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III. Gambit

Lucian

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Wie angewurzelt blieb Lucian dort stehen wo er war, während Igraine nach links lief, den Weg zurück den sie gekommen waren, während Marlon nach rechts, tiefer in das Dorf hinein sprintete, um seine Waffe zurück zu ergattern. Damit stand Lucian alleine da, während das Narbengesicht noch immer einen Spießgesellen an seiner Seite wusste. Andererseits ... Lucian betrachtete die Brünette kurz von Kopf bis Fuß. Schwächliche Erscheinung, nur eine Pistole im Gürtel, wenn sie nicht irgendwelche fiesen Tricks drauf hatte, ging von der keine Gefahr aus. Aber in letzter Zeit hatte ja fast jeder den einen oder anderen fiesen Trick drauf. Langsam legte der Vicomte eine Hand auf jeden Schwertgriff, ohne die Waffen blank zuziehen. "Soll ich es als Kompliment ansehen, dass ihr zu zweit geblieben seid?" fragte er ruhig und sah zwischen Scarface und dem braunhaarigen Mickerling hin und her. Das Narbengesicht grinste für einen Moment, aber die Gesichtsregung war schnell wieder verschwunden. „Gegen so jemanden wie dich benötige ich keine Hilfe. Patsy wird sich in diesen Kampf nicht einmischen. Es geht nur um dich und mich.“ Cicatrice schlug bei den letzten Worten seine Knöchel gegeneinander und ging in eine Kampfhaltung über. Als er die Muskeln anspannte, spannte sich das weiße Hemd, dass er trug, deutlich und schien kurz vorm zerreißen. „Das hier ist in weniger als einer Minute zuende!“

Damit setzte sich Cicatrice in Bewegung. Wie eine wilde Bestie stürmte der Kopfgeldjäger auf Lucian zu, der von dem plötzlich Angriff ein wenig auf den linken Fuß erwischt worden war. Keine lange Rede, kein Hinhalten oder erläutern aller Pläne? Das war fast schon enttäuschend. Aber darüber konnte er sich später Gedanken machen. Fürs erste musste er dem Sturm entgehen, den Narbenfresses Fäuste entfachten. Der Kerl war schnell, aber nicht schnell genug. Lucian schaffte es ohne größere Probleme, den Hieben auszuweichen. Zugegeben, nur knapp, aber knapp genügte ja vollkommen. Das seltsame war, dass Cicatrice mit jedem Hieb, der ins Leere ging, breiter grinste. Das gefiel dem Weißhaarigen überhaupt nicht. Es wäre klüger, den Kampf schnell zu beenden. Die Hände hatte er noch immer an den Schwertheften, aber das stellte kein Problem dar. Als ein Angriff den Kopfgeldjäger besonders nah brachte, machte Lucian einen Schritt nach vorne, statt nach hinten und rammte dem Vernarbten seine Schulter mit voller Wucht ins Gesicht. Von der überraschenden Attacke ins taumeln gebracht, machte Cicatrice einige Schritte nach hinten. Lucian nutzte diesen Raumgewinn, um seine Schwerter zu zücken und jedes dem Feind einmal über die Brust zuziehen. Der verdutzte Gesichtsausdruck war das letzte, was der Vicomte von seinem Gegner sah, bevor aus dessen Brust Blut in weitem Bogen schoss. Mit einem dumpfen pochen fiel der Kopfgeldjäger regungslos auf den Boden. "Du hattest recht. Das hat keine Minute gedauert." Fast im selben Augenblick erschallte aus einiger Entfernung von Links eine Explosion. Hörte sich so an, als wäre Igraine auch tüchtig zugange. Vielleicht war sie sogar schon fertig?

Mit einer raschen Bogenbewegung schleuderte Lucian einen Teil des Blutes von seinen Klingen, während er lässig an dem Besiegten vorbei ging. Noch war er ja nicht fertig, es blieb eine kleine, braune Maus, die sich die falschen Freunde ausgesucht hatte. "Wehr dich nicht, dann verspreche ich dir, dass es schmerzlos wird." Es war nicht seine Art, solche freundlichen Versprechungen zu machen, aber nach dem gestrigen Tag hatte er eigentlich genug vom Kämpfen gehabt. Es bestand kein Grund, es heute weiter in die Länge zu ziehen. Patsy zitterte leicht, als der Vicomte auf sie zukam und wich mehrere Schritte zurück, bis sie mit dem Rücken zum Hafenbecken stand. Sie machte keine anstallten ihre Pistole zu zücken. Vielleicht hatte sie zuviel Angst? Sie sah immer nur zwischen ihm und den Überresten ihres Kapitäns hin und her. Die Kontrolle über Gesicht schien sie vollkommen verloren zuhaben. Patsys Mimik schwankte ständig zwischen Panik und Grinsen hin und her. Mit einer ruhigen Bewegung richtete Lucian eines seiner Schwerter nach vorne, so dass es der Braunhaarigen direkt aufs Herz deutete. Der Ausdruck wandelte sich zu reiner Furcht, als sie die Klinge betrachtete. Aber dann begann sie zu grinsen und die Anspannung schien von ihr abzufallen. "Mit dem Leben abgeschlossen?", fragte Lucian und spannte die Muskeln für den Entscheidungsschlag an. „Und selber?“ antwortete sie patzig, bevor ein Schatten über Lucian fiel. Ein gewaltiger Schatten. Und dann hörte er ein nur allzu bekanntes knurren und lautes Luft holen. Das Monster! Ihm das Genick zu brechen hatte nicht gereicht, ihn seinen eigenen Männern zum Fraß vorzuwerfen hatte nicht gereicht! "Wie oft muss ich dich eigentlich noch umbrin ... gen" Lucian hatte sich umgedreht, in Erwartung den Hyänenmann vorzufinden. Doch da hatte er sich getäuscht. Stattdessen stand hinter ihm ein ganz anderen Ungeheuer. Ein Wesen, halb Mann, halb Löwe, mit dunklem Fell und einer schwarzen Mähne. Das Gesicht war voller Narben und das zerrissene Hemd offenbarte zeigte zwei frische Schnittwunden über den Brustkörper. Das erschreckende war, dass dieser Löwe noch einmal ein Stück größer war, als das Monster. Und es hatte einen wirklich angepissten Blick. „Es ist schon sehr lange her, dass ich diese Form gebraucht habe, um jemanden umzubringen,“ knurrte der Löwenmensch und streckte die klauenbewehrte Fast in die Luft. Zumindest in einem Punkt hatte Lucian recht gehabt. In letzter Zeit hatte fast jeder einen fiesen Trick drauf.
 
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Marlon floh. Böse Zungen behaupteten oft, dass Flucht ein essentieller Bestandteil des Gente Throw war und in Situationen wie diesen kam der junge Koch nicht darum umhin, ihnen Recht zu geben. Jedenfalls wenn man "Flucht" so definierte, dass man sich in eine günstigere Position begab, um später zurück schlagen zu können. Und im Moment befand er sich gegen Geoffrey, seinen rothaarigen Kontrahenten, eindeutig im Nachteil.

