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Royal Vigilantism may change the World

Scar

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cf: What lays hidden in the dark past?

Vogelgezwitscher und widerlich penetrant blendende Sonnenstrahlen zwangen den Tigerkönig seine Augen zu öffnen. Er lag in weiße Bettlaken gehüllt, neben einem Fenster und blickte hinaus, in den helllichten und für so manchen wohl unglaublich schönen Tag. Es schien schon ungefähr Mittag zu sein... Murrend packte sich der junge Fuerstes an seinen verschlafen aussehenden Kopf, der unheimlich von innen heraus zu dröhnen und zu schmerzen schien. Genauso wie seine Wunden am gesamten Körper weh taten, welche jedoch mit etlichen Binden behandelt worden waren. Man hatte ihn verarztet, nicht wirklich professionell, eher laienhaft, aber immerhin... Nur, wer?
"Endlich aufgewacht, hm? Naja, immerhin hast du an die drei Tage durchgepennt... Und ich würde mich an deiner Stelle nicht allzu viel bewegen, denn die Wunden wurden lediglich mit erster Hilfe versorgt. Es braucht Zeit und einen richtigen Arzt, damit alles ordentlich verheilt und sich nicht noch entzü...." Während die Gestalt im Anzug so redete, erinnerte sich Scar daran, dass dieser zu Zetus gehören musste. Er sah sich noch etwas genauer um und begriff, dass er sich wohl in einem eher kleinerem Zimmer, der unendlichen vielen in Tepes Villa befinden musste. Die tiefroten Augen blickten fast schon geistlos aus dem Fenster, als die Stille durch das Knistern der Chipstüte des zweiten Anzugträgers im Raum unterbrochen wurde. Beide Männer standen an der Tür, den Raum und damit wahrscheinlich den jungen Fuertes bewachend. "Wo ist splitting-Ends gerade?" fragte Vico, die beiden Untergebenen nicht mal anschauend, im ruhigen Ton. "Splitting...? Ah, ich verstehe. Keine angebrachte Art so von dem Mann zu reden, der dir das Leben gerettet hat. Aber wie dem auch sei..." In dem Moment, wendete sich sich der eine Anzugträger an seinen ziemlich korpulenten Kollegen und schickte ihn los, auf das er ihren Anführer holen sollte. Gleich darauf ging Scar durch den Kopf, dass es wohl eine halbe Ewigkeit dauern würde, ehe der Fettsack mit dem Zuperbia zurück kommen würde. Ein genervtes Seufzen entrann seiner Kehle und er tastete seinen komplett verbundenen Oberkörper ab. Es würde sich sicher nicht so toll bewegen, so eingepackt. Dennoch wollte er direkt aufstehen und losziehen. Immerhin hatte er nun ein titangroßes Ziel vor Augen... Doch noch ehe er aufstehen konnte, reichte ihm der verbliebene in schwarz Gekleidete ein Glas Wasser mit einer scheinbaren Schmerztablette. Verächtlich schnaubend nahm Scar lediglich das Wasser entgegen, um seiner trockenen Kehle mal etwas Gutes zu tun, wenn auch leider ohne einen edlen Tropfen. Die Droge hingegen, wies er sichtlich genervt ab. Kurz darauf sprang die Tür auf..."VOIIII!!" und ein wie immer nur am rum brüllender Zetus stapfte hinein, schlug dabei ständig seine rechte Faust in die linke Handfläche, als wolle er damit ausdrücken, dass es jeden Moment Prügel für jemanden gäbe. Wen er da wohl im Auge hatte...?
"SO!! Du bist endlich wach, also-" Ihn abwürgend traf ihn ein fettes Kissen im Gesicht, geworfen von Scar der so eben aufstand. Ihm wurden gerade seine Sachen, die Zetus Truppe wohl zusammen gesucht hatte, gereicht, während der personifizierte Haifisch wütend das Kissen gen Boden schmiss. "Teme!!" - "Uruse..." brachte Scar den Silberhaarigen mit ernster Miene zum Schweigen. "Kurz vor seinem Tod..." begann der junge Fuertes, während er sich seinen Mantel überwarf und ausnahmsweise mal in die für die Arme vorgesehenen Ärmel schlüpfte und ihn sich so richtig anzog. Ein Hemd wollte er jedoch nicht drunter anziehen, es würde nur noch mehr seine Bewegungsfreiheit einschränken. Die Binden waren schon schlimm genug. "...verriet mir Tepes, dass sich Vigalo auf der Grandline aufhält. Er selbst habe ihn damals, bei seinem Verschwinden übergesetzt, im Auftrag einer dritten Partei. Also... hör auf rum zu brüllen. Du weißt nun, wo er sich aufhält. Gebannt blickten die grauen Augen von Zetus drein, ihm schienen wahrlich die Worte zu fehlen. Das nutzte Scar direkt aus und schritt an ihm vorbei, Richtung Tür. "Warte..." Augenblicklich stoppte Scar und wendete seinen Kopf nur zur Hälfte herum, den Zuperbia mit seinen stechend roten Augen fixierend. "Du willst ihn genauso sehr finden wie ich. Wenn auch, aus verschiedenen Gründen. Doch du weißt sicher, was die Grandline für eine raue See sein soll. Du würdest es niemals alleine schaffen. Deshalb, gebe ich dir ein passendes Schiff und werde dir eine ebenso tüchtige Crew verschaffen!" Gerade zu vor Selbstsicherheit überquillend zeigte Zetus mit seinem rechten Daumen auf seine Person. So recht wusste Scar nicht, was er davon halten sollte... Doch in diesem Moment fiel ihm noch etwas ein. "Oi, Mr. Zuversicht... Was habt ihr mit dem grünhaarigen Mädchen gemacht, dass ihr entführt habt?" Zetus legte den Kopf vor Verwunderung etwas schief. "Ahhh! Du meinst die die dich und den Rotschopf begleitet hat... Ich muss dir das selbe mitteilen wie ihm, als er mich vor drei Tagen gefragt hat... Wir haben... nichts mit ihr gemacht! Tepes hatte vor sie entführen zu lassen, doch irgendjemand schien uns zuvor gekommen zu sein. Keine Ahnung wer..." Also sollte der Verbleib der jungen Ärztin noch immer ungeklärt bleiben. Aber dagegen vermochte Scar ohnehin nichts zu tun, im Moment. Er hatte sein Möglichstes getan, um sie zu retten, doch die Spur zu ihr schien im Sand zu verlaufen. "Achja, übrigens war dieser alte Bastard Tepes ganze 10 Mio wert! Überleg dir das mal, was für ein Kaliber du erledigt hast! Allerdings stammt das Kopfgeld von vor Jahrzehnten, also.. würde ich mir nichts darauf einbilden... Allerdings, was Kane angeht, den dein rothaariger Kumpane erledigt hat. Auf den war auch ein Kopfgeld ausgesetzt, vom Marine Kapitän Cosa Nostra's persönlich! Ganze 5 Millionen Berry... Beide Kopfgelder geht dieser Stachelkopf gerade kassieren, mit Geleitschutz aus zwei meiner Männer." Das Nervigste an Zetus Erzählerei war nicht einmal, dass dieser Jonathan als Scar's Kumpanen bezeichnete, sondern, dass dieser Typ mit der Intelligenz eines Hai's tatsächlich glaubte, es würde den jungen Fuertes wirklich interessieren, was er da herum brabbelte. Er machte sich schließlich nichts aus Geld, nicht in dieser Situation. Allerdings, wenn er so überlegte, würde er einiges auf seiner langen Reise brauchen, vor allem finanziell gesehen. Von daher sollte es ihm nur recht sein. Zumal Jonathan die Drecksarbeit zu erledigen schien. Man sollte nur für diesen hoffen, dass er das Geld nicht für sich einstreichen würde... "Und jetzt bring mich endlich zu dem Schiff, von dem du gesprochen hast." Ein hämisches Grinsen schlich sich auf die Züge des Silberhaarigen, ehe er sich wieder in Gang setzte und sie gemeinsam den Raum verließen, nach dem sich Scar auch noch seine Stiefel angezogen hatte...
 
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Livy

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Schwere, feuchte Luft lag bleiern auf seiner Haut, bildete Tropfen, und sickerte in die geöffneten Poren seiner grünen Haut. Die Wurzeln tief in die Erde gegraben klammerte sich die große Piranhaia an den Stamm eines eindrucksvollen Olivenbaums, dessen Krone sich weit über die der umstehenden Gewächse erhob und königlich im hellen Sonnenlicht badete. Livy konnte deutlich spüren, wie die Pflanze unter seinen Klauen vor Leben brodelte, und dieses Gefühl übertrug sich auch auf ihn.
Drei Tage war es nun schon her, dass Livy aus dem dunklen und toten Keller des alten Geistergreises geflohen war, doch die Atmosphäre dieses widerwärtigen Gefängnisses haftete ihm noch immer wie ein hartnäckiges, modriges Parfüm an. Das Aroma der Flora von Cosa Nostra half zwar dabei, diesen Eindruck loszuwerden, doch würde es wohl vieler weiterer Tage in der Natur bedürfen, bis sich der Pflanzenmann auf diese Weise vollständig erholt hatte. Allein das Maul, dass diese verfluchte Menschenfrau ihm abgehackt hatte, benötigte wohl noch eine volle Woche: Die physische Gestalt hatte sich zwar wieder regeneriert, doch das Gefühl war bei weitem noch nicht wieder zurückgekehrt. Stattdessen wurde Livy von einem betäubten Kribbeln jede Sekunde seines Exils daran erinnert, warum er sich hier, fernab des Hexenkessels der Inselhauptstadt, verstecken und seine Wunden lecken musste.
Wütend schlug Livy mit dem Kopf gegen den rauen Stamm des Olivenbaums. Dank der Einmischung des Geistergreises würde er auch in seiner menschlichen Gestalt nie mehr frei und ungehindert durch die Straßen von Palermo schlendern können. Sicherlich wusste mittlerweile auch der hohlköpfigste Schläger im Dienst irgendeines Mafiosos über den „grünen Schatten“ Bescheid, der hobbymäßig Verbrecher jeder Art bei lebendigem Leib verschlang. Und dabei gab es noch so viel zu tun! Livy musste nicht nur herausfinden, wer genau das tollwütige Kätzchen gewesen war, welches Tepes zur Strecke gebracht hat, sondern auch seine Abreise von der Insel organisieren. In der Nacht seiner Flucht hatte er zwar alles Bargeld zusammenkratzen können, welches er sicherheitshalber außerhalb seines üblichen und mittlerweile wohl nicht mehr ganz so geheimen Verstecks gebunkert hatte, doch wie weit kam man schon mit 230.000 Berry, einem teuren Anzug und einem dunklen Mantel, wenn die Hälfte aller Killer der Stadt das eigene Gesicht kannten?
Mit einem eleganten Sprung stieß sich Livy von seinem Rastplatz ab und landete sanft auf dem trockenen Waldboden. So kann es allerdings auch nicht weitergehen! Wer bin ich denn, dass ich mich vor ein paar verstandslosen Rüpeln verstecke?! Ohne weiter darüber nachzudenken bäumte sich der Pflanzenmann auf, wandelte Mäuler zu Füßen um, und ließ ein merkwürdiges Haupt inmitten zweier mächtiger Kiefer sprießen. Die Kraft seiner Hybridgestalt feuerte Livys Zorn zusätzlich an, während er den ersten, wütenden Schritt in Richtung Stadt machte.
Es wurde Zeit, die ganze Sache in die eigenen, verkrüppelten Hände zu nehmen.

Für was zum Geier halten die mich eigentlich?
Empörung stand dem Pflanzenmann ins Gesicht geschrieben, als er in Menschengestalt unter der Kapuze seines Mantels hervor lugte. Der Eingang zu dem großen Gebäude am Randgebiet Palermos, das neben anderen Wohnungen auch die Bleibe des Pflanzenmannes beherbergte, wurde beinahe zu offensichtlich von zwei Anzugträgern beobachtet, die ein paar Häuser weiter vor einem kleinen Kaffee saßen und eine Tasse dieses braunen Zeugs nach der anderen schlürften. Man hatte also tatsächlich Livys Hauptversteck ausfindig gemacht, doch allein dies tat dem Eifer des Pflanzenmannes keinen Abbruch, im Gegenteil: Die Aussicht, seinen Häschern derart einfach ein Schnippchen schlagen zu können, stachelte ihn nur noch mehr an.
Ein paar geschickte Hüpfer, schon wickelten sich seine Ranken um das Gitter vor einem der Fenster, die von seiner Wohnung in die enge Gasse führte, in der sich Livy derzeit befand. Langsam zog sich der Pflanzenmann hinauf und schaute mit unsichtbaren Augen hinein.
Was er sah, ließ selbst in seiner ursprünglichen Gestalt Zornesröte in sein Gesicht steigen: All die teuren Einrichtungsgegenstände, die Livy in mühevoller Kleinarbeit während etlicher Raubzüge organisiert hatte, lagen in Trümmern. Filigrane Stühle, ein Tisch mit kunstvoll geschwungenen Beinen, und das große Bücherregal, auf dem sich etliche teure Werke gestapelt hatten… alles war zerstört. Ganz offenbar hatten diejenigen, die auf der Suche nach ihm waren, den Befehl erhalten, seine Wohnung wirklich gründlich auf den Kopf zu stellen. Zuletzt entdeckte er sogar zwei zerfetzte Gemälde, die achtlos in eine Ecke des Raumes geworfen worden waren. Ein Blick genügte dem Pflanzenmann um zu wissen, dass diese Bilder einst seine Eltern gezeigt hatten, oder besser gesagt: Sie hatten die Gesichter abgebildet, die Livy den fiktiven Personen Hayner DeVille und seiner Frau Abiés verliehen hatte. Die Porträts waren Auftragsarbeiten eines hiesigen Künstlers gewesen, die dem Pflanzenmann dabei helfen sollten, seine neue Rolle des „Livio DeVille“ besser verinnerlichen zu können. Abseits dessen waren sie jedoch auch eine Hommage gewesen an…
Livy ertappte sich dabei, wie sein ganzer, sehniger Körper zu zittern begann, je länger er auf die Reste seiner ruinierten Existenz blickte. Alles das, was sein neues Leben auf Cosa Nostra ausgemacht hatte, war von den fleischigen Fingern verstandsloser Schläger vernichtet worden. Einfach so. Doch als ob dieser Affront allein nicht genug gewesen wäre, besaßen zwei dieser minderwertigen Lakeien noch immer die Frechheit, mit ihren unwürdigen Glubschaugen sein Zuhause zu schänden, und zwar in genau diesem Augenblick.
Sein Griff um die rostigen Gitterstäbe lockerte sich. Unsanft landete Livy auf dem staubigen Boden seiner ehemaligen Heimatstadt, doch ihn kümmerte es wenig. Mit festem Schritt bog er aus der Gasse auf die breitere Straße ein, warf den Kopf zurück, sodass die Kapuze sein grünhaariges Haupt entblößte. Als die beiden Kaffetrinker ihn sahen, ließen sie ihre Getränke zu Boden krachen und standen hastig auf, wobei der Stuhl des einen nach hinten kippte. Ohne zu zögern griffen sie nach unruhig nach ihren Pistolen, doch in dem Moment, in dem ihr Blick kurz auf den Waffen lag, war der Pflanzenmann bereits wieder verschwunden.
Zu spät bemerkten sie den Schatten, der sich über ihren Köpfen erhob; zu spät, um etwas gegen die schlangenarmige Gestalt unternehmen zu können, der er gehörte, und die sich wenige Augenblicke später an einer frischen Mahlzeit gütlich tat, während die Schreie einiger Passanten in ihren Ohren klingelten.
 
