H
Hyage Yoko
Guest
Raouls Tätigkeiten beachtete Yoko nicht mehr wirklich. Sie hatte sich an seine ständige Anwesenheit gewöhnte – so ein Eisenmann sah schon recht merkwürdig aus, das musste sie zugeben, aber auch darüber kam sie hinweg. Erstaunt darüber, wie problemlos er die Trainingsgeräte wegschaffte, weitete sie die Augen, doch irgendwann wurde selbst dieser Anblick ihr zu langweilig. Als Jiro sie ebenfalls begrüßte grinste sie und schüttelte einfach unaufgefordert seine Hand. „Yokosan…“, wiederholte sie nachdenklich und nickte dann innerlich. „Jop, so passts…“, endete sie dann und grinste ein breites Grinsen, sodass ihre strahlend weißen Zähne zum Vorschein kamen. Schmied? Uuuh, das hört sich gut an. Erwiderte sie nickend und schmunzelte währenddessen ununterbrochen – in einem fort. Dann winkte sie jedoch ab. Ach was, Reed nimmt jeden, der eine gute Seele hat. Der sich an den Codex hält und mit vollem Herzen ein Pirat ist! Dann klopfte sie Jiro auf die Schulter – und zwar verhältnismäßig feste (das Boxen hatte sich gelohnt…) – und grinste zuversichtlich. Als Jiros Blick auf die Sportgeräte fiel, freute sich Yoko innerlich schon auf den Schlafraum – extra für die Mädels – und darauf, dass sie darauf bestehen würde, einen Sandsack hinein zu hängen. Nickend stimmte sie sich dabei selbst zu, ehe sie aus ihren Tagträumen wieder erwachte. Als Jiro sich beinahe förmlich verabschiedete, schüttelte Yoko nur verständnislos den Kopf – dennoch lachte sie. Als sie sah, dass er sich verbeugte, schmunzelte sie, und wusste, dass Reed ihn gleich zu Recht weisen würde. „So gut kenn ich ihn, darf ich behaupten“, dachte sie und wandte dann den Blick ab. Dann jedoch hörte sie, dass Cyric offensichtlich ihr neuer Navigator werden würde und ging zu ihm hinüber, um auch ihn an Bord des Schiffes Willkommen zu heißen. Hey, ich bin Yoko. Und du bist Cyric, richtig? Sie hatte gehört, dass der Name vorhin gefallen war und sah ihn nun fragend an, während sie ihm freundschaftlich die Hand reichte. Wie immer war sie den Neuen gegenüber unglaublich aufgeschlossen, aber nicht aufdringlich. Innerlich hoffte sie beinahe, die einzige Frau an Bord bleiben zu dürfen. Zwischen all diesen männlichen Seelen fühlte sie sich geradezu wohl! Hastig verwarf sie den Gedanken wieder und wurde leicht rot. Als Reed ihr dann auch noch das Kommando übertrug, staunte sie nicht schlecht und warf einen fragenden Blick in Richtung Raoul, ehe sie bemerkte, dass er schlief. Grinsend nickte sie zu ihrem Kapitän und begab sich wieder an die Reling. Während sie auf das Wasser schaute überlegte sie, was Reed wohl gerade tat. Mit Sicherheit waren alle drei in seiner Kajüte und er legte ihnen nun den Inhalt des Codex’ nahe. Grinsend schüttelte die blonde Piratin den Kopf und sah hinauf zur Sonne, ehe sie beschloss den „Trainingsraum“, wenn man so wollte, zu betreten. Nachdenklich stand sie eine Weile im Türrahmen. Seit sie von ihrer Heimatinsel aufgebrochen war – und Herrgott war das lang her – hatte sie nicht mehr geübt und glaubte schon fast, den Kampfsport verlernt zu haben, doch als sie auf den Sandsack zuging, wurde ihr klar, dass sie absolut nichts von dem Wenigen vergessen hatte, was sie noch wusste. Sie legte den lästigen Quersack ab und zog vorher ihr rotes Halstuch aus und zog noch ein solches aus ihrer Tasche, nur um sie sich gleich darauf um ihre Hände zu binden, sodass sie sich beim Schlagen gegen den Sack nicht weh tat. Einen Moment lang stand sie so da, doch dann knirschte sie mit den Zähnen… „Carya…“, dachte sie und hatte dabei nicht nur ihre Heimatinsel, sondern alle damit verbundenen Erinnerungen (vor allem die schlechten) im Sinn. Plötzlich landete ihre rechte Faust in dem groben Stoff und ihr Gesichtsausdruck wurde härter. Dann schlug sie mit der anderen geballten Faust in den Sack und gleich darauf noch mal. Die Schläge wurden schneller und kräftiger, bis sie begann all die Wut raus zu lassen, die sich damals angestaut hatte.