Akataja
Pirat
Das gigantische Schiff von Don Peperoni war schon vor Tagen am Horizont verschwunden, aber dennoch suchten Tajas Augen immer wieder nach Anzeichen dass sie ihnen folgen könnten. Natürlich wusste der Navigator, dass ein so riesiges Schiff ihnen niemals folgen könnte, nicht ohne dass sie es merken würden, aber diese Kerle hatten Sachen an Bord von denen Taja niemals geahnt hätte das sie überhaupt existieren. Dieses kleine Gefährt zum Beispiel, das sie mitgenommen hatten /Wie nannte Tanith es? Eine Karte? Ein Car? Kart?/, dann waren da noch die Ton-Diale, die Waffen mit denen die Füchse Taja und Ebony gejagt hatten und, und, und… /Würde mich gar nicht wundern wenn sie so eine Art Tarnmantel für das Schiff hätten… scheiße vielleicht sind wir noch immer auf diesem verdammten Schiff in so einer Art mega Innenpool?/
In den ersten zwei Tagen nachdem sie das Schiff verlassen hatten fühlte sich Taja sehr paranoid, er traute weder seinen Augen noch seinen Ohren, oder dem offenem Meer. Er erinnerte sich nicht mehr an viel was den dritten Tag ohne Schlaf anging, angeblich sei er nur in seiner Unterhose vom Schiff gesprungen weil er überzeugt war, dass diese Delphin schule, die an ihnen vorbei schwamm, in Wahrheit aus verkleideten Gnomen bestand. Wavami hatten ihn wohl aus dem Wasser gefischt, zumindest hatte sie ihm das erzählt als er später wieder wach wurde. Sie mussten ihn wohl festbinden und er wurde erst ruhig als Wavami sich das Tondial gegriffen und abgespielt hatte, dass sie und Taja damals aus der Bibliothek des Dons mitgenommen hatten.
In den folgenden Tagen befolgte er lieber ihre Anweisung, viel Wasser, kein Alkohol und vor allem Ruhe.
Taja fühlte sich erst wieder klar im Kopf als die Luft so kalt wurde, dass sie auf der Haut und in den Lungen schmerzt, kein richtiger Schmerz, eher ein angenehmes Zwicken, das ihn daran erinnert am Leben zu sein. Bald daraufhin fielen die ersten Schneeflocken und die ersten Eisschollen und Eisberge tauchten auf. Wavami hatte ihnen erklärt, dass wenn das Wetter sich so eindeutig ausrichtet sie sich einer Insel nähern mussten. In diesem Fall wohl eine Winter-Insel.
Kazuma, der neue, war wohl der erste der sich was Wärmeres anziehen musste. /Der Junge ist aber auch nur ein halbes Hemd./ Taja gefiel diese Kälte, so fühlte sich alles um einiges intensiver an, egal ob es ums Training ging oder ob der Schnee vom Deck gefegt und geschaufelt werden musste. Die schlimmste Posten, bei diesem Wetter, war wohl der Ausguck, oben im Krähennest war man dem Wind und der Kälte Schutzlos ausgesetzt und es fühlte sich um ein vielfaches kälter an, als überall anders auf dem Schiff.
Taja erinnerte sich an den Tag als sie das erste Mal auf diesem Schiff waren und wie Ark und Beubo ein Wettklettern darum machten wer da oben stehen durfte und jetzt fragte er sich natürlich, ob sie immer noch so wild darauf wären /Wem mach ich was vor? Natürlich würden sie sich immer noch darum streiten, selbst wenn sie sich dabei was abfrieren./
Der Schwertkämpfer sah das ganze eher als Herausforderung und als Training. Er trotze der Kälte, ein Kampf gegen die Natur und die endlose Macht des Meeres, er würde seinen Körper an diesem Wetter wetzen, wie er seine Klinge an seinem Schleifstein wetzt. Wavami erklärte ihm, dass das Schwachsinn ist, irgendwas davon, dass er die Kälte nur deswegen weniger spürt, weil sich seine Gefäße verengen und wenn er das zu lange macht Zehen und Finger absterben würden. /Alles quatsch!/
Der beste Platz war natürlich in der Küche, der Ofen wurde jetzt immer unter Feuer gehalten, damit die Leitungen nicht einfrieren und aufspringen. Ein paar Mal hatte Taja eine kleine aufgeplüschte Kugel auf dem Küchentisch gefunden, die sich als Ebony herausstellte, die in ihrer Eulenform die Wärme genoss, oder aber auch Kazuma, der es sich hinter dem Ofen gemütlich gemacht hatte.
