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II. En Passant

Igraine

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Der Grund, aus dem sich Igraine relativ sicher fühlte, war garantiert weder ihr Vertrauen in das Gute im Menschen, noch Marlons Versicherung. Sie war meist recht gut darin, die Menschen herauszupicken, bei denen sie an eben das glauben durfte und die beiden anwesenden Herren gehörten ihrer Meinung nach nicht dazu. Die junge Dame machte sich nur deswegen wenige Sorgen, weil sie wusste, dass sie diese Tür schnell aufbekommen würde, auf eine Weise sogar, die den beiden überhaupt nicht gelegen sein würde. Wahrscheinlich würde eine weitere Explosion die Marine so extrem hellhörig machen, dass sie sofort angestürmt kommen würde und während sie sich noch würde rausreden können, blieben die Chancen bestehen, dass sie vielleicht doch jemand erkannte. Selbstverständlich wäre es nicht ihre erste Wahl, eine ihrer Sprengsätze zu zünden, aber es war eine gute mögliche Drohung, sollten die Dinge aus dem Ruder laufen. Das war eine durchaus ernstzunehmende Möglichkeit, weil sich ihr erster Eindruck das Temperament des farblosen Mannes weiterhin bestätigte. Während sie zuvor bereits angenommen hatte, dass mit ihm wohl nicht besonders gut Kirschen essen war, schien nun vor allen Dingen eine gewisse Unbeherrschtheit durch, auch wenn er diese anfangs scheinbar zu verstecken suchte. Für wirkliche Ruhe verschwand sein Lächeln zu schnell und offenbarte sich damit als aufgesetzte Maske, deren Sinnhaftigkeit Igraine sowieso nicht ganz verstanden hatte. Vielleicht hätte sie ihm das abgenommen, wenn es ihre erste Begegnung gewesen wäre - aber da sie bereits einmal in ihn hineingelaufen war und er dabei bereits einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, war dieser Versuch von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade deswegen, war es amüsant, seinen Versuch zu beobachten und einen Moment war sie versucht, ihm zur Belohnung ein paar lobende Worte oder ein Bonbon zu schenken, aber sie verkniff es sich. Das war die weisere Entscheidung, immerhin spielte man ja auch mit Sprengstoffen nur mit einem gewissen Risiko und musste einschätzen, ab wann man es besser sein ließ. Cholerische Menschen, zu denen sie Lucian zuordnen würde, besaßen meist eine niedrige Hemmschwelle und bei ihm schien ihr direkte Provokation eher gefährlich zu sein. Natürlich war da ein Tisch zwischen ihnen und sie hatte einiges an Sprengmaterialien dabei, aber wenn man einen Zusammenstoß vermeiden konnte, dann sollte man das auch. Vor allem, wenn man sich darüber bewusst war, dass in einem anderen Teil des Raumes immer noch der blonde Sandwichkünstler herumlungern musste, über dessen Beziehung zu dem Mann mit dem abstrus komplizierten Nachnamen sie bisher nur spekulieren konnte. Es war anzunehmen, dass die beiden eine Art Rangfolge besaßen, in der Marlon eine untergeordnete Rolle spielte, aber woher das kam, wusste sie nicht. Sie konnte es sich denken, aber das war nicht dasselbe, wie sich Tatsachen gegenüber zu sehen... so oder so war es sicherlich nicht klug, jemanden zu ärgern, dessen Häscher hinter einem stand.
Igraine musste schmunzeln, als Lucian verlauten ließ, dass sie ihm auswich. Selbstverständlich entsprach das der Wahrheit, allerdings wohl nur zum Teil aus den offensichtlichen Gründen. Die meisten Leute, die ihre Identität verschwiegen, waren in irgendeiner Weise darauf angewiesen, weil sie etwas Besonderes waren - aber das war Igraine eben nicht. Sie sah bloß keine Notwendigkeit, groß über sich selbst zu reden und keinen Grund, warum das irgendjemanden etwas angehen würde. Solange das nicht gegeben war, konnte sie sehr beharrlich schweigen. Bei dem Wort Personalknappheit hoben sich ihre Augenbrauen kurz, bis sie zusammen mit einem Seufzer bei Lohn wieder herunter fielen und sie einen Moment auf die ihr entgegen gestreckte Hand blickte. Die Sache war nicht etwa, dass sie darüber nachdachte, hier heraus zu spazieren und zuzusehen, wie diese beiden sich gegen eine Übermacht der Marine stellten und dabei sang- und klanglos versagten. Auch nicht, dass sie sich scheute, einfach mit unterzugehen - es war mehr die Tatsache, dass sie nicht käuflich war. Sie hätte auch alleine versucht, die Marinesoldaten ins Grab zu schicken, also brauchte sie keine derartige Motivation und sie war auch eigentlich nicht gewillt, diese anzunehmen. Ein Überzeugungstäter, wie sie einer war, empfand diese Vorstellung als unpassend und es gab da sowieso etwas viel sinnvolleres... sie streckte den Arm aus, aber anstatt ihm die Hand zu reichen, tippte ihr Daumen gegen den seinen und sie erklärte mit einem schrecklich unpassend warmen Ton in der Stimme: "Nett fragen hätte gereicht." Auch wenn nett aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf seiner Palette zu finden war. "Ich verzichte auf einen wie auch immer gearteten Lohn." Erst jetzt klappte ihre Hand herunter, wie um zu verdeutlichen, dass sie unter diesen Bedingungen zustimmte. "Allerdings habe ich zwei Fragen: Erstens, was hast du danach vor und zweitens... wie war dein Name gleich noch?" Oh ja, das war immer ein Problem. Wenn sie mit Menschen länger als ein paar Minuten auskommen musste, begann ihr Kopf automatisch, die Buchstaben zu verdrehen und sie hatte bereits schon wieder vergessen, wie er denn nun hieß. Von dem Sandwichmenschen mal ganz zu schweigen... und leider war das eine Sache, bei der man nachfragen musste, bis man es endlich im Kopf hatte. "Es tut mir ja wirklich Leid, aber ich habe wahrscheinlich das schlechteste Namensgedächtnis, das man sich vorstellen kann..."
 
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Während Lucian und ihre potenzielle neue Gefährtin sich miteinander bekannt machten, kümmerte Marlon sich um die Tür. Ein viel verbreiteter Fehler war es zu glauben dass man sicher wäre, nur weil die Tür verrammelt war. Wie oft schon waren Aktionen seiner Familie haarscharf vereitelt worden, nur weil im falschen Moment jemand aus dem Fenster geblickt und jemanden gesehen hatte. Also machte Marlon es sich zur Aufgabe, an den Fenstern Patrouille zu laufen und sich umzusehen, ob niemand hineinspähte. Es war eine Aufgabe die wohl weder Lucian noch die schwarzhaarige Dame wahrnehmen würden, aber das änderte nichts an ihrer Wichtigkeit. Marlon war es gewohnt, im Stillen die Aufgaben zu machen die jedermann als selbstverständlich ansah ohne dafür irgendein Lob zu hören, damit lernte man auszukommen. Der Erfolg des Dons war wichtiger als das eigene Ego. Und außerdem kam man so schwerlich auf die Fahndungsliste, im Gegensatz zum Don.

Schon nach kurzer Zeit trug Marlons Wachsamkeit Früchte. Er sah einen jungen Mann, der sicher noch keine zwanzig war, an der Kneipe vorbeischleichen, offenbar in der Absicht, einen genaueren Blick auf Lucian zu erhaschen. Ohne ein Wort zu sagen begab sich Marlon zur Tür und schob den Tisch zurück sodass er sie öffnen und hinaustreten konnte. Im Weitergehen richtete er sich seine Krawatte und fuhr sich einmal kurz durch die Haare. Er hatte vor, diesen Jungen einzuschüchtern und das ging mit einem gepflegten Auftreten oft überraschend gut.
"Hey", rief Marlon freundlich, als er den Jungen sah, der sich gerade die Nase an einer der Fensterscheiben plattdrückte. Dieser zuckte zusammen als hätte man ihn bei etwas ungehörigem erwischt und blickte wie paralysiert zu Marlon. Dieser nutzte den kurzen Moment des Zögerns und trat energisch auf den Jungen zu, zwar mit einem freundlichen Lächeln, aber einer Hand unübersehbar am Griff seines Schwertes. "Was machst du hier, Junge?" Die Frage klang höflich genug, keinesfalls barsch oder abweisend, eher ehrlich interessiert. "Ich, ähm.. wollte nur sehen...", stammelte der Junge undeutlich, doch Marlon wartete geduldig ab, bis sich seine Ausflüchte in halblautem Flüstern verloren, ehe er weitersprach. "Du warst neugierig, ich verstehe schon. Tendenziell ist daran auch nichts falsch, aber ich und meine Freunde möchten.. ungestört sein, verstehst du?" Er sah dem Jungen jetzt direkt in die Augen und ließ sein Lächeln sich ein klein wenig verändern. Es war immer noch warm und freundlich, aber es lag auch ein winziger Funken Gefahr darin. In solchen Taktiken war Marlon gut. "Hör' zu. Was wir hier tun ist nichts illegales und wir planen nichts, was irgendjemandem schaden könnte, der dir etwas bedeutet. Aber wenn du uns aushorchst, dann könnte einiges passieren. Und dann kann ich nicht für deine Sicherheit garantieren, verstanden? Ich will dir nicht drohen, sondern dich beschützen. Glaubst du mir das?" Wie vom Donner gerührt blickte der Junge ihn an, doch dann nickte er. Angst stand in seinen Augen und diese war auch berechtigt. Wenn er jetzt geschrien hätte, den Kopf geschüttelt oder sonst irgendwie hätte erkennen lassen dass er nicht zur Kooperation bereit war, dann hätte Marlon ihn ruhiggestellt. Notfalls mit Gewalt. "Wunderbar. Erzähl' niemandem etwas hiervon und dir kann nichts passieren. Und noch ein Tipp: Versuch's mal mit 'nem grauen Anzug. Ich bin sicher damit sehen die Frauen dir reihenweise nach." Marlon schenkte dem Jungen ein verschmitztes Zwinkern, ehe er sich zurück in die Bar begab und die Tür verriegelte. Für ein paar modische Tipps war immer Zeit.

"Es tut mir ja wirklich Leid, aber ich habe wahrscheinlich das schlechteste Namensgedächtnis, das man sich vorstellen kann...", hörte Marlon kaum dass er zurück in der Kneipe war. Er lächelte, sagte aber nichts dazu, um keine Aufmerksamkeit darauf zu lenken dass er gerade draußen gewesen war. Er bezweifelte sehr dass die Beiden das bemerkt hatten, andererseits wusste man das bei Lucian nie so genau. Er hatte schon einige Zeit mit dem weißhaarigen Adeligen verbracht, aber es fiel ihm schwer, dessen Fähigkeiten genau einzuschätzen. Sowohl im Kampf wie auch außerhalb. Mit einer routinierten Bewegung richtete der Koch seine Krawatte erneut, dann verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und sah mit demonstrativem Interesse zu Lucian. In seinem Blick lag die Frage, die er nicht laut aussprach, ziemlich deutlich: So, und was jetzt?
 
L

Luster-NPC

Guest
Gaston blickte missmutig auf die sterblichen Überreste Kranichs hinab, beziehungsweise beobachtete schweigend, wie seine Leute sich eifrig damit beschäftigten, die Sauerei zu beseitigen, welche der Attentäter hinterlassen hatte... Das Verhör von Zeugen war selbstverständlich schon längst im Gange, wenn auch alles andere als zufriedenstellend. Viele der befragten hüllten sich frecher Weise in trotziges Schweigen und obwohl ein zwei Menschlein doch eine Aussage machten, half das Gaston bei den Ermittlungen auch nicht sonderlich weiter. Ihre Beschreibungen gingen stehts viel zu sehr auseinander, als dass man ein wirkliches Profil des Täters anlegen konnte. "Allerdings hatte jeder der wenigen Berichte dennoch einen einzigen gemeinsamen Faktor: Sie erwähnten alle früher oder später einen Mann mit weißen Haaren, der weiße Kleidung trug.", erklärte der Leutnant Gaston mit ernster Stimme. "Ja, ja. Schon ein kaputtes Land, in dem die Marineoffiziere sich so einfach von daher gelaufenen abschlachten lassen. Schwach. Echt schwach." Gaston erhob sich von der Kiste, auf der er bis jetzt gelungert hatte, um sich zu strecken. Er überragte den Marinesoldaten jetzt um fast eine halbe Körperlänge, so dass dieser wortwörtlich in Gastons Schatten stand. Der Kapitän hasste solche Formalitäten wie Papierkram und Verhöre und überhaupt verwaltungstechnische Abläufe, die ein Mann seines Status eigentlich erledigen können soll und muss. Er hatte damals im South Blue nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ohne den theoretischen Kram zu beherrschen zum Kapitän befördert zu werden, nur um jetzt hier auf Steam von eben solchen Scheiß aufgehalten zu werden. "Leutnant, ich bin hier um Taten sprechen zu lassen. Und da Kollege Kranich nicht mehr walten kann, sage ich, dass sich mein Aufgabenbereich nun nicht mehr nur auf den Hafen und den Seeverkehr beschränkt.", belehrte Gaston über alle Maßen von sich überzeugt und stapfte auf den nächst besten, in seinen Augen verdächtig wirkenden Passanten zu, "Zu Hause habe ich immer Taten sprechen lassen und erntete dafür Respekt und Ruhm." Er schnappte sich den ahnungslosen Mann und hob ihm mit nur einem Arm an - Gastons Bizeps schwoll dabei enorm an und ließ mehr als nur vermuten, welche Kräfte wohl in diesem mächtigen Körper schlummern mögen. "Du! Du schleichst hier schon eine ganze Weile lang rum. Du weißt doch etwas? Raus damit!" Der vergleichsweise zarte Mann wurde vom Kapitän ruppig durchgeschüttelt. Er war Gaston schon vorhin aufgefallen, denn obwohl er zwar verhältnismäßig bequem sein kann, hieß das noch lange nicht, dass der starke Kapitän auf den Kopf gefallen war. Körperkraft und eine an Niedertracht grenzende Gerissenheit sicherten Gaston Jahrzehnte Lang seinen Kapitänsposten in der Heimat... das heißt solange, bis ihm dieser Beubo alles Kaputt gemacht hatte. Der Gedanke an seine damalige Niederlage ließ Gaston den Mann nur noch heftiger schütteln und dieser brach letzten Endes ein: "Ja! Ja!? Bitte, tut mir nicht weh, ich habe ihn gesehen!" Augenblicklich ließ Gaston von dem Typen ab, welcher unsanft auf seinen vier Buchstaben landete. Zufrieden und auch erwartungsvoll verschränkte der Kapitän dann seine Baumstamm artigen Arme vor der enorm muskulösen Brust: "Wen genau?" Der Mann machte kurz anstalten davon zu laufen, wog außerdem vielleicht kurz ab, ob er zu seinem Schwert greifen soll... doch die Angst siegte schließlich: "Den Weißhaarigen! Ich kann euch zu ihm führen! Ehrlich!" Gaston lachte, so laut und so dröhnend, dass die Fensterrahmen der nahe liegenden Bruchbuden zitterten. "Ich würde ja fast behaupten, das Glück ist immer mit den Dummen... aber das wäre ja in diesem Fall gelogen, oder?"

Es war ein angespannter Marsch zu dem finsteren Fleckchen, dass sich Lucian und seine Kumpane für ihr kleines Team Meeting ausgesucht hatten. Zumindest für die gewöhnlichen Marinesoldaten - ihnen war sichtlich bang bei dem Gedanken, sich einem Mann stellen zu müssen, der im Alleingang nicht nur einen ganzen Marinetrupp, sondern auch noch dessen befehlshabenden Kapitän Kranich besiegt hatte. Nicht jedoch Gaston! Er strotzte gerade zu vor Tatendrang, erbaulich gepuscht von der Ambition, seinen Ruf als zuverlässigen Piraten- und Unholdschlechter wieder herzustellen.
Als das unscheinbare Gebäude umstellt war, legten die Soldaten, welche mit Gewehren bewaffnet waren, an und signalisierten Gaston auf diese Weise, dass es los gehen konnte. Dieser nickte zufrieden, holte einmal tief Luft und ließ dann erneut seine donnernde Stimme erklingen: "Das Gebäude ist umstellt, kommt mit erhobenen Händen raus und euch wird nichts geschehen... ... ..."
Gespannt warteten alle auf eine Reaktion, doch es tat sich nichts. Gar nichts. Gaston schwoll sichtlich der Hals: "Ich weiß, dass du dort drinnen bist! Ich zähle bis drei ... ... ... eins ... zwei ... drei!"
In diesem Moment flog die Tür zur Schenke auf und eine geschmeidige Gestalt huschte scheinbar schemenhaft hervor! Es handelte sich dabei nicht um den gesuchten weißhaarigen, sondern um jemand völlig anderen - ein Mann, geschniegelt und gut aussehend. Er warf etwas stabiles und entwaffnete damit die umherstehenden Marinesoldaten - und auf seinem Weg zurück zu dem Fremden verletzte die gebogene Wurfklinge, als solche identifizierte Gaston die Waffe schließlich, jeden einzelnen Soldaten tödlich!
Gaston schnaubte wütend und atmete wild ein und aus. Der mysteriöse Mann hingegen schien cool zu bleiben und schenkte dem Kapitän sogar ein verschmitztes Grinsen. Ein freundliches Lächeln, dass so völlig im Kontrast zu der Gräueltat stand, die er so eben begangen hatte. "Niemand verarscht Gaston!", brüllte der Kapitän wütend und holte so tief Luft, dass seine Brust schier übermenschlich anzuschwellen begann. Und da flog auch schon erneut das Wurfmesser durch die Luft, genauso tödlich präzise wie auch schon kurz zuvor. Doch nicht mit Gaston: Der Kapitän pustete den Boomerang einfach wie ein zierlichen Laubblatt zurück, indem er die mit seinem unglaublichen Lungenvolumen gesammelte Luft wieder ausstieß! Anschließend schleuderte sich der Hüne so kraftvoll vom Boden ab, dass der Beton zu knacken begann, mit der Intention, den Fremden Angreifer mit Hilfe eines mächtigen Tackles in den Asphalt des hinter ihm befindlichen Bauwerkes ein zu ebenen! Jedoch war der Kerl flink, schaffte es gerade noch so auszuweichen, ein Zeichen dafür, dass dieser Mann wohl etwas vom Kampf verstand... Wahrscheinlich hatte er gehofft, Gaston würde sich auf diese Weise selbst verletzen? "Niemand hat so viel Dampf wie Gaston!", zischte der Kapitän und RUMMS! brach er durch die Mauer des Gebäudes, als wäre sie aus Papier oder von ähnlich poröser Beschaffenheit!? Gaston rannte im Inneren Stützpfeiler und überhaupt einfach alles blind über den Haufen, bis er schließlich auf der gegenüberliegenden Hausseite wieder raus kam - kurz darauf brach das Gebäude mit enormer Staub- und Schuttentwicklung zusammen... Als sich der Lärm und der Schmutz gelegt hatten, waren der freche Boomerang-Mann und somit wohl auch der weißhaarige Mörder verschwunden....
 