J

Jonathan Volta

Guest
Häuserwände zogen vorbei, verschwammen vor Geschwindigkeit. Jonathan rannte über die Pflastersteine einer Stadt, die sich vor ihm aus rotem Nebel schälte und hinter ihm wieder darin versank. Die Gebäude, welche ihn von allen Seiten umgaben, begannen zusammenzufallen, sobald der Kopfgeldjäger in Sichtweite war. Links und rechts krachten Ziegelsteine auf den Boden, Staubwolken wirbelten auf. Morsche Balken ächzten unter dem Gewicht der Dächer, die sie schon so lange trugen, gaben gequälte Schreie von sich. Als würden sie um Hilfe rufen. Nach jemandem, der sie stützen konnte, der sie festhielt und in seine Arme barg. Nach jemandem, der nicht Jonathan war. Denn er war kein Retter, kein Held oder Beschützer. Nicht einmal als guter Mensch hätte man ihn bezeichnen können. Jeder Ziegelstein, den er mit seinen Füssen berührte zersprang mit einem lauten Knall in zwei Hälften. Strassenlaternen bogen knickten in sich zusammen und knallten mit den gläsernen Kästen, in welchen einst Lichter gebrannt hatten, auf den harten Boden. Tausende von Scherben flogen in alle Richtungen. Einer davon streifte Jonathans Wange, andere bohrten sich in seine Kleidung oder verfingen sich in den roten Haaren. Das Gebälk der Häuser um ihn herum knirschte wie trockenes Brot und wurde selbst von der kleinsten Brise in Form von Sägemehl davongetragen. Roter Staub war überall. Die Überreste der Ziegelsteine, aus denen die Häuser hier gemacht waren. Jonathan kannte diese Stadt. Natürlich kannte er sie. Als Kind war er durch ihre Strassen gerannt, hatte sich auf ihren Dächern gesonnt. Trockene Lippen formten einen Namen, vermochten es nicht einmal mehr, zu flüstern. Zu trocken war der Wind, die Haut des Kopfgeldjägers. Selbst die Luft, die Jonathan einzuatmen glaubte, schien aus winzigen, scharfen Kristallen zu bestehen, die seine Lunge zerschnitten und ihn Blut schmecken liessen.
Zu rennen wurde immer schwerer, die Gelenke knackten bei jedem Schritt, den der junge Volta machte. Als er einen Blick auf seine Hände warf, sah er auf die Klauen eines Toten. Die Haut hatte sich straff an die Knochen gelegt, die Fingernägel traten hervor und jede Sehne zeichnete sich scharf ab.
Doch er musste weiter rennen. Wenn er es nicht täte würde etwas furchtbares geschehen. Vor ihm schälte sich aus der Wand aus rotem Staub ein Gebäude, grösser als jedes andere heraus. Ein Gebäude, ein Gebilde von grösster Wichtigkeit. Davon hing alles ab. Nichts war wichtiger. Keuchend beschleunigte Jonathan seine Schritte. So unendlich weit das Ziel noch entfernt schien, er wollte nicht aufgeben ohne gekämpft zu haben. Niemals würde er das tun.
Mit einem lauten, hässlichen ~Knacks~ löste sich ein Finger von Jonathans Hand und wurde von dem stärker werdenden Wind wie trockenes Laub davon gewirbelt. Angestrengt richtete der Kopfgeldjäger seine Augen nach vorne, versuchte etwas zu erkennen, das ihm den Weg weisen konnte. Noch während eine ganze Hand dem Schicksal des einen Fingers folgte, verlor Jonathan die Fähigkeit zu sehen. Seine Augen waren verdorrt, aus den Höhlen geätzt. Mit schlingernden, wild um sich rudernden Glieder versuchte Jonathan zu verhindern, dass er gegen ein Hindernis prallte. Die hastigen Bewegungen bewirkten jedoch nur, dass sich seine Arme und Teile der Beine umso schneller auflösten. Bald hüpfte er nur noch auf einem Bein, nur um kurz darauf in den Staub zu fallen. Hart kam sein Kopf auf, seine Nase bröckelte ab und der Rest des verbliebenen Beines folgte ihr. Das Heulen des Sturmes verstummte, als die Ohren Jonathans abgefallen waren. Der Geschmack des Staubes verschwand mit der Zunge. Nichts als die vage Andeutung eines Flüsterns entwich dem weit aufgerissenen Mund, der vor Pein auf- und zuklappte. Wie ein Wurm zappelte das, was einmal Jonathan da Volta gewesen war, auf dem Boden herum, wand sich instinktiv in die Richtung eines grossen Konstruktes. Denn davon hing alles ab. Nichts war wichtiger. Während diese Gedanken verblassten geschah etwas, das eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Eine Träne, die aller Trockenheit und aller Düsternis trotzte, löste sich von der Augenhöhle eines ausgetrockneten Schädels und landete zischend am Boden.


Die Sonne draussen vor dem Fenster hatte kaum ihre ersten Strahlen ausgesandt, als Jonathan die Augen aufschlug. Er starrte an die Decke, wo mit kunstvollen Strichen eine Szene wie aus Geschichtsbüchern übernommen verewigt worden war. Schweiss perlte von der Stirn des Kopfgeldjägers und die weissen Laken, in die man ihn gehüllt hatte, waren nassgeschwitzt. Einige Augenblicke lag er einfach nur mit starrem Blick da, und musste sich fast mühsam aus der Illusion seines Traumes herausschälen. Mit tauben Fingern schob er die Decke zur Seite, um seinen Unterleib betrachten zu können. Wie erwartet war dieser dicht umschnürt mit sauberen Bandagen. Vorsichtig drückte Jonathan an verschiedenen Stellen gegen seinen Körper. An einigen Stellen schmerzte es noch ein wenig, aber im Grossen und Ganzen schien er sich auf dem guten Weg zur Besserung zu befinden.
Nun setzte sich der junge Volta auf, schwang die bandagierten Beine über den Bettrand und setzte die Füsse vorsichtig auf den Boden. Ein leichtes Schwindelgefühl befiel ihn, weswegen er einen Moment innehielt. Die Erinnerung an die Nacht, in der er Kane besiegt hatte, kam nur langsam in seinen Kopf zurück. Bruchstücke schwirrten in seinem Schädel herum, entschlüpften seinem Zugriff, wenn er sie erfassen wollte und machten keine Anstalten, sich fangen zu lassen. Seicht erinnerte sich Jonathan noch, nach Anija gefragt zu haben, als ihn die Anzugträger blutend aus dem Anbau geschleppt und aufgepäppelt hatten. Zu seiner Enttäuschung wussten sie es ebenfalls nicht.
Stöhnend rieb sich Jonathan die Nasenwurzel und versuchte anschliessend, sich vollständig in die Senkrechte zu bringen. Vieles war nicht geklärt worden und entging seinem Fassungsvermögen. Diese Szene, die er vor einer schieren Ewigkeit miterlebt hatte, warf mehr Fragen auf als sie beantwortete und machte das Mysterium um den Teufelsmenschen Vico Fuertes nur umso komplizierter und tiefer. „Zu tief, um sich so früh am Morgen den Kopf darüber zu zerbrechen“, dachte der grünäugige Kopfgeldjäger. Mit wackligem Schritt schlurfte er ans Bettende und bemerkte dort eine kleine Kommode, auf der ein Kleiderstapel lag. Ganz offenbar hatte man seine Sachen gewaschen, während er, sich windend vor Schmerz, drei volle Tage durch schlief. Ohne grosse Umstände streifte er die Hose ab, wobei er jedoch darauf achtete, nicht die Stellen an seinen Hüften zu berühren, welche ohne Zweifel nicht ganz verheilt waren. Dann griff er nach dem obersten Kleidungsstück des Stapels – seiner Hose – und kleidete sich an. Nach einigen schmerzhaften Momenten wurde der Gürtel etwas weiter geschnallt, damit er nicht zu sehr auf die Verletzung drückte und Jonathan sah sich nach seinen Waffen und der übrigen Ausrüstung rum. „Sie haben sie mir wohl abgenommen“, war die schlichte Feststellung. Grade wollte er auf die Tür zu treten und sie öffnen, als ihm jemand zuvor kam.
Der Anzugträger trat halb in den Raum, bemerkte den wachen Jonathan und hielt im Schritt inne. Kurz huschte ein Hauch von Unsicherheit über das sonst wohl eher ausdruckslose Gesicht, bevor er sich schnell wieder fing. „Deine Kleider scheinst du ja gefunden zu haben... ich bin im Auftrag von Zetus-san hier. Da du bereits wach bist...“ Er hob zwei Papiere in die Höhe. Wie Jonathan bereits erwartet hatte, waren es Kopien der Steckbriefe von Charles Tepes in seinen jungen Jahren und dem Assassinen Kane. Selbst durch das Papier schienen die eisblauen Augen des Auftragsmörders den jungen Volta aufspiessen zu wollen. Unwillkürlich fragte er sich, wie er diesen Mann hatte besiegen können.
„Auf die beiden ist ein Kopfgeld ausgesetzt und...nun ja... Zetus-san war der Meinung, dass du ihre Steckbriefe einlösen gehen solltest, da Vico noch schläft.
„Und er ohnehin zu faul wäre, um das selbst zu erledigen“, hängte Jonathan in Gedanken hintenran. Er fügte eine gekünstelte Denkpause ein, ehe er mit einem Nicken einwilligte. Daraufhin führte ihn der Mafioso hinaus, als hätte er ohnehin keine andere Antwort erwartet.
Vor der Tür schlossen sich Jonathan und dem Anzugträger drei weitere, schwarz gekleidete Gesellen an. „Wohl als Schutzmassnahme, falls irgend eine andere Mafiafamilie Rache an mir üben will.“, dachte Jonathan. „Oder sie wollen einfach verhindern, dass ich abhaue...“
Bevor die Fünfergruppe ganz zur Tür hinaus wahr, kam ein schmächtigerer Brillenträger angestolpert, in den Händen Nefertabis und Gamlechiel und um die Schulter die Reisetasche von Jonathan. Freudig nahm der Kopfgeldjäger die beiden Schmuckstücke und sein portables Set an verschiedensten Dingen in Empfang. Daraufhin gingen sie los und traten bald darauf in den konstanten Strom der Menschenmenge auf den Hauptstrassen ein. Ziel war die örtliche Marinebasis.
 
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A

Aki

Guest
„Wirst du wieder kämpfen?“ ernsthafte Sorge klang in den geflüsterten Worten mit, denn Miya war sich durchaus bewusst, wo sie gerade waren. In einem öffentlichen Café wie diesem kannte jeder irgendeinen Halunken, wenn er nicht selbst einer war, der einen kannte, den das Gesagte interessieren würde. Aki hingegen seufzte nur. Sie hatte ihr Kinn auf ihre Hand gelehnt und ihr Blick war in die Ferne abgeschweift. Sie ging ihren ganz eigenen Gedanken nach. Auch wenn sie froh war, nach drei Tagen Bettruhe endlich wieder draußen zu sein, hing ihr die erlittene Niederlage noch immer schwer im Magen. Ihr Schwert hatte sie seit ihrer Flucht nicht mehr angerührt, sie wagte es nicht aus Scham vor Meister Opinell. Selbst wenn sie den Weißhaarigen Schreihals aufsuchen würde, sie würde aufgrund ihrer Verletzungen unterliegen. Nein, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass ihre Fähigkeiten für diesen Gegner schlicht und ergreifend nicht ausreichten. Erneut seufzte sie, nun jedoch sehr viel tiefer. Sie ließ ihren Kopf langsam von ihrer Hand auf den Tisch gleiten. Ihre Stirn berührte das glatte Holz des Tisches. Es stank nach dem Alkohol, den das Holz mit den Jahren aufgenommen hatte. Ihr langes Haar fiel hinab und grenzte sie für einen Augenblick von der Umwelt ab. Viele der Blicke ruhten auf den Beiden Frauen. Einige Männer kannten sie aus Paulas Club, andere waren einfach nur von ihrem Anblick fasziniert. Aki trug eine an ihrer Haut anliegende schwarze Lederhose, darüber ihre schwarzen Stiefel und oben rum ein einfaches schwarzes Hemd, dessen Ärmel sie hoch gefaltet hatte. Einige der unteren und oberen Knöpfe waren offen, sodass man den weißen Verband darunter sehen konnte, der ihren Oberkörper noch immer umschloss. Heimlich hatten sie sich raus geschlichen, das heißt, Aki hatte versucht heimlich zu entwischen und war dabei von Miya erwischt worden. Unter der Bedingung sie begleiten zu dürfen, wollte Miya es niemanden verraten. Als würde ich irgendwem Rechenschaft schulden... ging es ihr durch den Kopf. „Woran denkst du?“ Sie hielt kurz inne und Aki vernahm ihr leises Kichern. Bitte nicht... flehte sie in Gedanken, doch ihr Flehen bleib ungehört: „Ist es etwa wegen Vico?“ fragte die junge Frau vor ihr grinsend. Ist die vollkommen bescheuert?! schoss es ihr durch den Kopf, so laut seinen Namen zu nennen. Klasse, nun ruhten auch die Blicke der letzten Kerle auf Ihnen, die eigentlich in ihre eigenen Geschäfte vertieft gewesen waren. Langsam erhob Aki den Kopf, ihr Blick sprach mehr als tausend Worte und ein kalter Schauer lief Miyas schmalen Rücken hinab. Wieso strafte man sie mit einem solchen Blick? „Wenn Blicke töten könnten.“ scherzte die Kellnerin, die gekommen war um die Rechnung zu bringen. Der jungen Schwertkämpferin wurde das zu blöd, sie stand auf, schob mit ihrem Fuß den Stuhl zurück und wandte sich Miya ab, sie schritt schon einmal hinaus. Gezwungenermaßen bezahlte die Verlassene schnell die Rechnung und eilte Aki nach, die bereits draußend stand und den Rauch ihrer Zigarette in die Luft pustete. Als sie ihre Begleiterin erkannte, drückte sie ihr das Geld in die Hand, dass sie ihr schuldete und machte sich schweigend auf den Weg. Etwas unbeholfen folgte Miya ihr. Sie erwähnte den jungen Fuertes nicht mehr, obwohl es ihr auf der Seele brannte. Nach einer Weile, in der sie schweigend nebeneinander her gelaufen waren und es Miya noch immer schleierhaft war, wohin sie ihr Weg führte, brach sie das Schweigen schließlich, das für sie zunehmend unerträglich geworden war. „Die langen Haare stehen dir wirklich gut.“ lobte sie lächelnd. Aki warf den letzten Rest ihrer Zigarette zu Boden und zerdrückte ihn mit ihrem Stiefel, bis sie Miya einen beiläufigen Blick und ein knappes „Danke.“ zuwarf. Ihr Blick neigte sich jedoch schnell wieder zurück auf den Boden. Miya seufzte, fasste schließlich ihren ganzen Mut zusammen, stemmte ihre Hände in die Hüfte und fragte nun geradewegs heraus, was Aki so beschäftigte. Als ob sie es verstehen würde, wenn ich es ihr sagen würde... Sie verschränkte die Arme, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel über Cosa Nostra. Wie sie diese Insel satt hatte. Es wurde Zeit, dass sie wieder abreiste...vor allem, nachdem sie hier nichts mehr hielt. „Ob es Vico gut geht?“ ...und wie steht es wohl um Jonathan? Endlich. Darauf hatte die junge Frau doch so gewartet. Stürmisch umarmte sie die Größere und drückte sie fest an sich, sodass Akis Verletzung schmerzte. „Miya!“ mahnte sie um sie daran zu erinnern, dass sie noch immer verletzt war. „Ah! Entschuldige!“ Schnell ließ sie wieder von ihr ab. „Es ist nur....“ Miya senkte den Kopf und eine Träne huschte über ihre blassen Wangen. Weint sie etwa? „Es ist nur...ich weiß, wie weh die Liebe tun kann.“ Weinend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Wenn ich ihn denn lieben würde... seufzte die stolze Schwertkämpferin und streichelte Miya behutsam durchs Haar. „Wenn er tot wäre wüsstest du das längst.“ unterbrach die Beiden eine sehr wohl bekannte Stimme. Paula stand hinter ihnen, mit verschränkten Armen. In ihrer Gesellschaft einige Männer, die ihre Einkäufe schleppten. Beim Klang der ihr so bekannten Stimme schien auch Miya sich wieder beruhigt zu haben. Sie strich sich durch das Gesicht und lächelte freundlich, wie und je. Als sei nichts gewesen. Widerlich. schoss es ihr durch den Kopf. „Da magst du Recht haben.“ gestand Aki. Dabei war es ihr vollkommen gleichgültig, was aus dem Großmaul geworden war. Doch da schoss es ihr durch den Kopf, wie er sie beschützt und gerettet hatte. Welch unglaubliche Kraft in seinen Armen schlummerte. Und schließlich seine stechend roten Augen, die sie wohl nie wieder vergessen würde. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus, sie schüttelte sich leicht, ehe sie sich wieder besann. „Was stolzierst du hier draußen herum? Wo du doch noch immer Bettruhe hast?“ sie verzog leicht die Lippen, als würde sie jeden Moment beginnen zu schreien. Während Miya einen Schritt zurückging, zuckte die junge Schwertkämpferin mit den Achseln: „Ich habe keinen Bock mehr im Bett zu versauern.“ Den Männern raubte es den Atem. Eine solche Unverschämtheit gegenüber der wilden Paula? DER wilden Paula?! Auch sie gingen aus Sicherheit einige Schritte zurück. Paula stemmte die Hände in die breite Hüfte und betrachtete Aki von oben bis unten. Ehe sie in Gelächter ausbrach. Irritiert sahen sich alle Beteiligten an, was war denn nun? Paula besann sich wieder, ging einige Schritte auf Aki zu, klopfte ihr grinsend auf die Schulter und verkündete ihr zufrieden: „Na, wenn du wieder so fit bist, kannst du ja auch heute Abend auftreten und deine Gesangskünste zum Besten geben.“
 

