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III. Akt - Was wirklich zählt

Haydee

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Mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck hörte Haydee zu, als Edward ihr erklärte, warum er sie nicht mithilfe seiner Teufelskräfte aus der Zelle befreite. Obwohl sie angestrengt zuzuhören versuchte, schweifte sie gedanklich schon nach ein paar Sekunden ab. Das was Edward ihr da erläuterte, war einfach zu kompliziert für sie. Zum Glück hatte sie keine Teufelskräfte. Damit wäre sie ja so was von überfordert, vor allem wenn es so eine knifflige war, wie die des Waffenmeisters. Das Edward so problemlos mit seinen Kräften umgehen konnte, war etwas für das die junge Köchin einfach kein Verständnis hatte. Aber das hatte sie ja ohnehin für vieles, was den Tüftler anging nicht. Wahrscheinlich war Edward einer der klügsten Menschen der Welt und da war es auch keine Schande, nicht alles zu begreifen, was er tat. Wie er wohl so intelligent geworden war? Bestimmt indem er über große Probleme nachgedacht hat. Vielleicht würde sie ja auch schlauer werden, wenn sie über so was nachdachte. Das größte Problem war im Moment ja, dass sie in dieser Zelle saßen ... Vielleicht könnte sie Hühnchen so abrichten, dass es den Schlüssel ... Mit einem intensiven Kopfschütteln scheuchte die diese Idee wieder aus ihrem Schädel. Nein, denken lies sie lieber. Dass war zu anstrengend und überhaupt eher etwas für solche Menschen wie Edward oder Agwe. Na gut, vielleicht nicht unbedingt für Agwe ... Auf jeden fall sollte sie sich keine sorgen mehr darüber machen, wie sie und ihre Kameraden aus dieser Zelle heraus kamen. Irgendwer anders würde dieses Problem schon lösen.
Eine Zeit lang saß sie einfach nur still zwischen Edward und Püppchen auf dem Boden und begnügte sich damit, Hühnchen zu streicheln und dabei den Streithälsen Momo und Zwergi zuzusehen, wie sie sich prügelten. Wieso sie dies taten, war ihr nicht wirklich klar, aber wer hätte auch etwas anderes gedacht? Auf jeden fall schien Momo keine Hilfe zu brauchen, also musste Haydee auch nicht einschreiten. Für solche Schlägereien war sie nicht gemacht. Da stand sie doch lieber hinter dem sicheren Tresen und schleuderte Störenfrieden, die es auf sie abgesehen hatten, eine Flasche gegen den Schädel. Gab es hier Flaschen? Nein, leider nicht. Also war sie unbewaffnet, von ihrem Traumfänger einmal abgesehen. Nicht die beste Vorraussetzung für sie. Aber ohnehin schien Agwe langsam der Meinung zu sein, dass es genug war. Natürlich horchte Haydee sofort auf, als er etwas sagte und war im nu auf den Beinen. Dabei lies sie die aufgeschreckte Glucke fallen und steckte sich Püppchen wieder hinter ihren Gürtel. Leider waren die anderen nicht ganz so aufmerksam, wie die gehorsame Träumerin, was ihren Kapitän zu drastischeren Maßnahmen zwang. An für sich war Haydee ja dafür, dass wer nicht hören wollte fühlen musste, wo sie selbst schließlich so aufgezogen worden war. Was ihr allerdings nicht unbedingt daran gefiel, dass der Loa-Priester seine Hybridform annahm war, dass der große, schwarze Schlangenkörper den grossteil ihrer Arrestzelle in beschlag nahm ...und sie platt gegen die nächste Wand drückte. In dem Moment, da dies geschah, gab sie ein erschrockenes Quieken von sich, dass einem Meerschweinchen alle Ehre gemacht hätte und wahrscheinlich auch eher TickTack zugeschrieben wurde, als ihr.
Zum Glück sorgte dieser Ausbruch des Voodoopriesters dafür, dass ihm alle Aufmerksamkeit zukam und so verwandelte er sich schnell wieder zurück. Haydee fiel durch das plötzliche Verschwinden des Drucks von hinten auf den Boden und ein sehr zerzaustes Hühnchen flatterte böse schimpfend um sie herum, sich anscheinend darüber beschwärend, dass die Köchin es nicht besser beschützt hatte. Sofort hüpfte die junge Frau wieder auf die Beine und klopfte sich den Staub von Kleid und Jacke. Zu allem Überfluss bemerkte sie dabei, dass der raue Stein der Wände, auf Bauchhöhe ein neues Loch in ihr Kleid gerissen hatte. Das müsste sie dringend wieder flicken, wenn sie zurück auf der Pollo Diablo war. Vielleicht sollte sie versuchen Hühnchen dass nähen beizubringen. Aber dazu war später Zeit, jetzt hörte sie lieber zu, was ihr Kapitän zu sagen hatte. Als sie hörte, dass es dabei um Momo und ihre Teufelskraft ging, eilte sie sofort ganz nah an die glatzköpfige Frau heran. Sie fand diese Kräfte ja schon sehr interessant, auch wenn sie froh darüber war, selber keine zu besitzen. Also wollte sie auch sehen, was ihre Freundin nun konnte. Die schien von der Idee des Priesters, in die Gitterstäbe zu beißen, ganz und gar nicht begeistert.
Schließlich wandte sie sich doch den Eisenstäben zu und wollte in diese hinein beißen, doch im letzten Augenblick hielt sie inne und sah über ihre Schulter und nach unten in Richtung ihres Pos. Dort hatten sich nämlich zwei Zahnreihen hinein gebohrt, die zu einer gewissen Köchin ohne Verständnis für Sarkasmus gehörten. Beiß mir doch in meinen süßen Hintern. Das waren Momos Worte gewesen. Warum die Glatzköpfige sie jetzt so böse anfunkelte, begriff sie daher gar nicht wirklich. Erst nach ein paar Sekunden löste sie den leichten Biss und richtete sich wieder auf. ”… Haydee böse …?” fragte sie verständnislos und sah ihre Kameradin dabei mit großen Kuhaugen an. „Haydee nervt!“ gab Momo gereizt zurück. ”… Haydee nervt …” wiederholte die Köchin bedröppelt und machte einen Schritt zurück. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie würde heute noch ärger bekommen. Und mit dieser Gewissheit war sie gar nicht mehr so sehr daran interessiert, zu sehen was Momo machen konnte. Dabei war das echt spannend, als sie tatsächlich Teile aus dem Eisen biss und dieser sogar wieder aus ihrem Magen raus kam. Bestimmt musste sie jetzt den Speiseplan ihrer Mitstreiterin umstellen. Ob man Eisen wohl kochen konnte? Auf jeden fall hatte die Glatzköpfige es nach einigen Minuten geschafft, einen passierbaren Durchgang zwischen den Gittern freizulegen. Ein korpulenterer Mensch hätte gewiss Probleme gehabt, dort durch zu kommen, aber Haydee würde nicht einmal den Bauch einziehen müssen, um ganz locker hindurch schlüpfen zu können. Allerdings war sie einfach nicht dafür geschaffen, als erstes irgendwo raus zu gehen. Dass überlies sie lieber anderen.
 

Edward Buraddo

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Edwards bedenken, dass Haydee eventuell durchschauen könnte, dass er sich nur rausreden wollte waren völlig unangebracht, wie er schnell bemerkte. Er hatte noch nicht mal zu ende gesprochen, da hatten sich Haydees Augen auch schon wieder auf die Reise gemacht, ihre Aufmerksamkeit war weg und man konnte sehen, dass sie grade wieder über alles nachdachte, nur nicht über das was Edward ihr erzählt hatte... oder über irgendwas lange genug um es zu begreifen. 'Irgendwie macht mir das Sorgen... So eine kurze Aufmerksamkeitsspanne wird irgendwann noch mal zum Problem... Wie hat Haydee bisher bitte überleben können?' Irgendwie wurde aus Sorge schnell Mitleid, wenn er über Haydee nachdachte. Es kam einem so vor, als wäre sie dazu erzogen worden, nie selber über etwas Nachzudenken... Woher kam sie bloß? Wo konnte man so Leben? Ohne jegliche Eigeninitiative, ohne die Fähigkeit, selbstständig zu denken... Er musste wirklich mal Interesse an ihrer Vergangenheit zeigen... Später.

Erst mal stahl Agwe seine Aufmerksamkeit, als sich dessen Elbogen plötzlich in Edwards Gesicht bohrte. „Wosch schor Hollo?“ nuschelte Edward, klares Sprechen ging grade schlecht, während er Agwes kleinem Ausbruch zuhörte. Obwohl es nicht wirklich viel Zuzuhören gab, alles was er wollte war dass Ruhe in der Zelle herrschte. Verständlich, Edward ging das dauernde gekloppe auch auf den Senkel, auch wenn es ein schöner Anblick war, der Amazone Momo beim Kämpfen zuzusehen. Er hatte sie die ganze Zeit über beobachtet, wobei ihm etwas aufgefallen war: Momo war die einzige aus der Schiffsbesatzung, die ohne Waffen kämpfte. OK, sie war gut darin, doch ohne eine Waffe war das ganze doch einfach nur kriminell ineffizient... Selbst der beste unbewaffnete Kämpfer... oder in Momos Fall die beste unbewaffnete Amazonenkriegerin, war immer noch Unbewaffnet. Was sollte sie denn machen, wenn ihr Gegner Waffen hatte? Sie konnte nicht blocken, womit denn? In Edwards Kopf fing es an zu rattern. Momo kämpfte mit ihren Fäusten, man konnte davon ausgehen, dass sie daher eher nicht mit Waffen im normalen Sinne umgehen konnte... Schlagringe vielleicht... aber dann könnte sie immer noch nicht blocken...während Edwards Kopf noch am Rauchen war, bemerkte er, dass sich noch etwas tat. Agwe hatte Momo irgendwas gesagt und sie stand nun an den Gitterstäben. „Hmm?“ Edward stand auf, schnallte seine Gitarre auf den Rücken und sah interessiert zu, was Momo da machte. Stück für Stück biss sie sich durch einen Gitterstab, als würde sie altes, trockenes Brot Essen. „Faszinierend... In der Tat wirklich Faszinierend...“ strich sich Edward über sein Kinn. Dass Momo Teufelslkräfte hatte, das war allen aus der Crew bekannt, doch scheinbar hatte nun entweder Agwe oder Momo auch noch herausgefunden, welche Fähigkeiten sie ihr verliehen. Vor Agwes Augen knabberte sich Momo an dieser langen harten Stange herab, bis nichts mehr übrig war. „Bemerkenswert... Eine sehr Interessante Fähigkeit...“ Ja, er grübelte schon darüber nach, was wohl mit dieser Fähigkeit möglich wäre. Immerhin hatte sie grade Eisenstangen zerbissen. Und nicht nur dass, sie hatte einen Teil der Stange einfach durch ihren Bauch hindurch wieder ans Tageslicht befördert, ohne Schaden davonzutragen. Edward konnte während des ganzen Vorgangs nicht die Augen von Momo nehmen, es war einfach zu faszinierend. Erst als sie fertig war und sich den Kiefer rieb, konnte er langsam wieder klar denken. Ihm wurde klar, dass er nun keine Ausrede mehr hatte, nicht auszubrechen... Also entweder er würde klarstellen, dass er einfach nur Schiss vor den Konsequenzen hatte, höchstwahrscheinlich das letzte bisschen ansehen in dieser Gruppe verlieren und seine Chance auf die Grand Line für immer ruinieren... Oder er würde gegen das Gesetz verstoßen und ausbrechen... „Mist...“ murmelte er, während er darauf wartete, dass jemand anders den ersten Schritt tat. Edward würde hier bestimmt nicht an erster Front rausgehen.

Um Zeit zu schinden, ging er auf Haydee zu, die grade echt geknickt war, nachdem Momo sie angeschnauzt hatte und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Hör mal Haydee, du musst echt aufhören, alles so wörtlich zu nehmen. Ich weiß nicht, wie das da war, wo du aufgewachsen bist, aber hier sagen Menschen gerne mal Dinge, die sie nicht wirklich wörtlich meinen... Ich erklär dir das später an Bord noch mal genauer.“ lächelte er Haydee an. Bei der Gelegenheit würde er dann direkt mal was über die Vergangenheit der Köchin in Erfahrung bringen.
 

Gimbli

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Glatzkopf hatte echt was drauf und auh cwenn ihre Bewegungen leicht zu durchschauen waren und Finten praktisch nicht verwendet wurden, so führte sie ihre Schläge mit einer Wucht aus, die den Zwerg tatsächlich doch überraschte. Bei der kleinen, blinden Hühnerflüsterin hätten die Schläge sicherlich blaue Flecken verursacht, anstatt einfach so, beinahe wirkungslos abzuprallen, wie an den dicken, muskelbepackten Unterarmen des Zwerges, der gerade einen Mordsspaß hatte. Er brauchte eben seine täglich Dosis Kneipenprügelei. Zwar hatte er sich heute schon geprügelt, aber das war noch lange nicht genug. So wollte er auch nicht auf den komischen Lulatsch hören, der sein Kartenspiel beendet hatte und versuchte die beiden Streithähne zu trennen. Schwieriges Unterfangen, denn Glatzkopf hatte genauso viel Spaß am Prügeln wie der kleine Kampfzwerg. Erst als er sich in den mächtigen, schwarzen Schlangenmann verwandelte, klappte Gimbli wortwörtlich die Kinnlade runter und Momos Faust fand den Weg durch seine Verteidigung. Der heftige Schlag auf die Stirn lies Gimbli zwar einen Schritt zurückweichen, aber nichtsdestotrotz nichts auszumachen. "Bei Damballahs heiligen Schlangenschuppen." entfuhr es ihm und wie gebannt starrte er auf den Loa-Priester, der Momo jetzt dazu aufforderte in die Gitterstäbe zu beißen. Kurz schauderte Gimbli, niemals könnte er sich vorstellen mit dem Mund Eisen zu berühren, aber im Gehirn kam dieses Schaudern nicht an, denn sämtliche Gedanken waren auf den schwarzen Mann, korrigiere, die schwarze Schlange gerichtet. "Bei Mutoloschs Barte, du bist wahrlich von den Loa gesegnet. Von Damballah persönlich." entfuhr es dem ehemaligen Bewohner Ghyrmars, der als dieser zumindestens die Hauptloa, die vier Handwerksloa und Ogoun kannte. Und da Damballah eine Schlange war, konnte diese Fähigkeit nur von ihm kommen. Das Damballah eigentlich weiß war und Mr. Schlangenmann schwarz, schob Gimbli einfach darauf, dass Agwe immer schwarz war.
"Und du, man! Dein Herz ist groß wie deine Kraft, doch stell' dich uns nicht in den Weg!" sprach der Priester Gimbli an, der mittlerweile seine Kinnlade wieder eingerenkt bekommen hatte und ohne Angst dem Schwarzen ins Gesicht schaute. Zwar lag so etwas wie Bewunderung in seinen Augen, doch keine Angst. Agwe war ein Diener der Loa, er war ein Diener der Loa, also bestand kein Grund zum kämpfen, es sei denn zum Spaß. "Du hast gesehen welche Kräfte mir die Loa gegeben haben, man, und ich bin gewillt, Ogouns Zorn zu entfesseln wenn du dein Gemüt nicht zu zügeln vermagst. Und glaube mir, man, Ogoun ist mächtiger als die mächtigsten Krieger und selbst jemand mit deinem Zorn wird ihn nicht überwinden." "Von wem sollten die Kräfte auch sonst stammen, wenn nicht von Papa Legba, der großen Weltenschlange, dem Erschaffer persönlich. Nur er kann solche Mächte verteilen. Ich werde mich hüten Ogoun zu verärgern, bisher war er immer mit mir. Den Eisenmann bringt man besser nicht auf die Palme." erwiderte Gimbli und grinste breit. "Ich bin übrigens Gimbli, Gimbli Vruden, genannt die Schildramme." stellte er sich vor und schüttelte mit seiner mächtigen Bärenpranke, die in Größe nichts der Schlangenpranke nachstand, die Hand des Schwarzen. "Und einem Priester des wahren Glaubens, würde ich mich nie in den Weg stellen." bekräftigte er nocheinmal und neigte als Respektsbekundung leicht den Kopf. Dieser Mann war würdig.
Im nächsten Moment wurde sein Blick von der Glatzköpfigen mit dem Frettchen angezogen, die plötzlich ein Stück Eisen aus der Hüfte rausgucken hatte. Diesesmal schauderte es den Kampfzwerg am ganzen Körper, als er sich dummerweise vorstellte, wie es wäre, wenn kaltes Eisen aus seiner Seite rausschauen würde. Schrecklich. Schwerter und Äxte waren ja schon unerträglich, aber erst Eisen essen und dann aus dem Körper herauswachsen zu lassen. Das würde ihn glatt KO hauen. Angewidert wandte er sich ab, als Allesfresser Momo knirschend weiter die Gitterstäbe vertilgte und blickte zu den anderen beiden. "Ihr seit echt abgefahren. Der Lulatsch ist von Legba gesegnet, Glatzkopf frisst sich durch Eisen, die kleine scheint unter Realitätsverlust zu leiden und nachher erzählt ihr mir noch, dass Mr.Gitarre durch Wände gehen kann und 'ne tragbare Schnapsbrennerei besitzt." Wie Recht er vor allem mit der letzten Behauptung hatte, konnte er ja nicht ahnen. Kurz darauf war Momo fertig mit Essen und trat von dem Loch im Gitter zurück, aber keiner machte Anstalten auszubrechen. Fragend blickte der Zwerg in die Runde. "Was denn? Wollt ihr Wurzeln schlagen?" Aber er bekam keine Antwort, also stapfte er zwei Schritte auf das Loch zu, nur um im nächsten Moment mit einem schnellen Hechtsprung durch die Gitterstäbe zu hechten. So schaffte er es tatsächlich ohne auch nur eine Berührung mit dem kalten Metall und den scharfkantigen Abbruchstellen zu verursachen. Dafür prallte er, nachdem er sich abgerollt hatte mit dem Kopf gegen die gegenüberliegende Zellwand. Schnell sprang er wieder auf die Beine. Er hasste es Metall zu berühren, selbst wenn es verdammt gut gearbeitet war und nicht so billig wie die Gitterstäbe des Gefängnises. "Baah." brummte er, ehe er sich nach den anderen, die immer noch in der Zelle saßen umguckte. "Drago hierhin." rief er und wieselflink wuselte sich der Ewsgurn mit dem Hammerschwanz durch die Mojo Bunch Mitglieder, zischte in Richtung Hühnchen, das daraufhin aufgeregt gackerte, kletterte den Dwarf hinauf und lies sich auf die Schulter nieder. "Also ich würde vorschlagen, wir holen uns erstmal unsere Sachen wieder." tönte seine Bassstimme und gleich darauf begann er loszustapfen.
 