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Lucian

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Zu sagen, dass die junge Frau vor ihm stark an seinem Nervenkostüm zerrte, war wahrscheinlich noch eine starke Untertreibung. Das Marlon einen Grossteil der Unterhaltung draußen verbracht hatte, war Lucian nicht aufgefallen, dafür war seine Gesprächspartnerin zu ... einnehmend gewesen. Als diese mit ihrem Daumen den seinen berührte, statt einzuschlagen und dann in diesem zuckersüßen Ton meinte, er hätte einfach fragen können, war er einen Augenblick lang geneigt, ihr Handgelenk zu umklammern und den Arm auszurenken. Allerdings schaffte er es dann noch, sich zu beherrschen, zumal sie letzten Endes doch bereit zu sein schien, in ein Bündnis einzuwilligen. Er war fast gewillt, dieses Ärgernis doch noch einen Erfolg zu nennen und schlug deshalb ein, doch mit ihrer letzten Frage brachte sie die Situation gefährlich ins wanken. Unwillkürlich wurde sein Handdruck stärker. ’Wie lange soll ich mich eigentlich noch von dir verarschen lassen du verdammte, kleine ... nein, nicht aufregen. Ruhe ...’ Er schloss die Augen, aber nur für einen winzigen Moment, kaum länger als ein normales Blinzeln. Er würde sich nicht noch mehr Blößen vor dieser Schnepfe geben. Schließlich lies er ihre Hand los, bevor ihre Finger unter seinem Griff nachgaben und brechen konnten. “Belassen wir es fürs erste bei Vicomte. Das hast du dir ja anscheinend merken können.“
Es ging nicht klar hervor, ob sich Lucian damit einen kleinen Scherz erlaubt hatte oder seine schlechte Laune ausdrückte, denn sein Gesichtsausdruck blieb starr wie eine Maske. Stattdessen stand er auf und verschränkte die Arme auf dem Rücken, während er langsam im Schankraum auf und ab ging. “Und was deine andere Frage betrifft, lass es mich so sagen. Ich ziehe in den Krieg, aber zuvor benötige ich noch Soldaten.“ Er blieb stehen und sah zu seiner neuesten Komplizin hinüber und an der Art, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten und sein Blick sich verdüsterte, konnte man ablesen das zumindest dies kein Witz war. Was man jedoch nicht sehen konnte war, wie sich seine Hände unter den langen Ärmeln zu Fäusten ballten und die Nägel sich ins Fleisch bohrte. Es war ihm klar, wie lächerlich es sich anhörte, wenn man behauptete einen Krieg zu starten und nur einen einzigen, echten Verbündeten hatte. Aber er würde sich noch ein paar mehr Männer besorgen und war die Qualität einiger weniger meistens nicht sogar besser als die Quantität eines miserablen Heeres? Letzten Endes kam es darauf an, wie man seine eigenen Karten ausspielte. “Ich werde die Insel Monte Gomero brennen lassen. Und die Flammen werden die Marine des North Blues und diese erbärmlichen Adeligen, die sich unter das Joch der Weltregierung gestellt haben, verzehren.“ Von einer Sekunde auf die nächste entspannte sich seine gesamte Haltung wieder und er atmete aus, als wäre im eine Last von der Brust genommen. Wenn er so darüber nachdachte, war er sich nicht sicher, ob er selbst Marlon gegenüber seine Pläne erläutert hatte und dies hier wäre nicht der richtige Augenblick dazu.
“Doch die Zukunft ist nicht weiter von Belang, jetzt geht es darum, aus dem hier und jetzt noch einen Gewinn zu schlagen.“ Er räusperte sich leicht, während er hinter den Tresen ging und dort nach einer zweiten Flasche von dem Roten suchte, den der Krebs ihm serviert hatte. “Der Plan bleibt der selbe, doch die Ausführung wird anders,“ begann er zu erklären, während er in die Hocke ging und die unteren Türen und Fächer durchsuchte. “Wir locken das Gros der Soldaten an einen bestimmten Ort, isolieren den Anführer und eliminieren ihn. Das werden Marlon und ich übernehmen. In der Zeit wirst du Gretchen, ...“ Bei den Worten unterbrach er seine Arbeit kurz und deutete durch den Raum auf die junge Frau, die bisher darauf verzichtet hatte, ihren Namen zu nennen. Da er weder Zeit noch Muße hatte, um diesen heraus zu finden, hatte der Vicomte schlichtweg entschieden ihr den erstbesten Namen zu geben, der ihm in den Sinn kam. Und weil sie der Gretchenfrage bisher so elegant ausgewichen war, schien es durchaus passend. “... dich auf das Marineschiff schleichen. Du schlägst dich in den Kommunikationsraum durch und erlangst Kontrolle über die Teleschnecke. Darauf zu hoffen, dass diese Idioten von der Marine tatsächlich Aufstandsalarm geben wäre nicht klug, also machen wir das selbst. Wahrscheinlich wird die Marine sehr schnell dahinter kommen, dass es ein falscher Alarm ist, aber bis dahin werden sie gezwungen sein, Schiffe auszusenden und es sollte uns genügend Zeit erkaufen. Marinecode 22-13-21. Den musst du an die großen Marinestationen schicken.“
Bei der Zahlenkombination war er kurz ins stocken gekommen und musste jetzt schwer schlucken. Er hätte nicht gedacht, dass er diesen dummen Befehl jemals selber geben würde, wo er doch damals seine Kindheit und damit praktisch sein gesamtes Leben aus der Bahn geworfen hatte. Es war kein Befehl der weit bekannt war, selbst die meisten Marinemitglieder kannten ihn nicht. Er selbst hatte ihn vor 13 Jahren ein einziges mal gehört und seither nicht mehr vergessen. Marinecode 22-13-21; Insel stellt sich gegen die Weltregierung, Belagerung vonnöten. Es war in gewisser weise ironisch, dass ihm das jetzt vielleicht helfen würde. “Am besten du wiederholst es ein, zwei mal und kümmerst dich dann um die Teleschnecke. Am einfachsten wäre es, dieses Schiff auch in die Luft zu jagen, aber ich bezweifle, dass man das als Laie schafft. Na also!“ Die letzten Worte hatten natürlich nicht mehr “Gretchen” gegolten sondern der verstaubten Flasche Dom Pérignon, die er unter dem Zapfhahn gefunden hatte. Zufrieden stellte er sie auf den Tresen und nickte dann Marlon zu, der sicherlich besser wusste, wie man so einen guten Tropfen kredenzte. “Im Grunde ist es die leichteste Aufgabe, aber sie ist immer noch gefährlich. Denkst du, du schaffst das?“ Er fragte nicht aus Besorgnis um die Sicherheit des Miststücks. Er und Marlon sich auch in Gefahr bringen würden, nur das wenn sie versagte, dann wäre ihre Arbeit vollkommen sinnlos.
Mit einem Kopfnicken nahm er das Weinglas entgegen und führte es an seine Lippen. Doch in dem Moment, da er das Glas neigen wollte, donnerte eine Stimme von draußen. "Das Gebäude ist umstellt, kommt mit erhobenen Händen raus und euch wird nichts geschehen ..." Lucian holte tief Luft, als er die unbekannte Stimme hörte. Das musste ja so kommen. Wirklich zu schade, dass er jetzt doch keine Gelegenheit haben würde, den Roten noch einmal zu genießen. Stattdessen ging er zu einem der Fenster und spähte nach draußen um die Lage zu checken. Ein gutes Dutzend Soldaten stand dort draußen, Waffen im Anschlag. Damit alleine hätte der Vicomte sicherlich keine Probleme gemacht, aber der Anführer der Truppe war niemand anderes als der schwarzhaarige Hüne, den er beobachtet hatte, als das Marineschiff in den Hafen eingelaufen war. Das änderte die Situation ein wenig. “Hey Marlon, packst du die Soldaten?“ fragte er seinen Kumpanen und bedeutete ihm gleichzeitig, mit ans Fenster zu kommen. ’Ich kann es nicht ausstehen, wenn sich die Ereignisse so überschlagen.’
In schneller abfolge ballte Lucian seine Hände zu Fäusten und entspannte die Finger dann wieder. “Sobald du eine Lücke siehst, verschwindest du von hier, Gretchen. Marlon und ich werden soviel Chaos wie möglich veranstalten, um dir den Weg ein wenig zu öffnen. Marlon, du kümmerst dich um die Schützen, aber lass dich nicht auf einen Schlagabtausch mit dem Kapitän ein.“ Von draußen donnerte abermals die durchdringende Stimme, drohend zu Zählen begann. Eins. “Geh stattdessen zum Hafen und mach die Trophy bereit. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, erledige ein paar weitere Soldaten und log sie so vom Schlachtschiff weg.“ Zwei. Lucian wandte sich ein letztes mal an Igraine. “Wenn du erfolgreich bist, solltest du zu unserem Schiff kommen. Es ist klüger, diese Insel zu verlassen.“

Der Plan ging zum Teil auf, als Marlon es schaffte, die Soldaten auszuschalten und den Attacken des Kapitäns, der sich selbst Gaston nannte, auszuweichen. Womit Lucian aber nicht gerechnet hatte, womit wohl niemand gerechnet hatte, war dass der Großkotz sich anscheinend für eine verfluchte Abrissbirne hielt! Lucian hatte von Innen den Schlagabtausch beobachtet und auf einen passenden Moment zum Eingreifen gewartet, als Gaston einfach durch die Mauer brach und an ihm vorbei stürmte, anscheinend ohne Augen für seine Umgebung zu haben. Als der Marinesoldat einen Stützpfeiler zerschmetterte und damit einen Teil des Daches runter holte, griff Lucian instinktiv nach Igraine und zog diese hinter sich her, weg von den Trümmern. “Los jetzt! Ich werde mich um dieses Großmaul kümmern!“ Mit einem Stoß beförderte er sie in Richtung Vordertür, während er selber durch das Loch auf der entgegengesetzten Seite flüchtete, ehe das komplette Gebäude einbrach. Wenn man bedachte, aus welchen Material die Bauten dieser Insel bestanden, war das wirklich eine Leistung! Aber davon würde er sich nicht beeindrucken lassen. Er hatte schon andere Monster als dieses Biest besiegt.
Mit einem raschen Rundumblick verschaffte er sich einen ersten Eindruck über die neue Umgebung. Eine schmale Straße, kein guter Ort für seinen ausladenden Kampfstil. Sein Gegner befand sich nur ein paar Schritte entfernt an der anderen Häuserwand und schien sich bei seinem Amoklauf nur ein paar Kratzer eingefangen zu haben. Zäh war er also auch. “Hast du mich gesucht, Marinehandlanger?“ fragte er kühl und legte eine Hand auf den Griff eines seiner Schwerter. “So einfach kriegst du mich aber nicht. Das musst du dir verdienen!“ Mit einem überheblichen und provozierenden Grinsen, machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte die Straße entlang. Er musste einen besseren Schauplatz finden, in dieser Enge war ihm der Muskelberg überlegen. Außerdem lockte er ihn so von seinen Verbündeten fort. ’Fang mich wenn du kannst!’ Nach einigen Minuten schaffte er es, einen größeren Platz zu erreichen, von dem nur drei Wege abgingen. In der Mitte war ein Brunnen, aber sonst war der Ort verlassen. Etwas besseres würde er auf die schnelle nicht finden und Energie mit weiter wegrennen zu verschwenden, kam nicht in Frage. Mit einem Blick über die Schulter stellte er fest, dass der Kapitän ihm dicht auf den Fersen war. Trotzig zog er eines seiner Schwerter blank und drehte sich erwartungsvoll zu ihm um. “Dann zeig mal, was du drauf hast, Schmalzlocke!“
 

Igraine

Pirat
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Selbstverständlich würde Igraine nicht einmal daran denken, den Weißhaarigen mit einem irgendwie gearteten Titel anzureden, wenn das keiner der Sorte war, die man sich erst verdienen musste. Sie hatte dem Konzept, jemanden für etwas Besseres zu halten, nur weil er an einem bestimmten Ort oder von bestimmten Eltern geboren worden war, nie besonders viel entgegen bringen können, aber noch behielt sie das für sich. Nicht nur würde es niemanden interessieren, es würde zudem schon noch offensichtlich werden, wenn sie nicht so mitspielte, wie erwartet. Manche Dinge hatten eben Zeit und wenn sie eines konnte, dann war es warten. Unschuldig lächelnd blickte sie auf die deutlich größere und doch so viel hellere Hand, die sich nach ihrer Frage merklich versteift hatte. Dieses Verhalten ließ Rückschlüsse zu und sie musste sich gar nicht weit aus dem Fenster lehnen, um zu erraten, dass ihr Gegenüber gerade hartnäckig mit sich rang. Zugegeben überspielte er das aber relativ gut und wahrscheinlich hatte er auch Übung darin… es musste ein hartes Leben sein, wenn man ständig kurz vorm Überkochen war. Erst wenige Sekunden, nachdem Igraines Hand wieder frei war, krümmten sich langsam ihre Finger zusammen, in einer Bewegung, die ihre Handfläche wieder ein wenig mehr spreizen sollte. Besser sie ließ sich von diesem Kerl nicht erwischen, denn hätte sie es nicht schon geahnt, als sie den sehr ungleichen Kampf zwischen den Marinesoldaten und ihm beobachtet hatte, dann hätte sie spätestens jetzt die Bestätigung seiner Körperkraft erhalten. Klug von ihm, dass er ihr nichts gebrochen hatte, denn in diesem Falle wäre das mit der Kooperation wohl nicht mehr drin gewesen.

Die Möglichkeit dazu wurde allerdings schon wenig später auf die Probe gestellt, als er aufstand und ihre Frage zu beantworten begann. Sie hatte eigentlich ein oder zwei Sätze erwartet, aber offenbar hatte sie damit nur einen Stein ins Rollen gebracht, der einen willigen Abhang gefunden hatte und nun nicht aufzuhalten war. Wäre sie ein wenig gemeiner gewesen, hätte sie wohl behauptet, dass er schwafeln würde, doch so legte sie nur die Hände zusammen – davon abgesehen, dass man dabei ganz unauffällig seine Hand reiben konnte – und lauschte ganz artig. Das was sie hörte, bereitete ihr allerdings Kopfschmerzen. Für einen Moment haftete ihr Blick eindeutig abschätzend auf dem Gesicht unter den weißen Haaren, weil sie seine erste Aussage nur dann interpretieren konnte, wenn sie die Triebkraft dahinter einschätzen konnte. Hätte es einen großen, roten Knopf gegeben, der beim Herunterdrücken einen lauten, knatschenden Ton von sich gab, dann hätte sie ihn einmal nach dem Wort Krieg und einmal nach Soldaten heftig in den Tisch gedrückt. Die Frage war zusammenfassend nun also, ob Lucian überhaupt wusste, wovon er da sprach. Es war eine Sache, zu verkünden, einen Krieg gegen jemanden oder etwas anzuzetteln, eine ganz andere, die Konsequenzen zu kennen. Und mit kennen meinte sie nicht, sich theoretisch darüber bewusst zu sein. Der Großteil von Igraines Leben hatte in einem immer währenden Krieg gespielt, in einer Welt, die keine Konstanten kannte, weil alles vergänglich war und dies einem auch immer wieder vor Augen führte. Man hatte sich nie sicher sein können, ob die Person, die normalerweise neben einem arbeitete nun einfach nur zu spät oder verstorben war. Ein Krieg, so wie sie ihn kennen gelernt hatte, wurde nicht nur von Soldaten ausgetragen. Er verschlang alle, egal ob Frauen, kleine Kinder oder Alte, und ob sie etwas mit ihm zu tun haben wollten oder nur durch Pech an Ort und Stelle waren. Diejenigen, die Kriege anzettelten, konnten sie meist in Sicherheit und mit kleinen Figürchen nachspielen oder planen, aber die Wahrheit war eine viel grauenhaftere. Igraine schätzte den Weißhaarigen bisher ganz eindeutig als einen Theoretiker ein. Zwar kannte sie sein Alter nicht, aber besonders viel älter als sie selbst konnte er wohl kaum sein, wenn denn überhaupt. Natürlich konnte auch in einer solch geringen Lebensspanne bereits viel passiert sein, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass man einen Adligen einfach so in die böse weite Welt herausstieß. Kampferfahrung konnte man auch auf anderem Wege bekommen, doch das war nicht dasselbe. Dementsprechend würde es wohl für ihn eine andere Bedeutung haben als für sie, wenn er verkündete, in den Krieg zu ziehen – darüber würde sie ihn wohl noch aufklären müssen. Im Moment ließ sie ihm allerdings die Freude der Rede, denn zumindest schien er außerordentlich emotional an die Sache zu gehen. Es war irgendwie niedlich, wie es ihn mitnahm, ungefähr so, wie man ein kläffendes Hündchen knuffig finden konnte. Solange es einem nicht die Nase abbiss, war alles in Ordnung.