Scar

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Langsamen wie leisen Schrittes gingen die beiden ungleichen Männer nebeneinander her, bis Scar für einen kurzen Moment innehielt und mit einer Frage an den Silberhaarigen heraus brach. "Oi… Was ist eigentlich aus dem Rest der Gang geworden?" Zetus stoppte nach dieser Frage augenblicklich, während ihm die schiere Verwunderung über solch ein – wenn auch simpel gestricktes – Interesse seitens des jungen Fuertes im Gesicht stand. Vico zog eine Augenbraue, wegen dem in seinen Augen recht dümmlichen Ausdruck des Zuperbias, nach oben, schnalzte kurz und ging danach direkt weiter, den Gang hinunter. "Matte! Es… ist lediglich ungewohnt, dass du dich mal um andere Leute scherst, als nur um dich selbst. Allerdings, muss ich dieses Wunder ungeachtet vergehen lassen, denn nach dem du damals verschwunden bist, trennten sich auch die Wege von den Höllenhunden. Daher, keine Ahnung…" Wie es zu erwarten war schritt der schwarzhaarige junge Mann einfach weiter, als hätte er der Antwort auf seine Frage keinerlei Beachtung geschenkt. Doch so sehr er es auch versuchte zu leugnen, die Gegenwart Zetus weckte so viele Erinnerungen aus seiner Kindheit. Ein bescheidener und dennoch gewichtiger Abschnitt seines Lebens, vor und nach dem Vorfall in der Villa Fuertes…

Nach einigen weiteren Minuten des betretenen Schweigens, hatte Zetus den Erben der Familie Fuertes an den Ort zurück geführt, an dem er vor drei Tagen seinen bisher heftigsten Kampf ausgefochten hatte – die Halle des Anbaus, im hinteren Teil des Anwesens Sir Tepes. "Was zum Henker wollen wir hier?" schnauzte Scar den gerade die Treppe hinunter gehenden Zetus an. "Mah-mah… Ungeduldig wie eh und je. Wart's einfach ab…" Murrend ging der junge Fuertes seinem Führer hinterher, wobei er dabei nicht drum herum kam, sich sein ehemaliges Schlachtfeld noch einmal zu Gemüte zu führen. Seine Hände gruben sich in die Taschen seines Mantels, während Teile von Schutt und Möbelar unter seinen Füßen knirschten. Mit wenigen Schritten war er dann an der Stelle gelandet, an der Tepes verstorben war. Einzig eine schon fast schwärzlich getrocknete Blutlache zeugte noch von dem einstigen Hiersein des Hausherrn. Fast nostalgisch fiel der Blick der tiefroten Augen hinab auf das Zeugnis seiner Tat. Nur ein weiterer Mensch, der sein Leben durch deine Hand verloren hatte… meinte eine Stimme tief in seinem Verstand verborgen, ehe seine rechte Hand in die Innentasche seines Mantels griff. Sie waren noch dort, wenn auch bereits vertrocknet, so sollten sie dennoch ihren Zweck erfüllen und die Botschaft weitertragen. Zwei Rosen kamen in der Hand des Fuertes zum Vorschein. Eine weiß, die andere rot. Zusammen hatten sie eine Bedeutung, innerhalb der Blumensprache. Gerade zu achtlos, warf Vico die Rosen von sich – zusammen und hinab auf das Blut seines letzten Gegners. Danach wendete er sich wieder herum und ging Richtung des Zuperbias. Jener fluchte und meckerte gerade vor sich her, scheinbar eine Wand an… "…Irgendwie, muss diese Scheiße doch…" Just in diesem Moment schlug der Mann mit den Augen und dem Sein eines Hais gegen einen Kerzenhalter an der Wand, wodurch ein grollender Mechanismus ausgelöst und anschließend ein unterirdischer Gang freigelegt wurde. "Ha! Geht doch! …Voi~ Vico, folg mir!" - "Uruse... Kasu loga." Ein Zischen folgte, zur Kenntnis tragend dafür, dass Zetus eine Fackel anzündete, ehe beide die steinige Treppe hinab in die dunkle Tiefe hinab stiegen. Vico musste beim Eintreten darauf aufpassen sich nicht den Kopf zu stoßen. Der Geheimgang war nicht nur klein, sondern auch noch nicht gerade breit gehalten. Auch die Treppe erwies sich nicht gerade als trittfreundlich, viel mehr als steil und manchmal sogar rutschig. Feuchte Kühle stieg aus der Tiefe nach oben und mit jedem Schritt den Scar tätigte stieg ihm immer mehr der salzige Geruch von Meerwasser in die Nase. Dadurch wurde ihm klar, wohin die Treppe wohl führen würde, denn schließlich, lag Tepes Anwesen direkt an der Küste.

Ein erneutes Grollen zog durch die Dunkelheit und durch das Öffnen einer weiteren, steinernen Tür tat sich eine riesige unterirdische Höhle vor Vico und Zetus auf. Während letzterer Zielstrebig in die Grotte hinein schritt und mit einem "Zetus-san!" von einem seiner Männer begrüßt wurde, trat der Erbe der Familie Fuertes etwas unbeholfen aus dem Gang mit der Treppe. Es stank gewaltig nach Meersalz und als auch noch das dröhnende Echo rauschender Wellen an die Ohren des Tigerkönigs drang, war klar, dass er sich direkt am Meer befinden musste. Doch das war bei weitem nicht das Interessanteste an dieser riesigen Höhle, denn… "Voii~ Zündet gefälligst alle Fackeln an! Wie soll er sonst etwas erkennen?!" Augenblicklich und mal wieder wie von einer Tarantel gestochen, führten die vielen Untergebenen von Zetus dessen Befehl aus, woraufhin schlagartig mehrere Feuer entzündet wurden, in einer Laufbahn gleich sowie im Kreis angeordnet an der Wand der Höhle entlang. Die nun eintretende, flackernde Beleuchtung gab das wahre Verborgene preis und Scar's Augen rissen sich gebannt auf, als Es von einem Moment auf den anderen vor ihm auftauchte, aus den Schatten gerissen und gerade zu majestätisch. Ein schmunzelndes Lachen folgte seitens des Zuperbias… "Und... wie gefällt es dir? Tepes hatte nie einen Namen dafür, obwohl es jahrelang in seinem Besitz war, doch ich nenne dieses Prachtstück…" Wahrscheinlich verdankte es Vico seiner Einbildung oder aber es war ein Streich dem der Wind ihm in dieser Gotte spielte, doch er konnte schwören in diesem Moment das tiefe Gebrüll einer Meeresbestie zu vernehmen. "…Negro Squalo – der schwarze Hai!" So betitelte Zetus das pechschwarze riesige Schiff, das bis eben noch in der Dunkelheit verborgen gelegen hatte und seicht im Meereswasser, welches sich in der Höhle befand, hin und her wog. Eine atemberaubende wie beeindruckende Gestalt… Monströs und dennoch jeden Betrachter in seinen Bann ziehend.
 
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Livy

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Die warme Luft der Stadt peitschte ihm wild und ungebändigt um den glatten Kopf – ein Gefühl, das er nach der Gefangenschaft nur allzu gierig in sich aufsaugte. Sprung um Sprung hetzte Livy mit blutverschmierten Mäulern über die Dächer etlicher Häuser und lauschte. Die letzten Schreie waren vor einiger Zeit verklungen, doch so lebendig er sich in diesem Moment auch fühlen mochte kam er doch nicht umhin, sich für sein unüberlegtes Handeln zu verfluchen.
Zwei Wachleute, deren Aufgabe es war, das Haus eines Gesuchten zu überwachen, waren tot. Es würde sich schnell herumsprechen, was dies bedeutete, und noch schneller würden weitere Männer auf seine Spur angesetzt werden. Nicht, dass Livy vor den Handlangern ein paar kleiner Fische Angst gehabt hätte, doch mit den bisherigen Morden würde es bei solchen hirnverbrannten Schlägern allein nicht bleiben. Das Brennen in seinem kaum kurierten Maul erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass es auf Cosa Nostra auch Kämpfer gab, denen die Teufelspflanze ihren eigentlichen Platz noch nicht zu zeigen vermochte.
Mit einem kräftigen Tritt stieß sich Livy vom letzten Dach der Häuserreihe ab, um mit einem leisen Rascheln unter einem schattigen Busch zu landen. Hier, mitten in der Natur, war es oso gut wie unmöglich, dass auch ein noch so begabter Fährtenleser die Spur einer Pflanze unter Pflanzen aufnehmen konnte; selbst eine Nadel im Heu wäre leichter zu finden. Nach einigen steifen Atemzügen setzte Livy seinen Weg dennoch fort, wobei er vom scharfen Pochen in seiner Hand immer weiter vorangetrieben wurde.
Alles nur wegen ihr…
In den letzten Tagen hatte Livy oft an das Menschenweib gedacht, welches ihn in jenes dunkle Verlies im Keller des Geistergreises gesperrt hatte. Sie war eins der wenigen Opfer, die eine längere Zeit Platz im Kopf des grünen Schattens zu finden in der Lage waren. Zu diesen zählte zum Beispiel auch der Schwertkämpfer, der als erster Streiter seit Livys Ankunft auf Cosa Nostra dem Teufelsmenschen wirklich Probleme bereitet hatte. Selbst dieser Klingenschwinger war jedoch nicht so… interessant wie die merkwürdige Frau mit den Dolchen gewesen. Sie war die erste Vertreterin ihres Geschlechts überhaupt, die Livy eine Wunde hatte beibringen können, was gleichsam bemerkenswert wie verdammungswürdig war. Eine solch schmächtige Gestalt hatte ihn, Livy, den grünen Schatten, die Teufelspflanze, die denkende Piranhaia, verletzen können, und der Frage nach dem Wie fehlte es noch immer an einer Antwort. Was war an ihr so besonders? War es das Gift, die Dolche, ihre Körperbeherrschung?
Erneut im Schatten einer Pflanze Schutz suchend ließ Livy eine seiner Nebenranken achtlos auf den Boden peitschen. Der Kampf war zu verwirrend und zu schnell vorüber gegangen, als dass nun noch eine ausführliche Analyse des Kampfstils der Frau möglich gewesen wäre. Erst jetzt ging ihm auf, was für ein prächtiges Forschungsobjekt die Kriegerin abgegeben haben könnte! Hätte er sie nicht getötet, sondern nur gelähmt… wofür verfügte er immerhin über Gift? Ganz im Gegensatz zu dieser sechsmal verfluchten Frau wusste er augenscheinlich viel zu wenig über seine eigenen Möglichkeiten. Ja, er verfügte als Kombination aus Pflanze und Mensch über ein weitaus größeres Potential als die Kinder nur einer dieser Welten, doch was nützte ihm dies, wenn er seine Möglichkeiten nicht ganz genau kannte und ausschöpfte?
Mit einem Seufzen hetzte Livy ziellos weiter durch den Wald. Er sprang von einem Schatten zum nächsten, kauerte sich unter Bäume und Büsche, schwang sich manchmal in grüne Wipfel empor, und stürzte anschließend selbstvergessen zu Boden, um gedankenverloren weiter zu rennen. Wohin war er eigentlich unterwegs? Livy wusste es nicht, weder was seinen weltlichen, noch was seinen geistigen Weg betraf. Ebenso, wie seine Gestalt im Wald verloren nach Schutz und Zuflucht suchte, sah er sich mit der überraschenden Erkenntnis, bisher offenbar kaum etwas über sich selbst gelernt zu haben, an einer Kreuzung mit endlos vielen Straßen angelangt – und sie alle führten in die Ungewissheit. Jahrelang war er doch nun schon auf der Suche nach sich selbst, seiner Herkunft und seinem Ziel, und obwohl er mittlerweile sprechen konnte, vom Wunder um die sogenannten Teufelsfrüchte wusste, und das Wesen der Menschen gut genug kannte, um sich unter ihnen bewegen zu können, so war er dem Rätsel namens „Livy“ doch kaum zwei Schritte nähergekommen. Oder wie sollte er sich die Schmerzen in seinem Arm sonst erklären?
Wütend beschleunigte sich Livys Schritt. Die Teufelspflanze raste durch den Wald, tauchte als schlangenarmige Gestalt in die Schatten uralter Bäume, und tauchte als grotesker Hybride wieder aus ihnen auf. Wohin, wohin, wohin? Alles sah gleich aus: Braune Stämme, die sich gedankenlos dem Himmel entgegenstreckten, weiter und weiter nach oben. Sie wussten, wohin sie wollten! Warum er nicht? Warum?! Mehr Büsche, mehr Blumen, mehr Bäume kreuzten Livys Weg, doch nichts und niemand unter diesen Gewächsen vermochte ihm seine Fragen zu beantworten. Sie alle waren nur einfaches, hirnloses Grünzeug ohne Bewusstsein, eines wie das andere, langweilig, gewöhnlich. Erinnerungen an seine zahlreichen Streifzüge durch Palermo und Sharewood schlichen sich bei diesem Gedanken in Livys Kopf: Genau das gleiche hatte er stets gedacht, als er vom Dach eines Herrenhauses die Straßen und Marktplätze menschlicher Städte beobachtet hatte. All diese kleinen Ameisen, die sich in bunte Stoffe kleideten, mit ihren braunen, schwarzen und blonden Haaren, mal lang, mal kurz, mal mit, mal ohne Bart, groß und klein, jung und alt, jeder und keiner von ihnen etwas Besonderes. Obgleich sie des Denkens fähig waren, so unterschieden sie sich in dieser Hinsicht doch kaum von den Bäumen und Büschen, an denen Livy vorbeihetzte. Alles gleich, alles normal, alles schwach, Pflanze wie Mensch. Konnte in diesem Fall eine Kombination aus beidem dann überhaupt etwas Besonderes sein?
War das die Wahrheit, die Antwort auf seine Frage nach der abgehackten Hand? War er nichts weiter als eine von diesen Abertausenden von unbedeutenden Existenzen?
Mit ungebrochen hoher Geschwindigkeit rannte Livy weiter. Dabei bemerkte er erst viel zu spät, dass einige Meter vor ihm der Wald plötzlich aufzubrechen schien. Zu schnell für einen abrupten Stopp flog Livy unvermittelt über die Grenze des Forsts, mitten auf eine hell erleuchtete Wiese. Mit einem Ächzen versuchte er, seine Augen von der grellen Sonne abzuwenden, doch es dauerte einige Zeit, bis die tanzenden Lichter aus seinem Blickfeld verschwunden waren und er wieder sehen konnte. Was sich ihm dann allerdings darbot war die tränenden Augen allemal wert: Livy stand nur etwa zweihundert Meter von dem zertrümmerten Flügel des Geistergreis-Anwesens entfernt. Und dort… dort drinnen, jenseits eines völlig neuen, grob gezimmerten Fensters… stand ein altbekanntes Muskelpaket. Ein klebriger Tropfen Speichel rann Livy unweigerlich aus dem Mundwinkel seines Hauptmauls, als er diese seine schwarzhaarige Beute erkannte. Allzu klar erinnerte er sich an die Gestalt, die nachts in einem hell erleuchteten Zimmer den grauhaarigen Tepes von sich geschleudert hatte, ebenso wie er sich an das Katzenwesen erinnerte, welches ihm eiskalt seine Rache gestohlen hatte.
Ein schmutziges Grinsen zeichnete sich auf Livys grünen Lippen ab. Dort war sie, genau dort, die Antwort auf die quälende Frage nach dem „Wohin“, und verschwand in den Eingeweiden der großen Villa des Geistergreises.
 

