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V. Akt - Mojo Bunch, das Musical

Momo

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„Ich habe keine Lust, weiterhin mit dir zu diskutieren!“
„Du willst nur nicht die Wahrheit hören...“
„Wahrheit?! Von wegen! Die haben doch alle einen Knall... Fein, wir wissen alle, das wir knapp bei Kasse sind. Wir müssen eine Horde Hühner durchfüttern!“
Nochmals stieß sie einen Passanten mit einer harschen Handbewegung aus ihrer Schusslinie und marschierte mit großen Schritten weiter. Das Gezeter und die schwingende Faust ignorierte sie gekonnt. Ihr Ziel war die Taverne, welche auf dem Zettel stand, den Agwe ihr unter die Nase gehalten hatte. Der steckte nun zerknüllt in ihrer Hosentasche. "Zum wilden... tanzenden... Schweinepriester"... oder wie der Schuppen auch immer hieß.
„Haydee in eine gottverdammte Taverne schicken und dort singen zu lassen? Was für eine großartige Idee! Da können wir sie gleich mitten auf den Platz stellen und nackig Polka tanzen lassen.“
„Gute Idee!“
„Du weißt genauso gut wie ich, dass Haydee gut auf sich selbst aufpassen kann.“
Ein Kläffen als Antwort. Ein langgezogenes Jaulen ertönte, nachdem Momo mit aller Kraft nach einem Köter getreten hatte, der es doch glatt gewagt hatte, sie anzukläffen. Die Leine war gerissen, das Frauchen stand geschockt am Straßenrand. Natürlich, das hatte das Püppchen des Mojo Bunch mehr als einmal beweisen dürfen, das sie dazu imstande war, sich zu verteidigen. Nicht nur gegen einen Feind. Trotzdem wurde Momo das ungute Gefühl nicht los, dass dem Träumerlein etwas zustoßen könnte, würde nicht wenigstens einer bei ihr sein... Irgend ein dahergelaufener Vollidiot könnte sie ja zu etwas anstiften. Haydee hörte doch auf jeden Befehle, oder nicht? Sie hoffte einfach nur inständig, die kurze Aufklärung in der Küche hatte sich im Gedächtnis des Püppchens eingebrannt.
„Und natürlich darf ich die Scheißarbeit machen.“
„Als wäre Armdrücken eine Arbeit. Das ist für Weicheier...“
„Ich hätte genauso gut zum Saufen gehen können, verdammte Scheiße...“
Wobei, das wäre vielleicht keine so gute Idee gewesen, nach dem gestrigen Filmriss. Sie wusste nur noch, das sie Eddi den Hermelin in die Hände gedrückt hatte und es dann irgendwie unter die Dusche und ins Bett geschafft hatte. Nicht mal den Lippenstift hatte sie abgekriegt, egal wie viel sie gerubbelt hatte. Wie nervig...
„Später darf ich dann diesen Perversling noch aus einem Meer voller kreischender Frauen zerren, die ihm alle ihre Brüste entgegenstrecken.“
„Spricht da wieder das kleine Männchen, namens Eifersucht?“
Wie gern hätte sie Vellie für diesen Satz eine verpasst. Ach ja, das hatte sich ja schon erledigt... Die schmerzliche Erinnerung schien durch das Gefängnis, in das Momo sie gesteckt hatte, die Arme nach ihr auszustrecken. Kopfschüttelnd verscheuchte die Amazone die aufblitzenden Bilder, doch die Kopfschmerzen waren damit nicht verschwunden.

„Heeey! Warte doch mal!“
Keine Reaktion. Momo bahnte sich weiterhin im Laufschritt durch die Menge und registrierte erst, das sie mit diesem „Hey“ gemeint war, als eine junge Frau sich ihr in den Weg stellte. Zuerst fiel der Amazone das aschblonde Haar auf, welches der Unbekannten seidig über die Schultern bis zum Hosenansatz fiel. Und dann die strahlend blauen Augen, welche von hellen, langen Wimpern umrandet waren. Diese Frau war wirklich hübsch, ja sogar ihr Gesichtsausdruck wirkte sehr sympathisch.
„Was gibt’s, Blondchen. Ich hab´s eilig...“
Die Fremde rannte tänzelnd neben der Teufelsfrau her, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Sie schien sich gar nicht erst von der patzigen Antwort der Glatzköpfigen beirren zu lassen. „Du erkennst mich nicht, oder? Wir haben uns gestern getroffen! In der Bar! Weißt du nicht mehr?“
Momo blieb abrupt stehen. Verdammt... Wie klein konnte die Welt überhaupt sein?
„Ne, keine Ahnung...“
„Ich hab sogar noch deine Schuhe an, siehst du?“
Blondchen hob einen ihrer Füße an und - tatsächlich! Das waren unverwechselbar ihre Pumps, die diese unverschämte Tussi da trug. Wer sonst ritzte „Bitch“ in die Unterseite seiner Sohle...?
„Und deinen hübschen Kahlkopf hätte ich wohl nie vergessen“, grinste sie und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Jeder Kerl wäre nun aufgrund eines Blutverlustes durch Nasenbluten umgefallen...
Momo brummte nur verstimmt und stemmte die Hände in die Hüften. „Hör zu, Sonnenschein, ich weiß nicht was zwischen uns in dieser Bar vorgefallen ist, aber erstmal...“ Sie hakte ihren Finger in den Ausschnitt ihres Tops und zog es etwas herunter, um den Lippenstiftabdruck in der Nähe ihrer Brustwarze zu präsentieren. „..solltest du dir Lippenstift besorgen, der nicht die Haltbarkeit eines Industrieklebers besitzt. Und zweitens will ich, das du sofort aus meinen Schuhen steigst!“
Die Blondine blinzelte zunächst etwas perplex, doch schon bald zeigte sich wieder das Lächeln auf ihren schmalen Lippen. „Oh! Natürlich! Tut mir Leid...“
Momo wunderte es, dass sie gar nicht nach ihren eigenen Schuhen fragte... oder waren es gar nicht ihre gewesen, die sie wütend ins Meer geschmissen hatte? Pink passt ja immer wunderbar zu atomblond.
Nachdem die Amazone wieder in ihre Lieblingsschuhe geschlüpft war (sie war nämlich barfuß losgezogen), wischte sie sich ächzend über das Gesicht. Bloß nicht über einen Filmriss nachdenken. Fataler Fehler.
Gerade wollte sie dazu ansetzen, dem Blondchen ein Nimmerwiedersehen an den Kopf zu schmeißen, da ertönte ein weiteres „Heeeey!“. Eine etwas kleinere Brünette kam angerannt und die Amazone wunderte sich, dass dieses Wunder der Natur überhaupt noch gerade stehen konnte. Ihre übergroße Oberweite widerstand wohl noch erfolgreich dem Gesetz der Schwerkraft und wackelte imposant auf und hab, bis die Fremde endlich vor ihr stehen blieb.
„Dominique! Wieso bist du denn davon gelaufen?“ Dominique hieß also diese blonde Schönheit. Na herrlich.
„Ich wollte...“, setzte sie an, doch warf kurz einen Seitenblick auf Momo, die mit eiskalter Miene ihre Arme vor der Brust verschränkte.
„Ach nichts! … Komm, sonst kommst du noch zu spät zum T-Shirt-Contest.“
Und schon war die Amazone wieder allein, gaffte den beiden kichernden Frauen hinterher, wie sie in der Menge verschwanden und in Gedanken sah sie Edward vor sich, wie er breit grinsend vor diesem Busenwunder stand und einen Eimer eiskaltes Wasser über sie ausleerte.
Mit einem wütenden Schrei schlug sie einen hölzernen Stand entzwei, der eben gerade ungünstig in der Nähe stand und räumte damit den großen Blechturm ab, den man eigentlich mit drei Versuchen abwerfen sollte, bevor man den großen Panda gewann, dessen Kopf nun eine Straße weiter auf einer umgeknickten Straßenlaterne steckte.
 
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Edward Buraddo

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Heute lief alles irgendwie zugleich gut und schlecht… Erst die Nachricht, dass Edward als Richter bei einem Wet-T-Shirt Wettbewerb arbeiten sollte, was wirklich eine Medallie mit zwei Seiten war, denn zum einen wurde er dafür bezahlt zu beurteilen, wie gut Brüste in nassen Shirts aussehen, aber zum anderen hatte Momo ihn angestarrt, als ob er dafür noch bezahlen würde…
Dann die ganze Geschichte Mit Haydees Kostüm. Es war seine erste Chance gewesen, seine neu erlernten Fähigkeiten im Bereich des Schneiderns anzuwenden und, da die Traumtänzerin natürlich selber keine Meinung hatte, welches Kostüm ihr denn stehen würde, hatte er auch noch kreative und schöpferische Freiheit, was ihm erlaubte sich als so eine Art Pseudo Designer zu versuchen. Aber natürlich platzte Momo in die ganze Szene rein und das genau in dem Moment, als Edward grade die Maße an einer doch sehr verfänglichen Körperpartie nahm…
Edward sah in die Luft und dachte nach. Wie oft hatte er eigentlich seit er hier an Bord war von Momo schon eine drüber gekriegt? Er versuchte zurückzudenken, aber das Ergebnis war einfach: zu oft. Und überhaupt, warum immer er? Gut, mit Gimbli hatte sie sich schon mal geprügelt, bevor der Zwerg die Crew verlassen hatte, aber ansonsten… Warum musste er immer alles abkriegen, was die Amazone auszuteilen hatte. Irgendwie kam es Edward vor, als könnte sie ihn nicht wirklich Leiden, warum sonst sollte sie ihn die ganze Zeit so hart anpacken…
„Meh…“ schüttelte er die Gedanken ab. Es würde sich schon richten, denn nun war etwas anderes angesagt. Agwe hatte ihm den Zettel gegeben, auf dem Uhrzeit und Ort des besagten Wettbewerbs standen, welchen Edward durchaus mit Freude erwartete. Im Ernst, welcher Mann würde sich auf diese „Arbeit“ nicht freuen. Ein breites Grinsen schmückte sein Gesicht, während er die Küche aufräumte. Er hatte bei der Arbeit an Haydees Kostüm hier gemacht, weil seine Werkstatt dafür zum einen zu dunkel war und zum anderen alles viel zu dreckig war, um dort irgendwo Stoff abzulegen, besonders den weißen Stoff aus dem Haydees Kostüm gemacht war. Die Mannequins, ein Geschenk das Michelles Mutter, der es scheinbar schon um einiges besser ging als Gestern, aus Dankbarkeit vorbeigebracht hatte, hatte er mit den Stoffresten behangen und überlegte grade daran, wo er sie denn unterbringen könnte. Seine Werkstatt fiel ja aus bereits erwähnten Gründen aus. „Am besten erst einmal im Schlafraum. Da ist es immerhin sauber und Platz ist auch.“ war seine letztliche Entscheidung. Also buckelte er die beiden Puppen und machte sich auf den Weg unter Deck. Neben seiner Hängematte war mehr als genug Platz. Zudem durfte er feststellen, dass durch ein gut gelegenes Bullauge in Kombination mit der Beleuchtung des Schiffes, hier sogar ein extrem guter Arbeitsplatz für seine Schneiderei war. Ein Schreibtisch und ein paar Stühle und er hätte alles was er brauchte. „Ich hoffe Haydees Kostüm macht ihr keine Probleme…“ ging es ihm plötzlich durch den Kopf. Es störte ihn, dass das Kostüm so kurz ausgefallen war, dass es kaum Haydees Po bedeckte und, wie die Köchin bei ihren Tanzeinlagen deutlich demonstriert hatte, bei jeder halbwegs schnellen Bewegung den Blick auf ihre Unterwäsche freigab… Bei jeder anderen Frau hätte Edward das sogar gut gefunden… Aber bei ihr kam es ihm falsch vor. Vielleicht weil er sie trotz ihres erwachsenen Alters und durchaus ausgewachsenen Körpers doch als kleines Mädchen sah… Aber man konnte es nicht ändern. Sie brauchte das Kostüm JETZT und für Änderungen hatte Edward nicht mehr den Stoff gehabt. Er schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg an Deck.

Zumindest war das der Plan, denn wirklich weit kam er nicht. Er hatte grade seinen Schlafplatz verlassen, als ihm jemand den Weg abschnitt. Momo stand im Türrahmen und versperrte dem Tüftler den Ausgang. „Hey Momo…“ sprach Edward sie an. Dann machte er einen Schritt zur Seite um sie vorbei zu lassen, doch an ihm vorbei zu kommen schien gar nicht ihr Ziel zu sein. Stattdessen kam sie auf ihn zu, bis sie knapp vor ihm stand. „Dieses Kostüm, das du Haydee gemacht hast…“ fing sie einen Satz an, doch Edward riss nur die Hände hoch und hielt sie in einer Abwehrhaltung vor sich. „Ok, ok, ich gebe zu es ist zu kurz geworden aber das ist auch zum Teil deine Schuld denn…“ „Darum geht es nicht…“ fiel ihm Momo ins Wort. „Ich will auch eins!“ sagte sie in einem Ton, der schon fast als Befehl durchgehen konnte. Edward war im ersten Moment recht perplex, damit hatte er jetzt nicht gerechnet. „Also… ich soll…“ „Ich will, dass du mir auch ein Kostüm machst.“ Klärte die Amazone alle Zweifel auf. Edward realisierte soweit endlich was sie wollte. Er hatte erst Angst gehabt wieder wegen irgendwas eine Faust abzukriegen, aber scheinbar waren Momos Absichten diesmal friedlich. „Ehm… ja klar, das kann ich machen…“ drehte sich Edward von Momo weg um zu seinen Schlafplatz zu gehen, an dem seine Werkzeuge lagerten. „Was schwebt dir denn vor? Ich meine… was willst du für ein Kostüm?“ „Leder…“ antwortete Momo abgehackt. Der Amateurschneider drehte sich um und musterte seine neue Kundin kurz. „Geht das etwas genauer, ich meine, Leder ist eine recht oberflächliche Be…“ „Schwarz!“ ergänzte Momo. Edward fasste sich an die Stirn. „Ja ok Leder und Schwarz… aber was für ein Kostüm? Was schwebt dir vor…“ Momo verschränkte die Arme vor der Brust und sah Edward streng an. „Lass dir was einfallen, hast du ja für Haydee auch machen können!“ „Ja schon, aber Haydee konnte ja selber nicht…“ „Lass dir einfach was einfallen…“ Irgendwie benahm sich Momo komisch, aber das könnte auch Einbildung sein. „Ok… ich denke ich werde schon was finden…“ grübelte Edward, während er sein Maßband holte. „Aber deine Maße muss ich vorher nehmen…“ er schluckte. Was er jetzt sagen musste, blieb ihm erst mal für mehrere Sekunden wie ein schwerer dicker Kloß im Halse stecken. „Dafür musst… ehm… damit das geht… ehm…“ Er schluckte noch einmal und drehte sich von Momo weg, tat so als suche er noch etwas im Stoffhaufen. Dann atmete er noch einmal tief ein, drehte sich um und sagte es einfach schnell heraus. „Dafür musst du dich ausziehen!“ Warum pochte ihm bei diesem Satz bitte das Herz bis zum Hals? Er hoffte nur inständig, Momo würde nicht merken, dass er grade kaum Luft bekam. „Warum das?“ fragte Momo ihn. „Ich brauche deine Maße und wenn du dabei Kleidung trägst, verfälscht das die Werte und am Ende wird das Kostüm zu weit und schlabbert. Damit die Maße stimmen musst du dich bis auf die Unterhose ausziehen, so dass ich auch wirklich die Maße deines Körpers nehme und nicht aus Versehen noch irgendeine Kleidungsfalte mit messe!“ klärte er die Amazone auf. Bei Haydee war das irgendwie leichter gewesen…
Letztlich sah Momo die Notwendigkeit ein und ging zu ihrem Bett, wo sie damit begann, ihre Kleidung abzulegen, während Edward einen Block und Stift bereit legte und skizzenhaft die Silhouette einer Frau zeichnete. Momo, welche mittlerweile nur noch ihren Slip trug, kam auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. „Bringen wir es hinter uns!“ murrte sie. Edward drehte sich um und für den ersten Moment blieb ihm die Luft weg. Er hatte Momo zwar schon ein paar Mal oben ohne gesehen… aber nie so nah… und vor allem war er nie kurz davor gewesen, sie dann auch noch anzufassen…
War das jetzt nur seine Einbildung… oder war Momo tatsächlich errötet, wie sie so vor ihm stand? Er hatte auf jeden Fall eine neue Gesichtsfarbe angenommen, es fühlte sich an als ob sein ganzer Kopf am brennen wäre. „Ok, dann…“ fing er an. „Streck bitte deine Arme aus…“ So fing er erst einmal an, die Arme zu vermessen und sich die nötigen Maße zu notieren, dann ging er zum Hals über. Nun musste er weiter nach unten gehen. Seine Hände zitterten leicht, als er begann, Brust, Bauch und Po zu vermessen. Jeden Moment passte er aufs Sorglichste darauf auf, bloß nicht mit den Händen abzurutschen und etwas zu berühren, was er lieber nicht berühren sollte. So nah an ihrem Körper fühlten sich seine Hände an, als ob statt Blut glühende Lava durch die Venen laufen würde und sein Gesicht nahm mehr und mehr die Farbe einer reifen Tomate an. „Könntest du die Beine etwas spreizen?“ fragte er, worauf von Momo blitzartig ein teils erschrocken, teil verärgert klingendes „WIE BITTE?“ erklang. „Ich… ich muss deine Beine noch vermessen, die Schrittlänge, den Schenkelumfang… das geht nicht, wenn du die Beine so zusammen stehen hast…“ erklärte er sich so schnell, dass er befürchten musste, dass Momo seine Worte gar nicht verstehen konnte, doch scheinbar hatte er sich doch noch verständlich artikulieren können, denn nach kurzem zögern folgte sie dann doch seinem Wunsch. Langsam ging Edward auf ein Knie herab, was ihn in Kopfhöhe in eine noch pikantere Position brachte als er vorher eh schon war, und setzte seine Messungen fort. Die ganze Sache schien endlos lange zu dauern, vor allem weil Edward die ganze Zeit das Herz bis zum Hals schlug. Dieser Moment war sowohl der unangenehmste aber irgendwie auch der schönste der letzten Zeit.
Als er dann alle Maße aufgeschrieben hatte, sah er Momo noch einmal an. Er könnte schwören dass sie gerötete Wangen hatte, aber das könnte auch am Licht liegen. „Ok, das wars, ich bin so weit fertig.“ Erlöste er Momo. Ohne ein weiteres Wort und scheinbar sehr in Eile drehte diese sich dann von Edward weg und lief zu ihrem Bett, wo sie ihre Sachen nahm und ihren Körper wieder bedeckte. Es gab keine weiteren Worte und als Edward dann von seinem Block aufblickte, war Momo aus dem Schlafraum verschwunden.
Edward sackte in sich zusammen und saß eine ganze Weile einfach nur auf dem Boden, ohne wirklich einen klaren Gedanken zu denken. Langsam kühlte sich sein Körper wieder ab, sein Gesicht nahm normale Farbe an. „Was… ist hier grade passiert?“ war alles, was er von sich geben konnte. Bei Haydee war das viel leichter gewesen. Er nahm sich seinen Block zu Hand und sah sich die einzelnen Zahlen an, die Momos Körper beschrieben. Die Zahlen waren leicht verwackelt geschrieben aber gut lesbar und somit konnte Edward errechnen, wie viel Leder er brauchen würde, um Momos Kostüm zu machen. Die einzige Frage war: Wie sollte es aussehen? Abgesehen von zwei Worten, „Leder“ und „Schwarz“ hatte Edward keine Anhaltspunkte, keine Vorgaben… es stand ihm frei im Grunde alles zu machen was er wollte. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte im Moment keinen klaren Gedanken fassen.

So beschloss der Tüftler, sich einfach auf den Weg in die Stadt zu machen, um schon einmal das Material zu kaufen. Bei einem Spaziergang würde sein Kopf sicher wieder klar werden und vielleicht käme ihm sogar ein Geistesblitz. Sein Ziel war der Nähladen von Michelle, denn da er mit Ihr und ihrer Mutter schon recht gut klarkam, war für ihn auch klar, dass er seinen Bedarf dort deckte. Es war wieder recht voll auf den Straßen, fast so schlimm wie gestern. Dieses Fest, auf das sich alle freuten schien war recht nah und alle waren im Stress. Doch diesmal kannte Edward ja seinen weg und so konnte er sich gezielt durch die Masse arbeiten. Er kam auch wieder an dem Stand vorbei, an dem er gestern den Chilischnaps gekauft hatte, und noch immer standen die Damen in ihren sexy Teufelinenkostümen vor der Türe, um Kunden anzulocken. „Hmmm…“ grübelte Edward. So ein Bodysuit hatte doch durchaus etwas für sich und stünde Momo sicher auch sehr gut… Doch sie wollte es schwarz… Da fiel eine Teufelin weg. Es reizte ihn schon, der Amazone ein Kostüm zu machen, dass sich an ihren Körper schmiegte wie eine zweite Haut und diesen auch schön zur Geltung brachte, doch welches Thema sollte das Kostüm haben, worauf wollte es Basieren… In Gedanken versunken schlug er sich in eine Seitenstraße, welche eine Abkürzung zu seinem Ziel war und drängte sich an ein paar Mülltonnen vorbei als er plötzlich unter seinem Fuß etwas spürte, was da nicht hin gehörte. Noch bevor er reagieren konnte, hallte ein lautes, von Schmerz und Wut durchzogenes „MIAUUUUUU!“ durch die Gasse und Sekunden später hatte er einen wütenden schwarzen Fellball im Gesicht hängen, welcher ihn mit Krallen bearbeitete. „AH! Mistvieh… Hau… AB!“ schrie er und warf die Katze auf den Boden, welche ein aussagekräftiges Muster in seinem Gesicht hinterlassen hatte. Die Katze machte einen Buckel, fauchte ihn an und verschwand dann in der Menge. Um Infektionen zu verhindern holte Edward eine Flasche hochprozentigen aus seiner Tasche, nahm erst einmal einen tiefen Schluck und schüttete sich dann ein Glas voll ins Gesicht, was zwar die Wunden säuberte, aber auch brannte wie Feuer. „Verdammtes wildes Mistvieh!“ fluchte Edward. „Reicht es nicht, dass ich an Bord dauernd von Momo auf die Fresse kriege, muss dann auch noch hier so ein Katzenvieh ihre Rolle einnehmen und…“ Mitten im Satz pausierte Edward. Er starrte leer in die Gasse und in seinem Kopf ratterte es wie in einer alten Turmuhr. Beinahe meinte man, ein lautes BING zu hören, als er plötzlich mit den Fingern schnippte und schrie „ICH HABS!“. Er rannte los und erreichte bald den Schneiderladen, wo er alles kaufte, was er für Momos Kostüm brauchen würde und eilte dann zum Schiff zurück, wo er eine Skizze von dem geplanten Kostüm anfertigte. Er war nicht mehr aufzuhalten und fertigte sofort die ersten Schablonen und Testzeichnungen an. Liebend gerne hätte er jetzt schon angefangen, doch dann erinnerte er sich daran, dass er heute Abend noch ganz woanders sein musste. Er legte alles so hin, dass er weiter machen konnte, sobald er wieder an Bord war. Er würde nicht schlafen, bis dieses Kostüm fertig war, das schwor er sich, als er sich aufmachte, seinen Richterjob wahrzunehmen. „Achtung ihr Busen, hier komm ich!“
 
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Agwe

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Der Greingarten genoss auf der Mirrorballinsel einen zweifelhaften Ruf und das lag nicht etwa an seinem Namen. Auch nicht an der Tatsache, dass hier oft bis in die Nacht hinein gefeiert und getanzt wurde, so etwas war hier auf der Insel des ewigen Discofiebers vollkommen normal. Was diese von einem Immigranten aus dem North Blue geführte Kneipe mit ihrem „rustikalen“ Ambiente so bekannt machte, war die Swordsman Bar. Der Gründer des Greingartens, ein stämmiger Mann der die sechzig bereits überschritten hatte und nur noch selten selbst bediente, war ein bekennender Waffennarr und auch wenn seine wirklich „interessanten“ Sammlerstücke gut bewacht hinter Glas in einem speziellen Anbau seines Hauses ruhten, so war die Swordsman Bar doch mit einigen beeindruckenden Waffen aus aller Welt dekoriert, vornehmlich natürlich Schwertern. Der geneigte Waffenfreund konnte hier Katanas bewundern, ebenso wie reich verzierte Langschwerter oder Krummsäbel, sogar einen Zweihänder, mit dem man mühelos einen erwachsenen Mann hätte enthaupten können. Zur Sicherheit der Gäste waren diese Waffen zwar stumpf gefeilt worden, aber das sah man ihnen nicht sofort an, viele blinkten und glänzten so verführerisch, dass einem Trinker mit schwachem Magen schnell ganz anders werden konnte, vor allem wenn sich um ihn herum Leute mit zweifelhaftem Ruf immer hemmungsloser betranken.
Neben Schwertern hatte die Swordsman Bar auch Dolche, Pistolen, Speere, Äxte und sogar einige wirklich exotische Waffen zu bieten. Sie hingen an den Wänden der Bar, an der Decke, am Tresen und sogar in der Toilette, natürlich allesamt gesichert oder stumpf gefeilt. Trotzdem hätte jemand, der wirklich Streit suchte, sich hier schnell zurecht gefunden, denn auch wenn die Schneiden der prunkvollen, mit Edelsteinen verzierten Axt genau über der Toilettentür stumpf waren, ihr schieres Gewicht hätte ausgereicht um jemanden ernsthaft zu verletzen. Es war ein kleines Wunder, dass das bis jetzt noch nicht vorgekommen war, aber dennoch wurde der Besitzer des Greingartens regelmäßig für seine laxe Sammel- und Prunkleidenschaft scharf kritisiert. Sein Argument, mit dem er diese Proteste erstickte, lautete indes immer gleich: “Waffen verletzen keine Menschen! Menschen verletzen Menschen! Waffen beschützen Menschen vor solchen mit weniger Waffen. Wenn irgendjemand meine Barkeeper angreift sollen die sich wehren können und meine Gäste dazu. Und jetzt ab!“ Diplomatie, man merkte es, war nicht die größte Stärke des alten Barkeepers. Aber er mixte fantastische Drinks.

