Lucian
Piratenkapitän
Etwa zwanzig Minuten herrschte vollkommene Stille, während Lucian sein bestes tat, um die Trophy an den Wind zu bringen. Sie nahmen zwar fahrt auf, aber nicht so schnell wie gewünscht. Auf der anderen Seite steuerten sie ohnehin gerade das Korallenlabyrinth an und ohne die nötige Erfahrung war dies eine sehr gefährliche Strecke. Es gab schon einen Grund, warum die Marine diesen Hafen nicht ohne grund anliefen. Selbst erfahrene Kapitäne fuhren sie nur sehr langsam und auch nicht in die Dämmerung hinein. Lucian schämte sich nicht zuzugeben, dass er es sich unter anderen Bedingungen nicht zugetraut hätte, hier lang zu segeln, aber mangels Alternative ... Das behielt er allerdings für sich, es gab keinen Grund diese Zweifel mit Marlon zu teilen. Kurz bevor die Trophy die Korallenmauer erreichte, trat der blonde Koch dann vor Lucian, der verkrampft hinter einem der beiden Ruder stand und leistete vor dem Vicomte einen Treueschwur ab. Irgendwie ein rührendes Ereignis, das Lucian jedoch vollkommen überrumpelte. Sicherlich, er hatte Marlon bereits das Angebot gemacht, sich ihm auf seinem Rachefeldzug anzuschließen, aber das hier war etwas anderes. Eine Zeit lang sah er einfach an Marlon vorbei, stumm und dachte nach. Er war häufig anwesend gewesen, wenn irgendjemand seinem Vater die Treue schwor. Für Gespard war das eine Zurschaustellung von Macht gewesen, weswegen immer möglichst viele Leute zugegen sein mussten. Aber das hier war anders. Es waren nur sie beide hier und es waren keine hohlen Worte. In dem Sinne hatte der Vicomte noch nie einen Gefolgsmann gehabt, niemand der sich ihm aus Überzeugung angeschlossen hatte. Schließlich sah er zu Marlon und bemerkte dessen Haltung. "Du kommst von Cosa Nostra, nicht wahr?" Zur Bestätigung nickte Marlon kaum merklich, ohne seine Haltung abzulegen. Lucian hatte nie besonders gut aufgepasst, wenn es um den Verhaltenskodex auf anderen Inseln ging, vor allem nicht wenn diese Inseln in einem vollkommen anderem Ozean lagen. Aber irgendwo in seinem Gedächtnis erinnerte er sich Vage, dass diese Geste auf der West Blue Inseln eine äußerst wichtige Bedeutung hatte. Leben oder Tod, irgendetwas in diese Richtung. Schließlich nickte Lucian. "Ich war nie ein Freund von diesen förmlichen Reden. Was zählt sind Taten. Und die dienen sprechen für dich. Du bist mir sogar in den Tod hinterher gesprungen." Er korrigierte leicht den Kurs und mit einem mal ballten sich die Segel deutlich stärker. "Willkommen an Bord. Und jetzt mach dich nützlich und sieh nach was alles an Vorräten, Ausrüstung, Kleidung und dergleichen an Bord ist." Der letzte Satz war ziemlich scharf gesprochen, aber im Grunde war das nur seine innere Abwehrhaltung gegen Gefühlsduseligkeit. Seiner Meinung war alles gesagt. Marlon verbeugte sich leicht und ging die Treppe ins innere der Yacht hinunter. Als er vor der Tür stand, machte Lucian dann aber doch noch einmal den Mund auf. "Danke."
