Als Lee seine Klauen hob, um seinen nächsten Zug zu beginnen, konnte der Zimmermann eines erkennen. Seine Hände, Pfoten, Tatzen oder wie man das bei Maulwurfsmenschen auch nennen konnte, waren arg verschrammt und teilweise leicht blutig. Doch dies sah keineswegs nach Kampfverletzungen aus und Mika konnte sich auch nicht erinnern, seinem Gegner irgendwann einmal auf die Finger gehauen zu haben. Woher stammten also die rätselhaften Verletzungen, denn er wusste, dass sie vor dem Kampf noch nicht da gewesen waren. Ein rätselnder Blick war dem Gesicht des Aro-Trägers zu entnehmen und dieser Moment reichte aus, dass der Maulwurf-Mensch-Hybride wieder verschwinden hatte können.
Dammit... fluchte Mika und sah sich rasch um. Sie waren zwar ein Stockwerk tiefer als zu Beginn, doch wusste er nicht, wie viele Untergeschosse diese Marinebasis nun hatte. Überhaupt war er noch nie wirklich in einer solchen Basis gewesen, aber wie er diese Typen kannte, waren bei denen sämtlichen Basen standardisiert wie ihre Schiffe, also wäre es wohl für die Zukunft nützlich, wenn man sich möglichst viel von der hiesigen Struktur einprägen könnte. Natürlich wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie falsch er mit dieser Annahme lag.
Allerdings blieb dem Hamster-Piraten ohnehin keine Zeit zum Überlegen oder Tagträumen von Marinebasen, da in diesem Moment der Fußboden unter seinen Füßen entzwei gerissen wurde und eine muskulöse Figur daraus empor schoss, direkt mit den langen Krallen einer Hand, Tatze oder Pfote voran. Hätte der Tagträumer nicht reflexartig die Füße zusammen geschlagen, als wollte er mit den Fußsohlen klatschen, und so den Angriff abgefangen, wer weiß, ob der nicht besonders ehrenvolle Name der Familie Ruko jemals hätte fortgeführt werden können. Doch glücklicherweise war es genauso geschehen und Mika stieß sich von der Hand wieder ab und landete nach einem Rückwärtssalto wieder unversehrt und noch im vollen Besitz seiner Männlichkeit auf dem Boden, wobei man seinem Gegner noch zugute halten muss, dass der Treffer, wenn er gelandet wäre, nicht von ihm beabsichtigt war. Dies konnte der Hamster-Pirat allerdings nicht ahnen und fühlte sich nun noch auf einer ganz, ganz anderen Ebene bedroht. Mit dem eigenen Leben als Einsatz zu kämpfen war eine Sache, aber dieser Einsatz war bei weitem höher.
Von Angesicht zu Angesicht standen sich die Kontrahenten gegenüber, der eine im Besitz einer Zoan-Teufelskraft, der andere ausgestattet mit den überwältigenden Kräften, die ihm seine unvergessliche Haarpracht verlieh. Hier und dort stürzte ein Stein aus der Decke herab, die durch den bisherigen Kampf ein wenig mit Mitleidenschaft gezogen worden war und nun doch eher Ähnlichkeit mit einem Käse aus einer in dieser Welt nicht existenten Nation in einer Gebirgsregion hatte. Doch kein Stein fiel auch nur annähernd in der Nähe der beiden Kämpfer, was allein schon statistisch sehr unwahrscheinlich war, doch irgendwie schien sogar das Gebäude zu merken, dass ein Eingreifen seinerseits nun mehr als unpassend wäre. So musterten sich die Gegner eine kurze Zeit lang und überlegten, wie nun der nächste Schritt sein würde. Nun, das war zumindest Lees Gedankengang, Mika sorgte sich eher darum, wie er ihm restlichen Kampf seine Lendenregion vor den hinterhältigen Angriffen seines Feindes schützen könnte. Daraus ergab sich seinerseits eine mehr als nur simpel lächerlich anmutenden Kampfstellung. Sie war eher gefährlich. Mit einer Hand hatte der gelernte Zimmermann seinen Spalthammer über die Schulter gelegt, bereit, jederzeit loszuschlagen. Die andere Hand umschloss fest seine überdimensionale Kataba-Säge, welche er jedoch verkehrt herum führte. Dies muss man sich wie folgt vorstellen. Der Griff ist fest umschlossen, doch die Spitze der Säge zeigte nicht nach vorne auf den Gegner, sondern nach hinten, direkt zwischen Mikas Beinen hindurch. Die Zähne der Säge zeigten dabei nach unten. Derart gewappnet trat der Afro-Träger nun erneut seinem Feind gegenüber, bereit, ihn zu demontieren. Ja, er war bereit.
