M
Mr. Smith
Guest
Charakterdatenblatt
Persönliche Daten
Name: Smith
Vorname: John Howard Dorian Roderick
Spitzname: Rod
Geburtstag: 20.06.
Alter: 21 Jahre
Größe: 187 cm
Gewicht: 72 kg
Augenfarbe: Goldgelb
Haarfarbe: Schwarz
Aussehen:
Rod hat einen gewöhnlichen, jedoch recht drahtigen Körperbau, der sich wohl proportioniert und recht attraktiv in das Gesamtbild fügt. Seine goldgelben Augen heben sich deutlich von der leicht gebräunten Haut und den etwa schulterlangen, schwarzen Haaren ab, die zuweilen einen etwas fransigen Eindruck machen. Ebenso zieren sein Gesicht wie beabsichtigt stehen gelassene Bartstoppeln, die ihm einen verwegenen und markanten Zug verleihen. Auf Oberkörper, Rücken und Oberarmen prangen rote und schwarze Tätowierungen, die teilweise aussehen, als lägen Muskelfasern und Knochen an einigen Stellen offen zu Tage.
Blutgruppe: 0 -
Besondere Merkmale:
Roderick trägt rote Tätowierungen auf dem Oberkörper und seinen Oberarmen, die beinahe wie Verletzungen aussehen, wenn man mal davon absieht, dass sie fast symmetrisch sind. Sie sollen aussehen wie die Muskelstränge, die unter der Haut liegen. Auf dem Rücken trägt Roderick eine schwarze Tätowierung, die ebenfalls aussieht, als würde die Haut an dieser Stelle fehlen. Sie zeigt ein metallenes Knochengerüst.
Er hatte sich tätowieren lassen, um sich noch weiter von seiner prüden und prunkvollen Vergangenheit abzuheben. Sie drücken für ihn eine Art Freiheit aus, die ihm sagt, dass er tun und lassen kann, was er will.
Kleidung:
Auf den ersten Blick macht seine Kleidung den Eindruck, sie müsse sehr teuer sein. Auf den zweiten jedoch erwecken zerschlissene Schnürstiefel, eine abgeschürfte, wildlederne, schwarze Hose und ein schwarzer, ärmelloser Gehrock in ähnlich desolatem Zustand höchstens den Eindruck, sie müssten einmal sehr teuer gewesen sein.
Wenn Rod der Meinung ist, er müsse ordentlich auftreten, gesellt sich ein völlig zerknittertes, weißes Hemd zu dem ansonsten über dem nackten Oberkörper getragenen Gehrock. Auch ein Gürtel mit einer angelaufenen Silberschnalle befindet sich in seinem Besitz.
Herkunft und Familie
Verwandte
Vater:
Lord Marcus John Howard William Smith, oder kurz William, ist ein unverbesserlicher Snob und Aristokrat. Letzteres ist er nicht einmal wirklich. Irgendwann einmal haben die Vorfahren seiner Familie einen Adelstitel gekauft, was William jedoch nicht davon abhält die Familientraditionen des gelogenen Adelsgeschlechts fortzuführen. Das einzige, was die Familie Smith von Anfang an gewesen war, ist unverschämt reich. Seine Beziehung zu Roderick war eher distanziert und mit der Zeit sogar kühl. Mitlerweile existiert diese Beziehung nach Rodericks Dafürhalten nicht mehr.
Die Familie Smith war bereits vor Generationen mit hervorragend laufendem Überseehandel und durch ihre guten Beziehungen zur Weltregierung zu nicht unerheblichem Wohlstand und Ansehen gekommen. Nur wenige Jahrzehnte nachdem Barty Smith diesen Wohlstand erreicht hatte - wohlverdient, möchte man hier anmerken - versuchte er, durch den Kauf eines Adelstitels sein Ansehen weiter zu steigern. Fürderhin war er als Lord Bartholomew Smith bekannt.
Lord William Smith stammt in direkter Linie von ihm ab, was auch gar nicht anders möglich ist, denn die Familientradition wurde bisher noch immer von einem Mann fortgeführt. Das Handelsgeschäft und auch die Beziehungen zu verschiedenen Politikern hielt und hält Lord William noch immer aufrecht, was den Wohlstand der Familie weiterhin sichert.
Im Alter von siebzehn Jahren wurde ihm Pryscilla Reynolds - Tochter eines einflussreichen Admirals - zur Frau versprochen. Es war im Grunde erstaunlich, dass sich William und Pryscilla tatsächlich verliebten, denn Anfangs machte es den Eindruck, sie sei wirklich nur auf sein Geld aus.
Mutter:
Lady Pryscilla Smith passt zu ihrem Mann wie der Deckel auf den Topf und zu ihrem Sohn ungefähr wie die Weltregierung zur Piraterie. Nichtsdestotrotz hat sie sich immer, wenn auch meist vergebens, Mühe gegeben, Roderick so zu erziehen, wie es ihr Mann gern gehabt hätte. Allerdings muss dazu erwähnt werden, dass Roderick mehr von seinen privaten Lehrern erzogen wurde, als von seinen Eltern.
Pryscilla liebt die pompöse Lebensart, die ihr Mann zu führen gewohnt war und ist vom Wesen her faul, eingebildet und äußerst naiv.
Pryscilla, die den Geburtsnamen Reynolds trug, ist die Tochter Admiral Maximilian Reynolds, womit Roderick quasi ebendiesen Admiral zum Großvater hat. Nach der Verheiratung seiner Tochter mit Lord William hatte diesem jedoch nie der Sinn danach gestanden, sie zu besuchen.
Ihre Beziehung zu ihrem Mann ist recht liebevoll, wenn man in Betracht zieht, dass sie ihm nur deshalb versprochen wurde, weil er ein so wohlhabener und angesehener Mann ist.
Geburtsort: Ilrus
Geburtsinsel: Königreich Ilrusia
Geburtsozean: West Blue
Persönlichkeit
Interessen:
Roderick hat bereits in frühen Jahren eine fast schon unerklärliche, aber nicht mindermäßige Sympathie für allerhand Abenteurer wie Piraten oder Freibeuter entwickelt, was damit zusammen hängt, dass ihn ein so kapriziöses Leben, wie es Piraten führen, weit mehr interessiert, als ein Leben als reicher Mann. Als aufgeweckter, intelligenter Junge konnte er sich somit auch für Rätsel und Phänomene begeistern, selbst für solche, die eigentlich nur in seinem Kopf existierten.
Bevor er aus Ilrus verschwunden ist, hat sich Roderick eigentlich nicht besonders für Waffen interessiert. Erst danach, als er Waffenmeister und gute Kämpfer gesehen hatte, konnte er sich wirklich dafür begeistern und nun lässt er beim Anblick einer meisterhaft hergestellten Waffe, wenngleich er selbst keine Waffen zu benutzen pflegte, kaum eine Gelegenheit aus, diese Kunst zu begutachten.
Wissen beinahe jeglicher Art - ob es nun nützt oder nicht ist beinahe schon egal - saugt er aufgrund seiner nicht zu verhehlenden Neugier bereitwillig auf und fügt es nahtlos an sein bereits vorhandenes an.
Aufgrund der Tatsache, dass er gute Kämpfe mag, hegt er ebenfalls stets ein großes Interesse daran, zu einem eigenen Nahkampfstil zu kommen und diesen zu perfektionieren.
Desinteressen:
Politik, Handel, die Weltregierung, Geld und das aus Geld resultierende Ansehen interessieren Roderick sehr wenig. Das hängt zum einen damit zusammen, dass er in seiner Kindheit und Jugend mit diesen Dingen im Grunde zu viel Kontakt hatte und sie ihm bereits damals zuwider waren. Zum anderen hat er selbst andere Vorstellungen von Wert und Moral, als es für einen Mann seines vorgesehenen Standes notwendig wäre. Diese Wert- und Moralvorstellungen sind auch dafür verantwortlich, dass er sich nicht wirklich für die Belange anderer begeistern kann, was häufig, aber nicht immer, zu Interessenkonflikten führt.
Trotz seines Interesses an Waffen hegt Roderick nicht den Wunsch, auf irgendeinem Schiff als Waffenmeister anzuheuern, da er sich nicht wirklich für dessen Arbeit begeistern kann. Seine Vorliebe zu Waffen ist nicht so ausgeprägt, dass er sich diese Vorliebe zum Beruf machen möchte.
Mag:
Freiheit, intelligente Menschen, Tiere, schöne Landschaften, Musik, sein Leben, Dunkelheit, Bücher, die eine oder andere ordentliche Rauferei, gutes Essen, Süßigkeiten
Hasst:
Impertinenz, Snobistische Allüren, Überheblichkeit (Aber nur bei anderen Menschen), Regen, helles Licht, aufdringliche Menschen, seine leibliche Familie
Auftreten:
Rodericks teilweise abgerissenes Äußeres würde es seinem Gegenüber ziemlich leicht machen, sich über ihn zu amüsieren. Besonders dann, wenn Rod wieder einmal mit nackten Füßen vor ihm steht. Seine selbstsichere Körperhaltung, gepaart mit einem schon fast harten Blick, der eine Mischung aus Herausforderung, Sarkasmus und einer merkwürdigen Ernsthaftigkeit mit sich bringt, macht seinem Gegenüber jedoch die Entscheidung schwer, ob er sich nun über ihn lustig machen, oder ihn ernst nehmen sollte. Zumeist tendiert man jedoch zum letzteren.
Zumeist versucht er, seine Gefühlsregungen anderen Personen vorzuenthalten, was ihm oft, aber nicht unbedingt immer gelingt.
In irgendeiner Weise - Das jedoch wäre Roderick niemals zuzugeben bereit - mag wohl seine Abstammung für dieses Auftreten verantwortlich sein.
Verhalten:
Rodericks Verhalten anderen gegenüber nimmt diese oft für ihn ein. Er behandelt die meisten fremden Menschen - zumindest die, die ihm gefallen - mit ausgesuchter Höflichkeit, wobei zuweilen sein Benimmunterricht durchschimmert. Die jedoch, denen gegenüber er voreingenommen ist, haben meist mit einer abweisenden oder sarkastischen Art zu rechnen, wenn er sie nicht einfach vollends ignoriert.
Auf Scherze oder Fragen zu seinem langen Namen reagiert er entweder mit Gegenhumor oder gar nicht. Auch auf Fragen nach seiner Herkunft oder Vergangenheit antwortet er entweder mit einer Lüge oder nur zögerlich bis gar nicht.