"Komm schon.. ich hab' echt keine Lust auf diesen ganzen Mist hier. Am Ende find' ich dich doch eh und dann hab' ich mich im Endeffekt total umsonst so abgestrampelt. Und du auch. Ich mach's sogar schmerzhaft, wenn du willst." Marlon schauderte, weniger wegen dem sachlichen Ton in dem Geoffrey diesen Vorschlag machte, sondern viel eher weil es anscheinend wirklich Leute gab, die ihr Ableben auch noch möglich schmerzhaft haben wollten. Kranke Menschen. "Danke, aber ich verzichte. Ich habe offen gestanden überhaupt kein Interesse, auf irgendeine Weise zu sterben und erst recht nicht durch deine Hand." Geoffrey seufzte. Es klang, als hätte Marlon ihm gerade eine äußerst unangenehme Wahrheit ins Gesicht gesagt oder ihm vielleicht zusätzliche Arbeitsstunden aufgebrummt, obwohl doch bald Ferien waren. "Jetzt mal im Ernst, Kumpel, bisher hab' ich jeden Auftrag den ich gekriegt habe fehlerfrei ausgeführt, warum sollte ich gerade jetzt..." Weiter kam Geoffrey nicht, weil genau in diesem Moment eine Flasche nach ihm geworfen wurde. Geschickt duckte sich der rothaarige Kämpfer darunter weg und schleuderte eines seiner Chakren in die RIchtung, aus der das Wurfgeschoss gekommen war, doch er traf nichts. "Hey! Jetzt mal im Ernst, das ist total unhöflich."

Marlon hastete von seinem Versteck hinter einem Strohballen zum Nächsten, das sich hinter einem ausrangierten Fass befand. Immer in Bewegung bleiben lautete die Devise, denn wenn dieser rothaarige Typ ihn nur einmal sah, war das Spiel potenziell aus. Er musste so viel über seinen Gegner in Erfahrung bringen wie irgend möglich bevor er sich ihm im offenen Kampf stellte. Und das ging nun einmal am Besten, indem er diese Guerillataktik verwendete. Oder, um es weniger schmeichelhaft zu formulieren, indem er immer wieder mit Gegenständen nach Geoffrey warf und sich versteckte wie ein kleines, ungezogenes Kind. Bestenfalls trieb das Geoffrey dermaßen zur Weißglut, dass er einen Fehler machte. Hoffentlich.

Im Verlauf der nächsten paar Minuten wurde Geoffrey mit Flaschen, Stofffetzen, Beschimpfungen und zahlreichen anderen Dingen beworfen. Immer wieder zersäbelte er sie und nach einer Weile hatte er eine deutlich pulsierende Zornesader auf der Stirn.
Im Gegensatz zu seinem Gegner hatte Marlon aus diesen Bewegungen eine Menge gelernt, so dekorierten bereits eine Kartoffel- und zwei Bananenschalen die Haare seines Gegners und wenn er als nächstes noch die zusammengeknüllte Zeitung in dessen Nacken werfen konnte war er sich sicher, wie er den Wurf ansetzen musste. Flink wie ein Wiesel huschte der Koch zwischen zwei Fässern umher, um für den nächsten Wurf Stellung zu beziehen, als mit einem Mal ein blitzendes Chakram an ihm vorbei sauste. Geoffrey hatte mit ihm Schritt gehalten! Verdammt.
"Hey, ich weiß ja dass du mich für dumm hälst, aber sieh mal. Ich hab dich." Marlon musste sich nicht einmal zu seinem Gegner drehen um zu wissen, dass dieser grinste. "Eine Bewegung zu deiner komischen Waffe und ich säbel' dir den Arm ab. So. Noch irgendwelche letzten Worte?"
 

Igraine

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Was sich mit der verstreichenden Zeit immer deutlicher herauskristallisierte, war Lilys größte Stärke: Bei allem, was sie tat, auch noch gut auszusehen. Das mochte sich nach wenig anhören, aber es bedeutete auch, dass man sich nicht sicher sein konnte, welche Bewegung dilettantisch, aber elegant war und welche wirklich von Können zeugte. Gerade jemand, der sich nicht gut mit so etwas auskannte, konnte so nicht differenzieren, was natürlich verunsicherte. Igraine ging daher mal vom schlimmsten Fall aus, dass Lily sehr wohl wusste, was sie da tat und jeder Schlenker, jedes Haarpeitschen und jeder Blick so seinen Sinn hatte. Wahrscheinlich war dem nicht so, da die Dame ganz offensichtlich viel Wert auf ihr Auftreten legte, aber solange sie das nicht besser beurteilen konnte, blieb ihr nichts anderes als diese Annahme übrig. Das wirklich Ärgerliche war die Beweglichkeit der Blonden, die Lücke, die sich relativ schnell herausstellte, war dagegen ihr Temperament. Gleich zum Beginn des Kampfes hatte sie damit begonnen, Igraine zu provozieren und kaum ergab sich die Möglichkeit nun erneut, wo sie sich gegenüber standen, fuhr sie fort. "Warum denn so ängstlich, Rußvogel?", wurden ihre eher ungeschickten Ausweichmanöver kommentiert, "Und du willst ein Pirat sein?" Nun war Igraine aber nicht die Person, die sich einfach provozieren ließ, um nicht zu sagen, dass alle spöttisch vorgetragenen Bemerkungen an ihr abperlten, ohne auch nur die leisteste Veränderung zu bewirken. Die nicht vorhandene Reaktion ihrer Gegnerin schien der Blonden nicht zu gefallen, regte sie scheinbar sogar auf, sodass ihre Kommentare fieser, aber auch schneller herauszischten, lauter und agitierter. Am Ende fiel es Igraine wirklich schwer, nicht in Anbetacht der Tatsache zu grinsen, dass sich Lily hier gerade selbst ins Aus spielte und sich dabei auch noch selbst widerlegte. Natürlich war sie keine Piratin und nur weil sie mit zwei Männern herumschipperte, die sich bestimmt gut als solche machen würden, veränderte sie das ja wohl kaum. Piraten waren ihrer Ansicht auf ihre persönliche Bereicherung aus, überfielen unschuldige Händler, um sich ihren Reichtum anzueignen - Igraine würde das wohl nur im Notfall, wenn denn überhaupt tun. Es war absolut lächerlich, sie als Piratin zu bezeichnen, was Lily im Grunde relativ dumm darstehen ließ.

Igraine duckte sich unter einem Tritt hinweg, der in einem schön einfach vorauszusehenden Halbkreis auf sie zukam, wich einem Schlag aus und bekam dabei erneut die ballistische Faust der Anderen zu sehen. Solange sie dieses Ding mit sich trug, war sie gleich doppelt so gefährlich... in einer fließenden Bewegung rollte sich die Schwarzhaarige ab und riss dabei einen auf dem Boden liegenden, offenbar abgebrochenen Latten mit sich, den hier wahrscheinlich jemand weggeworfen hatte. Das war nur ein schwacher Ersatz für eine Waffe, aber sie trug nichts bei sich, was entsprechend lang und so leicht entbehrlich war. Natürlich hätte man auch in diesem Falle eines der Bücher zweckentfremden können, aber danach wäre es nicht mehr zu gebrauchen gewesen und dafür hatte sie das Lesewerk dann doch zu gern. Sie wartete ab, bis Lilys gefährlichere Körperpartie erneut in ihre Nähe kam und wehrte den Schlag danach mit der Latte ab, was eine laute Explosion und Splittern zur Folge hatte. Ihre Improvisationswaffe fiel in Stücke geschlagen zu Boden. "Eine schwache Performance, die du ablieferst...", spöttelte Lily und setzte einen weiteren Schlag an, dem Igraine nur knapp entgehen konnte und auch nur, weil sie durch eine Unebenheit des Bodens stolperte. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht... warum musste sie sich überhaupt um so etwas kümmern? Andererseits konnte niemand vorhersehen, dass sie weiterhin relativ unbehelligt ihre Sprengsätze würde legen können und wenn sie auch gegen die Marine eine dermaßen schlechte Figur machte, war das etwas ganz anderes als gegen diese Lily. Was mit der passierte, war ihr relativ egal, solange sie selbst unbeschadet daraus hervorging. Nur musste sie das wohl erst einmal erreichen... Igraine seufzte und biss die Zähne zusammen. Na gut, dann musste sie sich wohl mal ein bisschen ranhalten.

