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Leopolds Zoo Gruppe 11: Harte Häfen

Wavami

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Es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit, die sie vor Howard weg schwamm, so schnell sie konnte. In Wirklichkeit wird es sich wohl kaum um ein paar Minuten gehandelt haben, bis Wavami von diesem Wettrennen erlöst werden sollte.
Zuerst fühlte sie nur zusätzlichen Wellengang und hörte verschiedene Rufe. Sie wagte es gar nicht erst sich umzudrehen und hoffte inständig, dass sie immer noch die Aufmerksamkeit der Halbente inne hatte, immerhin war das die ganze Zeit ihr Plan gewesen. Dann folgte ein ohrenbetäubender Schrei. Einer, den sie auf diese Weise noch niemals vernommen hatte. Als dieser dann aber auch noch von dem Klang einer Explosion begleitet wurde, blieb die Fischfrau abrupt in ihrer Bewegung stehen und drehte sich doch um. Was sich ihr bot, war ein Bild des Schreckens: ein offensichtlich sterbender Howard versank immer weiter im Meer, mit sich zog er die Reste des Schiffes, von dem sie ihn noch versucht hatte abzulenken.

Erneut setzten in genau diesem Moment die Instinkte der Frau ein. Nur waren es dieses Mal keine Instinkte, die zu ihrem eigenen Überleben wichtig gewesen wären, nein, diese Frau war immer noch eine Ärztin! Und was für eine Ärztin wäre sie denn, wenn sie es ignorieren würde, dass dort vielleicht noch Leute in Gefahr wären?! Auf ihrem Weg konnte sie zwar ein paar Rettungsboote in einiger Entfernung entdecken, aber das musste absolut nichts heißen, nachsehen musste sie einfach! Vor allem da das Wasser immer weiter anfing sich rot zu färben, was eine Suche mit jeder Sekunde weiter erschwerte.
Der Todeskampf des Tieres dauerte unterdessen weiter an, dabei verursachte Howard nicht gerade zu vernachlässigende Wellen. Wavami entschied sich deshalb sofort unter zu tauchen.

Unter Wasser war es zwar ruhiger, aber dafür wurde ihr weiter das Ausmaß der Lage bewusst. Überall Trümmer. Und so viel rot. Aber es war klar, bei einem Stoß ins Herz, bei einem so großen Tier..."Verdammt..." Es half nichts, sie musste einfach suchen, sonst warf sie vielleicht das Leben mutiger Männer weg, die diese Insel so erfolgreich verteidigt hatten! Also wagte sie es und schwamm weiter auf die Szenerie zu, höchst aufmerksam auf alles, was auch nur entfernt nach Mensch aussehen könnte. So gut es ihr irgendwie möglich war scannte sie ihre komplette Umgebung ab, tauchte mit jedem Moment ein wenig weiter in die Tiefe.
Sie wusste nicht wie lange es dauerte, sie wollte ihre Suche auch gerade abbrechen, als sie schließlich fündig wurde. in paar Meter von ihr Entfernt meinte sie doch tatsächlich Odi entdeckt zu haben! Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren schoss sie förmlich auf den sinkenden Körper zu und tatsächlich, es war der Hüne! "Du Idiot! Du verreckst mir hier nicht einfach!" Sofort machte Wavami wieder kehrt, und zog Odi so vorsichtig und gleichzeitig schnell wie möglich durch das Wasser in Richtung Ufer und wollte ihn dort sofort vor einem viel zu frühzeitigen Tod zu bewahren.
 

Odi

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Von seiner Rettung durch Wavami bekam Odi rein gar nichts mit. Mental befand er sich nämlich in absoluter Finsternis, weit abseits der Realität. „Wo bin ich hier?“ fragte sich der Hüne und schritt wahllos in irgendeine Richtung. Nach einer undefinierbaren Zeit erblickte der Krieger tatsächlich etwas am Horizont. Ein gleißendes Licht, welches in der Finsternis so schwer zu übersehen war, wie ein Grizzlybär auf einer Eisfläche, strahlte in die Dunkelheit hinein, ohne aber seinerseits auf etwas zu treffen, das das Licht brechen könnte. „Was ist das da vorne?“ Da es nichts anderes gab, wonach sich der Zimmermann richten konnte, hielt er direkt auf die Lichtquelle zu. Es vergingen einige Minuten, bis der Braunhaarige dort zwei menschliche Umrisse erkennen konnte, die ihm unglaublich bekannt vorkamen.