Damit ging es in das Labyrinth aus Riffen und Korallen, die den Weg in den North Blue markierten. Eine Zeit lang war es gar nicht so schwierig, die Fahrrinne war breit genug, dass sich hier mehrere Perlenkutter gleichzeitig breit machen konnten, folglich war es für die schmale Miss Ann’s Trophy eine Leichtigkeit. Sie waren seit vielleicht einer Stunde unterwegs und man konnte nur noch die beiden hohen Türme und die Berge von Monte Gomero erkennen, als Lucian die fahrt komplett drosseln musste. Nicht nur, dass sie sich auf einem großen „Platz“ mit bestimmt einem Dutzend Ausgängen befanden, vor ihnen befand sich auch ein mittelgroßes Schiff. Die Segel hingen in Fetzen und hie und da brannten kleinere Feuer. Der Vicomte konnte leise Schreie aus der Richtung hören, aber nichts genaueres verstehen, dafür waren sie zu weit weg. "Marlon, komm hier rauf." Er brauchte nicht schreien, dafür war die Trophy nicht groß genug. Als Marlon endlich neben ihm an Bord stand, waren sie näher heran gekommen und konnten die Kraweel genauer betrachten. Ganz oben am Mast baumelte eine zerschlissene, schwarze Flagge mit einem gekrönten Totenkopf. "Piraten, wie es aussieht. Was glaubst du bedeutet das?" Bevor der Koch jedoch antworten konnte, war man auf dem Piratenschiff auf die kleine Yacht aufmerksam geworden. Ein bärtiger, ungepflegter Kerl stand am Geländer und winkte mit den Armen. „Hey, Heeey! Ihr müsst uns helfen! Sie hat das Ruder zerstört und bringt jeden um, der ins Wasser springt! Wir kommen hier nicht weg, wir ...“ Den Satz brachte er nicht mehr zuende, da schoss bereits eine weibliche Gestalt etwa fünf Meter aus dem Wasser in die Höhe. Es gab einen seltsam-schmatzendes Geräusch, dann kippte der Mann über die Rehling ins Wasser und tauchte nicht mehr auf. Die Gestalt war auf der Kraweel gelandet, von wo aus nun weitere Schreie zuhören waren. Was auch immer da los war, Lucian wollte nicht mit hinein gezogen werden. Die Trophy schwamm in etwa 20 Metern Entfernung vorbei wie ein kleiner Geist. Als sie etwa auf der selben Höhe waren, sprang die Gestalt wieder vom Schiff und tauchte unter. Wenige Sekunden später schoss eine Fontaine links der Yacht hoch und eine Frau hüpfte an Deck. Eine Fischmenschenfrau. Auf jeden Fall war ihre Haut orange mit weißen Streifen, sie hatte Kiemen am Hals und weiße Haare. Auf der breiten Nase saß eine extravagante Tauscherbrille, die sie jedoch zum Haaransatz hoch schob, kaum das sie gelandet war. Zugegeben, mit dem schlanken Körperbau, den großen Augen und den vollen Lippen sah sie recht attraktiv aus. Das sie nur einen Bikini und einen Minirock trug, obwohl es nicht unbedingt warm war, tat dem auch keinen Abbruch. „Haaaaiiiii!“ begrüßte sie die beiden Männer quirlig und mit einem breiten Grinsen. „Ich hooooffe doch mal, dass ihr beide da nieeemandem helfen wolltet, ooooder?“, säuselte sie und drehte sich zum Piratenschiff um. Sie ballte die Backen und schlug diese dann mit beiden Händen platt. Wieder das schmatzende Geräusch und ein Wasserstrahl spritzte aus den weißen Lippen und perforierte die Brust eines Piraten, wie eine Pistolenkugel. Während die Fischmenschin sich mit einem langgezogenen „Soooorry“ wieder den beiden an Bord der Trophy zuwandte, zog Lucian eine Augenbraue hoch. Dieses zierliche Ding hatte also im Alleingang zuerst das Schiff lahm gelegt und dann begonnen die Crew auszurotten? Beeindruckend. "Wir wollen nur weg von der Insel. Wir haben kein Interesse, uns in deine Geschäfte einzumischen," stellte der weißhaarige nüchtern fest und erntete dafür ein enthusiastisches „Yaaay!