Agwe, der von all diesen Dingen natürlich nichts wusste, fand sich mit ein klein wenig Verspätung an dieser Bar ein. Gerade als er eintrat lockerte sich die Halterung eines Katars, welches über der Eingangstür festgemacht worden war und fiel mit der Klinge nach unten herunter. Agwe entging einer schmerzhaften bis gefährlichen Begegnung seiner Schädeldecke mit dieser Klinge nur dadurch, dass er über einen hervorstehenden Nagel im Parkett stolperte und sich der Länge nach hinlegte, das Krachen seines schmalen Körpers auf den ausgetretenen Holzdielen mischte sich mit dem „Srrr… klong“ der Klinge, die allein durch ihr Gewicht zitternd im Boden steckenblieb, ziemlich genau zwischen Agwes Unterschenkeln. Diese kleine akrobatische Einlage wurde von den bereits anwesenden Teilnehmern mit einem Achtungsapplaus bedacht, während Agwe sich den Barstaub von seinem Kostüm klopfte und sich auf einem Barhocker niederließ. Unglücklicherweise wählte er dafür den alten Smokey, den dienstältesten Barhocker im East Blue, der nun entgültig seinen Dienst quittierte und mit einem morschen Ächzen, das wie ein erleichterter Todesseufzer klang, in sich zusammenfiel. Geistesgegenwärtig, der Voodoopriester hatte sich in seiner Zeit im El Pollo Negro an kaputtes Mobiliar gewöhnt, klammerte Agwe sich an der Bar fest und hangelte sich, nur gestützt auf seinen Ellbogen, zum nächsten Barhocker herüber, direkt neben einen vernarbten Piraten mit breiten Schultern und langen, fettigen Haaren, der ihn grinsend musterte. “Dabei hat das Wettsaufen noch nich‘ ma angefangen“, grunzte er mit tiefer, schmatzender Stimme die klang, als habe er den Mund voller Marmelade, “Und du zieh’s hier schon so ne Show ab. Sicher dass du das Zeuch hier vertragen kanns‘?“ Agwe machte eine wegwerfende Handbewegung. Er kannte dieses Verhalten zur Genüge, das hier war immerhin nicht sein erster Trinkwettbewerb. Den Gegner nervös machen noch bevor es überhaupt los ging war keine dumme Strategie, aber bei Agwe klappte sie nicht. Im Vergleich zum El Pollo Negro war die Swordsman Bar ziemlich harmlos, die Waffen hier waren nicht einmal geschärft oder geladen. “Bite me, man!”, lautete daher seine Antwort, ehe er die Totenkopfmaske ein wenig zurecht rückte. Wie genau er durch dieses Ding trinken würde bereitete ihm immer noch Kopfzerbrechen, aber er würde es schon irgendwie hinkriegen. Notfalls eben durch einen Strohhalm, wenn es denn garnicht anders ging.

”Soooo, Leute, ich hoffe, ihr seid schon alle in Stimmung! Wir haben euch lang genug warten lassen und jetzt geht’s endlich los!“ Agwe blickte, wie alle anderen Teilnehmer dieses Wettbewerbs, in die Richtung aus der die Stimme gekommen war, die da so enthusiastisch sprach. Diese gehörte einer kleinen, quirligen Barangestellten, die Agwe auf etwa zwanzig Jahre schätzte, obwohl ihr Gesicht noch ein leichtes Kindchenschema hatte. Das Haar war lang, blond und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und die lüsternen Blicke vieler Kunden waren ihr sicher.. allerdings nur die Blicke, denn Agwe registrierte recht schnell das doppelläufige Gewehr, das auf ihren Rücken geschnallt war. Ob sie damit wirklich umgehen konnte, das wollten sicher nur die Wenigsten heraus finden, selbst mit mehreren starken Drinks im Blut nicht. Der Überlebensinstinkt war stärker als der Alkohol. “Ich bin Nina Carivera und eure Barkeeperin für heut‘ Abend! Außerdem mach‘ ich den Schiedsrichter, also stellt euch ja gut mit mir! Die Regeln sind einfach: Ich servier‘ euch nacheinander verschiedene Drinks, ihr trinkt sie und wer am Ende noch steht, kriegt das Geld. Eigentlich ganz einfach, oder?“ Zustimmendes Gröhlen war die Antwort, auch von Agwes Seite aus. Dieser Wettbewerb gefiel ihm. Gratis Getränke, ein saftiges Preisgeld und vielleicht konnte er hier sogar den ein oder anderen zu den Loa bekehren. Alkohol mochte die weltlichen Sinne vernebeln, doch das geistige Auge öffnete er weit. “Und nicht schummeln! Letztes Jahr hat einer die Hälfte seiner Drinks in den Ausguss gekippt und ich musste ihn disqualifizieren.. mit ner Ladung von meinem Schätzchen hier.“ Sie klopfte stolz auf den Kolben ihres Gewehrs. “Dieses Baby ist Grandline-Technologie! Also gut aufpassen, sonst gibt’s was auf den Deckel!“ Einige pfiffen beeindruckt und durchaus zu Recht. Grandline-Technologie war teuer und schwer zu bekommen. Vermutlich hatte ihr Arbeitgeber einige seiner Kontakte spielen lassen um an so eine Kostbarkeit zu gelangen, man erzählte sich so einiges über den alten Tavernenbesitzer. “Noch Fragen? Irgendwer? Nein? Alles klar, dann legen wir mal direkt los!” Wieder zustimmendes Gemurmel von allen Seiten. Sie waren nicht hierher gekommen, um über Waffen von der Grandline und die ominösen Kontakte von Waffennarren zu grübeln. Sie waren hier, um zu trinken und dabei Geld zu machen, das war wichtiger als ein paar Schlappschwänze, die nicht ordentlich trinken konnten. Zufrieden registrierte Agwe, dass sich Nina nun ans Zapfen machte. Tatsächlich hatte er jetzt einen ordentlichen Durst und konnte ein paar Drinks durchaus vertragen.

”Rrrrrrrunde eins! Lvneeler Läusebier!“ In Windeseile hatte Nina sämtlichen Teilnehmern, die ganze Swordsman Bar war voll von ihnen, je einen Krug mit einer schlammfarbenen, leicht dampfenden Flüssigkeit vorgesetzt. Der Geruch, der Agwe aus seinem Krug entgegen stieg, erinnerte ihn an seine Zeit als Torfstecher in den Sümpfen und dem Gesichtsausdruck seiner Nachbarn nach zu urteilen ging es damit nicht nur ihm so. Dieser markante Geruch nach fauler Erde, Wurmbefall und zweifelhaften Abgasen war nicht jemandes Sache, wenn er genau bedachte wohl niemandes. Vermutlich handelte es sich hierbei um einen ersten Test, um die zarter besaiteten Kandidaten rauszuwerfen. Außerdem wurde man Lvneeler Läusebier sicher nicht so leicht los. Aber ob Läuse- oder normales Bier, Agwe war schlimmeres gewohnt als den Geruch von Torf und so setzte er das streng riechende Gebräu an und trank es in einem Schluck aus. Es war wie Medizin: Je schneller man es herunter schluckte, desto eher war man fertig damit. Es schluckweise zu nehmen verlängerte nur die Qual.
Diese Weisheit teilten einige seiner Zechgenossen, aber längst nicht alle. Einige würgten und verzogen das Gesicht, bei einem lief es sogar blau an und er röchelte, offensichtlich bekam ihm der Geschmack nicht besonders. Dieser war, das musste selbst Agwe zugeben, gewöhnungsbedürftig, das Läusebier schmeckte ungefähr so wie es roch, wenn auch mit einer kräftigen Malznote im Abgang, die dem ganzen einen gewissen Charme verlieh. Wenn man keinen Geruchssinn hatte, überlegte Agwe, würde einem dieses Gesöff sicher hervorragend schmecken. Gemächlich richtete er sich auf und klopfte dem immer noch hustenden und nach Atem ringenden Mittrinker zweimal kräftig auf den Rücken, woraufhin dieser wieder zu atmen begann und dem als Tod verkleideten Voodoopriester dankbar zunickte. Agwe setzte sich wieder hin.

”Gut, gut, das hat das Feld doch schonmal ein wenig gelichtet!“, meinte Nina fröhlich, während sie das Getränk für die zweite Runde zapfte. In der Tat hatten sich etwa ein halbes Dutzend Gäste bereits jetzt verabschiedet, manche blieben jedoch und sahen zu, vermutlich neugierig, welche Absurdität den mutigen Trinkern als nächstes aufgetischt wurde. “Rrrrrunde zwei! Käsewein von Kaba!“ Von dem Krug mit zäher, honigfarbener Flüssigkeit ging ein Geruch wie von alten Socken aus, der Agwe erneut die Nase rümpfen ließ. Trank man auf der Mirrorballinsel nur solches Zeug? Erneut griff er nach dem Krug und stürzte das Zeug herunter, bereute das aber sofort. Der Käsewein hatte es nicht unbedingt in sich was den Alkoholgehalt betraf, aber er schmeckte widerlich und nur mit Mühe konnte Agwe den Reflex unterdrücken, sein Frühstück mitsamt dem Läusebier und dem Käsewein auf den Tresen zu speien. Um sich herum hörte er zahlreiches Husten, Würgen und Spucken, was ihm zeigte, dass er mit diesem Gefühl nicht alleine war. “Nicht vergessen: Wer kotzt, verliert“, erinnerte die hübsche Barkeeperin sie fröhlich, während sie die Reaktionen der Trinker auf diese Gemeinheit interessiert studierte. Wiederrum lichtete sich die Teilnehmerzahl deutlich, nicht wenige mussten gestützt werden um aus der Kneipe zu kommen. Läusebier und Käsewein in so schneller Abfolge nacheinander, das war einfach zu viel.

Der nächste Drink schien etwas raffinierter zu sein, denn nun assistierten mehrere hübsche Frauen Nina dabei, ihn zu bereiten. Sie alle trugen ausgesprochen kleidsame Uniformen und, wie Agwe bemerkte, mindestens eine Waffe. Womöglich war das in diesem Laden Kleidungsvorschrift. Interessiert sahen Agwe und die übrigen Gäste ihnen dabei zu, wie sie eine Mischung aus verschiedenen Früchten, einem blauen Schnaps und Tequila bereiteten, für jeden ein Glas. “Also gut, keine Mätzchen mehr, jetzt geht es richtig los! Das hier ist der Black Death, der erste Cocktail des Abends! Vorsicht, sauer!“ “About time, man!”, kommentierte Agwe diese Neuigkeit. Das war bisher wirklich kein Trinkwettbewerb gewesen, sondern viel eher ein Wettstreit des Ekels. So etwas musste nun wirklich nicht sein, fand er. So entehrte man etwas an sich Heiliges. Aber egal, jetzt schien es richtig los zu gehen. Ex und hopp.
Kaum hatte er den Drink herunter gekippt, spürte Agwe, wie sich seine Lippen und sein Gesicht zusammenzogen. Tränen schossen ihm in die Augen und seine Kehle schnürte sich zu, als wolle sie dieser infernalischen Flüssigkeit den Einlass um jeden Preis verwehren. Sauer war gar kein Ausdruck für das, was sich in seinem Mund abspielte, es fühlte sich an, als würden Legionen an Feuerameisen durch seinen Körper krabbeln und seinen Mund, seine Kehle und seinen Magen mit ihrem ätzenden Speichel füllen. Er wollte kräftig husten um sich von diesem Gefühl zu befreien, aber alles, was er zustande brachte war ein trockenes Hüsteln. “Strong stuff, man“, keuchte er, klopfte sich dabei selber auf die Brust. Diesmal half er niemandem, der vor sich hin hustete, dann hätte er lange zu tun gehabt. Aber immerhin, dieses Zeug hatte Charakter. Und es stank nicht wie alte Socken oder der Torf, den er früher hatte stechen müssen. Das war schon einmal ein Fortschritt. Wenn sich dieser Trend weiter fortsetzte, dann hatte der Voodoopriester keinerlei Einwände vorzubringen. “Weiter, man. Nächster Drink, nächster Drink!”

Der nächste Drink bestand vor allem aus Absinth, einem aus Wermut und einigen Gewürzen gebrauten Getränk, das Agwe sehr schätzte. Mehr als die meisten anderen Spiritousen noch beflügelte es den Geist und schenkte Visionen von ungeheurer Stärke und Klarheit. Dieser Drink war, neben dem Rum natürlich, ein von den Loa gesandter und erwählter Bote, dessen Wirkung jeder heilige Mann kennen sollte. Doch anstatt diesen Absinth pur zu servieren mischten sie ihn mit demselben Schnaps wie zuvor und einigen Früchten, garnierten das Ganze mit einer Orangenscheibe und servierten es. ”Uuuuund die nächste Runde! Absinth Alligator! Kein leichtes Zeug, also Obacht, Freunde des Zechens! Das hat schon stärkere als Euch umgehauen!“ Einige Gäste lachten, überzeugt dass ihnen nach Läusebier, Käsewein und dem schwarzen Tod kein Getränk der Welt mehr etwas anhaben konnte. Einer stürzte sein ganzes Glas in einem Zug herunter und schlug schon in der nächsten Sekunde hart auf dem Boden auf, ausgeknockt von der Kraft dieses Getränkes. Agwe pfiff anerkennend durch die Zähne. Nicht schlecht. Das Zeug musste er sich merken und Haydee beizeiten darum bitten, es ihm einmal zuzubereiten. Wenn sie denn in der Stimmung dafür war und ihm nicht wieder einen mit der Bratpfanne langte. Er trank, sehr, sehr vorsichtig…

Nach dem Absinth Alligator verschwamm Agwes Wahrnehmung etwas, wenn auch nicht viel. Seine über Jahre antrainierte Zecherübung machte sich bezahlt und er hielt auch die nächsten Runden bravourös durch, während sich das Feld der Teilnehmer allmählich lichtete. Nach dem Alligator gab es Black Lunger, eine Mischung aus Kaffeelikör, Wodka und Tabakkrümeln, die einem die Fußnägel hochrollen ließ und Schlaf für die nächsten zwei Tage überflüssig machte. Darauf folgte Mai Tai, eine Mischung verschiedener Rumsorten und Fruchtsäfte, ein Drink wie ein Urlaub auf einer tropischen Grandline-Insel: Sonnig und fruchtig, aber darunter brandgefährlich. Als nächstes kam der „Drachenodem“, ein starker Schnaps, der angezündet serviert wurde und der Agwes Hemdsärmel in Brand steckte und beinahe seine Maske in Flammen aufgehen ließ als sein zufriedener Rülpser unerwartet noch etwas von den Flammen des Drinks trug. Diesem folgte der Zombie, ein Drink, der mit unerfahrenen Trinkern genau das anstellte, was sein Name versprach und über den Agwe einen kurzen Vortrag hielt. Zombies waren einer der bekanntesten Aspekte des Voodoo und für das Versprechen, den Loa ein kurzes Gebet zu schenken garantierte Agwe jedem anwesenden Seemann, ihn nie zu einem Zombie zu machen. Einige lachten, andere blickten sich nervös um und fragten ihn, wie sie denn beten sollten. Agwe erklärte es ihnen gerne, jedenfalls denen, die ihn noch verstehen konnten, während er einen Drink namens „Rusty Nail“ in sich hereinkippte, der die Lebensgeister ordentlich weckte. Man musste ja auch mal ordentlich feiern können.

Viele weitere Drinks später hatte sich das Feld auf zwei Teilnehmer reduziert. Der Rest hatte aufgegeben oder war zusammengebrochen, ein paar kräftiger Männer mit Schubkarren karrten gerade die letzten zwei Bewusstlosen heraus. Nur Agwe und ein kräftiger Seemann mit roter Nase waren noch übrig, ihre Blicke schienen Funken zu sprühen. ”Du hälst dich gut, alle Achtung”, nickte der Seemann, trotz des regen Alkoholkonsums der letzten Stunde sprach er klar und deutlich, er musste einiges an Übung haben. Auf seiner Schulter hockte ein goldfarbener Kolibri, der Agwe neugierig ansah und das wenige Haar, welches der alte Seebär noch besaß, war zu einem Herzchen gestylt. ”Aber was jetzt kommt, haben schon ganz andere nicht überstanden. Der härteste Drink der See! Wild wie ein Seekönig, tief wie das Meer und stark wie Gold Rogers Schwertarm. Der Präozeanische Donnerwürger.“ Mit beinahe ehrfürchtiger Geste stellten zwei hübsche Angestellte neben den beiden Männern je ein Glas ab. Darin befand sich etwa eine hohle Hand voll klarer, leicht violetter Flüssigkeit, von der ein eigenartiger Schimmer ausging, als leuchte sie von sich aus. Respektvoll nahm Agwe das kleine Gläschen hoch und musterte es. Ja, er konnte es förmlich riechen, dieser Drink war stark. Ein würdiges Tor zu den Loa, keine Frage. “Then let’s get goin‘, man. Auf dein Wohl!” Damit hob Agwe das Glas und trank es in einem Zug leer. Sein Gegenüber tat es ihm gleich und beide musterten sich, warteten auf ein Anzeichen der Schwäche bei ihrem Gegner. Für einige Sekunden war es vollkommen still, während Agwe spürte, wie ihm der Drink zu Kopf stieg, doch dann hustete der alte Seebär und kippte zur Seite um. Agwe hatte gewonnen.

Dass er nicht sofort aufsprang und seinen Sieg jubelnd feierte lag daran, dass der letzte Drink dem Voodoopriester richtig übel zugesetzt hatte. Er konnte nicht genau sagen was darin gewesen war, aber es hatte geschmeckt wie alle Drinks dieses Abends zusammen. Fruchtig, sauer, süß, salzig, wild und doch zahm, nach Holz und Leder, Rosinen und Zuckerrohr, nach Meerwasser und Abenteuer ebenso wie nach vertrauter Heimat. Aber vor allem war es stark gewesen, wirklich stark, und es füllte seinen Kopf mit den brilliantesten Visionen, er konnte die Loa förmlich vor sich sehen wie sie tanzten und lachten und auf etwas deuteten…
Sein Herzschlag hatte sich auf ein unnatürliches Maß beschleunigt, seine Pupillen waren geweitet und sein Mund so weit geöffnet dass er sich beinahe den Kiefer ausrenkte. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und vermischte sich mit dem Gelächter der Loa, aber wie durch ein Wunder hörte er trotzdem die Bedienung rufen: “Um Gottes Willen! Was ist mit ihm? Er stirbt!” Panik lag in diesen Worten und auch wenn die Loa weiter um ihn herum tanzten und lachten und ihn mit allem Möglichen bewarfen wusste Agwe instinktiv, was zu tun war. Er war ein Priester, ein Heiler, und es war seine Aufgabe, jedem, der sich in Gefahr befand, zu helfen. Mit schier übernatürlicher Willenskraft riss er sich aus dem Rausch in die Realität zurück und sah seinen letzten Trinkgegner auf dem Boden liegen, sich windend und zuckend. Die Augen waren in den Höhlen so weit nach oben gedreht, dass man nur noch das Weiße darin sehen konnte und Schaum stand ihm vor dem Mund. Sofort kniete Agwe sich neben ihm nieder und legte routiniert zwei Finger an die Halsschlagader des Mannes. Kein Puls mehr. Sein Kadá musste ihn verlassen haben, so viel war sicher. Kadá waren die Geister des Herzschlages und wenn ein solcher Geist sich entschied, dass sein Dienst getan war, dann wurde es brenzlig. Der Voodoopriester wusste, dass schnelles Handeln angesagt war, wenn er das Leben dieses Mannes retten wollte.
”Holt mir Wasser, man! Kaltes Wasser! Und ein Handtuch!” Das war wichtig, den Kadás waren Rada-Geister, also liebten sie kühles Wasser. Während er diese Anweisungen gab, lockerte Agwe dem Bewusstlosen den Kragen und begann sein Herz zu massieren, denn das mochten Kadás. Außerdem ermöglichte es ihnen, entweder ins Herz zurück zu reisen oder aber an ihren zweitliebsten Ort im menschlichen Körper: Die Stirn. Dort musste man sie besänftigen, indem man kaltes Wasser darauf legte und weiter das Herz massierte. Half das alles nichts, konnte man noch den Mund des Patienten öffnen und ein wenig Atem hinein pusten um den Kadá in Gang zu bringen, doch Loco sei Dank schien das nicht nötig zu sein. Das Gesicht des Mannes nahm wieder ein wenig Farbe an und als Agwe nachfühlte, konnte er einen Puls spüren. Der Kadá war zurückgekehrt.

”He gon’ be alright, man. Haltet ihn ruhig, vor allem seine Stirn kühl, und gebt ihm ein wenig hiervon, wenn er aufwacht.“ Agwe stellte einen Schnaps namens „Chirin“ auf die Theke, in dem verschiedene Kräuter verarbeitet waren, die Kadá besonders liebten. Zufällig hatte er diesen im Regal gesehen und gleich ein wenig davon eingesteckt. Das war in seinen Augen schon in Ordnung. Dankbar lächelnd händigte ihm Nina das Preisgeld aus, in ihren Blicken stand Bewunderung und, so überlegte Agwe, etwas, das Ezilie durchaus gefallen hätte und für das Maman Brigitte ihn womöglich verprügelt hätte. “Wenn er aufwacht, sagt ihm dass es mir ‚ne Ehre war, ihn kennen zu lernen, man. Er trinkt wie ein wahrer Held und sollte den Loa dafür danken, dass er das noch weiter tun kann. See ya.“ Damit verschwand der verkleidete Voodoopriester in die Nacht, durch die Aufregung dieses kurzen Rituals beinahe wieder nüchtern. Jedenfalls bis er ein paar Schritte an der frischen Nachtluft gegangen war und dann, erschöpft und vollständig betrunken, an einer Mülltonne zusammenbrach. In diese kippte er hinein, schmiss sie dadurch um und rollte, wie durch ein Wunder wachte er davon auf und verlor nichts, eine Weile lang einen Abhang hinunter, ehe sein Gefährt gegen eine Straßenlaterne knallte.

