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The Way of Little Miss Sunshine

Vladimir

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Der glühende Feuerball am Horizont des Meeres begann abermals zum Zenit hochzuwandern. Der Tag begann wie jeder andere Tag, seit die junge Miss Caeleb auf das Schiff der Wahrsagerin zog. Die reife Frau ist innerhalb des letzten Jahres, der letzten Monate immer mehr zu einer respektvollen Person herangewachsen. Sie war das komplette Gegenteil zu ihrer leiblichen Mutter. Auntie war eine Mutter. Eine Frau, die dem blonden Mädchen ihre vollste Aufmerksamkeit schenkte. Eine Frau, die ihre Neugierde zumindest zu stillen versuchte, die ihre Langeweile zu besänftigen versuchte, die ihr zwar Strenge zeigte, doch sie auch für ihre guten Taten mit einem Freilauf lobte. Dieser Tag war wieder ein Tag, an welchem die kleine Alice gelobt werden sollte. Sie hatte gute sechs bis sieben Tage lang nicht über ihre Langeweile auf dem Schiff gejammert und dies bedeutete, dass sie bei der nächst besten Möglichkeit Freilauf bekommen würde. Freilauf, also die Erlaubnis spielen zu dürfen.
Die Einundzwanzigjährige wippte amüsiert im Stehen hin und her. Eine reife Leistung wenn man bedachte, dass sie einen gut fünf Zentimeter hohen Absatz bei ihren Schuhen hatte. Gleich wie ihr mit Rüschen bedeckte Kleid, das ihr knapp über die Knie reichte, waren auch die Schuhe und die Stoff-Rose in ihrem Haar schwarz. “Wie lange willst du dieser Frau noch gehorchen? Hast du denn vollkommend vergessen wer du warst?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf und schloss ihre Augen. Der Wind durchwehte ihr Haar und sie spürte die Nähe der Stimme in ihr. “Nein. Alice weiß wer sie war. Alice weiß wer sie ist.“ Vor ihren Augen genoss sie die helle grüne Briese an Farben, welche sie umwehte. Ein sanftes Weiß unterbrach das Grün und erlosch es wieder. “Eine Närrin bist du!“, die Stimme klang gekränkt und eingeschnappt. “Das ist nicht wahr!“, konterte die Blonde zu der Stimme in ihrem Kopf. Sie wartete auf eine Antwort, doch es kam keine. Stattdessen erschien Veri. Die schwarze Katze, welche sonst immer Auntie begleitete. “Oh! Veri! Kommt Veri her um Alice zu holen? Bekommt Alice ihr Lob?“, wie ein Kleinkind kniete sich die junge Frau zu der Katze hin und strich ihr sanft über das Fell. Es fühlte sich purpurrot und orangegrün an. Für Außenstehende mochte dies seltsam, gar eigenartig erscheinen, allerdings hatte sich die Besatzung schon während der letzten Monate an die Verrückte gewöhnt. Sie versuchten sie so gut es ging zu ignorieren. Eine schwere Sache, wenn man bedachte, dass sie mit „sich selbst“ redete; Gestalten und Wesen sah, die keiner sehen konnte, genauso wie Farben in der Luft; sie beschrieb das was sie Fühlte mit Farben, das was sie Roch mit Gefühlen und das was sie sah meist mit Gerüchen. Es war schwer sie richtig zu verstehen. Es war jedoch noch schwerer mit ihr zu spielen.
Die Katze nickte kurz und verschwand. An ihrer Stelle kam nun Auntie. Sie blickte durch ihr Fernrohr und schmunzelte leicht. Sie roch sanft, hatte aber einen mütterlichen Nachgeschmack. Alice mochte diesen Geruch. Er war warm. Geduldig, wie sie sonst nie war, wartete das Kind auf die lang ersehnten Worte der Frau. “Land in Sicht!“, ihre Stimme war von dem vielen Weihrauch und der salzigen Meeresluft geprägt. Sie wandte sich zu der Blondine um, welche sie mit neugierigen Kinderaugen anstarrte. “Zeit um deine Belohnung zu holen.“, lächelte sie Alice an. Die junge Frau grinste über beide Ohren. “Darf Alice dann spielen?“ Auntie musste schmunzeln, nickte dann aber zustimmend. Das Lächeln wurde noch breiter. “Alice geht ihr Spielzeug holen.“ Und weg war sie.