Da ertrug man es doch auch mit Würde, wenn man generische weibliche Namen abbekam, zumal der Name Gretchen in diesem Falle doch sogar noch einiges mit ihrem eigentlichen gemein hatte. Namen waren für sie persönlich sowieso nur Schall und Rauch, sodass sie sich erst einmal nicht beschweren würde, solange es nicht in Beleidigungen ausartete. Mit leicht gerunzelter Stirn hörte sie sich den Plan des Weißhaarigen an, der relativ leicht verständlich und auch nicht gerade kompliziert war. Die Zahlenkombination war bereits eingerastet, darum machte sie sich keine Sorgen, aber immerhin musste sie leicht schmunzeln, als er behauptete, dass es als Laie sicherlich schwer war, ein Schiff in die Luft zu jagen. Im Grunde genommen hatte er damit auch recht, immerhin konnte er ja nicht wissen, dass er hier mit einer Person sprach, die bereits seit ihrer Kindheit Bomben baute. Allerdings hatte sie, wenn sie sich recht erinnerte, ziemlich eindeutig verlauten lassen, dass sie zumindest im Besitz von Sprengstoff war – also hatte er ihr wohl nicht richtig zugehört. Zu seiner Verteidigung hatte er zu diesem Zeitpunkt allerdings auch unter Stress gestanden. Sie stand auf und lehnte sich an die Kante des Tisches, wippte einen Moment vor und zurück.
„Nicht jeder kann halt so tolle Brote machen…“, lächelte sie schließlich mit einem kurzen Blick zu Marlon, dessen Abwesenheit sie nur aus dem Augenwinkel bemerkt hatte. War daraus abzulesen, dass sie bezweifelte, dass er etwas davon verstand, Dinge in die Luft zu jagen und dass er es trotzdem geschafft hatte? Gelogen hatte sie jedenfalls überhaupt nicht, denn das Resultat ihrer Kochkünste und ihr tatsächliches Schaffen waren ungefähr gleich tödlich. „Aber keine Sorge. Das letzte Marineschiff, auf dem ich mitgefahren bin, hab ich auch ge-“ Sie verstummte abrupt, als sie den Ruf von draußen hörte und blickte kurz in Richtung des Fensters. Irgendjemand musste gepetzt oder ziemlich dabei versagt haben, sich unbemerkt durch die Stadt zu bewegen - was es auch war, es beendete das Kaffeekränzchen endgültig. Kurz lauschte sie Lucian, nickte und spähte nach draußen, wenig bevor Etwas riesiges und zu allem Überfluss auch noch menschliches durch die Mauer bretterte. Igraine blieb einfach wie abrupt stehen, weil es recht eindeutig war, dass sie noch nicht entdeckt worden war und blickte sich erst um, als der Hüne, den sie sehr schnell als den Kapitän der Marinesoldaten erkannte, schon einige Meter in den Raum gerannt war. So schnell konnte sich das Tempo einer Handlung erhöhen, man mochte kaum glauben, dass seit dem Eintritt in diese Kneipe vielleicht fünf Minuten vergangen waren. Vielleicht sollte sie erst einmal zu sich nach Hause, um sich besser auszustaffieren, andererseits wäre es fatal, wenn man ihr bis dorthin folgen würde und überhaupt hatte sie eigentlich genug Zeug mit, um... und da wurde sie auch schon in Richtung der Tür gestoßen. Klasse Idee, wo dort doch eigentlich noch einige Marinesoldaten herumstehen sollten. Sollten diese sie bemerken, wovon sie eigentlich ausging, konnte man nur hoffen, dass sie der Zerstörungswut des Weißhaarigen zum Opfer fallen würden.
Ein kurzer Blick nach draußen und sie bemerkte, dass sich nur noch merklich weniger Soldaten auf den Beinen befanden, als sie durch das Fenster gesehen hatte. Mit ein wenig Glück... sie sprintete los und machte einen weiten Bogen um das Geschehen, tauchte in eine der Seitengassen ein und rannte diese erst einmal weiter, ehe sie eine Leiter auf eines der Häuserdächer nahm und von dort ihren Weg in Richtung Hafen fortsetzte. Niemand sollte denken, dass sie aus der Richtung kam, aus welcher die Staubwolke aufgestiegen war, als der Verrückte das Haus eingerannt hatte. Man konnte seinen Kopf natürlich auch auf diese Weise einsetzen... auf dem Weg zum Hafen kam ihr die Frage in den Sinn, wie sie eigentlich am helllichten Tag am besten auf ein bewachtes Schiff der Marine gelangen sollte. Sie konnte es ja kaum entern oder stürmen und es blieb die Frage, ob man wohl Zivilisten an Bord lassen würde. Sie glaubte es nicht und das machte es deutlich schwerer. Zwei Möglichkeiten blieben: Entweder sie verkleidete sich als Marineangehöriger oder sie schlich sich irgendwie auf das Schiff. Beides war problematisch, denn so unglaublich viele Frauen hatte die Marine nicht, dass sie darunter nicht auffallen würde. Das Licht wiederum war ihr Feind, wenn sie versuchen sollte, vom Wasser her ans Schiff zu gelangen. Was übrig blieb, war ein weiteres Ablenkungsmanöver. Wie praktisch, wenn Bomben nicht sofort hochgingen...
 
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Marlon hatte nicht sofort als Koch angefangen, Gott bewahre. Am Anfang seiner kulinarischen Karriere war er nichts weiter als ein einfacher Kellner gewesen, wenngleich auch einer in einem hochrangigen Restaurant. Das hieß allerdings kaum etwas, der einzige Unterschied war der Dresscode und dass man in höheren Restaurants deutlich mehr Erfolgsdruck hatte. Der Unterschied in der Bezahlung war geringer, als man denken mochte. Aus dieser Zeit allerdings hatte er natürlich immer noch seine Fähigkeit, zu sehen was jemand bei Tisch wollte und als Lucian zuerst zu einer Flasche Wein und dann zu ihm blickte, verstand der Koch diese Geste sofort. Mit einer geübten Geste ergriff er die Flasche und entkorkte sie, nahm ein Weinglas und füllte dieses perfekt auf, sodass genug Wein darin war, aber der gute Tropfen immer noch "atmen" konnte, wie man sagte. Man musste nicht gleich ein Sommelier werden, um diese kleinen Feinheiten zu beachten. Mit der geübten Galanz eines perfekten Kellners reichte er Lucian das gefüllte Glas und wollte gerade die Frage an "Gretchen" richten, ob auch sie ein Glas wollte, als von draußen plötzlich eine Stimme hereindonnerte. "Das Gebäude ist umstellt, kommt mit erhobenen Händen raus und euch wird nichts geschehen... ... ..." Lucian reagierte schnell und begann, Marlon Befehle zu geben, die dieser mit knappem Nicken quittierte. Der "Einladung" seines Kapitäns, ebenfalls ans Fenster zu treten folgte er dabei flink, um sich einen ersten Überblick über die Situation zu verschaffen. Für ihn war es wichtig, vermutlich noch wichtiger als für Lucian, die genaue Anzahl, Verteilung und Bewegung seiner Gegner zu kennen, denn er kämpfte gewissermaßen wie ein Schachspieler. Die kleinste unvorbereitete Bewegung und alles war hinüber. Doch mit dem Überraschungsmoment auf seiner Seite würde er einige dieser Soldaten ausschalten können bevor sie wussten, wie ihnen geschehen war. Marlon zog seine Wurfklinge und hob den Daumen, um zu zeigen, dass er bereit war. Danach begab er sich zur Tür, in Erwartung des sicher bald folgenden Countdowns. So lief das immer. Gib deinem Gegner eine Chance, sich zu stellen und dann zähl' bis drei, um ihn so richtig nervös zu machen. Marlon schloss die Augen. Die Positionierung und Anzahl der Soldaten lief vor seinem inneren Auge vorbei wie ein Film, den er nach Belieben manipulieren konnte. Wenn er zuerst diese Soldaten ausschaltete...
"Eins... Zwei... Drei!" Genau bei drei, um den Überraschungsmoment möglichst groß zu halten, stieß Marlon die Tür mit seiner Schulter auf. Die Soldaten, welche ihre Waffen natürlich alle brav im Anschlag hielten, zögerten, nur eine Sekunde, doch diese Sekunde bedeutete für einige von ihnen den Tod. Marlon schleuderte seine Wurfklinge in einer genau vorausberechneten Bahn und verletzte mehrere von ihnen tödlich, wenn sie Glück hatten spürten sie den Schmerz nicht einmal. Da war kein Bedauern, kein Mitgefühl. Jeder entschied sich irgendwann im Leben für eine Seite und er musste damit rechnen, für sie zu sterben. Marlon war bereit zu töten und bereit zu sterben. Und wenn er die Wahl zwischen diesen beiden Optionen hatte, dann fiel sie ihm leicht. Der Mensch war nun einmal ein Egoist.

Der nächste Wurf seiner Klinge zielte direkt auf den Anführer und das aus zweierlei Gründen. Erstens tötete man einen Feind am besten, indem man dessen Kopf entfernte und zweitens machte dieser Kerl bei genauerem Hinsehen nicht gerade den Eindruck, als wäre er besonders wendig. Marlon ging davon aus dass er sich ducken würde und zielte daher auf seinen Brustkorb, damit die Klinge ihn so oder so tödlich traf. Schon flog das gute Stück los, doch anstatt sich treffen zu lassen oder auszuweichen, tat dieser muskulöse Kerl etwas gänzlich unerwartetes: Er pustete Marlons Klinge weg als wäre diese kaum mehr als eine Feder! Marlon spürte, wie sein Mund sich öffnete, während seine Wurfklinge wie eine leere Papiertüte vom Wind davongetragen wurde. Doch noch bevor Marlon diese an sich schon schlechte Neuigkeit ganz verdauen konnte, sah er bereits, wie der schmalzlockige Marinekapitän auf ihn zugelaufen kam wie ein tollwütiger Stier, mitsamt gesenktem Haupt. Beinahe meinte Marlon, Dampf aus seinen Nasenlöchern kommen zu sehen, doch für solche romantischen Verklärungen hatte er jetzt keine Zeit. Mit einer geübten Rolle wich er dem Angriff des Mannes aus und hörte, wie hinter ihm Stein, Holz und Glas krachten, brachen und splitterten, während der Marinekapitän, der sich selber als Gaston bezeichnete, mit voller Wucht in die Kneipe stürmte. So viel zu ihrem Plan, ihre Anwesenheit geheim zu halten. Nicht dass es mit einem subtileren Gegner besser geklappt hätte. Jetzt aber sah Marlon sich mti dem Problem konfrontiert, dass seine Wurfklinge weit weg von ihm war und sein Gegner direkt hinter ihm. Keine guten Voraussetzungen für einen Fernkämpfer wie ihn. Doch zu seinem Glück lenkte sein Kapitän Gastons Aufmerksamkeit schnell auf sich. "Hast du mich gesucht, Marinehandlanger?" Und es klappte. Mit einem Schnauben wie ein wütender Stier rannte Gaston dem Weißhaarigen nach, ohne sich noch einmal umzusehen, was Marlon nur recht sein konnte. Somit war ein Problem schonmal gelöst. Doch wie so oft taten sich dadurch nur noch mehr Probleme auf. Zum Beispiel das, dass immer noch ein paar Soldaten am Leben waren, die ihren Kreis um Marlon und die zerstörte Kneipe langsam enger zogen.

Marlons Gabe, selbst in den unangenehmsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, rettete ihm wohl das Leben. Ein weniger ruhiger Mensch wäre wohl einfach losgerannt, egal in welche Richtung, doch der Koch zwang sich, genau diesen Reflex zu unterdrücken. Er dachte nach, wohin seine Klinge geflogen war und wo er am ehesten nach ihr suchen konnte. In weiser Voraussicht hatte er die Schützen unter den Soldaten als erste ausgeschaltet, doch einige von ihnen schienen über Ersatzgewehre zu verfügen oder plünderten gerade ihre toten Kameraden, sodass nur zwei Soldaten mit Schwertern auf ihn zukamen. Genug ruhig geblieben. Jetzt war handeln angesagt. "Bis dahin, die Herren." Mit einer eleganten Geste nahm Marlon das Flakon mit dem guten Parfüm hervor und schraubte die Verschlusskappe ab. Verdutzte Blicke seitens der beiden Soldaten waren die Folge, doch das blieb nicht lange so. Denn als nächstes tat Marlon etwas ebenso unangenehmes wie ekelhaftes. Er setzte seine Lippen an die Öffnung der Parfümflasche und trank sie in einem Zug leer. Das Parfüm schluckte er jedoch nicht herunter, sondern prustete es wieder hervor, sodass es den beiden Soldaten in die Augen kam. Jedes Parfüm beinhaltete stark brennende Stoffe und so reizte es Augen und Schleimhäute der Soldaten, die daraufhin für einen kurzen Moment von dem Schmerz geblendet waren. Genug Zeit für Marlon, davonzupreschen, wobei er den unangenehmen Geschmack in seinem Mund so gut es ging ignorierte. Diesen und die unverzeiliche Sünde, dass er gerade gutes Parfüm zweckentfremdet hatte. Doch in solchen Situationen war nichts verboten. Rein gar nichts! Nicht einmal so eine Stillosigkeit. "Verzeih mir, Giuseppe", bat er seinen Benimmlehrer im Stillen.

Ob Giuseppe Marlon verzieh oder nicht würde er so bald nicht herausfinden, doch zumindest hatte sich seine Berechung als richtig erwiesen: In der kleinen Seitengasse, in die Marlon gerade trat, lag seine Wurfklinge wie ein weggeworfenes Spielzeug. Doch einer der Marineschützen hatte vorgesorgt und stand nun auf einem vorspringenden Wellblechdach, von wo aus er einen perfekten Blick auf Marlon hatte - durch das Zielfernrohr des Gewehrs seines gefallenen Kameraden. "Noch irgendwelche letzten Worte?", fragte er Marlon grinsend, während er den Kopf des Attentäters ins Visier nahm. Marlon, dessen Gehirn so schnell und präzise arbeitete dass es ihn selbst überraschte, nickte nur. "Melodramatik ist etwas für Vollidioten." Damit zog er an einem Seil, welches neben ihm wie zufällig herabbaumelte.
Auch wenn er es nie erfahren würde, das Wellblechdach welches der Marinesoldat als Standpunkt auserwählt hatte, war von einem Steamer als Markise konstruiert worden, die bei schönem Wetter eingeklappt werden konnte. Diesen Mechanismus hatte Marlon gesehen und sich zu Nutze gemacht. Noch ehe der Marinesoldat reagieren konnte verlor er buchstäblich den Boden unter den Füßen und fiel mehrere Meter tief, ehe er mit einem unappetitlichen Klatschen auf dem Boden aufschlug. Ob er nur stark verletzt war oder tot konnte Marlon nicht sagen, so oder so aber war die Bedrohung, die von ihm ausgegangen war, negiert. "Nächstes Mal drück' direkt ab", riet er dem Soldaten in seiner Blutlache noch, ehe er zugegebenermaßen ziemlich pietätlos über seinen Körper stieg und seine Wurfklinge packte, mit einem Gefühl als wären er und ein alter Freund endlich wieder vereint.
 
