflex, ruckartig zu schlucken, deshalb zu erschrecken und dann daran förmlich zu ersticken, ließ ihn ein leichtes und sehr professionelles (Schließlich kannte er sich ja jetzt aus.) Röcheln veräußern, woraufhin der Stuhl, plötzlich losgelöst von jeglicher Schwebekraft, mit einem Rums auf dem Boden und auf eine eigenartig logisch Weise auch zu drei Vierteln auf Sonas Fuß landete. Nun, Musiker haben auch noch andere Reflexe – „Leider.“ muss man in diesem Zusammenhang sagen – und das dadurch entstehende Trauerspiel an epileptisch anmaßenden Bewegungen und akrobatisch anspruchsvollen Manövern scheint auf den ersten Blick nicht weiter erwähnenswert. Für die folgenden Blicke… aber auch nicht.

Ich wäre dafür du schaust dich unter Deck etwas um, ein schneller Rundgang durch die Zimmer. Du solltest dich schonen, daher werde ich nach oben gehen und im Fall der Fälle tun was getan werden muss. Der auf dem Rücken liegende Musiker hob seinen Kopf, begrüßte freundlich die vorhin verschwundene Noa und versuchte energisch auf die Situation seines Körpers hinzuweisen. Mein Zimmer ist sauber, dennoch glaube ich das es vielleicht nötig wäre in dem einen oder anderen doch mal Hand anzulegen. Als die Ärztin bereits wieder verschwunden war, ließ Sona seinen Kopf ungläubig auf den Boden prallen. Ja, klar, ich fange sofort an. Lass mich nur noch schnell meinen Steiß wieder gerade biegen, auf den ich mit einer argen Geschwindigkeit gefallen bin, okay? Super. Und da fiel es ihm plötzlich auf. Mit einer argen Geschwindigkeit, meinte er. Mit einer unwahrscheinlich und unpassend schnellen Geschwindigkeit, fast so als hätte ihn der Boden angezogen. Aber der Boden wird mich wohl kaum angezogen haben, auch wenn ich seine Muster anziehend finde. Diese lieblich gespränkelten Holzplanken in braun und braun. Ein rustikales Bild der Wärme.

Einige Zeit und diverse Tänze mit ausfallenden Bewegungen später, hatte der Musikus tatsächlich den kompletten Raum allein und trotz Steiß wieder auf Vordermann gebracht – bis auf einen einzigen Stuhl, den er nun mit dem Rücken von ihm weg zeigend als Gehhilfe benutzte. Er stelzte sich langsam und behände aus dem Esszimmer hinein in die Kajüte vom guten Schiffszimmermann und sich, stellte den Stuhl in die einzige, freie Ecke des Nestes und setzte sich auf sein Bett. Ihm fehlte seine Geige. Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen, zu dem er sein Instrument herausnehmen hätte können, um den Geist des Kabukis in ihm (Was für eine romantische Vorstellung.) auf höhere Sphären zu transportieren und wenn nötig zu transponieren. Wo war seine Geige eigentlich hin?
 
N

Noa

Guest
Die Lamour hatte sich bereits wieder bequem an der Reling positioniert, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Ihre Fingerspitzen tippelten nervös, abwechselnd auf das edle Holz der Dragon. Noa fehlte das Training ihres Onkels. Sie hatte das Gefühl, seit sie auf Reisen gegangen war zu spüren wie jede Mahlzeit an ihrem wunderschönen Körper ansetzte und begann ihre Fitness stark zu beeinflussen. Das war natürlich Unsinn und doch war dieser Bewegungsdrang da und wollte befriedigt werden! Langsam öffnete sie die Augen, ja es war mal wieder Zeit für die eine oder andere Übung, gemeinsam mit ihrem prachtvollen Bogen. Zielstrebig stieß sie sich von der Reling ab, packte Stellaris und marschierte unter Deck. Ihr Verlangen führte sie in den Lagerraum, wo sie hoffte zu finden was sie suchte. Beim Betreten des dunklen Raumes war das erste was ihr ins Auge stach ein schwarzer Stift. Grinsend nahm sie ihn an sich und eine ca. 60 x 60cm große Holzplatte die in einer Ecke stande und zu allem Übel auch noch von Spinnenweben überzogen war. Da hatte Sona ja noch eine Menge zu tun. Grob wischte sie es sauber. Noa hoffte einfach das diese dick genug war um den Pfeilen Wiederstand zu leisten, denn es brachte nichts eventuell einen Passanten oberhalb der Hafenmauer in den Hintern zu schießen. Freunde würde sie sich damit nicht machen.
Anmutigen Schrittes fand sie ihren Weg wieder nach draußen. Nun stellte sich noch eine Frage, wo befestigte sie ihre neue Zielscheibe. Tür? Keine gute Idee. Mit Sonas Glück öffnete er diese während Noa den finalen Schuss abgab. Und was bitte war ein Theaterstück ohne die passende musikalische Begleitung?! Mal ganz davon abgesehen das Shien ihr wohl einen Stein an den Fuß binden würde und sie direkt in Sunnys Hafen mit einem Arschtritt ins Meer befördern würde. Ja, das würde aber gut in das Drehbuch passen. „Ein Pfeil steckte zwischen den Augen des Musikus, geschossen von einer talentierten Schützen mit bezaubernder Stimme, deren einziger Grund an Bord zu kommen, der Wunsch nach blutiger Rache war.“ Warum Rache? Ganz einfach: Zufälle klingen immer Scheiße. Es ist Schicksal das verbindet und jenes wieder rückgängig macht.
Nun ja, Tür fiel also weg. Es gab wenige Orte an denen es sich noch lohnen würde die Zielscheibe zu befestigen und an welchen auch ein gewisser Trainingseffekt erzielt wurde. Plötzlich fasste die junge Frau das riesige Segel ins Visier bzw. den Mast. Gedacht, getan. Auf die Scheibe die nicht rund war malte sie einen Punkt, in die Mitte natürlich. Während sie den Punkt so betrachtete, kam ihr aber eine viel bessere Idee in den Sinn. Kurzer Hand war um den Punkt herum das Portrait des Kapitäns gemalt. Nicht das sie scharf darauf gewesen wäre, jenem einen Pfeil in den Kopf zu jagen, zu ihm passte die schwarze Knubbel Nase einfach am besten.
Das Kunstwerk war also vollendet und der Platz der Ausstellung gefunden. Noch nie in ihrem Leben zuvor hatte sie versucht einen Mast hinaufzuklettern und schon gar nicht mit einer zusätzlichen Belastung. Wie auch immer sie es machte, es sah zwar komisch aus, aber sie schaffte es tatsächlich und dies in einem nicht zu verachtendem Tempo.