Dieses Mal tat der Maulwurfsmann etwas Ungewöhnliches. Er bewegte sich entgegen seinem eigentlich Kampfmuster, welches er seit seiner Verwandlung eigentlich immer an den Tag gelegt hatte. Er tauchte nicht in die niedrigere Etage ab, sondern stürmte direkt auf den Hamster-Piraten zu. Dieser bereitete ihm mit einem Hammerschlag von der, aus seiner Sicht gesehenen, linken Seite einen herzlichen Empfang, den er allerdings undankbarerweise einfach ausschlug, indem er sich darunter hinweg duckte. Der Tagträumer erkannte die Gelegenheit und riss die Säge in einer Sichelbewegung nach vorne und nach oben. Die scharfen Zähne der Säge hätten glatt das Gesicht des Mauwurfsmenschen in zwei gleiche Teile gesägt, wenn dieser nicht in letzter Sekunde die Klinge mit seinen Klauen abgefangen hätte. Die einzelnen Sägezähne schnitten in das Keratin, doch verfügten nicht über genug Wucht, um die harten Klauen vollständig zu zerschneiden, blieben also auf halbem Wege stecken. Der junge Ruko indes nutzte den überschüssigen Schwung seines in die Leere gegangenen Hiebes, drehte sich einmal um die eigene Achse, ließ dabei natürlich die Säge los, sprang vom Boden ab, streckte das Bein aus und trat dem Kontrahenten aus der Drehbewegung mitten in die Fresse!
Der massige Maulwurfskörper mutierte zum Vöglein und überwand die Schwerkraft. Er flog, flog frei, einem Adler gleich, und krachte nur Sekundenbruchteile später in die Seitenwand. Sein Flug hatte gerade einmal knappe 150 Zentimeter betragen und doch würde er als der erste fliegende Maulwurfsmann in die Geschichte eingehen.
Doch der Zoan-Nutzer rappelte sich wieder auf, der Typ war zäh wie Kaugummi. Lee schüttelte den Kopf und wischte sich mit der Hinterseite seiner Hand etwas Blut, das ihm aus dem Mundwinkel heraus lief. Mit seinem Fuß fixierte er den Griff der Säge auf dem Boden und befreite die Klauen mit einem schnellen Ruck von den Sägezähnen. Ruhig wurde die Säge quer durch den Flur gekickt, möglichst außer Reichweite des Afromannes. Wenn dieser seine Klauen noch einmal so erwischen würde, wäre es möglich, dass sie abgesägt würden, was das Graben so gut wie unmöglich machen würde. Es würde sicher bald wieder verheilt sein, doch so lange musste er seine Grabutensilien ein wenig schützen, damit er sich anschließend wieder durch den harten Basisboden würde graben können, ganz zu schweigen von dem Gestein, auf welchem diese erbaut war. Denn Lee war bewusst, dass sie sich, zumindest in diesem Teil der Basis auf der niedrigsten Etage befangen. Unter ihnen war nichts weiter als blanker, harter Fels, nicht gerade der optimale Boden für einen Maulwurf. Da das Graben und somit die Überraschungsangriffe aus dem Untergrund im Moment unmöglich waren, war Nahkampf angesagt.
