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VI. Akt (Finale) - Stolz und Voodoo

Momo

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Da hatte sie ihre Retourkutsche. Und war auch noch um eine Erfahrung reicher: Wecke niemals eine schlafende Haydee. Und wenn es unbedingt sein muss, lass es ein Huhn machen.
Genervt rieb sich die Teufelsdame den Schädel und ignorierte dabei den Stupser der Traumtänzerin. "Weißt du, ich lass mich so unglaublich gerne... von dir flachlegen...", ächzte sie als Antwort und seufzte. Wo Agwe nun war, wusste sie immer noch nicht und zu Eddie in das enge Zimmer zurückzugehen, fiel ihr nicht mal im Traum ein. Vielleicht wäre es ganz gut, einfach auf den harten Planken liegen zu bleiben, den Himmel anzustarren...
"Oi Momo! How ya doin'?"
Eigentlich war es das sinnloseste überhaupt, nach diesem Spinner zu fragen. Er tauchte sowieso auf. Irgendwo, irgendwie und sowieso total unpassend. Sein Winken konnte er sich sparen. Momo stützte sich auf die Ellbogen, um besser sehen zu können und konnte gerade noch die Gestalt als Michelle identifizieren, welche in der Kapitänskajüte verschwand. Sie verzog das Gesicht und wäre ihm am liebsten hinterher gestapft. Egal wie sehr Agwe seinem komischen Großvater vertraute, wie sehr Momo auch gleichermaßen Angst und Respekt ihm entgegenbrachte und wie sehr ihr Tattoo auf dem Rücken nun wieder anfing zu pochen... Großväterchen Laveau war unheimlich und sollte nicht bei Edward sein in seinem jetzigen Zustand. Konnte er ihm wirklich helfen?
Da hieß es nun wieder: Vertrauen haben, das sie nicht auf Vorrat besaß.
"Hast du schon wieder ein neues Haustier angeschleppt, Chef?", raunte die Ausguckdame und deutete mit einem Nicken des Kinns auf den breiten Türsteher, der ihr natürlich in Erinnerung geblieben war, wenn auch nur sehr vaage. Das einzige, was ihr an ihm gefiel, war dieser wuchtige Bart in seinem Gesicht. Ansonsten ein kleiner Fisch, genauso wie Gimbli. Sein Gesichtsausdruck sagte ihr, das er gerade mal bis vierzehn zählen konnte, denn so viele Humpen konnte er gerade mal saufen. Was fand Agwe immer nur an diesen halben Portionen von Menschen?
Während sich die Glatzköpfige eine Zigarette drehte, klebte ihr Blick an der Holztür und lauschte jedem Geräusch, das daraus drang. Aber da war nichts. Würden die Loa viel Tribut für Edwards Heilung verlangen oder konnte Michelle sie gnädig stimmen?
"Denkst du, dein Großvater braucht unsere Hilfe, Agwe? Ich meine, die Loa..." Doch ihr Kapitän schüttelte nur den Kopf und unterstrich seine Verneinung mit einem strengen Blick. Michelle jetzt zu stören wäre wohl ein fataler Fehler und nicht in seinem Interesse. Mit knirschenden Zähnen musste die Teufelsdame die Entscheidung ihres Kapitäns akzeptieren, schaute sich noch einmal nach der Kapitänskajüte um und folgte dem kläglichen Rest des Mojo Bunchs in Richtung Oberstadt, um endlich dieses bescheuerte Sightseeing hinter sich zu bringen.

Was Agwe da genau redete und wieso er seine Crew dabei auch noch hinter sich her schleppte, mal von Fettifettwanst ganz abgesehen, wollte Momo gar nicht hinterfragen. Mit einer Hand in er Hosentasche und der anderen um Haydees Händchen geschlungen, stapfte sie missmutig und rauchend hinter dem Gespann her. Ihre Gedanken drehten sich um Edward und die dunkle Gestalt, die ihn so in einer Gosse zurückgelassen hatte. Am liebsten würde sie sich in genau jene in die Dunkelheit setzen und warten. Täter kamen meistens an ihren Tatort zurück. Wahrscheinlich, um erneut herauszfinden, wie toll sie doch waren... Momo spuckte aus, da ihr der widerliche Geschmack im Mund zu säuerlich geworden war.
Die Glatzköpfige war mit Haydee an der Hand ein wenig vorausgegangen, doch das Gepöbel hinter ihr, machte sie neugierig. Diese kreischende Schieferstimme konnte man ja kaum überhören oder auch nur aushalten. Und kaum hatte sich Momo umgedreht und die paar Gestalten, welche sich vor Agwe und dem Türsteher aufgebaut hatten, ins Visier genommen, war ihr schon klar, das es Ärger geben würde. Die Loa ließen Agwe nicht einfach in ein paar uninteressante, anständige Leute hineinrennen, die die ernst gemeinte Entschuldigung seitens des Vodoopriesters annahmen und sich verzogen... Nein, nein. Wenn, dann schon richtig. Momo quittierte die kindische Schubserei mit einem Seufzer und gesellte sich zu ihrem Kapitän, um wenigstens etwas Abwechslung in diesen ganzen Scheißhaufen zu mischen.
Die Junggeweihte ließ ihren Blick schweifen, über das dünne Klappergestell, was wohl eine Frau darstellen sollte, dann über den Zwei-Meter-Schrank, der wohl weniger Hirn besaß als das neue schwabbelnde Haustier von Agwe und blieb schließlich an der vermummten Gestalt hängen. Doch nicht einmal die letzte Person ließ die Glatzköpfige stutzen. Gemächlich zog sie sich die Handschuhe über ihre Hände und rauchte die Zigarette in ihrem Mundwinkel zu Ende, während sie den blonden Haarschopf betrachtete, der lustig hin und her wippte.

“Eh, man. Dieser Gürtel. Woher hast du den?” Die Teufelsdame hielt inne. Seit wann interessierten Agwe solche Kleinigkeiten? "Was, den? Den hab’ ich so nem Penner abgenommen, den ich in ‘ner Gosse verprügelt habe. Schickes Teil, oder? Die ganzen Taschen sind verdammt praktisch, ich schulde diesem Typen vielleicht sogar sowas wie ein Dankeschön." Nun sah Momo es auch. Eddies Gürtel. Es war unverkennbar seiner. Das Leder knirschte, als sie ihre Fäuste so fest zusammenballte, das es sogar ihr weh tat. Die dunkle Gestalt in ihren Gedankengängen erhielt ein Gesicht.
Ihr Herz machte einen Satz und beschleunigte von einigen ruhigen Schlägen in der Minute, zu unkontrollierten in einer Sekunde. Sie bekam eine schmerzhafte Gänsehaut, bei dem Gedanken, das dieser Mistkerl ein Mitglied ihrer Crew in einer Gosse wegen einer Lapalie zusammen geschlagen hatte. Edwards schlaffe, verbundene Hand blitzte vor ihrem inneren Auge auf und hätte sie sich nicht zurückgehalten, wäre Momo nach vorne gestürmt. Aber Agwe stand ihr im Weg und seine Stimme jagte ihr genug Respekt ein, das dieses Gefühl die Wut unterdrücken konnte.
Und während sich Momo mit dem Gedanken anfreundete, dem Mistkerl den Kopf abzureißen und bei Mondschein im Meer zu versenken, legte sie auf einmal fragend den Kopf schief. Teufelskräfte waren ihr ja kein Fremdwort mehr. Zoan schon gleich gar nicht, nach Agwes erster Verwandlung. Aber was zum ... "Quatsch doch nicht, Agwe. Das iss'n Hund. Irgend so ein räudiger Straßenköter!" TickTack auf ihrer Schulter machte große Augen und leckte sich zweimal über die Nase, bis er desinteressiert den Kopf wieder auf ihre Brust niederlegte. Ihn schien das Viech wohl auch nicht sonderlich beeindruckt zu haben... also wenn ihn schon nicht, dann bestimmt... "... was für ein schöner Waschbär..." Momo konnte ein Glucksen nicht unterdrücken und grinste Haydee an, die mit müden Augen gegen ihre Brüste stubste. "...wieso nennt er dich flachbrüstig?..."
"Weil Waschbären blind und von Natur aus eifersüchtig sind, Kleines."

Mungo hin, Mongo her. Das Vieh gehört auf den Grill. Ein Ruck ging durch die glatzköpfige Frau und während ihr der Geruch von Hundefell in die Nase stieg, war ihr noch vor Agwe die Gestalt auf den Schultern Rikkis aufgefallen. Zuerst war sie davon überzeugt, das auch der Kapitän dieser Crew eine Vorliebe für Haustiere hatte, doch tatsächlich war dieses Ding ein menschliches Wesen. Zwar kein schönes aber immerhin... weiblich.
"Korra Jiddas..."
Momo runzelte die Stirn. Scheinbar hatte sie keinen guten Ruf, wenn auch Agwe sie kannte. Aber das sollte ihr eigentlich egal sein. Die Teufelsdame spannte ihre Muskeln an und war bereit zum Sprung, doch der Befehl ihres Kapitäns unterbrach ihre Vorbereitungen. Was? Hatte sie richtig gehört? Ungläubig steckte sie den kleinen Fingern in das linke Ohr und rührte darin herum. Diesem Ding hinter her rennen? "Agwe! Ich will bleiben... Dieser Kerl hat Edward verprügelt, scheiße nochmal!" Hoppla, das hörte sich ja schon beinahe an wie das quengeln eines kleinen Kindes...
"Gordons Crowbar!" Ihr Kapitän wurde mit einem Mal von den Füßen gerissen. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Wieso hörte dieser Kerl einem nie an Ort und Stelle zu? "Bleib doch mal stehen!", schrie sie und stapfte ihm hinterher, ohne auf den Wink zu achten, den er ihr gab. "Ich renn diesem Miststück nicht hinterher! Ich bin den ganzen Tag gerannt..." Die Schuppen auf seiner Haut begannen gefährlich zu rascheln, während der schwarze Priester in die Höhe wuchs, aber Momo war stockwütend. Sie wollte bleiben und mit ihrem Kapitän zusammen dieser blonden Schwuchtel eine reinwürgen, dafür, das er auch nur einen seiner Finger an Edward gelegt hatte. Es zischte laut und Momo zischte zurück.
"Agwe, hör mir doch mal zu! Du verdammtes Arsch-"
Zack. Wisch und weg. So machte man das also heutzutage mit seinen treuen Crewmitgliedern. Einmal mit dem mächtigen Schwanz gewedelt, schon war das lästige Ding weg, das einen so angeschrien hatte. Momo war einfach von dem Schlangenschwanz hinweg gefegt worden, ganz gezielt in die Richtung, in die auch Korra gerannt war.
"Fick dich, Agwe! Fick dich mit deinem überdimensionalen Schlangenschwanz. Ich hab die Schnauze voll!", schrie sie aus Leibeskräften und ignorierte dabei die Tatsache, das sie eine ganze Häuserreihe zerlegt hatte. Zumindest die Dächer waren nicht mehr so ganz deckend, wie sie es mal waren.
Gerade grub sich die Teufelsdame aus Brettern, Steinen und Übrigbleibseln der Dächer heraus, da huschte auch schon ein Schatten über sie hinweg, unverkennbar kichernd. "Und du... bleib gefälligst stehen, du zerfleddertetes Miststück. Ich hab keinen Bock, den ganzen Tag durch diese dreckige Stadt zu laufen, nur weil du meinst, deinen Spaß daran zu haben. HEY, VERSTOßENE! Willst du nicht noch mehr Ehre verlieren und einer Junggeweihte eins reindrücken, hä?" Anscheinend hatte sie nun die Aufmerksamkeit dieses Dings erhalten, denn der Schatten über ihr erschien erneut und hatte sogar die Höflichkeit, zu ihr herunter zu springen. "Also, wie wär´s?"
Momo hätte nicht so schnell fluchen können, wie Korra sie flachgelegt hatte. Ein Schulterwurf und die Teufelsdame lag wieder eingegraben im Schutt. TickTack suchte keckernd das Weite. "Alles klar. Fehlstart. Noch ein Versuch.."
 

Enrico

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Sprachlos. Das war Enrico, nachdem er die Hütte des Hohepriesters betreten hatte. Es war, als würde eine große Macht ihn niederdrücken, ihm jedes Wort, das seinem Mund entweichen wollte im Keim ersticken. Und dann war da diese Gestalt. Dieser kleine, ulkig aussehende Mann. Am liebsten hätte der Türsteher gelacht wie schon lange nicht mehr. Aber er konnte es nicht. Um ihn herum war diese Aura am stärksten. Er hatte etwas mysteriöses, geheimnisvolles. Das war also Michelle Laveau, der Hohepriester, von dem Gilbert immer so geschwärmt hatte. Mit einem hatte er zumindest recht, der Eindruck den er hinterlies war einzigartig. ”And who be this fellow, man?” Kurz starrte ihm der Hohepriester in die Augen und schnippte ihn kurz an. "E-Enrico...", brachte er gebrochen heraus, danach wurde er wieder still. Agwe war anscheinend der Enkel dieses Mannes, was wohl seinem guten Draht zu ihm erklären würde, und bat ihm nun um Hilfe. Weshalb war er nochmal hier? War er im Moment nicht das fünfte Rad am Wagen? Er sollte vermutlich in die Oberstadt gehen und die Runde machen, die er geplant hatte, die beiden Priester würden ihn schon nicht vermissen. Bevor er aber seine Entscheidung umsetzen konnte nickte Agwe ihm zu und packte ihn bei der Schulter, um mit ihm und seinem Großvater sich wieder auf dem Weg zu machen. Na gut, die weitere Gesellschaft der beiden würde er wohl auch noch etwas länger ertragen können, nicht ahnend was diese Entscheidung für Auswirkungen haben sollte. "Ich hätte doch draußen warten sollen...", grummelte er leise, während sie gingen, was Agwe aufschnappte und mit einem Lachen und freundlichen Schulterklopfer beantwortete. Langsam ging der Typ ihm doch wieder auf die Nerven.
Als zweiten kuriosen Ort des Abends stellte sich das Schiff des Priesters heraus, auf dem er nun gelandet war. Zum Teil war er froh, das Agwes Großvater in einer Kabine verschwand -er war ihm weiterhin unheimlich- aber die Crewmitglieder waren ihm auch nicht ganz geheuer. Da war etwas entfernt dieses Mädchen, dass ihn in der Bar fast augeschlitzt hätte, und er konnte schwören, wenn er sie nicht gerade anschaute, starrte sie ihn wie ein Raubtier an. Neben ihm standen mehrere Hühner, die sich lauthals unterhielten, und was der Türsteher da hörte, lies ihn mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zurück. Was hatten sie vor? Wozu brauchten sie den Käse?! Und welchen Teil von "Keine weiteren Fragen?!" verstand eines der teilnehmenden Hühner nicht? Warum war jeder Bekannter von diesem Priester so sonderbar, sogar die Tiere die mit ihm reisten? "Hast du schon wieder ein neues Haustier angeschleppt, Chef?" , hörte er vor sich, immer noch mit offenem Mund von dem gehörten dastehen. Ach ja, zur Crew des Priesters gehörte auch noch dieses glatzköpfige Mädchen. Ihm gefiel ihr Blick irgendwie nicht, er hatte etwas herablassendes, aber für heute hatte er schon genug Sorgen, er würde nicht noch einen Streit anfangen, nur weil er glaubte etwas zu sehen. "Wie wär’s wenn wir alle gemeinsam in die Oberstadt gehen und dort ein wenig Sightseein‘ machen, man? Ich zeig‘ euch die Gegend.“ Hörte er Agwe gerade noch sagen, als er etwas auf das Kommentar des Mädchens erwidern wollte. "Nicht nötig, ich leb-", bevor er weiter reden konnte hatte ihn der Priester schon wieder gepackt und schliff ihn von Bord. Er lebte doch schon über 10 Jahre hier, warum glaubte der Typ er hatte es nötig von ihm herumgeführt zu werden? Am liebsten hätte er ihm dafür eine verpasst, jedoch sprach dagegen das Gilbert ihm das nur schwer verzeihen würde und seinem Großvater würde das wohl auch nicht sonderlich gefallen. Mit dem wollte er wirklich keinen Ärger. Mit einem Seufzer lies er sich also ohne Gegenwehr mitführen. Nur kurz blickte er zu den Hühnern zurück und sagte "Ich würde als Käse Gauda empfehlen, für was auch immer ihr in braucht", bevor er weiterging ohne jemanden der Anwesenden sein Kommentar zu erklären. Sofort aber begannen die Hühner wie wild zu gackern und starrten den Bärtigen ungläubig nach.

So begann für Enrico eine der schrecklichsten Stunden seines Lebens. Orte und Gebäude, die er schon lange kannte wurden ihm gezeigt, als sollte er sich vor Spannung in die Hose machen und die Geschichten, die Agwe zu all diesen zu erzählen hatte sägten an seinen Nerven wie einst die Schulbücher seiner Mutter. Immerhin machte er so auch seine Runde, also konnte er sobald der Priester genug hatte einfach beruhigt gehen und sich wieder auf seinen Stammplatz begeben um vorm Schlafen noch einige Glässer zu leeren. Nur das Gefassel über das Voodoo, das hin und wieder von ihm kam, fand der Türsteher etwas interessant. Wenn Gilbert ihm davon erzählte, war er sofort gelangweilt und wechselte das Thema, aber irgendwie schaffte es der Priester es zumindest gut zu erzählen, dass ihm nicht sofort langweilig davon wurde. Dabei erfurh er auch noch neben dem Namen das glatzköpfigen Mädchens, dass sie auch schon einen höheren Rank im Voodoo hatte, was auch immer Geweihte bedeutete. Nickend zeigte er dem Priester, dass er zuhörte und wartete auf die nächsten Worte. Stattdessen hörte er das Aufprallen zweier Personen und spürte Agwes Hand, die sich in seine Schulter fast schon bohrte.

Enrico stand weiter neben Agwe, wie er nun einen Streit mit Rikki begann, bis dieser sich schließlich veränderte. Er wurde größer, haariger und begann auch mehr zu stinken, bis er zu einem Tier-Mensch-Hybrid wurde. Interessant was er nun war, aber die beiden neben ihm hatten natürlich keine Ahnung ”Ihr habt doch beide keine Ahnung! Das ist ne Ratte. Ich hab genug von den Dingern gesehen um eine zu erkennen, wenn ich sie seh‘“, er sah die Dinger ja jeden Tag im El Pollo Negro. Aber was ihm mehr sorgen machte gerade, hinter dem Ratten-Typen stand der Riese, der Gilbert bedroht hatte. Warum hatte er das Gefühl das würde heute noch nen schlechter Tag werden...
Als hätte er es beschworen drehte der Ratten-Typ, der sich anscheinend selbst für nen Mungo hielt, durch und befahl seinen Crewmitgliedern sie anzugreifen. Und wie es das Schicksal so wollte war natürlich sein Gegner der Riese. Schon stampfte er ohne ein zweites Wort von seinem Käptn zu erwarten auf ihn zu. Jetzt hieß es schnell denken. Sie waren hier auf dem Marktplatz und es waren immer noch Einwohner um sie herum. Wenn jetzt hier vier Kämpfe gleichzeitig ausbrachen würden viele verletzt werden, dass musste er verhindern, aber wie. "Kleiner Mann", hörte er in Gedanken verloren Gom sagen, bevor dieser ihn packte und einfach in einen Haufen Fässer am Rande des Platzes warf. Ein lautes Krachen und der Bärtige erhob sich nach einigen Sekunden den Kopf haltend aus dem nun dastehen Haufen Sperrholz, mit Wasser übergossen. Dabei hatte er diesen Monat doch schon gebadet...
Aber das wars! Den ganzen Abend musste er Agwe ertragen und nun wie ein Ball behandelt zu werden war der letzte Tropfen, der schließlich alles überlaufen lies. Er musste erstmal nur Weg von hier, wo keine Leute gefährdet waren, und dann würde er diesem Blecheimer zwei weitere Augenlöcher in seinen Helm schlagen. "Hey du Blechkopf! Wenn du nen Kampf willst dann folge mir, oder bist zu feige?" Leicht zu provozieren, wie Gom war, gab er ein Gröllen von sich und begann nun mit großen Schritten auf Enrico zu zulaufen. Dieser lies sich aber keine Zeit und begann instinktiv loszulaufen. Er war nicht besonders schnell, aber durch die teilweise engen Straßen der Ober- und Unterstadt wurde der Riese lange genug verlangsamt, dass er nicht mit Enrico mithalten konnte. Zumindest bis sie die breite Hauptstraße kamen. Da dauerte es nur wenige Sekunden, bis Grom Enrico erneut von hinten packte und warf. "Nicht schon wieder!" schrie der Bärtige noch, bevor er durch etwas brach.
Als er die Augen wieder öffnete, lag er auf den Überresten eines Tisches neben verwüsteten Stühlen. Sofort erkannte er den Ort an dem er war am Geruch und der Atmosphäre. Dieser Riese hatte ihn doch tatsächlich ins El Pollo Negro geschleudert. Naja, es würde zumindest nen vertrauten Kampfplatz abgeben. Langsam hiefte sich der Schwerfällige wieder auf und sah zu Gilbert, der verwirrt zwischen ihm und dem zweiten Loch in der Wand schaute. "Gil, du verschwindest besser von hier, es wird gleich heiß hier... aber las mir vorher noch ein Bier stehen". Bevor Gilbert noch etwas erwidern konnte, kam Goms Kopf schon durch eines der Löcher in der Wand, was ihn sofort schweigen lies, so schnell wie möglich einen Krug Bier hinstellte und durch die Hintertür verschwandt. "Na gut Rostlaube, Zeit dich mal schön zu verbeulen" "Kleiner Mann lustig" "Verdammt noch mal, hör auf mich klein zu nennen!"
 

Agwe

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Der Kampf zwischen Agwe und Rikki war erst wenige Minuten im Gange, doch schon jetzt hatte er eine Schneise der Zerstörung durch die Innenstadt Black Lungs gebrannt. Eine Unzahl an Fensterscheiben war zersplittert, die Fassaden von gut einem halben Dutzend Häusern ganz oder teilweise zerstört und die wenigen Passanten, welche sich noch in die Nähe dieses Kampfes trauten, hielten respektvollen Abstand.
Obwohl die beiden Kontrahenten über drei Meter groß und ziemlich breitschultrig waren, bewegten sie sich mit ungeheurer Schnelligkeit. Agwe biss immer wieder ruckartig zu, versuchte seine Zähne in Rikkis Arm oder seine Schulter zu versenken, damit sein Gift endlich in den Körper dieses Frevlers eindringen und ihm ein langsames Ende bereiten würde. Doch es gelang ihm nicht, weit genug vor zu dringen. Das Fell des Mungomenschen war ungeheuer dicht und seine Haut ein wenig elastisch wie Gummi, sodass seine Schlangenzähne kaum den notwendigen Halt fanden, um zuzubeißen. Agwe wusste es nicht, aber er konnte erahnen, dass das Mungo der natürliche Feind der Schlange war, von der Natur ideal dafür ausgerüstet, gegen die kaltblütigen Schuppenhäuter zu bestehen. Und es blieb nicht nur dabei, dass die Attacken des Voodoopriesters wirkungslos an Rikki abprallten. Seine eigenen taten das nämlich nicht. Er schlug mit seiner Brechstange zu oder kratzte Agwe mit seinen langen, scharfen Krallen, er biss und trat oder hielt den Schlangenmenschen in einer Art Schwitzkasten, wobei er dessen Genick so bog, dass seine Gelenkigkeit ihm kaum helfen konnte. Dieser Pirat kannte sämtliche Tricks und hatte keine Scheu, sie an zu wenden, das stand außer Frage. Agwe blutete aus einigen Wunden und blaue Flecken breiteten sich auf seinem Körper aus. Sein Atem ging schwer und nach einem fiesen Aufwärtshaken den Rikki ihm verpasst hatte war er nur um ein Haar an der Ohnmächtigkeit vorbei geschrammt. Es sah überhaupt nicht rosig für den Voodoopriester aus, während Rikki noch nahezu unversehrt war und immer wieder höhnische Kommentare abließ. ”Tachichichichi. Ist das etwa schon alles, was du drauf hast? Da kann ich mich ja fast schon wieder zurück verwandeln und den Job hier als Mensch zu Ende bringen!“ Kurz hielt er inne, als habe er genau das vor, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und griff erneut an. Zwei seiner Krallen schrammten über Agwes linken Arm und hinterließen tiefe, blutende Wunden, die höllisch schmerzten. ”Double Dragon!” In einem verzweifelten Versuch, das Blatt doch noch einmal zu wenden stieß Agwe ruckartig seinen Kopf nach vorne, mit dem Ziel, Rikki in die Schnauze zu beißen. Dort nämlich hatte der Mungo-Mensch Hybrid kaum Haare und die Haut war glatt und zart, sodass Agwe sie mit einem kräftigen Biss durchaus verletzen konnte.. doch dummerweise hatte Rikki damit scheinbar gerechnet, denn er drehte seinen gesamten Körper zur Seite, sodass Agwe ins Leere biss und beendete die schwungvolle Drehung mit einem mächtigen Tritt gegen Agwes Brustkorb, der den Voodoopriester in die nunmehr siebte Hauswand krachen und die Holzfassade splittern ließ. ”Pft! Als ob ich damit nicht gerechnet hätte! Anfänger, verdammter. Tachichichichi.” Rikki stapfte selbstbewusst auf Agwe zu, der nunmehr stöhnend am Boden lag, und trat mehrfach auf das Gesicht des Priesters auf. Er hatte vor, ihm die Schnauze zu brechen, vielleicht sogar seine Giftzähne heraus zu schlagen. Seine langen Krallen, die er auch an den Füßen hatte, kratzten über Agwes Schläfe und würden ihn sicherlich auch schwer verletzen, wenn diese Tortur so weiter ging. ”Da! Da! Und da! Das wird dich lehren, so mit Rikki Losmunth.. autsch!” Rikki hielt inne, einen verdutzten Gesichtsausdruck zur Schau stellend. Langsam, sehr langsam zog er seinen Fuß wieder hoch und sah, dass Blut daran klebte.. sein Blut. Agwe hatte ihn gebissen, direkt in die Fußsohle, die ebenfalls komplett haarlos war und heftig blutete. Rikki stieß einen lauten, verärgerten Schrei aus und trat erneut nach Agwe, doch zu seiner großen Überraschung ging dieser Tritt ins Leere. Wo gerade noch ein schwer verletzter, fast drei Meter großer Hybrid gelegen hatte, zischelte nun blitzschnell eine Schlange von knapp drei Metern entlang und verschwand in den Trümmern der Hausfassade. “Tachichichi! Du glaubst doch nicht etwa, dass du fliehen kannst? Ich finde dich, mein Großer, und wenn ich dich finde, dann…“ Anstatt sich in langen Drohungen zu ergehen verwandelte sich Rikki ebenfalls in seine Tierform, etwas, was er nur sehr selten tat. Ein Mungo, etwa von der Größe einer Hauskatze, hoppelte durch die Trümmer und keckerte hin und wieder laut und fordernd, während er dem feinen, doch für ihn deutlich hörbaren Zischeln der Schlange folgte, die sich unter den Holztrümmern dahinwand.