Was Agwe nicht gesehen hatte und auch niemand sonst in der Kneipe mitbekommen hatte war, dass jemand etwas in den Drink des alten Seebären gemischt hatte. Einer der Gäste, die noch da geblieben waren, hatte in den Donnerwürger ein kleines Pulver gemischt, dessen Wirkung Agwe kunstfertig neutralisiert hatte. Jetzt, wo alle auf den alten Mann achteten, unternahm er keinen zweiten Versuch, sondern machte sich unauffällig aus dem Staub. Das würde dem Boss garnicht gefallen, dachte er, und schluckte bei dem Gedanken. Oh nein, ganz und gar nicht und er konnte froh sein, wenn er später noch darüber klagen konnte, dass er versagt hatte und dafür nicht bezahlt werden würde.
 

Momo

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Momo war zufällig in die Kneipe gestolpert, in der der Wettbewerb stattfinden sollte, die Agwe für sie ausgesucht hatte. Sie hatte einfach einen ziemlichen Durst, nachdem sie durch die halbe Stadt gestapft war. Und da Namen wie „Zur wackeligen Ente“ oder „In die Glitzerkatze“ mal überhaupt nicht zu ihrem Stil passten, und diese Schenken von außerhalb nicht mal annähernd einladend aussahen, („Wieso hängt da pinke Kotze am Fenster?“ „Das sind Vorhänge, Kleines!“) war das Etablissement „Zum wilden Stier“ schon etwas besser für sie geeignet.
Schon von weitem hatte sie das kampflustige Gegröle der Männer gehört und der Duft von starkem Alkohol brannte einem schon die Nase weg, bevor man durch die Tür kam. Das war schon eher etwas, was der Amazone gefiel. Mit ihren wiedergefundenen Pumps an den Füßen und einer rauchenden Zigarette im Mundwinkel betrat die Teufelsfrau die Kneipe. Sofort fiel ihr die hohe Decke auf, die einen bestimmten Sinn zu haben schien. Denn der zweite Stock bestand aus einer offenen Galerie, die rundum angebracht worden war und mit einer Strickleiter zu erreichen war, die gleich neben dem Eingang hing. Die Galerie war nur mit einem niedrigen Holzgeländer gesichert und auch sonst war dieser Raum eher schmucklos, mal abgesehen von den vielen Männern, die hier ihr Unwesen trieben. Der Lärm war ohrenbetäubend und Momo wurde von einem herabfallender Trunkenbold begrüßt, der bei einer Schlägerei wohl durch das Geländer gebrochen war und vor den Füßen der Amazone landete. Uninteressiert stieg sie über ihn hinweg und ignorierte die vielen anstößigen Rufe der Anwesenden. Im hinteren Teil des Raumes, genauer gesagt gegenüber liegend der Eingangstür, befand sich die Bar; spärlich belichtet, sowie der Rest der Spielunke, sodass die hinteren Ecken völlig im Dunkeln lagen. Die Fenster waren natürlich alle mit dreckigen Decken oder Tüchern verdunkelt worden, so wie es sich für einen Männerspielplatz gehörte, denn auf dem ersten Blick konnte Momo nicht eine Frau ausmachen.
„Ich bin hier, wegen dem Wettbewerb, der hier laufen soll.“
Die Rückansicht dieser monströsen Frau war schon gewaltig. Momo würde wohl zweimal in diesen Berg aus Muskeln und Fleisch hineinpassen. Kaum hatte sich die Barkeeperin und Besitzerin des Ladens umgedreht, fielen der Amazone sofort die vielen Narben auf, die diese Frau mit sich herumtrug. Ihre rechte Hälfte des Gesichtes war wohl bei einem Unfall angesengt worden und bestand nur noch aus Narbengewebe. Das Auge wurde von einer schwarzen Augenklappe verdeckt. Die Teufelsfrau möchte wetten, das sich an der Stirn noch mehr von vergangenen Verletzungen versteckten, doch diese wurden von einem schlichten roten Kopftuch bedeckt. Unter dem linken Auge begann die nächste Narbe. Länglich wie eine Schlange, zog sie sich über die Wange, machte einen Knick nach links und führte wohl am Ohr vorbei, dort wieder nach unten dem Doppelkinn und schwammigen Hals entlang und verschwand zwischen ihren großen Brüsten, die wie zwei große Bälle unter einem recht knappen Top verschwanden, welches sogar bauchfrei war. Die Arme waren nicht weniger narbenfrei. Auf ihrem Unterarm konnte Momo ein Tattoo erkennen. „I fucked my father 'caus I love my mother“
„Was 'ne Frau...“
„Hier biste richtig, Schätzelein.“ Das Weib, welches diese Bezeichnung mehr als verdient hatte, stellte das Glas ab, welches sie eben noch poliert hatte und füllte ein kleines Glas voll mit klarer Flüssigkeit, das sie sogleich Momo vor die Nase stellte. Ohne nach dem Inhalt zu fragen, kippte die Amazone es hinunter und spürte sofort die brennende Wirkung. Anstatt das dieser Alkohol ihren Verstand vernebelte, klärte er ihn sogar. Momo blinzelte. „Gutes Zeug.“
„Nich wahr?“, grinste die Barkeeperin zurück und entblößte dabei einen silbernen Eckzahn. „Selbstjemacht. Dafür, das nich' vom Stuhl jefallen bist, kriegste gleich noch een und darfst am Wettbewerb teilnehmen. Muss nur deinen Namen wiss'n.“
„Momo.“
„Betty.“
Diese Frau gefiel ihr. Nicht sehr gesprächig, kam aber mit ihren Worten auf den Punkt. Und sie spendierte Alkohol. Nett. „Also, was muss ich machen, um das Geld abzuräumen?“
„Siehste“, begann Betty und nickt an der Amazone vorbei. Sie drehte sich auf dem Barhocker um und sah sofort, was das Weib meinte. Ein Tisch war inmitten des Raumes aufgestellt worden, doch besaß er nicht die Eigenschaft, die ein Tisch sonst so mit sich brachte. Er war ungefähr so hoch, dass er einem normal großen Menschen bis unter die Brust ging. „Da musste hin. Eigentlich isset wie Amdrücken. Ellbogen bleibt auf'm Tisch, wenn nich', biste raus. Wenn die Pranke deines Gegners dit weiche Kissen da berührt, haste jewonnen und die zweite Runde beginnt, allet klar?“
„Alles klar“, antwortete Momo knapp, trank das zweite Glas in zwei Zügen aus und sprang vom Hocker auf. Eigentlich gar keine schlechte Idee von Agwe, sie hierher zu schicken. Hier würde es wohl keinem ausmachen, dass sie etwas Dampf ablässt.
Die Zigarette wurde nach einem letzten, gierigen Zug ausgetreten und schon hatte sie sich unter die Leute gemischt. Ein Kreis hatte sich um den Tisch gebildet und ohne auf irgendein Zeichen zu warten, marschierte die Teufelsfrau zu diesem Tisch und postierte ihren Ellbogen darauf. Links und rechts konnte sie zwei blaue Kissen erkennen, die Betty wohl erwähnt hatte. Wenn die Hand dort aufschlägt, hatte sie gewonnen.
Grölendes Gelächter erklang. Überall begannen sie über dieses Gör zu schäkern, welche sich doch dreist als erste an den Duell-Tisch gestellt hatte.
„Seid ihr endlich fertig, ihr Arschkrampen?“, schrie die Amazone aus voller Kehle und warf einen funkelnden Blick in die Runde. „Seid ihr fertig? Dann kann sich endlich mal jemand hierhin stellen, damit ich nicht weiter die gleiche Luft wie ihr einatmen muss!“
Das Lachen erstarb nicht, sondern wurde sogar noch lauter. Sie war wirklich in guter Gesellschaft. Doch ihrer Bitte wurde Folge geleistet. Gleich den größten, breitesten und am meisten sabbernden schickten die Menge vor. Er überragte sogar die wuchtige Betty um ein kleines Stück. Der Arm, den der Kerl auf dem Tisch aufsetzte war so breit, wie Agwe dünn war. „Na, Püp'sche?
Momo verdrehte die Augen und verschränkte ihre Hand in der schwieligen Pranke, die darin sogleich verschwand. Betty trat nun wieder auf die Bildfläche und stellte sich links neben den Duell-Tisch. „Ick bin der Schiedsrichter und wenn ihr meine Regeln nit befolgt, knack ich eure kleenen Hirne mit meinen Möpsen...“ Keine Widerworte. So eine klare Anweisung konnte man kaum missverstehen. „Los jeht´s!“ Mit einem Mal baute sich ein Druck um ihre Hand auf. Ihre Knöchel knacksten, doch verspürte Momo keinen Schmerz, als die Pranke sich immer fester um ihre Hand schloss.
Das schien nur ein Vorgeschmack gewesen zu sein, denn ein zahnloses Lächeln grinste der Amazone entgegen. Endlich stemmte sich der Arm gegen den ihren. Momo stemmte sich dagegen. Nichts rührte sich. Das Grinsen verschwand allmählich. Nun spürte sie, wie der Kerl mehr Kraft aufbaute, um ihre zierliche Hand endlich gegen das Kissen zu drücken. Zwar bewegte sich diese etwas, doch der Zentimeter wurde schnell wieder ausgeglichen. So ging es erstmal fünf Minuten lang, ohne das sich ihre eigene Hand oder die ihres Gegners bewegte. Protestschreie begannen in der Menge laut zu werden. Sie hatte sich nun genug amüsiert.
„Darf ich mal?“
Der Tisch schepperte, hielt aber dem Sieg stand, den die Teufelsfrau gerade errungen hatte. „Momo jewinnt!“
„Hey Betty, krieg ich nochmal was von deinem Gebräu?“


Um genau zu sein, lief es ungefähr so ab, wie beim ersten Kandidaten. Manche Gegner waren aufdringlich genug, das sie ihnen einfach über den Tisch hinweg eine Kopfnuss verpasste... aber das hatte sie sich auch nur einmal erlauben können, da ihr Betty sofort eine Verwarnung erteilt hatte. Einmal wurde ein Kandidat von einem herabfallenden Schläger ausgeknockt, aber das hatte leider für Momo nicht gezählt, die dann für eine Weile ohne Gegner dastand. Ein anderes Mal hatte sich die Glatzköpfige schon vorher mit ihrem Kontrahenten geschlägert, was aber anscheinend kein Regelmissbrauch war, denn Betty hatte sie von der Bar aus angefeuert. Manchmal machte Momo auch eine Pause, um sich noch mehr von dem klaren Schnaps zu gönnen, der sich als Nussschnaps herausgestellt hatte. Dabei wurde sie von den anderen Anwesenden gemieden und nicht einer traute sich, die fremde Frau anzusprechen. Nur mit Betty unterhielt sie sich - so gut wie seit langem nicht mehr.

Aber dann, nach zwei Stunden mit 22 zu 0 für Momo, stand ihr plötzlich Blondchen wieder gegenüber. Sie hatte gerade eine Pause eingelegt, da sich langsam ein unangenehmes Ziehen im Handgelenk breit gemacht hatte und Betty meinte, die Amazone würde mit ihren Siegen die Stimmung drücken.
„Hey“, ertönte das dünne Stimmchen und die Augen der Glatzköpfigen weiteten sich, als sie das blonde, lange Haar wieder erkannte. „Ich fand es ein wenig unhöflich von mir, das ich mich gar nicht vorgestellt habe, als wir uns vorhin begegnet sind. Da war wohl meine Freundin etwas übereifrig.“ Mit einem Sonnenscheinlächeln streckte sie die Hand aus. „Ich heiße Dominique.“ Sofort verengte die Teufelsfrau die Augen. „Warst du nicht bei dem Wet-T-Shirt-Contest?“ „Oh, nein, nein! Meine Freundin Bernie wollte da nur hin, damit ich sie anfeure, weil-“

„Mein Name ist Momo", unterbrach sie die junge Frau vor sich und ignorierte die ausgestreckte Hand vor sich. "Und, ach ja. Über den verrückten Abend wird immer noch kein Wort verloren, verstanden?“ Dominique nickte und lächelte leicht. Abermals musste sie das dünne Blondchen mustern. Sie war wirklich hübsch... aber um die Haare beneidete sie sie nicht. Sie runzelte die Stirn. „Was macht so etwas... wie du überhaupt hier?“
„Das ist der Laden meiner Mutter.“
Wie auf´s Stichwort kam Betty aus dem hinteren Zimmer der Bar und nickte Dominique zu, die abermals ihr strahlendes Lächeln zeigte. „Da brat mir doch einer einen Hai...“
„Hey Domi. Magste wieder mitmachen?“
„Ich glaube schon. Jemand dabei?“
„Die Kleine hier hat´s drauf, muss ick jestehen. Pass bloß uff. Die hat Zähne.“
Wie konnte man nur so viel Lächeln?, schoss es der Glatzköpfigen durch den Kopf und fragte sich gleich darauf, wie unterschiedlich sich Mutter und Tochter doch sein konnten. Das Familienfoto wollte sie sich gar nicht erst vorstellen. „Ich weiß“, antwortete Dominique nur selig lächelnd und fuhr sich in einer flüssigen Bewegung durch die Haare, bei der ihr langer Hals an einer Stelle hervorblitzte. Momo fiel die Kinnlade hinunter. Dort war ein unansehnlicher Fleck in allen Farben - obwohl dunkelviolett dominierte - wie ein Stempel auf die weiße Haut gedrückt worden. An manchen Rötungen konnte sie die Signatur ihrer eigenen spitzen Zähne erkennen, die sie wohl einen Abend zuvor in das Fleisch versenkt hatte. Die Amazone sagte nichts, wandte schnell den Blick wieder ab und kippte noch einen Kurzen hinunter, um sich dann wieder wortlos an den Tisch zu stellen.
Denke niemals über einen Filmriss nach.
Zwei Runden später stand ihr die hübsche Blondine gegenüber, wie erwartet.
„Nicht unterschätzen, Kleines. Sie ist Bettys Tochter, da wird sie wohl einiges an Training mitbekommen haben.“
Momo seufzte. Blondie lächelte verschmitzt. Und zum ersten Mal wurde es doch tatsächlich still in der Spielunke. Aber egal wie viele Anzeichen es hätten sein können, die Amazone konnte Dominique nicht ernst nehmen. Sie war so zierlich, blass und... nett. Das passte einfach nicht zusammen. Würde sie sich von ihr besiegen lassen, würde sie ihr tägliches Training hinschmeißen und sich von jedem verprügeln lassen, der hier in dem Raum anwesend war. Eine Niederlage wäre eine Erniedrigung erster Klasse für die Teufelsfrau.
„Los jeht´s!“
In weniger als zwei Sekunden traten die Adern auf Momos Arm hervor, denn sie versuchte mit aller Macht gegen die ungeheure Kraft dieses Mädchens anzukommen. Nicht ein Millimeter wollte sich ihre zierliche Hand bewegen lassen und das schlimmste war... Dominique lächelte weiter dieses unschuldige Lächeln, bei dem einfach jeder unter den Strahlen dahin floss. Nachdem die Amazone gehörig geflucht hatte, hielt sie sich nun auch noch an der Tischkante fest. Bald tat es auch die Blondine ihr gleich. Beide schenkten sich nichts. Und beide begannen sich nun langsam in die entgegengesetzte Richtung zu lehnen, um sich mit dem ganzen Körpergewicht gegen den Kontrahenten zu stemmen. Die Hände der beiden hatten schon jegliche Farbe verloren, da sich der Griff immer weiter verfestigte, doch blieben ihre Ellbogen fest auf dem Tisch verankert.
Momo war nun auf Augenhöhe mit der Tischkante und erblickte plötzlich ein Detail, dass ihre Entscheidung sofort änderte. Eine Nadel, so fein, dass man sie erst bei näherem Hinsehen entdeckte, steckte in dem Kissen, dass dafür gedacht war, den Stoß von Dominiques Hand abzufangen. Jemand hatte das Ding präpariert.
Bumm.
Die rechte Tischkante brach, als Dominique Momos Hand auf die Oberfläche knallte. Da half nicht einmal das Kissen. Kreischend warf sie die Arme in die Luft und der ganze Saal begann unter dem Jubel zu beben. Und das war der Augenblick, den die Amazone ausnutzte. Wütend wirbelte sie umher und suchte die Menge nach einer Person ab, die sich zu ihrem Glück verriet, und nicht mit den Anwesenden mitjubelte.
Momo liebte es zu gewinnen, vor allem, wenn der Sieg gerecht war. Hätte sie sich nur etwas mehr angestrengt, hätte sie Dominique vielleicht besiegen können, doch das war nicht Recht... die Loa hätten das nicht gutgeheißen. Der schlaksige Kerl tauchte in den umherspringenden Männerleibern unter, aber die Glatzköpfige ließ sich nicht beirren. Sie riss das Kissen vom umgefallenen Tisch und warf sich tapfer in die Menge, bis sie am Ausgang den Unbekannten in die Finger bekam.
„Sag mal, hast du noch alle Latten am Zaun?“
„Was willst du von mir?“ Auch noch abstreiten, ja? Wie ehrenhaft. „Kommt dir das bekannt vor?“ Die Augen weiteten sich etwas, als die junge Frau dem langhaarigen Lulatsch das Nadelkissen dicht vor sein Auge hielt. „P-pass a-auf wo du das h-hinhältst!“ In seiner Stimme bemerkte Momo, dass sie mit ihre Annahme recht hatte. Diese Mistratte hat ihr den Spaß an diesem Wettbewerb genommen...
„Weißt du was? Ist schon in Ordnung... Alles gut.“ Sie lockerte den Griff um den Kragen des dunkelroten Hemdes, welches der junge Mann trug und hob stattdessen entschuldigend die Arme. Hinter sich hörte sie die helle Stimme Dominiques. Perfektes Timing. „Geh ruhig nach Hause und pass auf, wo du das nächste Mal dein Spielzeug postierst“, meinte sie mit einem sarkastischem Lächeln und drückte dem Kerl das präparierte Kissen in die Hand. Ein Klicken ertönte, als die Nadel in das Fleisch drang und durch den Druck wurde die Bombe im Kissen nach wenigen Sekunden ausgelöst. Im nächsten Moment war Momo geblendet von der Explosion, die die Hand und den dazugehörigen Arm zerfetzte.


„Echt, ich hatte keine Ahnung, dass das Ding explodiert. Scheiße...“
„Der Kerl ist mit Ach und Krach entkommen.“
Der Teufelsfrau war zum Glück nichts geschehen, außer ein paar Verbrennungen und tiefen Schrammen, aber das war kein neuer Schmerz mehr. Mit reinem Alkohol hatte Betty ein paar Splitter aus ihrer Haut entfernt und eine Wunde in der Nähe des Schlüsselbeins musste genäht werden, während Momo genüsslich eine Zigarette qualmte. Der Laden hatte sich bis auf ein paar wenige geleert. Dominique saß neben ihr. „Hier.“ Die Blondine schob ihr über den Tresen ein dickes Bündel Berry entgegen. „Das Preisgeld. Du warst seit Jahren eine würdige Gegnerin und hast mir gezeigt, dass ich mal wieder mehr Zeit mit dem Training und somit mit meiner Mutter verbringen sollte.“
Bettys Lachen dröhnte laut durch den Raum und Momo flog doch glatt die Zigarette aus dem Mund, als das Weib ihr kräftig auf den Rücken klopfte. „Dat hör ick jerne! Da muss ick dir nochma danken, dass du den Kerl platt jemacht hast... wenn auch sehr unschön. Aber wat soll´s! Die nächste Runde jeht auf mich!“
 

Edward Buraddo

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„Oh, das ist leicht zu finden.“ Lächelte der Fremde Mann Edward mit einem vielsagenden grinsen an. „Einfach die Straße weiter, dann die fünfte Querstraßen rechts rein und wenn du dann dem Weg folgst, dann solltest du schon von selber merken, wohin du musst…“ der Tüftler lauschte den Worten des Mannes, der nachdem er den Zettelgelesen hatte, auf dem für eine große Feier mit dem großen Finale eines Wet T-Shirt Wettbewerbs geworben wurde, erst einmal lachen musste und anfing über alte Zeiten zu reden.
„Weißt du,…“ hatte der etwas betagtere Mann begonnen, „Darum liebe ich diese Insel. Im Grunde ist dauernd irgendwo eine Party, und grade um diese Zeit ist es am besten…“ schwärmte er. „Weißt du, welche Zeit morgen beginnt?“ Edward schüttelte den Kopf. Er wusste von einem Kostümfest, aber das war auch schon alles. „Morgen beginnt die Karnevalszeit. Im Grunde ist das ein 7 Tage andauernde Sauforgie…“ lachte er Edward an und schlug ihm auf die Schultern. „Für einen jungen Mann in den besten Jahren wie dich werden die nächsten Tage wie der Himmel auf Erden werden! Alkohol wo du auch hingehst, eine Party hinter jeder Türe und die Mädchen… oh ja die Mädchen, da könnte ich dir Geschichten erzählen, mein Lieber!“ Edward winkte ab. „Verzichte, danke…“ Er wollte sich auf den Weg machen, doch der Mann zog ihn wieder an sich heran und flüsterte ihm ins Ohr „Die nächsten Tage sind im Grunde eine Moralfreie Zeit! Trinke was du kannst, rauche was du kriegst, was auf Mirrorball Island passiert, bleibt auf Mirrorball Island! Und du gehst grade zu einem der besten Feste die es gibt. Genieß es, man ist nur einmal jung!“ Mit diesen Worten schlug er Edward noch einmal auf den Rücken und lachte noch einmal laut auf. „Man müsste noch einmal jung sein… Oh die Mädchen…“ sprach er vor sich hin, während er sich entfernte. „Sieben Tage Sauforgie mit Alkohol und Frauen? Im Grunde ein Sündenpfuhl auf Erden?“ grummelte Edward und sah in den Himmel. „GEIL!“