Kaum war Odi bei der Lichtquelle, welche sich als gewaltiges, halb geöffnetes, Tor entpuppte, fiel er urplötzlich auf die Knie und rief: [Ich glaub es nicht, was macht ihr denn hier!?] Niemand es glauben, dass der Bjarnisunder beim Anblick seiner Eltern einen solchen Gefühlsausbruch erlitt. Während der Bärtige mit tränendurchweichtem Gesicht vor den beiden, eigentlich toten, Menschen kniete, setzte Jester zur Antwort an: „Was glaubst Du denn, was wir hier machen, mein Sohn?“ Kaum hatte der Mann zu Ende gesprochen, vollendete Aela die Antwort ihres Gatten: [Wir sind hier, um Dich in die Met Halle unserer Vorfahren zu geleiten.] Reglos standen die beiden Gestalten da und warteten darauf, dass ihr Sohn seine Fassung zurückgewann. [Heißt das ... dass ich auch tot bin?] fragte der Hüne, als er es einigermaßen schaffte, Worte hervor zu bringen. Die Antwort seines Vaters kam klar und ohne, dass dieser vorher überlegen musste: „Nein, Du befindest dich an der Schwelle zum Tod.“ Während der Grauhaarige dies sagte, stieß seine Geliebte das Tor ein Stück weiter auf und ermöglichte dadurch einen Blick auf die prunkvolle Met Halle, das Totenreich der Nordmänner der alten Welt. Zusätzlich sagte die Frau mit den grau rot gesträhnten Haaren: [Du hast die Wahl, Odi. Wenn Du dieses Tor durchschreitest gibt es keinen Weg zurück. Du wirst sterben.] und Jesper fügte hinzu: „Dafür wirst Du für immer bei deiner Familie sein und keine Macht der Welt wird uns jemals wieder trennen können.“ Eine ganze Weile sagte niemand mehr etwas, während die Gedanken des Grünäugigen sich geradezu überschlugen. Schließlich fragte der Krieger: [Sind Ysolda und ... Hrothgar auch bei euch?] woraufhin Jesper antwortete: „Nein, sie leben noch.“ Erneut trat beklemmendes Schweigen ein, bevor der Zimmermann sagte: [Dann kann ich nicht bleiben. Sie verlassen sich auf mich.] Zufrieden lächelte seine Mutter ihn an, während sein Vater nur antwortete: „Ich bin so stolz auf dich, mein Sohn. Wir werden auf euch warten, egal wie lange es dauert.“ Mit diesen Worten drehten sich die beiden Toten um und schritten zurück in das Reich, welches bereits seit einigen Wochen ihr Zuhause darstellte. In dem Moment, in welchem sich das Tor schloss und die Finsternis den Mann erneut vollständig umhüllte, öffnete dieser in der Realität die Augen.
 

Wavami

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Warum hört niemals jemand darauf, was der Arzt einem sagt? Warum wissen es immer alle so viel besser und wagen halb tot noch komplett hirnrissige Aktionen?! Und warum funktioniert es dann immer noch so gut?! Für Wavami war die Antwort zwar im Grunde klar, wenn sie ehrlich war, hätte sie auch nicht aufgehört zu kämpfen, egal was irgendwelche Ärzte ihr sagen. Aber gerade weil sie auch zu eben solchen gehörte, konnte sie sich doch wohl noch ein wenig über das Geschehene aufregen. Es half ihr gewissermaßen auch, die Außenwelt etwas besser auszublenden, immerhin brauchte sie spätestens jetzt ihre volle Aufmerksamkeit an einem Fleck.
Sowie Odi sicher am Rand des ehemaligen Schlachtfeldes an einem halbwegs ruhigen Punkt abgelegt worden war, ließ sie sich neben ihn auf den Boden fallen, verlor keine weitere Zeit, ihren Rucksack abzunehmen und sofort loszulegen. Sie konnte sich allein vom Ausmaß des Blutverlustes schon ein ungefähres Bild darüber machen, was ungefähr mit den Verletzungen des Mannes passiert sein musste. Und gefallen wollte ihr das ganz und gar nicht. Sie sollte auch nicht eines Besseren belehrt werden, als sie Odi dann schließlich von seinem Stützverband befreite und die Verletzungen wirklich sehen konnte. Die Ärztin biss sich auf die Unterlippe, natürlich musste sie gerade bei so etwas recht behalten. Natürlich, warum auch nicht. Aber es half nichts, sofort zog sie ihre Werkzeuge und fing an zu flicken, was wieder aufgesprungen war.

