B
Beubo
Guest
Jetzt war es dann endlich einmal so weit: Das erste Mal, seid Beauregard Null auf Korallendorf angekommen und bei dem Musikinstrumentenzimmerer Maurice Mysik in die Lehre gegangen war, besuchte er das städtische Gasthaus.
Bei seiner Anreise hatte Beubo zwar schon einmal vor dem gemütlich ausschauenden Schuppen gestanden, konnte sich aber keine Unterkunft dort leisten - heute lebt Beauregard Null im Haus seines Meisters Maurice. Doch nun, nach knapp einem halben Jahr auf der Insel meinte sich der junge Mann angemessen genug in die kleine Gemeinde eingelebt zu haben, um einen entspannten Fuß in das Gasthaus setzen zu können und dort seinen Feierabend einzuläuten. Beubo krempelte sich die Ärmel seines Anoraks wie gewohnt bis knapp an die Ellenbogen und fuhr sich noch einmal prüfend durchs Haar, sowie über sein Kinnbärtchen als auch die Augenbrauen. Sollten in der Gaststätte hübsche Mädchen sein, wollte er schließlich einen ordentlichen Eindruck machen, immerhin würde er ja noch eine ganze Weile auf der Insel bleiben…
Als sich Beauregard sicher sein konnte, dass er sich ordentlich genug hergerichtet hatte, öffnete er schließlich die Eingangstür der Hauses und wurde prompt von einem warmen Luftzug erfasst, der ihm drückend entgegen wehte. Es roch in dem großen Zimmer nicht nur angenehm nach warmen Speisen und würzigen Getränken, sondern die ganze Stube war überaus gut besucht - daher vernahm Beubo, kaum war er eingetreten und hatte die Türe hinter sich geschlossen, auch das leise vertraute Gemurmel und Gebrabbel von Leuten, die sich angeregt und amüsiert unterhielten. Nicht schlecht, lobte Beauregard staunend die gute Stube, denn, ganz anders als er es sich vorgestellt hatte, handelte es sich bei dem kleinen Häuschen weniger um eine gewöhnliche Kneipe als viel mehr um eine Art Gemeindzentrum oder ähnliches: Der Raum war wirklich sehr großflächig gestaltet und unweit der Ausschenktheke, praktisch gegenüber der Eingangstür, befand sich tatsächlich ein mächtiger Kamin. Doch das war noch lange nicht alles! Über der ummauerten Feuerstelle, oder besser gesagt an der Wand in die der Kamin eingelassen war, prangerte ein riesiges Ölgemälde auf dem man einen muskelbepackten angehörigen der Marine auf nahezu heroische Art und Weise posieren erkennen konnte. Darüber hinaus war die ganze Wand von oben bis unten mit gewaltigen Geweihen und anderen Jagdtrophäen bespickt, so dass man kaum noch den eigentlichen Putz sehen konnte! Beubo ordnete seine Entdeckung mit einem weiteren erstaunten Wow! in die Reihe von begeisterten Ausrufen ein und setzte sich schließlich leicht eingeschüchtert ob der Tatsache, dass er wohl ziemlich bescheuert hatte ausgesehen, als er sich mit wahrscheinlich auch noch offenen Mund all’ die tollen Sachen beäugte…
Hallo, mein Freund, was darf’s sein?, lachte Beubo plötzlich ein Mann an - es musste der Hauswirt sein, kombinierte der erschrockene Beauregard, denn der Fragensteller stand auf der anderen Seite des Tresens und säuberte gerade ein leeres Glas mit einem feuchten Handtuch. Äh, was? Bitte, was? Ach so, ja - ein Koka, äh, ein Kakao bitte! …einen Kakao bitte… Beubo suchte sofort nach seiner Geldbörse, doch griff er natürlich erst einige Male in die falsche Hosentasche, eher das Portmonee ungeschickt aus seiner Gesäßtasche wurschtelte. Der Wirt begutachtete Beauregard der Weil und als der Junge schließlich seinen Geldbeutel aus der Tasche gezuppelt hatte, fragte er Beubo ein wenig aus. Ob der Kleine denn zum ersten Mal hier sei und woher er kam. Ob der Kleine nur zu Besuch war oder ob er länger bleiben wolle.
