R
Rin
Guest
Suchte man einen gewöhnlichen Tag in Humming-Town, so hatte man ihn hier gefunden. Die Sonne war noch nicht vollständig aufgegangen, dennoch herrschte schon eine einzigartige Betriebsamkeit in dem kleinen, wortwörtlich über Nacht bekannt gewordenen, Örtchen. Nach dem Überfall war man eine zeitlang noch misstrauischer als sonst – was die meisten Menschen für unmöglich gehalten hatten - gewesen, Fremde wurden sobald sie die Insel betreten hatten, aufs Aufdringlichste gemustert...wenn sie nicht sofort verjagt wurden und nach sechs Uhr ging man nicht mehr aus dem Haus. Doch irgendwann hatten sich die Bürger der kleinen Stadt beruhigt, nicht zuletzt wegen der Marinebasis, die bald gebaut werden sollte, das Misstrauen sank auf ein erträgliches Maß zurück, die besorgten Eltern ließen ihre Kinder auch wieder abends durch die Straßen toben und die Kneipenstammgäste zechten wieder die Nächte durch, um morgens mit einem gewaltigen Kater aufzuwachen, wie sie es immer taten.
Alles war wieder beim Alten, so auch heute.
Rin atmete die frische Luft ein, es war ziemlich früh am Morgen und die Vögel fingen gerade erst damit an ihr Lied zu singen, es roch nach Fisch, was nicht unbedingt verwunderlich war, weil die Musikerin an den unzähligen Fischerbooten, die den Rand der Insel säumten, entlang lief. Einige schienen das Verkaufen ihres Fangs gar nicht abwarten zu können und schlugen schon hier die Werbetrommel, Sätze wie „Beste Haiflossen bei Steve&Reev!“ oder „Köstlichster Thunfisch, für groß und klein.“ hallten durch die Gegend, doch das war eher nebensächlich. Die wichtigere Frage war: Was machte die schwarzhaarige Schmutzbeseitigerin um diese Uhrzeit hier? Die Antwort darauf klang wohl ziemlich lustig oder auch einfach nur seltsam für Unwissende: Sie ging zum Strand um ihren monatlichen Steinsammlerpflichten nachzukommen. Diese Pflichten waren nicht sonderlich kraftraubend oder schwer zu erfüllen, sie bestanden lediglich darin den Strand jeden Monat aufs Neue zu untersuchen und einen Bericht zu den Sammler-Oberhäuptern zu schicken und das war nicht lustig, es war eine Pflicht, die wichtig war und erfüllt werden musste, schließlich konnten auch seltene Steine den Weg auf eine namenlose Insel wie diese finden.
Jede Insel brauchte mindestens drei Kontrolleure, doch weil die namenlose Insel, auf der die Stadt Humming-Town lag, so winzig war, konnte Rin diese Aufgabe alleine erfüllen. So lief sie also Monat auf Monat den Strand entlang, der zu der frühen Stunde menschenleer war, auf der Suche nach Steinen, die im Laufe des Monats an eben diesen gespült worden waren. In dem kleinen orangefarbenen Rucksack, den sie zu solchen Anlässen stets bei sich trug, lagen immer dieselben Dinge: Eine Flasche Orangensaft, eine Lupe und eine Packung mit Pflastern. Alles verlief nach dem üblichen Muster, nun ja, fast alles, denn plötzlich hörte die Putzteufelin etwas, das ganz sicher weder das übliche Meerrauschen noch Händlergeschrei war.
Es war Musik.
Verwirrt hielt Rin in ihrer Bewegung inne und lauschte. Wer machte um diese Uhrzeit Musik? Am Strand von Humming-Town war das wohl mehr als nur eine Seltenheit, hier hatten selbst die besten Kneipen kaum Musiker und von der Nützlichkeit der Musik im alltäglichen Leben konnte man gar nicht erst reden ohne verständnislose Blicke zu ernten. Doch da war tatsächlich etwas, nein, jemand, der die sanften Klänge einer Geige mit einer dazu passenden Melodie verband. Schnell lief die zukünftige Triangelvirtuosin, und "schnell lief" hieß "stürzte versehentlich", den Hang, der sie noch von dem hellen Sand trennte, hinunter. Die immer noch angestrengt lauschende Steinsammlerin landete wenig elegant, aber weich, und sah sich sofort suchend um, spätestens jetzt war sie wirklich neugierig geworden. Die Pflicht konnte noch etwas warten, schließlich würden die Steine ja nicht davon laufen...wie sollten sie auch? Rin stellte ihren Rucksack auf den feinen Sandboden, griff zielsicher hinein und zerrte die schwere, wohlweislich von ihrem Vater schon einmal geöffnete, da seine Tochter das erste Öffnen alleine niemals schaffen würde, Flasche heraus und drehte den Deckel ab. Die Orangensaftfanatikerin warf den Kopf zurück und trank mit großen Schlucken die halbe Flasche aus - schließlich sollte ja noch etwas übrig bleiben - und schraubte den orangefarbenen Verschluss wieder zu, dabei lauschte sie der traurig klingenden Melodie, die nun mit einem „decrescendo“ endete. Eine kurze Pause, dann spielte der Musiker dasselbe Lied noch einmal. Eine wunderschöne Melodie und das Glücksgefühl, dessen Ursprung wohl beim O-Saft lag, erfüllten ihren Kopf. Das war kein Anfänger und es war auch niemand, den die Schwarzhaarige kannte, sie würde diese Person gerne kennenlernen...Mit einer ruckartigen Bewegung steckte sie die Flasche zurück in den Rucksack und schlüpfte schnell in die Träger. Warum nicht? Warum sollte sie nicht nach dem fremden Musiker suchen? Schließlich bekam man hier nicht oft die Möglichkeit neue Freundschaften zu schließen.