In einem fairen Kampf würde sie nicht gewinnen, das hatte sie ja schon festgestellt, aber immerhin war Lily ein Paradies für Menschen wie sie. Ihre langen, wunderschönen blonden Haare zum Beispiel... sie fühlten sich samtig an, als Igraines Finger sich in ihnen verhakten. Wie viel Zeit wohl pro Tag draufgehen würde, wenn man solche Loden auf dem Kopf trug! Wahrscheinlich konnte Marlon das einschätzen, aber nicht sie. Die blonden Strähnen waren auch erstaunlich reißfest, als sie ihre Besitzerin daran zog, ihr Handgelenk umklammernd, sodass sie ja nicht zuschlagen konnte. Ein paar rangelnde Sekunden später landete die Dame mit einem sehr weiblichen Aufschrei in ein paar leeren Kisten und Igraine gab erneut Fersengeld. Diese Umgebung war nicht richtig und daran musste man etwas ändern - auf zum Hafen! Lilys Gefluche folgte ihr den ganzen Weg entlang.
 

Lucian

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Mit einem Satz zur Seite entging Lucian dem Krallenangriff, den das Narbengesicht auf ihn startete. Die langen, schwarzen Klauen bohrten sich fast bis zum Ansatz in den steinernen Boden, als wäre es Wachs. Als Cicatrice seine Klaue wieder befreite, flogen Steinsplitter wie Schrapnelle einer Granate durch die Luft. Ein Fragment zog eine feuchte, rote Linie über die Wange des Weißhaarigen. Aber Zeit darüber nachzudenken hatte er nicht, denn schon kam der nächste Hieb. Auch dem konnte Lucian noch entgehen, nicht jedoch dem peitschenhaften Schwinger des Löwenschwanzes. Das ganze war ein Unding! Fünf Minuten zuvor waren die beiden nach fast auf dem selben Level gewesen, doch nun spielte die Bestie mit ihm, wie eine Katze mit der Maus. Wie konnte etwas so massiges nur so schnell sein!? Gerade noch rechtzeitig konnte der Vicomte sein Schwert heben, um die Pranke des Löwenmenschen abzufangen, als dieser erneut zuschlug. Die Wucht des Hiebs reichte aber problemlos aus, um den Vicomte wie eine Strohpuppe durch die Luft zuschleudern. Mit einem schmerzhaften Aufprall knallte Lucian gegen einen kleinen Schuppen am Pier und riss die Holzwand dabei vollkommen mit ein. Stöhnend kämpfte er sich aus dem Chaos aus Holzsplittern, Planken und durcheinander gewürfeltem Werkzeug hoch und spukte dabei eine kleine Menge Blut aus. Er musste sich beim Zusammentreffen auf die Zunge gebissen haben, denn sein Kopf war eigentlich relativ unbeschadet davon gekommen. Trotzdem breitete sich in seinem Mund der widerliche Kupfergeschmack aus. Mit einem tiefen Luftzug strich er sich die langen Haare aus dem Gesicht, die durch den Aufprall komplett durcheinander geraten waren. Eines seiner Schwerter lag neben ihm auf den Boden. Das er es losgelassen hatte, war ihm bis jetzt überhaupt nicht aufgefallen. Seine Gedanken waren woanders. ’Ich hätte die Flagge wegwerfen sollen. Diese ganze Schose hätte vermieden werden können, wenn ich den Stofffetzen direkt über Bord geworfen hätte.’

Mit abwesendem Blick sah Lucian zum Himmel hoch. Auf diesen Kampf könnte er wirklich verzichten. Der Teufelsfruchtnutzer von Gestern war schon schlimm genug gewesen. Der Boden bebte bei jedem Schritt, den der Zoan-Hühne machte leicht auf. Der Weißhaarige musste nicht einmal hinsehen um zu wissen, dass Narbengesicht auf ihn zukam. „Wehr dich nicht,“ grollte die tiefe Bassstimme des Löwen, „dann verspreche ich dir, dass es schmerzlos wird.“ Lucian neigte den Kopf leicht zur Seite. Hatte dieser Bastard gerade seinen Spruch geklaut? Dass hohe, quiekende Lachen der Braunhaarige sprach Bände dafür, dass sie es auch mitgekriegt hatte. Vielleicht hätte er diese miese, kleine Göre schneller erledigen sollen. Dann wäre ihm der arrogante Blick erspart geblieben, den Patsy ihm nun zuwarf. Zumindest erklärte das erneute auftauchen ihres Kapitäns, warum die Kurze nicht einfach weggerannt war oder gebettelt hatte. Leider war eine verzogene möchtegern-Kopfgeldjägerin gerade sein kleinstes Problem.

Leise stöhnte Lucian. Der Löwenmann war nicht mehr weit entfernt. Mit der freien Hand fuhr er sich über seinen Kimono. Der Crash hatte ihm übel zugesetzt, ein breiter Riss teilte den rechten Ärmel fast vollständig ab. "Um ehrlich zu sein, habe ich was gegen sinnlose Gewalt.“ Er klang fast schon ein wenig Mitleidig, als er das sagte. "Darum hätte ich auf diesen Kampf gerne verzichtet. Er bringt mir nämlich überhaupt nichts. Mit einem Ruck entfernte Lucian den kaputten Ärmel von seinem Kimono und befreite dann auch den anderen Arm. Der Seidenstoff glitt herab und entblößte seinen Oberkörper. Mit dem Fuß schleuderte er sein zweites Schwert in die Luft, fing es auf und wirbelte beide Waffen einmal in den Händen. "Da du es aber drauf angelegt hast, muss ich dich töten. Einfach. Aus. Prinzip!" Damit stürmte Lucian los. Der Vorteil an diesen Zoan-Monstern war, dass man wundervoll viel Angriffsfläche hatte!

Der Vorsatz zum Sieg war ein guter, aber gegen den Kraftunterschied half das wenig. Cicatrice war noch immer schneller und vor allem Stärker als Lucian, was dieser versuchte, durch pure Brutalität wieder wett zumachen. Mit eher mangelndem Erfolg. Lucian versuchte jetzt jeder ausgewichenen Attacke sofort einen Konter anzuhängen und schaffte es tatsächlich, den Gegner leicht zurück zudrängen, aber an Treffern mangelte es. Das schlimmste war der Ausdruck den das Vieh im Gesicht trug. Wenn er die hochgezogenen Lefzen richtig interpretierte, dann genoss der vernarbte Löwe das ganze auch noch. Was der Vicomte brauchte, war eine Lücke, eine winzige Öffnung in der Verteidigung des ... da! Cicatrice hatte die Arme nach hinten bewegt, wahrscheinlich um zu einem beidhändigen Schlag auszuholen. Jetzt musste Lucian nur noch das beenden, was er angefangen hatte und die Brust des Bastards entgültig aufschlitzen! Seine Klinge sauste herab für den tödlichen Hieb. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte war, dass Cicatrice sich nach hinten fallen lies. Mit den Armen fing er sich auf und versetzte dem verdutzten Vicomte einen Blitzartig tritt. Lucian schrie auf vor Schmerzen. Die Klauen an den Füßen hatten sich ihm mitten in die Brust gebohrt. Sie waren nicht so lang wie die an den Fingern, aber es war schmerzhaft genug. Aber damit war es nicht genug, denn nun rotierte Narbenfresse auf den Armen und nutzte den Schwung, um Lucian gegen die Bordwand der Trophy zu schleudern. Der erneute Aufprall trieb alle Luft aus seiner Lunge und ohne Gegenwehr glitt der Weißhaarige herab und ins Hafenbecken. Er ging unter und nur einzelne Luftblasen stiegen auf. Dann endete auch das.
 