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Agwe

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Agwe war nur geringfügig überrascht, dass Momo sich durch die Gitterstäbe fraß. Auch dass der Zwerg, der sich als Gimbli vorgestellt hatte, den Loa anhing, überraschte ihn nicht. Jedenfalls nicht so sehr wie die anderen. Natürlich war das Wort seiner Götter schon längst über den Ozean gekommen und es war nur eine Frage der Zeit bis er, nach Haydee, weitere Gläubige fand. “Du bist weise, man. Und du sprichst wahr. Lass uns unsere Sachen holen.“ Munter zwängte sich der Priester durch die Lücke in den Gitterstäben, was für ihn tatsächlich nicht weiter schwer war, auch wenn er sich ein wenig zur Seite beugen musste. Dünn wie er war passte er perfekt durch den Spalt. Kaum dass er aus der Zelle getreten war sah er sich erst einmal um. Rechter Hand lag eine Tür, die offenbar nach draußen führte, doch noch war dafür nicht die Zeit. Erst einmal würden sie sich nach ihren Waffen umsehen müssen. Und wenn es rechts nach draußen ging... “Come on, people! Wir haben einige Waffen zu finden, man!“


Es tat gut, wieder mit seinen heiligen Dolchen vereint zu sein. Glücklicherweise hatten diese Frevler ihnen nichts angetan und bis auf einen kleinen Staubfilm waren seine heiligen Dolche unversehrt geblieben. Während er sie sauberwischte sah sich der Priester weiter um und entdeckte schließlich die Mischung aus Schwert und Regenschirm welche Haydee bei sich trug, achtlos an die Wand gelehnt. “There ya go!“ Lächelnd warf er Haydee den Schirm zu, der mit einem eigenartig hohlen Geräusch gegen ihren Kopf prallte und klackernd zu Boden fiel. “Irgendwann muss ich sie mal genau fragen was sie eigentlich bewusst tut“, ging es Agwe durch den Kopf während Hühnchen munter auf den Regenschirm zuwackelte und diesen neugierig beschnupperte, sich schließlich darauf setzte wie auf eine Hühnerstange.


Neben den beiden Waffen fand Agwe außerdem noch zwei Schilde aus dichtem, festen Holz. Sie waren mit den Symbolen der Loa bemalt, auch wenn Agwe diese Form von Symbolen nicht kannte. Sie wirkten.. irgendwie gröber als diejenigen die er kannte und auf eine schwer zu erklärende Art älter. Fast schien es so als haben sich die Veves die er kannte erst aus diesen Zeichnungen heraus entwickelt. War das möglich? Konnte das sein? Jetzt zu überlegen würde ihn nirgendwo hinbringen und so entschied Agwe sich, dieses Problem auf später zu vertagen. “Hier, man. Ich glaube die gehören dir.“ Ohne sich umzusehen warf Agwe die Schilder in die Richtung von der er dachte, dass sein neuer Begleiter dort am ehesten stand. Natürlich verschätzte er sich dabei gnadenlos und so traf eines der Schilder Momo am Kopf während das andere um ein Haar auf Hühnchen fiel, das sich mit einem beherzten Sprung auf Haydees Schulter, kombiniert mit einem lauten Gackern retten konnte. “Whoops.“


Als er noch ein wenig weiter herumkramte fand Agwe schließlich, wonach er gesucht hatte. Jedenfalls beinahe. Mit einer beinahe schon ehrfürchtigen Geste hob er zwei Pistolen empor, primitive Steinschlösser, die aber gut in Schuss waren.. sogar geladen. “Eh, Eddie Boy! Die wären doch was für dich, man! Fang!“ Diesmal sah Agwe sich sogar um bevor er die Waffen warf, dennoch ging dieser Wurf um ein Haar in die Hose. Die eine Pistole konnte Edward sogar noch fangen, die andere aber fiel zu Boden, wo sie sich löste und mit einem lauten Knall losging, der Hühnchen abermals aufschrecken ließ. Die Kugel zischte durch die Luft, prallte an der Decke des Gefängnisses ab und durchbohrte Agwes Hut, der durch die Wucht der kleinen Metallkugel vom Kopf des Voodoopriesters gerissen wurde. “Eh?“ Geistesabwesend bückte der Hexendoktor sich nach seinem Zylinder und beäugte das noch qualmende Loch darin mit großem Interesse, steckte schließlich einen Finger hindurch. “Fort mit Schaden, man.“ Damit setzte er sich den Zylinder wieder auf den Kopf, so frisch und geschmeidig als wäre nichts gewesen. “Hier gibt es erstmal nichts mehr für uns zu tun, glaube ich. Gehen wir. Und du, Gimbli Schildramme, kommst mit. Die Loa haben einen Auftrag für uns und damit auch für dich, denn sie haben uns zusammengeführt. Bleib' bei uns bis dein Auftrag klarer geworden ist, man, es wäre mir eine Ehre.“ Offensichtlich sah er das Ja des Zwerges schon als gegeben an, denn ohne nachzudenken drehte er sich um und marschierte in Richtung des Ausgangs. “Kommt schon, people! Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“


Als Agwe die Tür welche sie in die Freiheit entlassen sollte öffnete, rieb er sich ungläubig die Augen. Als er immer noch sah was er zu sehen geglaubt hatte blinzelte er und rieb sich die Augen nochmal. “Woah, man! Das ist wie dieser Rausch von dem mein Opa mir erzählt hat als ich in diesem Rausch war!“ Aber Rausch hin, Rausch her.. an den Tatsachen ließ sich nichts rütteln. Statt mitten in der Stadt, wie sie wohl erwartet hatten, standen die Mitglieder des Mojo Bunches und der kleine Zwerg auf einem kleinen, von Nebel umgebenen Hügel. Weit und breit war kein einziges Haus zu sehen außer dem aus welchem sie gerade gekommen waren und nur ein kleiner Trampelpfad ließ vermuten, dass hier ab und an Menschen waren. “Scheint wir waren doch länger in diesem düsteren Karren unterwegs als wir dachten, man“, meinte Agwe baff und versuchte sich einen Zigarillo anzuzünden. Als das nicht klappte, seine Streichhölzer waren schon wieder feucht, trat er verärgert gegen einen herumliegenden Stein. Leicht wallte der Nebel, wie ein feines Seidenkleid, in Wallung gebracht von den lauten unflätigen Flüchen, welche der Voodoopriester nun ausstieß.
 

Momo

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Momo rieb sich den Allerwertesten und versuchte, den zwickenden Schmerz in ihrem Gesäßmuskel zu ignorieren, den Haydee durch ihr leidenschaftliches Knabbern verursacht hatte. "Haydee nervt!", war das einzige, was sie bei dieser Aktion zustande brachte, denn der große Hundeblick seitens Haydee hinderte die Teufelsfrau daran, ihr gehörig eine runterzuhauen. Diese Traumtänzerin schien sich wirklich alles zu erlauben und in gewisser Weise konnte sie das auch, denn sie hatte eine Entschuldigung dafür: Realitätsverlust und keinen Sinn für Sarkasmus. "Also ich finde sie hinreißend." "Was du für hinreißend oder abartig befindest, versteht eh kein Schwein", gab Momo schlechtgelaunt zurück.
Gimbli und Agwe hatten sich schon erfolgreich in Sicherheit gebracht und gaben der Teufelsfrau nochmal die Gewissheit, dass sie wirklich gerade ein Loch in die Gitterstäbe gebissen hatte. Kurz kratzte sie sich am Hinterkopf und stieg auch durch die Lücke nach draußen. Dabei glitt ihr Blick auf Drago, den kleinen Taschendrachen von Gimbli, der es sich auf der Schulter des Zwerges bequem gemacht hatte, nachdem sein Besitzer - so elegant wie es für eine lebende Kanonenkugel nur möglich war - durch das Loch in die Freiheit gehechtet war. Auch TickTack beäugte das komische Haustier der Schildramme und gab ein vorlautes Keckern von sich, als würde er seiner Besitzerin sagen wollen: "Ich bin doch besser als dieses Vieh, nicht wahr?"
Momo gab darauf keine Antwort, sondern kraulte das Tierchen lächelnd am Kopf, um dann Agwe hinterherzustapfen. "Bitte lass das bald ein Ende haben..." Am liebsten wäre sie sofort zum Ausgang gehechtet, wäre durch die Stadt gerast und hätte sich von der nächsten Klippe gestürzt, als dem langen Lulatsch noch weiter hinterher zu eiern. Aber zuerst brauchte sie ihren Tabak und vielleicht noch einen Schluck von Edwards Spezialmischung, wobei sie sich das vielleicht zweimal überlegen müsse.
Der Priester schnappte sich seine Waffen und verteilte auch die anderen Kampfgeräte der Gruppe an die jeweiligen Besitzer, wobei er nicht wirklich vorsichtig oder geschickt damit umging. Dass Haydees Regenschirm an ihrem Kopf landete, geschah ihr nur Recht, doch diese beiden Schilde, die anscheinend Gimbli gehörten, hätte man wirklich besser werfen können. Beinahe hätte die Teufelsfrau dem Priester den Schild zurück geworfen, wie ein Frisbee und hätte innig gehofft, ihn damit wenigstens für einige Stunden auszuknocken. Doch das Hartholz knallte nur gegen Momos Stirn und wäre ihr beinahe mit dem Rand auf ihren Fuß gefallen, wäre sie nicht rechtzeitig einen Schritt zurück gehüpft. "Verdammt, Agwe...", zischte die Teufelsfrau und rieb sich die Stirn, während auf einmal zwei laute Schüsse losgingen, die die Glatzköpfige nicht wirklich erschreckten, sondern in ihr den Wunsch auslösten, jemand hätte den Kapitän erschossen. Doch leider hatte nur sein Hut darunter gelitten.
"Sorge das nächste Mal dafür, dass die Kugel wirklich seinen Kopf trifft", fauchte die Glatzköpfige zu Edward, der zufällig neben ihr stand und rieb sich weiterhin die wunde Stelle an der Stirn, die langsam zu einer Beule anwuchs. "Das ist ja peinlich", erwiederte Vellie und Momo versuchte sein Kommentar so gut es ging zu ignorieren, während sie das wackelige Regal nach ihrem Tabakbeutel und der Flasche mit "Momo Spezial" absuchte, die etwas weiter unten abgelegt wurden. Ohne weiter auf die Gruppe zu achten, rollte sich die junge Frau sofort eine Zigarette, die hoffentlich bald ihre Nerven besänftigen würde. Zwar war das mit zitternden Händen nicht so einfach, krümeligen und dazu noch trockenen Tabak in ein dünnes Papier einzudrehen, doch nach einigen Anläufen gelang es ihr doch. Nach mehreren erfolglosen Streichhölzern klappte es auch den Glimmstängel anzuzünden und wie wild begann sie den Rauch zu inhalieren. "Immer die gleiche Scheiße", tobte Momo murmelnd vor sich hin und rauchte den Glimmstängel mit zwei Zügen zur Hälfte aus; den kratzigen Rauch spülte sie mit einem nur kleinen Schluck des Gesöffs hinunter. Man wollte ja noch bei Sinnen bleiben, obwohl dieser Versuch bei ihrem jetzigen Umfeld unmöglich war. "Am besten wäre es, du kippst den ganzen Inhalt hinunter, dann kriegst du nicht mehr so viel mit." Vellies Ideen waren so verlockend, doch zuerst brauchte sie frische Luft.

"Ganz große Klasse." Das war das Einzige, was Momo noch zu sagen hatte, denn die frische Luft blieb ihr im Halse stecken. Das Chaos war perfekt. Das Gefängnis stand mitten in der Pampa, zwischen Wiesen, Wäldern und natürlich Nebel. Der Trampelpfad wurde von der weißen Suppe verschluckt und keiner wusste, ob es bergabwärts, bergaufwärts oder eine Klippe hinunter ging, die sich die Teufelsfrau gerne hinuntergestürzt hätte. Genervt schnippte sie die fertig gerauchte Zigarette ins Nirgendwo und steckte ihre Hände in die Taschen. Der Dunst drang wieder in und unter ihre Kleidung, das dazu verleitete, wieder in das Gefängnis zu gehen, wo es wenigstens warm war. "Gibt es keine Loa für schönes Wetter oder so, den man bei solch einem Mistwetter anrufen könnte?" "Leider haben wir keine Teleschnecke..."
 

Haydee

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Allmählich verließen die Anderen die Zelle, allen voran der kleine Mann mit dem gewaltigen Bart. Der sprang mit einer Eleganz, die man ihm gar nicht zugetraut hätte, durch die von Momo geschaffene Lücke, ohne auch nur ein Stück Metall zu streifen. Ein wenig überraschte Haydee das ja schon, denn der Kleine war ganz schön stämmig und die Köchin hatte halb damit gerechnet, dass er zwischen den beiden Stäben stecken bleiben würde. Leider war dem nicht der Fall, aber es wäre sicherlich ein faszinierender Anblick gewesen. Als auch Agwe sich in die Freiheit begab, folgte die junge Frau wie ein braver Schoßhund ihrem Herren. Der Voodoopriester ging zielgerichtet zu einem hohen Schrank, in dem sich die Besitztümer des Bunches, sowie des Zwergs befanden. Nachdem er seine eigenen beiden, seltsam geformten Dolche gefunden hatte, holte der Hexendoktor ihren Schirm aus dem obersten Regal und warf ihn Haydee zu. Die war davon allerdings total überrascht, damit hatte sie nicht gerechnet. Mit einem leisen „Klonk“ traf der harte Griff des versteckten Messers gegen ihre Stirn. Daraufhin gab sie ein leises Quieken von sich und fiel leicht schielend nach hinten weg. Blöde Schwerkraft. Blöder harter Boden. Warum konnte sie nicht mal weich landen, wenn sie hinfiel? Sie müsste das Fallen wirklich mehr üben.
Wenigstens ein gutes hatte diese unbeabsichtigte Umarmung des Bodens; Sie entging der Kugel, die sich aus der von Agwe geworfenen Steinschlosspistole löste. Als die Waffe vor Edward auf den Boden knallte und mit einem ohrenbetäubenden Lärm ein Schuss los ging, sah die verträumte Köchin wie in Zeitlupe, wie die Kugel genau dort lang sauste, wo sie grade noch gestanden hatte und sich dann durch Agwes Zylinder in die dahinterliegende Mauer bohrte. Faszinierend. Vielleicht hielten die Loa ja eine schützende Hand über sie. Aber warum musste dieser Schutz so aussehen, dass sie dauernd auf dem Rücken lag? Mit einem leicht dröhnenden Schädel rappelte sich Haydee wieder hoch und hob ihren Schirm auf. Wenigstens hatte sie den wieder zurück. Schließlich war ihr Schirm ihr liebster Besitz. Damit in der Hand fühlte sie sich wohler und auch sicherer und das lag nicht alleine an der versteckten Klinge, die den Griff ausfüllte.
Wortlos folgte sie Agwe, als dieser kurz darauf das Gebäude verließ. Ausdruckslos sah sie sich um. Nichts außer Grün und Braun. Sie befanden sich nicht mehr in der kleinen Stadt, sondern an einem sehr unangenehm wirkenden Ort. Das Gefängnis befand sich irgendwo im nirgendwo, umgeben von einem Meer aus feuchtem Gras und schlammigen Trampelfaden. Und natürlich Nebel. Auf dieser Insel schien es immer nebelig zu sein. Sie war nicht gerne hier. Am liebsten hätte sie diese nebelige, feuchte Grasinsel sofort verlassen. Sie fühlte sich wesentlich wohler, wenn um sie herum Felsen waren, Steine, von ihr aus auch Schnee, aber nicht so was hier. Langsam sah sie nach unten, wo ihre nackten Zehen sich in den weichen Schlamm gruben. Ein ekeliges Gefühl. ”… Ich wünschte wirklich ich hätte Schuhe mit Sohlen an ...”
 