Obwohl ihm sein langer Name selbst nicht gefällt, war er nicht gewillt ihn abzulegen. Im Gegenteil: Es macht ihm Spaß, Menschen zu verwirren indem er sich wahlweise mit irgendeinem seiner Namen vorstellt.
Da er oft handelt, ohne groß darüber nachzudenken, schlittert er häufig in Konfrontationen hinein, die eigentlich gar nicht beabsichtigt waren. Diese versucht er dann meistens durch Diplomatie zu lösen. Kann er jedoch die Chance auf einen Sieg wittern, nutzt er schlagkräftige Argumente, um seine Konfrontationsgegner von seiner Meinung zu überzeugen.
Wesen:
Sein Wesen ist geprägt von den gleichen moralischen Werten, wie bei den meisten anderen Menschen. Diese jedoch ignoriert er oft, da er es hasst, wenn ihm vorgegeben wird, was richtig und was falsch ist. Es gibt sicherlich viele Leute, die ihn mit einem Autoritätsproblem beschreiben oder ihm anarchistische Anwandlungen nachsagen würden, doch diese sind nicht sehr ausgeprägt und das was übrig bleibt bezeichnet er selbst als seine persönliche Freiheit.
Diese ungewöhnlich rebellische Art, die Roderick zu Eigen ist, macht ihn oft in seinen Handlungen und Denkweisen unberechenbar.
So kann es zum Beispiel passieren, dass er ein reges Interesse an einer Sache nur heuchelt, um zu seinem jeweiligen Ziel zu gelangen. Ebenso kann er desinteressiert wirken, obwohl er sich deutlicher für eine Sache interessiert, als er zeigt.
Stärken und Schwächen
Stärken:
Eigentlich macht Roderick sich selbst überhaupt keine Vorstellung davon, was seine Stärken sind. Er nimmt sie wie sie kommen und alles andere interessiert ihn kaum. Andere Menschen würden ihm jedoch als eine seiner größten Stärken die Selbstsicherheit bescheinigen, die er bei seinem Auftreten an den Tag zu legen vermag. Dies, gepaart mit einer dezenten Höflichkeit, vermag den Ausgang vieler Diskussionen und Konflikte zu seinen Gunsten erfolgen zu lassen.
Sein Interesse waffenlosen Nahkampfes gegenüber macht ihn zu einem enthusiastischen und lernbegierigen Kämpfer, der öfter mal neues ausprobiert und improvisiert, wo er nur kann. Ohnehin ist Improvisation eine seiner größeren Stärken, wenngleich in einigen Fällen das Denken vielleicht besser wäre, als das impulsive Handeln, das er häufig an den Tag legt.
Völlig egal jedoch, was nun passiert, seine Gelassenheit in den meisten - selbst gefährlichen - Situationen macht ihn zu einem souveränen Zeitgenossen.
Schwächen:
Seine größte Schwäche und zugleich jedoch auch eine große Stärke, ist, dass er oft handelt, ohne vorher darüber nachzudenken. Auf diese Art und Weise hat er sich schon so manche Schlägerei eingehandelt, wovon er nicht wenige verletzt beendete. Leider zeichnet ihn auch eine leichte Platzangst aus, was auf Schiffen unter Deck nicht unbedingt von Vorteil sein kann. Desweiteren ekelt er sich vor Krabbeltieren, was einer der wenigen Gründe ist, aus denen er zur See fährt - Dort gibt es recht wenig Krabbeltiere. Einen Punkt, den er selbst als eine Schwäche empfindet, ist, dass er schnell anfängt sich zu langweilen, was er dann auch durch seine Körpersprache zu verstehen gibt.
Zwar ist sein Gesicht recht ausdrucksarm, doch seine Körpersprache macht es seinem Gegenüber oft nicht schwer, sein Desinteresse oder seine Langeweile aufzuspüren.
Eine große Schwäche Rodericks ist auch das, was andere Menschen einen Mangel an Moral ausdrücken würden. In Kämpfen ist es ihm oft egal, ob er nun Dinge beschädigt oder unschuldige Menschen dabei verletzt werden. Bisher ist er noch immer einer Strafe entgangen, wenn es auch nur deshalb war, weil am Ende der Schlägerei keiner mehr sagen konnte, wer angefangen hatte.
Klassen
Kampfklasse: Teufelskämpfer
Jobklasse: /
Geschichte
Die Geburt von Roderick fand im Krankenhaus von Ilrus statt und lief auch nicht anders ab, als die Geburt irgendeines anderen Menschen. Er wurde gewogen, gemessen und ihm wurde ein Name gegeben. Nun ja, eigentlich wurden ihm nach familiärer Tradition nicht ein, sondern gleich vier Namen verpasst, wobei sein eigener Name am Ende der Reihe stehen musste. In der Familie Smith war es seit Jahren Tradition, die männlichen Nachkommen der Reihe nach nach den verstorbenen Vorfahren zu benennen. Da sein Großvater - der Name war Dorian - bereits vor seiner Geburt verstarb, hatte Roderick die zweifelhafte Ehre, auch dessen Namen tragen zu dürfen.
Bereits als kleines Kind von vier Jahren hatte er es satt, sich bei formellen Besuchen bei jedem einzelnen Gast mit seinem vollständigen Namen vorstellen zu müssen, weshalb er sich oftmals einfach nur rotzfrech mit "Mr. Smith" vorstellte, womit er sich Hausarrest und Strafen einhandelte.
Schon damals war er ein recht intelligentes und aufgewecktes Kind, wenngleich seine Eltern ihn nicht zur öffentlichen Schule schickten, sondern private Lehrer für ihn engagierten, die ihn in allen möglichen und unmöglichen, nützlichen und unnützlichen Dingen unterrichteten - Oder dies zumindest versuchten, wenn sie ihn einmal gefunden hatten. Abenteuer waren und sind noch immer seine große Leidenschaft, ganz zum Leidwesen seiner Eltern, die nicht verstehen konnten, woran es ihm wohl mangeln könnte. Sie steckten eben nur Geld in seine Bildung und seine Erziehung, jedoch keine Liebe, keine wirkliche Zuwendung und kein sonderlich großes Verständnis für seine Interessen.
Als er zehn Jahre alt war, war er noch immer der einzige Erbe des gesamten Familienbesitzes, da seine Eltern keine weiteren Kinder bekommen hatten. Roderick jedoch interessierte sich herzlich wenig für das Ansehen und den Reichtum seiner Eltern und konnte ihre Vorliebe für pompöse Dinge und Prunk nicht teilen. Oft genug mussten die Haushälterinnen oder Butler ihn vom Hafen oder irgendwo aus der Stadt aufsammeln und nach Haus bringen, weil er mit seinen Freunden - meist Kinder von einfachen Handwerkern - Piraten und Marine gespielt hatte. Das abenteuerliche Leben, das ein Pirat führen musste, interessierte ihn weit mehr, als die aristokratische Leine, die ihn an seine Familie kettete, die er jedoch in seinen jungen Jahren nicht abzulegen vermochte.
Seine Eltern lebten in Saus und Braus, amüsierten sich auf Dinner-Partys und Banketten, kümmerten sich indes jedoch kaum persönlich um ihren Sohn, der sich auf solcherlei Anlässen stets zu Tode langweilte.
Mit der Zeit wurde ihm immer klarer, dass sich beinahe sein komplettes Wesen völlig von dem seiner Eltern unterschied. Sie hatten wesentlich weniger gemeinsam, als es für eine intakte Familie auf Dauer gesund wäre. Es kam jedoch nicht einmal zu Streitigkeiten zwischen Roderick und seinen Eltern, denn sie schienen sich kaum für ihn zu interessieren - Gesetzt dem Fall, es stand kein Besuch im Haus. Dann war er plötzlich der Liebling der Mutter, der Stolz des Vaters und der Erbe des Familienbesitzes. Diese sporadische Zuwendung irritierte ihn jedoch nur und irgendwann ging ihm das ganze Gehabe seiner Eltern nur noch auf die Nerven. Häufig verließ er das Haus und schlenderte durch die Stadt oder schloss sich in seinem schmucklosen Zimmer ein, wenn er wieder einmal Hausarrest hatte. Schmucklos war es deshalb, weil Roderick den Glanz des scheinbar allgegenwärtigen Edelmetalls nicht mehr sehen konnte.
Eines sonnigen Tages - Roderick war nun dreizehn Jahre alt - besuchte einer der High-Society-Freunde Lord Williams das Anwesen der Smiths. Das Prozedere lief nach dem gleichen Schema ab, wie jedes Mal. Der Besucher wird begrüßt, ihm wird geschmeichelt, es wird gegessen, es werden Heuchlereien ausgetauscht, dann zeigt William dem Gast seine Schätze und Errungenschaften, die er in der familieneigenen Schatzkammer aufbewahrt und so weiter und so fort. Doch nichts davon lief ohne Roderick ab, den William vor seinen Gästen immer als seinen ganzen Stolz darstellte. Roderick war gelangweilt von dem ewigen Gehabe seines Vaters und schlurfte eigentlich nur hinter ihm und seinem Besucher her - Nur um eben da zu sein. Die Ansage Lord Williams, er habe einen neuen Schatz erworben, der den Wert der anderen um einiges übersteigen würde, hob Rodericks Laune nicht unbedingt. Löcher in die Luft starrend blieb er beim Eingangsportal der Schatzkammer stehen und lehnte sich an die Wand, während William mit seinem Gast den Raum betrat, um ihm seine neueste Errungenschaft unter die Nase zu reiben.
Roderick beobachtete, wie sein Vater eine kleine Schatulle öffnete, die auf einem Podest stand und wie dessen Gast wild mit den Armen herumwedelte und sich scheinbar kaum wieder einkriegen konnte. Sein Neid war ihm ebenfalls auf die Stirn geschrieben. William indes konnte sich eines triumphierenden Gesichtsausdrucks nicht erwehren, als er einen Schritt zur Seite trat, und die Schatulle sorgsam wieder verschloss. Kurz bevor der Deckel ins Schloss fiel, prägte sich jedoch kurzerhand bei Roderick das Bild des Inhaltes ein, was daran gelegen haben musste, dass dieser weder glänzte, noch aus sonst irgendeinem Metall zu bestehen schien. Eher war das Ding recht bunt und erinnerte mehr an Fallobst, als an einen Schatz. Es war das erste Mal, dass irgendetwas in dieser Kammer die Aufmerksamkeit und das Interesse von Roderick auf sich zog und so folgten seine Blicke mit der Präzision eines Hobbyabenteurers der Hand seines Vaters, die den Schlüssel für die Schatulle in dessen Hemdtasche gleiten ließ.