Weiter! Weiter! Agwe wusste, dass Rikki über ihm war und dass er, wenn er auch nur eine Sekunde innehielt, nach ihm schnappen würde. Seine linke Seite tat ungeheuer weh und er spürte, wie stark ihn dieser Kampf mitgenommen hatte. Doch er durfte jetzt nicht stehen bleiben, um keinen Preis. Unter den Holztrümmern war es dunkel, kaum ein Geräusch war zu hören, abgesehen von dem enervierenden Trippeln winzig kleiner Krallenfüße die, wie Agwe wusste, einem höchst gereizten Mungo gehörten. Zu seiner eigenen Überraschung stellte der Voodoopriester fest, dass er trotz der ihn umgebenden Dunkelheit, die nur stellenweise von ein paar Lichtstrahlen unterbrochen wurde, sehen konnte. Er brauchte nur seine Zunge auszufahren und er roch seine Umgebung, so genau und detailliert, dass er so etwas wie ein primitives Echolot vor seinem inneren Auge hatte, das ihn vor Zusammenstößen und anderen Unannehmlichkeiten warnte. Doch war es enorm primitiv und nicht sehr ausgefeilt, was Agwe aber nicht störte. Er ahnte bereits, dass diese Fähigkeit sich noch weiter ausbilden würde, wenn er diesen Kampf heil überstand. Und daran galt es jetzt zu arbeiten. In seinem Akt der Flucht nämlich lag keine Feigheit, sondern eine wohl überlegte Berechnung: Als Arzt wusste er, dass sich durch starke Anstrengung und Erregung der Pulsschlag beschleunigte, wodurch das Blut schneller durch den Körper zirkulierte. Und je schneller das Blut vom Herzen in die anderen Organe floss, desto schneller würde sich jegliches Gift im Körper verbreiten, das darin lag. Auch hatte Rikkis Verwandlung in die kleinere Kreatur durchaus ihr Gutes, denn ein kleinerer Körper hatte weniger Blut, sodass das Gift darin deutlich besser zum Tragen kam. Und tatsächlich, Agwe bemerkte nach kurzer Zeit, wie die Vibrationen von Rikkis Schritten langsamer wurden, unregelmäßig und durcheinander, als wäre der Pirat betrunken. Perfekt. Agwe begann, sich zurück zu verwandeln, zuerst in seine Menschengestalt…

Was war los? Der Biss in den Fuß war wirklich nicht verheerend gewesen, Rikki spürte die Verletzung eigentlich kaum. Er kam problemlos vorwärts und sein feines Gehör sowie die äußerst empfindliche Nase erlaubten es ihm, die zischelnde Schlange ohne Probleme durch den Schutt zu verfolgen, obwohl sie sich darin bestens versteckte. Doch er merkte, wie sehr ihn das alles mit einem Mal auszehrte, als habe er sich übermäßig verausgabt, obwohl das eindeutig nicht der Fall war. Er war ja nicht einmal richtig warm geworden! Sein Herz begann schneller zu schlagen, sein Atem ging flach und hastig und schließlich strauchelte er, fing sich gerade noch so und bekam Schlagseite, etwas was ihm sonst nie wiederfuhr. Was war hier nur los? Verwirrt registrierte Rikki, wie sich der Schutt zu seinen Füßen teilte und erkannte erst zu spät, dass die Schlange sich zurück verwandelte, in ihre menschliche Gestalt. ”Hiyah, lil’ guy”, grinste die baumhohe Gestalt ihn an und noch bevor Rikki sich auf seine Rückverwandlung konzentrieren konnte, hatte der Voodoopriester ihn gepackt und mit voller Wucht geschleudert, mitten auf eine Fensterscheibe zu. Rikki quiekte im Flug protestierend, doch es half nichts. Halb zurückverwandelt rauschte er durch das klirrende Fenster, die umherfliegenden Glassplitter zerschnitten seine Haut und zu allem Überfluss landete er mitten in einem brennenden Kamin, dessen Glut sein Fell entzündete und Rikki dazu zwang, sich in einem Menschen zurück zu verwandeln und aus dem Fenster zu hechten.
Zu Rikkis Pech jedoch hatte Agwe genau diesen Rückweg erwartet und ihm in seiner Hybridform einen warmen Empfang bereitet. Kaum dass er sah, wie der nunmehr menschliche Rikki aus dem Fenster sprang, drehte der Voodoopriester sich auf seiner Standfläche um die eigene Achse und traf den in der Luft befindlichen jungen Mann mit voller Wucht mit einem mächtigen Schwanzschlag. ”Samedi Tranquility!” Zum zweiten Mal flog Rikki mit ungeheurer Wucht über den Marktplatz, diesmal landete er zu seinem Glück nicht in einem brennenden Kamin, sondern sehr unsanft auf dem staubigen Boden, er wirbelte eine gräulich-braune Wolke auf und hustete, spuckte etwas Blut in den Sand.

Nun befanden sich beide Kontrahenten in einer nachteiligen Verfassung. Agwe blutete aus zahlreichen Wunden und hatte zahllose blaue Flecken, während Rikki ziemlich stark vergiftet und nur mit viel Glück um einen Niederschlag sowie mehrere gebrochene Rippen herumgekommen war. Obwohl es wahrscheinlich klüger gewesen wäre, jetzt sofort nach zu setzen, musste Agwe erst einmal zu Atem kommen, sodass Rikki genügend Zeit blieb, sich aufzurichten und seine Hybridgestalt wieder an zu nehmen.
”Nicht… übel…”, keuchte der Mungohybrid völlig außer Atem, seine Glasschnitte brannten wie Feuer und nur mit Mühe konnte er ausmachen, wo genau sein Gegner sich befand. ”Du bist starker… als ich dachte…” Agwe nickte nur, sagte aber nichts. Er wollte sich seinen Atem lieber ganz genau einteilen. “Aber trotzdem… wirst du verlieren… Du bist nicht reif für die See, verstehst du? Du musst bereit sein, alles zu geben! Und mehr. Viel mehr.“ Mit diesen Worten griff Rikki an einen kleinen Beutel, der nicht zu Edwards Gürtel gehörte. Mit spitzen Fingern holte er etwas daraus hervor, das wie ein kleines, rundes Bonbon aussah und warf es sich in den Rachen. Mit einem hohen, irgendwie unheilvollen Knacken zerbiss er die Nascherei und sog gleich darauf scharf Luft ein, während sein Fell sich sträubte. ”Uuuh jaaaaa…” Dann knickte er die Beine ein und mit einem Mal stand er vor Agwe, der keine Zeit hatte, irgendetwas zu tun als überrascht zu blinzeln. Rikkis Beine waren doppelt so umfangreich wie vorher, aber noch bevor Agwe das bemerken konnte, atmete der Mungohybrid aus und seine Krallen wurden doppelt so lang und scharf wie zuvor, sie erinnerten nunmehr an schwarze Dolche. ”Claw Machine Point!” Mit einer Art Aufwärtshaken zerkratzte Rikki Agwes Brustkorb, so tief und schmerzhaft wie nie zuvor, um ein Haar hätte der Voodoopriester das Bewusstsein verloren. Dann hob Rikki seine Brechstange, atmete ein und seine Arme nahmen ein unglaubliches Volumen an, waren jetzt fast so dick wie sein Körper. ”EA Smash!” Wie einen Baseball schlug er Agwe mit seiner Brechstange zur Seite, lachte triumphierend, als der Schlangenkörper auf dem staubigen Boden aufklatschte und eine ungemein große Wolke aufwirbelte, die für kurze Zeit den gesamten Marktplatz einzuhüllen schien. ”Da staunst du, was? Keine Ahnung, was in diesen Pillen drin ist, aber sie machen mich unglaublich stark! Stärker als jeden anderen auf dieser verdammten Insel! Tachichichichi!“
 

Edward Buraddo

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Es war alles schwarz um Edward herum. Wo war er? Was war passiert? Das letzte woran er sich erinner konnte, war dass er Rikki gegenüber stand, der alles andere als erfreut wirkte. Danach wurde alles schwarz. War er tot? Oder träumte er? Oder beides? Edward wusste es nicht. Er fühlte irgendwas… er fühlte wie er getragen wurde, aber er konnte nicht sagen ob das echt war oder nicht.

Langsam wanderte er durch die Dunkelheit, versuchte sich zu orientieren. Stellenweise meinte er etwas zu sehen, eine schwarze Gestalt, ein Schatten der über ihm stand und auf ihn herab sah… Er erkannte einen Zylinder. „Agwe?...“ fragte er in die Dunkelheit, doch er erhielt keine Antwort. Zumindest nicht von der Schattengestalt. „Du hast es also wieder mal geschafft, was?“ erklang eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah sich um, doch er konnte keinen sehen, von dem diese Worte hätten stammen können. „Hier unten, Trottel…“ erklang die Stimme ein weiteres mal. Edward senkte seinen Blick und guckte wer denn da mit ihm redete. ZU seinem Erstaunen strahlte ihn das weiße Gefieder des Huhnes an, das ihn erst vor kurzem vom Schiff verabschiedet hatte. „Was zur Hölle machst du hier, Hühnchen?“ Das Huhn stutze und sah an sich herunter, spreite die Flügel ab und schien zu kontrollieren, ob es wirklich ein Huhn war. Als es das erkannte, seufzte es. „Ganz im Ernst, deine komische Vendetta mit diesem Federvieh ist albern…“ „Was?“ Edward stutze. „Egal… hör zu, jetzt im Augenblick bist du wieder bei denen Freunden und dein Kapitän, den du verlassen hast, versucht dich wieder aufzupäppeln…“ Die Nachricht ließ Edward bedrückt zu Boden schauen. „Also selbst wenn ich sie von meiner Last befreien will, mach ich ihnen nur noch mehr Arbeit…“ sagte er, während er in die endlose Dunkelheit blickte. Das Huh schüttelte nur den Kopf. „Wenn du ehrlich so denkst, dann solltest du einfach aufgegeben. Seien wir doch ehrlich, das Schicksal wird dich immer zu dieser Crew bringen. Und sie werden nie ohne dich gehen. Sie haben dich bewusstlos und verletzt aus der Gosse gezogen obwohl du sie verlassen wolltest und kümmern sich um dich.“ Edward sah das Huhn wütend an. „Meinst du das ist mir nicht klar? Sie sind für mich wie eine Familie. Und genau das ist das Problem. Wenn das so weiter geht, endet es so dass sie irgendwann wegen mir…“ „Sterben!“ beendete das Huhn Edwards Satz. „Jeder stirbt eines Tages. Würdest du nicht dasselbe für sie tun?“ „Natürlich…“ Antwortete Edward ohne Nachzudenken. „Warum ist das dann grade bei ihnen ein Problem?“ das Huhn blickte Edward direkt in die Augen und seine Blicke bohrten sich in seine Seele. „Ich… weil…“

Das Huhn schüttelte den Kopf. „Ok, pass auf, hier ist deine Ausweg.“ Mit diesen Worten öffnete sich hinter Edward ein großes Licht, aus dem eine wohlige Wärme entwich. Es war ein einladendes Licht, dass alles in seinem Einflussbereich zu sich zog. „So einfach ist es, geh durch das Licht und du musst dir nie wieder Sorgen machen und niemand muss sich jemals wieder Gedanken um dich machen!“ Edward sah das Licht an. Obwohl es hell war, blendete es ihn nicht. Langsam drehte er sich dem Licht zu. „ODER du zeigst endlich mal, dass du nicht nur an dich denkst und zeigst etwas Courage!“ Die Bewegung des Tüftlers stockte. Er sah hinter sich, doch das Huhn war weg. Er war wieder alleine. Nur noch er und das Licht. Er überlegte, das konnte man ihm ansehen.
"Du Dummkopf..."
Hm? Woher kam das jetzt? Eine weitere Schattengestalt war über ihm zu sehen und Edward erkannte die Stimme. Vielleicht war er hier drinnen alleine, aber sicher nicht da draußen. Er atmete tief aus und setzte sich auf den Boden. Er sah zu dem Licht hinüber und schüttelte den Kopf. „Nicht Heute…“ sagte er leise und als wäre das das Codewort gewesen verblasste das Licht und ließ Edward wieder im Dunkeln sitzen. Kein Huhn, kein Licht. Nur er und seine eigenen Gedanken.

Zumindest bis er plötzlich eine starke Aura fühlte. Irgendwas hatte ihn gegriffen. Irgendwas zog an ihm.
Edwards Augenlieder zuckten. ”Rise and shine, little man.” Ein Schnipser gegen seinen Kopf ließ ihn endgültig in die Welt der Lebenden zurück kommen. Langsam öffneten sich seine Augen. Er war auf jeden Fall nicht mehr auf der Straße. Nein, er lag in seiner eigenen Hängematte. Es war also nicht nur ein Traum gewesen. Doch wer war das da neben ihm? „Agwe?“ fragte er, doch kaum hatten sich seine Augen wieder an das sehen gewöhnt, erkannte er dass er falsch lag. „Nicht ganz, little man...“ sagte Michelle. Aber er klang wie Agwe… die Stimme war ähnlich, der Slang derselbe. „Lass mich raten… Vater?“ Michelle grinste. „Nearly… Großvater…“ Edward sah die Decke an. „Da bin ich wohl wieder…“ sagte er. Michelle sah ihn an. „Die Loa sagen, du bist home, man…“ Diese Worte brachten Edward zum grinsen. Jap, eindeutig ein Verwandter von Agwe, auch er sprach über diese Geistergestalten… „AUAAAA…“ plötzlich schoss ein starker schmerz durch Edwards Körper. Michelle hatte seine gebrochene Hand genommen und seinen Finger hinein gedrückt. „Watchha words, little man. Keine Abfälligen Worte über die Loa while I am around!“ Der Tüftler starrte ihn an. Woher bitte wusste er war er gedacht hatte? „Deine Hand sieht übel aus… Selbst für meinen Enkel war das zu viel…“ murmelte Michelle und erst jetzt sah Edward auf seine Hand. Der alte Mann hatte die Schienen und die Bandagen abgenommen und Edward konnte durch die Haut sehen, dass alle Knochen kaputt waren und seine Hand unnatürlich wirkte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren legte Michelle seine Hand auf Edwards und schloss die Augen. Ein Gefühl von wäre durchfloss den Brillenträger und seine Hand zitterte leicht. Edward beobachtete was passierte ganz genau, doch konnte es nicht einordnen. Doch als Michelle seine Hand wieder frei gab, sah sie wieder völlig normal aus. Edward machte eine Faust… dann streckte er sie… Alles war geheilt. Ungläubig blickte er den alten Mann an. „Wie…“ Doch Michelle schüttelte nur den Kopf. „Loas way!“ Antwortete er. „Und jetzt… get up!“

Dem Befehlston des alten Mannes hatte Edward kaum was entgegenzusetzen. Sekunden später stand er vor seiner Hängematte. Er war noch immer recht wackelig auf den Beinen, die Prügel die er bezogen hatte wirkten scheinbar noch nach. Doch scheinbar war ihm nicht die Zeit vergönnt, sich zu erholen. Denn kaum dass er sicher stand, hob Michelle den Kopf. „We are not alone!“ „Hm?“ „Hier ist noch jemand…“ erklärte der alte Mann. Edward lauschte. Und tatsächlich, da bewegte sich doch wer an Deck. Sofort ging Edward los um zu überprüfen was da los war.

Kaum an Deck angekommen blickte er plötzlich auf einen Haufen Fässer, die eindeutig nicht auf das Schiff gehörten. Eine fremde Frau stapelte sie. Edward drehte sich um und sah Michelle an und hob dann seien Hand um ihm zu signalisieren zu stoppen. „Da ist jemand…“ Michelle zuckte mit den Schulter „Told ya…“ Edward sah wieder nach vorne, fixierte die Person die unerlaubt an Bord war. „Na ja, es steht zwei gegen eine, ich denke…“ „Nah man… das hier ist nicht mein Kampf, das ist deine Prüfung, little man…“ Edward stutze kurz und sah dann wieder hinter sich. Doch Agwes Großvater war einfach so verschwunden. „Was zum…“ Er sah sich um, doch nirgends war eine Spur von dem alten Mann. Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Doch viel Zeit blieb ihm nicht, sich darüber zu wundern, denn er musste sehen, was die Frau da machte.

„HEY!“ rief er ihr zu, während er auf sie zukam. Als er sich ihr zu erkennen gab, stockte sie und sah ihn an. „Menschen? Ein Mensch? Hier ist ein Mensch?“ war ihre Reaktion. Edward sah sie schräg an. Natürlich… Also… würden Sie mir vielleicht erklären was Sie hier machen?“ Doch die Frau schien ihn gar nicht mehr zu beachten. „Rikki hat nichts davon gesagt dass hier wer ist… Wie soll ich darauf jetzt reagieren… Dafür hab ich keine Befehle….““Rikki?“ Edward erinnerte sich an diesen Namen, natürlich tat er das. „Ah, was solls, ich jag ihn mit hoch…“ sagte die Frau und hopste von Deck. „Hochjagen?“ wiederholte Edward was sie gesagt hatte. In dem Moment hörte er ein zischen. Er folgte dem Geräusch und erkannte eine Zündschnur, die langsam herab brannte… zu PULVERFÄSSERN! Geschockt reagierte Edward und riss die Zündschnur aus dem Fass, warf sie zu Boden und trat sie aus. Was zur Hölle war hier passiert? Er sah sich nach der Frau um, doch sie war nicht mehr zu sehen. „Verschwindet heute eigentlich jeder einfach so?“ grummelte er, als er ein blitzen sah. Er sag genauer hin und erkannte ein Gewehr, dass auf das Schiff gerichtet war, genauer gesagt auf die Pulverfässer. „Oh Sch….“ Jetzt musste er schnell reagieren. Er drehte sich um und kniete sich neben die Fässer, wo er seine Hände auf den Boden legte. „Trap Door!“ unter den Fässern öffnete sich der Boden und sie fielen alle ins Innere des Schiffes. Nur wenige Augenblicke nachdem die Fässer unter Deck gefallen waren, schoss eine Kugel an Edward vorbei, die die Fässer getroffen hätte.

„HEYYYY!“ hörte er eine verärgerte weibliche Stimme schreien! Er selber drehte sich um und suchte vergebens nach ihr. „LASS DAS SCHIFF IN RUHE!“ schrie er in die Lagerhalle hinein. „Fein, dann werde ich halt erst dich los und DANN versenk ich den Kahn… Gott, warum kann es nie einfach sein…“ kam als Antwort zurück.
Etwas schlitterte über den Boden und traf Edwards Fuß. Es war eine von seinem Pistolenkisten. Darin befand sich seine Reservepistole, Munition und Pulver. Woher kam die denn jetzt? Edward sah sich um, doch konnte niemanden finden. „Verhext…“ grummelte er, doch er würde sich sicher nicht beschweren, dass seine Waffe in diesem Moment den weg zu ihm gefunden hatte. Bewaffnet trat er vom Schiff herunter und sah sich um. Er würde nicht zulassen, dass dem Schiff etwas passierte.
 

Haydee

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Das Problem, wenn man im gemütlichen Schlendergang von seinem Gegner weg geht ist, dass man relativ schnell eingeholt wurde. Wenn man es richtig anstellte und den Feind auf dem völlig falschen Fuß erwischte, dann kam man natürlich noch mal ein Stück weiter, aber man entkam auf diese Weise nicht. In Haydees Fall schaffte die Köchin immerhin beachtliche zweieinhalb Querstraßen, ehe die, nun deutlich angepisste, Yin-Fey sie eingeholt hatte. Mit einem lauten „Doyo~~~~“-Schlachtruf beschrieb der lange Kampfstab einen Halbkreis, welcher genau dort geendet hätte, wo Haydees Kopf wenige Sekunden zuvor gewesen war. Allerdings kamen bei diesem plumpen Angriff so viele Warnsignale auf einmal an, dass der Körper der Kopfgeldjägerin sich ganz von alleine nach hinten auf den Boden hatte fallen lassen. Dem Hieb entkam sie so, allerdings musste sie erst einmal verwirrt das Stabende anderthalb Meter über ihrem Gesicht bemerken, um bewusst zu realisieren, dass sie soeben angegriffen worden war. Und dann musste sie dem dunklen Holz mit den Augen folgen, bis sie schließlich an einem üppigen Busen hängen blieb, welcher den Blick auf das Gesicht ihrer angreifrein verdeckte. Als wäre nichts gewesen stand die kleine Köchin auf und klopfte sich ein wenig Staub von dem, ohnehin schon blutverschmierten und ruinierten, Kleid das sie trug. Dann sah sie zu Yin-Fey hinüber, die sich mit einem siegessicheren Lächeln die Brille zurecht rückte. "... oh ... du bist das ... darf ich ins Bett gehen ...?" Eine einzelne Strähne löste sich aus der perfekten Frisur und die schmale Brille verrutschte. Zum zweiten mal in fünf Minuten war die Piratin sprachlos. „NATÜRLICH BIN ICH DAS, DOYO~!! WER SOLL ES DENN SONST SEIN!? BIST DU IRGENDWIE ZURÜCKGEBLIEBEN!?“ Haydee sah auf ihre nackten Füße. Sie verstand nicht, warum diese seltsame Frau sie nun so anbrüllte. "... weiß nicht ... vielleicht ...?" Zwei, drei weitere Strähnen lösten sich und standen vom Schädel ab, als wären sie elektrisch aufgeladen, während eine dicke Zornesader auf ihrer Stirn pulsierte. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte die Savage-Piratin ein zweites mal losbrüllen, aber dann kicherte sie nur leise, lehnte den langen Stab gegen ihre Schulter und strich sich mit beiden Händen in einer fast schon obszönen Weise die Haare wieder glatt. Dabei glitt sie auch über den Panda, der darin steckte. „Ich bin eine reife, erwachsene und einfach hinreißende Frau, doyo~, und muss mich über ein so kindliches Verhalten nicht mehr aufregen. Du bist ein sehr ungezogenes Mädchen, aber wenn du ab jetzt artig bist, dann werde ich dich kurz und schnell ausschalten. Hach bin ich gütig, doyo~. Ich bin wie eine Taube ... nein, eher wie ein Schwan ... was meinst du, welches Tier verkörpert mich am besten, doyo~?“ Yin-Fey war von den Gedanken an sich selbst so eingenommen, dass sie sich selbst von der eigentlichen Situation vollkommen abgelenkt hatte. Eben noch zornig, schmiss sie sich nun vor Haydee in Pose, in der Annahme, nun ein Kompliment zu empfangen. "... eine Kuh ...?" Jetzt entglitt Yin-Yin der Gesichtsausdruck entgültig. „Eine ... was!?“, fragte sie mit so einer Ruhe, dass man die Gefahr praktisch in der Luft schmecken konnte. Dessen schien sich Haydee aber absolut unbewusst zu sein. Stattdessen hob sie nur den linken Arm und deutete auf die üppigen Brüste der Piratin. "... große Euter ..."