Edward Buraddo

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„Oh Nein... Nicht noch so ein verrückter.“ Agwe und Gimli hatten sich gesucht und gefunden. Dieser Zwerg war doch Tatsächlich einer, der auch an Agwes Fantasiefreunde, die Loas, glaubte und das scheinbar nicht zu knapp. Wenn jetzt ZWEI von diesem Schlag zusammen waren, war das sogar noch nerviger, als wenn Agwe alleine predigte. 'Wenn der mit aufs Schiff kommt, brauch ich Fassweise Ohrenstöpsel und Beruhigungsmittel.... Obwohl... Das Beruhigungsmittel verpass ich lieber den beiden...' Edward hatte so die düstere Vermutung, dass er den Zwerg auf dem Schiff wiedersehen würde... Wenn zwei Verrückte sich fanden, zogen diese oft gemeinsam weiter.

Einer nach dem anderen nutzen die Gefangenen die fehlende Gitterstange aus, um die Zelle zu verlassen und die Freiheit willkommen zu heißen. So sehr das Edward auch freute, so war ihm auch klar, dass mit jedem, der nicht mehr mit ihm in der Zelle war, der Moment näher kam, an dem er selber dran war. Und dann war es so weit. Gut, jetzt musste er sich entscheiden. Letztlich war es doch klar, auch wenn er jetzt hier blieb, hatte er sich doch alleine schon dadurch strafbar gemacht, dass er die anderen einfach hatte gehen lassen, da konnte er jetzt genausogut auch selber fliehen. Also rappelte er sich auf und stieg durch das Loch aus der Zelle heraus. Die anderen waren schon längst auf dem Weg, um ihre Waffen zu finden, während sich Edward nur wunderte, dass er hier keine Wachen sah. Das hier war doch ein Gefängnis, oder? Normal mussten da doch Leute arbeiten, zumindest Aufpasser, die im Falle eines Ausbruchs Alarm schlagen... Aber Fehlanzeige... Sogar die anderen Zellen waren leer. Je mehr Edward darüber nachdachte, desto mehr beschlich ihn das Gefühl, dass hier etwas ganz übel stank. „Das hier ist doch kein normales Gefängnis... Was ist hier los?“ Er fing an sich genauer umzusehen. Die Zellen, die Gänge... Alles hier wirkte... NEU. Ein paar Der Zellen sahen aus, als wäre noch nie jemand dort eingesperrt gewesen, an den Gitterstäben gab es keinen Rost... „Hier stimmt was absolut nicht... HEY; WARTET AUF MICH!“ Jap, Edward fing an, Schiss zu haben. Hier stimmt einfach zu viel nicht, also rannte er, um zur Gruppe aufzuschließen. Grade eben suchte er wirklich die Nähe von Momo, Agwe und Haydee. Wenn was passierte, konnte er sich hinter denen wenigstens Verstecken.

Der erste Halt war etwas, dass wohl eine Waffenkammer war, wo wie die Besitztümer der Mojo Bunch Mitglieder fanden. Haydees Schirm, Agwes Dolche... alles war da.
“Eh, Eddie Boy! Die wären doch was für dich, man! Fang!“ „Huh?“

Edward drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam, nur um zu sehen, wie zwei Pistolen auf ihn zusteuerten. „Waswaswas????“ panisch versuchte er, die geladenen Waffen zu fangen, doch ergreifen konnte er nur eine von beiden. Als die zweite zu Boden fiel, schmiss sich der Türmann schon freiwillig auf den Boden, da ihm schon klar war, was passieren würde. Eine gefühlte Ewigkeit später löste sich ein Schuss und die Kugel sauste durch den Raum, prallte an Wänden ab und hinterlies ein rauchendes Loch in Agwes Zylinder. „ALTER!“ brüllte Edward. „AUGENKONTAKT HERSTELLEN, BEVOR DU GELADENEN WAFFEN WIRFST ALTER!“ doch Agwe hörte schon nicht mehr zu, sondern beäugte nur seinen Hut. Was sollte Edward überhaupt mit den Dingern, er hatte echt nicht vor, sich noch mal in einen Kampf verwickeln zu lassen. Allerdings wollte er schon immer mal eine Pistole untersuchen, um zu lernen, wie sie funktionierte... Also verschwand die Waffe in seinem Rucksack, der auch im Raum lag. Glücklicherweise war alles wieder da, auch sein Schnaps. Erleichtert kippte er eine halbe Flasche auf Ex weg, bevor sich die ganze Truppe aufmachte, den Raum zu verlassen und den Ausgang zu suchen. Wieder hielt sich der Teufelsmann immer in ihrer nähe auf, man konnte nie wissen.

Draußen war es nicht unbedingt schöner als drinnen, Nebel, nass und man konnte keine fünf Meter weit gucken. „Haben die hier auf der Insel auch mal gutes Wetter?“ Aber Hey, das Wetter war wieder Nass, vielleicht würden sich Momo und Haydee ja wieder ausziehen. Das wäre zumindest ein Lichtstrahl in dieser trüben Suppe.
 

Gimbli

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Das Werfen von Gegenständen schien keine der Gaben zu sein, die die allmächtigen Loa dem schwarzen Lulatsch in die Wiege gelegt hatten, dafür hatte er aber bestimmt einen Haufen anderer Talente, davon war Gimbli überzeugt. Jetzt hieß es allerdings ersteinmal seine Schilde einzusammeln. Das hört sich für einen Außenstehenden sicher einfach an, allerdings musste der Zwerg das Spiel 'Fang die Schilder' unter extremen Bedingungen spielen. Denn nachdem das eine Schild gegen den Schädel von Glatzkopf geprallt war, rollte es jetzt wie wild durch die Gegend und wollte partout nicht stehen bleiben. Mit einem gewaltigen Hechtsprung, bei dem er um ein Haar Edward umgerammt hätte, schnappte er sich den Schild, rollte noch dreimal über den Boden bis er endlich zum Stehen kam und sich schon der nächsten Gefahr gegenüber sah, denn in diesem Moment knallte die Steinschlosspistole, Edward fing an laut rumzuprüllen und die gelöste Kugel fing wie eine Billardkugel an durch die Gegend zu flitzen. In diesem Moment machten sich die vielen Abwehrmanöver bezahlt, denn ohne nachzudenken riß der Zwerg den Schild über seinen Kopf, gerade rechtzeitig um die Kugel, die in einem flachen Winkel von der gegenüberliegenden Wand angeflogen kam, gegen die nächste Wand zu lenken. Damit endete Gimblis Odysee nach den verlorenen Schildern aber keinesfalls, denn der Endgegner stand ihm noch bevor. Das Hühnchen der Hühnerflüsterin trampelte nämlich gerade auf seinem schönen Holzschild rum und machte sich gerade dazu bereit das Hinterteil zu heben und... . Der Schrecken stand dem Zwerg ins Gesicht geschrieben. Wenn Hühnchen jetzt loskackte, dann genau in das Veve von Ogoun und das bedeutete eine Katastrophe. Ogoun, der mächtige, schwarze, eisenbepackte Kriege, dessen Veve anstatt vom Blut der Feinde von Hühnerkacke beschmutzt werden würde, würde es garantiert dem Zwerg NIE verzeihen. "NEIN." brüllte der Zwerg durch den ganzen Raum, hechtet erneut vor, nur um Hühnchen die mächtige Bärenpranke ins Hinterteil zu rammen. Wie von einer Kanone abgeschossen flog Hühnchen im perfekten 45° Winkel nach oben, fing wütend an zu gackern und landete nach einem perfekten Salto genau auf Agwes durchlöcherten Zylinder. Eine Meisterleistung die seinesgleichen sucht und bei der Hühnerolympiade hätte es dafür 11/10 Punkten gegeben, wenn nicht noch mehr, dessen war sich Gimbli sicher. Drago, der die unfreiwillige Show von Hühnchen ebenfalls verfolgt hatte, konnte solch eine Meisterleistung natürlich nicht auf sich sitzen lassen und schoß wie der Blitz die nächste Wand hoch, sprang in der Mitte im nahezu perfekten 45° Winkel ab, vollführte eine Schraube, gefolgt von einem horizontalen Salto und landete ebenfalls elegant auf Gimblis Schulter, wo sich die Krallen in das dicke Leder bohrten. Triumphierend blickte der Leguan zu Hühnchen, dieses allerdings schien sich mehr für das Loch in Agwes Zylinder als für den Ewsgurn zu interessieren.

Nachdem Agwe den Kampfzwerg nun ebenfalls im Namen der Loa rekrutiert hatte, konnte dieser natürlich nicht wiedersprechen und stapfte, den beleidigten Ewsgurn auf den Schultern und die Schilde auf den Rücken geschnallt, ebenfalls mit der Gruppe mit und trat hinter Agwe ins Freie und sah... NICHTS. Naja nichts ist vielleicht übertrieben, aber die Sichtverhältnisse waren wirklich schlecht. Der Nebel war so dick wie Hechtsuppe und alles was mehr als 10m entfernt war verschwamm im grauen Nichts. Hinzu kam leichter Nieselregen, der die Luftfeuchtigkeit auf gefühlte 200% steigerte. "Verdammte Kacke, ich wusste es." brummte Gimbli grummelig, ehe er noch hinzufügte. "Fúmiere hab ich noch nie gemocht. Die verschleierte Tussi macht nur Ärger. Nebel in der Welt, Nebel in den Gedanken, Nebel, Nebel, Nebel." schimpfte der Kampfzwerg weiter und stapfte ersteinmal ein zwei Schritte weiter vor, um dann aber stehenzubleiben und die Nebelwand zu betrachten. Wie die hauchdünnen Schleier in denen die Nebelloa gekleidet war, so waberten die Nebelschwaden vor und zurück und nahmen einem jegliche Orientierungspunkte. "Ich würde vorschlagen, wir stapfen einfach los. Schließlich können wir nirgendswo ankommen, wenn wir uns niemals auf den Weg machen." brummte der Vollbärtige, wandte sich um und wollte gerade losstapfen, als er glaubte im schwachen Licht der einsetzenden Abenddämmerung Konturen im Nebel ausmachen zu können. "Hey, wer da?" brüllte er in den Nebel, doch erhielt er natürlich keine Antwort. "Deswegen kann ich Fúmiere nicht leiden. Sie gaukelt den Augen vor Dinge zu sehen, die es gar nicht gibt." lies der Vollbärtige seinen Unmut freien Lauf, senkte seine erhobenen Fäuste aber nicht, sondern starrte unbeirrt in den Nebel, bereit im Notfall auf jeden Feind loszuschießen.
 

Agwe

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In seinen Leuten steckte sogar noch bedeutend mehr als er gedacht hatte! Agwe war entzückt. Edward hatte einen richtigen Wutausbruch gehabt, auch wenn der Loapriester diesen nicht ganz verstand. Naja, er war ja auch noch frisch bekehrt, da verlor man schon einmal die Nerven. Wenn er ein wenig länger unter den Fittichen der Loa war, dann würde er schon verstehen dass diese auf ihn Acht gaben und vor solchen Kleinigkeiten wie Pistolenkugeln schützten. Haydee hingegen hatte einen ersten logischen Gedanken ausgesprochen (den Agwe ebenfalls nicht ganz verstand, aber er sah ein warum sie es gesagt hatte) und war von dem Voodoopriester belohnt worden. Er hatte seiner Köchin wie einer Katze über den Kopf gestreichelt und sie anschließend gefragt, ob sie seine Schuhe wollte. Barfußlaufen war ohnehin gesund, das hatte sein Opa ihm einmal erklärt. "So hast du engeren Kontakt zum Erdboden, man", hatte er gesagt, "Und in der Erde wohnen gute Geister. Wer weiß man, vielleicht lassen sie dich sogar ein wenig von ihrer Gnade spüren, das kann man nie wissen." Allerdings bekam er keine Antwort und vergaß wenig später, dass er die Schuhe überhaupt in den Händen hielt, hatte er sie doch schon hilfsbereit ausgezogen. Und so kam es, dass Agwe Haydees Schicksal teilte und immer wieder auf spitze Steine trat, was seine Laune nicht unbedingt besserte.. aber auch nicht gerade verschlechterte. Das gehörte dazu.

Am beeindruckendsten aber hatte er Gimblis kleine Showeinlage gefunden, mit der dieser seine Schilde gerettet hatte. Mit begeisterten Gesten erzählte er jedem davon, obwohl sie es natürlich live miterlebt hatten, und nur Gimbli wurde nicht von den wild gestikulierenden Händen des Voodoopriesters getroffen. Die Anderen nahmen schon bald einen gewissen Abstand zu Agwe ein, spätestens nachdem er ihnen zum zweiten Mal mit der Wucht einer Ohrfeige gegen die Wange gehauen hatte als er seine Liebingsstelle noch einmal gestisch zum Ausdruck brachte. Momo hatte ihm für einen besonders unsanften Stoß sogar einen Schlag in den Magen verpasst und es entging Agwe auch nicht, warum sie so schlecht gelaunt war. "Da hast du aber 'ne ganz schöne Beule, man", lautete sein medizinisches Urteil. "Keine Ahnung wo du die her hast, man, aber die sieht übel aus. Du solltest vorsichtiger sein." Die malmenden Kiefer und halblaut gemurmelten Verwünschungen seiner Ausgucksdame überhörte der Priester geflissentlich.

Die fünf ungleichen Gestalten waren nun etwa eine Stunde unterwegs und in dieser Zeit hatte sich der Nebel vollkommen gelichtet. Zwar war die Luft immer noch ein wenig schwül, aber auf eine angenehme, fast schon erfrischende Weise, während die Sonne ein wenig Wärme spendete, kombiniert mit gelegentlichen kühlen Brisen. Leider war es immer noch zu feucht um zu rauchen, aber das gute Wetter (und Eddies Schnapsvorrat) hielten Agwe auch ohne seine tägliche Portion Tabak bei Laune. Auch war er seit fast zehn Minuten auf keinen spitzen Stein mehr getreten, sondern wiederholt in angenehm weiche Kissen aus Moos und anderen Annehmlichkeiten, die ihn seinen Entschluss, Haydee seine Schuhe zu leihen nicht bereuen ließen. Er hatte sogar seine Weste geöffnet und entblößte nun den nackten, sehnigen Oberkörper, die Ärmel seines um die Schultern gelegten Anzuges flatterten leicht im aufkommenden Wind. Es war schön, am Leben zu sein, man. "..und so habe ich gelernt, dass man Maman Brigitte lieber nicht reizt, man, außer man hat jede Menge Booze. Ein anderer Priester auf der Insel hat sie mal eine verrückte alte Hexe genannt und seine Wange brennt quasi immer noch", beendete er eine weitere seiner Anekdoten, die er seit Gimbli dazugestoßen war beinahe unaufhörlich zum Besten gegeben hatte. Die Meisten dieser Geschichten hatten durchaus Unterhaltungswert, allerdings handelte nsie meist von Beschwörungen, Göttern und ähnlichen Dingen, was das.. geteilte Interesse in seiner Mannschaft erklärte. Nicht dass Agwe dies gestört hätte, er redete ohnehin in einem fort weiter. Schon seit einer geraumen Weile mischte sich das Rauschen eines Wasserfalls in die Worte des Priesters und auch die Luftfeuchtigkeit hatte enorm zugenommen. Ein feiner Nieselregen ging auf den Mojo Bunch nieder, durchweichte ihre Kleidung und feuchtete ihre Haut an, was bei der mittlerweile doch recht hohen Wärme allerdings durchaus angenehm war. Noch dazu roch es angenehm, nach klarem Wasser, feuchten Gräsern und nassem Stein. "Eh?" Ruckartig blieb Agwe stehen, sodass Momo mit dem leicht vorgebeugten Kopf direkt in seinen Rücken lief, was sie zu allerlei unflätigen Bemerkungen veranlasste. "Quiet, man!", wies Agwe sie zurecht, wobei er gebieterisch auf die vier Gestalten deutete, die im Sprühnebel des Wasserfalls zu sehen waren. Halb wandte er sich an Gimbli. "Ich glaube, deine Augen haben dir vorhin doch keinen Streich gespielt, man."
 