Welche Kombination Lord William für die Tür seiner Schatzkammer verwendete, war Roderick bereits seit seinem neunten Lebensjahr klar, als er das erste Mal in dem Raum herumstöberte, um irgendwelchen Geheimnissen, die nicht existierten, auf die Spur zu gehen. Er nahm sich fest vor, später noch einmal hier herein zu schleichen, um sich diesen merkwürdigen neuen Gegenstand anzusehen.
In der darauf folgenden Nacht waren Rodericks Eltern, ziemlich angetrunken von Wein und Whiskey, in ihr Ehebett getorkelt und schliefen bereits kurz darauf tief, fest und laut schnarchend. Da Roderick wusste, dass sein Vater nicht nur ein unerhört verschwenderischer, sondern auch ein nicht minder vergesslicher Mensch war, ging er davon aus, dass der Schlüssel sich noch immer in der Reverstasche des Hemdes befinden musste. Als er dann die Garderobe seiner Eltern betrat und in den achtlos liegen gelassenen Kleidungsstücken wühlte, fand er auch, was er gesucht hatte.
Auf nackten Füßen bewegte er sich leise und mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch durch das dunkle, weitläufige Anwesen und kam schließlich am Portal der Schatzkammer an.
Mit einem leichten Zittern in den Händen bewegte er das Drehkreuz des Kombinationsschlosses mal in die eine, mal in die andere Richtung, bis ein ominöses Klacken in dem kleinen Vorraum widerhallte und Roderick das eiserne Türblatt auf zog. In dem nun dunklen Kellerraum angekommen benötigte er beinahe eine ganze Packung Streichhölzer, um eine Fackel zu entzünden, um wenigstens etwas Licht zu haben. Im flackernden Schein des Feuers näherte er sich dem Kästchen auf dem Podium und zückte den Schlüssel, den er leicht zögerlich in das fast schon lächerlich kleine Schloss schob.
Ein leises Klicken ertönte, ehe Roderick den Deckel der Schatulle lautlos anhob und das Kästchen öffnete.
Erstaunt zog er die Stirn kraus, als er sah, was da an den zwielichtigen Fackelschein trat. Es war eine Frucht - Zumindest machte die Form den Anschein - von der Größe eines gewöhnlichen Apfels, die mit bunten Mustern versehen war. Mit noch immer zitternden Fingern hob er das Obst aus dem Kästchen und setzte sich im Schneidersitz näher an die Fackel auf den Boden. Das Ding neben sein Ohr halten schnippte er mit dem Finger dagegen. Es war nicht hohl und bei leichtem Eindrücken bemerkte er, dass die Oberfläche auch nicht hart war. Es war also tatsächlich eine Frucht. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, biss er kurzerhand ein Stück aus dem vermeintlichen Fallobst heraus und schluckte es herunter, ehe er angewidert das Gesicht verzog. Das Ding schmeckte widerwärtig. Doch noch bevor Roderick es angewidert auf den Boden fallen lassen wollte, ging ihm auf, dass er soeben ein Stück aus dem angeblich wertvollsten Besitz seines Vaters gebissen hatte. Schon fast peinlich berührt aber erstaunlicherweise ohne das geringste Schuldgefühl, legte er die Frucht zurück in die Schatulle - So, dass man die Biss-Stelle nicht sehen konnte. Sicher würde sein Vater nicht einmal etwas bemerken. Kurzerhand verschloss er die Schatulle, löschte die Fackel, zog die Tür hinter sich zu und brachte den Schlüssel des Kästchens dort hin zurück, wo er ihn gefunden hatte.
Zwei völlig gewöhnliche Tage zogen ins Land und er hatte bereits fast verdrängt, was er getan hatte, doch als er am Morgen des dritten Tages aufwachte - recht früh am Morgen und noch dazu überraschend munter - begann er, die eine oder andere Merkwürdigkeit festzustellen. Nicht, dass er sich schlecht fühlte, ganz im Gegenteil - Er hatte sich selten besser gefühlt.
Kaum machte er sich Gedanken darüber, dass ihn ein merkwürdiger Bewegungsdrang zu plagen begann. Bedenklicher hingegen war, dass er der festen Überzeugung war, er könne sich willentlich verwandeln...
Wider Erwarten dauerte es kaum eine Woche, bis Lord William herausfand, dass etwas nicht stimmte. Dieses Etwas, das er herausfand, hatte jedoch keinesfalls irgendetwas mit seinem Sohn zu tun, denn Roderick hatte niemandem etwas verraten und hatte dies auch nicht vor. Die volle Aufmerksamkeit Williams besaß sein zerstörter Schatz.
Als er herausgefunden hatte, dass die Frucht, die er in der Schatzkammer gebunkert hatte, angebissen worden war, wurde er beinahe Rasend vor Wut. In diversen Streitgesprächen zwischen seinen Eltern kam Roderick nicht umhin, den geschätzten Verlust seines Vaters zu erfahren - Es handelte sich um etwa Einhundertfünfzigmillionen Berry...
Angestachelt von dem Wissen, dass dieses widerwärtige Obst so teuer war, versuchte Roderick, aus Büchern schlau zu werden, was es damit auf sich hatte. So fand er auch, verständlicherweise geschockt, jedoch auch mit einer merkwürdigen Selbstzufriedenheit, heraus, dass es sich um eine Teufelsfrucht gehandelt haben musste. Im selben Moment jedoch, in dem er herausgefunden hatte, dass er nun Kräfte besaß, die ihn von anderen Menschen unterschieden, schwor er sich, dies möglichst niemanden erfahren zu lassen.
Es dauerte etwa einen Monat, bis man den letzten Gast, dem Lord William seine Teufelsfrucht gezeigt hatte, ermordet in seinem Anwesen gefunden hatte - Doch davon erfuhr Roderick niemals etwas.
Die folgenden Jahre hatte Roderick mit der nur sehr sehr langsam abnehmenden schlechten Laune seiner Eltern zu kämpfen. Der Verlust musste sie ärger erwischt haben, als er zunächst angenommen hatte, doch dank seines ohnehin nicht unbedingt guten Verhältnisses zu seinen Eltern und mangels schlechten Gewissens kümmerte ihn das überraschend wenig, besonders deshalb, weil sie bereits begonnen hatten, den Verlust zu kompensieren.
Man mag Rodericks beginnende Pubertät dafür verantwortlich machen oder die wachsende Reife des jungen Mannes, in dem sich ganz persönliche Vorstellungen von Werten entwickelten, doch mitlerweile brachen er oder seine Eltern immer öfter den einen oder anderen Streit vom Zaun, wodurch er anfing, seine Familie nahezu zu verachten. Selbst das gespielte Familienidyll, dem die Familie Smith sich stets vor Gästen hingegeben hatte, war längst vorüber.
Während er über die Zeit austestete, was er mit seinen von der Teufelsfrucht verliehenen Kräften anstellen konnte, hatte er in der einen oder anderen Situation den leisen Verdacht, dass seine Eltern um sein Geheimnis wüssten. Es brachte jedoch nicht lediglich Superkräfte mit sich, auch Probleme waren damit verbunden. Oftmals, wenn er wieder einmal durch irgendetwas - was zumeist seine Eltern waren - in Rage gebracht wurde, wuchs mal hier sich sträubendes Fell oder es bildete sich eine Krallenbewehrte Pfote. In diesen Situationen verstand Roderick es jedoch, mit peinlicher Genauigkeit das betreffende Körperteil hinter seinem Rücken oder unter dem Esstisch zu verstecken und das Gespräch abrupt zu beenden. Nach und nach bekam er jedoch selbst diese Ausfälle unter Kontrolle und verstand mit der Zeit halbwegs, mit seinen Verwandlungen umzugehen. Ohnehin verwendete er sie nicht häufig, auch wenn diese Kraft ihm das Gefühl wahrer Abenteuer verliehen.
Drei Jahre zogen ins Land - Roderick war nun sechzehn Jahre alt - bis dem jungen Mann schließlich fast alles in seiner Familie zum Halse heraus hing. Er konnte das Anwesen nicht mehr sehen, der goldene Stuck stach ihm in den Augen, das satte Grün des Gartens erschien ihm künstlich. Nichts verband ihn mehr mit seinen Eltern. Zwar zahlten sie nach wie vor ein hohes Taschengeld, doch das war auch alles, was er an Zuwendung erfuhr. Ein unglaubliches Fernweh begann ihn zu plagen. Er wollte endlich sein eigenes Leben leben und nicht das seiner Eltern. Er wollte richtige Abenteuer erleben, Schätze bergen, den Rätseln der Welt auf den Grund gehen. Er hatte ohnehin schon immer etwas für Piraterie übrig gehabt...
Kurz entschlossen, wie er nun einmal war, klaubte er alles aus seinem Zimmer, was ihn nicht belasten und ihm helfen könnte in seinem weiteren Leben. Das meiste davon war sein Taschengeld, das er so gut wie nie angerührt hatte, und das mitlerweile einen recht erstaunlichen Wert aufwies. Wenngleich er den Mammon nicht mehr sehen konnte, dachte er in diesem Moment rational und nahm es mit.
Zu dem Zeitpunkt, als er gehen wollte, hatte er gerade einmal wieder Hausarrest. Doch da er zu gehen beabsichtigt hatte, und zwar nach seinem Dafürhalten für immer, konnte nicht einmal sein Vater ihn aufhalten, als er das schwere Eichenportal passierte und damit sein bisheriges Leben hinter sich ließ.
(Diese Szene findet ihr etwas weiter unten in der Schreibprobe.)
Vom Hafen von Ilrus aus machte sich Roderick unverzüglich per Passagierschiff über den West Blue davon. Er verriet niemandem, woher er kam, da er sich ziemlich sicher war, dass seine Eltern irgendwann einmal anfangen würden, nach ihm suchen zu lassen, doch seine Sorgen schienen unbegründet und bis jetzt hatte er von seiner Familie nichts mehr gehört.
Die Fahrt auf dem hölzernen Ungetüm von Passagierkreuzer war seine erste auf hoher See. Zuvor war er bisher immer nur auf einem von Lord Williams Schiffen um die Insel Ilrusia oder durch den Hafen gefahren.