Mika hatte nun echt ein Problem. Ein mehr als zwei Meter großes Ungeheuer kämpfte nun direkt gegen ihn. Seine Reichweite war enorm, die Klauen potenziell tödlich. Hinter den Tritten konnte man eine gewisse Routine erkennen und es war klar, dass sie wesentlich länger benutzt wurden als die übermenschliche Fähigkeit, die den Maulwurfsmenschen inzwischen auszeichnete. Zudem war der Baumakrobat nun wirklich kein Typ wie Boris oder Waylander, die Schläge noch und nöcher einstecken konnten, ohne auch nur mit einem Muskel zu zucken. So blieb dem Afro-Träger nichts weiter übrig, als langsam zurück zu weichen und den Gegner mit schnellen Schlägen mit dem Spalthammer weiter in Schach zu halten, sodass er nicht vollkommen die Oberhand gewann. Er musste Distanz zwischen sich und seinen Gegner bringen, um seine Schnelligkeit und Wendigkeit auszunutzen, sodass er nicht nur den Angriffen seines Gegners ausweichen konnte. Zum Glück fehlte inzwischen ein recht großer Teil der Decke und bot somit einen Ausweg nach oben. Gerade als ein Schlag von Lee ins Leere gegangen war, machte der Tagträumer auf dem Absatz kehrt und floh in Richtung der Wand. Er sprang ab und stieß sich von der Wand ab.
Walljump!
Der Zimmermann flog nun höher, aber auch in die entgegengesetzte Richtung. Lee sprang, um ihn mit seinen langen, klauenbesetzten Armen aus der Luft zu fischen, doch reichte er nicht ganz heran, die Krallen touchierten nur das Bein der fliegenden Piraten. Mit dem nächsten Sprung von der gegenüberliegenden Wand aus, schaffte es der Baumakrobat, sich auf die nächsthöhere Ebene zu katapultieren und seinen Gegner so zurück zu lassen, wobei jedoch sonnenklar war, dass er bald folgen würde.
Die höher gelegene Position verschaffte dem Zimmermann einen strategischen Vorteil, obwohl für Maulwürfe in der Regel tiefere Positionen von Vorteil sind. Wohl wissend, dass Lee, wenn dieser in verfolgen würde, sicher vor ihm aus dem Boden geschossen kommen würde, oder unter ihm, wollte Mika ihm Steine in seinen Weg legen. So sprintete er vorwärts, umfasste den Spalthammer anders herum und rammte ihn in rascher Abfolge immer wieder auf den Boden.
Calamitous Hail! Diese schnellen und wuchtigen Stöße lockerten die Steine des Bodens und ihre Stabilität war nicht länger existent. Hinter dem Hamster-Piraten schien sich der Boden in Wohlgefallen aufzulösen, die Steine stürzten hinab in die tiefere Etage, direkt auf den Teufelsmenschen, welcher, zunächst überrascht, den ein oder anderen Stein abbekam, den meisten jedoch entweder entgehen konnte oder sie mit einfachen Hieben einfach beiseite wischte. Doch die herab fallenden Deckenteile waren nur ein Ablenkungsmanöver, denn in ihrer Mitte fiel ein Schatten herab, ein schwarzer Schatten mit kugelrunder Haarpracht. Er schwang seine Waffe und peilte direkt den Kopf des Zoan-Nutzers an, doch Lee konnte in letzter Sekunde zurück weichen und so dem Schlag entgehen. Der eisenharte Hammerkopf schlug auf dem Boden auf und kleine Stücke desselben flogen in alle Richtungen davon. Eine einmalige Gelegenheit bot sich für Lee und er würde sie ganz sicher nicht verstreichen lassen.
Der sichere Fußhalt war schnell wieder gefunden und das starke Bein wirbelte herum. Ein von oben kommender Kick, doch sehr tief angesetzt. Doch der Maulwurfsmensch zielte auch nicht auf den Afro-Träger. Mit einem Splittern gab das harte Holz nach, es sprang entzwei. Und der Zimmermann hielt lediglich noch die erbärmlichen Überreste seines einst prächtigen Werkzeugs in der Hand. Der Hammer-/ Axtkopf samt dem anderen Rest lag am Boden zu den Füßen des Zerstörers. Dieser wirbelte noch einmal herum und der nun folgende Roundhouse-Kick erwischte Mika Ruko mitten im Gesicht. Mit selten zuvor gesehener Eleganz hob dieser ab und landete ein paar Meter weiter mit dem Kopf voran auf dem Boden.