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Es hatte etwas gedauert, doch nun konnte Gaston den vermeintlichen Mörder endlich stellen. Dem weißhaarigen Flüchtling musste wohl die Puste ausgegangen sein, während er vor Gaston davon gelaufen war...
"Das werde ich... oh, das werde ich ganz bestimmt! Aber hältst du das auch aus, frage ich dich? Niemand kann so viel austeilen, wie Gaston." Der Marine Kapitän ließ in freudiger Erwartung seine Fingerknöchel knacken. Dabei stapfte er sichtlich angespannt auf den Platz, als könne er es gar nicht mehr erwarten: "Du kommst mir gerade recht! Zeit, ein Bisschen Dampf ab zu lassen." Obwohl Gaston ein fieses grinsen aufgesetzt hatte, knirschte er mit den Zähnen und sein Blick verfinsterte sich zusehend. Denn erwar fest entschlossen, den bleichen Jungen all den Zorn spüren zu lassen, der sich seit Gastons unglaublicher Niederlage im South Blue aufgestaut hatte. Nach der Einschätzung des Kapitäns würde sein Feind diese Behandlung nicht in einem Stück überstehen, geschweige denn überleben - doch heute wurden keine Gefangenen gemacht. "Deine Leute haben meine Soldaten gekillt. Jetzt musst du diese Schuld begleichen!" Es schien nicht wirklich so, als wäre Gaston tatsächlich entsetzt darüber, dass seine Untergebenen ermordet worden waren. Viel mehr machte es den Eindruck, als lege er sich selbst eine Ausrede zurecht, wieso er Lucian, statt ihn gefangen zu nehmen, wohl so etwas wie in der Luft zerreißen würde. Allerdings hätte sich Gaston sich dies auch sparen können, denn es machte nicht den Eindruck, als würde dieser Teil der Stadt oft besucht werden. Vielleicht mochte dem in der Vergangenheit mal so gewesen sein, doch das Uralte Mauerwerk und die alles in allem heruntergekommene Atmosphäre des Platzes sprachen Bände: Im Laufe der Geschichte Steams musste dieser Brunnen und das Viertel, welches um ihn herum errichtet worden war, wohl genau so vor die Hunde gegangen sein, wie Gaston es auch vom restlichen Inselbild her geschlossen hatte. "Ein vergleichsweise würdiger Friedhof für dich, Püppchen. Ich werde dich sauber in der Mitte duchbrechen!"
Mit diesen Worten setzte sich Gaston langsam aber zielstrebig in Bewegung, da Lucian scheinbar abwarten wollte, dass der Kapitän den Anfang machte. Gaston gluckste vergnügt, voller Vorfreude auf den Kampf... doch jetzt zückte Lucian seine Waffen. Er hatte sich scheinbar eine Strategie zurecht gelegt und war entschlossen, Gaston hier und heute ein Ende zu bereiten. Da stoppte der Kapitän auf halben Weg seinen Marsch, ziemlich genau auf Höhe des alten, ausgetrockneten Brunnens: "Ich verstehe. Aber ich muss dich warnen...". Gaston streckte sich, ließ seine Muskeln spielen und grabschte sich dann ein Stück Schutt, dass auf dem kunstvoll gearbeiteten Rand des Brunnenbeckens lag, "Ich bin kein Kranich. Ich bin ein Monster!" Mit diesen Worten holte Gaston tief Luft, so, wie nur er es konnte, und pustete das Stück Geröll von seiner Handfläche zu Lucian! Wie ein Geschoss pfiff der Brocken zurrend durch die Luft und erwischte den verdutzten weißhaarigen hart am linken Bein! Lucian knickte kurz ein, fing sich jedoch scheinbar schnell wieder. Vielleicht hatte Gaston die Stamina seines Gegners doch unterschätzt? Erneut erinnerte sich der Kapitän, an das letzte Mal, als er einen Feind auf die leichte Schulter genommen hatte und beschloss, mit dem nächsten Angriff alles zu geben - eine Niederlage war nicht akzeptabel! "Nicht schlecht. Aber das war nur halbe Kraft! zeit für den Richtigen Handel!" Gaston schnappte sich ein weiteres Stück Gestein vom Brunnen und wiederholte den Pustangriff, dieses Mal jedoch war Lucian vorbereitet: Der Schwertkämpfer stieß sich auf Gaston zu, zerteilte das heran fliegende Felsengeschoss noch im Flug mit nur einem einzigen tanzenden Hieb seines anmutenden Kampfstils! "Was!?", mehr brachte Gaston nicht mehr heraus, ehe Lucian die Distanz zwischen ihnen überwunden hatte und sich seiner seits zum Angriff bereit machte. Er suchte noch kurz den Blickkontakt mit dem nun seiner seits überrumpelten Gaston, um ihm seinen Fehler scheinbar trotzig unter die Nase zu reiben... und dann stach Lucian zu! Er zielte direkt auf Gastons Brust, auf diese Weise würden die Klingen nicht nur dessen Herz sondern auch seine Lungen tödlich verletzen.
Katsching! Kling!
Die filigranen Schwerter trafen ihr Ziel, doch Lucian völlig unverständlich prallten sie an Gastons Torso ab, als trüge er eine massive Eisenrüstung. Es blieb jedoch vorerst keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn Gaston ließ seine Chance auf einen Konter nicht verstreichen: Zuerst verpasste er Lucian einen saftigen Kinnhaken, der den Victome regelrecht in die Luft hievte und dann packte Gaston seinen für einen kurzen Moment in der Luft stehenden Gegner am Fußknöchel und pfefferte ihn mit voller Wucht auf den gepflasterten Gehweg zurück! Der Schwertkämpfer knallte mit dem Rücken auf und spuckte unweigerlich Blut, mal ganz abgesehen davon, dass ihm ordentlich die Luft aus den Lungen gepresst wurde! Gaston betrachtete sein Werk und lachte Lucian Grölend aus: "Atem knapp, wie? Ein Problem, dass ich nicht kenne...!" Der Kapitän knöpfte sein Hemd auf und riss es sich anschließend theatralisch vom Körper. Auf diese Weise wurde Gastons Geheimnis entblößt - seine Brust war mit hässlichen Operationsnarben übersät und ein seltsamer Metallzylinder war in die Brust des Kapitäns eingelassen worden. "Da staunst du, nicht war? Mal unter uns: Ich bin schon einmal fast gestorben, Schussverletzung... doch dank guter Beziehungen und meinem endlosen Power, bin ich jetzt wieder fit!" Gaston klopfte sich mit der Faust auf das Metallgebilde in seiner Brust und augenblicklich begann der Zylinder gleichmäßig zu pumpen "Schneller! Härter! Besser! Niemand hat so viel Dampf wie Gaston!?" Mit jedem Stoß, den die obskure Maschine vollführte, schien Gastons Körper anzuschwellen und größer zu werden. Seine ohnehin schon dicken Venen schwollen auf solche Masse an, dass sie wie tauartige Schläuche auf seinen riesigen Muskeln pulsierten. Die Maschine in Gastons Brust ächste und schnaufte, während an ein, zwei kleinen undichten Stellen sogar schon pfeifend Pressluft heraus gedrückt wurde. Dann sprang der Kapitän aus dem Stand und mit nur einem Satz in die Luft, dort nahm er eine knienden Position ein und machte sich bereit, mit seinem unweigerlich wieder zu Boden sausenden Körper Lucians Kopf zu zerschmettern!
Rumms!
Gaston bretterte mit solch unglaublicher Wucht auf den Boden, dass der Asphalt knackend zu allen Seiten weg geschleudert wurde. Das Knie des Kapitäns hatte sich tief in den Grund gebohrt und beachtlichen Kollateralschaden hinterlassen... allerdings war Lucian gerade noch so entkommen, als er sich mit letzter Kraft aus der Schussbahn gerollt hatte. Anscheinend hatte sich der weißhaarige wieder gefangen, wenn gleich er auch vergleichsweise zittrig auf den Beinen stand. Gaston schnaubte wütend, ob so viel Widerstand, klopfte sich erneut auf die Brust und die Maschine begann sogar noch schneller zu pumpen! Unter der neuerlichen Woge enormen Drucks, in seinem Körper krampfte Gaston für einen Augenblick, entspannte sich dann jedoch schnell wieder mit einem genüsslichen Ausdruck im Gesicht - er begrüßte scheinbar den Kraftschub und das Gefühl von Überlegenheit.
Schließlich nahm er Position ein und startete erneut die Tackleattacke, mit der er zuvor schon das Versteck der Lusteralianz zerlegt hatte! Lucians Kampfgeist war wie erwartet ungebrochen, er kannte den Angriff bereits, hüpfte im richtigen Moment einfach über den heranschmetternden Gaston hinweg, indem er dessen enormes Kreuz als Pferd* benutzte...

*Sportgerät
 

Lucian

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’Beruhige dich, verdammt!’ Sein Herz pochte kräftig in seiner Brust und das führte nicht von Aufregung her. Nein, das war Angst. Er war schon vor einer langen Zeit zu dem Schluss gekommen, dass es in der Marine zwei Arten von Kommandanten gab; die Schlauen, listigen und im großen und ganzen ungefährlichen Ambitionisten, die sich einfach gerne aufspielten und für etwas besseres hielten. Kranich war so jemand gewesen. Aber dann gab es da noch die zweite Art und die war viel Schlimmer. Diejenigen, die tatsächlich ob ihrer Fähigkeiten Rang und Namen hatten. Arthos im Turm der toten Träume hatte zu dieser Gattung gehört und ohne Marlons Unterstützung hätte er es niemals geschafft, ihm lebend zu entkommen, geschweige denn ihn zu besiegen. Und der Art und Weise nach, wie dieser Hüne mit den schwarzen Haaren mit Wänden und anderen Hindernissen umging, gehörte sein neuer Gegner ebenfalls zu diesen Marinekämpfern. Lucian griff sich mit der linken, freien Hand an die rechte Schulter, dorthin wo er Verletzt worden war. Mit zusammengepressten Zähnen ging er langsam Rückwärts und brachte den toten Brunnen zwischen sich und den Marinekapitän. Ja er hatte Angst. Aber er fürchtete sich nicht vor der Schmalzlocke. Er fürchtete sich davor, seinen eigenen Stolz zu verlieren, wenn er hier und jetzt unterlag. Dazu durfte er es nicht kommen lassen. Er hatte es nicht geschafft Arthos alleine zu besiegen. Er hatte es nicht geschafft, Kanras auch nur ein einziges Haar zu krümmen. Aber wenn er nicht einmal stark genug war, um einen Marinekapitän zu erledigen, dann würde sein Plan niemals aufgehen.
Gaston redete sich derweil anscheinend in Rage. Für Lucian war das gut. Ein wütender Gegner mochte zwar gefährlicher sein, aber auch unachtsamer. Und bei einem Freak, der Eisen- und Steinwände umwalzte, als wären sie aus Pappmaché, wollte er sicherlich keinen Treffer riskieren. Sollte der Speichellecker der Weltregierung doch kommen! Ruckhaft löste sich seine Hand von der Schulter und zog das andere Schwert blank, während Gaston seinen kleinen Monolog hielt. Das hier war eine Herausforderung, die er sich selber stellte. Er musste gewinnen!
Die Art, wie Gaston den Kampf eröffnete, überrumpelte ihn dann aber doch, als dieser alleine durch die Kraft seiner Lunge ein Stück Schutt in ein Geschoss verwandelte. Zu überrascht um rechtzeitig auszuweichen, traf ihn das Projektil am Bein. Der Treffer war schmerzhaft und es blieb ihm nichts anderes übrig als nachzugeben und einzuknicken. ’Teufelskräfte!?’ Er zischte deutlich vernehmbar beim Luftholen, als er einen Schritt nach hinten machte und sich wieder fing. ’Kein normaler Mensch kann so eine Lunge haben! Verfluchte Teufelsfruchtnutzer’ Er musste das hier schnell zuende bringen, solchen übernatürlichen Fähigkeiten hatte er wenig entgegenzusetzen. Ein zweites Mal katapultierte Gaston einen Stein nur durch seine Puste, aber der Überraschungseffekt war verflogen. Lucian nahm Anlauf, als er die Handlung seines Gegenübers erkannte und machte sich gar nicht die Mühe, dem Geschoss auszuweichen. Mit einem Rückhandschlag zerteilte er den Brocken in der Luft und veränderte gleichzeitig die Flugrichtung der beiden Fragmente über ihn weg. Noch in der selben Bewegung wirbelte die zweite Klinge sirrend durch die Luft und zielte auf Gastons Brust. "Das war’s!" Mit dem Geräusch von Metall, das auf Metall traf, ging ein Ruck durch Lucians Arm, als hätte dieser gegen eine Betonmauer geschlagen. Gaston schien nicht verletzt, ja er bewegte sich trotz des Treffers kaum nach hinten. "Das ist doch ..."
Den Satz brachte er nicht zuende, da ihn in Erwiderung auch schon Fäuste trafen und er durch die Luft flog wie ein Strohsack. Als er gegen den Buden geschleudert wurde, verlor er eines seiner Schwerter, aber das bemerkte er in seinem Moment des Schocks überhaupt nicht. Ebenso wenig wie das Blut, das er spuckte und das sein Kinn verklebte. Er verdrehte die Augen und versuchte sich hochzustemmen. Dabei stützte er sich auf seine verbliebene Waffe, wie auf einen Stecken, während Gaston sein kleines Geheimnis lüftete. Der stählerne Zylinder, der aus dessen Brust ragte, erklärte vieles. Lucian hatte schon gehört, dass Ärzte auf Kaba zu solchen Wunderwerken der Medizin und Technik fähig waren, aber ganz ehrlich, wer vermutete schon gegen so etwas zu kämpfen!? Trotzdem musste der Vicomte unweigerlich grinsen, als er schwankend wieder auf die Beine kam und erneut Blut auf den Boden spuckte. Doch keine Teufelskräfte, nur moderne Technologie. Mit einem Sprung zur Seite wich Lucian der nächsten Attacke Gastons aus, als dieser von oben auf ihn herabstürzte. Dabei belastete er sein linkes Bein zu stark, dass von dem Steintreffer und der nachfolgende Attackenserie noch ein wenig zittrig war und rutschte weg. Gerade so schaffte er es noch, sich abzurollen und die Balance zu halten, ohne sich dabei mit seiner eigenen Waffe aufzuspießen.
"Für einen Moment habe ich gedacht, dass ich wirklich ein Monster gegen mich habe. Aber du bist auch nur ein Mensch," Mit einer einzigen Bewegung schälte er sich aus seinem weißen Kimono und lies diesen durch die Luft flattern, bis er ein paar Meter weiter auf den Boden fiel. Seine Brust war mit einem leichten Schweißfilm überzogen, was aber mehr den Schmerzen zuzuschreiben war, als der tatsächlichen Anstrengung. "Und ich bin verdammt gut darin, Menschen auszuschalten, die sich selbst für Monster halten!" Mit gebleckten Zähnen, die Pupillen klein wie Stecknadelköpfe, wartete er nicht länger darauf, das der Hüne die Musik vorgab. Jetzt war er dran. Mit unsteten Schritten setzte er sich in Bewegung, aber nach dem ersten Meter fand er seine Balance wieder. Aus dem Lauf heraus sprang Lucian hoch, ballte die freie Hand zur Faust und schmetterte diese von oben gegen Gastons Schädel, der Hüne zu langsam, um dem plötzlichen Angriff rechtzeitig auszuweichen. Oder vielleicht hielt er es auch nicht für nötig. Unter so einem Hieb waren schon ganz andere Bewusstlos geworden, aber der Marinekapitän schien höchsten irritiert. Doch wenn er schon nur Verwirrung erzeugt hatte, dann würde er diese nutzen. Kaum war er wieder gelandet, als er auch schon um seinen Gegner herum wirbelte und ihm von hinten mehrmals in die Kniekehle trat. Gaston war sicherlich ein Muskelberg, der nicht so schnell etwas spürte, aber das konnte er kaum ignorieren. Nun war nämlich er es, der in die Knie ging. Der Vicomte griff ihm in die langen Haare und zwang seinen Kopf in den Nacken, mit der Absicht, dem Marinekämpfer die Kehle aufzuschlitzen. Das wäre bestimmt effektiver, als der Versuch, den Stahlverstärken Oberkörper zu verletzten. Wer wusste schon zu sagen, wie viel Stahl wirklich in diesem Kerl steckte?
Womit er nicht gerechnet hatte, war wie viel Kraft Gaston wirklich in seiner Lunge hatte. Der holte Luft, bis seine Brust auf das doppelte angeschwollen war und lies sie dann auf einmal wieder entweichen. Das er einen Stein damit katapultieren konnte, hatte Lucian gewusst, aber das der Rückstoß stark genug war, dass der Fleischberg sich selbst gegen seinen Kontrahenten schleudern konnte, traf den Weißhaarigen auf dem falschen Fuß. Der Fleischkoloss begrub Lucian rücklings unter sich und versetzte ihm sofort einen Ellenbogenstoß gegen die Seite, ehe er herunter rollte. Langsam machte es dem Vicomte keinen Spaß mehr, ständig flachzuliegen. Blut tropfte sein Kinn runter, als er wieder auf die Beine kam. Wenigstens sah sein Feind nicht mehr ganz so hochnäsig aus, wie zu beginn, vor allem mit der ruinierten Frisur. Lucian holte tief Luft und spuckte dabei einen größeren Brocken Blut auf den Boden. "Weißt du, ich hab noch einen letzten Trumpf, aber ich habe eigentlich gehofft, mir das für einen ganz besonderen Menschen aufzusparen. Fühle dich geehrt, dass du nun der erste bist, der es zuspüren kriegt!" Mit vollkommener Ruhe streckte er den rechten Arm mit seinem Shirasaya seitlich vom Körper weg. Sicher hatte Gaston nicht vor, abzuwarten, was nun kam und begann daher einen Sturmlauf, während er erneut seine mechanische Lunge füllte. Ohne sich groß darum zu kümmern, sondern alle Konzentration für die Bewegung aufbringend, führte Lucian seine Waffe in einem Viertelkreis nach vorne. Die Augen waren währenddessen fast geschlossen und auf den Boden gerichtet. Das hier war seine einzige Chance wie es schien. Eins, zwei, drei ... drei Sekunden später war sein Schwert angewinkelt und seine linke Hand umklammerte seinen rechten Unterarm. Keine Sekunde zu spät, denn als er die Augen wieder aufriss, war Gaston keine drei Meter mehr von ihm entfernt. Jetzt kam es drauf an. “Shinzoimo!“ Mit diesem Schrei entfesselte er die gesammelte Kraft seines Herzsuchers. Sein Arm schnellte nach vorne und beschleunigte den Stoß, der gegen die Brust des anstürmenden Gegners zielte. „Du lernst wohl nicht dazu, dass hat gerade schon nicht funktioniert!“ Er gab nichts auf Gaston Gerede. Das war kein vergleich mehr zu vorher! Der Stuhl berührte die Brust des Kapitäns an der selben Stelle wie beim ersten mal, doch dieses mal prallte sie nicht so einfach ab. Trotz seiner Kraft und aller Anstrengung schaffte Gaston es nicht, dem Angriff standzuhalten, sondern wurde nach hinten weggeschleudert. Gleichzeitig knackte es aber auch in Lucians rechter Schulter und er musste seine Waffe fallen lassen. Den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen, troffen ihm Speichelfäden von den Lippen. Nicht nur war seine Schulter abermals in Mitleidenschaft gezogen worden, auch sein restlicher Arm fühlte sich an, als wolle er platzen. Die linke Hand presste er immer noch gegen den Unterarm, dessen Muskeln unkontrolliert zuckten.
Das war es. Er konnte nicht mehr weiterkämpfen. Aber das musste er auch nicht mehr. Sicher, Stahl zerschneiden konnte er nicht, aber was er konnte, war ihn zu verbiegen! Der Stahlzylinder, der Gastons Lunge ersetzte, hatte der brachialen Kraft nicht standgehalten, sondern war durch die Stichattacke stark verbeult worden. Die Wucht hatte wahrscheinlich auch die eine oder andere Rippe gebrochen. Der Dampf, der schon vorher an einigen Stellen hervor gekommen war, pustete nun noch stärker aus Gastons Brust. Der Zylinder verhackte sich, nicht mehr in der Lage, glatt zu arbeiten. Ein keuchen kam aus seinem Mund, als er versuchte mit aller kraft Luftzuholen, doch es wollte ihm nicht mehr richtig gelingen. Lucian hingegen gewann langsam wieder die Kontrolle über seine Muskeln zurück, auch wenn der Schmerz blieb. Mit der linken Hand hob er Mugetsu auf und schob es in seine Scheide zurück. Dann ging er zu dem geschlagenen Feind, der ganz in der nähe seiner zweiten Waffe lag. "Atem knapp, mhh? Kenn ich, das Problem ..." Mit aller Kraft versetzte er dem Gefällten einen Tritt in die Seite, dann ging er weiter zu seiner anderen Waffe. "Bringt nichts, dich zu töten. So wie ich das sehe, wirst du jetzt entweder ersticken oder du musst repariert werden. Du stellst für mich keine Gefahr mehr dar." Wankenden Schrittes ging er schließlich zu seinem Kimono. Sein rechter Arm wollte sich nicht wirklich bewegen, also legte er sich den Stoff nur um die Schultern. Mit dem linken Handrücken wischte er sich über den Mund und das Blut, dass dort klebte, damit das nicht aus versehen seine Kleidung befleckte. Die Dreckflecken waren schlimm genug. "Steam ist erst der Anfang, weißt du?" Der Besiegte war es nicht einmal Wert, dass Lucian ihn beim sprechen ansah. Immerhin wusste er nun, wie gefährlich seine stärkste Technik war und der Dank dafür, war auch der einzige, warum Gaston leben durfte.
Ohne weitere Worte wandte Lucian sich ab. Nachdem er sich den Kimono weiter über den zuckenden, nutzlosen Arm gezogen hatte, um diesen zu verdecken, strich er sich durch die zerzausten Haare. Er musste zugeben, er fühlte sich gut, trotz seines Zustandes. Immerhin hatte er gewonnen! Gegen einen Kapitän der Marine und das ohne Hilfe! Jetzt musste er nur so schnell wie möglich zurück zum Hafen, am besten ohne dabei irgendeinem Soldaten über den Weg zu laufen. Hoffentlich lief es bei den anderen beiden auch nach Plan...
 