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Die Hand Vico's strich von Faszination gefesselt, gerade zu wie magnetisch angezogen über das raue, schwarze Edelholz des Bugs der Negro Squalo. Ein wahrhaftig beeindruckendes Werk der Zimmermannskunst. Trotz der vielen Jahrzehnte, die es wohl schon auf dem Buckel hatte, war es nach Scar's laienhafter Einschätzung und dem groben Überblick den er sich verschaffen konnte, noch sehr gut in Schuss. Doch etwas war an dem ganzen Umstand merkwürdig… "Und, wie hast du vor, dieses Monstrum hier heraus zu bekommen?" Das Meerwasser schien unterirdisch in die Höhle eingetreten zu sein. Doch viel fragwürdiger war, wie war dieses riesige Schiff überhaupt erst an seinen Platz gekommen?
Zetus grinste nur hämisch und nickte anschließend in die Richtung einer seiner Männer, welcher direkt los stürmte, zu einem gusseisernen, recht altem Hebel, am Boden, direkt vor der Küstenwand. Scar blickte lediglich etwas verwundert drein und besah sich der Wand dann etwas mehr… Sie wirkte unecht? Sofort als der junge Tigerkönig begriff wurde der Hebel beschwerlich umgelegt und unter lautem den Donnern von Stahl und Gusseisen traten riesige Zahnräder in Kraft, kurz bevor die Wand aufriss, sich teilte und anfänglich von einem Spalt aus langsam Licht von Außen eindrang, während Steine von der Decke, den Wänden und dem offensichtlichem, steinernen Tor bröckelten. Der Fuertes Sprössling machte einen Gesichtsausdruck ala "Ernsthaft?", weil er es nicht recht glauben konnte, dass sich jemand wie Tepes einen solchen Aufwand machen würde, nur um ein Schiff zu verstecken. Dann jedoch fiel ihm ein, was der Zuperbia ihm vorhin berichtet hatte. Tepes sei ja mal ein Pirat mit recht hohem Kopfgeld gewesen… Dann… ist dies wohl sein altes Schiff? meinte der schwarzhaarige Teufelsmensch zu sich selbst in Gedanken, während sich im Hintergrund bereits alle daran machten, dass Schiff seetüchtig werden zu lassen. Zetus stieg gerade über die Planke auf das Meeresungeheuer, als Scar sich herum wandte und noch über etwas sicher gehen wollte. "Oi, Ahou… Wenn das mal das Schiff eines gesuchten Kriminellen war, wie soll ich dann damit unbehelligt segeln können, eh?!" - "Pff, als wenn das so ein Problem wäre… Behaupte doch einfach, ähm,… Du hättest der Man-Bat das Schiff im Kampf abgenommen! Ja, genau!" Das dem Haischädel dabei eine Schweißperle an der Stirn hinunter rannte, machte das Ganze wesentlich unkäuflicher und mit einem genervten Seufzen nahm Vico das erst einmal so hin. Es galt sich schließlich erst um solcherlei Probleme zu kümmern, wenn diese denn wirklich auftreten sollten.
Gerade als Scar ebenfalls auf das Schiff überstieg, kam einer der vielen untergebenen Anzugträger Zetus auf diesen zu… "Taichou, was sollen wir mit dem Jolly Roger am Mast machen?" - "Öhh…" Und dafür fing sich Zetus direkt die geballte Faust des Tigerkönigs auf dessen Hinterkopf. "Itatatata!" krümmte sich Zetus und hielt sich seinen eigentlichen Dickschädel. "VOIII~! Shitty Boss'u!" Zetus stutzte, als er Scar's tiefroten Augen nach oben folgte, hinauf zum Jolly Roger seines einstigen Herrn. "Verbrennt ihn…" kam es lediglich noch mit eiskalter Stimme, ganz trocken aus dem Munde des Tigermenschen ehe er weiter über das Deck schritt, um sich etwas umzusehen, während sich die restliche Besatzung noch damit beschäftigte, das Schiff zum Ablegen bereit zu machen.

Gerade als Scar die Tür zur offensichtlichen Kapitänskajute am Heck des Schiffes unter den Treppen zur Steuerbrücke durchschritt, konnte er noch wahrnehmen, wie Zetus seine Leute schreiend weiter antrieb, sodass sie gleich Segel setzen können würden. Der junge Fuertes hielt hingegen nicht so viel davon Befehle zu geben… Davon abgesehen wäre es ohnehin fraglich, ob sie auch auf ihn statt dem Mann mit der Intelligenz einer Seebestie hören würden. Aber ohnehin war es erst einmal interessanter, sich auf der Negro Squalo umzuschauen. Die Kapitänskajute sollte nun der erste Erkundungsort sein und Vico stand auch schon mitten im Raum, vor einem riesigen schwarzen Tisch aus Edelholz mit acht an diesem angeordneten sowie ebenso hochqualitativen Stühlen. Es handelte sich hierbei um eine Art Besprechungstisch, für crewinterne Angelegenheiten. Scar schritt mäßig weiter, links am Tisch entlang. Seine Hand fuhr dabei aus Neugier heraus und während dem Gehen strich sie über eine veraltete Karte des West Blues, welche schon gelblich gefärbt auf dem Kartographietisch, welcher sich an der Wand zwischen zwei Regeln befand, lag. Danach kam er am wirklichen Ende des Schiffes an, dem Gitterfenster dieser Räumlichkeit, welches eine Tür besaß, durch welche man auf den Sims des Hecks kam. Sein Blick fiel durch das schwammig-klare Glas nach Draußen, während lediglich das Licht der Fackeln in der Höhle, seine Gestalt etwas von Außen betrachtet zur Erscheinung brachte. Erneut links von ihm, befand sich eine weitere Tür. Die die wohl wirklich zur eigentlichen Räumlichkeit des Kapitäns führen sollte. Mit einem kräftigen Schwung war auch dieser Eintritt geebnet, jedoch sah sich Scar eher spärlich in dieser noch recht einfach eingerichteten Schiffssuite um. Er hatte seine Auge nämlich längst auf etwas anderes geworfen, machte deswegen eine Kehrtwende, schloss dabei die Tür und schritt auf den Tisch des Besatzungsführers zu. Ab heute, dann wohl sein persönlicher Sitz. Hinter dem Tisch war ein beachtlicher Stuhl aufgestellt, erneut aus edlem schwarzen Holz, mit einigen Schnörkeln verziert und ebenso finster gepolstert. Mehr ein Thron statt eines Sitzes. Passend für eine Person wie Tepes… Aber auch ebenso passend für eine königliche Gestalt wie Scar, zumindest meinte er das in Gedanken zu sich selbst, kurz und noch während er sich schwungvoll in seinen neuen Herrensitz schwang, dabei die Beine nach oben riss und genauso schnell wieder lang gestreckt auf den Schreibtisch knallen lies, wobei einige Blätter vom Schreibtisch durch die Gegend gewirbelt wurden.
Ja, an solch einen Luxus könnte er sich wahrlich gewöhnen, dachte Vico, während er sich entspannend zurück lehnte und die Augen schloss. Endlich einmal wieder ausspannen und das auch noch während andere für einen arbeiteten. Einfach nur mal wieder seine Ruhe haben, sich um nichts kümmern, außer vielleicht seine persönlichen Tagebucheinträge zu aktualisieren. Doch just in dem Moment, als der junge Fuertes in seine Manteltasche greifen wollte, donnerte die Tür zum Deck auf und… "VOIIIIIIII!" Äderchen drohten erneut zu platzen und nur ein gezielter Wurf mit einem Briefbeschwerer konnte der Frustration als Ventil dienen, während das kleine schwere Stück gegen den Kopf des Zuperbias knallte. "Teme!" Faszinierend war es auf eine gewisse Art und Weise schon, wie schnell Zetus immer wieder aufspringen konnte, nach dem man ihn umhaute. Aber wahrscheinlich härteten ihn die Würfe von Zeit zu Zeit nur immer mehr ab… "Kasuga… Sag schon, was du willst, statt hier rum zu brüllen." Zetus schnalzte, immer noch verärgert, jedoch antwortete er dann doch. "Negro Squalo ist zum Ablegen bereit. Ich dachte mir nur, du würdest nach Draußen kommen wollen, um zu sehen, was dieses Monstrum drauf hat…" So sehr, wie der Zuperbia annahm, dass es den Teufelsmenschen interessierte, kümmerte sich Scar eigentlich nicht darum. Dennoch war es sicherlich irgendwo wichtig zu wissen, zu was der Kahn fähig war. Immerhin, war sein Ziel ja die Grandline… Seicht genervt aber dennoch bereitwillig, sprang Vico auf und schritt wieder auf das Hauptdeck, wo die Männer Zetus' noch mühsam am Anpacken waren. Der Schwarze Hai hatte sich auch schon in Bewegung gesetzt, wenn auch recht langsam. Allerdings galt es ja erst einmal, ohne Beschädigungen aus der Küstenhöhle hinaus zu kommen. Scar war derweil schon an der Gallionsfigur angekommen, und blickte stur gerade aus. Er hatte das Monstrum gerade erst erhalten und dennoch machte er eine Gestalt, wie als ob er das Ungeheuer unter seinen Füßen gebändigt hätte. Dann, endlich aus der Gruft heraus, wurden nun auch die Segel gesetzt und unter lauten Schnürgeräuschen und Zurufen, breiteten sich riesige schwarzgraue Leinentücher aus, wurden sogleich vom Wind erfasst und gaben dem pechschwarzen Ungetüm einen gewaltigen Anschwung, in welchem es in seiner vollen Pracht erstrahlte. Die Geschwindigkeit war wahrlich beachtlich… Selbst Scar war beeindruckt. Noch nie zuvor hatte er ein Schiff gesehen, dass so schnell beschleunigen konnte. "Männer! Ihr wisst was ihr zu tun habt, zeigt dem Fuertes, warum Haie die tödlichsten Jäger der Meere sind! Auf zum Hafen nach Palermo!" Immerhin galt es, sich noch eine tüchtige Crew sowie Verpflegung und anderweitige Vorräte zu besorgen…
 