Alles war wieder beim Alten, so auch heute.
Rin atmete die frische Luft ein, es war ziemlich früh am Morgen und die Vögel fingen gerade erst damit an ihr Lied zu singen, es roch nach Fisch, was nicht unbedingt verwunderlich war, weil die Musikerin an den unzähligen Fischerbooten, die den Rand der Insel säumten, entlang lief. Einige schienen das Verkaufen ihres Fangs gar nicht abwarten zu können und schlugen schon hier die Werbetrommel, Sätze wie „Beste Haiflossen bei Steve&Reev!“ oder „Köstlichster Thunfisch, für groß und klein.“ hallten durch die Gegend, doch das war eher nebensächlich. Die wichtigere Frage war: Was machte die schwarzhaarige Schmutzbeseitigerin um diese Uhrzeit hier? Die Antwort darauf klang wohl ziemlich lustig oder auch einfach nur seltsam für Unwissende: Sie ging zum Strand um ihren monatlichen Steinsammlerpflichten nachzukommen. Diese Pflichten waren nicht sonderlich kraftraubend oder schwer zu erfüllen, sie bestanden lediglich darin den Strand jeden Monat aufs Neue zu untersuchen und einen Bericht zu den Sammler-Oberhäuptern zu schicken und das war nicht lustig, es war eine Pflicht, die wichtig war und erfüllt werden musste, schließlich konnten auch seltene Steine den Weg auf eine namenlose Insel wie diese finden.
Jede Insel brauchte mindestens drei Kontrolleure, doch weil die namenlose Insel, auf der die Stadt Humming-Town lag, so winzig war, konnte Rin diese Aufgabe alleine erfüllen. So lief sie also Monat auf Monat den Strand entlang, der zu der frühen Stunde menschenleer war, auf der Suche nach Steinen, die im Laufe des Monats an eben diesen gespült worden waren. In dem kleinen orangefarbenen Rucksack, den sie zu solchen Anlässen stets bei sich trug, lagen immer dieselben Dinge: Eine Flasche Orangensaft, eine Lupe und eine Packung mit Pflastern. Alles verlief nach dem üblichen Muster, nun ja, fast alles, denn plötzlich hörte die Putzteufelin etwas, das ganz sicher weder das übliche Meerrauschen noch Händlergeschrei war.
Es war Musik.
Verwirrt hielt Rin in ihrer Bewegung inne und lauschte. Wer machte um diese Uhrzeit Musik? Am Strand von Humming-Town war das wohl mehr als nur eine Seltenheit, hier hatten selbst die besten Kneipen kaum Musiker und von der Nützlichkeit der Musik im alltäglichen Leben konnte man gar nicht erst reden ohne verständnislose Blicke zu ernten. Doch da war tatsächlich etwas, nein, jemand, der die sanften Klänge einer Geige mit einer dazu passenden Melodie verband. Schnell lief die zukünftige Triangelvirtuosin, und "schnell lief" hieß "stürzte versehentlich", den Hang, der sie noch von dem hellen Sand trennte, hinunter. Die immer noch angestrengt lauschende Steinsammlerin landete wenig elegant, aber weich, und sah sich sofort suchend um, spätestens jetzt war sie wirklich neugierig geworden. Die Pflicht konnte noch etwas warten, schließlich würden die Steine ja nicht davon laufen...wie sollten sie auch? Rin stellte ihren Rucksack auf den feinen Sandboden, griff zielsicher hinein und zerrte die schwere, wohlweislich von ihrem Vater schon einmal geöffnete, da seine Tochter das erste Öffnen alleine niemals schaffen würde, Flasche heraus und drehte den Deckel ab. Die Orangensaftfanatikerin warf den Kopf zurück und trank mit großen Schlucken die halbe Flasche aus - schließlich sollte ja noch etwas übrig bleiben - und schraubte den orangefarbenen Verschluss wieder zu, dabei lauschte sie der traurig klingenden Melodie, die nun mit einem „decrescendo“ endete. Eine kurze Pause, dann spielte der Musiker dasselbe Lied noch einmal. Eine wunderschöne Melodie und das Glücksgefühl, dessen Ursprung wohl beim O-Saft lag, erfüllten ihren Kopf. Das war kein Anfänger und es war auch niemand, den die Schwarzhaarige kannte, sie würde diese Person gerne kennenlernen...Mit einer ruckartigen Bewegung steckte sie die Flasche zurück in den Rucksack und schlüpfte schnell in die Träger. Warum nicht? Warum sollte sie nicht nach dem fremden Musiker suchen? Schließlich bekam man hier nicht oft die Möglichkeit neue Freundschaften zu schließen.