Leicht kichernd hockte Mika im Storchennest des Boldman und war beeindruckt von dem unglaublich tollen Tag bisher. Zunächst war er zwar leicht angewidert gewesen, dass er mitten in der Nacht wach wurde, nur um dann nicht wieder einschlafen zu können, doch im Nachhinein hatte sich das als wahrer Glücksfall heraus gestellt. In der Nacht nämlich hatte er sich spontan entschlossen, auf Grund seiner Schlaflosigkeit ein wenig am Mast herum zu klettern, da ihn die frische Seeluft und die körperliche Anstrengung normalerweise immer müde machten. Und das war auch dieses Mal der Fall gewesen. Nach einiger Zeit in der luftigen Höhe war der Baumakrobat müde geworden und hatte schon in seine Hängematte zurückkehren wollen, als ihm auf einmal ein Gedanke durch den Kopf geschossen war: Warum sollte er überhaupt zurück unter Deck gehen? Die Nacht war lau oder auch warm genug, damit er wie früher bei der Arbeit einfach ein Nickerchen bis zum Morgen im Korb machen konnte. Also hatte er sich kurzer Hand nach oben in den Ausguck geschwungen und sich dort hinein gelegt, worauf ihm auch schon nach wenig Zeit die Augen zugefallen waren und er in einen tiefen Schlaf gefallen war. Dieser hatte allerdings nicht so lange gehalten wie normalerweise, da er früh morgens durch aufgehende Sonne geweckt worden war. Als die ersten Lichtstrahlen des Tages ihren Weg über den Rand des Storchennests gefunden hatten und fast schon schmerzhaft die Augen Afro-Trägers getroffen hatten, war dieser unsanft aus einem Traum gerissen worden, an den er sich nicht erinnern konnte. Mit einer leicht miesen Laune war Mika aufgestanden und hatte sich gestreckt und gereckt sowie ausgiebig gegähnt. Dann aber zu bequem gewesen, den Abstieg zu wagen, hatte es sich der Faulpelz erst einmal wieder bequem gemacht, die Sonnenbrille aufgesetzt und gewartet, was nun passieren würde. Die Zeit war wie im Flug vergangen, während der Tagträumer so vor sich hin geträumt hatte und schon hatte er gemeint, vom Hauptdeck aus Schritte zu vernehmen. Neugierig, wer denn da rumlaufen würde, hatte der Zimmermann vorsichtig über den Rand des Ausgucks gelinst, ohne darüber nachzudenken, warum er dies eigentlich vorsichtig tat. Und wen er erblickt hatte, war Rei gewesen, seine Mitstreiterin bei den Hamsterpiraten, die ganz ohne Zweifel gut aussah, welche sich jetzt zum Sonnenbaden auf das Deck begab. Keine schlechten Aussichten, hatte Mika gemurmelt und die blonde Schönheit von oben begutachtet. Und so hatte der Afro-Träger den bisherigen Rest des Tages damit verbracht, erst Rei zu beobachten und anschließend noch Kassia, welche auch den schönen Tag zum in der Sonne liegen zu nutzen wusste. So hatte der selbst ernannte Afroman über einen netten Zeitraum hinweg zwei nette Objekte gehabt, die zu beobachten sich gelohnt hatte. Kassia und Rei boten schöne Bilder, an denen sich der dunkelhäutige einfach nicht satt sehen konnte. Doch hatte er sich auch nicht beschweren wollen, als Boris, der unglaubliche Hulk.. ähm.. Kapitän der Hamsterpiraten und langjährige Bekannte von Mika aus dessen Heimat, Sharewood, die Szenerie betreten hatte. Denn Boris wusste auch immer, wie man alles zum Lustigeren wenden konnte. Und so hatte der Hamsterpirat das ganze Spektakel ums Essen, Angeln, die Fische und die Würmer beobachtet und wäre beinahe aus dem Korb gefallen, als Rei der Fisch an den Hinterkopf klatschte.