Hier entdeckte er auch eine große Vorliebe für die Seefahrt, die sich in seinem Unterbewusstsein geradezu hervorragend mit seinem Wunsch, Pirat zu werden, traf. Die zumeist nette und zuvorkommende Crew des Schiffes war recht umgänglich und schon bald hatte er auf dem Schiff so etwas wie Freunde gefunden, mit denen sich wunderbar diskutieren ließ. Viele Gespräche der Crew drehten sich um Teufelsfrüchte, die Gefahren der Meere und sonstige merkwürdige Dinge und so hatte er nach ein paar Tagen Schifffahrt bereits einen großen Teil aller möglichen und unmöglichen Geschichten gehört, von denen einige wahr, andere leicht verändert und wieder andere schlichtweg gelogen gewesen sein dürften.
Aufgrund seines regen Interesses an der Arbeit der Seeleute, hatten diese ihm sogar teilweise, wenn auch mit Bedenken und manchmal auch genervt, erlaubt, ihnen zur Hand zu gehen. Als er dann schließlich einige weitere Tage später in Humming-Town das Schiff verließ, war er schon beinahe traurig darüber und versprach sich, so bald wie möglich wieder zur See zu fahren.
Diese Gelegenheit bot sich auch beinahe unverzüglich, als er am Hafen von Humming-Town einen Aushang bemerkte, nach dem das ein oder andere Schiff neue Crewmitglieder gebrauchen könne.
So kam es schließlich, dass er fünf Jahre lang - auf verschiedenen Handels- und Passagierschiffen - zur See fuhr. Zwar hatte er all die Zeit vor gehabt, Crewmitglied auf einem echten Piratenschiff zu werden, doch hatte er nie eines erwischen können.
Er lernte also das Seemanshandwerk, wie es sich für einen Menschen gehörte, der in einer Welt lebte, in der so ziemlich alles von der Seefahrt abzuhängen schien. Nach einiger Zeit fand Roderick heraus, dass er die größten Ambitionen beim Steuern eines Schiffes entwickelte. Zwar konnte er weder vernünftig navigieren, noch anständig schießen, doch wo immer sein Kapitän sein Schiff hingesteuert haben wollte, da steuerte Roderick ihm selbiges hin. Und das beinahe immer Komplikationsfrei... beinahe... Gut gut, so mancher Pier lag sicher auch schon dem erfahrendsten Steuermann im Wege herum.
Wie es sich gehörte, lernte Roderick auf den Handelsschiffen nicht nur das alltägliche Seemanshandwerk, sondern auch schießen, wobei er sich mit Verlaub nicht gerade genial anstellte, und den Faustkampf, sowie den Kampf mit einfachen Waffen. Der Faustkampf gefiel ihm hiervon am meisten und schon bald ließ er kaum eine Rauferei an Bord aus. Irgendwie musste man sich ja die Freizeit vertreiben.
Von einem Landgang brachte er stolz seine markanten Tätowierung zurück aufs Schiff, wodurch er sich noch ein Stück weiter von seiner prüden Herkunft abheben wollte.
Trotz allem hatte er es nie wirklich fertigbringen können, sich mit einem der Seemänner wirklich anzufreunden. Ihr Verhältnis blieb stets irgendwie distanziert, auch wenn er an Bord jedes der Schiffe, auf denen er anheuerte, mehr Familie hatte, als damals daheim. So merkte auch niemals einer von seinen Kollegen, dass Roderick nach wie vor recht viel Geld besaß. In Ordnung, er war nicht reich, doch im Grunde war es deutlich mehr, als ein Mann seines Alters besitzen sollte.
Trotzdem er endlich ein Leben gefunden hatte, das ihm gefiel und das sich so sehr von seinem alten Leben unterschied, wie Tag und Nacht, fehlte es ihm an irgendetwas. Und er wusste auch genau, was. Seine Abenteuerlust war nach wie vor ungetrübt, doch als einfacher Seefahrer bestreitet man nicht wirklich Abenteuer...
Mit den einundzwanzig Jahren, die er heute zählt, lebte Roderick nun bereits seit zwei Wochen in Yokohama in der Inselgruppe Yatta. Er hatte gehört, hier würden oft Piraten Halt machen und so hatte er eine Chance gerochen, das Leben zu bekommen, das er haben wollte und in eine Piratencrew aufgenommen zu werden.
Mitlerweile trainierte er beinahe täglich, nicht zuletzt, weil er recht häufig in irgendwelchen zwielichtigen Hafenspelunken zu verkehren geruhte, die jedoch dank seiner auf viele Leute merkwürdig wirkende Art nicht unbedingt seiner physischen Gesundheit dienlich waren.
In all den Jahren, die er nun schon die Kräfte besaß, die ihm von der Teufelsfrucht verliehen worden waren, hatte er diese nur sehr sparsam eingesetzt. Doch für den Ernstfall trainiert hatte er stets, solang er sich sicher war, unbeobachtet zu sein. Denn was bringt eine solche Kraft, wenn man sie nicht einzusetzen weiß?
Charakterbild
Schreibprobe
Der Streit mit seinem Vater war wieder einmal äußerst ermüdend gewesen und ein weiteres Mal verspürte Roderick dieses unbändige Fernweh.
Seit die Streitphase mit seinen Eltern angefangen hatte, hat er zumindest seine gelegentlichen Wutanfälle unter Kontrolle bringen können. Ein Glück. Doch nun war es genug. Roderick hatte bereits mehr ertragen, als er zu ertragen bereit gewesen war.
°Schluss, Aus, Ende - Ich gehe...°, dachte er sich, während er bei verschlossener Zimmertüre seine Kleidungsstücke und andere Habseligkeiten durchwühlte und sich dabei umzog.
"Verdammte Snobs... Schon schrecklich, dass ich so über meine Familie denke...", murmelte er zu sich selbst, während er ein paar wenige Dinge in seine Taschen steckte.
Im nächsten Moment hatte er einen recht stattlichen Packen Geldscheine in der Hand. Mit gerunzelter Stirn und einem Blick, als hätte er soeben einen ausgewachsenen Tumor auf seiner Hand entdeckt, steckte er die Scheine ebenso beiläufig in die Taschen, wie er sie kurz zuvor aufgelesen hatte.
°Schaden kann es hoffentlich nicht...°, überlegte er, beinahe schon verlegen.
Mit wehenden Haaren und geschwinden Schrittes durchquerte er die Flure des pompösen, hell erleuchteten Anwesens und bemerkte, dass er weder Butler oder Haushälterin, noch einen seiner Privatlehrer irgendwo entdecken konnte.
°Hm... Sie wären die einzigen gewesen, von denen ich mich verabschiedet hätte... Naja, was soll's...°, befand er mit einem gleichmütigen Schulterzucken und lenkte seine Schritte in Richtung der Eingangshalle.
Rod kam gerade um die Ecke marschiert und hatte die Hälfte der Eingangshalle durchschritten, als er stehen blieb. Vor ihm hatte ein Mann von etwa fünfundvierzig Jahren mit einem pedantisch ausrasierten King-Arthur-Bart von der Seite die Halle betreten und baute sich nun mit hochgestochenem Gesichtsausdruck vor Roderick auf.
Rodericks Miene verfinsterte sich, als er in dem Anzugträger mit den grau melierten Haaren seinen Vater Lord William erkannte. Er schwieg.
"Wo wollen wir denn hin?", ließ William in halb herausforderndem, halb belustigtem Tonfall vernehmen.
"Wo Du hin willst weiß ich nicht. Ich jedenfalls gehe.", antwortete Roderick mit einer spitzen Bemerkung, doch mit einer Ruhe, die seinem Vater für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge entgleiten ließ.
"Da bin ich anderer Meinung.", erwiderte dieser nun, als er sich wieder gefangen hatte und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Hilf mir mal kurz...", sagte Roderick leise, während er auf seinen Vater zu ging, "Wann hat mich noch gleich zuletzt Deine Meinung interessiert... Vater?"
"Du gehst sofort auf Dein Zimmer, John!", rief William schon beinahe, aufgebracht von der plötzlichen Unverschämtheit seines eigenen Sohnes. Dieser jedoch wurde dadurch nur weiter angestachelt.
"Der Name Deines Sohnes ist Roderick, Lord William!", schrie Rod ihn an, wobei er in die letzten beiden Worte eine derartige Verachtung legte, dass William die Gesichtszüge nun vollends entglitten. Sein Gesicht zeigte reine Wut über den Ungehorsam seines Sohnes. Roderick konnte ihn lesen wie ein offenes Buch.
Ein lautes Klatschen hallte von dem Marmorboden und den mit Goldstuck besetzten Wänden wider, als William in einem Anflug von Zorn die Hand erhob und Roderick eine Ohrfeige verpasste. Der jedoch war nicht einmal wütend. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinem Vater in die erschrockenen Augen blickte. So eine Ohrfeige war allenfalls ein erzieherisches Mittel, doch William hatte noch nie zu solcherlei Mitteln gegriffen und nun war es längst zu spät.
Beinahe schon mit einer Art Befriedigung holte Roderick nun kurzerhand aus und ließ seine geballte Faust mit aller Kraft in das Gesicht seines Vaters schießen. Zwar war er mit seinen gerade einmal sechzehn Jahren nicht annähernd so stark wie sein Vater, doch der Schlag schmerzte trotz alledem. William hielt sich die Nase, während warmes Blut seinen Bart benetzte und taumelte Rückwärts, wobei er über eine Vase stolperte und rücklings auf dem polierten Marmorboden landete.
Roderick strich sich beiläufig eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schritt, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, an seinem Vater vorbei. William rappelte sich auf, als Roderick gerade das Eichenportal geöffnet hatte und hindurchgegangen war. Er stürzte aus der Tür, stolperte und landete auf den Knien.
"RODERICK!", rief er beinahe schon verzweifelt, doch sein Sohn entzog sich längst seinem Blick. Das einzige, was William sehen konnte war, wie ein Jaguar mit einem eleganten Sprung über die Gartenmauer verschwand. Was für ein seltener Anblick...
Roderick indes hastete in Gestalt eben jenen Jaguars durch die Straßen der Stadt hinab zum Hafen. Neugierige Blicke interessierten ihn nicht - Es wusste ja keiner, dass er es war. Ein Blick auf die Kirchturmuhr sagte ihm, dass in fünf Minuten ein Passagierschiff ablegen würde. Kurz vor dem Pier sprintete er durch einen Torbogen, vergewisserte sich, dass keiner ihn sah und verwandelte sich zurück in einen Menschen. Schweiß tropfte ihm von der Stirn und er atmete schwer, als er sich kurz gegen die kalte Mauer lehnte. Dann ging er zum Pier und betrat das Schiff.