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An sich war es ein schöner Tag auf Float, so viel Sonne bekam man selten zu sehen. Sogar der Nebel hatte sich verzogen, und die vier Gestalten am Wasserfall hätten sicherlich eine phänomenale Sicht gehabt, wenn ihnen die Gischt des Wasserfalls nicht die Tränen in die Augen getrieben hätte. Um sie herum war überall zerstäubtes Wasser in der Luft und es drang in wirklich alles ein. Die Szene hätte beinahe majestätisch gewirkt, wie die vier Verschwörer da so auf ihren vier Felsen standen, und mit verborgenen Gesichtern und verschränkten Armen die Neuankömmlinge musterten. Bloß tropfte allen Vieren Wasser von der Nasenspitze, und zu allem Überfluss bemerkte Chu Chulain, der Verantwortliche für diese Ereignisse, erst jetzt, dass er die Mäntel ein paar Nummern zu groß gekauft hatte. Das waren keine Umhänge mehr, die sie da anhatten, das waren ja übelste Kutten! Anscheinend gibt es doch einen Unterschied zwischen L und XXL, das muss ich mir unbedingt merken! dachte sich Chu, und spielte kindisch mit dem überlangen Ärmel rum. Moment, wenn er jetzt den Arm hob und gleichzeitig mit dem überstehenden Stoff wackelte, dann müsste das zusammen mit seinem Umhang doch ausehen wie... „Huhu, schaut mich an Leute, ich bin ein Gespenst!“, blödelte er herum und betrachtete seine Untergebenen, die ihn entsetzt anstarrten, anstatt mitzumachen. „Was? Nein? Oh, dann eben nicht Also, wo waren wir....,“ er richtete seinen Blick auf die fünf vielversprechenden Fremden, die er eigens ausgewählt hatte. „Mal schauen, was ich mir da geangelt habe...ein Priester der Loa, interessant....mhm....ein Typ, so unauffällig, dass es wieder auffällig ist, auch gut....dann noch so ein Vorgartenzwerg und....oho....!“ Die Augen des alten Mannes weiteten sich, als er die vier überzeugenden 'Argumente' der beiden Frauen sah. „Hohoho, ich habe euch ja bisher nur von weitem gesehen, aber dass ich so ein Glück haben würde...“ Er machte eine wage Geste mit der Hand, die ihm sogleich einen schmerzhaften Hieb von der Gestalt rechts von ihm einbrachte. Er seufzte. Manchmal wünschte er sich, er hätte damals einen Sohn bekommen und keine Tochter. Männer wären niemals so schlecht auf Busenwitze zu sprechen gewesen!

Der Druide räusperte sich mehrmals, dann hob er gebieterisch beide Arme in die Höhe, was seine Wirkung jedoch verfehlte, schließlich waren ihm die Ärmel immer noch mehrere Zoll zu lang. „Nun, dass ich ein Schlossgespenst bin glaubt ihr mir sicher nicht mehr, also kommen wir gleich zur Sache!“ Er zog sich schnell die Kapuze vom Kopf, und entblößte sein graues Haupt, sowie seinen preisgekrönten Weihnachtsmannbart. „Ich bin Chu Chulain, zweitwichtigster Druide auf Float, und darüber hinaus der Führer einer echt großen Rebellentruppe. Wen ihr hier seht, sind meine linke Hand Oscar Kialunthel,“ der Mann zu seiner Linken zog sich die Kapuze von der tätowierten Glatze, „dann meine rechte Hand Erid Tialunthel,“ der zweite Mann gab seinen Kopf frei, „und dann noch meine Tochter, Tawariel Chulain. Sag Hallo, Taw!“ Die Frau rechts von ihm warf die Kapuze zurück und zeigte ihr vollständig farbloses, aber wunderschönes Gesicht, was bei den Neuen für einige “Ohhhs”, „Ahhs” und “Mans“ sorgte. Gut, jetzt hatten sie ihre Aufmerksamkeit.

„Also...ich fass’ mich kurz: Ich brauche Hilfe von Leute von außerhalb, eine möglichst bunte und schlagkräftige Truppe. Ja, Leute, das seid ihr! Ich habe eure Gefangennahme veranlasst, damit ihr hierherkommt, es war alles von A bis Z durchgeplant. Ich erkläre euch die Details auf dem Weg zum Lager, denn ich will nicht länger im Regen stehen als nötig. Also, kommt mit! Du, du, du und du, und auch du, kleiner Mann! Ich habe nicht ewig Zeit, husch husch!“ Mit diesen Worten wollte der Druide die vollkommen überrumpelten Neuen erst mal baff dastehen lassen, und er war schon fast vom Felsen heruntergeklettert, als ihn eine kleine, aber umso kräftigere Faust am Bart packt und zu sich runterzog. „Wenn nennst du hier klein, Opa!?“ Tawariel reagierte schneller, als Chu den Schmerz an seinem Bart spürte, sprang den Felsen hinunter und hob den Zwerg am Kragen in die Höhe. „Wenn du deinen Bart noch länger am Kinn, und nicht in der Unterhose tragen willst, dann lass ihn sofort los du Zwerg! Lass ihn los und es wird keinen Streit geben, okay?“ Dumme, dumme Worte....
 
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Misstrauisch beäugte Agwe die Gestalt, welche als erste sprach. Ein Geist also? Nun, er hatte schon genügend Exorzismen vorgenommen und dieser hier sah nicht gerade gefährlich aus.. um ehrlich zu sein sogar ziemlich harmlos. Dann aber fielen ihm die skeptischen Blicke der anderen "Gespenster" auf und die Situation klärte sich. Was wohl zum besten war, sonst hätte Agwe bloß angenommen dass diese Geister, bis auf einen, nicht wussten dass sie tot waren. Aber das es sich bei diesen Gewändern nur um einfache Kutten handelte, wenn auch ziemlich große, war eine ebenso befriedigende Erklärung. Jedenfalls für den Moment.

Aufmerksam hörte der Voodoopriester den Erklärungen des Mannes zu, der sich als Chu Chulain vorstellte. Ein wenig erinnerte er Agwe an seinen Opa, auch wenn dessen Bart nicht mit dem Prachtexemplar dieses Druiden konkurrieren konnte. Sein Opa hatte zwar auch einen durchaus stolzen Bart vorzuweisen, doch war dieser weder so lang, noch so eindrucksvoll gebauscht. Und die Loa kannte dieser Alte anscheinend auch. Agwes Sympathie stieg. So bedeutete er seinen Gefolgsleuten auch mit erhobener Hand ruhig zu sein und diesen Mann nicht zu unterbrechen, der nun auch seine Gefährten vorstellte.
Agwe nickte jedem von ihnen kurz und durchaus freundlich zu, nur bei der letzten Person geriet er ins Stocken. "...und dann noch meine Tochter, Tawariel Chulain. Sag Hallo, Taw!“ Als die Angesprochene die Kapuze von ihrem Gesicht zog, fiel Agwe die Kinnlade herunter. Diese Frau... Er hatte selten so etwas schönes gesehen und schon garnicht wenn er nüchtern war.. naja, von Sabrina vielleicht einmal abgesehen. Aber er war sich nicht sicher ob diese Frau nicht doch ähnlich schön war wie die Dame seines Herzens.. wenn nicht sogar noch schöner. "Eh!", machte er, vollführte eine fahrige Geste in Richtung der Dame. Dann aber entschied er, dass diese Worte noch nicht ganz ausreichten um zu beschreiben was in ihm vorging, also versuchte er es noch einmal. "Boh!" Das war schon besser, aber immer noch nicht ganz das, was er sich ausgemalt hatte. "Man!" Ja, das traf es recht gut.

Chu erklärte unterdessen, dass er es gewesen war, der die Gefangennahme des Mojo Bunches in die Wege geleitet hatte. Vor Agwes innerem Auge nahm die ganze Szene in etwa Gestalt an und er ahnte wie es gelaufen war: Bei ihrer Ankunft waren sie, womöglich von diesem rothaarigen Hünen, überprüft worden, der Chu von ihnen erzählt hatte. Dieser hatte daraufhin den Floater zu der Kneipenschlägerei angezettelt und den Wachen einen Tipp gegeben, die Beschreibung des ganzen Mojo Bunches. Danach waren sie hierher verfrachtet worden um ihren Zusammenhalt und ihre Fähigkeiten zu testen, wohl die ganze Zeit unter Beobachtung. "DAS hat Gimbli im Nebel also gesehen!", schloss Agwe seine Gedankenkette, die für diesen Voodoopriester schon fast unanständig rational war. Kein einziges Mal kamen Götter oder Teufel darin vor und sogar seine ewige These um die Hühner war diesmal außen vor geblieben.. wirklich ein rarer Moment. Allerdings sprach er diese Gedanken nicht laut aus und so blieb es weiterhin sein Geheimnis, dass er nicht so irrational war, wie es den meisten Leuten schien. Lediglich ein wenig.

"Alright, man, wir kommen mi..." In diesem Moment explodierte der Zwerg neben ihm zum wiederholten Male und packte den alten Druiden am Bart. Agwe wollte etwas sagen, doch die wunderschöne Frau welche ihnen als Tawariel vorgestellt worden war, reagierte schneller. Sie packte Gimbli blitzschnell am Kragen und redete irgendetwas von seiner Hose. Agwe versuchte etwas zu sagen, schloss dann aber wieder den Mund und schüttelte nur den Kopf. "Lucky bastard, man."
 

Momo

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Die Teufelsfrau machte sich nicht die Mühe, nochmal damit anzufangen, sich eine Zigarette zu drehen. Sie konnte ja schon von Glück reden, dass ein Streichholz funktioniert hatte, aber ein zweites....? Missmutig schüttelte die junge Frau den Kopf und sie merkte, wie sich kalte Tropfen des Nebeldunstes, der sich auf ihrer vernarbten Haut niedergelassen hatte, von der Oberfläche lösten und in alle Richtungen spritzten.
Die Kleidung hatte sich erbarmunglos mit dem kalten Dunst vollgesogen und der Stoff klebte ihr unangenehm an der Haut. Manchmal zupfte sie den Stoff an manchen Stellen vom Körper, nur um dann im nächsten Moment wieder loszulassen, damit sich das Top wieder an die gleiche Stelle saugen konnte. Hätte Momo lange Haare, würden diese ihr nass ins Gesicht hängen und im Nacken kleben, so wie es bei Haydee der Fall war. Genervt blies sie ihre Backen auf und prustete die warme Luft ihres Atems wieder aus. TickTack hatte nach wenigen Sekunden, nachdem sie das warme Gebäude verlassen hatten, beschlossen, diesem Nebel zu entrinnen, indem er vorlaut keckernd von Momos Schulter auf Edwards sprang, als dieser in Reichweite war. Kurz bevor er in den Rucksack des Tüftlers eintauchte, schüttelte sich der Hermelin nochmals protestierend und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen. "Na wenigstens einer, der sich vor dieser Suppe verstecken kann..."
Der Kopf der Glatzköpfigen war gesenkt und der starre Blick auf ihre Pumps gerichtet. Sie machte sich nicht die Mühe, den Kopf zu heben, da ihre müden Augen eh nichts interessantes erspähen würden und somit orientierte sie sich an die Richtung, die Agwes nackte Füße einschlugen. Der Zwerg hatte Recht: Nebel in der Welt, Nebel in den Gedanken... "Nebel, Nebel, nichts als Nebel..." Diese Insel ging ihr schon auf die Eierstöcke, als sie diesen Haufen aus Gras, Wäldern und Nebel vom Schiff erblickt hatte.
Momo konnte es kaum fassen, dass sie einem verrückten Vodoopriester hinterher latschte, der keinen Funken Orientierungssinn besaß, wobei Leute mit Orientierung wohl auf dieser Insel auch verloren wären. Doch die eigentliche Frage war: Warum? "Wieso beschäftigst du dich auf einmal mit tiefgründigen Fragen? Für so einen Luftkopf wie dich ist das eine ganz neue Schublade." Obwohl ihr Vellies gehässiges Lachen auf die Nerven ging, konnte sie diese Tatsache nicht unter den Teppich kehren. Ihr war es meist immer egal gewesen, was sie tat und warum sie es überhaupt tat. Wichtig war ihr, etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Außerdem konnte die Teufelsfrau oftmals nicht für sich selbst entscheiden und brauchte eine kräftige Hand, die sie in die richtige Richtung schubste, auch wenn ihr Vater Veljard nicht wirklich sanft mit ihr umgesprungen war. Ihr Blick blieb an Haydees nackten Füßen hängen und Momo stellte fest, dass sie nicht so "hilflos" wie die Traumtänzerin war. Diese Frau brauchte immer jemanden, dem sie folgen konnte, da ihr Realitätsverlust dermaßen gravierend war, dass sie sogar dem Hühnchen folgen würde.
Momos Finger ertasteten die Beule an ihrer Stirn und sie brummte leise. Agwe war ein Tollpatsch, ein Hühner-verehrender-Kapitän und ein nichtsnutziger, dummer.... Das imposante Bild der riesigen schwarzen Schlange, in die sich der Priester noch vor wenigen Minuten verwandelt hatte, zuckte vor ihrem inneren Auge vorbei und brachte jeglichen Zweifel an diesem Lulatsch zum verstummen. Dieser Kerl besaß eine Macht, die Veljard gleich kam. Zwar hatte er andere Ansichten und einen anderen Umgang mit dieser Gruppe, wie die Teufelsfrau es gewohnt war, aber es tat seine Wirkung. War ihm diese Macht etwa von den Loa gegeben worden? Und hatten die Loa tatsächlich entschieden, dass sie mit diesem Typen über die Weltmeere segeln sollte? Die langen Finger der jungen Frau fuhren über die kleine Münze an ihrem Bauchnabelpiercing und sie erinnerte sich klar an den Moment, als die Entscheidung gefallen war. Sie sollte sich an Agwes Fersen heften und mit ihm gehen. Doch sollte sie ihr Vertrauen an irgendwelche Geister und einen tollpatschigen Priester hängen? Nichtsdestotrotz schlurfte sie ihm hinterher, wie eine Puppe, die von weit weg gesteuert wurde und es macht ihr nichts aus. Sie hatte sich selbst, sie hatte TickTack und einen Beutel Tabak... Brauchte sie mehr? Und wohin sollte sie sonst gehen, als mit diesen...
"Ouch...", knurrte Momo und presste die Hand vorsichtig gegen die Stirn, als sie unvorsichtig wie sie war, gegen Agwe gerannt war. "Verdammte Scheiße nochmal... Erst verpasst er mir dieses Horn am Schädel und dann das..." Ihre Laune war eh schon auf dem absoluten Nullpunkt, doch der lange Lulatsch schaffte es immer wieder die Laune der Teufelsfrau noch weiter unter diese Linie zu befördern. "Mach nicht immer ander Leute für deine schlechte Laune verantwortlich, Kleines." Sie wollte gerade Goody Momo in Grund und Boden fluchen, doch Agwe verwies sie mit einem Zischen, ruhig zu sein. Daher ging das Fluchen in einigen raunenden Lauten unter, doch der Priester hatte ihre Aufmerksamkeit erhascht. Nach einer halben Ewigkeit - wie es Momo vorkam - sah sich die Teufelsfrau etwas genauer um und mit einem Mal prasselten zu viele Sinneseindrücke auf sie ein.
Ihre Gedankenwelt hatte sie so sehr von der Realität abgeschottet, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass es leicht regnete. Gut, das war nicht weiter schlimm, wenn man bedachte, dass sie alle bis auf die Knochen nass waren. Der nervige Nebel hatte sich endlich gelichtet und barmherzige Sonnenstrahlen schlichen sich auf Momos Haut und sie hätte die gelbe Scheibe am Himmel dankend umarmen können. Ihre Kleider klebten ihr immer noch am Leib, doch dieses lästige Problemchen sollte wohl auch nach einigen Stunden strahlender Sonne behoben sein. Außerdem hatte sich zu der Ruhe ein stetiges Rauschen eines Wasserfalls dazugesellt, das die Glatzköpfige ungemein beruhigte, auch wenn sie nicht beschreiben konnte, wieso es das tat. Es roch nach nassem, frischen Gras, so, wie es nur an einem taufrischen Morgen oder nach einem regenreichen Tag riechen konnte. Die Glatzköpfige wischte sich über das Gesicht und folgte Agwes Spinnenfinger, der auf einige Gestalten in der Ferne deutete. "Fällt das nur mir auf, oder treffen wir immer nur auf Leute, wenn wir in der Nähe eines Wasserfalls sind?"