Beubo mochte es nicht wirklich gefallen, dass der Wirt ihn immer mit "Kleiner" ansprach, aber immerhin füllte er in der Zwischenzeit den bestellten Kakao ab. Also beschloss Beauregard dem Mann höflich zu erklären, dass er sich schon seit geraumer Zeit auf Korallendorf aufhielt und dass er bei Maurice Mysik in die Lehre gegangen war und - und eben all’ den anderen Kram, den sich Beubo fest vorgenommen zu erzählen hatte, sollte wenn er mit jemanden ins Gespräch kommen.
Allerdings kam er nicht einmal soweit, sich wirklich vorzustellen, denn mit einem wilden Knall flog die Eingangstüre auf und eine kleine Gruppe von Männern stolperte herein. Allen voran stapfte ein sehr großer, muskulöser Herakles und Beauregard erkannte ihn sofort als den Typen wieder, der auf dem Ölgemälde abgebildet wurde!
Oh! Wie es ausschaut hat Gaston üble Laune… hier mein Junge, dein “Drink”. Der Wirt gluckste schelmisch, als er Beauregard das Getränk hinstellte. Sicherlich machte er sich darüber lustig, dass Beubo kein Bier oder ähnliches bestellt hatte. Danke, flüsterte Beubo ein wenig beleidigt und zahlte den Wirt aus, der Rest ist für Sie. Dann schlürfte er kurz an seinem Kakao und hackte zögerlich nach, wer dieser Gaston denn überhaupt sei? Der Wirt prustete Überrascht auf und erklärte Beubo rasch aber begeistert, dass Gaston der Kapitän der Marinebasis Korallendorfs sei. Ihm gehört das Gasthaus, in dem wir uns hier befinden. Daher hängt hier auch ein so großes Bild von ihm. Außerdem ist Gaston einfach toll - keiner ist so ein großer Jäger und Schütze wie er und, Mann! Ich kenne ihn gut! Der Kerl hat Kraft, sage ich dir! Junge, den möchte ich nicht zum Feind haben! Scheinbar machte es den Wirt sehr glücklich, über Gaston zu sprechen, als seien sie beide gute Freunde.
Beubo nahm noch einen kleinen Schluck von seinem Kakao und beobachtet, wie sich Kapitän Gaston, der sich inzwischen seines Marinemantels am Kleiderständer entledigt hatte, wütend und mit beleidigter Mime in den großen mit Tierfellen bespannten Lehnensessel haute, welcher unmittelbar vor dem edlen Kamin aufgebaut war. Scheinbar hatte der Marinekapitän tatsächlich extrem schlechte Laune, denn er saß einfach nur da und glotze grimmig dreinblickend auf die zuckenden Flammen des Kamins…
Eine Zeit war es in dem Gasthaus ein wenig stiller, als noch bis zu dem Augenblick, als Gaston das Zimmer betreten hatte. Auch die anderen Gäste hatten wohl bemerkt, dass dem Marinekapitän eine Laus über die Leber gelaufen sein musste - schließlich hielt es ein wirklich außerordentlich kleiner Mann einfach nicht mehr aus und hastete besorgt zu Gaston an den hohen Stuhl. Was ist denn los, Gast- noch ehe der Kleine zu ende reden konnte, platze es zornig auch Gaston heraus Was glaubt sie eigentlich, wer sie ist?
Wer?
Na sie!
Ach so! …
Das Mädchen hat sich mit dem falschen angelegt…! … abgelehnt, zurückgewiesen, öffentlich gedemütigt! Pah! Wieso ist es nur so schwierig mit ihr?!