Das war es dann wohl so ziemlich entgültig gewesen. Mit diesem Kommentar hatte Haydee es sich für immer mit dem Succubus verspielt. Man konnte förmlich die Wutflammen sehen, die in Yins Augen loderten. Irgendwo in ihrem Kopf war soeben ein Schalter von *Friedlich* auf *Töten* umgestellt worden. „Bring ... it ... on ... doyo~!” Ohne weitere Worte und auch ohne Kampfschrei, stürzte sich Yin-Yin in den Kampf und dieses mal meinte sie es ernst. Die Mojo-Köchin jedoch zeigte noch immer kein Interesse daran, zu kämpfen. Vor einigen Stunden war diese Frau noch sehr nett gewesen und jetzt war sie es plötzlich nicht mehr. Niemand hatte sie dazu angewiesen zu kämpfen und darum sah die Traumtänzerin dazu auch keinen Grund. Das bedeutete nicht, dass sie überhaupt nichts tat, denn sie wich den kräftigen Angriffen der rasenden Furie tänzerisch aus. Ihre halbgeschlossenen Augen starrten leer nach vorne, während sie immer wieder abtauchte, sich fallen lies oder sonst irgendwie auswich. Die beiden Kämpferinnen schienen in etwa das selbe Tempo zu haben, aber Haydee verfügte über die besseren Reflexe. Was es jedoch auf keinen Fall zu unterschätzen galt, war Yin-Feys Wut. Die steigerte sich nämlich mit jedem Fehlschlag noch ein wenig. „Halt. Endlich. Still!“ Mit jedem Wort stieß Yin mit ihrem Kampfstab zu und bei jedem Treffer bohrte sich das Holzende durch die massiven Steinwände hinter der Träumerin, als wären diese aus Papier. Beim letzten Stoß flogen einige Steinsplitter ganz dich an Haydees Gesicht vorbei. Unwillkürlich verfolgte die Kopfgeldjägerin der Flugbahn und bemerkte, dass sie sich direkt vor dem Spa befanden. Die Loa hatten wohl ziemlichen Spaß daran, sie an diesen Ort zu bringen.
Das die Träumerin in diesem Augenblick zu Verhängnis wurde, war ihre unfähigkeit, sich lange auf ein Ziel zu konzentrieren. Diese eine, kleine Ablenkung war bereits eine zuviel gewesen. Yin-Feys Kampfstab beschrieb ein weiteres mal einen Bogen und traf Haydee mit voller Wucht in den Rücken. Die Wucht riss sie von den Füßen und schleuderte sie durch die geschlossene Doppeltür in den Eingangsbereich des Badehauses. Die dünne Tür zerbarst unter ihrem Gewicht und als sie wieder zu sich kam, lag sie in einem Haufen Trümmern, während ihre Gegnerin durch das Loch schlüpfte, dass im dünnen Holz entstanden war. Haydee versuchte sich aufzurichten, aber ihr ganzer Körper brannte und ihre Hand rutschte auf den Splittern weg, woraufhin sie wieder mit dem Kopf auf den Boden knallte. Überall um sie herum waren die blöden Sterne, die sie immer sah, wenn ihr etwas weh tat. Alles andere nahm sie nur verschwommen und langsam war. Sie konnte Agwes Zylinder erkennen, der vor ihr über den Boden rollte. Sie hatte ganz vergessen, dass ihr Kapitän ihr diesen auf den Kopf gesetzt hatte. Und jetzt lag er im Dreck. „Ich geb zu, ausweichen kannst du, doyo~“ Die verführerische Stimme klang dumpf und wie aus weiter Ferne, während das Klacken von Hochhackigen Schritten überall um ihren Kopf herum war. „Aber wenn du nicht kämpfen willst, hast du schon verloren. Das dieser Hieb dir nicht das Rückgrat gebrochen hat. Hast du da irgendetwas, doyo~?“ Neugierig ging Yin-Fey neben ihrem hilflosen Opfer in die Knie und zog das Kleid nach oben. Eine kleine, flache Ebenholzschatulle kam zum Vorschein, die wohl die Hauptwucht abgefangen hatte. Mit einem Fingerschnippen öffnete sich das kleine Scharnier und die darin aufbewahrten Küchenmesser kamen zum Vorschein. „Die sind hübsch, doyo~. Vielleicht nehm’ ich die mit. So schöne Messer sollten jemanden gehören der Schönheit zu würdigen weiß!“
Haydees Hand ballte sich um einen größeren Splitter zur Faust. "... das sind meine ...", murmelte sie und erntete dafür einen schlag mit der flachen Hand gegen ihren Kopf. "... das sind meine ...", konterte sie störrisch, "... die haben Edward und Gimbli für mich gemacht ..." Das weckte nun wieder Yin-Yins Interesse. „Oh, die sind von meinem Eddilein, doyo~? Dann werde ich sie erst recht mitnehmen. Du scheinst ja nicht einmal mehr aufstehen zu können!“ Mit der Linken löste die Piratin den Messerkoffer von Haydees Gürtel und verpasste der beraubten im aufstehen einen weiteren Schwinger mit dem Kampfstab. Mit ausladendem Schritt machte sich Yin zurück zu dem Loch, durch das sie gekommen war. "... das sind meine Messer ..." Überrascht sah die Savage Piratin über die Schulter und bemerkte, dass ihre Gegnerin wieder auf wackeligen Beinen stand. Sie hatte eine von den kleinen Flakons von ihrem Gürtel gelöst, entkorkt und schluckte deren Inhalt auf Ex herunter. Kurz schüttelte sie sich und dann fixierte sich ihre Augen auf die schmale Schatulle, die Yin-Yin unter ihren Arm geklemmt hatte. 'Kastanien aus dem Feuer holen' Drei Sekunden dauerte das folgende. Haydee überbrückte die drei Meter zu ihrer Plünderin. Sechs mal schlug jede Hand punktgenau in Yin-Feys Magengegend. Diese lies die Schatulle fallen, welche von Haydee aufgefangen wurde und wieder an ihrem Gürtel befestigt wurde, jedoch nicht, bevor sie die beiden längsten Messer hervor geholt hatte. Die Hälfte ihres Gesichts wurde von den langen Haaren bedeckt, während das freie Auge ihre Gegnerin mit etwas ansah, dass man fast schon Wut nennen konnte. Mit der linken Hand drückte sie sich Agwes Zylinder tiefer auf den Schädel, damit dieser nicht noch einmal abhanden kam. Yin-Fey würgte einmal, fing sich dann aber wieder. „Du warst doch gerade fast tot. Wieso stehst du jetzt wieder? Was hast du da getrunken!?“
Haydee sah auf ihre Uhr, dann zu der Piratin, die wieder Kampfhaltung eingenommen hatte. 22 Sekunden. "... das war Ayizans Habgier ... meine Kreation ... entfernt alle Schmerzen und macht für fünf Minuten komplett schmerzunempfindlich ..." Schmerzen waren Haydees größte Schwäche. Solange ihr etwas weh tat, konnte sie nicht kämpfen. Dass nach den fünf Minuten alle Schmerzen wieder auf sie eindringen würden, verschwieg sie in einem , sagen wir mal Anflug von Vorrausicht. "... Agwe sagt, wer mir ein leid zufügt, den darf ich ausschalten ..." „Das glaubst du doch selbst nicht! Nicht nach dieser miesen Show bisher, doyo!“ Haydee antwortete nicht mehr. Sie lies Taten für sich sprechen. Sie stürmte erneut nach vorne, tauchte unter der Abwehr Yins hinweg und versetzte ihr eine Reihe von Angriffen. Die längere Reichweite des Kampfstabes half nichts, wenn der Feind direkt vor einem stand, da wurde er sogar behindernd. Mehrfach flogen die unterschiedlich geformten Küchenmesser durch die Luft. Als die beiden Frauen sich wieder trennten, tropfte Blut vom Damaskusstahl. Einen Augenblick lang sah Rikkis Gefolgsfrau einen Bluttropfen an einer der Klingen entlang laufen und dann zu den Schnitten an ihren Armen. Beide Stulpen waren zu boden gefallen und die Wunden, die sich von den Handrücken zu den Ellenbogen zogen, brannten. Haydee stand nur auf dem linken Fuß und hatte beide Arme seitlich ausgestreckt. Auch wenn es wie ein Fauxpas für jeden Schwertkämpfer aussah, war für die Traumtänzerin eine gefährliche Angriffshaltung. „Pff, nicht schlecht kurze. Du nutzt deine kürzere Reichweite zu deinem Vorteil, doyo~. Aber wenn du ernst machst, dann mach ich das auch!“ Yin-Fey änderte den griff um ihren Kampfstab und umklammerte die beiden Enden. Dann machte sie eine ruckartige Drehbewegung, etwas klickte deutlich und der Stab trennte sich in drei gleichgroße Teile aus, die durch dünne Ketten miteinander verbunden waren. Ein Ende lies sie rotieren, während sie das Andere und das Mittlere mit jeweils einer Hand fest hielt. „Mach dich bereit, meinen Ruriiro Kujaku kennen zu lernen, doyo~! Ich wurde noch nie besiegt, wenn ich die Abschnitte teile. Das wird dein Untergang!!“ Es verblieben noch vier Minuten.
 

Enrico

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Enrico starrte genau auf die Löcher in dem Helm des Riesens, hinter dem sich seine Augen befanden. Eine Minute, so lange standen beide jetzt schon da. Gilbert war sicher schon in sicherer Entfernung. Beide Kontrahenten warteten nun die erste Aktion des Gegners ab, ein Verhalten, dass der Musiker dem Riesen gar nicht zugetraut hatte. Er war sich sicher, dass er sofort auf ihn zugestürmt wäre wie zuvor, doch anscheinend war er nicht ganz so dumm, wie er annahm, zumindest was das Kämpfen anging. Wie sollte er nur am besten vorgehen? Sein Hauptangriffsmittel, die Ohrfeige, würde dank des Helmes nicht viel bringen, außer dass er sich die Finger brechen konnte. Und solange Gom immer noch den Hammer in der Hand hielt konnte er ihn schnell genug zu einem Gegenangriff heben, sollte sich der Rausschmeißer ihm nähern. Und das Bier würde auch langsam warm werden, ihm musste also schnell etwas einfallen. "Kleiner Mann fängt an zu langweilen...", meinte der Riese plötzlich und ging auf Enrico zu. Jetzt hieß es genau zu schauen, was er machen würde, und darauf dann einen entsprechenden Gegenangriff machen. Langsam wanderte Goms Hammerhand in die Höhe...

Ein Hammerschlag, und der Tisch, der sich vor kurzem noch hinter Enrico befand, lag nur mehr in Einzelteilen da. Zum Glück konnte der Musiker genau sehen, wann der Riese zum Schlag ausholte und einen Satz zur Seite machen. Gom mochte den Hammer zwar einhändig schwingen können, aber der war immer noch zu schwer, um dies auch in einem guten Tempo zu tun. Man müsste wirklich blind sein, um sich treffen zu lassen. Gom, verwundert darüber dass er anstatt seines Ziels einen Tisch erwischt hatte, kratzte sich leicht an der Metallhelm, die er trug bevor er langsam den Hammer wieder in die Höhe hobte. Das war die Gelegenheit, auf die Enrico gewartet hatte. Gom's Verteidigung war komplett offen und in schnellen Schritten rannte er auf den Riesen zu. Dieser Kampf musste ein schnelles Ende nehmen, bevor er mit seinem Hammer die ganze Bar auseinander nahm. Reflexartig spannte er jeden Muskel in seinem linken Arm an, holte aus und schlug auf die entblößte Magengegend des Riesen zu. "Hm? Ist da Fliege auf Bauch" Enrico konnte es nicht fassen. Dieser Typ hatte anscheinend Bauchmuskeln wie Stahl, wenn nicht noch härter. Anstatt dass er ihn in die Knie zwingen konnte, hatte er es gerade nur geschafft das seine eigene Hand gerade schmerzte wie nur was. "Oh, kleiner Mann ist das..." kam es von Gom nur, und schlug ihn mit seiner freien Hand zur Seite, direkt in einen weiteren Tisch. Verdammt, der Riese war härter als Enrico angenommen hatte. Von der Seite konnte er zudem den Schatten eines Hammers erkennen, der gerade wieder zum Schwung angehoben wurde. "Scheiße...", war alles, was der Türsteher sagen konnte, bevor er sich vom Tisch runterrollte, der im nächsten Moment auch zu Kleinholz verarbeitet wurde. Dieser Hammer musste weg, soviel war sicher. Schnell erhob sich der Rausschmeißer wieder auf seine zwei Beine und machte das Erste, was ihm in den Sinn kam. Er packte das nicht weit entfernte Handgelenk von Goms Hammerarm und drückte zu. Gleichzeitig kam ihm eine Passage aus einem alten Biologie-buch wieder in den Kopf. 'Wird das menschliche Handgelenk an der richtigen Stelle unter starkem Druck gesetzt, ziehen sich die Bänder so zusammen, dass die Hand selbst einen gelösten Zustand annimmt'. Zum einen verfluchten Enrico sich, dass er sich anscheinend noch immer an solche Dinge erinnerte, konnte aber nicht den Fakt übersehen, dass es ihn jetzt zumindest half. Denn wirklich, wie das Buch damals gesagt hatte, lockerte sich Goms Griff im den Stiel, bis er schließlich zu Boden fiel. Sofort lies Enrico danach das Handgelenk los und packte stattdessen den Hammer, um ihn unter großer Anstrengung aufzuheben. Das Teil war bei weitem schwerer, als Enrico es sich vorgestellt hatte, und gerade das machte es noch gefährlicher. Wenn der Riese seinen Hammer wiederbekommen würde, war es für Enrico gelaufen, er könnte ihn sicher kein zweites Mal entwaffnen. Mit einen großen Schwung schleuderte er deshalb den Hammer durch eines der Fenster hinaus auf die Straße. "So Blecheimer, wir zwei klären das jetzt wie richtige Männer, mit unseren Fäusten. Keine Waffen", meinte der Bärtige, sich jetzt um einiges sicherer fühlend. "Mein Hammer...", kam es von Gom nur, auf seine leere Hand starrend. Eine Wutader bildete sich auf der Stirn des Rausschmeißers. Dieser Typ sollte ihn endlich ernst nehmen! Wieder rannte er auf den Riesen zu, erneut seinen Bauch anvisierend. Diesmal streckte er jedoch seinen Ellbogen aus, um Gom damit zu rammen. Mit der Wucht des Aufschlags und seinem, vielleicht doch etwas erhöhtem Gewicht, musste er diesmal etwas spüren. Und tatsächlich, Enrico konnte hören, nachdem sich sein Ellbogen in der Magengegend des Riesens befand, wie dieser scharf ausatmete.

"Kleiner Mann...doch nicht so schwach", keuchte Gom, immer noch nach Luft ringend. Enrico lächelte. "Ich muss zugeben, du bist auch nicht so schlecht. Dass ist ein Kampf, an den ich sicher später noch lächelnd zurückdenken werden" Für einen kurzen Augenblick hätte man glauben können, die zwei wären dickste Freunde, doch ein Schlag Goms stieß den Musiker mehrere Meter zurück. Schmerzend hielt sich Enrico seine Nase, er konnte das Blut spüren, das langsam rausfloss. Dem Schmerz zu deuten war es sehr wahrscheinlich, dass sie gebrochen war. So fühlten sich die ganzen Leute, denen er selbst schon die Nasen gebrochen hatte also. "Das kriegst du zurück...", meinte er schnaufend, er würde es trotz dieses dämlichen Helms irgendwie schaffen, dem Riesen auch die Nase zu brechen, und wenn es das letzte war, was er tun würde.
 

Momo

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Jegliches lebendes Wesen, das einen normalen, rechtschaffenden Verstand besaß, hätte bei dem Anblick Korras aufgeschrien, die Hand vor den Mund geschlagen und hätte sofort Reißaus genommen. Dieses Ding war wirklich keine Augenweide, nicht einmal, wenn man sie von der Ferne aus betrachtete. Sie sah aus wie eine missgestaltete Puppe, welche man aus dünnen Strohhalmen zusammen gesteckt hatte. Und bei ihrer Kleidung war man ziemlich einfallslos gewesen. Der Sack aus Jute ließ nicht einmal ein paar Fantasien offen, was sich unter diesem Stoff verbarg, sondern schleuderte jedem, der sie eine gewisse Weile betrachten durfte, die Wahrheit ins Gesicht. Und obwohl diese dünnen Zahnstocherärmchen so zerbrechlich wirkten, hatte Korra Momo innerhalb von einer Sekunde zurück auf die Bretter geschickt, die doch wohl doppelt so schwer war.
Die Teufelsdame spuckte aus und wühlte sich ein zweites Mal aus dem Haufen Schutt. Dabei wirbelte sie so viel Staub auf, das sie husten musste. Nur Korra blieb stumm hinter ihrer Maske. Atmete sie überhaupt?
"Weißt du was? Ich wäre lieber ganz woanders... Ich wäre lieber da drüben, bei diesem Mistsack-Mungo, um ihm seinen haarigen Arsch aufzureißen und du nervst mich bei diesem Vorhaben nur..." Nicht einmal bei diesem Miststück konnte Momo ihren sarkastischen Wortschwall beenden. Als hätte Korra das als Aufforderung gesehen, war sie mit zwei Sätzen aus Momos Reichweite. "Hört mir heute gar keiner mehr zu oder was? Bleib stehen!" Aus reiner Wut und weil ihre Beine wegen der ganzen Lauferei schon höllisch weh taten, schnappte sie sich einen Faustgroßen Stein und warf ihn mit aller Kraft nach Korra. Aber dieser krachte nur nach wenigen Metern gegen eine Mauer, zwei Armlängen neben dem Ziel. Nur Maman Brigitte hätte sich bei den nachfolgenden Fluchwörter wohl nicht die Ohren zugehalten, sondern hätte die nun laufende Teufelsdame noch angefeuert.
"Was ist denn das?", meldete sich Vellie aus den tiefen Abgründen ihrer Gedanken. Ein Wunder, denn mehrere Stunden hatte er die Klappe halten können. "Ich will es gerade rausfinden, also stör mich nicht", fauchte die Glatzköpfige zurück und überquerte gerade einen mehr oder weniger großen Platz, an dessen Ende sie die dünne Gestalt der Ausgestoßenen ausmachen konnte. "Na dann mach mal schneller. Die entwischt dir noch."
"Die ist doch viel zu schnell für dich, Kleines. Du musst sie-"
"Schnauze halten!"
"Lass mich ausreden!"
"Nicht jetzt. Ich weiß ja nicht einmal wo dieses Flittchen hin will!"
"Willst du nicht eh wo ganz anders sein?"
"Du musst sie in die Enge treiben. Auf offenem Gelände ist sie viel zu schnell für dich."
"Ach was du nicht sagst. Kleiner Tipp: Wir sind auf offenem Gelände! Ich würde sie ja gerne mit auf ein kleines Zimmer nehmen, in dem ich ihr bei Kerzenschein eine reinhauen kann!" Sie hätte lieber den Mund halten und ihre Luft für das Laufen aufsparen sollen. Nachdem sie den Platz überquert hatte, war ihre Kondition schon zu Ende. Der Raucherhusten meldete sich zurück, als sie sich japsend auf ihre Knie stützte.
"Du solltest nicht so viel rauchen.."
"Du solltest mehr trinken..."
"Ich sollte mir einen Nagel in den Kopf hauen..."
Die nächsten Augenblicke konnte Momo später nicht mal annähernd beschreiben, weil es viel zu schnell ging. Doch an ein Geräusch konnte sie sich erinnern. Es hörte sich an wie ein schweres Gefährt, welches die Straße runtergerast kam und sie mit so einer Wucht traf, das sie einen Filmriss von unbestimmter Länge bekam.

Ihr Blick war verschwommen. Nur das Gefühl von einer warmen Flüssigkeit, welches an ihrer Schläfe hinablief, war so stark, das sie sich für die ersten Sekunden darauf konzentrierte, bis sich ihr Blickfeld schärfte. Glitzernd rote Augen stierten ihr entgegen. Sie lag wohl – mal wieder – auf dem Boden, denn der Untergrund war ziemlich unbequem.
"...voll erwischt... blutet..."
Die Stimmen klangen verzerrt und von weit her. Momo versuchte mit aller Kraft ihre Augen offen zu halten. Was war das? Was hatte sie so schwer getroffen? Eine knochige Hand schloss sich um ihren Hals und drückte mit einem Mal so fest zu, dass das leise Pfeifen in ihren Ohren zu einem lauten, durchdringenden Ton anschwoll.
"Du kannst mich nicht umbringen", grinste Momo mit erstickter Stimme. Die Hand drückte fester zu und aus reinem Reflex versuchte die Teufelsdame diesen Druck von ihrem Hals zu nehmen. Weiße Punkte blinkten vor ihren Augen wie fallender Schnee und ließen die roten Augen der Maske im Kontrast nur noch heller erstrahlen. Ihre Handschuhe schlossen sich um das dünne Handgelenk Korras, doch in ihrer Situation war es beinahe unmöglich, diesen Druck von sich zu nehmen. Sie schien sich mit ihrem ganzen Körpergewicht, das noch übrig war, auf den Hals der Amazone zu stützen. Momo wollte den zweiten Arm hinzu nehmen, um endlich dieses Mistvieh von sich zu stoßen, doch bemerkte dabei, das er unter einem riesigen Balken eingequetscht war... auf dem eine vertraute Person saß, die ihr mit einem Lächeln Rauch ins Gesicht pustete.
Es knackte.
Korra schrie auf und ließ mit einem Mal von Momo ab, während sie sich ihr gebrochenes Handgelenk hielt. Luft strömte hustend in ihre Lungen und die Amazone versuchte sich so schnell wie möglich aufzurichten. Noch immer war die Welt verschwommen und unklar, aber das hielt die Glatzköpfige nicht davon ab, das Streichholzmännchen mit einem seitlichen Kick von den Füßen zu fegen. "Miststück... verdammtes...", hustete Momo weiter und wankte etwas, als sie ihren Kopf schüttelte. Ihr linker Arm pochte unangenehm, aber anscheinend war er nicht gebrochen, denn bewegen konnte sie ihn noch problemlos, wenn auch unter Schmerzen. Die Frau auf dem Balken war verschwunden. Korra war genauso verschwunden, nämlich durch eine Mauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Und kaum hatte Momo den Entschluss gefasst, ihr hinterher zu gehen, ertönte das gleiche Geräusch, wie schon vor dem Filmriss. Doch diesmal sah es Momo kommen. Ein riesiges Rad aus Metall kam durch die Mauer geschossen und hätte sie umgefahren, hätte sie nicht einen Satz zur Seite gemacht. Ein dunkler Schatten huschte aus dem Loch heraus und ein paar Augenblicke später, kam das Rad erneut auf Momo zu. Diesmal blieb sie stehen, mit festem Stand und beide Hände ausgestreckt. Jedoch war die Wucht dieser Waffe viel zu groß, als das sie sie hätte abwehren können. Abermals wurde die Glatzköpfige wie eine Spielfigur davon geschleudert, diesmal in den ersten Stock eines Wohnhauses.
"Bwahahaha! Hättest du gedacht, du könntest das Ding mit bloßen Händen aufhalten?"
"DAMN! Get out of my house!"
Das kann ja wohl nicht wahr sein. Langsam richtete sich die Amazone auf und wischte sich das Blut aus den Augenwinkeln. "OUT OF MY HOUSE!" Erst jetzt bemerkte sie, das Korra sie zielsicher in ein Badezimmer geschleudert hatte, in der gerade ein junges Pärchen geduscht hatte. Jedoch war dort keine Badewanne mehr... oder ein Badezimmer. Mehr ein verwüstetes Zimmer mit zerbrochenen Kacheln. Aus dem abgebrochenen Wasserhahn spritzte Wasser, während sich die Frau kreischend in Sicherheit brachte. "Jaja, ist ja gut!", keifte die Ausguckdame zurück und humpelte zum Eintrittsloch. "Aber ich bin nicht für das Kreischen deiner Frau verantwortlich! Wahrscheinlich ist sie genauso enttäuscht wie ich, bei deinem Anblick... oder dem deines kleinen Freundes!"
Wahrscheinlich hat der Kerl sie sogar verstanden, denn seine dunkle Hautfarbe wurde mit einem Mal noch dunkler. Rot konnte er ja schlecht werden...

"Jetzt reicht´s." Momos Zähne gruben sich in alles, was in ihrem Umkreis zu finden war. Sie biss in Blechteile, Holzbalken, Ziegelsteine, Glassplitter... bis ihr Magen beinahe platzte. Viel Kapazität schien sie wohl nicht zu haben. Gut zu wissen. Doch das dürfte reichen.
Korra war in einiger Entfernung auszumachen und guckte neugierig zu ihr herüber. "Du bist ein Niemand, Korra Jiddas. Der Arsch der Welt hat dich ausgespuckt, direkt in die Arme eines haarigen Biests, der keine Gerechtigkeit kennt." Fingerdicke Splitter durchstießen langsam die Haut der Amazone und fraßen sich ihre nackten Arme nach oben. Glasscherben verliehen ihr eine gänzlich neue Frisur und je mehr von den gefressenen Gegenständen auf ihrer Haut erschienen, desto breiter wurde ihr Mund. Sie entblößte ihre spitzen Zähne, die noch eine Reihe hinzubekam. Bis zu den Ohren wuchsen ihre Mundwinkel zu einem grausam glücklichen Lächeln und der Schein ihrer violetten Augen blitzte auf. "Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du nur noch in Fetzen Baron Samedi entgegen treten. Kein Wort wirst du ihm von deinem Wissen übergeben können, denn ich werde dir deinen Mund genau so zunähen, wie auf deiner grässlichen Maske!"
 

Agwe

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Seit er den Loa geweiht worden war, hatte Agwe die Hoffnung nie gänzlich sinken lassen. Er hatte an sich gezweifelt, das wohl, nie aber daran, dass sich trotz all seiner Unzulänglichkeiten alles zum Besten wenden würde. Wann immer er Fehler machte, machte er sich bewusst, wie sehr doch im Grunde alle sterblichen Wesen solche Fehler ununterbrochen begingen und nur die Loa, größte und mächtigste aller Wesen, frei von ihnen waren. Das war vielleicht nicht dazu angetan, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, doch bei Agwe tat es erstaunlicherweise stets genau das: Es hob seine Laune sofort und er war in der Lage, weiter zu machen. Mit so mächtigen Freunden an seiner Seite, wie konnte er da scheitern? Dieses Wissen, so schwer nachvollziehbar es für manche auch war, hatte ihn durch stürmische Zeiten hinweg begleitet und er hatte nie auch nur ein einziges Mal an ihr gezweifelt. Und selbst jetzt, wo er sich in Todesgefahr befand, rückte er kein Stück davon ab.

