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What lays hidden in the dark past?

J

Jonathan Volta

Guest
cf: Inter Arma Enim Silent Leges

Das Meer rauschte und die Möwen kreischten laut über dem Masten des kleinen Segelbootes, das in den Weiten des Ozeans vor sich hin dümpelte. Wind gab es nur wenig und das Segel hing schlaff von der Takelage herunter, als würde es sich erschöpft ausruhen von der tagelangen Belastung, der es ausgesetzt worden war.
Ja, die drei Personen an Bord des kleinen Einmasters hatten es nicht geschont, man hatte den Kurs gehalten: geradeaus auf Cosa Nostra zu, eine Insel die als Paradebeispiel für Korruption und Erpressung hätte stehen können. Trotz dem vielen Proviant ging das Essen langsam aber sicher zu Neige, vor allem, da die letzten verbleibenden Früchte an Bord bereits Anzeichen von Fäulnis vorwiesen.
Jonathan hielt sich mit halb geschlossenen Augenliedern eine Umbu vor das Gesicht, drehte sie hin und her, um mögliche, ungesunde Dinge daran auszumachen, bevor er schliesslich in das süss-saure Fleisch der grünen Frucht biss. Kurz wurde die Nase gerümpft, er war sich nicht gewohnt, sowas Rohes zu essen. Normalerweise zog es ihn bei Hunger in ein Gasthaus und auf längere Reise nahm er haltbarere Sachen mit, welche einem die Händler an jedem Hafen verkauften. Das erinnerte ihn, wie schön es doch gewesen wäre, jemanden dabei zu haben, der etwas von der Zubereitung von Essen verstand. Kauend blickte er zu seinen zwei neuen Gefährten hinüber, welche sich ebenfalls ihre ganz eigenen Gedanken machten, was das noch kommen würde, wie der zukünftige Verlauf ihrer Reise wohl aussah, ob sie wirklich zusammenbleiben würden. Viel hatte man in den letzten Tagen immerhin nicht gesprochen, so dass sie kaum etwas Neues voneinander erfahren hatten. Zumindest der Kopfgeldjäger und Anija hatten einige Worte gewechselt, ein wenig über die bevorstehende Reise geplaudert und sich Gedanken über „Narbe“ gemacht, wie Jon ihn inzwischen nannte. Der Teufelsmensch sass am Bug des kleinen Bootes und sah mit finsterem Blick über die Wellen zum Horizont, als würde er es kaum mehr erwarten können, an Land zu gehen und jemanden zu verprügeln. Angespannte Nackenmuskeln verrieten seinen Unmut über die plötzliche Windstille und entspannten sich langsam wieder, als der Wind zurückkehrte, die Segel aufblies und der Nussschale zu anständiger Fahrt verhalf. Der Waffenmeister mampfte an den letzten Stücken der Frucht herum, als sich plötzlich etwas pelziges an seine Hand schmiegte, die er neben sich auf den Reling gelegt hatte. Wie auf Knopfdruck versteife sich der ganze Körper des Rothaarigen, als er unter grössten Mühen seinen Kopf nach dem pelzigen Ding drehte, um herauszufinden, ob es wirklich das war, was es zu sein schien.

Und ob es das war…. Auf seiner Hand sass fröhlich das Frettchen der Grünhaarigen und sah ihn aus schwarz glänzenden Knopfäugchen an. Von Blickduell konnte da gar keine Rede mehr sein. „UAAHHHHHHHHH!!“ Schneller, als man es von einem herum lümmelnden, essenden Kopfgeldjäger hätte erwarten können, sprang Jonathan kreischend auf und schüttelte die Hand panisch, um das klauenbewehrte Ungeheuer loszuwerden. In hohem Bogen flog Ferret durch die Luft und plumpste zielsicher mitten auf den Haarschopf des jungen Volta. Dieser fand das gar nicht lustig. Als ginge es um sein Leben warf er mit heftigem Kopfschütteln das Ding von sich ab, sah sich fahrig nach einer Möglichkeit um, sich verstecken zu können. Im Nachhinein würde er es bereuen, aber das war ihm ziemlich egal, als er auf den Tigermenschen zustürzte und diesen zwischen das Frettchen und seine Wenigkeit schob. Noch halb auf den Anblick des Meeres konzentriert , merkte Narbe vorerst gar nicht, um was es eigentlich ging. Für etwa zwei Sekunden.
In Zeitlupentempo drehte sich sein vernarbter Kopf zu Jonathan um, die Augen weiteten sich und die grossen, roten Pupillen schienen den Kopfgeldjäger regelrecht verschlingen zu wollen. Plötzlich drehte er sich wieder zu Ferret. Dann wieder zu Jonathan. „Uh-oh“, dachte dieser noch, als der Zoan-Nutzer das Fellbüschel bereits gepackt hatte und ihm fluchend in das Gesicht drückte. „WEG DAMIIIT!“ schrie der junge Volta, wobei seine Stimme vom weichen Fell des Tieres ein wenig gedämpft klang. Panisch schlug er um sich und irgendwann kam es so, wie es in dieser Situation eben kommen musste. Mit dem Fuss erwischte er Narbe irgendwo in der Schultergegend, dieser stolperte zurück, stiess mit dem Fuss gegen den Reling und verlor das Gleichgewicht. Schwankend stand er noch einige Sekunden da, die Augen weit aufgerissen, bevor er langsam gegen hinten umfiel und klatschend in das Wasser tauchte. Anija, versuchte indessen verzweifelt ihren Ferret von dem, sich am Boden wälzenden Jonathan hinunterzuholen, so dass sie es nicht bemerkte, bis einige Spritzer des Meerwassers ihr Gesicht traf. Ihren kleinen Gefährten fest an sich gedrückt, starrte sie auf das Wasser, dort wo der Tigermensch eingetaucht war. Es war keine Spur von ihm zu sehen. Der Waffemeister war von ihr und dem Fellbüschel in ihren Händen etwas abgerückt und erkannte, als er sich wieder ein wenig von dem Schock beruhigt hatte, wieso sie in das Wasser starrte. „Verdammt“, fuhr es ihm durch den Kopf. „Er hat eine Teufelsfrucht gegessen. Er kann nicht schwimmen!“
„Kuso!“, zischte er, riss sich das Shirt vom Oberkörper, warf die Schuhe auf Deck und sprang in das kalte Salzwasser. Ein sauberer Kopfsprung, wie bei der Ausbildung in der Rekrutenschule so oft geübt. Doch ein ziemlich blöder Zeitpunkt, sich darüber zu freuen, vor den Augen eines Mädchens ein sportliches Meisterwerk vollbracht zu haben. Ein echt beschissener Zeitpunkt. „Wo ist dieser Kerl“, dachte er und suchte, mit den Armen rudernd nach einem Anzeichen von Leben in diesem unendlich weiten Wasser. Die millionen Tonnen von Wasser unter ihm verrieten, dass etwas, was das Pech hatte hier reinzufallen vermutlich tagelang sinken würde, bis es schliesslich den Meeresgrund erreichte. Ein gewaltiger, freier Raum befand sich unter ihm. Und mitten in diesem Blau schwamm ein Körper, von Narben übersät, der sich verzweifelt versuchte, gegen die Wassermassen zu stemmen, wenn auch vergeblich. Der Tigermensch hatte nicht aufgehört gegen alles zu kämpfen. Seine nackten Fäuste schlugen heftig nach dem Wasser, die Beine traten mit voller Wucht zu, als könnte er damit ändern, dass er immer weiter sank, der Dunkelheit entgegen, in diesen Abgrund des tiefsten Meeres, wo vermutlich schlimmere Feinde waren als nur das salzige Nass.
Jonathan trat heftig in das Wasser und strengte seine Arme an, um schneller zu tauchen, als der Tigermensch sank. Es kam ihm vor, wie eine der vielen Rettungsübungen, die er mit seinen Kameraden immer gemacht hatte, nur viel, viel ernster. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis er den strampelnden Körper endlich erreicht hatte. Dieser wirkte bei weitem nicht mehr so energiegeladen. Das Wasser lähmte ihn, liess seine Bewegungen erschlaffen und zwang ihn zur Ruhe.
Mehrere Luftbläschen traten aus seinem Mund, als Jonathan mit einem Arm unter seine Achsel griff und ihn nach oben zog. „Komm schon, beeil dich gefälligst!“
Luft hatte selbst er nicht für ewig. Seine Muskeln weiterhin bis ans Äusserste treibend kam er den Wasseroberfläche immer näher, zog den erschlafften Körper hinter sich her und durchbrach schliesslich die Barriere, welche Luft von Wasser trennte. Patschend kamen die Beiden an die Oberfläche und sogen gierig die Luft in sich ein. Der junge Volta hustete heftig und paddelte, sich weiterhin den Arm von Narbe über den Rücken geworfen zu ihrem Boot hinüber, wo schon eine sehr besorgt dreinblickende, grünhaarige Frau auf sie wartete. Anija half den Beiden wieder auf das Boot, wo Jonathan sich erschöpft neben dem Teufelsmenschen auf den Boden fallen liess. Er spuckte einen Strahl Wasser aus und atmete weiter die wunderbare Luft ein und aus. „Na super, erstes Abenteuer lief anscheinend nicht so, wie erhofft, doch wir haben es bestanden!“, lachte er und wurde gleich wieder von einem Hustenanfall geschüttelt. Versuchte er etwa gerade, witzig zu sein? Nachdem er beinahe zusammen mit einem seltsamen Typen untergegangen wäre? "Super, sehr passend zu der Situation........du Blödmann..."
Sein tätowierter Bauch hob und senkte sich, während er überlegte, wie diese seltsame Begebenheit nun wieder die Dinge zwischen den drei verschonben haben mochten.
Das schien dem Rotäugigen egal zu sein, als sein und Jonathan’s Blick sich trafen. Ein schwaches Lächeln zog auf seinem Gesicht vorüber, als er merkte, dass dieser Staredown vermutlich ausgeglichener war, als der vor einigen Minuten. „Ich nehme es mit einem mordlüsternen Narbengesicht auf, nicht aber mit einem Frettchen…..“ Gequält blickte der Waffenmeister zu dem Plüschball hinüber, der sich unschuldig an sein Frauchen kuschelte und so tat, als wäre er ganz unschuldig. „Gah…“, machte er und liess den Kopf wieder auf das Deck sinken.

Plötzlich merkte er, dass er Schwarzhaarige aufgestanden war und nun neben ihm stand. Wollte er als Rache auf ihm rumtrampeln, ihn anspucken? Als er sich sämtliche Möglichen Taten durch den Kopf hatte gehen lassen merkte der Grünäugige, dass Narbe ihn gar nicht mehr beachtete. Stattdessen war sein Blick in die Ferne gerichtet. Der Blick wirkte nun nicht mehr wütend. Nur noch eiskalt. „Kann man ja direkt eine Gänsehaut kriegen.“, dachte sich Jon, als er sich ebenfalls aufrichtete und dem Blick seines vorläufigen Verbündeten folge.
„Cosa Nostra“, dachte er bloss, als er es auch sah. Dunkle Schwaden schwebten über der Insel und liessen nur wenig Sonnenlicht durch, so dass sich eine düstere Atmosphäre über den ganzen Landstrich zu legen schien. Bedrohlich lag der Hauptsitz der Mafia im West Blue vor ihnen, verpackt in eine riesige Stadt, die sich vor ihnen auftürmte, und Jonathans „zwanzig mal grösser“ in den Staub trat. In diesem Moment hätte man schwören können, selbst hundert mal grösser als der Hafen von Humming Town wäre noch eine Untertreibung. Da lag also ihr Ziel. Und nach dem kleinen Zwischenfall vorhin schien es numher ein wirklich gemeinsames Ziel zu sein, auch wenn der junge Volta nicht zu sagen vermochte, warum genau.
Die Möwen kreischten weiterhin, ihre Stimmen verfolgen das kleine Bötchen, das sich langsam weiter durch die Wellen auf Cosa Nostra zuschob.
 
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Scar

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Die leere Weinflasche rollte von der einen Seite des Bootes zu anderen. Immer wieder und wieder. Sie war schon mindestens seit zwei Tagen leer. Entsprechend gestimmt war auch Vico. Zum Glück seiner ungewollten Gesellschaft, hatte diese ihn weites gehend in Ruhe gelassen. Stürme hatte es auch keine gegeben. Ja noch nicht mal die Begegnung mit einem Seekönig war eingetreten, was relativ ungewöhnlich war, so nah wie sie am Calm Belt losgefahren waren. Doch sollte man darüber nicht eigentlich froh sein, einer solchen Bestie der Meere nicht begegnen zu müssen? Schon, irgendwie. Doch besonders dem jungen Fuertes war einfach nur abgrundtief langweilig. Kein Wein und schier scheinbar undurchdringliche Eintönigkeit. Welch eine üble Mischung.
Dann fühlten sich auch noch seine Gelenke fast schon taub, schläfrig und er im gesamten fast schon kraftlos. An mangelnder Nahrung hatte das allerdings nicht gelegen. Ihm fehlte einfach nur Bewegung. Auf dem Boot hätte man schließlich nur ein paar Schritte gehen können... Und selbst dann, wäre er unweigerlich der Ärztin und dem Möchtgern-Kopfgeldjäger regelrecht in die Arme gelaufen. Das galt es natürlich zu vermeiden. Die ganze Zeit über. Dadurch kam es natürlich zu solch unbehaglichen Empfindungen. Zu wenig Bewegung powerte den Körper nicht nur aus, es ließ ihn auch fast schon einrosten. Für einen kurzen Moment musste Scar dann bei diesen Gedanken über sein, durch die Festgefahrenheit seiner selbst verursacht, fehlendes Training seinen Nacken und den rechten Arm kreisen lassen. In der Vergangenheit hatten ihn Kämpfe munter und fit gehalten. Auf solche hoffte er natürlich auch unbewusst mit ganzen Herzen, dass er sie auf Cosa Nostra zur Genüge haben würde. Denn schließlich hatte er die Insel der konzentrierten Kriminalität mit einem gehörigen Knall verlassen. Ein Knall der sicher so einigen nicht geschmeckt hatte. Die damals von ihm umgebrachten Mitglieder der Mafia, waren zwar nur kleine Handlanger gewesen. Doch bekanntlich ging es in den Familien hauptsächlich um das Prinzip. Erhebe die Hand gegen einen der unseren und du wirst sie unweigerlich verlieren. Scar kannte das Gesetz der Straßen Cosa Nostras, zumindest meinte er das von sich, und dementsprechend meinte er vorbereitet zu sein, auf das was auf ihn zukommen würde, auf seiner alten Heimatinsel.

In einigen gedanklich abgespielten Szenarien vergangener Zeiten schwelgend bemerkte der Teufelsmensch das entstandene Theater hinter ihm gar nicht. Normal war ja ohnehin alles ruhig gewesen, doch im Moment schien der Rothaarige einen merkwürdigen Tanz aufzuführen. Mit dem Frettchen des Mädchens als Partner. Welch ein seltsamer Kerl das doch war... Scar hingegen schaute nur ganz kurz, seitlich nach hinten, weil ihn das Geschrei gehörig auf die Nerven ging. Doch sollte es nicht bei Lärmbelästigung bleiben, denn gerade als sich sein Kopf wieder wendete, fiel Jonathan an ihm vorbei, riss ihn ruckartig herum und hielt ihn regelrecht eines lebendigen Schutzschildes gleich in Richtung des anderen Ende des Bootes. Vorerst total irritiert wusste sogar der Tigerkönig nicht darauf zu reagieren. "Nani?!! Teme, omae..." doch weiter kam er in seinem Gefluche nicht, als er Jonathans regelrechtes verzweifeltes Gesicht sah. Was erlaubte sich da Typ nur?! Fast hätte der Zoan-Nutzer zum Schlag ausgeholt, doch bot sich ihm eine andere Möglichkeit es dem rothaarigen Störenfried heimzuzahlen. Sein Blick war auf das Frettchen gefallen und augenblicklich begriff Vico was hier los war. Der sonst so cool wirkend wollende Kopfgeldjäger hatte doch tatsächlich Angst vor solch einer kleinen Ratte, ging es dem Rotäugigen durch den Kopf. Wie erbärmlich... Sofort schnellte seine Rechte zum Frettchen, griff es und dem Kopfgeldjäger nur noch ein paar Sekunden lassend, damit dieser begreifen konnte, was auf ihn zu kam, da stülpte er ihm das pelzige Getier auch schon direkt ins Gesicht. Mit einem seinem Frust freien Lauf gebenden Schnauben schloss der von Narben gezierte Mann zufrieden seine Augen, nach dem getanen Werk. Das geschah diesem Spinner doch nur allzu recht! Jedoch war die nun bei ihm entstandene Unaufmerksamkeit ein, wie sich Momente später raus stellen sollte, lebensbedrohlicher Fehler. Der Stachelkopf schlug, zappelte und trat sogar um sich. Und einer dieser Tritte traf Scar so, dass er tatsächlich das Gleichgewicht verlor, nach hinten stolperte und seine Kniekehle die Reeling einfing. Dem Erben der Fuertes kam es wie ein ewig andauernder Moment vor. Seine Augen rissen sich verunsichert, verdutzt und wahrlich erschrocken auf, während sein Körper nach hinten, immer tiefer, hinab sank. Alles in wenigen Sekunden, doch für ihn zog es sich hin, wie mehrere Momente. Und mit einem langsam verschwindenden Bild einer aufgesprungenen Arztin und einem immer noch panischen Jonathan fiel er endgültig vom Boot, in das kalte und unendliche blaue Tief. Ein dumpfer, plätschernder Aufprall erschallte, ehe sein Körper vollständig von den Wassermassen umschlossen wurde. Nicht mal für einen kleinen Augenblick hatte er sich oben halten können. Der Fluch dem der mit seinen Teufelskräften einherging zeigte sofort seine Wirkung. Alles was die Augen des jungen Fuertes wahrnahmen wirkte total durch das Element in das er hinab sank verschwommen. Die wenigen Lichtstrahlen über der Wasseroberfläche wurden gebrochen, die Umrisse des Bootes in welchem er eben noch gestanden hatte wurden total verzogen und im Gesamten wirkte es nur noch wie ein sich immer weiter entfernender Schatten. Langsam.. schlossen sich die Augen Scar's.... Nein! Das wollte er auf keinen Fall dulden! Seine tiefroten Augen rissen sich ruckartig erneut auf und sein Kampfeswille, seine unbeugsamste Eigenschaft, trieb ihn dazu bei Bewusstsein zu bleiben und zu kämpfen! Der wenige Sauerstoff der ihm verblieben war, wurde in seine Muskeln gepumpt und so versuchte er sich verbissen aber genauso vergebens gegen das vermeintliche Ertrinken zu wehren. Jede Gliedmaße seines Körpers kämpfte gegen das Wasser an, doch dieses entzog ihm mit jedem Strampeln, mit jedem Wink immer mehr seine Kräfte. Mehr und mehr betäubte es seinen Körper und nicht mal sein eiserner Wille konnte noch etwas ausrichten. Wieder war er kurz davor das Bewusstsein endgültig zu verlieren, da schwamm plötzlich ein Schatten von oben herab auf ihn zu. Er konnte nicht mal mehr erkennen was es war. Es hätte genauso gut ein Ungeheuer der Meere sein können, dass ihn nun als seine Beute verzehren würde... Doch dem war nicht so. Nur spärlich bekam es Vico mit wie er auf einmal gepackt und wieder nach oben, in Richtung Meeresoberfläche gezogen wurde. Wer nur... rettete ihm da das Leben? Eine Frage die dem Rotäugigen gerade noch so bei halbem Bewusstsein durch den Kopf ging, ehe er ruckartig wieder über das Wasser gezogen wurde....
Stoßartig zerrte es ihn in das Leben zurück und heftig einatmend zog er eine riesige Menge Sauerstoff in sich ein, bevor er fast noch im selben Moment eine gehörige Menge Wasser aus hustete. Sich selbst oben halten konnte er jedoch nicht. Er wurde gehalten, gestützt... von einer Person, die ihm inzwischen alles andere als unbekannt schien. Am liebsten hätte er dem Rothaarigen tausende von Beleidigungen an den Kopf geknallt. Allerdings fehlte ihm sogar dafür gerade neben den nötigen Atem auch noch die Kraft. So musste er es sich... zum zweiten Mal schon... gefallen lassen, dass ihn dieser Möchtegern-Kopfgeldjäger das Leben rettete. Welch eine Schande das doch war. Nur konnte Scar zu sich selbst sagen, dass es die Idiotie des Grünäugigen gewesen war, die das verursacht hatte. Und allein dafür hatte er schon eine gehörige Tracht Prügel verdient...

Mit einigen kräftigen Schüben an Husten brachte der junge Fuertes all das Wasser das sogar schon in seine Lunge gedrungen war wieder heraus. Immer noch schwer atmend und schlapp auf den Knien strich seine Hand über das Holz des Bootes. Um ein Haar wäre es um ihn geschehen gewesen... wenn da nicht dieser... Nein, Moment, wenn dieser rothaarige Spinner nicht gewesen wäre, wäre das gar nicht erst passiert! Die roten Augen schielten voller Verachtung und Zorn zu dem ebenso erschöpft nach Atem ringenden Jonathan, der nichts besseres zu tun hatte als ein sinnloses Kommentar und ein dämliches Lachen von sich zu geben. "Kuso...tare!!" schimpfte Scar nur vor sich her, mehr hechelnd statt, wie eigentlich beabsichtigt, fauchend. Das salzige Nass tropfte an seinen durchnässten Haaren herunter, lief ihm durch sein Gesicht. Wenn es doch nur diese beiden Dinge gewesen wären, die durchnässt waren. Dabei waren seine gesamten Klamotten, ja sogar seine Stiefel, komplett nass. Eine absolute Sauerei. Und wer war daran Schuld?! Dieser verdammte Möchtegern-Kopfgeldjäger, der nur dümmlich Scar's erzürnte Blicke zu erwidern schien, was diesen natürlich nur noch mehr reizte, als er sich letztendlich wieder aufgerichtet hatte und nun über dem halbnackten Mann stand. Sein Blick verfinsterte sich total, seine Zähne fletschten regelrecht und seine Hände spannten sich an sowie sie sich erhoben, auf die Höhe seines Brustkorbs. Snake Bite- ging er schon in Gedanken durch, wollte ausholen, da stach ihm der gewaltige Auftritt von Festland ins Auge. Der Anblick bannte ihn sofort und hielt ihn sogar davon ab, Jonathan alles Mögliche an zu tun... für den Moment. Die Nebelschwaden machten das Bild des riesigen Hafens zwar etwas unkenntlich und dennoch... erkannte der Erbe der Familie Fuertes die Stadt wieder, die sie anstrebten zu betreten.
Palermo... ging es Vico nur durch den Kopf ehe er von dem Rothaarigen vollkommen abließ. Nicht mal das merkwürdig groß gezeichnete Tattoo auf Jonathan's gesamten Körper hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wahrgenommen, ja, sich weiter dafür interessieren wollte er sich jedoch nicht. Er schloss die kurze Gedankengänge darüber sofort ab und schritt wieder an den Bug der kleinen Nussschale. Ohnehin würde er sich wohl wieder dazu genötigt fühlen dem jungen Mann mit den grünen Augen sonst etwas zu tun, wenn er auch nur noch einmal an ihn denken würde. Zumal schien das so unwichtig... als das Boot langsam an den großen Schiffen vorbei trieb, auf einen riesigen Steg gefertigt aus Stein und dann weiter auf einen an diesen ran gebauten kleineren, hölzernen Nebensteg zu. Scar vergaß mehr und mehr, dass er noch zwei Anhängsel im Schlepptau hatte. Regelrecht übermütig sprang er bei der ihm sich erst bietenden besten Gelegenheit aus dem Wassergefährt, direkt auf den Holzsteg. Ihm war alles egal, er wollte Cosa Nostra nur so schnell wie möglich betreten und.. endlich wieder Festland unter seinen Füßen spüren. Mal ganz davon abgesehen, dass er sich nach Bewegung sehnte. Die noch immer triefend nassen Stiefel zog er sich aus und dann ging er über den ganzen Steg weiter, eine nicht gerade große Treppe hinauf und betrat den Steg aus Stein. Der Nebel, das Klima, überhaupt die ganze Temperatur die ihn umgab machten den Baustoff unter seinen nun blanken Füßen recht kalt, doch das war ihm genauso egal. Noch einmal atmete er tief ein, warf die Stiefel mit der linken Hand tragend über seine Schulter und wollte schon ansetzen seinen Weg fort zu führen da... "Oi, oi~..." kam plötzlich ein abgehalfterter Hafenarbeiter munter, großspurig auf ihn zu. "Euch Drei ist schon bewusst, welche Insel das hier ist, eh?!" Der Teufelsmensch erwiderte lediglich kurz den Blick des ihn nun ansprechenden Mannes, ehe er sich wieder umdrehte und weiterging. "Oi, Gaki!! Wag es nicht mir den Rücken zu zudrehen!! Dieses Hafenabschnitt unterliegt gewissen 'Gesetzen', denen folge geleistet werden muss.. Also bezahlt gefälligst die Anlegegebühren!!" Der Nervbolzen machte einen riesigen Fehler. Er schnellte dem Dunkelhaarigen hinterher, packte ihn an der Schulter und zerrte ihn herum... Ohne viel zu zögern, riss Scar seinen Kopf nach hinten und hämmerte ihn so schnell wie nur irgendwie ersichtlich seinem Gegenüber gegen dessen Stirn. Dieser war nicht nur unvorbereitet und total überrascht, er besaß wohl auch nicht mal annähernd solch einen Dickschädel wie der Zoan-Nutzer. Unter einem Shmerzhaften Aufschrei stolperte er deswegen zurück und fiel vom Steg hinab ins Wasser. "Kasu ga..." kam es nur noch verächtlich vom Rotäugigen, ehe er sich noch einmal umwand und endgültig auf das Innere des Hafens zu schritt. Das war wirklich nötig gewesen, denn die Kopfnuss hatte ihm geholfen einigen aufgestauten Frust abzubauen. Und nun, war er endlich wieder daheim...
 
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Anija

Guest
Mit dem Umblättern des Blattes, offenbarte sich eine weitere, mit viel Schrift und zwei Bildern, beschriebene Seite im Medizinbuch Anijas. Seitdem sie auf See sind, hatte sie sich bereits 57 Seiten in dem Buch durchgelesen, ganz abgesehen davon, dass sie oftmals auch dabei gestört wurde. Doch nun schien sie endlich wieder ein wenig Ruhe und das Lesen in ihrem Buch genießen zu können. Während der gesamten Fahrt hatte die junge Grünhaarige kein Wort mit Scar gewechselt, lediglich mit Jonathan, hatte mit ihm über den weiteren Verlauf ihrer Reise und auch über den mürrischen Narbenmenschen gesprochen. Die ganze Zeit über, war dieser nämlich kein einziges Mal nach hinten gekommen, war stets vorne am Bug gewesen und hatte in Fahrtrichtung geblickt. Er schien seine beiden „Zwangs-Gefährten“ wirklich alles andere als zu mögen… es sei denn er versuchte dies nur zu vertuschen, doch daran glaubte Anija nicht. Ihr Wissen und ihre Intelligenz reichte weit genug um ihr zu sagen, dass dieser Mann sie und Jonathan lieber über Board stoßen würden, anstatt weiter mit ihnen nach Cosa Nostra fahren zu wollen. Dennoch störte sich Anija da nicht weiter dran. Sie ging ihm einfach aus dem Weg. Sie tat ihm nichts, so hoffte sie darauf, dass er auch ihr nichts tun würde. Natürlich dachte Ferret in der Hinsicht anders. Kurz nach der Abfahrt von Humming-Town war er wie von der Tarantel gestochen über das gesamte Boot geflitzt, musste alles beschnüffeln und inspizieren. Man konnte ihm anmerken, dass dies das erste Mal war, wobei er das sichere Land verließ und auf Wellen schaukelnd in einem Boot saß. Ständig saß er ganz oben auf der Spitze des Einmasters und versuchte etwas anderes als nur das unendlich scheinende Blau des Meeres zu erblicken. Natürlich saß er dabei auch vorne mit im Bug, bei Scar und war jedes Mal ohne den kleinsten Kratzer wieder zurückgekommen. Manchmal nervte Anija die Hyperaktivität des kleinen Wesens, doch selbst mit ermahnenden Worten ließ er sich nicht beruhigen. Er war wirklich wie eine nicht bremsbare, wandelnde Koffeinbombe, einfach schrecklich. Auch dieses Mal saß Ferret auf der Spitze des kleinen Mastes und blickte auf das Meer hinaus. Endlich schien er zur Abwechslung etwas ruhig zu sein.
Viele, teilweise schwierige Fremd-, sowie normale Wörter konnte man aus dem Text auf Anijas Buchseite herauslesen. Das, sowieso schon etwas schwer zu verstehen geschriebene Buch, wurde dadurch noch schwieriger zu lesen, dennoch verstand Anija den Inhalt. Oft genug hatte sie schon solch komplexe Bücher gelesen, drum kannte sie auch die meisten der Fremdwörter. Leicht an die kleine Reling gelehnt, saß sie mit angewinkelten Beinen da und schien mit ihren Gedanken vollkommen in dem Buch versunken zu sein. Das grüne Haar des Mädchens war wie immer zu zwei Zöpfen gebunden und lag auf ihren Schultern. In der vorherigen Nacht hatte die Ärztin den Schlaf der beiden Männer ausgenutzt um mal wieder die Kleidung zu wechseln. Sie trug zwar noch immer die langen, über die Oberschenkel reichenden Stiefel, doch bedeckte nun ein blutrotes, seidig wirkendes und kurzes Kleid ihren Oberkörper. Es war aus einem welligen Stoff gefertigt und glänzte leicht im Schein der Sonne. Um den Hals hatte sie sich eine schwarze Kette mit einem schwarzen Kreuz als Anhänger gelegt. Wie sonst auch verdeckte viel weißer Verband die unzähligen Narben auf Rücken, Schultern, und Oberarmen. Natürlich sah das mit dem Kleid leicht merkwürdig aus, doch wollte die Grünhaarige halt nicht jedem ihre ganzen Narben präsentieren und unangenehme Fragen und Blicke über sich ergehen lassen.