Bei vielen anderen Menschen sind Treffer auf den Kopf das verheerendste, was passieren kann. Doch gibt es einige Ausnahmen von der Regel. Mögen sie nun einfach einen unglaublich harten Schädel haben oder nichts darin, was kaputt gehen könnte, bei manchen richtigen derartige Treffer nicht wirklich viel aus. Auch Mika Ruko gehörte zu dieser Gruppe, jedoch aus einem etwas anderen Grund. Durch seine große, runde und vor allem sehr, sehr dichte Frisur war sein Kopf praktisch allzeit durch einen fluffigen Helm geschützt, der die meisten einfachen physischen Angriffe abfederte, als würde man in ein Kissen boxen. Natürlich hatte auch dieser Schutz seine Grenzen doch einen Sturz auf den Boden überstand er allemal.
Wenn auch der Aufschlag auf dem Steinboden nicht besonders effektiv war, so hatte doch immerhin der Kick seine Wirkung gezeigt. Leicht schwankend stand der Zimmermann wieder auf, die Welt schien gerade minimal schweren Seegang zu haben, aber sonst war alles okay. Die Klauen am Fuß des Maulwurfsmenschen hatten drei kleine, eher oberflächliche, aber doch blutende Schnitte auf der Wange des Hamster-Piraten hinterlassen, welche sich nun mit dem kräftigen Rot des Blutes relativ deutlich von der dunklen Hautfarbe abhoben. Als endlich die mentale Flaute einsetzte und die Welt wieder ruhig im Ozean des Universums lag, hörte er auf zu schwanken. Der Tritt hatte zwar seine Spuren hinterlassen, doch der Verlust des Werkzeuges, welches er nun schon einige Jahre mit sich trug, wog weitaus schwerer. Missmutig betrachtete der Tagträumer das, was noch von ihm übrig war. Lange Zeit hatte es ihm treue Dienste geleistet, doch nun war wohl die Zeit, Lebwohl zu sagen. Einer der Waffenmeister auf dem Boldman würde ihm wohl etwas neues fertigen müssen.
Lee indes war vollkommen zufrieden. Mit der Gefahr des Hammerschlages von oben beseitigt, konnte er sich nun endlich auch wieder frei unter der Erde bewegen und vielleicht sogar wieder mit den Überraschungsangriffen Treffer landen. Wie viel dieser „Hamster-Pirat“ wohl noch drauf haben mochte? Er war gespannt.
Und mit einem schnellen Kopfsprung war er unter der Erde verschwunden, wohl wissend, dass sich kein weiteres Stockwerk unter diesem befand, aber die Bewegung durch die Erde oder sogar durch Stein war sein größter Vorteil und den galt es auszuspielen, auch wenn er dies nicht lange würde tun können, obwohl seine Klauen über kurzen Kampf vorhin wieder in respektablem Zustand waren. Doch das Graben durch Felsgestein tat ihnen alles andere als gut.
Mika dagegen stand nun vor einem großen Problem. Mit dem Maulwurfsmenschen wieder unter der Erde und keinem Hammer, um ihm den Schädel einzuschlagen, sobald er wieder auftauchte, musste er sich etwas Neues einfallen lassen. Ihm fiel ein, dass die Riesenregenwürmer von Sharewood ihre Beute über die Erschütterungen der Erde wahrnahmen. Deswegen war man sicher, solange man sich auf den Bäumen bewegte. Da dieses andere Vieh auch unter der Erde lebte, standen die Chancen nicht schlecht, dass er ihn würde austricksen könnte, wenn er nicht direkt auf dem Boden lief, sondern in die nächsthöhere Etage kletterte und dann, wenn dieser Teufelskerl wieder aus der Erde kam, würde er von oben kommen und ihm mit einem schnellen Kick aus einem Salto heraus mitten auf den Kopf besiegen. Ja, das würde sicher klappen.