"Da! Da! Und da! Friss' das und verreck' dran!" Rikki Losmunth hatte seit dem Verzehr der mysteriösen Pille, die ihm seine Kräfte verliehen hatte, keine Sekunde ungenutzt verstreichen lassen. Welche Kräfte auch immer sie ihm genau verliehen hatte, er wusste es selber nicht im Detail, er spürte sie wie einen Alkoholrausch. Längst hatte er sein rotes Stirnband umgeknotet, das anzeigte, wie ernst ihm dieser Kampf war und er drosch nach Herzenslust auf seinen Gegner ein. Er traf ihn mit Krallenhieben und Bissen, in den Magen und ins Gesicht, er warf ihn zu Boden und drosch mit seiner Brechstange auf ihn ein, aber eines gelang dem Piraten nicht: Agwe so hart zu treffen, dass dieser liegen blieb. Egal, wo und wie hart Rikki den Voodoopriester auch traf, irgendwie schaffte dieser es immer, sich noch einmal auf zu richten und weiter zu kämpfen, obwohl er mittlerweile einiges an Blut verloren und mehrere gebrochene Knochen hatte. Wie er das schaffte, war Rikki schleierhaft, doch es beunruhigte ihn nicht im Geringsten. Selbst wenn seine Zeit auslaufen würde, so schwer wie der Schlangenpriester mittlerweile verletzt war, konnte er unmöglich das Blatt noch einmal wenden und Rikki machte sich diese Tatsache immer schamloser zu nutze.
"Sooo", schnurrte der Pirat schließlich mit gefährlicher Stimme, als er in seiner Attackentirade endlich innehielt. Er hatte Agwe weit durch die Stadt geprügelt, bis hin zu den Docks, wo ihrer beider Schiffe vor Anker lagen. "Das hat Spaß gemacht, ncith wahr? Naja, mir vielleicht mehr als dir. Tachichichichi." Mit der Ruhe eines Mannes, der keine Gegenwehr mehr zu befürchten hatte, packte er Agwe am Hals und drückte zu. Dann holte er kräftig aus und schlug mit Agwes Körper die Wand der Lagerhalle ein vor der sie gerade standen, wobei er im genau richtigen Moment losließ, um den Voodoopriester mit voller Wucht wegfliegen zu lassen.

Agwes gesamte Welt löste sich in Schmerzen auf. Blut rann seine Mundwinkel hinab, er spürte, dass er mehrere gebrochene Knochen hatte und als er gegen die Wand geschleudert und wie eine Puppe umhergeworfen wurde, verlor er tatsächlich kurz das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam sah er, dass er sich unfreiwillig in seine menschliche Form zurück verwandelt hatte. "Schlange...", dachte er undeutlich, aber anstatt sich fließend in das mächtige Reptil zu verwandeln, das seine Mischform war, wurde er nur sehr langsam zu dem Tier, es war als würde er durch Matsch laufen, wenn er normalerweise rannte. Rikki stapfte betont lässig herein und warf einen abfälligen Blick auf das, wogegen Agwe geprallt sein musste. "Meine Fresse, ist das ein hässliches Schiff." Rein aus Instinkt wandte Agwe den Kopf und erstarrte. Das war SEIN Schiff! Die El Pollo Diablo! Ein Huhn blickte neugierig von Bord auf den Schlangenmenschen herunter, doch dieser wusste, dass er von den gefiederten Teufeln keine Hilfe zu erwarten hatte. Das hier war sein Kampf. "Das.. ist meines...", brachte er kraftlos hervor, eine Äußerung, die Rikki überhaupt nicht zu gefallen schien. "Deines? Ich hatte Maria doch gesagt.. ouuuh, diese Schlampe. Wenn ich sie in die Finger kriege, dann..." Ruckartig brach er ab. Offenbar hatte er noch irgendetwas gesehen, denn jetzt nahm sein Mungogesicht einen widerlichen, fratzenartigen Ausdruck an und er grinste jemandem zu, der offenbar an Deck des Schiffes stand. "Edward! Kumpel! Bist wohl doch nicht ganz so schwach wie du aussiehst, eh? Was hast du mit Maria gemacht? LOS RAUS DAMIT!" Agwe richtete sich langsam auf, doch Rikki schien jedes Interesse an ihm verloren zu haben. Sehr langsam ging er auf Edward zu, das Brecheisen schlagbereit erhoben. Und diesmal würde er dem Tüftler nicht nur eine Hand brechen, diesmal würde er ihn umbringen, das brannte förmlich in seinen Augen.
Mit übermenschlicher Anstrengung gelang es Agwe, sich hoch zu raffen. Jeder Muskel, jeder Knochen in seinem Körper schrie vor Anstrengung und Schmerz und der Voodoopriester würgte eine Blutpfütze hoch, die geräuschvoll auf den Boden klatschte. "Damballah..." Rikkis Faustschlag traf Agwe mit solcher Wucht, dass selbst Eddie das Knirschen hören musste, als der vordere Teil seines Schädels brach. Blut schoss wie eine Fontäne aus Agwes Nüstern, lief in seinen Mund und spritzte in seine Augen, während er schwankte, ohne jedoch noch einmal um zu fallen. "HALT ENDLICH DIE SCHNAUZE! Sterb' doch endlich, du sturer Sack voller Knochen? Hab' ich dich nicht schon dutzende Male niedergeschlagen? Hab' ich dir nicht gezeigt, was ich kann? Und für wen hast du mich herausgefordert? Diesen bebrillten Schwächling!? Er. Ist. Das. Nicht. Wert!" Jedes Wort unterstrich Rikki mit einem weiteren Schlag, mal mit der Hand, mal mit seiner Brechstange, Agwe wurde herumgewirbelt wie ein lebloser Sack voller Knochen. Doch dann erstarrte Rikki plötzlich.

"Ja.. Edward IST schwach, man. Aber das ist nur sein Körper. Sein Geist ist stärker als ich und all meine anderen Gefolgsmänner zusammen. Doch selbst wenn er so dumm wäre wie du, man, ich würde trotzdem niemals auf ihn verzichten wollen. Er hat etwas, was weder du noch sonst irgendjemand aus deiner Crew besitzt, man. Er hat ein gutes Herz und das ist mehr wert als alles Muskeln und aller Verstand." Wie Agwe mit all seinen Verletzungen noch so deutlich reden konnte war ein Rätsel, doch ihn selber verwunderte es nicht. Es waren die Loa, die da aus ihm sprachen. Rikki hingegen konnte nichts mehr sagen, denn Agwe hatte ihm seine beiden krummen Dolche in den Körper gerammt, einen mitten in die Schulter, den anderen in die Magengrube, zwei mächtige Wunden, in die nun sein Gift lief. Der Deckungsverlust, auf den er so lange gewartet hatte. "Ich werde dich nicht töten. Mag sein, dass du es verdient hättest, aber ich bin nicht dein Richter, man. Denk' an diesen Tag, denk' immer daran, denn es ist der Tag, an dem du durch die Gnade eines Besseren verschont geblieben bist." Rikki Losmunth röchelte, hob seinen Arm, aber es half nichts mehr. Die Schlange hatte sich in ihrer Beute festgebissen. "Damballahs Sacred Fang!" Mit unmenschlicher Anstrengung riss Agwe die beiden Dolche aus Rikkis Körper heraus und ein hohes, gläsern klingendes Klirren verriet ihm, dass die heiligen Dolche zersprungen waren. Metall wirbelte umher, doch keiner der Splitter traf jemanden. Wie in Trance sah Agwe, dass Rikki immer noch stand und sich bereit zum Gegenangriff machte, doch er sah auch, was er tun musste. Vom El Pollo Diablo war ein mächtiges Stück Holz abgebrochen als er dagegen geprallt war, es lag jetzt auf dem Boden, fast zwei Meter lang und spitz wie ein Speer, ein riesiger, messerscharfer Zahnstocher. Mit einer fließenden Bewegung bückte sich Agwe danach und er nahm kaum wahr, wie Rikkis verzweifelter Bissangriff ins Leere ging und mit seiner unglaublichen Wucht die Ankerkette des El Pollo Diablo zerspringen ließ. Der Voodoopriester griff den geheiligten Speer, holte aus und rammte ihn genau in Rikkis Brust. Schmerzerfüllt kreischte der Piratenkapitän auf, ein unmenschlicher Laut wie von einem waidwunden Tier, und wankte nach hinten, ehe er umfiel, wobei er ein ganzes Regal mitriss. Erschöpft wandte Agwe sich um, blutverschmiert und mit zahllosen Wunden, und sah Edward direkt in die Augen. "Momo ist verdammt sauer auf dich, man... Wann begreifst dus endlich?"

So musste er einige Minuten da gestanden haben, Edward anblickend, vielleicht sogar bewusstlos. Doch dann riss ihn ein jähes Knacken ruckartig zurück in die Wirklichkeit und er erkannte, dass das ganze Lagerhaus Feuer gefangen hatte. Von Rikki war keine Spur mehr zu sehen, doch eine mächtige Blutspur verkündete, dass er seine Haut gerettet hatte.. oder hatte retten lassen. Der Voodoopriester erkannte, dass das Feuer sich schnell ausbreiten würde, wenn niemand etwas tat, und dass es auch auf das Schiff überspringen würde. "Edward, bring' das Schiff weg! Lagerhaus vier ist von Großvater gemietet worden, man, für Notfälle, bring es da hin. Wir treffen uns da." Er hatte den Eindruck, dass Eddie etwas sagen wollte, doch dazu ließ er es nicht kommen. Er hob ruhig die Hand und lächelte ihm zu, seine Zähne wirkten durch das viele verkrustete Blut auf ihnen pechschwarz. "Wir sehen uns, man. Versprochen."

Erst als Edward mit dem Schiff weggefahren war, sackte Agwe zusammen. Für diese Ansage hatte seine Kraft noch gereicht, doch nun, da er versuchte sich zu bewegen, fiel ihm auf, dass er das nicht mehr schaffen würde. Die Hitze der Flammen, abgestumpft durch seinen müden Körper, war warm und angenehm wie eine Bettdecke und schien seine rasenden Schmerzen zu überdecken. Er wollte sich nicht bewegen, selbst wenn er es gekonnt hätte, zu angenehm war dieses Gefühl nach all diesen Schmerzen. Er hatte ein gutes Werk getan. Die Loa würden ihn dafür entlohnen, ganz sicher, und wenn ihre Entlohnung für seine treuen Dienste der Tod war...
"Baron Samedi, deiner Gnade überantworte ich mich. Lass' den Schlaf mich finden, oder so es dein Wille ist den Tod." Mit diesem stumm gesprochenen Gebet sank Agwe zusammen, verwandelte sich in seine menschliche Gestalt und glitt in die Welt des Traumes über, wo ihn der Baron und die anderen Loa bereits lächelnd empfingen, mit ausgebreiteten Armen während das Feuer um ihn herum brüllte und tobte wie von Sinnen und bereits nach seinem Fleisch griff...
 

Edward Buraddo

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Edward meinte wirklich seine Gegnerin fluchen zu hören. Scheinbar war Edward echt ein Magnet für die merkwürdigsten Leute. Aber eine Sache war ihm auf jeden Fall klar: Das Schiff würde da bleiben wo es ist, oberhalb des Meeresspiegels. Er öffnete die Kiste, in der sich seine Waffe befand. Sechs Schuss. Das war nicht viel. Aber es war alles was er zur Verfügung hatte. Der Tüftler lud eine Kugel in den Vorderlader und sah sich dann im Dock um. Das Gebiet war für einen Distanzkampf perfekt, überall standen Kisten herum, Netze voller Waren hingen von der Decke, man konnte nahezu überall in Deckung gehen. Leider dürfte das für seine wesentlich erfahrenere Gegnerin ein bei weitem größerer Vorteil sein als für ihn. Kaum hatte Edward einen Fuß von Bord gesetzt schlug neben ihm auch schon eine Kugel im Boden ein. Das Holz splitterte als die Kugel es durchschlug und hinterließ ein klaffendes Loch, nur knapp zehn Zentimeter neben Edwards Fuß.

„Bild dir nicht ein ich hätte danebengeschossen!“ Die Stimme seiner Rivalin hallte durch den Raum. Der Tüftler versuchte auszumachen von wo die Stimme kam, doch konnte keinen festen Punkt finden. „Das war eine letzte Chance. Hau ab, lass mich meinen Job machen, und ich halte dich nicht auf.“
Sieh an, es gab also einen einfachen Ausweg. Edward drehte sich kurz um und sah noch einmal auf das Schiff, welches ihn schon so weit über das Meer getragen hatte. Das seinen Schlafplatz und seine Werkstatt beinhaltete, auf welchen er mit Agwe, Momo und Haydee viel Spass hatte…. „Ich muss echt verrückt sein… aber dann passe ich ja auf dieses Schiff…“ flüsterte sich Edward selber zu, bevor er die Pistole hochriss und blind in die Richtung schoss, aus der er die Stimme vermutete. „Reicht das als Antwort?“ fragte er laut ins Nichts hinein, während er die Pistole sinken ließ. „Wie du willst…“ war das letzte, was er von der Fremden hörte, bevor es nahezu unheimlich still wurde.

Edward suchte Schutz hinter einem Kistenstapel um seine Waffe nachzuladen. Gott, das war echt nervig. Er würde alles darum geben, seine Waffe nicht nach jedem Schuss neu laden zu müssen… Aber das war grade keine Option. Plötzlich hörte er etwas. Er sah nach oben und konnte grade noch erkennen, wie das Netz über ihm riss und etliche schwere Kisten ihren Weg nach unten antraten. Mit einer Hechtrolle sprang er zur Seite nur wenige Bruchteile einer Sekunde bevor die Kisten aufschlugen. Er konnte sogar noch die Luftverdrängung spüren. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Todesfalle und fragte sich für einen Moment, ob das Netz vielleicht von selber gerissen war. Aber das verwarf er schnell wieder. Das war das Werk der Schützin gewesen. Sie hatte kein freies Schussfeld und daher versucht ihn mit den Kisten zu erschlagen. Gleichzeitig hatte sie auch noch seine Deckung ruiniert. Edward suchte schnell nach einer neuen Möglichkeit sich zu verstecken, denn im offenen Schussfeld zu stehen war Selbstmord.

Hinter einer anderen Kiste kauernd horchte Edward in die Leere. Bisher waren alle seine Gegner Labertaschen gewesen, war es der Schleudertyp oder Momos Vater, alle hatten ein ziemliches Mitteilungsbedürfnis an den Tag gelegt. Doch nicht dieses Mal. Es war schon fast beunruhigend Still. Dann zischte eine weitere Kugel durch die Luft. Kratzte die Kiste an und schlug unweit von Edward in die Holzplanken. Der Schuss hatte keine Chance gehabt ihn zu treffen, aber das war auch sicher nicht das Ziel gewesen. Sie wollte Edward aus der Reserve locken. Ein weiterer Schuss pfiff durch die Luft, doch diesmal völlig an Edward vorbei. „Was zum…“ das konnte kein Fehlschuss sein, dafür war er zu weit ab. Dann bemerkte Edward das Ziel: Der Schuss ging auf das Schiff. Dann noch einer, der genau dasselbe Loch traf. „Warum…“ begann sich Edward zu fragen, doch stockte sofort als er bemerkte was das Ziel war. Sie wollte ein Loch in das Schiff schießen, durch das sie dann auf die Pulverfässer im inneren schießen konnte. Das musste der Tüftler um jeden Preis verhindern. Doch in der Sekunde als er sich erhob und versuchte über die Kiste zu gucken schlug auch schon der nächste Schuss in selbige ein. Dieses Miststück… sie schoss auf das Schiff, hatte dabei aber die ganze Zeit auch Edwards Versteck im Blick. Und Edward katte keine Zeit nach ihrer Position zu suchen.

Ein weiterer Schuss traf das Schiff. Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie freies Schussfeld hatte. „Verdammt… ich muss irgendwie ihre Position ausmachen und dann direkt nachdem sie geschossen hat… Moment…“ Sein Blick fiel auf das Einschlagloch der letzten Kugel, die die Kiste nur gestreift hatte. Seine Augen wanderten von dem Loch zu der Kerbe in der Kiste. „Eine Kugel fliegt immer eine grade Bahn… Das heißt wenn ich gucke wie die Kugel von der Kiste aus zu dem Einschussloch… und dann ziehe ich die Linie weiter…“ Vor seinem geistigen Auge baute sich die Lagerhalle auf und eine Linie zog sich von seiner Position aus durch selbige, bis sie einen Punkt erreichte, an dem jemand stehen könnte. „Ok… es ist eine Schätzung… aber auch alles was ich habe…“ Er drehte sich um und fing an mit seinem Finger eine Linie auf die Kiste zu malen. Er öffnete eine Türe die wie eine auf dem Kopf stehende menschliche Silhouette geformt war. Mit einem Ruck riss er sie auf so dass sie über den Kistenrand ragte. Ein Schuss, splitterndes Holz… Seine Chance. Edward sprang an der Seite der Kiste hervor und schoss auf die Stelle, die er sich vorher ausgemalt hatte.

„WHAAA!“ ein weiblicher Schrei, nicht vor Schmerz sondern vor Schreck, zeigte dass er auf die richtige Stelle geschossen hatte aber nicht getroffen hatte. „DU MIESER KLEINER BASTARD, DU HÄTTEST MICH FAST ERWISCHT!“ schrie seine Gegnerin durch den Raum. Sie war abgelenkt. Diese Chance nutzte Edward und sprintete los. Sein Ziel war es aus ihrem Sichtfeld zu kommen, indem er genau unter ihr Deckung bezog. Auf halben Weg schlug die erste Kugel ein. Sie streifte sein Bein, Blut floss aber der Schmerz war zu ertragen. Wenn Edward jetzt stehen blieb, das wusste er, war er Tod.


Wo war er? Wo war dieser Bastard? Maria hatte ihn aus den Augen verloren. Er war unter dem Gang auf dem sie stand, verschwunden. Aber es gab nur zwei Wege nach oben, die Treppe oder über das Geländer. Und der Typ von dem Schiff wirkte nicht so, als könnte er klettern. Also würde er sicher bald die Treppe hochkommen. Wahrscheinlich schlich er hoch und wartete bis sie wieder auf das Schiff schoss. Sie glitt sich langsam mit ihrer Hand übers Gesicht. Eine tiefe Furche lief über ihre Wange, die Kugel des Kopfgeldjägers hatte sie gestreift. Etwas weiter Links und sie wäre Tod gewesen. Sie hatte ihn wohl unterschätzt. Aber das würde ihr nicht noch einmal passieren. Sie griff nach einer Öllampe, die an der Wand hing und den Raum erhellen sollte und warf sie über die Treppe. Mit einem geschickten Schuss zerschoss sie die Lampe und das Lampenöl ergoss sich über die Treppe und fing augenblicklich Feuer. Sie wartete auf einen Schrei, Schmerzenslaute… auf irgendwas, doch nichts kam. „Warum…“ sie lud ihr Gewehr nach und ging langsam auf die Treppe zu.
Plötzlich verlor sie den Boden unter den Füßen.

Edward hatte sich unter die Piratin geschlichen. Als das Feuer ausbrach, sah er das als seine Chance und hatte eine Türe in dem Boden geöffnet, auf dem sie lief. Letzt fungierte diese Türe als Falltür und ließ sie auf Edwards Ebene fallen. Bei der Landung verlor sie ihr Gewehr aus den Händen. Edward richtete sofort seine Pistole auf ihren Kopf. Er hatte sie. Sein Finger zog am Abzug. Doch dann lockerte er sich wieder. Edward sah Maria in die Augen. „WORAUF WARTEST DU?“ schrie sie ihn an, doch er konnte in ihren Augen deutlich Angst vor der Waffe sehen. Und in seinen eigenen spiegelte sich auch Angst wieder. Er war hier grade im Begriff ein Leben zu beenden. Einfach so, Peng…
Edward ließ die Waffe sinken und ebenso den Blick. „Weichei…“ grinste die Piratin und zog eine kleine Pistole aus dem Mantel. Doch sie kam nicht zum Schuss, denn Edward hatte Geistesgegenwärtig nach einem Netz voller Brennholz gegriffen und zog ihr damit eins über. Der Tüftler mochte nicht sonderlich stark sein, aber das Netz hatte doch genug Schwung, um die Piratin kurzzeitig auszuschalten.

Da stand er jetzt also. Seine Gegnerin war ausgeschaltet. Er griff nach ihrem Gewehr und nahm es mit, genau wie ihre Pistole. Er wollte echt nicht dass sie aufwachte und ihn doch noch erschoss. Auf halben Weg roch er plötzlich Rauch. „SCHEISSE!“ Das Feuer das ausgebrochen war als die Piratin die Lampe zerschossen hatte… das hatte Edward ganz vergessen. Er musste es schnell löschen, oder die ganze Lagerhalle inklusive dem Schiff würde in Flammen aufgehen… Er ließ die Waffen fallen und rannte zum Schiff. Vielleicht konnte er ja das Schiff hier raus befördern… Er fummelte an den Segeln herum um zumindest eines Seetüchtig zu kriegen, doch bemerkte bald, dass es sinnlos war. Das Schiff lag vor Anker und alleine konnte er den Anker nicht lichten. Also musste er versuchen das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Doch bevor er irgendwas machen konnte polterte es und er sah wie Agwe durch die Wand flog, gefolgt von einem merkwürdigen…. Mungo?
Die nächsten Szenen wirkten unreal. Agwe kämpfte mit dem Mungo und setzte sich für Edward ein, so sehr dass Edward die Tränen kamen. Agwe gewann den Kampf, aber nur ganz knapp. Nach dem Kampf traf sich Edwards Blick mir Agwes. Dieser sagte ihm, dass Momo sauer war. Aber im Moment konnte Edward das kaum realisieren. Er wollte Agwe holen. Er setzte an von Bord zu gehen, doch die Befehle, die sein Kapitän ihm zurief waren andere. Er sollte Das Schiff retten. Edward überlegt nicht lange. Sicher war Zeit für beides. Er wollte Agwe nicht zurücklassen. Doch als der Schlangenmensch dann noch einmal sprach, riss es Edward in die Realität zurück. Das Schiff war frei, doch die Flammen schlugen schon nach ihm. Es war nicht Zeit Agwe zu holen und dann Schiff noch zu retten. Wenn er jetzt von Bord gehen würde, würden die Flammen, die schon auf das Schiff geschlagen waren, sich ausbreiten. Das Schiff würde von selber aus dem Lagerhaus fahren, aber ohne jemanden der es steuert, die Flammen würden das Pulver erreichen… und das würde es für das Schiff gewesen sein.
Edwards Augen füllten sich erneut mit Tränen. „Wehe du hälst dein Wort nicht… Wehe…“ rief er Agwe zu, bevor er sich daran machte, die Flammen auf dem Schiff mit den Trinkwasserreserven zu löschen. Währenddessen trieb das Schiff aus der Lagerhalle.

Als das Feuer gelöscht war, stand die Lagerhalle schon lichterloh in Flammen. Edward hatte es grade noch geschafft bevor die Flammen außer Kontrolle geraten waren, das Schiff zu retten. Aber zu welchem Preis?

Edward sah zum Himmel. „Ich weiß nicht ob ihr da oben echt rumschwirrt oder ob das nur Hirngespinste der Leute von dieser Insel sind…“ sprach er gen Himmel, an Loas gerichtet an die er nicht glaubte. „Aber wenn es so was Ähnliches wie diese Loa gibt… Holt ihn da raus… Bitte…“ Wieder mal war er völlig Hilflos. Selbst wenn er wollte, und das tat er, gab es für ihn keinen Weg mehr, Agwe jetzt noch zu helfen.
Alles was er jetzt noch tun konnte, war das Schiff zum Lagerhaus 4 zu segeln.
 

Haydee

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Es wurde zusehends schwieriger, sich im Foyer des Badehauses zu bewegen, ohne dabei auf den Splittern oder Trümmerstücken auszurutschen, die sich bei jedem Angriff von Yin-Fey noch vermehrten. Doch die beiden Grazien bewegten sich mit solch einer tänzerischen Anmut über das Schlachtfeld, wie es sonst niemand von den Savage Piraten oder dem Mojo Bunch geschafft hätte. Für einen außenstehenden war der Anblick sicherlich äußerst ansprechend. Die Konfrontation der beiden Frauen sah weniger wie ein Kampf aus, als vielmehr wie ein perfekt einstudierter Tanz. Im ersten Augenblick schienen die beiden einander gleichgestellt zu sein. Haydee war geschickter und wendiger, ihre Reflexe erlaubten es, den wirbelnden Enden des Dreistabs auszuweichen. Aber gleichzeitig schaffte sie es auch nicht mehr, nah genug an ihre Gegnerin heran zu kommen, um diese zu verletzen. Und langsam aber stetig drängte wurde sie von der Musikerin der Piratenbande in die Ecke gedrängt. Immer wenn Haydee versuchte, an den rotierenden Stabenden vorbei zu kommen um wieder Raum zu gewinnen, stellte sich Yin-Fey ihr in den Weg und ihr blieb keine Wahl als wieder zurück zu treten. Selbstverständlich ging es nicht ewig so weiter und letztlich blieb der Traumtänzerin kein Platz mehr zum ausweichen. Das erkannte auch die Piraten mit einem breiten Grinsen. „Fuji Kujaku!“ Wie ein Speerstoß schnellten die Stabsegmente nach vorne und Haydee tänzelte zur Seite. Doch genau das war es, was Yin-Yin vorausgeahnt hatte. Sie hielt ihre Waffe inzwischen nur noch am äußeren Ende des letzten Teils und schwang den Rest wie eine Peitsche einmal um sich herum. Zwei Segmente trafen die Kopfgeldjägerin in die Körpermitte und katapultierten sie durch die Wand, die den Eingangsbereich vom Badebereich trennte.