Plötzlich vernahm die heranwachsende Dame einen lauten Schrei. Langsam hob sie mit verblüfftem Gesichtsausdruck den Kopf und sah nur noch wie Jonathan total panisch seine Hand hin und her schüttelte, bis der kleine Ferret auf seinem roten Schopf landete. Mit aller Kraft hatte dieser versucht sich an der Hand des Mannes festzukrallen, war dennoch daran gescheitert und saß nun wie nach einem Schleudertrauma benommen auf dem Kopf des Kopfgeldjägers. Dieser gönnte dem kleinen Frettchen allerdings keine weitere Sekunde zur Erholung sondern wirbelte sogleich sein rotes Haar, als sei er auf einem Heavy-Metal-Konzert, durch die Luft. Trotz verzweifelten Festhaltens, kam Ferret hart auf das Holz des kleinen Bootes auf und blieb dort für einige Augenblicke liegen. Dann richtete er sich wieder auf und tippelte erbost auf den sich hinter Scar versteckenden Jonathan zu. Anija hatte dem ganzen Schauspiel nur mit großen verblüfften Augen zugesehen und konnte gar nicht wirklich realisieren, was da soeben geschehen war. Das Buch in ihren Händen war für sie wie vergessen und sie konzentrierte sich nur noch auf das kleine, und ja man konnte wirklich sagen, komödiantische Theater zwischen Rotschopf und Kleintierjäger. Plötzlich wurde das kleine Fellbüschel von dem Teufelsmenschen etwas unsanft gepackt und mitten in das sowieso schon verängstigt scheinende Gesicht des Rothaarigen gedrückt. Nun hatte Anija ihr Buch zur Seite gelegt, war aufgestanden um sich das Schauspiel besser ansehen zu können. Wie verrückt schlug und trat der Kopfgeldjäger um sich, versuchte alles um das arme Tier von sich wegzukriegen. Ferret selber hatte sich etwas zusammen gerollt, um so vor den Schlägen und Tritten etwas geschützt zu sein. Plötzlich erwischte Jonathan Scar an dessen Schulter, woraufhin dieser taumelnd gegen die Reling stieß und keine drei Sekunden später rücklings im kühlen Nass landete. Dies bemerkte die Ärztin im ersten Moment gar nicht, sondern versuchte, ihren kleinen pelzigen Begleiter von dem panischen Mann herunter zu bekommen. Nur mit Mühe schaffte sie es das pelzige Tier zu packen und an sich zu drücken. Während des kleinen Kampfes war ihr etwas Wasser ins Gesicht gespritzt, woraufhin sie sich umschaute und feststellen musste, dass eine Person fehlt. Mittlerweile wieder stehend, starrte die junge Anatomin in das Wasser, sah zu wie etliche Blubberblasen an die Oberfläche stiegen und darauf deuteten, dass sich jemand im Wasser befand. Verwunderung stieg langsam in ihr auf, Verwunderung und auch ein wenig Angst. Wieso taucht er denn nicht wieder auf…? Kann er etwa nicht schwimmen…? Nein… er muss schwimmen können… ein Seemann der nicht schwimmen kann ist doch kein richtiger Seemann… es sei denn… Wie ein Gedankenblitz schoss Anija ihre erste Befürchtung durch den Kopf. Nun wirkte sie auch etwas erschrocken und drückte das kleine Frettchen ein wenig fester an ihre Brust. Kann es vielleicht sein, dass er von einer Teufelsfrucht gegessen hat?! Möglich wäre es… zumindest glaube ich das eher, als die Tatsache, dass er als normaler Mensch nicht schwimmen kann. Ja! Das ist es wahrscheinlich! Aber… am besten ich frage nach… nicht, dass ich sonst noch voreilige Schlüsse ziehe… Vollkommen in ihren Gedanken versunken, hörte sie Jonathan nur noch kurz fluchen, ehe dieser dem Narbenmenschen auch schon ins Wasser nach sprang…

Es kam Anija wie eine Ewigkeit vor, bis die beiden Männer wieder auftauchten und gierig nach frischer Luft schnappten. Sie hatte bereits die Befürchtung gehabt, dass sie es nicht schaffen würden, drum war sie von dem Anblick der beiden umso erleichterter. Kniend und leicht über die Reling gebeugt half sie den beiden Chaoten wieder zurück auf das kleine Boot. Hechelnd und weiter nach Luft ringend lagen sie beide auf dem Holz des Bootes, spuckten eine Menge Wasser aus, schienen aber sonst das Ganze gut überstanden zu haben. Noch immer erleichtert kniete Anija neben den beiden nassen Männern und lächelte leicht. Ferret kuschelte sich an Anijas Brust und funkelte den Rothaarigen erbost an. Dieser legte bei dem Anblick des an Anija kuschelnden Frettchens seinen Kopf mit einem Ausruf auf den Boden ab. Noch immer das Tier auf dem Arm stand die Grünhaarige wieder auf, trat zu Jonathan ran und ging neben seinen Körper in die Knie. Mit entschuldigendem Blick schaute sie diesen an. “Es tut mir Leid, dass du so ein Problem mit Ferret hattest, aber…“ Sie legte den Kopf leicht schräg und ihr Gesichtausdruck wechselte von einem entschuldigenden zu einem fragenden.“… kann es sein, dass du an sich mit Ferret nicht klar kommst? Hast du… vielleicht Angst vor ihm? Wenn ja hättest du mir das ruhig sagen können… ich hätte ihn dann von dir fern gehalten…“ Neben Jonathan stand Scar wieder auf und blickte mit seinen stechenden roten Augen aufs Meer hinaus. Als das Mädchen kurz zu ihm aufblickte, fiel ihr sein Blick sofort auf und ohne zu zögern drehte sie sich in seine Blickrichtung. Dort türmte sich zwischen Nebelfetzen eine dunkle Wolke über eine Insel auf. Komplett von der Sonne abgeschottet verweilte die für Anija riesige Insel in Dunkelheit, wirkte finster und alles andere als einladend. Mit offenem Mund stand sie wieder auf. Ihr Blick war vollkommen von der Insel gefesselt. Sie war im Gegensatz zu Humming-Town wahrlich riesig und auch der Hafen war mindestens ein Hundertstel Mal größer als der in Humming-Town. Bei diesem Anblick überkam Anija eine Gänsehaut am ganzen Körper und Furcht stieg in ihr auf. Diese Insel wirkte so finster und abstoßend, da wollte sie um jeden Preis nicht hin. Den Blick des Schwarzhaarigen deutend, ahnte Anija schon in etwa, was dies für eine Insel sein könnte und mit einem relativ ängstlich drein blickenden Gesicht schaute sie wieder in Richtung des für sie monströsen Landes. Wenn das wirklich Cosa Nostra war, dann konnte sich Anija auf einiges einstellen. An sich war sie schon große Inseln nicht gewohnt und wenn dann noch so eine finstere dabei war, dann übermannte diese die Ärztin regelrecht.

Immer näher kam das kleine Boot der sich vor ihnen auftürmenden Insel und nun war sich Anija wirklich sicher. Das musste Cosa Nostra sein, daran gab es kein Zweifel. Doch warum musste diese Insel so Furcht erregend aussehen? Konnte sie nicht wie jede andere normale Insel sein? Musste Anija bei ihrer ersten Insel auf ihrem größten Abenteuer wirklich auf so eine Insel treffen? Fast schon bereute sie es, mit den beiden mitgegangen zu sein und drückte das nun ziemlich aufmerksam und neugierig wirkende Frettchen an sich. Mit einem übermütigen Sprung landete Scar sicher auf dem hölzernen Steg, zog sich seine Schuhe aus und ging in Richtung Hafen rein. Ein Hafenwart, fing diesen sogleich ab, doch ignorierte der Teufelsmensch den Mann einfach und schritt an diesem vorbei. Als der Wart den Schwarzhaarigen aufhalten wollte, kassierte dieser eine Kopfnuss, woraufhin Anija schwer schlucken musste. Mit großen verängstigten Augen starrte sie auf das Wasser, in welches soeben der Wart gefallen war. Langsam drehte sich das Mädchen zu Jonathan um und blickte diesen mit flehenden großen Augen an. Auch wenn sie es schon wusste, so musste sie diese Frage einfach stellen. “Bitte sag mir nicht, dass das Cosa Nostra ist…“ Voller Hoffnung auf eine Verneinung seinerseits wartend, konnte es Ferret wieder rum kaum erwarten endlich neues Land erschnüffeln zu können und wippte schon vollere Vorfreude in den Armen Anijas hin und her.
 
J

Jonathan Volta

Guest
Konnte es sein, dass er mit Ferret nicht klar kam? Was für eine Frage…
Der junge Volta zog eine Grimasse und rutschte ein winziges Stückchen weiter weg von Anija, da sie immer noch Ferret auf sich rumklettern hatte. Ein wenig unbeholfen und trotzdem mit einem halbwegs würdewahrenden Gesichtsausdruck nuschelte Jonathan etwas von:
„Kann sein. Vielleicht ein Bisschen.“ Na gut, das war untertrieben, aber schliesslich gab man vor einer Frau nicht gleich seine grösste Schwäche bekannt oder? Ferret wurde noch einmal kurz angefunkelt, seine Besitzerin angelächelt ehe die Aufmerksamkeit des Waffenmeisters wieder auf die Insel vor ihnen gelenkt wurde.

Palermo hatte es irgendwie geschafft, noch viel grösser zu werden seit Jonathan Cosa Nostra besucht hatte. Aus den Nebelschwaden schälten sich die Hafenanlagen, riesige Stege für die grossen Dreimaster, von denen es hier Dutzende gab, überragten selbst die Mastspitze des kleinen Bootes, in dem die drei Reisenden sassen. Gewaltige Kräne zum Verladen der Lasten auf die Handelsschiffe drehten sich rumpelnd und ächzend, während sie Tonnen von Güter auf ihre Reise schickten. Sie wurden entweder auf dem Deck abgeladen, oder man liess sie gleich direkt in den Laderaum fallen, wo sie mit dicken Stricken befestig wurden. Selbst ganze Kanonen hingen, durch Ketten daran gehindert, jemanden zu zerquetschen, an diesen gewaltigen Konstruktionen und ersetzten jene, die in einer Schlacht zerstört worden waren. Rufe und Schreie hallten durch das ganze Hafenbecken, ständig gab jemand den Befehl zum Ein- oder Ablaufen, Matrosen hasteten herum, barfuss, wobei sie sich alle Mühe gaben, nicht auf den glitschigen Planken auszurutschen, was in vielen Fällen den Tod bedeuten konnte. Die Schiffe waren riesig und wenn man falsch im Wasser landete, brach man sich gerne ein paar Knochen.
Das kleine Bötchen mit seinen drei Insassen war kaum nah genug an einen der niederen Holzstegen gekommen, welche extra für solche kleinen Gefährte gebaut worden war, als der Tigermensch schon einen Satz machte und ungeduldig auf die Verbindungstreppe zu einem der grösseren Steinstege zuging. Der Kopfgeldjäger und Anija banden ihr Gefährt hastig mit Seil an die dafür vorgesehene Haltepflöcke und folgten ihm. Jonathan warf sich die Tasche über die Schulter und zog seinen Mantel ausnahmsweise einmal nicht an, da seine Kleider immer noch nass und voller Meersalz waren. Seine rote Mähne schüttelte er kurz und kräftig, bis sie wieder wie von Zauberhand genau so aussah wie vorher. So ein Kunststück brachte man nur mit jahrelanger Übung fertig…

Die Drei gingen die Treppe hinauf, welche zu den höher gelegenen Docks führten, welche wiederum direkt mit dem Hafenbezirk der Stadt verbunden waren. Wie massive Steinwände sahen diese „Stege“ aus und erstreckten sich einige hundert Meter ins Meer hinaus. Dank einer beachtlichen Breite von über 10 Metern, konnten ganze Wagenladungen Waren direkt vor das Schiff gekarrt werden, was das Ent- und Beladen wesentlich einfacher machte. Gerade rumpelte wieder ein Wagen voller Reiswein aus dem Süden an ihnen vorbei, als „Narbe“ plötzlich von einem der Hafenkontolleure auf die anfällige Anlegegebühr angesprochen wurde. Jonathan erinnerte sich noch gut an den Augenblick, an dem er zum ersten mal diesen Typen begegnet war. Sie achteten peinlichst genau darauf, dass auch ja niemand ohne zu bezahlen in ihrem Hafen anlegte und hetzten dem durchschnittlichen Kapitän alle möglichen Möchtegern Saboteure auf sein Schiff, sollte er nicht kooperieren wollen. Diese skrupellose Methode hatte auf jeden Fall dazu geführt, dass sich einen Haufen Gesindel rumschlich und im Namen der Stadt Anlegesteuern einzog. Falls jemand auf einen der Betrüger hereinfiel musste er wohl oder übel noch ein zweites Mal bezahlen, wenn er sein Schiff nicht am nächsten Tag auf dem Grund des Hafenbeckens wähnen wollte.
Der Mann, der den Teufelsmenschen soeben angehalten hatte war wohl ein echter Hafenarbeiter. Was den Rotäugigen allerdings sehr wenig zu kümmern schien. Kaum wurde der Kontolleur etwas lauter und wollte Narbe am weitergehen hindern, als ihm auch schon die Stirn des Tigermenschen mit einem hässlichen Geräusch mitten ins ein Gesicht krachte. Mit einem Schrei stolperte er zurück und landete mit einem lauten Platschen im Hafenbecken. Zum Glück für ihn war der Steg einer der weniger hohen, weshalb er wohl relativ unbeschadet davonkommen würde. Und siehe da: nach einigen Sekunden tauchte sein wutverzerrtes Gesicht wieder aus den Wellen auf und feuerte ein gut gefülltes Magazin Schimpfwörter auf den Zoan-Nutzer ab, der mit unberührter Miene weiter auf den Hafenbezirk zusteuerte. Anija, die neben Jonathan stand sah mit erschrockenem Gesichtsausdruck auf die Szene , welche sich ihnen gerade bot, um sich kurz danach dem Kopfgeldjäger zuzuwenden und mit grossen Kulleraugen zu verlangen, dass er zugab, sich in der Insel getäuscht zu haben.
„Tut mir Leid“, grinste der Waffenmeister sie an. „Eine Stadt wie diese hier ist nicht selten im West Blue und es ist sehr unwahrscheinlich, dass noch woanders so viele Anzugträger mit Sonnenbrille herumlaufen wie hier. Schau dir mal die Zwei dort an.“ Er zeigte auf zwei Männer, die etwa zwanzig Meter weiter weg vor einem Schiff standen und sich mit dem Kapitän zu unterhalten schienen. Beide trugen massgeschneiderte, schwarze Jacken, je einen Hut auf dem Kopf und trotz des ganzen Nebels eine Sonnenbrille auf der Nase. „Tu einem etwas zu leide, dann hast du bald seine ganze Familie am Hals. Das sind die Typen, welche die Stadt hier ausmachen, sie im Hintergrund lenken. Die Mafia.“ Jonathan zog sich während dem Gehen seine fingerlosen Handschuhe wieder über und sah seine Partnerin mit einem Schulterzucken und einem fast schon entschuldigenden Lächeln an. „Gewöhn dich besser an sie. Praktisch an jeder Ecke lauert so ne‘ Brille.“
 
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Scar

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"Hey, das... das ist er doch oder? Der Junge von damals..." "Oh, du hast recht, aber... Was macht der so plötzlich wieder hier?" Getratsche, wo man nur hinschaute. Aber das war ja zu erwarten... Vico war zwar keine Berühmtheit. Dennoch erinnerten sich die meisten der Erwachsenen auf der Insel noch sehr gut an das Hause Fuertes oder viel eher an dessen Herrn. Dem Erben selbst war das meiste im Detail zwar unbekannt, jedoch wusste er in den Jahren nach dem Vorfall in ihrer Villa in der Zeit in der er bei seinem Großvater gelebt hatte um den Ruf seines Vaters. Vigalo Fuertes. Ein gefürchteter wie geachteter Mann. Und er, nun 22 Jahre alt, war fast schon ein genaues Abbild seines Erzeugers. So war es absolut kein Wunder, dass er wiedererkannt wurde, während er die Straße zum Hafen herunter schritt, noch immer barfuß. Beiläufig beobachtete er dabei die Personen am Rande oder auf der Straße, wie sie ihrer Geschäfte und anderen Tätigkeiten nachgingen. Er vernahm jedes Wort das man über ihn sprach. Was für ihn neben dem Getratsche allerdings am nervigsten war... waren diese Blicke. Die Blicke die ihm entgegen geworfen wurden, als wäre er eine Art unheilverkündendes Etwas. Nur die wenigsten hielten dann stand, wenn er ihre Blicke mit seinen stechend roten Augen erwiderte. Die die es taten, waren leicht als die Individuen zu enttarnen die sie waren. Abschaum der Gesellschaft für die einen, Herrscher über die gesamte Insel für die anderen... Cosa Nostra, wahrlich eine Insel die der organisierten Kriminalität schon seit Jahrzehnten ein Zentrum bot. Und hier, war seine Heimat...

Noch immer atmete er sich wohl fühlend die etwas kühlere, neblige Luft ein und führte seinen Weg fort. Ein konkretes Ziel auf das er zusteuerte hatte er zwar noch nicht, doch viel eher vermochte er ohnehin im Moment sich mehr seiner Heimatinsel bewusst zu werden, das er endlich wieder hier war und das unter seinen Füßen spüren konnte. Es wurde jedoch mehr und mehr, je tiefer Scar sich in die Stadt begab, deutlich wie unerwünscht er eigentlich war. Fraglich war allerdings, wieso er noch nicht behelligt wurde? Wenn man bedachte, was er damals, bei seinem Verschwinden, getan hatte, hätten sie ihn schon kurz nach dem er den Hafen verlassen hatte, aufknüpfen müssen. Nur taten sie es nicht... Seine Anwesenheit war sicher keiner Familie entgangen. Solche Informationen verbreiteten sich schließlich wie ein Lauffeuer. Irgendwie konnte man sogar behaupten, dass der Zoan-Nutzer regelrecht darauf wartete... Sehnsüchtig, wahnsinniger Weise, wie auf einen Vulkanausbruch... mit dem wahrscheinlich selben Resultat. Sich selbst noch in Gedanken fragend, wieso nichts passierte, erreichte der junge Fuertes gerade einen recht großen Platz, mit einem Brunnen in der Mitte... Ein bekannter Ort und Treffpunkt für so manche. Das wasserspendende Becken in der Mitte dieses Platzes nannte man Fontana Pretoria. Eine Art Denkmal, im Auftrag gegeben von einem ehemaligen Don... Es war ein schönes Bildnis, mit drei konzentrischen Becken und einem größeren in der Mitte mit einer auszeichnenden Säule. Etliche Nymphen versammelten sich in Stein geschlagen liegend, stehend und sitzend um den Brunnen. Hätte Scar etwas für Kunst übrig gehabt, hätte er sicher angestrebt für einige Momente inne zu halten, um sich dieses schöpferisch außergewöhnlichen Werkes bewusster zu werden, doch er strebte einen vollkommen anderen Genuss an. Denn gerade erinnerte er sich, als sein Blick auf jene fiel, daran, dass hier eine seiner Lieblingsabsteigen war. Nido di Demoni, ein Schriftzug der auf dem schon veraltetem riesigen angenagelten Schild über dem Eingang prangerte. Eine berühmt berüchtigte Bar, in der man so ziemlich alles und jeden jeder Gesellschaftsklasse antreffen konnte. Egal wer man war, was man tat.. Irgendwann traf man sich doch mal wieder, in dieser Absteige. Die Gründe dafür waren verschieden. Die Einen weil sie etwas suchten, die anderen, weil sie ein Geschäft unter nicht allzu wachsamen Augen durchziehen wollten und wieder andere gingen dort einfach nur hinein, um kräftig einen zu heben. Wie auch woanders, überall auf der Welt, war auch diese Schänke bekannt für Informationshandel... Und der junge schwarzhaarige Mann konnte so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Es galt sich erst einmal auf den neusten Stand der Dinge zu bringen, vor allem deswegen, weil ihn immer noch niemand attackiert hatte...

"Gregory..." sprach der Rotäugige den fast um einen ganzen Meter größeren, bulligen Türsteher an, dessen Gesicht eine riesige Narbe über die rechte Hälfte zierte. Gregory Kudrjawzew, ein Hüne mit einer kleinen Locke die von seiner schmalzigen Frisur hinab über seine Stirn baumelte. Kein Mann mit dem es sich leicht verscherzen mochte, das wusste Scar nur zu gut. "Immer noch im Dienste des Teufels, wie ich sehe..." Brummig beugte sich der muskelbepackte Riese zu dem Erben der Familie Fuertes herunter. "Geh schon rein... Nur mach uns ja keinen Ärger..." grummelte Gegory antwortend zurück, ehe Vico... "Hai~hai~..." lässig daher pfiff und in die, wie schon durch das Schwenken der Tür bemerkbar wurde, zutiefst verrauchte Absteige stieg. Drinnen angekommen führte eine Treppe hinunter in die eigentliche Spelunke, mit typischen Barflügeln als Eingang. Gezielt schritt Scar an den vielen vermummten und dunklen Gestalten vorbei, direkt auf den Bartresen zu. Er hielt direkt davor, ließ einfach seine Stiefel fallen und zog sie auch sogleich an. Danach schwang er sich auf einen der vielen Barhocker und blickte den Mann hinter dem Tresen an... starr, eiskalt aus diesen unweigerlich immer bedrohend wirkenden roten Augen. "Hallo, Jacob..." begrüßte der junge Fuertes mit einem leicht verhöhnenden Unterton die Gestalt hinter dem Tresen...
 
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Anija

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“Ja spitze jetzt ist er weg...“ Murmelte ganz leise und in Gedanken versunken die grünhaarige Jugendliche vor sich hin. Wie vom Erdboden verschlungen war ihr vernarbter Freund einfach mir nichts dir nichts verschwunden... vermutlich einfach weiter in die Stadt gegangen. Auf jedenfall war er dem Blickfeld Anijas entkommen und so waren nur noch Jonathan, Ferret und ja, eben sie übrig. Dabei kannte sie sich doch so gar nicht auf dieser Insel aus... ganz im Gegenteil... am liebsten würde sie gleich wieder Segel setzen und auf und davon. Ihr war diese einfach nur finster und fast schon gruselig wirkende Insel unsympathisch und innerlich hoffte die Ärztin von ganzem Herzen, dass sie eben dieser schnell wieder den Rücken kehren würden. Anija gab es ja zu... es war einfach die pure Angst vor dieser düsteren und ihr vollkommen unbekannten Insel. Allein das was Jonathan ihr da über die Anzug- und Sonnenbrillenträger erzählte jagte ihr bereits eine Gänsehaut ein. Nein, hier würde sie gewiss nicht lange bleiben wollen... maximal ein bis zwei Tage, dann war Sense. Ferret selbst streckte seine Nase hoch in die Luft, bekam gar nicht genug von all diesen neuen, total fremden Gerüchen. Wenn es nach ihm ginge dann wäre er sofort von ihrer Schulter runter und es wäre bereits eine heiße Verfolgungsjagd zwischen ihm und Anija über die gesamte Insel am laufen. Tja, leider ging es nicht nach ihm, also musste die kleine Jagd wohl oder übel warten.

Mit halbem Ohr lauschte sie den Worten Jonathans, während sie mit einem ehrfürchtigen Gesicht sich am Hafen etwas umschaute. An vielen Anlegestellen des schon recht großen Hafens, waren Männern in schwarzen Anzügen, sowie Sonnenbrillen und Hüten zu sehen. Sie alle unterhielten sich wohl mit gerade angelegten Schiffsbesitzern, wollten wohl die Anlegegebühr einkassieren. Scar hatte ja bereits dafür gesorgt, dass für ihn keinerlei Gebühren aufkommen würden… hoffentlich blieb dies nun nicht an Jonathan oder Anija hängen. Dies war mit einer ihrer im Moment schlimmsten Befürchtungen. Wer weiß wie hoch diese Steuer ausschauen würde? Ja ein wenig Angst davor, ihr gesamtes Geld im ersten Abenteuer zu verschachern, hatte die junge Anatomin schon, eigentlich sogar berechtigt. Schließlich brauchte sie es noch für lange Zeit, da konnte sie nicht gleich alles bei der ersten Insel unter die Leute bringen… doch vor diesen Männern im schwarzen Anzug hatte sie schon Respekt. Mit Sicherheit waren die meisten richtige Schlägertypen mit Muskeln die Muskeln haben… ja vor diesen konnte man auch als junges und zierliches Mädchen Angst haben. Jaa… Anija konnte ebenfalls ein paar Hemmungen, Ängste und ähnliches haben… immerhin war das nur menschlich. Fehler waren auch nur menschlich und eben diese machte die junge Grünhaarige nun. Ohne sich dem überhaupt bewusst zu sein, marschierte das Mädchen weiterhin ehrfürchtig umschauend einfach los und ließ Jonathan stehen. Selbst Ferret wusste nicht was so plötzlich mit ihr los war. Erst nachdem Anija einige Meter gelaufen war, wurde sie sich ihrer tat bewusst und blieb sofort stehen. Ziemlich verblüfft schaute sie an ihre Beine runter. „Huch warum bin ich denn plötzlich los gelaufen? Merkwürdig…“ Sprach sie ihre Gedanken leise aus und schaute weiterhin an ihren Beinen runter. Verständnislos knurrend, ließ das kleine Frettchen seinen Kopf hängen. Durch solche Aktionen Anijas, blieb einem einfach nichts anderes übrig als verständnislos den Kopf zu schütteln. Mit hochgezogener Augenbraue blickte sie nun Ferret an, war gerade im Begriff ihm eine Frage zu stellen, als plötzlich eine tiefe Männerstimme über ihr ertönte. „Hey Kleine… du bist doch sicherlich das grünhaarige Mädchen das auf demselben Schiff wie dieser vernarbte Typ war, oder nicht?“ Anfangs schaute Anija mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck zu der Stimme auf. Dann allerdings änderte sich dieses fast schon schlagartig in ein mit großen violetten Augen eingeschüchtertes Gesicht. Vor der gerade mal einen Meter 60 großen Grünhaarigen standen zwei Männer in schwarzen Anzügen, samt Hut und Sonnebrille. Beide wirkten für die Ärztin mehr als riesig, obwohl der eine mit dem breiten Grinsen auf den Lippen maximal ein Meter 85 war. Gut, der andere hingegen kam schon nahe an die zwei Meter heran und wirkte mehr wie ein Schrank als wie ein Mensch. Oh, oh nee… Genau das hatte Anija befürchtet… zwei riesige Anzugträger vor ihr… als ob sie es nicht hätte schon kommen sehen.