„Wie ist es eigentlich unter Wasser?“ Fragte Taja einmal Wavami beim Schneeschaufeln. „Ich meine bei diesem Wetter? Für mich fühlt es sich wie tausend Nadeln in meiner Haut und tief in den Muskeln an, aber für einen Fischmenschen ist es bestimmt anders, oder?“
„Vielleicht?“ Die Fischfrau musste selber nachdenken, sie war ja kein Mensch und musste sich wohl erst mal vorstellen was Taja eigentlich genau meinte „Ich kann ja nicht für alle Fischmenschen sprechen, aber ich glaube die richtige Beschreibung wäre, ummmm, langsam.“
„Langsam?“
„Ja, es macht einen langsamer, irgendwie müde, zieht einen nach unten, da wo es noch etwas wärmer ist. Das mit den tausend Nadeln ist für mich eher hier oben, im kalten Wind.“
Für Taja fühlte sich das Wetter nicht angenehm an, aber er mochte es dennoch, es würde ihn stärker machen und er würde stärker werden müssen. Es schulte auch seine Fähigkeiten als Navigator, die Red Carpi an all den eisigen Hindernissen im Eis vorbei zu steuern war eine Herausforderung, vor allem wenn mal wieder spontan eine Eisscholle vor ihnen auftauchte. Das war anfangs noch ein großes Problem und er hatte sich die eine oder andere Kopfnuss von Yukiko eingefangen weil die Red Carpi Schrammen davon trug. Aber Mittlerweile hatte die Crew eine gewisse Routine.
„Da kommt wieder einer!“ Der Ruf von Ebony ertönte bis in die aufgeheizte Küche und war das Signal für den Rest der Crew in Aktion zu treten. Immer wenn Eisberge in Sichtweite kamen war es die Aufgabe der Schneeeule voraus zu fliegen und die Gefahren zu finden, das war alles andere als angenehm, denn auch für eine Schneeeule war es verdammt kalt, dennoch schien Ebony darin ein Naturtalent.
Ihr Ziel war schwer zu verfehlen, ein riesiges Stück Eis! Die Eisberge vorher zu sehen und zu umfahren war relativ einfach für Taja geworden, aber es brachen immer mal wieder große Stücke heraus, die direkt auf Kollisionskurs mit der Red Carpi gingen. Manchmal versanken sie so schnell, dass sie keine Gefahr waren, doch dieser hier trieb direkt auf sie zu. Ebony hatte gerade genug Zeit zu landen und Tanith zu beschreiben wie die Kanone ausgerichtet werden musste. Tanith brauchte zwei Schüsse, einen mit jeder Kanone. Wavami und Yukiko halfen ihm mit dem Nachladen der Kanone, so ging es schneller. Es war natürlich nicht leicht etwas zu treffen, was direkt vor dem Schiff lag, aber es musste ja auch kein direkter Treffer sein. Die Treffer mit der Kanone sollten das Eis nicht zerstören, Tanith sprach davon die Stabillität des Eises zu zerstören, damit es brüchig wird, dazu müsse man nur genau die richtigen Stellen treffen und die konnten wohl auch an der Seite sein.
Danach waren Yukiko und Akataja an der Reihe.
„Ich glaube du warst es beim letzten Mal.“ Sagte Yukiko noch zu dem Schwertkämpfer, während sie in die Arme über den Kopf hielt um sich zu stretchen.
„Nein, nein, ich bin mir sicher beim letzten Mal warst du es, ich bin jetzt an der Reihe.“ Der Schwertkämpfer zog dabei schon mal seinen Mantel aus und atmete tief ein.
„Könntet ihr euch bitte entscheiden?“ Fragte ein zitternder Kazuma /Schwer zu sagen ob ihm kalt ist, oder er Angst hat das wir gleich untergehen… beides möglich./ „Das Ding kommt immer näher!“
Taja seufzte und meinte dann „Im Zweifelsfall hat natürlich der Kapitän recht.“
„Genau, und dass du das ja nicht vergisst!“ Yukiko sagte das mit einem rechtfertigten Grinsen als Taja seinen Mantel wieder anzog und ein paar Arbeitshandschuhe aus derben Leder anzog.