5 Minuten später…
Die nicht runde Scheibe hing also, Stellaris lag in der Hand der hübschen Lamour und ihr Blick verweilte etwa 10 Meter höher. „Huii… gegen die Sonne, wie ungünstig.“ Und schon hatte sie wieder etwas gelernt. Nichts desto trotz zog sie einen Pfeil und spannte ihn ein. „Gefühl, alles eine Frage des Gefühls.“ Das Segel schlackerte. Mal warf es Schatten auf Noas Gesicht, wenn auch nur sehr kurz und mal wieder nicht. Die Lamour zielte, wartete und in einem Moment der klaren Sicht ließ sie los. Der Pfeil schoss mit hoher Geschwindigkeit empor. Und…verfehlte das Ziel um einige Zentimeter. Von hier unten aus sah das Portrait des Kapitäns eher aus wie eine schlechte Karikatur ihres Onkels. Er schien spöttisch nach unten zu lächeln. Kindheitserinnerungen wurden wach und die Stimme Eriks hallte in ihrem Ohr wieder. "Selbstüberschätzung töten den Erfolg im Keim…“ Sie seufzte schwach. Beiläufig wurde ein neuer Pfeil eingespannt und gezielt. „Und wer nicht wagt der nicht gewinnt.“ Sie ließ los, wieder in einem Moment in welchem Schatten auf ihr Gesicht viel. Erneut flog der Pfeil empor, diesmal hingegen beschritt er eine deutlich vielversprechendere Flugbahn und mit einem dumpfen Geräusch bestätigte es sich. In Eriks, oder auch Shiens Kopf steckte ein Pfeil, es war zwar nicht die Nase, aber immerhin hatte sie getroffen. „Es wird Zeit das eine oder andere wieder zu üben, oh ja ich sehe schon…“, murmelte sie sich selbst zu.
 
S

Sona

Guest
Nach längerer Überlegung und Schweiß kostenden Gedanken, kam der Musiker zu dem Schluss, sich selbst und hoffentlich mit der Hilfe des Schiffszimmermanns, eine neue Geige zu bauen. Es war schwer für ihn, hier seinen Ausführungen, wie das Problem zu lösen wäre, Einhalt zu gebieten, zumal seine zuletzt stehende Lösung noch ein erhebliches Zeitpensum ohne Geige nach sich ziehen würde. Hatte der Musiker nämlich einmal bemerkt, dass seine Geige wirklich verschwunden war, dann konnte er schon von Berufswegen nicht mehr ruhig schlafen. Augenringe, eine gnadenlose Kluft, in die die Seele durch Eigenverschulden stürzte… Und anstatt sich darüber zu freuen, nach jenem Sturz doch noch zu den Lebenden zu zählen, wütet sie nur noch weiter und weiter, mit der Schaufel in der Hand, die es vermag Graben für Graben und schließlich das Grab der Rastlosigkeit zu schaufeln. Ach…

Einige Minuten später, in denen Sona regungslos ins Leere starrte, rang er sich durch, aufzustehen. Er wusste nicht, warum er aufgestanden war oder jenes überhaupt wollte – schließlich war da noch immer ein gewisser Steiß. Irritiert durch sich selbst, huschten seine Blicke im Raum umher, als ob die pure Luft ihn zum Aufstehen gezwungen hätte und er sich jetzt mit einem vorwurfsvollen Blick dafür bedanken möchte. Seine rechte Hand streifte dabei den Nachttisch, der unmittelbar neben seiner Koje stand, und schlug dadurch langsam einen schlicht schwarzen und beschwerten Beutel herunter. Im Flug löste sich die Kordel des selbigen ebenso langsam wie der Schlag der Hand, öffnete einen Ausgang für seinen Inhalt und spuckte schließlich zwei Berrymünzen in den Raum, die selbst leise und verbindlich klimperten, als sie den Boden berührten. Der Musiker hatte sich währenddessen wieder hingesetzt, im Raum herum geschaut und darüber nachgedacht, was er nun mit sich anfangen sollte. Eine Prinzessin zu retten, stell ich mir durchaus anders vor…

Der durch Sehnsucht getränkte Blick wanderte einmal mehr auf kuriosen Bahnen durch den Raum, traf die beiden Münzen und den Beutel und erweckte die Aufmerksamkeit des Musikus. Nicht sonderlich von Ordnung überzeugt, aber angestachelt durch den penetranten Geruches des kalten, unmenschlichen Geldes, beugte sich Sona so gut es ging zu den Münzen, hievte den Beutel aus seiner Stellung auf den Nachttisch und fasste seine Hände mit den Berrys ein. Ihm entwich ein leises Stöhnen, wie er es nur von den alten Arbeitern auf Sumera kannte, deren Leben vor ihren eigenen Augen bereits ein Ende gefunden hatte, als er sich wieder normal hinsetzte. Ein Berry in der linken, einen in der rechten Hand, beide zu Fäusten geballt – so saß er geduldig auf seinem Bett und vermochte zu spüren, dass ihm gleich eine geniale Beschäftigung für die nächsten Stunden kommen muss. Aufregung über die ungewisse Zukunft machte sich in ihm breit, verwandelte sich auf leisen Pfaden in ein seichtes aber sehbares Tremolo seiner linken Hand, welches auch wieder verblüffend ähnlich zu dem der alten Arbeiter auf Sumera war. Er starrte und starrte, seine Hand vibrierte mittlerweile schon hörbar; bis er ein plötzliches Klatschen von Eisen auf Holz vernahm und aus diesem Schreck heraus die Münze seiner Linken hemmungslos und ohne Sinn und verstand in die Raummitte emporspie. Und da geschah es das erste Mal, dass Sona mit vollem Bewusstsein wahrnahm, wie sich die Münze aus seiner Rechten, ohne, dass der schon durch das Klatschen verwirrte Musiker dies sichtbar zu verantworten hatte, löste und vielleicht einen halben Meter vor ihm mit der fliegenden Münze zusammenstieß, welche im Flug eine wahrhaftige Kurve geflogen war – fast so, als hätte sie so schnell wie möglich zu den anderen gewollt. Es war das erste Mal, dass Sona seine Teufelsfrucht in Aktion sah, auch wenn er selbst noch nicht einmal wusste, wer oder was der Grund für diese seltsame Erscheinung war.

Nachdem er es danach nun schon zum dritten Mal erfolgreich geschafft hatte, die bizarren Vorgänge zu rekonstruieren, begann er an seiner Wahrnehmung zu zweifeln und legte sich ungeachtet seines Steißes in sein Bett. Es ist nicht so, dass ich nicht weiß, wo die Münze hinfliegt… es ist aus irgendeinem Grund nicht so, dass ich nicht weiß, wo diese vermaledeite Münze hinfliegt. Fast so, als würde gerade ich es wissen müssen. Aber ich weiß es nicht… aber ich weiß es doch…?
 
N

Noa

Guest
Klack,Klack,Klack,Krrrgggg!!!
„Ohhhh Shit.“ Noa ließ Stellaris sinken und hob stattdessen ihre andere Hand um ihre Augen vor der Sonne zu schützen, während sie hoch zu ihrer Zielscheibe schaute. „Oh oh.“ Die Lamour presse die Lippen aufeinander, wobei dies nicht dazu diente ihre Reue zu zeigen, oder gar Entsetzen, sondern viel mehr sich ein Lachen zu verkneifen welches jetzt gerade nun wirklich fehl am Platz war. Sie trieb dieses Spielchen mit Pfeil und Bogen schon eine Weile. Immer seltener schoss sie daneben und gerade als diese Bewegungen zur Routine wurden und es langweilig zu werden schien, jagte sie den Holzpfeil durch das Segel der Dancing Dragon. Ein leises Kichern ließ sich dennoch nicht unterdrücken. „Toll und wer macht das jetzt wieder ganz? Ob es vielleicht nicht auffällt?!“ Wenn sie Glück hatte erwischte sie niemand bei den Selbstgesprächen, das mit dem schönen Segel würde früher oder später aber wohl auffallen. Spätestens wenn der erste Sturm kam, sich im Segel verfing und das Loch weitete, bis es einmal quer durchriss. Pessimismus? Ja irgendwie schon. Allmählich bekam die Lamour aber schon ein bisschen Muffelsausen. Nicht aber weil sie etwas kaputt gemacht hatte, was der Crew vielleicht eines Tages mal so richtig auf die Füße fallen könnte, eher weil es niemanden gab dem sie das Ganze in die Schuhe schieben konnte. Wenn sie Pech hatte und das Ding wirklich riss musste sie es nähen…oder ein Neues kaufen. Sie seufzte schwer. „Es ist nur ein Löchlein…wäre ja schlimm wenn die Segel das nicht aushalten.“, gespielt arrogant wischte sie sich die Haare aus dem Gesicht drehte sich um das Alles einfach zu vergessen. Das Bogenschießtraining war damit auch beendet.