Hilflos und wie ein kleines unschuldiges Mädchen mit riesigen Augen stand Anija nun den beiden Männern gegenüber, wusste nicht was sie sagen sollte. Der Größere von beiden hatte eine emotionslose Maske aufgesetzt und schien sich eher im Hintergrund halten zu wollen. Das Grinsen auf dem Gesicht des scheinbar dominanteren wurde bei dem Anblick der sichtlich eingeschüchterten Anija nur noch breiter. „Hallo, ist da jemand Zuhause in der Dachstube? Ich habe dir eine Frage gestellt!“ Leicht zurück zuckend, nickte die Anatomin nur kurz und wild und schaute weiterhin mit ihren großen Augen zu dem Mann hinauf. „Na bitte geht doch… so… damit wir gleich zur Sache kommen… mein großer Partner hier und ich haben rein zufällig beobachtet wie dein vernarbter Freund einen unserer Kollegen vom Steg gestoßen hat. Du musst wissen… Personen wie wir sehen es gar nicht gerne, wenn jemand meint einem unserer Leute etwas antun zu wollen… aber gut, kommen wir zum Punkt. Da dein Kumpel meinte sich mit einem von uns anlegen zu müssen und ohne sich uns zu stellen einfach abgehauen ist, so sehen wir uns dazu gezwungen seine Kumpane für seine Tat zu bestrafen… damit bist du gemeint, capisce?“ Sich ein schweres Schlucken nicht verkneifen könnend, verstand Anija sofort worauf der Mann im Anzug hinaus wollte. Sie durfte nun für das was Scar zuvor tat bezahlen… schon klar. „A-a-aber nein i-i-ich bin… ä-ähm…“ Ein kläglicher Versuch erklären zu wollen, dass sie eigentlich gar nichts mit Scar am Hut hatte. Sie schluckte das was sie sagen wollte einfach runter und übrig blieb pure Stotterei. Als ob der Mann es geahnt hätte, was Anija ihm unter der größten Nervosität und Angst versuchen wollte zu sagen, wurde sein Grinsen eine ganze Spur fieser und schaute erhobenen Hauptes zu dem Mädchen herab. „Ja ja… das sagen sie dann zum Schluss alle.“ Bedrohlich beugte er sich etwas zu ihr runter. „Du brauchst dich gar nicht erst versuchen aus der ganzen Sache heraus zu reden… egal was du sagst und tust, du steckst ganz schön in der Scheiße, ganz abgesehen von der noch immer unbezahlten Anlegegebühr. Ich würde dir einfach vorschlagen schön brav mit uns zu unserem Vorgesetzten zu kommen und dann regeln wir das schon…“ Über seine Sonnenbrille hinweg, schaute der Typ in Anijas violette und fast schon vor Angst geweitete Augen. Jetzt wusste sie gar nicht mehr was sie sagen sollte. Doch übernahm jemand ganz Anderes die ganze Situation für sie. Durch einen bestimmten Beschützerinstinkt angetrieben, sprang Ferret dem Mann ohne jegliche Vorwarnung ins Gesicht, biss ihm in die Nase, krallte sich fest und zerkratzte ihm gleichzeitig das Gesicht. Mehr als erschrocken machte Anija einen Schritt zurück. Der Mafiaangestellte schrie vor Schmerz auf, versuchte mit allen Mitteln das kleine Vieh wieder aus dem Gesicht zu bekommen. „Oh Ferret verdammt, was-„ Noch immer schockiert streckte sie den Arm Richtung des kleinen und total aggressiven Frettchens aus, wollte es fragen was das Ganze so plötzlich sollte, wurde allerdings durch einen festen Griff um ihr Handgelenk unterbrochen und schaute ruckartig nach oben. Der zwei Meter Mann hatte sie am Handgelenk gepackt. Seine emotionslose Maske hatte sich in eine verärgerte umgewandelt und auf seiner glänzenden Glatze zeichnete sich eine Stressader ab. Noch im ersten Moment ängstlich zu diesem aufschauend, verteidigte sich der Körper der Jugendlichen fast schon von selbst und rammte dem Mann wenige Sekunden danach das Knie tief in die Magengegend. Vor Schmer laut und einem Grunzen ähnlich aufstöhnend, löste sich der Griff um das Handgelenk der jungen Dame, welche dies natürlich sofort für den nächsten Angriff ausnutzte. Durch den sowieso schon etwas nach vorn gebeugten Oberkörper des riesigen Mannes, war es dem Mädchen ein Leichtes ihm ihr Schienenbein in den Nacken zu klemmen und den Kopf somit in den Boden zu rammen. Um auf Nummer sicher zu gehen, drückte sie eine ihrer Knie in seinen Rücken, zückte eine Akkupunkturnadel aus ihren Rucksack und schob sie dem leicht benebelten Mann zusätzlich in den Hals. Als wenn er Schlaftabletten genommen hätte, schlief der Mann nach wenigen Sekunden des Dösens ein. Etwas erleichtert, zog sie ihm die Nadel wieder aus dem Hals. „Du verfluchtes Mistvieh!!“ Hörte Anija nur hinter sich fluchen und drehte sich zum Teil in Richtung der Stimme. Juchz in diesem Moment hielt der Anzugmann ihr eine Pistole entgegen. Sein Gesicht sah mehr als nur zerkratzt aus, sein Hut lag zerfetzt am Boden und die Sonnenbrille mit zerbrochenen Gläsern hing auch nur noch auf Halbmast auf seiner Nase. Pure Wut spiegelte sich in seinem Antlitz wieder. Irgendwie schien er es geschafft zu haben Ferret abzuschütteln, doch… wo war der kleine Jäger? „Fahr zur Hölle, Schlampe!“ Schrie er ihr entgegen, war bereits im Begriff abzudrücken, als plötzlich ein kleines Fellbüschel hinter dem Rücken des Mannes hervor sprang, sich an den Arm mit der Pistole in der hand klammerte und ihm mit voller Kraft in die Hand biss. Vor Schmerzen schrie er auf, ließ die Pistole los und versuchte durch wildes hin und her Schütteln seiner Hand, das kleine Tierchen wieder los zu werden. Dieser hingegen blieb stark und klammerte sich fest, als ob es um sein Leben ging. Ohne zu zögern nutzte Anija die kleine Parade ihres animalischen Freundes aus und mit einem schnellen und relativ kräftigen Drehkick auf der linken Ferse, holte sie den sowieso schon abgelenkten Mann von den Beinen. Genau in diesem Moment, ließ Ferret von dem Typen ab und sprang auf den sicheren Asphalt neben Anija. Um dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, rammte sie ihm das Bein in den Bauch, sodass er noch härter am Boden aufkam. Hastig nach Luft schnappend, lag er nun am Boden. Die Brille war ihm im Flug von der Nase gefallen und lag ziemlich übel zugerichtet neben ihm im Straßendreck. Mit der eben genutzten Nadel, stach die Ärztin auch ihm etwas seitlich in den Hals, woraufhin der Mafiaabgestellte ebenfalls sofort einschlief. Erleichtert aufseufzend, richtete sich die Grünhaarige wieder auf, steckte die Nadel zurück und betrachtete sie beiden armen gestalten schlafend am Boden liegen. Ferret kraxelte wieder auf seinen alt abgestammten Platz, ihrer Schulter, zurück und schaute ebenfalls zu den beiden herab. Genau in diesem Moment kamen der Anatomin wieder die Worte Jonathans diese Typen in den Sinn. Schlagartig weiteten sich wieder ihre Augen, sie schlug die Hände vor den Mund zusammen und starrte, als ob sie gerade eine halb verweste Leiche gesehen hätte, zu Boden. Dann nahm sie die Hände wieder runter. „O-o-o-oh nein, nein, nein…! O-o-oh verdammt, verdammt!! Verdammt, scheiße verdammt!!! Scheiße was mach ich jetzt nur?!“ Total hysterisch hüpfte sie etwas auf und ab, schaute sich immer wieder um und zitterte leicht. „A-am besten ich tu so, als ob ich nix damit zu tun hätte… oh Gott so ein Mist…!“ Sich noch weitere Male umschauend, schritt sie mit den Armen hinter den Rücken verrenkt und ziemlich verunsichert pfeifend davon…
 
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Jonathan Volta

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Genervt zupfte Jonathan an seinen nassen Kleidern herum, die bei diesem Nebel wohl nie trocken werden würden. Er sah dem Schwarzhaarigen hinterher, welcher ohne zu zögern weiter in Richtung Stadt marschierte und dabei keinen einzigen Blick zurück warf.
„Nicht einfach mit dem“, resignierte der Waffenmeister innerlich. Jedoch waren die Eigenschaften dieses jähzornigen Menschen zu interessant gewesen, um nun aufzugeben, zu selten traf man einen Mann wie ihn. Der Rothaarige setzte sich, dem verzweifelt rudernden Mann im Wasser zuwinkend, wieder in Bewegung, um Anija zu folgen, die einige Schritte nach vorne gemacht hatte. Wollte sie ihrem Patienten hinterher? Liebend gerne hätte er ihr diese Frage gestellt, jedoch hielt ihn das Frettchen voerst davon ab, sich dem grünhaarigen Mädchen auf mehr als fünf Meter zu nähern. Grimmig sah Jonathan auf das Nagetier hinunter, welches ihm postum einen triumphierenden Blick zu warf, als hätte es etwas bekommen, was er eigentlich wollte. „Irgendwann“, knurrte der junge Volta in Gedanken. „Irgendwann, werde ich dich schon los. Du wirst schon sehen.“
In stummes, boshaftes Gelächter ausbrechend, während er sich verschiedene Möglichkeiten ausdachte, Ferret loszuwerden, bemerkte Jonathan voerst nicht, dass sich Anija offenbar gerade unabsichtlich in Schwierigkeiten gebracht hatte. Erst, nachdem er sich darauf fixiert hatte, einen passenden Moment abzuwarten, um das feindliche Nagetier mithilfe eines Köders zu ersäufen, merkte er wieder, was um ihn herum geschah. Allerdings brauchte er eine Weile um es auch zu verstehen... Ein schwarz gekleideter Mann torkelte an ihm vorbei, offenbar ohne ersichtlichen Grund an furchtbaren Schmerzen leidend, während die junge Anatomin einem wahren Muskelprotz von Mann gerade ihr Knie geziehlt in die Magengegend hämmerte.
„Autsch“, dachte Jonathan mehr aus Reflex. „Sie kann anscheinend auch austeilen... so etwas hätte ich von einer Ärtztin nicht gerade erwartet... kaum treffe ich zwei neue Menschen, schon überhäufen sie mich mit Überraschungen, heute muss mein Glücksstern am Himmel stehen.“ Nicht aus der Absicht, Anjia nicht zu helfen, sondern eher weil er das Gefühl hatte, dass sie seine Hilfe gar nicht brauchte, sah Jonathan bei den folgenden Szenen bloss Glubschaugen machend zu. Die beiden Männer wurden weiter gekonnt verprügelt bis sie beide schliesslich am Boden lagen, wohlgemerkt friedlich schlummernd. Diesen Umstand hatten sie wohl hauptsächlich der feinen Nadel zu verdanken, die sie von der jungen Frau in den Hals gestochen bekommen hatten.

„Interessante Technik“, dachte Jonathan, welcher sich in die Hocke hinuntergelassen hatte und Stift und Block in den Händen hielt. „Wieder sehe ich etwas besonderes. Mit den Zwei wird es mir wohl nie langweilig.“ Kunstvoll schrieb er einige Notizen auf die aufgeschlagene Seite und fügte eine Skizze der Nadel hinzu, die durch einige Striche verdeutlichten, was genau eigentlich geschehen war. Genau gesehen hatte er es nicht, dafür war es ihm zu schnell gegangen, aber es reichte, um sich wieder daran zu erinnern. Möglicherweise half es ihm später. „Das tun eh alle Dinge, welche hier drin stehen“, dachte Jonathan und schlug den Block wieder zu. Raschelnd fielen die Blätter wieder aufeinander und ein aufmerksamer Beobachter sah unzählige von Skizzen, Beschreibungen und sorgsam abgezeichnete Gegenstände, von denen einige unvollständig schienen, als hätte jemand mitten in ihrem Entwurfsprozess aufgehört, sich dafür zu interessieren. Mit dem Blick über einige, kompliziert aussehende Konstruktionen, musste der Grünäugige lächeln. Es war der gleiche Typus von Lächeln, mit dem man ein schönes Geschenk erhält, so ähnlich war es für Jonathan auch jedes Mal, wenn er seine Sammlung ansah. Es waren wirklich eine Menge Buchstaben und Striche, jeder i-Punkt, jeder Kreis hatte seinen Platz und erfüllte seinen Zweck.

Der junge Waffenmeister schob den Block wieder in einen Halter an seinem Gürtel und sah langsam auf. Offenbar hatte er für das Betrachten der Aufzeichnungen länger gebraucht , als es ihm vorgekommen war, mittlerweile waren sowohl Anjia, als auch ihr wiederspengstiger Patient wie vom erdboden verschluckt, bloss er sass noch hier, den Stift in der Hand vor zwei Mafiosi, die gerade ein Nickerchen hielten. Vorsichtig bückte sich der Rothaarige zum Grösseren der Beiden hinunter und pickte mit Fingerspitzen die Sonnebrille vom Steinboden auf. Sie wies einige Kratzer auf, sonst schien sie aber noch ganz passabel zu funktioneren. Probehalber klemmte er sich die Gläser auf die Nase und blinzelte einige Male, bevor er sie wieder ablegte. „Hm, ist mir schleierhaft, wie ihr Typen mit den Dingern etwas sehen könnt.“, sagte er mit leicht hochgezogenen Augenbrauen zu seinen dösenden Gesprächspartner, die natürlich keine Antwort gaben. Mit einer schwungvollen Bewegung platzierte er dem Mann die Sonnenbrille auf den fast kahl rasierten Hinterkopf und stand wieder auf. „Noch etwa dreissig Sekunden, bis es hier von Corleones und Barzinis nur noch so wimmelt. Besser ich bin bis dann nicht mehr hier.“ Sagte sich der Kopfgedjäger, drehte sich auf dem Absatz um und verliess den Tatort geschäftigen Schrittes.
Die Docks waren wirklich ein gewaltiges Bauwerk an sich, Jonathan brauchte eine gute Viertelstunde, bevor er sich, mit Eindrücken vollgestopf, vor einer grossen, sehr breiten Treppe mit nur wenigen, dafür langen Stufen wiederfand, welche wohl in das eigentliche Hafenviertel führten. Auf dem Weg hatte er sich mehrmals nach dem grünen Haarschopf seiner jungen Begleiterin umgesehen, ihn aber nicht mehr finden können. Entweder hatte sie einen besseren Orientierungssinn als er, oder sie hatte es eilig. Somit waren die beiden Menschen, mit denen er mehrere Tage auf einer Nusschale von Schiff gewesen war, gerade spurlos verschwunden. „Bedauerlich“, dachte der Rotschopf, während er gemächlichen Schrittes die Treppe hinunterging.
Der Hafenbezirk tat sich weit vor ihm auf und eine gewaltige Menge an Lärm drang an seine Ohren. Menschen hetzten an ihm vorbei, hin und wieder rief jemand, sein Geld sei gestohlen worden, doch das war hier nichts neues. Normalerweise kamen Touristen nicht in diesen Teil des Hafens, da es hier von Gesindel und Gaunern nur so wimmelte. Sogar die Mafiosi gingen niemals im Alleingang durch diese Meute, zu viele Verbrecher und selbst ernannte Gerechtigkeitshüter lauerten ihnen auf. Sie mochten durch ihre Intrigen und Verschwörungen eine Stadt, ein Land kontollieren können, nicht aber die Gemüter und Gedanken eines gebeutelten Mannes oder einer Frau, die durch diese schwarz angezogenen Leute mit den Sonnebrille ihr ganzes Leben verloren hatten.
Am Fuss der Treppe gelangte man, vorausgesetzt man hatte seine Brieftasche noch und jagte nicht gerade dem Dieb hinterher, auf einen grossen Platz, der mit Steinen aller Grössen ausgelegt war. Mit einiger Vorstellungskraft konnte man erahnen, welche Pracht diese verblichenen und zersplitterten Brocken einst wohl hatten. Vom Zustand dieser Steine konnte man ebensogut auf die Gebäude schliessen. Anders als in der berühmten Altstadt von Palermo, die ständig renoviert wurde, kümmerte sich hier keine Seele um die altersschwachen Bauten, von denen man jeden Moment denken konnte, dass sie in Bälde in sich zusammenstürzen und die Bettler, welche an ihren Mauern lehnten unter sich begraben würden. Man mochte sich noch so über die Pracht des „offiziellen“ Palermo freuen, das Grinsen gefrohr einem im Gesicht, kam man an solche Orte wie diesen Güterhafen.
Beiläufig wich Jonathan einem Jungen aus, der gerade im Begriff war, ihn anzurempeln. „Ich brauche meine Brieftasche noch, Kleiner. Such dir ein weniger bewegliches Opfer.“ Der am Boden liegende Knabe lief rot an, warf dem Waffenmeister noch einen finsteren Blick zu und verschwand danach in der Menge. Man konnte es ihm regelrecht ansehen, dass dies einer seiner ersten „Raubzüge“ gewesen war.
Der Seufzer des Grossgewachsenen Mannes ging im Lärm der Strasse unter.
„Gut, wo fangen wir mit dem Sammeln von Infos an?“
 

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Vico's Hand strich über das morsche, alte schwarze Holz aus dem der Tresen gefertigt war. Das Atmen dort unten war nicht gerade angenehm... Bei jedem Zug stieg einem automatisch gleich eine ganze Wolke aus Qualm entgegen. Wahrlich kein rosiger Ort, jedoch konnte der junge Mann auch nicht unbedingt behaupten, dass er sich dort wirklich unwohl fühlte. Im Gegenteil, denn er hatte früher, als er noch in seiner absoluten Rebellenphase war, viel Zeit in der stickigen Bar verbracht. Jugendliche dürfen nicht in derartige Spelunken? Als wenn ihm das nicht gleich gewesen wäre... Allgemein wurde in dieser Absteige nicht viel auf Gesetze oder Regeln gegeben. Wie denn auch? War der Besitzer doch selbst ein gesuchter Verbrecher. Ein Veteran der alten Ära, wenn man so mochte. Gerüchte besagten sogar, dass Jacob einst wahrhaftig die Grandline besegelt haben soll. Doch ob nun wirklich etwas dran war, war jedem nicht wirklich klar. Und wer wirklich ernsthafte Nachforschungen anstellte, der verschwand ohnehin schnell von der Bildfläche. Der Teufel mochte es ganz und gar nicht, wenn jemand Fragen nach seiner Vergangenheit stellte. Und nicht einmal die Marine vermochte es ihn, trotz seiner fast öffentlichen Arbeit in seiner eigenen Kneipe und seinem damit verbundenen Bekanntheitsgrad, dingfest zu machen. Warum, war genauso wenig allen klar. Viele vermuteten deshalb weiter, dass Jacob auch fleißig Verbindungen zur Mafia knüpfte. Würde er diese hinter sich haben, wäre es zumindest erklärbar, warum keine Vize-Admiräle in scharen auftauchten, um ihn festzunehmen.
Jacob, der Teufel... Scar musterte den alten Mann wieder einmal ausgiebig. Irgendwas war einfach faszinierend an dessen Persönlichkeit. Vielleicht lag es auch wirklich nur an diesem Mann, dass der junge Fuertes diese Bar gerne aufsuchte und sich stundenlang in ihr aufhalten konnte... Plötzlich trat der Barmann etwas vor, mehr in das, wenn auch verrauchte, Licht, wodurch Scar noch einen weit besseren Blick auf ihn bekam. "Jeder der Don's weiß bereits über deine Ankunft Bescheid... Merkwürdig ist nur, warum du es lebendig bis hierher geschafft hast..." Der Erbe der Familie Fuertes verzog augenblicklich das Gesicht. "Die einzige Erklärung dafür ist, dass du unter jemandes Schutz stehst.... Doch dadurch stellt sich eine weitere Frage: Wer würde solch ein Balg wie dich beschützen, vor der gesamten Unterwelt? Wer hätte so viel Macht und überhaupt einen Nutzen davon?" Jacob war ein Mann, so erzählte man sich, dessen scharfer Verstand nur noch von seinem überragendem Sadismus und seiner immensen Stärke überboten wurde... "Das Übliche. Solltest du, alter Mann, dich überhaupt noch daran erinnern, was ich bevorzugt trinke." erwiderte Vico verächtlich und spottend, während er dem Blick Jacob's nicht eine Sekunde lang auswich. Seine stechend roten Augen trafen auf gelbe, kränklich wirkende. Das etwas dunklere Gelb der Iris unterschied sich nicht viel von der nach Gelbsucht aussehenden Lederhaut der Augen des Teufels. Was genau diese krankhafte Färbung beim ihm auslöste, war genauso ein Rätsel wie alles andere an seiner Person... Doch scheinbar war es keine schlimme Erkrankung. Denn auch noch heute, vermied es der genannte Teufel nicht, egal ob es sogar ein Kopfgeldgesuchter Pirat oder ein hochgestellter Mafiosi war, Gesocks aus seiner Bar zu schmeißen, wenn es nötig war. In den Jahren waren unter diesen nicht weniger unbekannte Namen gewesen... Benjamin "the Bonebreaker", Woodes "der Stamm" und Vane "the Brain" del Ese. Berühmte Piraten die den West Blue unsicher machten, hinter denen die Marine schon seit Jahren her war und sich dennoch von einem 'einfachen' Barmann aus einer kleinen Spelunke rausschmeißen gelassen hatten...

Ein größeres Weinglas knallte auf den Tresen, gefolgt von dem typischen Glucksgeräusch wenn einem etwas eingeschenkt wurde und danach das stumpfe Abstellen einer größeren Flasche. Pint Nero... Paladin... Das Logo wurde geziert von einem geflügelten Löwen. Einer von Scar's Lieblingsweinen. Sofort umgriff der Schwarzhaarige das Weinglas, schüttelte es etwas in kreisenden Bewegungen... "Ich bin... zurück um abzurechnen... und um nach meinem Vater zu suchen." Die Augen Jacob's verengten sich, während er weiter ein Glas mit einem weißen Handtuch polierte. "Irgendwelche Informationen, die mich in dieser Angelegenheit weiterbringen könnten..." Es vergingen einige Momente, in denen nur das Gegröle, Geklimper und Gebrumme der anderen Anwesenden in der Spelunke zu hören war. Jacob's Kopf sank etwas, merkwürdig betrübt schien dabei sein Gesichtsausdruck. "Du solltest es lassen. Alte Geister verfluchen einen nur, wenn man ihnen hinterher jagt..." Wut entfachte sich in Vico. "Hast du Informationen für mich oder nicht?!" ... "Nein." Direkt auf diese abspeisende Antwort hin schnaubte Scar wutentbrannt, trank das Weinglas in seiner Linken mit einem Mal aus, griff sich mit der Rechten in die Hosentasche, zog ein paar Berry heraus, knallte sie auf den Tresen gefolgt von dem Weinglas, das ebenso keine Schonung bekam, sprang auf, ergriff dabei die Weinflasche und hielt plötzlich einen Moment inne. "Die alte Rudereila würde sich sicher darüber freuen, wenn du auch Mal bei ihr vorbeischauen würdest..." kam als letzte Anmerkung, woraufhin seitens des jungen Mannes nur ein "Thz..." folgte. "Oi oi oi oi... Dä Hocka dah *hick* is me Platz... was fäl de ei eifach *hick* di..." ein sturzbetrunkener, großer Tölpel, der zudem noch übelst aus dem Mund roch und gerade eben erst die Bar betreten hatte, stellte sich dem Rotäugigen in den Weg. "Kein Wunder, dass niemand etwas von "Sympathy for the Devil" hält..." Ohne dem Abschaum vor sich auch nur etwas Beachtung zu schenken, schritt der junge Fuertes an diesem vorbei, was natürlich nicht ohne Folgen blieb... "Oi *hick* ih re mid-" meinte der Säufer, als er durch seinen Versuch Scar an der Schulter zu packen den Rücken dessen Faust nach hinten geschlagen ins Gesicht bekam und mit einem Ächzen bewusstlos gegen den Tresen fiel. Bei dem dumpfen und harten Aufprall schnellte Gregory sofort die Treppe hinunter, ihm kam Scar gerade noch so entgegen, ehe er den zusammengebrochenen Säufer vor dem Tresen sah. "Bring diesen Müll hier raus, Greg." kam noch von Jacob, ehe plötzlich das von Vico vorhin abgestempelte Weinglas in einem schillernden Ton komplett auseinander sprang... Mit einem fragendem und vielsagendem Gesichtsausdruck betrachtete der Teufel noch die Scherben, während der Erbe der Familie Fuertes längst das Nido di Demoni verlassen hatte.
 
A

Anija

Guest
Ähm… Hilfe…? Ja diese beiden Worte, oder besser dieses eine Wort lief ihr bereits zum wiederholten Male durch den Kopf. Von den vielen Menschen, die die Straße stets in wahren Strömen auf und ab gingen, war die junge Grünhaarige umringt und wusste sich nicht zu helfen. Etwas irritiert schaute sie sich im Menschenmeer um. Der viele Lärm dröhnte in den Ohren des Mädchens. Oft hatte sie einigen Personen auszuweichen, damit entweder sie oder die Person sich nicht gegenseitig umrannten. SO WAS war die junge Ärztin definitiv nicht gewohnt und auch Ferret konnte nicht genug vom schauen, riechen und hören bekommen. Aufgeregt zappelte sein Schwanz umher, zuckten seine Barthaare in der Luft und wie mit Kaffee abgefüllt wirkte das kleine Wesen. Tja, im Gegensatz zu ihm war Anija eher ein wenig ängstlich und wusste nicht weiter. Vom Hafen aus hatte sie sich bis hierher vorgeirrt, sofern sie überhaupt schon den Hafen richtig verlassen hatte. Um ehrlich zu sein konnte sie nämlich nicht richtig deuten, ob sie sich bereits in der Stadt, oder noch im Hafen Cosa Nostras befand. Allein in dieser Straße tummelte sich schon die gesamte Bevölkerung Humming-Towns und auch ihrer ehemaligen Heimatinsel. Nein, solch eine Insel war sie definitiv nicht gewohnt… so groß und fast schon… Furcht erregend. Ohne jeglichen Sinn und Verstand hatte sie sich bis hierher verirrt. Einzig der Gedanke aus dem Hafen zu verschwinden hatte sie weiter in das Innere der Insel vorgetrieben, bis sie schlussendlich hier ankam, jeglichen Sinn für die Orientierung verloren und sich erst jetzt bewusst werdend, dass nur Ferret bei ihr war. Richtig, nur Ferret saß auf ihrer Schulter und war somit bei der Ärztin. Ihr „geselliger“ Freund hatte sich bereits aus dem Staub ins Kerninnere gemacht und Jonathan war auch irgendwie spurlos verschwunden. Dabei brauchte sie doch jetzt ganz dringend wenigstens eine Person die sie kannte und schon mal auf der Insel war, damit sie sich sowie jetzt nicht total verlief und später nicht mehr wusste wo noch oben und unten war. Durch die kleine Aktion im Hafen hatte sie ihren rothaarigen Freund aus den Augen verloren. Vermutlich war er ebenfalls in die Stadt gegangen… nicht unbedingt positiv für das Mädchen.

