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Das Präludium von Lohen

Akataja

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„Das Meer.“ Sagte der Mann als er gerade die Planke des Schiffes herunter kam. Er sprach mit niemanden, der vor ihm stand, eigentlich, sprach er überhaupt zu niemanden. Trotzdem bekam er eine Antwort von dem jungen Matrosen hinter sich „Wie bidde?“ eher Verwundert als wirklich interessiert. Der Mann mit dem Seesack drehte sich auf der Planke um, sein Blick schien an dem alten kaputten Schiff und dem Matrosen vorbei zugehen, raus aufs Meer. „Eine Gute Geschichte, sollte immer mit dem Meer beginnen.“ Er lächelte fröhlich und ein auffälliges Lächeln, wegen der Narbe, die vom Mundwinkel aus nach unten verlief. Danach drehte der Mann sich wieder um und setzte seit Monaten das erste Mal wieder einen Fuß aufs Land.
Der Hafen von Sankt Karin war schäbig und heruntergekommen, Ratten liefen über die Wege und Müll lag auf den Straßen und schwamm im Hafenbecken. Die Männer am Hafen waren betrunken, einige sangen, viele tanzten und schwankten ein wenig, alle waren betrunken. Und dennoch waren sie hier am Meer. Das Meerwasser war, zumindest für den schwarzhaarigen Mann der gerade das Schiff verlassen hatte, immer noch wunderschön. Er hörte den Klang der Wellen, dieses friedliche Rauschen und die Rufe der Möwen, als wollten sie sagen „Bis zum nächsten mal.“
Auch wenn die Luft in Sankt Karin schon seit Jahren nach Müll, Ausscheidungen aller Art und Blut roch, am Hafen roch es eigentlich überall gleich. Der Geruch von Salzwasser, egal wo dieser Seemann war, solang er diesen Geruch wahrnehmen konnte, fühlte er sich wie zuhause. Auch die steife kalte Briese im Gesicht und die derbe Seemannsprache vom Bord des Schiffes gehörten für ihn dazu.
Wenn er aufs Meer hinaus sah erblickte er die Sonne, die langsam auf einem fast wolkenfreien Himmel ihre Bahn zog. In einer oder zwei Stunden würde schon Sonnenuntergang sein, bis dahin wollte er diese Stadt hinter sich gelassen haben.
„Hey Moan“ rief der selbe Matrose wie eben hinunter „Ich weiß nich wiesau du nich bis zum Marrine Hafn mitfahn wills, abba du solldest ech machn das du hier wech komms… is nich mehr sicha hier.“ „Keine Sorge, ich komme klar.“ Antworte der Mann, immer noch gut gelaunt mit fröhlicher Stimme. Er klopfte an seine Hüfte, wo ein Schwert hing, ein einfaches Schwert, wie es von der Marine genutzt wird und vielen Anfängern im Schwertkampf. Dann hob er seinen Seesack auf und schulterte ihn „Und der restlische Krom hier? Soll der wech komm?“ „Wie abgemacht einfach an Oberleutnant Siseneg von der Marine übergeben… und geben sie mir besonders Acht auf die Große Kiste.“ Der Matrose winkte ab und ging zurück aufs Schiff.
Der Mann, hinter dem nun die Planke hochgezogen wurde kramte aus seinem Seesack eine schwarze Stoffmütze. Irgendwie schaffte er es sein stacheliges weit ausuferndes Haar darunter zu kriegen und sie bis über die Ohren zu ziehen. Er muss um die 30 gewesen sein, vielleicht 1,80m groß und hatte ein kerniges, aber irgendwie auch weiches Gesicht, das perfekt rasiert war. Er trug große stabile schwarze Hosen aus Leinen mit einem sehr breiten Ledergürtel und Hosenträgern und dazu noch einen dunkelblauen Pullover mit kurzen Ärmeln.
Mit dem geschulterten Seesack ging er dann los, er pfiff fröhlich, eine Fröhlichkeit die zur Zeit nicht ins Land passte.