Gaston tobte und seine mächtige Stimme war klar und deutlich durch den ganzen Raum zu vernehmen. Den kleinen Mann traf es offensichtlich sehr, Kapitän Gaston so angefressen zu sehen, daher bot er ihm ein oder zwei Freibier an - doch Gaston entgegnete lediglich Wozu? …da hilft gar nichts… ich bin entehrt…
Wer? Du? Niemals!? Gaston, du musst dich zusammenreißen…!
Beubo hatte zwar keine Ahnung worum es bei Gastons Ärger genau ging, doch er meinte sich zusammengereimt zu haben, dass Gaston wohl von einer Frau abgewiesen worden sein musste. Beauregard hielt seinen Kakaobecher daher ganz fest in der Hand und hatte in mitten der Trinkbewegung inne gehalten, um ein Bisschen mehr zu lauschen - ganz so wie auch alle anderen Anwesenden es scheinbar getan haben!
Der kleine Mann hampelte aufgeregt um Gastons thrönernden Stuhl herum und winkte schließlich einigen ausgewählten Leuten zu, sie sollen sich beeilen. Beauregard kam nicht sofort dahinter, worauf der Kurze eigentlich mit seinen Gebärden hinaus wollte… doch ihm fiel schließlich der Groschen, als die angesprochenen alle Mann je ein Musikinstrument unter dem Tisch an dem sie saßen hervorgezogen hatten und sich zum Losspielen bereit machten! Wie auf ein geheimes Zeichen hin begannen dann auch alle zu musizieren und der kleine Mann begann ein Ständchen einzuleiten:
Mann, ‘s be~trübt mich dich so zu se~h’n Gaston, so völ~lig am Bo~den zer~stört! Da der kleine Mann dem Marinekapitän bei dieser Zeile wie einem Kleinkind, das aufgemuntert werden will in die Wangen knuffte, zögerte Gaston nicht lange und versetzte dem Zwerg einen mächtigen Kinnhacken, so dass der kleine Mann bis auf einen nahegelegenen Tisch sauste. Beubo erschrak heftig, so laut hatte es bei Schlag geklatscht! Und abgesehen davon sah es ziemlich schmerzhaft aus… Doch dessen völlig unbeachtet führte der kleine Dicke sein Intro einfach weiter:
Je~der~mann hier wär’ gern so wie du’s bist, Gaston~
selbst wenn deine Fäuste er spürt!
Es gibt keinen der so arg beliebt wie du ist, Gaston~
bi~i~st je~der~manns be~e~ster Bro‘!
Hier bei uns bist du der mäch~tig~ste Hengst!
Und es weiß… ... jeder doch… ... auch wie~so~o~o~o~o~o~o!
Kaum hatte der Kleine die Letzte Zeile gesungen, hüpften drei sehr attraktive junge Frauen, die Beubo aus ihm unerfindlichen Gründen bisher gar nicht aufgefallen waren, und schmiegten sich schmachtend und sehnsuchtsvoll seufzend an Gastons Stuhl. Die drei Blonden Mädchen liebäugelten mit dem Marinekapitän, doch auch das schien ihn nicht wieder aufzuheitern. Also setzte der kleine Sänger noch einen drauf und signalisierte der Band, schneller und lauter zu spielen! Er hüpfte vom Tisch und tänzelte durch den Raum.
Nie~~ma~~nd ist gewieft wie Gas~ton, niemand ist schnell wie Ga~ston! trällerte er und zog einem Mann unmittelbar in Beubos Nähe den Gürtel aus der Hose, stürzte sich auf Gaston und schnürte dem Muskelmann damit den Hals ab!
Nieman~des Hals ist so un~glaub~lich dick wie Gas~tons! verkündete der Zwerg stolz und zog den Gürtel so fest zusammen, dass Beubo befürchtete, Gaston würde erdrosselt werden! Aber gerade als er aufspringen wollte, um dem Kapitän zu Hilfe zu eilen, spannte dieser einfach seinen Nacken an und PENG! sprengte Gaston doch wahrhaftig mit bloßer Muskelkraft die Schnalle des Ledergurtes!?