Eine kurze Zeit später, im Wasser des Hafenbeckens: NEIN! HOWARD! Wie konnten die?! Ich war doch nur kurz weggetreten! Entgegen der Hoffnungen Wavamis lebte Blubber noch. Zwar nicht mehr vollkommen quietschfidel, aber er lebte. Und Die Aktion des Nordmannes auf Howard hatte diesen von seinem Rücken unsanft zurück ins Meer fliegen und damit wieder aufwachen lassen. Nur um mitzubekommen, wie sein Freund mit einem letzten geteilten Blick gerade vollkommen im Meer versank. Der Fischmensch atmete schwer. Ob er weinte war im Wasser unmöglich auszumachen, aber eines war zu sehen: wer auch immer das war, der sollte den morgigen Tag auch nicht mehr erleben. Und er hatte auch eine ungefähre Ahnung, wen er dafür büßen lassen musste.

"Hach..." Es war pure Erleichterung, die in dem Aufseufzen der Fischfrau zu vernehmen war, die einige Zeit später noch ein Mal Odis Wunden ordnungsgemäß vernäht hatte. Und sie musste zugeben, so langsam war es auch gut, ihre Konzentration ließ leider auch langsam aber sicher nach. Es war ja nicht so, als hätte sie bisher eine richtige Verschnaufpause einlegen können, während der Zeit des Angriffs. Entweder sie hatte gekämpft, oder irgendjemanden verarztet, wenn es um sie gerade etwas ruhiger war. Vielleicht habe ich ja jetzt etwas Zeit um...!

Wirkliche Ruhe hatte Wavami sich zwar noch lange nicht zugestanden, aber zumindest wollte sie sich in Ruhe der Wunde an ihrem Bein widmen, die ihr schon keine wirkliche Ruhe mehr ließ, seit Blubber ihr sie zugefügt hatte und die ihrer Konzentration auch nicht gerade zuträglich dadurch war. "Du..." Gerade jetzt hätte sie ihre Konzentration gebrauchen können. Vielleicht wäre sie dann in der Lage gewesen irgendetwas gegen den Schlag Blubbers zu tun, der sie nun mit voller Breitseite traf und ein paar Meter weit weg schleuderte. Einige ihrer Utensilien flogen durch die Gegend und noch während sie über den Boden schlitterte setzte der andere Fischmensch auch schon fort: "Du bist Schuld! Was denkst du wer du bist, hä?!" Die Angesprochene hatte ihre Rutschpartie beendet und stand mit einer Hand am Kopf wieder auf. "Ich bin Wavami Nixon! Dein verdammtes Ende!"