Etwas später saß sie auf der Reling, reckte ihr Gesicht gen Sonne. Die Zielscheibe hatte sie bereits wieder abgehängt, alle Beweise vom Schießtraining vernichtet, die Scheibe erfolgreich im Meer versenkt-eher wurde sie von der geringen Strömung hinfort getragen, spielt aber ja auch keine Rolle, oder?! Naja, ihre Leistung an sich war gar nicht mal so schlecht gewesen, von dem einen oder anderen Fehlschuss abgesehen. Ganz im Gegenteil. Zwischen die einen oder anderen Augen traf sie mit Sicherheit. Aber um mal auf ein anderes Thema zu kommen, was tat der Musiker eigentlich? Sie langweilte sich zu Tode. Vielleicht war er schon fertig und sie konnte jetzt ein Machtwörtchen sprechen, den Armen noch ein bisschen mehr antreiben. Sie schlug die Hände sanft zusammen. „Auf los geht’s los…LOS.“ Sie sprang auf und machte sich mit schnellen großen Schritten unter Deck. Sie suchte und suchte und suchte und fand. Ohne Hemmungen –er hätte sich ja umziehen können oder so…- stieß sie ohne Rücksicht auf Verluste und vor allen ohne zu klopfen die Tür auf. „Bist du schon fertig?“, fragte sie lächelnd und zwinkerte, wenn auch ein Bisschen sarkastisch.
 
S

Sona

Guest
Bist du schon fertig? Der in Gedanken versunkene Musiker dreht seinen Kopf in Richtung der Stimme. Mit verklärtem Blick erkannte er nur langsam, dass die Ärztin mit einem grotesk aufgesetzten Gesicht in seine Richtung starrte und eine Antwort erwartete.

Meinst du mit dem Aufräumen? Äh, ja, klar… schon eine ganze Weile. Er setzte sich auf und verschränkte sein Gesicht einer Atlas-Statue gleich in seinem Oberkörper. Das, was er gesehen hatte, ließ ihn nicht los. Die Münze… und die Münze… eine fliegt, die andere… aber wie? Es bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn, die auf seltsame Art und Weise das Wetter am Hafen widerspiegelten. Die so himmelblau schimmernde Stirn wirkte wie poliert, obwohl die Falten eines Denkers in sie hinein graviert waren.

Hast du schon einmal etwas gesehen, was du nicht glauben kannst, obwohl du weißt, dass es passiert? So wie ein Lied, dass dich bis in den Schlaf verfolgt, obwohl es dir nicht gefällt? Wie eine Erinnerung an eine Person, die man nicht leiden kann, und die man dennoch häufiger hat als andere? Sein fragendes Gesicht musste Streifen des Vakuums zwischen seinen und den Augen von Noa gebohrt haben, so sehr konzentrierte sich der Musiker, so sehr, wie er sich sonst konzentriert, wenn er Geige spielt oder komponiert.

Seine Hände öffneten sich und zeigten bereitwillig ihren Inhalt in Richtung Tür. Für Sona waren das keine gewöhnlichen Münzen mehr, deshalb war es für ihn nur logisch, den an sich wertlosen Kupferstücken die gebürtige Ehrerbietung entgegen zu bringen. Er zitterte auch leicht als er seine Kryptik schließlich auflöste: Jedes Mal, wenn ich dieses eine Berry in die Luft werfe und dann irgend etwas mache, was ich nicht wirklich weiß, dann zieht das andere hier an meiner Hand. Wenn ich es loslasse, dann fliegt es nur so wie vom Blitz getroffen zu diesem. Auch, wenn ich es in eine völlig andere Richtung werfe, schau!, woraufhin er das Kunststück vorführte. Die Berrys landeten klimpernd auf dem Boden und der fast schon sehnsüchtige Blick des Musikus suchte in jenem Klimpern verzweifelt eine Antwort auf das, was er sich nicht erklären konnte. Er war kein logischer Mensch, kein Naturwissenschaftler und erst recht kein Denker – aber dieses eine Phänomen nahm ihn an Leib und Seele mit auf eine Reise, die er verstehen wollte. Einfach nur verstehen.

Er blickte auf und wieder in Noas Augen. Erwartungsvoll in Noas Augen. Warum?
 
N

Noa

Guest
„Hast du schon einmal etwas gesehen, was du nicht glauben kannst, obwohl du weißt, dass es passiert? So wie ein Lied, dass dich bis in den Schlaf verfolgt, obwohl es dir nicht gefällt? Wie eine Erinnerung an eine Person, die man nicht leiden kann, und die man dennoch häufiger hat als andere?“
Das Lächeln aus dem Gesicht der Lamour verschwand langsam. Sie dachte ernsthaft über seien Worte nach. Er sah fertig aus, aber sie tippte nicht ausschließlich auf körperliche Beschwerden, offensichtlich, sonst würde er ja nicht solch seltsamen Kram reden. „Ähm…ja klar.“
Als der Musiker dann seine Hände öffnete und sie Noa entgegen streckte wusste sie nicht recht was sie davon halten sollte. Münzen und weiter? Ihr war mit Abstand schöner, aber darum ging es wohl nicht, wie? So denn wurde das Rätsel also aufgelöst. Hatte der Junge etwas am Kopf?! Einfach nur zu viele Schmerzmittel! Noa begann wieder zu lächeln und wollte gerade etwas sagen, als das angedrohte geschah. Ihr Mund blieb offen stehen. „Ähhhm…“, brachte sie lediglich hervor und schaute sich dann um. Die Münzen wurden kritisch von weiten beäugt, näher ran wollte sie um Gottes Willen NICHT. „Soll ich ehrlich sein?! Ich habe keine Ahnung, aber ich garantiere dir die Tabletten waren es nicht!“, murmelte sie gespielt spaßig um über ihre offensichtliche Unsicherheit hinwegzutäuschen. An Bord dieses Schiffes geschahen so viele unglaubliche Dinge. „Seit wann hast du…das?“ Sie sprach von diesen Phänomen wie von einer Krankheit, die man mit der richtigen Medizin durchaus behandeln konnte. Einen Moment grübelte sie noch, setzte sich dann neben Sona auf das Bett und legte wie immer ihre kalte Hand auf seine Stirn. Mit einem hochziehen der Augenbrauen zog sie die Hand wieder weg. Was in ihrem Kopf vorging? „Es kann nicht seine Schuld sein, ich hab‘s ja auch gesehen!“ Die Lamour zog eine Schnute, aus blanker Verzweiflung legte sie sich dann selbst einige Augenblicke später die Hand an die Stirn. Träumte sie mal wieder einen Tagtraum?
"Kannst du das nochmal machen?!" Vielleicht alles nur Zufälle, oder ein guter Taschenspielertrick. Kritisch beobachtete sie den jungen Mann, sie würde schon rausbekommen ob er schummelte.
 