Es gibt keinen bei uns so furcht~bar männlich,... ...So unglaublich stark und hübsch und gran~di~o~o~o~os!
Frag' nur irgend~wen und der sagt dir den ken~n ich!
Und sein Kum~pel zu sein fin~de ich ganz Fa~mo~o~o~o~o~o~os!
Der Zwergenmann tänzelte immer noch quer durch den Raum und schließlich hob er die Arme wie es ein Dirigent tun würde - plötzlich fingen beinahe alle Gäste an mit zu singen und stimmten einen großartigen Refrain an:
Nie~~~ma~~~nd war wie Gas~ton, wird je so sein wie Gas~ton! Nie~mand hat so ein Grüb~chen im Kinn wie Gas~ton!
Jetzt hatte es auch Gaston entwaffnet und er erhob sich von seinem großen Sessel, spannte seine mächtigen Oberarme zu einer gigantischen Bodybuilderpose und stimmte mit ein:
Ach~ ich Prachtexemplar ich bin schon ein~zig~ar~tig!
Mann, was für ein Kerl~ der Gas~ton!
Froh, dass er Gaston doch noch aufmuntern konnte ruderte der kleine Mann jetzt noch wilder mit den Armen, während der Kapitän durch den Raum stolzierte und abwechselnd auf die Leute zeigte. Jeder, auf den er deutete, gab eine einzelne Strofe zum besten.
Gebt fünf Hurras!~ Gebt zwölf Hipp-Hipps!~ hieß es da und Beubo war bester Laune, eine solch lustige Feier miterleben zu können. Er bereute es schon, nicht eher mal hergekommen zu sein, als Gaston schließlich auf ihn, Beubo zeigte - ohne lange zu überlegen stieg Beauregard lustig in das Lobeslied mit ein: Gas~ton ist der Bes~te, al~le an~dern~ein~Witz!
KLATSCH!
Beubo hatte so stürmisch zu seinem Vers getanzt, dass er Kapitän Gaston doch glatt seinen Kakao ins Gesicht geschüttet hatte!? Die Musik brach plötzlich ab und Beauregard blieb die Luft weg, als Gaston ihn böse anfunkelte…
Bei seiner Anreise hatte Beubo zwar schon einmal vor dem gemütlich ausschauenden Schuppen gestanden, konnte sich aber keine Unterkunft dort leisten - heute lebt Beauregard Null im Haus seines Meisters Maurice. Doch nun, nach knapp einem halben Jahr auf der Insel meinte sich der junge Mann angemessen genug in die kleine Gemeinde eingelebt zu haben, um einen entspannten Fuß in das Gasthaus setzen zu können und dort seinen Feierabend einzuläuten. Beubo krempelte sich die Ärmel seines Anoraks wie gewohnt bis knapp an die Ellenbogen und fuhr sich noch einmal prüfend durchs Haar, sowie über sein Kinnbärtchen als auch die Augenbrauen. Sollten in der Gaststätte hübsche Mädchen sein, wollte er schließlich einen ordentlichen Eindruck machen, immerhin würde er ja noch eine ganze Weile auf der Insel bleiben…
Als sich Beauregard sicher sein konnte, dass er sich ordentlich genug hergerichtet hatte, öffnete er schließlich die Eingangstür der Hauses und wurde prompt von einem warmen Luftzug erfasst, der ihm drückend entgegen wehte. Es roch in dem großen Zimmer nicht nur angenehm nach warmen Speisen und würzigen Getränken, sondern die ganze Stube war überaus gut besucht - daher vernahm Beubo, kaum war er eingetreten und hatte die Türe hinter sich geschlossen, auch das leise vertraute Gemurmel und Gebrabbel von Leuten, die sich angeregt und amüsiert unterhielten. Nicht schlecht, lobte Beauregard staunend die gute Stube, denn, ganz anders als er es sich vorgestellt hatte, handelte es sich bei dem kleinen Häuschen weniger um eine gewöhnliche Kneipe als viel mehr um eine Art Gemeindzentrum oder ähnliches: Der Raum war wirklich sehr großflächig gestaltet und unweit der Ausschenktheke, praktisch gegenüber der Eingangstür, befand sich