Nach Arks Ausbruch waren mehrere kleine Wutäderchen auf seiner Stirn zu sehen, welche ziemlich deutlich machten, wie… unzufrieden er war. Wenn er sich hier umschaute, sah er nur Jammergestalten, wäre es einfach irgendeine Kirche, dann wäre es ja noch vertretbar, aber Ark war in einem
Kloster aufgewachsen und weil dies ebenfalls ein Kloster war, war die gleiche Bezeichnung für zwei so unterschiedliche Orte einfach nur… einfach nur… Wenn es dafür ein Wort gab, dann fiel Ark es nicht ein! Und es war ihm auch egal, denn egal wie er es bezeichnen würde: Das Gefühl bliebe das gleiche. Das Kloster selbst war in Ordnung, aber die Leute denen es gerade Unterschlupf gewährte…
Er atmete mehrere Male tief ein und aus und überdachte noch einmal alles… Die Leute hier wollten etwas für ihre Heimat tun, aber sie taten es nicht. Es wurde immer wieder betont, dass der König Soldaten und Waffen hatte, während sie nur Werkzeuge und keiner von ihnen kämpfen konnte. Dennoch waren sie so weit vom König getrieben worden, dass sie sich gegen ihn wenden wollen, dass sie etwas tun wollen, aber… aber… wieso taten die ganzen Leute hier dann nichts?!
Ark kannte die Welt nicht, dass musste er sich eingestehen. Er ging davon aus, dass die Leute eigentlich nicht gegen das Gesetz verstoßen sollten und die Gesetze für die Bürger waren, aber irgendwie schien es nicht immer zu stimmen, hier im South Blue.
Auch wenn es nicht richtig war gegen das Gesetz zu verstoßen (und die ganze „Freiheitskämpfer-Sache“ schien kaum besser als Piraterie zu sein von der Art und Weise), sollten diese Leute doch für das
kämpfen was sie wollten.
Stattdessen aber versteckten sie sich hier, sie versteckten sich hinter so genannten Helden. Ja, Ark hatte heute zum ersten Mal ein Schlachtfeld gesehen, das war ein Schock. Aber andererseits hatte er nicht entschieden dort zu sein, es wäre eigentlich
ihr Schlachtfeld gewesen, doch sie waren hier. Sie versteckten sich. Und zwar um darüber zu reden, wie es besser laufen sollte, aber sie taten nichts um es in die Wege zu leiten.
„Tag!“ Er wandte sich an den Bruder:
„Könntet Ihr bitte alle Freiheitskämpfer sammeln und sie auf den Hof bringen?“ Dann wandte er sich an Beubo:
„Und du, ich rechne Tanith und Yukiko mehr Chancen als dir zu, da draußen zu überstehen! Die beiden sind zuverlässig!“ Dagegen konnte man echt nichts sagen.
„Komm, du wolltest einen kurzen Kurs im Kämpfen?“ Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht das Mönchen, aber das Lächeln hatte man noch nie bei ihm hier gesehen: Es war leicht schief, so als würde er etwas Unheimliches und Schmerzvolles planen und nicht nur einen Streich:
„Du wirst einen Kurs bekommen. Und was für einen Kurs du bekommen wirst!“
Kurze Zeit später waren die Grünmaskierten auf dem Hof, sie alle standen da verstreut herum, Ark hatte einen Gong bekommen, den er nun schlug, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Bürger von Lohen!“, begann Ark seine Rede:
„Schaut euch um! Was seht ihr?“
Geraune… Dann kamen ein paar Vorschläge:
„Ein Klosterhof!“ „Meint er den Raben da?“ „Ich sehe… ich sehe…“
„Wisst ihr was ich sehe? Egal wo ich den Blick auch wende… ich sehe einen Haufen Waschlappen! Halt, ein Waschlappen kann sauber machen und hilft bei Schwellungen… hat jemand von euch hier beim Saubermachen geholfen oder Verwundete versorgt?“
Erst betroffenes Schweigen, aber einer trat hervor, er war gut ein Kopf höher als Ark und mindestens dreimal so schwer:
„Was sagst du da, Bengel! Wir sind die Freiheitskämpfer Lohens und uaaargh!“ Anmerkung: Das letzte Wort war nicht gewollt, sondern nur das Ergebnis davon, dass Ark ihn mit beiden Füßen gleichzeitig gegen das Brustbein getreten hat. Der Junge sprang von dort ab, machte einen Salto und landete wieder auf den Füßen, während der getretene zu Boden fiel und schrie:
„Ah, ah! Das tut weh!“
Der Mönch deutete auf dem Mann auf den Boden:
„Das seid ihr!“ Dann deutete er auf Bruder Tag:
„Das ist ein Mann, der sich um Verletzte gekümmert hat und euch hilft, obwohl er eigentlich ein Mann des Friedens ist.“ Er nickte Tag zu und wandte sich an den Rest:
„Ich bin selbst Mönch und wenn jemand in unserem Kloster nach Schutz sucht, dann erhält er nicht nur Schutz, sondern auch Lektionen und hiermit erkläre ich dieses Kloster als temporäre Außenstelle des Terraklosters und somit gewähren wir euch Schutz und Lektionen!“ Das hatte er mit den Mönchen hier schon ausgemacht: Die meisten gewährten den Schutz des Schutzes wegen, aber andererseits konnten sie hier nicht unparteiisch bleiben, da sie nicht wussten, wie die Regierung auf lange Sicht reagieren würde. Also würden sie hier Ark unterstützen.