Livy

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von: Der Marktplatz von Sunny

Anstatt des Klackerns von Holz auf Holz, das Shiens Abreise aus dem Hafen untermalt hatte, verursachten Shiens bare Füße bei seiner Rückkehr kaum ein Geräusch. Weder der feste Stein des Kais, noch die hölzernen Stege gaben unter seinen festen Schritten Töne von sich, sah man von vereinzeltem Knarren einmal ab. Doch nicht nur das fehlende Geräusch, das den Kapitän üblicherweise begleitete, stimmte Shien verdrießlich: Ein durch die Luft flatternder Kimono mochte noch so stilvoll wirken, das Frösteln im kalten Meerwind wog dieser Punkt allerdings kaum auf. Obwohl die Insel den Namen der Sonne trug spürte der Piratenkapitän ungewöhnlich deutlich die salzige Brise über seine nackten Arme streichen… wie wäre das erst, wenn sie wieder auf hoher See segelten? Ein steifer Windzug, und die makellose Haut des Schwarzen würde von Gänsehaut verunstaltet werden.
Shiens erstes Ziel als er die Treppe hinauf zur Dragon bestieg war deshalb nicht etwa das Esszimmer, in dem sich Ärztin und Musikus noch immer (oder wieder?) befinden mussten, sondern seine eigene Kajüte. Blind stürmte er durch den Hauptgang, riss die Tür zu seiner Kajüte auf und knallte sie hinter sich zu. Noch immer in einer Art Sturm-Modus wirbelte er durch sein Zimmer, durchforstete hastig seinen geräumigen Kleiderschrank, und schnappte sich abschließend einen schwarz-weißen Kimono, der beinahe dasselbe Muster aufwies wie das Stück, das er in der Stadt zurückgelassen hatte. Als sich der feine Stoff sanft über seinen Körper legte beruhigte sich Shien merklich. Das Gefühl, ein Avatar der Urkraft Wind zu sein, verflüchtigte sich nach und nach mit jedem Atemzug. Kurz brauste Shien zwar wieder auf, als er sich selbst im mannshohen Spiegel betrachtete, doch die Enttäuschung über sich selbst legte sich schnell während er all die Kleinigkeiten analysierte, die sein Abbild in diesem Moment wie die Karikatur eines abgehalfterten Teestubenbesitzers wirken ließ.
*Der schöne Stoff… überall Falten. Hier ist eine, da ziehen wir hier… dan dort ein wenig nachziehen… schon besser. Hmm, unter der Nase klebt immer noch ein wenig Blut, und… ich könnte schwören dass sich hier und da bereits blaue Flecke abzeichnen. Zum Glück scheint die Gesamtform nicht geschändet worden zu sein… schöne Menschen kann nun mal nichts entstellen. Fehlen nur noch die Haare…*
Unzufrieden mit seiner Frisur blickte Shien zur Seite, wo sich fasrige Haarsträhnen am Rande seines Gesichtes nach unten kringelten. Ein Versuch, mit der Hand durch die gesamte Mähne zu fahren, schlug fehl – der Wind hatte zuviel Schaden angerichtet. Nun half nur noch ein kühles Bad und ein momentan aussichtsloser Kampf zwischen Bürste, Kamm und Haar. Da dafür jedoch die zeit fehlte nahm sich Shien aus einer von zahlreichen Schubladen mehrere Bänder und Gummis und bändigte den Großteil seiner Mähne zu einem dicken Zopf, der ihm bis über die Hüfte reichte. Sein Spiegelbild sah ob der ungewöhnlichen Frisur zwar fremd aus, dafür waren die meisten Zeichen eines liederlichen Marktschreiers verschwunden.
So in Form gebracht verließ Shien um einiges entspannter seine Kajüte, stellte sich breitbeinig in den Gang und rief:
„Sona? Noa? Auf’s Deck, Leinen los, und der ganze Rest, ihr wisst schon! Wir müssen aufbrechen! Macht die Dragon klar! Keine Fragen, los, los, LOS!“
 
S

Sona

Guest
Selbst noch völlig durch Entsetzen und Faszination gepackt, brachte der Musiker keine weiteren Überlegungen mehr aus seinem Munde. Willig aber wie die Ärztin auch nicht davon überzeugt, dass es noch einmal klappen könnte, wiederholte er seine mystischen Handbewegungen, die rätselhaften Bahnen der Münzen und das Klirren selbiger ein weiteres Mal. Er starrte wie ein Irrer auf die Berrys, die er jetzt aber vorsichtig zu meiden versuchte. Ihm war es mehr als unheimlich geworden. So unheimlich, wie ihn einst ein Stück für seine Geige geworden ist, welches er seitdem nie mehr auch nur in Gedanken weiterkomponieren sollte. Sonas Gedanken streiften in der Vergangenheit umher und fanden das eine Mal, als er seine Noten in die Freiheit ließ und Eol sie jedoch wieder aufschnappte und ihm zurückgab. Bei diesen Noten ist jenes Stück dabei. Ob Eol es auch noch erwischen konnte?

Sona? Noa? Auf’s Deck, Leinen los, und der ganze Rest, ihr wisst schon! Wir müssen aufbrechen! Macht die Dragon klar! Keine Fragen, los, los, LOS! Sona erschrak sichtlich (sein Kopf schleuderte sich selbst, ähnlich seinem Oberkörper, in eine für seinen Steiß gefährliche Senkrechte). Getrieben dem Schmerz aus seinem Rücken zu transportieren, stand er auf, erreichte seine buckelige Position, in der er auch schon vorher den Versammlungsraum zurecht gerückt hatte und erkannte einen markanten Nachteil für ihn – der Gehhilfe-Stuhl musste sich eigenbeinig von ihm wegbewegt haben. Jetzt sind es sogar nicht nur noch die Münzen… Werte Noa, würdest du mir bitte helfen?, woraufhin der Bucklige sein Leid mit einem Kopfschwenken zum Stuhl hin bestärkte.
 
N

Noa

Guest
Die Lamour schüttelte ungläubig ihren Kopf. Es war zum verrückt werden und scheinbar wusste der Musiker genauso viel wie sie, nämlich gar nichts! Nur das es ebenso war und augenscheinlich nicht ausschließlich die Münze beeinflusste, sondern auch den Stuhl. Mit einem lauten Geräusch stürzte er um. Hätten man vorher in diese Richtung gesehen hätte man gesehen wie er gerade mal auf 2 Beinen kippelte, nun lag er reglos, umgekehrt auf dem Boden. Noa zuckte zusammen und beäugte das Stück Holz daraufhin misstrauisch.
„Sona? Noa? Auf’s Deck, Leinen los, und der ganze Rest, ihr wisst schon! Wir müssen aufbrechen! Macht die Dragon klar! Keine Fragen, los, los, LOS!“
Wieder zuckte sie zusammen. Sie war doch sonst nicht so schreckhaft! „Sie sind schon zurück? So ein Mist, die waren aber schnell…“ Die junge Frau riss sich zusammen und kam Sonas Bitte nach. Der Stuhl wurde auf seine vier Beine gestellt und dem Musiker vor die Nase geschoben. Dann war sie auch schon weg. Ja sie ließ den Verletzten einfach zurück.