Mit frischen Mut und den besten Erwartungen lief er los und folgte der Wegbeschreibung, die ihm gegeben wurde. Jetzt sollte er bald von selber merken wohin es ging, so waren die Worte des Alten gewesen, doch er wusste nicht annähernd, wonach der suchen musste. Doch dann drang es zu seinen Ohren durch. Gejohle und Gekreische, der Geruch von gebratenen Fleisch, verbranntem Holz und Alkohol lag in der Luft. Selbst wenn Edward nicht nach der Party suchen würde, dieser Duft, oder bessere diese Kombination von Düften, gepaart mit dem Sirenengleichen Geflecht aus weiblichen Stimmen hätten ihn so oder so angelockt. Doch sein weg wurde relativ schnell gestoppt, als ein großer Holzzaun die Dreistheit besaß, sich ihm in den Weg zu stellen. „Ein Zaun?“ lachte Edward während er die Hand auf das Holz legte. „Da muss schon mehr kommen um…“ „HEY!“ rief eine männliche Stimme von der Seite. „Hier rüber! Hier geht’s rein!“ „Hm?“ Sein Blick wanderte am Zaun entlang, bis er in einiger Entfernung einen winkenden und springenden Mann entdeckte, der offensichtlich so eine Art Türsteher oder so war… Na gut, zwar könnte er ganz einfach durch den Zaun gehen, aber wenn dieser Typ sich schon eine solche Mühe gab, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, so verdiente er es zumindest, dass Edward ihm ein wenige davon gab. „Hallo Freund, du willst zur Party, treff ich da den Punkt?“ „Ehm… ja, will ich. Ich habe hier diese Anmeldung, ich bin als Richter für…“ weiter kam er nicht, bis ihm der Mann ins Wort fiel. „Ja man, du willst zur Party, jeder will das! Tut uns Leid wegen dem Zaun und so, aber seit einigen Jahren müssen wir das machen, weil ein paar von den spießigen Leuten sich beschwert haben…“ Edward verstand nicht wirklich was der Kerl ihm sagen wollte, aber irgendwie schein das auch nicht wichtig zu sein, denn noch bevor er etwas sagen konnte, wurde er durch eine Türe in ein Haus gedrückt, welches halb in dem Holzzaun verschwinden zu schien. Scheinbar der Eingang zur Party. Warum auch immer man um die ganze Sache einen Zaun zog, wenn die Party doch eh in einem Haus gefeiert wurde. Kaum war er drinnen ging es auch schon weiter. Drei gut gebaute Frauen, deren Körper durch knappe Bikinis lediglich an den nötigsten Stellen verdeckt wurden kamen auf ihn zu und zogen ihn lachend durch den Raum. Was hatten die Leute hier auf der Insel bloß alle damit, dass sie dauernd jemanden ziehen, halten oder drücken wollten? „Willkommen zur Party!“ erklang es von einer der Frauen. „Ja… ehm… ich will zum Wettbewerb, ich bin Preisrichter, wo muss ich…“ „Entspann dich Süßer, der Wettbewerb läuft nicht weg!“ „Oh, aber so können wir ihn nicht rein lassen…“ „Stimmt, wir haben schließlich einen Dresscode!“ lachten die drei untereinander. Irgendwie kam sich Edward grade extrem übergangen vor, während er weiter durch den Raum gezogen und in eine Umkleide geworfen wurde. „Hier, das sollte dir stehen!“ kam die Stimme von draußen und ihm wurde ein kleines Stück Stoff zugeschmissen. „Was zur Hölle…“ murmelte Edward während er sich ansah was ihm da gegeben wurde. „Ist das wirklich notwendig?“ fragte er durch den Vorhang hindurch. „Kleidungsvorschriften Schätzchen, Anziehen oder abhauen, wir wollen hier schließlich keine Spießerparty abziehen sonder PARTY machen!“ kam die Antwort in einer Mischung aus Gekicher und Befehlston zurück. Er atmete schwer aus und sah sich das Kleidungsstück in seiner Hand noch einmal an. „Na ja, was solls…“ entschied er sich und begann sich auszuziehen.
Kurz darauf öffnete sich der Vorhang und Edward kam heraus, seine Sachen fein gefaltet über seinen Arm gelegt. Sein Körper wurde zu diesem Zeitpunkt nur noch von recht knappen schwarzen Badeshorts verdeckt, welche ziemlich eng saßen und der Fantasie nicht mehr allzu viel übrig ließen. Zwei der Frauen waren bereits wieder weg und holten scheinbar den nächsten Neuankömmling, der, anders als Edward, schon in Badesachen gekommen war, während die dritte ihm mit einem Lächeln auf den Lippen von oben bis unten musterte. „Siehst gut aus Süßer!“ sagte sie schließlich und nahm ihm die Sachen ab, packte sie in eine Tüte und hing diese an eine Garderobe. Dann riss sie einen Zettel ab und ging auf Edward zu. „Das ist die Karte mit deiner Garderobennummer, verlier sie nicht. Mit diesen Worten griff sie nach Edwards Badeshorts, zog an dieser und steckte den zettel hinein. Danach ließ sie los und die Shorts schnalzte wieder in ihre Ausgangsposition zurück. „Und jetzt viel Spaß Schätzchen!“ zwinkerte sie ihm zu und zeigte auf eine Türe, durch die Lärm drang. Als Edward die Türe öffnete, wurde er von dem Schwall der Musik und des Gejohles das hier herrschte beinahe umgeworfen, wäre es nicht um die starke Männerhand, die ihn direkt Willkommen hieß und ihm ein Glas mit einer roten Flüssigkeit in die Hand drückte. „Jo man, schön dass du da bist! Heute Abend vergisst du alles außerhalb dieser Wände!“ sprach der muskelbepackte Kerl, der genau wie Edward fast nackt war, bis auf einen rote Speedo, der ganz knapp verhinderte, dass ein FKK Schild aufgehangen werden musste und hob ein weiteres Glas hoch, welches wohl denselben Inhalt hatte wie das, dass Edward in den Händen hielt. „Auf das Leben, auf die Liebe auf die Musik, auf die Party! PROST!“ stieß er mit dem Tüftler an und kippte sich das Glas in einem Zug runter. Edward war noch zu perplex um wirklich zu reagieren, doch als er merkte, wie er angestarrt wurde, zuckte er mit den Schultern und kippte sich die rote Flüssigkeit herunter. Augenblicklich durchfuhr eine wärme seinen Körper, die er sonst erst nach mindestens einer Flasche Schnaps kannte, er beugte sich kurz vor, nur um sich schlagartig wieder aufzurichten und seinen Kopf mit einem langgezogenen „WOW!“ in den Nacken warf. „Gutes Zeug, wah?“ lachte der Kerl neben ihm. Edward ließ den Kopf sinken, sah ihn an und grinste! „Noch Einen!“ Lautes Gelächter war die Reaktion des Muskelberges. „GENAU DAS WOLLTE ICH HÖREN BRUDER!“ grölte er und drückte Edward ein weiteres Glas in die Hand, bevor er seine Hand auf seinen Rücken legte und ihn durch den Vorhang schob, der scheinbar das letzte war, was ihn noch von der Feier trennte. „Heute Abend gibt es kein Morgen, heute gibt es nur eins: BEACH PARTY!“ waren die letzten Worte bevor Edward durch den Vorhang fiel und sich vor ihm eine Welt zeigte, die man nur als eines Bezeichnen konnte: Paradies der Sünden!

Jetzt verstand Edward erst, warum der Zaun sich so weit erstreckte. Vor ihm lag ein Strand, welcher so weit das Auge reichte voller Menschen war. Die schönsten Frauen, die attraktivsten Kerle und so ziemlich alles darunter war hier vorhanden und die Stimmung war am brodeln dass man meinte jeden Moment begann das Meer zu kochen. Etliche Bühnen waren aufgebaut, auf denen Bands spielten, Menschenmassen tanzen und johlten vor diesen Bühnen oder tanzen um eines der vielen Lagerfeuer, dort drüben wurde ein Muskelmann angefeuert, in dessen Pranken die schönen Hintern zweier wunderschönen Bikinifrauen lagen, die in seinen Händen saßen und sich von ihm wie gewichte in die Luft heben ließen, während sich zwei weitere Frauen wie Äffchen an seine Bizepse klammerten, um noch mehr Gewicht hinzuzufügen. An einer anderen Stelle tanze ein halbes Dutzend Frauen, welche ihre Bikinioberteile wohl schon länger verloren hatten unter Gejohle um ein Feuer und verdrehten so manchem Mann den Kopf, während sie selber wiederrum einige Kerle anfeuerten, die immer wieder kunstvolle Sprünge über die Flammen des Lagerfeuers machten und sich gegenseitig immer wieder übertrafen, was das Risiko der Sprunge anging. Ein Duft welcher ihm in die Nase drang zog seinen Kopf nach links, wo er mehrere Schweine entdeckte, welche sich langsam über dem Feuer drehten und ihm dabei das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Etliche Stände vergaben scheinbar ohne jegliche Gegenleistung alkoholische Getränke und Kellnerinnen waren die ganze Zeit dabei sicher zu stellen, dass ja kein Gast ohne einen guten Alkoholpegel auskommen musste. Neben dem Meer, welches von Menschen nur so wimmelte gab es auch noch Pools die überall aufgestellt waren, mal mehr Mal weniger Tief. An einem gab es sogar einen Sprungturm, an dem sich Männer und Frauen mit kunstvollen Sprüngen gegenseitig in vergnügten, während andere Pools scheinbar grade mal Brusttief waren. Und zuletzt waren da noch eine Art Holzterrasse, in deren Boden ein dutzend Whirlpools eigelassen waren, welche vor sich hin dampften und blubberten. Es… war… das… PARADIES! Noch bevor er sich an all dem was da vor ihm passierte sattsehen konnte, wurde er von einer Frauenhand gegriffen und in eine Tanzreihe gezerrt. Er war schon lange nicht mehr auf so einer genialen Party gewesen, klar hatte der Bunch oft mal seine Abschiedspartys, aber die kamen nicht annähernd an dieses Spektakel hier heran. Die leichte Peinlichkeit der knappen Badeshorts war inzwischen verflogen, nicht nur weil er hier im Vergleich zu manch anderem sogar noch großzügig bekleidet war, aber bei der schieren Menge an spärlich bekleideten Frauen würde eh kaum einer auf ihn achten. Während Edward die Musik der Band durch seinen Körper fließen lies und begann sich in leichte Tanzbewegungen zu begeben hob er sein Glas gen Himmel und schrie aus voller Lunge „AGWE, ICH DANKE DIR!“ Plötzlich wurden noch mehr Gläser gen Himmel gehoben und aus etlichen Mündern klang es gen Himmel „AUF AGWE!“ gefolgt von heftigem Gelächter. Edward konnte nicht anders, als selber auch in Gelächter auszubrechen. Kurz darauf spürte er, wie sich zwei weiche Kissen in seinen Rücken zu drücken schienen, deren Identität kurz darauf geklärt wurde, als das Gesicht einer jungen Frau sich auf seine Schulter legte, welche ihn anlächelte. „Und wer genau ist Agwe?“ hauchte sie ihm ins Ohr, was Edward nur dazu bewegte sie mit einem Lächeln anzusehen. „Jemand dem ich wirklich danken muss, wenn ich hier wieder weg bin.“ Mit einem Satz klammerte sich die junge Frau an seinen Rücken und schlang von hinten ihre Beine um Edwards Bauch, so dass sie jetzt wie ein Rucksack an ihm hing und grinste ihn an „Wie was weg? Die Nacht fängt grade erst an, hier geht keiner weg!“ Wieder fingen alle um ihn herum an zu lachen. „Keine Sorge. So schnell werde ich hier nicht verschwinden.“ Lachte Edward. „Gut! Und jetzt komm…“ johlte die Frau, während sie ihre Beine in seinen Rücken stemmte und sich dann mit einem Rückwärtssalto von ihm abstieß, nur um einen knappen Meter von ihm entfernt unter Applaus zu landen „Tanzen wir!“

Die nächsten Stunden waren wie ein Traum, so eine Party hatte Edward nicht mehr erlebt seit… Ach was dachte er denn da, so eine Party hatte er schlichtweg NOCH NIE erlebt. Auf der Tanzfläche tanzte sich der Tüftler die Füße Wund, die Frau von grade war schon lange weg, doch das hieß beileibe nicht, dass er alleine tanzte, ganz im Gegenteil schien hier wirklich jeder mit jedem zu tanzen, wie viele verschiedene Frauen sich in der letzten Stunde an der Tanzfläche schon an ihn geschmiegt hatten konnte er kaum noch zählen, ebenso wenig wie die Anzahl der Drinks, die schon seine Kehle herab gewandert waren. War er Müde vom Tanzen ging er an die Bar, wo ihn schon die nächsten Leute erwarteten, die ihn zu irgendwas mitschleppten, so dass sich der Glückliche kurz darauf in einer Gruppe wiederfand, die versuchte mit 50 Mann eine Pyramide zu bauen, was natürlich schief lief, da die meisten schon so viel getrunken hatten, dass sie schon auf dem Boden nicht mehr das Gleichgewicht halten konnten, geschweige denn auf einem Haufen wackelnder Menschen. Und so endete Edward in einem gewaltigen Haufen aus menschlichen Körpern, die alle lachten und versuchten irgendwie wieder aufzustehen, was ein Anblick war, bei dem viele Leute vor Lachen umkippten. Auch die Pools lies Edward nicht links liegen, zwar traute er sich aufgrund seiner durch die Teufelsfrucht erhaltenen Angst vor Wasser nur in das Backen mit Bauchhohem Wasser, aber die Leute versicherten ihm, dass die Pools auch für Leute wie ihn Sicher wären, was sich letztlich sogar als wahr herausstellte. So saß wenig später ein Mädchen auf Edwards Schultern und versuchte eine andere Frau von den Schultern eines anderen Mannes zu stoßen. So ging es den ganzen Abend weiter, auf die Tanzfläche bis die Füße den Geist aufgaben, ab zur Bar, mit Alkohol und Schweinebraten die Kräfte aufstocken, Volleyball spielen und im Pool albern… Die Sonne hatte sich schon leicht gesenkt, doch der Strand war durch Fackeln so hell erleuchtet als wäre es noch heller Tag, ein paar Leute hatte sich welche dieser Fackeln geschnappt und versuchten sich als Feuerspucker, während Edward mit einer Menge Leuten im Whirlpool saß, am Rand des Whirlpools genau gesagt, die Beine ins warme blubbernde Wasser haltend und eine Gitarre vor der Brust, welche er sich von einem Bandspieler geholt hatte, der vor dem Alkohol kapituliert hatte und nun mit vier Frauen in seinem Armen zwei Whirlpools weiter am pennen war. Ein Sauflied nach dem anderen erklang und alle sangen sie mit. Dieser Abend sollte nie mehr vergehen!

Dann kam der Höhepunkt des Abends! „LADYS und Gentleman, Schnapsdrosseln und Saufbolde, alle die ihr noch stehen und sehen könnt, wir kommen nun zum Höhepunkt des Abends, dem Wet T-Shirt Wettbewerb!“ Alle grölten und johlten während die Frauen im weißen T-Shirt auf die Bühne wanderten und provozierend ihre Bikinioberteile in die Menge warfen. „Ich darf nun die Preisrichter bitten zu mir zu kommen. „Jop, das ist mein Stichwort!“ sprach der glückliche Tüftler, und legte die Gitarre beiseite, um sich auf die Bühne zu begeben. Neben ihm waren noch drei weitere Preisrichter, ein männlicher und zwei weibliche, auf der Bühne. „So! Ich bitte die Preisrichter an die Eimer!“ erschallte es aus dem Lautsprechern, während Eimer mit eiskaltem Wasser auf die Bühne getragen wurden. Edward nahm einen Eimer und so taten es auch die anderen drei. „Und jetzt alle zusammen!“ Schrie der Ansager und sogleich fingen alle Zuschauer an, den Countdown zu brüllen! „DREI….“ Edward nahm den kalten Eimer fest in beide Hände. „ZWEI….“ Er festigte seinen Stand „EINS….“ Er holte mit dem Eimer aus „NULL!!!!!!!!“ PLATSCH! Das eiskalte Wasser ergoss sich über das erste Mädchen, dessen weißes T-Shirt dadurch so durchsichtig wurde, als wäre es aus Plastik gemacht und sich klebend an ihren Körper drückte. Die Menge tobte während die Mädchen die ihre Dusche schon gekriegt hatten lachend vor den Zuschauern auf und ab sprangen und die Preisrichter weitere Eimer griffen und dafür sorgten, dass keine der Teilnehmerinnen zu kurz kam. Dieses Spektakel war genial, die Menge grölte und Edward genoss den Anblick, welcher durch die Kälte des Wassers sogar noch schöner anzusehen war als üblich. Wie man hier allerdings Bewerten sollte, das war Edward jetzt echt ein Rätsel, aber darum ging es wohl auch kaum. Scheinbar war Preisrichter hier nur die Beschreibung für „Die Glücklichen, die diesen Frauen die Shirts durchnässen dürfen und dafür sogar noch bezahlt werden.“ Doch nach der ersten Runde, die wohl nur zum aufheizen gedacht war, kam noch einmal jede Frau einzeln dran, was noch weitere Eimer mit Wasser erforderte. Die Frauen versuchten natürlich die Preisrichter zu beeinflussen und warfen ihnen Küsse zu, drückten sich an sie oder hielten ihnen ins Gesicht, was sie so zu bieten hatten. Zudem hatte noch jede einzelne ihre ganz persönliche Show zu bieten, welche dann doch zumindest etwas gaben, wonach man bewerten konnte. Tanz und Showeinlagen erster Güte, bei denen Edward Teilweise endlich nachvollziehen konnte, warum der Zaun nötig war. Nach jeder Teilnehmerin galt es, Karten mit Zahlen von 1 bis 10 in die Luft zu halten, aus denen sich dann die Punktzahl der Teilnehmerin errechnete.
Letzten Endes hatte auch die letzte Teilnehmerin ihre Show durchgezogen und sowohl die Jury als auch die Menge begeistert und endlich stand eine Gewinnerinn fest. Es war Edward, der die Ehre hatte, den Namen der Gewinnerin zu verkünden und so ging er zu den Damen auf die Bühne und verlas die Entscheidung der Jury. „Und die Gewinnerin des Wettbewerbs ist… die Nummer 11, BERNIE!“ rief er, woraufhin die Nacht von Jubelschreien erhellt wurde. Ein Frau mit brünetten Haar und einer wirklich WIRKLICH beeindruckenden Oberweite löste sich freudestrahlend aus der Menge und fiel Edward vor Freude um den Hals, jedoch so überraschend, dass dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. Als er die Augen öffnete sah er nur noch die beiden Brüste der jungen Frau, welche ebenfalls am fallen war auf seinen Kopf zurasen, welcher kurz darauf von eben diesen begraben wurde. „Ich liebe mein Leben…“ nuschelte Edward unter dieser Last hervor. Als sich die Gewinnerin von ihm erhob wurde sie Augenblicklich von einer anderen, blonden Frau wieder umgerissen, diesmal jedoch von Edward weg, so dass dieser sich wieder in eine sitzende Position bringen konnte. „Siehst du, ich wusste doch dass du gewinnst!“ unterhielt sie sich mit ihrer Freundin, während sich die Bühne langsam leerte und die Party weiterging. Edward blieb noch etwas sitzen und grinste vor sich hin. „Das musst du feiern!“ die beiden Frauen waren immer noch hinter ihm. „Ach ich weiß nicht…“ „Ach komm, es ist Karnevalszeit, da gehört das dazu. Ich hatte gestern auch meinen Spaß.“ „Mit wem?“ „Ehm… ja… kann ich nicht sagen… Aber die war echt genial drauf… die hatte so ne kleine Ratte dabei, die wir bemalt haben“ Edward horchte auf und drehte sich um. Die Worte kamen von der blonden, die ihrer Freundin gratulierte. Sollte das etwa… „Oh, ich muss los, sonst verpass ich den Armdrückwettkampf… und du… such dir jemanden zum Feiern, wann sonst wenn nicht in dieser Zeit!“ feuerte sie ihre Freundin noch mal an und machte sich dann auf. Als sie an Edward vorbei lief, hielt dieser sie kurz auf „Warte mal…“ Sie blieb stehen und sah ihn an „Ja?“ „Diese Person mit der Ratte… War nicht zufällig…“ er hielt die Hand in die Luft „ca. so groß, stechende wunderschön violette Augen und Glatze?“ Sie sah ihn mit ihren blauen Augen fragend an. „Woher…“ Edward musterte ihre Lippen und erkannte dieselbe Farbe, die er schon einmal an Momos Körper gesehen hatte. „Ach schon gut. Viel Erfolg bei deinem Wettkampf“ grinste Edward, der sichtliche Schwierigkeiten hatte, nicht in schallendem Gelächter auszubrechen. "Scheiße, die Welt ist ein Dorf...".

Die Party lief noch etliche Stunden weiter, bis sich langsam die ersten Leute verzogen. Auch Edward war langsam recht benebelt von der schieren Menge an Alkohol, die schon in seinen Körper gelangt war. Irgendwann wollte auch er sich dann auf den Heimweg machen, denn mittlerweile war nicht mal mehr die Band am spielen und die meisten Leute schliefen oder waren anderweitig außer Gefecht gesetzt. „Hey, Barde…“ ertönte es hinter ihm. Zwei Frauen, die bei seinem Gitarrenspiel mitgesungen hatten, legten ihre Arme um seinen Nacken. „Danke für die schöne Musik…“ in ihrer Stimme hallte schon ein starkes lallen mit, eine von beiden vermisste wohl ihr Oberteil und beide hatten vom Alkohol rote Backen und grinsten breit. „Spielst du noch ein Lied?“ „Ich wollte eigentlich…“ „Büddeeeeeee“ bettelten die beiden und so ließ sich Edward dann doch noch breit schlagen. Also lehnte er sich an den Zaun, der den Strand von der Straße trennte und griff noch einmal in die Saiten. Die beiden sangen mit und jubelten, sogar noch ein Bier hatten sie ihm mitgebracht. Diese Insel war einfach genial. „Hey… was meinst du… Ich wohne hier direkt in der Nähe, wir könnten zu mir gehen und du gibst eine kleine… Privatvorstellung.“ Ihre Tonart du das grinsen sagte direkt, worauf sie aus waren und Edward war durchaus gewillt zuzusagen. Doch grade als er den Mund aufmachen wollte, hörte er von der Seite ein „ÄHEM…“ Die Stimme kam ihm bekannt vor, er drehte sich um und meinte einen Glatzkopf zu sehen, doch als er dann blinzelte war da niemand mehr. Er schüttelte den Kopf, versuchte wieder klar zu werden. „Was ist? Komm schon, das wird lustig…“ ergriffen die Frauen seine Hände. „Sorry Ladys…“ löste er sich aus ihren Griff und legte die Gitarre auf den Boden. „Aber ich muss ablehnen…“ lächelte er die beiden an. „Ach komm…“ kam als Antwort auf die Ablehnung, doch Edward hatte seine Entscheidung getroffen. Er legte seine linke Hand auf den Zaun hinter sich und machte mit seiner rechten Hand eine Abschiedsgeste. „Bye.“ Im nächsten Moment öffnete sich im Zaum eine Türe durch die Edward verschwand und schloss sich direkt hinter ihm wieder, die beiden Frauen verdutzt zurück lassen.

Langsam ging Edward zum Schiff zurück. Dass er immer noch die knappen Shorts trug und ganz vergessen hatte seine Sachen abzuholen merkte er gar nicht. Er war zu sehr mit der Stimme in seinem Kopf beschäftigt, die auf ihn einredete. „IST DIR KLAR WAS DU DA GRADE HAST SAUSEN LASSEN?“ „Jep…“ „Hast du sie noch alle? So eine Gelegenheit kommt nie wieder…“ „Ziemlich wahrscheinlich nicht…“ „WARUM?“ „Hey… du bist eine Stimme in meinem Kopf, die ich mir einbilde… Du weißt warum…“ „Wegen ihr… Wegen einer Wunschfantasie…“ „Wegen einer Hoffnung…“ „Spinnst du? Du hast bei der keine Chance… ihr mögt auf demselben Schiff leben, aber das wars auch schon. Zwischen euch liegen Welten! Ihr könntet genauso gut HUNDERTE VON KILOMETERN voneinander entfernt sein!“ „Ich weiß…“ „Und wegen diesem Wunschdenken opferst du diese Chance? WARUM?“ Edward blieb stehen und sah gen Himmel. „Weil manche Hoffnungen einfach jedes Opfer und jedes Risiko wert sind…“ „Du bist ein Idiot…“ Mit diesem Worten schwieg die Stimme und Edward ging zurück zum Schiff. Doch an Schlafen war noch nicht zu denken, als er endlich an seiner Hängematte war. Er hatte noch ein Versprechen zu halten. Also griff er das Leder aus dem er Momos Kostüm nähen sollte und nahm es mit an Deck. Die Nachtluft half ihm, den Kopf klar zu kriegen. Nachdem er den letzten Stich gemacht hatte schlief er an Deck ein. Da lag er nun, in Badeshorts mit einem Lächeln auf den Lippen, von Nähzeug umringt und dem Kostüm für Momo über den Beinen liegen
 