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Es gab einen sehr einfachen Weg, sich an ein Schiff heranzuschleichen, welches an einem Steg im Hafen lag, da ein solches Gerüst aus Holz selten komplett mit dem Wasser abschloss und so stets Hohlräume bereithielt, in denen man sich verstecken konnte. Es reichte der Theorie nach vollkommen, wenn man unter dem Steg entlang schwamm und an der passenden Stelle bis zum Rumpf des Schiffes tauchte. Im Dämmerlicht wäre das ein wahres Kinderspiel, solange man ein einigermaßen vernünftiges Lungenvolumen besaß. Es ließ sich nun also darüber streiten, ob es eher die strahlende Sonne war, die ihr in der Hinsicht einen Strich durch die Rechnung machte oder ihre unterdurchschnittlich gut funktionierende Lunge, aber wenigstens wusste sie sich anders zu helfen. Hätte sie gewusst, wie der Brustkorb des Marinekapitäns funktionierte, hätte sie sich wohl nicht entscheiden können, ob sie das ganze ziemlich unappetitlich fand oder eher neidisch wäre.

Im Hafen angekommen fand sie sich in einer nach wie vor dichten Menschenmenge wieder, die ihr im Moment sehr gelegen kam, aber auch gleichzeitig zukünftige Probleme einläutete. Eine Explosion, die dieses große Schiff effektiv genug in die Luft sprengen konnte, würde zweifelsohne auch die Gaffer in Mitleidenschaft ziehen, deren einzig bekannte Sünde Neugier war. Das war nichts, was man auf eine solch krasse Weise bestrafen sollte, also wäre es vorzuziehen, wenn sie verschwinden würden… doch das war wahrscheinlich noch schwerer, als das Schiff loszuwerden. Holz war geduldig und Menschen schrecklich persistent, wenn sie das Gefühl hatten, etwas Spannendes könnte geschehen. Darum würde sie sich später kümmern müssen. Mit einem Blick auf ihr Ziel machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand in eine weniger bevölkerte Seitengasse, in der sie vorsichtig eine blecherne Regentonne umkippte. Mit einem Blick über die Schulter zog sie diese hinter einen Stapel versandbereiter Kisten und hockte sich dort auf den Boden nieder. Sie legte ihre zweite, noch geladene, Pistole vor die Öffnung des metallenen Hohlkörpers auf den Boden und entspannte den Hahn, sodass die Pfanne frei lag. Auch wenn sie sich noch nie an die Konstruktion einer solchen Waffe gewagt hatte, wusste sie durchaus, wie sie funktionierte… und ihr Mechanismus ließ sich sehr leicht zu ihrem Vorteil verändern. Sie förderte ein kleines, in Packpapier geschlagenes Päckchen zu Tage. Die Verpackung wurde auseinander gefriemelt und eine Spur aus Schwarzpulver bis zur Öffnung gelegt, lang genug, um ihr ein wenig Zeit zu verschaffen, aber so kurz, dass sie wohl kaum entdeckt werden würde, bevor der Trick begann. Eine kleine Flamme fauchte auf, als der Zündkopf eines der Streichhölzer über die Reibefläche zischte und setzte das Pulver sofort in Brand. Das war das Stichwort für Igraine, sich in schnellem Tempo bis zum Ausgang der Gasse zu bewegen und sich von dort aus mit gemäßigterem Tempo durch die Menge zu bewegen. Es gab zwei Möglichkeiten, dies effektiv zu tun, doch für die direkte Methode war sie einfach nicht breit genug. Deswegen schlängelte sie sich mehr durch die Menschen, ein „Vorsicht! Darf ich mal…? Aaachtung! Ich hab’s eilig…“ auf den Lippen, wann immer sich die Mauer aus Körpern vor ihr zu schließen drohte. Solange sie den Marinesoldaten auf diese Weise nicht auffiel, war es egal, ob einige der Leute kurzzeitig den Kopf über die ungewohnte Eile schüttelten, weil sie genau wusste, dass sie die schwarzhaarige Frau ganz schnell wieder vergessen würden. Und selbst wenn sie das täten, wäre es nur ihre Hast selbst, die ihnen im Gedächtnis bleiben würde, was kein Kriterium war, nach der man einen Menschen identifizieren konnte – und sie erst recht nicht. Sie hatte sich bereits bis zum Anfang des Marine-Piers vorgearbeitet, als auf einmal ein Schuss durch die Luft knallte – ein ziemlich lauter noch dazu. Die Idee, die Tonne als zusätzlichen Verstärker zu verwenden, hatte sich offenbar bezahlt gemacht und es war sehr offensichtlich, dass auch die beiden Soldaten, die den Zugang zum Steg bewachten, den Schuss vernommen hatten, so wie ihre Köpfe herumruckten.

Die Gunst der Sekunde wurde schamlos ausgenutzt und Igraine huschte an den beiden vorbei, um sich danach kurzzeitig unter die Planke zu ducken, über die just im nächsten Moment eine Truppe von vielleicht vier oder fünf Soldaten trabten, die wahrscheinlich nachgucken wollten, was sie da gehört hatten. Kaum waren sie um die Kurve, verfolgte die junge Frau ihren Weg zurück und war schneller über das Deck und in den Eingeweiden des Schiffes verschwunden, als jemand hätte gucken können – wenn jemand in diesem Moment ernsthaft genau dorthin geblickt hätte. Die Soldaten an Deck waren allerdings viel zu sehr damit beschäftigt, die Menschenmenge im Auge zu behalten, immerhin könnte sich darunter ja ein Terrorist befinden! Dass sich eben jener schon längst an Bord befand, konnte ja keiner von ihnen ahnen. Es war ungewohnt, sich auf dem Schiff zu bewegen. Das letzte Mal, dass sie auf einem Marineschiff gewesen war, wandelte sie immerhin eher wie in Trance durch die Gänge, gefangen zwischen fesselnder Endgültigkeit und einem seltsam entrückten Gefühl. Es hatte sie wie eine Art fehlgeleitete Neugeburt angefühlt, als sie ihre Befreier damals erstochen hatte und so waren die ersten, wankenden Schritte danach etwas, das sich heute kaum nachvollziehen ließ. Die Ohren waren gespitzt, die Füße wurden vorsichtig aufgesetzt und ihr Atem strich unhörbar durch ihre Nase. Es roch nach Holz, Schweiß und Metall, eine Mischung, die sie damals unter dem Gestank des Todes nicht bemerkt hatte. Ein paar Räume weiter waren Stimmen zu vernehmen und als sie um die Ecke spähte, sah sie zwei Soldaten in einer Art Wachstube sitzen. Entweder hatten diese allerdings frei oder sie nahmen es mit ihrer Pflicht nicht allzu ernst, denn sie spielten gerade eine Partie Karten. Sie stellte fest, dass einer von ihnen ein ziemlich gutes Blatt hatte und schlich sich danach an der Tür vorbei.

Vielleicht eine Minute verging, in der sie zweimal patrouillierenden Soldaten ausweichen musste, ehe sie die Tür zur Waffenkammer erreicht hatte. Der Weg war nicht sonderlich schwer zu finden, denn wenn die Marine einen Fehler hatte, war das ihre gute Organisation. Ordentliche Menschen fanden immer was sie suchten – doch dadurch fanden auch alle anderen, was ihnen eigentlich verborgen geblieben sein sollte. Standardisierte Schiffe waren sicherlich der Traum jedes Bürokraten und gerade war Igraine dafür sehr dankbar. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt breit und spähte hinein. Zwei Männer befanden sich in ihrem Sichtfeld, von denen ihr allerdings wenigstens einer den Rücken zukehrte. Konzentriert schob sie die Tür noch ein kleines Stückchen weiter auf, duckte sich und zog ihren Dolch, während ihre linke Hand in einen der Lederhandschuhe schlüpfte. Niemand hatte gesagt, dass das hier einfach werden würde, aber einen Rückzieher konnte sie nun ja schlecht machen. Igraine atmete einmal tief durch und beschleunigte mit mehreren Sprüngen in den Raum hinein, rammte dem ihr am nächsten stehenden Soldaten die Klinge auf Höhe des Herzens in den Rücken und ließ die Waffe stecken. Es würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, das Messer wieder rauszuziehen, also griff sie einfach im Vorbeirennen den Schwertgriff des Fallenden, dem sein letzter Schrei im Halse stecken geblieben war und zog es mit einem leisen Klirren blank. Bei ihrem zweiten Gegner hatte sie natürlich nicht mehr das Glück, das Überraschungsmoment auf ihrer Seite zu haben und so sah sie sich einer gezückten Waffe gegenüber, die ihr gerade aber weniger bedrohlich erschien, als der bartumrandete Mund, der jeden Augenblick einen Ruf ausstoßen würde. Sie machte sich nichts vor, wenn einer der Soldaten Alarm schlug, war sie geliefert, also verschwendete sie keine Zeit und schlug das Schwert des Mannes beiseite. Kein guter Schlag, kein professioneller, aber es reichte, um ihren Schwung zu nutzen und dem Mann die geballte Faust in die Kehle zu rammen und damit zu verhindern, dass sich mehr als ein gequetschter Laut aus dieser löste. Sie wich einem vor Schmerz unkoordinierten Hieb aus und rammte ihrem Gegenüber das Knie mit aller Kraft zwischen die Beine, was ihr die nötige Gelegenheit verschaffte, seinem lädierten Hals eine klaffende Wunde zu verpassen, die ihn letztendlich zu Boden schickte. Hastig sah sie sich um, doch da sie niemanden entdecken konnte, schloss sie eilig die Tür und atmete erst einmal durch.
*Von jetzt an sollte es leichter werden…*, schaukelte es ein wenig atemlos durch ihren Kopf und sie hustete in ihren Lederhandschuh hinein. Ganz schön stickig hier drinnen, die beiden Soldaten mussten wohl den ganzen Sauerstoff weggeatmet haben. Der Handschuh wurde wieder verstaut, bevor sie sich ihren Dolch wieder zurückholte, ihn ordentlich abwischte und in ihre Jacke steckte. Bei der Gelegenheit fiel ihr auf, dass ihr erstes Opfer eine Pistole dabei hatte, die gleich mit eingesackt wurde. Er brauchte sie doch nun beim besten Willen nicht mehr, oder? Mit fachmännischem Blick spazierte sie kurz darauf durch den Raum und inspizierte, was sich hier so finden ließ. *Die haben ja genug Zeug dabei, um die Insel zu belagern…*, kam es ihr in den Sinn, während sie einen tiefen Atemzug aus dem Inhalator in ihrer Hand nahm. Die Luft hier unten war wirklich nicht die beste und das letzte, was sie brauchte, war ein Asthmaanfall auf feindlichem Gebiet. Schließlich entschied sie sich für ein paar Fässer, die ihr besonders gut gefielen und machte sich an die Arbeit.

Vom Schiff herunter zu kommen gestaltete sich als riskant, aber als ungeheuer spaßig. Dreistigkeit zahlte sich manchmal aus und sich einfach einer Patrouille anzuschließen und mit den Soldaten als Deckung aufs Festland zu gelangen, gefiel ihr unwahrscheinlich gut. Sicherlich lag dieses Empfinden daran, dass sie sich damit selbst ins Fleisch schnitten, aber andererseits kehrten sie ihr ja den Rücken zu… und zu ihrer Verteidigung hatte sie ihr Aussehen zu dem Zweck ein wenig angepasst. Die Kappe mit der Aufschrift „Marine“, landete jedoch schon wenige Meter in die Menschenmenge hinein auf dem Boden und wurde von fremden Füßen platt getreten. So kam es, dass die junge Frau ungefähr eineinhalb Minuten später vollkommen unverfroren und ohne auf eine Einladung zu warten auf das strahlend weiße Schiff spazierte, das glücklicherweise weit genug von ihrem Ziel entfernt stand. In der Hand hielt sie eine hübsche, silberne Taschenuhr, die fröhlich vor sich hin tickte und so gar nicht zu den rußigen Händen oder dem prominenten schwarzen Strich auf ihrer Stirn passte, über die sie sich wohl mit dem Handrücken gefahren hatte. Es wunderte sie ausgesprochen wenig, dass der Sandwichkünstler an Deck stand, als habe er nur auf die gewartet, in einer Haltung, als befänden sie sich hier in einem Edelrestaurant und nicht auf einem Schiff. Mit einem Lächeln und einer scheinbar sehr interessierten Musterung des Mastes hielt sie die Uhr an der Kette hoch und ließ sie leicht hin- und herschwingen. „Ist das Teil nicht hübsch? Ein Wahnsinn, was solche Leute alles unter ihren Kopfkissen verstecken.“ Ihr Blick wanderte wieder aufs Ziffernblatt. Noch ungefähr eine Minute, sollte sie sich nicht verschätzt haben.
 
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"Er ist da lang, das hab' ich genau gesehen!" "Wenn wir ihn finden, brechen wir ihm die Knochen und sagen, er hätte zu viel Widerstand geleistet!" Hätte Marlon noch einen Grund gebraucht, die beiden Soldaten, welche mit gezogenen Waffen in die Seitengasse stürmten umzulegen, nun hier war er. Doch wie immer wenn er einen Auftrag zu erledigen hatte zählten solche emotionalen Aspekte für Marlon nicht sehr viel. Er hatte ein Ziel und jeder, der sich zwischen ihn und dieses stellte, nun der hatte eben Pech gehabt. "Bleibt nur zu hoffen, dass... Oh verdammt!" Der Blick der beiden Marinesoldaten fiel auf ihren Kollegen, der in seinem eigenen Blut auf der Straße lag, doch da war es schon zu spät. Marlons Wurfklinge kam angeflogen und sie fielen zu Boden wie Marionetten, denen man die Fäden durchgeschnitten hatte, während der blitzende und wirbelnde Halbkreis wieder in der Hand seines Besitzers landete. Marlon nickte zufrieden. Er mochte zwar sein Parfüm vergeudet haben, aber seinen Auftrag hatte er erfüllt. Und das, fand er, konnte man als Erfolg verbuchen. Wenn er es jetzt noch schaffte, ohne größeres Aufsehen zur Trophy zurück zu kehren und sie startklar zu machen ehe Lucian überhaupt in ihrer Nähe war, dann konnte er sich diesen Erfolg wirklich guten Gewissens an den Hut stecken. Doch noch war es nicht so weit. Erst einmal musste er so weit kommen. Und das würde gewiss nicht so einfach werden.

Natürlich wurde es das nicht. Wer hätte auch damit gerechnet? Kurz vor der Trophy sah Marlon eine Straßensperre von einem halben Dutzend wichtigtuerisch aussehender Marinesoldaten und nur Glück sorgte dafür dass er sich hinter einen Müllcontainer retten konnte, ehe einer der Soldaten in seine Richtung blickte. "Wunderbar", dachte Marlon zerknirscht, während er sich sehr langsam bückte, um unter dem Müllcontainer hindurch einen Blick auf die Füße der Soldaten zu werfen, das ihm genug Informationen gab. Ihren Stand zueinander, ihre ungefähre Blickrichtung und auch wie achtsam sie waren. Jemand dessen Füße überkreuz standen war sicherlich nicht so wachsam wie jemand, dessen Füße schulterbreit auseinander und fest auf dem Boden standen. Wichtige Details. Und natürlich, was vielleicht am wichtigsten war, ihre Gewohnheiten. Wie sie sich bewegten. Wann sie es taten. Und ob es dabei irgendein festes Schema gab. All das konnte von großer Bedeutung sein. Marlon griff nach seiner Wurfklinge, atmete durch und fühlte sich auf der Stelle ruhiger. Es mochten sechs Männer sein, sechs Männer die ihm sowohl an Zahl wie auch an Fähigkeiten im Nahkampf überlegen waren, aber er hatte den strategischen Vorteil der Überraschung auf seiner Seite. Und eine Idee.