“ Dann glubschte sie ein paar mal mit den riesigen Augen und deutete auf den Weg, auf den die Trophy zusteuerte „Nur so zur Info, wenn ihr da hin fahrt, reißt ihr euch den Rumpf von eurer Nuhuhussschale auf.“ Lucian fluchte leise und drehte am Ruder, um einen anderen Kurs einzuschlagen. Selbstverständlich schaffte er es damit, sich komplett gegen den Wind zu stellen. Jetzt war es an der Fischmenschin, eine Augenbraue hoch zu ziehen, ehe sie leise gigelte. „Kein Navigator und keine Ahnung von der Seefahrt mhhhhmmhh?“ Irgendwie kam in ihm gerade der Impuls hoch, diese Nervensäge von Bord zu werfen, aber er unterdrückte das und sah stattdessen nur grimmig zum Segel hoch, bis dieses sich wieder leicht wölbte. „Hey ich mach euch einen Deeaal! Ich übernehme das Steuer und bringe euch aus dem Korallenlabyrinth! Dafür setzt ihr mich auf Steam ab, ooookaaaay? Dass ist für mich einfacher, als den Weg zu schwimmen!“
'Was soll’s. Ich hab ohnehin keine Ahnung, wie ich hier raus komme.' "Steam klingt gut. Was sagst du dazu Marlon?" Ein weiteres, lautes „Yay!“ entwich der kehle der Fischmenschin und sofort sprang sie von Bord. "Mit der will ich mich nicht anlegen, solange ich mich fühle wie ein Geräderter," flüsterte er leise. Ein paar Minuten später kam die Frau wieder an Bord, allerdings hatte sie nun einen Rucksack und eine Kiste mit Luftlöchern dabei. Beides stellte sie einfach an Bord ab und schlenderte dann mit ausladendem gang auf den Mafiosi zu. „Du bist Marlon nicht wahr? Was für ein schöner Name, für so einen Attraktiven Mann,“ säuselte sie und strich dem Koch mit einem ihrer langen Finger über die Brust. „Ich bin übrigens Peshika, aber nennt mich ruhig Pisce, dass tun alle meine Freeeeunde!“ "Lucian … und wenn es dir nichts ausmacht, ich gehe jetzt unter Deck. Es war ein langer Tag."
Damit ging es in das Labyrinth aus Riffen und Korallen, die den Weg in den North Blue markierten. Eine Zeit lang war es gar nicht so schwierig, die Fahrrinne war breit genug, dass sich hier mehrere Perlenkutter gleichzeitig breit machen konnten, folglich war es für die schmale Miss Ann’s Trophy eine Leichtigkeit. Sie waren seit vielleicht einer Stunde unterwegs und man konnte nur noch die beiden hohen Türme und die Berge von Monte Gomero erkennen, als Lucian die fahrt komplett drosseln musste. Nicht nur, dass sie sich auf einem großen „Platz“ mit bestimmt einem Dutzend Ausgängen befanden, vor ihnen befand sich auch ein mittelgroßes Schiff. Die Segel hingen in Fetzen und hie und da brannten kleinere Feuer. Der Vicomte konnte leise Schreie aus der Richtung hören, aber nichts genaueres verstehen, dafür waren sie zu weit weg. "Marlon, komm hier rauf." Er brauchte nicht schreien, dafür war die Trophy nicht groß genug. Als Marlon endlich neben ihm an Bord stand, waren sie näher heran gekommen und konnten die Kraweel genauer betrachten. Ganz oben am Mast baumelte eine zerschlissene, schwarze Flagge mit einem gekrönten Totenkopf. "Piraten, wie es aussieht. Was glaubst du bedeutet das?" Bevor der Koch jedoch antworten konnte, war man auf dem Piratenschiff auf die kleine Yacht aufmerksam geworden. Ein bärtiger, ungepflegter Kerl stand am Geländer und winkte mit den Armen. „Hey, Heeey! Ihr müsst uns helfen! Sie hat das Ruder zerstört und bringt jeden um, der ins Wasser springt! Wir kommen hier nicht weg, wir ...