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Haydee

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Im Grunde war Agwes Anweisung ganz simpel und unmissverständlich. ’Singen. Zum Trotting Fox gehen. Dafür nach dem Weg fragen.’ Gut, die Aufgaben waren ein wenig in der falschen Reihenfolge gestellt, aber das stellte nicht einmal für sie ein Problem dar. Für gewöhnlich. Aber heute hatten diese drei einfachen Befehle zwei erschwerende Handicaps. Da wäre zum einen das „nach dem Weg fragen“. Denn obwohl die Straßen voller Menschen waren, gelang es Haydee einfach nicht, irgendjemanden dazu zu bringen, auch nur ein weniger langsam zu laufen, um ihr zuzuhören. Gut, viele Leute waren auch beschäftigt und ihre leisen, schüchternen "... verzeihung ... entschuldigung ... bitte ..." Versuche, um mit jemanden ins Gespräch zu kommen, gingen im allgemeinen Getuschel der Feierwütigen schlicht und einfach unter. Und das andere Problem ... das befand sich auf einem elastischen Draht etwa 20 Zentimeter über ihrem Kopf und hatte den passenden Namen Bommel. Man konnte Edward ja wirklich keine Vorwürfe machen, immerhin hatte er in kurzer Zeit ein Kostüm zusammengeschneidert, dass immer wieder Blicke auf sich zog – das jedoch leider auch nur schwer mit Haydees Aufmerksamkeitsdefizit einher kam. Sie wurde ja ohnehin von Kopfbedeckungen wie magisch angezogen aber nur blieb sie alle paar Meter einfach stehen, schielte wie hypnotisiert zu dem roten Bommel hoch und schlug leicht mit einer Hand dagegen, wie eine Katze, die wollte dass ihr Spielzeug sich bewegte.
Immerhin, aus dem Hafenbezirk hatte sie es bereits heraus geschafft. In einer Mischung aus Hilfe suchen, nach dem Weg fragen, herum irren, herum geschupst werden, mentaler Abstinenz und dem niemals zu unterschätzendem Zufallsfaktor, war sie auf einen großen Platz gelangt, auf dem es vor kostümierten Leuten nur so wimmelte. Die ganzen bunt verkleideten Menschen waren zuerst äußerst faszinierend gewesen, aber inzwischen brachten sie ihren Kopf zum kreiseln. Zu viele Reize. Zu viele Menschen, Farben, Geräusche. Damit kam sie einfach nicht klar. Ohnehin war sie so große Menschenmassen überhaupt nicht gewöhnt. Nicht ohne Grund war sie bei den Abschiedsfeiern der vergangenen Inseln immer als äußerste zurück aufs Schiff verschwunden. Aber hier konnte sie nicht einfach gehen. Agwe hatte ihr befohlen im Trotting Fox zu singen und das würde sie tun! Also schloss sie für einen Moment die Augen, holte tief Luft ... und krabellte dann auf allen vieren durch den Pulk, bis sie den äußeren Rand des Platzes erreichte, der von einem kleinen Grasring umfasst wurde. Alle viere von sich gestreckt, lies sie sich ins Gras fallen und drehte sich auf den Rücken, um hoch zu den Wolken zu gucken. Äußerst beruhigend für ihren überarbeiteten Verstand. Langsam drehte sie den Kopf und ihr Blick wanderte wieder herunter, zu einem kleinen Schild. ’Kunstrasen – nicht zum verzehr geeignet’ stand kopfüber darauf geschrieben. Dieses kleine Hinweisschild war knapp über den Boden, an einem der Pfosten eines weitaus größeren Schildes angebracht worden. Besagtes größeres Schild war größtenteils außerhalb ihres Sichtfeldes, aber was Haydee sehen konnte, war ein dicker, roten Punkt und die Aufschrift ’Sie sind hier’ genau daneben. Auch das stand auf dem Kopf. Blödes Wegweiser, nicht einmal richtig bedruckt.
Man konnte förmlich hören, wie die Uhr zwischen Haydees Ohren einige Sekunden lang tickte, ehe mit lautem Geklirre der Weckruf los ging. Wegweiser! Wegweiser weisen den Weg, wenn man den weg nicht weiß! Angestrengt versuchte Haydee den Nacken noch weiter durchzubiegen, um mehr von der Schrift lesen zu können, was aber aus anatomischen Gründen nicht gelingen wollte. Also machte sie das Naheliegende, worauf auch alle anderen, logisch denkenden Menschen gekommen wären: Sie stemmte sich noch oben. Aber wo alle anderen Leute einfach aufgestanden wären, drückte sie sich aus dem liegen in einen Handstand. Blöderweise war anscheinend das komplette Schild auf dem Kopf gedruckt worden. Oder bezog sich das nur auf die Schrift und die Karte selbst war richtig rum? Also die wichtigsten Läden waren schon mal verzeichnet. Trotting Fox, Trotting Fox ... ja, der stand auch dort, abgekürzt mit TF. Dann musste sie ja nur noch TF auf der Karte finden. Also vorrausgesetzt, dass sie richtig herum lag, dann befand sich das Gebäude ... oder war das vielleicht seitenverkehrt? Irgendwie wurde sie aus dieser Karte nicht klug! Aber das war immer noch ihre beste Chance, pünktlich zu dem Gesangswettbewerb zu kommen.
Was die Träumerin in ihrem angestrengten Versuch, ihren Zielort ausfindig zu machen nicht bemerkt hatte, war wie ihr das weiße Kleidchen bis zum Bauchnabel herunter gerutscht war und somit Dinge offen zeigte, die lieber im Privaten hätten bleiben sollen. Und das, wie hätte es auch anders sein können, hatte die Aufmerksamkeit der Passanten erweckt. Eine kleine Traube, die schnell anwuchs. bildete sich um Haydee und die Zuschauer, hauptsächlich Männer wohlgemerkt, genossen den Anblick und begannen darüber zu tuscheln, was das dunkelhaarige Mädchen da trieb. „Hey kleine, brauchst du Hilfe um was zu finden? Ich könnte dir den Weg zu mir nach Hause zeigen.“ Dies war der erste blöde Spruch, der aus einer der hinteren Reihen kam, doch schnell entschieden sich auch andere, solche und ähnliche Kommentare zu rufen. Da Haydee jedoch äußerst beschäftigt war und im allgemeinen den Realitätssinn einer überdurchschnittlichen Pampelmuse besaß, bezog sie all diese blöden Anmachen überhaupt nicht auf sich selbst. Aber sie musste trotzdem zugeben, langsam war der ganze Lärm störend. Wie sollte man sich da denn bitte konzentrieren!?
Eine Frau mit kurzen, dunkelblonden Haaren lehnte sich, angelockt vom plötzlichen Getümmel, neugierig aus einem der umliegenden Gebäude. Als sie Haydee bemerkte, wurde sie zuerst leicht rot, raffte sich dann aber zusammen und überbrückte mit großen Schritten den Weg zwischen Tür und Wegweiser. Unter den Buhrufen der umstehenden Herren, zog sie das Kleidchen der Köchin nach unten, was im Augenblick aufgrund ihrer Haltung ja oben war und fragte mit freundlicher, aber auch nachdringlicher Stimme „Sagst du mir vielleicht was du hier machst, kleine?“ Verwirrt über die plötzliche Gesellschaft sah Haydee nach oben, was ja eigentlich unten war und bemerkte das unbekannte, aber freundliche Gesicht der Fremden. "... Ich such den Trotting Fox ... ich soll da singen ..." Ob das gemurmel jetzt eine Antwort war, oder ob sie einfach ihre Gedanken noch einmal ausgesprochen blieb dahin gestellt, aber der Ausdruck der Blonden blieb skeptisch. Mit einem leichten Stoß beförderte sie Haydee ins Gras und zog sie dann nach oben. Mit einem leicht verwirrten Ausdruck bewegte die Frau ihre Hand vor Haydees Augen hin und her, die einfach stur geradeaus sahen. Dann Schnipste sie mehrmals neben dem Ohr der Träumerin, woraufhin diese leicht zusammen zuckte. „Du bist nicht grad die hellste Glühbirne oder?“ Zu ihrer Verwunderung stimmte Haydee ihr mit einem nickten zu. In einem Akt der Ungläubigkeit strich sich die Frau ihre Haare aus dem Gesicht, schloss kurz die Augen und lachte dann leise. Die Männermasse hatte sich inzwischen wieder aufgelöst, nachdem die Gratis-Show beendet worden war. Dann Griff sie Haydees Kopf und richtete ihn mit leichter Gewalt über die Tür des Ladens aus, aus dem sie gerade gekommen war. „Trotting Fox“. Es befand sich nicht einmal zehn Meter von dem großen Schild entfernt. "... Das ist jetzt doof ..."

„Du willst hier also mitsingen ja? Das ist hier eher was für Semi-Profis und fast ein Beliebtheitswettbewerb. Hast du denn einen Manager? Ich bin übrigens Mokiko, aber die meisten nennen mich Mokey oder auch Mokey Mokey!“ All das plapperte Mokey, die blonde Frau, die sie herein begleitet hatte, in einem unheimlichen schnellen Tempo vor sich hin und als sie kurz verstummte um Luft zu holen, sah sie an Haydees verwirrten Gesichtsausdruck dass sie kaum etwas verstanden hatte. Mit einem leichten Stöhnen griff sie die Hand der unfreiwilligen Sängerin und zog sie zu einem Anzugträger der im Eingangsbereich der großen Bar vor einem Tisch mit Dokumenten saß. Mokey begrüßte den Mann freundschaftlich, schnappte sich ein Dokument und zückte einen Stift aus ihrer Bluse. „Wie ist dein Name kleine?“ "... Haydee ..." “Also Haydee, ich erkläre dir jetzt mal grob wie das hier abläuft. Du und etwa 30 andere wollen hier groß Rauskommen. Ihr singt nach einander vor, die Jury bewertet euch, danach kommt das Publikum dran. Wenn du gut genug abschneidest, kommst du weiter, wenn nicht, dann nicht. Hast du Noten dabei?“ Während die Blondine das alles runter plapperte, hatte sie Haydees Bewerbungsformular ausgefüllt und heftete nun das Notenblatt dahinter, dass die Kopfgeldjägerin ihr überreichte. „Ohoo,“ kam es von Mokey, als diese den Song überflog. „Das hat mal Potential! Man könnte fast meinen, die Show da draußen wäre Absicht gewesen!“ Mit einem Zwinkern steckte die Blondine Haydee einen Anstecker mit der Nummer 22 an die Brust und zog sie zur nächsten Tür. Der Raum, in den Haydee gestoßen wurde, war ziemlich lang. Wie breit er war, lies sich im Augenblick nicht sagen, da ein schwerer, marineblauer Vorhang ihn einmal der Länge nach teilte. Auf der Seite, auf der sich Haydee und Mokey befanden, waren noch mindestens zwei Dutzend andere Menschen, die alle zwei Dinge gemeinsam hatten; Zum einen waren sie alle kostümiert und zum anderen trugen sie alle die selben Anstecker wie die Köchin, nur mit anderen Zahlen. Von der anderen Seite des Vorhangs konnte man vielstimmiges Gemurmel hören, aber die Traumtänzerin wurde von ihrer neuen Freundin einfach mitgezogen bis ans andere Ende des Raumes. Im Vorbeigehen betrachtete Haydee abwesend die Kostüme der anderen Teilnehmer. Bei den Männern lies sich kein besonderes Schema erkennen. Vom wilden Tier, über den verrückten Wissenschaftler bis hin zur Horrorgestallt war alles vertreten. Die Frauen waren ähnlich vielfältig vertreten, aber hier galt eindeutig: Je mehr Haut desto besser! Tatsächlich gehörte Haydee in ihrem knappen Kleid, mit den langen Ärmeln und den hohen Strümpfen zu den eher „prüde“ bekleideten. „Schau, hier kannst du einen Blick raus werfen und die restliche Show verfolgen,“ erklärte Mokey schließlich, als sie eine doppelte Lage Stoff zur Seite schob. Das was sich auf der anderen Seite des Vorhangs befand, war nicht die zweite hälfte eines Raumes, sondern eine Bühne und dahinter erhob sich so etwas wie ein Amphitheater. Reihe um Reihe erhob sich halbkreisförmig um die Bühne und vor den Sitzreihen, leicht erhöht, befand sich ein Tisch mit drei Stühlen. Die Sitzreihen waren bereits fast vollständig belegt, die drei Jurystühle waren allerdings unbesetzt. Bei der reinen Fülle an Menschen öffnete sich Haydees Mund ganz von alleine. Das waren mindestens doppelt so viele, wie draußen auf dem Platz waren! Von außen wäre sie niemals auf die Idee gekommen, dass hier drinnen soviel Raum wäre. „Ganz schön beeindruckend mhh? Die Jury ist wichtig, aber DIE DA sind es, die du mit deinem Auftritten überzeugen musst!“
Langsam machte Haydee ein paar Schritte rückwärts und sah die Frau in der lockeren Businesskleidung wortlos an. Mokey wurde abermals leicht rot und kratzte sich am Kopf. „Hey was ist los, was guckst du so?“ fragte sie verlegen und versuchte ihre Verwirrtheit mit einem Grinsen zu überspielen. "... Warum hilfst du mir ...?" Vor ein paar Wochen hatte sie noch keine Ahnung gehabt, dass es Menschen gab, die ihr freiwillig halfen. Seit sie mit Agwe und den anderen unterwegs war, hatte sich das geändert, aber wenn eine Wildfremde ihr half, weckte dass das natürliche Misstrauen, dass sie in Hamas Dienst erworben hatte. „Ach, mehr nicht?“ fragte Mokey und entspannte sich wieder ein wenig. „Ganz ehrlich? Ich hab Probleme. Ich Bin Promoterin, Managerin, Song-Writer, Komponist ... aber ich hab in letzter Zeit alle meine Klienten verloren. Jetzt hab ich Probleme mit ein paar fiesen Typen und suche dringend ein neues Talent. Und du hast was. Du bist süß, du bist sexy, wenn du jetzt auch noch singen kannst und ein feeling für die Show hast, kommen wir zusammen ganz groß raus! Ich würde wirklich gerne ...“ Aber was Mokey nun wirklich gerne wollte, blieb ein Geheimnis, da just in diesem Augenblick ein Mann im schwarzen T-Shirt und einer Baby-Teleschnecke am Ohr, mit einem Klemmbrett herum ging und alle raus warf, die nicht zur Show gehörten. „Alles klar, ich geh raus und seh’ mir deinen Auftritt an. Wenn du gut abschneidest, reden wir noch mal miteinander. Viel Glück!“ Und damit verschwand Mokey aus dem Backstage-Bereich. Gleichzeitig wurden sowohl vor, als auch hinter der Bühne die Lichter gedimmt, während drei großer Scheinwerfer ihre Leuchtkegel auf den Vorhang zentrierten. Die Show ging los.

„Ladies and Gentlemeeeen ... willkommen zur diesjährigen Veranstaltung von Mirrorball Idoooooool! Bitte begrüßen sie nun unseren Gastgeber, Byron Seaquest!“ Applaus erfüllte den gesamten Saal, während das Echo des Offstage Moderators verhallte. Ein attraktiver und äußerst charmant wirkender Mann, gekleidet in einen Marineblauen Anzug betrat breit lächelnd und mit strahlend weißen Zähnen die Bühne. In der einen Hand hielt er einen Stapel Moderationskarten, während er mit der anderen das Publikum begrüßte. "Ich danke ihnen, danke, vielen Dank!" Langsam ebbte der Applaus ab, während sich Seaquest mehrfach verbeugte. "Wie jedes Jahr bin ich Stolz darauf, dass der Trotting Fox diesen Prestigeträchtigen Sängerwettstreit abhält. Und ich bedanke mich bei allen, die dies möglich gemacht haben. Außerdem danke ich auch unseren drei prominenten Jurymitgliedern dafür, dass sie auch dieses Jahr wieder hier erschienen sind! Als erstes unser aller Held, der Mann dem wir verdanken nachts Schlafen zu können: Kapitän Bon Bon Boogey vom Mirrorball Island Marinekommando!" Haydee, die von Mokeys Stelle aus die Show verfolgte, viel abermals die Kinnlade herunter, als sie erkannte, wer da die Treppe zwischen den Sitzreihen herunter kam und unter donnerndem Beifall den ersten Jurorenplatz einnahm. Das Gesicht erkannte sie erst auf den zweiten Blick, aber dieses leuchtend schillernde Paillettenhemd erkannte sie sofort. Das war der Soldat, der den Kampf zwischen Agwe und dem Piraten beendet hatte! "Unsere wunderschöne Königin der Goldkehlchen, hier kommt Linda C-Moll" Die Frau die nun den Saal betreten hatte, kannte Haydee nicht, aber ihre Haare schimmerten wie Gold, ebenso wie das halbe Duzend kleiner Vögel, die um sie herum flatterten. Sie nahm auf dem mittleren Jurystuhl platz und die Goldkehlchen landeten auf ihrem Kopf und ihren Schultern. "Und last but not least, der einzigartige Brecher der vierten Wand; Es gibt keine Castingshow ohne ihn! Bieeeter Dooohlen!" Ein älterer Mann mit ledriger Haut und blond gefärbten Haaren, bei denen man ganz klar den grauen Ansatz sehen konnte, betrat mit einem Arschlochgrinsen den Raum und wurde mit einem Donnerwerk aus Klatschen und Begeisterungsrufen begrüßt. Haydee erkannte jedoch beim besten willen nicht, was dieser Kerl an sich hatte, um eine solche Begrüßung verdient zu haben ...

"Und nun unsere Nummer 22. Die kleine Haydee! Sie ist grade erst auf unserer wunderschönen Insel angekommen und träumt davon, ein Star zu werden. Einen donnernden Applaus bitte!" Der Applaus war nicht donnernd sondern eher freundlich geringschätzend. Die letzten drei Teilnehmer waren regelrecht von der Bühne gebuht worden und der Enthusiasmus des Publikums war dementsprechend gering. Haydee hatte inzwischen wie genau die Bewertung verlief. Jemand sang vor, dann kommentierten die drei Juroren den Auftritt und zum Schluss wurde der Applaus des Publikums gemessen. "Haydee? Die Bühne gehört dir!?" Oh stimmte, ja, SIE war Haydee. Durch das lange warten hatte sie ganz Vergessen, dass sie selber ja auch noch singen musste. Langsam kam sie auf die Bühne und blieb neben dem freundlich lächelndem Seaquest und dem Mikrophon stehen. Es war nicht so, dass sie aufgeregt war, vor so einer Menschenmenge zu singen. Ihr Schamgefühl war, gelinde gesagt, unterentwickelt und sie hätte es wohl nicht einmal gemerkt, wenn sie sich zum Affen gemacht hätte. Aber der Gedanke, dass sie vielleicht verlieren und damit Agwe enttäuschen würde, der nagte im Augenblick schwer an ihr. Mit einem gönnerhaften Lächeln stellte Seaquest das Mikro niedriger, ehe er eleganten Schrittes die Bühne verlies. Der Scheinwerfer fing sie ein, während die erste Gitarre zu Spielen begann. Der Bass fiel ein, dann eine zweite Gitarre. Schließlich das Schlagzeug. Haydee holte einmal tief Luft und begann das Lied zu singen, dass sie sich aus Edwards Notenbuch gesucht hatte.
[Originalsong]

Nein ist ein böses Wort
Das du niemals von mir hörst
Nein ist ein Gedanke
Der ist einfach nie mein
Vielleicht in der Hafenbucht
Wäre das nicht sehr verrucht
In der Gruppe ist es lustiger als immer allein


Die rockige Nummer schien anklang zu finden, das Publikum hatte bestimmt nicht mit so etwas gerechnet. Und irgendwie .. bereitete es ihr sogar spaß, vor diesen vielen Menschen zu stehen und zu Singen. Bisher hatte sie starr da gestanden, aber jetzt begann sie, sich leicht zu bewegen, ein paar einfache Tanzbewegungen einzubauen. Es war nichts, worüber sie groß nachdachte, viel mehr etwas, dass ihr Körper von ganz alleine tat!

S steht für Sinnlichkeit
E steht für die Einfachheit
Das X markiert dann noch den Schatz
Denn darum geht die ganze Hatz
JA! Sex ist immer die Antwort
Es ist niemals ’ne Frage,
Denn die Antwort ist ja, oh die Antwort, Ja
Nicht einfach ein Vorschlag, denn was immer ich sag,
Die Antwort ist immer ja, oh yeah!

Ich lieb’s wie du bekleidet bist
Und frag mich was da drunter ist
Frag’ mich ob mein Mund es wohl jemals umhüllt
Ich liebe es dir nah zu sein
Bist du bei mir bin ich ganz dein
Ich liebe diesen Laut von dir
Wenn deine Liebe mich füllt.

S steht für Sinnlichkeit
E steht für die Einfachheit
Das X markiert dann noch den Schatz
Denn darum geht die ganze Hatz
JA! Sex ist immer die Antwort
Es ist niemals ’ne Frage,
Denn die Antwort ist ja, oh die Antwort, Ja
Nicht einfach ein Vorschlag, denn was immer ich sag,
Die Antwort ist immer ja, oh yeah!


Sie hatte sich selbst nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Als das Orchestra verstummte, blinzelte sie mehrmals schnell und hatte zu ihrer Verwunderung festgesellt, dass sie das Mikro aus dem Ständer genommen hatte und einige Meter von diesem entfernt stand. Ihre Brust hob und senkte sich schneller als sonst, als hätte sie grade einen Dauerlauf bewältigt und sie schwitzte leicht. Das Publikum zollte kräftig Beifall, ein nicht zu unterschätzender Teil war dafür sogar aufgestanden. Aber Haydee war wieder ganz sie selbst und steckte, den Blick scheu auf den Boden gerichtet, dass Mikro wieder in den Ständer und faltete dann die Arme vor sich. "Hey, hey, hey, was für eine Nummer! Da freuen wir uns doch gleich mal auf die Meinung der Jury!" Die goldblonde Linda C-Moll ergriff zuerst das Wort und lobte Haydees Stimme und ihre Performance sehr intensiv. Allerdings verstand Haydee nur die wenigsten Worte, die sie verwendete. Es war fast so, als würde sie eine ganz andere Sprache sprechen. Bon Bon Boogey jedoch hatte klare und einfache Worte. „Uhh yeah. Das. War. Funkeeey! Du bist eine ganz große Herzchen, auch wenn du so eine süße kleine bist. Wir sind zwar alle Gewinner, wenn wir es versuchen, aber jetzt sind auch die Zuschauer Gewinner, weil sie so einen teuflischen, kleinen Engel haben singen hören!“ Das Publikum brüllte kurz seine Zustimmung, dann herrschte Stille. Dohlen hatte sich in seinem Stuhl zurück gelehnt und wippte leicht nach links und rechts. Bisher war nur wenig positive Kritik von ihm gekommen. Schließlich lehnte er sich leicht nach vorne. „Sieh dich mal an kleine. Keine Emotionen im Gesicht. Bewegst dich wie ne Stripperin und trägst auch so ein Kostüm.“ Wieder eine kurze Stille, dann schließlich, „Aber du hast einfach eine mega geile Stimme, das muss man dir lassen. Du gehörst hier auf jeden Fall hin!“ Erneut brachen die Zuschauer in Applaus aus. Natürlich hatten sie bereits bei anderen Sängern so reagiert, aber es hatte auch viele gegeben, die schlechter abgeschnitten haben. Seaquest betrat erneut die Bühne und hob die Arme, um den Trubel zu unterbinden. Gleichzeitig fuhren links und rechts zwei sehr große Teleschnecken aus dem Schatten nach vorne, die den selben Anzug trugen, wie der Moderator. Nur eben schneckenhafter. "Ihr kennt das ganze Leute, also muss ich es ja nicht mehr erklären. Ihr Gebt jetzt soviel, wie ihr für unsere putzige kleine Haydee wollt und unsere patentierten Applausometer-Schnecken ermitteln, wie gut sie abgeschnitten hat. Drei, Zwei uuuund Eins!"

Sie standen zu fünft auf der Bühne. Links Seaquest, rechts eine Assistentin in einem Marineblauen Paillettenkleid. Dazwischen standen die drei, mit den besten Ergebnissen. Eine Frau, die etwas älter war als Haydee und die Hannah hieß, ein Mann namens Ingo Knito, der ein Musketieroutfit trug und die Köchin des Mojo Bunches selbst. Die Assistentin hielt einen goldenen Teller in Händen, auf dem ein Umschlag lag. Dieser würde verraten, welcher Teilnehmer am Ende mit dem Preisgeld nach Hause gehen durfte. Genau hinter dem Jury-Tisch, in der ersten Reihe, konnte Haydee Mokey sehen, die ihr die Daumen drückte und breit grinste. Für den Bruchteil einer Sekunde erwiderte Haydee das Lächeln leicht. "Die Spannung ist auf dem Höhepunkt! Wer wird es sein, welcher dieser drei talentierten Nachwuchssänger? Die Antwort erfahren sie ... gleich nach einer kurzen Ansprache unserer Sponsoren!" Leute Buhrufe füllten die Luft, während Seaquest breit grinsend den Umschlag ergriff und überdeutlich über sich öffnete. "Das war doch nur ein Witz Leuteee! Und nun, ohne weitere Worte, der diesjährige Sieger!" Er zog den Zettel aus dem Umschlag, las ihn und holte dann tief Luft. "Der Gewinner des diesjährigen Mirrorball Idols iiiiist! Haaaaaydeeee!" Hannah verpasste ihr einen Schubs, damit sie nach vorne ging, ehe sie wie alle anderen zu klatschen begann. Anscheinend hatte sie sich bereits damit abgefunden gehabt, nicht zu gewinnen und freute sich jetzt für die kleine Gewinnerin. Wortlos nahm sie den Umschlag mit der Siegesprämie in empfang und verbeugte sich leicht. Niemand hatte ihr gesagt, was sie tun soll, wenn sie gewinnt, daher belies sie es dabei. Mokey war aufgesprungen und machte sich auf den Weg zum Bühneneingang, als Ingo plötzlich vor trat. Aus den Untiefen seines Musketierkostüms zog er vierläufige Pistole, mit der er auf den Jurorentisch zielte. Der Lauf schien auf Mokey zu zeigen, es hätte jedoch genau so gut auch Dohlen das Ziel sein können. Nur Haydee stand noch im Weg für einen perfekten Schuss. Knito streckte seine freie Hand aus, um Haydee wegzuschieben. Er hatte auf keine bestimmte Körperstelle gezielt, es war also purer Zufall, dass die Hand Haydees rechte Brust umfasste. Leider führte dies eine Reaktion hervor, mit der er nicht hatte rechnen können. Wie Momo gesagt hatte ... wenn dich ein Mann dort anfasst, dann Brich ihm die Nase! Ohne Darüber nachzudenken lies die Mojo Köchin den Umschlag fallen und blitzschnell flogen ihre Hände durch die Luft. Zwei Sekunden. Sechs Schläge pro Hand, direkt ins Gesicht. Kastanien aus dem Feuer holen ... Ingo Knito gab einen ersticken laut von sich, blut spritzte aus seiner Nase, dann kippte er bewusstlos um. Wer nun das Ziel des Attentats war, dass würde Bon Bon Boogey heraus finden. Auf seine Art. Der Marinesoldat hatte schneller reagiert als alle anderen. Wenn Haydee nicht reflexartig zugeschlagen hätte ... Trotzdem, es war nicht klar zu erkennen was passiert wäre, wenn sie nicht da gewesen und keine Einweisung von Momo erhalten hätte ...