Es dauerte sicher zwanzig Minuten, womöglich sogar länger, bis Marlon sich sicher war, die Bewegungen der Männer vorhersagen zu können. Der Größte von ihnen, Marlon schätzte das zumindest anhand seiner Stiefel, ging in einem sehr festen Rythmus auf und ab, zwei weitere vertraten sich etwa alle drei Minuten die Beine. Der Rest blieb stehen, wackelte höchstens einmal mit den Füßen damit sie nicht einschliefen oder machte irgendeinen dämlichen Witz. Auf das Beine vertreten der beiden Soldaten wartete Marlon, denn sobald sie das taten würde er zuschlagen. Genau gegenüber von ihm befand sich eine komplett aus Metall bestehende Hauswand, die er als eine Art Bumper nutzen würde. Der Griff seiner Waffe würde daran abprallen und, hoffentlich, der Klinge erlauben alle sechs Männer zu töten oder außer Gefecht setzen, bevor sie wussten, wie ihnen geschah. In der Theorie einfach, doch in der Praxis der schwierigste Wurf, den Marlon bis dahin getätigt hatte. Selbst in seinem Training, bei dem er sich selbst gnadenlos schwierige Würfe auferlegt hatte, waren solche Situationen nie vorgekommen. Aber das hier war das reale Leben, nicht wahr? Und außerdem, man wuchs mit seinen Aufgaben. "Wenn dieser aufgeblasene Typ uns noch weiter hier rumstehen lässt, lauf' ich Amok." Zwei Paar Füße bewegten sich, hörten dann damit auf. Marlon holte tief Luft. Ein Trickwurf, sechsfacher Treffer und all das fast blind. Selbst mit fast einer halben Stunde Vorbereitungszeit war das Wahnsinn. Doch zum Zweifeln blieb keine Zeit. Jede Sekunde, die er jetzt damit verbrachte, kostete ihn und Lucian wertvolle Zeit zur Flucht. Marlon spannte seinen Wurfarm an und ließ ihn vorschnellen.

Zack. "Was zum...?" Zack. Zack. Zack. Zack. Zack. Sechs Treffer, vermutlich alle tödlich. Saubere Leistung. KLIRR! "Oh Sch..." Was auch immer hier "Klirr" gemacht hatte, für Marlon hieß es nichts gutes. Hastig rannte er aus seiner Deckung hervor und sah sofort, dass er gute Arbeit geleistet hatte. Sechs tote Soldaten mit Wunden am Hals, Kopf oder an der Brust, doch der Preis, den er dafür bezahlt hatte, war hoch. Seine Wurfklinge hatte eine Mauer getroffen und hatte sich verbogen. Schlimm genug, dass er sie nicht werfen würde, bis sie gerichtet war. Doch das zu betrauern, dafür fehlte ihm die Zeit. Hastig packte er das gute Stück und rannte los, um für die verlorenen zwanzig Minuten zumindest ein wenig Boden wett zu machen.

Seine Wurfklinge in seinem Zimmer ablegen, einen neuen Anzug anlegen und sich die Haare zu kämmen war für Marlon eins. Anschließend machte er sich an die grundlegendsten Vorbereitungen, das Schiff fahrbereit zu machen und gerade als er mit diesen fertig war, kam Besuch. Die reizende schwarzhaarige Bombenlegerin, die mit einigem Besitzerstolz, wie Marlon schien, eine silberne Taschenuhr hochhielt. "Freut mich, dass zumindest einer von uns beiden Spaß hatte", bemerkte Marlon mit einem warmherzigen Lächeln. "Ich hingegen durfte für Lucian die letzten zwanzig Minuten auf meinen Knien verbringen." Igraines Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, allerdings langte sie dabei in ihre Tasche und hielt Marlon ein markantes Einwickepapier hin. "Tut mir leid, das zu hören. Noch ein Bonbon?" Etwas ratlos, was diese Geste zu bedeuten hatte, nahm Marlon das Bonbon und steckte es sich in die Tasche. Er würde es später ein wenig auseinander nehmen und sehen, ob es sich nicht irgendwie zum Würzen eignete. "Das Schiff ist weitestgehend fahrbereit, also warten wir eigentlich nur noch auf Lucian. Und danach werde ich uns, denke ich, etwas kochen. Hast Du irgendeinen Wunsch?" Wie entfernte Donnerschläge ertönten mit einem Mal drei kurz aufeinander folgende Explosionen. Sogar von hier konnte man die prächtig aufblühenden Feuerblumen sehen, die auf Steam mit einem Mal erblühten und das Wasser um sie herum zuerst blutrot, dann hellgelb und zum Schluss schwarz von Asche malten.
Marlon, der seine Überraschung ein wenig überspielte, richtete seine Krawatte. "Wenn davon nicht mal ein paar Steamer einen Hörschaden bekommen..."
 

Lucian

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Das Adrenalin in seinem Körper nahm langsam wieder ab und damit kamen die Schmerzen, die er während des Kampfes kaum gespürt hatte. Wenn man von einem schmalzlockigen Hünen mehrfach durch die Luft und auf den Rücken geworfen wurde, dann machte man sich in dem Augenblick keine Gedanken darüber, dass die eine oder andere Rippe dabei mehr als nur mitgenommen wurde oder über die Prellungen, die man von den ständigen Attacken davontragen würde. Da heißt es nur Zähne zusammenbeißen und durch. Aber jetzt wo die Aufregung abnahm zollten die Prügel, die er kassiert hatte, ihren Tribut. Ganz zu Schweigen von der Überanstrengung, die er sich selbst aufgezwungen hatte. Seine Brust, sein Schädel und sein rechter Arm, sie alle pochten unangenehm stark und schrieen bei jeder Bewegung laut vor Protest. Wenn er zurück auf der Trophy war, würde er sich hinlegen und für einen sehr langen Zeitraum nicht mehr aufstehen. Aber dafür musste er erst einmal bis zur Yacht kommen. Denn je länger er durch die verwinkelten Gassen von Steam lief, desto stärker wurde der drang, die Trophy und sein Bett aus diesem Plan rauszulassen und sich direkt hier auf den Boden zu legen. ’Soweit kommt es noch!’, schallte er sich selbst in Gedanken und lehnte seine Stirn kurz gegen die kühle Metallwand des nächsten Gebäudes. ’Nur noch bis zur Trophy. Nur noch bis zur ...’ Drei Explosionen ertönten in rascher Folge, deutlich laute als die eine, die Marlon früher am Tag verursacht hatte. Für einen winzigen Moment lächelte Lucian. Wenigstens das hatte geklappt. Und wenn dieses verdammte Gör ihre Aufgabe erfolgreich abschließen konnte, dann würde er es ja wohl zurück zum Schiff schaffen! Er schlug einmal mit der linken Faust gegen die Stahlwand und biss die Zähne zusammen. So weit konnte der Hafen ja nicht mehr weg sein!

Der Hafen war tatsächlich nicht mehr sehr weit entfernt, aber als Lucian sich ihm näherte, musste er ein weiteres Problem feststellen. Menschen, die sich zum Augenblick der Explosion auf den Docks befunden hatten, versuchten panisch diesen zu verlassen, während gleichzeitig die Schaulustigen verstärkt zum Ort des Geschehens drängten. Und über all dem ruhten die wachsamen Augen all jener Soldaten, die weder ihren Kapitän gefolgt noch auf dem Schiff zurückgeblieben waren. Aus einer schmalen Gasse heraus verfolgte Lucian die Marinekämpfer, die mit schussbereiten Gewehren und gezückten Säbeln durch die Menge marschierten und dabei jeden verdächtigwirkenden Passanten in Augenschein nahmen. Und als ob er sonst schon nicht verdächtig und auffällig genug aussehen würde, so musste bei seiner geschundenen Erscheinung und dem ganzen Blut das an ihm klebte, selbst der zurückgebliebenste Soldat auf die Idee kommen, dass mit ihm nicht alles in Ordnung war. Auf der anderen Seite war der Anblick des – zweiten – zerstörten Schiffes eine Erleichterung für den Vicomte. Ganz davon zuschweigen, dass er die Trophy in vielleicht dreihundert Metern Entfernung sehen konnte und dazu noch zwei vertraute Gestallten an Bord. Außerdem schien Marlon mit den Vorbereitungen fertig geworden zu sein, die Miss Anne schien auslaufbereit. Jetzt musste er nur noch an Bord gelangen. dreihundert Meter, dass war nicht viel, aber um unbemerkt zum Ziel zu gelangen, wirkte es wie die Unendlichkeit. Jetzt wünschte er sich den Bettlermantel zurück, mit dem er sich vorhin verhüllt hatte. Für die kurze Distanz hätte das sicherlich gereicht. Sich jetzt eine neue Verkleidung zu besorgen fiel aufgrund der hohen Aufmerksamkeit weg. Das tat kämpfen aufgrund seines Zustandes leider auch. Und mit jedem Augenblick, den er da stand und nachdachte, stieg das Risiko entdeckt zu werden. Eigentlich hatte er ja ohnehin gehofft, vor dem großen Feuerwerk wieder an Bord zu sein, aber das Schicksal hatte es anders gemeint.

Im Endeffekt blieb es wohl doch bei der einen Methode, auf die Lucian im Zweifelsfall immer setzte; Augen zu und durch. Er hoffte nur das Marlon und Gretchen den Hafen im Auge behielten und das einer von Beiden ihn bemerkte, sobald – oder besser noch bevor – die Marine es tat. Wenn sie schnell genug weg waren ... ohne die Kanonen der Schlachtschiffe blieben den Soldaten nur ihre Gewehre und die waren keine große Bedrohung, sobald sie weit genug vom Hafen weg waren. Lucian holte tief Luft und verlies sein Versteck. Mit schnellen Schritten, aber ohne zurennen und damit zusätzliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, tauchte der Vicomte in das Meer der schubsenden und drängenden Leiber ein und bahnte sich so gut wie möglich einen Weg zu seinem Ziel. Das einzige gute an den vielen Leibern um ihn herum war, dass die Soldaten nicht so schnell schießen würden, um keine Zivilisten zu verletzen. Erst auf den letzten hundert Metern würde es bedränglich werden, da die Schaulustigen nicht so weit reichten. ’Egal, einfach weiter, immer weiter.’ Jemand stieß ihm kräftig in die Seite und Lucian stöhnte vor Schmerzen auf. Er hatte ganz bestimmt mindestens eine gebrochene Rippe, soviel wurde ihm klar. Noch einmal wurde er angerempelt, dieses mal von hinten und seine Schritte verlangsamten sich zusehends. „Hey du da!“ Er hörte die Rufe in seine Richtung und war sich ziemlich sicher, dass man ihn meinte, tat aber so, als hätte er nichts gehört. Einfach immer weiter. „Du in weiß, bleib sofort stehen!“ ’Dreh dich nicht um, fühl dich nicht angesprochen.’ Ein drittel hatte er geschafft. Dann griff ihn jemand an die rechte Schulter. Er holte zischend Luft, schüttelte die Hand ab und warf einen Blick nach hinten. Der Soldat, der ihn gepackt hatte starrte ihn böse an und bemerkte dann das Blut, dass an Lucians Hals klebte. Der Mann fluchte laut und hob dann sein Gewehr. Gleichzeitig begann Lucian zu rennen und wedelte mit dem gesunden Arm in Richtung der Trophy.
Ein Schuss ertönte, gefolgt von einem stechenden Schmerz. Der Bastard hatte nicht nur geschossen, er hatte ihn sogar mit einem Streifschuss am erhobenen Arm erwischt. Keine wirklich schwere Wunde, aber sie tat verdammt weh und zwang ihn, den Arm anzuwinkeln. Weitere Schüsse erschallten, gefolgt von Schreien der Passanten. ’Die sind doch Irre!’ Schweiß rann seine Schulter runter, während er die letzten Reserven mobilisierte, um schneller zum Ziel zu kommen. ’Die nehmen keine Rücksicht auf die Passanten! Damit verspielen die es sich entgültig!’
Die letzten hundert Meter und vor ihm war inzwischen niemand mehr, aus Angst, getroffen zu werden. Selbst die meisten Menschen hinter ihm hatten sich auf den Boden geworfen, wobei einige wenige Mutige sich tatsächlich mit den Soldaten anlegte. „Kappt die Taue, wir müssen hier weg!“, rief er den beiden an Bord zu, während weitere Schüsse rings um ihn fehl gingen, deutlich knapper als es ihm lieb war. Aber er hatte es fast geschafft, nur noch ein paar Schritte und ein Sprung und ... Ein Treffer in die linke Schulter brachte ihn zum taumeln, ins stolpern und lies ihn schließlich nach vorne wegfallen. Instinktiv versuchte er sich mit den Armen abzufangen, aber sein rechter Arm gehorchte noch immer nicht und der linke knickte vor Schmerz weg, kaum das die Hand den Boden berührte. „Scheiße ... so knapp.“ Die Trophy war wirklich nicht weit weg, aber sie entfernte sich jetzt, wo jemand die Haltetaue durchgetrennt hatte. Und sie wurde immer schneller. Sicherlich hatten sie bereits die Segel gesetzt. Ein Sprung und er wäre in Sicherheit. Aber der Adelige schaffte es nicht mehr auf die Beine.

Seine Augenlieder waren schwer und nach dem Sturz wollte er sie nicht mehr richtig aufmachen. Er wollte nicht sehen wie seine Yacht vor ihm weg segelte. Es war echt unangenehm für ihn, so dazuliegen. So machtlos. Die Nachricht war klar; Er war noch nicht stark genug gewesen. Aber es war knapp. Ohne die letzte Kugel in den Rücken ...
Jemand griff nach ihm und zog ihn in die Höhe. Die Marinesoldaten hatten ihn wohl endlich eingeholt. „Lass mich runter ... Marinebastard ...“ Der Typ, der ihn erreicht hatte, stemmte Lucian hoch und warf ihn sich auf die Schulter. „Tut mir leid, Vicomte, aber ich gehöre nicht zur Marine.“ Der Weißhaarige musste grinsen. Noch nie war er so glücklich gewesen, Marlons Stimme zu hören. Der Leibwächter nahm mit seiner neuen Last Anlauf und schaffte es tatsächlich, mit einem Sprung die, inzwischen beachtliche, Distanz zu überwinden. Die Landung auf der Trophy war zwar etwas hart, aber Lucian würde sich definitiv nicht beschweren. Aus den Augenwinkeln konnte er Gretchen sehen, die an einem der beiden Steuerruder stand und versuchte den Kurs zu halten, um das Schiff weg zu bekommen. „Nach rechts,“ meinte der Vicomte stöhnend und versuchte sich aus Marlons Gewalt zu befreien. „Nicht aufs offene Meer, sondern die Küste lang. Dann sind wir im Wind. Schneller. Können auf der anderen. Seite anlegen. Wenn du aussteigen willst. Oder Zeug brauchst. Und schneid mir diese SCHEIß Kugel aus der Schulter, Marlon!“
 

Igraine

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Das Perverse an der ganzen Situation war die Tatsache, dass sich Igraine in diesen Minuten beinahe wie Zuhause fühlte, wenn sie so etwas denn jemals gehabt hatte. Steam war ein sehr friedliches, für sie beinahe schon idyllisches Fleckchen, aber es war auch so unglaublich still. Tagein, tagaus gab es auf dieser Insel nur freundliche Menschen zu sehen, die miteinander schwatzten, lachten oder emsig arbeiteten – man sollte sie auch nicht falsch verstehen, das war wunderbar, aber jetzt, wo Explosionen von durch die Luft peitschenden Schüssen gefolgt wurden, Schreie erklangen und sie spürte, wie sich etwas tief in ihrer Brust schmerzlich zusammenzog… jetzt hatte sie das erste Mal das Gefühl, dass sie sich vielleicht doch von einem Stückchen Heimat verabschieden musste, wenn sie auf diesem Schiff blieb. Im Gegensatz zu ihrer eigentlichen Heimatinsel verband sie mit Steam trotz ihrer viel negativeren Grundstimmung sehr viel Gutes, aber dennoch hatte sie niemals auch nur damit angefangen, diese Insel als mehr als eine Zwischenstation zu sehen. Es erschien sogar ihr selbst ein wenig abartig, aber so sehr die den Frieden auch schätzte, es zog sie ohne Zweifel in die vollkommen andere Richtung. Aus diesem Grunde stellte sich ihr die Frage, ob es so clever war, jetzt hier zu bleiben, nur einen einzigen Herzschlag lang, ehe sie sich den Dolch aus ihrer Jacke griff und alles an Tauen durchsäbelte, was sie finden konnte. Selbst wenn der auf die zu Rennende nicht genau diese Anweisung gegeben hätte, so wäre die Handlung dieselbe geblieben, denn es war das einzig vernünftige in dieser Situation. Sie glaubte zwar nicht, dass man sie bei all dem Trubel um das Weißhaar wirklich wahrgenommen hatte, aber eine verräterische Person würde reichen, um sie bei dem Versuch, sich zurück zu schleichen und so zu tun, als sei nichts gewesen, auffliegen zu lassen. Nein, das war zu riskant – und außerdem nicht gerade das, was sie anstrebte. Steam war ein Schrottplatz, temporäres Lager für all jene, die sich zu ganz anderem berufen fühlten oder Ende derer, die dies nicht mehr schaffen konnten. Die junge Frau hatte nur auf den Moment gewartet, in dem sie sich von dieser Insel wegbewegen konnte und allein die Tatsache, dass die Marine auf diesen starrköpfigen und reichlich ramponiert aussehenden Mann schoss, qualifizierte diese Yacht als Transportmittel.