tatsächlich ein mächtiger Kamin. Doch das war noch lange nicht alles! Über der ummauerten Feuerstelle, oder besser gesagt an der Wand in die der Kamin eingelassen war, prangerte ein riesiges Ölgemälde auf dem man einen muskelbepackten angehörigen der Marine auf nahezu heroische Art und Weise posieren erkennen konnte. Darüber hinaus war die ganze Wand von oben bis unten mit gewaltigen Geweihen und anderen Jagdtrophäen bespickt, so dass man kaum noch den eigentlichen Putz sehen konnte! Beubo ordnete seine Entdeckung mit einem weiteren erstaunten Wow! in die Reihe von begeisterten Ausrufen ein und setzte sich schließlich leicht eingeschüchtert ob der Tatsache, dass er wohl ziemlich bescheuert hatte ausgesehen, als er sich mit wahrscheinlich auch noch offenen Mund all’ die tollen Sachen beäugte…
Hallo, mein Freund, was darf’s sein?, lachte Beubo plötzlich ein Mann an - es musste der Hauswirt sein, kombinierte der erschrockene Beauregard, denn der Fragensteller stand auf der anderen Seite des Tresens und säuberte gerade ein leeres Glas mit einem feuchten Handtuch. Äh, was? Bitte, was? Ach so, ja - ein Koka, äh, ein Kakao bitte! …einen Kakao bitte… Beubo suchte sofort nach seiner Geldbörse, doch griff er natürlich erst einige Male in die falsche Hosentasche, eher das Portmonee ungeschickt aus seiner Gesäßtasche wurschtelte. Der Wirt begutachtete Beauregard der Weil und als der Junge schließlich seinen Geldbeutel aus der Tasche gezuppelt hatte, fragte er Beubo ein wenig aus. Ob der Kleine denn zum ersten Mal hier sei und woher er kam. Ob der Kleine nur zu Besuch war oder ob er länger bleiben wolle.
Beubo mochte es nicht wirklich gefallen, dass der Wirt ihn immer mit "Kleiner" ansprach, aber immerhin füllte er in der Zwischenzeit den bestellten Kakao ab. Also beschloss Beauregard dem Mann höflich zu erklären, dass er sich schon seit geraumer Zeit auf Korallendorf aufhielt und dass er bei Maurice Mysik in die Lehre gegangen war und - und eben all’ den anderen Kram, den sich Beubo fest vorgenommen zu erzählen hatte, sollte wenn er mit jemanden ins Gespräch kommen.
Allerdings kam er nicht einmal soweit, sich wirklich vorzustellen, denn mit einem wilden Knall flog die Eingangstüre auf und eine kleine Gruppe von Männern stolperte herein. Allen voran stapfte ein sehr großer, muskulöser Herakles und Beauregard erkannte ihn sofort als den Typen wieder, der auf dem Ölgemälde abgebildet wurde!
Oh! Wie es ausschaut hat Gaston üble Laune… hier mein Junge, dein “Drink”. Der Wirt gluckste schelmisch, als er Beauregard das Getränk hinstellte. Sicherlich machte er sich darüber lustig, dass Beubo kein Bier oder ähnliches bestellt hatte. Danke, flüsterte Beubo ein wenig beleidigt und zahlte den Wirt aus, der Rest ist für Sie. Dann schlürfte er kurz an seinem Kakao und hackte zögerlich nach, wer dieser Gaston denn überhaupt sei? Der Wirt prustete Überrascht auf und erklärte Beubo rasch aber begeistert, dass Gaston der Kapitän der Marinebasis Korallendorfs sei. Ihm gehört das Gasthaus, in dem wir uns hier befinden. Daher hängt hier auch ein so großes Bild von ihm. Außerdem ist Gaston einfach toll - keiner ist so ein großer Jäger und Schütze wie er und, Mann! Ich kenne ihn gut! Der Kerl hat Kraft, sage ich dir! Junge, den möchte ich nicht zum Feind haben! Scheinbar machte es den Wirt sehr glücklich, über Gaston zu sprechen, als seien sie beide gute Freunde.