Beide Kämpfer waren nicht bei bester Gesundheit. Sie hatten beide gut einstecken müssen und waren dementsprechend langsamer und träger, als sie es normalerweise gewesen wären. Dennoch, wenn es um Schnelligkeit ging, dann konnte Wavami Blubber auch in diesem Zustand noch in die Tasche stecken. Allerdings hatte nicht nur ihre Schnelligkeit gelitten. "Axe-aargh" Es war nicht von der Hand zu weisen, ihr Bein wollte nicht mehr ganz so mitspielen, wie die Fischfrau das gerne gehabt hätte. Sie ließ Blößen zu, die der andere nur zu gern ausnutzte. Umgekehrt war es aber nicht sehr anders. Wer ihnen zusah konnte sehr schnell erkennen, wie die Gegner immer weiter erschöpften. Versuchte Wavami sich am Anfang noch taktisch durch die Gegend um ihren Gegner zu manövrieren, beispielsweise um seinen Wasserkugeln zu entgehen, so fehlte es ihr doch langsam aber sicher immer weiter an Energie dafür, weshalb sie noch einen Streifschuss abbekam, der sie aufschreien ließ. "Wer...ist hier wessen...Ende, Schlampe?!" Kam es spöttisch, aber sichtlich erschöpft von Blubber. "Wenn ich mit dir fertig bin..." Vor Wut schaffte Wavami es nicht ihren Satz zu beenden, sie hastete so gut es ging nochmal auf den anderen Fischmenschen zu und gab ihm einen Kinnhaken, der ihn von den Füßen holte. Gleichzeitig ächzte sie merklich auf und hielt sich augenblicklich die Stelle an ihrer Seite, wo der Schuss sie getroffen hatte. Sie fühlte warmes Blut an ihrer Hand und wäre ihr Oberteil an sich nicht schon rot gewesen, dann könnte man langsam aber sicher den Fleck erkennen, der sich um die Wunde ausbreitete. Aber sie durfte nicht nachlassen und sie wollte es auch nicht! Fest presste sie die Zähne aufeinander und lief wieder zu Blubber, der gerade versuchte sich aufzurichten. "Graaaah!" Mit einer Mischung aus Wut und Schmerz schreiend trat sie mit all ihrer verbleibenden Kraft gegen Blubbers Kopf und beförderte diesen jaulend in einen nahen Trümmerhaufen.

Wavami blieb stehen. Schaute. Wartete. Die Sekunden kamen ihr vor wie Stunden, die Zeit war stehen geblieben. Ihr tat alles weh, sie war müde, wütend und erschöpft. Würde Blubber wieder aufstehen? Nun, das sollte sie so bald nicht erfahren, denn mit den Worten "Siehst du, ich hatte Recht..." Fiel sie der Länge nach auf den Boden und verlor ihr Bewusstsein. Wäre sie auch nur ein paar Sekunden länger standhaft geblieben, so hätte sie das Rinnsal Blut aus den Trümmern wohl bemerken können. Sie hatte in der Tat Recht behalten.
 

Odi

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Man könnte meinen, dass es mittlerweile zur Angewohnt wurde, aber Odi lag abermals auf der Erde und versuchte, zunächst vergeblich, sich zu orientieren. Das Letzte, an was der Krieger sich erinnerte, war, dass er am Steuer der Nordwind stand und dieses riesige Monster mit deren angespitztem Bug aufgespießt hatte. Auch wusste er noch, dass das Schiff unter ihm zerbrochen und er in den Ozean gestürzt war. Warum lag der Bärtige nun aber wieder an Land und wo war er überhaupt? Zumindest die letztere Frage ließ sich mit einem Rundumblick sowie etwas Fantasie eigentlich relativ leicht beantworten. der Zimmermann befand sich am Hafen von Animapetrix. Nur war alles durch die Kämpfe derart verwüstet, dass man diesen gar nicht mehr wirklich erkennen konnte. Mühsam rappelte sich der Hüne auf und kam auf überraschend zittrigen Beinen zum Stehen. Als er dies bewerkstelligen konnte, wagte der Nordmann nochmals einen Blick über seine nähere Umgebung und erkannte, dass überall zwischen den Trümmern reglose, oder sich vor Schmerzen krümmende Körper lagen. Ein paar Dutzend Meter weiter, am Ende eines Piers, hatten die Rettungsboote der Nordwind angelegt und deren Besatzungen waren geschäftig dabei, den Verwundeten unter ihnen an Land zu helfen. Wie der Bjarnisunder erkennen konnte, war auch der rothaarige Captain inzwischen wieder auf den Beinen, wenngleich dieser sich bei seinem ersten Maat aufstützen musste. Offenbar war der Schlag des Bärtigen doch etwas einprägsamer als beabsichtigt gewesen. Gerade wollte der Grünäugige sich auf den Weg zu der Gruppe machen, da fiel ihm ein Körper, keine drei Meter entfernt lag eine ihm allzu bekannte Person.