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"Noch irgendwelche letzten Worte?" Unfreiwillig musste Marlon mit den Augen rollen. Da hatte sein Gegner ihn schon in einer ziemlich sicheren Todesfalle und gedachte, Zeit damit zu verschwenden, dass er Marlon die Möglichkeit gab, abgestandene Sprüche zu klopfen. Ermordert von einem zweitklassigen Romanhelden. Großartig. "Eigentlich nur einen Tipp für dein nächstes Leben. Gib niemandem die Chance, noch ein paar letzte Worte zu sagen. Irgendwann wird dich das gehörig in den Hintern beißen, mein Freund." Geoffrey lachte nur. Es war ein ziemlich lascher, humorloser Laut. "Naja, wie du meinst. Ich töte dich jetzt jedenfalls und hau' mich dann aufs Ohr. Was machst du mir vorher auch noch solche Probleme, ehrlich mal?" Und mit diesen Worten holte Geoffrey aus, um Marlons Leben ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Keine letzten Ausflüche mehr. Keine melodramatischen Situationen. Schluss. Aus. Ende.

Natürlich warf der Rothaarige nicht beide Wurfscheiben auf einmal. Er hatte damit gerechnet, dass Marlon ausweichen würde und als der Koch, der gerade noch im Staub gelegen hatte aufsprang, schleuderte Geoffrey sofort seine zweite Waffe. Doch zu seiner großen Überraschung traf diese nicht etwa, sondern explodierte scheinbar in eine gräuliche Wolke aus feinem Puder, ehe sie mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel. Nahezu gleichzeitig bohrte seine andere Klinge sich in einen einsamen Zaun und blieb dort zitternd stecken. Und Marlon, sein Wurfziel, stand unversehrt da mit einem fast schon unverschämt gut gelaunten Grinsen. "Was war das denn jetzt schon wieder?", fragte der Rothaarige irritiert, während er nebenher bereits auszurechnen schien, wie viel Freizeit Marlon ihn jetzt bereits gekostet hatte. Eindeutig zu viel.
"Ich an deiner Stelle würde langsam anfangen, das hier Ernst zu nehmen", kommentierte dieser Geoffreys Reaktion, wobei sein Lächeln einem harten, ziemlich unnachgiebigen Gesichtsausdruck wich. "Du hast vorgehabt, mich zu töten... Und ich hatte dasselbe vor. Du bist bei deinem Vorhaben gescheitert, also bin ich jetzt an der Reihe. Und im Gegensatz zu dir überlege ich sehr genau was ich tue, bevor ich letzten Endes dann handle. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden. Und der Grund, warum du gleich tot sein wirst und ich nicht." Für einen kurzen Moment fühlte Geoffrey sich unwohl, doch er wusste, was er jetzt zu tun hatte. Wenn alles glatt ging, würde er dafür nicht einmal eine Minute brauchen.. dann noch seine Wurfklingen aufsammeln.. ja, das würde schon alles irgendwie werden. Bis dahin musste er diesen eitlen Fatzke nur lange genug hin halten. Langsam, eigentlich fast überhaupt nicht, glitt seine Hand in Richtung seiner Hüfte.

"Ich schätze mal, du hast irgendnen Zementsack oder so nach meinem Chakram geschmissen?" Marlon nickte. "Ich wusste, dass er da liegen würde. Die Liebe der Bewohner dieser Insel zur Symmetrie ist wirklich beeindruckend. Und ich tue niemals etwas, ohne nicht mindestens einen Notfallplan in der Hinterhand zu haben. Davon könntest du noch was lernen." Geoffrey lächelte gezwungen, seine Hand bewegte sich eine Winzigkeit weiter vor. "Bevor ich dich töte, kannst du meinetwegen noch etwas sagen." Ein klein wenig weiter vorwärts. Gleich war er da... "Du hättest mir diese Gnade ebenfalls gewährt, also will ich mal nicht so sein. Sprich dich aus." "Fahr zur Hölle!", rief Geoffrey wütend und vollendete den unendlich langsamen Griff an seinen Gürtel mit einer fließenden Bewegung. Blitzschnell zog er ein winzig kleines Messer aus seinem Gürtel, das allerdings rassiermesserscharf war - und jedes Leben durch einen gezielten Wurf beenden konnte. Bevor er es jedoch schleudern konnte, schrie er auf vor Schmerz - Marlons Wurfklinge hatte sich in sein Handgelenk gebohrt und hatte ihn an die Wand des nächstliegenden Gebäudes genagelt.

"Netter Trick, aber ich hab gesehen dass da was hattest." Marlon lächelte dem vor Schmerz wimmernden Geoffrey zu. "Und selbst wenn du dich jetzt befreist - was ziemlich wehtun dürfte - ich hab' deine dominante Hand zuerst aufgespießt. Deine Balance wäre ruiniert und du könntest mit deinen Chakren nicht mal ein Scheunentor treffen. Wenn du überhaupt bis dahin kämst ohne zu verbluten." Während er dies sagte, ging Marlon auf Geoffrey zu, hob dessen winzig kleines Messer auf. "Nette Waffe. Die werde ich behalten. Sozusagen als Andenken. Und wirkliche letzte Worte erlaube ich dir nicht."
 

Igraine

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Im Grunde genommen konnte Igraine die zornentbrannte Reaktion Lilys auf den Übergriff auf ihre Haarpracht verstehen. Wohlbemerkt nicht, weil sie ähnlich reagiert hätte, sondern eher, weil sie es auch nicht mochte, wenn man Dinge niedrigachtete, die sie mit Stolz erfüllten. Der einzige Unterschied war die Art der Fixierung der beiden Damen, denn Igraine war mehr auf ihre Arbeit fokussiert als auf die schwarzen Strähnen, die aus ihrer Kopfhaut wuchsen. Der Zorn, der in der Blondine aufgeflammt war, machte es zwar wahrscheinlicher, dass sie einen Fehler machen würde, aber er sorgte auch dafür, dass der Weg zum Hafen deutlich schwerer war, als Igraine gehofft hatte. Es hagelte nur so explosive Geschosse und das eine oder andere Mal hatte Igraine das deutliche Gefühl, einen heißen Atem beinahe schon im Nacken zu spüren. Dazu kam, dass sie sich auf dieser Insel nicht allzu gut auskannte, was effektiv dazu führte, dass sie sogar einmal in der Hektik eine falsche Abzweigung nahm und fast in eine Sackgasse gerannt wäre. Zum Glück rannte sie eine gewagte Kehrwende später wieder in die richtige Richtung, ohne Lilys Angriffen zum Opfer zu fallen. Erst als das Rauschen des Meeres, das gegen die Kaimauern schwappte, in Hörweite kam, drosselte sie ihr Tempo ein wenig. Der schwerste Part würde nun noch folgen, also sollte sie nicht vollkommen ausgepowert ankommen.