Persönliche Daten
Name: Smith
Vorname: John Howard Dorian Roderick
Spitzname: Rod
Geburtstag: 20.06.
Alter: 21 Jahre
Größe: 187 cm
Gewicht: 72 kg
Augenfarbe: Goldgelb
Haarfarbe: Schwarz
Aussehen:
Rod hat einen gewöhnlichen, jedoch recht drahtigen Körperbau, der sich wohl proportioniert und recht attraktiv in das Gesamtbild fügt. Seine goldgelben Augen heben sich deutlich von der leicht gebräunten Haut und den etwa schulterlangen, schwarzen Haaren ab, die zuweilen einen etwas fransigen Eindruck machen. Ebenso zieren sein Gesicht wie beabsichtigt stehen gelassene Bartstoppeln, die ihm einen verwegenen und markanten Zug verleihen. Auf Oberkörper, Rücken und Oberarmen prangen rote und schwarze Tätowierungen, die teilweise aussehen, als lägen Muskelfasern und Knochen an einigen Stellen offen zu Tage.
Blutgruppe: 0 -
Besondere Merkmale:
Roderick trägt rote Tätowierungen auf dem Oberkörper und seinen Oberarmen, die beinahe wie Verletzungen aussehen, wenn man mal davon absieht, dass sie fast symmetrisch sind. Sie sollen aussehen wie die Muskelstränge, die unter der Haut liegen. Auf dem Rücken trägt Roderick eine schwarze Tätowierung, die ebenfalls aussieht, als würde die Haut an dieser Stelle fehlen. Sie zeigt ein metallenes Knochengerüst.
Er hatte sich tätowieren lassen, um sich noch weiter von seiner prüden und prunkvollen Vergangenheit abzuheben. Sie drücken für ihn eine Art Freiheit aus, die ihm sagt, dass er tun und lassen kann, was er will.
Kleidung:
Auf den ersten Blick macht seine Kleidung den Eindruck, sie müsse sehr teuer sein. Auf den zweiten jedoch erwecken zerschlissene Schnürstiefel, eine abgeschürfte, wildlederne, schwarze Hose und ein schwarzer, ärmelloser Gehrock in ähnlich desolatem Zustand höchstens den Eindruck, sie müssten einmal sehr teuer gewesen sein.
Wenn Rod der Meinung ist, er müsse ordentlich auftreten, gesellt sich ein völlig zerknittertes, weißes Hemd zu dem ansonsten über dem nackten Oberkörper getragenen Gehrock. Auch ein Gürtel mit einer angelaufenen Silberschnalle befindet sich in seinem Besitz.
Herkunft und Familie
Verwandte
Vater:
Lord Marcus John Howard William Smith, oder kurz William, ist ein unverbesserlicher Snob und Aristokrat. Letzteres ist er nicht einmal wirklich. Irgendwann einmal haben die Vorfahren seiner Familie einen Adelstitel gekauft, was William jedoch nicht davon abhält die Familientraditionen des gelogenen Adelsgeschlechts fortzuführen. Das einzige, was die Familie Smith von Anfang an gewesen war, ist unverschämt reich. Seine Beziehung zu Roderick war eher distanziert und mit der Zeit sogar kühl. Mitlerweile existiert diese Beziehung nach Rodericks Dafürhalten nicht mehr.
Die Familie Smith war bereits vor Generationen mit hervorragend laufendem Überseehandel und durch ihre guten Beziehungen zur Weltregierung zu nicht unerheblichem Wohlstand und Ansehen gekommen. Nur wenige Jahrzehnte nachdem Barty Smith diesen Wohlstand erreicht hatte - wohlverdient, möchte man hier anmerken - versuchte er, durch den Kauf eines Adelstitels sein Ansehen weiter zu steigern. Fürderhin war er als Lord Bartholomew Smith bekannt.
Lord William Smith stammt in direkter Linie von ihm ab, was auch gar nicht anders möglich ist, denn die Familientradition wurde bisher noch immer von einem Mann fortgeführt. Das Handelsgeschäft und auch die Beziehungen zu verschiedenen Politikern hielt und hält Lord William noch immer aufrecht, was den Wohlstand der Familie weiterhin sichert.
Im Alter von siebzehn Jahren wurde ihm Pryscilla Reynolds - Tochter eines einflussreichen Admirals - zur Frau versprochen. Es war im Grunde erstaunlich, dass sich William und Pryscilla tatsächlich verliebten, denn Anfangs machte es den Eindruck, sie sei wirklich nur auf sein Geld aus.
Mutter:
Lady Pryscilla Smith passt zu ihrem Mann wie der Deckel auf den Topf und zu ihrem Sohn ungefähr wie die Weltregierung zur Piraterie. Nichtsdestotrotz hat sie sich immer, wenn auch meist vergebens, Mühe gegeben, Roderick so zu erziehen, wie es ihr Mann gern gehabt hätte. Allerdings muss dazu erwähnt werden, dass Roderick mehr von seinen privaten Lehrern erzogen wurde, als von seinen Eltern.
Pryscilla liebt die pompöse Lebensart, die ihr Mann zu führen gewohnt war und ist vom Wesen her faul, eingebildet und äußerst naiv.
Pryscilla, die den Geburtsnamen Reynolds trug, ist die Tochter Admiral Maximilian Reynolds, womit Roderick quasi ebendiesen Admiral zum Großvater hat. Nach der Verheiratung seiner Tochter mit Lord William hatte diesem jedoch nie der Sinn danach gestanden, sie zu besuchen.
Ihre Beziehung zu ihrem Mann ist recht liebevoll, wenn man in Betracht zieht, dass sie ihm nur deshalb versprochen wurde, weil er ein so wohlhabener und angesehener Mann ist.
Geburtsort: Ilrus
Geburtsinsel: Königreich Ilrusia
Geburtsozean: West Blue
Persönlichkeit
Interessen:
Roderick hat bereits in frühen Jahren eine fast schon unerklärliche, aber nicht mindermäßige Sympathie für allerhand Abenteurer wie Piraten oder Freibeuter entwickelt, was damit zusammen hängt, dass ihn ein so kapriziöses Leben, wie es Piraten führen, weit mehr interessiert, als ein Leben als reicher Mann. Als aufgeweckter, intelligenter Junge konnte er sich somit auch für Rätsel und Phänomene begeistern, selbst für solche, die eigentlich nur in seinem Kopf existierten.
Bevor er aus Ilrus verschwunden ist, hat sich Roderick eigentlich nicht besonders für Waffen interessiert. Erst danach, als er Waffenmeister und gute Kämpfer gesehen hatte, konnte er sich wirklich dafür begeistern und nun lässt er beim Anblick einer meisterhaft hergestellten Waffe, wenngleich er selbst keine Waffen zu benutzen pflegte, kaum eine Gelegenheit aus, diese Kunst zu begutachten.
Wissen beinahe jeglicher Art - ob es nun nützt oder nicht ist beinahe schon egal - saugt er aufgrund seiner nicht zu verhehlenden Neugier bereitwillig auf und fügt es nahtlos an sein bereits vorhandenes an.
Aufgrund der Tatsache, dass er gute Kämpfe mag, hegt er ebenfalls stets ein großes Interesse daran, zu einem eigenen Nahkampfstil zu kommen und diesen zu perfektionieren.
Desinteressen:
Politik, Handel, die Weltregierung, Geld und das aus Geld resultierende Ansehen interessieren Roderick sehr wenig. Das hängt zum einen damit zusammen, dass er in seiner Kindheit und Jugend mit diesen Dingen im Grunde zu viel Kontakt hatte und sie ihm bereits damals zuwider waren. Zum anderen hat er selbst andere Vorstellungen von Wert und Moral, als es für einen Mann seines vorgesehenen Standes notwendig wäre. Diese Wert- und Moralvorstellungen sind auch dafür verantwortlich, dass er sich nicht wirklich für die Belange anderer begeistern kann, was häufig, aber nicht immer, zu Interessenkonflikten führt.
Trotz seines Interesses an Waffen hegt Roderick nicht den Wunsch, auf irgendeinem Schiff als Waffenmeister anzuheuern, da er sich nicht wirklich für dessen Arbeit begeistern kann. Seine Vorliebe zu Waffen ist nicht so ausgeprägt, dass er sich diese Vorliebe zum Beruf machen möchte.
Mag:
Freiheit, intelligente Menschen, Tiere, schöne Landschaften, Musik, sein Leben, Dunkelheit, Bücher, die eine oder andere ordentliche Rauferei, gutes Essen, Süßigkeiten
Hasst:
Impertinenz, Snobistische Allüren, Überheblichkeit (Aber nur bei anderen Menschen), Regen, helles Licht, aufdringliche Menschen, seine leibliche Familie
Auftreten:
Rodericks teilweise abgerissenes Äußeres würde es seinem Gegenüber ziemlich leicht machen, sich über ihn zu amüsieren. Besonders dann, wenn Rod wieder einmal mit nackten Füßen vor ihm steht. Seine selbstsichere Körperhaltung, gepaart mit einem schon fast harten Blick, der eine Mischung aus Herausforderung, Sarkasmus und einer merkwürdigen Ernsthaftigkeit mit sich bringt, macht seinem Gegenüber jedoch die Entscheidung schwer, ob er sich nun über ihn lustig machen, oder ihn ernst nehmen sollte. Zumeist tendiert man jedoch zum letzteren.
Zumeist versucht er, seine Gefühlsregungen anderen Personen vorzuenthalten, was ihm oft, aber nicht unbedingt immer gelingt.
In irgendeiner Weise - Das jedoch wäre Roderick niemals zuzugeben bereit - mag wohl seine Abstammung für dieses Auftreten verantwortlich sein.
Verhalten:
Rodericks Verhalten anderen gegenüber nimmt diese oft für ihn ein. Er behandelt die meisten fremden Menschen - zumindest die, die ihm gefallen - mit ausgesuchter Höflichkeit, wobei zuweilen sein Benimmunterricht durchschimmert. Die jedoch, denen gegenüber er voreingenommen ist, haben meist mit einer abweisenden oder sarkastischen Art zu rechnen, wenn er sie nicht einfach vollends ignoriert.
Auf Scherze oder Fragen zu seinem langen Namen reagiert er entweder mit Gegenhumor oder gar nicht. Auch auf Fragen nach seiner Herkunft oder Vergangenheit antwortet er entweder mit einer Lüge oder nur zögerlich bis gar nicht.