Es dauerte nicht allzu lange bis das Schiff am Hafen von Symetria Anker setzte. Miss Caeleb wippte abermals wartend darauf, wann sie an Land durfte. Mit ihren langen, dünnen und schon fast spitz wirkenden Fingern umklammerte sie ihre Sense, welche sie noch seit ihrem Aufenthalt auf der Akademie in Kaba hatte. Irgendwann würde der Tag kommen, an welchem sie sich von ihrer Krähe trennen werden müsste. „Krähe“ – so nannte das Mädchen ihre Sense – war ein normales Standardstück, dass allerdings sorgfältig geschliffen wurde. “Nun gut, Alice.“ Das Kind fixierte ihren Blick wieder an der Wahrsagerin. “Du hast bis Sonnenuntergang Zeit. Danach will ich dich wieder hier haben, damit wir morgen ohne große Verzögerung abreisen können. Haben wir uns verstanden?“ Ihre Stimme war.. purpurrot und hatte einen Hauch vom selben orangegrün wie Veri. Alice nickte. “Alice wird wieder kommen. Alice hat bis Sonnenuntergang Zeit.“ “Gut.“ Auntie machte einen Schritt zur Seite und die Blonde hüpfte vergnügt mit ihrer Krähe auf die violett braune Erde.
“Endlich wieder Freiheit!“ Das Mädchen lachte. “Keine Welle hat dich aufgehalten..“, summte sie fröhlich vor sich hin. “Doch eine alte Frau..“, schmollte die Stimme wieder. Ein seltsames dunkles Blau erhob sich von der See und überschwappte den Hafen. Es hüllte alles ein. “Was ist dunkles Blau?“ Die Frage galt der Stimme, doch jene sagte nichts. Nun war Alice leicht verärgert. “Dann geht Alice eben mit Krähe spielen!“ Die Sense fester in die Hände nehmend, tänzelte sie den Weg in Richtung Dorf entlang immer wieder dieselbe Sätze herum singend in ihrer zuckersüßen Stimme: “Komm tanz mit mir, komm tanz mit mir, wieder und wieder, herum und herum, wieder und wieder, herum und herum, komm tanz mit mir.“ Krähe durchflog mit seiner silbern glänzenden Schärfe durch die Lüfte und zerschnitt das dunkle Blau und das giftige Grün und das neidische Gelb und das gierige Weiß.
 

Vladimir

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Der Weg war lang und steil; immerhin führte er den Berg hinauf zu einem der vier Dorfe auf dieser Insel. Wie nicht weiter verwundert – für jene, die das Teufelskind kannten – wurde es dem Mädchen bald viel zu langweilig. Alles schien so gleich auszusehen. Die Blonde blieb in der Mitte des Weges stehen und schaute fast schon verärgert von links nach rechts und wieder zurück. Das dunkle Blau schwebte noch immer in Kniehöhe, doch das gierige Weiß versuchte es von unten her durchzustechen. “Das ist Symetria.“ Das Mädchen rührte sich nicht vom Fleck. “Alice weiß.“ Stille. Das Weiß gewann an Stärke. Es fühlte sich weich an, wie es an ihren Wanden vorbeistrich und sich spitz und scharf weiterhin in das dunkle Blau bohrte. “Was ist denn?“, fragte nun die Stimme etwas besorgt. Alice krauste ganz leicht die Nase und antwortete angewidert: “Sogar die Farben sind symmetrisch…“ Ein laut durchhallendes Lachen war zu vernehmen, aber nur für Alice. “Umsonst heißt diese Insel nicht Symetria, Närrin.“ Das angewiderte Gesicht veränderte seine Mimik in die eines schmollenden Kindes. “Alice ist keine Närrin. Alice weiß, dass Symetria Symetria ist und warum Symetria Symetria heißt. Die Stimme wollte zwar was sagen, doch ein helles Gelb durchfloss ungewöhnlich unsymetrisch die Farbenpracht. “Schau! Schau!“ Die Blonde zeigte mit ihrem Zeigefinger aufgeregt auf die Stelle auf dem Boden. “Ja, ja, ich sehe es ja..“, meinte die Stimme nur gelangweilt und schaltete sich wieder ab. Was blieb dem Kinde dann anderes übrig, als sich nun an ihre geliebte Krähe zu wenden. “Komm Krähe! Lass uns Spielgefährten suchen!“ Voller neuer gelber Energie geladen, tänzelte das Mädchen den Hang weiter hoch und erreichte endlich das Dorf, wo sich einige Menschen durch die eintönigen Gassen schlängelten. Hier war sie richtig. Hier würde sie endlich ihren lang ersehnten Spielgefährten finden.