Diese vier Gestalten hatten zu klare Konturen, als das sie irgenwelche Gespenster hätte sein können, auch wenn Momo noch nie welche gesehen hatte und sich nur vaage vorstellen konnte, wie solche mythischen Wesen überhaupt aussehen könnten. Außerdem sahen sie ziemlich lächerlich aus, in den großen Zeltgewändern und soviel sie wusste, sollten Geister den Lebenden Angst einjagen. Doch auf ihrem Gesicht zeichnete sich nur ein verschmitztes Grinsen ab, dass mit jedem Wort breiter wurde, das der Fremde von sich gab. Vor allem als ihm beinahe die Augen rausfielen, als er die beiden Damen genauer betrachten konnte. Die Glatzköpfige seufzte resigniert, stellte sich aus Gewohnheit etwas breitbeiniger hin und verschränkte die Arme vor der Brust. "Was wollen diese Witzfiguren eigentlich?"
Das hätte Momo auch gerne gewusst, aber zum Glück kam das vermeintliche Schlossgespenst bald auf den Punkt. Die Kapuze wurde nun vom Kopf genommen und offenbarte ein altes Gesicht mit einem beachtlichen Menge an Bart. Obwohl seine Bemerkungen über die beiden Frauen eher jugendlicher Natur waren und auf einen verspielten Charakter hinwiesen, hatte der ältere Herr vor ihr eine imposante Ausstrahlung. Jedoch ließ sich die junge Frau davon nicht beirren und prägte sich jedes Gesicht der Fremden ein, die ihr Angesicht nun der Gruppe präsentierten. Bei dem Glatzkopf mit den Tätowierungen blieb sie kurz irritiert hängen, da sie die Zeichnungen auf seinem Kopf faszinierten. Kurz leckte sie sich über die Lippen und nachdem ihre Augen weitergeschweift waren, hatte sie nun eine hübsche Frau vor sich, die als Taw vorgestellt wurde. "Wow..." Momo sagte nichts. Chus Tochter war wahrlich eine Schönheit. Das weiße Haar, die bleiche Haut und das interessante Mal auf ihrer Wange ergaben ein atemberaubendes Bild. Die Glatzköpfige jedoch ließ das kalt. Etwas wie Äußerlichkeiten waren zwar schön anzusehen, aber innerlich konnte sie eine Giftspritze sein, die dich nacht hinterrücks erdolchte, nur um an deine Geldbörse heranzukommen. Vielleicht war sie auch ein Schönheitspüppchen, das stundenlang vor dem Spiegel hing und sich das weiße Haar bürstete, um ihrem Daddy zu gefallen. "Ist da jemand eifersüchtig?", flötete Vellie und Momo versuchte sich zu beherrschen. "Natürlich nicht... Auf was denn auch?", knurrte sie als Antwort.
Nun konzentrierte sich die junge Frau auf das Wesentliche und verarbeitete die Informationen, die Chu so einfach preisgegeben hatte. "Wenn er nur der zweitwichtigste Druide auf dieser verdammten Insel ist, frag ich mich, wie alt wohl der Druide ist, der an der Spitze steht.", brummte Momo vor sich hin und stemmte die Hände in die Hüften. "Wieso sollten wir ihm also folgen, wenn er uns erst eingesperrt hat. Das hätte er uns auch ohne großes Tamtam mitteilen können, oder? Aber letzen Endes... hängt die Entscheidung bei dir, Agwe." Die junge Frau wusste nicht genau, wieso sie dem Priester das Kommando überließ. Vielleicht war es reine Gewohnheit oder aber sie sah den Lulatsch langsam als ihren neuen Kapitän an... "Aber das wäre ja absurd", murmelte sie leise zu sich selbst und beobachtete Gimbli dabei, wie er erneut ausrastete, doch zu ihrer Verwunderung, war Momo diesmal nicht der Auslöser gewesen. Sie fand es amüsierend, wie der Zwerg bei jedem Hinweis, auf seine geringe Körpergröße explodierte und denjenigen zur Schnecke machte... und diesmal hatte es Chu erwischt, der sein "Glück" kaum fassen konnte. "Wenn du deinen Bart noch länger am Kinn, und nicht in der Unterhose tragen willst, dann lass ihn sofort los du Zwerg! Lass ihn los und es wird keinen Streit geben, okay?" "Hey Schneeweißchen! Lass mir was von ihm übrig, ich bin mit dem noch nicht fertig!"
 

Haydee

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Inzwischen hatten die anderen ja schon einige Zeit mit der etwas speziellen Haydee verbracht und viele ihrer speziellen Marotten erkannt. So wussten die anderen mehr oder weniger, dass man besser keinen Sarkasmus in ihrer Gegenwart einsetzte und dass man Unpünktlichkeit besser vermeiden sollte. Auch an ihre Eigenarten hatten sie sich gewöhnt, wie zum Beispiel, dass sie niemals eine Miene verzog, wenn es nicht grade darum ging, einen fragenden oder verwirrten Gesichtsaudruck aufzusetzen. Bisher hatte noch keiner sie Lachen oder auch nur Schmunzeln sehen. Das jedoch änderte sich in dem Augenblick, da Agwe seiner Köchin über den Kopf streichelte. Völlig perplex wanderten ihre Augen nach oben, als wäre sie sich nicht sicher, dass dies eben wirklich geschah. Als sie dann aber die Finger ihres Kapitäns erblickte, die sich grade von ihrem Schopf lösten, schloss Haydee ihre Augen, begann zu lächeln und gab einen glücklichen Quieklaut von sich, der einem weiblichen Nagetier alle ehre gemacht hätte. Sogar TickTack warf ihr einen neugierigen Blick zu, in der Annahme, vielleicht ein Weibchen seiner Art zu sehen. Natürlich wurde er enttäuscht und dieser zufriedene, glückliche Ausdruck in Haydees Gesicht verschwand so schnell wieder, wie er aufgetaucht war. Der Freudenausbruch hatte vielleicht drei Sekunden gedauert, war aber der erste, eindeutige Beweis dafür gewesen, dass die kleine Köchin tatsächlich dazu in der Lage war, glück zu empfinden. Und noch einen positiven Effekt hatte diese kaum nennenswerte Berührung auf Haydee. Es machte ihr nicht mehr das geringste aus, dass sie keine Schuhe hatte und durch den Schlamm laufen musste. Immerhin war der Priester und ihr Kapitän mit ihr zufrieden und lobte seine brave Köchin. Da machte es ihr auch nichts aus, dass ihre Füße schmutzig wurden. Zumal Agwe es ihr ja gleich tat und selber auf seinen nackten Latschen voraus ging.
Trotzdem, wirklich besser gefiel ihr die Insel trotzdem nicht. Das lag nicht einmal an dem Nebel, der störte sie relativ wenig. Aber das viele Gras ... daran würde sie sich nicht gewöhnen können. Obwohl Haydee selbst nicht weiter als 10 Meter sehen konnte und nicht die geringste Ahnung hatte, wo sie waren und wo sie nun hin mussten, schien sich der Voodoopriester daran nicht großartig zu stören, sondern schlug zielgerichtet den Weg nach nirgendwo ein. Und bisher hatte der lange Kerl immer ein außerordentlichen Talent gezeigt, den richtigen Weg zu finden. Aber bevor sie ihm, wie sonst auch, hinterher dackelte, galt es noch etwas wichtiges zu tun, dass die anderen wohl vergessen hatten. Sie drehte sich auf dem Absatz um und pfiff mit den Fingern, als wolle sie einen dressierten Hund herbei rufen. "… komm her Hühnchen … " Glücklicherweise waren die Hühner der Pollo Diablo ja hochintelligente Killerhühner. Ein gewöhnliches Hofhuhn hätte auf so ein Kommando sicher nicht reagiert, aber Hühnchen hüpfte sofort herbei und aus dem Lauf - und mit einigem Geflatter - direkt weiter auf den Kopf der Traumwandlerin. "… braves Hühnchen …" Damit folgte sie Agwe und den anderen, musste aber ein kurzes Stück laufen, um nicht noch weiter zurück zu fallen. Eins war ganz klar, alleine wäre sie auf dieser komischen Grasinsel hoffnungslos verloren. Wobei ... das war sie im Prinzip überall, wo nicht alles ausgeschildert war oder jemand bereit stand, um ihr zu sagen was sie zu tun hatte.
Um die lange Zeit beim marschieren zu vertreiben, fing Agwe an, einige Anekdoten zu erzählen. Bei der ersten handelte es sich seltsamerweise um etwas, an das sich auch die Köchin erinnern konnte. Irgendwie kam ihr diese Geschichte über die rollenden Schilder und den Zwerg, der sie fangen wollte, äußerst bekannt vor. Irgendwo hatte sie so was schon einmal gesehen und das lag auch gar nicht so lange zurück ... oder? Na ja, sie war nie wirklich gut darin, sich an etwas anderes als Kochrezepte zu erinnern. Also vielleicht irrte sie sich ja auch. Agwe hatte ja eine sehr lebhafte Art, dass ganze zu erzählen, sehr gestenreich und detailliert. Deshalb hing die Köchin auch an den Lippen ihres Kapitäns. Dass er ihr mit seinen Handbewegungen mehrmals eine scheuerte, scherte sie nicht weiter. So was passierte immerhin und er machte das bestimmt nicht mit Absicht. Schließlich kassierten die anderen um ihn herum genau so viele Treffer wie sie. Gut, nicht ganz so viele, aber das lag eher daran, dass die anderen irgendwann aus dem Radius des Loa-Predigers verschwanden. Nur sie und Hühnchen blieben an seiner Seite. Unnötig zu erwähnen, dass die Traumtänzerin nicht alleine auf den Gedanken kam, aus der Gefahrenzone zu verschwinden. Manchmal war es wirklich traurig, wie unselbstständig die Dienerin des Priesters in Wirklichkeit war.
Mit der Zeit wurden Agwes Erzählungen weniger gestenreich, aber gleichzeitig schwand auch das Interesse der jungen Frau. Für langatmige Erzählungen über die Loa und Rituale fehlte ihr einfach die Konzentration. Nicht dass die Geschichten, die der Priester zum besten gab nicht spannend gewesen wären, denn das waren sie wirklich und Haydee versuchte auch mehrmals, ihre Aufmerksamkeit auf ihren Kapitän zu bündeln, nur das dies leider nicht so wirklich klappen wollte und schließlich schweiften ihre Gedanken zur Gänze ab und richteten sich dafür auf ihre nasse Kleidung. Das Gefühl war schon irgendwie ekelig. Das der schwarze Stoff ihres Kleides aber auch so an ihrer Haut kleben musste. Andererseits war das natürlich sehr Figurbetonend. Nicht das sich die junge Frau jemals in den letzten 13 Jahren Gedanken über ihr Äußeres gemacht hätte, aber seit sie mit Momo unterwegs war, stellte sie sich schon die eine oder andere Frage. Verträumt sah Haydee nach unten, wo sich zwei nicht wirklich nennenswerte Beulen aus dem Stoff wölbten. Ohne groß darüber nachzudenken, drückte sie gegen ihren kleinen Busen und sah dann mal wieder Gedankenlos zu ihrer glatzköpfigen Kameradin herüber. Ihre Brust war deutlich, DEUTLICH, besser ausgeprägt. Woran das wohl lag? Sie wusste nicht genau, wann sie Geburtstag hatte, aber wahrscheinlich waren Momo und sie etwa im selben Alter. Trotzdem war sie so viel weiblicher. Haydee musste den Wunsch unterdrückten, gegen Momos Brüste zu stupsen. Inzwischen hatte sie gelernt, dass die Teufelskraftnutzerin das ganz und gar nicht gerne hatte.
Irgendwann hörte Haydee schließlich ganz auf zu denken und summte stattdessen gedankenverloren die Melodie von Binks Rum vor sich her. So verging immerhin die Zeit. Noch immer schien es kein wirkliches Ziel zu geben, dass sie ansteuerten und so folgten sie weiterhin Agwes Intuition, ob das nun gut war oder nicht. Schließlich näherte sich die bunte Truppe einem Wasserfall, den man schon von weiten Rauschen hören konnte. Als sie sich weiter näherten, bemerkten sie auch die vier verhüllten Gestallten, die dort seelenruhig auf Felsen standen. "Fällt das nur mir auf, oder treffen wir immer nur auf Leute, wenn wir in der Nähe eines Wasserfalls sind?" Mit einem Gesichtsausdruck, der beinahe schon an anhimmeln grenzte, hüpfte Haydee neben Momo, als diese ihre Beobachtung laut äußerte. "… Doch, mir ist das auch aufgefallen. Seltsam oder? Vielleicht sollten wir in Zukunft immer einen Wasserfall mit uns tragen, dann treffen wir auch immer auf Leute ..." Obwohl sie am Anfang noch recht enthusiastisch gewirkt hatte, für ihre Verhältnisse zumindest, wurde sie am Ende immer leichter, bis ihre Stimme nur noch ein nuscheln war. Was tat sie da denn? Sie durfte doch nicht einfach irgendwelche Ideen äußern! Dafür würde sie nur ärger bekommen! Glücklicherweise schlug einer der vier fremden Kuttenträger seine Kapuze zurück, offenbarte sich als alter Greis mit langem Kuschelbart und fing an zu Quatschen. Damit lenkte er die Aufmerksamkeit auf sich und verhinderte, dass irgendjemand Haydee bestrafte. Allerdings machte das, was er da plapperte, für sie nur wenig Sinn. Vorsichtig huschte sie deshalb zu Edward, dem klügsten der Truppe. "... Warum hat er seinen Händen Namen gegeben ...?" fragte sie nach einigen Sekunden hinter vorgehaltener Hand. Irgendwo machte das doch gar keinen Sinn.
Aber noch bevor der Ingenieur antworten konnte, lenkte etwas wirklich schönes Haydees Aufmerksamkeit auf sich. "… wie hübsch …" flüsterte sie und konnte den blick gar nicht davon abwenden. Soeben war ihr aufgefallen, wie schön das Sonnenlicht in der aufspritzenden Gischt des Wasserfalls reflektiert wurde. Das war wirklich ein schöner Anblick. Auch die anderen hatten es wohl bemerkt und gaben ähnliche Kommentare ab. Als sie jedoch in Agwes, Momos und Edwards Gesicht sah, bemerkte sie schnell, dass die in eine ganz andere Richtung starrten. Mit den Augen verfolgte sie die Blickrichtung und das Objekt, dass sie ansahen. Ja, Frau, schon mal gesehen, langweilig. Also richten wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf den Wasserfall. Die vielen bunten Regenbögen, die dort ein paar Sekunden lang entstanden, nur um zu verschwinden und wieder woanders zu entstehen, waren immerhin etwas, dass man nicht jeden Tag erblicken konnte. Und viel interessanter als der Opa und was der zu erzählen hatte, war es allemal. Mole schütze das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ...
 

Edward Buraddo

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OK, die Situation könnte besser sein. Zuerst hatte Edward sich in diesem merkwürdigen Gefängnis den Kopf zerbrochen, warum sie dort alleine waren und jetzt stampften sie durch die Pampa und weit und breit war kein anderes Haus zu sehen, oder andere Menschen... „Vielleicht sehe ich das falsch, aber sollten Gefängnisse nicht zumindest von IRGENDWEM bewacht werden?“ fragte er ins nichts, während er sich umdrehte und sich das Gebäude selber ansah. Es wirkte nicht alt, eher wie erst kürzlich erbaut, aber Edward konnte sich einfach beim besten Willen keinen Reim darauf machen. Also gab er es vorher auf. Was auch immer hier vor sich ging, mit bloßer Logik war das nicht zu erklären. Ihm fehlten einfach Hintergrundinformationen. Nur zwei Sachen waren ihm klar: Erstens: Das war kein Normales Gefängnis Zweitens: Das Wetter auf dieser Insel war beschissen. Im ernst, seitdem sie hier waren, war es immer entweder am Regnen oder so vernebelt, dass man fast in der Luft schwimmen konnte. Noch etwas höhere Luftfeuchtigkeit, und Edward musste befürchten, dass der Schwächeeffekt den er durch seine Teufelsfrucht im Wasser verspüren würde, einsetzte. Seine Haare hingen schon völlig Durchnässt in seinem Gesicht und auch sein Umhang würde langsam schwer. Für gewöhnlich schützte ihn selbiger vor Regen, doch dieser Nebel ging echt in jede Öffnung und es gab nichts, womit man sich schützen konnte. Na ja, fast nichts. Der Hermelin TickTack, der seit der Isla de Muerta zu Edwards engsten Freunden gehörte, sprang von Momos Schulter zu ihm herüber, mit dem cleveren Ziel, sich in seinem alten Versteck, vor der Suppe, die man auf dieser Insel Luft nannte, zu verstecken: Edwards Rucksack. Der Türmann lächelte. Er erinnerte sich gut an die Drohung die er damals ausgesprochen hatte, als der Hermelin das erste mal im Geschenk seines alten Lehrers Zuflucht suchte. Doch diesmal würde der pelzige Freund merken, dass es geräumiger war, da die Brennerei auf dem Schiff war und sich im Rucksack nur Flaschen voller Alkohol, zwei Pistolen, und ein Feuerzeug befand. Ja, er hatte ein Feuerzeug dabei, er hatte aus seiner letzten Situation gelernt. Hätte Momo ihm nicht die Streichhölzer gegeben, wäre es damals übel für ihn ausgegangen. Daher hatte er jetzt seine eigene Quelle für Feuer dabei. Schließlich konnte er nicht den ewigen Schnorrer spielen, wie sah das denn aus? „Schlaues Kerlchen“ lobte Edward TickTack für die Idee, sich vor dem Neben zu verstecken, er wünschte er konnte dasselbe tun. Nur leider trug hier keiner einen Rucksack, abgesehen von dem jungen Ingenieur selber.

Edward sah es als Teil seiner Aufgabe in dieser Gruppe, dafür zu sorgen, dass immer was zu trinken da war. Er kannte mittlerweile die Geschmäcker ja sehr gut, daher konnte er sowohl Momo, als auch Agwe und Haydee so versorgen, wie sie es mochten. Doch da jetzt noch jemand in der Gruppe war, wusste er nicht, was er mit dem Zwerg Gimli anfangen sollte. Er kannte Zwerge nur aus Märchenbüchern. Dort tranken sie Bier, aber das hatte Edward nicht dabei. 'Muss ich mir jetzt noch eine Bierbrauerei zulegen?' fragte er sich im Geiste, während er überlegte, was man wohl alles mit Bier anstellen könnte. Bier hatte einen viel niedrigeren Alkoholgehalt, das hieß der Geschmack würde weniger durch den Alkohol dominiert werden. 'Es wäre eine Überlegung wert...' Grübelte er, während er sich Gimli näherte. Da alle anderen schon mit Schnaps versorgt waren, musste sich der kleine Mann ja schon fragen, ob für ihn auch etwas abfallen würde, und für Edward war es Ehrensache, dass er keinen, der es nicht sein wollte, nüchtern lies. Er entschloss sich, erst mal einen Standartschnaps zu servieren, nicht zu viel Alkohol, aber doch genug, dass man es deutlich schmecken konnte. Danach könnte er sich nach belieben steigern oder zurücknehmen. „Sieht aus, als wärst du jetzt Teil der Gruppe geworden, mein bärtiger Freund...“ lächelte er zu dem laufenden Meter vor sich herunter. „Daher...“ Er füllte ein Glas mit Schnaps und reichte es ihm herunter. „Willkommen bei uns, prost!“ Er füllte sich selber auch ein Glas und trank dann selber auch noch einen. „Wenn du mehr willst, sag Bescheid, ich habe reichlich.“ lächelte er den Schildträger an.