Rose

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Es war wieder einer dieser Tage, welche Rose am liebsten überspringen würde. Wie sie diese Stadt einfach hasste mit all ihren Lackaffen und dreckigen Ecken. Die Mafiosi, die so viel auf sich hielten mit ihren kleinen Schnecken, die ihnen wie kleine Hündchen hörig waren. Aber immerhin waren diese Leute so freundlich, dass sie ihre Anzahl durch diverse Meucheleien untereinander reduzierten und bisher hielten sie sich von dem abgelegenen Grundstück des Meisters fern. Anscheinend hatten diese Halunken gelernt, dass die kleinen Fische bei dem Meister der Pfauen nur Prügel bezogen und Hochrangige zu schicken lohnte sich schlichtweg nicht. Das kleine Anwesen etwas außerhalb der Stadt hatte keinen taktischen Wert, da es auf dem neutralen Gebiet lag, ebenso wenig wie der eigenwillige Bewohner, der hier seit Jahren hauste ohne großartig Kontakt zu den Menschen in seiner Umgebung zu haben. An sich war er den meisten Leuten auch eher unheimlich und so kam es auch wirklich selten vor, dass sich jemand zu dem kleinen, zweistöckigen Häuschen verirrte. Die Ausnahme bildete Rose, die von Meister Pao Pao aufgenommen wurde wie ein herrenloser Hund. Diese drückte nun gerade die Haustür auf, die ihre besten Tage schon lange hinter sich und dringend etwas Öl nötig hatte. Es war Mittag und so strahlte die Sonne bereits eifrig, sodass Scarlett ihre rechte Hand über ihre geblendeten Augen hob, um ihnen etwas Schatten zu spenden. Anbei gab einer der übergroßen Pfauen seinen penetranten Ruf von sich, als wolle er den fehlenden Hühnerhahn ersetzen. Der blau-grüne Vogel sah auf dem Misthaufen auch wesentlich besser aus als seine kleineren schmuckloseren Vettern. Rose hatte im Moment recht wenig für das Federvieh übrig, während sie ihren Gürtel noch einmal nachzog und von der Treppenstufe schritt. Pao Pao saß bereits auf der Bank vor dem Haus und paffte amüsiert an seiner Pfeife. "Vergiss meine Zeitung nicht, Kindchen", kicherte der Alte und erfreute sich der herrlichen Aussicht. Ja, das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint, dass es ihm solch eine Gesellschaft bescherte. Rose war wenig angetan und tat seine Bemerkung mit einem Zungenschnalzer ab. Manchmal war der alte Kauz einfach nur nervig, vor allem wenn er seine angebliche Gebrechlichkeit wieder einmal als Ausrede nutzte, um sich vor der Arbeit zu drücken. Als ob die Everglot nicht wüsste, dass er für sein Alter verdammt fit war und so manchem Jüngling, wie er immer sagte, eine Lektion erteilte. Das schlimmste war aber, dass der alte Geier sie los schickte, um seine Schmuddelheftchen zu besorgen. Glück für ihn, dass sie so tief in seiner Schuld stand.
In regelmäßiger Taktung erzeugten die Absätze Scarletts das typische Geräusch beim Aufsetzen, als sie zum Stall hinüber ging. Der Esel stand bereits am Gatter seiner kleinen Wiese, denn er wusste, dass es heute wieder in die Stadt ging. Es dauerte nicht lange, bis das Tier vor den kleinen Wagen gespannt war, welcher den Transport deutlich erleichterte. Zumindest wenn der Esel nicht wäre, der immer wieder bockte und einfach ohne Grund stur in der Gegend stehen blieb, nur um ein bisschen am Gras zu fressen oder sinnlos und panisch rumzuglotzen. Rose verstand dieses Vieh einfach nicht und schüttelte bei dem Gedanken an die letzte Fahrt nur den Kopf. Wieso konnte es kein Pferd sein? Die waren wenigstens nicht so stur. Dafür würde sie dem Meister heute eine kleine Überraschung mitbringen. Die Köchin grinste verschmitzt zu dem Glatzkopf hinüber, der offensichtlich etwas von dem Braten roch, als er über seine Sonnenbrille schielte und sogar kurz sein Magazin außer acht ließ. Rose winkte unschuldig, bestieg den Karren und trieb sachte den dicken Esel an. Das einzig gute an ihm war, dass er nur die Strecke vom Anwesen zur Marktstraße in der Stadt und wieder zurück kannte, sodass Rosabelle sich darüber nicht den Kopf zerbrechen musste. Lieber füllte sie diesen mit der Einkaufsliste, denn nach der Arbeit war es wieder an der Zeit die Vorräte etwas aufzufüllen. Zudem bekam sie heute ihren Lohn und wollte sich etwas umschauen. Den Esel konnte sie samt Wagen während der Arbeit im Hof stehen lassen. Ihr Chef Carlo war ein guter Kerl, auch wenn er oft schroff wirkte und definitiv zu kurz geraten war. Er reichte Scarlett gerade bis zur Brust, weswegen er die Angewohnheit hatte, sich schon mal auf Stühle oder Tische zu stellen, damit er seinem Gegenüber von der Körpergröße her ebenbürtig war. Zudem neigte er dazu, ziemlich laut zu reden und viel zu gestikulieren. Als die Hufe des dicken Esels auf Pflaster traten, schaute die Blonde schließlich auf. Der Weg zur Stadt war nicht sonderlich weit und gut zu Fuß zu schaffen, jedoch war es ein Unding die Einkäufe alleine zu schleppen. Dass diese dämlichen Vögel auch das gesamte Brot auffressen mussten und es dann auch noch geschafft haben, diverse Dinge im Vorratsraum unbrauchbar zu machen, als sie erwischt und von Rose nachdrücklich raus geschmissen wurden. Es ging durch diverse Gassen immer weiter in die Stadt hinein, bis die Everglot das Gefährt stoppte, ab stieg und den Esel von Hand führte. Dieser dachte nämlich gar nicht daran, sich in den Hinterhof leiten zu lassen. Nein, Rose musste ihn mit Fressen locken oder einfach dorthin zerren. Ganz zur Freude der Kinder, die das Szenario lachend beobachteten. Sie gehörten zu Carlos, waren vom Spielen ziemlich dreckig und hüpften nun um Scarlett und den bockigen Esel herum. "Verzieht euch gefälligst oder ich erzähle Carlos, wobei ich euch letztens erwischt habe", knurrte die Köchin, worauf hin direkt eine Stimme erklang, die viel zu tief war, als dass sie zu den Kindern gehörte. "Was willst du mir erzählen", fragte Carlos bestimmt, worauf hin die drei Jungs mit entsetzten Gesichtern ganz schnell das Weiter suchten. Rosabelles Gesicht war nun entspannter und sie lächelte. "Wenn ich dir das jetzt sage, kann ich sie mir später nicht mehr vom Leib halten." Carlos lachte laut, wobei er versuchte einen möglichst tiefen Ton zu treffen. Er nahm der Blonden die Zügel aus der Hand und schob den Esel ohne große Mühen an den Platz, wo er nun einige Zeit stehen sollte. Das Tier war vollkommen verdattert und schaute dem Besitzer des kleinen Ladens nur hinterher. Carlos ging mit vielen kurzen Schritten seiner kurzen Beine durch die Hintertür in die Küche. Rose folgte und griff zur Schürze, welche sie anbei anlegte. Die Luft hier drinnen war wie immer schwer von den Gerüchen und durch die Hitze. Klirrend schmiss Carmen, die Frau von Carlos, die Pfanne in die Spüle und strich sich hastig eine Stähne aus dem Gesicht. Sie war schwarzhaarig, hatte nussbraune Augen und war für den energischen Carlos eigentlich viel zu hübsch. Ihre vollen Lippen mit dem roten Lippenstift hatten sich ein Stück weit nach unten verzogen und verrieten schon, dass ihr gerade nicht unbedingt zum lachen zumute war. "Da bist du ja endlich", sagte sie erleichtert, worauf hin die Everglot höflich lächelte. Nein, zu spät war sie nicht, aber Carmen wartete immer sehnsüchtig auf ihre wohl verdiente Freizeit. Sie deutete auf die kleinen Zettelchen, die über der Durchreiche hingen. "Es ist relativ voll. Geh endlich nach vorne!" Der letzte Satz, gefolgt von einem gezielten Schwenk mit dem Kochlöffel, galt Carlos, der sich gerade noch ducken konnte, um dann davon zu eilen. Scarlett konnte sich ein Lachen kaum verkneifen, als sie sich das nächst beste Messer griff und anfing zu arbeiten. Das Ehepaar war wirklich herrlich mit seinen drei Kindern und dank der Stimmung, die sie hier verbreiteten, kamen die Leute gerne hierher, wobei die Mafiosi diesen Laden meistens mieden. Zum einen war das Essen nur gut bürgerlich und zum anderen waren die Sonnenbrillenträger einfach nicht gerne hier gesehen. Sie zerstörten regelmäßig ein Mal im Monat die Stimmung, wenn sie hierher kamen, um horrende Schutzgelder zu erpressen. Das musste reichen.
 

Livy

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Eine ganze Weile beobachtete Livy sein ehemaliges Gefängnis von außen, hielt Ausschau nach Patrouillen, und erinnerte sich. Die Fragen und Zweifel, die ihn nur wenige Augenblicke noch gequält hatten, verblassten mehr und mehr im Angesicht der Bilder, die sich innerhalb einer gefühlten Ewigkeit in seinen Kopf gebrannt hatten: Eine kleine, feuchte Zelle, dunkler Stahl der den Körper umschlang, und eine schwere Holztür, die alles Licht aussperrte. Keine atmende Erde, keine frische Luft, kein sauberes Wasser, und vor allem kein Fleisch…
Diese Tage der Dunkelheit und Abstinenz waren jetzt jedoch vorbei, und mit ihrem Ende dämmerte die Zeit der Rache – Rache, die Livy in diesem Augenblick wie auf einem Silbertablett vor sich liegen sah. Er musste sich nur noch in die Küche schleichen und zugreifen.
Plötzlich unsagbar hungrig schien der Moment gekommen zu sein. Als ein überaus neugieriger Wachmann hinter dem lädierten Anbau verschwand machte Livy in seiner Pflanzengestalt den ersten Schritt vorwärts. Aus einem langsamen Trab heraus beschleunigte das Gewächs rasch, die Schmerzen in einem seiner Läufe stoisch ignorierend. Einige wenige Büsche auf dem Weg boten kaum Deckung gegenüber den zahlreichen Fenstern des Herrenhauses, von welchen dafür jedoch glücklicherweise ein großer Teil von dunklen Vorhängen verschleiert wurde. Sollte allerdings durch die anderen genau in diesem kurzen Augenblick genau dorthin schauen, wo gerade ein schmaler, grüner Schatten auf das Haus zu rannte… nun, ein kleines Risiko hat noch niemandem geschadet, im Gegenteil: Es förderte den Appetit der Teufelspflanze beträchtlich.
Gut… nicht dass ich am Ende von unserem Kätzchen noch etwas übrig lassen muss.
Binnen weniger Sekunden war die Aufregung ob einer möglichen Entdeckung jedoch schon wieder abgeflaut, kauerte Livy doch bereits im mehr oder weniger sicheren Schatten des Anbaus. Wenig später war zudem das Dach erreicht, auf dem es der grüne Teufel während der vergangenen Nacht mit den ledrigen Schergen des Geistergreises hatte aufnehmen müssen. Nun jedoch war es hier oben ruhig, beinahe friedlich, auch wenn das kaum geflickte Loch in der Mitte diese Harmonie etwas störte. Nichtsdestoweniger atmete Livy einmal tief durch, bevor er sich erneut umsah.
Seine Beute war im Inneren der Villa verschwunden, war dort irgendwo unter ihm. Durch das Loch ließe sich dieser Weg zwar leicht erreichen, doch Kämpfe wären dabei wohl unausweichlich. Nein, es war der Situation angemessen, einfach Hals über Kopf in die Villa einzudringen, einige einfache Wachen auszuschalten, und dann verschwitzt dem Kätzchen in den Rücken zu fallen. Doch was dann? Es war zwar durchaus möglich, dass seine Beute erneut im Raum unter ihm erscheinen würde, doch langsam war Livy des Wartens überdrüssig. Sein Blut lechzte nach Rache, nach vollendeter, einfach perfekter Rache, keinem Katz und Maus Spiel oder weiterer Warterei. Für beides war einfach keine Zeit, dafür war sein Hunger bereits zu stark… ungewöhnlich stark. Verwundert bemerkte Livy sogar, dass er sich mit einem dunklen Grollen bemerkbar zu machen versuchte, dass seinen ganzen Körper vibrieren ließ.
Erst in den folgenden Augenblicken bemerkte die gierige Piranhaia, dass das Donnern nicht von ihr stammte und die Erschütterung nicht nur ihre eigenen Glieder erfasste. Auf dem Dach verteiltes Laub und kleine Steine begannen ebenfalls unruhig zu tanzen, was Livys Aufmerksamkeit von sich auf das gesamte Herrenhaus zurück lenkte. Neugierig, allerdings ohne seine derzeitige Lage zu vergessen, schlich die Pflanze zum Rand des Daches und blickte sich verwundert um. Es war das erste Mal, dass sich Livy der Nähe des Hauses zur Küste und des leise rauschenden Meeres wirklich gewahr wurde, doch dies war bei weitem nicht genug, um das seltsame Geräusch und die Bewegung zu erklären. Unruhig stand Livy am Rand, suchte nach der Quelle dieser Unruhe, kam ihr jedoch nicht auf den Grund. Ob er vielleicht…
Der Gedanke war kaum gefasst, da ließ sich Livy bereits zu Boden fallen. Die Glieder ausgestreckt landete er leichtfüßig, bevor er erneut zu einem raschen Sprint in Richtung der Geräuschquelle ansetzte. Nur kurz würde er seinen Posten verlassen, so kurz, dass ihm seine Beute schon nicht zwischen den Fingern hindurch gleiten würde. Dieses mysteriöse Beben dagegen konnte jeden Augenblick aufhören, und bevor dies geschah musste die Pflanze, die stets alles wissen musste, herausfinden, was unter der Erde des großen Herrenhauses vor sich ging. Mit diesem Plan zog sich Livy erneut in die Wälder zurück, die hinter dem Herrenhaus nur noch einen schmalen Streifen bildeten, bevor das Land zum Meer hin abfiel. Livy passierte die Bäume so schnell wie möglich, rannte etwas um das Haus herum, doch das Grummeln schien seinen Ursprung eher etwas entfernt vom Gebäude zu haben. Die Teufelspflanze rannte weiter, entfernte sich von der Villa, stürzte an etlichen anderen Pflanzen vorbei, und hielt dann abrupt inne, als sie den Rand der Insel erreicht hatte.
Livy hatte schon oft das Meer gesehen, doch die Endlosigkeit der allmächtigen Mutter Natur, welche die Menschen kaum je beachteten, beeindruckten ihn immer wieder. So war es auf Sharewood gewesen, als er sich in die Krone eines hohen Baumes geschwungen und unter sich, soweit das Auge reichte, nur grün gesehen hatte, und so war es jetzt wieder, als ihn das klare Azur das West Blue begrüßte. Eine stramme Brise erhob sich passend zu diesem wunderbaren Anblick, fuhr Livy verführerisch um die Nase, und füllte seine menschlichen Lungen mit kraftspendendem Sauerstoff.
Beinahe vermochte diese Szene Livy von seinem eigentlichen Ziel abzulenken, allerdings auch nur beinahe, denn die Neugier nahm abermals Besitz von ihm und ließ seinen Blick nervös umherschweifen. Das Geräusch hatte mittlerweile zwar aufgehört, doch Livy spürte regelrecht, wie er genau da war, wo er sein sollte; irgendwo hier lag die Quelle für das verstummte Rumpeln, irgendwo. Doch weder die schmalen Streifen Licht, die den Wald hinter ihm erhellten, noch das weite Meer schienen das Geheimnis zu kennen. Gepackt von purem Vorwitz rammte Livy seine Hinterläufe tief in den Boden, streckte seinen schlangenartigen Leib über den Rand der Klippe, über der er sich befand, und stierte noch einmal aufmerksam nach unten.
Das Loch, welches sich bei diesem Kunststück seinem Blick offenbarte, war riesig, und es klaffte einfach so in der ansonsten vollkommen massiven Steilwand als gehörte es genau dorthin. Doch das war noch nicht alles: Im Schatten dieser Öffnung schien etwas ebenso Großes zu liegen, was sich jedoch noch immer den Augen der Teufelspflanze entzog. Es lag im Wasser, soviel stand fest, doch der Winkel war zu ungünstig, um mehr erkennen zu können. Hierfür müsste man schon den Fels einige Meter hinunterklettern, vielleicht sogar bis zum Rand des ungewöhnlichen Lochs.
Ohne zu zögern begann Livy mit dem Abstieg. Die Saugglockenartigen Narben seiner Mäuler, überzogen mit dem Lockgift der Piranhaia, hafteten hervorragend an der rauen Oberfläche der Steilwand. Es bedurfte kaum echter Anstrengung, die relativ kurze Distanz zum Rand des Lochs zu überblicken, doch noch trennten ihn und Livy einige Meter. In dieser Zeit, erst unbemerkt von der Pflanze, schob sich der gewaltige Schatten aus der Dunkelheit, ohne dabei jedoch an Farbe zu gewinnen. Schwarzes Holz schnitt wie eine Sense durch die kräftigen Wellen des West Blue und teilte das Blau, um sich unnachgiebig seinen Weg zu bahnen. Erst, als das Antlitz des finsteren Hais bereits gut zu sehen war, warf Livy einen Blick in Richtung des eindrucksvollen Schiffs – und hielt abrupt in der Bewegung inne.
Was zur Hölle…?!
Ganz gebannt vom Anblick des nachtschwarzen Kahns überschlugen sich Livys Gedanken plötzlich. Nachdem er ganz und gar gedankenlos seiner Neugier gefolgt war prasselten nun erneut Fragen auf ihn ein: Was war das für ein Schiff? Was hatte es in dieser Höhle gemacht? In welcher Verbindung stand es zu dem Herrenhaus, das über seinem Versteck lag, und wer hatte nun nach dem Tod des Geistergreises, sollte er der Besitzer gewesen sein, das Kommando? Fest stand eigentlich nur, dass, was auch immer die Antworten auf all diese Fragen sein mochten, eine möglicherweise folgenschwere Entscheidung getroffen werden musste: Ließ sich Livy von seiner Neugier auf das Schiff zerren und suchte dort nach seiner Beute, die vielleicht an Bord war, oder kehrte er zur Villa zurück und folgte seinem eigentlichen Plan?
In Anbetracht des heutigen Tages schien die Entscheidung der Pflanze eigentlich klar zu sein. Wer wollte schon die staubige Villa eines Geists durchsuchen, wenn ein unheimliches Schiff vor den eigenen Füßen lag? Auf der anderen Seite verspürte Livy trotz der hellen Sonne von Cosa Nostra einen Schauer über seine Haut jagen, wenn er daran dachte, sich auf dieses Schiff zu schleichen, und zwar nicht nur weil dieses Ding nicht wirklich so aussah, als würde es sich dauerhaft Überwasser halten können. Doch warum sollte er sonst zögern? Egal wohin das Schiff fuhr, er würde nach Cosa Nostra zurückkehren und eventuell die Spur des Tigermannes wiederaufnehmen können, wenn er nicht dort war - schwieriger als das Schiff aufzuspüren, wenn es erst einmal ohne ihn die Insel verlassen hatte, wäre es sicherlich nicht. Zudem wäre es eine wahre Schande, wenn das Kätzchen an Bord war und sich unter den Augen seines Häschers einfach so davonmachte.
Damit wäre also geklärt was jetzt kommen muss...
Mit raschen Schritten überbrückte Livy die letzten Meter, die ihn vom Rand des Loches trennten, und blickte nach unten. Ein erster Mast war bereits außer Reichweite, doch ein zweiter glitt gerade auf das Ende der Öffnung zu. Obwohl Livy es bereute blieb ihm keine Zeit, die Höhle jenseits des Lochs zu untersuchen, denn das Schiff hatte bereits stark an Fahrt aufgenommen. Er hatte gerade noch Gelegenheit, den Mast nach einem Krähennest oder etwas Ähnlichem zu untersuchen, und tatsächlich: In einiger Entfernung thronte ein klappriges Holggestallt am Mast. Das einzige Problem an diesem Ding war, dass bereits eines der Crewmitglieder darin saß.
Mit einem wütenden Zischen kletterte Livy weiter nach unten, ohne dabei das Schiff länger als einen winzigen Agenblick am Stück unbeobachtet zu lassen. Wenn dieser Mast schon keinen Schutz bot blieb ihm auch keine Chance, auf den dritten zu warten, der sich im Schatten der Höhle bereits abzeichnete. Die einzige andere Möglichkeit war nun, am Rande des Schiffes Zuflucht zu suchen, sich an die Wand des Gefährts zu kauern und zu hoffen, dass niemand allzu genau hinsah. Doch um ganz nach unten zu klettern blieb kaum Zeit: Immer wieder ließ sich Livy fallen, um nach einigen Metern Halt an der Steilwand zu suchen, was sich aufgrund der zunehmenden Feuchtigkeit des Steins immer schwerer gestaltete. Letztlich doch sicher auf einer Höhe etwas unterhalb des Hauptdecks angelangt raste gerade in einiger Entfernung der Bug des Schiffes an ihm vorbei. Dieses Mal ganz und gar ohne Zweifel krallte sich Livy in den Fels, spannte alle Muskeln an, die ihm zur Verfügung standen, und... sprang.
Eine Zeit lang segelte er haltlos über das Meer, seine Gleider zuckten dabei nach Halt suchend umher. Als letztlich das Schiff nah genug war griff Livy mit seienr verletzten Hand nach dem Holz, doch der Schmerz ließ ihn kurz zusammenzucken und erneut den Halt verlieren. Seine andere Hand zog nach, doch es war fast zu spät, und der restliche Schwung seines Sprungs trug seine Glieder noch ein wenig weiter, bevor sie gegen das hintere Ende des Schiffes krachten. Blind tasteten die Mäuler dort nach Halt und fanden ihn tatsächlich in Form einiger Metallstreben. Rasch schwang sich Livy an ihnen herum und gelangte damit unter eine Art Vorsprung. In dessen Schatten kauerte sich die teufelspflanze, bohrte sich mit harten Zähnen in das Holz, und bereute nur kurz seine Entscheidung, bevor die Abenteuerlust ihn ganz und gar übernahm.
Hätte Livy in diesem Augeblick auch nur geahnt, dass er unter dem Balkon der Kapitänskajüte saß, welche seine Beute kaum einige Minuten zuvor als die ihre beansprucht hatte, wäre er wohl von eienr ganz anderen Art von Lust übermannt worden...
 