Obwohl ihm sein langer Name selbst nicht gefällt, war er nicht gewillt ihn abzulegen. Im Gegenteil: Es macht ihm Spaß, Menschen zu verwirren indem er sich wahlweise mit irgendeinem seiner Namen vorstellt.
Da er oft handelt, ohne groß darüber nachzudenken, schlittert er häufig in Konfrontationen hinein, die eigentlich gar nicht beabsichtigt waren. Diese versucht er dann meistens durch Diplomatie zu lösen. Kann er jedoch die Chance auf einen Sieg wittern, nutzt er schlagkräftige Argumente, um seine Konfrontationsgegner von seiner Meinung zu überzeugen.
Wesen:
Sein Wesen ist geprägt von den gleichen moralischen Werten, wie bei den meisten anderen Menschen. Diese jedoch ignoriert er oft, da er es hasst, wenn ihm vorgegeben wird, was richtig und was falsch ist. Es gibt sicherlich viele Leute, die ihn mit einem Autoritätsproblem beschreiben oder ihm anarchistische Anwandlungen nachsagen würden, doch diese sind nicht sehr ausgeprägt und das was übrig bleibt bezeichnet er selbst als seine persönliche Freiheit.
Diese ungewöhnlich rebellische Art, die Roderick zu Eigen ist, macht ihn oft in seinen Handlungen und Denkweisen unberechenbar.
So kann es zum Beispiel passieren, dass er ein reges Interesse an einer Sache nur heuchelt, um zu seinem jeweiligen Ziel zu gelangen. Ebenso kann er desinteressiert wirken, obwohl er sich deutlicher für eine Sache interessiert, als er zeigt.
Stärken und Schwächen
Stärken:
Eigentlich macht Roderick sich selbst überhaupt keine Vorstellung davon, was seine Stärken sind. Er nimmt sie wie sie kommen und alles andere interessiert ihn kaum. Andere Menschen würden ihm jedoch als eine seiner größten Stärken die Selbstsicherheit bescheinigen, die er bei seinem Auftreten an den Tag zu legen vermag. Dies, gepaart mit einer dezenten Höflichkeit, vermag den Ausgang vieler Diskussionen und Konflikte zu seinen Gunsten erfolgen zu lassen.
Sein Interesse waffenlosen Nahkampfes gegenüber macht ihn zu einem enthusiastischen und lernbegierigen Kämpfer, der öfter mal neues ausprobiert und improvisiert, wo er nur kann. Ohnehin ist Improvisation eine seiner größeren Stärken, wenngleich in einigen Fällen das Denken vielleicht besser wäre, als das impulsive Handeln, das er häufig an den Tag legt.
Völlig egal jedoch, was nun passiert, seine Gelassenheit in den meisten - selbst gefährlichen - Situationen macht ihn zu einem souveränen Zeitgenossen.
Schwächen:
Seine größte Schwäche und zugleich jedoch auch eine große Stärke, ist, dass er oft handelt, ohne vorher darüber nachzudenken. Auf diese Art und Weise hat er sich schon so manche Schlägerei eingehandelt, wovon er nicht wenige verletzt beendete. Leider zeichnet ihn auch eine leichte Platzangst aus, was auf Schiffen unter Deck nicht unbedingt von Vorteil sein kann. Desweiteren ekelt er sich vor Krabbeltieren, was einer der wenigen Gründe ist, aus denen er zur See fährt - Dort gibt es recht wenig Krabbeltiere. Einen Punkt, den er selbst als eine Schwäche empfindet, ist, dass er schnell anfängt sich zu langweilen, was er dann auch durch seine Körpersprache zu verstehen gibt.
Zwar ist sein Gesicht recht ausdrucksarm, doch seine Körpersprache macht es seinem Gegenüber oft nicht schwer, sein Desinteresse oder seine Langeweile aufzuspüren.
Eine große Schwäche Rodericks ist auch das, was andere Menschen einen Mangel an Moral ausdrücken würden. In Kämpfen ist es ihm oft egal, ob er nun Dinge beschädigt oder unschuldige Menschen dabei verletzt werden. Bisher ist er noch immer einer Strafe entgangen, wenn es auch nur deshalb war, weil am Ende der Schlägerei keiner mehr sagen konnte, wer angefangen hatte.
Klassen
Kampfklasse: Teufelskämpfer
Jobklasse: /
Geschichte
Die Geburt von Roderick fand im Krankenhaus von Ilrus statt und lief auch nicht anders ab, als die Geburt irgendeines anderen Menschen. Er wurde gewogen, gemessen und ihm wurde ein Name gegeben. Nun ja, eigentlich wurden ihm nach familiärer Tradition nicht ein, sondern gleich vier Namen verpasst, wobei sein eigener Name am Ende der Reihe stehen musste. In der Familie Smith war es seit Jahren Tradition, die männlichen Nachkommen der Reihe nach nach den verstorbenen Vorfahren zu benennen. Da sein Großvater - der Name war Dorian - bereits vor seiner Geburt verstarb, hatte Roderick die zweifelhafte Ehre, auch dessen Namen tragen zu dürfen.
Bereits als kleines Kind von vier Jahren hatte er es satt, sich bei formellen Besuchen bei jedem einzelnen Gast mit seinem vollständigen Namen vorstellen zu müssen, weshalb er sich oftmals einfach nur rotzfrech mit "Mr. Smith" vorstellte, womit er sich Hausarrest und Strafen einhandelte.
Schon damals war er ein recht intelligentes und aufgewecktes Kind, wenngleich seine Eltern ihn nicht zur öffentlichen Schule schickten, sondern private Lehrer für ihn engagierten, die ihn in allen möglichen und unmöglichen, nützlichen und unnützlichen Dingen unterrichteten - Oder dies zumindest versuchten, wenn sie ihn einmal gefunden hatten. Abenteuer waren und sind noch immer seine große Leidenschaft, ganz zum Leidwesen seiner Eltern, die nicht verstehen konnten, woran es ihm wohl mangeln könnte. Sie steckten eben nur Geld in seine Bildung und seine Erziehung, jedoch keine Liebe, keine wirkliche Zuwendung und kein sonderlich großes Verständnis für seine Interessen.
Als er zehn Jahre alt war, war er noch immer der einzige Erbe des gesamten Familienbesitzes, da seine Eltern keine weiteren Kinder bekommen hatten. Roderick jedoch interessierte sich herzlich wenig für das Ansehen und den Reichtum seiner Eltern und konnte ihre Vorliebe für pompöse Dinge und Prunk nicht teilen. Oft genug mussten die Haushälterinnen oder Butler ihn vom Hafen oder irgendwo aus der Stadt aufsammeln und nach Haus bringen, weil er mit seinen Freunden - meist Kinder von einfachen Handwerkern - Piraten und Marine gespielt hatte. Das abenteuerliche Leben, das ein Pirat führen musste, interessierte ihn weit mehr, als die aristokratische Leine, die ihn an seine Familie kettete, die er jedoch in seinen jungen Jahren nicht abzulegen vermochte.
Seine Eltern lebten in Saus und Braus, amüsierten sich auf Dinner-Partys und Banketten, kümmerten sich indes jedoch kaum persönlich um ihren Sohn, der sich auf solcherlei Anlässen stets zu Tode langweilte.
Mit der Zeit wurde ihm immer klarer, dass sich beinahe sein komplettes Wesen völlig von dem seiner Eltern unterschied. Sie hatten wesentlich weniger gemeinsam, als es für eine intakte Familie auf Dauer gesund wäre. Es kam jedoch nicht einmal zu Streitigkeiten zwischen Roderick und seinen Eltern, denn sie schienen sich kaum für ihn zu interessieren - Gesetzt dem Fall, es stand kein Besuch im Haus. Dann war er plötzlich der Liebling der Mutter, der Stolz des Vaters und der Erbe des Familienbesitzes. Diese sporadische Zuwendung irritierte ihn jedoch nur und irgendwann ging ihm das ganze Gehabe seiner Eltern nur noch auf die Nerven. Häufig verließ er das Haus und schlenderte durch die Stadt oder schloss sich in seinem schmucklosen Zimmer ein, wenn er wieder einmal Hausarrest hatte. Schmucklos war es deshalb, weil Roderick den Glanz des scheinbar allgegenwärtigen Edelmetalls nicht mehr sehen konnte.
Eines sonnigen Tages - Roderick war nun dreizehn Jahre alt - besuchte einer der High-Society-Freunde Lord Williams das Anwesen der Smiths. Das Prozedere lief nach dem gleichen Schema ab, wie jedes Mal. Der Besucher wird begrüßt, ihm wird geschmeichelt, es wird gegessen, es werden Heuchlereien ausgetauscht, dann zeigt William dem Gast seine Schätze und Errungenschaften, die er in der familieneigenen Schatzkammer aufbewahrt und so weiter und so fort. Doch nichts davon lief ohne Roderick ab, den William vor seinen Gästen immer als seinen ganzen Stolz darstellte. Roderick war gelangweilt von dem ewigen Gehabe seines Vaters und schlurfte eigentlich nur hinter ihm und seinem Besucher her - Nur um eben da zu sein. Die Ansage Lord Williams, er habe einen neuen Schatz erworben, der den Wert der anderen um einiges übersteigen würde, hob Rodericks Laune nicht unbedingt. Löcher in die Luft starrend blieb er beim Eingangsportal der Schatzkammer stehen und lehnte sich an die Wand, während William mit seinem Gast den Raum betrat, um ihm seine neueste Errungenschaft unter die Nase zu reiben.
Roderick beobachtete, wie sein Vater eine kleine Schatulle öffnete, die auf einem Podest stand und wie dessen Gast wild mit den Armen herumwedelte und sich scheinbar kaum wieder einkriegen konnte. Sein Neid war ihm ebenfalls auf die Stirn geschrieben. William indes konnte sich eines triumphierenden Gesichtsausdrucks nicht erwehren, als er einen Schritt zur Seite trat, und die Schatulle sorgsam wieder verschloss. Kurz bevor der Deckel ins Schloss fiel, prägte sich jedoch kurzerhand bei Roderick das Bild des Inhaltes ein, was daran gelegen haben musste, dass dieser weder glänzte, noch aus sonst irgendeinem Metall zu bestehen schien. Eher war das Ding recht bunt und erinnerte mehr an Fallobst, als an einen Schatz. Es war das erste Mal, dass irgendetwas in dieser Kammer die Aufmerksamkeit und das Interesse von Roderick auf sich zog und so folgten seine Blicke mit der Präzision eines Hobbyabenteurers der Hand seines Vaters, die den Schlüssel für die Schatulle in dessen Hemdtasche gleiten ließ.