Trotz des Tempoeinbruchs hatte sie inzwischen das Gefühl, ihre Luftröhre würde sich mit jeder Minute weiter zusammenziehen. Es wäre zu schön gewesen, wenn sich ihr Körper bei Gefahr auch mal zusammenreißen könnte, aber leider war er dazu wohl nicht fähig. Auch die Blondine schien bemerkt zu haben, dass ihre Gegnerin, die sie inzwischen einige hundert Meter von der Trophy entfernt aus den Hausreihen gejagt hatte, Atemschwierigkeiten bekommen hatte. Sie interpretierte dies allerdings scheinbar als allgemein mangelnde Konstitution und drehte das Rad der Spötteleien von Neuem an. "Also wirklich, Süße... kannst du etwa nicht mehr? Sollen wir eine Pause machen?~" Igraine biss die Zähne zusammen. Es war eine Sache, Häme wegzustecken, eine andere, dabei einen aufkommenden Asthmaanfall zu ignorieren. Sobald sie ihren Inhalator herausholte, würde sogar Lily bemerken, was hier gespielt wurde, also musste sie die ihr verbleibende Zeit sinnvoll nutzen, um die Blondine von ihrem Vorteilspodest herunterzustoßen. Die größte von ihr ausgehende Gefahr waren nicht ihre Granaten, sondern die ballistische Faust an ihrer Hand, denn mit dieser blockierte sie jegliche Möglichkeit, langfristig in den Nahkampf überzugehen. "Aber andererseits wirst du im Jenseits noch genug verschnaufen können..." Nur ein vernünftiger Treffer damit und sie hätte verloren - allerdings hatte diese Konstruktion, so clever sie zu sein schien, eine eindeutige Schwäche: Wasser. Sie glaubte kaum, dass die Schusswaffe auch nur annähernd wasserfest sein würde und feuchtes Pulver war bekanntermaßen nicht mehr zu gebrauchen. Blieb nur noch übrig, die Blonde auf ein Bad einzuladen... Igraine gab sich Mühe, einmal tief Luft zu holen - was nicht von Erfolg gekrönt war - und begann so zuckersüß zu lächeln, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn Lily spontan an Diabetes verstorben wäre.

"Du hörst dich zu gerne reden.", seufzte sie mit einem designierten Schulterzucken und richtete ihre Taschen, "Und ich habe wirklich keine Lust, mir das noch länger anzuhören." Als würde sie Lily vollständig ausblenden, schlenderte sie an der Kaimauer entlang auf die Trophy zu, die Blonde mit scheinbarer Missachtung strafend. Mochten Menschen, die sich selbst für extrem wichtig hielten es, wenn man sie praktisch ignorierte, selbst wenn es einen unmittelbarer Gefahr aussetzte? Die Blonde jedenfalls schien zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass Igraine vollkommen bescheuert war und dass sie die Chance wohl besser ausnutzen sollte, um sich der nervigen Flüchtenden zu entledigen, bevor sie wieder davon lief. Schnelle Schritte huschten über das Pflaster, es klirrte, Metall traf auf Stoff, ein Schuss knallte los, ein Fuß wurde weggezogen und zwei Körper landeten mit einem lauten Platschen im brackigen Wasser des Hafens. Lily hatte getroffen, aber nicht ganz das, was sie beabsichtigt hatte, insbesondere weil ihr nächster Schlag, der nach einigem Wassertreten und Luftholen erfolgte, kein weiteres Geräusch erzeugte. Igraine war insgesamt vor allem darüber froh, dass sie es wie geplant im letzten Moment geschafft hatte, ihre Taschenriemen zu durchtrennen, sodass nicht ihr gesamtes Gepäck durchnässt wurde. Blieb nur noch das Problem, dass sie inzwischen gezwungenermaßen die Luft anhalten musste und ihre Gegnerin eindeutig besser schwimmen konnte als sie. Sie griff nach allem, was ihr gerade zwischen die Finger kam, erwischte einen tretenden Fuß, schließlich erneut ihre Haare und riss sie mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft von sich weg. Ihr Kopf durchbrach die Wasseroberfläche und eine Winzigkeit Luft schaffte es in ihre Lungen, bevor sie eine Hand wieder nach unten drückte. Mit beiden Füßen blind nach dem Körper vor ihr tretend, drückte sie sich von Lily ab, inzwischen Sterne des Sauerstoffmangels vor ihren Augen flimmernd und war überrascht, wie wenig Gegenwehr von der Blondine kam. Anstatt sich Gedanken darüber zu machen, steuerte sie die Kaimauer an und blickte erst zurück, als sie notdürftig zu Atem gekommen war.

Es war kein Wunder, dass die Blondine ihren Kampf beendet hatte, da sie inzwischen rücklings auf der Wasseroberfläche trieb, die Augen aufgerissen, einen tiefen Riss in der Kehle. Igraine fühlte sich gerade auch nicht besonders viel besser, als hievte sie sich aus dem Wasser und langte nach einer ihrer zurückgelassenen Taschen, aus der sie ihren Inhalator fischte. Fast wäre er ihr aus den Fingern gerutscht, doch schließlich beruhigte sich ihre Atmung wieder und sie ließ sich erschöpft auf den Stein sinken. "Danke sehr, Marlon.", seufzte sie ohne sich der Anwesenheit des Koches zu versichern, setzte sich auf und schüttelte das Wasser aus ihren Haaren. Wahrscheinlich war es keine so besonders gute Idee gewesen, in dieser Klamotte schwimmen zu gehen, doch immerhin hatte sie es nicht ganz so schlimm wie die inzwischen verstorbene Lily getroffen, die sogar im Tod noch eine echte Augenweide war. "Ich habe zu danken." Diese Antwort hatte sie nicht erwartet, gerade nicht von Marlon, der ihr auf die Füße half. Noch ein letztes Mal inhalierte sie den wohltuenden Dampf und verstaute danach wieder alles. Was für ein ärgerlicher Abschluss ihres Inselbesuchs...
 

Lucian

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Es war nicht so, dass Lucian besiegt war. Im Gegenteil, er war kaum verwundet. Natürlich brannte seine Brust dort, wo das Meerwasser auf die Wunden traf, welche die Klauen gerissen hatten, aber das war verhältnismäßig wenig, kaum mehr als eine kleine Unannehmlichkeit. Trotzdem sank er tiefer ins Wasser herab, ohne etwas dagegen zu machen. Es wurde langsam dunkler, als das schmutzige Meerwasser die Sonne immer mehr abfing. Es fiel dem Vicomte schwer, seine Augen aufzuhalten, aber trotzdem bemühte er sich, während er die letzten Lichtringe der Sonne beobachtete, wie sie an der Oberfläche schimmerten. Seine Hände umklammerten noch immer die Tsuka seiner Schwerter, aber der Griff war eher locker, ohne wirkliche Kraft. Lucian war nicht besiegt. Er war physisch noch fit und könnte problemlos weiter kämpfen. Aber welchen Sinn machte es, aufzutauchen und sich erneut dem Kopfgeldjäger entgegen zusetzen? Das Narbengesicht war schneller als er, stärker als er. Der Wille ihn zu besiegen war da gewesen. Er war überzeugt! Er hatte alles raus geholt. Alle Kraft, die er hatte, so schnell wie er konnte. Aber es war nicht genug.