Noa stürmte aufs Deck und wäre fast in den Kapitän gerannte. Erstaunt glubschte sie ihn an. Wo war der Rest? „Aye! Was soll ich tun?!“ Richtig, man hatte ihr außer der Arztposition nichts weiter zugewiesen und sie kannte sich zwar mit kleinen Booten aus, aber mit so einem Schiffchen wie der Dragon…nun das war schon etwas anderes. Sie hatte keine Ahnung was los war, Shien hatte es vermutlich eilig, naja für eine kurze Einweisung war dann doch sicher Zeit.

[out: mähhhh~ man merkts...Gehirnverstopfungen]
 
J

Jennifer Black

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Dieser Idiot hatte sich gerade tatsächlich aus dem Staub gemacht. Unglaublich. Was dachte sich dieser Kerl? Wenn sie sich nicht täuschte, dann war er es, der hinter ihr geradewegs gegen die Mauer prallte und sich dann quasi in Luft auflöste. Er würde was zu hören bekommen, wenn auch Jen zurück auf der Dragon war. Idiot, da wartete sie hier extra auf ihrem Kapitän und der verschwand einfach - und das noch ohne jedwede Grazil oder Eleganz. Mit einem lang gezogenen Seufzer ließ sich Jen vom Baum hinab fallen - direkt zwischen die Soldaten, die schon mit ihren Lanzen zwischen den Blättern herum stocherten. Sie wirkten wie Blinde mit Gehstöcken, oder wie untalentierte kleine Kinder, die ihren Ball aus dem Baum fischen wollten. Jennifer Black überließ die armen Taugenichtse ihrem Schicksal und eilte einfach zwischen ihnen hindurch, quer über den Platz, zwischen endlos vielen Garden und einzeln umherlaufenden Soldaten umher und dann geradewegs zum Haupttor hinaus. Dort angekommen hörte sie auf zu schleichen und rannte mit blanken Füßen durch den weißen Kies unter ihren Füßen in Richtung Hafen. Hinter ihr wirbelte Staub auf, doch ausnahmsweise achtete sie nicht darauf unerkannt zu bleiben. Ihre schwarzgrünen Haare wehten hinter ihr her, doch niemand sah es. Einige Leute drehten sich lediglich um, meinten einen Luftzug gespürt zu haben... der Wind, redeten sie sich ein, der Wind. Es dauerte nur halb so lang wie auf dem Hinweg, bis die junge Black mit ihren nackten Füßen die Planken des Decks der Dragon berührte. Sogleich verschwand der leichte Schwindel, die aufkommende Übelkeit, die sie verspürte, wenn sie das leicht wankende Schiff verließ. Offensichtlich hatte sie einiges aufgeholt an Wegstrecke, denn sie vernahm soeben Shiens Worte, die er aufs Schiff hinaus schrie. Mit einem aufgebrachten Gesichtsausdruck und zusammengepressten Lippen stand sie an Deck und tapste in Richtung Steuerkabine. Wie wollte er aufs Meer hinaus segeln, ohne seine Navigatorin?

Jen löste mit einer Handbewegung die Sperre, die das Steuerrad daran hinderte sich zu drehen und wartete auf den Befehl das Schiffchen auszuparken...
 

Livy

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Kaum hatte er seine Befehle gebellt, da kamen seine Getreuen auch schon zu ihrem Kapitän geeilt. Nun, "geeilt" war vielleicht das falsche Wort, "gestolpert" traf es schon eher. Gestützt von Noa trat der noch immer recht schwach aussehende Musiker an Deck, Jennifer war der Meute unterdessen offenbar gefolgt und hatte sich mittlerweile schon wieder ans Steuer begeben. Es fehlten Dwain, Takeo, Timothy und Eol - vier Leute, kein guter Schnitt wenn man bedacht, das die Crew insgesamt nur aus acht bestand.
*Uns bleibt beim besten Willen aber keine Zeit... verflucht..!*
Mit vor dem Brust verschrönkten Armen und dem Blick auf Ärztin und Musiker gerichtet sagte er: "Wie es scheint ist unser Dirigent nicht sonderlich einsätzfähig, habe ich recht? Ein wahrlich ungünstiger Zeitpunkt, doch müssen wir damit wohl zurecht kommen. Noa, Sona, geht bitte in den Essensraum, ich brauche euch zumindest in der Nähe. Jennifer!" Kurz nickte er seinen zwei Kameraden zu, dann nahm er ein paar Schritte auf den Steuerraum zu. Mit einigen Metern abstand bedachte er die Navigatorin mit den Worten: "Perfektes Timing wie eh und je. Ihr wisst was ihr zu tun habt? Bringt uns schleunigst aus dem Hafen hinaus. Setzt den Kurs auf die Mondinsel, aber bitte so, dass wir um das Gebiet zwischen Sonne und Mond einen großen Bogen machen."
Nachdem jeder Anwesende seine Anweisungen bekommen hatte hastete Shien zu den Segeln der Dragon, doch alle waren sie noch entrollt von ihrer Ankunft. Unordentlichkeit hatte manchmal eben doch ihre Vorteile... ein anderes Problem boten dagegen die Taue, mit denen die Dragon am Steg festgemacht war. Eilig hüpfte Shien vom Schiff, zückte sein Schwert, setzte an... und hielt im Schwung inne. Sein Blick ging hinüber zum Zentrum der Sonneninsel, wo sich noch immer mindestens drei Crewmitglieder aufhalten mussten. *Timothy, Dwain und Eol sind dort einkaufen... zumindest Mr. Anglachel weiß jedoch, was zu tun ist. Zumindest auf ihn müssen wir...*
Beinahe konnte Shien den wütenden Blick seiner Navigatorin schon im Rücken spüren. Während sie sich um das Wohl der Dragon kümmerte stand ihr Kapitän unbewegt an der Anlegestelle und wartete auf die Zuspätkommer. Andererseits... 50:50 war kein Schnitt für eine Erfolgsgeschichte. Zumindest eine Person mussten sie noch aufnehmen können, ihnen blieb einfach keine andere Wahl.

Während am Kai mit Blick auf die Innenstadt wartete schien die Umgebung ungewöhnlich still. Der Hafen, der sonst so voller Leben steckte, war wie ausgestorben. Vom markt her drangen zwar Stimmen hinüber, wahrer Aufruhr klang jedoch anders. Ein Blick zur Sonne verriet, dass es mittlerweile später Vormittag sein musste. Normalerweise hätten sie noch einige Zeit gehabt, um sich nach Informationen über die Entführte umzuhören, doch die kleine Aktion am Palast hatte ganz einfach viel zu viel Aufsehen erregt. Bald würde eine Abteilung der Stadtwach die Dragon zum Ziel nehmen, um die verräterischen Fremden zu fassen. Ein Eindringen in den königlichen palast war sicherlich kein Verbrechen, das mit einer leichten Strafe geahndet wurde.
Und dennoch... die ungewöhnliche Stille machte Shien mehr zu schaffen als die Aussicht auf Gefängnis. *Eine seltsame Ungereimtheit ist es... es passt nicht ins Bild. Doch warum meiden die Menschen den..?*
Ein kreischendes Zischen durchschnitt die Luft, gefolgt von einem Krachen. Steine flogen, der Qualm von zertrümmertem Fels stob auf, und laute Sirenen kündeten von etwas, das für die Einwohner von Sunny ganz normal, für die fremden Piraten allerdings noch völlig unbekannt war: Einer von unzähligen Angriffen der Mond- auf die Sonneninsel begann sich gerade zu entfalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
E

Eol P. Anglachel

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So schnell er nur konnte ist Anglachel durch die Gassen von Sunny gerannt um seine Verfolger abhängen zu können. Und nun, da er die erlösenden Segel der Dragon vor sich sah, konnte er seinen Augen nicht trauen. Seine Crew war drauf und dran zu verschwinden, und das ohne ihn! Er fühlte wie eine Schwärze ihn umklammerte und seine Beine schwerer werden ließ. "Die hauen doch nicht etwa tatsächlich ohne mich ab, oder?", fragte sich der vermeintliche Schiffszimmermann der Crew und sah die Segel der Dancing Dragon im Wind flattern. Er hatte zwar ziemlich viel erwartet abe rnicht so einen Verrat. Obwohl es ihn nicht wunderte. Anglachel rief die Geschehnisse in Lvneel zurück. Waren die Leute die sie von der Dragon geworfen haben nicht ebenfalls Crewmitglieder des Schwarzen gewesen? Was wenn sein Kabukispiel tatsächlich nur Maskerade war und er wertlose Stücke, wie Pupen einfach austauschte. "Wenn dies der Fall ist muss ich die anderen warnen und Shien zur Rede stellen", setzte Anglachel sich in den Kopf und sprintete mit aller Kraft nach vorne.