Zusammen mit den Überresten der Mauer flog sie durch die halbe Halle und landete in einem der poolartigen Wasserbecken. Sie spürte zwar nur den Druck des Treffers, den Wiederstand der Wand und die kühle des Wassers, aber in wenigen Minuten würde sich das ändern. Jetzt erst mal tauchte sie nur prustend aus dem Becken auf, nur um sofort wieder abzutauchen und nach ihren Messern zu suchen, die sie vor Schreck fallengelassen hatte. Mit provozierend entspanntem Gang schlüpfte Yin-Fey unterdes durch das nächste Loch und sah sich mit musternden Blick in dem neuen Kampffeld um. Ihren Stab hatte sie sich wie eine Stola um den Hals gelegt. „Das ist ja wirklich hübsch hier, doyo~ ... zu schade dass ich diesen Platz in Schutt und Asche legen muss. Wie viele von deinen fünf Minuten sind denn noch übrig, doyo~?“ Auch wenn der Sukkubus der Savages nicht unbedingt das größte Genie war, konnte sie sich doch in etwa denken, dass Haydees plötzlicher Wiederstand und die Kampflust sich nach dieser Zeitspanne verändern würde und das wahrscheinlich zu ihrem Vorteil. Mit einem Messer in jeder Hand tauchte die Köchin wieder auf und sprang aus dem Becken. Ihre langen Haare klebten ihr feucht auf der Haut und schimmerten wie schwarzes Glas. Von der Krempe lief Wasser herab und die feuchte Feder hing schlaff am Hutband. "... Zwei Minuten und 48 Sekunden ... 47 ..." Ihre Zeit lief ab, sie musste nun handeln, aber ... „Gib es auf, kleine, doyo~! Du musst doch erkennen dass du mir unterlegen bist. Die fehlt einfach die Reichweite. Mich besiegst du niemals, doyo~!“ Yin-Fey hielt sich vornehm eine Hand vor den Mund und begann amüsiert zu lachen.

Haydee schüttelte leicht den Kopf und ein feuchter Nieselregen stieg von ihren Haaren aus. Ohne weiter nachzudenken, nahm sie Anlauf und stürzte sich erneut auf die Piratin. Dem ersten Stoß des Dreistabs wich sie aus, kassierte dann jedoch das andere Ende in den Magen. Wieder wurde sie wegkatapultiert. Dieses mal allerdings schien der Flug wie in Zeitlupe abzulaufen. Sie bewegte sich ganz langsam und hatte Zeit, sich das Badehaus ganz genau anzusehen. Wie oft war sie hier gewesen? Zwei Mal im Monat, dreizehn Jahre lang? Aber sie war nie gerne hier her gekommen. Nicht wegen der übereifrigen Art von Aloe und Lotus. Eigentlich waren die beiden immer nett zu ihr gewesen und ihr Etablissement sah immer so sauber und hell aus ... und trotzdem. Ich hasse diesen Ort. Ich hasse ihn wirklich! Warum hatte sie gerade das gedacht? Was wusste sie schon von einem Gefühl wie Hass? Das war für sie doch nur ein Wort ... Die Antwort auf diese Frage blieb sie sich selber schuldig, denn in dem Moment knallte sie hart auf den gefliesten Boden. Etwas in ihrem Gesicht machte knack und sofort begann Blut aus der Nase zu laufen und auf den Boden zu tropfen. „Du bist wirklich dämlich, doyo~. Wenn du es schon die ersten male nicht geschafft hast, wie kommst du dann darauf, dass es jetzt geht? Sieh es endlich ein und bleib liegen, verdammt! Doyo~!“ Haydee sah Yin-Fey nicht an. Ihr Blick folgte dem Blut, dass aus ihrem Gesicht lief, über eine Delle im Boden und dann in Wellnessbecken liefen. Sie lag so nah am Beckenrand, dass sie ihr verschwommenes Spiegelbild in der bewegten Oberfläche sehen konnte. Ihr Blut, das oben auf trieb, teilte ihr Gesicht fast sauber in zwei hälften. Ihre Hand zuckte um den Messergriff, dann wurde der Ausdruck ihrer Augen leer. Überrascht stemmte Yin-Fey eine Hand gegen die Hüfte und bückte ihren Oberkörper etwas. „Endlich eingesehen? Dann ist ja gut, doyo~. Ich hatte ohnehin keine Lust mehr mit dir zu spielen.“ Mit einem lauten Klackern ihrer hochhackigen Schuhe machte sie auf dem Absatz kehrt.

"Weißt du ... ich hasse diesen Ort." Yin-Fey war fast am Asugang angekommen, als sie noch einmal stehen blieb und über die Schulter sah. Sie stöhnte leise und fasste sich entnervt an die Stirn, als sie sah, dass sich dieses dumme Gör tatsächlich wieder in die Höhe stimmte. Haydees Arme hingen schlaff an ihrem Körper herunter, dafür zuckten die Finger immer wieder unkontrolliert. Der größte Teil ihres Gesichtes war von ihren Haaren verdeckt, aber sie schien ihre eigenen Füße anzusehen. "Wenn ich ganz ehrlich bin, hasse ich diese ganze Insel. Aber diesen Ort hier, den verabscheue ich. Das war der letzte Ort, den ich besucht habe." Yin verzog ihre Miene und sah das Mädchen aus Eddie-Puhs Crew einen Moment lang mitleidig an. Dann zuckte sie jedoch mit den Schultern und begab sich wieder in ihre Kampfpose. „Wenn du einfach liegen geblieben wärst, dann wäre ich gegangen und du hättest noch viele andere Orte besuchen können. Aber da du nun mal so stur bist, werde ich dich nun abmurksen, doyo.“ Aber die Dunkelhaarige schüttelte kaum merklich den Kopf. "An jedem anderen Ort hättest du Haydee besiegt. Sagen wir es, wie es ist. Sie ist zu dumm um dich zu auszuschalten. Aber nicht hier. Ich hasse diesen Ort so verdammt sehr, dass ich auf gar keinen Fall hier verlieren werde!" Sie hob den Kopf und wenn Blicke töten könnten, wäre Yin-Yin nun zusammengebrochen. Mit einem mal spannten sich die Muskeln in ihren Armen, ihre Hände ballte sie zu Fäusten und schlug die Knöchel gegeneinander. "Ich mach dich alle!" Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, aus irgendeinem Grund hatte die Piratin soeben eine ganze Menge Respekt dazu gewonnen. Sie machte einen Schritt rückwärts, aber eine Blöße wollte sie sich auch nicht geben, nicht vor dieser Nervensäge, die bisher nur durch die Gegend geflogen war. „Du... Du bist wohl total durchgeknallt, doyo~!? Hab ich deinen Kopf einmal zu oft erwischt!? Hör auf große Töne zu spucken und verrecke endlich, DOYO~!“

Nicht Heute. Nicht hier. Mit einer fließenden Bewegung löste Sie einen der Ringe aus ihrem Traumfänger und zog den Silberdraht bis zum Ende heraus. Dann hackte Sie das Ende ihres Filiermessers in den Ring ein. Haydee war die ganze Zeit über nicht einmal auf die Idee gekommen, sich die fehlende Riechweite irgendwoher zu besorgen. Ihr schon. Ihr kamen andauernd hilfreiche Ideen. Langsam lies Sie das Messer pendeln, immer schneller werdend, bis es schließlich in schnellen Runden um Ihre linke Hand rotierte. Noch etwas über eine Minute, dass sollte reichen. Das war Ihr letzter Ansturm, so oder so. Mit flinken Füßen bewegte Sie sich auf Yin-Fey zu und wartete, dass diese ihre beliebte Doppelkombi anbrachte. Zuerst der Stoß. Sie wich dem heranfliegenden Stabende aus und lenkte das rotierende Messer am Silberdraht nach unten. Genau in das geschwungene Stabglied, dem zweiten Teil der Kombi. Der Draht wickelte sich um das polierte Holz und mit einer Rückhandbewegung riss Sie die Attacke aus ihrer Flugbahn. Die Augen der Piratin wurden groß, aber da kassierte sie auch schon eine Kopfnuss, gefolgt von einem Tritt gegen ihre Seite. Keuchend wich Yin nach hinten aus, während Sie den draht mit einer peitschenden Bewegung vom Stab löste und erneut rotieren lies. Yin-Fey hatte nicht einmal die Chance, ihre Waffe zur Abwehr zu hoben, da peitschte Sie erneut und das Messer flog heran wie ein Pfeil und schnitt der Piraten über die Hüfte. Nicht die Verletzung, auf die Sie gehofft hatte, aber besser als nichts. „Du kleine Schlampe!“ Die Savage Piratin biss die Zähne zusammen und verzichtete komplett auf ihr Markenzeichen doyo~. Mit einem Tritt ihrer langen Beine zwang Yin-Yin Sie sich zurück zu ziehen und hob endlich ihre Waffe. „Das endet jetzt! Hirogeta Kujaku!!“ 'Nachtigallen-Sense!' Stab und Messer beschrieben Beide einen Kreis durch die Luft. Der eine sirrte Schrill wie ein Pfau, das andere schwarz wie eine Nachtigall. Beide Waffen trafen ihr Ziel, Sie wurde von der enormen Kraft des Angriffs von den Beinen gerissen. Sie rollte ein paar mal über den Boden und der Abgerissene, leere Ring ihres Traumfängers landet genau vor Ihrem Kopf. Yin Fey bleib noch einen Augenblick stehen. Dann spuckte sie Blut und ging in die Knie. „Ich hab nicht mehr gegen die selbe Haydee gekämpft wie am Anfang oder ...?“ Sie sah auf den Ring vor sich, dann zu dem Messer, dass im Bauch der Piratin steckte. "Nein. Ich bin Maya ..." Noch drei Sekunden. Die Wirkung von Ayizans Habgier verging schließlich und die beiden Frauen wurden fast im selben Augenblick ohnmächtig. Unentschieden im Badehaus ...

Als Haydee wieder zu sich kam, tat ihr alles weh. Also wirklich alles. Alles ALLES! Anscheinend hatte sie sich beim Mischen des Cocktails irgendwo vertan, denn sie war über eine Minute zu früh ausgeknockt. Um so verwirrender war es, als sie bemerkte, dass ihre Gegnerin keine zwei Meter neben ihr lag, in einem See aus Blut und einem ihrer Küchenmesser im Unterleib. Haydee robbte näher rann und legte ihre Finger auf den Hals der schönen Frau. Ein Puls war da. Mit wackeligen Beinen stand sie auf, zog ihr Kleid aus und schnitt den Stoff in Streifen. Wenn Yin-Fey sie nicht getötet hatte und sie auch nicht Yin-Fey, dann gab es keinen Grund, noch nachtragend zu sein. Mit den Stoffstreifen verband sie den nackten Bauch der Piraten, nachdem sie ihr Messer heraus gezogen hatte. Weiter Beachtung schenkte sie ihr dann jedoch nicht mehr, schließlich gehörte sie nicht zu ihrer Crew. Nachdem Haydee alles eingesammelt hatte, was ihr gehörte, verlies sie das Badehaus und machte sich auf, zurück zum Hafen. Sie wollte nur noch ins Bett und endlich schlafen. Und vielleicht noch etwas starkes gegen die Schmerzen schlucken. Aber dann ab ins Bett.
 

Enrico

Kopfgeldjäger
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Mojo Bunch
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1,67 Meter
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Provisorisch riss sich Enrico ein längliches Stück aus seinem ohnehin schon zerrissenen Hemdes heraus und band es sich so gut es ging um den Kopf herum um seine Nase. Für das folgende durfte er es nicht erlauben, dass ihn der herausfließende Blutschwall behinderte. Diesem Blechriesen würde er es doppelt und dreifach zurückzahlen. Kurz überprüfte er noch, ob sein Verband auch wirklich halten würde, bevor er schon wieder auf Gom zustürmte mit Wut in den Augen. Dieser war derweil, anscheinend erfreut über seinen gelungen Schlag, nur langsam auf Enrico zugegangen. Nun, da der Rausschmeißer auf ihn zugelaufen kam, holte er erneut seine Faust zum Schlag aus, zu seiner Überraschung konnte Enrico aber diese in seiner Hand abfangen. Als er es mit seiner anderen Faust versuchte, wurde diese auch abgefangen. Verwirrt versuchte Gom nun seine Fäuste wieder zu befreien, schaffte es aber nur, sie zu öffnen. Weiter irritiert tat der Riese das einzige was er tat, wenn er nicht mehr weiterwusste, mit Kraft dagegen ankämpfen. Also stämmte er sich gegen den Raußschmeißer, mit dem Ziel ihn einfach niederzuringen, sollte er nicht loslassen. Aber dieser lies nicht los, er nutzte all seine Kraft, um den Riesen auf seinen Platz zu halten. Beide standen nun nebeneinander, die Hände ineinander verschlungen und sich mit aller Kraft gegen den anderen stämmend. Zuerst so es so aus als ob der Musiker den Kraftkampf gewinnen würde, Gom musste sogar einen Schritt zurückweichen, was Enrico dazu veranlasste sich weiter nach vorne zu beugen, um den Riesen weiter zurückzudrängen. Ein Fehler, den der Riese war nur überrascht erneut mit soviel Gegenwehr zu rechnen und lies etwas vom Druck ab. Nun hatte er sich aber gefangen und nutzte seine ganze Kraft, um nicht nur den einen Schritt wieder nach vorne zu gehen, sondern um seinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Und Enrico merkte es sofort. Selbst wenn er alles auffahren würde, gegen den Riesen würde er in einem Kräftemessen einfach nicht ankommen. Was sollte er jetzt tun? Ein wenig länger und Gom würde ihn niederringen. Denken, er musste schnell eine Idee bekommen...
Das war es! Es war nur eine geringe Chance, aber mit dieser könnte er vielleicht sogar diesen Kampf für sich entscheiden. Er wartete, sich immer noch gegen den Riesen während, bis dieser schon über ihn ragte, weiter niederdrückend, es würde nicht mehr lange dauern, bis er mit all seinem Gewicht auf dem Rausschmeißer liegen würde. Und genau in diesem Moment lies Enrico einfach los. Mit einem kleinen Schritt zurück zur selben Zeit entging er der Wucht des weiter gegen den Erdboden rasenden Riesens, der mit seinen Armen sogar den Boden durchbrach und nun mit dem Bauch auf dem Boden der Bar lag. Nun hieß es weiterhin schnell handeln. Bevor Gom überhaupt wusste, was passiert war, setzte sich Enrico auf ihn, genau auf seine Schulterblätter. Er spürte sein Gewicht deutlich, machte sich aber nicht viel daraus. Erst als er versuchte seine Arme aus den Löchern im Boden zu befreien, in dem sie steckten merkte er , dass er diese nicht heben konnte. Enrico wirkte so viel, dass er seine Schultern einfach nicht heben konnte. "Runter...Geh runter von mir...", murrte Gom, woraufhin Enrico nur lachen konnte. "Hah! Jetzt da dir deine Kraft nichts mehr bringst fühlst du dich wohl nicht mehr so stark". Mit einem Griff packte er den Eisenhelm des Riesens und riss ihn mitsamt des Kopfes drinnen etwas in die Höhe. "Aber jetzt kann ich mich für meine Nase revanchieren..." Mit einem bösen Grinsen im Gesicht drückte er diesen nun wieder gegen den Boden. Und wieder. Und wieder, immer wieder. Zuerst lies sich Gom nichts anmerken, doch mit der Zeit wurde die Wucht immer größer, mit der sein Helm gegen seine Nase drückte, immerhin stand sie am meisten von seinem Gesicht unterm Helm vor. Mit jedem Aufprall wurde der Schmerz, den er zu spüren begann größer, bis schließlich... 'Krrrrrkz!' Das Geräusch, das etwas gebrochen war, zusammen mit dem Schmerzenschreis des Riesens sagte Enrico, das seine Nase gerächt worden war. Er konnte zudem sehen, wie langsam Blut aus dem Helm rauslief. "AHHH! Goms Nase! Gom nicht mehr hat gespürt solch Schmerz, seit Rikki mit ihm gekämpft hat!" Panik machte sich nun in seinem Inneren breit. Nur Rikki hatte es bisher geschafft, ihn jemals wirklich zu verletzen, und da war jetzt dieser Mann, eigentlich ein Witz, und doch hatte er es geschafft seine Nase zu brechen. Was wenn er vorhin nicht seine ganze Kraft verwendet hatte, so stark wie Rikki war, oder schlimmer, noch stärker als Rikki? "Ich kenne diesen Rikki zwar nicht, aber wenn es diese große Ratte war... Warum folgst du ihm überhaupt? Er scheint dich wohl nur für deine Stärke zu verwenden. Hast du jemals mal was gemacht, was du wollest und nicht was er dir vorschrieb?"
In seiner Panik hatte der Riese momentan weder die Zeit noch Lust über das was Enrico gesagt hatte nachzudenken, immer wieder lies er nur einen Schrei aus Wut und Schmerz heraus und versuchte mit aller Kraft sich wieder aufzuringen. "Jetzt hör schon auf, schlaf dich mal drüber aus, vielleicht findest ja dann eine Antwort", seufte der Musiker, nie konnten sie stillhalten, wenn sie eigentlich schon verloren hatten. Er hatte Gom perfekt jede Möglichkeit geraubt sich zu befreien, er musste ihn jetzt nur noch das Bewusstsein nehmen, wie schon so vielen anderen auch. "Normalerweise würde ich dir ja eine Ohrfeige geben, aber mit deinem Helm muss ich wohl improvisieren. Hoffe mal du rostest derweil nicht. Speziell für dich, Enrico's Spezial Nackenquetscher!" Ohne weiter Zeit zu verlieren, rammte er Gom seinen linken Ellbogen in den Nacken, direkt da, wo alle Nervenbahnen sich trafen. Schmerz durchfuhr den Riesen, stöhnend atmete er aus, bevor er langsam das Bewusstsein verlor und nur ab und zu sein Arm noch zuckte. Stumm stand Enrico auf und starrte auf den nun außer Gefecht gesetzten Riesen. "Seite 245, Nervenbahnen und ihre Zentren. Solche Griffe werden oft von Marinesoldaten verwendet um gefährliche Verbrecher vorübergehend bewusstlos zu machen...Scheiße, wieviel muss ich noch trinken, um den Mist endlich zu vergessen?"

Er verrückte den Helm des Riesens etwas, damit das Blut ungehindert herauslaufen konnte und er somit nicht in seinem eigenen Blut erstickte. Er hatte nie die Absicht gehabt den Typen umzubringen und würde ihn jetzt auch nicht so sterben lassen. Danach setzte sich Enrico in seinen, durch Wunder, heilgebliebenen Stammplatz, wo immer noch der von Gilbert dagelassene Bierkrug stand. Fasten wir mal zusammen: Ein Großteil des Mobiliars war zerstört, ebenso wie zwei große Löcher in der Wand, ihm taten alle Knochen weh und hatte eine gebrochene Nase, wäre sicher vom Riesen umgebracht worden, wenn er ihn nicht besiegt hätte und das Bier war auch noch warm geworden! Was konnte an diesem Tag noch schiefgehen? Mies gelaunt saufte er nun sein warmes Bier. Was ihn am meisten aufregte war es aber eigentlich, das dass was ihn gerettet hatte nicht sein eigenes Denken, sondern mal wieder etwas aus einem Lehrbuch war! Mal wieder musste er sich auf die Jahre unter seiner Mutter berufen und ihnen eigentlich danken, dass er jetzt nicht platt am Boden lag! "Was muss ich tun, um diesen Graus endlich zu vergessen und ein sorgenfreieres Leben anzufangen?" "Was verstehst du den als sorgenfrei?", hörte er plötzlich jemand hinter ihm lachen. Wütend drehte er sich um um zu sehen wer den Mut hatte ihn in seiner Stimmung so belustigt anzusprechen und sah... "Pedro?"
Konnte das gerade Wirklichkeit sein? Vor ihm saß eine genaue Abbildung seines ach so geliebten Hundes, ihn mit großen Augen anstarrend. Das einzige was nicht passte war das Lächeln, dass er trug. Es wirkte unnatürlich, allwissend. Das Bier hatte Enrico schon längst fallen gelassen und floss nun über den Boden zwischen den beiden dahin. "Pedro...bist du...bist du es wirlich?" "Glaubst du dass ich es bin?" "...", es herrschte kurzes Schweigen. "Nein...Pedro ist tot, dass weiß ich. Und wärst du er, hättest du mich schon längst angesprungen und mir das Gesicht abgeschleckt, anstatt meiner Frage auszuweichen" "Du bist anscheinend doch nicht so dumm wie du aussiehst, dass ist gut" Diese Beleidigung wollte Enrico eigentlich nicht auf sich sitzen lassen, als "Pedro" ihn scharf ansah. Anscheinend duldete er es nicht unterbrochen zu werden. Eingeschüchtert machte er den Mund wieder zu, jetzt, während aber immer noch still war, fing er an ein leisen Klagen zu hören, als würde jemand immer wieder in Schmerzen stöhnen. Und war das nicht Parfüm, was er da roch? "Also, was verstehst du unter einem sorgenfreien Leben" "Bevor ich das beantworte, wer...oder was bist du?" "Würdest du mir glauben, wenn ich dir das sagen würde? Glaubst du nicht, dass ich diese Form nur angenommen habe, um dir einen vertrauten Anblick zu bieten?" "...Nein, ich schätze mal ich würde dir nicht glauben, vermutlich bist du einfach nur eine Einbildung in meinem Kopf Aufgrund von Sauerstoffmangels die wegen des Kampfes mit dem Riesen eingesetzt hat, aber red nur weiter. Sorgenfrei...nunja, ich schätze mal wenn ich meine Schulden bezahlen könnte, wäre es ein guter Anfang. Dann hätte Gil endlich auch genug Geld um sich nie wieder um Reparaturen scheren zu müssen" "Ein einfacherer Gedanke als ich dachte...aber na gut, vielleicht ist da im stillen noch mehr. Wenn ich so in dein Herz sehe..." Kurz wurde das Lächeln des Hundes breiter "Ja, das sieht doch ganz gut aus. Also, um ein sorgenfreies Leben anzufangen gibt es eine Möglichkeit. Du musst nur los und einem Priester namens Agwe helfen, dann wird der Rest sich selbst ebnen" Wieder herrschte Schweigen, dass nur ab und zu von einem Klagen aus der Ferne unterbrochen wurde. Enrico starrte leicht verwirrt den Pedro-verschnitt vor ihm an. "Also...du möchtest dass ich Agwe helfe. Vermutlich hat er sich mal wieder in Schwierigkeiten gebracht, aber wenn es dir anscheinend wichtig ist, dass ihm geholfen wird, warum tust du es nicht selbst?" In diesem Augenblick verstummte das Klagen, stattdessen hörte man nun wütendes Gröllen, immer lauter werdend. Auch der Hund vor ihm knurrte ihn wütend an. "Wagst du es meine Taten anzuzweifeln? DU? EIN NICHTS?" "NEIN! Nein, nein, nein. Natürlich nicht! Ich war nur neugierig", schrie Enrico schon fast vor Entsetzen. Es war als ob eine gewaltige Aura diesen Hund umgab. "Ich gehe ja schon und helfe ihm, wenn du es so willst. Gilbert würde mir ohnehin nicht verzeihen, wenn ich dem Priester nicht helfen würde..." Darauf bedacht den Hund nicht weiter zu verärgern stand er schon auf und lief an ihm vorbei, zu einem der Löcher in der Wand. Bevor er ging wollte er jedoch noch einen Blick auf die Kopie von Pedro erhaschen. Doch sie war weg! In Luft aufgelöst, so wie sie erschienen war. "Vielleicht sollte ich doch mit dem Trinken aufhören...", grummelte er bevor er sich schließlich entschied doch zu gehen. Es würde ja niemanden schaden wenn er zumindest schauen würde, wie es Agwe ging. Und auf dem Dach des El Pollo Negro saß ein schwarzer, junger Mann. Schön und elegant gekleidet schaute er Enrico nach, wie er sich auf dem Weg zu seinem Ziel machte, während er in einer Hand ein Weinglass aus Rauch erschuff. "Na endlich...Manche Weiße, aber dieser hier hat Potenzial, der Priester wird damit etwas anzufangen wissen", er nahm einen Schluck aus dem Glass, dabei blieb ein Tropfen an seinem Spitzbart hängen. "Und denk dran Enrico, der Tod ist nicht so schlimm wie du glauben magst" In diesem Moment erschien plötzlich eine Frau neben ihm, eindeutig wütend. "Kommst du jetzt endlich nach Hause du alter Schwachkopf? Du hast immer noch Arbeit zu tun" "Ja, Schatz..." Und mit diesen Worten waren beide verschwunden.