 
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Nun war sie da. Vom Boden herab erhob sich das tiefe Blau und verflüchtigte sich langsam, so dass man mehr und mehr von dem hellen Gelb zu sehen war und sogar der ein oder andere Fleck des nichtigen Weißes wurde größer. Die Blonde bebte förmlich vor Freude und Aufregung, als sie das Dorf betrat, welches zu ihrer Enttäuschung symmetrisch aufgebaut war, und die vielen Menschen sah. “Was wollen wir tun, Krähe?“ Sie schaute hinauf zu der silbern im Morgenschein glänzenden Klinge ihrer Sense. Eine Antwort war nicht zu erwarten, also wippte das Kind etwas hin und her um sich zu entscheiden, wohin sie denn nun gehen mochte. Alles sah so gleich aus. Ihre freudige Stimmung wurde dadurch gedämpft und die Caeleb hörte auf zu wippen. “Alice will spielen..“, sagte oder eher entschloss sich die junge Frau. Hätte sie nicht aufgepasst, hätte die Einundzwanzigjährige nun wahrlich begonnen zu denken. Die Verrückte und denken – ein Zustand der nur der Stimme erlaubt ist zu kommentieren.
Ein kleines grünes Flämmchen von Junge ging nicht weit von dem Mädchen vorbei. Sofort schnappte sich jene Krähe etwas fester unter ihre Fittiche und eilte zu ihm. Sie stellte sich ihm in den Weg, was nicht allzu schwer war, nachdem dieser mit einem leicht eingeschüchterten Rückschritt die Blonde sah und stehen blieb. Alice lächelte. “Willst du Alice’s Freund sein?“ Eine seltsame Frage, aber man sollte eher zurückgehen, wie es dazu kommt, dass das Mädchen so die Fremden anspricht. Auf einer ihrer Freiläufe hat sie nämlich ein kleines Mädchen getroffen, welches der Miss erklärte, dass sie nicht mit Fremden spielen dürfe, als jene sie darum fragte. Aber sie fügte sofort hinzu, dass wenn sie Freunde wären, dies kein Problem mehr darstellte. Glück für Alice, dass sie dann sofort nachfragte, ob das Kind auch ihre Freundin sein mochte, Pech für das Mädchen, dass dessen Zustimmte. Seither hat sich Alice angewohnt, dass sie jede fremde Person zuerst danach fragte, ob sie Alice’s Freund oder Freundin sein wollte. Wenn ja, so folgte sofort die Frage des Spielens.