„Und ich kann dich sicherlich nicht dazu überreden, eine Karriere als Sängerin einzuschlagen?“ fragte Mokey, obwohl sie die Antwort schon kannte. Haydee schüttelte nur den Kopf. „Tia, zu Schade. Aus dir hätte wirklich etwas werden können. Hannah hat bei mir Unterschrieben. Wenn du die Insel wieder verlässt ist sie wohl die Inoffizielle Siegerin, nachdem dieser Mistkerl Knito im Knast verrotten wird. Ach und ... danke dafür. Wirklich...“ Mokey umarmte Haydee und drückte sie feste an sich. Dann drückte die blonde Managerin ihr einen Kuss auf die Lippen. Mit einem verschmitzen Lächeln und einem vielsagenden Zwinkern löste sie sich wieder von der überrumpelten Haydee. „So und jetzt gehst du zurück zu deinen Freunden. Die freuen sich sicher über dein Preisgeld. Machs gut, kleine!“ Abermals nickte Haydee nur. Sie hatte es bereits gut gemacht. Sie war zum Trotting Fox gegangen, hatte gesungen und das Geld bekommen. Jetzt war Agwe sicher Stolz auf sie!
 

Agwe

Kopfgeldjäger Boss
Beiträge
615
Crew
Mojo Bunch
Posten
Arzt/Kapitän/Hohepriester
Alter
27 Jahre
Größe
1,97 Meter
Steckbrief
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Kampfstil
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Teufelsfrucht
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Erst zu später Mittagsstunde und vollkommen verkatert aufzuwachen war mittlerweile nichts Neues für Agwe mehr. In einem Fass, das nach sauren Gurken roch aufzuwachen hingegen sehr wohl. Etwas verwirrt blinzelte er und versuchte, sich umzusehen, jedoch mit geringem Erfolg. Er sah nichts außer den von einem Metallband zusammengehaltenen Holzbrettern aus denen das Fass bestand, sonst nichts. Ein wenig Licht fiel hindurch, doch es reichte nicht aus um festzustellen, was draußen vor sich ging. ”Ugh”, grunzte der Voodoopriester und versuchte, sich aus dem Fass zu kämpfen, indem er sich nach unten schlängelte. Er ging dabei davon aus, dass „unten“ da war, wo sich auch seine Füße befanden, doch stieß er schon bald an ein Hindernis. Dieses Hindernis war fest und gab auch nach ein oder zwei sanften Tritten nicht nach, sodass Agwe zu dem Schluss kam, dass es massiv sein musste. Als nächstes versuchte er, seinen Kopf nach oben zu recken, nur um ihn sich kräftig an einer zweiten massiven Wand zu stoßen. Hätte er seinen Zylinder getragen, wäre dieser kräftig zerknautscht worden, doch alles was Agwe davontrug, war eine kräftige Beule. Was nun? “Hey! Raus mit dir du betrunkener Sack!” Irgendjemand trat unsanft gegen das Fass, in dem Agwe sich zur Ruhe gebettet hatte und verschob dieses damit ganz leicht. Dieses Verschieben aber hatte zur Folge, dass Agwe merkte, wo er bislang festgesessen hatte. Sein Fass war gegen eine Wand gerollt und hatte ihn mit den Füßen dorthin liegen lassen, der Lichtstreif, der von unten her hinein kam, verriet das. Mit einem eleganten Sprung richtete sich der Priester auf und stand in seiner vollen Pracht da, eine schwarze Hose und ein Fasskörper, die übergroßen weißen Handschuhe ragten daraus hervor wie weiße Fahnen. ”Na also. Wurde auch Zeit!” Wer auch immer ihn so unsanft geweckt hatte, er gab Agwe nicht die Zeit, ihm ein hübsches “Bite me, man”, an den Kopf zu werfen, sondern ging sofort weiter, noch ehe Agwe sich von seiner stinkenden Last befreit hatte. Zufrieden rekapitulierte der Voodoopriester die Ereignisse des vorrangegangenen Abends und stellte fest, dass das Geld, welches er sich ertrunken hatte, noch in seinen Taschen war. Ausgezeichnet. Er würde sich damit zum El Pollo Diablo begeben, es in die Crewkasse legen und danach hier ein wenig auf den Putz hauen. Wenn sie schon einmal hier waren, dann wollte er auch ein wenig feiern, der Aufenthalt auf dieser Insel konnte schließlich nicht nur aus harter, kräftezehrender Arbeit bestehen. Also frisch ans Werk!
Als der Hexendoktor an Bord seines Schiffes kam, war es leer. Ein kurzer Check offenbarte, dass nirgendswo Knochen zu finden waren, jedenfalls keine die nicht zu seinem Medizinschrank gehörten, und auch Kleider- oder Haarreste waren nirgends zu sehen. Daraus schloss Agwe, dass seine Mannschaft wohl denselben Gedanken gehabt hatte wie er und nicht von den Hühnern gefressen worden waren, was ihm einen Seufzer der Erleichterung entlockte. Trotzdem ließ er, bevor auch er ging um sich unter die Leute zu mischen, ein wenig rituell zubereitetes Kräuterfutter da, gemischt aus seinen persönlichen Vorräten. Er wusste nicht genau, wie diese heilige Mixtur auf Hühner wirken würde, aber es war auf jeden Fall klüger, den gefiederten Tyrannen etwas da zu lassen, wenn er sie so lange allein ließ. Sie sollten immerhin nicht auf dumme Gedanken kommen.

Der Karneval auf der Mirrorball-Insel war in vollem Gange. Es gab Tanz, Musik und lauter bunte Kostüme, nicht selten welche, die für zwei oder sogar noch mehr Personen gedacht waren. Agwe sah bunt kostümierte Riesen, meterlange Drachen aus Papier und sogar einen täuschend echten Seekönig aus Pappmaché, der auf einer darunter liegenden Gondel über den Kanal gefahren wurde. Mit einem lauten, herzlichen Lachen erinnerte er sich daran, wie ihn der Seekönig auf Float beinahe gefressen hätte, nur um sich dann den Kopf zu reiben, als hätte ihn jemand geschlagen. Die Hiebe von Edward und Momo wirkten immer noch nach, selbst auf die Distanz, die sie im Moment trennte. Egal, wie weit das war. Um sich davon abzulenken, kostete Agwe von einem der zahlreichen kostenlosen Getränke. Es roch gut, war stark und stillte seinen Durst, Grund genug für den Priester, sich noch ein zweites Glas davon zu genehmigen. Und noch eines. Und noch eines. Als er gerade beim vierzehnten Glas angekommen war, er fühlte sich bereits angenehm beschwipst, legte ihm auf einmal jemand eine Hand auf die Schulter. ”He, Boss! Da bist du ja! Haben dich schon ewig gesucht! Wir sind so weit!” Die Stimme kam Agwe nicht im Geringsten bekannt vor und er hatte bis jetzt auch noch nicht miterlebt, dass eines seiner Crewmitglieder ihn mit “Boss” angesprochen hätte. Allerdings gaben ihm die vierzehn Gläser starken Alkohols und sein Restkater, den er mit diesen Drinks unterdrückte den Tipp, das alles nicht so eng zu sehen. Das hier war immerhin eine Party. ”Well, now ya got me, man. Lass’ hören, was gibt’s?”
Der Angesprochene trug eine seltsame Zusammenstellung von Klamotten, die Agwe erst beim zweiten Hinsehen als Kostüm erkannte. Zuerst war da der Anzug, ein perfektes Beispiel an Stil, mit einem schwarzen Sakko, ebensolcher Krawatte, einem weißen Hemd und Anzughose mit Bügelfalte und dazu passenden Schuhen. Der gepflegte und seriöse Eindruck wurde allerdings von der Maske untergraben, die ein komplett weißes Gesicht mit rudimentär angedeuteten Zügen und sonst nichts zeigte, sowie den schwarzen, astähnlichen Auswüchsen auf dem Rücken des Mannes. ”Papa Legba, dieser Mann sieht aus wie die langweiligste Geistergeschichte ever”, dachte Agwe in seinem Brummschädel, doch sprach er das nicht laut aus. Allem Anschein nach handelte es sich dabei um Edward, sonst hatte Agwe im Moment kein männliches Crewmitglied, und er wollte die Gefühle seines zart besaiteten Tüftlers nicht verletzen. “Wie ich schon sagte, wir sind so weit! Wir warten nur noch auf dein Zeichen, Boss, dann kann’s los gehen.“ Agwe legte die Stirn in Falten, auch wenn Edward das hinter der Totenmaske seines Kapitäns natürlich nicht sehen konnte. Er dachte angestrengt nach. Hatte er Edward irgendeinen Befehl gegeben? Ja, dieser T-Shirt Wettbewerb, was auch immer das war, aber der war gestern gewesen und Agwe hatte seinen Waffenmeister seitdem noch nicht gesehen. Oder meinte er, dass er das Geld nur mit Agwes Erlaubnis zurück bringen wollte? Auch das konnte sich der Voodoopriester irgendwie nicht so recht vorstellen, bis jetzt war Edward immer sehr gut allein zurecht gekommen, also warum brauchte er bei so etwas einfachem jetzt auf einmal Hilfe? “Eeeh.. sure, man. Lead da way.”

Je länger Edward Agwe durch die weit verzweigten Gassen von Mirrorball-City führte, desto spanischer kam dem Hexendoktor die ganze Geschichte vor. Sie bewegten sich nicht im Geringsten auf den Hafen zu, sondern im Gegenteil davon weg und was sie hier, abseits der Feten und des Tohowabohus wollten, erschloss sich ihm ebenfalls nicht. Diese Gegend war voller Lagerhäuser und es stank erbärmlich hier, nichts, wo man irgendetwas von Belang hätte tun können. Nicht einmal eine Beschwörung oder einen Gottesdienst, was der Voodoopriester noch verstanden hätte. ”Sag’ schon. Was liegt an, man?” Edward drehte sich zu ihm um und obwohl die schneeweiße Maske, kein Klümpchen Dreck klebte daran, keine Emotionen zeigte, glaubte Agwe, so etwas wie Verwunderung auf Edwards Gesichtszügen zu sehen. ”Du weißt schon, Boss. Der Plan.” Agwe kratzte sich zum wiederholten Male am Kopf. Plan? Welcher Plan? Hatte Edward ohne sein Wissen irgendeine raffinierte Teufelei ausgeheckt? War das ein Streich? Oder hatten die Hühner ihn getötet und Besitz von seiner Seele ergriffen, um Agwe in einen gemeingefährlichen Hinterhalt zu locken? Der Voodoopriester spürte, wie Schweißperlen sich auf seiner Stirn bildeten und sein Atem langsam schneller wurde. Zum ersten Mal seitdem er Edward kannte, machte ihm der Türmensch Angst. ”Wir sind gleich da.” Diese Worte schienen beruhigend gemeint zu sein, doch verstärkten sie das Gefühl von Angst und Unbehagen in Agwes Brust nur noch. So langsam schien ihm dieses Kostüm doch wirklich gruselig. Was in Dreiloasnamen war hier los?
Eddie öffnete die Tür zu einem alten, verfallenen Lagerhaus und stellte sich neben den Türrahmen, wie ein Butler in einem schlechten Krimiroman. Agwe nahm die Einladung an, wobei er sich auf der Unterlippe herumkaute und die feinen Blutstropfen, die aus ihr rannen, kaum bemerkte. Sein Herz schlug immer höher und sein Nacken kribbelte, was kein gutes Vorzeichen war. ”Hör’ auf deinen Körper, man. Er ist ein verlässlicher Ratgeber in Krisenzeiten und sein Urteil wird dich nicht trügen“, hatte sein Großvater ihm immer gesagt und Agwe konnte nicht umhin, dem alten Mann wieder einmal Recht zu geben. Was hier ablief war eindeutig nicht geheuer und die Warnsignale seines Körpers waren entsprechend stark. Aber er würde jetzt garantiert nicht abhauen. Wenn etwas mit Edward nicht stimmte, und diesen Verdacht hatte er mehr und mehr, dann war es seine Pflicht als Priester, ihm bei zu stehen. Komme was wolle, ein Voodoopriester ließ seine gläubigen Schäfchen nicht im Stich, egal, wie unheimlich sie sich benahmen. “So.. we here. Was nun, man?” Als hätte er nur auf diese Frage gewartet, trat Edward vor und zog mit der vollendeten Eleganz eines Butlers einen Jutesack hoch, den Agwe für einen einfachen Beutel voller Gewürze oder Handelswaren gehalten hatte. Jetzt aber sah er, dass unter dem groben Stoff ein Mensch versteckt gewesen war. Eine hübsche junge Frau mit schwarzen Haaren, deren Gesicht und Mund verbunden waren. Die dicken, schwarzen Spuren unter ihren Augen zeigten, dass sie viel geweint hatte, doch jetzt war sie anscheinend bewusstlos oder schlief. ”Ich hab’ sie nur ruhiggestellt, wie du es wolltest, Boss. Also kannst du es jetzt mit ihr zu Ende bringen." “Zu ENDE bringen? What the heck you be talkin‘ bout, man? Hast du den Verstand verloren, Eddie?” “Moment mal… Eddie?” Der Mann, den Agwe für seinen Waffenmeister gehalten hatte, nahm die Maske ab und entblößte ein fettes, von Barststoppeln und Schweißperlen verunziertes Gesicht, das garantiert nicht Agwes Tüftler gehörte. Die Verwirrung in seinem Blick hätte zwar auch Edward gut gestanden, doch ab da hörte sämtliche Ähnlichkeit mit dem trinkenden Barden auch schon auf. Agwe wurde schlagartig nüchtern. “Du bist überhaupt nicht der Boss!“ Mit einem hellen Schleifen zog der Fremde zwei Schwerter aus den astähnlichen Auswüchsen auf seinem Rücken. ”Dann muss ich dich leider töten.”

Agwe fing an zu lachen. Normale Menschen hätten das an seiner Stelle vielleicht auch getan, doch aus anderen Gründen. Sie hätten den Verstand verloren, noch mehr Angst als vorher gehabt, aber Agwe lachte aus purer Erleichterung. Ein einfaches Missverständnis. Dieser Typ war nicht Eddie, er war auch kein bösartiger Hühnerdämon, er war bloß irgendein Schwächling der für einen mächtigen Boss arbeitete, diesen mit Agwe verwechselt hatte und ihn jetzt töten wollte, weil er durch diesen absurden Zufall Kenntnis über ein Mordkomplott erhalten hatte. Das war alles! “Hahaha. Sorry, man. Ich dachte nur.. du wärst.. und ich hätte fast… Man, wenn ich das Eddie erzähle.” Agwe musste sich vor Lachen jetzt auf seine Schenkel stützen und hatte Schwierigkeiten, nicht loszuheulen vor Gelächter, was seinem Gegenüber sichtlich missfiel. ”Mal sehen, ob du noch so lachst, wenn ich mit dir fertig bin!” Mit einem vertikal geführten Schnitt griff er Agwe an, doch dieser duckte sich geschickt darunter weg, taumelte und fiel zu Boden, immer noch von einem heftigen Lachanfall geschüttelt. Dieser ging immer noch weiter, obwohl er mit dem Kopf zuerst in einer massiven Holzkiste landete und diese zersplitterte. “Du bist nicht mal von den Hühnern gesandt, man. Du bist harmlos! Mit dir wird‘ ich spielend fertig.“ Mit einem wütenden Schrei griff der Verkleidete erneut an, doch stach er daneben, da Agwe sich geschickt zur Seite rollte und aufsprang. Seine Gestalt wuchs allmählich und obwohl er die Maske noch nicht abgenommen hatte, schien sich sein Gesicht ein klein wenig verändert zu haben. “Jetzt hör‘ mir genau zu, man!” Nun endlich nahm der Voodoopriester die Maske ab und sein Gegenüber konnte sehen, dass sich sein Gesicht veränderte, langsam zerfloss wie Wachs und mit schwarzen Schuppen überzogen wurde, die im staubigen Licht der hereinfallenden Sonne glitzerten wie Perlen. “Du hattest deinen Spaß und ich hatte meinen! Jetzt lass dieses Mädchen in Ruhe und geh deiner Wege, man, denn sonst werde ich dich bestrafen müssen!“ Anstatt zu antworten, griff der Mann, den Agwe bis vor kurzem noch für Eddie gehalten hatte, wieder an. Der Hexendoktor seufzte. Eddie hatte eindeutig mehr Verstand als diese billige Kopie. Er musste sich beizeiten wirklich bei seinem Mechaniker entschuldigen, am besten mit einem ordentlichen Schluck.

”Maman Brigitte hat über dich gewacht, man, nicht ich. Versprich‘ mir einfach, ein paar Mal in der Woche zu ihr zu beten und wir sind quitt, man. You take care.“ Der Kampf hatte nur wenige Minuten gedauert, ehe Agwe es geschafft hatte, sein Gift anzubringen. Diesem Gegenüber schien sein Gegner nicht besonders resistent gewesen zu sein, er war mit blau angelaufenem Gesicht und Schaum vor dem Mund zusammengebrochen und Agwe hatte ihn notdürftig verarztet. Nachdem er das Gift wieder aus der Wunde gesaugt hatte, um die Geister zu beruhigen, hatte er ihn liegen lassen und die Geisel befreit. Er würde es überleben. “Well, gotta go, man. Wir sehen uns.” Salopp führte er zwei Finger an die Schläfe und schlenderte von dannen, vage das El Pollo Diablo vor Augen. Irgendetwas sagte ihm, dass er dort im Moment gebraucht wurde. Und als Bote der Loa pflegte Agwe, seine Eingebunden schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. Man wusste immerhin nie, ob es sich dabei nicht vielleicht um eine geniale Vision handelte.

Die Abendsonne stand bereits tief am Himmel und malte das Meer rotgolden an, als Agwe zum Schiff zurückkehrte. Zufrieden hörte er das bereits schläfrige Gackern der Hühner und das Gemurmel von menschlichen Stimmen, anscheinend war alles gut gelaufen. Er würde Haydee um ein verspätetes Mittagessen bitten, sich von ihr die Bratpfanne über den Schädel ziehen lassen, dann zu Abend essen und sich gut ausschlafen, ehe er morgen Mittag oder Nachmittag die Rechnung bei der Hafenmeisterei begleichen und den Befehl zum Ausholen geben würde. Es war eine Lust, am Leben zu sein. Agwe sah Haydee, Momo und Edward, alle drei verkleidet, wie sie sich mit ihm unterhielten, während er… Moment. Mit IHM?
Keine Frage, wer da an den Mast gelehnt stand war niemand anderes als Agwe selber. Das hieß, natürlich nicht WIRKLICH er, aber er trug dasselbe Kostüm, war ebenso groß und schlacksig und er redete sogar ein wenig wie er. Aber irgendwie doch ganz anders. Offensichtlich erklärte er gerade Momo etwas, jedenfalls sahen die toten Augen seiner Maske die Ausguckdame an, als er sagte: “Es ist wirklich simpel, old chap. Wir packen uns diese Leute, kassieren ihr Kopfgeld und fahren dann flugs von hier weg, auf zu neuen Gestaden. Mich dünkt, die Grand Line ist für Leute unseres Kalibers nicht mehr weit und vielleicht sogar…“ “Wait a second, man!“ Agwe marschierte, die Maske wieder im Gesicht, gerade aus auf den anderen Agwe zu, was zu einigen verwirrten und bestürzten Gesichtern in seiner Crew führte. Sie sahen ebenso verwirrt aus wie er sich gerade fühlte, aber das würde er sich nicht anmerken lassen. Seine Maske war ein unglaubliche gutes Pokerface. ”Whats all this, man?”
Die beiden Totengeister sahen sich eine Weile lang wortlos an, während das einzige Hintergrundgeräusch das Gackern der Hühner war. Schließlich erlangte Agwes Doppelgänger sein Sprachvermögen wieder. “Ähem… Mir scheint, wir sind da einem kleinen Missverständnis aufgesessen, old chap. Ich und meine Crew hier…” ”Deine Crew? Meine Crew, man! Ich bin Agwe Facilier, Käptn des Mojo Bunches, man, und wenn du ein böser Geist bist, dann…“ Wumm. Agwe wurde zurückgeschleudert und landete mit lautem Krachen im Hühnerstall, was die Federviecher zu panischem Gegacker veranlasste. Seine Weste war entlang der Brust aufgerissen und ein geröteter, leicht blutender Striemen haut stach hervor. Der Atem des Hexendoktors ging gepresst und langsam, seine Brust tat höllisch weh und kleine rote Sterne tanzten vor seinen Augen. Dumpf und gepresst, als hätte er Watte in den Ohren, hörte Agwe seinen Doppelgänger in die Runde fragen: ”Will hier noch jemand meine Befehlsgewalt in Frage stellen, folks?“
 
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Aufwachen.
Rauchen.
Edward einen Hosenzieher verpassen.
Einen zweite Haut aus Leder tragen.
So fängt ein guter Tag an, möchte man meinen. Momos Augen folgten der Flugbahn ihres Kapitäns, bis dieser auf Widerstand traf und dabei doch glatt im Hühnerstall landete. Darauf herrschte reines Chaos in diesem eher kleinen Raum und es war schon beinah ein Wunder, dass die Hühner den Voodoopriester nicht bei lebendigem Leibe verspeisten. Momo machte sich nicht die Mühe, nach ihm zu sehen. Am Ende gingen diese Viecher noch auf sie los.