Welche Kombination Lord William für die Tür seiner Schatzkammer verwendete, war Roderick bereits seit seinem neunten Lebensjahr klar, als er das erste Mal in dem Raum herumstöberte, um irgendwelchen Geheimnissen, die nicht existierten, auf die Spur zu gehen. Er nahm sich fest vor, später noch einmal hier herein zu schleichen, um sich diesen merkwürdigen neuen Gegenstand anzusehen.
In der darauf folgenden Nacht waren Rodericks Eltern, ziemlich angetrunken von Wein und Whiskey, in ihr Ehebett getorkelt und schliefen bereits kurz darauf tief, fest und laut schnarchend. Da Roderick wusste, dass sein Vater nicht nur ein unerhört verschwenderischer, sondern auch ein nicht minder vergesslicher Mensch war, ging er davon aus, dass der Schlüssel sich noch immer in der Reverstasche des Hemdes befinden musste. Als er dann die Garderobe seiner Eltern betrat und in den achtlos liegen gelassenen Kleidungsstücken wühlte, fand er auch, was er gesucht hatte.
Auf nackten Füßen bewegte er sich leise und mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch durch das dunkle, weitläufige Anwesen und kam schließlich am Portal der Schatzkammer an.
Mit einem leichten Zittern in den Händen bewegte er das Drehkreuz des Kombinationsschlosses mal in die eine, mal in die andere Richtung, bis ein ominöses Klacken in dem kleinen Vorraum widerhallte und Roderick das eiserne Türblatt auf zog. In dem nun dunklen Kellerraum angekommen benötigte er beinahe eine ganze Packung Streichhölzer, um eine Fackel zu entzünden, um wenigstens etwas Licht zu haben. Im flackernden Schein des Feuers näherte er sich dem Kästchen auf dem Podium und zückte den Schlüssel, den er leicht zögerlich in das fast schon lächerlich kleine Schloss schob.
Ein leises Klicken ertönte, ehe Roderick den Deckel der Schatulle lautlos anhob und das Kästchen öffnete.
Erstaunt zog er die Stirn kraus, als er sah, was da an den zwielichtigen Fackelschein trat. Es war eine Frucht - Zumindest machte die Form den Anschein - von der Größe eines gewöhnlichen Apfels, die mit bunten Mustern versehen war. Mit noch immer zitternden Fingern hob er das Obst aus dem Kästchen und setzte sich im Schneidersitz näher an die Fackel auf den Boden. Das Ding neben sein Ohr halten schnippte er mit dem Finger dagegen. Es war nicht hohl und bei leichtem Eindrücken bemerkte er, dass die Oberfläche auch nicht hart war. Es war also tatsächlich eine Frucht. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, biss er kurzerhand ein Stück aus dem vermeintlichen Fallobst heraus und schluckte es herunter, ehe er angewidert das Gesicht verzog. Das Ding schmeckte widerwärtig. Doch noch bevor Roderick es angewidert auf den Boden fallen lassen wollte, ging ihm auf, dass er soeben ein Stück aus dem angeblich wertvollsten Besitz seines Vaters gebissen hatte. Schon fast peinlich berührt aber erstaunlicherweise ohne das geringste Schuldgefühl, legte er die Frucht zurück in die Schatulle - So, dass man die Biss-Stelle nicht sehen konnte. Sicher würde sein Vater nicht einmal etwas bemerken. Kurzerhand verschloss er die Schatulle, löschte die Fackel, zog die Tür hinter sich zu und brachte den Schlüssel des Kästchens dort hin zurück, wo er ihn gefunden hatte.
Zwei völlig gewöhnliche Tage zogen ins Land und er hatte bereits fast verdrängt, was er getan hatte, doch als er am Morgen des dritten Tages aufwachte - recht früh am Morgen und noch dazu überraschend munter - begann er, die eine oder andere Merkwürdigkeit festzustellen. Nicht, dass er sich schlecht fühlte, ganz im Gegenteil - Er hatte sich selten besser gefühlt.
Kaum machte er sich Gedanken darüber, dass ihn ein merkwürdiger Bewegungsdrang zu plagen begann. Bedenklicher hingegen war, dass er der festen Überzeugung war, er könne sich willentlich verwandeln...
Wider Erwarten dauerte es kaum eine Woche, bis Lord William herausfand, dass etwas nicht stimmte. Dieses Etwas, das er herausfand, hatte jedoch keinesfalls irgendetwas mit seinem Sohn zu tun, denn Roderick hatte niemandem etwas verraten und hatte dies auch nicht vor. Die volle Aufmerksamkeit Williams besaß sein zerstörter Schatz.
Als er herausgefunden hatte, dass die Frucht, die er in der Schatzkammer gebunkert hatte, angebissen worden war, wurde er beinahe Rasend vor Wut. In diversen Streitgesprächen zwischen seinen Eltern kam Roderick nicht umhin, den geschätzten Verlust seines Vaters zu erfahren - Es handelte sich um etwa Einhundertfünfzigmillionen Berry...
Angestachelt von dem Wissen, dass dieses widerwärtige Obst so teuer war, versuchte Roderick, aus Büchern schlau zu werden, was es damit auf sich hatte. So fand er auch, verständlicherweise geschockt, jedoch auch mit einer merkwürdigen Selbstzufriedenheit, heraus, dass es sich um eine Teufelsfrucht gehandelt haben musste. Im selben Moment jedoch, in dem er herausgefunden hatte, dass er nun Kräfte besaß, die ihn von anderen Menschen unterschieden, schwor er sich, dies möglichst niemanden erfahren zu lassen.
Es dauerte etwa einen Monat, bis man den letzten Gast, dem Lord William seine Teufelsfrucht gezeigt hatte, ermordet in seinem Anwesen gefunden hatte - Doch davon erfuhr Roderick niemals etwas.
Die folgenden Jahre hatte Roderick mit der nur sehr sehr langsam abnehmenden schlechten Laune seiner Eltern zu kämpfen. Der Verlust musste sie ärger erwischt haben, als er zunächst angenommen hatte, doch dank seines ohnehin nicht unbedingt guten Verhältnisses zu seinen Eltern und mangels schlechten Gewissens kümmerte ihn das überraschend wenig, besonders deshalb, weil sie bereits begonnen hatten, den Verlust zu kompensieren.
Man mag Rodericks beginnende Pubertät dafür verantwortlich machen oder die wachsende Reife des jungen Mannes, in dem sich ganz persönliche Vorstellungen von Werten entwickelten, doch mitlerweile brachen er oder seine Eltern immer öfter den einen oder anderen Streit vom Zaun, wodurch er anfing, seine Familie nahezu zu verachten. Selbst das gespielte Familienidyll, dem die Familie Smith sich stets vor Gästen hingegeben hatte, war längst vorüber.
Während er über die Zeit austestete, was er mit seinen von der Teufelsfrucht verliehenen Kräften anstellen konnte, hatte er in der einen oder anderen Situation den leisen Verdacht, dass seine Eltern um sein Geheimnis wüssten. Es brachte jedoch nicht lediglich Superkräfte mit sich, auch Probleme waren damit verbunden. Oftmals, wenn er wieder einmal durch irgendetwas - was zumeist seine Eltern waren - in Rage gebracht wurde, wuchs mal hier sich sträubendes Fell oder es bildete sich eine Krallenbewehrte Pfote. In diesen Situationen verstand Roderick es jedoch, mit peinlicher Genauigkeit das betreffende Körperteil hinter seinem Rücken oder unter dem Esstisch zu verstecken und das Gespräch abrupt zu beenden. Nach und nach bekam er jedoch selbst diese Ausfälle unter Kontrolle und verstand mit der Zeit halbwegs, mit seinen Verwandlungen umzugehen. Ohnehin verwendete er sie nicht häufig, auch wenn diese Kraft ihm das Gefühl wahrer Abenteuer verliehen.
Drei Jahre zogen ins Land - Roderick war nun sechzehn Jahre alt - bis dem jungen Mann schließlich fast alles in seiner Familie zum Halse heraus hing. Er konnte das Anwesen nicht mehr sehen, der goldene Stuck stach ihm in den Augen, das satte Grün des Gartens erschien ihm künstlich. Nichts verband ihn mehr mit seinen Eltern. Zwar zahlten sie nach wie vor ein hohes Taschengeld, doch das war auch alles, was er an Zuwendung erfuhr. Ein unglaubliches Fernweh begann ihn zu plagen. Er wollte endlich sein eigenes Leben leben und nicht das seiner Eltern. Er wollte richtige Abenteuer erleben, Schätze bergen, den Rätseln der Welt auf den Grund gehen. Er hatte ohnehin schon immer etwas für Piraterie übrig gehabt...
Kurz entschlossen, wie er nun einmal war, klaubte er alles aus seinem Zimmer, was ihn nicht belasten und ihm helfen könnte in seinem weiteren Leben. Das meiste davon war sein Taschengeld, das er so gut wie nie angerührt hatte, und das mitlerweile einen recht erstaunlichen Wert aufwies. Wenngleich er den Mammon nicht mehr sehen konnte, dachte er in diesem Moment rational und nahm es mit.
Zu dem Zeitpunkt, als er gehen wollte, hatte er gerade einmal wieder Hausarrest. Doch da er zu gehen beabsichtigt hatte, und zwar nach seinem Dafürhalten für immer, konnte nicht einmal sein Vater ihn aufhalten, als er das schwere Eichenportal passierte und damit sein bisheriges Leben hinter sich ließ.
(Diese Szene findet ihr etwas weiter unten in der Schreibprobe.)
Vom Hafen von Ilrus aus machte sich Roderick unverzüglich per Passagierschiff über den West Blue davon. Er verriet niemandem, woher er kam, da er sich ziemlich sicher war, dass seine Eltern irgendwann einmal anfangen würden, nach ihm suchen zu lassen, doch seine Sorgen schienen unbegründet und bis jetzt hatte er von seiner Familie nichts mehr gehört.
Die Fahrt auf dem hölzernen Ungetüm von Passagierkreuzer war seine erste auf hoher See. Zuvor war er bisher immer nur auf einem von Lord Williams Schiffen um die Insel Ilrusia oder durch den Hafen gefahren.