Zwar wusste sie nicht wie, doch nach einiger Zeit schaffte Anija es sich zwischen den Menschen hindurch zu quetschen und am Straßenrand sich leicht erschöpft gegen eine Hauswand zu lehnen. Mit verzweifeltem Blick schaute sie sich immer wieder nach links und rechts um. Jemanden fragen, wo es denn lang ging konnte sie nicht… zum einen weil sie nicht wusste wo sie hin wollte oder sollte und weil sie sich nicht sicher sein konnte, ob sie dabei nicht wieder einen oder mehrere von diesen in Jackett und Schlips gekleideten Männern geraten würde. Jonathan… wo bist du? Den Kopf leicht hängend lassend, lehnte Anija nun weiter an der Mauer hinter ihr. Diese neue und prall gefüllte Umgebung übermannte die Kampfsportlerin ein wenig… vor allem da sie selbst in eher ruhigen und kleinen Orten aufgewachsen ist. Nun gut, damit musste sie sich jetzt wohl oder übel abfinden. Auf ihren Reisen würde sie demnächst öfters an solche Inseln wie Cosa Nostra, wenn nicht sogar noch größere geraten und sie erkunden. Ferret versuchte das Mädchen mit dem Stupsen seiner Nasenspitze an ihre Wange zu trösten, doch seufzte sie nur kurz auf und ließ den Kopf weiterhin hängen. Plötzlich sprang das kleine Frettchen von ihrer Schulter runter und begann nach links wegzulaufen. Mehr als überrascht, nein fast schon geschockt schaute das Mädchen ihrem treuen animalischen Freund kurz nach, ehe sie ihm hinterher rannte um ihn wieder einzufangen. „Ferret nein! Renn du mir nicht auch noch weg! Bleib stehen!!“ Rief sie dem wieselartigen Wesen nach, doch schien dieser sich gar nicht an die Ausrufe seines Frauchens zu stören sondern rannte stur weiter. Eine kleine Verfolgungsjagd entbrannte zwischen den beiden. Geschickt und wendig wich Ferret jedes paar Füße und Beine aus das ihm in den Weg kam und setzte seinen Sprint ohne anzuhalten fort. Anija jedoch musste aufpassen, dass sie nicht jede einzelne Person auf ihrem Wege umrannte und verlor so einiges an Geschwindigkeit. Ihr Frettchen hatte bereits einen großen Vorsprung… zum Glück konnte sie ihn trotz seiner mangelnden Körpergröße gut erkennen. Irgendwann bog der kleine Jäger in eine Gasse nach links ab, natürlich gefolgt von Anija. Mittlerweile war ihm das Mädchen schon wieder dicht auf den Fersen und rückte immer näher. „Ferret jetzt bleib’ sofort stehen, sonst gibt’s nur noch mehr Zunder!!“ Schon regelrecht erzürnt rief sie dies dem Frettchen hinterher und holte immer weiter auf. In der Gasse war zum Glück niemand außer den beiden und sonderlich eng war sie ebenfalls nicht. Drei Personen könnten ohne Probleme nebeneinander gehen, bei vieren würde es hier schon leicht eng werden. Wie ein helles Licht leuchtete der jungen Anatomin und dem Frettchen das Ende der Gasse entgegen und es dauerte nicht mehr lange, da hatte Ferret diese auch hinter sich gelassen und blieb auch direkt davor stehen. Mit einem Ruck wurde er plötzlich von zwei Händen gepackt und in die Höhe gehoben. Mit erbostem Blick schaute Anija dem Tier direkt in die runden und dunklen Knopfaugen. „Wenn das heute noch einmal vorkommt, dass du mir einfach abhaust und eine Verfolgungsjagd darauf folgt, dann darfst du dir demnächst dein Fressen wieder selbst erjagen… auf hoher See!“

Doch erst nachdem sie das Frettchen ermahnte, fiel dem Mädchen auf wo sie war. Auf dieser Straße ging alles etwas ruhiger und gelassener zu. Hier war nicht so eine unglaublich riesige Menschenmenge. Zwar standen viele Stände und Läden am Rand der breiten Straßen und von überall drangen Menschenstimmen an die Ohren der Grünhaarigen, doch war hier längst nicht so eine zähfließende Menschenmasse wie auf der Straße zuvor. Von überall hörte sie Ausrufe der Händler, priesen ihre ach so wertvoll geschätzte Ware an und handelten mit ihren Kunden die Preise aus. Ja, hier fühlte sich Anija doch glatt viel wohler. Zwar tummelten sich auch in dieser Straße viele Menschen, allerdings musste man hier nicht aufpassen von der Menge zerquetscht oder wegen mangelnder Körpergröße von jedem Größeren umgerannt zu werden. Die Wut über Ferrets Flucht war schon längst aus dem Gesicht der Grünhaarigen verblasst. Jetzt schaute sie sich, noch immer vor der Gasse stehend, einfach nur ein wenig mit großen und alles in sich verschlingen wollenden Augen um. Hier fühlte sie sich direkt heimischer und ohne weiter zu zögern, setzte sie sich das Frettchen wieder auf ihren grünen Schopf und begann die Straße im langsamen Schritttempo entlang zu schreiten. Immer wieder schaute sie sich nach links und rechts um, achtete dabei darauf niemanden umzurennen oder im Weg zu stehen. Dies musste wohl eine Handelsstraße Cosa Nostras sein. Zwar wusste das Mädchen noch immer nicht, wo sie nun genau war und wo der Hafen geblieben war, doch fühlte sie sich mit dem Überblick über die Straße gleich viel sicherer und wohler. Die anderen beiden, Scar und Jonathan, würde sie schon wieder irgendwo aufgabeln.
 
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J

Jonathan Volta

Guest
Zehn Minuten nach dem Betreten des Hafenviertels, hatte Jonathan sich bereits mehr oder weniger an die „Verkehrsregeln“ der Strassen hier unten gewöhnt. Im Grunde war es ganz einfach; Wer es eilig hat, stürzt sich mit Ellbogen und Fäusten bewaffnet in das Getümmel, wer mit normalem Tempo unterwegs ist, weicht denen, die es eilig haben, möglichst aus und solche, die es eher gemütlich nehmen, gehen gar nicht erst auf die Strasse.
Dieses System hatte sich offenbar bewährt, denn es funktionierte vorzüglich, solange man sich entscheiden konnte, welchem der drei Typen man nun angehörte. Jonathan seinerseits hatte kurzerhand beschlossen, für dieses Mal die Rolle des mittleren Tempotyps zu übernehmen, da man so im Schnitt immer noch am gemütlichsten vorwärtskam. Nachdem er eine Weile auf der, mit Abstand am besten besuchten, Hauptstrasse gelaufen war, bog er nach einem kurzen Blick über die Schulter in eine Gasse ab, welche im Rechten Winkel wegführte und nicht mehr gar so überfüllt war. Stattdessen fiel einem schon nach wenigen Schritten auf dem Steinpflaster auf, dass hier etwas andere Regeln galten, als auf den „öffentlichen“ Plätzen. Die Menschen machten einen weitaus weniger geschäftigen Eindruck und man konnte ein kleines Stück des wahren Gesichtes von Palermo sehen, ohne sich grosse Mühe geben zu müssen. Beiläufig zog sich Jonathan die Kapuze über den Kopf und schlug kaum merklich einen geduckteren Gang ein.
Sein Blick huschte über Bettler, die in gekrümmter Haltung am Strassenrand sassen, welche nicht einmal mehr den Blick hoben, wenn ein potentieller Spender an ihnen Vorbeiging. Zu oft waren sie schon enttäuscht worden, hatten keine Hoffnung mehr, nicht einmal mehr auf wenige spärliche Berry. Hier war ein Geldschein die Freikarte zu einer Prügelei, mehrere davon, der Grund für einen Mord. Man tat den Leuten mit grossen Spenden keinen Gefallen, da sie damit vermutlich nicht einmal wenige Stunden überleben würden. Die Grünen Augen huschten zu einer Ecke hinüber, wo sich lässig ein Mann gegen die Mauer gelehnt hatte und mit schmierigem Grinsen einige Worte an eine Gestalt neben ihm richtete, welche vor den Blicken Jonathan’s verborgen war. Der Blick des Mannes huschte kurz neugierig über den Neuankömmling in der Gasse, verlor dann aber schnell das Interesse an ihm. „Offenbar tut der Mantel immer noch seinen Zweck“, dachte Jonathan lächelnd und ging weiter die Strasse entlang. Unmerklich ging es nun etwas nach oben, wo der Weg in eine langstufige, aber schmale Treppe mündete. „Der perfekte Ort für einen Hinterhalt“, fuhr es ihm durch den Kopf. Hier fand man kaum noch Menschen, nur noch verwahrloste Gestalten, welche sie betrunken auf Türschwellen niedergelassen hatten oder Kinder, die ihm aus grossen Augen hinterhersahen. Sie hatten kaum einen Fetzen Kleidung am Körper und waren teilweise bis auf die Knochen abgemagert. „Das ist also die Stadt mit den malerischen Gässchen, den feudalen Restaurants und seinen unvergleichlich kunsvoll gebauten Kapellen...“, dachte der Waffenmeister ironisch. Beinahe schon hatte er vergessen, wie schon die Stadt aussah, wenn man sich bereitwillig von ihrem Äusseren täuschen liess. Den Gang etwas beschleunigend nahm er Stufe für Stufe und bald darauf wurde die Gasse etwas breiter, wobei sich der Duft von Essen in bis hier sehr muffige Geruchskulisse mischte. „Italienisch“, erkannte der junge Volta sofort das unvergleichliche Aroma und wie auf Kommando fing irgendwo eine Musikergruppe an, die Athmosphäre stimmiger zu machen. „Geradezu grotesk... hier verhungern Kinder in ihren Betten und keine zweihundert Meter weiter vorne schlagen sich vermutlich haufenweise Mafiosi die Bäuche voll.“
Unauffällig zog sich Jonathan in eine sehr schmale Gasse zurück, liess die Tasche zu Boden fallen, welche er zuvor unter dem Mantel gehalten hatte und zog selbigen aus. Sorgsam wurde er zusammengefaltet und verstaut. Dann zog der Waffenmeister das Oberteil eines bis anhin noch unbenutzten Anzuges heraus, gefolgt von einem weissen Hemd und einer schwarzen Kravatte. „Ich dachte schon, ich hätte mal wieder einen unnützen Kauf gemacht...“, sagte er grinsend zu sich selbst. „... doch offenbar hat auch diese Art von Manie einmal ein Gutes.“ Schnell wurde das, ohnehin noch nasse Shirt ausgezogen und über einen Mauervorsprung gelegt - Hier gab es sicher Jemand, dem die leichte Feuchtigkeit nicht im geringsten etwas ausmachte. Jonathan schlüpfte in das weisse Hemd, zog den Anzug darüber an und band sich die Kravatte um den Hals, wobei er froh war, früher standartmässig solche formellen Sachen getragen zu haben. Da seine schwarze Hose grösstenteil schon getrocknet war, verzichtete der Kopfgeldjäger auf einen Wechsel und suchte stattdessen ein weiteres Acessoire, welches seinen Auftritt als gehobenes Gesellschaftsmitlied glaubhafter machen würde: Die Brille. Das Ding hatte damals eine Stange Geld gekostet, jedenfalls dafür, dass er sie kaum trug. Jedoch hätte sich der Waffenmeister wirklich einen besseren Ort, oder wengestens eine bessere Witterung gewünscht, als dieses neblige Palermo, um die Brille auszuprobieren. Er steckte sich die schwarzen Gläser in die Brusttasche, um sie erst im letzten Augeblick verwenden zu müssen und griff nach seinen Chakren, die nach wie vor an seinem Gürtel befestigt waren. Die Zwillingswaffen wurden ausgeklinkt und in der Tasche verstaut. Der Waffenmeister machte eine Grimasse. Sein Körper fühlte sich ohne Nefertabis und Gamlechiel ungewöhnlich leicht an, was ihm gar nicht gefiehl. Er schüttelte den Kopf, zog den Reissverschluss zu und hob die Tasche hoch. Geschäftigen Schrittes trat der, numher nur noch an der Frisur zu erkennende Jonathan aus der Gasse und ging in Richtung Restaurantviertel.
Während sich mit jedem seiner Schritte, sowohl der Geruch nach Essen als auch der Lärmpegel steigerte, zog er sich die schwarze Brille aus der Tasche, klappte sie auf und schob sie sich auf die Nase. Wenige Sekunden später trat unbemerkt ein rothaariger Mafiosi auf die Strasse und fügte sich in die Menschenmenge ein, welche eine bemerkenswert hohe Konsistenz an schwarzgewandeten Brillenträgern aufwies. Ständig verschwanden wieder einige Leute in den Restaurants, andere traten hinaus, wobei jedes Mal wieder ein warmer, nach essen duftender Schwall Luft auf die neblige Strasse hinausgelangte. Die grünen Augen des Kopfgeldjägers hielten, während ihr Besitzer sich durch die Menge schlängelte, ständig Ausschau sowohl nach interessand aussehenden Personen, als auch Anija, plus deren grimmigen Patienten. Gesprächsfetzen flogen an dem jungen Volta vorbei: „...hat offenbar seine Familie verraten...“, „...nicht so, dass man etwas bekommt, ohne zu bezahlen, ich meine...“, „...dass der junge Fuertes gerade zuvor in der....“,„...dreiundreissig freiwillige Anwärter, was wirklich...“.

Nach einer Weile gab es der Kopfgeldjäger auf, nach Hinweisen zu lauschen, dafür hatte er zu wenige Informationen über seine Zwei Begleiter, vor allem über diesen Tigermenschen. Schliesslich beschloss er, eines der Restaurants auszuwählen, möglicherweise fand er in der Oberschicht die Informationen schneller, als in irgend einem heruntergekommenen Pub. „Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert... ausserdem hab ich schon lange nicht mehr italienisch gegessen“, grinste der Junge Volta innerlich und bog willkürlich ab, bis er schliesslich vor einem Restaurant mit dem Namen: „Casa Zanolla“ stehen blieb, kurz die Kravatte zurechtrückte, die Brille hochschob und eintrat. Er wurde von einem köstlichen Duft empfangen, begleitet von einer wohligen Wärme. Offenbar hatte er eine der grösseren Essstätten erwischt, denn der Raum erstreckte sich gut mehrere dutzend Fuss nach hinten und eine Treppe verdeutlichte, dass man auch auf dem zweiten Stock essen konnte. Teilstücke der Wand waren mit Holz verkleidet, das sich wunderbar mit den Brauntönen der Stühle vertrug und eine heimelige Athmosphäre erschuf. Weiter hinten im Raum standen auf einer leicht erhobenen Bühne mehrere Musikanden, welche sich offenbar gerade auf das nächste Stück vorbereiteten, denn sie unterhielten sich leise. Selbst sie trugen Sonnenbrille und Anzüge.
Jonathan setzte sich gewichtigen Schrittes in Bewegung und suchte sich einen kleinen Tisch, von dem man möglich viel vom Lokal überblicken konnte und der nicht reserviert war. Dass eine einzelne Person an einem Tisch sass, war zwar nichts unübliches, meistens hiess das aber, dass derjenige auf einen Geschäftspartner oder ein Familienmitglied wartete. Ergo konnte er nicht lange hierbleiben, wenn er wirklich unverdächtig bleiben wollte. Hier waren so viele Mafiosi anwesend, dass man beinahe meinen konnte, ein Familientreffen würde stattfinden. Der junge Volta fuhr sich kurz durch das Haar, um es etwas nach hinten zu richten und machte es sich auf seinem Stuhl bequem. Sich unwohl zu fühlen, war hier nicht ganz einfach, für das Licht im Lokal wahren mehrere altmodische Laternen verantwortlich, die an fingerdicken Eisenketten von der Decke hingen und einen goldgelben Schein abgaben. Der Waffenmeister fingerte eine Menükarte aus dem hölzernen Halter und höffnete sie, während er weiter wachsame Blicke zu den Tischen links und rechts von ihm warf.
Als er die Angebote auf der Speisekarte jedoch schliesslich eines Blickes würdigte, blieb ihm die Luft weg. „Sie mögen keine Ahnung haben, wie man sich gescheit anzieht“, dachte Jonathan und schluckte schwer. „Aber wie man horrende Preise macht, wissen sie offenbar.“
 
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Scar

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Noch immer in angesäuerter Stimmung stolzierte der junge Fuertes durch die Straßen und Gassen. Die Weinflasche, die seinen Lieblings-Pint Nero enthielt, war derweil längst in seinem schwarzen Beutel verschwunden, der sich wie immer um seine Schulter legte. Es sengte sein Gemüt wirklich in einem erheblichen Maße an, dass Jacob ihn einfach abgespeist hatte, weswegen er sich den Genuss des Weines dadurch nicht verderben wollte. Jacob... Dieser Mann wusste etwas! Er wusste definitiv etwas! So viel war zumindest für Scar sicher. Doch auf einen Konflikt mit dem Herrn der Hölle wollte sich der junge Mann keineswegs einlassen. Viel eher versuchte er in Gedanken dessen Beweggründe für sein Schweigen zu entschlüsseln. Was vermochte ihn dazu zu bringen Informationen zurück zu halten? Er war mit ziemlicher Sicherheit absolut nicht um die Gesundheit eines Weinkäufers, der nach fast vier Jahren Abwesenheit zurück gekehrt war, besorgt. Es musste einen anderen Grund geben... doch kam Vico auf keinen grünen Zweig. Irgendwas... irgendwas muss da sein... Vollkommen in Gedanken verloren führte ihn sein zielloses Treiben in eine recht beengte Gasse. Mehr und mehr kam er in das wirklich üble Viertel von Palermo, in welchem er früher viel herum gestreunt war und oft genug hatte ihn das in Schlägereien verwickelt. Dieser Bastard liebt es mit Menschen zu spielen... Scar's Gedanken trieben sich langsam in einem verschwörerischen Flüstern heraus... "Doch, wenn man sich, bekanntlich, mit dem Teufel einlässt, verändert sich nicht der Teufel-" "Der Teufel verändert dich!" Mit einer schwungvollen Drehung blockte Scar den Schlag des Knüppels ab, drückte ihn samt des Arms der diesen führte weg und packte mit seiner rechten Hand einer Pranke gleich die Kehle seines hinterhältigen Angreifers und stieß ihn festhaltend gegen eine Hauswand. "Kasuga!" Ruckartig löste sich der feste Griff Vico's, als dieser begriff wen er vor sich hatte, und mit einem Schnauben das wieder einmal nichts weiter als Verachtung ausdrückte, wandte er sich ab, von seinem vermeintlichen Attentäter. Es war ein junger Mann, nicht viel jünger als er selbst. Sein Name war Ben, zumindest nannte er sich so. Ebenso wie viele andere in diesem Teil der Stadt war er ein Waisenkind, dass auf der Straße aufgewachsen war. Scar kannte ihn, wenn auch nicht wirklich. Sie waren einfach nur alte Bekannte, die sich auch nicht allzu selten geprügelt hatten. "Scheinbar warst' beim Pferdefuß, wenn er dich in deinen Gedanken verfolgt... Hätte nicht gedacht, dich noch mal wieder zu sehen!" Mehr Beachtung als er ihm ohnehin schon geschenkt hatte, wollte Vico dem Streuner nicht mehr gönnen. In seinen Augen war er Abschaum. Das er ihn nicht verletzt hatte lag wahrscheinlich einzig und allein daran, dass er ihn an alte Zeiten erinnerte. Doch das reichte ihm auch und so wollte er seinen Weg gleich wieder fortsetzen. "Wenn es nach mir geht, habe ich dich nicht mal wahrgenommen..." meinte er nur noch und schritt ein paar Stufen in der Gasse hinab, während ein Windzug durch eben jene wehte, etwas mit seinem Mantel, seinen Haaren und den darin gebundenen Federn spielte. "Hey, du weist einen alten Kameraden einfach so zurück?!... Oi, Vico!" rief Ben ihm hinterher, worauf lediglich kam "Das ist längst nicht mehr mein Name...", ehe jener in eine weitere Gasse abbog und aus dem Bild, das der Streuner hatte, verschwand. "Schz.. Wie denn dann?! Franky?!... Scheiße, er ist noch viel stärker als damals..." merkte er für sich selbst in einem leiseren Ton an und umfasste dabei seinen Hals, da ihn immer noch ein mulmiges Gefühl plagte, als würde ihm die Luft ausgehen.

Zurück in seinen alleinigen Gedanken vertiefte Scar das von ihm vorhin durchdachte. Ihm war bis dahin klar geworden, worin der Punkt gelegen hatte, dem Jacob ihm als einziger zugestanden hatte. Es war ein bestimmter kleiner, versteckter wie aber auch offensichtlicher Hinweis gewesen. Und so führte ihn sein weiterer Weg neben den alten Gemäuern, zwischen denen vereinzelt Wäscheleinen hingen, ab und an ein paar Stufen nach oben oder unten führten und die so, mit ihren Rissen und Putzabplatzungen, aussahen als hätten sie schon etliche Jahrhunderte hinter sich gehabt, in eine Sackgasse. Hatte er sich etwa verlaufen? Trübte ihn nun doch sein Gedächtnis? Nein, es war gewollt, dass er dort ankam, denn mit einem gezielten Satz und ein bisschen Abstützen an der Wand eines Hauses sprang er die Mauer hoch, hievte sich auf diese und setzte sich mit einem angewinkelten Bein auf das etwa zwei Meter hohe Mauerwerk. "Nyaa~" erschallte es sofort, gefolgt von etlichen anderen, die immer von einer anderen Katze stammten. Der Blick des jungen Fuertes fiel auf einen kleineren Hinterhof, der zum Wohnort etlicher streunender Katzen geworden war, die sich überall tummelten, schliefen oder sich gegenseitig tätzelten. Kleine, große, junge, alte, schwarze, weiß-schwarz gepunktete, blonde... Suchte man irgendeinen Typ von Katze, so hätte man ihn dort sicher gefunden. Und natürlich stieg die Population dieser Flohbälle in den letzten Jahren noch weiter an... Fuck, wie sie diese Mistviehcher nur alle durchfüttern kann ist mir ein Rätsel... merkte er sich gerade zu bewundernd in Gedanken an, als er die Schar der unzähligen Tiere nur überflog, bis ihm eine schön getigerte Katze gegen den Ellbogen seines auf seinem Bein abgelegten Arms stupste und schnurrend miaute. Vico hob die Hand, hatte dabei einen seicht melancholischen Gesichtsausdruck und machte schon Anstalten dazu die Katze zu streicheln. Seine Handfläche konnte die Katzenhaare schon fast auf der Haut spüren, ehe sie plötzlich nach vorne schnellte, auf den Kopf der Katze zu, diesen packte, etwas sanft immer noch fest im Griff hin und her wanken und dann doch wieder losließ, gefolgt von einem gespielten Fauchen seitens des schwarzhaarigen jungen Mannes. Die Katze machte augenblicklich einen Satz zurück, putzte sich ihr, fast nach Boshaftigkeit auf den Erben der Familie Fuertes aussehendes, Gesicht und sprang dann hinab, von der Mauer zu den anderen Katzen im Hinterhof.
Für ein paar Momente noch beobachtete Scar das gesamte Katzentheater ehe er selbst einen Satz nach unten machte und daraufhin in einer Hintertür, neben der etliche Schüsseln mit Milch und Fleischresten standen, verschwand, wobei ihm beim Öffnen des Hintereingangs sofort einige Katzen zuvor kamen, beim Eintreten.

Drinnen angekommen fand er sich in einem dunklen Flur wieder. Nur in einigen Metern Entfernung strahlte das Licht aus einem erhellten Raum durch den finsteren Gang. Die Eindringlinge gesegnet mit Fell und Schwanz huschten durch das Dunkel und liefen sofort auf das hell-scheinende Zimmer zu. Schon jetzt plagte die Nase des rotäugigen jungen Mannes der aufdringliche Duft etlicher Blumen. Für Liebhaber solcher ein wundervoller Geruch, der die Sinne stimulierte, doch Vico hingegen war dieser Duft der Blüten eher unbekömmlich. Dennoch folgte er den Tieren und mit wenigen Schritten war er fast in dem Raum voller Blumen und anderem Grün angekommen. "Du hast es dir immer noch nicht angewöhnt meinen Laden durch die Vordertür zu betreten, wie?!" erschallte plötzlich eine helle, dennoch vom Alter gezeichnete Stimme, als der junge Fuertes neben etlichen Blumenkästen, Krügen und Behältern vorbei in die Mitte des offensichtlichen Floristengeschäfts trat. "So wie du es dir immer noch nicht angewöhnt hast, diese flohverseuchten Quälgeister zu beseitigen, statt sie zu füttern..." spottete er der alten Dame namens Rudereila entgegen als er sich etwas nostalgisch umsah. Es hatte sich kaum etwas verändert... Nicht einmal die alte Dame schien sich in den Augen Scar's verändert zu haben. Sie trug sogar immer noch diesen merkwürdigen Kopfaufsatz, der ein, vielleicht derer von Katzen, Paar Ohren darstellen sollte. "Pah... Baka!" ächzte sie in ihrer üblichen Mania und empfing eine Katze mit Freuden und Streicheileinheiten als diese ihr auf den Schoß sprang. "Du weißt genau, dass das meine Babies sind und ich mich um sie kümmern muss!" Ob die die Alte verrückt war? Sicher, ein bisschen schon, aber wer war das nicht? Trotz dieser Tatsache spielte diese Floristin eine nicht unscheinbare Rolle in dem Leben, das Vico einst auf dieser Insel geführt hatte... "Aber wenigstens kommst du eine alte Närrin mal besuchen... Auch wenn du Unruhen am Hafen und in der Kneipe dieses Bastards einem Besuch bei Rudereila vorgezogen hast!" Ein genervtes Seufzen seitens des Rotäugigen folgte auf das nörgelnde Krächzen der alten Lady. Einige Momente des Schweigens folgten, während der Blick Vico's hinaus durch das Schaufenster des Geschäfts auf die Straße fiel, wo das rege Treiben der Stadt Palermo und das unschöne von Nebel geprägte Wetter weiterging. Eventuell würde es heute sogar noch regnen... Danach aussehen tat es zumindest, dachte er sich beim Betrachten des weit entfernten Himmels. "Du... warst nicht einmal auf der Beerdigung..." kam es plötzlich, leise und bedauernd von der Besitzerin des Blumenladens. Dann sprang sie auf, wobei sich die Katzen furchtbar erschraken und zurück schreckten, und schrie den Erben der Fuertes an... "Wie konntest du deinen Großvater nur so im Stich lassen?!! Seit er dich aufgenommen hatte hast du ihm nichts weiter als Kummer und Leid beschert!... Und dann.. dann als er..." ...sie schluchzte nur noch... "Wo liegt er?" kam es lediglich, scheinbar kalt und teilnahmslos, aus dem Munde des jungen Mannes, der die alte Dame nicht mal anschaute. Und wieder vergingen einige Momente, in denen Rudereila offensichtlich nur mit ihrer Fassung rang... und als sie diese wohl endlich überwältigt hatte schnaubte sie erneut nur mit einem "Pah!" und wandte sich ab, ehe sie sich hinter ihrer Theke auf einen übergroßen Hocker begab. "Dort wo seine Tochter ist natürlich..." antwortete sie dann doch noch, nur in einem viel ruhigerem und wohl wieder betrübten Ton.
Erneut drang ein Seufzen, nur dieses Mal kein genervtes, aus der Kehle des Teufelsmenschen. Er wandte sich wieder der alten Dame zu, schritt dabei zur Theke und kramte in seiner Tasche. Ein kleiner Fetzen Papier kam hervor, zwei mal gefaltet. "Was...?" Rudereila nahm das Stück an sich, entfaltete es und las. “Rote Rosen, Anemonen, Christrosen, Geißblatt und... weiße Rosen? Was bedeutet das? Willst du etwa, dass ich aus dieser merkwürdigen Aufzählung ein Gesteck fertige?! Wie soll denn das aussehen?! Willst du mich beleidigen?!-Baka!" Und wieder kramte der Tigerkönig in einer seiner Taschen. Nur dieses Mal holte er ein Bündel an Berrys heraus und legte sie auf die Ladentheke, unter den immer noch fragenden und leicht erzürnten Blicken der alten Dame. "Das Aussehen spielt keine Rolle. Die Sprache ist das was zählt..." Sofort wich der Zorn totaler Irritation. Dann las sie noch einmal die fünf Blumensorten und ihr stockte regelrecht der Atem als sie endlich verstand, woraufhin sie auch gleich vom Hocker sprang und nach hinten ging, wohl um das geforderte Gesteck zu fertigen... Scar seiner Selbst überlassen drehte sich derweil um, lehnte sich mit seinem Körper an und mit den Ellbogen auf die Theke, während seine Aufmerksamkeit immer noch dem Geschehen hinter dem Schaufenster galt "Nyaaaa~" und ihm immer mal wieder eine der Katzen um die Beine schmuste...
Nach etwa zehn Minuten kam Rudereila wieder hervor gehuscht, stellte ein großes eingepacktes Gesteck auf der Theke ab, zog eine extra passende Tüte hervor und legte das Ganze Werk in diese. Dann wandte sie sich wieder an den jungen Mann, der ihr noch immer den Rücken kehrte... "Die roten und weißen Rosen habe ich bewusst nicht zusammen gebracht, solltest du wissen, was sie zusammen bedeuten, weißt du auch warum..." Ohne darauf zu reagieren, sich geschweige denn umzudrehen, griff Vico nach hinten, hob die Tüte an und schritt in Richtung Ladentür. Pass auf dich auf... "Baka!" rief die Alte ihm noch nach, ehe er ohne jede Verabschiedung die Tür hinter sich zufallen ließ, unter dem Klang einer Türglocke. Er hatte nun erst einmal ein bestimmtes Ziel, auf das er sich unentwegt zusteuerte, das Gesteck in der Tüte vorsichtig tragend, in seiner Rechten...
 