Der Nebel hatte sich mittlerweile gelichtet und die Sonne trocknete, was der Nebel durchnässt hatte, doch da die Natur nun mal eine schadenfrohe Kuh war, dauerte das trocknen natürlich erheblich länger, als das Nass werden. Daher würde es wohl noch mindestens eine Stunde brennender Sonne bedürfen, um wieder trockene Kleidung am Körper zu haben. Aber ohne den Nebel konnte man wenigstens die Umgebung genießen.
Die Gestalten am Wasserfall fielen ihm sogar noch vor Agwe ins Auge, daher musste er nicht lange suchen, als der Schlangenpriester der Crew die Richtung vorgab. Über Haydees Antwort auf Momos Frage musste er lachen, auch wenn er es immer noch traurig fand, hatte Haydees zustand auch eine lustige Seite. Es kamen immer lustige Sprüche, vor allem wenn eine Sarkastische Phrase geschmettert wurde. Er dachte an den Moment zurück, wo sich Haydee in Momos Hintern verbissen hatte. Einfach köstlich.
Er legte den Kopf etwas schräg, als einer der Kuttenträger sich als Geist ausgab, er wusste nicht, ob das als Einschüchterungsversuch oder als Witz gedacht war, aber es war weder gruselig noch lustig... also entschloss er sich einfach, die Sache gekonnt zu ignorieren und statt dessen den anderen Kuttenträgern seine Aufmerksamkeit zu widmen. Doch da war nicht viel zu erkennen, da man nur die Umhänge sehen konnte. Also ging der Fokus wieder zurück zu Hui Buh dem Wasserfallgespenst.
Der Sprecher der Gruppe war ihm, trotz der Geisterstory, doch leicht sympathisch, als er merkte, wo genau sein Fokus bei den weiblichen Gruppenmitgliedern lag, der Mann hatte Geschmack, das musste mal ihm lassen. Dafür hatte er keine Manieren, was die Gesten, die er den beiden Frauen gegenüber machte zeigte. Doch zum Glück wurde er gebremst, bevor er sie zu offensichtlich machen konnte. Zwar glaubte er nicht, dass Haydee die Gesten überhaupt verstanden hätte, aber Momo wäre bestimmt gereizt gewesen.
Nach und nach stellte sich die Druidengruppe vor und wie nicht anders zu erwarten war, konnte Haydee mit den begriffen „linke und rechte Hand“ nicht viel Anfangen. Sie fragte Edward, was es damit auf sich hatte, was ihn schon sehr schmeichelte. Wenn selbst Haydee erkannte, dass man bei Wissensfragen zu ihm kommen musste, war seine intellektuelle Überlegenheit wohl wirklich eindeutig. „Weißt du, er meint nicht wirklich seine Hände. Wenn sich mehrere Menschen zu einer Gruppe zusammenschließen, sehen die sich gerne als ein großes Ganzes, und benennen sich dementsprechend, als wären sie eine Person. Der Anführer der Gruppe wird meistens „der Kopf“ genannt, weil er halt Pläne macht und die Entscheidungen trifft. Die „Hände“ der Gruppe sind dann die Leute, die dafür zuständig sind, die Entscheidungen des Kopfes dann auszuführen. Linke und Rechte Hand heißt dann einfach nur... WOW!“ weiter kam er nicht, denn grade eben hatte die letzte Person der Druidengruppe die Kapuze abgenommen und eine Frau enthüllt, deren Schönheit dem Wasserfall hinter ihr, in dessen Nebel sich das Licht der Sonne zu Regenbögen brach, die Show stahl. „Bin gleich wieder da...“ sagte Edward völlig abwesend, während er sich auf die Dame zubewegte.

Die anderen Sprachen weiter, Gimli kriegte sogar Ärger mit Taw, doch Edward kriegte das kaum mit. Alles was für ihn wichtig war, war die Tatsache, dass die weißhaarige Schönheit vom Felsen herabgestiegen war. Er ging nur auf die junge Frau zu und ergriff, als er nahe genug war, ihre Hand, welche daraufhin den Zwerg frei lies. Mit einer leichten, begrüßenden Verbeugung küsste er ihren Handrücken. „Ich möchte mich in aller Form für unseren Freund Gimli entschuldigen, er ist sehr Temperamentvoll, doch bitte tragen Sie es ihm nicht nach. Ich bin sehr erfreut, ihre Bekanntschaft zu machen Miss Tawariel. Mein Name ist Edward Buraddo. Und darf ich sagen, dass es eine wahre Wohltat ist, nach all dem Nebel und den Kerkern, die ich heute sehen musste, eine Schönheit wie deine sehen zu dürfen, die selbst dem Sonnenstrahl selber wie ein kaltes totes Licht aussehen lässt?“ Er sah nach oben und lächelte ihr zu. „Solch ein Strahlen sollte man nicht hinter einer Kutte verstecken, wenn diese Bemerkung erlaubt ist.“
 

Gimbli

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Nachdem Agwe ihn davon überzeugt hatte, das Fumiere sich lediglich einen dummen Scherz mit ihm erlaubt hatte, stapfte der Dwarf mit schnellen, dumpfen Schritten neben dem Hohepriester durch den dichten, sichtraubenden Nebel. Wo sie hinliefen, er hatte keine Ahnung, aber das war ihm auch egal, aber hauptsache sie bewegten sich. Stillstand war einfach nicht gut und bei diesem Wetter und dem beknackten Nebel musste man sich bewegen, sonst fror man schneller als ein nackter Eisbär in der Antarktis auf Pinguinjagd. Drago, sein Ewsgurn, der für das Nachahmen der Kunststücke von Hühnchen viel Kraft und Energie gebraucht hatte, hatte sich längst zwischen die beiden Schilde auf dem breiten Rücken des Zwerges verkrochen und wartete auf wärmeres Wetter, ein hoffnungsloses Unterfangen, wahrscheinlicher war es Solarien in der Sahara zu verkaufen. Gimblis Laune hingegen besserte sich mit jedem Schritt, denn nachdem Agwe laut und breit Gimblis heroische Schildjagd geschildert hatte, fing er an ohne Punkt, Komma und Gedankenstrich von den Loa, ihren Launen und Kräften zu erzählen. Auch wenn es der Zwerg nicht offen zeigt, so sog er doch jedes Wort von diesem Heiligen auf. Er wusste ja gar nicht, dass Baron Samedi, Maman Brigitte und Damballah so schillernde Persönlichkeiten hatten und was man alles beachten musste, wenn man sie erfolgreich rufen wollte. Bei den Zwergen war das alles einfacher und so grübelte er auf dem Weg durch die Walachei darüber nach, was denn nun das richtige war. Eigentlich waren solche philosophisch anmutenden Diskussionen nichts für den Zwerg, aber Agwe war gut im Erzählen und seine Geschichten hatten zumindestens
Irgendwann wurde er von dem Normalo der Gruppe aus den Gedanken gerissen, der sich von halb rechts an Gimbli heranschlich und ihm ein Schnapsglas hinhielt, billiger Standardfusel. Mit einem 'Prost' kippte Gimbli den gesamten Inhalt des guten Tropfens hinunter und nickte anerkennend. "Besser als der billige Fusel den sie in den Kneipen verkaufen. Dieses Ciderzeug was sie heir verkaufen, hat ja weniger Prozente als unser Apfelsaft. Der hier..." er deutete auf das Glas, was ihm Edward gegeben hat. "hat wenigstens halbwegs ordentliche Prozente." äußerte sich Gimbli als Kenner diverser Alkoholsorten, während der schwarze Priester immer noch wild gestikulierend neben ihm herumfuchtelte und gerade die 10 Don'ts bei einer Beschwörung von Damballah aufzählte unter anderem sollte man auf gar keinen Fall gelb gestreiftes Kängurufell tragen, wieso auch immer. "Aber ich bevorzuge ja das gute, dunkle Starkbier der Delvenzwerge, die haben das Bierbrauen einfach raus. Das Zeug hat bestimmt 'nen Alkoholgehalt von 30% oder noch mehr und Grimar, unser Braumeister aus dem DelvenClans hat das Rezept gehütet wie seinen Augapfel. Dabei kennt jeder die Zutaten, Wasser, Hopfen und Malz, jedenfalls die Grundzutaten, aber der muss da noch irgendeine Geheimzutat gehabt haben, jedenfalls war das Bier das beste auf der Welt, hab selten irgendwann wieder so etwas gutes getrunken." Die Augen des Zwerges fingen dabei an zu leuchten, wie die eines Kleinkindes, das am heiligen Abend vor dem leuchtenden Tannenbaum steht und die vielen, schön verpackten Geschenke betrachtet.
Nach einer Weile lichtete sich dann auch der Nebel etwas und die Sonne lies das feuchte Nass von den Lederklamotten des Zwerges verdampen. Drago, der selbst unter den Schilden nicht vor der allgegenwärtigen Feuchtigkeit geschützt gewesen war, kroch langsam wieder aus seinem Versteck und begann sich zu sonnen, was allerdings nicht lange währte, denn kurz darauf erreichten sie einen Wasserfall, der die fünf in einen gewaltigen Sprühnebel tauchte und die gerade angetrocknete Kleidung wieder anfing zu durchnässen. Doch war das dem Zwerge gerade mehr als egal, denn vor ihm standen vier Gestalten mit Kutten so lang, dass sie, wenn die Kutten weiß und durchscheinend gewesen wären, als Geister durchgegangen wären. Aber diese Kutten waren ne schmutzige Mischung aus Braun und Grau. Danach fiel Gimblis Blick aber auf die mächtige Eiche, die schräg hinter den Gestalen am Rande des kleinen Sees, den der Wasserfall bildete, stand. Sie war einfach nur wunderschön, der Verlauf ihrer Zweige, die riesige Krone, die mächtigen Zweige, von denen man einige sicher selbst als guten Rohstoff verwenden konnte, aber vor allem der mächtigen, breite Stamm hatte es dem Zwerg angetan. Was man aus dem Holz alles machen konnte, nein viel wichtiger war, was das Holz werden wollte. Nicht der Zimmermann, sondern das Holz bestimmte, was es werden wollte. Das war die erste und wichtigeste Lektion die er gelernt hatte. Handle niemals gegen den Willen des Holzes. Fast schon widerwillig kehrte seine Aufmerksamkeit auf den komischen Opa und sein Gefolge zurück, als dieses gerade die Kapuzen abnahm und unter anderem die blasse Schönheit Tawariel zum Vorschein kam, welche sogar dem Zwerg ein "Woohhh." entlockte. Normalerweise interessierte er sich für Menschenfrauen nicht mehr als für die Männer, sie waren meist zu dünn und zu groß. Auch auf die Druidentochter traf beides zu, nichtsdestotrotz besaß sie eine Schönheit, die selbst den Zwerg verblüffte.
Dann aber zischte der kleine Kerl bei dem Wörtchen klein aus dem Mund des alten Greises wie von der Pistole geschossen vor und zog den alten Mann an dessen Bart auf Augenhöhe, um ihn böse anzufunkeln. Niemand nannte ihn klein, das war ein Gesetz ein ungeschriebenes, aber deswegen nicht minder gültiges Gesetz. Doch gleich darauf wurde Gimbli seinerseits am Kragen gepackt und in die Höhe gehoben, was für sichtliche Verblüffung sorgte. Wer wagte es ihn, Gimbli Schildramme am Kragen zu packen. Das war auch der einzige Grund, warum er der Schönheit nicht sofort seine Fäuste in den Leib rammte, er war einfach zu verblüfft und gerade als er sich gefangen hatte, wurde er schon wieder losgelassen und fiel dumpf auf seinen Hosenboden, um fassungslos den Normalo zu betrachten, der die Schönheit anmachte. Gimbli nutzte die Gunst der Stunde, um den Alten Knacker nocheinmal böse anzufunkeln und seine Drohung zu wiederholen, ehe er sich zurückzog. Seine Wut war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war, diesesmal hatte sie sich allerdings nicht in zerstörerischer Energie umgewandelt, sondern in unendliche Verblüffung. Diese Tawariel war schon besonders, was nicht heißen sollte, das sie beim nächsten Mal nicht die Hucke vollgehauen bekam.
 

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Von einem Moment auf den anderen wich die gefährliche, tödliche Tawariel einem anderen Bild, das die Tochter des Druiden bekannt gemacht hatte. Sie errötete, blickte Edward unsicher an und scharrte mit dem Fuß auf der Stelle. "Äh.. ich.. also, naja.. mein Vater hat gesagt..." Momos Blicke hätten einen ausgewachsenen Bluthund dazu gebracht sich winselnd in die Ecke zu verkriechen und sich zu schämen, aber Tawariel war, trotz ihres zerbrechlichen Äußeren, nicht so leicht einzuschüchtern. "Ähem. Wir mussten uns verborgen halten. Auf dieser Insel sind wir nicht ganz unbekannt, weißt du?", schaffte sie es schließlich, ihr Gestotter zu unterbrechen und sah Edward dabei fest in die Augen. Immer noch lag eine dezente Röte auf ihren blassen Wangen, doch ansonsten hatte sie sich vollkommen beruhigt. Ihr Vater lachte amüsiert hinter ihrem Rücken, was ihm einen unsanften Tritt gegen das Schienbein einbrachte.

"Wenn ihr dann fertig seid, meine hübsche Tochter zu begutachten würde ich euch gerne mitnehmen", sagte der Druide nach einigen Minuten, die er damit zugebracht hatte sein schmerzendes Schienbein zu reiben. Das würde einen blauen Fleck geben. Tawariel schlug ganz nach ihrer Mutter, dachte der Graurock bei sich, ein richtiges Temprament. Wenn sie nicht verwandt wären und er ein oder zwei dutzend Jahre jünger... "Ich entschuldige mich übrigens für meinen Ton, mein Freund. Ich bin es gewohnt, ein wenig unverblümt zu sein und Alter verlernt nicht so schnell.. ich hoffe unser Verhältnis ist nicht getrübt." Er schenkte Gimbli ein offenherziges Lächeln "Für weitere Entschuldigungen fehlt mir aber die Zeit! Es gibt viel zu besprechen, Loapriester, und ich würde es vorziehen wenn wir das nicht hier täten. Wie meine reizende Tochter schon erwähnte sind wir hier auf Float nicht ganz unbekannt und ein Wasserfall ist nicht gerade der sicherste Ort für das, was ich mit euch besprechen will. Kommt mit. Und nehmt lieber die Beine in die Hand, wir haben's eilig."

Die Gruppe, kurz aufgehalten von Haydee die versucht hatte, mit ihren Knöcheln in den Händen zu laufen, legte einen kurzen, aber kräftezehrenden Weg zurück. Es ging mitten durch einen ungezähmten Wald, der noch feucht war vom Nebel und dessen Pfade so unwegsam waren das es an ein Wunder grenzte, dass sie überhaupt vorwärts kamen. Nicht nur Agwe stolperte hin und wieder über eine herumliegende Wurzel oder einen toten Baum und sogar die rechte und die linke Hand des Druiden zögerten ab und zu. Von diesem Zaudern war bei Chu und Taw freilich nichts zu bemerken, sie bewegten sich so geschickt durch den Wald als hätten sie ihr Lebtag nichts anderes gemacht. Sie verursachten beim Laufen nicht das geringste Geräusch, verfingen sich selbst mit ihren langen Kutten kein einziges Mal im Gestrüpp und selbst als Gimbli zu keuchen begann wie ein altersschwaches Pferd waren sie anscheinend kein Stück außer Atem. "Die heutige Jugend", meinte Chu mit einem milden Kopfschütteln, dessen Effekt jedoch durch sein breites Grinsen entschieden gemildert wurde, "Keine Ausdauer mehr in den Beinen."