Der Junge schaute die Blonde etwas skeptisch an. Vor unverblümter Hoffnung und Neugierde, was wohl der Junge sagen würde, begann das Kind wieder an zu wippen. Er zögerte. Wundert man sich? Ein Spektakel, dass wohl die meisten normalen Bürger an seiner Stelle getan hätten. Immerhin hatte die junge Frau – es war eine junge Dame die sich selbst beim Namen nannte und nicht ein Personalpronomen oder anders kleine Wörtchen für sich verwendete! – eine Sense bei sich! Ihre Ausstrahlung war wohl auch nicht jene, die man alle Tage zu Gesicht bekommt: Von oben bis unten eine wahre Gothic Lolita. Nun wurde sie etwas nervös. Wollte er etwa nicht ihr Freund sein? Falls dem so sei, dann sollte er sich beeilen, denn das Mädchen wurde wieder langsam aber sicher von der Langeweile überrollt. Das zarte grüne Flämmchen um den Jungen hüpfte unwissend mal nach rechts, mal nach links und ab und zu leicht nach hinten um den Fängen des dunklen Blaus, welches sich um die Caeleb geschmückt hatte seit sie Fuß auf der Insel gefasst hatte, auszuweichen. Eine immer schwieriger werdende Aufgabe, desto nervöser das Mädchen wurde.
Nun bewegten sich endlich seine Lippen. Ein ungeübtes Auge würde es nicht erkennen, doch Alice bemerkte das leichte Zittern sofort und ihre Aufregung stieg wieder empor, so dass sie erneut zu wippen begann. “Ehm.. eh.. ich muss los.“ Und weg war er.
Die Lolita blieb mit einem unbestimmten Gesichtsausdruck zurück. “Na?“ Die Stimme kroch wieder aus ihrem Loch hervor und umschlang die junge Frau mit beiden Armen. “Nicht weinen. Du bist doch keine Memme!“ Alice wischte sich die Ansätze der kommenden Tränen sofort weg. “Braves Mädchen.“, lobte sie die Stimme, “Gut so.“ “Warum..“, sie wollte schon ansetzen und fragen warum der Junge von ihr weggelaufen war. Sie hat doch noch gar nichts gemacht, oder? “Shshshsh..“, unterbrach die Stimme, “Siehst du die Gruppe von Buben dort?“ Die Blonde schaute in die von der Stimme angedeuteten Richtung. Sie nickte. “Frag jene.“, kicherte die Stimme, als ob sie schon im vornherein wusste was in den nächsten Minuten vielleicht sogar Stunden in diesem Dorf zutreffen würde.
Kaum hatte die Stimme dem Mädchen gesagt, was sie machen sollte, schon tänzelte das Kind auf die kleine Gruppe zu. Es waren vier Jungen und drei Mädchen. Als die Caeleb sich ihnen näherte, hörten sie auf mit dem roten Ball zu spielen. “Wollt ihr Alice’s Freunde sein?“, fragte sie abermals. Die Kids warfen einander fragende Blicke zu. Die junge Frau, welche vor ihnen stand, war doch eindeutig älter als sie, doch verhielt sich das Mädchen wie eine Sechsjährige. Eines der Mädchen, sie hatte einen Hauch von Feilchengrün um sich, trat einen Schritt vor. “Gerne.“, sagte sie und musste lächeln, als die Blonde vor Freude einen leichten Luftsprung machte. “Du heißt Alice?“, fragte sie sogleich nach, wohl um sicher zu gehen. Alice nickte und bestätigte es mit Worten: “Alice ist Alice“ “Ok, also ich bin Berda. Das da ist Lily und Teila. Die Großen da sind Mark und Toni. Und das ist Tobi und Andre. Willst du mit uns spielen?“ “Reiß dich zusammen!“, die scharfe und disziplinierte Stimme holte das Mädchen wieder zurück. Sie hätte wahrlich nun zu Weinen begonnen, da sie zum ersten Mal seit langem, wenn nicht sogar zum ersten Mal, gefragt wurde, ob sie nicht mit jemanden spielen mochte. Sie nickte sofort mit dem Kopf zustimmend. “Alice will spielen.“ Erneutes kichern war zu vernehmen. Allerdings nur für die blonde Caeleb.