Frohen Mutes sprang der junge Mann nach kurzen Anlauf über die Wand ins nächste Stockwerk hinauf. Und dann wartete er. Es kam dem Tagträumer wie eine halbe Ewigkeit vor, bis sich etwas rührte, obwohl in Wirklichkeit nur eine oder zwei Minuten vergingen. Doch leider geschah überhaupt nicht, was er sich so schön ausgedacht hatte. Zu seiner Linken brach die Wand auseinander und der muskelbepackte Körper des Maulwurf-Mensch-Hybriden rammte ihn brutal in die Wand auf der anderen Seite. Eine der gewaltigen Pranken wollte den Afro-Träger am Kopf packen, doch das klappte einfach nicht. Da war zu viel Haar im Weg, als dass man den Schädel zu fassen bekommen würde. Man konnte von Lee sagen, was man wollte, doch er war kein Mann, der jemandem an den Haaren zog. Den kurzen Moment, der sich bot, als der Teufesmensch seine Hand irritiert zurückzog, nutzte der Zimmermann und trat diesem in den Magen, um sich selbst dann von seinem Gegenüber abzustoßen und einen strategischen Rückzug anzutreten. Doch die Verfolgung begann sofort von vorn.
Gerade dachte der Hamster-Pirat, dass er seinen Gegner kurz abgehängt hatte, da schoss dieser direkt vor ihm aus dem Boden. Was Lee dabei nicht bedacht hatte, war, dass er durch diesen Zug, den Halt des Bodens unter Mikas Füßen auf Null gesetzt hatte. Die Steine brachen auseinander und der Baumakrobat verlor den Grund unter den Füßen. Er fiel nach unten, was ihm so gesehen doch gelegen kam, da er so dem nächsten Kick zum Kopf entging, den der andere Kämpfer angesetzt hatte. Den kleinen Sturz abzufedern, was kein großes Problem für jemanden, der sein halbes Leben im Wald verbracht und dabei etliche Male irgendwo herunter gefallen war. Wenn der junge Ruko auch nur irgendwie Kontrolle über seinen Körper oder seine Flugphase hatte, landete er immer wie eine Katze auf den eigenen Füßen. Und da entdeckte er etwas zwischen den zahlreichen Trümmern, die den ganzen Gang verzierten. Ein Griff schaute unter einem größeren Haufen Steine hervor und der Zimmermann wusste direkt, was das war. Es war seine Kataba, die er früher hatte fallen lassen müssen. Die Waffe würde ihm wieder einen kleinen Vorteil verschaffen. Sofort sprintete er auf sie zu, doch von oben kam ein junger Bekannter herab. Nur Millimeter hinter dem in Sicherheit gesprungenen Afro-Träger krachte er durch den Boden, nur um sich wieder in den Felsboden zu graben. Mika hatte seine Waffe erreicht und riss sie unter dem Steinhaufen hervor, der auseinander brach. Er war bereit, nun konnte Lee wieder kommen.
Der Tunnelgräber verfolgte währenddessen einen anderen Plan, er befand sich nun unter der Basis und er grub Tunnel um Tunnel in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Zeit, die er in das Training dieser speziellen Fähigkeit investiert hatte, machte sich nun bezahlt. Auf diese Weise würde er die Tunnel eventuell auch später benutzen können, ohne sich dabei die Krallen zu ramponieren. Zudem baute er einige kleine Trittfallen ein, die, falls sich etwas mit dem Gewicht eines ausgewachsenen Mannes auf sie stellen würde, dieses etwas in einen Hohlraum stürzen lassen würde. Diese Fallen waren die Basis seines Plans und die Tunnel waren das Mittel, das den Plan erst funktionieren lassen konnte. Sein Feind würde in eine Falle nach der anderen treten und er könnte ihn dann in den und durch die vorhandenen Tunnel attackieren, ohne dass der Pirat jemals realisieren würde, was ihn da überhaupt getroffen hatte. In der Dunkelheit der Tunnel unter Tage würde er hilflos wie ein kleines Katzenbaby sein.