„Wenn nur Dorrin das hört, er wird…“
„Aber er ist nicht hier!“, unterbrach der Junge scharf.
„Denn er ist draußen und kämpft für euch! Und wo seid ihr? Wie unterstützt ihr ihn? Wie helft ihr euch selbst?“ Ark drückte die Fäuste einander und ein eindeutiges Knirschen war zu hören in den Knochen:
„Also: Entweder bleibt ihr und lernt oder aber ich werde euch persönlich rausschmeißen! Der Schutz hier ist nicht mehr umsonst, ab jetzt kostet er euch Blut, Schweiß und Tränen!“ Der Mönch bewegte den Kopf kurz und ein Knacken war zu hören, das und das Feuer seiner Augen zeigte: Er meinte es ernst.
Keiner rührte sich.
„Gut!“ Ark deutete auf denjenigen, den er gerade zu Boden geschickt hatte:
„Steh auf und hör auf zu weinen, das war gar nichts, ich habe dich nur geschubst. Jetzt stellt euch in Reihen auf, lasst genug Platz dass jeder seine Arme ausstrecken kann, dann ahmt ihr meine Bewegungen nach. Wer etwas nicht kann, der versucht es, wenn jemand schwach ist, der macht es dennoch. Ansonsten helfe ich nach! Und da ihr schwitzen werdet, zieht euren Oberkörper und die Masken aus! Sofort!“
Beubo beugte sich nach vorn und wirkte beeindruckt:
„Die bewegen sich wirklich, du hast sie voll im Griff und…“
„Wieso stehst du noch hier? Oberkörper frei und sofort ins Glied!“
Die nächsten Bewegungen die der Mönch machte, waren nicht für ihn schwierig. Es waren Sachen die ein normaler Mensch konnte. Es waren keine Hochsprünge, keine Salti, es waren keine ewigtiefen Stellungen, aber es waren Übungen, die wohl viel anstrengender waren… Nach leichtem Strecken der Glieder wurde bewiesen: Den Arm lange ausgestreckt zu halten und immer wieder zu greifen und loszulassen war schwere körperliche Arbeit. Kleine Hopser gingen stark auf die Ausdauer. Immer schnell von der Hocke in den Stand zu kommen war Hölle. Und was danach kam… Dazu ständig Arks gebellten Aufforderungen: Schneller, stärker, schreien, etc.
Doch viel angenehmer als das Bild schwitzender, haariger Männer mit übermäßigem Körperfett, die Bewegungen vollführten, die sie an die Grenzen trieben, ist ein Lied, weswegen wir diese Szene nun mit einem solchen überspielen.
♪Jetzt ist Schluss mit lustig!
Endlich ist… es soweit!
Nun beginnt das Training
für Lohens… Freiheit!
Ihr wart faul und wenig nütze,
das ist vorbei, jetzt müsst ihr ran.
Darum sa~ge ich euch!
Sei ein Mann! ♫
♪Ihr wart auf den Feldern,
im Handel und der Zunft,
setzt was da gelernt wurd’
für eure~ Zukunft!
Jetzt werden wir das nur verstärken,
es stählen… wo man es kann!
Jeder hört mir nur zu:
Sei ein Mann! ♫
Oh mein Gott, ich sterbe hier!
Das war nur eine Minute?!
Mann, wieso habe ich bloß niemals trainiert…
Mir wird die Sicht ganz schwarz…
Ich kann kaum noch atmen…
Ich glaube, ich kotz’ mal ungeniert!
♪ (Sei ein Mann!) Ihr braucht den Willen von Tausend Menschen!
(Sei ein Mann!) Ihr braucht die Flammen der Leidenschaft!
(Sei ein Mann!) Ihr müsst so brüllen wie ein Höllenlöwe!
Steht aufrecht, kämpf und bald ist es geschafft! ♫
♪Die Zeit rennt euch davon,
bis der wahre Kam~pf beginnt!
Hört auf meine Lehren,
damit i~hr auch gewinnt!
Darum jammert besser nicht rum,
benutzt die Energie lieber dann
zum Trainie~ren, sagt zu euch:
Sei ein Mann! ♫
♪(Sei ein Mann!) Ihr braucht den Willen von Tausend Menschen!