Mit einem lauten Rascheln teilte sich ein alter Brombeerbusch, dessen Dornen Agwes Hose ein wenig einrissen, und gab den Blick auf eine einfache Holzhütte frei. "Einfach" war hierbei sogar noch übertrieben, denn das Holz schien viel eher natürlich gewachsen zu sein als dass es jemand in Form gebracht hatte. Die Balken schienen ineinander zu fließen wie Wasser und obwohl sie eindeutig in Form gebracht worden waren um dieses halbrunde Gebäude zu formen, so hatten sie doch immer noch ihre Rinde. Aus dem Dach sprossen einige grüne Zweige und wenn man dieses Gebäude aus der Ferne sah, hätte man es wohl nur für einen eigentümlich gewachsenen Baum gehalten. Das perfekte Versteck, mitten im Wald. "Ganz in der Nähe ist auch ein Bach, ich meine, falls die Damen sich waschen wollen..." Ein lautes Räuspern seiner Tochter ließ Chu zusammenzucken, wobei er vor allem an sein armes altes Schienbein dachte. "Äh, naja, vielleicht ein andermal... Übrigens würde ich euch tunlichst davon abraten, feindselige Handlungen zu unternehmen. Ich bin alt, aber noch bin ich nicht tot und Tawariel hier kann sich ebenfalls recht gut wehren. Und nur für den Fall dass ihr uns hinterrücks angreift, habe ich Elmal gebeten, ein Auge auf uns zu haben." Der Druide räusperte sich und lächelte entschuldigend. "Ich hoffe doch ich kann euch vertrauen, aber man kann nie vorsichtig genug sein. Wollen wir reingehen?"
 

Agwe

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Agwe blickte die Tochter des Druiden nach wie vor an als wäre sie ein Fisch. Ein ziemlich schöner Fisch, zugegeben, aber er redete nicht mit Fischen. Außer er war wirklich betrunken oder für ein Ritual zu Ehren seines Namensvetters unter den Loa, dem mächtigen Agwe, Herr der See. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zuzusehen wie die schöne junge Dame bei Edwars Komplimenten errötete und zusammenhanglos vor sich hinstammelte, bis sie sich schließlich fasste. Momos Blicke entgingen dem Voodoopriester dabei und selbst wenn er sie bemerkt hätte, sie hätten ihn nicht gestört. Sollte dieses Teufelsweib starren, man.

Erst als Chu mit ihm sprach erwachte Agwe aus seiner Trance, wobei er bemerkte dass ihm ein leichter Speichelfaden aus dem Mund lief. Hastig wischte er diesen an seinem Ärmel ab und richtete seinen Zylinder, ehe er zu Chu blickte. "Whatever, man. Egal was du mit uns zu bereden hast, es muss wichtig sein. Come on, people, hurry!" Und damit lief er als erster dem alten Druiden nach, wohl auch um Tawariel nahe zu sein. Zu seiner eigenen, maßlosen Enttäuschung jedoch suchte diese eher die Nähe Edwards, schien sogar gewillt sich auf ein Gespräch mit diesem einzulassen wenn er die Initiative zeigte. Warum konnte er jetzt nicht rauchen? Der Wasserfall hatte Agwes gesamten Zigarettenvorrat unbrauchbar gemacht und bis er sich neue drehen konnte würde er bis zur Rückkehr auf sein Schiff warten müssen. Wenn die Hühner nicht schon alles weggeraucht hatten bis er wieder zurückkam. Er wusste: Wenn niemand ein Auge auf diese Biester hatte, dann veranstalteten sie die wildesten Dinge. Aus diesem Grund konnte Hühnchen wohl auch ziemlich verstimmt sein, weil es auf sie Acht geben musste anstatt bei dieser mordsmäßigen Party mit zu feiern. Er nahm sich vor, dem immer noch in Haydees Armen gurrenden Tier demnächst ein angemessenes Opfer als Entschädigung darzubringen, um von seinem Zorn verschont zu bleiben.

Es kam selten vor, dass Agwe die Natur unangenehm war. Wer in den Sümpfen von Black Lung groß gezogen wurde, der war mehr gewohnt als nur über Wurzeln zu stolpern oder in kratziges Buschwerk zu fallen. Einmal hatte Agwe einen Sumpfblumenotter gejagt und wäre dabei um ein Haar in den Sumpf gefallen, nur der beherzte Griff nach einer kräftigen Schlingpflanze hatte ihn damals gerettet. Zu seinem Unglück jedoch war es keine Schlingpflanze gewesen, sondern eine ausgesprochen lange und gut getarnte Baumschlange, die über diese unerwartete Störung verständlicherweise alles andere als erfreut gewesen war. Solche Dinge gehörten für die Unterstädler von Black Lung zum Alltag und man machte darum kein Aufheben mehr. Solche Dinge passierten einfach. Aber dieser Wald stellte selbst Agwe auf eine harte Probe. Er stolperte mehrfach, einige Male davon ausgesprochen unsanft und der Weg den Chu und seine Tochter ihnen vorgaben schien kein Ende zu nehmen. Der Voodoopriester war beileibe kein Weichei, aber er begann schon nach einer Weile zu ächzen und zu stöhnen wie unter der Verrichtung einer harten körperlichen Arbeit und wenn man es genau nahm war es das hier auch. "Ich hoffe nur, dieser Chu hat eine verdammt lohnende Sache für uns, man!", dachte er zähneknirschend, wobei ihm einfiel dass er auch seinen letzten Vorrat Schlangenschnaps verbraucht hatte. Wahrscheinlich wollten die Loa ihn mit diesem kleinen Erlebnis auf die Probe stellen. Und er war stolz genug, diese Herausforderung anzunehmen. "Alright, Loco. Du wirfst mir deine Pflanzen entgegen und ich trete gegen sie an. Dein Wille gegen meinen, man."

Als sie an der Hütte ankamen war Agwe wieder einmal von dieser Insel beeindruckt. Eine ähnliche Hütte hatte er auf Black Lung nie zu Gesicht bekommen und auch auf der Isla de Muerta hatte kein solcher Platz gestanden. Oder zumindest hatte er ihn nicht gefunden. Das hier war ein Wunderwerk der Natur und damit der Loa, dachte er bei sich, und spätestens damit hatte dieser alte Mann bewiesen, dass er den Loa diente. Auch wenn er sie vermutlich anders nannte, denn sonst hätte er Agwe nicht als "Loapriester" bezeichnet. Wieder eine ungewöhnlich rationale Schlussfolgerung für den Voodoopriester, aber ihm war das egal. Sein Verlangen nach etwas zu rauchen wurde langsam übermächtig, insbesondere nach einem derartig strapaziösen Marsch. "Ich hoffe doch ich kann euch vertrauen, aber man kann nie vorsichtig genug sein. Wollen wir reingehen?" Die letzten drei Worte waren wie Musik in Agwes Ohren. Reingehen hieß hinsetzen und hinsetzen hatte er jetzt bitter nötig. "Aye.. man", brachte er unter schwerem Atem hervor, wobei er sich kurz nach seiner Truppe umsah um zu sehen, ob sie seine Meinung teilten. Gleichzeitig spähte er auch, ob er diesen geheimnisvollen Elmal irgendwo erspähen konnte, aber er hatte keinen Erfolg. Vermutlich war er so gut, dass man ihn im Walde nicht sah, außer er wollte es so. Oder aber, was Agwe sogar noch rationaler erschien, er war ein Schutzgeist. Ein Loa, der sie niederstrecken würde wenn sie es wagten, gegen die Gastfreundschaft und Güte von Chu Chulain zu verstoßen. Der Alte musste wirklich ein ungemein mächtiger Beschwörer sein, auch weil "Elmal" kein Geist war von dem Agwe jemals gehört hatte. Sein Respekt wuchs immer weiter. Er würde den Alten beizeiten darum bitten müssen, ihn in seine Geheimnisse einzuweihen.
 

Momo

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Momo verengte die Augen zu Schlitzen und durchbohrte Taw mit ihren Blicken. Die Kleine begann doch tatsächlich zu stottern und schien sichtlich erfreut, Edwards Komplimente zu hören. In ihrem blassen Gesicht, das für die Teufelsfrau nach und nach wie das einer blutleeren Leiche aussah, hatte sich ein unschuldiger Rotton geschlichen, der ihre hohen Wangenknochen noch mehr zur Geltung brachten und ihre Augen funkelten wie die eines kleinen Mädchens.
Die Teufelsfrau hätte gerne gewusst, warum sie auf einmal eifersüchtig war. Auf was denn auch? Der Körper Tawariels glich ungefähr dem ihren. Schlank, etwas höher gewachsen und hübsch anzusehen. Gut, sie war etwas zierlicher als Momo, doch diese hatte auch andere Sachen zu tun, als sich vor dem Spiegel hübsch zu machen. Kurz wischte sie mit ihrer Hand über den freien Oberarm und konnte förmlich die vielen Narben darunter spüren. Zerstöre die Schönheit einer Frau und sie wird nutzlos in den Augen anderer erscheinen, grölte Veljard in ihrer Erinnerung und holte nochmals zum Peitschenschlag aus.
"Du hast eine ganz andere Vergangenheit als sie, Liebes. Du hast dich ganz anders entwickelt." Momo blinzelte. "Bla bla", antwortete sie schnippisch und hatte die Faxen dick. Sie war nicht der Typ, sich von schlimmen Erinnerungen unterkriegen zu lassen.
Edward war nicht ihr Eigentum oder konnte Agwe am Sabbern hindern, doch sie konnte ihre Ehre als Frau verteidigen. "Ich hoffe, ich hab mich verhört, Edward!" Die Glatzköpfige war nach wenigen Schritten bei den beiden Turteltauben und stellte sich mehr oder weniger drohend vor den beiden auf.
Tawariels Augen zuckten zu der Teufelsfrau und entriss Edward ihre zierliche Hand, als wolle sie beide Hände frei haben, um Momo im Notfall abwehren zu können. Doch das war in ihrem Fall nicht nötig. Jemand anderes sollte sich Sorgen um seine zukünfigte Sicherheit machen...
Mit Wucht knallte sie Edward ihre flache Hand auf den Hinterkopf. "Für dein Verhalten sollte man sich auch auf der Stelle entschuldigen, du Schleimscheißer!" Sie packte den Tüftler am Kragen, zog ihn an sich heran und nahm ihn in den Schwitzkasten. Kräftig wie sie war, drückte sie Edward somit die Luft ab und hoffte, er würde an seinen zuckersüßen Worten ersticken. Tawariel warf sie bei Gelegenheit nochmal einen vernichtenden Blick zu. "Wenn ich mit ihm fertig bin, kannst du ihn von mir aus haben, Püppchen. Aber immerhin gehört er noch zu unserer Crew! Such dir 'nen anderen Arschkriecher."

Es war eine wahre Zumutung. Momo hatte das Bedürfnis, ganz woanders zu sein. Bei ihrem Vater, bei ihrer toten Mutter, sogar bei den Killerhühnern wäre es ihr recht gewesen. Aber nicht hier, in diesem verwunschenen Wald, der seine knorrigen Wurzeln wohl fast absichtlich anhob, damit jeder des Mojo Bunch darüber stolpern konnte. Besonders Haydee schien ihre Probleme damit zu haben. Zwar folgte sie der Gruppe gehorsam, doch war manchmal auf ganz andere Dinge konzentriert, als auf den Weg vor ihr. Irgendwann konnte Momo es sich nicht mehr ansehen. "Haydee! Komm her und nimm meine Hand. Wir können es uns nicht leisten auf dich zu warten oder das du dir was tust." Etwas sanftes lag in ihrer Stimme und sie streckte der Traumtänzerin ihre Hand helfend entgegen. Sie mochte das verträumte Mädchen irgendwie, doch hätte das natürlich nie zugegeben.
Edward hatte sie immer noch nicht losgelassen und warf Taw jedes Mal einen vernichtenden Blick zu, wenn sie sich auch nur näherte. Mit ihm unterm Arm versuchte sie also mit Chu und dem vorangehenden Agwe Schritt zu halten. Dabei war ihr es ziemlich schnuppe, ob der Tüftler nun auf zwei Beinen vorwärts stolperte oder sie ihn mit sich herschleifte. Wichtiger war, den Anschluss nicht zu verlieren. Wenn man sich hier einmal drin verirrt, dürfte man verloren sein und mit manch unangenehmen Waldbewohnern einige Probleme kriegen. Das riskierte die Teufelsfrau auf keinen Fall und heftete ihre violetten Augen auf das weiße Haupt Chus, der mit wehendem Haar und Kutte zu schweben schien und auch so noch gut in Form war. Abermals hatte die junge Frau ihr Gegenüber falsch eingeschätzt und schalt sich dafür in Gedanken - oder wurde eher dafür nieder gemacht. "Der alte Greis hätte dir den Kopf abschlagen können, da hättest du nicht mal den Mund aufgekriegt, um um dein Leben zu kreischen!" Vellie hatte in den letzten Stunden keine Ruhe gegeben. Der Wald war scheiße, Edward war scheiße, Chu war scheiße und Momo war super-duper-scheiße. Etwas anderes konnte sie von diesem Psychopathen eh nicht erwarten. "Sie hat doch eh schon genug zu tun, da brauchst du sie nicht auch noch anschreien!" "Argh..." Zu den steten Kopfschmerzen gesellte sich auf einmal ein scharfer Schmerz am Oberarm und die Teufelsfrau zuckte zurück, wobei sie den jungen Mann endlich losließ. "Was zum...?" TickTack hatte sich aus dem Rucksack des Tüftlers bequemt und beschwerte sich über die Qualität des Reiseservices, genannt Edwards Rucksack. Durch das ganze Gestolper und Ruckeln der natürlichen Bodenwellen, hatte der Hermelin die Schnauze voll, in dem Taxi hin und her geschleudert zu werden, da Edward nicht gerade normal laufen konnte, wenn er im Schwitzkasten steckte. Ihr eigenes Haustier hatte sie in die Haut gezwickt und keckerte lauthals weiter, ohne auf Momos Schimpfwörter zu hören.
Nach einigen Minuten Gezeter, verstummte die Glatzköpfige schließlich und schnaubte genervt. Triumphierend hob der Hermelin seine Schnauze und wuselte auf Edwards Schulter hin und her. "Jaja, schon gut. Ich ergebe mich." "Wie tief du gesunken bist. Nicht mal deinem lebendigen Halsschmuck kannst du Konter geben."
"Mein eigenes Haustier beißt mich. Wie frustrierend..."

Ihre Raucherlunge dankte ihre pfeifend die letzten Jahre Sucht und auch wenn ihre Luftröhre wie zugeschnürt war, wünschte sich Momo eine Zigarette herbei. Der Weg war anstrengend gewesen und kaum zu bewältigen, vor allem mit einem alten Greis an der Spitze, der eigentlich in einen Schaukelstuhl gehörte. Die Orientierung hatte sie nach einigen Bäumen verloren und sie wusste nicht einmal ansatzweise, wo sie sich befand.
Das Oberteil und auch die Hose der Teufelsfrau hatte einiges mitgemacht. Dornenbüsche und streifende Zweige hatten große Löcher in den Stoff gerissen und stellten einige Stellen der vernarbten und blassen Haut zur Schau. Das störte sie nicht weiter, denn der Nebel hatte sich ja verzogen und die Sonne war angenehm warm.
Die Hütte war beeindruckend, auch wenn Momo nichts von Architektur oder dergleichen verstand. Es war und blieb eine verschnörkelte Holzhütte, die gut getarnt in einem unzugänglichen Wald stand und hoffentlich Essen, ein Bett und trockenen Tabak beinhaltete. Die Teufelsfrau war einfach zu müde.
Das Angebot Chus, sich am angrenzenden Fluss zu waschen, wäre mehr als eine Wohltat und sie hätte sich am liebsten angezogen mit kühlem Wasser überschüttet, doch Agwe schien andere Pläne und Bedürfnisse zu haben. Außerdem war die Glatzköpfige immer noch neugierig was Chu denn zu besprechen und überhaupt mit dem ganzen Haufen vor hatte.
 