Der Tagträumende Afro-Träger stand auf einem Boden und wagte kaum, laut zu atmen. Flucht nach oben war sinnlos gewesen, nun konnte er nur ruhig dastehen und warten, bis der Maulwurf erschien, um nach seinem Opfer zu sehen. Geduld war angesagt, sie war erforderlich, zwingend erforderlich. Totenstille herrschte in dem Gang, nur unterbrochen von dem gelegentlichen Rieseln von Staub aus dem, was noch von der Decke übrig war und dem Knirschen und Knacken aus dem Untergrund, das durch die andauernden Gräbereien Lees verursacht wurde.
Geduld, Geduld, flüsterte sich Mika zu, doch es half einfach nichts. Er war aufgeregt, er war im Kampfmodus, da konnte man nicht ruhig bleiben, man musste sich bewegen. Schließlich war das hier kein Angeln, sondern ein Kampf um Leben und Tod! Dem Hamster-Piraten reichte es nun endgültig. Er war das Versteckspielen leid. Mit einer für ihn unüblichen Gewalt und Brutalität rammte er die Spitze seiner gewaltigen Säge in den Stein unter seinen Füßen, nicht wissend, was für eine Kettenreaktion er damit auslösen würde.
Das an der Spitze stumpfe Metall verfügte dank der Kraft, die Mika sich in der letzten Zeit angeeignet hatte, über ausreichend kinetische Energie, um die Säule zu zertrümmern, die sich unter ihm befand. Rund um ihn herum hatte Lee den Boden ausgehöhlt, damit Mika auch ja nach ein oder zwei Schritten würde einstürzen müssen, doch nun stürzte alles, das gesamte, mit sich verbundene Tunnelsystem, das zugegebenerweise auf sehr wackligen Beinen gestanden hatte, in sich zusammen. Zentnerweise Schutt, Gestein und ein armer Afro-Träger stürzten in die Tiefe und krachten nach einigen Metern auf eine Schicht Gestein, die selbst schon Risse bekam. Dies blieb jedoch von Mika wie auch von Lee unbemerkt. Letzterer befand sich zu seinem eigenen Glück nicht direkt unter der Einsturzstelle, wollte er doch gerade eine Ausweichroute graben. Die Erschütterungen betäubten seine feinen Maulwurfssinne für einen kurzen Moment. Er musste sich schütteln, doch dann war alles wieder vorüber. Allerdings war ihm klar, dass sein Plan für die Katz war. Vielleicht bot sich nun aber die Gelegenheit zum Angriff. Schnell bewegte er sich zu der Einsturzstelle und sah bereits aus größerer Distanz, dass inmitten der Trümmer in einem gewaltigen Krater eine Person stand und wartete.
Der Zimmermann hatte einiges an Schürfwunden und auch den ein oder anderen blauen Fleck davon getragen, doch ansonsten war er unverletzt, das Glück ist eben mit den Afro-Trägern. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er von Anfang an oben auf dem Schutt stand oder lag und sich seine oberflächlichen Verletzungen nur zugezogen hatte, weil er sich nicht hatte abfangen können und im Anschluss den Hügel aus Abbruchgestein hinunter gerollt war. Dann war er schnell wieder nach oben geklettert, um in ausgesprochen cooler Pose mit verschränkten Armen auf den Maulwurfsmann zu warten. Sein Plan war aufgegangen.
Lee sah den leicht ramponierten Piraten und sprang auf ihn zu. Doch Mika hatte ihn ebenfalls entdeckt, nahm zwei bis drei Schritte Anlauf, so viel eben auf dem Hügel Platz war und sprang ebenfalls mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, auf seinen Kontrahenten zu, um die höchstmögliche Geschwindigkeit erzeugen zu können. Der Maulwurfsmann holte mir seiner Klaue in der Absicht auf, seinem Gegner einen kritischen Treffer mit einem verheerenden Schlitzer zu verpassen. Der Baumakrobat allerdings war längst in eine Saltobewegung übergegangen und sponn rapide nach vorn.