Hier entdeckte er auch eine große Vorliebe für die Seefahrt, die sich in seinem Unterbewusstsein geradezu hervorragend mit seinem Wunsch, Pirat zu werden, traf. Die zumeist nette und zuvorkommende Crew des Schiffes war recht umgänglich und schon bald hatte er auf dem Schiff so etwas wie Freunde gefunden, mit denen sich wunderbar diskutieren ließ. Viele Gespräche der Crew drehten sich um Teufelsfrüchte, die Gefahren der Meere und sonstige merkwürdige Dinge und so hatte er nach ein paar Tagen Schifffahrt bereits einen großen Teil aller möglichen und unmöglichen Geschichten gehört, von denen einige wahr, andere leicht verändert und wieder andere schlichtweg gelogen gewesen sein dürften.
Aufgrund seines regen Interesses an der Arbeit der Seeleute, hatten diese ihm sogar teilweise, wenn auch mit Bedenken und manchmal auch genervt, erlaubt, ihnen zur Hand zu gehen. Als er dann schließlich einige weitere Tage später in Humming-Town das Schiff verließ, war er schon beinahe traurig darüber und versprach sich, so bald wie möglich wieder zur See zu fahren.
Diese Gelegenheit bot sich auch beinahe unverzüglich, als er am Hafen von Humming-Town einen Aushang bemerkte, nach dem das ein oder andere Schiff neue Crewmitglieder gebrauchen könne.
So kam es schließlich, dass er fünf Jahre lang - auf verschiedenen Handels- und Passagierschiffen - zur See fuhr. Zwar hatte er all die Zeit vor gehabt, Crewmitglied auf einem echten Piratenschiff zu werden, doch hatte er nie eines erwischen können.
Er lernte also das Seemanshandwerk, wie es sich für einen Menschen gehörte, der in einer Welt lebte, in der so ziemlich alles von der Seefahrt abzuhängen schien. Nach einiger Zeit fand Roderick heraus, dass er die größten Ambitionen beim Steuern eines Schiffes entwickelte. Zwar konnte er weder vernünftig navigieren, noch anständig schießen, doch wo immer sein Kapitän sein Schiff hingesteuert haben wollte, da steuerte Roderick ihm selbiges hin. Und das beinahe immer Komplikationsfrei... beinahe... Gut gut, so mancher Pier lag sicher auch schon dem erfahrendsten Steuermann im Wege herum.
Wie es sich gehörte, lernte Roderick auf den Handelsschiffen nicht nur das alltägliche Seemanshandwerk, sondern auch schießen, wobei er sich mit Verlaub nicht gerade genial anstellte, und den Faustkampf, sowie den Kampf mit einfachen Waffen. Der Faustkampf gefiel ihm hiervon am meisten und schon bald ließ er kaum eine Rauferei an Bord aus. Irgendwie musste man sich ja die Freizeit vertreiben.
Von einem Landgang brachte er stolz seine markanten Tätowierung zurück aufs Schiff, wodurch er sich noch ein Stück weiter von seiner prüden Herkunft abheben wollte.
Trotz allem hatte er es nie wirklich fertigbringen können, sich mit einem der Seemänner wirklich anzufreunden. Ihr Verhältnis blieb stets irgendwie distanziert, auch wenn er an Bord jedes der Schiffe, auf denen er anheuerte, mehr Familie hatte, als damals daheim. So merkte auch niemals einer von seinen Kollegen, dass Roderick nach wie vor recht viel Geld besaß. In Ordnung, er war nicht reich, doch im Grunde war es deutlich mehr, als ein Mann seines Alters besitzen sollte.
Trotzdem er endlich ein Leben gefunden hatte, das ihm gefiel und das sich so sehr von seinem alten Leben unterschied, wie Tag und Nacht, fehlte es ihm an irgendetwas. Und er wusste auch genau, was. Seine Abenteuerlust war nach wie vor ungetrübt, doch als einfacher Seefahrer bestreitet man nicht wirklich Abenteuer...
Mit den einundzwanzig Jahren, die er heute zählt, lebte Roderick nun bereits seit zwei Wochen in Yokohama in der Inselgruppe Yatta. Er hatte gehört, hier würden oft Piraten Halt machen und so hatte er eine Chance gerochen, das Leben zu bekommen, das er haben wollte und in eine Piratencrew aufgenommen zu werden.
Mitlerweile trainierte er beinahe täglich, nicht zuletzt, weil er recht häufig in irgendwelchen zwielichtigen Hafenspelunken zu verkehren geruhte, die jedoch dank seiner auf viele Leute merkwürdig wirkende Art nicht unbedingt seiner physischen Gesundheit dienlich waren.
In all den Jahren, die er nun schon die Kräfte besaß, die ihm von der Teufelsfrucht verliehen worden waren, hatte er diese nur sehr sparsam eingesetzt. Doch für den Ernstfall trainiert hatte er stets, solang er sich sicher war, unbeobachtet zu sein. Denn was bringt eine solche Kraft, wenn man sie nicht einzusetzen weiß?
Charakterbild
Schreibprobe
Der Streit mit seinem Vater war wieder einmal äußerst ermüdend gewesen und ein weiteres Mal verspürte Roderick dieses unbändige Fernweh.
Seit die Streitphase mit seinen Eltern angefangen hatte, hat er zumindest seine gelegentlichen Wutanfälle unter Kontrolle bringen können. Ein Glück. Doch nun war es genug. Roderick hatte bereits mehr ertragen, als er zu ertragen bereit gewesen war.
°Schluss, Aus, Ende - Ich gehe...°, dachte er sich, während er bei verschlossener Zimmertüre seine Kleidungsstücke und andere Habseligkeiten durchwühlte und sich dabei umzog.
"Verdammte Snobs... Schon schrecklich, dass ich so über meine Familie denke...", murmelte er zu sich selbst, während er ein paar wenige Dinge in seine Taschen steckte.
Im nächsten Moment hatte er einen recht stattlichen Packen Geldscheine in der Hand. Mit gerunzelter Stirn und einem Blick, als hätte er soeben einen ausgewachsenen Tumor auf seiner Hand entdeckt, steckte er die Scheine ebenso beiläufig in die Taschen, wie er sie kurz zuvor aufgelesen hatte.
°Schaden kann es hoffentlich nicht...°, überlegte er, beinahe schon verlegen.
Mit wehenden Haaren und geschwinden Schrittes durchquerte er die Flure des pompösen, hell erleuchteten Anwesens und bemerkte, dass er weder Butler oder Haushälterin, noch einen seiner Privatlehrer irgendwo entdecken konnte.
°Hm... Sie wären die einzigen gewesen, von denen ich mich verabschiedet hätte... Naja, was soll's...°, befand er mit einem gleichmütigen Schulterzucken und lenkte seine Schritte in Richtung der Eingangshalle.
Rod kam gerade um die Ecke marschiert und hatte die Hälfte der Eingangshalle durchschritten, als er stehen blieb. Vor ihm hatte ein Mann von etwa fünfundvierzig Jahren mit einem pedantisch ausrasierten King-Arthur-Bart von der Seite die Halle betreten und baute sich nun mit hochgestochenem Gesichtsausdruck vor Roderick auf.
Rodericks Miene verfinsterte sich, als er in dem Anzugträger mit den grau melierten Haaren seinen Vater Lord William erkannte. Er schwieg.
"Wo wollen wir denn hin?", ließ William in halb herausforderndem, halb belustigtem Tonfall vernehmen.
"Wo Du hin willst weiß ich nicht. Ich jedenfalls gehe.", antwortete Roderick mit einer spitzen Bemerkung, doch mit einer Ruhe, die seinem Vater für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge entgleiten ließ.
"Da bin ich anderer Meinung.", erwiderte dieser nun, als er sich wieder gefangen hatte und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Hilf mir mal kurz...", sagte Roderick leise, während er auf seinen Vater zu ging, "Wann hat mich noch gleich zuletzt Deine Meinung interessiert... Vater?"
"Du gehst sofort auf Dein Zimmer, John!", rief William schon beinahe, aufgebracht von der plötzlichen Unverschämtheit seines eigenen Sohnes. Dieser jedoch wurde dadurch nur weiter angestachelt.
"Der Name Deines Sohnes ist Roderick, Lord William!", schrie Rod ihn an, wobei er in die letzten beiden Worte eine derartige Verachtung legte, dass William die Gesichtszüge nun vollends entglitten. Sein Gesicht zeigte reine Wut über den Ungehorsam seines Sohnes. Roderick konnte ihn lesen wie ein offenes Buch.
Ein lautes Klatschen hallte von dem Marmorboden und den mit Goldstuck besetzten Wänden wider, als William in einem Anflug von Zorn die Hand erhob und Roderick eine Ohrfeige verpasste. Der jedoch war nicht einmal wütend. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinem Vater in die erschrockenen Augen blickte. So eine Ohrfeige war allenfalls ein erzieherisches Mittel, doch William hatte noch nie zu solcherlei Mitteln gegriffen und nun war es längst zu spät.
Beinahe schon mit einer Art Befriedigung holte Roderick nun kurzerhand aus und ließ seine geballte Faust mit aller Kraft in das Gesicht seines Vaters schießen. Zwar war er mit seinen gerade einmal sechzehn Jahren nicht annähernd so stark wie sein Vater, doch der Schlag schmerzte trotz alledem. William hielt sich die Nase, während warmes Blut seinen Bart benetzte und taumelte Rückwärts, wobei er über eine Vase stolperte und rücklings auf dem polierten Marmorboden landete.
Roderick strich sich beiläufig eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schritt, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, an seinem Vater vorbei. William rappelte sich auf, als Roderick gerade das Eichenportal geöffnet hatte und hindurchgegangen war. Er stürzte aus der Tür, stolperte und landete auf den Knien.
"RODERICK!", rief er beinahe schon verzweifelt, doch sein Sohn entzog sich längst seinem Blick. Das einzige, was William sehen konnte war, wie ein Jaguar mit einem eleganten Sprung über die Gartenmauer verschwand. Was für ein seltener Anblick...
Roderick indes hastete in Gestalt eben jenen Jaguars durch die Straßen der Stadt hinab zum Hafen. Neugierige Blicke interessierten ihn nicht - Es wusste ja keiner, dass er es war. Ein Blick auf die Kirchturmuhr sagte ihm, dass in fünf Minuten ein Passagierschiff ablegen würde. Kurz vor dem Pier sprintete er durch einen Torbogen, vergewisserte sich, dass keiner ihn sah und verwandelte sich zurück in einen Menschen. Schweiß tropfte ihm von der Stirn und er atmete schwer, als er sich kurz gegen die kalte Mauer lehnte. Dann ging er zum Pier und betrat das Schiff.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: