Haydee
Kopfgeldjäger
Ganz sachte und langsam rieb Haydee ihr Gesicht ans Bein ihres Kapitäns, wie eine Katze, die unbedingt ein paar Streicheleinheiten wollte. In diesem Fall war es jedoch nur ein Ausdruck von Glück darüber, nicht mehr selber denken zu müssen. Es war ja in Ordnung, wenn man sie eine gewisse Zeit in Ruhe lies, fast ein ganzer Tag war jedoch einfach zuviel. Aber nur war ja wieder alles gut und sie würde Agwe sicher nicht mehr so schnell gehen lassen. Wortwörtlich, denn so wie sie sich an ihn klammerte, konnte der Priester höchstens noch hinken. Leider währte die Idylle nicht sehr lange, denn urplötzlich tauchte eine brüllende Momo in der Seitengasse auf, in der sie sich gerade alle befanden. Sie keifte, etwas, stürmte dann an den anderen drei Mojos vorbei und war auch schon wieder verschwunden. Viel zu schnell für Haydees Verstand, um das ganze Zeitnah zu erfassen. Gedanklich war die Kleine daher auch noch bei „Guck mal, da ist Momo“, als auch schon ihre Verfolger auftauchten. Von da an ging jedoch alles ganz schnell. Ja, jetzt hatte sie eine Beschäftigung. Niemand verfolgte ihre Kameraden und kam ungeschoren davon! Sofort lies sie das Bein ihres Kapitäns los und richtete sich auf. Ihr Kopf schaltete sich aus, der Körper übernahm die Situation. Ihr schönes, neues Funkelschwert hatte sie nicht dabei, ebenso wenig wie ihre Küchenmesser, aber was sie immer dabei hatte, war ihr Schirm. Sie lief bereits auf den ersten Gegner zu, während sie noch die versteckte Klinge aus dem Griff löste, tauchte inter dem plumpen Knüppelhieb weg und stach den Dolch von unten durch die Kehle und in den Schädel des Mannes. Schnell, effektiv, schmerzlos. Mit einem Ruck löste sie ihre Waffe, bevor der Tote sie mit zu Boden zog und hüpfte mit einer kleinen Pirouette zum nächsten. Ohne sich an dem erhobenen Revolver zu stören, versenkte sie die Klinge im Auge des Unglückseligen, während der Schuss noch in Schockreaktion los, aber völlig fehl ging. Eigentlich wollte die Träumerin sofort zum nächsten übergehen, aber für sie war niemand mehr da. Agwe und Enrico hatten die restlichen Kerle schon erledigt. Ein wenig enttäuscht – für ihre Verhältnisse – blickte sie auf den blutigen Stahl in ihrer Hand herab. Sie hätte lieber mehr zutun gehabt. Dann hüpfte sie ein paar mal auf der Stelle und ihr undefinierbares Standartlächeln kehrte zurück. Während des kleinen Scharmützels, oder bessergesagt nachdem alles vorbei war und sie wieder halbwegs ihren verstand benutzte, war ihr etwas furchtbar interessantes aufgefallen. "... weniger Kleidung ist toll ..." Bewegungstechnisch. Natürlich.