Danach nahm die Handwerkerin etwas Anlauf und rannte los, Kazuma gab ihr noch einen Klapps auf den Rücken bevor sie einfach über den Kopf der Galionsfigur rannte und sprang. Man konnte genau sehen wie sich ihre Muskeln anspannten bevor sie ihre Fäuste zusammen nahm und mit einem gewaltigen Einschlag auf dem Eis landete. Die Risse die von den Kanonenkugeln hinterlassen wurden verbanden sich mit denen die Yuki verursachte und das ganze Ding zerfiel in viele kleine Eisstücke. Das war der spaßige Teil bei der ganzen Aktion, Tajas Aufgabe war es jetzt nur noch Yukiko an den Fäden zurück zu ziehen, die Kazuma zuvor an ihrem Rücken angebracht hatte. Die Fäden waren so dünn das man sie kaum sah und ohne die Handschuhe würden sie sich in die Hände des Schwertkämpfers schneiden. Es war nur wichtig, das Taja sie zurück zog, bevor sie ins Eiswasser fallen konnte!
Wavami hatte wohl die undankbarste Aufgabe hier, sie musste in dem eisigen Wasser schwimmen und die Überreste der Eisscholle aus dem Weg schieben, zumindest die, die so groß waren, dass sie noch eine Gefahr für die Red Carpi waren.
Das Manöver klappte mittlerweile sehr gut und Taja fragte sich manchmal, ob das auch so gut gehen würde, wenn sie zuvor nicht auf dem Schiff von Don Peperoni gewesen wären. Das sie als Crew so gut funktionierten gab Taja ein warmes Gefühl in seinem Herzen und er glaubte, dass es den anderen auch so ging, dennoch ging ihm auch immer wieder ein Gedanken durch den Kopf /Ich muss stark genug werden um einen Eisberg allein spalten zu können, ansonsten werden wir irgendwann nicht mehr weiter kommen./
So vergingen die kalten Tage auf der Red Carpi, es war schwierig, tat weh und war einfach nur anstrengend, aber Taja mochte es genauso.
Es war dann an dem kältesten Tag soweit, ein klarer Tag ohne Schnee, wodurch sich alles gleich noch kälter anfühlte, der Weg war frei, die Sicht gut und der Wind günstig. Wavami hatte Taja am Steuer abgelöst und in die Küche geschickt, dabei sagte sie noch irgendwas von blauen Lippen und Erfrierungen und dass er auf seinen Arzt hören soll. Taja entschloss sich dazu wieder raus zu gehen sobald das merkwürdige Kribbeln in seinen Fingern aufhören würde. Solange saß er am Küchentisch mit Kazuma, der junge Teufelskraftnutzer wollte Taja ein Würfelspiel beibringen, dass er noch nicht kannte. Er wusste ja nicht, das Taja nicht gerade gut darin war neue Spiele zu lernen. Er hatte eine Woche gebraucht um die Regeln von Mensch ärger dich nicht zu lernen /Warum spielt das auch jeder anders???/
„Jetzt zum dritten mal“ Kazumas Stimme klang schon etwas genervt „du musst wenigsten 150 Punkte zusammen kriegen oder verlierst die Runde und dann entscheidest du ob du weiter spielst oder nicht.“
„aber wie kann denn bitte eine Fünf mehr Punkte bringen als eine Sechs?“ Taja verstand es einfach nicht, beim Menschen ärger dich nicht war eine Sechs doch auch besser als eine Fünf.
„Das sind nun mal die Regeln! Eine Fünf bringt fünfzig punkte, eine Eins hundert, alle anderen Zahlen müssen in einer Kombination liegen.“
„So wie zwei Einsen.“
„Genau.“
„Aber nicht zwei Dreien.“
„Ja!“
„Merkst du es? Das ergibt doch keinen Sinn!!“
„Muss es auch nicht! So sind einfach die Regeln! “
An dieser Stelle flog dann die Tür auf, Yukiko stand im Türrahmen „Bewegt eure Hintern!“
Taja blickte gleich auf den Lockport, der Kurs stimmte noch „Land in sicht?“
„Nein, zwei Schiffe und es sieht nach mächtig Ärger aus.“
Unweit der Red Carpi wurde die „Floating muse“ von den Schweinekopf Piraten überfallen. Der Jollyroger mit Eberhauern flatterte im Wind während die Flagge mit dem Wappen von Komori bereits brannte. Die restlichen Matrosen und die Leibgarde kämpfte einen verzweifelten Kampf auf dem Deck des bereits sinkenden Schiffes während die Piraten nach Lust und Laune plünderten. Die wichtigste Fracht dieses Schiffes, war jedoch noch nicht in ihre Hände gefallen.