„Wavami!“ rief Odi zu ihr rüber, aber sie rührte sich nicht. Mühsam schleppte er sich zu der Frau hin und ließ sich, da er sich nicht hinknien konnte, schwerfällig neben sie auf den Pflasterstein fallen. „Hey, Kleine! Mach keinen Scheiß! Wach auf!“ Plump haute der Hüne der Frau links und rechts gegen die Wangen, um diese aufzuwecken. Leider schien diese Taktik mal rein gar nicht aufzugehen, weshalb er sich in die Richtung wieder hochstemmte und zu den Schiffbrüchigen der Nordwind hin humpelte und rief: [Hey, ihr da! Kommt schnell her, ich brauch eure Hilfe!] Trotz des Akzentes, welchen der Bärtige bei Aufregung immer noch nicht unterdrücken konnte, schienen sie ihn zu hören und liefen sogleich auf seine Position zu. Allerdings schien etwas nicht zu stimmen. Einige von ihnen zogen ihre Gewehre, oder hoben welche von der Erde auf. Sogar der Rothaarige schien eine Pistole in der Hand zu haben. „Was geht da vor?“ dachte der Krieger, während er den bewaffneten Männern entgegenblickte und sich keinen Deut rührte. Kaum waren die Seeleute bei dem Bjarnisunder angelangt umkreisten sie ihn und richteten ihre Waffen auf ihn. Schließlich kamen auch der erste Maat, sowie Kapitän beim Getümmel an und traten in die Menge hinein, während Rotbart sagte: „Soso, hast Du Verräter es also auch überlebt. Umso besser. Jetzt kann ich dich persönlich dafür umlegen, dass Du mich niedergeschlagen und mein Schiff versenkt hast.“ Wut brannte in den Augen des Mannes, während er langsam den Frontlader nachlud.
 

Wavami

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Wasser. Überall. Oben, unten, vor und hinter ihr. Sie schwebte fast mühelos durch das kühle Nass, auch wenn sie sich sicher war, dass irgendetwas so nicht ganz richtig war. Vorher war es kühl, aber sicher nicht so angenehm gewesen. Das ließ Wavami misstrauisch werden und sie schwamm zur Oberfläche des Wasserkörpers, in dem sie sich befand. Sie musste einfach wissen, wo sie gerade war. Langsam ließ sie ihren Kopf halb über Wasser und drehte sich einmal im Kreis. Was sie sah, hätte sie so sicher nicht erwartet. Sie konnte sich selbst sehen! Aber es schien ihr alles andere als gut zu gehen, sie stand leicht gebückt und atmete schwer. Ihr gegenüber stand Blubber, dem es auch nicht viel besser zu gehen schien, als ihr selbst, auch er rang irgendwie nach Luft. Plötzlich liefen die beiden wieder aufeinander zu und dreschten auf sich ein, als hinge ihr Leben davon ab. Nun, im Grunde tat es das ja auch. Beide ächzten bei jedem Schlag vor Schmerzen auf, egal ob sie einsteckten oder austeilten, bald würde sicher einer von beiden nachgeben. Als Blubber erneut einen Schlag gegen die Fischfrau landete, schrien auf einmal beide Anwesenden auf, obwohl ihre wasserlaufende Doppelgängerin das nicht zu merken schien. Die andere jedoch spürte auf einmal einen stechenden Schmerz in der Magengegend und sah nach unten. Das Wasser um sie herum hatte sich in der Zeit, in der sie gewartet hatte, schon rot verfärbt und plötzlich fiel es ihr wieder ein. Sie war die Letzte gewesen die noch stand, Blubber hatte sie hart getroffen, aber sollte jetzt hoffentlich irgendwo in den Trümmern liegen. Kaum dass sie diesen Gedanken gefasst hatte, konnte sie auch schon sehen, wie Blubber im Meer versank, wie ein Stein. Ihre Doppelgängerin war mehr als verwirrt, aber dann wurde die Szenerie immer unschärfer vor Wavamis Augen, als auch sie anfing gegen ihren Willen wieder zu sinken.