”Will hier noch jemand meine Befehlsgewalt in Frage stellen, folks?“

Die Amazone rieb sich seufzend die Nasenwurzel. Das sollte ein sorgenfreier Tag werden, aber sie hatte die Rechnung natürlich ohne Agwe gemacht. Zuerst hatte sie wirklich geglaubt, dass ihr Kapitän unter dem komischen Kostüm steckte, aber mit jeder Bewegung, mit jedem Wort (auch wenn er wirklich den Sprachlaut des Voodoopriesters drauf hatte) wurde sie misstrauischer, jedoch wollte ihr Kopf keine wirkliche Lösung für ihr Misstrauen finden. Aufgelöst hatte es der Arm ihres vermeintlichen Kapitäns, welcher die Form einer langen Peitsche angenommen und ihren richtigen Kapitän als unangekündigten Besuch in den Hühnerstall geschleudert hatte.
„Also langsam bin auch ich mit meinem Latein am Ende“, flüsterte Goody Momo entsetzt und als Antwort brummte die Teufelsfrau nur etwas Unverständliches. Sie stellte sich gerade die Frage, wieso ein Fremder überhaupt auf das Deck der El Pollo Diablo kam und dabei eine unbekannte Crew beschwatzte? Was erhoffte sich dieser jemand überhaupt? Das er einfach Mal munter mit ihnen drauf lossegeln konnte? "Ich glaube einfach, ihr seht schon von weitem leicht zu kapern aus", prustete Vellie. "Da brauchst du dich nicht zu wundern."
„Ich weiß ja nicht, von welcher Befehlsgewalt du genau sprichst, aber soviel ich weiß, unterliege ich nur dem Befehl meines Käpt'n, du Witzfigur!“ Da sie ja wenige Zentimeter vor dem Fremden stand, war es ein Leichtes, ihm die Totenmaske vom Gesicht zu reißen. Darunter verbargen sich feine Gesichtszüge, helle Augen und ein gepflegter, weißer Schnurrbart. Mal ehrlich, so ein Erscheinungsbild hatte sie nun wirklich nicht unter der Maske erwartet. Der sah sogar feiner aus als ihr Kapitän. Der hatte bestimmt keine Brandflecken im Ärmel. Aber besonders glücklich über diese unvorhergesehene Wendung schien er nicht zu sein. Wütend, ob dieses Reinfalls, holte die Amazone aus, um den Kerl vom Deck zu fegen, doch der Fremde war flink. Die Peitsche, die schon zuvor ihren Chef fort geschleudert hatte, wickelte sich nun um ihre Taille und mit Schwung wurde sie vom Blickfeld des Betrügers geworfen. Bevor sie aber gegen die Wand donnerte, rollte sie sich ab und bremste somit die Geschwindigkeit. Das konnte sie nun wirklich nicht ausstehen. Sie war keine Schachfigur, die man mal eben woanders hinstellen konnte, nur weil es einem nicht passte. Knurrend kam die Amazone wieder auf die Beine.
„He, Schnulli! Ich bin noch nicht fertig mit dir!“ Das dieser Schnösel sich zu Edward und Haydee gedreht hatte, passte ihr nicht in den Kram. Da lief ihr schonmal ein Peitschenmensch über den Weg, da würde sie den auch für sich beanspruchen, auch wenn dabei einiges zu beachten war. Der Teufelsfruchtträger hatte seine Fähigkeiten wohl schon etwas länger als sie selbst. Wenn er Agwe aus dem Gleichgewicht bringen konnte, war der Rest der Crew nur kleine Fische. Außerdem wusste sie nicht, wie viel ihr neues Kostüm aushielt.
Es zischte. Die Peitsche durchschnitt die Luft und riss eine blutige Strieme in Momos Wange. Das höllische Brennen kam nur einen Herzschlag später. Ihr war bewusst, dass dieser Hieb nur ein Vorgeschmack war. Einen Leckerbissen, den man ihr hinwarf.
Ein Lachen kroch ihre Kehle empor, krallte sich in ihre Lippen und riss ihren Mund weit auf. Der Schmerz war ihr so bekannt, fraß sich bis zu ihrem Herz hindurch und beschleunigte es mit einem Ruck, der durch ihren ganzen Körper ging. Die meisten Narben auf ihrem Körper, vor allem auf ihrem Rücken, stammten von unkoordinierten Peitschenhieben ihres Vaters, die sich Stunde für Stunde gehäuft hatten. Irgendwann begann man, damit umzugehen oder sogar Gefallen daran zu finden. Noch vor wenigen Wochen hätte sie diese Erinnerung noch wütender gemacht, doch dieser Mist war endlich vorbei. Veljard war Geschichte und dieses neue Gefühl würde sie jetzt auskosten.
Keck leckte sich die junge Frau über die Lippen und überquerte mit großen, selbstbewussten Schritten das Deck, wich geschickt einem Peitschenhieb aus und stellte sich absichtlich dem zweiten entgegen, der sie in Richtung ihrer Freunde warf. Momo rutschte über den Boden, knallte dabei gegen Edwards Beine, der mit ihr gerissen wurde. „Mann, ich dachte du wärst leichter. Komm schon, runter von mir!“, hustete sie und zog sich unter dem Tüftler hervor, der halb auf ihr gelandet war. Kurz sah die Amazone an sich herunter und bemerkte erleichtert, dass der Ganzkörperanzug keinen Riss besaß. „Alles in Ordnung? Mach jetzt bloß nicht schlapp..“ Sie klopfte dem jungen Mann einmal kräftig auf den Rücken, was ihn beinahe wieder zu Boden geworfen hätte. „Ed, lass dir was einfallen. Ich lenk den Kerl für euch ab.“ Abermals schnalzte es und die beiden duckten sich im letzten Moment. „Am besten, du benutzt deine Türen. Und pass gefälligst auf Haydee auf.“
 

Edward Buraddo

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„ARSCHBOMBEEEEEE!“ schrie eine fremde Stimme, als ein großer schwarzer Mann aus dem Himmel fiel und direkt neben Edward im Boden einschlug. Durch seinen Einschlag splitterte der Untergrund und Teile flogen durch die Gegend. Kaum dass der Kerl aufgekommen war, brach er auseinander wie ein Stein der mit einem Hammer bearbeitet wurde und verwandelte sich in vier schöne junge Frauen, von denen zwei bis zu den Schultern im spiegelnden Untergrund versunken die anderen beiden auf den Schultern trugen und versuchten das andere Zweiergespann umzuwerfen. Wenn gleich der Untergrund auch solide zu sein schien, bewegten sie sich durch diesen Hindurch als wäre es Wasser. Eines der Paare unterlag und fiel zu Boden, wo sie wie in einem Pool eintauchten und dann durch den Boden hindurch auf Edward zu schwammen. Ehe er es sich versah zogen die Frauen ihn auf eine Fläche, wo mehrere Schattengestalten ohne Grund am tanzen waren. „Zeit zu tanzen!“ flüsterte eine ihm zu und küsste ihn aufs Ohr. Kaum dass ihre Lippen sein Ohr berührten begann aus dem nichts Musik zu spielen (http://www.clipfish.de/musikvideos/video/3534391/lmfao-party-rock-anthem/ Start bei 0:35) und Edward sah sich plötzlich in einem eleganten Anzug gekleidet auf einer großen Tanzfläche wieder. Um ihn herum waren alle am tanzen, meist unbekannte Gesichter… bis Agwe in seinem Sensenmannkostüm im Moonwalk an ihm vorbei tanzte, während er seinen Körper im Takt der Musik bewegte. Edward raffte gar nicht, was los war, doch sein Körper tanze von alleine, während auf einem Podest Haydee an einem Mischpult stand und zwei Schallplatten rotieren lies, während ihre Ohren von einem gewaltigen Kopfhörer verdeckt wurden und ihre Augen unter zwei gewaltigen lilafarbenden Sonnenbrillengläsern verschwunden waren. Die Menge Teilte sich und machte Platz für ein weiteres Event: Momo stand in ihrem neuen Katzenkostüm auf der nun leeren Tanzfläche, umringt von Katzen und sah einfach nur leer ins Nichts, bevor sie mit einer merkwürdig männlichen Stimme „Everyday I’m shuffeling“ sagte und zusammen mit den Katzen in einen merkwürdigen Tanz ausbrach. (Selber Link, Tanz fängt an bei 2:28) Edward rieb sich die Augen doch Momo und die Katzen waren immer noch am Tanzen. „Damn, was habe ich gestern getrunken…“ murmelte Edward. Vielleicht sollte er doch lieber die Finger von Agwes Schlangenschnaps lassen, das Zeug schien einem echt übel in die Birne zu steigen. Dann brach Momo aus der Formation und kam auf Edward zu, streckte ihre Hand nach ihm aus und strich ihm über die Wange. Ihre Hand ging zu seiner Schulter glitt seinen Rücken hinab, bis sie am Hinterteil seiner Hose angekommen war. Mit einem Grinsen auf den Lippen griff sie zu und… riss Edward an seiner Hose in die Höhe.
Edward riss die Augen auf und lies einen lauten Schrei von sich, als ein ziehender Schmerz in seiner privatesten Region ihn unsanft aus seinem schrägen Traum riss. Was war passiert? Momo, welche vor ihm wach geworden war hatte sich im Halbschlaf an Deck begeben um eine zu rauchen. Während sie an Deck stand und die Morgenluft ihre Lungen erfüllen lies, zwar verpestet von dem Qualm der Zigarette aber es zählte. Auf jeden Fall wurde sie von Geräuschen in Ihrer Ruhe gestört, die nicht zu den gewöhnlichen Morgengeräuschen passten. Es war eine Mischung aus schnarchen und Gemurmel, welche vom Hauptmast des Schiffes ausging, genauer gesagt vom Schlafenden Edward. Eine Weile lang stand sie nur vor ihm und rauchte zu Ende, während Edward im Schlaf murmelte. Mehrfach fiel dabei auch ihr Name, so dass sie sich irgendwann entschied dass es Zeit war, den Tüftler zu wecken. Ihre Hand griff nach der Badeshorts, welche die einzige Bekleidung des Tüftlers darstellte und umgriff sie knapp über dem Hintern des Tüftlers. Mit einem Ruck riss sie ihn nach oben, was ihn schreiend erwachen lies.
Jep, das war die Situation, Edwards weit aufgerissene Augen starrten in Momos, welche ihn so hoch hielt, dass sie trotz seiner hängenden Haltung auf Augenhöhe waren und ihn frech angrinste. „Guten Morgen!“ lächelte sie ihm entgegen und lies ihn dann fallen. Unsanft kam er auf den Boden auf und griff sich in seinen Schmerzenden Schritt. „Wofür war das denn?“ „Mir war danach“ grinste Momo. Scheinbar wollte sie grade gehen als ihr Blick auf das schwarze Lederteil fiel, dass er noch vor kurzem als Decke missbraucht hatte. Als sie sich herunter beugte zuckte der Tüftler zusammen, doch sie hob nur ihr Kostüm auf sah es sich an. „Meins?“ fragte sie kurz und Edward nickte, ohne seinen Blick vom Boden abzuwenden. Die Amazone warf es sich über die Schulter und drehte sich um und ging, während Edward sich mit noch immer schmerzverzerrtem Gesicht aufrichtete. Momo stand etwas weiter von ihm weg und Musterte ihn noch mal „Was?“ fragte er. „Zieh dir was an…“ war ihre knappe Antwort.

Nachdem Edward aus den Badeshorts raus war und in seine Alltagssachen geschlüpft war, merkte er schnell, dass etwas fehlte. Sein Umhang und sein Gürtel waren nirgendwo zu finden. Er stellte seinen ganzen Schlafplatz auf den Kopf, durchwühlte seinen Schrank, seinen Wäschesack… Bis ihm plötzlich klar wurde, dass er doch nur in den Badeshorts zurück zum Schiff gekommen war. Das hieß im Umkehrschluss, dass seine Sachen noch… „Oh damn…“ murmelte der Tüftler als ihm klar wurde, dass seine ganzen Sachen noch in der Hütte vor dem Strand waren. „Stimmt ja…“ brummte er in sich hinein. „Ich hab mich ja gestern so schnell verzogen, da hab ich ganz vergessen mein Zeug mitzunehmen… Meinen Lohn hab ich auch nicht gekriegt… toller Mist!“ grummelnd machte er sich auf den Weg seine Sachen zu holen. Zum Glück hatte er den Weg noch genau im Kopf, obwohl er gestern hacke voll war als er zurück zum Schiff gekommen war. „Wie lange war ich wohl unterwegs?“ fragte er sich. An den Rückweg konnte er sich nicht mehr so wirklich erinnern, aber das passierte halt, wenn man ihn auf eine Party mit gratis Alkohol lies. „Ich frage mich ob die anderen auch so viel Spass hatten… Ich hoffe es mal. Agwe und Momo… sicherlich… Ich meine Agwe durfte saufen und Momo hat wahrscheinlich nen ganzen Haufen Typen auf die Matte geschickt…“ Er streckte sich und lies die Wirbel in seinem Rücken knacken. „Nach den ganzen Kämpfen tut so ein Landgang der einfach mal nur Party ist einfach gut… So was habe ich einfach mal wieder gebraucht. Ich hoffe jetzt wo wir das Geld haben, machen wir mal als ganze Crew einen drauf…“ führte Edward sein Selbstgespräch, während er die Straße entlang ging. Er kam ohne große Ereignisse an seinem Ziel an, der Hütte welche den einzigen Durchgang zum Strand darstellte. Zumindest für Leute, denen nicht alle Türen offen standen, selbst solche, die bislang noch gar nicht existierten.
Nach einem Klopfen öffnete sich die Türe und ein bekanntes Gesicht sah ihm entgegen. „Sie wünschen?“ Die Frau welche zu dem Dreier gehört hatte von dem Edward gestern sein Standoutfit gekriegt hatte, erkannte ihn nicht wieder, was bei der Masse an Gästen, die gestern am Strand waren nur zu verständlich war. „Ja, ich muss gestern meine Sachen hier vergessen haben als…“ „Ah, mit ein paar Ladys abgezogen und vor lauter Hitze nicht an die überflüssige Kleidung gedacht was?“ grinste ihn die Frau breit an. „Komm rein!“ Die Hütte sah aus wie ein Schlachtfeld, scheinbar war die Party auch hier drinnen ordentlich abgegangen, so dass aktuell etliche Leute am sauber machen waren. „Hast du deine Garderobenmarke noch?“ Der Tüftler händigte den Zettel aus, auf welchen gut lesbar die Nummer 0109 zu erkennen war. „Ah 0109. Moment… Du warst doch gestern bei den Preisrichtern oder nicht?“ Sie schlug schnell ein schwarzes Buch auf, und verglich die Nummern. „Jep, hier stehts, 0109 gehörte eine Preisrichter…“ Edward nickte. „Ja, war ich.“ „Deine Bezahlung ist mit in der Tasche, die darfst du Übrigends behalten, als kleines Geschenk des Hauses.“ Edward sah sich die schlichte Leinentasche an, auf der groß die Adresse der Partyhütte aufgedrückt war. Jaja Geschenk, er sollte Werbung machen. Aber hey, wie hieß es doch so passend: Dem Geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Er prüfte noch schnell ob auch alles da war und verabschiedete sich dann. Nun hieß es zurück zum Schiff. Er war immer noch etwas benebelt vom Vorabend, und was er nicht sehen konnte, seine Haare hatten sich von seiner normalen glatten Frisur zu einer Wuschelmähne gewandelt. Heute würde er sich erst mal erholen, zumindest solange die Sonne am Himmel stand, denn wie er von den Barden gelernt hatte, war das die Zeit zum schlafen, während die Nacht zum Feiern da war.

Auf halben Weg zum Schiff hörte er plötzlich wie jemand seinen Namen rief. Es war eine weibliche Stimme… Er sah sich um. „Mister Edward!“ da erblickte er die Quelle der Rufe und begann zu winken. „Michelle! Hallo!“ rief er zurück, während die junge Schneiderin auf ihn zulief. Auch an ihr waren deutliche Spuren von einer Party zu erkennen, doch hatte sie es hingekriegt, sich schon zu waschen und wirkte daher erheblich frischer als Edward. „Gut dass ich Sie…“ Der Tüftler hob die Hand. „Ich sagte doch es heißt „du“ ich bin keine Hundert Jahre alt!“ lächelte er was Michelle nicken lies. „Stimmt ja… auf jeden Fall, ich hab gehofft dich zu treffen, ich habe noch ein letztes Geschenk als Dank dafür, dass du unsere Schneiderei gerettet hast.“ „Na ja, ich habe geholfen…“ „Trotzdem. Wir hatten deine Maße noch, weil ich dir ja zeigen sollte wie das mit dem Messen geht und so, und da du ja gesagt hast, du hättest kein Kostüm…“ Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Das Ziel war ihre Schneiderei, in der Edward ihr ausgeholfen hatte. Mittlerweile war es um einiges leerer geworden und auch Übersichtlicher, die ganzen Kostüme welche vor zwei Tagen noch den ganzen Boden bedeckt hatten waren an die Käufer gegangen und eine Aura der Ruhe lag über dem Laden. Michelle ließ Edward los und lief in den Nebenraum, wo sie ein Päckchen holte und Edward überreichte. „Hier, das ist für dich.“ Edward nahm das Paket an und wusste im ersten Moment gar nicht, was er sagen sollte. „Mach auf, mach auf!“ war Michelle geradezu am quietschen. Der Tüftler öffnete das Paket und im Inneren enthüllte sich ein Kostüm. Ein blauer Anzug, ein gelbes Hemd, dazu eine schwarze Krawatte sowie ein blauer Hut und Trenchcoat. Alles in allem sehr viel blau. Und dann war da noch eine Hautfarbende Maske, welche absolut keine Gesichtszüge hatte. „Wow, das ist… Im Grunde schon zu viel des Guten…“ Sagte Edward sichtlich beeindruckt, aber Michelle schüttelte nur den Kopf. „Haben wir gerne gemacht. Ich hoffe es gefällt dir. Es ist eine Heldenfigur aus einer alten Geschichte, der Gesichtslose, ein Detektiv, der Mordfälle und Verbrechen aufklärt, die die Marine aufgegeben hat, um den Opfern Gerechtigkeit zu bringen.“ Edward nickte. „Komm, zieh es an.“ Das ließ sich Edward nicht zweimal sagen. Kurz darauf war seine Straßenkleidung in der Tasche verschwunden, die er vom Strandhaus mitgenommen hatte und er war in sein Kostüm geschlüpft. Er band sich grade die Krawatte, als Michelle ihm die Maske reichte. Ihr war klar anzusehen, dass sie es kaum erwarten konnte zu sehen wie sich das Kostüm im Ganzen machte, also wollte Edward sie auch nicht warten lassen und zog sich die Maske über. Sie war genial verarbeitet, oben war sie offen, so dass die Haare nicht verdeckt wurden und an den Augen und am Nase und Mund war der Stoff so dünn, dass weder das Atmen noch das sehen schwer fiel. Es war als wäre es lediglich etwas nebelig. „Wow, hätte nicht gedacht, dass die Maske so wenig stört…“ sogar seine Stimme klang noch relativ klar. „Die Maske hat meine Mutter ja auch gemacht. Sie ist die Beste!“ erwiderte Michelle, während sie den Hut nahm. „Jetzt nur noch das I-Tüpfelchen!“ Sie setzte Edward den Hut auf und ging dann ein paar Schritte zurück. „Sieht super aus.“ „Und passt wie angegossen!“ ergänzte der Tüftler. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll…“ „Gar nichts, es ist ein Dankeschön. Du musst es nur annehmen.“ Edward nickte. „Das mache ich sehr gerne. Danke. Und auch ein Dankeschön an deine Mutter.“ „Ich richte es ihr aus!“
Die beiden Unterhielten sich noch eine Weile doch dann beschloss Edward dass es Zeit für den Heimweg war. Er behielt das Kostüm direkt an, schließlich wollte er es der Crew präsentieren. Auf dem Rückweg bemerkte er, dass die Sonne schon wieder am Untergehen war. „Verdammt, wo ist denn der Tag hin verschwunden?“ fragte er sich. Wie lange hatte er eigentlich geschlafen?
Als er auf dem Schiff ankam war die ganze Truppe schon an Deck versammelt und alle trugen ihre Kostüme. Das hieß auch, dass er Momo zum ersten Mal in dem Katzenanzug sah, den er für sie gemacht hatte, und er musste sagen dass er da wirklich eine gute Arbeit geleistet hatte. Der Anzug betonte Momos ganzen Körper und schien wie eine zweite Haut anzuliegen. Genau darauf hatte er es angelegt. Mit einem Grinsen unter der Maske ging er auf die Truppe zu und präsentierte stolz sein Kostüm. „Na, was sagt ihr?“ fragte er, doch die Frage ging irgendwie in der Merkwürdigen Atmosphäre unter, die grade an Bord herrschte. Edward konnte sich zwar nicht erklären was los war, aber irgendwas stimmte hier nicht… Er sah erst Haydee an. Sie wirkte abwesend wie immer, suchte Momo nähe und hatte ihr Mogry Kostüm an. Der Bommel auf ihrem Kopf war echt süß. Auch an Momo fiel ihm nichts auf, was er als weiter ungewöhnlich bezeichnen würde. Sie unterhielt sich mit Agwe über Kopfgelder und die Grand Line, was zwar kein Alltägliches Thema war, aber bedachte man dass sie sich seit einiger Zeit vom abliefern Kopfgeldtragender Krimineller ernährten, war auch hier nichts zu erkennen, was die komische Aura die über dem Schiff lag erklärte. Dann sah er zu Agwe, der in seinem Kostüm gar nicht zu erkennen war. Aber auch hier schien alles In Ordnung zu sein… Abgesehen davon, DASS ER GRADE AN BORD KAM! „Agwe… zwei Mal?“ stotterte der Tüftler während er sich die Szene ansah, die sich da vor ihm abspielte.

Der Restpassierte schnell. Plötzlich war an Bord ein Kampf ausgebrochen, Agwe war schon mit dem ersten Schlag auf die Bretter geschickt worden und im augenblich ließ sich Momo von dem Typen, dessen Arme wie Peitschen durch die Luft schnellten, bearbeiten. Edward faste sich schnell und griff in seine Tasche, wo er in seinen Umhang griff und eine Pistole herauszog. Ja, nach den letzten Abenteuern mit dieser Crew hatte er gelernt, dass man immer vorbereitet sein musste und hatte seitdem immer 2 Pistolen dabei sowie Reservemunition in seinem Werkzeuggürtel. Er griff die Waffe und richtete sie auf den Fremden, der mit Momo beschäftigt war, zumindest dachte Edward das. „Nana, das lassen wir doch mal…“ erklang die Stimme des falschen Agwes und ein Peitschenschlag traf Edward an der Hand und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Bevor Edward sich fassen konnte, zischte der Peitschenarm ein zweites Mal durch die Luft und wickelte sich um seinen Hals. „Was mischst du dich hier denn ein?“ fragte sein Angreifer ihn mit einem fiesen Ton, während er den freien Arm ebenfalls zu einer Peitsche werden ließ, und einen Schlag vorbereitete. Der Tüftler versuchte sich zu befreien, doch das schien nichts zu werden. Doch plötzlich blitzte etwas vor seinen Augen auf, der Griff um seinen Hals löste sich und er zog einen tiefen Atemzug ein. Haydee war aktiv geworden und hatte ihre neue Waffe gezogen. Fast hätte sie dem Angreifer einen Arm abgeschlagen, doch dieser reagierte schnell genug und zog seinen Arm weg. Im nächsten Moment sah Edward nur noch wie Momo auf ihn zuflog und ihn umriss, so dass er auf ihr landete. „Mann, ich dachte du wärst leichter. Komm schon, runter von mir!“ hustete sie ihn an. *Das sollte ich mich mal wagen zu sagen…* dachte sich Edward, bis er realisierte dass das der falsche Moment für solche Gedanken war. „Lass dir was einfallen“ waren ihre nächsten Worte. Toll gesagt, der Typ war schnell… selbst Momo kam nicht an ihn ran, was sollte er da… „Am besten, du benutzt deine Türen. Und pass gefälligst auf Haydee auf.“ „…“ plötzlich schoss dem Tüftler eine Idee durch den Kopf. Er drehte sich zu Haydee, jedoch bei weitem nicht um auf die aufzupassen. „Haydee, halt dich erst mal zurück, aber sei bereit. Ich werde jetzt gehen und euch beiden eine Chance zum Angriff geben. Wenn es so weit ist, mach den Kerl fertig!“ wies er die Traumtänzerin an. „Wenn er fällt, ist das das Zeichen!“ Mit diesen Worten rannte er von Deck und lies die beiden Frauen mit dem Peitschenschwinger alleine.
Sein Weg führte ihn unter Deck, bis er genau eine Etage unter dem Kampf war. Er schloss die Augen und lauschte den Geräuschen. Er musste herausfiltern welche Schritte von wem waren. Das war allerdings nicht wirklich schwer, denn es waren ja nur Zwei Leute, die sich bewegten. Haydee verhielt sich ruhig. Und Momo von dem Angreifer zu unterscheiden wurde dadurch erleichtert, dass sie hochhackige Schuhe trug, welche ganz andere Geräusche machten als die des Fremden. Er brauchte eine Minute, bis er es hatte. „Hab ich dich…“ rief er und drückte seine Hand gegen die Decke. Eine Tür öffnete sich und ein Bein fiel hinab. Edward sah sich das Bein an. Nein, es gehörte nicht Momo. Das hieß es musste dem Angreifer gehören. Augenblicklich sprang Edward das Bein an und klammerte sich daran fest als würde er abstürzen sobald er los lies. Lange würde er sicher nicht halten können, vor allem da sich das Bein grade in eine glatte Peitsche verwandelte, aber er hoffte den Frauen genug Zeit zu geben, um die Sache zu regeln.
 