Haydee

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Vollkommen überfordert hielt sich Haydee ihre Hände vors Gesicht. Sie versuchte ja wirklich zu verstehen, was Edward ihr da grade erläutert hatte, aber irgendwie war das so ... verwirrend. Hieß das denn jetzt, dass sie in Wirklichkeit auch eine Gruppe war und dass ihre Hände eigenständige Personen waren, die sich nur als Teil von ihr sahen? Aber sie hätte es doch merken müssen, wenn sie aus mehreren Individuen bestehen würde, oder? Andererseits konnte sie sich ja auch an nichts vor ihrer Zeit bei Hama erinnern. Vielleicht war ja das der Grund dafür? Dass sie früher einmal ganz viele andere Personen gewesen war. Von diesen ganzen Gedankenspielen bekam die Köchin Kopfschmerzen und sie begann, sich mit den Fäusten gegen den Schädel zu klopfen. Bestimmt hatte Edward vergessen noch irgendetwas wichtiges zu erklären, aber leider war er ja mitten im Satz von der doofen Frau abgelenkt worden. Und jetzt stand sie hier, verdutzt, überlastet und sah ausnahmsweise mal ziemlich konzentriert dabei zu, wie sich Edward an das Schneemädchen ran machte. Aus irgendeinem Grund musste sie das verlangen unterdrücken, zu Edward zu gehen und ihm am Ohr von dieser Tawariel weg zu ziehen. Aber dafür hätte sie bestimmt ärger gekriegt. Es stand einer Dienerin nicht zu, die Taten eines Herren zu diktieren. Glücklicherweise übernahm es dann jedoch auch schon Momo, dies zu tun, und schlug Edward mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. So wirklich konnte sie das Verhalten des Tüftlers ohnehin nicht nach vollziehen. Was war denn bitte so besonders an der Tochter des Druiden, dass der Waffenmeister des Mojo Bunches plötzlich in fremden Zungen sprach? Ohne zu wissen warum, fühlte sich Haydee dennoch beleidigt und zog dementsprechend eine Schnute. Dabei konnte sie echt nicht verstehen, warum sie grade Sauer auf Edward war. Immerhin mochte sie ihn sonst wirklich gut leiden. Er reparierte immer alles, was sie kaputt machte, er bemühte sich, ihr alles zu erklären, was sie nicht verstand und gab ihr sogar gerne dass Zeug, dass er in seiner Werkstatt nicht mehr brauchte. Es war echt nicht leicht, vernünftiges Schwarzpulver zum Backen aufzutreiben ... Aber jetzt wollte sie es einfach nur Momo nach tun.
Da kam es ihr grade recht, dass Agwe den Aufbruch signalisierte. Dass brachte sie immerhin auf andere Gedanken und lies sie etwas vernünftiges tun, in diesem Fall laufen. Es ging gradewegs in den nächsten Wald. Im Prinzip lief das hier genau so ab, wie auf der Isla de Muerta, nur eben anders herum. Erst Wasserfall, dann ewig durch den Wald latschen. Ein wirklich interessanter Umstand, zumindest für die bedröppelte Köchin. Im Prinzip hatte sie nichts dagegen, dass es in das Unterholz ging. Diese Probleme, die die anderen hatten – ständig über Wurzeln zu stolpern, an Dornengestrüpp hängen zu bleiben und so weiter – hatte sie überhaupt nicht. Sie musste sich nicht einmal großartig darauf konzentrieren und konnte sich trotzdem vollkommen mühelos Bewegen. Allerdings hatte sie schon mehrmals festgestellt, dass ihr manche Dinge wirklich leicht fielen, die anderen Kopfschmerzen bereiteten. Vielleicht lag das ja daran, dass sie einfach nicht nachdachte? Sie benutzte ihren Kopf nicht. Das war vielleicht, aber auch nur vielleicht, doch manchmal von Vorteil?
Haydee hob den Blick und sah einen dunklen, alten Baum vor sich, wo eigentlich Agwes Rücken hätte sein sollen. Irritiert sah sie sich nach den anderen um. Okay, es hatte auch seine Nachteile, keine Frage. „Haydee! Komm her und nimm meine Hand. Wir können es uns nicht leisten auf dich zu warten oder das du dir was tust.“ Momos Stimme erklang links von ihr. Aber ganz entgegen ihrer normalen Art, befolgte Haydee den Befehl nicht Augenblicklich. Stattdessen weiteten sich ihre Augen und sie sah mit einem mal den Schatten einer Frau vor sich, die ihre Hand ausstreckte. Eine Stimme klang wie ein Echo in ihrem Kopf nach. Ganz vertraut, ohne dass sie wusste, wem sie gehörte. „Komm her und nimm meine Hand, Schatz. Wir möchten doch nicht, dass du verloren gehst, oder dir etwas passiert“ Sie selbst hob ihren Arm, der plötzlich sehr dünn und klein aussah, um nach der Hand zu greifen. ”... Ja, Mama ...” Sie hörte sich selbst die Worte sagen und als sie blinzelte, war nichts mehr von der schattenhaften Gestalt zu erkennen. Sie stand wieder vor dem Baum. Ihren Arm hatte sie noch immer erhoben, aber er sah wieder ganz normal aus. Fest presste die Träumerin ihre Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Sie hatte nicht den geringsten Schimmer, was soeben passiert war. ”… ich komme ...“ antwortete sie Momo und lief zu ihrer Kameradin, um wie verlangte deren Hand zu ergreifen.
Sie hatte absolut kein Problem damit, wie ein kleines Kind an der Hand geführt zu werden. Irgendwie gab ihr das ein gutes Gefühl, von Momo geführt zu werden. Sicherlich sah es sehr lustig aus, wie die drei, eigentlich ja fünf, da durch den Wald liefen. In der Mitte die glatzköpfige Walküre, die an ihrer linken Hand die Köchin führte und unter dem rechten Arm den Ingenieur im Schwitzkasten hatte. Dazu noch das Hühnchen, dass noch immer auf Haydees Kopf saß, als wäre dieser ein hart erbautes Nest und der weiße Hermelin, in Edwards Tasche. So ging es eine Zeit lang durch den Wald. Es war dabei sehr angenehm, nicht mehr selber auf den Weg achten zu müssen, sondern es ganz Momo zu überlassen, dass sie sich nicht verirrten. Dann jedoch zuckte die Teufelsfrau zusammen und entließ Edward endlich aus ihren Griff. Neugierig lugte Haydee an ihrer Führerin vorbei um zu sehen, was der Anlass dazu war. Anscheinend hatte TickTack sich gegen die Hand gewendet, die der Hand die ihn fütterte anwies, eben dies zu tun. Warum er das tun sollte, verstand Haydee absolut nicht. Und auch von der wahren Schimpfkanonade, die Momo darauf hin los lies, verstand sie nur einen Teil. Manche Worte hatte sie noch nie gehört, vor allem nicht in diesem Zusammenhang. Aber was sie schon verstand war, dass Momo sich grade nicht gut fühlte. Schließlich hatte ihr eigenes Haustier sie verraten. Das fand Haydee nicht richtig. Irgendetwas musste sie doch tun. Langsam sank ihr Blick zu ihrer Hand, die noch immer von der ihrer Gefährtin umschlossen war. Spontan hatte sie eine Idee, was sie tun konnte, um sie zu trösten. Die Träumerin löste sich aus dem Griff ihrer Glucke, nur im ihren linken Arm mit ihren Beiden zu umklammern. Sie lehnte ihren Kopf gegen Momos Schulter und kuschelte sich eng an ihre Freundin. Sie hatte einmal gesehen, wie ein junges Pärchen auf Black Lung so umschlungen durch die Straßen gelaufen war. Irgendwie erschien ihr das passend, um der Teufelsfrau zu zeigen, dass nicht alle sich gegen sie gewendet hatten.
Auch wenn Momo anfänglich ein wenig dagegen protestierte hatte, lies Haydee sie nicht mehr los, bis sie schließlich ihr Ziel erreichten. Zumindest nahm sie an, dass es ihr Ziel war, denn anders konnte sie diesen komischen, hüttenartigen Baum nicht einordnen. Der Druide erklärte, dass es in der Nähe einen Bach zum waschen gab. War das eine unterschwellige Anschuldigung? Ohne groß darüber nachzudenken hob sie den Arm und schnupperte leicht. Nein, eigentlich roch sie nicht so, als würde sie ein Bad benötigen. Fragend warf sie einen Seitenblick zu Momo, aber die machte auch keine Anstalten, etwas zu tun. Und aus irgendeinem Grund hatte sie schon wieder das Verlangen, jemanden am Ohr zu ziehen, nur das es diesmal der Druide war. Stattdessen lies sie sich jedoch einfach auf dem Boden der Hütte sinken und wartete auf was da kommen würde.
 

Edward Buraddo

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Teufelsfrucht
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Man konnte über Edward sagen was man wollte, vieles was stimmte, aber man konnte eine Sache niemals bestreiten: Wenn er wollte, hatte der Ingenieur wirklich Charm. Er sah Taw in ihre schönen Augen und erkannte, wie sich ihre Wangen in einen rötlichen Ton tauchten, während er ihre Hand hielt und ihre Schönheit pries. Es war wirklich sehr erbauend, wenn man eine solche Reaktion bei einer Frau auslösen konnte. Insbesondere bei jemanden wie Edward, dessen Erfolg bei der holden Weiblichkeit bislang im Grunde... Na ja. Aber er hatte es halt doch drauf, wie er hier sehr gut erkennen konnte. Zumindest bis zu dem Moment, als sie plötzlich ihre Hand blitzartig zurückzog. Was war passiert? Hatte Edward etwas falsch gemacht? Hatte er etwas falsches gesagt? Er lies seine Worte noch einmal in seinem Kopf erklingen. Nein, das war es nicht... War er nicht sicher genug aufgetreten? Er überdachte seine Schritte noch einmal, und wieder war es ein klares Nein. Er hatte es genau so gemacht, wie er es in den Büchern gelesen hatte, Selbstsicheres auftreten, Komplimente, schöne bildhafte Vergleiche... Daran konnte es nicht liegen. Hatte er Mundgeruch? Er hatte viel Getrunken, roch er zu stark nach Alkohol? Nein, nicht mehr als sonst...
Während er noch am Nachdenken war, schoss plötzlich eine Schockwelle durch seinen ganzen Körper, angefangen von seinem Nacken breitete sich Schmerz, der sich aus Überraschung, Schock und wirklichen Schmerzen zusammensetzte, wie eine Welle in seinem Körper aus. Er spürte, wie Bewegungsenergie auf seinen Körper übertragen wurde, welche diesen dazu veranlasste, nach vorne über zu kippen. Sein Nacken brannte und es fühlte sich an, als ob eine brennende Hand auf seinem Hals liegen würde. Was war passiert? Er drehte den Kopf weit genug, um Momo sehen zu können und augenblicklich wurde die Welle des Schmerzes von einem Schauer verfolgt, der seinen ganzen Körper für einen Moment erzittern lies. Als er Momos Hand, welche wohl auch die Quelle des Schlages war, erneut auf sich zukommen sah. Sekunden später befand er sich in Momos Gewalt, unfähig sich aus ihrem starken Griff zu befreien oder auch nur zu reden, denn so wie er aktuell gehalten wurde, kam er ja kaum zum atmen. Edward verstand nicht im geringsten, was hier grade passierte, warum benahm sich Momo so merkwürdig... Sie war immer aggressiv, das wusste jeder, der auch nur eine Stunde mit ihr verbrachte, aber was hatte Edward denn getan, das sich diese Aggression plötzlich gegen ihn richtete. War sie wegen irgendwas sauer? Hatte er etwas getan oder gesagt, was sie Beleidigt haben könnte? War sie sauer, weil der Schnaps aus war und er nur noch normalen Schnaps dabei hatte, aber kein „Momo Spezial“ mehr? Er wusste ja, dass ihr selbst die etwas hochprozentigen Getränke nicht so sehr zusagten wie das beinahe schon giftige Spezialrezept, dass er extra für sie entwickelt hatte... War sie deshalb sauer? Weil er nicht genug gemacht hatte, um sie für den ganzen Landaufenthalt zu versorgen? Es konnte für eine so temperamentvolle Frau wie Momo sicher ein Grund sein, erst gab man ihr ein Getränk, dass sie mochte wie kein anderes und dann gibt es plötzlich keinen Nachschub mehr...
War das der Grund? Möglich... Oder... war ihr letztendlich doch aufgefallen, dass Edwards Augen öfter als es für ihn gesund sein konnte auf den großen Hügeln, welche sich knapp unterhalb des Halses von Momos Körper abhoben, lagen? Er hatte wirklich oft einen oder auch hundert Blicke gewagt, und es war ihm in seinem Leben bisher durchaus nicht entgangen, dass Frauen es nicht gerne hatten, wenn man ihnen auf die Brüste sah. War das der Grund? Nein, das wäre vom Timing her sehr unwahrscheinlich, da er ja in dem Moment, in dem Momo ihren Ausbruch hatte, gar keine Aufmerksamkeit mehr auf sie gerichtet hatte. Die Ohrfeigen, die er sich von den anderen Frauen eingefangen hatte, kamen immer direkt nachdem sie bemerkten, dass Edward ihrem Busen mehr Aufmerksamkeit widmete als gewünscht, nicht erst später. Das hieß also... entweder hatte es Momo nicht nicht bemerkt, oder es war ihr egal. Es war auf jeden Fall nicht der Grund für ihr plötzliche Aggression gegen den Tüftler. Im Moment war die Theorie das sie sauer war, weil der Schnaps aus war noch die wahrscheinlichste. Edward hätte sich ja entschuldigt, aber wie gesagt, reden war grade nicht so wirklich drin.
Im Moment war alles, was er tun konnte, sich mitschleifen zu lassen. Mit beiden Händen hatte er Momos Arm gegriffen um so zumindest etwas Luft zu bekommen, er versuchte mit jedem Atemzug, Momo zuzureden, doch diese schien gar nicht zuzuhören. Er kämpfte um sich zu befreien, doch was hatte er der schönen Amazone denn schon groß entgegenzubringen. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass Momo ihm nicht nur an körperlicher Stärke weit überlegen war, sondern auch noch einen Griff benutzte, der selbst bei einem gleichstarken Gegner schwer zu kontern war. Edward war in einer sehr blöden Lage und nicht fähig, sich zu befreien, das erkannte er schnell. Doch als er ein letztes mal versuchte, sich aus dem Griff zu lösen, fiel ihm etwas anders auf. Er bewegte den Kopf vorsichtog hin und her. 'Weich...' war das erste Wort, dass ihm durch den Kopf ging. Erst jetzt realisierte er, wo er sich befand und fing an zu lächeln. Momo hatte ihm im Schwitzkasten, was hieß, dass sich sein Kopf zwischen ihrem Unter und Oberarm, in Höhe des Ellbogens befand. Um in dieser Position genug Kraft aufzubringen einen Menschen mit sich zu schleifen, musste man diesen an einer ganz speziellen Stelle stragen... Eyup, Edwards Kopf ruhte in diesem Moment in Momos großen, weichen Brüsten. Das ihm das erst jetzt auffiel... Sein Lächeln wurde breiter, er hörte auf sich zu wehren. Er stieß sich nur noch in regelmäßigen Abständen mit seinem Füßen vom Boden ab, um nicht geschleift zu werden und genoss einfach die unabänderliche Situation, die sich grade als weit weniger schlimm herausgestellt hatte. Klar, die Situation war nicht die beste, aber wie oft hatte er schon die Chance, seinen Kopf so wohl zu betten?
Doch grade als er anfing, die Situation zu genießen, lies ihm Momo schlagartig los und der Türmann fiel unsanft auf seinen Hintern. Wie er sich jetzt fühlen sollte, darüber war er geteilter Meinung. Zum einen war er natürlich glücklich, dass er wieder durchatmen konnte, zum anderen hatte er seine Kissen auch sehr genossen. Doch letztlich entschloss er sich dazu, seine Freiheit und die Luft die seine Lungen füllte als größeren Gewinn anzusehen, als der Verlust von Momos Brüsten an seinem Kopf. Aber warum hatte sie ihn überhaupt losgelassen? Er sah hoch, nur um zu sehen wie Momo TickTack, ihr eigenes Haustier... Beschimpfte? Wow, war das fehlen eines starken Alkoholischen Getränks wirklich so schlimm für sie? Dass sie sogar ihren Gefährten, ihren kleinen Hermelin anbrüllte? Nach kurzer Zeit kam das kleine Fellwesen wieder zu Edward, was nicht wirklich schwer zu verstehen war, nach allem, was Momo ihm an den Kopf geworfen hatte. Aber na ja, Edward kannte ja die Qual des Alkoholentzugs selber nur zu gut, daher hatte er auch ein gewisses Verständnis für Momo... Er würde sich um sie kümmern, sobald er wieder an Bord war. Für den Moment konnte er nur tun, was er konnte. Er griff nach der Flasche, die den stärksten Schnaps enthielt, die er noch dabei hatte, auch wenn diese nicht an „Momo Spezial“ heranreichte. Momo wirkte sehr geknickt und Edward konnte ihr die Behandlung einfach nicht übel nehmen, aus mehreren gründen. Also ging er auf sie zu. „Hey...“ sprach er sie ganz vorsichtig an. „Dich zu verärgern war nie mein Ziel, es ist halt einfach blöd gelaufen... Ich hab nicht weit genug gedacht...“ Natürlich bezog er sich damit auf die Tatsache, dass er nur wenig von seinem Spezialschnaps gebrannt hatte. „Im Moment kann ich es nicht ändern, aber ich verspreche, wenn wir wieder auf dem Schiff sind, mach ich es wieder gut.“ Womit er natürlich meinte, dass er mehr Schnaps brennen würde. „Bis dahin kann ich dir nur das hier als kleine entschuldigung geben... Klar, es ist nicht so besonders, aber ich hoffe mal, es reicht erst mal.“ Dabei gab er ihr den Schnaps aus seinem Rucksack . Damit müsste, in seinen Augen, alle im Lot sein. Er hatte sich dafür entschuldigt, dass er zu wenig Schnaps gemacht hatte, versprochen für Nachschub zu sorgen und ihr Wegzehrung gegeben. Sicher würde ihm die junge Teufelsfrau sein Versagen jetzt nicht mehr vorhalten. Trotzdem empfand er es als besser, erst einmal etwas Abstand zu gewinnen. Zudem schien sich auch Haydee um Momo zu kümmern, und wenn Edward eines im Bezug auf Frauen gelernt hatte, dann dass eine gute Freundin immer besser dafür geeignet war, bei der Überwindung von Frust zu helfen als er. Also brachte er etwas Abstand zwischen sich und die beiden Frauen. 'Ich werde nie wieder von Bord gehen, ohne genug Alkohol...' schwor er sich.
Als sie letztlich die Hütte erreichten, war Edwards Schuldgefühl sogar zu groß, um seine Fantasie schweifen zu lassen, als der Druide den Frauen anbot, sich doch im Bach zu waschen... Na gut, sagen wir, er lies sie nicht so weit schweifen wie üblich und betrat stattdessen einfach wortlos die Hütte, während er wartete, was wohl als nächstes passieren würde.
 
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