Die berühmte Diva Kyrie hatte sich tief in den Bauch des Schiffes gerettet nachdem sie mitansehen musste wie ihre Leibwache blutig niedergeschlagen wurden. Sie hatte furchtbare Angst während sie sich im Laderaum zwischen den Kisten versteckte. Der Geruch von Feuer und Rauch wurde immer stärker und von oben hörte sie den Kampfeslärm, die Schmerzensschreie der Mannschaft und das Gelächter der Piraten. Sie hatte Angst um ihr Leben, aber noch mehr Angst hatte sie um den armen Sebastian, ihr Freund aus frühster Kindheit, der sie auf jedem Schritt ihrer Karriere begleitet hatte, sowohl auf dem Klavier als auch mit guten Ratschlägen und emotionaler Unterstützung. Als die Piraten das Schiff stürmten hatte er sie noch hier runter geschickt und blieb da oben, um ihr Zeit zu verschaffen. Kyrie hatte nie gewusst wie mutig Sebastian war und betete mit zitterden Händen für seine Sicherheit.
Es fühlte sich an als wäre ihr Herz zu Eis erstarrt als die Tür zum Lagerraum geöffnet wurde. Zwei der Piraten waren eingetreten und suchten nach ihr.
„Sie muss ganz bestimmt hier unten sein.“ Sagte einer „wir werden nicht bezahlt wenn wir sie nicht töten.“
„Aber wir können doch vorher noch Spaß mit ihr haben? Auf den Postenr sieht sie immer ganz süß aus.“ Meinte der andere.
„Na klar, so viel Zeit muss sein.“
Einer von ihnen ließ die Spitze seines Säbels beim Laufen über die Holkisten kratzen, das Geräusch war leise, doch drang es bis in Kyries Kopf und schnürte ihr die Brust zu.
„Wir wissen dass ihr hier seid“, sagte einer von ihnen laut in den Raum „Püppchen!“
„Püppchen.“ Wiederholte der andere mit einem Kichern, dass nicht zu einem Erwachsenen passt.
„Kommt raus!“ Rief der andere wieder und blickte in die Dunkelheit, in die Richtung, aus der er die verängstigte Schnappatmung der Diva hörte „Hallo, Püppchen.“
In den ersten zwei Tagen nachdem sie das Schiff verlassen hatten fühlte sich Taja sehr paranoid, er traute weder seinen Augen noch seinen Ohren, oder dem offenem Meer. Er erinnerte sich nicht mehr an viel was den dritten Tag ohne Schlaf anging, angeblich sei er nur in seiner Unterhose vom Schiff gesprungen weil er überzeugt war, dass diese Delphin schule, die an ihnen vorbei schwamm, in Wahrheit aus verkleideten Gnomen bestand. Wavami hatten ihn wohl aus dem Wasser gefischt, zumindest hatte sie ihm das erzählt als er später wieder wach wurde. Sie mussten ihn wohl festbinden und er wurde erst ruhig als Wavami sich das Tondial gegriffen und abgespielt hatte, dass sie und Taja damals aus der Bibliothek des Dons mitgenommen hatten.
In den folgenden Tagen befolgte er lieber ihre Anweisung, viel Wasser, kein Alkohol und vor allem Ruhe.
Taja fühlte sich erst wieder klar im Kopf als die Luft so kalt wurde, dass sie auf der Haut und in den Lungen schmerzt, kein richtiger Schmerz, eher ein angenehmes Zwicken, das ihn daran erinnert am Leben zu sein. Bald daraufhin fielen die ersten Schneeflocken und die ersten Eisschollen und Eisberge tauchten auf. Wavami hatte ihnen erklärt, dass wenn das Wetter sich so eindeutig ausrichtet sie sich einer Insel nähern mussten. In diesem Fall wohl eine Winter-Insel.