 

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Was zunächst geschah, kann nur aus den Augen der kleinen Miss Alice weiterhin erzählt werden, da ansonsten der Zusammenhang des Spielens und des Spieles wohl kaum erkennbar gemacht werden kann. Wie jedes Spiel so begann auch jenes mit einem freudigem silbernen Pfeil, welcher zunächst die Farben der Umgebung in Zwei teilte. Das Feilchengrün stand regungslos. Ebenso das matte Orange, das grelle Gelb, das dunkelgrüne Violett und die zwei Töne – ein größeres und ein kleineres – von Zimtbraun. “Mische die Farben Alice! Mische sie, solange sie sich dir aufopfern!“, befahl die Stimme mit hocherfreuter Stimme. “Mischen!“, wiederholte das Mädchen und schwank den silbernen Vogel erneut. Das kleine Zimtbrau sprudelte in die Luft. Ein Feilchengrün folgte ihm. Dann kam nach und nach eine weitere Farbe hinzu. Das Farbenspiel hatte also begonnen. “Gut so! Mach weiter!“ Alice lachte freudig, dass sie abermals gelobt wurde. “Hey du! Hör sofort auf!“ Die Blonde blieb stehen. Ihr blasses Gesicht war mit Blut dekoriert. “Warum?“, fragte das Kind den stämmigen, nach Holzfisch riechende Mann. Dieser schien nicht recht zu verstehen. Wie konnte man in solch einer Situation noch fragen Warum! “Das sollte ich dich fragen! Warum tötest du unsere Kinder!“ Andere Dorfbewohner schienen unschlüssig zu sein, ob sie sich dem Mann anschließen oder doch lieber von der Verrückten fern bleiben sollten. “Töten?“, die Blonde legte ihren Kopf schief und schaute mit ihren kindlichen Augen den Mann an. Das war wohl zu viel. Verstand dieses Mädchen den wirklich gar nichts? Doch ehe er noch etwas sagen konnte, sprach wieder die Miss. “Das sind Alice’s Freunde. Alice spielt nur mit ihnen. Sie fragten Alice, ob Alice nicht mit ihnen spielen wolle.“ Bestätigend nickte die Einundzwanzigjährige bei jedem zweiten oder dritten Wort mit dem Kopf. Der Mann hatte wohl nun seine Augen von der Gothic Lolita losgerissen und betrachtete die Kinder. Sie atmeten. Sie lebten. Ihre Farben weichten langsam von ihnen. Alice wurde ungeduldig. Wenn sie nicht bald weiter spielen würde, werden die ganzen schönen Farben sich auflösen! “Alice.“, die Stimme klang zuckersüß und teuflisch. “Er hindert dich. Er verbietet dir zu spielen, obwohl du die Erlaubnis hast! Spiel mit ihm!“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. “Nein, Alice will mit ihm nicht spielen. Er riecht nach Holzfisch.“ Die Stimme wurde noch aufsässiger: “Spiel mit ihm!“ Alice zuckte zusammen, aber sie schüttelte wieder den Kopf. Leichte Tränenansätze bildeten sich in ihren Augenwinkeln. Die Stimme ließ nach. “Er ist langweilig! Alice will nicht mit ihm spielen.“, sagte die Blonde und der silberne Flug der Krähe erlosch den Holzfisch Geschmack. Das Mädchen drehte sich um. Das Farbenspiel war längst vorbei. Etwas enttäuscht, dass man sie unterbrochen hatte, wandte sich das Kind nun den anderen Zuschauern zu. Mit einer unschuldigen, fast schon Engelsgleichen Stimme fragte sie die herumstehenden Dorfbewohner: “Wollt ihr Alice’s Freunde sein? Wollt ihr mit Alice und Krähe spielen?“
 

Vladimir