Darum sank Lucian tiefer, darum bewegte er sich nicht. Er musste diese gesamte Situation erst einmal auf sich wirken lassen, musste sie begreifen. Noch nie zuvor war der Weißhaarige auf einen Menschen getroffen, der ihn Physisch so sehr überragte. Natürlich waren die Kämpfe bisher heftig gewesen und seine Kontrahenten alles andere als versager, aber im Endeffekt ... Stärker als Arthos, schneller als Gaston, höhere Konstitution als das Monster. Aber hier war Lucian auf verlorenem Posten. Welchen Sinn hatte es schon gegen jemanden zu Kämpfen, wenn man nicht einen einzigen Vorteil hatte? Trete nur dann zu einer Schlacht an, wenn du sie auch sicher gewinnst. Das hatte Duc Mondego einmal zu ihm gesagt. Und wann hatte Mondego sich je geirrt? Einzelne kleine Luftbläschen stiegen aus Lucians Nasenlöchern auf, ohne das er etwas dagegen machen konnte. 'Warum kann nichts nach Plan laufen, nicht ein einziges Mal? Ich wollte nur ein paar Frontschweine anheuern. Warum ziehe ich diese Freaks nur so an?' Langsam wurde die Luft knapp. Viel Zeit zum nachdenken hatte er nicht mehr. Vielleicht könnte er versuchen wegzuschwimmen? Rückzug war manchmal keine Schande. Wieder Mondegos Worte ... Nein. Das war nicht er selber. Er war nicht der Duc. Noch nie war der Vicomte weggelaufen, noch nie hatte er sich ergeben. Keine Kompromisse, entweder Sieg oder Tod. Mit einer leichten Drehung brachte er sich in eine aufrechtere Position, just in dem Moment, da seine Füße den Boden berührten. Mit aller Kraft, die ihm blieb, stieß er sich vom felsigen Untergrund ab und schoss wieder an die Oberfläche. Mit einem Tiefen Luftzug saugte er den Sauerstoff ein, kaum dass sein Kopf außerhalb des Wassers war.

„Sieh mal, wer wieder aufgetaucht ist. Ich hatte schon Angst, ich müsste Patsy reinschicken um deine Leiche rauszufischen.“ Die höhnische Begrüßung sorgte dafür, dass Lucian die Zähne vor Zorn zusammen biss, aber er erwiderte nichts, während er sich neben der Trophy aus dem Wasser zog. Seine Bandagen an Händen und Füßen waren schwer vom Wasser und hatten sich teilweise gelöst. Auch seine Hakama war vollgesogen und an seine Haare wollte er gar nicht denken, wie sie an seinem Kopf klebte. Stattdessen hob er beide Arme und richtete die Schwerter auf Cicatrice. Einmal tief Luft holend öffnete er die linke Hand. Mangetsu fiel klirrend auf den Boden. Der vernarbte Löwenmensch hob erstaunt eine Augenbraue, zumindest sah es so in etwa aus, denn genau konnte man die Mimik eines Hybriden nie lesen. „Gibst du etwa auf? Zu Schade, aber mein Angebot gilt nicht mehr. Leben ist keine Option für dich.“ Aber statt auch noch Mugetsu fallen zu lassen, umklammerte Lucian den Griff seiner zweiten Waffe mit beiden Händen. Fast schon mit abwesendem Blick betrachtete er seine Finger. "Ich hasse es wirklich aus ganzem Herzen, so kämpfen zu müssen. Aber du lässt mir ja keine Wahl. Wenn der Dou Shu nicht gewinnen kann, dann muss das eben der Zi Wei übernehmen." Mit einer kreisenden Bewegung lockerte er seine Schultermuskulatur, bevor er die Spitze der Klinge senkte, bis diese fast den Boden berührte. "Pour sa Majesté." Leicht angewidert von seinen eigenen Worten spuckte Lucian aus. "Jetzt komm und Hol mich!"

Einen kurzen Moment blieb Cicatrice noch stehen und betrachtete sein Opfer, das nun eine vollkommen andere Körperhaltung inne hatte, als zuvor. Wenn er jemals von den Königswächtern von Monte Gomero gehört hätte, so wäre ihm die Haltung vielleicht bekannt vorgekommen, doch da dem nicht der Fall war, konnte der Kopfgeldjäger nur mutmaßen. „Nur weil du dein Schwert jetzt führst wie ein Samurai, heißt das noch lange nicht, dass du gewinnen kannst! Ein bisschen mehr Schlagkraft im Tausch gegen die zweite Klinge? Das verringert deine Abwehr drastisch, du Idiot!“ Doch das schien den Vernarbten nicht wirklich zu stören. Stattdessen ballte er seine Tatzen zu Fäusten und rammte diese gegen den Boden. Auf allen Vieren stürmte er heran, in der Absicht das ganze schnell zu beenden. Normalerweise wäre Lucian jetzt seinerseits losgerannt um zuzuschlagen, bevor es der Gegner tat. Aber auf die Weise hatte er es bereits versucht und war gescheitert. Diesmal würde er es mit Geduld machen müssen. Gott allein wusste, wie sehr der Vicomte dies hasste.

Im letzten Augenblick vollführte Lucian eine Drehung zur Seite. Jedoch nicht, bevor er die Klinge komplett auf den Steinboden abgesetzt hatte. “Hoshikuzu!“ Die Schwertspitze streifte während der ganzen Drehung funkensprühend über den Boden und als Cicatrice auf der selben Höhe war, schoss sie nach oben. Steinsplitter, Funken und Staub schoss in weitem Bogen in Richtung von Scarfaces Kopf. Mit einem Schmerzgrollen schlug der Zoannutzer sich eine Klaue vors Gesicht und versuchte sich den Schmutz aus den Augen zu wischen. Die Irritierung nutzte Lucian für einen einzelnen Hieb gegen die Brust seines Gegners. Blut spritzte auf, als ein horizontaler Schnitt die ohnehin schon angeschlagene Brust zerteilte, aber es war noch lange nicht genug, um Cicatrice zu besiegen. Aber darauf hatte er es auch gar nicht angelegt. Denn statt weiter nachzusetzen, hatte Lucian einige Schritte nach hinten vollführt und umrundete den Löwenmenschen nun im Halbkreis. Die ganzen Narben, die Cicatrice ohnehin schon hatte, sprachen Bände darüber, dass man ihn auf diese Weise nicht so leicht besiegte, aber die Chance, welche Hoshikozu ermöglicht hatte, hätte nicht für mehr Attacken ausgereicht. Aber darum ging es auch überhaupt nicht.

Lucian war wieder in der Ausgangsposition. Die Schwertklinge fast auf den Boden gerichtet, wartete er darauf, dass der Kopfgeldjäger den nächsten Schritt unternahm. Königswächter griffen niemals als erste an. Währenddessen schaffte der noch immer sehr stark blinzelnde Cicatrice, sich wieder auf den Vicomte zu konzentrieren. „Dreckiger kleiner Trick, der Funktioniert aber nicht zwei mal!“ Erneut ging das Narbengesicht zum Angriff über und stürmte. Im letzten Augenblick jedoch brach er seinen Sturmangriff ab vollführte noch einmal den Trick, bei dem er sich auf seine Arme stützte und mit den Klauen an seinen Füßen angriff. Auf diese Weise blieb sein Kopf weit genug entfernt, ohne noch einmal von der fiesen Tricktechnik getroffen zu werden. Aber genau darauf hatte Lucian gebaut. Als also die Klauenfüße angeschossen kamen, drückte er sich vom boden ab und Sprang auf die massigen Beine seines Gegners. “Tenzen'ei!“ Ein zweites mal drückte er sich ab, dieses mal jedoch von den Hinterläufen. Das Momentum nutzte er, um in der Luft einen beidhändigen Überkopfhieb auszuführen. Er verfehlte zwar die Schnauze von Cicatrice, schlitzte aber immerhin dessen rechte Schulter ganz gut auf. Jaulend verlor der Katzenmann die Balance seiner komischen Pose und stürzte, während Lucian sicher landete. Sofort ging letzterer wieder auf Distanz. Es war wirklich bitter, dass der Kampf noch immer nicht beendet war, aber ein letztes Ass hatte er noch. "Was hältst du davon, wenn wir es langsam beenden?" Lucian klang fast schon gleichgültig, aber das lag vor allem daran, dass der zunehmende Einsatz der Zi Wei Techniken ihm aufs Gemüt schlug.