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Jonathan Volta

Guest
Die Stiefel der Männer knirschten auf dem Kies, als sie auf den Hof hinaustraten. Jonathan ging mit unentschlossenen Schritten hinter ihnen her, während er einen Blick über die Schulter, zurück auf das Anwesen warf. Er betrachtete den riesenhaften Bau noch ein letztes Mal. Die Villa, die einmal Sir Tepes, dem Geistergreis gehört hatte, ragte hoch in die Luft, wirkte jedoch weitaus weniger unheimlich, als noch am letzten Abend. „Als wäre mit dem Opa auch das Böse seiner Behausung gestorben“, dachte der Rothaarige und musste über seine eigenen Gedanken den Kopf schütteln. Er wandte sich ab.
Einige der Anzugträger waren gerade damit beschäftig, eine Kutsche reisebereit zu machen. Das Gefährt stand am Rand des Hofes und gehörte mit seiner schwarzen Farbe offenbar zum Inventar der Villa. Nicht so die Pferde, die man in diesem Moment vor die Kutsche spannte. Eines war weiss und die anderen in verschiedene Brauntöne getaucht. Jonathan, der nicht viel für Pferde übrig hatte, richtete seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Er erblickte eine kleine Prozession Mafiosi, die sich vom Anwesen her auf die Reisegruppe zubewegten. Je vier Männer trugen einen grob gezimmerten, länglichen Holzkasten, dessen Inhalt der Kopfgeldjäger ohne grosse Probleme erriet. In diesen undankbaren Särgen wurden die Körper von Charles Tepes und dem Assassinen Kane aufbewahrt. Mit nachlässigen Pinselstrichen waren auf das Holz die Namen der Toten geschrieben worden.
Als die Träger bei der Kutsche angekommen waren, hievten sie ihre Last unzimperlich auf das Dach des Gefährts. Zwei der Männer banden die Kästen mit groben Seilen fest und gaben Jonathan anschliessend ein Zeichen. Man war abfahrtbereit. „Na dann“, murmelte dieser und stieg durch die geöffnete Holztür ins schaukelnde Innere. Wie auch im Anwesen hatte man hier nicht an Kosten gespart, um es möglichst prunkvoll einzurichten. Die Sitze waren aus Leder, die Rahmen der Öffnungen kunstvoll geschnitzt und sogar vier Kerzenhalten waren an den Wänden vorhanden. Allerdings brannten sie nicht. Der Kopfgeldjäger setzte sich umständlich und legte seine Tasche neben sich auf den Sitz. Er machte den Reissverschluss auf und versenkte die beiden Zwillingschakren Nefertabis und Gamlechiel darin. Er rechnete nicht damit, dass es während der Reise zu irgendwelchen Zwischenfällen kommen würde. Über seinem Kopf auf dem Dach der Kutsche warfen die Männer noch eine Plane über die beiden Särge. Dies würde Regen und vor allem neugierige Blicke abhalten. Währenddessen schob Jonathan die kleinen Gardinen vor den Fenstern zur Seite, um die Fahrt quer durch die Insel Cosa Nostra auf keinen Fall zu verpassen.

Nach einigen Momenten des Wartens, kletterten die beiden Mafiosi auf den Kutschbock. Ein scharfes „HÜA!“, erklang und das Gefährt setzte sich augenblicklich in Bewegung. Schaukelnd fuhr es durch das schmiedeeiserne Tor, das gleich darauf geschlossen wurde. Das Knirschen des Kieses wurde vom Rattern der Räder auf Pflasterstein abgelöst, als sie auf eine Strasse abbogen. Auf den Strassen herrschte bereits so früh am Morgen reger Betrieb und der Fuhrmann beförderte das Gefährt mehr schlecht als Recht durch die Menge. Jonathan liess gelangweilt seinen Blick aus dem Fenster schweifen und hing seinen eigenen Gedanken nach.
Anjia hatten sie bei der ganzen Angelegenheit genauso wenig gefunden, wie einen möglichen Hinweis auf ihren Verbleib. Das einzige Indiz, das Foto in der Villa, war ein Fehlschlag und der Kopfgeldjäger hatte keine Ahnung, wo die grünhaarige Frau sonst stecken könnte. Sie war wie vom Erdboden verschluckt...
Mit beinahe kindlicher Hoffnung sah Jonathan aus dem Fenster. Vielleicht ging Anija in diesem Moment an der Kutsche vorbei und er merkte es nicht. Vielleicht sah sie ihn, ging auf ihn zu und sagte: „Ich war nur kurz weg, Habt ihr mich vermisst?“, doch tief in sich drin ahnte der Waffenmeister, dass er sie nie wieder sehen würde. Die Welt war gigantisch und inzwischen war die Ärztin sicher ausser Reichweite... sie war die erste seiner Gefährten gewesen... und er würde das niemals vergessen. „Das meinten sie wohl damit.“, dachte Jonathan bitter. „Irgendwann kommt der Punkt, an dem du deine Gefährten aufgeben musst. Egal wie sehr du dich dagegen sträubst.“
Hilflosigkeit griff mit kalten Klauen nach dem Erfinder und liess ihn zurück in seinen Sitz sinken, wo er mit leerem Blick weiter aus dem Fenster sah. Menschenmassen zogen an ihm vorüber, verschwammen durch die Geschwindigkeit. Nur schwarz und grau... nirgends grün.

Etwa zehn Minuten später liess die Kutsche die letzten Häuser hinter sich und rumpelte auf einen Feldweg hinaus. Jonathan wurde durchgeschüttelt und bekam vielleicht nur deswegen wieder einen klaren Kopf. Die Gerüche der Stadt schwanden langsam und eine frische Brise wehte zu ihm herein, die seine Lebensgeister wieder einigermassen auf Trab brachte. Ächzend, als hätte er eine grosse Anstrengung hinter sich, lehnte sich der Waffenmeister nach vorne, um eine bessere Sicht auf die Landschaft zu haben. Häuser hatten grossen Feldern und Bäumen Platz gemacht, die sich hie und da in der hügeligen Landschaft erstreckten. Die Strasse war kurvenreich, da sie immer wieder einem Feld oder Waldstück auszuweichen schien. Vom Dach der Kutsche, war ein weiteres „HÜA!“ und das knallen einer Peitsche zu hören, worauf das Gefährt an Geschwindigkeit gewann. Kurz erhaschte Jonathan einen Blick auf zwei Rehe, die durch das Rumpeln der Kutsche erschrocken die Köpfe gerade in die Luft streckten und anschliessend mit grossen Hüpfern im nahen Wald verschwanden.
Kurz darauf fuhr auch die Kutsche zwischen das Gehölz und sofort wurde die Sonne durch die Bäume verdeckt. Einzelne Flecken Licht huschten durch die Kabine. Ab und zu knackte ein Ast, wenn die Räder des Zugfahreugs über einen hinweg fuhren. Von der Stille des Waldes merkte man allgemein nicht viel, da das Rattern der Kutsche alles andere übertönte.

Als sie diese lange Strecke durch den Wald hinter sich hatten war es nur noch ein kurzer Weg durch eine grüne Ebene und schon kam die Stadt Corleone in Sicht. Nach ersten Einschätzungen von Jonathan glich sie Palermo in vielerlei Hinsicht... sie war nur kleiner. Zudem wusste der Waffenmeister durch einen früheren Besuch, dass hier der Griff der Mafia wesentlich stärker war als in Palermo... ironisch in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Marinebasis hier befand. Nach einigen Augenblicken wurde die Kutsche langsamer. Einer der Mafiosi überprüfte hastig noch einmal den Halt der beiden Särge auf dem Dach, um keine unliebsamen Überraschungen zu provozieren. Immerhin transportierten sie hier zwei Männer, die in den Kreisen der Sonnenbrillenträger überaus bekannt gewesen waren. Schon allein die Kutsche, welche aus dem Anwesen von Tepes stammte, würde für einige Aufmerksamkeit sorgen.
Das Risiko ihres Vorhabens wurde dadurch deutlich, dass die Mafiosi das Gefährt in immer noch gefährlicher Geschwindigkeit durch die Strassen von Corleone steuerten. Man merkte es ihnen an, dass sie möglichst schnell die Marinebasis erreichen, dort das geschäftliche erledigen und anschliessend wieder zurückkehren wollten. Jonathan hatte im Grunde den gleichen Wunsch, fand es aber unnötig, eine solches Tempo vorzulegen. So erreichten sie zumindest die Basis... aber der Rückweg würde sich schwieriger gestalten. Er lehnte sich zurück und zog die gestickten Vorhänge vor den Fenstern zu. Danach öffnete er seine Tasche und kramte nach den beiden Steckbriefen, die sie sogleich einlösen würden. 10 und 4 Millionen Berry bar auf die Hand. Dies war wahrlich eine Menge Geld.

Mit ziemlicher Schräglage fuhr die Kutsche um die Kurve und kam unsanft zum Stehen. Die Pferde wieherten, als ihnen ein so harter Halt befohlen wurde und warfen unruhig die Köpfe herum. Einer der Mafiosi sprang vom Kutschbock und ging auf die zwei Marinesoldaten zu, die den Eingang zum Gebäude bewachten. Während sich die Männer unterhielten, warf der rothaarige Mann einen Blick auf den Gebäudekomplex. Ähnlich wie die Villa von Tepes hatte auch die Marinbasis von Corleone einen versperrbaren Vorhof. Vermutlich, um unliebsame Besucher en massé fernzuhalten. Jonathan blieb in der Kutsche, bis man die Erlaubnis erhielt, die Basis betreten zu dürfen.
Langsam wurde die Kutsche durch das Tor gesteuert und anschliessend direkt vor einer grossen Treppe angehalten, welche offenbar ins Hauptgebäude führte. Der Kopfgeldjäger nahm seine Tasche, öffnete die Kutschentür und stieg aus dem wankenden Gefährt aus. In der Linken hielt er die zusammengerollten Steckbriefe von Charles und Kane. Umständlich wurden die Körper ebenjener Menschen vom Dach der Kutsche losgebunden. Die zwei Mafiosi nahmen den Sarg Tepes' huckepack und folgten Jonathan wortlos die Treppe hinauf. Oben wartete ein weiterer Marinesoldat, der den Särgen einen vielsagenden Blick zu warf, ehe er das Wort an den Kopfgeldjäger wandte: „Um wen handelt es sich bei den Personen?“
Jonathan ging die letzten Stufen hinauf, bis er dem Mann direkt gegenüber stand. Mit ausdrucksloser Miene meinte er: „Es handelt sich um Kane, einen Assassinen der Mafia in Palermo...“, der Soldat nickte wissend. „Und um Charles Tepes, auch bekannt unter dem Namen 'Geistergreis' oder 'Man-Bat'.“ Nun hob der Angesprochene fragen die Augenbrauen. Wie Jonathan vermutet hatte, kannte niemand mehr den ehemaligen Piraten. „So jemand ist mir nicht bekannt... kann ich mal den Steckbrief sehen?“ Jonathan händigte den verlangten Gegenstand aus. Mit gerunzelter Stirn rollte der Soldat das Papier auseinander und musterte das veraltete Bild von Tepes. Es war ihm anzusehen, dass er keine Ahnung hatte, wer Man-Bat gewesen war. Schliesslich rang er sich zu einer Entscheidung durch. „Ich glaube, sie müssen, was das anbelangt, mit Kapitän Matadoru sprechen... er ist am längsten im Dienst.“ Der Erfinder deutete ein Nicken an. War klar gewesen, dass es nicht so einfach werden würde. „Ist es möglich, direkt mit dem Kapitän zu sprechen? Ich habe es ziemlich eilig.“
„Nun... ich werde mich erkundigen“, meinte der junge Soldat, der Jonathan nun misstrauisch beäugte. „Sie können so lange im Eingangsbereich warten. Ich hoffe für sie, dass dieser Man-Bat wirklich existiert hat. Der Kapitän wird äusserst unangenehm, wenn man ihn wegen nichts stört.“ Jonathan liess seine Zähne aufblitzen, als er den Mann anlächelte. „Keine Sorge, der Steckbrief, sowie der Körper des Mannes sind echt.“ Dabei wies er auf den Sarg, welcher deutlich mit „Charles Tepes“ beschriftet war. Der Marinesoldat hob noch einmal die Augenbrauen und öffnete Jonathan die Tür. Anschliessend stiefelte er eine Treppe hinauf und liess den Kopfgeldjäger mit Begleitung stehen.
 