Danach ging es zurück zum Schiff. Das ganze hin und her war für Haydee doch recht unbegreiflich. Eigentlich hätten sie auch den ganzen Tag hier bleiben können. Dann wäre alles weniger Stressig gewesen. Trotzdem hatte sie für den Moment ihren inneren Frieden zurück gewonnen. Das wehrte solange, bis Agwe von ihr eine Kleinigkeit zuessen verlangte. Daraufhin begann ihr rechtes Augenlied deutlich sichtbar zuzucken. Natürlich hatten alle Hunger, schließlich hatte ja auch niemand etwas vom Mittagessen genommen. Niemand. Nichts von dem Tiesenthuna. Für den sie Stundenlang gearbeitet hatte. Und jetzt sollte etwas neues auf die Teller kommen. "... Natürlich ..." war aber das einzige, was sie verlauten lies. Agwe war der Kapitän, der Meister und sie tat was man ihr sagte. Immer. Auch wenn es wirklich ätzend war. Seltsam, früher hatte sie nie einen Gedankengang wie Ich mache es, aber es ist ätzend. Überhaupt, negative Adjektive ... dass musste der Einfluss der anderen sein. So sehr war sie mit dieser Dialektik beschäftigt, dass sie erst gar nicht mitbekam, dass Agwe noch etwas anderes sagte. Brandbeschleuniger. Verstanden. Sie nickte leicht, als sie sich sicher war, dass der Schlangenmann etwas von ihr gewollt hatte. Aber hatte sie es verstanden? Auf Black Lung war ein Brandbeschleuniger starker Alkohol, klar. ABER: Sie waren nicht mehr auf Black Lung! Also könnte Agwe auch echten Brandbeschleuniger meinen, von dem sie natürlich genug in ihrer Küche hatte. Aber servierte man den einfach jemandem vor? Mit rauchendem Kopf verschwand sie in ihre Küche und kramte dort ein wenig in den Schränken rum. Schließlich stellte sie zwei Flaschen auf die Arbeitsplatte. Links eine Flasche Tresterbrand, rechts eine kleine Pulle reinen Ethanols. "... Wenn ich das eine nehme, meint er sicher das andere ..." murmelte sie schließlich und entkorkte mit jeder Hand eine der Flaschen. Dann nahm sie eines der größeren Schnapsgläser und füllte es 50/50. Das würde schon Funktionieren. Das Glas stellte sie auf den Esstisch und sah dann zu dem, inzwischen kalten und wahrscheinlich ungenießbaren, Riesenthuna. Für einen Moment legte sie den Kopf schräg, bevor sie sich eines ihrer Küchenmesser und einen Wetzstahl. Hoffentlich mochten die anderen Riesenthuna-Sandwiches ...
Danach ging es zurück zum Schiff. Das ganze hin und her war für Haydee doch recht unbegreiflich. Eigentlich hätten sie auch den ganzen Tag hier bleiben können. Dann wäre alles weniger Stressig gewesen. Trotzdem hatte sie für den Moment ihren inneren Frieden zurück gewonnen. Das wehrte solange, bis Agwe von ihr eine Kleinigkeit zuessen verlangte. Daraufhin begann ihr rechtes Augenlied deutlich sichtbar zuzucken. Natürlich hatten alle Hunger, schließlich hatte ja auch niemand etwas vom Mittagessen genommen. Niemand. Nichts von dem Tiesenthuna. Für den sie Stundenlang gearbeitet hatte. Und jetzt sollte etwas neues auf die Teller kommen. "... Natürlich ..." war aber das einzige, was sie verlauten lies. Agwe war der Kapitän, der Meister und sie tat was man ihr sagte. Immer. Auch wenn es wirklich ätzend war. Seltsam, früher hatte sie nie einen Gedankengang wie Ich mache es, aber es ist ätzend. Überhaupt, negative Adjektive ... dass musste der Einfluss der anderen sein. So sehr war sie mit dieser Dialektik beschäftigt, dass sie erst gar nicht mitbekam, dass Agwe noch etwas anderes sagte. Brandbeschleuniger. Verstanden. Sie nickte leicht, als sie sich sicher war, dass der Schlangenmann etwas von ihr gewollt hatte. Aber hatte sie es verstanden? Auf Black Lung war ein Brandbeschleuniger starker Alkohol, klar. ABER: Sie waren nicht mehr auf Black Lung! Also könnte Agwe auch echten Brandbeschleuniger meinen, von dem sie natürlich genug in ihrer Küche hatte. Aber servierte man den einfach jemandem vor? Mit rauchendem Kopf verschwand sie in ihre Küche und kramte dort ein wenig in den Schränken rum. Schließlich stellte sie zwei Flaschen auf die Arbeitsplatte. Links eine Flasche Tresterbrand, rechts eine kleine Pulle reinen Ethanols. "... Wenn ich das eine nehme, meint er sicher das andere ..." murmelte sie schließlich und entkorkte mit jeder Hand eine der Flaschen. Dann nahm sie eines der größeren Schnapsgläser und füllte es 50/50. Das würde schon Funktionieren. Das Glas stellte sie auf den Esstisch und sah dann zu dem, inzwischen kalten und wahrscheinlich ungenießbaren, Riesenthuna. Für einen Moment legte sie den Kopf schräg, bevor sie sich eines ihrer Küchenmesser und einen Wetzstahl. Hoffentlich mochten die anderen Riesenthuna-Sandwiches ...