In den nächsten Momenten wurde der Boden um den jungen Schiffszimmermann stark erschüttert von Erdbeben, die Soldaten der Stadt liefen in den Hafen und die ersten Kriegsschiffe liefen aus. Innerhalb weniger Sekunden befand sich der gerade Entkommene
wieder zwischen den Stadtwachen, doch diesmal nicht als Ziel wie es aussah. Die Mondinsal hatte gerade ihren Angriff auf die Sonneninsel gestartet. In diesem Moment wurde ihm auch klar, dass dies der Grund für die Kabukis sein muss den Hafen zu verlassen. Es war riskant, aber wenn sie jetzt nicht fliehen würden, könnten sie in diesem Scharmützel versenkt werden. Anglachel rappelte sich auf und lief weiter die Docks entlang. Er musste die Dragon erreichen, bevor sie aufs Meer segelte oder sich dann für einen unbestimmten Zeitraumm in diesen Gassen rumschlagen um zu überleben, und es war für ihn ganz klar, welche Option er präferieren würde.

Wie ein Berserker schubst Anglachel die Wachen beiseite und drängelt sich zur Dancing Dragon durch. Immer weiter vorwärts durch die Mengen der Stadtwache und den Belagerungsangriffen der Mondinsel. Immer weiter drängte er nach vorne bis er fast das Ende des Stegs erreicht hatte und die Rehling der auslaufenden Dragon in Reichweite kam. Anglachel sprang mit aller Kraft und konnte gerade noch so festen Griff bekommen und fuhr mit den Kabukis an Bord der Dancing Dragon aus dem Hafen. Nachdem er sich an Bord gehieft hatte legte er sich schwer atmend zu Boden und sah hinauf in den blauen Himmel.
 

Livy

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"Was zur..?"
Etliche Kanonenkugeln trommelten auf den Hafen ein und hinterließen nichts als Trümmer. Hölzerne Stege wurden wie Papier durchlöchert, Gebäude versanken in Wolken aufwirbelnden Staubs, und die hellgelbe Sonne, die gerade eben noch ihren lichten Segen auf ihre Insel niederwarf, musste sich durch dicke Wände aus Dreck und Rauch kämpfen. Binnen weniger Augenblicke war der Hafen im Chaos versunken...
Hastig eilte Shien zurück an Board der Dragon während das Schiff unter den fähigen Händen von Miss Black aus dem Hafen glitt. Wie schaffte es diese Frau sich trotz dieses Irrsinns zurechtzufinden? Als Shien an der Steuerkabine ankam um diese zu erklimmen klopfte er einmal fest gegen die hölzerne Wand des Raums und stieß ein lautes "Weiter aus!" hervor. Anschließend flog er die kleinen Treppen nach oben um zu versuchen, sich von der erhöhten Position aus einen besseren Überblick zu verschaffen. Gegen Saub und Rauch würde die Höhe nichts ausrichten können, doch vielleicht würde er etwas besser erkennen können was im Hafen vor sich ging.
Als sein Fuß die vorletzte Treppe berührte hörte er plötzlich einen dumpen Schlag, so als wäre etwas gegen die Dragon gestoßen. Noch einen Tick schneller erklomm Shien die Steuerkabine. Ohne zu zögern beugte er sich dann über die schmale Mauer, die die "Aussichtsplattform" umgab, um die Ursache des seltsamen Geräuschs in Erfahrung zu bringen. Shien atmete auf, als seine Augen eine allzu bekannte Gestalt erblickten. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht rief er zu dem jungen Mann hinunter: "Mister Anglachel! Ihr seid spät dran!!" Noch immer lächelnd wandte sich Shien von seinem Zimmermann ab und blickte nun endlich in Richtung Hafen. Zwar konnte er erleichtert feststellen, dass sich die dunklen Umrisse des Kais zügig entfernten, allerdings hatte ihn Eols Ankunft an ein ganz anderes Problem erinnert.
*Sona und Noa waren von Anfang an hier, Eol und Jen kamen mit mir... es fehlen Tim, Dwain und Takeo... wo stecken sie bloß?* Angestrengt stierte Shien in den unnatürlichen, grau-schwarzen Nebel der den Hafen einhüllte. In einiger Entfernung waren Schatten zu erkennen, die sich lauthals miteinander unterhielten. *Wachen? Sie haben uns also doch bis hierher verfolgt...* So sehr das Pflichtgefühl der Männer auch Bewundeurng verdiente, es wäre besser gewesen die Krieger hätten sich wie der Rest der Bevölkerung in ihre Häuser verkrochen. Was auch immer die Sonneninsel gerade heimsuchte, es machte genauswenig vor glänzenden Wächtern Halt wie vor Piraten.

Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde der Hafen jenseits der Rauchwand kleiner und kleiner. Shien bildete sich ein dass auch der Dunst lichter werden würde, doch noch immer waren vereinzelt laute Kanonenschüsse zu hören. Sie folgten nicht mehr so schnell aufeinander wie zu Anfang, doch genügte etwa nicht eine einzige Kanonenkugel, um Angst und Schrecken zu verbreiten?
Als nicht einmal mehr die Schatten der Sonnengarde von der Dragon aus richtig zu erkennen war wandte Shien das erste Mal seit langem seinen Blick ab und drehte sich in die dem Hafen genau entgegengesetzte Richtung. Vor ihm breitete sich ein leeres, blaues Meer aus, auf dem das Sonnenlicht glitzerte. Es war Mittagszeit, und die Schatten der Reling vor ihm zeigten leicht schräg auf den Kapitän. *Mittag, das heißt die Sonne steht im Süden... die Dragon schaut mit ihrer Schnauze nach Süd...-osten? Gut, gut... die Mondinsel lag meines Wissens östlich der Sonneninsel. Miss Black lenkt uns tatsächlich in einem schönen Bogen südlich um den Mond herum.*
Mit einem geistesabwesenden Nicken wandte sich Shien der Treppe zu, die vom Dach des Steuerraums auf Deck führte. Während er die Stufen nach unten schritt brüllte der Kapitän der Kabukis mit lauter Stimme: "In den Essenraum, meine Kameraden, es gibt einiges zu besprechen!!!"

Nachdem sich alle Crewmitgleider, die geistig wie körperlich willens waren, dem Befehl ihres Kapitäns zu folgen, in besagtem Zimmer versammelt hatten setzte sich Shien an die Kopfseite des langen Tisches, an dem die Crew letzten Abend gespeist hatte, und eröffnete das Gespräch mit einem Seufzer. Dabei klopfte er mit der flachen Rechten auf den Tisch.