Grollend kam Cicatrice wieder auf die Beine, sich die blutende Schulter haltend. „Werd bloß nicht zu eingebildet, Bastard. Nur weil du mit ein paar fiesen Tricks einige Treffer gelandet hast, heißt doch noch lange nicht, dass du überlebst!“ Mit einem bestialischen Brüller ballte Cicatrice seine Muskeln an. Optisch sah das so aus, als würde er die Masse an seinen Armen verdoppeln. Die Krallen schienen auf doppelte Länge heranzuwachsen und die Mäne stand in alle Richtungen ab. Gleichzeitig berührte die Soitze von Mugetsu ein drittes mal fast den Boden, während der Adelige seinen Gegner erwartete. Und wieder war es Cicatrice, der den ersten Schritt unternahm. Das Ungetüm stürmte heran, während der Ritter auf es wartete. „Lions Wrath!“ “Teiken!“ Die beiden Trafen aufeinander, teilten ihre Attacken aus und trennten sich wieder. Einige Sekunden lang waren beide unbeweglich. Dann ging Lucian auf sein rechtes Knie herab und spuckte Blut aus. In seiner rechten Seite klaffte eine ziemlich ernste Wunde. Dann Kopfgeldjäger begann zu lachen. „Tse ... mit Finten Kämpfen wie ein Feigling.“ Damit brach der Löwenmensch zusammen und verwandelte sich in einen normalen Menschen zurück. Mit breiten Schatten unter den Augen versuchte Lucian sich wieder aufzurichten, aber sein Körper wollte nicht gehorchen. Eins war ihm ziemlich klar; hätte Tenzen'ei dem Narbengesicht nicht die Schulter verletzt und Hoshikozu die Sicht eingeschränkt, dann wäre er jetzt wahrscheinlich tot. Viel hatte nicht gefehlt.

„Captain Cicatrice? Boss?“ Patsy, die sich den ganzen Kampf über zurück gehalten hatte, lief nun zu ihrem Anführer und ging neben diesem in die Knie. „Komm schon Boss. So ein Weichei kann dir doch nichts anhaben! Komm schon, steh auf!“ Als sich der Kapitän nicht rührte, schluchzte sie leise und stand auf. Dabei zückte sie ihre Pistole. Sie brauchte beiden Hände, um die Waffe ruhig zuhalten, während sie Lucian ins Visier nahm, der zu erschöpft war, um noch ausweichen zukönnen. „Lilly und Geoff’ werden sicher Stolz auf mich sein, wenn ich dich Räche, Captain Cicatrice“ Doch bevor sie ihren Finger krümmen und abdrücken konnte, kollidierte ein metallenes Wurfgeschoss den Pistolenlauf und schleuderte die Waffe aus ihren Händen. „Die beiden sind tot und wenn du nicht auch drauf gehen willst, dann machst du jetzt besser die Biege.“ Einen Moment stand Patsy noch mit einem verblüfften Ausdruck da, dann lief sie laut heulend davon. "Spielst heute wohl den Helden Marlon ... dass passt echt gut" So nah war Lucian in seinem Leben selten an ein „Danke“ heran gekommen.
 
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Diese Kopfgeldjäger schienen ihr Handwerk verstanden zu haben, so viel musste Marlon ihnen lassen. Nicht nur hatte er Igraine um Haaresbreite retten müssen, auch der Zustand seines Kapitäns war nur mit viel gutem Willen als "stabil" zu beschreiben, als Marlon ihn endlich fand. Der Koch konnte den Weißhaarigen gerade noch davor retten, von einem kleinen Mädchen einfach erschossen zu werden. Unter normalen Umständen wäre so etwas wohl ein Grund gewesen, seinem Kapitän die Treue zu kündigen, doch so lädiert wie dieser im Moment war, war es ein Wunder dass er Marlon überhaupt noch für seine Tendenz zum Heldentum tadeln konnte. "Ich habe leider keine weiße Rüstung und keinen Schimmel, aber es muss wohl so gehen." Ohne auf etwagige Proteste zu achten, schob Marlon einen Arm unter die Beine des Vicomte und legte den Anderen an dessen Schulterblätter sodass er ihn hochheben konnte wie eine Braut in der Hochzeitsnacht. "Du wärst eine wirklich schöne Frau", kommentierte der Koch noch, was in seinen Augen auch durchaus stimmte. "Gott, würde ich dich gerne schlagen...", murmelte Lucian kraftlos, aber Marlon ließ sich davon nicht beeindrucken. Es war wie mit Betrunkenen: Einfach lächeln und nicken. "Später. Jetzt ruh' dich erst mal aus."

Nachdem die drei Piraten es zurück zu ihrem Schiff geschafft hatten, Igraine war tatsächlich alleine gegangen, machte Marlon sich noch einmal kurz auf. Lucian hatte sich vehement dagegen ausgesprochen, noch weiter zu bleiben und das Wort des Kapitäns war in diesem Falle Gesetz. Dennoch fand Marlon die Zeit, sich vorher noch mit einigen Zutaten aus einem nahegelegenen Warenhaus ein zu decken, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Und schon ging es für ihn in die Küche, um ihnen ein stärkendes Mahl zu zu bereiten. "Fleisch", dachte Marlon nur, während er in die Küche ging und die Ärmel hochkrempelte. "Irgendetwas kräftiges, um wieder auf die Beine zu kommen. Und danach vielleicht..." Ja, wieso eigentlich nicht? Es war eine Weile her, dass er so etwas gemacht hatte, aber er war sich sicher, dass zumindest Igraine es zu schätzen wissen würde. Und vielleicht sogar Lucian. Wer konnte schon wissen ob der weißhaarige Vicomte nicht insgeheim einen süßen Zahn hatte?

Zwei Stunden später drangen verführerische Gerüche aus dem geöffneten Küchenfenster. Es roch nach Schokolade und Mürbeteig, nach gehackten Mandeln und Zucker. Und im Zentrum dieser appetitanregenden Wolke stand ein dampfendes Tablett, das Marlon mit dicken Handschuhen auf das Fensterbrett stellte, damit seine kleinen Meisterwerke abkühlen konnten. Zeit, ein wenig zu verschnaufen und... Moment. "Wer... wie...." Marlon war baff, was selten genug vorkam. Irgend jemand hatte seine Plätzchen geklaut! Und das so schnell dass er nicht einmal gesehen hatte, wer es war. Und noch dazu ohne Schmerzensschreie. Was für ein Wesen konnte frisch aus dem Ofen kommende und somit immer noch ziemlich heiße Plätzchen einfach so mitnehmen ohne zumindest "heißheißheiß" zu sagen?
Kurz überlegte Marlon, dann aber zuckte er mit den Schultern. Er hatte noch genug Zeit, einen alternativen Gang vor zu bereiten.

"Und zum Abschluss... Siruptorte." Marlon hob den Deckel des letzten Tellers an, sodass Igraine und Lucian ein kleines konditorisches Meisterwerk bestaunen durften, das er als Ersatz für seine verlorenen Plätzchen gezaubert hatte. Auch wenn sie nach dem, was er ihnen kredenzt hatte, kaum mehr Hunger haben durften. Alles, von der Vorspeise bis zum Digestiv, war unglaublich sättigend gewesen, mit viel Fleisch und sonstigen Kohlehydraten, ideal für das Wiedergewinnen verlorener Energie. Aber erfahrungsgemäß war für einen Nachtisch immer doch noch ein kleines bisschen Platz. Während er sich bereits ans Abspülen der Teller der vorherigen Gänge machte, sah Marlon über die Schulter zu, wie sich tatsächlich sowohl Lucian als auch Igraine noch großzügig von der Siruptorte aufluden als würde es morgen keine mehr geben. Dankbare Gäste waren das Schönste für jeden Koch. Insbesondere, wenn der Koch gerade noch einmal so mit dem Leben gegen einen wirklich mächtigen Gegner davon gekommen war.
 

