In Windeseile hatte sich Jade gewaschen und neue Kleider angezogen. Es war ein Muss, denn sie war von Kopf bis Fuß mit Asche und Ruß bedeckt und da sie nun einmal eine sehr pingelige Person in Sachen Sauberkeit war, konnte sie nicht anders, als sich die nächsten fünf Minuten mit ihrem Körper und ihrem Aussehen zu beschäftigen. Natürlich beeilte sie sich, machte sich schneller frisch als sonst, immerhin waren zwei fremde Personen an Bord und sie wollte ihre Crew nicht unnötig alleine lassen. Wer wusste schon, was das in Wirklichkeit für gemeine Halunken waren... Luca würden sie schonen, er war Arzt und The Gamers brauchten ihn bzw. sie, aber Dorian... Er hatte der jungen Piraten-Crew einmalig mithilfe seiner Teufelskräfte geholfen, doch deswegen traute sie ihm noch nicht. Im Gegensatz zu Luca hatte er fortan keinen bestimmten Job mehr an Bord. Eigentlich brauchten sie ihn nicht. Zumindest noch nicht. Wie auch immer... Bei beiden Neulingen war Vorsicht geboten, denn Jades ausgeprägtes Misstrauen meldete sich.
Wenige Minuten später war die Schöne wieder an Deck geeilt. Jade hatte ihr zerissenes rotes Minikleid gegen eine sehr figurbetonende Röhrenjeans und eine schwarze Bluse eingetauscht, wobei sie die Bluse am Saum gepackt und direkt unter ihren Brüsten zusammengeknotet hatte, sodass sie bauchfrei herumlaufen konnte. Bei dem warmen Wetter war dies ein großer Vorteil, denn je weniger Klamotten sie anhatte, desto weniger musste sie logischerweise schwitzen. Des weiteren knöpfte sie die ersten paar Knöpfe ihres schwarzen Oberteils auf, so hatte dann zwar jeder einen Blick in ihren Aussschnitt, aber das war ihr momentan sowieso egal, weil es ja eh ziemlich warm war. Als letztes zog sie dann ihre schwarzen Stilettos an, die sie vorher von der Asche befreit hatte und eilte an Deck, um nachzusehen, was in ihrer Abwesenheit passiert war. Ihre Haare waren noch nass, aber durch die Sonne würde sie nach einer kurzen Zeit trockene Haare haben, also war das in diesem Fall kein so großes Problem.
Vailos war gerade dabei, sich sein Hemd auszuziehen, welches er sich in die Hosentasche schob, um anschließend auf das Steuerdeck zu klettern. Dabei bestaunte Jade heimlich seinen Körper. Vailos sah echt gut aus, und dieser Körper erst... Zum dahinschmelzen. Dann lenkte die Schöne ihr Aufmerksamkeit aber wieder auf wichtigere Dinge. Was war jetzt im Moment los? Ah. Wir segeln schon, sehr gut. Aber wo sind die anderen? Jade erblickte sofort Dorian und gesellte sich zu ihm. Wenig später kam Vailos dazu und er hielt einen kleinen Plausch mit dem jungen Mann, der durch seine Augenringe auffiel. Die andern waren noch Unterdeck, das hatte sie gesehen, als sie frische Kleidung aus dem Mädchenzimmer holen gegangen war.
Während sie Laylas wunderbaren Fisch aßen, hielt sich Jade im Hintergrund und beobachtete das Geschehen. Jade hoffte nicht auf einen ganz bestimmten Satz, doch schließlich fiel dieser doch. "Entschuldigst du uns kurz? Wir möchten kurz nach unserem Crewmitglied sehen, nicht das es etwas gröberes hat..." Jades Genüt sank gegen den Nullpunkt. Dorian einfach alleine lassen?! Das war mehr als nur dumm, sie kannten ihn doch gar nicht, wusste Gott, was er anstellen mochte! "Vailos, das ist keine so gute Idee...", flüsterte sie dem Wolf zu.
Aber so wie der Käpt'n es 'befahl', trottete sie ihm hinterher, warf aber noch einen letzten prüfenden Blick zu Dorian, ehe auch sie in der Luke verschwand, um nach Luzi zu sehen.