Beubo nahm noch einen kleinen Schluck von seinem Kakao und beobachtet, wie sich Kapitän Gaston, der sich inzwischen seines Marinemantels am Kleiderständer entledigt hatte, wütend und mit beleidigter Mime in den großen mit Tierfellen bespannten Lehnensessel haute, welcher unmittelbar vor dem edlen Kamin aufgebaut war. Scheinbar hatte der Marinekapitän tatsächlich extrem schlechte Laune, denn er saß einfach nur da und glotze grimmig dreinblickend auf die zuckenden Flammen des Kamins…
Eine Zeit war es in dem Gasthaus ein wenig stiller, als noch bis zu dem Augenblick, als Gaston das Zimmer betreten hatte. Auch die anderen Gäste hatten wohl bemerkt, dass dem Marinekapitän eine Laus über die Leber gelaufen sein musste - schließlich hielt es ein wirklich außerordentlich kleiner Mann einfach nicht mehr aus und hastete besorgt zu Gaston an den hohen Stuhl. Was ist denn los, Gast- noch ehe der Kleine zu ende reden konnte, platze es zornig auch Gaston heraus Was glaubt sie eigentlich, wer sie ist?
Wer?
Na sie!
Ach so! …
Das Mädchen hat sich mit dem falschen angelegt…! … abgelehnt, zurückgewiesen, öffentlich gedemütigt! Pah! Wieso ist es nur so schwierig mit ihr?!
Gaston tobte und seine mächtige Stimme war klar und deutlich durch den ganzen Raum zu vernehmen. Den kleinen Mann traf es offensichtlich sehr, Kapitän Gaston so angefressen zu sehen, daher bot er ihm ein oder zwei Freibier an - doch Gaston entgegnete lediglich Wozu? …da hilft gar nichts… ich bin entehrt…
Wer? Du? Niemals!? Gaston, du musst dich zusammenreißen…!
Beubo hatte zwar keine Ahnung worum es bei Gastons Ärger genau ging, doch er meinte sich zusammengereimt zu haben, dass Gaston wohl von einer Frau abgewiesen worden sein musste. Beauregard hielt seinen Kakaobecher daher ganz fest in der Hand und hatte in mitten der Trinkbewegung inne gehalten, um ein Bisschen mehr zu lauschen - ganz so wie auch alle anderen Anwesenden es scheinbar getan haben!
Der kleine Mann hampelte aufgeregt um Gastons thrönernden Stuhl herum und winkte schließlich einigen ausgewählten Leuten zu, sie sollen sich beeilen. Beauregard kam nicht sofort dahinter, worauf der Kurze eigentlich mit seinen Gebärden hinaus wollte… doch ihm fiel schließlich der Groschen, als die angesprochenen alle Mann je ein Musikinstrument unter dem Tisch an dem sie saßen hervorgezogen hatten und sich zum Losspielen bereit machten! Wie auf ein geheimes Zeichen hin begannen dann auch alle zu musizieren und der kleine Mann begann ein Ständchen einzuleiten:
Mann, ‘s be~trübt mich dich so zu se~h’n Gaston, so völ~lig am Bo~den zer~stört! Da der kleine Mann dem Marinekapitän bei dieser Zeile wie einem Kleinkind, das aufgemuntert werden will in die Wangen knuffte, zögerte Gaston nicht lange und versetzte dem Zwerg einen mächtigen Kinnhacken, so dass der kleine Mann bis auf einen nahegelegenen Tisch sauste. Beubo erschrak heftig, so laut hatte es bei Schlag geklatscht! Und abgesehen davon sah es ziemlich schmerzhaft aus… Doch dessen völlig unbeachtet führte der kleine Dicke sein Intro einfach weiter:
Je~der~mann hier wär’ gern so wie du’s bist, Gaston~
selbst wenn deine Fäuste er spürt!