Igraine

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Besonders ruhmreich war der Abzug der drei nicht gerade, aber zumindest Igraine machte das wenig aus. Ihr war kalt, sie war nass und immer noch dabei, ihren Atem wiederzugewinnen, was nicht ohne mehrere Dosen ihres Medikaments funktioniert hätte, da hatte sie nicht noch die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, dass zumindest zwei von ihnen nur knapp einem unschönen Ende entkommen waren. Es wäre wirklich Verschwendung gewesen, wenn sie auf einer so unbedeutenden Insel das Zeitliche gesegnet hätte, also musste sie in Zukunft nicht nur aufpassen, sich nicht in die Angelegenheiten anderer einzumischen, wenn es vermeidbar war, sondern auch, Konfrontationen wie dieser aus dem Weg zu gehen. Was sie nicht allein bewältigen konnte, musste sie eben auf andere abwälzen oder erst gar nichts damit zu tun haben. Was da wohl noch alles auf die beiden Herren zukommen würde, die da gerade zusammen zum Schiff zurück gingen? Es war ein seltsames Bild, sollte erwähnt werden und Igraine war sich nicht ganz sicher, ob sie das nun falsch fand, aber zumindest ein kleiner Teil von ihr sah den unpassend niedlichen Aspekt der Situation. Vielleicht sollten sie Lucian einfach öfter mal auspowern, damit er gar nicht mehr dazu kam, sich aufzuregen - blöde nur, dass man ihn dazu scheinbar halb tot prügeln musste.

Im Grunde genommen konnte jedes Wesen heiße Kekse klauen, wenn es mit dicken Handschuhen ausgerüstet war, die normalerweise gegen die Hitze glühenden Metalls helfen sollten. Es half außerdem, über eine relativ ausgeprägte Hornhaut auf den Handflächen zu verfügen, also hatte die größte Schwieirigkeit für Igraine im Timing des kleinen Raubzugs gelegen. Da sie allerdings ziemlich flink war und sich hatte denken können, wie Marlon wohl handeln würde, waren die wunderbar duftenden Kekse in den Untiefen ihrer Taschen verschwunden. Dass sie den Koch damit praktisch dazu gezwungen hatte, eine weitere Nachspeise zu kreieren, war nur die angenehme Nebenwirkung eines aufgestockten Süßigkeitenvorrats. Sie hatte nicht einmal vor, diesen allein zu vernichten, da die Kekse mehr den Zweck hatten, sie an diejenigen zu verteilen, die sie nötig hatten - Kindern konnte man beispielsweise oft eine Freude damit machen. Sie hatten nicht nur wunderbar geduftet, sie sahen auch ansonsten so aus, als könnte man sie gut auch etwas länger aufbewahren, also hatte es sich einfach angeboten, sie mitgehen zu lassen.

Und die Siruptorte erst... sollte es immer solche Köstlichkeiten geben, wenn sie Marlon Kekse klaute, dann würde sie wohl eine Gewohnheit dazu entwickeln müssen. "Weißt du, dass du damit echt Geld verdienen könntest, Marlon?", fragte sie zwischen zwei Bissen, nachdem sich ihre Augen wieder einigermaßen beruhigt hatten. Mit seinem Namen war sie sich dieses Mal sogar relativ sicher - es hatte zwar einige Zeit gedauert, doch endlich hatte sie eine passende Eselsbrücke gefunden, mit der sich der Name Marlon Merino hatte festsetzen lassen. Der war ja auch noch einigermaßen machbar, im Gegensatz zu Lucians Anhängsel: Das aber interessierte sie sowieso nicht, also konnte sie auch hier einen weiteren (Vor-)namen in ihrem Gedächtnis feiern. Das passende Essen dafür hatte sie ja nun allemal.
 
L

Luster-NPC

Guest
Patsy war schlecht gelaunt. Nein, dass war eine Untertreibung, sie war schrecklich angepisst! Wie war es möglich gewesen, dass alle drei Warden verlieren konnten? Bei Geoffrey war das ja noch verständlich, der ging niemals mit ganzem Herzen an eine Sache ran, aber Lilly war doch aus einem anderen Holz geschnitzt. Sie war stark und klug und ... aber auch sie hatte es nicht geschafft. Und dass irgendjemand jemals ihren Kapitän besiegen könnte, jenen Mann, den sie vergöttert hatte, war für die brünette Kopfgeldjägerin noch immer unvorstellbar. Wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, sie würde es nicht glauben.

Es hatte ein wenig gedauert, aber schließlich war die letzte überlebende der Noble Warden in der Lage gewesen, ihre gefallenen Kameraden zu finden und ihre leblosen Körper zurück zur Schnitter zubringen, dem Schiff der kleinen Truppe. So wie es aussah, war sie Patsy jetzt wohl die neue Kommandantin der Noble Warden, dabei war sie wenige Stunden zuvor nur der Lehrling gewesen. Eines stand für die junge Frau jedenfalls fest, sie würde nicht aufgeben! Sie würde sich eine Crew suchen, neue Kämpfer, die besten Kopfgeldjäger, die der North Blue zubieten hatte! Und dann würde sie diesen weißhaarigen Piraten, seinen metrosexuellen Butler und die graue Maus finden und sie fertig machen! Ja, das würde ihr gefallen. Die Gedanken an Rache waren im Augenblick ihr bestes Mittel gegen die Trauer. Cicatrice hatte immer gesagt, man solle sich nicht seiner Wut hingeben, aber der war ja jetzt tot und von einer Leiche nahm sie keine Ratschläge an! Dieser Gedanke wiederum widerte sie an, wie konnte sie nur schlecht von ihren geliebten Kapitän denken?

Emotional vollkommen aufgewühlt zog Patsy ihre Pistole und Schoss in die Tür zur Kapitänskabine. Dann holte sie die nächste hervor und Schoss wieder. „Ich bin Patsy Amor,“ brüllte sie schließlich aus vollen Lungen dem Meer entgegen, „Und Gott sei mein Zeuge, ich werde die beste Kopfgeldjägerin der ganzen ...“ Irgendetwas weiches knallte von hinten gegen Patsys Schädel und riss sie aus ihrem Monolog. Als sie herunter sah, erkannte sie, dass dieses Etwas ein brauner Teddybär mit einer Sonnenbrille und einem Hut mit Löchern für die Bärenohren. Die Wut des letzten Warden erreichte seinen Siedepunkt und Patsy trat feste auf den Teddy. „OKAY, WER WAGT ES, MICH MIT EINEM VERF****EN STOFFTIER ZU BEWERFEN!?!?“ Noch einmal trat sie zu, während sie den Steg und das Deck absuchte und dann noch ein drittes mal. Nur, beim dritten Tritt war der Teddy nicht mehr da. Verwirrt sah sich Patsy um, wie konnte das Stofftier einfach so verschwinden? Mit einem mal spürte sie einen Kick in den Rücken, der sie quer übers Deck und in ein Faß beförderte. Ohne ihren Angreifer ausfindig machen zu können, wurde sie erneut angegriffen und knallte dieses mal gegen den Mast. „Was ist das, was geht hier vor?“ Ängstlich stammelnd traute sie sich gar nicht mehr, sich zu bewegen, solange sie die Sicherheit des Mastes im Rücken hatte. Irgendetwas zwickte sie in die Backe. Geschockt und extrem langsam drehte Patsy ihren Kopf und starte in eine zerbrochene Sonnenbrille, hinter der ein schwarzes Knopfauge zusehen war. Der Panikschrei war das letzte, was man jemals von Patsy hören sollte.
 
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