Mika seufzte. Aber es war ein Seufzer, der pure Glückseligkeit ausdrückte. Noch nie in seinem Leben war er irgendwo auch nur annähernd so glücklich gewesen wie an Bord des guten alten Boldman mit den anderen Hamsterpiraten. Und heute war wieder so ein schöner Tag – kurzer Blick hinunter auf Rei – den eigentlich nichts verderben konnte – kurzer Blick hinunter auf Kassia. Genau so konnte es weitergehen. Das Schicksal hattes es wahrhaft gut mit ihm gemeint.
Doch auf einmal hörte der Afro-Träger ein lautes Platschen und das verhieß normalerweise nichts Gutes. Schnell schaute er sich unten auf Deck um und bemerkte rasch, dass Rei immer noch toll aussah und auch nicht mehr trug als einen Bikini. Genau wie Kassia. Rin war noch klein und Puc sogar noch kleiner. Aber wo war der Große, der Kapi, der Mann unter den Frauen und Puc da unten? Genau, Boris musste in Wasser gesprungen sein. Aber er konnte doch nicht schwimmen. Hatte er etwa schon wieder versucht, das Meer zu besiegen und zu beweisen, dass wahre Männer auch mit Teufelskraft schwimmen können? In dem Moment schlugen die Fische auf dem Deck auf. Ach, der war nur angeln... dachte Mika und war für eine Zehntelsekunde beruhigt, bis ihm auffiel, dass das immer noch nichts an der Tatsache änderte, dass Boris trotzdem nicht schwimmen konnte und unweigerlich absaufen würde, wenn ihn niemand aus dem Ozean zog. Und unten war wahrscheinlich keiner in der Lage dazu, also konnte in dieser ausweglosen Situation nur ein Mann dem Kapitän zur Rettung eilen. Nur ein Mann, der den Gefahren des Meeres trotzdem würde, um seinen Anführer zu retten. Und ohne weiteres Zögern stürmte der Baumakrobat los. Leichtfüßig wie eine Elfe sprang er aus dem Ausguck, geschickt wie ein Affe landete er auf dem Querbalken, an dem das Segel befestigt war, grazil wie eine Antilope rannte er auf diesem entlang, bis er das Ende erreichte, von dem er energisch wie ein Känguruh absprang und dann plumb wie ein Stein in die kühlen Fluten des West Blue klatschte, wobei er die Flugphase, in der seine Gliedmaßen zu sich heran zog, mit einem lauten Schrei untermalte: Afrogepowerte Arschbombe! Und mit einem lauten Klatschen schlug der Zimmermann mit dem Gesäß voraus auf dem Wasser auf, welches bis auf Deck des Schiffes spritzte. Kaum, dass der Dunkelhäutige ins kühle Nass eingetaucht war, orientierte er sich kurz, um zu sehen, wie sein Kapitän ein wenig unter ihm den dunklen, unbekannten Tiefen entgegen sank. Eilig tauchte ihm Mika hinterher und konnte ihn auch recht schnell erreichen. Unter etwas Kraftanstrengung gelang es dem Afro-Träger schließlich wild mit den Füßen strampelnd, Boris am Kopf bis an die Wasseroberfläche zu ziehen. Nachdem er kurz und gierig die frische Seeluft in seine beinahe leeren Lungen gesogen hatte, konzentrierte sich der schwimmende Baumakrobat nun wieder darauf, seinen Kapitän über Wasser zu halten, damit er wenigstens atmen konnte. Immer noch wild mit den Füßen austretend schaffte es der Dunkelhäutige gerade so, nicht auch abzusaufen während er den Glatzkopf vor eben diesem bewahrte. Wirf doch mal einer endlich son fucking Seil oder so was runter, okay!? Boris wog garantiert eine Tonne und seine eigenen Klamotten hatte er vor seinem tollkühnen Sprung auch nicht ausgezogen. Die sogen sich jetzt immer mehr mit Wasser voll. Mensch, die sollten sich mal beeilen da oben, dachte Mika und ruderte ein wenig heftiger mit den Beinen weil die beiden Männer schon wieder fast unterzugehen drohten.