Am Mädchenzimmer angekommen, lehnte sich Jade lässig mit der linken Schulter an den Türrahmen. Dabei verschränkte sie die Arme und das linke Bein schlug sie cool über ihr rechtes. Mit ausdruckslosem Gesicht betrachtete sie die Personen innerhalb des Zimmers und hörte geduldig allen zu, wobei sie Luzi am meisten registrierte. Es freute die Schöne, dass ihre kleine Schwester auf dem Weg zur Besserung war und so lächelte sie das Mädchen ohne große Worte mit warm an. Dann schaute sie zu Layla. Gut. Mit ihr war auch alles in Ordnung. Und mit Luca? Ein kurzer Blick zu ihm, und Jade hatte ihr Okay. Ihm ging's soweit auch ganz gut. Luca schine ein sehr netter Kerl zu sein, vor allem aber auch ein vertrauenswürdiger und... Jade hatte ihn im Blick. Eine gewisse andere Person aber nicht und das war ihr ein sehr großer Dorn im Auge. Der Blick der Schönen wanderte wieder zu Luzi. Was wollte sie? Den Menschen in Lohen helfen? Jade kräuselte ihre Stirn. Luca und Dorian in die Crew aufnehmen? Jade sah nochmal zu Luca, ehe sie sich wieder an Luzi wandte. Okay, Luca war Arzt, sie konnten ihn gut gebrauchen. Trotzdem war sich die Schöne nicht so sicher, ob sie die Neulinge bei sich aufnehmen sollten. Eros war vor kurzem erst ohne ein Wort abgehauen, da war sie sich nicht mehr so sicher, ob die beiden auch so handeln würden und The Gamers im Stich ließen. Nun zog Jade ihre Augenbraue hoch? Und wer war dieser Unbekannte man, von dem die Kleine sprach? Jade hatte nicht so sehr auf jeden Menschen geachtet, nur auf die Menge allgemein, deshalb konnte sie ihn nicht zuordnen. Was, einen Schatz mitnehmen? Oh, da hellte sich die Miene der Vize-Kapitänin sichtlich auf, jedoch erwiderte sie auch darauf nichts, da sie sich für die nächste Zeit in Sachen Crew und Befehle etwas zurückhalten wollte. Mh, gegen ein bischen mehr Taschengeld hab' ich wahrlich nichts einzuwenden...
Als stumme Beobachterin der ganzen Situation, wanderte ihr Blick schließlich zu Vailos. Jade musterte ihn von der Seite und betrachtete sein Profil, während er den Mund aufmachte und Luzi antwortete. Eine Besprechung war sehr gut, außerdem konnten sie an Deck mal nachschauen, was Dorian so trieb. Es gefiel Jade ganz und gar nicht, dass sie ihn oben alleine gelassen hatten und sie stand da, als würde sie auf glühenden Kohlen laufen, ließ sich aber kein bischen etwas von ihrem Misstrauen oder ihrer Anspannung anmerken. Vailos wandte sich zum Gehen und ehe Jade ihm wieder nach draußen folgte, schnappte sie sich das schmutzige Geschirr und wandte sich an Layla. "Layla? Du behälst weiterhin hier die Situation im Auge, nicht wahr?", meinte sie zu der Köchin und deutete mit ihrem Kinn unauffällig zu Luca hin. "Ich erledige das schon mit den Tellern. Bis nachher. Dein Essen war übrigens echt super.", verabschiedete sich die Schöne, zwinkerte Layla kurz zu und machte sich daran, Vailos zu folgen. Auf dem Weg zurück, huschte Jade in die Küche und stellte das Geschirr ab, sodass sie mit freien Händen durch die Luke klettern konnte. Vorher hatte sie instinktiv ihre Pistolen unter Augenschein genommen und geprüft, daran war ihre misstrauische Ader schuld.