Der Hafen von Sankt Karin sah so aus, wie sich wohl das ganze Land fühlte, dreckig und unbeachtet. Es war kein Geheimnis das zu dieser Zeit die Menschen unter den, teils sehr sinnlosen, Gesetzen und Steuern des Königs litten. Überall formten sich kleinere und größere Wiederstandgruppen. Die größte und bekannteste waren natürlich die "grünen Masken".
Sankt Karin wurde zu diesem Zeitpunkt aber von einer anderen Gruppe als Versteck genutzt, die sogenannten "Lederköpfe". Ein paar wenige Männer die früher eine der kleinen Siedlungen bewohnten, eine Siedlung die im Namen des Königs von einem Mann Namens Sterling niedergebrannt wurde um eine Warnung zu setzen „Wer nicht spurt, muss leiden.“
Die Bewohner der Siedlung waren mit ihren Steuern im Verzug. Es waren nicht viele Menschen, darum konnte der König wohl auf sie verzichten.
Der darauf folgende Winter kostete fast allen Frauen und Kindern der ehemaligen Siedlung das Leben. Die Männer die ihre Gesichter nun mit Ledermasken versteckten waren nur noch auf eins aus: Rache. Jeder der nicht für sie war, war gegen sie.
Drei von ihnen waren an diesem Tag auch in Sankt Karin, einer hatte ein großes „X“ als Naht vorne auf seiner Maske. Mr. X und die anderen saßen am Hafen, nicht unweit von dem Schiff, von dem gerade der Mann mit dem Seesack und der kleinen Narbe am Mundwinkel stieg. „Das Schiff hat also Ladung für die Marine?“ fragte einer der anderen beiden Lederköpfe „bestimmt… für diesen verdammten Sterling.“ „Ja bestimmt.“ „Bestimmt Waffen.“ „Ja bestimmt.“ „bestimmt ne Geheimwaffe… gegen uns!“ „ja bestimmt!“ Mr. X hob kurz die Hand und die beiden wurden ruhig „fragen wir doch einfach.“ Dabei deutete er auf den Matrosen, der gerade ein fröhliches Lied auf den Lippen hatte.

Die Melodie die er pfiff kannte er von einer Platte, die sein Onkel ihm damals geschenkt hatte. Den Text konnte er sich nie merken, aber die Melodie war gut. So gut wie es dieses Land mal gewesen sein muss, darüber dachte er in letzter Zeit sehr häufig nach. Nun, wenn er den Geruch und den Anblick dieser Stadt erst mal hinter sich lässt, würde es ihn gleich viel besser gehen. Dann sah er aber etwas, das ihn mit dem Pfeifen inne halten ließ. Da stand tatsächlich ein Mädchen mit einer Katze am Hafenbecken.
Sie sah nicht aus wie die wenigen anderen Frauen hier, sie trug kein weites altes Kleid, das nur wenig Fantasie erlaubte. Sie trug auch nicht kiloweise Make Up und vor allem war ihr Blick aufs Meer gerichtet. Der Matrose betrachtete sie etwas genauer, weinte sie etwa? Sie weinte und sah zum Meer hinaus, am Horizont verschwand gerade ein Schiff, ein großes Schiff, sah sie ihm hinterher? Der Anblick gefiel diesem Matrosen sehr, denn er war um einiges angenehmer als alles andere, was man sonst an diesem Hafen sah. Er konnte gar nicht anders und zudem hatte er Zeit. Er wollte diesem Mädchen dafür danken, dass sie sein Heimkommen etwas angenehmer gemacht hatte. Zudem war es hier gefährlich und schon aus Gewohnheit sollte er sichergehen, dass der bald kommende Sonnenuntergang hier in Lohen nicht auch der letzte dieses Mädchens werden würde.
Also ging er zu ihr. Er war leise, weil er es gewohnt war leise zu sein, weil er es gewohnt war das man ihn nicht hören durfte. Selbst die Katze bei diesem Mädchen bemerkte ihn erst als er nur noch zwei Schritte entfernt war, vermutlich waren die beiden im Moment eh zu sehr abgelenkt. „Machen sie sich keine Sorgen um sie“ sprach der Matrose „Gute Geschichten beginnen immer mit dem Meer… und nur die besten enden auch damit.“ Sie drehte sich zu ihm um, auch wenn sie erschrocken gewesen sein sollte, so hatte sein fröhlicher Gesichtsausdruck etwas stark beruhigendes an sich „das klingt vielleicht etwas merkwürdig, und ich würde verstehen wenn es sie verwirrt und sie lieber gehen würden, aber lassen sie sich bitte zum Dank von mir auf ein Getränk ihrer Wahl einladen? Ich erkläre ihnen dann den Rest… oh! Ach ja… der Name ist übrigen Legna Kassberg.“
 