"Ich muss zugeben, dass ich mir diesen Ausflug etwas anders vorgestellt habe. Anstatt in aller Ruhe Informationen zu sammeln ereilte uns nicht nur der Zorn der Sonnengarde, der Angriff einer unbekannten Macht zwang uns zusätzlich einige unserer Kameraden zurückzulassen, die wir hoffentlich am Ende dieses Abenteuers erneut werden aufsammeln können. Jetzt, meine Freunde, gilt es jedoch erst einmal dem uns vorgezeichneten Pfad zu folgen. Wir werden insere Suche auf der Mondinsel fortsetzen!
Um jedoch genügen vorberietet zu sein, um uns in dieser fremden, feindlichen Welt zurechtzufinden gilt es zuerst, Informationen auszutauschen. Also, bitte, teilt eure Geschichten mit uns meine Freunde."
 
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N

Noa

Guest
Noa beförderte den Musiker wie geheißen unter Deck in das Esszimmer. Irgendwie blöd da draußen Kanonenkugeln flogen, Staub und Rauch über dem Hafen hing und sie konnte nicht dabei sein und voller Schadenfreude lachen, denn das einzige was sie trafen, war den Hafen. Wie auch immer. Die Lamour setzte Sona vorsichtig auf einen der gepolsterten Stühle, ließ sich selbst auf einem anderen nieder, stützte den Kopf in die Handfläche und schaute gelangweilt zu dem jungen Mann rüber. Kanonenkugeln fielen, hektische Schritte an Deck und langsam aber sicher rückte der Hafen in weite Ferne. Die Hektik war plötzlich wie weggeblasen und einige der Crewmitglieder traten unter Deck, letzten Endes auch der Kapitän höchstpersönlich.
Kurze Erläuterung wie es weiter geht und dann sie gesamte Informations-Abfrage-Prozedur.
„Nun, wie es aussieht sind wir nicht die einzigen die nach der Prinzessin suchen. Wen wundert es, bei dem Geld. Heute Vormittag kam 2 Personen vorbei, männlich und weiblich, der eine hieß Bashu, schwarzhaarig, die Dame rothaarig, beide tätowiert, beide Katanaträger. Ich bin mir sicher wir werden die noch einmal sehen, vermutlich sogar auf der Mondinsel. Wenn es dieses Mal um Informationsbeschaffung geht, dann würde ich diese Truppe sehr gern unter die Lupe nehmen. Vielleicht hatten sie etwas mehr…Erfolg bei der Beschaffung von Informationen als wir.“, ein verschmitztes Lächeln, Vortag Ende. „Darf ich fragen wer für dieses Chaos verantwortlich ist, oder war?!“ Eine fast schon anmaßend scharfe Betonung lag auf dem Wörtchen „war“, eher aus Frust, sich das Spektakel nicht mit ansehen zu können.
 
E

Eol P. Anglachel

Guest
"Mister Anglachel! Ihr seid spät dran!!". Als diese Worte Anglachels Ohren von dem über ihn grinsend stehenden Shien kamen, hätte er ihn am liebsten eine reinhauen können. "Ich wurde von Wachen verfolgt, habe gerade so die Hälfte der Einkäufe mitbringen können, stand mitten zwischen den Bombardierungsangriff der Mondinsel und habe meinen Weg noch gerade so zur Dancing Dragon durchgeschlagen und muss mir von diesem Mann anhören, dass ich zu spät dran bin? Manchmal ist das Schicksal der Welt wirklich ironisch, egal wie man es sieht.", grummelte Anglachel vor sich hin, während er sich an der Rehling hoch zog und sich aufs Deck fallen lies. Aber nichts des so trotz musste er sich eingestehen, dass seit dem er den Kabukis beigetreten ist wesentlich mehr Abwechslung und Spaß in sein Leben bekommen hatte, und lies den 'Schwarzen' Kapitän nochmal davon kommen.

Müde und mit leichten Schürfwunden von den Strapazen der letzten 300 Meter schlurfte der junge Mann über das Deck zum Essensraum des Schiffes und lies sich auf einen leeren Stuhl fallen, die restlichen verbliebenen Einkäufe vor sich auf den Tisch gelegt atmete er einmal tief ein und begann der folgenden Konversation zu folgen. Nachdem Shien aufgefordert hatte das geschehene zu schildern und Noah den Anfang gemacht hatte, beschloss Anglachel sich sofort einzuhängen, da er ähnliches zu berichten hatte.
"Bei uns war es ziemlich ähnlich. Wir sind ebenfalls einer Gruppe begegnet die Informationen über das verschwinden der Prinzessin besorgt hatte. Hier ist ein Stichzettel mit einigen wichtigen Sachen. Erstens schien es keine Gewalttat gewesen zu sein und ausserdem waren die ganze Zeit Wachen vor ihrer Tür. Das Zimmer schien ziemlich weit oben gewesen zu sein, also kann dadurch auch keiner reingekommen sein. Diese 'Sucher' waren ziemlich übeles Volk und hatten versucht uns zu erwischen, nachdem wir ihnen diesen Zettel abgeluchst haben. Timothy hatte vorher schon für etwas Trubel gesorgt, wodurch es doch relativ einfach war zu entkommen. Allerdings ist er uns aus den Augen gekommen und bei der Flucht vor den Wachen wurde ich auch von Dwain getrennt. Alles in allem war der Aufwand den wir geleistet haben also nicht gerade in einem guten Verhältnis zum Wert der Informationen, wobei ich selbst noch Glück hatte den Überraschungseffekt der Attacke von der Mondinsel nutzen zu können.", schloss Anglachel schließlich den kompletten Bericht in eins ab, schob den Zettel zu Shien hinüber und lehnte sich zurück gegen den Stuhl. Nach dem dieses Meeting vorrüber war, würde er sich schleunigst Richtung Bad begeben und danach bis zum nächsten Sonnenschein schlafen.
 