Kazuma, der neue, war wohl der erste der sich was Wärmeres anziehen musste. /Der Junge ist aber auch nur ein halbes Hemd./ Taja gefiel diese Kälte, so fühlte sich alles um einiges intensiver an, egal ob es ums Training ging oder ob der Schnee vom Deck gefegt und geschaufelt werden musste. Die schlimmste Posten, bei diesem Wetter, war wohl der Ausguck, oben im Krähennest war man dem Wind und der Kälte Schutzlos ausgesetzt und es fühlte sich um ein vielfaches kälter an, als überall anders auf dem Schiff.
Taja erinnerte sich an den Tag als sie das erste Mal auf diesem Schiff waren und wie Ark und Beubo ein Wettklettern darum machten wer da oben stehen durfte und jetzt fragte er sich natürlich, ob sie immer noch so wild darauf wären /Wem mach ich was vor? Natürlich würden sie sich immer noch darum streiten, selbst wenn sie sich dabei was abfrieren./
Der Schwertkämpfer sah das ganze eher als Herausforderung und als Training. Er trotze der Kälte, ein Kampf gegen die Natur und die endlose Macht des Meeres, er würde seinen Körper an diesem Wetter wetzen, wie er seine Klinge an seinem Schleifstein wetzt. Wavami erklärte ihm, dass das Schwachsinn ist, irgendwas davon, dass er die Kälte nur deswegen weniger spürt, weil sich seine Gefäße verengen und wenn er das zu lange macht Zehen und Finger absterben würden. /Alles quatsch!/
Der beste Platz war natürlich in der Küche, der Ofen wurde jetzt immer unter Feuer gehalten, damit die Leitungen nicht einfrieren und aufspringen. Ein paar Mal hatte Taja eine kleine aufgeplüschte Kugel auf dem Küchentisch gefunden, die sich als Ebony herausstellte, die in ihrer Eulenform die Wärme genoss, oder aber auch Kazuma, der es sich hinter dem Ofen gemütlich gemacht hatte.
„Wie ist es eigentlich unter Wasser?“ Fragte Taja einmal Wavami beim Schneeschaufeln. „Ich meine bei diesem Wetter? Für mich fühlt es sich wie tausend Nadeln in meiner Haut und tief in den Muskeln an, aber für einen Fischmenschen ist es bestimmt anders, oder?“
„Vielleicht?“ Die Fischfrau musste selber nachdenken, sie war ja kein Mensch und musste sich wohl erst mal vorstellen was Taja eigentlich genau meinte „Ich kann ja nicht für alle Fischmenschen sprechen, aber ich glaube die richtige Beschreibung wäre, ummmm, langsam.“
„Langsam?“
„Ja, es macht einen langsamer, irgendwie müde, zieht einen nach unten, da wo es noch etwas wärmer ist. Das mit den tausend Nadeln ist für mich eher hier oben, im kalten Wind.“
Für Taja fühlte sich das Wetter nicht angenehm an, aber er mochte es dennoch, es würde ihn stärker machen und er würde stärker werden müssen. Es schulte auch seine Fähigkeiten als Navigator, die Red Carpi an all den eisigen Hindernissen im Eis vorbei zu steuern war eine Herausforderung, vor allem wenn mal wieder spontan eine Eisscholle vor ihnen auftauchte. Das war anfangs noch ein großes Problem und er hatte sich die eine oder andere Kopfnuss von Yukiko eingefangen weil die Red Carpi Schrammen davon trug. Aber Mittlerweile hatte die Crew eine gewisse Routine.
„Da kommt wieder einer!“ Der Ruf von Ebony ertönte bis in die aufgeheizte Küche und war das Signal für den Rest der Crew in Aktion zu treten. Immer wenn Eisberge in Sichtweite kamen war es die Aufgabe der Schneeeule voraus zu fliegen und die Gefahren zu finden, das war alles andere als angenehm, denn auch für eine Schneeeule war es verdammt kalt, dennoch schien Ebony darin ein Naturtalent.