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"Was zur Hölle?!" Noch immer konnte der Hafenangestellte Palermo's es nicht fassen. Urplötzlich, wie aus dem Nichts, war dieses… dieses Monstrum! – als nichts anderes konnte er dieses Schiff, sollte es wirklich eines sein, bezeichnen – … einfach auf dem Meer aufgetaucht und hatte zielsicher wie beeindruckend schnell und präzise einen der steinern, riesigen Stege angesteuert und danach sofort angelegt. Und nun lag die Bestie einfach so da, wog sich im salzigen Blau und beeindruckte sowie verängstigte auch einige Schaulustige. Kein Wunder, denn die unheimliche Gallionsfigur sah so aus, als würde sie jeden Moment ein Stück vom Hafen abbeißen und verschlingen…
"YOSH!!" brüllte plötzliche eine Gestalt an der Reling, seinen rechten Fuß auf dieser abstützend und seine die Arme in die Luft reißend. "Okay!! Zuhören! Die eine Hälfte von euch bleibt hier, verteidigt das Schiff und prügelt alles zusammen, was diesem zu Nahe kommt…" Zetus wendete sich noch einmal um und blickte seine Mannschaft zusätzlich noch ernst und eindringlich an. "Während sich die andere Hälfte daran machen wird, Materialien, Vorräte und überhaupt alles zu besorgen, was für eine längere Fahrt nötig ist. Ich und Vico werden uns in der Zeit um die Rekrutierung der weiteren Besatzung kümmern." - "Äh, Zetus-Taichou?" - Ich hab' auch schon genau die drei Richtigen für die Posten des Zimmermann's, Navigator's und des Smutje! Vico wird Augen machen! meinte Zetus derweil in seinen Gedanken zu sich, voller Vorfreude und Stolz über sich selbst, darauf, was für ein genialer Denker er doch war. Aus seiner Sicht natürlich… "Ähm… Zetus-Taichou?" - "Was ist denn?!" Der Untergebene zuckte vor Schreck etwas zusammen, da sein Anführer mal wieder so aggressiv zu reagieren schien – wie üblich, wenn er sich mal wieder für den Größten hielt und ihn jemand dabei störte, sich selbst zu loben und zu bewundern. "Nun… ähm, es geht um Fuertes-sama…" - "Eh? Was ist mit ihm?" Der Untergebene wusste nicht recht, wie er es denn sagen sollte, ohne angeschrien zu werden, doch er fasste sich und nahm all seinen Mut zusammen. "Er… hat das Schiff längst verlassen. Er sprang schon über die Reling, als das Schiff noch nicht einmal ganz ruhig stand." Der Anzugträger zuckte schon wieder zusammen, noch bevor der Zuperbia überhaupt brüllen konnte. "NANI?!" Das musste direkt überprüft werden! Heftigst und wie unter Zwang sah Zetus durch die Reihen seiner Männer, zum Heck, zur Steuerbrücke und zum Bug des Schiffes… Es stimmte! Vico war nirgendwo zu sehen! "Wahhh dieser verdammte… !" fluchte der silberhaarige Schwertkämpfer lauthals in den Himmel, sodass es mindestens am ganzen Hafen zu hören war, wobei sich der Zuperbia viel eher wünschte, dass ihn Scar hören würde. Doch jener war längst, ganz woanders, sowohl in Gedanken als auch physisch…

"Kasu…" schnaubte Scar verächtlich hinaus, während er sich der Gruppe Mafiosi vor sich besah. Insgeheim fragte er sich ernsthaft, ob das jemals ein Ende haben würde? Cosa Nostra war zwar seine Heimat, doch so langsam verfluchte er diese korrupte Insel voller kriminellem Abschaum, der einem nicht einen Tag in Ruhe lassen konnte. Einer der finsteren Gesellen schritt etwas nach vorne, holte eindeutig Luft und wollte eine Ansprache halten, wurde jedoch dann durch eine lässig hochgehaltene Hand seitens des jungen Fuertes davon abgehalten eine Rede zu schwingen. Vico schloss noch immer mit strapaziertem Gemüt die Augen, seufzte noch einmal schwer und begann dann selbst das Wort zu ergreifen… "Jaja, bla bla bla… Ihr seid hier, um eure totdummen Kameraden zu rächen. Ihr werdet es mir dieses Mal selbstverständlich zeigen und mich fertig machen… Quitt that bullshit! Bringen wir es einfach hinter uns, ich hab heute noch so einiges vor!" Der anführende Part des Gesocks verzog vor lauter Zorn über die Arroganz, Selbstsicherheit und verhöhnenden Worte des Fuertes Sprösslings das Gesicht, fletschte die Zähne und pfiff seine Männer zum Angriff, die auch direkt losstürmten. Prinzipiell war Scar ja auch irgendwo selbst schuld, denn schließlich hatte er es doch strikt vermieden die belebteren Hauptstraßen zu nehmen. Nein, er musste natürlich seine Schleichwege vorziehen und das Ganze damit gerade zu herausfordern. Aber was soll's… Trotz seiner Verletzungen, sollte er mit Leichtigkeit mit diesen schwarzgekleideten Witzfiguren fertig werden. Einzig ein selbstsicherer Blick nach hinten vom Anführer der Meute, zu einem im braunen Leder gehüllten Mann, der ruhig an einer Wand lehnte – so als würde ihn nichts etwas angehen – irritierte den Fuertes für einen kurzen Augenblick. Dann galt es seine geballte Aufmerksamkeit den Narren vor sich zu widmen. Mit einem hämischen Grinsen empfing er den vordersten, der ihn offensichtlich mit einem Messer abstechen wollte… Scar wich nicht zurück, hatte noch beide Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben, das Messer erreichte ihn fast, da schnellte sein linkes Knie nach oben, direkt von unten gegen die Hand des nun irritierten Angreifers, der dadurch sein Messer verlor. Doch noch ehe dieser sich besinnen konnte, traf ihn übermäßig hart die Stirn des schwarzhaarigen, jungen Mannes donnernd am Kopf und er sackte bewusstlos zu Boden. "Euch übernehme ich, sogar ohne die Hände zu benutzen, ihr Anfänger…" Eine gekonnte Provokation und gleichzeitig eine Herausforderung an sich selbst. Scar schwor sich, diese Gruppe von Mafiosi fertig zu machen, ohne auch nur einmal eine seiner Hände zu benutzen. …War er wirklich einfach nur so stinkend arrogant oder so selbstsicher, aus berechtigten Gründen? Nun, das dürfte sich zeigen, denn durch die provokanten Worte stürmten auch gleich die zwei Nächsten auf ihn zu. Die Herausforderung suchte der Erbe der Familie Fuertes offensichtlich…

Auch der letzte Hieb eines Aluminiumbaseballschlägers ging ins Leere, als Scar leichtfüßig zur Linken auswich und gelassen auf den schlagwütigen Verbliebenen herunter schaute und ihm gleich darauf einen saftigen Tritt von unten ins Gesicht verpasste, voll durchgezogen und mit ausgestrecktem Bein.
Danach folgte ein gelangweiltes Gähnen, als der junge Fuertes dann auch noch seinen Fuß auf einem der am Boden liegenden Anzugträger abstellte. "Wie erwartet, wie üblich nur Flaschen. So langsam glaub ich, dass ihr es einfach nicht ernst damit meint, mir an den Kragen zu wollen." Die Worte Vico's hatten nicht mal einen provokanten Unterton, viel mehr einen fragenden, denn so langsam konnte man ja wirklich davon ausgehen. So oft, wie diese Anzugträger nun gescheitert waren. Doch so einfach er sie auch erledigt hatte, zum Aufwärmen schien es gereicht zu haben, denn ihm war irgendwie warm. Allerdings… auf eine merkwürdige Art und Weise? Er fühlte sich aufgewärmt, aber irgendwie merkwürdig. Der Anführer der kleinen Anschlagstruppe stand mit dem in Rindsleder gekleideten, vermummten Mann noch als einziges und kochte gerade zu vor Wut und schrie dann auch nach hinten… "Jenzen verdammt! Tu endlich was! Wozu bezahlen wir dich sonst?!" Ein brummiges "Mhh…" folgte und der Unbekannte stieß sich von seiner Wand ab. "Mah, Mah… Boy'e. Immer ruhig bleiben. Ich arbeite eigentlich nur allein, deshalb, hab ich gewartet. Außerdem…“ Der Kopf des Mannes mit der Bärenstimme erhob sich endlich, worauf Vico nun Einsicht auf dessen bärtiges Gesicht hatte. "Wollte ich sehen, ob der Bursche es überhaupt drauf hat." - "Scheiß egal, ob der's draufhat! Erledige diesen Bastard endlich!" Der Tigerkönig runzelte etwas irritiert die Stirn. Konnte er das Ganze ernst nehmen? Wohl eher, denn als erfahrener Kämpfer entwickelte Mann schließlich mit der Zeit eine Art Gespür für ernst zu nehmende Gegner. Und dieser muskulöse Kerl, hatte etwas an sich, was ihn als solchen kennzeichnete… "Oi, Boy'e…" Brummte der Hüne den jungen Fuertes an, während er nach hinten zu seiner ungewöhnlichen Waffe griff. "Ich empfehle dir, dieses Mal deine Arroganz runter zu schlucken und deine Hände zu benutzen, andernfalls, wird es dich recht schnell den Kopf kosten…" Scar rümpfte daraufhin nur die Nase, schnaubte verächtlich ein "Thz…" und hob den Kopf noch viel mehr an, um auf seinen Gegenüber herab zu schauen. "Idiot! Du hast keine Ahnung, wer dir Gegenüber steht, oder?! Dieser Mann…" In dem Moment schmiss der Bärtige namens Jenzen seine außergewöhnliche Waffe hoch in die Luft und befreite sich gleichzeitig auch noch von seinem Lederhut und Mantel, um seine volle Gestalt preiszugeben. "…ist Jeff Jenzen, der wohl gefürchtetste Kopfgeldjäger des West Blues, welcher schon insgesamt über 100 Millionen Berry einkassiert hat und außerdem… als 'der Köpfer' bekannt ist!" Prompt fing der nun enthüllte Mann seine Waffe wieder auf und stand nun da. Das war er, der Mann den die Mafia nun auf ihn angesetzt hatte? Jeff Jenzen? Entweder spann der Mafiosi sich seinen Hype nur zusammen oder Scar hatte durch seine Abwesenheit hinsichtlich Zivilisation noch nie etwas von diesem Typen gehört. Doch eigentlich war das ohnehin egal. Ob Mundpropaganda, Namen, Errungenschaften… Das spielte für ihn alles keine Rolle. Er würde jeden fertig machen… Zumindest, dachte er das.
Doch der blitzschnelle Angriff des Kopfgeldjägers, sollte ihn zurück in die Realität katapultieren! Vico kam sich wie in Zeitlupe vor, in der sein Körper sich noch dazu zwang nach hinten weg auszuweichen, während Jenzen im Spurt nach Vorne im Ansatz war sein merkwürdiges Beil von seiner linken Seite aus zu schwingen. Um wahrlich Haaresbreite schien er dem Angriff entkommen zu sein, da spritze fast explosionsartig eine Schnittwunde auf seinem Oberkörper auf. Hatte sich eine seiner Wunden geöffnet?! Nein! Dieser bärtige Bastard hatte ihn tatsächlich erwischt, fast mehr als nur gestreift! Das war kein Sprücheklopfer, der Typ war definitiv stark… Der Teufelsmensch sollte auch keinen freien Atem bekommen, denn Jeff schulterte sein Beil erneut, machte eine kleine Handbewegung und – der junge Fuertes konnte sich glücklich schätzen das Ganze noch früh genug erkannt zu haben – einiges an Schrot schoss plötzlich aus dem unteren Lauf der zweiteiligen Waffe, direkt auf ihn zu! Mit einem Hechtsprung konnte Scar einer weiteren Verwundung gerade so noch Entkommen. Das Blut lief ihm derweil an der Wunde hinunter, verteilte sich tröpfchenweise auf dem Boden und auch seine Verbände begannen schon reichlich damit sich zu lösen. Und aus irgendeinem Grund wurde dem Tigermenschen immer heißer… Was ist nur mit mir los?! Wieso fühle ich mich immer schwächer?! Und das auch noch, wo dieser Irre auf mich angesetzt ist! Ich darf ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen… Vico fluchte noch einiges mehr in Gedanken, da kam Jeff schon wieder auf ihn zu! "Oi, Boy'e! Zeig mir schon, was du drauf hast und warum die Mafia dich tot sehen will!" Scar konnte momentan nichts anderes als in die Defensive zu gehen und auszuweichen. Jenzen dagegen begann sein Beil zu schwingen, wie ein wahrhaftiger Barbar, wodurch einiges in der Gasse zu Bruch ging. Alles was ihm in die Quere kam, wurde ausnahmslos zerlegt. Und nun hatte er den schwarzhaarigen, jungen Fuertes auch noch an eine Wand gedrängt! Aus dem Augenwinkel heraus konnte Vico noch beobachten wie der so genannte Köpfer einen Mechanismus an seiner Waffe betätigte und… wahrhaftig, dieses merkwürdige Beil fing auch noch an zu schwingen – zu vibrieren! Dadurch sollte es einiges an Schärfe gewinnen, die Jenzen auch direkt am Leibe des Teufelskraftnutzers demonstrieren wollte. Scar, der noch immer an die Wand gedrängt war, trieb sich dazu dem erneuten Seitenhieb auszuweichen, doch plötzlich überkam ihn ein gewaltiges Schwindelgefühl und er fiel und stolperte mehr nach unten zur Seite weg, als das er gekonnt auswich. Was war nur los mit ihm? Am Boden rollte er sich dann wieder ab und gewann so einige Meter Abstand von seinem Gegner, jedoch… Ihm wurde immer heißer und heißer. Anschließend schien vor ihm auch noch alles zu schwimmen, sein Blick wurde schwächer. Er schien jeden Moment gleich zusammen zu brechen. Reflexartig griff sich Scar nun endlich an die Stirn und bestätigte sich selbst, was längst klar war. Er hatte schweres Fieber… Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Infektion. Jenzen riss sein Beil derweil aus der Wand, in die es sich fast wie ein heißes Messer durch Butter geschnitten hatte und weiter vor sich her vibrierte, und schritt auf seinen um einiges jüngeren Kontrahenten zu. "Oh Boy'e… Du enttäuscht mich. Ich hatte einiges mehr erwartet." Doch dann verzog sich Jeff's Gesichtsausdruck und erkannte was los war. Der Junge hat schweres Fieber… Dann waren die Bandagen also keine Dekoration. Der Kerl hat schon einen schweren Kampf hinter sich und leidet nun unter den Folgen… Ein tiefer Seufzer aus der brummigen Kehle folgte und Jenzen steckte seine Waffe wieder in dessen Halterung am Rücken zurück. Anschließend machte er Kehrt, packte sich sein Rindsleder und schritt an dem mehr als nur verwundert drein blickenden Mafiosi, der sich bis eben noch über den scheinbar unterlegenen Fuertes amüsiert hatte, vorbei. "Was-? Oi!" brüllte der Anzugträger Jeff hinter her, der daraufhin stoppte. "Ich bevorzuge meine Beute genesen, mit voller Leistung. Der da hinten, ist momentan nichts weiter als ein kränklicher Krüppel… Das liegt unter meiner Würde." Zuerst wusste sich der in schwarz gekleidete Kriminelle nicht recht zu helfen. Meinte der das etwa wirklich ernst? Schon ohnehin gereizt bis auf's Blut brachte diese Absage das Fass zum überlaufen und er stürzte Hals über Kopf auf den Kopfgeldjäger zu, riss ihn an der rechten Schulter herum "Was glaubst du wer dich bezahlt, eh?! Du tust gefälligst, was wir dir sagen, sonst–" Jeff schnellte mit unfassbarer Geschwindigkeit herum, packte noch in der Drehung den Ganoven am Kopf und stieß ihn mit seiner geballter Kraft gegen eine Hauswand, die dadurch eine rissige körpergroße Kuhle verpasst bekam und an der der nun bewusstlose Anführer des Trupps hinunter sackte… Ein flüchtiger Blick von Jeff auf Scar, der mittlerweile um sein Bewusstsein kämpfte und nichts von Alledem mehr wirklich mitbekommen hatte – sich nur noch wunderte, warum nichts passierte – folgte und dann verschwand 'der Köpfer' in eine der vielen Gassen.
Verdammt, wie ich diese Situationen langsam hasse… Einen kurzen Augenblick lang, sinnierte Vico in seinem geschwächten Zustand noch darüber, ob es nicht Zeit war darüber nachzudenken seinen rücksichtslosen, körperschonungslosen Kampfstil zu ändern, doch dann, während er sich krampfhaft versuchte aufzurichten, brach er vollständig und schwer atmend zusammen und blieb zwischen den ebenso bewusstlosen Mafiosi liegen, während das Fieber ihn mehr und mehr seiner Kräfte beraubte.
 