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Die bunten, individuellen Farben erstarrten. Sie rührten sich nicht und veränderten sich dann langsam. Zuerst ihre Farbe. Sie wurden gelblich, dann grünlich.. und letztendlich ganz blass, so dass Alice die Farbe nicht mehr deuten konnte. Ein seltsames Zögern hing in der Luft. Ein seltsamer aschiger Geruch überdeckte das Blass und weckte nicht nur die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf sich. “Riechst du das?“ Die Blonde schnüffelte die Luft. Es war ein raues Gefühl, welches sanft ihre Wangen und ihr Haar durchstrich; und sich noch vorsichtiger in ihre Nasenflügel zu drängen schien. Sie nieste und nickte der Stimme zustimmend. “Es brennt.“ “Es brennt?“ Zaghaft lehnte die Einundzwanzigjährige ihren Kopf zur Seite und betrachtete die Leute, die noch immer starr vor Schreck da standen. Langsam, sehr langsam, begriff das Kind endlich, dass sie nicht allein diesen Schrecken in ihnen hervorbrachte. Ihre tiefen violetten Augen bewegten sich hinauf zu Krähe, welche silbern glänzend in der Höhe stolzierte. Nein, die Sense war es auch nicht. Ihr Blick folgte langsam den dunklen Rauchwolken, die wie fliehende Häschen davon hüpften und sich wie giftige Schlangen fort schlängelten, bis sie zu einer stechenden orangen Flamme kam. “Oh!“, sprach die Miss, als ob ihr gerade eine ein Beri-Münze auf den Boden gefallen wäre, “Es brennt..“ Innerlich spürte das Mädchen wie die Stimme sich resignierend die Hand auf den Kopf legte. “Hörst du mir eigentlich zu, Närrin?“ Und wieder bezeichnete die Stimme Alice als Närrin. Es tat weh. Es schmerzte. Tief in der Brust spürte das Kind ein Stechen. Als ob dieses Stechen einen Schalter gedrückt hätte, welches das fröhliche Gesicht der Caeleb in ein Schmollendes veränderte, verschränkte diese ihre Arme vor der Brust und spielte das eingeschnappte Kleinkind. “Alice ist keine Närrin!“ Die Stimme seufzte. “Darüber könnten wir nun streiten.. aber du wolltest doch spielen, nicht wahr?“ Alice nickte. “Hmm..“ “Hmm?“ “Ich denke nach, was dir Spaß machen würde.“ ”Ah!”, das Gesicht der Blondine erhellte sich wieder und sie began wieder an hin und her zu wippen. Sie wollte schon nachfragen wie lange sie warten müsste, immerhin war die Liebe sehr ungeduldig und Langeweile machte es nicht gerade besser, als ein junger Mann die Straße herlief. “Der Brunnen! Der Brunnen ..“, keuchte er völlig außer Atem und erstarrte kurz, als er Alice inmitten der leblosen Kinder erblickte. “W-was ist hier passiert?!“ Er verstand es nicht. Diese Gothic Lolita mit der Sense, diese seltsamen Leute am Brunnen, der Brunnen! “Sprich, was ist mit dem Brunnen? Warum löscht ihr das Feuer nicht!“ Der Junge schien wieder zu sich gekommen zu sein. “Der Brunnen ist besetzt! Sie” “Er nervt Alice“ ”…haben den Schmied …“, das zarte Grün erlosch und der Junge sank im warmen Rot zu Boden. “Du verstehst mich Alice.“ Das Mädchen nickte. “Gut.“[/colo] “Die Leute dort, spielen ohne Alice!“, in ihrer Stimme war reine Empörung zu vernehmen. “Vielleicht wussten sie nicht, dass du da bist?“, reizte die Stimme das Kind mit ihrer Frage. “Aber Alice hat doch so schön gespielt!“ “Vielleicht, haben sie dich nicht gesehen?“ “Dann muss Alice ihnen zeigen, wie Alice spielt!“, und schon tänzelte die Gute die Straßen in Richtung brennende Hütten entlang. In ihren Händen ließ sie abermals Krähe die weiten Lüfte genießen, welche sie mit ihrem silbernen Glanz durchschnitt.

tbc- des Teufel Vorhut
 
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