Es war nun komplett dunkel um sie herum, nur einige Stimmen konnte die Fischmenschin vernehmen, als sie langsam realisierte, dass sie wohl auf dem Boden lag. Ihr Körper fühlte sich taub an, bis auf einige ihrer Wunden, die auch durch diese Taubheit schmerzten. Es brauchte ein paar Anläufe, aber schließlich war sie dann doch in der Lage langsam ihre Augen zu öffnen. Viel sah sie zunächst nicht und das auch nur verschwommen, aber direkt neben ihr stand ganz eindeutig jemand. "Jetzt kann ich dich persönlich dafür umlegen, dass Du mich niedergeschlagen und mein Schiff versenkt hast." Was zur...! Diese Aktion forderte zwar nun absolut alles an Kraft, die sie in dieser Verschnaufpause hatte ansammeln können, aber unter schmerzerfülltem Stöhnen richtete sie sich noch einmal so gut es ging auf, als sie das Geräusch einer Waffe vernahm. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Situation in gänze verstanden hatte, aber egal was los war, es war definitiv besser zu stehen. Aber doch, sie hatte zu ihrem Unmut leider halbwegs richtig geschlussfolgert. Neben ihr stand Odi, wovon sie zwar mehr als begeistert war, immerhin lebte er noch, aber sie waren leider absolut in der Unterzahl und obendrein verletzt. Von einem hatte Wavami heute definitiv genug: kämpfen und wegrennen.

"Ich...ich weiß zwar nicht genau, was Odi getan haben soll, dass er es in deinen Augen verdient hat umgebracht zu werden...aber hast du dich verdammt nochmal umgeguckt?! Der ganze Hafen ist ein einziges Schlachtfeld, ach vergiss es, die ganze Stadt ist verwüstet...und wird in diesem Moment wohl noch geplündert! Und soweit ich das mitbekommen hab, hat er hier", sie wies mit ihrem Kopf zu dem Nordmann, "uns allen...gehörig den Arsch gerettet...als er das Federvieh mit dem Schiff versenkt hat. Klar, schade um dein Schiff, ist schon klar...aber wir könnten auch alle auf dem Grund des Hafenbeckens liegen! Ich hab jedenfalls für heute wirklich genug davon, dass irgendwer grundlos versucht Odi umzubringen...ich flicke ihn ja doch wieder zusammen, davon kannst du ausgehen!" Sie richtete sich so weit wie irgendwie möglich auf und schlich ein paar Schritte auf den Kapitän zu. "Bist du wirklich der Meinung ein gehöriger Schlag ins Gesicht und ein versenktes Schiff schwerer wiegen als dein gerettetes Leben und das von einigen deiner Männer, dann nur zu...wenn du das Echo verträgst." Wavami grinste mit einer Mischung aus Schmerz und Selbstsicherheit, während sie sich ein Stück weiter in die wahrscheinliche Schussbahn stellte. Ihren Patienten gab sie so lange nicht auf, bis dieser vollkommen genesen war. Und wenn er meinte sich ständig neue Gefahren suchen zu wollen, dann war das wohl das, was sie als Ärztin zu tun hatte.
 