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Anija

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Schon eine ganze Weile stand sie vor dem Laden. Für ein Mädchen wie sie sah allein die Beschriftung schon verlockend genug aus und dann noch der Blick auf die Regale in den großen Schaufenstern, da konnte das Herz Anijas schon schwach werden. Wann war sie nur das letzte Mal in einer schönen und übersichtlichen Bücherei gewesen? Sie wusste es nicht, allerdings war dieser letzte Besuch schon ein ganzes Weilchen her. Zudem war es ein Besuch in dem kleinen Buchhandel von der alten Miss Grain in Humming-Town. Allein bei ihrem Sensei Zuhause war die Auswahl an Büchern genauso groß wie die bei dem genannten Heimladen. Genau dies war auch der Grund, weswegen ein Besuch bei der alten Dame oftmals in einer kleinen Enttäuschung endete. Sehr selten bekam sie in Anijas Augen interessante Biologie-Bücher rein und wenn, dann bestand der Hauptinhalt des Buches aus der Natur Fauna. Eher weniger hilfreich für die junge Ärztin. Dennoch hatte sie die alte und allein lebende Dame gern. Stets hatte sie sich über den Besuch der Grünhaarigen gefreut, sie schon fast als eigene Enkelin angesehen und auch Anija war gerne bei ihr. Sofern es bei Attasuke nichts zu tun gab, ging das Mädchen zu Miss Grain um dieser mit dem Sortieren ihrer Bücher zu helfen. Auch half sie der kleinen und alten Dame bei vielen anderen Dingen, ging beispielsweise für sie einkaufen oder die neuen bestellten Bücher aus dem Hafen hoch zu ihrem Haus bringen. Anija war ein gern gesehener Gast im kleinen Buchhandel der alten Grain, sowie sie ein Stammkunde dank ihrer kleinen Hüftprobleme bei Doc. Attasuke war. Auch wenn das Leben in Humming-Town die meiste Zeit seine langweiligen Züge mit sich zog, so war es doch ein friedliches und einfaches Leben. Doch was brachte es sich jetzt noch den Kopf darüber zu zerbrechen? Von nun an würde die junge Grünhaarige etwas mehr als das kleine Wäldchen am Stadtrand und die Stadt selbst sehen. Allein der Aufenthalt auf Cosa Nostra, in Palermo war für das Mädchen ein kleines Abenteuer. Sie sah ihr vollkommen fremde Dinge wie von Menschen total überfüllte Straßen, Anlegesteuern oder eine Handelsstraße die mindestens genauso lang war wie die Hauptstraße Humming-Towns. Oft hatte ihr Sensei ihr von solchen, noch größeren oder ganz anderen Orten erzählt, doch, dass sie diese irgendwann mit eigenen Augen sehen durfte, das hätte die junge Dame nie für möglich gehalten. Eigenartig wie plötzlich sich das Leben Anijas und das Leben ihres pelzigen Gefährten Ferret umstellte und nun in eine andere Richtung ging. Sie und auch er hatten beide dieses Leben, das Leben von Reisenden auf hoher See, gewollt und trotzdem müsste sie sich erst an diese Umstellung gewöhnen.

Wie gesagt stand sie einfach nur da, starrte zum Aushängeschild hinauf und ab und zu durch die Schaufenster. „Palermos Stadtbibliothek“ stand groß und nicht zu übersehen ausgehängt über der Tür. Mit großen Augen musterte das Mädchen fast schon jeden einzelnen Buchstaben dieser Inschrift. Soll ich wirklich hinein gehen…? Ich meine… ein wenig schnuppern könnte nicht schaden… aber… nein… nein ich sollt nicht rein gehen! Nachher werfe ich noch mein gesamtes Geld für ein paar Bücher zum Fenster raus! Das kann ich mir nicht leisten, nicht wo mein Abenteuer doch gerade erst angefangen hat! Aber irgendwie… Mit sich selbst um einen Besuch in diesem Geschäft ringend, beobachtete die junge Anatomin wie gerade zwei junge Mädchen mit je einer Tüte in der Hand, in welchen sich gut zu erkennen je ein Buch befanden, zur Tür hinaus kamen und sich über irgendwas unterhaltend, kichernd und lachend die Straße hinauf gingen. Sehnsüchtig schaute die Grünhaarige den beiden hinterher, biss sich sachte auf die Unterlippe und starrte wieder zu dem Gebäude rüber. Die Verlockung war einfach zu groß. Ferret nahm währenddessen von Anijas Kopf aus sämtliche Gerüche in seinem Umfeld auf, die es zu erschnuppern galt. Kaum genug kriegend hielt er schon die gesamte Zeit sein kleines Stupsnäschen in die Höhe. Seine sensiblen Tasthaare an seiner Schnauze wippten aufgeregt auf und ab. So viele neue Gerüche und Eindrücke hatte das kleine Wesen noch nie erlebt, doch da ging es Anija nicht anders. Mit einem Seufzer und trostloser Mine schaute sich das Mädchen nach links und rechts, den Blick über die Straßen schweifend und in der Hoffnung endlich einen von ihrer, diesmal menschlichen, Übersee Begleitung zu erblicken, um. Stattdessen fiel dem Mädchen etwas ganz Anderes ins Auge… etwas was ihr alles andere als gefiel. Aus der Richtung aus der sie selbst ebenfalls kam, starrte sie nun auf zwei große, über die restlichen Menschen um sie herum herausragenden Männer in schwarzen Anzügen, Krawatten umgebunden, den schwarzen Hut sowie die übliche Sonnenbrille auf, die Straßen entlang gehen. Mit schrägem und fast schon ängstlichem Blick, starrte sie die beiden an, drehte sich auf dem Absatz in die entgegen gesetzte Richtung um und wollte stocksteif wie sie bei dem Anblick war, die Straße weiter aufwärts gehen. Natürlich kam es so wie es kommen musste. Zwei weitere Mafiosi schritten aus genau dieser Richtung ihren „Familienmitgliedern“ entgegen, wichen dabei einigen anderen Leuten aus und schienen Anija noch nicht gesehen zu haben. Ohne auch nur irgendwelche Anstallten zu machen, blieb die junge Ärztin schlicht und einfach stehen, starrte abwechselnd die Anzugträger links und rechts an. Was sollte sie tun? Mit Sicherheit waren sie wegen ihr hier… dafür, dass sie die Steuereintreiber im Hafen erledigt hatte und wollten sie deswegen nun zur Rechenschaft ziehen. Für Anija selbst kam nur eine sinnvolle Möglichkeit in Frage. Kurz schluckend und ein schräges Lächeln aufsetzend, kam sie der Bibliothek Palermos Schritt für Schritt näher. „Na ja… vielleicht ist es doch nicht so verkehrt dem Geschäft mal einen kleinen Besuch abzustatten, ehehe…“ Sprach sie eher zu sich selbst als zu Ferret. Die Hand bereits auf die Türklinke legend, wanderte der Blick der Grünhaarigen auf ein Schild links neben ihr auf einen Fenstersims. Darauf abgebildet waren einige durchgestrichene Symbole, welche wohl als verboten in der Bibliothek galten. Neben den üblichen Verboten wie Essen und Trinken war auch ein durchgestrichener Hund zu erkennen. Sofort machte es bei der Ärztin Klick im Kopf, nahm ihren kleinen Rucksack von der Schulter und öffnete diesen. Zu dem kleinen Fellknäuel auf ihrem Kopf aufschauend hielt sie ihm die geöffnete Tasche hin. „Komm Ferret hüpf rein. In diesem Geschäft sind leider keine Haustiere erlaubt. Wenn du mit rein willst musst du dich wohl oder übel in meinem Rucksack verstecken.“ Fast schon empört aufschnaufend, starrte das kleine Frettchen auf den Rucksack hinab und deutete ein stures Kopfschütteln an. Die Stirn in Falten legend sowie die Augenbrauen etwas zusammen ziehend schaute sie nun etwas erboster zu dem kleinen Tier hinauf. „Nun hab dich nicht so oder willst du als warmer Schal um den Hals von einem der Mafiosi enden?“ Auch wenn er vermutlich nicht alles von dem was Anija sagte verstand, so wusste er was sie mit „warmer Schal“ meinte und sah sie daraufhin mit großen und flehenden Knopfaugen, sprang sogleich ohne zu zögern mit einem Satz in den Rucksack und blickte ihr kurz darauf aus diesem wieder entgegen. Mit einem zufriedenen Lächeln schnallte sie den Rucksack nur locker wieder zu. „Keine Sorge, ich werde ihn noch so auflassen, dass du zu genüge Luft kriegst und dich ein wenig umschauen kannst. Achte auch ja darauf deine Nase nicht zu weit rauszustrecken, ja?“ Mit diesen Worten warf sich das Mädchen die Tasche wieder um die Schulter, drückte die Türklinke nach unten und ließ die Handelsstraße Palermos hinter sich.

Eine wohlige Wärme sowie der Geruch von teils altem Papier, Möbelstücken aus Ahornholz und gar Parfümen der Damen in diesem Geschäft schlugen Anija beim Betreten der Bibliothek entgegen. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, wurde es ohne den Straßenlärm gleich viel ruhiger zwischen den Regalen und Sitzecken. Leise und gedämpft unterhielten sich die anwesenden Personen miteinander, beachteten strikt die Ruheregel in der Bibliothek. Auf einen Schlag fühlte sich die Grünhaarige ähnlich wie bei Miss Grain im Heimladen und trat etwas weiter in den Raum. Mit Augen die alles verschlingen wollten, schaute sie sich um. Ihr Blick schweifte über ganze Bücherregale, bis hin zu den Sitz- und Leseecken. Dabei blieb dieser allerdings erneut an einigen heraus stechenden Personen hängen. Selbst hier tummelten sich gleich drei Mafiosi in schwarzen Anzügen, den Hüten sowie üblichen Sonnenbrillen auf und durchstöberten die Bücherregale. Von diesem Augenblick an wurde Anija heiß und kalt zugleich. Oouuh die rennen aber auch überall hier rum… Schoß es dem Mädchen durch den Kopf und begab sich leisen Schrittes und die drei Männer in schwarz weiterhin im Auge behaltend hinter eines der Regale. Nun vor deren Blick geschützt, streiften die Augen der Anatomin über die Bücher rechts und links neben ihr in den Regalen. Fast bis zur Decke reichten die beiden Holzanfertigungen und waren bis auf den letzten Platz mit Büchern gefüllt. Mit großen Augen legte sie ihren Kopf tief in den Nacken um bis an die Spitze des Regals aufschauen zu können. Den Blick weiterhin über die Auswahl allein in diesem Regal schweifen lassend und gar nicht auf die Schriften der Einbände achtend, fiel ihr plötzlich ein kleines Schild ganz links auf eine der mittleren Abstellplatten auf. „Biologie und Toxikologie“ stand auf dem Schildchen. Genau das was für Anija interessant war und brauchte. Mit einem breiten Lächeln trat sie etwas näher an die Bücher heran und erblickte sogleich unter der Rubrik „G“ ein interessant ausschauendes Buch über Gifte. Während sie nach dem Buch griff, hob sich die Abdeckung ihres Rucksacks etwas an und ein kleiner pelziger Kopf hing aus diesem schnüffelnd hinaus. Neugierig wie Ferret war, konnte er es natürlich nicht sein lassen seine neue Umgebung sogleich ein wenig zu erschnüffeln. Mit einem ermahnenden Gesichtsausdruck drückte sie ihn etwas zurück in die Tasche. „Ich hab’ dir doch gesagt, dass du dich hier nicht blicken lassen darfst! Außerdem sind unsere Freunde in schwarz auch hier und die würden sich sicherlich an einen schönen warmen Pelzschal erfreuen.“ Zischte sie dem Frettchen leise zu. Daraufhin gab er auch wieder Ruhe und lugte durch einen kleinen Schlitz hinaus. Anija selbst widmete ihre Aufmerksamkeit nun dem Buch in ihrer Hand. „Der alles umfassende Gifte-Guide“ stand als Aufschrift auf der Deckseite und machte die Grünhaarige sogleich etwas neugierig. Ohne weiter zu zögern klappte sie das Buch auf und begann darin etwas zu Blättern. Neben der Kapitelübersicht fanden sich gute und verständlich ausformulierte Erklärungen über die Giftarten, wie und aus was man sie zubereitet, wie sie auf Menschen und Tiere wirken, sowie ihre Gegengifte, wie und aus was diese zubereitet werden. Von den Seiten des Buches vollkommen gefesselt, vergaß Anija alles andere um sich herum und blätterte Seite für Seite weiter.

„Aus eigener Erfahrung kann ich dieses Buch nur weiter empfehlen. Besonders für Ärzte ist es perfekt gedacht.“ Ertönte plötzlich eine weibliche Stimme dicht hinter der Grünhaarigen, woraufhin diese vor Schreck stark zusammen zuckte und sich nur sehr schwer einen kleinen Aufschrei verkneifen konnte. Ruckartig fuhr sie herum und erblickte mit ihren violett, glänzenden Augen eine junge Frau. Ihr langes Kastanienbraunes Haar war zu einem leichten Pferdeschwanz zurück gebunden, lag ihr über der linken Schulter und harmonierte mit ihren Rehbraunen Augen, welche hinter einer simplen Brille verborgen waren. Eine im Decolteé aufgeknöpfte, weiße und enge Bluse, sowie ein schwarzer bis fast zu den Knien reichender und ähnlich enger Rock kleideten den proportional wohlgeformten Körper dieser Frau ein. Neben einer Silberhalskette und dem dazu passenden Armband fanden sich schwarze Lack-Halbschuhe mit kleinen Absätzen an ihren Füßen wieder. Wohl gebräunt, schien diese auf den ersten Blick relativ zierliche Statur, auf den Zweiten umso stabiler und kräftiger. Niedrige Wölbungen, die von Muskeln zeugten, zeigten sich an den Oberarmen, sowie Schenkeln und Waden. Anija kam zu den Schluss: Eine hübsche und scheinbar gut durchtrainierte junge Frau Anfang 20 und schien hier als Buchhändlerin zu arbeiten. Mit einem entschuldigenden Lächeln verschränkte die Dame die Arme vor sich und hakte die Hände ineinander. „Ich bitte um Verzeihung, falls ich Ihnen einen zu großen Schrecken eingejagt haben sollte.“ Verblüfft starrte Anija die junge Braunhaarige an. Ich hörte gar nicht wie sie kam… hat sie sich etwa angeschlichen? Wie aus dem Nichts schien diese Frau erschienen zu sein. Nicht mal das kleinste Rascheln war zu hören als sie hinter Anija trat. Entweder war das Mädchen so sehr in das Buch vertieft, dass sie wirklich alles um sich herum vergaß oder diese Frau hatte sich wirklich die Gabe des lautlosen Gehens angeeignet. Allein aus Prinzip glaubte die Ärztin eher an Ersteres… es war nämlich üblich, das sie es schaffte sich so sehr in irgendwas zu vertiefen, dass sie alles um sich herum vollkommen vergaß und nur noch sämtliche Sinne für diese Sache hatte. „Äh, ähm schon in Ordnung. Ich glaube ich war einfach zu sehr in das Buch vertieft…“ Antwortet Anija mit einem beschämten Lächeln endlich ihrer Gegenüber. Dann fiel ihr Blick wieder auf das Buch in ihrer Hand und hielt es ein wenig in die Höhe, sodass die Dame es gut sehen konnte. „Ist es denn wirklich so gut?“ Mit einem Nicken bejahte die junge Frau die Frage Anijas und lächelte sie weiterhin freundlich an. „Gewiss. Meine Großmutter selbst ist Ärztin hier in Palermo und ein Exemplar befindet sich ebenfalls in ihrem Besitz. Sobald ich sie darauf anspreche spricht sie nur Lob darüber aus. Sie hat schon sehr viel Erfahrung und weiß daher wie gut ein Buch über Toxikologie ist oder sein muss. Für sie ist es bisher einfach das Beste, was es auf dem Markt gibt.“ Voller Begeisterung betrachtete die junge Anatomin den Einband des Buches. Wenn das wirklich so gut war wie die Bibliothekarin sagte, dann musste Anija das einfach haben. Es würde sie mit Sicherheit einen großen Schritt im Fachbereich Medizin und sogar in Toxikologie weiter bringen. „Wow das klingt ja wirklich super! Aber… ouh… das ist sicher ziemlich teuer, wenn es wirklich so gut sein soll wie Sie sagen…“ Sich verzweifelt auf die Unterlippe beißend, schaute das Mädchen auf das Buch in ihrer Hand. Auf diese Aussagen hin winkte die Braunhaarige nur lässig ab. „Ach es geht. Im Gegensatz zu anderen medizinischen Büchern ist dieses hier noch relativ günstig.“ Mit einem freundlichen Lächeln auf den Wangen musterte die Buchhändlerin Anija kurz. „Sie sind Ärztin oder nicht?“ Auf diese Frage hin nickte die Jugendliche eifrig und lächelte wieder. „Ja, allerdings habe ich noch nicht sehr viel Erfahrung.“ Verträumt betrachtete sie nun wieder das in einen Einband zusammen gebundene Papier. „Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht wenn ich es mir kaufen würde… dann könnte ich auch endlich mehr über Gifte lernen.“ Als die fast Erwachsene wieder aufschaute war die Buchhändlerin verschwunden. Verblüfft schaute sie sich suchend um und hörte dann von der rechten Seite eine Stimme ertönen. „Wenn Sie das Buch kaufen möchten, dann kommen Sie bitte zur Kasse.“ Die Stimme war nicht mehr als ein etwas lauteres Flüstern. Sofort drehte Anija in die Richtung aus der die Stimme kam und sah die Bibliothekarin hinter dem Regal hinter Anija verschwinden. Mit offen stehendem Mund starrte sie in die Richtung in die die Dame verschwunden war und konnte es nicht fassen. Innerhalb weniger Sekunden und ohne, dass sie es gemerkt hatte war die Frau einfach ans Ende des Regals gegangen. Konnte sie etwa doch ohne jegliche Art von Geräusche zu machen laufen? Dann noch eine Buchhändlerin? Nein… nie im Leben… da musste wohl wieder Anijas Träumerei Schuld sein. Wenn sie nicht geträumt hätte, dann hätte sie sie mit Sicherheit gehört. Doch eigentlich tat dies jetzt gar nicht zur Sache. Jetzt wollte sie erstmal das Buch kaufen. Vorsichtigen Schrittes schlich sie schon fast um das Regal herum, hielt Ausschau nach den Männern in schwarz und huschte dann mit schnellen Schritten zur Kasse. Wie bestellt stand dort die junge Dame von eben auch schon hinter der Kasse, nahm das von Anija hingehaltene Buch entgegen und ersuchte mittels einer Liste, vermutlich über sämtliches Schriftgut in diesem Gebäude, den Preis. Nach kürzester Zeit wurde dieser auch gefunden und der Grünhaarigen genannt. Bei der Summe drehte sich ihr fast der Magen um, schluckte dann allerdings und suchte das Geld aus ihrer Brusttasche passend zusammen. Lächelnd nahm die Braunhaarige das Geld entgegen und fragte mit Verständlichkeit in der Stimme: „Wollen Sie das Buch in einem Beutel oder geht das so mit?“ Das Schriftgut entgegen nehmend schüttelte Anija leicht den Kopf und drückte es an ihre Brust. „Nein danke das geht schon so. Vielen Dank und auf Wiedersehen." „Nein, ich habe zu danken. Ich hoffe Sie beehren uns bald wieder.“ Gab die Bibliothekarin auf Anijas Aussage hin nur als Antwort. Mit schnellen Schritten verließ das Mädchen das Gebäude. Genau indem Moment, in welchen die Grünhaarige die Tür hinter sich schloss, ließ die Dame die Kasse klirrend zu fallen und schaute mit einem verschwörerischen Blick immer wieder zu den Mafiosi und zur Tür…

Glücklich über den Einkauf bestaunte Anija wenige Meter von der Bibliothek entfernt auf der Straße das Buch. Ferret kam sogleich wieder aus dem Rucksack hervor gekrochen, machte es sich sofort auf dem grünen Schopf des Mädchens gemütlich. Neugierig schaute er ebenfalls auf das Buch in den Händen seines Frauchens. „Oh ja Ferret ich glaube ich habe heute einen richtig guten Fang mit diesem Buch gemacht. Hiermit werde ich mein Wissen über Gifte und Gegengifte um einiges erweitern!“ Plötzlich vernahm sie ein leises Klirren, ähnlich das einer kleinen Türglocke und schaute vom Buch auf. Das Bimmeln kam von der anderen Straßenseite. Um ehrlich zu sein konnte sie gar nicht glauben was sie als nächstes sah. Da war doch tatsächlich ihr vernarbter Patient, gerade aus einem Floristengeschäft kommend mit einem Gesteck in der Hand. Kaum zu glauben aber augenblicklich stieg die Stimmung der Jugendlichen um einiges weiter an. Endlich hatte sie einen der beiden wieder gefunden. Nun würde sie sich ganz bestimmt nicht mehr in Palermo verlaufen, natürlich nur solange sie auch bei ihrer Begleitung blieb. Zwar war dieser Mann nicht gerade der sympathischste Mensch von allen, doch war er genau die Person die Anija nun brauchte. Ohne zu zögern und ohne über die möglichen Folgen nachzudenken lief sie freudestrahlend dem Schwarzhaarigen entgegen. Das Buch hielt sie weiterhin an ihre Brust gedrückt und schaute mit glänzenden Augen zu ihm auf. „Aah endlich habe ich dich gefunden! Schon die ganze Zeit suche ich nach dir und Jonathan, weil ich kenne mich hier doch nicht aus und ohne eine Person die schon mal hier war würde ich mich nur verlaufen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten fiel ihr Blick auch schon auf den Gesteck in seiner Hand und schaute erneut fragend zu ihm auf. Weit nach vorne gestreckt versuchte Ferret daran zu erschnuppern, drohte fast von dem Kopf des Mädchen runter zu purzeln.
 
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J

Jonathan Volta

Guest
Jonathan fühlte sich ziemlich unwohl.
Er sass hier, zwischen hauptsächlich hochrangigen Mitgliedern der Mafia von Palermo und versuchte sich auf die Menükarte zu konzentrieren, von welcher er immer noch nicht wusse, was davon zu halten war. Viele der Gerichte lagen vom Preis her gesehen, einiges über dem, was er zu zahlen imstande war und langsam machte sich in ihm die Gewissheit breit, dass er besser gar nicht erst hier rein kommen hätte sollen. Trotzdem war er hier – ein Umstand der sich wohl auch nicht so schnell ändern würde, denn wie sah das aus, wenn jemand mit solch einer auffälligen Frisur ein Restaurant betrat, sich setzte und danach wieder fluchtartig das Gebäude verliess? Noch dazu hatte der junge Volta inzwischen gemerkt, dass überall im Raum unaufällig Mafiosi postiert worden waren, die wohl für zusätzliche Sicherheit sorgen sollten. Durch seine schwarz getönte Brille linste er zu jenem Mann hinüber, der ihm am nächsten stand – höchstens Zehn Schritte entfernt.
Trotz seiner Nervosität bemühte sich Jonathan, äusserlich weiterhin die Ruhe in Person zu bleiben, wobei sich die schwarzen Gläser als grosse Hilfe erwiesen, so sah niemand, dass seine Blicke ruhelos im Restaurant herumirrten und gar nicht auf die Menükarte schauten, welche seine Finger inzwischen fast mechanisch regelmässig umblätterten. „Es gibt zwei Möglichkeiten...“, dachte Jonathan, als sich sein logisches Denken wieder etwas eingependelt hatte. „Entweder sie halten mich für eines der Mitglieder der Mafia, oder sie werden mich in den nächsten paar Minuten auffordern, mit ihnen zu gehen und mich dann in irgend einem Hinterhof unauffällig entsorgen.“ Kein aufmundernder Gedanke. „Möglich wäre auch, dass sie mich erst mit grausamen Foltermethoden dazu bringen, ihnen zu sagen warum ich in diese Stadt komme und von wem ich geschickt wurde. – Da die Antwort auf Letzteres wahrheitsgemäss; „Ich wurde von niemandem geschickt.“ Ist, werden sie mich danach ebenfalls unauffällig entsorgen.“
Doch es war nocht nicht alles verloren. Immerhin war er in diesem Viertel schon einmal gewesen, wenn auch nicht in solch einem Restaurant wie diesem, denn damals hatte Cesare, ein Kumpan aus seinem ersten „freien Jahr“, ihm schonend erklärt, warum man das besser nicht tat. Dazu hatte Jonathan zwar ernst genickt, innerlich allerdings bereits seine Bestellung aufgegeben. Als Konsequenz konnte man nun seine momentane Lage ansehen.
Unruhig rutschte der rothaarige Mafioso auf seinem gepolsterten Sitze herum, während er auf die Bedienung wartete, die zweifellos kommen würde. Im Geiste hatte er sich bereits für ein billiges Dessert entschieden, welches 5000 Berry kostete. Nicht dass ihm das Geld leid tat, er war mehr oder weniger froh, es los zu sein, wo er ohnehin keine weitere Verwendung mehr dafür hatte.
„...vor einer guten Stunde ein unautorisiertes, kleines Boot im Hafen aufgefunden. Zwei Männer der Familie Felice lagen schlafend auf dem Hauptsteg, offenbar betäubt.“
Jonathan erstarrte zu einer Salzsäule, als hinter ihm diese Stimme erklang. Soweit es unauffällig nur möglich war, drehte er seinen Kopf zur Seite um den Sprecher auszumachen. Selbiger war ein dicklicher Mann mit Schnurrbart, welcher eine lächerlich kleine Melone auf dem Kopf hatte. Zusammen mit dem Mann, an den er seine Worte wohl gerichtet waren, kam er in die Richtung Jonathans gewatschelt – anders konnte man diese Gangart nicht nennen – und steuerte direkt den leeren Tisch neben dem Kopfgeldjäger an. Mit einem kurzen Blick sah dieser die Schilder, auf denen in schnörkliger Schrift „Reserviert“ stand.
In Zeitlupentempo drehte Jonathan seinen Kopf wieder in die ursprüngliche Position zurück und inspizierte weiter konzentriert die Randmuster der Menükarte. Stühle wurden gerückt und ein satter Plumpslaut meldete, dass der Dicke Platz genommen hatte.
„Die zuständigen Aufseher konnten nicht sagen, was für ein Mittel sie schlafen gelassen hat... vielleicht ein neues Gas? Auf jeden Fall war es aussergewöhnlich unvorsichtig von den Angreifern, ihren Angriff mitten auf dem Ausläufer eines Docks zu auszuführen.“
Der Dicke füllte sich ein Glas Wasser aus einem breitstehenden Krug ein und sein Gesprächspartner meldete sich zu Wort. Er hatte eine bemerkenswert ölige Stimme, die mit einem französischen Akzent durchsetzt war und Jonathan drehte seinen Kompf unmerklich etwas nach rechts, um das Gesicht zu verziehen.
„Ich nehme an, sie `aben die Angreifer inschwischen geschnappt?“
Das verärgerte Klirren eines Glases, welches auf den Tisch gestellt wird.
„Unglücklicherweise... nein. Jede der drei Personen verliess den Tatort in eine andere Richtung und eine einzelne Person ist in der Menschenmenge des Hafens weit schwieriger zu verfolgen, als eine Gruppe. Sie wissen ja, wie die Zustände dort unten sind.“
„In der Tat... „
„Wir würden der ganzen Angelegenheit normalerweise keine allzu grosse Bedeutung beimessen, da keiner von den Felices schwer verletzt oder gar gestorben ist, jedoch....“ Eine kurze Pause trat ein, als müsste der Dicke überlegen, wie er seinen nächsten Satz am besten formulieren sollte.
„Jedoch was?“, kam es vom Franzosen.
„Wir... haben ungenaue Informationen über das Auftauchen von Vico aus der Familie Fuertes. Unglücklicherweise beziehen sich die ersten Berichte auf eben dieses kleine Boot am Hafen.“
Verächtliches Schnauben folgte auf diese Antwort, offenbar hielt der gegenüber des Melonenträgers nicht sehr viel von diesem Bericht.
„Vico? Ach isch bitte sie. Dieser kleine Junge ist schon seit Ja`ren nischt mehr in Palermo gewesen. Wieso sollte er gerade `eute wieder auftauchen?“
„Genau das ist es ja, was meinen Leuten Sorgen macht, Mathis. Das „Wieso“. Sollte er es sein und wir haben mittlerweile genug Meldungen um mit 90% davon auszugehen, könnte sich eben dieser „Junge“ als ernsthaftes Problem erweisen.“