Das nächste Problem stellte sich leider, als sie bemerkte, dass der Sandwichkünstler gerade zu viele Augen auf das Weißlöcken richtete, um sich darum zu kümmern, dass so ein Schiff auch nicht von alleine lenkbar war. Igraine konnte nun wirklich einiges, wenn man sie auf dem richtigen Gebiet abfragte, aber ein Schiff hatte sie noch nie gelenkt. Die einzigen beiden Schiffe, auf denen sie mitgefahren war, hatten diese Reise nicht überstanden und auch wenn sie nicht am Steuer gestanden hatte, war das vielleicht kein besonders gutes Vorzeichen. Ein Seufzen entrang sich daher ihrer Kehle, ehe sie in Richtung Steuer spurtete und es davon abhielt, sich einmal um sich selbst zu drehen. Geradeaus war immer eine gute Idee, fand sie, immerhin brachte man damit doch am schnellsten möglichst viel Wegstrecke zwischen sich und die Insel, oder? Die Marine hatte momentan kein Schiff zur Verfügung und kein Steamer würde ihr helfen, wo sie doch auf die eigenen Leute geschossen hatten. Das bedeutete, dass sie nur aus der Reichweite ihrer Gewehre kommen mussten – immerhin waren sie hier nicht auf der Mondinsel und mussten sich vor Geschützen ganz anderer Größen in Acht nehmen – und so groß konnte die nicht sein. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie die Rettungsaktion des Sandwich- und offenbar auch Sprungkünstlers, der es irgendwie fertig brachte, seinen größeren Kameraden aufs Deck zu retten. Igraine vermutete, dass er diese Glanzleistung nur aufgrund der richtigen Motivation hinbekam, immerhin entwickelten auch Mütter Bärenkräfte, wenn es um ihre Kinder ging… oder ihre Geliebten. Sie musste schmunzeln, als sich Lucian strampelnd gegen Marlon wehrte und hörte erst dann damit auf, als er sie anwies, sich etwas weiter rechts zu halten. Die Erklärung, die darauf folgte, leuchtete ihr zwar nicht ein, aber sie nahm das einfach mal so als gegeben hin, immerhin war ihr durchaus bewusst, dass sie keine Ahnung von Navigation oder ähnlichen Dingen hatte, sodass praktisch jeder davon mehr wissen musste als sie selbst. Wovon sie allerdings wenigstens ein wenig verstand, war die Kunst, sich Splitter aus Wunden zu ziehen. Ja, darunter fiel in ihrem Sprachgebrauch auch gerne mal eine Kugel von einem hier wahrscheinlich verwendeten Kaliber, weswegen sie mit einer Hand in die linke ihrer Taschen griff und ein zusammengerolltes Stoffetui herauszog. „Marvin, fang!“, rief sie und warf Marlon die kleine Tasche zu. In dieser würde er eine ganze Ansammlung an Instrumenten finden, die zwar eindeutig nicht medizinischen Ursprungs waren, aber wenigstens eine Art große Pinzette umfassten. Alle Stücke waren säuberlich sortiert in kleinere Stoffösen eingesteckt, sollte man den schmutzig-grünen Stoff auseinander rollen, sodass man vielleicht darüber hinweg sehen konnte, dass sich einige Dinge darunter befanden, die irgendwie nicht gesund aussahen.

Sie persönlich hatte nicht den Drang, noch einmal zurück zu gehen, allerdings brachte der unregelmäßig Japsende Weißhaarige sie auf eine Idee. „Ich hätte noch Sprengstoff bei mir, Interesse?“, rief sie, bevor sie erneut in ihren Taschen zu kramen begann. Es konnte doch nicht sein, dass sie nicht mindestens noch ein Stofftaschentuch... Wenn sie sich anstrengte, konnte sie aus den mehr gelallten Worten des Weißhaarigen etwas wie Meinetwegen heraushören. Vielleicht war es aber auch ein Meinen Segen gewesen, das konnte sie beim besten Willen über das Rauschen der Wellen nicht erraten. Zweites war allerdings mehr als Unwahrscheinlich, weil sie diese Worte als nicht im Vokabular besagten Mannes vorhanden vermutete. Solange sie erst einmal aus der Sichtweite der Soldaten heraus waren, konnten sie aber wirklich versuchen, noch einmal anzulegen… und bis zu ihrer Wohnung war es nicht weit. Da blieb nur noch zu hoffen, dass sie diese schicke Yacht vorher nicht auf ein Riff oder so etwas setzte…
 
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Marlon hatte sich gerade dazu aufgerafft, den Speiseplan für heute Abend durch zu gehen, als ihn mehrere laute Rufe und Schüsse in seiner Konzentration störten. Es bedurfte wirklich nur eines Blickes um zu sehen, auf wen diese Schüsse abzielten, denn auch wenn Lucian zweifellos ein Mann vieler Qualitäten war, er fiel in diesem riesigen Gedränge nun einmal auf wie eine einzige weiße Taube in einem Schwarm voller schmutziger Krähen. Auch wenn selbst sein "Gefieder", Marlon blieb bei dieser Metapher, ziemlich verdreckt war und er sich mindestens einen Flügel gebrochen hatte. Weniger eine Taube als viel eher ein gerupftes Huhn. Nicht dass Marlon das seinem Kapitän gegenüber je laut gesagt hätte. Jetzt war Handeln angesagt.
Mit der Präzision, die einem Anwender des Gentle Throw oft das Leben rettete, erkannte Marlon die Situation. Er hatte vielleicht seine Klinge zerstört, nicht aber seinen über Jahre geschärften Geist und zum ersten Mal verstand er, wie wertvoll dieser Teil seiner Ausbildung gewesen war. Auch ohne seine Klinge konnte er eine Situation binnen Sekundenbruchteilen richtig einschätzen und eine Entscheidung treffen, die über Wohl und Wehe fallen würde. Und in diesem Fall hoffentlich eher Wohl.

Hastig kappte er auf den Zuruf seines Kapitäns die Taue, ehe er vom Schiff sprang. Ein weniger nachdenklicher Mensch hätte wohl die Reihenfolge ins Gegenteil verkehrt, aber in diesem Fall musste Marlon das Risiko eingehen: Holte er zuerst Lucian an Bord und kappte dann die Seile würden die Marinesoldaten an Bord der Trophy sein, ehe sie ganz abgelegt hatten. Und dann gute Nacht. Marlon war kein Nahkämpfer, die schwarzhaarige Bombenlegerin sicherlich auch nicht und obwohl er wusste, wie stark sein Kapitän war, so sah Lucian im Moment wirklich nicht so aus, als ob er noch groß in der Lage wäre zu kämpfen. Nein, dieses Risiko musste Marlon jetzt eingehen. Entweder er rettete seinen Kapitän oder er starb für ihn. Diesen Schwur hatte er auf Monte Gomero geleistet und er würde ihn garantiert nicht brechen. Zunächst erkannte Lucian seinen Koch eindeutig nicht, sondern zischte sogar "Lass mich runter... Marinebastard..." Dabei war es nicht die Gegenwehr oder der offensichtliche Hass in seiner Stimme, die Marlon Sorgen bereitete, sondern wie kraftlos diese waren. Sein Kapitän war am Ende seiner Kräfte, das spürte man, und selbst als er sich ihm zu erkennen gab war kaum ein Unterschied in Kraft und Haltung zu erkennen. So sah ein Mann aus, der in die Vollen gegangen und demnach mit seinen Kräften am Ende war. Mit sämtlicher Kraft, die seine vom Lauftraining gestählten Beine hergaben sprang Marlon zurück an Bord des Schiffes und verzichtete bewusst darauf, sich ab zu rollen, um seinen Kapitän nicht zu gefährden. Erleichtert atmete er durch und erlaubte sich sogar den Luxus, seine Krawatte ein weiteres Mal zurecht zu rücken. Sie waren aus der Gefahrenzone. Vorerst.

Doch was jetzt kam war für Marlon Neuland. Er hatte zwar öfters bei den illegalen Operationen der Mafia zugesehen, doch dabei ging es meistens eher darum, jemandem Kugeln einzupflanzen als umgekehrt. Doch für Nervosität und Selbstzweifel waren jetzt keine Zeit. Mit einem Nicken bedankte er sich bei Igraine, die ihn fälschlicherweise als Marvin titulierte, und fischte mit ruhigen Fingern die Pinzette aus dem kleinen Stoffbeutelchen, welches sie ihm hingeworfen hatte. "Das könnte jetzt ein wenig wehtun, Käptn. Beiß die Zähne zusammen." Damit spreizte er die Wunde vorsichtig mit zwei Fingern, wobei er sanften Druck auf diese ausübte um den Blutfluss zu stoppen, langte mit der Pinzette hinein und zog den tiefgrauen Fremdkörper ungeachtet eventueller Widerstände hinaus. Mit einigem Stolz hielt er die Pinzette in die Höhe ehe er die Bleikugel wegschnippste und zufrieden nickte. "Ich bin sicher ein richtiger Arzt hätte das besser gekonnt, aber zumindest fürs Erste wird es ausreichen. Wer hätte gedacht dass ich schon nach so kurzer Zeit in dir drin sein würde?" Irgendwo krächzte eine Möwe.

"Nun ich fürchte beim Steuern wäre ich keine große Hilfe, aber ich denke, mein Talent als Koch wird im Moment eher gebraucht." Marlon schenkte Igraine im Vorbeigehen sein verschmitztes Lächeln Marke "Freund fürs Leben" und ging in Richtung der Luke, die unter Deck führte. "Eigentlich wollte ich ja nichts Ausgefallenes machen, aber zur Feier des Tages denke ich dass uns ein richtiges Menü ganz gut täte. Ich sag' euch dann Bescheid wenn es so weit ist." Und damit ging er unter Deck, im Kopf bereits eine Liste zusammenstellend, was er alles benötigen würde.
Das Unterdeck war, entgegen des Prunks an Bord der Trophy, relativ pragmatisch und von Marlon bestückt worden wie ein Lagerhaus. Er fand alles, was er benötigte sofort, wobei ihm eines jedoch auffiel.. etwas, was ihm als Koch noch nie passiert war. "Nanu?" Verdutzt kniete Marlon sich hin und hob eine leere Flasche hoch, die einfach so auf dem Boden gelegen hatte. So etwas tat man als Koch nicht, er schon garnicht.. langsam führte er die Flasche zur Nase und roch daran. "Das ist der 59er Rote Gomero... Aber wieso...?"
 

Lucian

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Es war nicht das erste Mal, dass Lucian verletzt war und auf die Hilfe eines fragwürdigen Mediziners angewiesen war. Aber sich von jemanden verarzten zulassen, der wahrscheinlich noch nie auch nur daran gedacht hatte, eine Kugel operativ zu entfernen, war selbst für ihn Neuland. Es stand jedoch fest, dass die Kugel raus musste, schon alleine wegen der Schmerzen, die sie verursachte und da vertraute er Marlon doch deutlich mehr, als der Schwarzhaarigen mit der großen Klappe. Wortlos lies er es zu, dass Marlon ihm den Kimono vom Oberkörper zog und mit der dargebotenen Pinzette in der Wunde herumzustochern begann. Der Vicomte musste die Zähnezusammenbeißen und zischte jedes Mal vor Schmerz, wenn Marlon irgendetwas falsches berührte. Es war nicht von der Hand zuweisen, dass Marlon nicht wirklich wusste, was er tat, aber immerhin gab er sich Mühe. Nach einer schieren Undenklichkeit holte der Koch schließlich das Projektil aus der Wunde, dass noch in einen winzigen Fetzen der einstmals weißen und nun rotgefärbten Seide seines Kimonos gehüllt war. Erleichtert atmete der weißhaarige aus, als Marlon das verfluchte Ding über Bord schnipste. Eigentlich hätte man prüfen müssen, ob alle Fasern aus der Wunde entfernt worden waren, aber der Fetzen schien groß genug gewesen zu sein. Und wenn er ehrlich wahr, wollte er nicht noch mal, dass Marlon irgendwelches Werkzeug in ihn steckte. ’Arzt müsste man sein, oder zumindest einen haben ...’

Zufrieden rutschte Lucian an der Rehling der Trophy herab und lehnte seinen Kopf daran, während Marlon sich verabschiedete. Jetzt würde er erst mal ein wenig Luft holen und sich danach schlafen legen. Mit einem Grummeln erinnerte sein Magen ihn jedoch erst noch daran, dass auf Marlons Essen warten ebenfalls eine gute Idee war. Er hatte wohl ein wenig zu viel Blut verloren, nicht nur durch die Schusswunde, sondern auch das, welches er ausgekotzt hatte. Auf jeden Fall fühlte er sich ziemlich schwach und um ihn herum war alles ein wenig verschwommen. In einiger Entfernung konnte er noch Schüsse der Soldaten hören, doch die Kugeln erreichten die Trophy nicht mehr, die mit äußerst ansehnlicher Geschwindigkeit Fahrt machte. Die notgedrungene Steuerfrau hatte seine Anweisung befolgt und sie härter an den Wind gebracht. Sie schien außerdem auf das Angebot einzugehen, noch mal an Land zu gehen und nicht nur das, sie bot sogar noch mehr Sprengstoff an. „Meinetwegen,“ murmelte er und nickte kurz. Steams einzigartige Bauweise erlaubte es zwar nur im Hafen sicher anzulegen, aber wenn man den Mast eines Schiffes hochkletterte, konnte man praktisch von jeder Stelle rund um die Insel wieder an Land gehen. Darum war die Insel auch bei Schmugglern hoch im Trend. Sie müssten weit genug fahren, dass die Marinesoldaten sie nicht schnell genug einholten.
Gretchen schien nicht wirklich glücklich darüber zu sein, am Steuer stehen zu müssen, aber zumindest schaffte sie es, das Schiff auf Kurs zu halten. Es rumpelte kurz, als einige flache Steine unter der Wasseroberfläche gegen den Bug stießen. Mehr oder weniger zumindest. „Ein bisschen weiter aufs Meer raus,“ meinte er müde, um die Yacht vor Schaden zu schützen. „Aufs Meer! Nach Li...“ Es knirschte leise, als der Rumpf der Trophy über etwas schabte. Glücklicherweise war ihr Tiefgang so gering, dass sie keinen Schaden nahm, bevor die Schwarzhaarige den Kurs korrigierte. Statt des Kiels knirschten nun Lucians Kiefer, als er sie schmerzhaft fest aneinander rieb. Allerdings sagte er nichts. Gretchen hatte schon genug Probleme damit, geradeaus zufahren. Außerdem rumpelte es unter Deck weiter, als wären alle Vorräte von Marlon gleichzeitig aus den Regalen gefallen. „Was treibst du eigentlich da unten?“, rief er die schmale Treppe runter. Zur Antwort flog Marlon – wortwörtlich – den Durchgang nach oben und gegen die Rehling.

“Ist ein mächtig feiner Tropfen, den hier lagert.“ Die fremde, männliche Stimme erklang in Marlons Rücken, dann warf eine hochgewachsene Gestallt ihren breiten Schatten auf den Koch. Kräftige Schluckgeräusche und leises Gluckern verrieten, dass eine zweite Flasche des teueren Weins soeben geleert wurde. Der Besucher rülpste laut und warf die Flasche auf den Boden, wo sie zerschellte. „Nichts für ungut. Dass hier ist jetzt nur Rache für meinen Laden.“ Der Krebsfischmensch, dessen Bar durch Gaston zerstört worden war, hatte sich anscheinend vor den anderen an Bord der Miss Ann geschlichen. Und auch wenn er sich nicht wirklich so angehört hatte, als wäre er wütend, so griffen die beiden Klauen doch Marlon an Kragen und warfen ihn gegen das nächste Vorratsregal, welches unter der Wucht zersplitterte. Mit einem der beiden holzbeinartigen, kurzen Gliedmaßen trat er dem Koch in den Magen und hob ihn dann erneut hoch. Mit einem kräftigen Wurf beforderte der Eindringling Marlon die Treppe hoch und beförderte ihn so an Deck. An der Kraft, über die der Kerl verfügte, war monströs und zweifelsohne noch einmal größer als die von Lucian. Mit leisen, klackenden Schritten folgte der Krebsfisch seinem Opfer an Deck.

Lucian stockte der Atem, als der ekelige, rote Krebsmensch mit der schmutzigen Latzhose die Treppe heraufstapfte. Er hätte nicht damit gerechnet, den Kerl jemals wiederzusehen, vor allem nicht auf seinem eigenen Schiff! „Bleib liegen, men Jung,“ meinte der Krebs und deutete mit seiner Klaue auf Marlon, der ein wenig groggy wirkte. Der Vicomte wollte sich hochstemmen, fiel aber kraftlos weder zurück. Zu jeder anderen Zeit hätte er den Mistkerl eigenhändig vom Deck entfernt, aber jetzt wollte sein Körper da nicht mitspielen. Erneut verfluchte er seinen geschwächten Zustand. „Wie ich dem blonden Bübchen schon gesagt hab, gin’ es da gerade ums Prinzip. Kann nich’ zulassen, das man meinen Laden ruiniert und ich das einfach so über mich ergehen lasse, kekekekeke.“ Der Krebs lachte gackernd, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass eigentlich keiner an Bord schuld daran hatte, was mit seiner Bar passiert war. „Nehmt es mir nich’ krumm. Ich hab nich’s gegen euch Kin’chen. Um ehrlich zu sein, find ich euch ganz interessant. Eure Show heute, war ganz erbaulich.“ Abermals lachte er. Lucian wurde es allmählich zu bunt. Was der Kerl sich hier erlaubte ... „Was willst du hier?“, fragte Lucian so ruhig wie möglich und konnte doch nicht verhindern, dass seine Augen sich vor Wut verengten.
„Iiich? Ich bin hier um dir einen Rat zu geben. Ich kenne solche wie dich. Du hast großes vor. Keine Ahnung was genau, aber du willst etwas großes erreichen. Aber nach deinem Auftritt heute, hab ich das Gefühl, du willst nicht erwischt werden. Und da liegt der Fehler. Weißt du, große Taten sind absolut nutzlos, wenn niemand sie sieht oder wenn niemand weiß, wer sie begangen hat. Du brauchst etwas, damit jeder weiß, WER du bist und WAS du tust!“ Mit diesen Worten holte er etwas aus dem wasserfesten Tornister, den er auf dem Rücken trug. Auf den ersten Blick war es nichts weiter, als ein zusammengefalteter, weißer Stofflappen. Mit einem Rück entrollte der Krebs den Stoff und offenbarte die weiße Flagge, auf der ein schwarzer Totenschädel prangte, der von einer genau so schwarzen Sonne eingerahmt war. „Männer die großes wollen, brauchen ein Zeichen. Eine gute Freundin von mir hat das hier gemacht. Auf dich zugeschnitten, kleiner Graf.“ Der Krebsmensch knüllte die Flagge zusammen und warf sie Lucian entgegen, dem dadurch kurz die Sicht geraubt wurde. Als er sie von sich runter gezogen hatte und zu einer erwiederung ansetzen wollte, war die Krabbe verschwunden. Ein lautes Platschen zeigte, dass sie von Bord gesprungen war und nun in einem sehr seltsamen Kraulstil in die entgegengesetzte Richtung schwamm.