Odi

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Es war wirklich unfassbar. Da riskierte man sein Leben, um das dieser Menschen zu retten und dann wollten diese undankbaren Dreckskerle einem auch noch dafür ans Leder. Odi stand nur fassungslos da und konnte kein Wort hervorbringen. Glücklicherweise trat in diesem Moment Wavami zwischen ihn und die Seeleute, um genau das auszusprechen, was dem Hünen nicht über die Lippen wollte. Dennoch gab es da etwas, was dem Bärtigen mal so gar nicht passte. „Jetzt versucht dieses Fischweib mich auch noch auf diese Weise zu retten!? Wie viel Ehre will die mir eigentlich noch stehlen!?“ Wortlos schritt der Zimmermann einen Schritt näher an die Braunhaarige an und packte sie so vorsichtig wie mit derart großen Händen nur möglich bei den Schultern. Diese ließ sich das natürlich nicht gefallen und fing sogleich an, sich durch Strampeln zu befreien. Es kostete dem Krieger alle Kraft, welche er aufbringen konnte. Jedoch setzte er die Lady hinter sich auf den Boden und wandte sich mit den Worten: „Du hast mir schon oft genug das Leben gerettet.“ zu den Verrätern um, während die Fischfrau mit den Worten „Mach doch was Du willst, Sturkopf!“ fluchend davonstapfte. Es schien wirklich eine aussichtslose Situation zu sein. In seinem Zustand würde es selbst der stolze Bjarnisunder nicht schaffen, alle umzulegen. Dennoch verbot es ihm der besagte Stolz, sich geschlagen zu geben, oder gar um sein Leben zu betteln. Vergeblich tastete der Grünäugige nach seiner Streitaxt, nur um festzustellen, dass er diese scheinbar im Ozean verloren hatte. Bei der Holzfälleraxt sah dies ebenso schlecht aus. So stand der Braunhaarige also vor einem Dutzend schwerbewaffneter Kämpfer, schwerverletzt und unbewaffnet. Ein Grinsen zog sich über das verkrustete Gesicht des Zimmermannes, bevor ein Schuss das Meeresrauschen durchbrach.

Irritiert blickte Odi sich nach dem Ausgangspunkt des Schusses um. Denn es war nicht er, der tödlich getroffen zusammenbrach, sondern der ehemalige Captain, welcher bis dato noch seine Waffe auf ihn gerichtet hatte. Die Matrosen, welche ihre Waffen ebenfalls bislang auf den Hünen gerichtet hatten, stoben non auseinander und suchten nach Deckung, von der es aufgrund des vorangegangenen Kampfgeschehens mehr als genug gab. Nach einer Weile erschallte eine dem Zimmermann bekannte Stimme. Unmittelbar drehte der Krieger den Kopf zum Dach des angrenzenden Hauses und erblickte sowohl Erik, als auch Captain Murdock, welcher offenbar für Schuss und Ansage verantwortlich war. Breit grinsend blickte der Seemann auf den jüngeren seiner Zimmermänner herab und rief dann an die Matrosen gewandt: „Ich habe gehört, dass ihr neuerdings auf Jobsuche seid! Ich biete euch 50% mehr Lohn, als diese rothaarige Blutlache da unten!“ Zögernd kam zuerst einer, dann noch einer und schließlich auch alle restlichen Matrosen aus ihrer Deckung. Ihr ehemaliger Captain war ein bekannter Geizhals und jeder von ihnen hatte ihm mehr als einmal den Tod gewünscht.
 

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Die Marine kam schnell auf die Insel, da zwei Kriegsschiffe ganz in der Nähe waren, um eine Linie der Zerstörung und des Chaos' zuvorzukommen, die sich durch den South Blue bewegte, im ersten Moment hatten sie gedacht, es sei zu spät, doch wurden sie von Elmyra Hubbs schnell aufgeklärt, was wirklich hier passierte.
Zu dieser Zeit war es aber verdammt schlecht ein Pirat zu sein, denn die Marine verhaftete so schnell Leute, dass man glaubte, dass deren Schatten mehrere Sekunden brauchten, bis sie realisierten, dass sie gefälligst jetzt auch Handschellen anhaben sollten.
Gegenwehr wurde im wahrsten Sinne des Wortes niedergeknüppelt, jeder der nur halbwegs verdächtig war, sah sich ruckzugs in einem der Lagerhäuser am Hafen wieder, die als provisorische Gefängnisse dienten, bis dann eine Befragung durchgeführt werden konnte.
„Ah, das passt noch nicht ganz.“ Ein Marinematrose schaute in ein Lagerhaus, wo sich die Gefangenen tummelten. „Es ist nicht so richtig, etwas Entscheidendes fehlt... Ah, ich weiß!“ Er ging schnell zu der Schlange an Verwundeten, die Sofortmaßnahmen bekamen. „Der da!“ Er suchte sich den einzigen Fischmenschen aus, der hier zugegen war, noch kaum bei Bewusstsein, und führte ihn in das Lagerhaus und schloss es dann ab: „Puh, da hätten wir beinahe die Quote nicht erfüllt.“
 
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