Während die zwei ungleichen Männer weiter über diesen Mann namens „Vico Fuertes“ sprachen, schrieb ein rothaariger Mann auf dem Nebentisch beiläufig mit. Leise kamen dabei Wörter, wie „interessant“ oder „gut zu wissen“ zwischen seinen Lippen hervor, so leise, dass sie niemand hören konnte. Der Stift in der rechten Hand bewegte sich beinahe selbstständig, während grüne Augen mal zu den zwei Männern am Tisch links, mal zu den Agenten im Raum huschten. Jonathan hatte soeben einige der Informationen erhalten, die er am ehesten brauchen konnte. Namen waren immer gut.
„Signore, etwas zu trinken?“, erklang plötzlich eine Stimme direkt neben dem Ohr des Waffenmeisters und er zuckte unmerklich zusammen. „Natürlich die Serviertochter, wurde auch langsam Zeit“, dachte er, während er seinen Herzschlag zwanghaft hinunterzuschrauben versuchte.
Gelassen drehte er seinen Kopf nach links, um der Dame in die Augen zu sehen. Blonde Locken waren das erste, das ihm in die Augen stach. „Wie ungewöhnlich.“
„....Gerne“, sagte er mit einer, wie er hoffte, ruhigen Stimme, wobei er versuchte, nicht zu freundlich zu wirken. „Bringen sie mir doch einen Cappuccino, ohne Zucker, wenns geht.“
„Si, Signore“, kam es als Antwort, die Frau bedachte ihn mit einem Lächeln, das ach so aufgesetzt wirkte und stöckelte davon. „Stolpere und flieg auf dein hübsches Näschen, damit du wieder zur Besinnung kommst und diese Lügenbastarde hier nicht mehr bedienst.“ Hustete Jonathan in seine Serviette. Tief luft holend, drehte er sich wieder zum Tisch und sah direkt in die Glubschaugen des Dicken Mafiosi, der ihn vom gegenüberliegenden Tisch durchdringend ansah.
Der Junge Volta bedachte den Mann mit einem hochnäsigen Blick während er sowas wie: „Scheisse, ich bin ertappt“, dachte.
„Ja Signore?“, fragte er recht ungehalten.
„Sie kommen mir bekannt vor.“ Schmatzte dieser und kniff die Äugchen zusammen.
„Ach wirklich? Da muss aber eine Verwechslung vorliegen, ich glaube nicht, dass ich ihnen schon einmal begegnet bin.“
„Doch, ich bin mir sicher, waren sie nicht kürzlich in der Nähe des Hafenviertels? Diese Haare... Mathis, du hast ihn sicher auch bemerkt oder?“
„Ach, das ist nun wirklich –„
„Isch glaube, dass ich sie tatsächlisch schon einmal gese`en `abe.“
„Nun, in letzter Zeit laufen in Palermo viele Leute mit roten Haaren herum...“
„Und wo genau hast du ihn gesehen? Mir war, als hätte er damals noch keinen Anzug angehabt.“
„Das muss jemand anders gewesen sein, ich gehöre einer respektablen Familie an.“
„Ja, es war ein schwarzer Um`ang, als wollte er nischt erkennt werden.“
„Signore, ihr Cappuccino.“
„Oh, herzlichen Dank.“
„Und welche Familie wäre das?“
„Äh....Schönen Abend noch, die Herren.“

Im nächsten Moment schnappte sich Jonathan die Tasche, den Cappuccino und den Hut des Franzosen, holte Anlauf und sprang durch das offene Fenster in den Hinterhof des Restaurants hinaus. Auf die Tasse in seiner Hand achtgebend spurtete der junge Volta, gefolgt von wütenden Stimmen, wie: „Schnappt ihn euch!“, „Räuber!“, „`utdieb!“ über den Platz in eine Gasse, wo er sogleich die nächste Abzweigung nahm. Eine Kugel schlug in den Putz hinter ihm ein.
Im Eiltempo welchselte der Waffenmeister noch einige Male die Richtung, bevor er keuchend in einer verlassenen Seitenstrasse anhielt.
Ärgerlich zog er sich den Hut über den Kopf und versteckte die Haare, so gut es ging darunter. Na toll, falls die Mafia schon nach ihm gesucht hatte, tat sie es nun sicher mit noch grösserem Eifer als zuvor. Trotz allem musste Jonathan grinsen, denn der kleine Restaurantabstecher war nicht nur erfolgreich, sondern auch recht unterhaltsam gewesen. Und mit dem Hut war er nun noch weniger gut zu erkennen, als zuvor.
Seine Schritte wieder beschleunigend ging der Kopfgeldjäger weiterhin durch die Gassen noch ein wenig weiter von dem Restaurantviertel weg, ehe er sich wieder auf eine grössere Strasse begab. Kaum war er aus dem Dunkel getreten, bot sich ihm eine freudige Überraschung gleich vor seinen Augen. Ajina! Und ...hoppla, anscheinend hatte sie auch gerade ihren Patienten gefunden. „Tja, so leicht wird man uns nicht los.“, dachte der junge Volta lächelnd.
Unauffällig und leise trat er an die Zwei heran.
„Schön, dass ich euch wieder gefunden habe. Entschuldigt meine Aufmachung, aber das war nötig, um mich etwas umzuhören.“
Er nahm ein Schlückchen von seinem Cappuccino, der durch den Laufwind angenehm abgekühlt war und sah Scar an.
„Achja, nicht mehr „Patient“. Jetzt kann ich ihn wohl auch Vico nennen.“
 
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Scar

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Da war er gerade erst aus dem Geschäft der alten Damen wieder auf die Straßen Palermos getreten und schon gab es eine unliebsame Überraschung. Hatte er doch eigentlich die ganze Zeit felsenfest damit gerechnet, sie endlich losgeworden zu sein. Doch falsch gedacht, denn das grünhaarige junge Ding sprach ihn einfach, munter und gesellig, auf offener Straße an, gerade zu als würden sie sich wirklich kennen. Fast schon schockiert blickte Vico drein, als ihn die Ärztin ansprach und sofort so daher redete. Doch wich der Ausdruck aus Überraschung schnell dem von Genervtheit und fast schon von Zorn gekennzeichnetem. Für manche wohl eine merkwürdige Sache, dass er so schnell von nur einer einfachen Person genervt sein konnte. Jedoch war einfach sein Verlangen danach, diese Nervensägen, die ihn von Humming Town aus bis hier her begleitet - nein, eher verfolgt - hatten, loszuwerden unheimlich groß. Für die ersten wenigen Momente blieb Scar stillschweigend stehen und versuchte einfach nur mit seinem Gesichtsausdruck, seiner gesamten Ausstrahlung zu signalisieren, dass sie gefälligst verschwinden sollte. Was kümmerte es ihn denn schon, dass sie hier als Fremde in einer solch großen Stadt nicht zurecht kam und sich womöglich stets verlaufen würde? Bei diesem Gedankengang fiel ihm augenblicklich auf, wie fragend seine Gegenüber, das Mädchen und ihr rattenartiges Tier, drein schauten. Mit noch finstererer Miene als zuvor hob der Rotäugige die rechte Hand, setzte zu einem Schnipsen mit dem Mittelfinger an und stieß diesen kurz darauf dem Frettchen gegen dessen Nase, wodurch es sofort zurückschreckte und nun fast nach hinten hinunter, von der jungen Frau, fiel. "Mir vollkommen egal, ob du dich hier zurecht findest oder nicht. Ich werde ganz sicher nicht Babysitter spielen und nun versch-" Er konnte nicht mal seinen Satz beenden, da fiel ihm jemand ins Wort. Sich nach dem 'wer zum?!' fragend und nach links umschauend traf es den jungen Fuertes wie einen Blitz. Einen Blitz der die Nerven bis auf das Äußerste zu schocken wusste. Wollten ihn die Götter etwa strafen? Hatte er irgendwas verbrochen, dass er das verdiente? Nun hatte sich doch tatsächlich dieser rothaarige Möchtegern-Kopfgeldjäger noch dazu begeben, einfach so, von irgendwo her. Scar hatte sich ja ohnehin schon beiläufig, als die Grünhaarige gemeint hatte nach diesem Jonathan gesucht zu haben, gefragt wo diese andere Plage ab geblieben war. Und nun war er hier, stand vor ihm und das noch in einer viel dümmeren Aufmachung als zuvor. Sie diente, laut ihm, dazu, dass er sich umhören konnte. Umhören als was? Als Vertreter für Haarpflegeprodukte?! Das Strapazieren der Nerven Vico's war nun schon so weit, dass sich dieser kurz mit der Rechten ins Gesicht griff, Daumen und Mittelfinger auf seinen Schläfen... Cloaked Cockroach... Der Name passt wirklich. Der Typ ist genauso schwer loszuwerden, wie eine Kakerlake... Genauso wie diese... Da fiel es dem Schwarzhaarigen überhaupt erst auf. Er kannte nicht einmal den Namen einer seiner Plagegeister. Für ein paar Sekunden sah er das Mädchen in Gedanken versunken an, ehe er sich komplett von beiden genervt schnaubend abwendete. Ignorieren war doch bisweilen immer noch die beste Methode. Zumal er sich nicht die Finger schmutzig machen wollte. Einfach nur weitergehen, durch die übrigen Menschenmassen und ihnen keine Beachtung mehr schenken. Sicher würde er sie so auch für ein weiteres Mal loswerden. Vor allem... war das mehr denn je nötig. Er wollte absolut keine Begleitung, an dem Ort wo er vorhatte hinzugehen...

Schätzungsweise eine halbe Stunde hatte es gedauert und Scar fand sich auf einem der Feldwege außerhalb der Stadt wieder, noch immer das Gesteck in der Tüte in seiner Linken tragend. Neben ihm riesige Felder und Wiesen, mit denen der Wind seine Spielchen trieb. Die Luft begann langsam etwas salzig zu werden. Ein Zeichen dafür, dass er sich mehr und mehr der Küste näherte. Auch hier hatte sich kaum etwas verändert. Die Wälder waren fast noch haargenau wie vor fast vier Jahren. Und schon jetzt konnte der Erbe der Familie Fuertes sein Ziel sehen... Der Weg wurde immer mehr ein klein wenig steiler, doch war dieser trotz dieser Tatsache nicht sehr beschwerlich entlang zu schreiten. Mit mäßigen Schritttempo hatte er es dann endlich erreicht und als wüssten seine Füßen instinktiv, wo genau es anfing, blieben sie stehen. Direkt vor dem Eingang des Grundstücks... der Fuertes. Ein überwuchertes, halb heraus gefallenes Tor einer Grundstücksmauer hing dem jungen Mann entgegen. Einige Momente verstrichen in denen dieser nur da stand, mit etwas gesenkten Kopf, während ihm einige Strähnen sein Gesicht zur Genüge verdeckten. Es wirkte wahrhaftig so als würde er sich nicht trauen, seinen ehemaligen Heimatort zu betreten. Gerade als sich dieser Eindruck fast auf das härteste verstärken wollte, ging er ruckartig los, schob das große Tor zu Seite und setzte seinen Weg fort. Auch auf dem Grundstück war vieles verwildert. Der einstige Weg und Vorgarten war kaum noch nach zu vollziehen. Nur eines war noch so wie damals... Die riesige Fläche die mit Asche, Holzresten und einigen steinernen Grundrissen bedeckt war. Auf dem Boden, wo einst die Villa gestanden hatte, wuchs fast nichts. Nur das hartnäckigste Unkraut hatte sich durchgesetzt. Ein wahrlich trauriger Anblick... Doch der Teufelsmensch war nicht dort, um das einstige Gemäuer zu bedauern. Er ging weiter, in Richtung des alten Gartens der am Rande des Waldes und der Küste lag. Seine Schritte wurden langsamer und langsamer... Jedoch nicht aus Bedacht, viel eher als Scheu. Sein Blick richtete sich wieder auf und vor dem recht düsterem Himmel boten sich fast am Rande des Abhangs der Klippe, die unweigerlich ins Meer führte, zwei Werke aus Stein. Sie dienten als Grabkennzeichnungen. Nicht weit daneben stand ein größerer Baum, der an sonnigen Tagen Schatten bot, in Richtung der Gedenkstätte. Mit einem Mal atmete der Tigerkönig deutlich hör- und sichtbar die kühle Seeluft ein, ehe er schneller voran, auf die Gräber zu und dabei an der etwas verwitterten und ebenso verwilderten Löwen und Nymphe Statue vorbei schritt. Kurz bevor er das Grab, dessen Schutzpatron eine betende Francesca Romana darstellte, erreichte, hob er die Tüte des Gestecks an, nahm es heraus und entpackte es. Noch ein paar weitere Schritte folgten, ehe er sich auf das große steinerne, schön verzierte Grab kniete und das Gesteck behutsam und passend ablegte... Mina Fuertes, geliebte Mutter, Tochter und Ehefrau, 1461 - 1491... Die Augen des jungen Mannes schlossen sich und er setzte sich mit dem rechten Bein angewinkelt und den Arm auf das Knie ablegend hin, um etwas Inne zu halten. Es... tut mir leid. Ich... Ein schweres Seufzen entdrang seiner Kehle, ehe er seine Gedanken versuchte zu ordnen sowie die richtigen Worte zu finden. Ich habe... dich nie zuvor besucht, weil ich einfach nie die Kraft dazu hatte... Das das keine Entschuldigung ist, ist mir bewusst. Ich... bin mir jedoch sicher, dass Großvater immer in meinem Namen gesprochen hat, bei seinen Besuchen... Bei diesen Gedanken stellte er sich genau das vor und konnte dabei exakt vor seinem geistigen Auge sehen, wie sein Großvater von dem Grab seiner Tochter trotz der Streitigkeiten und der Ärgernisse noch immer von seinem Enkel erzählte, als wäre dieser ein braver und wohl erzogener Junge. Ein seichtes Kopfschütteln des jungen Mannes folgte auf diese Vorstellung... Dann öffneten sich die stechend roten Augen wieder und ihr Blick fiel auf das Gesteck. Innerlich hoffte er, dass seine Nachricht verstanden werden würde... Doch sie galt nicht nur seiner Mutter, sondern auch dem viel einfacher gehaltenem Grab daneben. Gasparo Durazzo, erfolgreicher Unternehmer und Gründer der Intapresa, 1436 - 1497... Er war nicht mal zu dessen Beerdigung geblieben, was ihm bis heute schwer auf der Seele gelegen hatte. Doch wirklich auf Vergebung dafür hoffte er nicht... Einerseits war es ohnehin komisch, denn eigentlich glaubte der junge Fuertes weder an ein Jenseits noch daran, dass die Verbliebenen mit einem noch derartig in Kontakt standen, dass sie mitbekamen, was man, ob ausgesprochen oder in Gedanken, an sie richtete. Und dennoch.. war er hier.. und versuchte schweren Herzens einen Weg zu finden sich passend und gebührend zu entschuldigen, sich und seinem gewissen ein Verzeihen zu verschaffen...

Erneut rang sich ein schwerer Seufzer aus der Kehle des Teufelskraftnutzer und auf diesen folgend richtete sich sein Blick gen Himmel, betrübt und fast erwartungsvoll, ehe er sich wieder etwas sank... Und dann begann es... Erst mit ein paar, kleinen... die immer größer wurden... sich auf immer mehr Fläche ausbreiteten, bis sich aus ihnen ein wahrhaftiger Regenschauer bildete, der alles mit dem nassen Element benetzte. Sollte er das nun als Antwort verstehen? Das der Himmel vor Rührung weinte? ...Schwachsinn. Ihm war ja schon vor einiger Zeit, fast seit seiner Ankunft, klar gewesen, dass es sicher noch regnen würde... Doch, ausgerechnet in diesem Moment fing es an?... Fragend richteten sich die roten Augen, neben den Tropfen die über das teils vernarbte Gesicht hinunter rannen, an die betende Francesca, die etwas schützend gebeugt über das Grab wachte... "So sieht man sich wieder, Scarface..." sofort schnellte der Blick Scar's in die Richtung aus der die verhöhnende Stimme erschallte. Das Gesicht verzog sich sogleich vor Zorn und der Tigerkönig sprang regelrecht auf, in eine angehende Abwehrhaltung. "Wohoa... Wie als hätte man in ein Wespennest gestochen, oder?!" meinte der scheinbare führende Kopf, den Scar noch von früher wieder erkannte, witzelnd."Yeah, ziemlich schreckhaft der Junge..." Vor Vico, etwa in in zehn Meter Entfernung, breitete sich eine Schar anzugtragender Gesellen aus, die alles andere als den Eindruck vermitteln wollten, dass sie für ein Schwätzchen hier waren, was wohl größtenteils an ihren Waffen, welche von Schlagringen über Stöcken bis hin zu Aluminiumbaseballschlägern reichten, lag. Schwungvoll lies der Rotäugige seine schwarze Tasche fallen. Der Regen hatte schon etwas nachgelassen. Trotz dessen war seine Kleidung bereits vollkommen durchnässt. Der Boden begann auch langsam schlammig zu werden, während sich einige Pfützen bildeten. Welch ein ungünstiges Terrain für eine derartige Auseinandersetzung. Doch das ließ sich nun ja kaum noch ändern... "Es gibt zwar 'ne Veranlassung, dass dir keiner ein Haar krümmt. Doch du glaubst doch nicht wirklich, dass sich alle Familien daran halten würden, eh?! Heute ist Zahltag Vico, du büßt nun für das, was du du vor vier Jahren getan hast!!" Sofort auf diese Ankündigung stürmten zwei bewaffnete Mafiosi auf den jungen Fuertes, der sich sogleich in vollkommene Kampfstellung begeben hatte, zu... Ihm sollte dieser Kampf doch nur all zu recht sein! Schließlich rechneten diese Möchtegerns lediglich mit einem jungen Straßenschläger und keinem ausgebildeten Krieger in Punkt'o Beast Fury!
 
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Royal Vigilantes-NPCs

Guest
Wie viel Zeit war schon vergangen? Zwanzig Minuten? Dreissig? Die Gestalt, welche auf einem dicken Ast, verdeckt in einer Baumkrone sass, wusste es nicht. Das war auch nicht nötig, denn für sein Vorhaben war es nicht notwendig, dies zu wissen. Und was man nicht brauchte, nahm man auch nicht mit, so galt es auch für Sanduhren oder dergleichen, welche man öfters bei einem Einbruch oder sonstigen Geheimaktion zu Rate ziehen musste.
Ein kaum hörbares Schnauben erklang, als der Mann eines seiner Beine lockerte, um sich eine gemütlichere Position zu suchen. Obwohl er mehrmals das Gewicht verlagerte, bewegte sich der Ast, auf dem er in der Hocke sass, kaum – schliesslich durfte er nicht entdeckt werden.

Ein einzelnes, dunkelblaues Auge sah den Baumstamm hinunter, glitt kurz über den steinigen Boden, bevor es an einem Grab hängen blieb. Mina Fuertes... gekannt hatte er sich nicht, bloss unzählige Geschichten oder Legenden gehört über sie und ihre Familie. Mittlerweile mussten etwa vierzig Minuten vergangen sein, da erklangen leise, knirschende Schritte und ein schwarzhaariger Mann kam über das Grundstück näher an das Grab heran. „Vico Fuertes“, schoss es dem Einäugigen durch den Kopf. Der Junge hatte sich in der Tat einen überaus blöden Zeitpunkt gesucht, um die Gräber seiner Verwandten zu besuchen. Von den Ästen des Baumes aus schwer zu erkennen waren die Narben, welche in feinen Linien über das sonst hübsche Gesicht liefen – die letzten Zeugen vom Schicksal der Villa, welche im Hintergrund krakelig, wie eine ausradierte Zeichnung in den Himmel ragte. Schwarzes, verkohltes Gebälk und zerborstene Steine waren am Boden verstreut. Ab und zu hatten einige Arbeiter wohl die gröbsten Spuren der Zerstörung entfernt, dennoch wollte sich anscheinend niemand die Mühe machen, dieses Prachtstück von Anwesen wieder aufzubauen. Was war damals geschehen? Der weisshaarige Mann im Baum hatte nur die Infos bekommen, die er brauchte – Dinge wie die Vergangenheit Vicos musste er nicht erfahren.
Nun beugte er sich ein wenig vor, um besser durch die Blätter sehen zu können. Langsam trat der letzte Erbe der Fuertes auf das Grab seiner Mutter zu, in den Händen einen Blumenstrauss, welcher im groben Kontrast zu dem sonstigen Auftreten des jungen Mannes farbenfroh und friedvoll wirkte. Vico mit vor dem Grab seiner Mutter stehend, in den Händen das Gesteck, sah hilflos aus. Das Gesicht vom Baum abgewandt, liess er kaum merklich die Schultern hängen, als er sich hinkniete und den Blumenstrauss vorsichtig auf das Grab sinken liess. Der weisshaarige Mann, welcher Vico nicht Aus den Augen liess, analysierte die Szenerie wie einen schlecht gedrehten Film, für dessen Trauerszenen man sich schon sehr anstrengen muss, um Tränen zu vergiessen – er hatte kein Mitgefühl für diesen schwarzhaarigen Emporkömmling einer fast ausgelöschten Mafiafamilie. Alles was er hatte, war sein Auftrag und die Ambition, weiterhin hier in diesem Baum zu sitzen und auf diejenigen Leute zu warten, wegen denen er ursprünglich hergekommen war. Lautlos schüttelte der Maskierte seinen Kopf. Lächerlich zu denken, dass die Lebenden sich ein besseres Leben davon erhofften, indem sie sich bei den Toten entschuldigen, weil sie sich, als jene noch lebten, nicht getraut haben. Und dann auch noch mit abgeschnittenen Blumen – Lebewesen, ihrer Lebensgrundlage, der Erde beraubt, auf dem Stein des Grabes dazu verdammt, genau wie der vergangene Körper unter ihnen langsam zu verblassen, bis sie kein Bisschen Leben mehr in sich trugen. An solchen Beispielen sah man, wie ironisch das Leben tagtäglich mit ihren Spielzeugen umging.

Wie auf Kommando, ging ein dumpfes Grollen durch den Himmel. Mittlerweile war er noch grauer geworden, schwarze Wolkenschlieren durchzogen die letzten blauen Flecken – ein sicheres Zeichen für Regen.
Die ersten Tropfen fielen auf den schwarzhaarigen Mann, welcher immer noch vor dem Grab seiner Mutter stand. Vermutlich fühlte er nun Bestätigung darüber, wie ach so traurig seine Geschichte war. Der Maskierte Beobachter im Baum hätte am liebsten ausgespuckt, riss sich aber gleich wieder zusammen. Er konnte es sich nicht leisten, irgendwas über seine Mitmenschen zu fühlen, ob es nun positive oder negative Empfindungen waren. Da unten war ein schwächlicher Wurm... er hatte keine Chance gegen die Besten der Mafia hier in Palermo. Ein Fehler war es gewesen, nach all den Jahren wieder zurückzukommen... diese Stadt würde ihn auffressen, danach wieder ausspucken und anschliessend verhöhnen.
Wie auf Bestätigung seiner Voraussage, hörte man plötzlich näher kommende Schritte auf dem Platz. Eine höhnische Stimme sprach den am Grab Stehenden an, welcher sich erschrocken umdrehte. Da waren sie also... etwas, das der Weisshaarige, dessen Beine schon wieder einzuschlafen drohten, sich schon gedacht hatte. Die meisten Leute konnten weder vergeben noch vergessen, so war es auch mit den Anzug tragenden, jungen Mafiosi, welche sich an Vico herangeschlichen hatten und diesen nun zu bedrängen anfingen.
Ein paar Worte nur wurden gewechselt, ehe zwei der Möchtegern-Prügelknaben auf Vico losgingen.

„Anfänger....“
Kane handelte sofort. Mit einem gewaltigen Satz sprang er von seinem Ast hinunter und landete direkt zwischen den Kontrahenten. Wasser, welches sich in den Ritzen zwischen den Steinen gesammelt hatte, spritzte zur Seite. Eher aus Reflex, sprangen die beiden Angreifer ruckartig zurück, bevor sie das Hindernis, welches sich ihnen so plötzlich in den Weg gestellt hatte, identifizieren konnten. Nun... diese Chance hatten sie wohl vertan... Mit einem Seitensprung war Kane an ihrer Seite, funkelnder Stahl blitzte durch die Luft, ehe einer der beiden Angreifer röchelnd zu Boden ging. Aus der aufgeschlitzten Kehle sprudelte Blut über sein Gesicht und auf den Steinboden. Sein Kumpan stiess einen Schrei aus und hob seine Schlagringe in die Luft, wohl als Schutz für sein jämmerliches Leben. Der Weisshaarige Assassine stiess ruckartig Luft aus, preschte so schnell vorwärts, dass die Luft für einen kurzen Moment zu flirren anfing und war kurz darauf hinter seinem Gegner. Eine schnelle Bewegung - Schlagringe fielen klappernd zu Boden, gefolgt von den Fingern und wieder jeder Menge Blut. Der Besitzer von Letzterem folgte seinem Eigentum eine Sekunde später. Klatschend viel der Leblose Körper auf den Nassen Boden, rollte einmal zur Seite, bis er schliesslich mit dem Gesicht zur Erde liegen blieb. Der Mörder drehte sich auf dem Absatz herum und sah die verbleibenden Mafiosi kalt an. Die ganze Szene hatte vielleicht gerade mal vier Sekunden gedauert.
Für einen Moment hörte man bloss noch das leise Prasseln des Regens auf die Pflastersteine, der sich mit dem roten Blut vermischte und es immer weiter über den Platz verteilte. Kanes Gegenüber starrten einiges Sekunden mit schreckverzerrten Gesichter auf ihre ehemaligen Kumpanen, bevor sie ihre Augen von diesem grausamen Anblick abwendeten – und sie auf den maskierten Mann richteten, der provozierend mit hoch erhobenem Kinn im Regen stand, beide Waffen zur Seite hin gestreckt.
„Du... verdammter... BASTARD!“, schrie einer von ihnen. Entsetzen verwandelte sich in unermessliche Wut. Kane fing unter seiner Maske an zu grinsen. Jetzt ging es erst richtig los.

Alle sieben verbleibenden Gegner stürmten auf einmal los, hoben ihre Waffen in die Höhe und stiessen Schmähungen und Schlachtrufe gleichermassen aus. Baseballschläger und Schlagstöcke zischten durch die Luft, wurden mit aller Gewalt auf Kane gerichtet, geführt von einer Wut, die die Sinne ihrer Opfer betäubte, sie im Kampf unvorsichtig machte. Leichte Beute waren sie, wie immer, wenn Kane es fertig brachte, gegen Jemanden mit derart wenig Selbstbeherrschung zu kämpfen. Für einen Moment tat der grosse, weisshaarige Mann gar nichts. Erst als der vorderste Angreifer ihn beinahe erreicht hatte, bewegte er den Oberkörper schwungvoll zur Seite – ein Schlagstock zischte an seinem rechten Ohr vorbei, fuhr nutzlos durch die leere Luft hinter ihm. Die Bewegung des Seitwärtsbewegens weiterführend wirbelte der Einäugige nach unten und stiess sogleich zu. Der Angreifer röchelte und hielt sich panisch die Hände vor seinen Bauch, welcher eine breite Wunde vorzuweisen hatte. Bloss noch leise wimmernd sank der Anzugträger auf die Knie, wurde jedoch von einem saftigen Fusstritt Kanes nach hinten Gegen seine Kumpane geschleudert. Zwei von ihnen gingen zusammen mit dem Verletzten zu Boden. Schmerzensschreie vermischte sich mit lautem Gefluche. Weitere Mafiosi stürmten auf den Assassinen zu, in den Augen eine Mischung aus Wut und blanker Angst. Beinahe wahllos schlugen sie in Richtung ihres Feindes, japsten und schnauften bei jedem Schlag. Wie eine Schlange zuckte Kane immer wieder zurück, mal zur Seite weg, mal nach hinten oder unten, sodass die Angriffe immer wieder haarscharf ins Leere gingen. Jemand stiess mit einem Messer nach seinem Gesicht, er wich zur Seite aus, schlang gleichzeitig die Kette, welche seine Hände verband um das Handgelenk des Mannes und zog ihn zu sich. Ein weiteres Mal frass sich das Katara in den Brustkorb eines Menschen, liess ihn schreien und zappeln, wie ein Hähnchen am Spiess. Der Einäugige wirbelte herum, zog den Körper mit sich und mähte damit zwei andere Angreifer nieder, welche nach hinten purzelten wie Puppen, deren Fäden auf einmal durchgeschnitten worden waren. Stöhnend wollten sie sich aufrichten, mussten dann aber bereits feststellen, dass sie ebenfalls von den Waffen Kanes tödlich getroffen worden waren. Fassungslose Blicke glitten über lebensgefährliche Schnittwunden, aus denen Blut quoll. „Was zum...“, glitten Worte über die roten Lippen, eines der Männer, bevor sie für immer verstummten.
Bluttriefende Kataras wurden von einem Gegner zum anderen Geführt, schnitten und stachen sich den Weg durch die Schwarzgewandteten, einer nach dem anderen viel zu Boden, niedergestreckt durch diese tödlichen Werkzeuge. Kane verzog keine Miene während des Gemetzels. Keine Regung des Mitgefühls, kein Gedanke an das Unglück für die Angehörigen wurde verschwendet. – Dies war sein Job und es stand ihm nicht zu, darüber zu urteilen, was dabei richtig war und was falsch.
Knackend durchstiess die Waffe des Mörders den Brustkorb seines letzten Gegners. Langsam beugte sich Kane vor, bis der Teil seiner Maske, unter dem sich unmittelbar der Mund befinden musste, leicht am Ohr, des vor Schmerzen zitternden Mannes, lag. „Das geschieht mit Verrätern an der Gesamtordnung...“, flüsterte der Weisshaarige leise. „Man sieht sich.“
Langsam fiel der Körper zu Boden, klatschte in das Regenwasser, welches inzwischen kaum mehr als Solches zu erkennen war. Der ganze Platz war voller Blut, das sich langsam ausbreitete und durch die Ritzen zwischen den Steinen auf Vico zufloss, als würden sich die am Boden liegenden Männer auch noch im Tod nach ihm strecken.
Es hatte aufgehört zu Regnen. Die Sonne kam zwischen einigen Wolken wieder ein kleines Stückchen hervor und warf einen goldenen Schimmer auf die Ruine des ehemaligen Hauses Fuertes hinter Kane. Der Mörder warf von einen Letzten, schwer zu deutenden Blick in Richtung des Schwarzhaarigen, bevor er blitzschnell um Gebüsch verschwand. Ein leises Rascheln ertönte, bevor der Einäugige endgültige das Schlachtfeld verlassen hatte. Zurück blieben ein Haufen von toten Männern der Mafia – und ein Grabstein, auf dem ein Strauss Blumen langsam vertrocknete.
 