„Alles in Ordnung?“ Die Situation wirkte so surreal, dass Lucian erst einmal das naheliegendste machte und Marlon nach seinem Befinden fragte. Gleichzeitig faltete er die Flagge erneut auf und sah sich den dämonischen, schwarzen Schädel an. „Ich weiß nicht wer dieser Kerl ist, aber ich weiß das ich ihn nicht noch einmal sehen will ...“ meinte er langsam, während er mit einer Hand die schwarze Sonne entlang fuhr. „Aber ich muss gestehen, diese Flagge gefällt mir.“ Er räusperte sich und bemerkte erst jetzt, dass sein rechter Arm ihn wieder gehorchte. Schwach, zitternd, aber immerhin. „Ich denke wir sind weit genug. Wenn du deine Sachen und den Sprengstoff holen willst, solltest du es besser jetzt tun. Und danach stechen wir in See!“ Die Flagge faltete er zusammen. Auch wenn sie ihm irgendwie gefiel, so was war eindeutig mehr etwas für einen Piraten. Und so einer war er nicht.
 

Igraine

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Hätte Igraine einen Tacker und etwas weniger Schmerzempfindlichkeit besessen, hätte sie sich für die Dauer der nächsten Minute die rechte Augenbraue wohl auch an der Stirn befestigen können, denn zumindest hatte sie das Gefühl, dass sich ihre Mimik nicht auffällig veränderte, nachdem Marlon in hohem Bogen an Deck geschleudert wurde. Der große Krebsmensch, der ihm nach die Treppe herauf getappelt kam, musste nicht nur aufgrund seiner Farbe ganz schön abgebrüht sein, denn immerhin befand er sich hier auf fremdem Eigentum. An sich störte sie das nicht wirklich, aber Marlon wirkte ein wenig mitgenommen und obgleich er ihr relativ egal sein sollte, war er bisher immerhin recht freundlich gewesen. Sie musterte den Eindringling genauer, bewegte sich aber nicht vom Fleck, weil er nicht den Eindruck machte, als wolle er sie attackieren. Ganz davon abgesehen sah er nicht gerade wendig genug aus, um sie von seiner Position aus zu erwischen, also wähnte sie sich im Moment eher in Sicherheit. Mit gespitzten Ohren lauschte sie der Konversation des Fischmannes mit dem Weißhaarigen und runzelte die Stirn dabei nur noch mehr, da sie den scheinbaren Enthusiasmus des Roten nicht ganz nachvollziehen konnte. Vielleicht lag es aber auch an ihr, dass sie den Besitzer dieser Yacht nicht als Mann, der etwas Großes will beschreiben würde, sondern eher als Hochgewachsener Junge, der etwas Großes will, will, will!!! und somit über die Flagge, die der Krebsmensch besagtem Sturkopf überreichte, innerlich schmunzeln musste. Es war allerdings in diesem Moment klüger, sich die Bedenken an der ganzen Sache nicht anmerken zu lassen, also verkniff sie sich ein allzu auffälliges Lächeln und beobachtete, wie der Krebs ins Meer hüpfte. Es musste sicherlich sehr praktisch sein, wenn man mit Kiemen auf die Welt kam, denn so musste man nicht einmal den Versuch machen, die Luft unter Wasser anzuhalten.

Kaum war der Fischmensch aus ihrem Sichtfeld verschwunden, befand der nun um eine weiße Flagge Reichere den Abstand vom Hafen als angemessen weit genug und brachte sie damit in die Verlegenheit, dass sie das Schiff wenigstens irgendwie ein wenig näher an die Küste bringen musste. Ob er wohl darüber nachgedacht hatte, dass das unter Umständen für die Yacht nicht unbedingt gut ausgehen würde, wo sie doch so überhaupt keine Ahnung davon hatte, wie man das denn nun am besten anstellte? Sie seufzte erneut und drehte das Steuerrad leicht ein, ehe sie sich zu dem inzwischen wieder auf beiden Beinen stehenden Marlon umwandte, der wieder einigermaßen beisammen schien. „Hilfst du mir bitte beim Tragen, Martin? Es ist nicht besonders weit, aber alleine brauche ich wahrscheinlich zwei Gänge.“, fragte sie und lächelte dabei breit, während sie die Taschen an ihren Oberschenkeln abschnallte und neben das Steuerrad stellte. Nur einen Schlüssel entnahm sie daraus, gefolgt von einer metallischen Scheibe mit drei Einbuchtungen. Beides steckte sie in eine Innentasche ihrer Jacke. Der Blonde reagierte ziemlich genau so, wie sie erwartet hatte, da er nach einem Zurückstreichen seiner durch die Rauferei verstrubbelten Haare "Nur zu gerne. Wer wäre ich, dir einen Wunsch abzuschlagen?" antwortete. Nur mit dem kurzen Zwinkern hatte sie nicht gerechnet, weil sie das irgendwie für zu etwas aufgesetzt gehalten hatte. Na, solange er ihr half, durfte er ihretwegen so viel blinzeln wie er für nötig hielt.
Der Mast des Schiffes wurde kurzerhand von einer behände kletternden Schwarzhaarigen genutzt, um an Land zu springen, wo sie darauf wartete, dass ihr Begleiter nachkam. Der hatte damit allerdings auch keine Schwierigkeiten, also zögerte sie nicht weiter und machte sich auf schnellstem Wege zurück in die Außenbezirke der Stadt auf. Sie schlug ein relativ rasches Tempo ein, sodass sie schon nach wenigen Minuten in einer Nebenstraße angekommen waren, in der ungefähr zehn Türen mit jeweils zehn Namensschildern zum Eintreten einluden. Bereits die schiere Menge auf so kleinem Platz ließ darauf schließen, dass jede der Wohnungen maximal zwei kleine Zimmer besitzen konnte – Igraines ebenfalls. Nachdem sie sich ein Engeangst verursachendes Treppenhaus hochgeschlängelt hatten, schloss sie eine Tür auf, von der die Farbe bereits in großen Stücken abgeblättert war und wartete, bis Marlon an ihr vorbei gegangen war, ehe sie diese wieder schloss. Das hatte allerdings vor allem damit zu tun, dass sie so an eine der robusten Taschen kommen konnte, die sie an die Tür gehängt hatte, um damit an ihrem Besucher vorbei in das vier Quadratmeter großes Zimmer zu wuseln. Dieses wurde großteilig von einer durchgelegenen Matratze in Anspruch genommen, doch in einer freien Ecke stapelten sich in Packpapier gewickelte Pakete, die man auch mit Mehl- oder Zuckerpäckchen hätte verwechseln können, wenn denn hier noch irgendeine andere Art von Vorrat zu sehen gewesen wäre. An den Wänden hingen Zeitungsausschnitte, auf denen ab und zu etwas rot markiert war; nur eine Zeichnung, die ein wenig so aussah wie das, was sie sich vorhin eingesteckt hatte, durchbrach das Meer der Druckertinte. Sie musste sich unter einigen Leinen hindurchducken, die wie Spinnweben kreuz und quer durch den Raum gehängt worden waren und an denen mit Wäscheklammern aufgehängte Kleidungstücke baumelten. Erst nachdem sie die braunen Pakete sicher verstaut hatte und Marlon die Tasche in die Hand gedrückt hatte, machte sie sich daran, eben jene von den Leinen zu zupfen und in eine zweite zu stopfen, was dank Vernachlässigen jeglicher Ordnung nur eine Minute dauerte. Abschließend kramte sie eine Flasche aus der Ecke, aus der sie auch Marlons jetzige Last geklaubt hatte und drehte sich zu dem Koch um. „Ich würde vorschlagen, dass du draußen wartest, ich muss nur eben was erledigen.“ Lose Enden mussten schließlich beseitigt werden. "Ganz wie du meinst", erwiderte Marlon mit einer angedeuteten Verbeugung. Sein Blick allerdings verriet Neugier und dass er sich wohl zusammenreimte, was Igraine mit ihrer "Einsamkeit" anzufangen gedachte. Besonders viel anderes konnte man mit ein paar Litern entzündlicher Flüssigkeit wohl auch kaum anfangen, oder?
Weitere zehn Minuten später standen Marlon und Igraine wieder an Deck der Trophy, während sich irgendwo in einem vollgepferchten Mietshaus langsam Flammen auszubreiten begannen, die dank geschickt ausgelegtem Zunder sicherlich mindestens eine Wohnung komplett ausbrennen würden.
 
L

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Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Der mysteriöse Lucian und seine zwei geheimnisvollen Verbündeten haben an jenem Tage eindeutig den Sieg davon getragen... Sie haben erfolgreich die Autorität Steams in Frage gestellt, dessen Ordnungshüter als solche an der Nase herum geführt und zu allem Überfluss nicht nur einen, sondern gleich zwei Offiziere der Marine besiegt - und das alles, noch vor dem Abendessen!
Nachdem Lucian und Co. sich zwar knapp aber dennoch erfolgreich vom Hafen abgesetzt hatten, um Kurs auf die anderen Gewässer um Steam zu nehmen, blieb den übrig gebliebenen Marinesoldaten nichts weiter, als das entstandene Chaos zu schlichten. Ihr Verlust an Truppen und Ausrüstung war, gelinde gesprochen, enorm und demotivierte die Überlebenden merklich. Zu allem Überfluss hatten die Soldaten von der Zivilbevölkerung keinen Zuspruch mehr zu erwarten, denn Dank der Meinungsmacherei Lucians, der Manipulationen durch Marlon und Igraine und nicht zu vergessen des rücksichtslosen Verhaltens Gastons war die ansonsten angesehene Instanz bei den Steamern unten durch... alles in allem war das sogenannte "after match" für die Marineangehörigen also kein Zuckerschlecken. Bei allem was sie taten, um der Unordnung wieder Herr zu werden, lasteten finstere und vorwerfende Blicke auf ihren Schultern. Dadurch wurde der emotionale Druck in den Herzen der Marinesoldaten nur noch zu sehnst geschürt, denn viele von ihnen bereuten inzwischen ihre Gräueltaten unter Gaston. Sie waren auf das Charisma dieses Mannes hereingefallen, doch dies würde wohl niemand als Ausrede anerkennen... es sei denn: "Leutnant! Wir haben ihn gefunden! Käpt'n Gaston!" Dem Leutnant fiel ein Stein vom Herzen, denn wenn Gaston noch am Leben war, bedeutete das, dass man ihn allein für die Fehlschläge auf Steam die Schuld in die Schuhe schieben könne. "Bringt mich zu ihm!" Euphorisch schafften die Soldaten ihren Vorgesetzten zu Gaston, der noch immer niedergestreckt auf dem Platz am Brunnen lag. Der Blasebalg in seiner Brust pumpte unregelmäßig, wo er doch so stark verbeult worden war. Der Leutnant begutachtete angewidert die obskure Maschine und den, im Zuge des Einsatzes des Gerätes, veränderten Körper Gastons: "Bei Gott, was ist das für ein Kerl? ... Lebt er noch?"
"Jahr!? Verdammt!!?", antwortete der erschöpfte Kapitän selbst. Mühsam presste er seine Worte hervor, weil ihm das Atmen offensichtlich schwer viel: "Beult diesen verdammten Zylinder aus, oder ihr werdet mich kennen lernen!" Die Soldaten zögerten - aller Charme war aus der Stimme Gastons verschwunden. Es schien beinahe so, als würde sein monströser, buchstäblich aufgepumpter Körper nun seinem wahren Ego gleich kommen. "Was guckt ihr denn so blöd, macht schon!"
Der Leutnant schluckte hart und erwog für einen Augenblick sogar, seinen Plan in die tat um zu setzen, Gaston den schwarzen Peter zu zuschieben, alle Schuld von sich und seinen Männern abzuwehren... Doch dann traf sein Blick den von Gaston. Der Zorn und die drohende rohe Gewalt darin zwangen den Befehlshaber praktisch dazu, dem Wunsch seines Kapitäns folge zu leisten. "Männer. Helft eurem Kapitän auf."

Gaston war nicht wieder fit, aber dennoch genesen genug, um sich wieder aus eigener Kraft bewegen zu können. Außerdem war er sichtlich unzufrieden mit dem Ausgang seiner Mission - eigentlich sollte sie seiner Rehabilitierung gelten, doch stattdessen würde ihr Ausgang nun seine endgültige Suspendierung nach sich ziehen. Mal ganz abgesehen davon, dass er zum zweiten mal in Folge von einem No Name Kriminellen im Zweikampf geschlagen worden, obwohl Gaston selbst eindeutig im Vorteil gewesen war, was Kraft und Ausdauer betraf. "Kapitän... das Hauptquartier am Apparat.", berichtete ein Soldat und reichte Gaston eine Teleschnecke. Der Muskelmann seufzte, strich sich mit der riesigen Pranke mehrmals angespannt durchs fettige Haar. Dann nahm Gaston allen Mut zusammen und begrüßte die Hohe Instanz am anderen Ende ehrfürchtig, ehe er damit begann, das Ereignis, welches als "Steam Vorfall" bekannt werden sollte, zu beschreiben und von dessen mutmaßlichen Urhebern zu berichten.....
 
L

Luster-NPC

Guest
Der Lonely Stellar Pub befand sich in einem wirklich erbarmungswürdigen Zustand, nachdem Gaston mit seinen Muskeln und seinem eisenharten Schädel durch die Bar gestürmt war, wie ein Elefant während einer Stampede. Neben dem zerstörten Mobiliar waren auch einige der Trägersäulen zertrümmert worden, was dazu geführt hatte, dass ein Teil der Decke herunter gekommen war. Ein besonders großes Stück blockierte die Fronttür, aber dank des Dickschädels des Marinekapitäns, befand sich auf der Rückseite des Gebäudes ja ein großzügig bemessenes Loch, durch das jeder ein und austreten konnte, wie er wollte. Nicht das nicht zuvor schon ungewollte Besucher eingedrungen waren. Im ehemaligen Schankbereich lag auf einer größeren, freien Fläche eine lange Holzkiste mit Luftlöchern, aus der leise Essgeräusche kamen. Hin und wieder vibrierte sie leicht an der einen oder anderen Stelle, aber was auch immer darin war, schien kein Interesse daran zu haben, heraus zu kommen. Der Besitzer des Behältnisses war direkt in das Hinterzimmer weitergegangen, dass auch Lucian entdeckt hatte. Auch hier sah es kaum besser aus, als im restlichen Laden. Die Poster, Plakate und Steckbriefe waren größtenteils von den Wänden gefallen und lagen in unordentlichen Haufen umher. Dazu kam, dass wohl ein kleineres Feuer gewütet hatte. Nicht groß genug, um Irgendjemanden in Gefahr zu bringen, aber bestimmt die Hälfte aller Zettel war dahin.

Pisce krabbelte auf allen Vieren durch das Chaos und versuchte zumindest einen letzten Rest von Ordnung wieder herzustellen. Die Steckbriefe lies sie dabei außen vor, knüllte sie zusammen und warf sie achtlos in eine Ecke. Die Dinger konnte man sich jederzeit von der Marine neu besorgen und meistens waren es dann auch noch aktuellere. Gelangweilt betrachtete sie den Steckbrief eines glatzköpfigen Mannes aus dem West Blue, der aber viel zu uninteressant für sie und ihre Freunde gewesen war. Mit einem Stöhnen sortierte die Fischmenschendame jene Personenplakate, die sie hatte retten können. Leider waren die meisten davon eher zweite Wahl. Aber es war immer noch besser, als ganz von vorne anfangen zu müssen. „Das ist laaaaaaahm!“, beschwerte sie sich beim anscheinend leeren Raum und schlug sich mit der linken Hand gegen die Backe. Ein dünner Wasserstrahl spritzte zwischen ihren Lippen hervor und hinterließ ein Loch in der Mauer. Die letzten Tropfen, die an ihrem Mund hingen, spuckte sie auf den Boden.

„Ohyaa,“ kam es langsam und gedehnt vom Loch in der Wand, „Das ist genau das, was mein Laden benötigt, noch ein oder zwei Löcher mehr in den Wänden.“ Der Krebsmensch war in sein trautes Heim zurückgekehrt und hatte sich leise an Pisce angeschlichen, die nun erschrocken aufschrie. Es war wirklich verwunderlich, wie leise und grazil sich die voluminöse Krabbe bewegen konnte. „Eulogy, du Mistkerl!“ Wütend sprang die Fischmenschin auf und Schlug der gackernd lachenden Krabbe mehrmals gegen die Schulter, was bei einem Großenunterschied von fast einem Meter nicht ganz leicht war. Dann beruhigte sie sich wieder und die beiden umarmten sich wie Freunde, die eine lange Zeit voneinander getrennt gewesen waren. Als sie sich wieder trennten deutete Pisce mit einer weiten Bewegung durch den Raum. „Weißt du, Doc Zee hat mich geschickt um dich abzuholen. Wir sollten alles wichtige Mitnehmen und den Rest vernichten. Aber so wie das hier aussieht, sind uns da wohl welche zuvor gekommen. Hab kaum noch was interessantes gefunden. Eeeecht ne Schande.“

Der Krebsmensch, der anscheinend Eulogy hieß, sah sich still im Chaos um, aber so trübselig wie seine Kameradin sah er nicht aus. Im Gegenteil, er schien allerbester Laune zu sein. Eulogy spannte die Muskeln in seinen Oberarmen an, wodurch sein Panzer ein leichtes Knacken von sich gab. „Och das. Nuja mein Liebchen, dass ist nicht weiter tragisch. Waren hauptsächlich Luschen hier. Is’ nich’ viel los im North Blue.“ Mit seiner Klaue löste er einen Teil der Wand ab und holte einen Ordner hervor, der wohl die wichtigsten Informationen und Personen enthielt. „Das spannende häng ich nich’ einfach aus. Könnt’ ja jeder daher kommen und Schnüffeln. Hab erst vor ner Stunde oder so noch jemanden hinzugefügt.“ Vorsichtig öffnete er den Ordner und Blätter ein wenig, was mit den groben Klauen durchaus lustig aussah. Schließlich zeigte er ihr ein Bild des neuen Objekts der Interesse, woraufhin Pisce glucksend anfing zu lachen. „Die Welt ist klein,“ meinte sie nach Luft japsend, „Der Kerl und sein Freund haben mich sozusagen hier her gebracht!“
 
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