E

Emilia Black

Guest
Als sie den ersten Fuß auf festes Land setzte war ich bereits klar, dass sie zumindest ein Stück weit bereuen würde, was sie gerade tat. Die lebendige See verschwand und an ihre Stelle traten leblose Holzplanken und nach und nach kahle Erde. Leblos und voller Menschen, um die sich Emilia zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht kümmerte. Es war kein langer Abschied gewesen. Kurz und schmerzlos hatte sie Mutter und Vater noch einmal Lebwohl gesagt und dann ihren Bruder in die Arme genommen. Fast so, als wär sie es, die ihn um mehr als einen Kopf überragte. Aber sie tat es nicht und spätestens jetzt wurde ihr bewusst, wie klein sie in Wirklichkeit war. Sie fühlte sich schrecklich allein und versuchte den Kloß in ihrem Hals hinunter zu schlucken. Aber es gelang ihr nicht. Stattdessen schauderte sie, hielt Lya fest an sich gedrückt und zerquetschte die Katze dabei beinahe und begann bitterlich zu weinen. Die Tränen schienen kein Ende nehmen zu wollen und gerade als ihre Knie anfingen zu zittern, verschwand das Schiff auf dem sie aufgewachsen war am Horizont. Jetzt erst realisierte sie, was um sie herum geschah. Vor ihr schwamm eine dunkle Suppe, die sich Meerwasser nannte und voller Müll und Exkrementen war, die Emilia sich lieber nicht allzu genau ansehen wollte. Es kostete sie eine Menge Überwindung, doch dann drehte sie dem Meer den Rücken zu. Nach und nach wurde sie sich ihrer Übelkeit bewusst. Hervorgerufen durch das Fehlen der schwankenden See und durch die Massen an Menschen, die um sie herum wuselten. Als ihr eine Ratte über den Fuß lief zuckte sie zusammen und sprang auf Seite. Genau im gleichen Moment wurde sie angesprochen. Völlig verwirrt und reizüberflutet sah sie den Mann an, der auf sie einredete.

„Machen sie sich keine Sorgen um sie“, hörte sie ihn sagen. Wenn er wüsste. Es ging doch garnicht um ihre Familie. Die hatten genug Kanonen an Deck um eine ganze Handelsflotte auszulöschen. Sie hatte Schiss. Ja. Aber mehr um sich selbst. Aus irgendeinem Grund verlangsamte sich jedoch ihr Herzrasen, das sie zuvor kaum bemerkt hatte, als sie den Fremden länger betrachtete. Seine freundliche Ausstrahlung hatte etwas Beruhigendes und ließ sie wieder durchatmen. Der Gestank von faulen Eiern raubte ihr zwar fast wieder den Atem, aber sie beruhigte sich allmählich. Beinahe überhörte sie die Einladung auf einen Drink, doch dann nickte sie hastig. Sie wollte nur noch weg von hier. Und vielleicht kannte dieser Mann sich hier ja wenigstens aus? Als er seinen Namen nannte starrte Emilia ihn immer noch an und allmählich wurde sie sich dessen auch bewusst. Hastig schüttelte sie den Kopf und setzte ein ehrliches Lächeln auf, das einem den Atem rauben konnte, weil es schlicht und ergreifend bezaubernd herzlich war. Sie streckte eine ihrer zierlichen Hände aus und atmete erneut tief durch. "Emilia Black", entgegnete sie auf seine Vorstellung und schüttelte förmlich seine Hand. "Einen Drink... ja. Aber nichts alkoholisches Bitte", verlegen zupfte sie an ihren Haaren herum und lächelte schief. Letztendlich war sie eben doch ein Kind, das eine Erwachsene zu spielen versuchte, aber irgendwie auch auf dem besten Weg war eine zu werden. Auf Umwegen jedenfalls. "Netter Kerl", hörte sie plötzlich eine Stimme und lächelnd sah sie auf das Kätzchen in ihrem Händen hinab. "Wo du Recht hast", antwortete sie in Gedanken und wandte sich hastig wieder ihrem Gesprächspartner zu.