“ Den Satz brachte er nicht mehr zuende, da schoss bereits eine weibliche Gestalt etwa fünf Meter aus dem Wasser in die Höhe. Es gab einen seltsam-schmatzendes Geräusch, dann kippte der Mann über die Rehling ins Wasser und tauchte nicht mehr auf. Die Gestalt war auf der Kraweel gelandet, von wo aus nun weitere Schreie zuhören waren. Was auch immer da los war, Lucian wollte nicht mit hinein gezogen werden. Die Trophy schwamm in etwa 20 Metern Entfernung vorbei wie ein kleiner Geist. Als sie etwa auf der selben Höhe waren, sprang die Gestalt wieder vom Schiff und tauchte unter. Wenige Sekunden später schoss eine Fontaine links der Yacht hoch und eine Frau hüpfte an Deck. Eine Fischmenschenfrau. Auf jeden Fall war ihre Haut orange mit weißen Streifen, sie hatte Kiemen am Hals und weiße Haare. Auf der breiten Nase saß eine extravagante Tauscherbrille, die sie jedoch zum Haaransatz hoch schob, kaum das sie gelandet war. Zugegeben, mit dem schlanken Körperbau, den großen Augen und den vollen Lippen sah sie recht attraktiv aus. Das sie nur einen Bikini und einen Minirock trug, obwohl es nicht unbedingt warm war, tat dem auch keinen Abbruch. „Haaaaiiiii!“ begrüßte sie die beiden Männer quirlig und mit einem breiten Grinsen. „Ich hooooffe doch mal, dass ihr beide da nieeemandem helfen wolltet, ooooder?“, säuselte sie und drehte sich zum Piratenschiff um. Sie ballte die Backen und schlug diese dann mit beiden Händen platt. Wieder das schmatzende Geräusch und ein Wasserstrahl spritzte aus den weißen Lippen und perforierte die Brust eines Piraten, wie eine Pistolenkugel. Während die Fischmenschin sich mit einem langgezogenen „Soooorry“ wieder den beiden an Bord der Trophy zuwandte, zog Lucian eine Augenbraue hoch. Dieses zierliche Ding hatte also im Alleingang zuerst das Schiff lahm gelegt und dann begonnen die Crew auszurotten? Beeindruckend. "Wir wollen nur weg von der Insel. Wir haben kein Interesse, uns in deine Geschäfte einzumischen," stellte der weißhaarige nüchtern fest und erntete dafür ein enthusiastisches „Yaaay!“ Dann glubschte sie ein paar mal mit den riesigen Augen und deutete auf den Weg, auf den die Trophy zusteuerte „Nur so zur Info, wenn ihr da hin fahrt, reißt ihr euch den Rumpf von eurer Nuhuhussschale auf.“ Lucian fluchte leise und drehte am Ruder, um einen anderen Kurs einzuschlagen. Selbstverständlich schaffte er es damit, sich komplett gegen den Wind zu stellen. Jetzt war es an der Fischmenschin, eine Augenbraue hoch zu ziehen, ehe sie leise gigelte. „Kein Navigator und keine Ahnung von der Seefahrt mhhhhmmhh?“ Irgendwie kam in ihm gerade der Impuls hoch, diese Nervensäge von Bord zu werfen, aber er unterdrückte das und sah stattdessen nur grimmig zum Segel hoch, bis dieses sich wieder leicht wölbte. „Hey ich mach euch einen Deeaal! Ich übernehme das Steuer und bringe euch aus dem Korallenlabyrinth! Dafür setzt ihr mich auf Steam ab, ooookaaaay? Dass ist für mich einfacher, als den Weg zu schwimmen!“
'Was soll’s. Ich hab ohnehin keine Ahnung, wie ich hier raus komme.' "Steam klingt gut. Was sagst du dazu Marlon?" Ein weiteres, lautes „Yay!“ entwich der kehle der Fischmenschin und sofort sprang sie von Bord. "Mit der will ich mich nicht anlegen, solange ich mich fühle wie ein Geräderter," flüsterte er leise. Ein paar Minuten später kam die Frau wieder an Bord, allerdings hatte sie nun einen Rucksack und eine Kiste mit Luftlöchern dabei. Beides stellte sie einfach an Bord ab und schlenderte dann mit ausladendem gang auf den Mafiosi zu. „Du bist Marlon nicht wahr? Was für ein schöner Name, für so einen Attraktiven Mann,“ säuselte sie und strich dem Koch mit einem ihrer langen Finger über die Brust. „Ich bin übrigens Peshika, aber nennt mich ruhig Pisce, dass tun alle meine Freeeeunde!“ "Lucian … und wenn es dir nichts ausmacht, ich gehe jetzt unter Deck. Es war ein langer Tag."
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