Ihr Ziel war schwer zu verfehlen, ein riesiges Stück Eis! Die Eisberge vorher zu sehen und zu umfahren war relativ einfach für Taja geworden, aber es brachen immer mal wieder große Stücke heraus, die direkt auf Kollisionskurs mit der Red Carpi gingen. Manchmal versanken sie so schnell, dass sie keine Gefahr waren, doch dieser hier trieb direkt auf sie zu. Ebony hatte gerade genug Zeit zu landen und Tanith zu beschreiben wie die Kanone ausgerichtet werden musste. Tanith brauchte zwei Schüsse, einen mit jeder Kanone. Wavami und Yukiko halfen ihm mit dem Nachladen der Kanone, so ging es schneller. Es war natürlich nicht leicht etwas zu treffen, was direkt vor dem Schiff lag, aber es musste ja auch kein direkter Treffer sein. Die Treffer mit der Kanone sollten das Eis nicht zerstören, Tanith sprach davon die Stabillität des Eises zu zerstören, damit es brüchig wird, dazu müsse man nur genau die richtigen Stellen treffen und die konnten wohl auch an der Seite sein.
Danach waren Yukiko und Akataja an der Reihe.
„Ich glaube du warst es beim letzten Mal.“ Sagte Yukiko noch zu dem Schwertkämpfer, während sie in die Arme über den Kopf hielt um sich zu stretchen.
„Nein, nein, ich bin mir sicher beim letzten Mal warst du es, ich bin jetzt an der Reihe.“ Der Schwertkämpfer zog dabei schon mal seinen Mantel aus und atmete tief ein.
„Könntet ihr euch bitte entscheiden?“ Fragte ein zitternder Kazuma /Schwer zu sagen ob ihm kalt ist, oder er Angst hat das wir gleich untergehen… beides möglich./ „Das Ding kommt immer näher!“
Taja seufzte und meinte dann „Im Zweifelsfall hat natürlich der Kapitän recht.“
„Genau, und dass du das ja nicht vergisst!“ Yukiko sagte das mit einem rechtfertigten Grinsen als Taja seinen Mantel wieder anzog und ein paar Arbeitshandschuhe aus derben Leder anzog.
Danach nahm die Handwerkerin etwas Anlauf und rannte los, Kazuma gab ihr noch einen Klapps auf den Rücken bevor sie einfach über den Kopf der Galionsfigur rannte und sprang. Man konnte genau sehen wie sich ihre Muskeln anspannten bevor sie ihre Fäuste zusammen nahm und mit einem gewaltigen Einschlag auf dem Eis landete. Die Risse die von den Kanonenkugeln hinterlassen wurden verbanden sich mit denen die Yuki verursachte und das ganze Ding zerfiel in viele kleine Eisstücke. Das war der spaßige Teil bei der ganzen Aktion, Tajas Aufgabe war es jetzt nur noch Yukiko an den Fäden zurück zu ziehen, die Kazuma zuvor an ihrem Rücken angebracht hatte. Die Fäden waren so dünn das man sie kaum sah und ohne die Handschuhe würden sie sich in die Hände des Schwertkämpfers schneiden. Es war nur wichtig, das Taja sie zurück zog, bevor sie ins Eiswasser fallen konnte!
Wavami hatte wohl die undankbarste Aufgabe hier, sie musste in dem eisigen Wasser schwimmen und die Überreste der Eisscholle aus dem Weg schieben, zumindest die, die so groß waren, dass sie noch eine Gefahr für die Red Carpi waren.
Das Manöver klappte mittlerweile sehr gut und Taja fragte sich manchmal, ob das auch so gut gehen würde, wenn sie zuvor nicht auf dem Schiff von Don Peperoni gewesen wären. Das sie als Crew so gut funktionierten gab Taja ein warmes Gefühl in seinem Herzen und er glaubte, dass es den anderen auch so ging, dennoch ging ihm auch immer wieder ein Gedanken durch den Kopf /Ich muss stark genug werden um einen Eisberg allein spalten zu können, ansonsten werden wir irgendwann nicht mehr weiter kommen./
So vergingen die kalten Tage auf der Red Carpi, es war schwierig, tat weh und war einfach nur anstrengend, aber Taja mochte es genauso.