Emilia wurde plötzlich klar, dass sie nicht in diese Stadt passte. Sie sah Frauen in weiten Gewändern, einige trugen mehr Kleidung am Leib als sie überhaupt in ihrem Koffer dabei hatte, den sie hinter sich her zog, und Männer die sie misstrauisch betrachteten. Allgemein schien in dieser Stadt eine Frohnatur wie Emily nicht Willkommen zu sein. Im Gegenteil. Es war als wäre diese Stadt ein Magnet, der sie abzustoßen versuchte. Emilias hautenger Kleidungsstil passte genauso wenig ins Bild wie die kurzen, fransigen Haare. Ihre Bluejeans passten noch viel weniger - besser hätte sie einen Rock getragen, der über den Boden streifte. Wo war sie nur hier gelandet. Wieder spürte sie ihr Herzrasen, als ein großer Mob Menschen an ihr vorbei ging. "Können wir...", sie wurde angerempelt und unterbrochen. "Können wir irgendwohin... wo weniger Menschen sind?", fragte sie hastig und ihre Augen huschten unruhig umher. Es war unverkennbar, dass ihr die vielen Menschen gründliche Angst einjagten.
 

Akataja

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Emillia wusste es nicht, aber sie hatte noch Glück. Diese Stadt war in der Nacht anders, denn sobald das Licht der Sonne verschwand, zeigte sich das wahre Lebe in Sankt Karin. Die Frauen, die dafür sorgten das ein einsamer Mann sich schnell geliebt fühlen konnte für nur ein paar wenige Berry, waren jetzt noch in den Wirtshäusern. Diese Wirtshäuser umging Legna lieber mit dem Mädchen, waren keine Orte für Kinder und auch keine Orte für ihn. Ganz eindeutig war das Mädchen nicht an so viele Menschen gewöhnt, sie wirkte generell verwirrt und etwas über den Haufen geworfen, aber vor allem, ohne echten Plan, ziellos.
Sie wäre eine wahre Freude für Banditen gewesen, vielleicht wäre sie dann früher oder später auch in einem dieser Wirtshäuser gelandet, auf der falschen Seite des Tresens und dazu auch noch gegen ihren Willen. Den Gedanken schüttelte Legna lieber wieder von sich ab „Du und dein Kätzchen seid zum ersten Mal fort von Zuhause, hm? Ging mir damals auch so… vor…“ er musste schätzen und nachdenken „vor sehr langer Zeit… uff, ich bin alt... als ich das erste Mal auf eigenen Füßen stand hab ich mir immer wieder die selbe Frage gestellt“ er ließ eine kleine Pause „war das wirklich eine gute Idee?“ er lachte auf, ein lautes fröhliches Lachen „frag ich mich heute manchmal immer noch.“
Legna konnte sehen das Emillia gerne in ein Wirtshaus gegangen wäre, weg von der Straße wo weniger Menschen waren, aber Legna konnte das nicht verantworten „in… den meisten der Wirtshäuser hier sind… ehm… keine Haustiere erlaubt, ja genau.“ Er konnte nie sehr gut lügen „aber weiter die Straße hoch lebt eine alte Bekannte.“ Legna wollte dort eigentlich nicht hin, er fühlte sich irgendwie beobachtet und verfolgt, aber vielleicht war das auch nur reine Paranoia und zudem hatte er ja noch Zeit, sein Urlaub ging eigentlich noch zwei Tage. Er hatte diese Frau lange nicht mehr besucht, das lag zurück in einer anderen Zeit, eine bessere Zeit, ein besseres Land.
Als sie noch nicht hier lebte war sie eine Nachbarin und als er noch als kleiner Junge mit seinem Bruder Aka, naja eher Blutbruder, über die Wiesen lief steckte sie den beiden immer mal wieder etwas zum Naschen zu und hatte auch immer eine warme Schockolade zum trinken für die beiden.
Er schüttelte seinen Kopf um von der Zeit vor Sterling und der Marine wieder in diese Zeit zu kommen, die Zeit mit Emillia „da kannst du dich erst mal aufwärmen, ich mache uns einen Tee…. Oder magst du lieber heiße Milch mit Honig? Oh? Oder einen Kaffe?“ er warf einen gespielt skeptischen Blick zu Emillia „… wenn du willst kannst du da auch übernachten.“ Eine kurze peinliche Stille „und ich verspreche dir: keine komischen Sachen! Du kriegst das Sofa und einen eigenen kleinen Raum!“ er hob zwei Finger an die Stirn „altes Seemanns versprechen.“ Dabei verzog er sein Gesicht zu einer Miene, die eigentlich pompös und wichtig erscheinen sollte, aber eigentlich nur lächerlich und zum Lachen war.