Langsam ging Enrico durch die Straßen, Richtung Oberstadt. Das Problem würde jetzt wohl sein Agwe zu finden. Der Kampf mit der überdimensionalen Ratte hätte ihn überallhin treiben können. Wer weiß, vielleicht war er sogar bis in die Unterstadt geschlagen worden, wie er selbst. Was würde er jetzt für ein Zeichen tun. "Jo Agwe, wäre nett wenn du mir irgendwie zeigen könntest, wo du bist, damit ich dir helfen kannst, in was für einem Dilemma du auch immer bist?" In genau diesem Moment leutete eine Glocke. Die große Glocke der Marine. Gefolgt von einem Ruf, der durch die ganze Stadt hall. "FEUER! Feuer in Lagerhaus 14! Haltet euch fern!" Stillschweigend stand Enrico da. Das konnte jetzt doch nicht wirklich...Der Priester würde doch nicht in einem brennenden Gebäude...Es würde nicht schaden nachzusehen! Wie von der Tarantel gestochen lief der Musiker los. Wenn Agwe wirklich im Lagerhaus war würde er entweder bewusstlos oder gefangen sein, sonst würde er keine Hilfe brauchen. Und mit dem ganzen Feuer und Rauch war es vielleicht ohnehin schon zu spät. Da noch um die Ecke, und dort war es schon!
Etliche Marinesoldaten standen vor dem brennenden Gebäude, dass die dunkle Nacht erhellte und versuchten so gut es ging zu verhindern, dass das Feuer sich ausbreitete. Gezielt ging Enrico auf den Eingang dieses Feuerschlundes zu, alle Soldaten ignorierend, die versuchten ihn aufzuhalten. Wer ihm nicht aus dem Weg ging, wurde zur Seite gestoßen, bis er schließlich in den Flammen des Gebäuden stand. Zum Glück hatte er immer noch seine Bandage vor der Nase, den auch wenn sie voller vertrocknetem Blut war, half sie immer noch, einen Teil des Rauches zu filtern. Fast überall brannte es, nur noch kleine Gänge trennten die einzelnen Brandherde. Eilig lief Enrico durch eben diese und auch ab und zu durch kleine Flammen, die Spuren an Hemd, Hose und Schuhen hinterliesen, auf der Suche nach Agwe. Er musste ihn schnell finden, oder er würde hier drinnen zusammenfallen und ersticken oder verbrennen. Gerade als er schon die Hoffnung aufgeben und hinauslaufen wollte, sah er einen letzten Bereich, den er nicht überprüft hatte. Und da klebte Blut an der Wand... Eiligst lief der Rausschmeißer dorthin und tatsächlich, vor ihm lag ein ziemlich zugerichteter, aber immer noch atmender Agwe. Sofort packte er ihn und stürmte ohne weiter nachzudenken zurück zum Eingang, im letzten Moment, da nun im nächsten Moment Teile des Daches auf genau eben jene Stelle fielen, wo Agwe lag.
Keine Sekunde zu früh schafften es Enrico und sein Ballast Agwe aus dem Lagerhaus, dass jetzt den letzten Widerstand gegen die Flammen aufgab und zusammenfiel. "Sanitäter! Wir brauchen hier einen Sanitäter! Dieser Mann lag in den Flammen und hat vermutlich jede Menge Rauch eingeatmet!" schrie Enrico mit aller Puste, die seine Lungen noch erlaubten, doch keiner der Soldaten schien ihn zu beachten. "Und er ist Priester! Und der Enkel von Michelle Laveau!" meinte er noch wütend dazu, und sofort änderte sich das Verhalten der Soldaten. Sofort kamen ganze zehn die ihm helfen wollten, weiter holten Teleschnecken hervor. Für Agwe war damit nun gesorgt. "Gut, und einer von euch bringt mir nun auch ein Bier, sonst werde ich böse!" Einen Mann vor seinem feurigen Tod bewahren machte nunmal durstig.
 

Agwe

Kopfgeldjäger Boss
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Mojo Bunch
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Arzt/Kapitän/Hohepriester
Alter
27 Jahre
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1,97 Meter
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"He be wakin' up." "Nah, man." "Silence, allufya!" Die Stimmen um Agwe herum tuschelten, zischelten und flüsterten wild durcheinander, während sein Kopf sich drehte als befände er sich auf einem Schiff mitten in einem Sturm. Der Voodoopriester konnte keinen klaren Gedanken fassen, es war ihm als wäre sein Verstand auf ein Rad geflochten, das sich mit jedem Wort, das diese seltsamen, körperlosen Stimmen sprachen, immer schneller und schneller drehte. Ihm war schwindelig, seine Brust tat höllisch weh und er wollte sich übergeben, all dieses Elend aus sich herausspeien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. "Ogh... ah..." "He be talkin', man!" Sehr, sehr langsam gelang es Agwe, die Augen zu öffnen und was er sah, hätte ihn fast dazu veranlasst, sie wieder zu schließen. Er lag unter einem mächtigen Sternenhimmel, die Milchstraße zog sich wie ein breites Seidenband über die Mitte des nachtblauen Sternenzeltes und die insgesamt acht Gestalten die sich über ihn bückten, waren lediglich als undeutliche Schatten zu erkennen.

"Wo.. bin ich?", brachte Agwe kraftlos hervor, was einige der Gestalten, die sich über ihn gebeugt hatten, zum Kichern veranlasste. "Was glaubst du denn, wo du bist?", entgegnete eine von ihnen, eine hoch aufgeschossene, dürre Gestalt, die wie Agwe selbst einen Zylinder trug. Ein Geruch nach Tabak und Grabeserde ging von ihr aus und Agwe erkannte schlagartig, wer da über ihn gebeugt stand: Die Loa selbst hatten ihn abgeholt und dieser ewige, wunderschöne Sternenhimmel war der ihres Reiches. Jetzt erkannte er auch, dass es mitnichten die Milchstraße war, die sich wie ein endloses Band über den Himmel zog, sondern eine wunderschöne, endlose weiße Schlange, von der eine Aura endloser Liebe und Güte ausging. Ganz anders als von den acht ihn umgebenden Gestalten, die vielerlei ausstrahlten. Respekt, ein wenig, doch vor allem eine gewisse Abschätzigkeit und Belustigung. Ihm wurde mulmig zumute. Wurde jetzt über ihn gerichtet?

"Lasst ihn doch erst einmal richtig zu sich kommen." Eine sanfte, weiche Hand griff nach Agwe und er sah zu der Gestalt, die sie ihm entgegen streckte. Er erkannte sie, obwohl er nur den Umriss eines Kopftuches sah, das einen schmalen, zarten Frauenkopf bedeckte. Ayizan, die Beschützerin der Priester. Neben ihr lachte, grob und ungeschlacht, die massige Gestalt Maman Brigittes, sogar in dem gedeckten, samtenen Licht der Sterne funkelten ihre geschmacklosen Juwelen und schimmerte ihre Sonnenbrille. "Hast es diesem Ketzer ganz schön gezeigt, Junge! Aber deine kleine Freundin, Momo, die hat sich auch echt gut geschlagen. Kannst ihr 'n Kompliment von mir ausrichten. Wahahahaha." Agwe blinzelte. Die Loa hießen ihn noch nicht willkommen? Wurde noch nicht über ihn gerichtet? "Denkst du, du bist schon bereit dafür?", fragte Baron Samedi als Antwort auf Agwes unausgesprochene Frage. "Willst du nicht wieder zurück in deine Welt? Deiner Crew helfen, mit dem, was noch auf sie wartet zurecht zu kommen?" "Doch, man", entgegnete Agwe so respektvoll wie er konnte, ohne dabei unterwürfig zu klingen. Er sah es als seine heilige Pflicht an, den Mojo Bunch zu leiten, von höherer Stelle erteilt als selbst von ihnen. Wieder blickte er zum Firmament empor.

Eine Hand, kräftig und voller Pusteln, berührte Agwes Brust und er konnte spüren, wie etwas von ihm genommen wurde. Als er hinuntersah, weg von den Sternen, blickte er in das ausdruckslose Gesicht einer Strohmaske und zuckte zusammen. Wer da vor ihm stand war kein Freund, kein Begleiter, sondern der schlimmste Loa von allen. Der Meister der Seuchen, der Verbreiter aller Krankheiten, der Herr der verbrannten Erde. Babalú Ayé. "Relax, man. Ich nehme nur von dir, was dein Großvater nicht an dir haben will. Dat be all today, man." Großvater. Agwe spürte, wie sein Respekt vor diesem alten Mann noch einmal gehörig wuchs, mehr noch, als er ohnehin schon ihm gegenüber empfunden hatte. Selbst Babalú Ayés Willen konnte er beeinflussen. Michelle Laveau war ein wahrhaft mächtiger Priester. Der mächtigste von allen. "Aye, man. Aber du kannst noch mächtiger werden. Wenn du es willst. Womit wir beim Thema wären." Baron Samedi, der gesprochen hatte, schnippte mit den Fingern. Vor Agwe taten sich zwei Türen auf, die eine aus schwarzem, die andere aus weißem Holz. "Wir lassen dir die Wahl, man. Wenn du die weiße Tür wählst, den it be over, man. Du wirst weitergehen und wir heißen dich willkommen, no strings attaches. Doch wenn du die schwarze Tür wählst, dann wirst du zurück in dein Leben gehen, man. Du wirst heilen. Du wirst verlieren. Es wird weh tun, man, mehr als jetzt noch. Dich erwarten Verluste und Schmerzen, die alles, was du kennst übersteigen. Whadya be chosin', man?" Agwe blickte sich um. Jeden einzelnen Loa sah er kurz, mit respektvollem Nicken an, ehe er noch einmal empor zur Sternendecke blickte. Dieses sanfte, einschmeichelnde Funkeln würde er vermissen. Doch sein Entschluss stand fest. Mit fester Hand packte er den polierten Knauf der schwarzen Tür und stieß sie ohne zu Zögern auf. "Good choice, man", hörte er eine lachende Stimme sagen, ehe er wie von einem Wirbelstrom in die Öffnung der Tür gesaugt wurde, hinein in eine Welt aus unendlichem Schmerz.

"AAAAAARGH!" Nach seinem Kampf gegen Rikki Losmunth hatte Agwe viele Tage lang geschlafen. Michelle Laveau hatte seine Wunden verarztet und ihm Speise und Trank eingeflößt, doch er hatte gewusst, dass es sein Geist war, der sich zuerst erholen musste. Sein Körper würde folgen. Und so war er nicht im geringsten überrascht, als das erste, was sein Enkelsohn nach seinem Erwachen ausstieß, ein Schmerzensschrei war, gefolgt von einer Fontäne aus Blut, die der Voodoopriester unter Krämpfen aushustete. Jetzt wo sein Geist zurück war, würde der Heilungsprozess seines Körpers erst beginnen und dieser würde sehr lange dauern. "Glad ya be awake, man. Ich wusste, die Loa würden dich vor die Wahl stellen. Und ich bin froh, dass du dich richtig entschieden hast. An meine Brust, Enkelsohn." Agwe hustete erneut und erwiderte Michelles Umarmung zauderlich. Jeder einzelne Muskel und Knochen in seinem Körper schmerzte und wenn es nach ihm gegangen wäre, so hätte er ruhig noch ein paar Stunden mehr in jeder Zwischenwelt verbringen können, aus der Baron Samedi ihn geholt hatte. Und sein Großvater.

Die nächsten Tage gehörten Agwes Rekonvaleszenz. In dieser Zeit erfuhr er auch, wie seine Kumpanen sich geschlagen hatten und erlaubte ihnen, an sein Krankenbett zu kommen. Einzig und allein Momo konnte er nicht sprechen, denn sie war immer noch bewusstlos. "Die Loa halten sie so, man", erklärte Michelle ihm auf Nachfrage. "Sie haben etwas mit ihr vor, doch frag' mich nicht was, man, das wollen sie mir nicht sagen. Lass' sie einfach ruhen und sie wird erwachen, wenn die Zeit richtig ist." Und das würde Agwe. Zweifellos.

Nach einer Sache aber fragte Agwe während seiner Erholungsphase, die fast zwei Wochen dauerte, nicht: Seinen Dolchen. Er fand sie nicht in seiner Schärpe, nciht auf seinem Nachttisch und sah sie auch nirgends in Michelles Haus, wo er lag. Erst als er selbstständig stehen konnte, fragte er nach ihnen und Michelle schüttelte den Kopf. "Sie sind zerbrochen, man. Ihr Auftrag wurde erfüllt." Agwe nickte. So etwas hatte er sich gedacht. "Ya got the parts, man?" Michelle nickte und brachte ihm die zersplitterten Dolche, zahllose kleine, tiefschwarze Fragmente. Agwe strich bedächtig mit dem Zeigefinger darüber und nickte, das Herz voll Dankbarkeit. "I'll honor ya, man", versprach er. Und er wusste auch, wie er das tun würde. Die Loa hatten es ihm bereits gezeigt.
"Now, people", erhob Agwe das Wort. Er trug immer noch einen weißen Verband um die Brust, doch abgesehen davon wirkte er topfit. Edward, der so wirkte als fühlte er sich furchbar deplaziert, die bewusstlose Momo und Haydee waren mit ihm versammelt, ebenso wie Enrico, der ihn aus den Flammen gerettet hatte, wie Agwe zwischenzeitlich erfahren hatte. Als Dank dafür hatte er ihn zu dem Festmahl eingeladen, das nun veranstaltet wurde und welches sie in Michelles Hütte genossen. "Wir haben hart gekämpft und letzten Endes gesiegt, man. Es war hart, dessen bin ich mir bewusst, doch unser Weg ist noch längst nicht zu Ende." Damit hob er die zersplitterten Dolche hoch und zeigte sie herum "Wie ihr seht, sind meine Dolche nicht mehr. Sie haben ihren Zweck erfüllt. Ich trauere um sie, doch sie sind ein nötiges Opfer gewesen." Damit legte Agwe die zersplitterten Überreste seiner Waffe auf den Tisch und wandte sich der starräugigen Köchin zu, die wie immer ein wenig abwesend wirkte. "Haydee, man. Du wirst dich um Momo kümmern. Sie wird in meiner Kajüte auf dem Schiff schlafen und du allein sollst zu ihr. Versorge sie mit Nahrung und Wasser, bis sie erwacht, nach deinem Ermessen." Ob dieser Befehl so klug formuliert war, darüber machte Agwe sich vorläufig keine Gedanken. Die Loa würden es schon richten. "Und zuletzt du, Enrico. Du hast bewiesen, dass dein Schlag groß ist und dein Herz noch größer. Ich weiß um deinen Verlust, man, und deine Trauer kann gelindert werden, wenn du mit uns kommst. Du hast gezeigt, dass du es würdig bist und dass in deiner Brust das Herz eines echten Gläubigen schlägt. Selbst wenn es noch erweckt werden muss." Er reichte dem stämmigen Türsteher die Hand. "Willst du mir die Ehre erweisen, es zu erwecken?"
 
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Edward Buraddo

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Das Schiff in das Dock zu fahren erwies sich als leichter als gedacht. Edward hätte gut damit gerechnet dass ihn noch ein weiterer Gegner aufhalten würde, das er überfallen würde oder sonst etwas. Doch die Fahrt war ruhig. Einzig sein rasendes Herz ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Kaum das Edward das Schiff in das von Agwe genannte Lagerhaus gebracht hatte und es so weit es ging gesichert war, rannte er auch schon los um Agwe zu helfen, den er im brennenden Lagerhaus zurücklassen musste. Er rannte so schnell wie er nur konnte, doch als er ankam konnte er grade noch sehen wie das ganze Gebäude durch den Feuerschaden in sich zusammenfiel. Wenn Agwe noch drinnen war, dann könnte nicht mal er das überlebt haben. Edward sah sich um. Er sollte Panik haben, doch irgendwas in ihm sagte ihm, das Agwe nicht gestorben war. Er suchte die Menge ab und Tatsächlich konnte er ihn sehen. Er lag bewusstlos am Boden, um ihn herum standen Leute die ihm scheinbar halfen und auch der Typ aus der Bar war bei ihm. Edward atmete auf. Scheinbar hatte sich doch alles zum Guten gewandt. Die Stimme von Enrico donnerte durch die Menge und Edward musste leise lachen. Chaos und Zerstörung und woran dachte der Herr zuerst? Etwas zu trinken. Er würde sehr gut in die Crew passen. Da jeder etwas besseres zu tun hatte als dem armen Kerl seine trockene Kehle zu kurieren und Edward erkennen konnte dass sich um Agwe gekümmert wurde ging er selber kurzerhand in den nächsten Laden um zwei Flaschen Bier zu holen, mit denen er dann zum Schauplatz zurück ging. „HEY, ENRICO! FANG!“ rief er und als Augenkontakt hergestellt war warf er ihm eine Flasche Bier zu. Danach überbrückte auch er den letzten weg bis er direkt neben ihm stand. „Hast du Agwe aus dem Feuer geholt?“ fragte er den Türsteher und nachdem dieser ihm geantwortet hatte sah Edward auf den bewusstlosen Agwe, der mittlerweile auf einer Trage lag und zugedeckt war und nahm einen Schluck Bier. „Danke…“ sagte er leise.

Am nächsten Tag waren alle Crewmitglieder zur Genesung in der Hütte von Agwes Großvater Michelle gebracht worden. Grade um Agwe kümmerte sich der Priester mit äußerster Hingabe. Offensichtlich war Edward noch am besten davon gekommen, er war der einzige der zumindest körperlich keine zusätzlichen Narben kassiert hatte. Das machte die Wunden, die Rikki ihm vorher zugefügt hatte zwar nicht weniger hart für den doch sehr fragilen Tüftler, aber es hätte doch schlimmer kommen können. Zumindest konnte er laufen. So verbrachte er den Vormittag damit, Gitarre spielend vor der Hütte zu sitzen. Grade den Kindern in der Unterstadt gefiel das sehr, einige setzten sich um ihn herum und hörten zu. Ab und an machte er eine Pause und sah nach Agwe und Momo, die immer noch nicht zu sich gekommen waren, und nach Haydee. Irgendwie gab er sich die Schuld dafür, dass es so heftig geworden war, denn immerhin hatte er Rikki ja als erster kennen gelernt und seine Wut auf sich gezogen. Erst später am Tag erklärte ihm Michelle was wirklich passiert war.

„Say man…“
fing der Erzpriester nach längerer Sprechpause an. „Die Dolche meines Enkels… Weißt du wo die sind?“ Edward sah ihn an und nickte. „Ja, ich weiß wo sie sind… aber viel Nützen dürfte das nicht.“ Michelle blickte ihn fragend an. „Na ja, sie sind im Kampf zerbrochen… und mittlerweile unter Unmengen an Schutt und Asche begraben.“ „Aye?“ entwich es dem Erzpriester mit einem fragenden Ton. „Thats a shame, man… Diese Dolche haben Agwe viel bedeutet. Das sie nicht ewig halten würden… war nur logisch, aber dass sie nun einfach so weg sind… a shame man, a shame…“ Edward nickte. „Well… gotta go. Agwe braucht mich…“ sprach Agwes Großvater und ging wieder ins Haus.
Edward lehnte sich zurück und sah in den Himmel. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper und er stand auf. Sofort ging er los, in Richtung Hafen. Im Schatten der Hütte konnte man sehen, wie Michelle seine Schritte beobachtete und leise nickte. „Good man…“

Edwards Ziel waren die Trümmer des Lagerhauses in dem Agwe gegen Rikki gekämpft hatte. Das Gelände war zwar abgesperrt, aber keiner war da um die Absperrung zu überwachen, was es Edward erlaubte in den Aschehaufen zu steigen. Er rief sich vor sein inneres Auge wo die Splitter der Dolche fallen gelassen wurden und fing dann an, mit seinen Händen die Asche beiseite zu schaufeln. Es dauerte nicht lange bis er auf etwas hartes stieß. Erst konnte er nicht erkennen was er da vor sich hatte, doch nach kurzer Zeit entpuppte es sich als Holzbalken. Ein nicht grade sehr dicker Balken, der auf ca. anderthalb Meter Länge gebrochen und wie durch ein Wunder kaum versengt war. Starkes Holz, wie Edward fand. Er konnte erkennen wie ein Griff unter dem Balken herausragte, also versuchte der Tüftler den Balken zu bewegen, was ihm auch gelang. Der Balken gab eine Stelle am Boden frei, die von allem Feuer und allen herabfallenden Trümmern verschont geblieben war, offenbar war dieser Balken recht früh gebrochen. Eben an diesem Fleck fand er auch die Überreste von Agwes alten Dolchen. Verwundert sah Edward den Balken und danach die Splitter an. „Als ob irgendetwas die Überreste beschützt hätte…“ murmelte er.
Dann sammelte er die Bruchstücke ein und ging zurück zu Michelles Hütte. Schwarz wie ein Schornsteinfeger kam er zurück und suchte Michelle auf. „Ich habe die Dolche.“ Der Erzpriester wirkte nur mäßig überrascht und nahm sie ihm ab. „Geh dich waschen, junger Edward, du siehst aus wie Ogoun…“ lachte er. Edward konnte da nicht widersprechen, ein Bad täte ihm jetzt gut. Doch bevor er ging drehte er sich noch einmal um. „Du wusstest ich würde sie suchen gehen, nicht wahr?“ Michelle nickte. „Ich habe es gehofft.“

Es dauerte noch ein paar Tage bis Agwe wieder auf den Beinen war. Nachdem er aufgewacht war hatte sich Edward zwar nach dessen Wohlbefinden erkundet und ihn wissen lassen, dass er erleichtert war ihn lebendig zu sehen, doch irgendwie hatte er sich nicht getraut vertrauter zu werden. Die meiste Zeit verbrachte er an Momos Seite. Michelle hatte ihm versichert dass es ihr körperlich gut ging, ihre Wunden waren verschlossen und ihr Leben nicht in Gefahr. Er sagte dass es etwas anderes war, dass sie am aufwachen hinderte. So verbrachte Edward die meiste Zeit an ihrer Seite, spielte auf seiner Gitarre oder versuchte mit ihr zu sprechen, doch es gab keine Reaktion.

Schließlich gab es ein Festmahl, an dem Agwe das erste Mal über seine Dolche sprach. In diesem Moment hatte Edward einen Geistesblitz. Er holte einen Zettel heraus, schrieb eine Nachricht und kaum das Agwe die Dolche abgelegt hatte und sich den anderen zugewandt hatte nahm er die Splitter an sich, hinterließ den Zettel und verschwand in Richtung Schiff. Auf dem Zettel war eine kurze Nachricht:

„Ich muss mir deine Dolche kurz ausleihen, gib mir ein paar Tage.
-Edward“

Erst versuchte der Tüftler die Dolche wieder zu reparieren, doch er erkannte schnell dass er sie nie wieder so hinkriegen würde dass sie nicht wie geflickt wirkten. Doch bald darauf hatte er eine andere Idee. Dazu brauchte er noch etwas anderes: Den Holzbalken der die Bruchstücke vor dem Feuer gerettet hatte. Er hatte dem Feuer widerstanden, weshalb ihn Edward für stark genug hielt um für seine Zwecke dienlich zu sein. Es dauerte zwei Tage bis Edward wieder aus seiner Werkstatt kam, mit einem großen Packet in den Armen. Er suchte Agwe auf. Als er diesen gefunden hatte, richtete er das Wort an ihn. „Agwe…“ fing er an zu sprechen. „Mein Entschluss die Crew zu verlassen, den ich vor einigen Tagen gefasst habe, war mir zu dem Moment sehr ernst. Doch in der Zwischenzeit habe ich… wurde mir…“ er atmete schwer aus. „Wie soll ich es sagen… Ich habe… etwas gesehen… mit etwas gesprochen… Ganz ehrlich, ich weiß nicht mal was ich da erlebt habe… Ich glaube ich hatte einen Disput mit mir selber… es könnte auch mehr sein…“ er schüttelte den Kopf „Aber darum geht es nicht… Mir wurde klar, dass ich zu deiner… eurer… … … unserer Crew gehöre, egal wie stark oder schwach ich bin. Daher möchte ich dich bitten, mir noch eine Chance zu geben und mich wieder in die Crew aufzunehmen.“ Er hob das Packet hoch und griff nach dem Band, dass es zusammenhielt. „Um dir zu zeigen dass es mir ernst ist, habe ich dieses Geschenk für dich.“ Er zog das Band auf und die Hülle des Packets fiel ab und enthüllte den Inhalt, einen langen Kampfspeer. „Ich habe dir diese Waffe aus den Überresten deiner Dolche geschmiedet. Der Griff besteht aus dem Holz, dass die Splitter vor Schaden durch das Feuer bewahrt hat.“

Mit beiden Händen hielt er Agwe den Speer entgegen und wartete auf dessen Reaktion.
 

Haydee

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Ihr tat alles weh. Also wirklich alles. Aber das war nichts neues, so ging es ihr seit einigen Tagen, genauer gesagt, seit ihres Zusammentreffens mit der Sängerin der Savage Piraten. Noch immer konnte sie sich nicht daran erinnern, wie dieser Kampf nun eigentlich ausgegangen war. Ganz deutlich konnte sie sich daran erinnern, wie sie ihre hübsche Gegnerin verarztet hatte und sich danach zurück zur El Pollo Loco gemacht hatte. Bereits da hatte sie sich mehr schleppen müssen als alles andere. Als sie schließlich im Hafen angekommen war, was zugegeben eine längere Zeit gedauert hatte, als geahnt, war das Lagerhaus mit ihrem Schiff bereits nur noch eine schwelende Ruine. Als sie das gesehen hatte, war der letzte Wille aus ihr gewichen und sie hatte sich wo sie gerade war auf den Boden gelegt, um endlich den Schlaf der Gerechten zu schlafen. Irgendwer hatte sie dann gefunden und zu Agwes Großvater gebracht In dessen Hütte hatte sich auch der Rest der Mojos und der fette Türsteher eingefunden. Haydee zog leise zischelnd die Luft ein und faste sich an die Seite, während sie noch einmal die Ereignisse rekapitulierte. Die rechte Seite hatte es am schlimmsten erwischt, sie hatte zwei gebrochene Rippen. Dabei hatte sie sich noch nie etwas gebrochen! Jetzt schickte jede Bewegung eine leichte Schmerzwelle durch ihren Oberkörper. Da Agwe nicht bei Bewusstsein war, hatte sein Großvater alle verarztet, was jedoch auch zu einem gewissen Akt geführt hatte, da Haydee partu nicht mit dem obersten Priester alleine sein, geschweige denn von diesem berührt werden wollte. Sie hatte sich gesträubt wie eine Wildkatze, die um ihr Leben bangte und da sie niemand beruhigen konnte, hatte es letzten Endes zwei Freiwillige bedurft, die sie festhielten, während Michelle ihre Wunden versorgte und einen Verband anlegte. Zum Glück war Agwe inzwischen wieder Wach und hatte seine Rolle als Schiffsarzt wieder angenommen, so dass weitere Nachuntersuchungen bei Michelle wegfielen.
Ein leises Ächzen entwich ihrer Kehle und sie blieb einen Moment stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Aloe und Lotus, die sie links und rechts stützten, warteten Geduldig, bis sie sich wieder gefangen hatte, dann ging es weiter. Während die drei Frauen durch die Unterstadt von Black Lung gingen, musste Haydee sich immer ihre „geliehenen“ Klamotten richten. Da ihr einziges Kleid inzwischen einen untragbaren Zustand erreicht hatte, war der Köchin nichts anderes übrig geblieben, als sich einige von Momos Sachen zu nehmen. Gut, sie selbst währe wahrscheinlich einfach dazu übergangen, nur noch ihre Unterwäsche zu tragen, aber damit waren die anderen Männer allesamt nicht einverstanden gewesen. Edward hatte ihr versprochen, sich um neue Bekleidung für sie zu kümmern, bis dahin trug sie die kleinsten Kleidungsstücke der Furie auf. Nur dass diese immer noch einige Nummern zu groß waren. Und irgendwie schien auch eine gewisse Körpermasse im Brustbereich zu fehlen. Auf jeden Fall rutschte ihr ständig ein Träger des schlabberigen Tanktops über eine Schulter und kaum hatte sie diesen wieder gerichtet, glitt der auf der anderen Seite herunter. Immerhin die Lederhose passte dank mehrfachen umschlagen der Beine und einem sehr strammen Gürtel einigermaßen.