(Sei ein Mann!) Ihr braucht die Flammen der Leidenschaft!
(Sei ein Mann!) Ihr müsst so brüllen wie ein Höllenlöwe!
Steht aufrecht, kämpf und bald ist es gescha~fft!♫
♪(Sei ein Mann!) Ihr braucht den Willen von Tausend Menschen!
(Sei ein Mann!) Ihr braucht die Flammen der Leidenschaft!
(Sei ein Mann!) Ihr müsst so brüllen wie ein Höllenlöwe!
Steht aufrecht, kämpf und bald ist es gescha~~~fft!♫
Zehn Minuten nach Trainingsbeginn…
„Ich spüre meine Beine nicht mehr…“ „Ah, diese Schmerzen, diese elendlichen Schmerzen!“ „Großvater, bist du das? Aber du bist doch schon seit zwanzig Jahren tot…“
Ark hielt sich den Kopf und schüttelte ihn… er hatte extra sich zurückgehalten und leichte Übungen gemacht, auch wusste er, dass er sie niemals körperlich soweit trainieren konnte, dass sie selbst nach ein paar Wochen etwas wären, was er fit nennen könnte. Aber er hatte darauf vertraut, dass sie alle durch ihr Handwerk, ihre Berufe es gewohnt seien körperlich zu arbeiten und besonders: Ausdauer mitbringen.
Scheinbar haben sie aber bei den leichten Übungen so viel Energie verschwendet, dass sie zu nichts mehr zu gebrauchen waren… einige standen noch, so wie Beubo, der aber sehr wacklig auf den Beinen war und dennoch voller Stolz strahlte. Das war… das war…
„Erbärmlich“, nuschelte Ark, aber jetzt daran zu arbeiten, war nicht wirklich möglich. Erst bat er Bruder Tag das Erbrochene wegzuwischen, danach rief er zum Haufen:
„Damit haben wir uns aufgewärmt.“
„Au-aufgewärmt?“ Die ersten versuchten zu verschwinden:
„Ich gehe lieber, als dass… ah! Meine Beine!“ Sie konnten weder weglaufen noch wegkriechen.
„Jetzt schaue ich mal, wie gut ihr schlagen könnt, danach teile ich euch in Gruppen auf.“ Der Mönch half dem ersten hoch:
„Schlag mich.“, bat er höflich:
„Keine Sorge, ich will nur sehen, wie gut du zuschlagen kannst.“ Auch wenn das wirkliche Training mit den Werkzeugen die sie mitführten kommen würden, musste jeder die Essenz eines Angriffes kennen und dazu waren einfache Schläge am besten geeignet.
Erst war derjenige verwundert, aber dann:
„HAAAA!“ Die Versuchung Ark niederzuschlagen und damit dem Terror ein Ende zu setzen war sehr groß.
Der Junge hingegen… hielt die Handfläche gestreckt aus, nahm locker den Schlag und leitete ihn zur Seite:
„Die erste Lektion… Ein Schlag ist schnell!“ Man sah kaum die Faust, die sich dem Mann in die Magenkuhle bohrte, auch wenn kurz darauf ein beeindruckender Spuckeschwall hervorkam und der Mann sich zusammenkrümmte. Wäre Ark ein Boxer, würde er einen solchen Schlag „Jab“ nennen, der war schnell und soll mehr zermürben anstatt zu beenden. Aber das reichte, auch wenn kaum Körpergewicht drin lag.
Dann schritt Ark zum nächsten.
„Schlag mich!“
„Dann schlägst du nur zurück!“
„Nicht unbedingt, nur wenn es schlecht war.“ Ark lächelte freundlich. Der Gegenüber schlug zu, nahm alle Schnelligkeit und Ark hob die Handfläche wieder, diesmal fing er damit den Schlag einfach ab. Dennoch schrie der Schläger:
„Der Daumen gehört nicht in die Faust!“
So ging es weiter: Als jemand seinen Arm ganz ausstreckte, ging Ark ein Stück zurück und die Wucht des Hiebes war für den armen Burschen am Gelenk stark zu spüren. Ark schlug jemanden, der mit allen Fingern zuschlug, während er erklärte, dass die Kraft nur am Zeige- und Mittelfinger übertragen wurde, die stabilsten der Finger. Nach ein paar weiteren Anläufen, schlug einmal Ark jemanden auf die Nase, weil er keine Deckung hatte… nach und nach wurden die wichtigen Aspekte angesprochen, wobei Ark niemanden ohne Schmerzen zurückließ.
Dann stand er vor Beubo:
„Schlag mich!“ Ark grinste, als hätten die letzten 20 Personen die er darum gebeten hatte nicht gerade starke Schmerzen und die nächsten in der Reihe um ihr Wohlergehen bangten.