Wehe dir, Dorian, wenn du etwas... Weiter führte Jade ihren Gedanken nicht, Dorian war nirgendwo an Deck zu sehen. Sie schlich leise an Deck herum - sie war Meisterin im perfekten Lauf mit Stilettos und war dabei erstaunlich leise - und sah sich um, doch er war nirgends zu entdecken. Wo steckte er bloß? Ein ungutes Gefühl beschlich Jade immer mehr. Es war schon vorher da gewesen, doch dieses Mal füllte sich ihr ganzer Körper damit aus. Unterdeck war er nicht, da hätten sie ihn bemerkt, das sie das Mädchenzimmer nicht ganz betreten hatte und quasi noch fast draußen im Flur stand. Sie hätte Dorian gesehen. Aber wo steckte er nun? Jade wandte alarmiert den Kopf zur Kapitänskajüte. Die Tür stand offen. Jemand musste sie geöffnet haben, das stand fest nd es war auch eindeutig, wer dies gemacht haben musste. Kein anderer als Dorian. Vailos musste ebenfalls die Veränderung wahrgenommen haben, denn er verwandelte sich in einen Wolfsmenschen, was Jade ganz kurz abschreckte, aber nicht mehr so doll, wie bei den Malen davor. In dieser Form ging er auf die offen stehende Tür zu, nachdem er Jade sagte, sie solle besser hinter ihm bleiben. Jade tat, wie geheißen, und blieb in seinem Schatten, sozusagen.
Als sie in der Tür der Kajüte standen, bestätigte sich ihr Verdacht. Dorian hantierte mit Vailos' Truhe herum, versuchte sie anscheinend zu öffnen. Vailos ließ ein Knurren aus, schien Dorian zunächst aber nur einmal zu beobachten. Jade hingegen, die bisher hinter seinem Rücken hervorlugte trat vor ihren Käpt'n und übernahm das Reden. Wie immer behielt sie einen kühlen Kopf und blieb ganz cool, diese Art spiegelte sich auch in ihrer Haltung wieder, als sie sich mit verschränkten Armen vor Mr. Augenringe hinstellte. Zunächst einmal musterte sie ihn, ihre Skepsis und ihr Misstrauen ihm gegenüber konnte man in ihren Gesichtszügen und ihren Augen nicht erkennen. Dann begann sie zu reden, in einem ruhigen Ton.
"Da bist du ja, Dorian. Wir haben dich schon gesucht. Ich fürchte, du suchst momentan nicht nach der Toilette, wie mir scheint, nicht wahr?", begann sie. Ihr ausdrucksloses Gesicht veränderte sich kein bischen. Unverwandt starrte Jade den Fremden an. "Stellt sich natürlich die Frage, was du hier-" Jade ließ ihren Blick betont durch das Zimmer schweifen. "-zu suchen hast.", beendete sie ihren Satz. "Im persönlichen Zimmer des Chefs. Und an seiner Truhe.", fügte sie dann noch hinzu, während sie Dorian mit ihren strahlend blauen Augen ansah. "Du bist unser Gast und als Gast sollte man ein gewisses Benehmen zutage bringen, das verstehst du doch, oder? Und naja, das was du da gerade machst, ist nicht besonders höflich. Man sollte sich nicht einfach an anderer Leute Dinge vergreifen, es sei denn... man ist ein Dieb, ein Halunke oder ein Krimineller der anderen Art.", erklärte Jade ihm und betrachtete kurz ihre Nägel. Dann stemmte sie eine Hand in ihre Hüfte, in einer ruhigen aber fließenden Bewegung, sodass diese nahe einer ihrer Pistolen war und die Schöne sie bei gefahr Sofort ziehen konnte. Den anderen Arm ließ sie an ihrer Seite herunterhängen, wodurch sie eine andere Haltung einnahm. Außerdem sollte Dorian nicht sofort Verdacht schöpfen, was der Fall gewesen wäre, wenn sie ihre Hand direkt auf einen ihrer Pistolen gelegt hätte. Noch immer sah sie den Mann mit den Augenringen ohne mit der Wimper zu zucken an. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt und somit hatte sie überhaupt kein Vertrauen zu Dorian mehr. Ob sich das ändern würde, könnte sich eventuell später noch einmal zeigen. "Naja... ich hoffe für dich, dass du dich hierhin verlaufen hast. Als unseren Gast würde dir hier jemand das vielleicht noch verzeihen. Aber das scheint nicht so ganz wahrscheinlich... Wir wurden nämlich schon einmal über's Ohr gehauen..." Einen kurzen Moment tippte Jade sich mit ihrem Zeigefinger an ihre Nase, so wie sie es immer tat, wenn sie nachdachte. Dieser Denkvorgang war aber nur getäuscht und sofort ergriff sie wieder das Wort. "Mh... Wir kennen dich nicht. Du bist ein Fremder für uns." Die Schöne ließ diese Worte sacken, ehe sie weitersprach. "Es war also klar, dass wir mit solch einer Aktion von dir rechnen konnten. Aber ich muss sagen, diese Aktion ware dumm von dir. Ziemlich dumm. Sich dann auch noch erwischen lassen, ist die Krönung. Nun wissen wir, dass du ziemlich kriminell angehaucht bist und wir dir nicht trauen können. Wir wissen, dass du Teufelskräfte besitzt. Außerdem sind wir auf hoher See, du bist alleine und wir sind immer noch in der Überzahl, falls es zu einem Kampf kommen sollte. Und... denk' dran, überall um uns herum ist Wasser, deine größte Schwäche...", sagte Jade, und gegen Ende des Satzes nahm ihre Stimme einen unheilvollen Ton an. "Dass heißt, wir haben verschiedene Möglichkeiten. Option Nummer Eins: Dich einfach ausknocken, sodass du unser Gefangener bist. Option Nummer Zwei: Dich über Bord werfen. Du weißt, was dann passiert. Und ich rate dir wirklich, vorsichtig zu sein, denn wir wissen über dich Bescheid, wenn auch nur ein bischen, aber du weißt im Grunde gar nichts über uns. Nur, dass der gutaussehende coole Kerl hinter mir sich in einen Wolf verwandeln kann und dass das rothaarige hübsche Mädchen uns bekocht. Ansonsten weißt du rein gar nichts und somit kennst du unsere Fähigkeiten etc. nicht. Lass' dir das durch den Kopf gehen, mein Lieber. Verstanden? Man darf eben nicht einfach jeden für sehr gutgläubig halten..." Jade strich sich durch die Haare, ließ Dorian aber immer noch nicht aus den Augen. Sie grinste ihn mit ihrem schiefen Grinsen an, während sie ihren Vortrag beendete. Falls er sich irgendwie Verstärkung holen wollte, müsste er ein Zeichen gegeben haben, dass er sich hier an Bord befand, doch wie sollte er das angestellt haben? Jade hatte, als sie das Deck abgesucht hatte, nichts entdecken können. Außerdem... Vielleicht fühlte er sich ja deswegen in Sicherheit, weil er eben irgendwo Unterstützung bereit hatte. Aber so spontan? Eher unwahrscheinlich. Aber wusste das schon, außer Gott...
Plötzlich begann sie sich mit ihrer rechten Hand Luft zuzufächern. Sie hatte eine Idee, um Dorian vorzeitig auszuknocken. "Puh. Ganz schön warm hier.", meinte die Schöne und fing an ihrer Bluse zu nesteln. Als sie das erste Mal auf Mr. Augenringe getroffen war, hatte sie sofort festgestellt, dass er sehr interessiert in Frauen war. So wie er Jade und Elisa angeschaut hatte... Ziemlich... Geifernd. Und genau das konnte eine weitere Schwäche von dem schlaksigen Typen sein. Jade knöpfte ihre Bluse vollkommen auf und fächerte sich auch auf den Oberkörper Luft zu. Dabei schien sie Dorian gar nicht zu beachten, tat es aber trotzdem, ohne dass es zu auffällig war. "Ich hab' mir schon so wenig angezogen, weil es so warm ist, aber es hilft einfach nichts..." Nun zog sie ihre schwarze Bluse komplett aus und legte es sich auf die Schultern. Jade stand nun fast nur noch mit einem schwarze Spitzen-BH da, der ihren Oberkörper notdürftig bekleidete und ihre ausgeprägte Oberweite bändigte, wobei das schwarze Oberteil ihren Rücken bedeckte. "Puh. Ich glaub', das reicht noch nicht...", sagte sie noch einmal, ließ mit ihrer linken Hand in einer geschmeidigen Bewegung ihren BH-Verschluss aufschnappen und gab dem schlaksigen jungen Mann mit den Augenringen ihre immense Oberweite preis. Vailos hingegen konnte nur auf ihren Rücken starren. Wer wusste schon, was er in diesem Moment dachte? Irgendwie interessierte das Jade, sie konnte sich aber nicht erklären, warum. Stattdessen murmelte sie in Gedanken eine Entschuldigung...