„Sind wir bald da?“ – „Wir sind bald da!“ Die beiden Spa-Betreiberinnen hatten ihr nicht gesagt, wo es hin ging, als sie die Kopfgeldjägerin vom Schiff geholt hatten. Doch inzwischen wusste Haydee es auch so. Sie war vielleicht nicht die klügste, aber den Weg, den sie über ein Jahrzehnt lang jeden Tag entlang gegangen war, erkannte sie sofort wieder. Die Zwillinge brachten sie direkt zum Hexenzirkel. Eigentlich wollte Haydee dort nicht hin, sie wollte nie wieder in dieses Gebäude gehen. Aber sie folgte den beiden Frauen wie eine willenlose Puppe, ohne Gegenwehr oder Widerworte. Als sie endlich in Sichtweite kamen, blieben alle drei stehen, wobei die Zwillinge Haydee eindringlich beobachteten. Dafür hatte die kleine jedoch keine Augen, da ihr Blick wie hypnotisiert am schäbigen Pub hing. Der einstöckige Bau wirkte noch heruntergekommener als sie es in Erinnerung hatte. Die Fenster waren grob mit Brettern zugenagelt worden, aber man konnte sehen, dass einige Scheiben gesprungen waren. Irgendjemand hatte ein „Out of Business“-Schild an der Tür befestigt. „Wir sollten rein gehen,“ meinte Aloe aufmunternd und Lotus vollendete den Satz, „der weise Michelle sagte, dass es wichtig für dich ist.“ Man verpasste ihr einen leichten Stoß und weiter ging es zum Eingang. Lotus schloss die Tür auf und Haydee betrat als erste den Schankraum. Hier drin hätte sie sich blind bewegen können, sie kannte jeden Stuhl und jeden Tisch. Von Innen konnte man sehen, dass eines der Fenster fehlte. Wahrscheinlich hatte jemand es eingeschlagen und dann den Alkohol gestohlen, denn von diesem fehlte jede Spur, die „guten“ Flaschen hinter der Theke waren alle verschwunden. Eine dicke Staubschicht hatte sich gebildet und zeugte davon, dass schon lange niemand mehr hier gewesen war. Aber dennoch, dass hier war eindeutig der Ort an dem sie aufgewachsen war. Langsam ging sie durch den Raum und bemerkte die Scherben, die an der Wand neben der Küchentür lagen. Einige steckten auch in der Tapete, die an der entsprechenden Stelle einen dunklen Fleck hatte. An ihrem letzten Abend hier, hatte Hama eine Flasche nach ihr geworfen und sie verfehlt. Niemand hatte sich darum gekümmert. Wie in Trance bückte sich Haydee und las die Scherben auf. Hinter ihr räusperten sich die Zwillinge gleichzeitig und ihr wurde bewusst, dass sie nicht mehr hinter Hama herräumen musste. Als sie sich umdrehte hielt Aloe das schwarze Kochbuch in Händen, welches Haydee damals mitgenommen hatte. Sie schluckte schwer. „Michelle sagt du musst zurückgeben, was dir nicht gehört,“ sagten sie gemeinsam und übergaben das schwarze Buch. Die Traumtänzerin nahm es entgegen und drückte es gegen ihre Brust, als wäre es ihr Erstgeborenes. "Du kannst nicht du selbst sein, wenn du nicht los lässt, was du nicht bist" Ruckartig bewegte Haydee den Kopf, um den Ursprung der Stimme zu hören, doch sie konnte niemanden sehen aus den Spa-Zwillingen und deren Stimme war es nicht gewesen. Die beiden sahen sie nur leicht irritiert an. Schließlich gab Haydee es auf zu suchen und lies den Blick auf das Buch sinken. Sie hätte es nicht mitnehmen dürfen. Es gehörte nicht ihr. Und sie hatte kein recht darauf, es zu behalten.
Vorsichtig ging sie um die Scherben herum und in die Küche des Hexenzirkels. In der Ecke neben dem Ofen lagen noch immer die Decken, auf denen sie immer geschlafen hatte. Mit einem Seufzer legte sie das Buch auf die Arbeitsplatte. Mit einem letzten Blick drehte sie sich schließlich von dem Folianten weg und wollte die Küche verlassen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter fühlte. Ruckartig drehte die Köchin zurück und musste vor Schmerz aufkeuchen. Die Bewegung hatte ihrem malträtierten Körper nicht gefallen. Und zu allem Übel befand sich nicht einmal jemand hinter ihr. "Du hinterlässt etwas, dass nicht dir gehört," eine Frauenstimme hatte ihr ins rechte Ohr geflüstert. Gleichzeitig war ein Finger ihren Rücken entlang gefahren, was bei Haydee eine Gänsehaut hinterlassen hatte. "Da ist es nur gerecht, wenn du etwas mit nimmst, dass dir gehört. Die Stimme klang verführerisch und Haydee fühlte sich gerade genau so, wie damals auf dem Baratié, als sie Momo geküsst hatte. Aber sie schaffte es nicht, sich wieder umzudrehen. Sie konnte einfach nur auf die Decken am Boden sehen, während die Stimme fortfuhr, dieses mal jedoch mehr neckend und belustigt. "Tu dem alten Mann nicht so unrecht. Er hat es gefunden und versucht wirklich dir zu helfen." Ein mädchenhaftes Kichern erfüllte Haydees Ohren, dann war der Bann gebrochen. Ein Blick über ihre Schultern sagte ihr, dass dort niemand war, aber irgendwie hatte sie damit auch nicht gerechnet. Stattdessen ging sie in ihre kleine Ecke. Seltsam. Nachdem sie so ein tolles Leben mit Agwe und den anderen hatte, mit einem eigenem Bett und Geschenken und allem, kam ihr der Platz noch viel winziger vor. Wie sie jemals hier hatte schlafen können ... ohne weiter darüber nachzudenken, sammelte sie die Decken ein, war jedoch überrascht, als etwas hartes zwischen den Fetzen lag. Nach kurzem Gewühle förderte sie den Übeltäter ans Licht ...

„Haydee? Bist du da?“ – „Da bist du ja, Haydee!“ Das warten hatte die Zwillinge nervös gemacht und so waren sie ihr in die Küche gefolgt, wo sie die Köchin des Mojo Bunches auf den Knien vorfanden. In den Händen hielt sie ein Schwert, dass zur Hälfte aus seiner wertvollen Scheide gezogen worden war. Den beiden Frauen verging bei dem Anblick die Sprache, was wohl vor allem an den Diamanten lag, die in die Schneide eingearbeitet waren. „Ist das nicht schön?“, fragte Lotus und kniete sich neben Haydee. „Das IST schön!“ antwortete Aloe, die sich über Haydees Schulter beugte um den Schatz zu betrachten. „Afin de prot ... was soll das denn heißen?" Lotus hatte die Inschrift auf der Klinge vorgelesen und sah nun fragend ihre Schwester an, die jedoch nur mit den Schultern zuckte. "... um zu beschützen, was am wichtigsten ist ..." übersetzte Haydee die Worte und erntete dafür verblüffte Gesichter „Spricht sie Fancee?“ – „Sie spricht Fancee ...“

Haydee hatte das Schwert mitgenommen. Irgendwie hatte sie sich mit der Waffe verbunden gefühlt. Nein, sie hatte GEWUSST dass dieses Schwert zu ihr gehörte. Allerdings hatte sie es direkt aufs Schiff gebracht und bei ihrem Schirmschwert und all den anderen Sachen platziert, die sie bisher bekommen hatte. Die anderen hatten es noch nicht gesehen und Haydee hatte es niemandem erzählt, nicht weil sie es absichtlich verschwieg, sondern weil alle anderen zu beschäftigt wirkten und die Köchin sie nicht stören wollte. Der Kampf gegen die Savage Piraten lag inzwischen schon mehrere Wochen zurück, als Agwe schließlich alle Mitglieder seiner Mannschaft zusammen rief. Auch der Türsteher wurde dazugeholt, was es für Haydee schwer machte, sich auf ihren Kapitän zu konzentrieren. 'Wenigstens verlassen wir bald die Insel und ich sehe den bärtigen Klotz nie wieder' Agwe gab ihr den Befehl, sich um Momo zu kümmern, was sie mit einem nicken akzeptierte. Essen und Wasser bringen. Das konnte sie. Dann wandte sich der Schlangenmensch an Enrico, hielt eine kurze Rede und streckte ihm die Hand entgegen. "Willst du mir die Ehre erweisen, es zu erwecken?" ’Und aus diesem Grund denkst du nicht, weil das was du denkst, stimmt ohnehin nicht' Unhörbau und kaum merklich knirschte sie mit den Zähnen. Enrico als Teil des Mojo Bunches ... das würde sicherlich eine wahre Freude werden. "... ich gehe und seh nach Momo ..."
 

Momo

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"Lass mich in Ruhe."
"Zwing mich."
"Das werde ich gleich. Und das wird unschön."
"So unschön wie du?"
"Neidisch?"
"Auf alle Fälle."
Momo seufzte und kniff die Augen zusammen, um ihre Konzentration auf etwas anderes zu lenken, doch war es unmöglich etwas zu ignorieren, was genau vor ihr saß.
"Du nervst."
"Mission erfüllt."
"Musst du immer das letzte Wort haben?"
"So wie du es immer haben musst."
Mit einem genervten Geräusch das wie eine Mischung aus Grunzer und Seufzer klang, stand die Glatzköpfige auf und ging ein paar Schritte. Weit würde sie ja nicht kommen. In diesem Nichts gab es kein Ende oder einen Anfang.
"Gibst du schon auf?"
Sie stand wieder direkt vor ihrer Nase. Das war unheimlich wie schnell sie sich hier bewegen konnte. Oder war Momo einfach zu langsam?
"Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst", antwortete die Ausguckdame mit grimmiger Miene.
"Aufgeben. Kapitulieren. Den Schwanz einziehen... du weißt schon."
"Du müsstest eigentlich am besten wissen, das ich dieses Wort schon längst aus meinem Wortschatz gekickt habe. Anstatt mich zu nerven, sag mir lieber, wie ich hier endlich rauskomme..."
Es machte sie langsam wirklich wahnsinnig. Das war viel zu absurd, als das sie sich danach daran erinnern würde.
Nasenspitze an Nasenspitze standen sich die beiden gegenüber. Beide gleich groß, gleiche Statur. Als wären sie Zwillingsschwestern. Nur hatten sie verschiedene Körperhaltungen und der Finger der Zeit hatte an einer mehr Hand angelegt als an der anderen.
"Das hier ist kein Raum, dem du einfach mal eine Tür zimmern kannst", meinte Zukunfts-Momo nur und stemmte die Hände in ihre Hüften. "Wenn man hier keine Türen zimmern kann, wie bin ich dann hier her gekommen?"
"Wie kann ich das am besten erklären, damit auch du es verstehst."
Momo hob eine Augenbraue und ahmte die Körperhaltung ihres Gegenübers nach.
"Also, du bist nicht abgekratzt, aber auch nicht wirklich lebendig. Heißt, du hast es nicht geschafft.."
"Nicht.. geschafft?"
"Jup. Wie sagt man das passend... Du hast aufgegeben."
Nun war es für einige Minuten still. Die Glatzköpfige blickte zum ersten Mal ihrem Zukunfts-Ich direkt in die Augen. Das Violett hatte sich etwas verändert. Es war dunkler geworden, wie das ihres Vaters, als sie ihn zum letzten Mal begegnet war. Diese Augen hatten mehr gesehen als ihre eigenen. Außerdem verdeckten einige lange Haarsträhnen eine Gesichtshälfte, denn die andere war immer noch ordentlich rasiert. Sie würde sich verändern. Jahre würden vergehen und sie und ihr Körper würden sich stetig verändern.
"Du sagst, ich bin nicht lebendig aber auch nicht tot. Mein Geist... hat sich verirrt, nicht wahr?"
Momos Stimme hatte an Klarheit gewonnen und ihr anderes Ich nickte lächelnd.
"Exakt."
"Wo sind die Loa?"
"Die.... hatten keinen Platz mehr frei."
"Du verscheißerst mich..."
"Ehrlich gesagt, nein. Die hatten keine Zeit für dich. Hatten jemand anderen an der Angel.. Großer Fisch", gab sie ernst zurück und nickte dabei bekräftigend.
Seufzend wischte sich die Teufelsfrau über das Gesicht und atmete tief ein. "Also... ich habe ziemlich viel einstecken müssen. Ich weiß nicht einmal, ob ich dieses Biest erledigt habe...."
"Sie hat ihre gerechte Strafe erhalten."
"Darf ich zumindest wissen, welche Strafe das ist?", fuhr ihr Momo dazwischen und grinste. "Das würde mich schon glücklicher machen!"
"Lache nicht über die, deren Schicksal dein eigenes sein könnte."
"Wann bin ich so ernst geworden... Das ätzt."
"Lange Geschichte."
"Ich hab Zeit", murmelte Momo und starrte nach oben ins... Nichts. Es hatte keine Farbe, keine Tiefe, keine Schatten... einfach... Nichts...
"Stimmt, du hast genug Zeit. Doch hat man dir diese kostbare Zeit für etwas anderes gegeben. Soetwas verschenkt man nicht einfach so."
"Anstatt mit mir persönlich zu reden, haben mir die Loa also einfach mal ein Päckchen Zeit mit mir selbst vermacht, ja?"
"Im wahrsten Sinne des Wortes, richtig."
"Ich freu mich..."
Zukunfts-Momo verzog die Mundwinkel, als würde ihr etwas Missfallen, doch sprach sie eine geraume Zeit kein Wort mehr. Zeit verging, obwohl in diesem Nichts wohl keine Zeit und kein Raum vorhanden war. Nur Orientierungslosigkeit und die eigenen Gedanken, die nicht still halten wollten. Zuerst dachte die Teufelsfrau darüber nach, wie sie am besten hier rauskommen konnte, um zurück zu ihrer Crew zu gelangen. Doch dann kam ihr der Gedanke in die Quere, warum sie überhaupt hier war. "Ich habe... es nicht geschafft", flüsterte sie und starrte geradeaus, während ihr Kopf weiter arbeitete. Das einzig Gute an diesem Ort war, das sie sich ohne ihre Stimmen besser konzentrieren konnte. Wahrscheinlich verzapfte sie nur deswegen so viel Mist.
"Aber ich habe nicht aufgegeben", beteuerte die Ausguckdame und sah dabei wieder sich selbst ins Gesicht. "Ich wollte dieses Biest fertig machen und am liebsten bis auf ihre Knochen auseinander nehmen..."
"Das hast du auch erfolgreich ausgeführt, so viel verrate ich dir."
Momos Augenbrauen wanderten in Verwunderung wieder nach oben. "Und dabei bin ich draufgegangen?"
"Nein."
"Was dann, verdammt nochmal? Was hab ich falsch gemacht?"
"Du hast es mit letzten Kraftanstrengungen geschafft, Korra Jiddas auseinander zu nehmen. Gerade so. Und das auch nur, mithilfe einer sehr weisen Frau."
Ein ihr bekannter Geruch zog an ihrer Nase vorbei und beinahe hätte sie sich umgedreht, um nach der Gestalt Maman Brigitte Ausschau zu halten. Ihr Tattoo begann zu jucken.
"Wie also willst du weiterhin dein Liebstes so wie dich selbst beschützen, wenn du selbst auf dem Zahnfleisch läufst?"
"Ich hab´s bis jetzt ganz gut hingekriegt, oder nicht?"
"Hör zu!", keifte ihr Zukunfts-Ich und richtete drohend einen Finger auf Momos Brust. Ihr kam es vor, als würde die Frau vor ihr ein Stück größer und bedrohlicher erscheinen, als vor wenigen Atemzügen. "Die Loa werden nicht immer da sein, um deinen Arsch zu retten! Ich weiß das! Ich hab es oft genug am eigenen Leib erfahren müssen! Du glaubst, du seist stark für die Welt da draußen? Nein, bist du nicht!"
Kalte Hände schlossen sich um ihre Kehle und nach wenigen Sekunden wusste die Teufelsfrau, wieso ihr eigenes Ich sie festhielt. Mit einer quälenden Ruhe, begann sich ihr Zukunfts-Ich zu verformen. Zuerst blickte sie in das Gesicht ihrer Mutter.
"Du stolperst auf einem dünnen Faden, um an deine Ziele zu gelangen. Immer kurz davor herunterzufallen." Und während sie sprach, änderten sich die Gesichter. Von ihrer Mutter, über Haydee, Edward und sogar TickTack. Alle starben sie vor ihren Augen. Momo sah dabei zu, wie all ihre Seelen in die Hände der Loa wichen und leblos in sich zusammensackten.
"Ich kann einfach nicht mehr mit ansehen, wie du deinem Tod entgegen rennst. Das hier ist nur der Zwischenstopp. Es wird immer jemanden geben, der stärker ist als du... Wie findest du das? Immer jemandem unterlegen zu sein?" Die leblosen Augen ihres Vaters bohrten tiefe Löcher in ihren Leib, während ihr Schrei sie endlich in die Realität zurück brachte.


Es war viel schöner im Nichts. Da hatte ihr wenigstens nicht alles weh getan. Ihre Glieder waren schwerer und es war, als hätte man ihr einen Stein auf die Brust gelegt. Stöhnend atmete sie die stickige Luft ein und versuchte zu blinzeln. Sogar ihre Augen bewegten sich schwerer.
Einige Zeit lang – wie lang wusste sie nicht – blinzelte Momo einfach nur in die Dunkelheit hinein und versuchte dabei wieder ein Gefühl in ihren Körper zu bekommen.
Solange, bis es ihr vorkam, als würde sich ihre Haut immer enger um ihre Muskeln ziehen. Sie musste hier weg. Raus. Bewegen. Irgendwas. Das war ja ein grausamer Zustand!
Zuerst drehte sie ihren Kopf und merkte dabei, das sie in einer Hängematte lag. Agwes Geruch klebte an jeder Faser dieses Stoffs. Das gab ihr genug Kraft sich aufzurichten, wobei sie bemerkte, das die Ausguckdame nicht allein in der Hängematte lag. Haydee hatte sich neben Momo gequetscht und wie eine Katze zusammengerollt.
"Haydee... wach auf. Haydeeee....!"
Eine falsche Bewegung veranlasste das große Stück Stoff, sich zu drehen, um endlich das Gewicht loszuwerden. Mit einem Plumps landeten die beiden auf den blanken Holzplanken und wieder einmal wünschte sich Momo in das Nichts zurück. Der Schmerz war zu stark. Ihre Glieder kribbelten unangenehm. Quiekend war die Traumtänzerin aus ihrem Schlaf erwacht und fand sich unter dem schweren Körper der Teufelsfrau wieder.
"Schön, du bist wach", keuchte sie und versuchte mit aller Macht ihre Freundin nicht zu erdrücken. "Jetzt hilf mir endlich auf und bring mich hier raus!"

Nachdem Haydee Momo mit einiger Anstrengung und mehreren Anläufen auf das Deck gehievt hatte, war der Schmerz zwar nicht besser, aber ihr Geist schien sich zu entspannen. Die Teufelsfrau hatte das Püppchen nach ihrem Tabak geschickt und nun flogen mehrere Kringel dem Sternenzelt über ihr entgegen, während sie die angemessene Stille der Realität genoss. Die Köchin war abermals an ihrer Schulter eingeschlafen. Sollte sie schlafen, das war vielleicht besser so. Denn jetzt hatte Momo Zeit, einmal in Ruhe ohne Unterbrechung an sich selbst zu denken.
 

Enrico

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Wie angewurzelt stand Enrico immer noch an der selben Stelle, an der er Agwe den Soldaten übergeben hatte, die sich nun um ihn kümmerten. Und natürlich dachte keiner daran, der Bitte dessen Lebensretter nachzukommen. Naja, er konnte es verstehen. Den Enkel von Michelle Laveau zu versorgen war bei weitem wichtiger als einem einfachen Türsteher, der zufällig da war um ihn aus dem brennenden Lagerhaus zu retten ein Bier zu bringen. Er sollte wohl besser gehen, er stand hier vermutlich nur mehr im Weg rum. Gerade wollte er schon den ersten Schritt machen, als er ihn jemand von der Seite etwas zu rief. „HEY, ENRICO! FANG!“, er drehte sich um und konnte gerade noch das Objekt fangen, das nach ihm geworfen wurde. Er sah es kurz an und war erfreut zu sehen, dass es eine Flasche Bier war. Während er die Flasche öffnete kam der Werfer der Flasche zu ihm herüber. Es war Edward. "Danke", meinte Enrico freudig and nahm einen großen Schluck. Edward fragte derweil, ob er es den war, der Agwe aus dem Lagerhaus in Sicherheit gebracht hatte, worauf der Türsteher leicht nickte. "Ich hatte...sagen wir eine Eingebung, dass er Hilfe brauchen könnte, und dieser bin ich gefolgt". Er konnte aus dem darauf folgenden leisen Danke hören, wie viel dem Tüftler das bedeutete. "Hör mal, ich bin dir dankbar für das Bier hier, aber du brauchst jetzt nicht hier stehen und mit mir trinken. Geh lieber zu den Soldaten da und pass auf, dass sie ihn auch richtig versorgen, ok?" Edward nickte kurz und Enrico prostete ihm mit der Flasche nochmal zu, bevor er zu Agwe's Trage ging. Der Bärtige schaute den zweien hinterher, bis sie die Trage schließlich weggebracht hatten und er allein auf dem Platz vor dem zerstörten Lagerhaus stand. Er sollte jetzt wohl besser auch gehen, und so machte er sich mit seiner Bierflasche langsam zurück in Richtung El Pollo Negro.