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Jonathan Volta

Guest
Weiterhin seinen Cappuccino schlürfend, folgte Jonathan zusammen mit Anija dem jungen Fuertes, der sich, wie zu erwarten gewesen war, nicht wirklich über ihr Wiedersehen gefreut hatte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er gerade auf einen äusserst sauren Gegenstand gebissen und machte weiterhin keine Anstalten, sich auf ein Gespräch mit seinen zwei Begleitern einzulassen. Jonathans Mundwinkel rutschte etwas nach unten, als Vico ihm und Anija wieder den Rücken kehrte und er fragte sich, warum ausgerechnet dieser narbenverzierte Mann der erste Teufelsmensch gewesen sein musste, der ihm über den Weg gelaufen war. Ein Seufzer bahnte sich seinen Weg durch den halb geöffneten Mund des Rothaarigen als er sich zum wiederholten Male fragte, ob es sich wirklich noch lohnte, diesem Mann mit dem Herzen aus Stein weiter nachzulaufen. „Über die Distanz zwischen zwei Inseln bin ich ihm nun schon gefolgt... und weder hat er irgend ein freundliches Wort mit Anija und mir gewechselt, noch habe ich seine Teufelskraft wiedergesehen. Sehr schade... aber ich nehme an, ich kann nun nicht so einfach aufgeben – bereits weiss ich den Namen dieses Tigermensches und ich weiss, dass vermutlich nicht alle Leute hier in Palermo besonders glücklich über seine Ankunft sind.“
Des jungen Voltas grüne Augen huschten durch die Menschenmenge die an ihm vorbeizog und hefteten sich schlussendlich wieder auf einen schwarzen Haarschopf, der sich in herrischem Tempo von ihm wegbewegte. Seinen Schritt beschleunigend, suchte Jonathan nebenbei am Strassenrand nach einem Verkaufsstand, wo er eine Zeitung würde erstehen können. Die inzwischen leere Cappuccinotasse landete in einem Abfalleimer, von welchen es hier in der „Öffentlichen“ Gegend von Palermo vorbildlicherweise recht viele gab. Vermutlich wurden sie x-mal am Tag geleert, damit das „Gesindel“ nicht darin herumwühlte und Besucher abschreckte, vermutete Jonathan. „Eine Stadt, voll mit Gegensätzen.“ Tja, in den anderen grösseren Städten von Cosa Nostra sah es vermutlich ähnlich aus. Dieser Verdammte Kapitalismus und Vicos Unfreundlichkeit trugen nicht gerade dazu bei, dass Jonathan eine besonders gute Laune hatte. Jedoch merkte man es dem jungen Volta kaum an, dass er auch nur den Hauch von Verärgerung verspürte. - Das waren die guten Manieren eines Jungen, der lange darauf vorbereitet worden war, in hoher Gesellschaft verkehren zu können. Zeitweilig ein erstzunehmendes Ärgernis, aber es hatte seinen Nutzen.
Vico weiterhin in Blickweite haltend, hielt der Rothaarige leicht rechts um kurz darauf an einem Zeitungsstand stehen zu bleiben. Er hatte es eilig, so wählte er mit einem knappen „Diese hier bitte“, eine informativ aussehende Ausgabe von „Causa del giorno“ aus und wurde 830 Berry ärmer. Mit der Zeitung unter dem Arm beschleunigte er wieder, um Vico einzuholen. Nach einigen Minuten bemerkte Jonathan, dass der Schwarzhaarige offenbar aus der Stadt hinaussteuerte und gleichzeitig etwas langsamer wurde. Diesen Umstand und den abnehmenden Verkehr ausnutzend, zog der Waffenmeister die Zeitung unter dem Arm hervor und faltete sie sorgfältig auseinander, da er nicht vor hatte, dem Sturkopf zehn Meter vor ihm einfach nur nachzulaufen. Nebenbei wich er einigen wenigen Passanten aus. „Sehen wir mal, wo du uns hinführst“, dachte der Kopfgeldjäger. „Apropos uns... wo ist Anijna?“, fragte er sich, gelinde alarmiert.
Schnell suchte er die Strasse nach seiner grünhaarigen Gefährtin ab, atmete jedoch beruhig aus, als er sie keine zwei Meter hinter ihm entdeckte, wie sie kurz ein Schaufenster betrachtete, ehe sie sich wieder Jonathan zuwandte. „Hätte mir jetzt noch gefehlt, dass sie auch noch von mir wegläuft“, dachte er. Beruhigt drehte sich der Junge Volta auf der Ferse herum und widmete sich wieder dem Titelblatt seiner Zeitung.

Etwa zwanzig Minuten später befanden sie sich auf einem Feldweg, ein Stückchen ausserhalb von Palermo. Jonathan hatte die Zeitung inzwischen wieder vom Gesicht genommen und zusammen mit dem Italienischen Hut in seine Tasche gesteckt. Der Weg, auf dem sie nun gingen war menschenleer und umrahmt von Feldern. Erstaunt musterte der Waffenmeister die Umgebung; irgendwie hatte er es nicht erwartet, dass neben einer solchen Industriestadt wie Palermo so grünes Gras wachsen würde. Schlagartig fühlte er sich besser und seine Laune hob sich. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht und er wandte den Kopf in jene Richtung, aus der ein salziger Wind blies. Nicht weit von hier war das Meer. Möwenschreie und leises Rauschen drang über die Grasebenen und den Strand zu Jonathan hinüber und blies durch sein rotes Haar. Die idyllische Umgebung brachte ihn automatisch zu der Frage, was Vico hier wohl vorhatte. Ganz sicher nicht übermütig im Wind herumrennen und mit den Blätter tanzen....

Eine Weile führte der Weg noch durch die Felder, ehe Jonathan schliesslich stehen blieb. Ein gutes dutzend Meter vor ihm hatte der Teufelsmensch in seinem Schritt ebenfalls innegehalten – direkt vor dem halb eingefallenen Tor eines riesigen Grundstücks. Hinter den Mauern, die Jonathans Sicht zur Hälfte verdeckten, erhoben sich die Umrisse eines zusammengefallenen Anwesens. Der Art der Zerstörung nach zu schliessen, war dieses grosse Haus damals niedergebrannt. Es musste schon eine ganze Weile her sein, denn Pflanzen wucherten die Mauern hinauf und die Büsche streckten ihre ungepflegten Äste weit auf die Wege hinaus. Der Kopfgeldjäger schluckte. „Was hat der Kerl mit diesen traurigen Überresten einer Villa zu tun?“
Zaghaft näherte er sich den auseinandergebrochenen Mauern und schob sich an den, durch die Hitze verbogenen Eisenstäben des Haupttores vorbei. Das Knirschen seiner Schritte schien für einen Augenblick das einzige Geräusch auf dem weit auslaufenden Platz zu sein, den er nun betrat. Erst nach und nach mischten sich leise Vogelstimmchen hinzu, die zwitschernd ihren Teil zu der seltsamen Atmosphäre in der Nähe der Villa beitrugen. Für einen Moment war Vico vergessen. Jonathan sah sich staunend auf dem Platz um, besah sich die Statuen, welche in bestimmten Abständen aufgestellt worden waren. Einigen fehlten Körperteile oder sie waren ganz zerborsten und ihre Überreste waren quer über den Platz verstreut. „Wahrlich eine verlassene Ruine... was hat sich hier ereignet?“, fragte sich der Kopfgeldjäger. Was auch immer es gewesen war... dieser Vico hatte etwas damit zu tun.
Sich im Kopf bereits Theorien ausmahlend, was dieser traurige Haufen von Steinen, die mal ein prächtiges Anwesen gewesen sein mussten, an ihren jetzigen Platz befördert hatte, richtete Jonathan seinen Blick wieder auf den Rotäugigen Narbenmann. Dieser stand vor einem.... Grab? Der junge Volta zog eine Augenbraue hoch. Vico war hierhergekommen, um sich ein Grab anzusehen? Unwillkürlich fühlte sich der Rothaarige an einen alten Freund erinnert, der ein einfaches Holzkreuz als Grabmarkierung erhalten hatte... kein Vergleich zu diesem wundervoll verzierten Stein, auf dem der Teufelsmensch nun sorgfältig ein Gesteck ablegte. Kurz wallte Eifersucht in Jonathan auf. Vermutlich war das da die letzte Gedenkstätte irgend einer adeligen Person... allein durch ihre Herkunft hatte sie sich einen solchen Findling als Grabstein zusichern können.
Er biss sich auf die Zähne. Es war einfach ungerecht... die ganze Welt hatte nicht besseres zu tun, als sich gegenseitig umzubringen und sich anzumassen, das Recht zu haben, eben dies zu tun. Wieder führte sich der junge Kopfgeldjäger vor Augen, wieso er hier war und nicht in einem gemütlichen warmen Büro eines hochstehenden Marineangehörigen. „Ich ändere das.“, flüsterte Jonathan sich selber zu. „Niemand hat das Recht zu sagen, dass seine Version von Gerechtigkeit...“ an dieser stelle spuckte er verächtlich an den Boden „...die einzig Wahre und Absolute ist. Niemand!“

Und da war es, als hätte jemand diese Gedanken gehört, denn ein kleiner Tropfen kaltes Wasser fiel Jonathan auf die Nasenspitze. Als wollte es ihm sagen, dass es nun genug war. Viele weitere Regentropfen folgten dem ersten und schon bald standen sie im Regen. Wasser lief Jonathan das Gesicht hinunter, während er weiter regungslos auf die verschwommene Silhouette des Teufelsmenschen sah. „Vielleicht hast du recht“, sagte Jonathan kaum hörbar. „Kränke dich nicht mit der Vergangenheit, erschaffe durch die Zukunft dir Heilung.“ So hatte er es bisher gepflegt. Langsam richtete der Mann mit dem langen roten Haar seine Augen in den Himmel und lächelte wieder etwas. Bleiben würde es nicht für lange. Aus Träumen konnte man immer erwachen.
Ein Schrei durchschnitt die Nacht, Jonathans Kopf ruckte zurück in die Waagrechte und seine grünen Augen starrten fassungslos auf den Punkt vor dem grossen Grabstein, wo zuvor allein Vico gestanden hatte. Weitere Männer hatten sich urplötzlich dazugesellt, Jonathan hatte sich viel zu sehr vom Regen ablenken lassen und sah nun mit verständnisloser Miene auf das Schauspiel, das sich ihm bot. Eine weisser Haarschopf fiel ihm als erstes auf, denn er hatte wirkliche Schwierigkeiten, den Bewegungen des Mannes zu folgen, der gerade mit einer Ruckartigen Bewegung einen Anzugträger aufschlitzte als wäre er eine überreife Birne. Eine kleine Gruppe Mafiosi schien sich verzweifelt gegen einen seltsam gekleideten weisshaarigen Mann verteidigen zu wollen.... was ihnen jedoch kläglich misslang. Einer nach dem anderen ging schreiend oder gurgelnd zu Boden, der sich nach und nach rot färbte. Das Ganze ging mit einer solchen Geschwindigkeit vonstatten, dass Jonathan die Kinnlade runterfiel und er den Unterkiefer nur mit grösster Konzentration wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückbefördern konnte. „Was... um alles... in der Welt“, stammtelte er hervor und blinzelte. Just in diesem Augenblick war der Weisshaarige verschwunden. Sich die Augen reibend, glaubte der junge Volta zuerst, dass das Ganze bloss ein schlechter Traum gewesen war.

Blöd war nur: Da lagen haufenweise tote Mafiosi auf dem Steinboden – und sahen wirklich nicht so aus, als würden sie in nächster Zeit einfach so verschwinden. Jonathan Volta mühte sich damit ab, wenigstens einigermassen seinen üblichen Gesichtsausdruck hinzubekommen und nicht umzukippen.
 
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Scar

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Ein blutiger Tanz begann... doch nicht, wie eigentlich erwartet, vom jungen Fuertes ausgehend. Noch ehe sein angelegter Snake Bite einen der Mafiosi erreichen konnte, sprang plötzlich eine Gestalt dazwischen und metzelte die Angreifer nieder. Bakana!! Scar selbst konnte es kaum fassen, als er das grausige Schauspiel mit ansah, wie die Mafiosi schreiend, Blut spuckend und manchmal sogar Gliedmaßen verlierend zu Boden gingen. Er hatte nichts, wirklich nichts bemerkt! Wo kam dieser Schlächter so plötzlich her?! Vico war gerade zu wie gebannt durch die Szenerie die sich ihm bot. Er konnte noch nicht einmal eine Abwehrhaltung einnehmen. Lediglich seine tiefroten Augen verfolgten das Geschehen, die schneidenden Bewegungen des Weißhaarigen. Selbst er hatte recht Mühe den Bewegungen zu folgen. Das Angriffsmuster war kaum zu verfolgen. Vor allem schien es jedes mal so, dass ein Angriff einer der Anzugträger den Schlächter treffen würde, doch wirklich... jedes mal, wie von Geisterhand, wich der maskierte Kämpfer wieder aus. Dann, als gerade der letzte Mafioso erledigt wurde, mit ein paar Worten des Weißhaarigen, fasste sich Scar wieder und begab sich in voll konzentrierte, kampfbereite Stellung. Ihm begann sogar schon weißes Fell zu wachsen, seine Augen nahmen Schlitze an.. Er wollte direkt alles geben! Dieser Gegner war definitiv viel zu gefährlich, als das er sich nur auf seine natürlichen Kräfte verlassen konnte. Es bildeten sich eben schon Krallen, dort wo eigentlich Fingernägel waren, doch dann... wie ein geschlagener Blitz, war der Unbekannte verschwunden. Augenblicklich riss der Erbe der Familie Fuertes verwundert seine Augen auf, während seine Verwandlung stoppte und direkt rückgängig gemacht wurde. Hinterfragend und fassungslos, noch immer unter etwas Regen, blickten die roten Augen auf die unzähligen leblosen Körper, die in einem regelrechten Meer aus Blut badeten.

Das Gesicht des Schwarzhaarigen verzog sich voll Zorn. Aus gleich drei Gründen.. Der eine war, dass ihn dieser Abschaum tatsächlich angreifen wollte. Der zweite... Ihm wurde das Vergnügen sie dafür zu richten dreist von einem Unbekannten genommen. Und der letzte... Dieser Abschaum besudelte nun mit seinem dreckigem Blut das Anwesen seiner Familie! Fluchend, schnaubend zog der junge Fuertes mit einem Fuß eine weite Grenze, rings um die Gräber, seiner Mutter und seines Großvaters. Kein einziger abscheulicher Blutstropfen sollte auch nur in die Nähe ihrer Gedenkstätten kommen! Gerade als Scar damit fertig war, schallte plötzlich ein mächtiger Hustenanfall durch die Luft. Einer von diesen Würmern war als noch am Leben?! Gut für Vico, schlecht für den Überlebenden. Der Rotäugige griff sich seinen schwarzen Rucksack und ging daraufhin direkt, mit einem herablasendem Blick, auf den sich am Boden windenden Mafiosi zu. Mit einem gewaltigen Tritt versetzte Scar den am Boden liegenden in die Rückenlage. "Oi, Kasu ga.." Sein Kopf schnellte hinab und blickte dem Sterbenden direkt in die Augen. "Wer hat euch Würmer beauftragt? War es eure eigene, zu tieft dämliche Aktion, oder...?" Der tödlich verletzte Anzugträger röchelte.. und besaß wirklich noch die Dreistigkeit dem Teufelsmenschen anzugrinsen. "Und wer war dieser weißhaarige Assassine, der euch gerichtet hat? Was meinte er damit, dass ihr die.. "Gesamtordnung" gestört habt?!" Erneut bekam Scar keine Antwort. "Rede!!" schrie Vico den Verhörten an, der nur weiter grinste, noch einmal Blut spuckte und dann erst antwortete... "Pah! Als würde ich dir auch nur irgend-" Blitzschnell zischte Scar's einer Kralle gleich geformte Hand durch die Luft, hinab und direkt in die offene Wunde im Oberkörper des Mafiosis, welcher darauf vor wahrschenlich extremen Schmerzen aufschrei. "Jetzt gesprächiger?" fragte der Tigerkönig, gelassen, vollkommen kühl, während sich seine Hand fest in die Wunde grub und er regelrecht spüren konnte, wie das Leben langsam aus dem Anzugträger wich. Jener atmete schnell, immer schwerer und blickte dem jungen Fuertes dann wieder direkt in dessen rote, gerade zu teuflisch scheinende Augen. Er sah deutlich, dass es Vico nichts ausmachte und er ihn wahrscheinlich weiter quälen würde, bis zu seinem Tod. "Geister... Geister...greis..." röchelte der Sterbende hervor, ehe er scheinbar das Bewusstsein verlor, woraufhin Scar seine Hand wieder aus der Wunde riss, was erneut einige Blutspritzer nach sich zog. Aber was hatte das zu bedeuten? Geistergreis? Klang nach einem, wie Vico fand, lächerlichem Spitznamen. Aber zumindest wusste er nun, nach wem er in der Unterwelt Cosa Nostras zu suchen hatte. Mit einem letzten Blick, unter der wieder prall scheinenden Sonne zwischen den sich verziehenden Unwetter-Wolken, auf die Gräber seiner Mutter und seines Großvaters machte er sich wieder auf den Weg zurück in die Stadt, nachdem er seine mit dreckigem Blut besudelte hand mit dem Regenwasser sauberwusch. Um die Leichen der Mafiosi kümmerte er sich nicht im Geringsten.. Wenn es nach ihm ginge, sollten die Tiere der Wälder sich doch um die Beseitigung des Mülls kümmern.

Zurück in der Stadt hatte er erneut ein konkretes Ziel, jemanden den er als erstes nach diesem "Geistergreis" fragen würde... Jacob nicht, denn der würde wahrscheinlich ohnehin wieder schweigen. Nein, er hielt sich viel eher an die Person, zu der sie der Teufel geleitet hatte. Mit einem Klingeln öffnete sich zum zweiten Mal an diesem Tag die Tür des Blumenladens "Fioraio" der alten Rudereila. "Oi, Oba-chan!" Plötzlich zischte ein lasch zusammen gelegter Blumenstrauß durch die Luft und klatschte direkt in Vico's Gesicht. "Teme!" "Baka!! Wo bist du so lange gewesen?!" Schnaubend hob Vico den zerfallenen Strauß auf und legte ihn spärlich wieder zusammen, während ihm mal wieder ein paar Katzen der alten Dame um die Beine schmusten. "Du wurdest angegriffen hab ich Recht?!" Woher wusste die alte Schachtel das nur wieder?! Er hatte nicht mal eine kleine Schramme! Aber wahrscheinlich, ging sie einfach nur davon aus, dass der junge Fuertes ein Talent dafür besaß sich in Schwierigkeiten zu bringen. Scar legte den Blumenstraß, zumindest was davon übrig war, auf den Thresen, hinter dem Rudereila auf ihrem übergroßen Hocker saß und arbeitete. "Es waren lediglich ein paar niedere Insekten... Nichts worum man sich Gedanken machen müsste." Abgesehen von dem weißhaarigen Attentäter, über den Scar noch so gut wie gar nichts wusste... "Baka!" und schon wieder, dieses mal sogar eine dornenbesetzte Rose, wurde in das Gesicht des rotäugigen Teufelskraftnutzers geschmissen. Das Gesicht von jenem wurde sofort vor Wut von einer regelrechten Dunkelheit überzogen, während sich die angespannten Äderchin auf seiner Stirn abzeichneten und eine seiner angespannten Hände sich nach oben hob. "OI!~" schnaubte Scar, doch beeindruckte das die alte Dame in keinster Weise. "Hör endlich damit auf einer alten Jungfer wie mir Sorgen zu bereiten!!" schimpfte sie den jungen Mann aus, wessen Gesichtsausdruck sich sofort wieder veränderte, worauf ein Seufzen von ihm erklang. "Oba-chan..." Der Ton, den Vico nun an den Tag legte, so nachdenklich und ruhig, ließ Rudereila aufhorchen und auf den nachfolgenden Satzen warten. "Sagt dir der lachhaft klingende Name... Geistergreis irgendwas? Dessen kleiner Schlägertrupp hat mich dabei gestört, als ich dem alten Narren seine letzte Ehre erweisen wollte..." Scar beobachte die Reaktion der alten Dame genau, denn nur schon die kleinste Veränderung ihrer Gesichtszüge würde verraten, dass sie etwas wusste. Doch vergebens, die Alte blickte genauso drein wie vorher... "Der Geistergreis ist ein alter, perverser Spinner der des Nachts durch die Straßen rennen und wunderschönen Frauen nachstellen soll..." Vico blinzelte irritiert für einige Momente. Hatte er sich verhört? "Aber ich glaube nicht an diese Geschichten, denn.. würde er wirklich wunderschönen Frauen hinterher jagen, dann... wäre ich ihm längst begegnet!" Die alte Rudereila sagte das mit einer Selbstsicherheit, die keine Zweifel übrig ließ, dass sie das wirklich ernst meinte. Kopfschüttelnd wandte sich der junge Fuertes etwas ab, vertiefte sich in seine Gedanken... Wieso sollte ein alter Perversling ihn angreifen wollen? Was hatte dieser Narr mit den Mafia-Familien zu tun? Die Sache wurde fragwürdiger und fragwürdiger... Doch konnte der Tigerkönig sich nicht lange seinen Gedanken hingeben, denn mit einem Donnern zersplitterte plötzlich das Schaufenster des Blumenladens! Jemand hatte es eingeschmissen.

"Wahhh!! Tickt ihr Bälger dort draußen noch richtig! Passt gefälligst auf!!" Nur ein paar Kinder, die aus Versehen beim Spielen ein Fenster eingeworfen hatten? Scar's Blick schnellte hinab, suchte den Boden ab.. und dort lag er zwischen den Splittern. Ein ziemlicher Klotz von einem Stein... Vonwegen Kinder... "Oba-chan... Geh in Deckung..." meinte der Rotäugige kühl und gelassen, ehe er langsamen Schrittes Richtung Eingangstür ging. "Pah! Baka!!" Ein weiteres Mal klingelte es und Vico schritt auf die offene Straße. Schon von innen hatte er einige Silhouetten bemerkt, weshalb er seinen Rucksack im Laden gelassen hatte. Die Miene des Erben der Familie Fuertes verzog sich, während er den Kopf anhob und wieder einmal seinen herablasenden Blick aufsetzte, der von so viel Verachtung geschürt war... "Ich hoffe ihr habt auch Geld dabei, um den Schaden zu bezahlen..." entgegnete er der erneuten Schar von Anzugträgern, die sich auf der ganzen Straße breit gemacht hatten. "Mir ist unklar, wie du es geschafft hast, so viele von uns alleine fertig zu machen, doch dieses Mal wird dir das nicht gelingen, Vico.. Du bist definitiv zu weit gegangen!" Vico duckte sich weg, als der Mafioso eine Waffe zog, woraufhin ein Schuss durch die Luft ging. Das waren defintiv keine niederen Schläger... Die waren in weit höherer Position, als die die ihn zuvor hatten angreifen wollen. Für einen kurzen Bruchteil einer Sekunde überlegte Scar noch, ob wohl erneut dieser weißhaarige Attentäter auftauchen und ihn all dieser lästigen Maden entledigen würde, doch dann stürmte er selbst los, direkt auf den Anführer, der auf ihn geschossen hatte. Jener wollte sofort erneut einen Schuss abfeuern, doch war der Teufelsmensch viel zu schnell für dessen Reaktionsvermögen, wodurch ihm seine Schusswaffe hart aus der Hand geschlagen wurde und er einen seitlichen Fausthieb ins Gesicht bekam. Und schon begannen auch die anderen Anzugträger zu reagieren... Einer nach dem anderen stürmte auf den jungen Fuertes zu, versuchten ihn mit Schlägen Hieben zu treffen, wofür sie jedoch nur mehrere Schläge in viele empfindliche Stellen, wie Leber, Magen und Nieren bekamen. Sie waren zwar weit aus fähiger, doch noch lange nicht so gut, um Scar ernsthaft bedrohen zu können... Snake Bite'o und der Kopf einer der Anzugträger wurde gepackt, mächtig zusammen gedrückt,, während dieser schrie und zappelte, auf das ihn Scar doch los lassen sollte. Jener war gerade im Begriff seinem gegriffenen Opfer den Rest zu begeben, da schnellte plötzlich von hinten, in seinem toten Winkel, einer der Gangster hervor, mit einer blitzenden länglichen Klinge in der Hand, direkt auf Vico zu, welcher sofort den eben noch gepackten Mann zur Seite wegwarf. Es ging jedoch zu schnell, er hatte nicht mehr genug Zeit auszuweichen... "Shimata!!" fluchte er, noch während er sich in der Drehung in Richtung seines Angreifer's befand...
 
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Aki

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Das Klirren von aufeinander schlagenden Schwertklingen hallte in der Gasse wieder, die wenigen Sonnenstrahlen die an diesen Ort dringen konnten, spiegelten sich auf den Klingen, wobei die eine heraus stach, denn sie schien der anderen überlegen zu sein. Ein selbstgefälliges Grinsen schlich sich auf die zarten Lippen der dunkelhaarigen Schönheit, die den Angriff des Mafiosi mit scheinbarer Leichtigkeit abgewehrt hatte. Ihr Grinsen verriet, dass sie sich insgeheim über den Anzugträger lustig machte. Eine Schande, dass so einer wie er eine Klinge führte, verdient hatte er es nicht. Sie stand in diesem Moment Rücken an Rücken mit dem jungen Fuertes, den sie vor dem Angriff beschützt hatte. Ungläubig musterten die Männer die junge Frau, ihrem Blick nach kannten sie sie. Doch bevor sie dazu kamen etwas zu sagen oder das der junge Fuertes, dem sie nicht im geringsten traute, sich zu ihr umdrehen konnte um womöglich noch Hand an sie zu legen, hatte sie dem angreifenden Schwertkämpfer einen Kinnhaken verpasst, der sich gewaschen hatte, sodass er zurück taumelte.

Woher sie plötzlich gekommen war, war ein Rätsel. Ebenso wie ihre Beweggründe, sich in diesen Kampf einzumischen. Die Klinge ihres geliebten Schwertes wollte sie nur ungern mit dem Blut dieses Abschaums beschmutzen, doch es blieb ihr wohl keine Wahl. Dafür würde dieser Mistkerl zahlen. Sie wich mit sicherem Abstand zu dem Fuertes Sprössling zurück und schien gefallen daran zu finden, sich im Kampf mit den Mafiosi aus zu toben. Zurückhaltung war für sie sichtlich ein Fremdwort, im Rundumschlag streckte sie die Angreifer mit ihrer Klinge nieder. Ihr weißes Kleid färbte sich durch das Blut der Mafiosi in ein dunkles Rot. Ein Grund mehr, warum sie vor Wut am liebsten explodiert wäre. Diese Mafiosi waren ein willkommenes Mittel für sie ihrem Ärger Luft zu verschaffen. Was nicht heißen würde, dass sie dem Mann, dem sie das zu verdanken hatte, später nicht auch noch richten würde. Ihre Augen glänzten kalt und unbarmherzig wie eine eisige Schneelandschaft.