Livy

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Hier waren sie also, vier Kameraden, am (vorläufigen) Ende einer Jagd. Noch immer konnte man draußen das Knallen von Kanonen hören, doch mit jeder Sekunde, die zäh dahin floss, wurden die Explosionen leiser und seltener. Der Angriff – wer auch immer ihn nun gestartet hatte – schien sich seinem Ende zuzuneigen. Shien bemerkte diese Tatsache mit einem Lächeln. Während er auf seinem angestammten Platz am Kopf der Tafel saß und den Ausführungen seiner Kameraden lauschte warf er auf jeden einzelnen einen Blick: Noa, die sich vorbildlich um Sona gekümmert hatte, der nun halb bewusstlos auf seinem Stuhl klemmte. Eol, der recht mitgenommen aussah, und dennoch ausführlich die Erlebnisse seiner Gruppe schilderte. Und Jen, von der er nun den Kopf sehen konnte, weil sie im Steuerraum geblieben war, wahrscheinlich um die Dragon wirklich endgültig aus dem angegriffenen gebiet zu manövrieren.
*Vier… das ist also von meinen ehemals sieben Kameraden übrig geblieben?*
Als Eol erwähnte, wie er zuerst von Timothy, und dann von Dwain getrennt worden war, hörte Shien ganz genau hin. Er war der Kapitän, er hatte die Gruppen eingeteilt, und die logische Schlussfolgerung war, dass er schuld daran war, dass nun zwei Crewmitglieder auf der Sonneninsel festsaßen, oder etwa nicht? Gerade als Shien begann, sich über diese Tatsache klarzuwerden, endete Eol, und Stille kehrte ein. Erwartungsvolle Stille, gepaart mit Augen, die auf den Schwarzen gerichtet waren.
Shien atmete tief ein, drängte die Gedanken an Tim, Dwain und Takeo beiseite, und begann zu sprechen: "Nun denn, vielen Dank euch beiden für eure Berichte. Bevor ich zu Jen und mir komme möchte ich sagen, dass sich keiner von euch um unsere Kameraden Sorgen zu machen braucht. Früher oder später werden sie erneut zu uns stoßen, da bin ich mir sicher, Hyayayyayaya!" Das erzwungene Lachen des Kapitän dröhnte eine Weile durch das kleine Esszimmer. Als es endlich abgeebbt war fuhr Shien fort: "Nun, ähm, wie dem auch sein mag, zu unseren Erlebnissen." Ein kurzer Seitenblick hinaus in Richtung Jennifer. "Während ihr alle andernorts nach Informationen gesucht habt begaben sich Miss Black und ich direkt zum Ort des Geschehens: dem königlichen Palast von Sunny. Ich wollte mich vergewissern, wie genau es der Prinzessin möglich gewesen sein könnte, aus ihrem Zimmer zu verschwinden, doch unser Erkenntnisgewinn war… ernüchternd. Im gesamten Raum gab es keinerlei Geheimgänge! Das Bücherregal konnte man nicht verschieben, die Leuchter waren fest verankert, einzig die Fenster boten – abgesehen von der Tür natürlich – einen Ausgang. Wir müssen also davon ausgehen, dass die Prinzessin aus geflohen ist, oder entführt wurde. Aufgrund der Beschaffenheit dieses Fluchtwegs können wir nämlich noch immer nicht mit Sicherheit sagen, ob die Prinzessin allein unterwegs ist, oder ob sie in Begleitung reist. Theoretisch wäre im Moment beides möglich."
Einen Moment ließ Shien diese Erkenntnis auf seine Kameraden einwirken, dann fuhr er fort: "Die Informationen der drei Gruppen zusammengenommen wissen wir also folgendes: In besagter Nacht floh die Prinzessin – allein oder nicht – aus dem Fenster ihres Zimmers. Gewalt war nicht involviert, genauso wenig wie Mitglieder der Sonnengarde. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich noch auf der Sonneninsel befindet, da hier besagte Wache sämtliche potenziellen Verstecke bereits ausgehoben hat. Die nächstliegende Möglichkeit wäre die Mondinsel, die bekanntermaßen mit der Sonneninsel im Clinch liegt. Eine Belohnung von ganzen 10 Mio. Berry heizt die Situation weiter auf. Bei unserer Suche, die uns nun auf die Mondinsel führt, werden wir dementsprechend mit hoher Wahrscheinlichkeit auf andere Glückritter treffen, die ihre Reisekasse aufbessern möchten.
Doch das soll uns nicht interessieren! Es werden wir, die Kabuki-Piraten, sein, die das Sonnenkind aus der nachtschwarzen Umarmung der mysteriösen Mondinsel befreien werden!"

Mit diesem Satz stieß Shien seinen Stuhl zurück und stand ruckartig auf. "Ja, wir werden Amaterasu Sakura befreien und uns einen Namen machen. Doch um dieses hehre Ziel erreichen zu können, benötigen wir die Kraft von jedem einzelnen – nur als Gruppe werden wir bestehen. Hiermit sei die Zeit, die unsere verehrte Miss Black damit zubringt, unser Schiff in die Nähe der Mondinsel zu bringen, euch zu freier Verfügung gereicht. Ruht euch aus, schärft eure Schwerter, und bereitet euch darauf vor, die ersten Worte unserer Legende zu schreiben. Damit ist diese Sitzung beendet."
Ein letztes Mal schaute Shien in die Runde, dann wandte er sich ab, ein Wirbel aus weißem Haar und schwarzem Stoff. Mit festem Schritt trat er durch die Vordertür des Esszimmers und verließ seine Kameraden.

Shien seufzte. Seine Rede mochte vor Selbtsicherheit und Zuversicht gestrotzt haben, doch in Wirklichkeit fühlte sich Shien… ausgelutscht. Was nicht daran lag, dass er den halben Tag lang auf der Flucht vor grimmigen Hütern durch die Gegend gerannt war. Es war sein Geist, der lahmte. Die dauernden Ansprachen, die Gespräche, die Verantwortung, ganz besonders aber der Verlust der drei Kameraden lastete schwer auf den Schultern des Kagayaki.
*Dabei sollte es doch so einfach sein… ein grandioser Auftakt für eine grandiose Geschichte.*
Statt einem makellosen Aufzug des Vorhangs hatte Shien jedoch Pannen über Pannen verkraften müssen. Seine ersten Crewmitglieder hatten ihn betrogen, weil sie ihn für einen einfältigen Egozentriker gehalten hatten. Man hatte versucht ihn zu entführen, um Lösegeld von seinen reichen Eltern zu erpressen. Piraten hatten das leben unschuldiger Touristen aus demselben Grund gefährdet. Seine neuen Kameraden und ihn verband noch keine untrennbare Kette, vielmehr hielt sie nichts weiter als die Macht der Umstände zusammen. Was würde passieren, wenn Noa oder Jennifer die Chance gegeben wurde, diesen unfähigen Möchtegern-Schauspieler zu verlassen? Würden sie sie ergreifen?
Erschöpft rieb sich Shien die Stirn. *Seit wann bläst du Trübsal? Du bist Kagayaki "Kuroi" Shien, zukünftiger Herrscher der Meere, Mime par excellence, ein langes Gesicht steht dir nicht. Reiß dich zusammen und akzeptiere deine Rolle!*
Etwas froheren Mutes trat Shien an den engen Steuerraum heran, in dem eine grünhaarige Gestalt das Steuerrad der Dragon und – und damit das Wohl der gesamten Crew – fest in der Hand hielt.
*Sollte nicht ich das sein?*
"Miss Black?"
Jennifer wandte ich nicht um; ihr Blick war weiterhin nach vorn gerichtet. Trotzdem hatte Shien das Gefühl, dass die junge Frau ihm zuhörte.
"Wie lange wird es dauern, bis wir… am östlichen Rand der Insel anlegen können?"
Die Antwort kam in einem Satz – lang genug, um die entsprechende Information zu enthalten, aber kurz genug, um abweisend zu wirken.
"Vier Stunden. Bei gutem Wind weniger, bei schlechter Strömung mehr."
Shien nickte, mehr zu sich selbst als zu Jennifer. Er schaute ihr über die Schulter und bewunderte das blaue Meer, das in der weißen Mittagssonne hell funkelte. Tausende Lichter tanzten anmutig auf den Wellen. Shien wandte den Blick ab und betrachtete das innere des Steuerraums. An die Wände waren allerlei Karten gepinnt worden; manche zeigten den gesamten North Blue, andere einzelne Inseln. Auf einer, die sich etwa auf Augenhöhe der jungen Dame befand, waren deutlich die Umrisse von Sonne und Mond zu erkennen. Kompass, Zirkel und Lineal lagen auf einer schmalen Ablage darunter.
"Miss Black?"
Erneut keine Antwort. Shien fuhr fort:
"Ich möchte euch um einen Gefallen bitten…"


tbc: Die Schattenseite des Mondes
 
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