Twister! Sein Sägeschwert war dabei nach vorn gerichtet, um alles zu zersäbeln, was in den Weg seiner Flugbahn geriet. Zusammen mit seinem Körper bildete es nun so etwas wie eine knapp zwei Meter große Kreissäge! In der Luft gab es kein Entrinnen. Die Sägezähne glitten durch das Fell des Zoan-Nutzers und das darunter liegende Fleisch und verursachten eine lange Narbe auf der rechten Seite von Lees Brust. Durch diesen Angriff wurde sein eigener eiskalt gestoppt und er erlitt eine Verletzung, die wohl für die nächste Zeit seinen rechten Arm erheblich schwächen wenn nicht ganz außer Gefecht setzen würde. Dennoch schaffte es der trainierte Kämpfer, nicht einfach auf den Boden zu krachen, sondern sich mit beiden Beinen und seinem unverletzten linken Arm abzufangen. Der Boden erzitterte, als die monströse Hybridgestalt aus Mensch und Maulwurf auf dem Erdgestein aufschlug.
Auch der siegreiche Afro-Träger landete sicher wie ein kleines Kätzchen auf seinen Füßen, doch platzierungstechnisch hatte er eindeutig den Kürzeren gezogen. Direkt an seinem Landeplatz befand sich so etwas wie eine durch den vorherigen Deckeneinsturz unfreiwillig geschaffene Sollbruchstelle und die knapp 90 Kilogramm Lebendgewicht des Zimmermanns reichten aus, damit er nachgab. Kurz krachte es und der Hamster-Pirat war verschwunden in eine ungewisse, jedoch erstaunlich gut beleuchtete Tiefe.
Lee rappelte sich auf und hielt sich die Schulter. Die Wunde war tief, die Heilung würde eine Weile dauern. Er konnte seinen Gegner nicht mehr sehen, vermutlich war er nun abgehauen, entweder, weil er dachte, triumphiert zu haben, oder weil er nun die Gelegenheit zur Flucht nutzen konnte. So oder so, er war nun Weg und ihm selbst stand nun wirklich nicht der Sinn danach, die Verfolgung aufzunehmen. Dass DIE Hamster-Piraten nun ebenfalls hier in der Basis waren, war wirklich eine interessante Wendung. Doch er würde sich nun erstmal zurückziehen. Denn besonders bei diesem Boris war Vorsicht angesagt, da dieser Rationalität in seinem Handeln vermissen ließ und es sicher auch nicht buchstabieren konnte.
Der Maulwurfsmensch verwandelte sich zurück in seine menschliche Gestalt und zuckte bei der Umwandlung der Schulter erneut zusammen. Mit etwas Mühe kletterte er aus dem mit seiner Mithilfe erzeugten Krater und dann in die höheren Stockwerke. Dieses Getöse konnte unmöglich total überhört werden, die Angehörigen der Marine würden sicher bald hier sein, er musste verschwinden. Wo war bloß dieser Bonkers...
Mööööööööööp... ein langgezogenes, schon beinahe ächzendes Möp ertönte und ein Blick nach oben gab Bonkers Aufenthaltsort preis. Er lag gerade mit seinem Kopf über einem Loch und hatte gerade seinen Kompanion entdeckt. Auch er schien schwer verwundet. Lee eilte nach oben und entdeckte die Schnitte in der Tuch-Haut seines Kameraden. In diesem Zustand keine ernsthafte Verletzung, jedoch war das Weiterführen eines Kampfes so nicht möglich, er musste erst genäht werden. Die Frau, mit der sich der Clown anscheinend gemessen hatte, schien so gut wie außer Gefecht, da würde man nicht nachhelfen müssen. Zudem war er einfach nicht der Typ für sowas.
So ignorierte der Kämpfer sie einfach und legte sich nur seinen Gefährten über die Schulter, wobei er ihn vorher in eine handlichere Form rollte, und lief davon, in die entgegengesetzte Richtung, in die die arg zugerichtete Ärztin zu kriechen versuchte.
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Besorgungen auf Hamsterart