Es war dann an dem kältesten Tag soweit, ein klarer Tag ohne Schnee, wodurch sich alles gleich noch kälter anfühlte, der Weg war frei, die Sicht gut und der Wind günstig. Wavami hatte Taja am Steuer abgelöst und in die Küche geschickt, dabei sagte sie noch irgendwas von blauen Lippen und Erfrierungen und dass er auf seinen Arzt hören soll. Taja entschloss sich dazu wieder raus zu gehen sobald das merkwürdige Kribbeln in seinen Fingern aufhören würde. Solange saß er am Küchentisch mit Kazuma, der junge Teufelskraftnutzer wollte Taja ein Würfelspiel beibringen, dass er noch nicht kannte. Er wusste ja nicht, das Taja nicht gerade gut darin war neue Spiele zu lernen. Er hatte eine Woche gebraucht um die Regeln von Mensch ärger dich nicht zu lernen /Warum spielt das auch jeder anders???/
„Jetzt zum dritten mal“ Kazumas Stimme klang schon etwas genervt „du musst wenigsten 150 Punkte zusammen kriegen oder verlierst die Runde und dann entscheidest du ob du weiter spielst oder nicht.“
„aber wie kann denn bitte eine Fünf mehr Punkte bringen als eine Sechs?“ Taja verstand es einfach nicht, beim Menschen ärger dich nicht war eine Sechs doch auch besser als eine Fünf.
„Das sind nun mal die Regeln! Eine Fünf bringt fünfzig punkte, eine Eins hundert, alle anderen Zahlen müssen in einer Kombination liegen.“
„So wie zwei Einsen.“
„Genau.“
„Aber nicht zwei Dreien.“
„Ja!“
„Merkst du es? Das ergibt doch keinen Sinn!!“
„Muss es auch nicht! So sind einfach die Regeln! “
An dieser Stelle flog dann die Tür auf, Yukiko stand im Türrahmen „Bewegt eure Hintern!“
Taja blickte gleich auf den Lockport, der Kurs stimmte noch „Land in sicht?“
„Nein, zwei Schiffe und es sieht nach mächtig Ärger aus.“
Unweit der Red Carpi wurde die „Floating muse“ von den Schweinekopf Piraten überfallen. Der Jollyroger mit Eberhauern flatterte im Wind während die Flagge mit dem Wappen von Komori bereits brannte. Die restlichen Matrosen und die Leibgarde kämpfte einen verzweifelten Kampf auf dem Deck des bereits sinkenden Schiffes während die Piraten nach Lust und Laune plünderten. Die wichtigste Fracht dieses Schiffes, war jedoch noch nicht in ihre Hände gefallen.
Die berühmte Diva Kyrie hatte sich tief in den Bauch des Schiffes gerettet nachdem sie mitansehen musste wie ihre Leibwache blutig niedergeschlagen wurden. Sie hatte furchtbare Angst während sie sich im Laderaum zwischen den Kisten versteckte. Der Geruch von Feuer und Rauch wurde immer stärker und von oben hörte sie den Kampfeslärm, die Schmerzensschreie der Mannschaft und das Gelächter der Piraten. Sie hatte Angst um ihr Leben, aber noch mehr Angst hatte sie um den armen Sebastian, ihr Freund aus frühster Kindheit, der sie auf jedem Schritt ihrer Karriere begleitet hatte, sowohl auf dem Klavier als auch mit guten Ratschlägen und emotionaler Unterstützung. Als die Piraten das Schiff stürmten hatte er sie noch hier runter geschickt und blieb da oben, um ihr Zeit zu verschaffen. Kyrie hatte nie gewusst wie mutig Sebastian war und betete mit zitterden Händen für seine Sicherheit.
Es fühlte sich an als wäre ihr Herz zu Eis erstarrt als die Tür zum Lagerraum geöffnet wurde. Zwei der Piraten waren eingetreten und suchten nach ihr.
„Sie muss ganz bestimmt hier unten sein.“ Sagte einer „wir werden nicht bezahlt wenn wir sie nicht töten.“
„Aber wir können doch vorher noch Spaß mit ihr haben? Auf den Postenr sieht sie immer ganz süß aus.“ Meinte der andere.
„Na klar, so viel Zeit muss sein.“
Einer von ihnen ließ die Spitze seines Säbels beim Laufen über die Holkisten kratzen, das Geräusch war leise, doch drang es bis in Kyries Kopf und schnürte ihr die Brust zu.
„Wir wissen dass ihr hier seid“, sagte einer von ihnen laut in den Raum „Püppchen!“
„Püppchen.“ Wiederholte der andere mit einem Kichern, dass nicht zu einem Erwachsenen passt.
„Kommt raus!“ Rief der andere wieder und blickte in die Dunkelheit, in die Richtung, aus der er die verängstigte Schnappatmung der Diva hörte „Hallo, Püppchen.“