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Haydee

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Es ist immer doof, wenn man nach Hause kommt und niemand ist da, obwohl man es erwartet hatte. Noch blöder ist, wenn man nach Hause kommt, niemand da ist und man dann nichts mit sich selbst anzufangen weiß. Immerhin war es bereits ziemlich spät, als Haydee von ihrem Auftritt zurück zum Schiff kam, lange nach ihrer üblichen Schlafenszeit. Sie aus ihrem üblichen Trott heraus zu reißen war nie gut, aber ihr eine Aufgabe zu übertragen, ohne diese am Ende abzunehmen, war etwas dass sie einfach nicht verstand. Nachdem sie nun die Werkstatt, die Küche, Agwes Kabine und den Lagerraum abgeklappert hatte, auf der suche nach irgendeinem menschlichen Crewmitglied, saß sie auf ihrem Bett, den Koffer mit dem Geld neben sich und die Hände im Schoß gefaltet. Eigentlich hätte sie ja Agwe oder Edward das Geld überreicht, dass man ihr gegeben hatte, darauf gewartet dass man ihr über den Kopf streichelte und dann ins Bett gegangen. Aber das ging ja nicht! Da keiner da war, musste sie eben darauf warten, dass irgendjemand zurück kam, ganz egal wie lange das dauerte. Und wenn nötig würde sie auch die ganze Nacht warten! Ein Blick auf die Armbanduhr, die sicher unter ihrem Handschuh versteckt war, sagte ihr auch, dass es ja noch gar nicht so spät war. Zwanzig Sekunden später schlief sie tief und fest. Bringe niemals eine Haydee aus ihrem gewohnten Tagesablauf ...

Als sie am nächsten Tag wieder aufwachte, selbstverständlich pünktlich eine Minute vor fünf Uhr, lag sie unter ihrer Decke, der Geldkoffer stand vor dem Fußende ihres Bettes. Irgendjemand – da sonst niemand da war wahrscheinlich Momo – musste sie in diese gemütlichere Schlafposition gebracht haben. Besagte Dame schlief selber noch seelenruhig, aber zumindest war jemand da. Folglich startete sofort die zweite Suchrunde, die zumindest etwas erfolgreicher ablief, Haydee aber trotzdem nicht weiter brachte. Von Agwe fehlte weiterhin jede Spur. Edward war zwar an Deck, aber er war ebenfalls noch in der Tiefschlafphase. Und Wecken war böse. Das lies nicht viele andere Optionen frei, als warten, dass ersterer zurückkehrte oder letzterer wach wurde. Darum hieß es fürs erste einmal business as usual und das wiederum hieß, ab in die Küche. Das knurren ihres Magens machte ihr ohnehin grade klar, dass sie zwei Mahlzeiten verpasst hatte und dementsprechend Hunger hatte. So wie sie die Gewohnheiten der beiden männlichen Mojos kannte, würden sie ohnehin als erstes in der Küche nachsehen, also war es klug dort zu warten, oder? Sie lernte zwar langsam, aber sie lernte!
Leider ging ihr Plan nicht so auf, wie gedacht, als – pünktlich zur offiziellen Frühstückszeit – Momo herein kam und ihr sagte, dass Edward noch einmal von Bord gerannt sei. Fichtre! Aber zumindest konnte sie jetzt die Zeit des Wartens zusammen mit Momo verbringen, die es an Deck und in die Sonne zog. In relativ entspannter Pose warteten die beiden Frauen nun also und schlugen die Zeit tot, bis endlich eine schlaksige, große Gestalt in Richtung des Schiffes kam, bekleidet in ein Sensenmannkostüm mit Zylinder. „Da, Agwe kommt als zurück.“ Abwesend lies Haydee ihren Blick über den kompletten Pier schweifen, ohne ihren Kapitän zu erkennen, bis Momo ihren Kopf zwischen ihre Hände nahm und mit sanfter Gewalt auf den Verkleideten richtete, der Grade die Planke hoch kam. Ach stimmt ja, Agwe hatte auch ein Kostüm an ... Erst bei dem Gedanken wurde ihr bewusst, dass sie in dem Kleidchen aufgewacht war, das Edward ihr gemacht hatte und sich nicht umgezogen hatte. Selbst der Haarreif mit dem Bommel saß noch auf ihrem Kopf.
Ihr vermeintlicher Kapitän kam direkt auf die beiden Frauen zu, aber irgendetwas erschien Haydee dabei falsch, weshalb sie sich halb hinter Momo versteckte und an deren Seite vorbei spickte. Derjenige der da kam bewegte sich – fast – wie Agwe, aber nicht ganz. Und der Geruch, den der Wind zu ihr trug, war seltsam. "... das ist nicht Agwe ..." murmelte sie leise und ernte dafür einen verwirrten Blick von Momo. „Wir haben dir das doch erklärt Dummchen. Das IST Agwe, aber er hat sich verkleidet. Erinnerst du dich nicht?“ Haydee sah nur zu Boden und verschwand noch ein wenig mehr hinter Momo. "... das ist nicht Agwe ..." wiederholte sie stoisch aber wesentlich leiser, da ihr vermeintlicher Kapitän nun direkt vor ihnen stand.

Der Nicht-Agwe begann nun auf die beiden einzureden, sprach über die Grand Line und Kopfgelder. Alleine die Stimme hätte Haydee sogar getäuscht, denn die klang so ziemlich genau wie die des Voodoopriesters. Aber eine Sache viel da ganz eindeutig aus der Reihe und festigte Haydees Verdacht. Sie hatte ihr ganzes Leben lang auf Black Lung gelebt, soweit sie sich erinnern konnte und dort alle möglichen Spielarten von Voof gehört, dem Dialekt den auch der echte Agwe verwendete. Der Unbekannte hatte zwar auch einen Akzent, aber das war garantiert kein Voof. Aber wenn Momo nichts auffiel, war es dann nicht wahrscheinlicher, dass sie sich doch irrte? Momo war klüger als sie, nicht so klug wie Edward, aber so etwas sollte ihr doch lange vor der Köchin auffallen. Apropos Edward, der kam grade ebenfalls an Bord und schien nichts zu bemerken. Vielleicht tat ihr diese Insel ja nicht gut, die vielen Menschen, die vielen Gerüche und Farben und der Lärm. Sie sollte Akzeptieren, dass sie falsch liegt, wenn die anderen richtig liegen.
Dieser Gedanke ging so lange gut, bis eine zweite Person in einem exakt gleichen Sensenmannkostüm an Bord kam. Zwei Agwes? Ihre Augen begannen zu kreiseln, als ihr Verstand es aufgab mitzukommen und so sah sie nur starr zu, wie plötzlich das Chaos an Bord der Pollo Diablo ausbrach. Der erste Agwe, verpasste dem zweiten einen kräftigen Hieb und katapultierte in durch die Luft. Seltsam war, dass er dafür seine Arme in Peitschen verwandelt hatte. Peitschen... Zut. Aber das war etwas, dass der echte Agwe nicht konnte! Also war der erste doch nicht der echte!! Das bedeutete sie ... hatte ... recht? Und Momo unrecht? Nein, das war absolut nicht der Tag für ihren Kopf. Aber großartig nachdenken konnte sie jetzt ohnehin nicht mehr, als Momo sich in den Kampf mit dem Unbekannten stürzte, der sich für ihren Kapitän ausgegeben hatte. Die Furie riss dem Betrüger die Maske vom Gesicht und zeigte, dass darunter tatsächlich jemand vollkommen Unbekanntes war. Währenddessen zückte Eddie seine Pistolen, doch der Feind bemerkte es und mit einem Peitschenhieb wurde der Tüftler entwaffnet. Ein zweiter Hieb wickelte sich um Edwards Hals und drohte ihn zu erwürgen. Haydee reagierte instinktiv, ohne darüber nachzudenken. Einer ihrer Freunde wurde bedroht, also musste sie helfen! Mit einem leisen klick fuhr das dünne Kurzschwert aus dem neuen Schirm, den der Waffenmeister ihr geschenkt hatte und war im Begriff, die Peitsche zu zerteilen. Leider zog sich das Gliedmaß des Angreifers zu flink zurück, so dass ihre Attacke ins leere lief. Momo versuchte ihrerseits ihr bestes, um den Emporkömmling dafür eins auszuwischen, doch der war schlichtweg schneller als sie und seine tanzenden Peitschen fanden immer wieder ein Ziel. Letzlich wurde sie von den Beinen gerissen, flog wie zuvor Agwe übers Deck und kegelte dabei Edward um, der auf sie drauf fiel.
Nach einer kurzen Besprechung warf sich Momo abermals in den Kampf und Edward musste einen Moment überlegen. „Du bist doch genau so schnell wie der da! Kannst du nicht seine Peitschen abfangen?“ fragte er nachdenklich und mit besorgtem Blick auf Momo, die ziemlich viel einstecken musste. Wie immer brauchte Haydee etwas für die Antwort, in dieser Situation, in der Sekunden Lebenswichtig waren, äußerst schlecht. "... Peitschen tun weh ... wenn ich getroffen werde kommen die Schmerzen und die Sterne und dann seh und hör und fühl ich nichts mehr ..." lautete die nüchterne Antwort. Sicherlicht, Ausweichen war nicht das Problem, aber ein Treffer und sie war raus aus dem Spiel. Das war schon immer so gewesen. Die Antwort schien dem Tüftler nicht zu schmecken, aber nach vielleicht einer Sekunde kam ihm dann eine andere Idee. „Haydee, halt dich erst mal zurück, aber sei bereit. Ich werde jetzt gehen und euch beiden eine Chance zum Angriff geben. Wenn es so weit ist, mach den Kerl fertig! Wenn er fällt, ist dass das Zeichen!“ Ihr blieb nichts anderes übrig als zu nicken, während Eddie verschwand.
Momo wurde allmählich langsamer. Keine Frage, sie hielt bestimmt 20 mal soviel aus wie die Traumtänzerin, aber auch sie hatte Grenzen. Der unbekannte hielt sie nur noch mit einer seiner Peitschen in Schach, seine Augen fixierten sich auf die einzige hier, die er noch nicht erwischt hatte. Sie. Ein Hieb flog an. Zu hoch. Haydee beugte sich vornüber, um der Attacke zu entgehen, während sie sich langsam näherte. Je näher sie kam, desto gefährlicher würde es werden, die Reaktionswege und der Raum zum Ausweichen immer kleiner. Ein zweiter hieb, diesmal deutlich niedriger. Ohne darüber nachzudenken lies sich Haydee nach hinten fallen, lies dabei den Schirm fallen, drückte sich mit der nun freien Hand vom Boden ab und federte wieder nach oben. Ein dritter Hieb zielte auf ihre Beine. Diesmal sprang Haydee und zwar direkt in die Finte des Gegners. Der Rückhieb hätte sie direkt ins Gesicht getroffen, wenn in diesem Augenblick nicht ein Bein des falschen Agwes im Boden versunken wäre! So ging der Peitschenhieb knapp ins leere. Wenn er fällt, ist dass das Zeichen. War er jetzt gefallen? Er hielt verkrampft das Gleichgewicht, war nun aber sichtlich abgelenkt. Der Peitschenarm zischte blind durch die Luft um sie auf Abstand zu halten, während er versuchte sein Bein zu befreien. Näher an fallen würde se wohl nicht kommen, also sprintete Haydee los. Sie tauchte unter den ungezielten Angriffen ab und umging sie, wie schon zuvor. Mit einem Satz war sie auf der Rehling und drückte sich von dieser ab, um im hohen Bogen auf den Feind zuzufliegen, ihre Waffe zum Angriff bereit. Einfach ins Herz rammen, dann wäre das Spiel vorbei. Der Betrüger trug bestimmt keine Rüstung unter seinem Kostüm, alle Peitschen waren grade in der Bewegung und aus dieser Entfernung konnte sie nicht verfehlen! Nur mit einem hatte sie nicht gerechnet. „Hairwhip!“ brüllte der falsche Kapitän und seine glatten Haare wurden zu einer neuen Peitsche, deren Hieb sie direkt auf die Brust traf. Haydee kreischte vor Schmerz auf, das Sonnengeflecht in ihrer Brust schien kurz davor zu sein zu explodieren. Der Schmerz vernebelte sowohl ihre Sinne, als auch ihr Denkvermögen. Aber die Bewegung hielt er nicht auf. Das schmale Kurzschwert nach vorne gestreckt, fühlte Haydee, wie sie auf wiederstand traf und Der Peitschenmann nun ebenfalls einen kurzen Schmerzensschrei von sich gab.
Leider war der Treffer weder tödlich, noch hatte er die Brust erwischt, dafür war er jedoch direkt durchs rechte Schultergelenk gegangen und hatte den dazugehörenden Arm fast Amputiert. Ein weiter Angriff mit der Peitsche erwischte sie und vor ihren Augen wurde es schwarz. Warum sie nie einen Kampf bei Bewusstsein beendete, war die letzte Frage, ehe alles schwarz wurde.
 

Agwe

Kopfgeldjäger Boss
Beiträge
615
Crew
Mojo Bunch
Posten
Arzt/Kapitän/Hohepriester
Alter
27 Jahre
Größe
1,97 Meter
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Kampfstil
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Teufelsfrucht
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Schnapp. Mit diesem Geräusch war Agwes Bewusstsein geschwunden und er erlangte es nur langsam und unvollständig zurück. Geräusche drangen nur gedämpft zu ihm vor und er sah kaum mehr als mehr oder weniger farbige Schemen, die in einiger Entfernung tanzten und noch mehr dumpfe Geräusche machten. Seine Brust kribbelte unangenehm wie ein eingeschlafener Fuß und das Wummern hinter seiner Stirn wurde lauter. Wer auch immer dieser andere Typ war, der sein Kostüm trug, er hatte ihn jedenfalls ordentlich erwischt. Voll auf die Zwölf, wie man im El Pollo Negro gerne zu einem Volltreffer sagte. Der Voodoopriester konnte von Glück reden, dass er seine Crew hatte, denn diese hielten den mysteriösen Doppelgänger davon ab, ihn weiter zu malträtieren. Ob er das überlebt hätte erschien ihm mehr als fraglich, denn auch wenn er kein Schwächling war, so konnte er doch nicht ewig wehrlos daliegen und sich malträtieren lassen. Er war schließlich nicht Momo.
Momo!
Der Gedanke daran, dass seine Hilfspriesterin diesem Krieger gerade im Alleingang die Stirn bot klärte Agwes Gedanken ein wenig und er sah schärfer. Nicht nur Momo, auch Haydee und sogar Edward, der sonst kein großer Krieger war, schienen bereit, seinem Doppelgänger entgegen zu treten. Edward verschwand kurz darauf von der Bildfläche, doch Agwe kannte den Tüftler mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass das kein Zeichen von Feigheit war. In der Brust des Barden schlug das Herz eines wahren Gläubigen, davon war Agwe überzeugt. Noch während er darüber nachgrübelte, was Eddie jetzt tun würde, bot Haydee, die kleine Köchin, eine brilliante Vorstellung, indem sie mehreren Angriffen des Peitschenmenschen auswich und ihm schließlich einen schweren Treffer versetzte, nachdem dieser anscheinend eingebrochen war. Doch noch war er nicht besiegt, er revanchierte sich mit einer Attacke, die die kleine Köchin mühelos auf die Bretter schickte. Und genau diese war Agwes Wecksignal. Mit dem trockenen Geräusch von fallendem Holz richtete er sich auf und zog seine Dolche, während er bereits in die Höhe wuchs. Das hier war kein Kampf, bei dem er sich zurück halten würde. Das hier war eine zeremonielle Hinrichtung für einen Ketzer und er würde sie genießen.

Gerade als Ceylon, wie der Doppelgänger des Kapitäns auf dem El Pollo Diablo hieß, aufstand, spürte er einen reißenden Schmerz im Rücken. Die Zähne des Voodoopriesters hatten sich in seine Seite gegraben und Gift pumpte in seinen Körper. Doch noch war der alte Mann nicht tot. Er schlug mit seinem Arm auf den Hals der übergroßen Schlange, die aufjaulte und von ihm abließ, Blut sickerte aus den beiden punktförmigen Wunden an seiner Seite und durchnässte die rechte Hälfte seines Totenkostüms. ”Ihr kämpft gut, Chaps”, attestierte er mit brüchiger Stimme. ”Aber ich werde euch trotzdem töten. Und dann diese Verräter, die mich vor zwei Jahren ins Gefängnis bringen wollten. Luckily konnte ich ausbrechen und habe mir danach erlaubt, ihre Drinks zu vergiften, Mörder auf sie anzusetzen und ihre Geschäfte zu rinieren, damit sie langsam zugrunde gehen. NIEMAND kerkert Ceylon Thorpeau ein, müsst ihr wissen.“ Er zwirbelte sich zufrieden den Schnurrbart und wich einem weiteren Angriff Agwes nur um Haaresbreite aus, wobei er stolperte. Das Gift tat seine Wirkung, je mehr Blut er verlor, desto stärker wirkte es. Er war dem Tod geweiht, doch das wusste er noch nicht, obwohl er bereits spürte, wie sein Herz schneller und unregelmäßiger zu schlagen begann.

Musik. Schon wieder. Dramatische Musik. Agwe rollte mit den Augen, doch was geschehen musste, das würde geschehen. Wer auch immer diese Musik spielte, der Voodoopriester hatte da mittlerweile einen starken Verdacht, er hatte zumindest einen guten Sinn für Timing. Lange Zeit war er von diesem eigenwilligen Streich verschont geblieben, doch gerade jetzt, in der dramatischsten Situation auf der Insel, meldete sich diese Stimme wieder. Oder viel eher diese Musik. Hohe Streicher, tiefe Bässe, der tiefe Herzschlag einer Pauke. Eine wahrhaft epische Musikuntermalung, die sich hier ankündigte. Und natürlich der Doppelgänger namens Ceylon, der in schönstem Bariton sang.
”Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen! Tooo~d und Verzweiflung! Tod und Verzweiflung FLAAAAA~MMET um mich her! Nun fühlt ihr durch Peitschen Todesschmerzen! Durch Peitschen Todesschmerzen! Und fallt in die Hölle tief hinein! Die Hölle! Die Hölle tief hinein!“
Agwe machte den Mund auf, doch er wusste nicht wirklich etwas zu erwidern. Er konnte nicht einmal wirklich singen, sah man von bestimmten rituellen Gesängen einmal ab. Und diese waren zu heilig, um sie hier zum Besten zu geben. Also zeigte er Ceylon lediglich den ausgestreckten Mittelfinger seiner mit Schuppen bewachsenen Hand und schlängelte sich im Eiltempo auf ihn zu. Ein Peitschenhieb riss ein Stück Haut von seiner Wange, Blut rann daran herab wie Wasser, ein zweiter traf ihn mitten auf den Schädel, was wieder ein dumpfes Wummern in seinem Kopf erzeugte und ihm fast erneut die Besinnung raubte. Doch er blieb standhaft.
“Dem Flexing!” Noch ein Peitschenhieb, doch diesmal zischte er ins Leere. Agwe riss das Maul auf und griff an.. doch dann bremste er schlagartig ab. Er hatte gesehen, wie Momo auf Ceylon zurannte und gemeinsam würden sie ihn besiegen.
”Netter Versuch, old Chap. Aber hier stirbst du! Crosslash!“ Zwei Peitschen trafen X-Förmig auf Agwes Brust, sein Schmerzensschrei musste auf der ganzen Insel zu hören sein. Blut spritzte hervor wie aus einem zertretenen Ballon und wieder war es um Haaresbreite, dass der Schlangenmensch bei Bewusstsein blieb. Er rief sich in Erinnerung, was Edward und Haydee ohne ihn tun würden, wie Momo versuchen würde, diesen Ketzer allein zu bezwingen und, ihre Kampffertigkeiten in Ehren, vermutlich scheitern würde. Nein, er musste durchhalten, wenn auch nur noch für ein paar Sekunden. “Bite me, man! JETZT!”

Es gab ein Knirschen wie von einem wieder eingerenkten Gelenk, als Momos Faust und Agwes kräftiger Schwanz gleichzeitig den Körper des Peitschenmannes trafen. Momo brach ihm die Nase und Agwe mehrere Rippen, doch das war nicht das Ausschlaggebende: Wichtig war, dass sie ihn fort schleuderten, noch bevor er irgendetwas tun konnte, hinaus ins Meer. Mit einem lauten Schrei schwor Ceylon Thorpeau ihnen Rache, doch Agwe hörte ihn nicht mehr. Ein lautes Crescendo aus Posaunen, Trompeten und Cembalos übertönte ihn und das laute Summen in sienen Ohren machte alles noch viel schlimmer. Außerdem blutete er den ganzen schönen Boden voll. “Alright.. people.. that’s that…”, keuchte er, als hätte er gerade nichts weiter getan als einen kleinen Aufwärmkampf zu absolvieren. “Momo.. bring Haydee zu mir, man. Ich will mir nur schnell ihre Verletzungen ansehen. Hurry, man. In zwei Minuten oder so schaff‘ ich das vielleicht nicht mehr.“

Zu seiner großen Erleichterung war Haydee größtenteils unverletzt. Eine leichte Verletzung, die ein anderer Arzt vielleicht als Schocktrauma bezeichnet hätte, aber mehr nicht. Ein wenig Bettruhe und ein gutes Essen und sie würde wieder sein wie neu. So viel konnte Agwe Momo und Eddie noch erklären, ehe er selber wieder halb in die Bewusstlosigkeit versank, starke Schmerzen in der Brust und in seinem dröhnenden Schädel.

Als Agwe wieder erwachte war es später Abend, er lag immer noch an Deck, allein wie eine vergessene Puppe. Aber er fühlte sich.. gut. Die Wunden auf seiner Brust hatten sich ein klein wenig geschlossen und auch wenn die Hühner sein Kostüm überall weiß angestrichen hatten konnte er nicht anders, als los zu lachen. Er spürte, dass sein Kopf wieder frei war, Jazzamar, die Loa der Musik, hatte ihn verlassen. Vermutlich hatte sie ihn einfach nur in Karnevalsstimmung versetzen wollen, das war alles, und jetzt wo all dieser ganze Mist vorbei war, nahm Agwe dieses Geschenk nur zu gerne an. “EH, PEOPLE!”, rief er laut aus, in der Hoffnung, dass seine Crew immer noch da war. “Ich bezahl‘ jetzt diese Spießer von der Hafenbehörde und dann hauen wir heute noch einmal richtig auf den Putz. Was sagt ihr, man?“

Es wurde noch ein.. interessanter Abend auf der Mirrorballinsel. Interessant deswegen, weil Agwe nach zwei Gläsern eines rotfarbenen Getränkes, das Edward ihm aufnötigte, für etwa eine Stunde verschwand und mit dampfendem Mund zurück kam. Interessant auch, weil er wenig später die Bekanntschaft einer hübschen blonden Dame machte, die ihn vierzehn Mal hintereinander im Armdrücken besiegte und danach mit Momo irgendwo hin verschwand. Als er am nächsten Morgen aufwachte, sein Kopf so klar wie selten nach einer durchzechten Nacht, tat zwar sein Arm weh und er konnte sich nicht erinnern, eine riesige Kuhmaske gekauft zu haben, doch er fühlte sich großartig. So großartig, dass er spontan einen Entschluss fasste, den er seiner Crew am Frühstückstisch, zum ersten Mal waren sie alle pünktlich dort versammelt, offen tat: “Herhören! Ich glaube, was dieser Irre gestern sagte, hatte schon seine Berechtigung, man. Wir sind stark geworden, people, und wir haben noch viel vor uns. Wir können die Grand Line auf uns nehmen, möglicherweise sogar noch mehr als das. Aber bevor wir dort hin fahren möchte ich noch ein letztes Mal nach Hause, nach Black Lung. Ich möchte, dass ihr meinen Großvater kennen lernt, people, und vielleicht einmal in dem Voodootempel betet, wo ich geweiht wurde. Außerdem war Großvater selber auf der Grand Line und hat sicherlich einige nützliche Tipps für uns. Was sagt ihr?“ In den Augen seiner Crew glaubte Agwe so etwas wie Zustimmung zu lesen und er ließ es dabei bewenden. Zuerst wollte er sofort die Leinen los machen, doch leider hatte es sich eines der Hühner auf einem der Taue bequem gemacht und so musste der Bunch etwa eine Stunde warten, bis sie tatsächlich ablegen konnten. “Black Lung, here we come!”, rief Agwe übermütig auf die See heraus. “Äh, sag‘ mal, Eddie, kannst du zufällig Karten lesen…?“
 
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