"Und soviel ich gehört habe, ist er und der Rest seiner Crew bei seinem Großvater untergekommen, wo sie alle versorgt werden", meinte Gilbert, während er mit Enrico die zerstörten Möbel auf die Straße räumte. Als der Türsteher in der Nacht zur Bar zurückgekommen war, war von dem Riesen nichts mehr zu sehen. Vermutlich war er aufgewacht und hatte sich auf dem Weg zu seiner Mannschaft gemacht. Das Trümmerfeld, das ihr Kampf hinterlassen hatte, kam dabei erst bei Tageslicht zu vollem Ausmaß. Fast alle Tische waren zerstört, fast die Hälfte aller Stühle in Bruchstücken am Boden und nicht zu vergessen zwei Löcher in den Wänden. Enrico schauderte bei dem Gedanken, wieviel Gil die neuen Möbel und die Reperatur der Wände kosten würde. "Ist schön zu hören. Dann kann ihnen ja nichts mehr passieren" Der Bärtige hob langsam einen weiteren Tisch auf, darauf bedacht seine Arme zu schonen. Sie waren ohnehin schon vollkommen zerkratzt und es war ein Wunder, dass er sich nicht etwas gebrochen hatte. Dennoch musste er vorsichtig sein, vielleicht waren einige Knochen schon angerissen und könnten jedem Moment dem Druck nachgeben.
Es dauerte gute zwei Stunden, aber schließlich hatten es die zwei geschafft, jeden noch so kleinen Splitter hinauszutragen. Danach ging es im El Pollo Negro weiter wie sonst jeden Tag. Gilbert begab sich wieder hinter die Bar und Enrico setzte sich auf der unversehrt gebliebenen Barhocker. Seinen Lieblingshocker hatte es leider auch erwischt. "Weißt du, was ich nicht verstehe ist, wie konntest du wissen, das Agwe in diesem Lagerhaus ist? Du warst die ganze Zeit hier im El Pollo Negro und dennoch hast du gewusst, wo du ihn finden würdest. Woher?" Der Barkeeper reichte ihm ein Bier und sah ihn sowohl neugierig als fragend an. Der Bärtige nahm einen von dem Bier. "Es war soetwas wie...Eingebung. Du wirst mir ja wie ich dich kenne keine Ruhe geben bevor ich dir genau sage, was ich meine, aber fang mir nachher nicht wieder mit deinen belehrenden Reden an. Es war so, ich hatte gerade diesen Riesen außer Gefecht gesetzt und wollte mir das Bier, das du mir dagelassen hast gönnen, als plötzlich-" Weiter kam Enrico nicht, als er plötzlich von draußen ein Stampfen hörte, dass sich der Bar näherte. Ein Stampfen dass ihm seit gestern vertraut war. Einen kurzen Augenblick später sah man eine metallene Maske durch eines der Löcher in der Wand in den Raum schauen. "Kleiner Mann?"
Der Türsteher konnte es nicht glauben. Gom, der Riese, kam langsam durch das Loch in die Bar herein und sah ihn an. Warum war dieser Brocken immer noch hier. Der Rest seiner Mannschaft war laut der Marine verschwunden, ebenso wie ihr Schiff. Enrico seufzte genervt. "Hör zu. Falls du für Runde Zwei hier bist, lass uns wenigstens einen anderen Kampfort finden. Die Bar hier hat schon genug gelitten" Doch Gom sah gar nicht so aus, als würde er es auf einen weiteren Kampf anlegen wollen, stattdessen setze er sich auf den Boden und sah betrübt zu Enrico. "Kleiner Mann missversteht. Gom nicht hier zum kämpfen. Als Gom aufwacht von Kampf er ging zurück zu Schiff. Aber Schiff nicht mehr da. Rikki ohne Gom losgesegelt. Rikki starker Mann. Hat bestimmt was Gom macht. Rikki jetzt fort, so Gom nicht weiß was er tun soll. Aber kleiner Mann auch starker Mann. Stärker als Gom. Er Gom sagen soll was Gom tun soll" Der Bärtige sah den Riesen verwirrt an. Wollte er tatsächlich von ihm einen Befehl hören, was er tun sollte? War er von diesem Rikki wirklich so abhängig gewesen? Gom war nun in einer Situation ähnlich der Enrico's, als dieser auf Black Lung eintraff. Beide waren Fremde auf dieser Insel, getrennt von allem, was sie bis dahin kannten. Nur das Enrico sich entschieden hatte alles zurückzulassen, und er Pedro an seiner Seite hatte. Gom hatte dies nicht. Was er brauchte, war ein Freund, der ihm half. "Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst, du bist ein freier...Riese. Du musst selbst für dich entscheiden lernen, aber ich kann dir vielleicht dabei helfen. Und Gilbert auch. Jetzt setzt dich mal neben mich und erzähl mal mehr über dich. Schenk ihm ein Bier ein Gil, geht wie immer auf meine Rechnung" Und so saßen sie die nächsten Stunden bis spät in die Nacht lachend, trinkend und angeheitert in der Bar, bis Gilbert schließlich dicht machte und Gom anbot, im freien Bereich in der Bar zu schlafen, wobei er auch Decken und Kissen bekommen würde.

Die nächsten zwei Wochen arbeiteten die drei daran, das El Pollo Negro wieder auf Vordermann zu bringen. Gom half dabei mit, weil er sich nützlich machen wollte und Enrico konnte wie immer Gilbert nicht damit allein lassen. Die Löcher in der Wand wurden provisorisch mit großen Brettern zugenagelt, die Tür wurde vergrößert, damit Gom normal hineingehen konnte, ohne neue Löcher zu machen und später in der Woche wurden die neuen Tische und Stühle besorgt, die mit Leichtigkeit von Gom getragen wurden. In Rekordzeit konnte die Bar wieder aufmachen und es ging das gewohnte Treiben wieder los. Mit einer Änderung. Da Gom anscheinend eine Beschäftigung brauchte, um eine Erfüllung zu haben, ließ ihn Enrico seinen Job als Türsteher machen, zumindest, bis er etwas anderes für ihn gefunden hatte. Dabei machte sich Gom ganz gut. Er lernte schnell, welche Leute man warnen und welchem an hinauswerfen sollte. Zudem legten sich mit ihm weniger Leute an als mit Enrico, was wohl auf Aussehen zurückzuführen war. Man konnte deutlich erkennen, dass er Spass mit dieser Beschäftigung hatte. Enrico selbst saß derweil auf seinen neuen Stammhocker, trank Bier und spielte auf seinem Saxophon, wie er es immer tat. "Gom macht sich wirklich gut. Ich könnte mir vorstellen ihm den Job dauerhaft zu überlassen" "Und was soll ich dann tun? Arbeitslos hier sitzen?" "Just kiddin' man, du bist der beste Türsteher, den diese Bar je hatte, ich sage nur dass er auch nicht so schlecht ist. Und ich glaube da kommt Besuch für dich" Gilbert lächelte und ging zu einem anderen Gast, während Enrico sich umdrehte und seinen Augen nicht glaubte.
Michelle Laveau war in die Bar gekommen und steuerte direkt auf den Bärtigen zu. Die Aura, die er ausstrahlte war wieder deutlich zu spüren, auch die anwesenden Gäste wurden stiller, sanken den Kopf. Als dieser sich neben Enrico gesetzt hatte, konnte jener nur schweigen und nervös sein Bier trinken, während der Hohepriester ihn begutachtete. Dann brach dieser endlich das Schweigen. "There man, trink nicht dieses Gesöff. Der Retter meines Enkels hat etwas besseres verdient" Michelle holte aus einer kleinen Tasche eine Flasche heraus und Gilbert brachte, ohne vorher gefragt zu werden, zwei Schnapsgläser herbei. In beiden schänkte Michelle eine braune Flüssigkeit hinein. Dann gab er Enrico ein Glas und stieß mit ihn an. Langsam näherte Enrico das Glas seinem Mund, nahm tief Luft und trank es in einem Schluck. Der nächste Moment war unbeschreiblich. Was immer er gerade trank brannte ihm in Mund und Kehle. Sein Gesicht, nein, sein ganzer Körper wurde warm und er spürte, wie sich der Schnaps seinem Magen nähtere, wo er weiterhin warm brannte. Es schmerzte, doch war es ein angenehmer Schmerz, von dem man mehr wollte. "Wow, das Zeug ist wirklich hochwertig...", meinte der Bärtige und besah den kleinen Rest, der am Boden des Glases geblieben war. Michelle grinste, während er sein eigenes Glas leer trank. "I'm impressed man, hätte nicht gedacht dass ein Weißer, der sich mit Bier volltrinkt, Schlangenschnaps in einem Zug trinken kann und danach noch stehen, geschweige den normal reden. Nun aber zur Sache, weswegen ich hier bin. Zuerst möchte ich dir danken, dass du meinen Enkel gerettet hast. Die Loa hatten recht, dich dafür zu wählen, dein Herz ist am rechten Fleck, auch wenn du noch vieles erkennen musst. Des weiteren plant mein Enkel, sobald er sich erholt hat, ein Festmahl mit seiner Mannschaft. Du als sein Lebensretter bist natürlich herzlichst von ihm eingeladen" Während er dies sagte, sah er Enrico so in die Augen, dass dies keine Einladung, sondern mehr ein Befehl war zu diesem Festmahl zu kommen. Er schänkte ihm zudem ein weiteres Glas ein. "Ich kann leider nicht lange bleiben, muss wieder nach Agwe schauen. Seine Heilung nimmt doch Zeit in Anspruch. Lass dir den Schnaps schmecken man. See ya" Und mit diesen Worten ging Michelle so plötzlich aus der Bar, so wie er gekommen war. Gilbert stand vor Enrico und lächelte ihn an. Man konntei ihm ansehen, dass er seinem Freund gratulieren wollte, von Michelle Laveau zu einem Essen eingeladen worden zu sein. Enrico nickte nur und nahm das Schapsglas, um es erneut zu leeren. Es würde vielleicht Spass machen dort vorbeizuschauen.

Als schließlich der Abend des Festmahls gekommen war, fühlte er sich doch fehl am Platz. Hier saß eine ganze Mannschaft, durch Freundschaft und Abenteuer zusammengeschweißt und er war jemand, der zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Er fühlte sich als würde er diese Gemeinschaft stören. Gelegentlich trank er etwas von dem Wein, der serviert wurde, hielt sich aber zurück, etwas zu essen, bis Agwe seine Rede zu seiner Mannschaft beendet hatte. Gerade als er glaubte, dass er fertig war, wendete sich der Priester auch noch an ihn. Von seinem Herzen, seiner Trauer und dem Angebot mit ihnen zu kommen, er reichte ihm symbolisch die Hand. Der Bärtige sah ihn eine Weile lang an, überlegend, was er tun sollte. Er konnte Gilbert doch nicht allein lassen...aber Gom war da um seinen Posten als Türsteher zu übernehmen. Jemand musste sich um Pedro's Grab kümmern...doch band ihn dass nicht an seine Trauer. Er dachte zurück an die Worte des falschen "Pedro", dass ein sorgenfreies Leben auf ihn warten könnte. Was wenn dies der nächste Schritt war? Schließlich schloss Enrico die Augen und sah Agwe nochmal an. "Hättest du mir vor zwei Wochen dieses Angebot gemacht, hätte ich es wohl abgelehnt und dir eine verpasst. Aber jetzt...ich spüre dass dies der nächste Schritt für mich ist" Er nahm die Hand des Priesters an. "Es wäre mir eine Ehre und Freude mit euch zu kommen, doch stell dir das mit dem Erwecken nicht so leicht vor. Ich bin ein ziemlicher Dickschädel"

Als das Festmahl beendet war, machte sich Enrico zurück zum El Pollo Negro. Er musste seine Sachen packen und Gilbert erklären, dass er gehen würde. Hoffentlich konnte sein Freund das verstehen. Er ging durch die Tür und hätte erwartet, das Gilbert schon längst schläft und Gom in seiner Barecke schnarcht, doch von Gom war nichts zu sehen und Gilbert stand vor der Bar mit einem Koffer und einem Bierkrug in der Hand. "Woher wusstest du?" fragte der Bärtige und erkannte dies als seinen alten Koffer und sein Saxophon lag auf diesem. "Michelle hatte erwähnt, dass so etwas passieren könnte. Seine Weisheit hatte natürlich wieder recht. Hier, trink ein letztes Bier mit mir" Er reichte Enrico den Bierkrug, der diesen langsam nahm und mit ihm anstieß. "Falls du jemals genug von der See hast, denk dran, hier ist immer ein Platz für dich. Gom sollte bald zurück sein um sich ebenfalls zu verabschieden, er bringt nur unser Abschiedsgeschenk für dich auf Agwe's Schiff" "Ein Geschenk?" "Etwas, was du dir schon länger gewünscht hast. Das Klavier, dass ihm Laden am Rande der Unterstadt steht? Es gehört nun dir" Der Musiker konnte nicht glauben, was er da hörte. Langsam stellte er den leeren Bierkrug ab und reichte Gilbert die Hand. "Danke...Du wirst mir fehlen alter Freund" "Du mir auch" Beide lächelten, während ihnen einige Tränen hinunterliefen. "Sobald ich gefunden habe, was mich zu dieser Reise treibt, kehre ich zurück, versprochen"
 

Agwe

Kopfgeldjäger Boss
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Crew
Mojo Bunch
Posten
Arzt/Kapitän/Hohepriester
Alter
27 Jahre
Größe
1,97 Meter
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Kampfstil
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Teufelsfrucht
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Zwei Wochen. Diese Zeit hatte Agwe sich selbst und seiner Crew gegeben, um sich zu erholen. Enrico, der sein Angebot angenommen hatte, wurde in dieser Zeit in den Kreis aufgenommen.. doch zuerst war noch etwas anderes geschehen, was für Agwe zwar überraschend kam, doch was er irgendwo bereits geahnt hatte. Die Wege der Loa waren unergründlich, doch manchmal konnte man sie zumindest rudimentär vorhersehen.. eine Gabe, die der Voodoopriester noch nicht vervollkommnet hatte.

Demnach kam es durchaus als milde Überraschung, als Edward mit einem länglichen Paket vor Agwe stand. Der Voodoopriester hörte seinen reuevollen Worten genau zu, nickte und unterbrach ihn kein einziges Mal. Diese Worte waren wie Gift, das aus einer Wunde floss. Sie zu stoppen wäre töricht gewesen. Es lag Kummer darin, Schmerz und Agwe konnte spüren, wie schwer es Edward fiel, darüber zu reden. Nicht nur, weil er so mit dem konfrontiert wurde was er gesagt und was er getan hatte, sondern auch weil es darin um Dinge ging, die er trotz seines beachtlich wachen Geistes nicht verstand. Womöglich auch nicht verstehen wollte. Ob sich das jemals ändern würde, das konnte Agwe nicht sagen, doch er wusste auch, dass es nichts gebracht hätte, Edward jetzt darüber aufzuklären. Er hatte einen seiner Fehler eingesehen, vielleicht den größten von allen, und das war Geschenk und Wohltat genug.
"Listen, Eds", hob Agwe an, als der Tüftler geendet hatte und ihm das Paket, welches wie er nun wusste seine neue Waffe beinhaltete, hinhielt. "Sieh' mich an. Als wir uns trafen wusste ich, dass es schwer mit dir werden würde, man. Ich spürte, dass du keinen Glauben hast und dass ich ihn dir vielleicht nie geben könnte. Aber ich spürte auch, dass dein Herz am richtigen Fleck saß und du stets die richtigen Entscheidungen treffen würdest. Dass du nun hier stehst zeigt, dass ich Recht hatte. Du hast gezweifelt, man, doch deine Zweifel sind nun vorbei und woran das liegt.. vielleicht wirst du's mal verstehen, man. Wer weiß. Aber eines ist wichtig, man." Er hob seinen Zeigefinger und sah Edward direkt in die Augen."Als wir dich weihten, ich und die anderen, da haben wir etwas versprochen. Wir haben versprochen, auf dich aufzupassen wie du auf uns aufpasst. Und dieses Versprechen ist fast so heilig wie die Freundschaft, die uns verbindet. Ich werde dich daher nicht willkommen zurück heißen, man. Du bist nie fortgegangen. Wie kann man jemanden willkommen heißen, der nie fort war?" Damit nahm er das Paket und drückte Edward mit all der überraschenden Kraft die seine dünnen Arme aufbringen konnten an seine Brust. "Aber ob Momo das genau so sehen wird, muss sich zeigen, man."


Enrico wirkte in der viel zu kurzen Robe, die seine behaarten Beine frei ließ, merkwürdig deplaziert. Agwe hatte die größte Robe genommen, die er vorrätig hatte, und trotzdem spannte sie sich um den Bauch des Türstehers so stark, dass sie fast platzte und Enricos massiges Gesicht trat aus der Kapuze hervor wie ein hervorquellender Berg aus Fleisch und Haaren, was seinen ohnehin schon missmutigen Gesichtsausdruck noch weiter unterstrich. Fackeln brannten und der Geruch nach Schnaps und Kräutern erfüllte die Luft. Haydee und Edward standen jeweils zu den Seiten des ehemaligen Türstehers, während Momo und Agwe vor ihm standen. Auf Geheiß des Priesters hin hatte Momo, die ebenfalls geweiht war, die Pflicht übernommen, Enrico zu weihen und auch wenn ihrer beider Aufsagungen der traditionellen Formeln, die Agwe ihnen beigebracht hatte, hölzern klangen war er dennoch froh darüber. Momo lernte und Enrico trat ihrer Gemeinschaft bei.
"Saubere Arbeit, man", lobte er die Beiden, als die Zeremonie schließlich beendet war. Er klopfte Momo und Enrico kumpelhaft auf die Schultern, ehe er nach draußen trat. Seit einigen Tagen stand an Deck ein Klavier und nachdem Enrico kurz mit ihnen geflüstert hatte, ließen die Hühner es seltsamerweise in Ruhe. Direkt daneben gelehnt, Agwe wusste nicht wer es getan hatte, stand Edwards Gitarre. Womöglich war das eine kleine Aufforderung der Loa. "Na was ist, Jungs? Spielt ihr uns jetzt was vor oder nicht?"

Es war nur noch ein Tag, bis sie abreisen würden, doch es warteten noch zwei Überraschungen auf Agwe. Die Erste war, dass Haydee ein neues Schwert hatte. Es sah kostbar aus, teuer, aber beides waren keine Worte, auf die der Voodoopriester viel gab. Ihn interessierte nur, woher sie diese Waffe hatte, doch noch bevor er fragen konnte, hörte er mit einem Mal eine Stimme neben sich. "Das ist ein Geheimnis zwischen der Kleinen und mir. Verstanden?" Agwe fröstelte. Er hatte verstanden. Diese Stimme hätte er unter tausenden erkannt. Und sich mit dem anzulegen, dem diese Stimme gehörte, wäre töricht und anmaßend gewesen.
Die nächste Überraschung bestand in einer Karte, die Agwe an das Schiff gepinnt fand. Jemand hatte einen Nagel in die Außenwand des El Pollo Diablo getrieben und daran flatterte eine Seekarte. Agwe, der keine Karten lesen konnte, brauchte eine Weile, bis er verstand was darauf stand, doch dann nickte er. Es war eine Seekarte. Eine Seekarte, die ihnen den Weg zur Grand Line zeigte. Doch nicht nur das. In feiner, schräger Handschrift waren darauf verschiedene Dinge markiert und hervorgehoben, von denen sogar der Voodoopriester verstand, wie sie gemeint waren. Diese Karte war von einem Meisternavigator mit Bemerkungen versehen worden, die es gestatteten, selbst ohne Navigator den Weg auf die Grand Line zu finden.
Was Agwe nie erfuhr war, dass diese Karte den Savage Piraten gehört hatte. "Ms. Accident" hatte diese Bemerkungen in ihrer Liebeskrankheit für Rikki darauf geschrieben, der darauf bestanden hatte. Nur für den Fall, dass er die Geduld mit der turtelnden Schützin verlor und sie über Bord war. Man konnte ja nie wissen. Auch das Buch, welches Agwe wenig später fand, indem er darüber stolperte, hatte Rikki gehört. Es trug den Titel "Mechanik auf der Grand Line - Band I" und wirkte so zerlesen, dass Agwe es ohne zu Zögern Edward schenkte, gewissermaßen als Zeichen der Wiedergutmachung. Wer sonst würde so viel damit anfangen können wie er?

"See ya, man!" "'t was a blast!" "Passt auf euch auf!" "Sehen wir euch wieder?" "Wir sehen euch wieder!" Halb Black Lung, nicht nur die schwarze Gemeinde, hatte sich am Kai versammelt, um dem Mojo Bunch auf Wiedersehen zu sagen. Michelle Laveau war nirgends zu sehen, doch zumindest Agwe hatte sich in aller Form von dem Alten verabschiedet. Auffallend war, dass inmitten der schwarzen Menge eine weiße Person stand. Eine herrlich aussehende Frau mit goldblonden Haaren, deren Schönheit sich mit der nahezu aller Frauen messen konnte, die der Bunch im East Blue gesehen hatte. Sie sagte nichts sondern lächelte Agwe lediglich zu. Dieser lächelte zurück und winkte. "Sabrina Hopstett, man", erklärte er dem Mojo Bunch wie nebenbei. "Meine Verlobte." Damit schien alles gesagt.

Es roch, wie es immer auf See roch. Nach Salz und guter Luft, nach Abenteuern und ein ganz kleines Bisschen nach Hühnerdreck. Agwe, dessen linkes Hosenbein munter vor sich hin kokelte ohne dass dieser es bemerkt hätte, er hatte beim Aschen seiner Zigarette nicht ganz aufgepasst, saß auf dem Barhocker, der vor dem Klavier angeschraubt worden war und blickte in die Ferne. Er hatte Edward damit beauftragt, Momo die Karte genau zu erklären, während diese steuerte.. mit diesen Bemerkungen, die darauf standen, würde es leicht sein, die Grand Line zu erreichen. Der Voodoopriester machte einen kräftigen Atemzug und bließ den Zigarettenrauch in die Luft, während sich der Schwelbrand unaufhaltsam seine Hose hochfraß. Es würde anstrengend werden. Sicher. Sie würden mehr durchleiden müssen. Klar. Und auch wenn sie jetzt so einträchtig beisammen waren, das würde nicht immer so sein. Aber der Voodoo überkam alles. Liebe und Hass. Streit und Zwietracht. Stolz und Vorurteil. Der Voodoo war der Grund ihrer Reise und ihr Treibstoff zugleich. So lange sie ihn hatten, das wusste Agwe, würden sie nicht scheitern. Der Speer an seiner Seite, gefertigt von dem, der sie hatte verlassen wollen, war der unwiderlegbare Beweis dafür.
 
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Edward Buraddo

Kopfgeldjäger
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Der kurze Moment, in dem Edward vor Agwe stand und seine Antwort erwartete war für ihn endlos lang. Er hatte sein Zeitgefühl total verloren. In seinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab, sowohl realistische als auch irrsinnige. Doch dann setzte Agwe zu seiner Antwort an. Edward sah ihm einfach nur in die Augen und hörte ihm zu. Seine Worte waren beruhigend, und als er dann sagte, dass Edward immer ein Teil der Crew war, fühlte sich Edward nahezu zu Tränen gerührt. Als Agwe ihn dann an sich drückte, konnte Edward nur stumm lächeln. Etwas zu sagen kam ihm grade eh falsch vor. Aber mit dem Kloß im Hals hätte das eh nicht geklappt.

Erst als Agwe dann Momo erwähnte, die ihn ja auch noch akzeptieren musste, zuckte Edward zusammen. Ja, das stimmte. Er hatte immerhin nicht nur den Kapitän im Stich lassen wollen sondern auch den Rest der Crew. Namentlich Haydee und Momo. Haydee würde ihm sicher nichts nachtragen, auch wenn er es verdient hatte, aber was Momo anging… Edward löste sich von Agwe und sah ihn an. „Danke…“ war das einzige Wort, das er jetzt noch rausbringen konnte. Er war glücklich als er Agwe in dem Wissen verließ, dass er, zumindest was den Kapitän anging, noch immer Teil der Crew war.

Als er draußen war und in den Nachthimmel blickte, bemerkte er plötzlich noch zwei Gestalten. Zum einen Haydee, die einfach da saß und schließ und dann noch die Person, an der sie sich anlehnte: Momo. Sie war wieder wacht. Edwards erster Impuls war auf sie zuzurennen und ihr einfach nur um den Hals zu fallen, so sehr freute er sich darüber, dass sie wieder wach war. Doch trotzdem stoppte er sich. Sie war grade erst wieder zu sich gekommen, sicher war das letzte was sie jetzt brauchte irgendeine Form von Stress und Edward wusste ja noch nicht mal wie sie auf ihn reagieren würde. Und Aufregen wollte er sie auf keinen Fall. Er stand also erst einmal nur da und sah im dunkeln der Nacht zu den beiden herüber. Es war einfach nur schön, das er jetzt wusste das sie wieder wach war. Ein Gefühl der Kälte ließ ihn bemerkten, dass ihm nun wirklich einzelne Tränen die Wangen herunter liefen. Es war einfach nur ein Tag zum freuen. Leise und darauf bedacht Momo nicht zu stören und Haydee nicht zu wecken schlich er sich von Deck und suchte seine Hängematte auf. Dabei sah er sich etwas im Schlafraum um. Er hatte hier schon wirklich viel erlebt. Schön dass er wohl auch in Zukunft noch weitere Sachen mit dieser Crew erleben durfte. Somit kroch er in sein Bett und schlief ein.

Erst am nächsten Tag, als alle ausgeschlafen waren und sich Edward sicher war, dass auch Momo sich erholt hatte, suchte er sie wieder auf. Er wollte erst etwas sagen, doch dann war sein Impuls doch sie einfach zu umarmen und leicht an sich zu drücken. „Ich bin so foh dass du wieder wach bist…“ flüsterte er leise. Ihm war auch so ziemlich egal wie Momo jetzt reagieren würde, ob sie zuschlagen, zutreten oder beides würde, er wollte ihr einfach nur zeigen, wie glücklich er über ihr Erwachen war.

Erst nachdem er Momo Reaktion abgewartet hatte, brachte er das Thema auf die Crew. „Hör mal… wegen der Sache mit… na ja, das ich die Crew verlassen wollte… Dass ich das alles so feige gemacht habe… einfach einen Zettel hinterlassen und abhauen… das tut mir echt leid. Ich hatte einfach Angst… nicht einmal um mich, sonder mehr um euch…“ Er atmete tief ein und sah dabei zum Boden. „Ich habe zwar immer noch Angst… Aber ich denke, wenn irgendeine Gruppe Gefahren überstehen kann… dann diese hier. Agwe hat mir schon gesagt, dass er mich zurück nehmen würde… Aber ich wollte vorher noch hören ob du dazu auch bereit wärst.“ Er sah vom Boden hoch und in Momos Augen. „Ich verspreche nie wieder aus Angst davon zu laufen…“ beendete er seine Gedanken und wartete erneut darauf, dass die Amazone reagieren würde.



Bei der Zeremonie fühlte sich Edward mal wieder völlig fehl am Platz. Egal wie wohl er sich in der Crew fühlte, mit diesem ganzen Religionszeug würde er wohl nie wirklich warm werden können, egal wie sehr er es versuchte. Also stand er einfach nur stumm da. Auf die spätere Aufforderung doch mit dem neuen Hauptmusiker der Crew zu spielen, ging er jedoch ohne weiteres ein. Da Enrico der Berufsmusiker hier war ließ Edward ihm die Wahl des Liedes.

Als sie dann wieder ablegten konnte sich Edward kaum auf die Menschenmenge konzentrieren. Zu gefesselt war er von dem Buch, dass Agwe ihm gegeben hatte, wahrscheinlich ohne zu wissen, welchen Schatz er da in Händen hielt. Selbst in diesem Zustand war dieses Buch noch einiges Wert, von dem was Edward daraus lernen konnte ganz zu schweigen. Er legte es nur weg um dem Befehl des Kapitäns nachzukommen, Momo die Karte zu erklären die sie gefunden hatten.
 
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