Aus dem Augenwinkel sah sie jemanden mit einer ungewöhnlichen Waffe kämpfen, die sie faszinierte. Der Mann war gekleidet wie ein Mafiosi, verhielt sich aber nicht so, ganz abgesehen von seinem langen roten Haar, dass eher ungewöhnlich für jemanden aus der Branche war. Bevor sie sich weiter über diesen merkwürdigen Mafiosi mit dem auffällig roten Haar wundern konnte, wurde sie wieder von anderen Männern in den Kampf verstrickt. Dabei versuchte sie jedoch, sowohl den Rothaarigen, als auch den jungen Fuertes im Auge zu behalten. Sie streckte die Gegner um sich herum nieder, bis die drei schließlich als Letzte zwischen dem Haufen von Blut und teilweise noch lebendigen Fleisch noch standen. Ihr Schwert ruhte in ihrer Hand, von dessen Klinge das Blut auf den Boden tropfte. Ihr Blick ruhte auf dem Schwarzhaarigen. Endlich hatte er ein Gesicht, Vico Fuertes. Der Kerl, wegen dem sie sich nun schon seit einem Monat auf dieser Insel die Zeit vertrieb.

Sie schloss einen Moment die Augen und schmunzelte leicht, während sie ihr Schwert einmal kräftig schlug um das überschüssige Blut abzuschütteln. Dank dem Nelkenöl perlte es ab und hinterließ keine Spuren, dennoch würde sie es heute Abend gründlich reinigen. Als sie die Augen wieder öffnete, war er ohne ein Wort an ihr vorbei geschritten und ging zurück in den Blumenladen, als ob nichts gewesen wäre. Sie zischte verächtlich aus. Genau wie sie es erwartet hatte und wie es ihr ihre Informanten berichtet hatten. Sie sah zu dem Rothaarigen, der sie ebenfalls musterte. Tatsächlich schien er nicht der Mafia von Cosa Nostra anzugehören. Bei genauerem Überlegen fiel ihr ein, das man angeblich gesehen hatte, dass er bei seiner Ankunft nicht allein gewesen war. Sie neigte den Kopf leicht und betrachtete ihren Gegenüber. Konnte es tatsächlich sein, dass jemand wie er Verbündete gefunden hatte? Das wird komplizierter, als ich gedacht habe... dachte sie fluchend, ehe sie leicht lächelte: "Er ist ein wahrer Sonnenschein, nicht wahr?" sagte sie nun kichernd zu ihrem Gegenüber, zweifelsohne eine Anspielung auf den Fuertes. Sie steckte ihr Schwert zurück in die dafür vorgesehene Haltung auf ihrem Rücken am Ende ihres Korsetts. Wenn es nicht sein musste, wollte sie nicht gegen den rothaarigen Fremden kämpfen. Wozu denn auch? Dennoch wurmte es sie, dass dieser Auftrag sehr viel Nervenaufreibender werden würde, als sie erwartet hatte.
 
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Jonathan Volta

Guest
Ein einzelner Schweisstropfen rann Jonathans Schläfe hinunter, bevor er mit einer hastigen Handbewegung weggewischt wurde. Der Kopfgeldjäger stand immer noch wie angewurzelt in der Nähe der, von Planzen überwucherten Mauer und bemühte sich, einen klaren Kopf zu bewahren. Dies aber kaum wegen dem vielen Blut auf dem Platz, denn der Rothaarige hatte schon zu viele solche Schauplätze gesehen. Vielmehr war es die Geschwindigkeit und die Anmut des weisshaarigen Kämpfers gewesen, die ihm wahrhaftig Ehrfurcht eingeflösst hatte. „Ich habe noch nie einen so schnellen Mann gesehen.“, fuhr es ihm immer wieder durch den Kopf. „Woher kam er, was versprach er sich überhaupt von dieser Aktion? War es nur das sinnlose Abschlachten von einer zufällig ausgewählten Gruppe von Leuten oder steckte wirklich eine Planung dahinter?“ Es nicht zu wissen, bereitete Jonathan Kopschmerzen. Hätte dieses Attentat auf einer anderen Insel stattgefunden, wäre es durchaus vorstellbar gewesen, dass sich bloss wieder so ein Verrückter austoben wollte. Cosa Nostra war aber etwas besonderes in dieser Hinsicht. Hier geschah praktisch nichts ohne Verschwörungen, Bestechungsgelder und Attentäter, die dafür sorgten, dass auch der Letzte verschwand, der gefährlich wurde.

Seufzend wandte der Kopfgeldjäger sich von den Leichen ab, denn er hatte keine Lust, dieses Blutbad noch länger anzusehen. Aus Toten bekam man schliesslich keine Informationen mehr heraus. Und die Männer durchsuchen war das Letzte, was er wollte. Anija, die ihm bisher gefolgt war, sah mit einigermassen gefasstem Gesicht zu dem Blutbad hinüber, sie schien eine gewisse Immunität gegenüber Ekligem zu besitzen. Auf jeden Fall machte sie ebenfalls keine Anstalten, näher zu den Leichen und Vico hinüberzugehen. Der Waffenmeister indessen ging auf die Ruine zu und schlenderte an dessen Mauern entlang, ab und zu mit der Hand über den bröckeligen Stein fahrend. „Was ist hier geschehen?“, fragte er leise, als ob die Mauer ihm Antwort geben könnte. Auch die Statuen in der Nähe blieben stumm und blickten weiterhin starr in eine Richtung. Die steinernen Augen hatten vermutlich mehr gesehen als irgend jemand anders. Freud, Leid, Habgier und Hass kam mit den Menschen und setzte sich überall wie eine grosse, fette Zecke fest, wo sie auch hinkamen. Man wurde dieses Untier nur schwer wieder los...
Es hätte Herrn Volta auch kaum gewundert, wenn die Villa vor seinen Füssen genau aus diesen Gründen in Staub und Rauch versunken war – zu diesem riesigen Haufen Elend und Schutt, der zum Himmel schrie vor Unrecht. Die Unterschrift von Verrat und Hass stand auf jedem zerbrochenen Felsen und jedem geschwärzten Stein. Jonathan drehte sich schnell von den Trümmern weg. Hier gab es auch nichts mehr zu tun. Wohl schon seit Jahren nicht mehr. „Wahrscheinlich hat dieser Ort bloss wegen der korrupten Wirtschaft in Palermo überlebt. Niemand hatte genug Geld übrig, um diesen verlassenen Flecken Vergangenheit aus der Landschaft zu tilgen.“, dachte der Rothaarige Anzugträger, während seine Hände in den Hosentaschen verschwanden. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung und die schwarzen Stiefel trieben knirschend Kies auseinander, zwischen dem ab und zu ein einzelnes Grashälmchen seinen Kopf gen Himmel streckte.

Vico hatte sich bereits aus dem Staub gemacht. Immer noch wie in einem bösen Traum lagen die Körper der Mafiosi am Boden und troffen vor Blut. Von keinem der Männer war ein Lebenszeichen zu sehen. Wie, um sich einfach nur zu versichern, dass sie auch alle gestorben waren, lenkte der Waffenmeister seine Schritte auf seine vermeintlichen Gegner zu und legte den Oberkörper leicht nach vorne. Ein grauenvoller Anblick – teilweise fehlten den Männern Finger oder Hautstücke oder sie bluteten so heftig, dass sich eine regelrechte Pfütze um sie herum gebildet hatte. Jonathan rümpfte die Nase. Nachträglich musste er zugeben, dass das kaum das Werk eines Mannes sein konnte, der sich wirklich Mühe bei seiner Arbeit gemacht hatte. Einige der Männer hatten nicht unmittelbar tödliche Wunden erlitten, wie man es bei einem dermassen überlegenen Gegner hätte erwarten können. Offenbar hatte diesem Weisshaarigen Typen nicht besonders viel an Sauberkeit gelegen. Die Hälfte der Männer war wahrscheinlich erst an Blutverlust gestorben.
Ein sehr leises Stöhnen liess Jonathans Kopf mit einem Ruck herumfliegen. Einer der Männer lebte tatsächlich noch! Innerhalb weniger Sekunden war er bei dem, auf dem Rücken liegenden Mann angelangt und hatte sich neben ihn gekniet. Seine Miene wurde finster, als er die Verletzungen des Mannes sah. Man musste kein Artzt sein um zu diagnostizieren, dass der Schwarzkegleidete in den nächsten paar Minuten kläglich sterben würde. Mehrere tiefe Schnitte hatten in der Magengegend das Fleisch auseinandergerissen und auch an den Beinen waren blutende Wunden zu sehen. Der Mafiosi schwitzte stark und Jonathan hatte vermutlich noch nie einen so bleichen Mann gesehen. Zu der grossen Überraschung vom jungen da Volta brachte es der Sterbende fertig, seine Augen ein Stückweit zu öffnen.
„Caileb?“, kam ein sehr leises Flüstern über die blassen Lippen. Jonathan senkte den Kopf ein wenig weiter zu dem Mafiosi hinunter und kniff die Augen zusammen. „Caileb? Wer ist Caileb?“, fragte er sich. „Er muss mich für einen Mafiosi halten...“
Doch noch bevor der Kopfgeldjäger wusste wie ihm geschah, sagte er: „Ich bin hier, alter Freund.“
Die Worte kamen Jonathan aus dem Mund und er wusste nicht, warum genau er sie verwendet hatte.
Der Mafiosi lächelte auf die Worte, auch wenn es ihm wahnsinnige Schmerzen bereiten musste. Dann schloss er die Augen und die letzte Luft aus, die noch in den zerstörten Lungen verblieben war.
Jonathan stand mit einem Ruck auf, ging zum nächsten Baum und hämmerte seinen Kopf dagegen. Knackend fiel ein Stück Rinde herab, gefolgt von einigen Blättern.
„SCHEISSE!“, brüllte der Kopfgeldjäger in den wolkenverhangenen Himmel.

Nachdem sich sein Gemüt abgekühlt hatte, nahm sich der junge Volta wieder seine Reisetasche und ging auf das Tor der Villa zu. Seine grünhaarige Gefährtin kam in diesem Moment hinter der Villa hervor gerannt. Offenbar hatte sie das Grundstück auf eigene Faust erkundet. Aus einem Gefühl hatte Jonathan sich seltsamerweise wieder die Sonnenbrille auf die Nase geschoben. Allerdings nicht jene, welche er gekauft , sondern die Eine, welche neben dem gestorbenen Mafiosi gelegen hatte. Knirschend wurde der Kies auseinander geschoben, als sich der Waffenmeister auf dem Absatz umdrehte und noch ein letztes Mal auf den verlassenen und überwucherten Platz der Villa zurücksah. Hände in den Taschen , die Augen verdeckt von einer Sonnenbrille, die einen sternförmigen Kratzer auf einer Seite aufwies und mit einer leicht geröteten Stirn. Eine Hand wurde zum stummen Gruss erhoben. „Auf, dass dort, wo ihr jetzt seid alle Sünden der Menschen keine Rolle mehr spielen. Ahoi.“
Jonathans Mund hatte einen bitteren Zug, als er diese Worte aussprach und sich schliesslich abwandte. Als der Kopfgeldjäger und Anija das Grundstück verlassen hatten, gab hinter ihnen ein Flügel des verrosteten Tores nach und fiel krachend auf den Steinboden.

Zurück in der Stadt war es zugegebenermassen lächerlich einfach, Vico wieder zu finden. Kaum waren der Rothaarige und seine Begleiterin um mehr als drei Ecken gebogen, fiel ihnen eine Gruppe Mafiosi in die Augen, welche einen Kreis um etwas gebildet hatte, das dort gerade aus der Tür eines alten Gebäudes getreten war. Noch bevor Jonathan „Bitte nicht...“ denken konnte, lichteten sich die Reihen etwas und man konnte klar den schwarzhaarigen Teufelsmenschen erkennen, der seine Gegenüber mit finsteren Blicken durchbohrte. Den Kopf schüttelnd und „Er hat einen guten Riecher für Ärger“, denkend, schritt der Waffenmeister zügig aus, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Aber entweder waren die unfreundlich aussehenden Mafiosi schon eine ganze Weile hier, oder das Vorgespräch war ziemlich kurz verlaufen. Jedenfalls ging man mit viel Eifer aufeinander los. Dieses mal kam aber kein weisshaariger Attentäter und hielt die Anzugträger, beziehungsweise Vico davon ab, seine Gegner auseinander zu nehmen. Der Teufelsmensch wütete unter den Mafiosi wie eine Katze unter Mäusen und schien keine grosse Mühe zu haben, es alleine mit seinen Gegner aufzunehmen. Kein Grund für Jonathan, seine Geschwindigkeit zu verlangsamen, denn er sah schon ein Unglück passieren. Schon zielte eine Schwertklinge auf Vico, als eine weitere seltsame Gestalt auf dem Kampffeld auftauchte und diese abwehrte. „Was zum....?“, dachte der Kopfgeldjäger und bremste ab. Gleich darauf duckte er sich, um einem Schlag zu entgehen. Dabei wunderte er sich ein wenig, warum man ihn so unmittelbar attackierte, aber offenbar war es zu deutlich, dass er kein Mafiosi war. Es konnte auch sein, dass die Gruppe sich gut kannte und gerne jeden Störenfried aus dem Weg hatte.
Während des Druckmanövers zog Jonathan sich die Sonnenbrille wieder von der Nase und schob sie sich auf den Haaransatz. Fast gleichzeitig schlug er dem Angreifer mit der flachen Seite von Nefertabis heftig in die Magengegend, sodass dieser nach hinten taumelte und dann zusammensackte. Sich nun mitten im Kampf befindend, wehrte der junge Volta mit beiden Waffen immer wieder ab, schlug zu und verhakte sich mit Gamlechiel in ein Schwert, das er mit einer geschickten Drehung aus den schwitzenden Händen seines Gegners hebelte. Ein Fusstritt beförderte den nun waffenlosen Anzugträger auf den Steinboden, wo er panisch gegen hinten kroch, dann zitternd aufstand und davonrannte. „Sie sehen gelassener aus, als sie sind“, dachte Jonathan während er einen langsamen Schwertstreich abwehrte und die Waffe wieder in die Ursprungsrichtung zurückbeförderte. Schon stellte er fest, dass offenbar bereits alle Mafiosi erledigt waren... kein Wunder, musste er zugeben, als er wieder gewahr wurde, dass Vico und er anscheinend Hilfe bekommen hatten. Diese Hilfe manifestierte sich in Form eine bleichen, grossgewachsenen Frau, die ein sehr scharf aussehendes Katanga führte. Ihr Kleid musste irgendwann vor dem Kampf weiss gewesen sein, im Moment jedoch troff es geradezu vor Blut. Ein Schicksal, das ihre Waffe teilte.
„Dämon!“, dachte Jonathan geschockt und ein einzelner Schweisstropfen lief seine Stirn hinunter. Äusserlich merkte man ihm jedoch, vom Schweisstropfen abgesehen, nicht an, dass ihn die blutbespritzte Frau besonders beeindruckt hatte. Der Kopfgeldjäger befestigte seine Waffen am Gürtel und legte sie nicht, wie zuvor in seine Tasche. Nun wusste dank des Informationsnetzwerkes der Mafia wahrscheinlich eh jeder, dass er keiner von ihnen war.
Vico, immer noch gleich finster dreiblickend, wie zuvor zwischen den ganzen Mafiosi, verwand inzwischen wieder im inneren des Gebäudes, aus dem er gekommen war. Als Reaktion darauf zischte die bleiche Frau verärgert. Offenbar hatte sie, genau wie Jonathan auf ein Gespräch oder zumindest auf die Aufmerksamkeit von Vico gehofft. Abwechslungsweise die Türe und die Schwarzhaarige ansehend, versuchte Jonathan herauszufinden, was dafür verantwortlich war, dass die Frau hier stand.
Schliesslich brach seine Gegenüber die Stille und sprach ihn an. Jonathan war gleich klar, dass sie auf den eigenwilligen Narbenmann anspielte und er lächelte. „Ja... er hat das eigentümliche Talent, alle Menschen die er trifft, gleich zu seinen Freunden zu machen.“ Das Grinsen wurde breiter.

„Darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe?“, sprach er daraufhin. „Mein Name ist Jonathan da Volta. Ist mir eine Freude, sie kennen zu lernen.“
 
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Scar

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Schon zum zweiten Mal an diesem Tag griff jemand ein, tat das was Vico doch selbst, sogar um Längen besser, tun könnte und wollte. Die Klinge hätte ihn beinahe getroffen, nur noch einen Bruchteil einer Sekunde hätte es gebraucht und sie hätte seinen Körper durchbohrt, doch noch als er sich in seiner Halbdrehung befand sprang plötzlich jemand zwischen ihm und der nahenden Gefahr. Eine zweite Klinge die die des Mafiosis scheinbar mit Leichtigkeit abwehrte. Doch wer führte sie? Scar war immer noch in abwehrbereiter Stellung als sein Blick hinab glitt auf das Geschöpf das ihn vor einer wahrscheinlich tödlichen Wunde gerettet hatte. Gott wie er es hasste, von irgendjemanden gerettet oder beschützt zu werden... Doch in diesem Fall war das unumgänglich gewesen. Noch schlimmer jedoch war es für den jungen Fuertes als er erkannte, dass es sich bei seinem vermeintlichen Retter, um eine Frau handelte. Vollkommen irritiert und verständnislos darüber, warum ihn ausgerechnet diese Frau gerettet hatte, schaute er drein, auf die blasse Haut, das dunkle Haar und das merkwürdige Outfit der Frau neben ihm.
Die Anzugträger waren ebenso verwundert und irritiert über das plötzliche Erscheinen der Unbekannten. Man konnte aber zumindest vereinzelt an ihren Gesichtsausdrücken ablesen, dass ihnen die Frau nicht neu war. Umso mysteriöser und fragwürdiger wurde das Auftreten jener jedoch damit. Lange blieb dem rotäugigen Teufelsmenschen allerdings nicht, um darüber zu philosophieren wer sie war noch was sie wollte, denn schließlich war hier ein ganzer Trupp von tötungswilligen Männern, Angehörigen der Mafia, die allein seinetwegen hier aufgekreuzt waren.
Nun stand Scar Rücken an Rücken mit der ihm unbekannten Frau. Allerdings verließ er sich nicht auf ihre Hilfe, egal ob sie ihn beschützt hatte oder nicht. Er stand für sich allein, wie immer...

Mit einer donnernden Fury Headbutt, die Scar aus einem Sprung ausgeführt hatte, ging der letzte Mafiosi wie in Zeitlupe ächzend und schon im Fallen bewusstlos zu Boden. Verächtlich spuckte Vico dann neben den etlichen sich nur spärlich bis gar nicht regenden Körpern aus. "Anfänger..." Ohne der Dunkelhaarigen oder dem Nervbolzen von Möchtegern-Kopfgeldjäger, der sich auch noch in den Kampf eingemischt hatte, ein bisschen Beachtung zu schenken, schritt Scar an ihnen vorbei, wieder hinein in den Blumenladen. Kurz nach dem Eingang kniete er sich nach rechts hinab und wühlte in seinem Rucksack. Er hatte nicht vor stets und ständig seine gesamten Sachen mit zu schleppen, doch zwei Dinge aus ihnen waren ihm unheimlich wichtig. Zwei Dinge die er einfach mitnehmen musste... Zum einen das Erbstück seines Großvaters, den Familienring mit dem Wappen selbiger, und zum anderen natürlich... die Flasche Pint Nero: Paladin. Sein Lieblingswein mit dem Wappen eines geflügelten Löwen. Nachdem er den Ring, der noch immer an einer Kette hing, sich um den Hals gelegt hatte schritt er wieder aus dem Laden, um- "Bakaaaa!! schrie die alte Rudereila, stürmte plötzlich mit einem Besen hinter Scar, welcher intuitiv nach dem Austreten aus dem Laden einen Schritt nach rechts, zur Seite, machte, hervor und holte zu einem gewaltigen Schlag mit dem Werkzeug zum Saubermachen aus, der jedoch nicht den Tigerkönig sondern einen noch recht benommenen und sich gerade aufrichtenden Mafiosi traf... der daraufhin natürlich sofort wieder in das Land der Träume geschickt wurde. Das war knapp... beglückwünschte sich Scar selbst in Gedanken, als er die vor Wut kochende alte Dame betrachtete, ehe er einige Schritte ging und sich erneut hinab beugte, um etwas aufzuheben. Sein Federschmuck, den er von Kasimba zum Abschied erhalten hatte, war während der Auseinandersetzung abgegangen, weshalb er ihn nun wieder behutsam an seinem Hinterkopf an einer Strähne festband. Danach wandte er sich wieder um und betrachtete sich noch einmal die Anwesenden. Noch während der Auseinandersetzung kam er nicht darum herum den Kampfstilen von Jonathan und der ihm bis eben noch vollkommen unbekannten Frau zu folgen. Der rothaarige Möchtegern-Kopfgeldjäger kämpfte mit eigenartigen runden Waffen, die Scar so noch nie gesehen hatte. Aki, wie sich die dunkelhaarige Schönheit dem Rothaarigen gerade vorstellte, als Vico wieder aus dem Blumenladen getreten war, hingegen kämpfte mit einem Katana. Doch keinem einfachen. Zwar wusste der junge Fuertes nicht viel von der Schmiedekunst, doch selbst er konnte beurteilen, dass es sich bei dem Schwert der jungen Frau nicht um ein Massenprodukt handelte. Es war etwas besonderes. So besonders wie dessen Trägerin wohl auch fragwürdig war.
Der rotäugige junge Mann wollte sich gerade mehr und mehr in die Gedanken um den weiblichen Neuankömmling vertiefen, da fiel ihm plötzlich auf... Wo steckt diese...? Er hätte schwören können, dass sie Jonathan noch bei dessen Ankunft zum Kampf begleitet hatte, ja sogar noch daran teilgenommen hatte. Nur, wo steckte sie dann? "Oi... Kasu ga..." richtete er seine Worte an den Kopfgeldjäger und schritt etwas auf ihn zu, wobei ihm vollkommen egal war, ob er gerade eine Unterhaltung störte. "Wo steckt diese grünhaarige Klette, die du aus ihrem Zuhause entrissen hast?" Scar konnte sich schon jetzt die dümmliche Verwunderung seitens Jonathan über diese Frage ausmalen. Aber eigentlich war es wirklich verwundernswert... Warum scherte sich der Zoan-Nutzer plötzlich um die junge Ärztin? Um das klären, müsste man tiefen Einblick in das innere Sein Scar's haben, denn dieser fühlte sich irgendwie noch immer dem Doctor von Humming-Town verpflichtet, einfach schuldig dafür, dass er ihn ohne Gegenleistung behandelt hatte. Da wäre es zumindest das Wenigste, ein wenig Acht auf dessen Schülerin zu geben, auch wenn dem Erben der Familie Fuertes das nicht gerade gefiel.
Sich noch einmal an seine Schuld erinnernd fasste sich Scar an seine Schulter. Die Wunde von damals war inzwischen schon so gut wie verheilt... Von dem rothaarigen Anzugträger kam derweil allerdings keine hilfreiche Antwort, weswegen Scar sich... "Tze..." abwendete, um sich genauer umzuschauen. Er suchte nach Spuren von der Ärztin. Sie war um einiges leichter als die herum liegenden Mafiosi, wodurch sich ihre Spuren wohl deutlich mehr abzeichneten als alle anderen. Merkwürdig war nur, dass sie in eine Gasse führten...? Vico kniete sich hin und versuchte seine Spurenleser-Fähigkeiten, die ihm von Marino-Stamm beigebracht wurden, auszureizen, um den Verbleib der Grünhaarigen zu klären. Seine Hand strich über den Erdboden, bis.. er einige Fellfetzen zu fühlen bekam. Direkt wurde ihm klar, was vorgefallen war und genervt stöhnend richtete er sich auf, ging wieder auf die Gruppe, gebildet aus Jonathan, Aki und der alten Rudereila, zu. "Yare yare... Du bist wirklich ein Paradebeispiel für einen Trottel." meinte der Rotäugige mit geschlossenen Augen und genervter Miene. Es schien deutlich, dass er damit eindeutig den Möchtegern-Kopfgeldjäger meinte. "Dir ist nicht mal aufgefallen, dass deine kleine Freundin während des Gemenge entführt wurde..." Ein kurzer Moment verstrich, ehe sich die Augen des Tigerkönigs wieder öffneten und voller Verachtung auf Jonathan herab blickten. "Stattdessen führst du hier eine kleine Klatsch&Tratsch Tee Party..." Zu Verdeutlichung hob Scar den geöffneten Pint Nero, der bis eben noch in seiner Rechten geruht hatte, an und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche.

Einige weitere Momente verstrichen in denen Scar den Rothaarigen seinen Gedanken und seiner Inkompetenz überließ. Dann wandte er sich an die alte Rudereila, die gerade fleißig das Geld zählte, dass sie den herum liegenden Mafiosi abgenommen hatte. "Oi, Oba-chan... Wo lebt dieser so genannte Geistergreis?" Vico nahm, und das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, an, dass dieser für die Entführung Anija's verantwortlich war und sie in sein Heim verschleppt hatte, um ihm eine Falle zu stellen. Auf der einen Seite hatte die junge Ärztin das nun davon, sich in die Angelegenheiten des jungen Fuertes eingemischt zu haben. Doch auf der anderen fühlte sich selbiger durch seine immer noch offene Schuld dazu verpflichtet Anija zu helfen. Davon abgesehen hatte er ja ohnehin das Ziel diesem Geistergreis auf seine wahrscheinlich dritten Zähne zu fühlen und wenn nötig dafür zu sorgen, dass dieser bald schon seine vierten brauchen würde. "Baka! Du willst dich schon wieder in Schwierigkeiten bringen?! Der Geistergreis ist nur ein alter Spinner... Du wirst dir höchstens eine Verhaftung durch Hausfriedensbruch einhandeln!" Der todernste, gerade zu schon durchdringende Blick der tiefroten Auge des Teufelsmenschen stimmte dieses Mal sogar die alte Dame um und mit einem Seufzen antwortete sie endlich: "Er besitzt ein ganzes Anwesen, südöstlich von Palermo... Doch hüte dich, es ist sehr gut bewacht. Die Mafia beschützt diesen alten Narren, Gott weiß warum..." Da hatte Scar doch schon mal eine gewisse Verbindung. Die Mafia beschützte den Geistergreis. Die Frage war nur.. Warum? Aber auch das hatte Vico nun vor zu klären. Er fasste noch einmal nachdenklich, fast schon prüfend den Familienring unter seinem Hals an und kehrte dann der alten Jungfer den Rücken. "Keine Sorge. Ich bin bald wieder zurück..." Eigentlich wollte er sich direkt auf den Weg zum Anwesen des Geistergreises machen, doch gab es noch eine Sache für ihn zu klären... "Oi, Onna..." sprach er die mysteriöse Schwertkämpferin an und blickte ihr zum ersten Mal direkt in ihre eisblauen Augen. Doch weder von diesen, noch von den restlichen weiblichen Reizen die Aki bot, ließ sich der junge Mann nicht mal im Geringsten beeinflussen. Ruckartig hob sich sein linker Arm, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Kämpferin. "Ich habe keine Ahnung wer genau du bist, noch was du willst.. Und schon gar nicht, warum du dich vorhin eingemischt hast, doch ich rate dir... dich aus meinen Angelegenheiten raus zu halten!" Eine Drohung? Eine Warnung? Schwer zu deuten, bei dem für Scar zumindest normalen, bissigen Ton, den er bei seinen Worten benutzte. Jonathan hingegen ließ er es offen, ob er ihn begleiten würde, um sein Versagen, darin auf Anija aufzupassen, wett zu machen. Mit mäßigem Schritt machte sich der Tigerkönig nach seinen Worten auf, in Richtung seines Ziels, während er der gerade am Horizont untergehenden Sonne entgegen trat und noch einmal einen kräftigen Schluck des Pint Nero's zu sich nahm, vorbereitend natürlich, auf die nun sicher weiteren Auseinandersetzungen die auf ihn beim Anwesen des so genannten.. Geistergreises warten würden.
 
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