Es gibt keinen der so arg beliebt wie du ist, Gaston~
bi~i~st je~der~manns be~e~ster Bro‘!
Hier bei uns bist du der mäch~tig~ste Hengst!
Und es weiß… ... jeder doch… ... auch wie~so~o~o~o~o~o~o!
Kaum hatte der Kleine die Letzte Zeile gesungen, hüpften drei sehr attraktive junge Frauen, die Beubo aus ihm unerfindlichen Gründen bisher gar nicht aufgefallen waren, und schmiegten sich schmachtend und sehnsuchtsvoll seufzend an Gastons Stuhl. Die drei Blonden Mädchen liebäugelten mit dem Marinekapitän, doch auch das schien ihn nicht wieder aufzuheitern. Also setzte der kleine Sänger noch einen drauf und signalisierte der Band, schneller und lauter zu spielen! Er hüpfte vom Tisch und tänzelte durch den Raum.
Nie~~ma~~nd ist gewieft wie Gas~ton, niemand ist schnell wie Ga~ston! trällerte er und zog einem Mann unmittelbar in Beubos Nähe den Gürtel aus der Hose, stürzte sich auf Gaston und schnürte dem Muskelmann damit den Hals ab!
Nieman~des Hals ist so un~glaub~lich dick wie Gas~tons! verkündete der Zwerg stolz und zog den Gürtel so fest zusammen, dass Beubo befürchtete, Gaston würde erdrosselt werden! Aber gerade als er aufspringen wollte, um dem Kapitän zu Hilfe zu eilen, spannte dieser einfach seinen Nacken an und PENG! sprengte Gaston doch wahrhaftig mit bloßer Muskelkraft die Schnalle des Ledergurtes!?
Es gibt keinen bei uns so furcht~bar männlich,... ...So unglaublich stark und hübsch und gran~di~o~o~o~os!
Frag' nur irgend~wen und der sagt dir den ken~n ich!
Und sein Kum~pel zu sein fin~de ich ganz Fa~mo~o~o~o~o~o~os!
Der Zwergenmann tänzelte immer noch quer durch den Raum und schließlich hob er die Arme wie es ein Dirigent tun würde - plötzlich fingen beinahe alle Gäste an mit zu singen und stimmten einen großartigen Refrain an:
Nie~~~ma~~~nd war wie Gas~ton, wird je so sein wie Gas~ton! Nie~mand hat so ein Grüb~chen im Kinn wie Gas~ton!
Jetzt hatte es auch Gaston entwaffnet und er erhob sich von seinem großen Sessel, spannte seine mächtigen Oberarme zu einer gigantischen Bodybuilderpose und stimmte mit ein:
Ach~ ich Prachtexemplar ich bin schon ein~zig~ar~tig!
Mann, was für ein Kerl~ der Gas~ton!
Froh, dass er Gaston doch noch aufmuntern konnte ruderte der kleine Mann jetzt noch wilder mit den Armen, während der Kapitän durch den Raum stolzierte und abwechselnd auf die Leute zeigte. Jeder, auf den er deutete, gab eine einzelne Strofe zum besten.
Gebt fünf Hurras!~ Gebt zwölf Hipp-Hipps!~ hieß es da und Beubo war bester Laune, eine solch lustige Feier miterleben zu können. Er bereute es schon, nicht eher mal hergekommen zu sein, als Gaston schließlich auf ihn, Beubo zeigte - ohne lange zu überlegen stieg Beauregard lustig in das Lobeslied mit ein: Gas~ton ist der Bes~te, al~le an~dern~ein~Witz!
KLATSCH!
Beubo hatte so stürmisch zu seinem Vers getanzt, dass er Kapitän Gaston doch glatt seinen Kakao ins Gesicht geschüttet hatte!? Die Musik brach plötzlich ab und Beauregard blieb die Luft weg, als Gaston ihn böse anfunkelte…
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