„Schnappen wir sie uns?“ die drei Lederköpfe vielen unter den Menschen nicht auf, zu viele Menschen „jetzt gleich?“ Aber Mr. X schüttelte den Kopf „sie bleiben über Nacht hier… Dummnuss?“ einer der beiden anderen trat vor „ihr beide folgt ihnen, sie werden einen Platz zum Schlafen suchen… und sie werden schlafen… dann schlagt ihr zu, aber nicht zu hart, ich habe Fragen an sie... zumindest an den Mann.“ „und was machst du?“ „ja, und du?“ „ich kümmere mich um dieses Schiff… und seine Ladung.“
 
B

Beubo

Guest
Das Marineschiff war in seiner Ausstattung und Bewaffnung zwar keinem anderen seiner Art auf auch nur irgend eine Weise unterlegen, doch der Ledermaskenmann hatte dennoch keine sonderlich großen Probleme damit gehabt, sich an Bord zu schleichen. Es war ja nun auch nicht etwa so, als würde er sich zum ersten Mal auf ein vor Anker liegendes Schiff stehlen... Die akkuraten Methoden der Marine machten es dem ungebetenen Gast auch dieses Mal wieder sehr leicht, sich an allen Matrosen und Aufpassern vorbeizumogeln. Der maskierte Mann seufzte innerlich, betrübt ob der an Einfallslosigkeit grenzenden Routine, mit der die Marine ihre Leute auszubilden schien - jedes gottverdammte Kriegsschiff hatte immer genau gleich viele gottverdammte Wachen an den selben gottverdammten Orten positioniert, was es widerum beinahe peinlich einfach machte, diese zu umgehen und unentdeckt an Bord herumschleichen zu können...
Mr. X achtete also genau darauf, nicht in den Hör- oder gar Sichtradius der Matrosen zu geraten und stahl sich schnurstracks in Richtung Frachtraum. Hier vermutete er den Grund für das plötzliche Anlegen eines weiteren Marineschiffes auf Lohen herausfinden zu können. Und dessen war sich der maskierte Anführer schon beinahe einhundertprozentig sicher: Es konnte sich bei der Fracht eigentlich nur um noch mehr Kriegsausrüstung für den König handeln! Bei dem Gedanken an Lohens Herrscher knirschte der maskierte Eindringling hart mit den Backenzähnen. Manchmal wusste er wirklich nicht mehr, wen er mehr dafür verabscheute, was aus dem Land geworden war - Quentin oder Sterling.
"Und das ist alles für den Kapitän, meinst du?" Die Worte eines Marinesoldaten, der sich eindeutig im Frachtraum aufhielt, rissen Mr. X aus seinen Hassgedanken und erschreckten ihn gleichermaßen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich noch jemand im eigentlichen Stauraum befinden würde. Und allen Anschein nach mussten es sogar zwei oder vielleicht sogar mehrere sein, denn der Marineangehörige unterhielt sich mit jemanden: "Junge, ich habe ja schon viel davon gehört, aber ich dachte nicht, dass da wirklich was dran sein würde. Aber ich hätte mir ja auch gleich denken können, dass die im Äitch Kjiu keine Lügenmärchen erzählen." Mr X traute sich näher heran und ging gut versteckt in Deckung. Was auch immer die Soldaten besprachen, bzw. worüber sie sprachen schien ganz außergewöhnlich zu sein. "Ja Mann, was denkst du denn. Sterling ist ein ... Freak. Er sammelt diese Teile nicht nur, ich habe gehört, er lässt sie sogar extra für sich bauen. Und der Hammer: Ein Freund von mir schwört, dass der Kapitän auch mit diesen Dingern umgehen kann. Ich meine, sie benutzen, richtig echt und im Kampf und so!" Der Soldat klang trotz seiner eigenen Worte noch immer ungläubig und daher riskierte ihr maskierter heimlicher Zuhörer einen vorsichtigen Blick auf die mysteriösen Dinge, welche offenkundig für Sterling, dem Chef der Marinebasis Lohens bestimmt waren. Und wie es sich der Maskenspion gedacht hatte, türmten, lagerten und hangen dort unzählige Säbel, Speere, Schwerter, Messer Haken und noch aller Hand weitere Hieb- und Stichwaffen, welche Mister Iks so überhaupt noch nie in seinem Leben gesehen hatte! Erstaunt und beunruhig zugleich musterte der unbemerkte Zuhörer noch ein kleines Bisschen die Merkwürdigkeiten, bis er schließlich für sich beschloss, dass es wohl aller höchste Zeit wurde, sich um das Schiff und somit dessen Ladung zu „kümmern“. Somit drehte er sich langsam auf den Fußballen um die eigene Achse und geschickt wie er nun einmal war, verursachte er dabei nicht einmal auch nur das kleinste Geräusch - doch plötzlich geriet einer der Matrosen lautstark in hellste Aufregung: „Das darf ja wohl nicht war sein! Haltet ihn fest!?“
Um ein Haar wäre Mr. X glatt aufgesprungen und hätte sein Versteck aufgegeben, um seinen Verfolgern einen Kampf zu liefern, doch es dauerte nur eine Sekunde und er registrierte, dass die Soldaten ihn überhaupt nicht bemerkt hatten. Stattdessen lagen nun drei von ihnen verkrampft auf dem Boden - jeder von ihnen hatte sich zu Boden geworfen, um ein merkwürdiges Behältnis aufzufangen. Der beinahe menschenkopfgroße Behälter schaukelte nun in der Handfläche eines der Matrosen. „Leute“, schnaubte dieser, als hätte er den Schock seines Lebens hinter sich gelassen, „Wenn hier auch nur eine Sache kaputt geht, dann reißt uns der Käpt‘n persönlich den Arsch auf!“ Seine Freunde nickten in einem stummen Chor. „Ich habe keine Ahnung, was das nun wieder für eine Absonderlichkeit ist, aber der Behälter gehört zu Sterlings Fracht, also müssen wir verdammt noch mal vorsichtig damit sein …. Schaut jedenfalls nicht wie eine dieser anderen Waffen aus?“ Die Gruppe musterte den gläsernen Zylinder ehrfürchtig - die klebrige, schwarze Flüssigkeit darin schwabble unregelmäßig hin und her.
„Schon komisch, das Ding hat gar kein Loch? Keine Öffnung.“
„Stimmt. Wie hat man denn das Zeug da überhaupt rein gekriegt? Sehr seltsam.“
Der Maskenmann hatte genug gesehen. Auch er konnte sich zwar auf die Schnelle keinen weiteren Reim darauf machen, was das für ein seltsamer Kolben war und wie wer warum auch immer schwarzen Glibber hineingefüllt hatte… doch was er wusste, war, dass all‘ dieses Zeug für Sterling bestimmt ist und das alleine war schon Grund genug, den Kahn hier ganz schnell zu versenken…
 

Akataja

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Wenn man eine lange Zeit seines Lebens auf dem Meer verbracht hat passiert es schnell dass man sich auf dem Land nicht mehr richtig wohl fühlt. So ging es Legna in dieser Nacht auch. Er lag auf dem Sofa seiner Bekannten und das Mädchen, das er im Hafen aufgegabelt hat, schlief mit ihrem Kätzchen im Gästezimmer. Legna konnte nicht schlafen, er rollte sich nur immer wieder auf einer Seite zur anderen, ohne den Wellengang, auf einem Schiff, fiel es ihm meistens schwer, einzuschlafen. In der ersten Nacht, an Land, war es immer am schlimmsten für ihn. Nach zwei Stunden stand er dann lieber auf. Da er immer noch seine Kleidung trug konnte er gleich vor die Tür gehen. Er atmete tief ein und aus und genoss die kalte klare Nachtluft. Mit seinem Seesack neben sich lehnte er an der Hauswand, zumindest der Himmel sah überall gleich aus, zumindest überall wo er bisher war.
„Hey, du bist ja immer noch wach, geh sofort wieder rein und leg dich hin!“ Konnte er plötzlich von links hören, wo gerade zwei Gestalten mit Ledermasken versuchten durch das Fenster ins Haus ein zu steigen. „Halt den Mund! Wenn er schon hier draußen ist, können wir ihn uns doch viel besser schnappen.“ Die beiden nickten sich zu und liefen dann auf Legna zu. „Ihr… solltet das nicht tun.“ War Legnas einziger Kommentar dazu. Sie legten es einfach darauf an, plump und gewaltsam wollten sie sich auf ihn stürzen. Dem ersten rammte Legna einfach seine Faust in den Magen, sein schlag war hart genug um den Lederkopf gleich auf den Boden zu schicken. Den zweiten packte Legna am Armt, schwang ihn herum und drückte ihn wuchtig gegen die Hauswand, dabei drückte er seinen Ellenbogen gegen das Kinn des Lederkopfes „so… und jetzt erzähl mal, was ist hier los?“ „Sag ihm nichts!“ kam es von dem Lederkopf am Boden „Der Boss wird wütend wenn wir ihm davon erzählen das er das Schiff von diesem Typen abfangen will!“ „Hey! Erzähl ihm das nicht du Trottel! Da kannst du ihm ja gleich von der Klippe nördlich von Sankt Marin erzählen, von der aus man locker aufs Schiff gelangt!“ Legna musste da leicht schmunzeln, aber er hatte nicht viel Zeit. Er schleuderte den einen Lederkopf dann auf den anderen und lief dann zum Stall, aus dem er sich ein Pferd holte. Als er hinaus reiten wollte kam seine Bekannte aus dem Haus „was ist hier los Legna?“ „Fessel die beiden Typen da und dann schnapp dir eine Teleschnecke und ruf in der Marinebasis an. Verlange Oberleutnant Siseneg und sag ihm, dass das Schiff mit der Ladung für Kapitän Sterling in Gefahr ist... und er soll ein Paar von den Jungs aus dem Lager Aquarium hierher schicken, die die beiden Ledertypen hier abholen sollen.“ Dann hielt er kurz inne, er verlangte ja viel von dieser Frau, die immenroch ganz verschlafen und gleichzeitig aufgeregt war „tut mir leid, das ich schon wieder abhaue… so schnell kann einem der Urlaub gestrichen werden.“ „und was ist mit dem Mädchen?“ „Am besten du bringst sie morgen früh runter nach Ringelblumenstadt. Die Fahrt dauert ein paar Tage, dann bist du auch nicht hier wenn die Marine ihre Untersuchung anstellt. Das Mädchen sollte nicht darunter leiden, dass irgendjemand meint Mist zu bauen… aber lass sie ruhig ausschlafen.“ Dann ritt er so schnell es ging zu dieser Klippe, mit etwas Glück konnte er das Schiff noch erreichen bevor etwas mit der Ladung passiert.
 
B

Beubo

Guest
Die dunkle Tat war dann schließlich schneller vorbereitet, als es sich Mr. X vorgestellt hatte. Vermutlich stachelte ihn das Wissen um all diese neuen Kriegsmaschienen und -Waffen für den finsteren Kapitän Sterling noch viel mehr an, als es die Gesamtsituation eh schon tat... Die kleinen Sprengladungen, welche das Mitglied einer der größten und best organisiertesten Widerstandsbewegungen Lohens, wenn nicht sogar DER Rebellengruppe des Reichs, angebracht hatte, waren kaum der Rede wehrt: Die selbst gebastelten Detonierer erinnerten von ihrer Wirkung eher an übergroße Feuerwerkskörper, als wirkliche Granaten. Wenn man sie jedoch an den richtigen Stellen platzierte und, zum Beispiel, mit dem Schießpulver eines Marinefrachtschiffes verstärkte... nun, die Wirkung reichte auf jeden Fall aus, um selbiges zu versenken! Kein Schiff hält sich lange über Wasser, wenn sein Rumpf voll Wasser läuft. Der Saboteur beeilte sich damit, die Zündschnur abzuwickeln und die wichtigsten Drähte zu klemmen. Irgendwie hatte er es im Gefühl, dass er sich bei diesem Job einfach keine Zeit lassen durfte.
Auf dem Weg nach draußen musste Mr. Iks dann doch noch einmal handgreiflich werden und einen Marinesoldaten außer Gefecht setzen. Zum Glück handelte es sich um einen relativ ungeübten Soldaten, also kaum der Rede wehrt. Als Mister X den besiegten Jungen verknebelte, musste er mit einem unangenehmen Bauchgefühl daran denken, wie untrainiert seine Mitstreiter im Grunde ebenfalls waren. Im Vergleich zu den königlichen Truppen waren die Lederköpfe eben doch nur widerspenstige Amateure… agressiv und entschlossen, ja, aber auch nicht mehr oder weniger. Der Saboteur seufzte und machte sich daran, die Lunte zu zünden.
BA-DA-BUMM!
Jetzt gingen die Sprengladungen hoch und das angelegte Schwarzpulver schien gut dosiert gewesen zu sein! Jetzt musste er nur noch verschwinden und ein weiterer kleiner Sieg für die Gerechtigkeit konnte verzeichnet werden…

Legna Kassberg schüttelte seufzend den Kopf, während er einigen Marinesoldaten dabei zusah, wie sie in das dreckige Hafenwasser tauchten, um zu retten… nun, was eben noch zu retten war.
Vom Täter war keine Spur mehr.
Der Leutnant nahm sich bei dieser Gelegenheit das Privileg heraus, nicht in das verseuchte Abwasser Sankt Karins eintauchen zu müssen, eben weil Legna ein Leutnant war. „Keine Sorge Jungs, ich lege beim Kapitän ein gutes Wort für euch ein, ihr konntet ja nichts weiter dafür.“ Mit gerunzelter Stirn und ein ums andere Mal enttäuscht drein blickend begutachtete Kassberg das bereit geborgene Waffengut und musste sich leider eingestehen, dass die grünen Masken es dieses Mal echt zu weit getrieben hatten. Bisher hatten sie sich „lediglich“ auf königlichen Besitz gestürzt, aber die Fracht des versenkten Schiffes war Marineeigentum gewesen. Und ganz abgesehen davon auch noch Privatbesitz Kapitän Sterlings. Der Käpt‘n wird sich jetzt sicherlich persönlich angegriffen fühlen und wirklich ernst machen, was den Kampf gegen den heimischen Widerstand angeht. Und so wie Legner seinen Chef kannte, würde das nicht sehr schön werden… „Leutnant? Verzeihen Sie, soll ich diese hier in das Protokoll aufnehmen? Als gesichert meine ich?“, fragte ein Marineangehöriger, der mit einem Stift und einem Klemmbrett bewaffnet war höflich an. „Nein, nein. Schon in Ordnung. Ich werde das für den kapitän selbst verwahren. Ich bin mir sicher, er würde das so am ehesten gut heißen.“, bedankte sich Legner und polierte den ominösen Glaskolben mit einem seiner Ärmel demonstrativ energisch, „Ich bin hier ja eh überflüssig und schließlich muss ich ja auch noch zu was gut sein.“ Die beiden Männer lachten und einigten sich schließlich auf Legners Vorschlag… Insgeheim wunderte sich der Marine Leutnant jedoch sehr, dass Sterling die gläserne Kugel einfach so von der Grandline hier her geschickt bekommen hatte. Er wusste natürlich ganz genau worum es sich dabei handelte und dass ihr glibberiger Inhalt unter anderem als Waffe bekannt war. Aber dennoch meinte Legner, dass es unverantwortlich gewesen sei, das Ding mit normaler Fracht zu verschicken. „Vielleicht zur Tarnung. Ein Glück, dass du nicht abgesoffen bist, das wäre doch echt schade gewesen, bei all der Mühe die es brauchte, dich hier her zu schaffen.“, erklärte der Leutnant und schüttelte dabei sacht das Behältnis, sodass die schwarze Flüssigkeit darin still hin und her schwabble. „So viel also zu meinem Urlaub.“




 
 
 
 
Das alles ereignete sich ungefähr zu der Zeit, in welcher Beubo und seine Freunde Richter Frollo in Noträdamm auf der Nase herum tanzten. Im Vergleich zu den Spannungen und Ereignissen, die Lohen jedoch in Zukunft noch erschüttern sollten, sollte dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen sein!
 
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