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Rose

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Scarlett seufzte und schmiss ihre inzwischen schmutzige Schürze beiseite. So nett die Familie hier auch war, die Arbeit war schlichtweg ätzend. Immer die selben, schlichten und anspruchslosen Speisen und immer die selben dummen Sprüche von Carlos, wenn sie ihm zu langsam war. Wenn es nach ihm ging, wäre es nicht einmal schnell genug, wenn Rose die Gerichte mit einem Fingerschnippen servierfertig auf den Teller bringen könnte. Er drückte ihr nur murrend und mit seinem wenig charmanten Lächeln das Geld in die Hand. Er hasste den Zahltag, weil das Geld, welches die Everglot beanspruchte, so wenig es auch war, nicht in seine Taschen floss. Andererseits war so seine Frau halbwegs ertragbar. Zudem ging etwas des Geldes wieder an ihn zurück, da Rose ihm einen Sack Mehl abkaufte, um sich den Weg für diese Besorgung zu sparen. Sie bedankte sich und verließ den Laden, um zum Hof zu gelangen. Etliche Stunden hatte sie wieder hier verbracht und viel Zeit blieb ihr nicht, um die nötigen Einkäufe zu besorgen, denn schon bald würden die Läden schließen. Damit hatte sich wohl ihre Shoppingtour erledigt. Der dicke Esel kaute noch auf irgendetwas Undefinierbarem herum, das wahrscheinlich die drei Kinder hier liegen gelassen hatten. Das Vieh fraß so ziemlich alles und hatte deswegen immer mal wieder Koliken. Die Köchin ging zu dem kleinen Wagen und kramte zwischen einigen Planen einen weißen Hut mit weiter Krempe hervor, den sie sich aufsetzte. Die dunkelrote Schleife bildete einen guten Kontrast zu dem weißen Stück und passte hervorragend zur Bluse der Blonden, die sich fix daran machte, den Mehlsack abzudecken. Ihr Glück war es, dass sie in der angrenzenden Straße eigentlich alles bekam, was sie noch brauchte. Anderenfalls würde sie wohl erst Heim kommen, wenn es bereits dunkel war, was sie definitiv versuchte zu vermeiden. Eine Frau, die nachts alleine durch die Straßen wanderte, war ein gefundenes Fressen für die Kriminellen hier und außerdem vermied sie es immer unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Man wusste nie, wer dann zu viel mitbekam und auf unliebsame Wiedersehen hatte sie erst recht keine Lust. Mit der schwarzen Sonnenbrille, deren einer Bügel im Dekolleté landete, sah Scarlett fast so aus wie die vielen Frauen hier, die sich an die Anzugträger heran schmissen. Noch ehe sie den Hof zum Einkaufen verlassen konnte, eilte Carmen wieder in die Küche. Das Mittagsgeschäft war nun vorbei und die Küche wurde geschlossen, dafür wurde aber die Bar eröffnet, damit die Seemänner sich einen heiteren Abend dort machen konnten. Carmen sah wirklich hinreißend in ihrem blutrotem Kleid aus, welches am Oberkörper eng saß und unten weit geschnitten war. Irgendwann, wenn sie genug Geld hatte, wollte Rose sich auch so eines kaufen, wobei das bei ihrem Hungerlohn ferne Zukunftsmusik war. Aber was sollte sie machen? Hier bekam sie wenigstens ihr Geld, die Besitzer stellen keine unnötigen Fragen und waren an sich auch gut zu ertragen, wenn man von den drei Belgern absah.

Scarlett wandte sich ab und schritt zum Tor, um den Hof zu verlassen und zur nächst größeren Straße zu gehen, auf der eifrig die Händler alles anpriesen, was man so brauchte. Selbstredend war auch allerlei Schnickschnack dabei, doch der interessierte die Blonde nicht, die stoisch ihre Einkaufsliste abarbeitete. Wenn sie auch vieles vergaß, bei Lebensmitteln hatte sie kaum Probleme sich zu merken, wovon sie wie viel benötigte. Es dauerte eine Weile, bis die Köchin voll beladen wieder den kleinen, heruntergekommenen Innenhof betrat und alles auf den Wagen packte. Sie rückte die Ware noch einmal zurecht und ging alles durch, bevor sie die Plane über die Einkäufe zog. Inzwischen ließ sich auch Kuro mal wieder blicken, der seine Besitzerin träge vom Hausdach aus beobachtete, nachdem er sich krächzend kurz bemerkbar gemacht hatte. Rose seufzte angestrengt, schnippte einen Zigarettenstummel weg und führte ruckartig ihre flache Hand zur Stirn, als sie bemerkte, dass sie tatsächlich doch etwas vergessen hatte. Lebensmittel konnte sie sich merken, ja, aber anderen Kleinkram nicht. Sie grummelte verärgert und machte auf dem Absatz kehrt, um wieder in den Gassen der Stadt zu verschwinden. Es dauerte eine Weile, bis sie schließlich gefunden hatte, was sie suchte und zufrieden einen kleinen Stand verlassen konnte. Nun gut, sie ärgerte sich noch über Pao Pao, aber daran hatte sie sich bereits gewöhnt.
Als Rose die Gasse erreichte, in der sich der Hinterhof befand, rannten belustigt verlumpte Kinder an ihr vorbei, die mit schwarzen Sonnenbrillen spielten und sich gegenseitig mit ihren Fingern abschossen. Sie staunte nicht schlecht, als sie einen Haufen bewusstloser Mafiosi vor sich fand, als sie ihren Blick wieder nach vorne richtete und musste sogar schmunzeln. Das geschah diesen Kriminellen recht. Als sie über einen der Männer ohne Verlust ihrer Eleganz hinweg trat, fiel ihr ein Kerl auf, der so gar nicht hier rein passte. Vermutlich war er der Verursacher dieses Bildes. Die Blonde blieb stehen und betrachtete den bewusstlosen Mann aus einer geringeren Distanz. Ihr fiel auf, dass er schwer atmete und alles andere als gesund aussah. Ihr blick wanderte zum vermeintlichen Tor des Hofes, zu dem sie wollte und überlegte einen Moment. Einer der Mafiosi wollte sich schon aufrichten, wobei er sich mit schmerzerfülltem Blick die Hand an den Kopf hielt und kassierte prompt einen beiläufigen Tritt der Blonden, sodass er direkt wieder das Bewusstsein verlor. Sie überlegte immer noch. Es scherte niemanden in dieser verlassenen Gasse, dass hier ein Haufen der Anzugträger herum lag, die wahrscheinlich direkt über den Vernarbten herfallen würden, sobald sie wach wurden. Rose seufzte und hockte sich hin, während Kuro aufgebracht krächzte und sein Gefieder auf plusterte. Eigentlich sah der Kerl ja recht friedlich aus, wobei Kinder das auch taten, wenn sie schliefen. Er war offensichtlich kein Mafiosi, eher im Gegenteil. Anscheinend hatte er eben jene gerade etwas zurecht gewiesen, also stand er schon einmal nicht auf der falschen Seite. "Der Feind meines Feindes...", sinnierte die Everglot und schob sich die Tüte mit der Zeitung etwas über ihr Handgelenk, sodass sie nicht allzu sehr störte. An sich war sie niemand, der einfach Fremden ohne Wenn und Aber half, aber sie konnte nicht einfach jemanden indirekt der Mafia ausliefern und wenn sie daran dachte, wie es ihr selbst ohne Hilfe von Anderen ergangen wäre, konnte sie nur erschauern. Also hievte sich Scarlett den Schwarzhaarigen mehr oder minder geschickt auf den Rücken. Sie schnaubte, da der Gute nicht nur größer als sie war, sondern auch eine Ecke schwerer. Sie hatte ihn also Huckepack und seine Körperwärme war für die Blondine alles andere als angenehm. Kuro flatterte beleidigt davon, da seine Besitzerin seine Warnungen zu ignorieren schien und nicht beachtete, dass er mit dem Fremden irgendein Problem zu haben schien. Die Köchin stieg erneut über einen der Mafiosi hinweg und war so ungeschickt, dass sie mit dem Absatz auf irgendeine Hand trat. Beinahe hätte Rosabelle nähere Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, doch konnte sie sich noch fangen, ohne dass sie ihre bewusstlose Fracht verlor. "Was hast du dir da nur eingebrockt", fragte Scarlett sich selbst und schnaubte. Der Kerl war ganz schön schwer, doch ahnte sie jetzt noch nicht, dass ihre kleine Tortour gerade erst anfing. Mit jedem Schritt machte sich bei der Köchin das Gefühl breiter, dass hier etwas nicht stimmte und die traurige Gewissheit überfiel sie, als sie auf den Hof schaute. "Verdammte Scheiße", grummelte sie halblaut. Sie hatte sich tatsächlich mal wieder verlaufen und das ausgerechnet jetzt. Gut, dann brachte sie ihn eben zum nächsten Arzt. Natürlich könnte sie diesen Kerl auch einfach irgendwo liegen lassen, aber so langsam beschlich sie das Gefühl, dass er ohne Hilfe in seinem Zustand ziemliche Probleme kriegen würde. "Hast du echt wieder klasse hin gekriegt, Rose. Bravo." Es half nichts. Tröstlich war nur, dass einige Meter weiter ein kleines Schild an einer Hauswand einen Mediziner auswies. Da hatte sie doch tatsächlich Glück im Unglück. Mit schweren Schritten ging sie also dorthin und schaffte es irgendwie mit der Schulter die Klingel zu betätigen, wobei sie den Fremden danach erst einmal wieder zurecht rücken musste. Zum ersten Mal musste sie sich zudem auch eingestehen, dass hohe Schuhe etwas unpraktisch sein konnten. Es dauerte einige Augenblicke, ehe sich die weiße Tür endlich öffnete und ein junger Mann mit Brille zum Vorschein trat. Rose lächelte ihn freundlich an, doch sein Gesicht, als er den Schwarzhaarigen sah, erstarrte sofort. Die Reflektionen seiner Brillengläser verwehrten den Blick auf seine Augen, die sicherlich mehr über sein Gemüt sagen würden. "W-wir haben geschlossen", sagte er hastig und schloss die Tür wieder. Irritiert und fassungslos stand Scarlett nun vor der soeben geschlossenen Tür. "Was... war das denn bitte? Hallo?" Was war das nur für ein Arzt, der einen schwer Verletzten ab wies? Gedanklich fluchend klingelte die Blonde noch einmal, doch öffnete niemand. Stattdessen sah sie nur, wie ein Vorhang sich kurz bewegte, als sie ihren verärgerten Blick zu diesem gleiten ließ. Jetzt musste sie den Kerl zum nächsten Arzt schleppen. "Klasse...", knurrte die Köchin und ging ratlos weiter. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war geschweige denn, wo es den nächsten Arzt gab. Sie kassierte nur skeptische, teils ängstliche Blicke einiger Passanten, die meistens tuschelnd Abstand hielten. Aber immerhin gaben einige Auskunft, wo sich die nächste Praxis befand, doch auch bei ihren nächsten beiden Anlaufpunkten hatte sie kein Glück. Wieder die selben Reaktionen. So langsam hatte Rose die wage Ahnung, dass es mit dem Schwarzhaarigen zu tun hatte. Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Immer wieder tadelte sie sich dafür, dass sie ihn von der Straße aufgelesen hatte und wünschte sich derweil, dass sie einfach weiter gegangen sei, doch dann wäre sie kein Stück besser gewesen als der restliche Dreck, der in dieser Stadt hauste. Nein, so wollte sie nicht sein. Einen Versuch wollte sie noch wagen, ehe sie Carlos suchen würde. Vielleicht könnte er ihr helfen. Zur Not musste sie zum Meister gehen und auf dessen Künste hoffen, die allerdings sehr beschränkt waren. Der Gipfel war ja noch, dass keiner ihr sagen wollte, woher diese Reaktionen rührten.
Angestrengt setzte Scarlett einen Fuß vor den anderen. Nicht nur die Schlepperei, sondern auch die Körperwärme des Fremden sorgten dafür, dass ihr selbst langsam recht heiß wurde. Außerdem war es ihr wirklich unangenehm, einen Mann so nah bei sich zu haben, auch wenn er nicht bei Bewusstsein war. "Ahou~ Ahou~" Rose blickte nach oben und traf ihn mit zornigem Gemüt, sodass er erschrocken etwas Abstand nahm. Das Federvieh war keine große Hilfe und schien jetzt auch noch über sie zu spotten. Sie blieb stehen und lehnte sich kurz in der schmalen Gasse an einer Hauswand an. "Mein Gott, bist du schwer." Natürlich erwartete sie keine Antwort, aber irgendwie musste sie ihrem Frust etwas Luft machen, auch wenn sie wusste, dass sie selbst schuld war. Das nächste Häuschen, das sich als Praxis deklarierte, kam in Sichtweite, doch wirklich Hoffnung hatte Rose nicht. Sie rechnete schon damit, dass sie wieder eine Abfuhr kassieren würde, als sie klingelte. Eine ältere Dame öffnete und schloss direkt wieder. Die Everglott verdrehte genervt seufzend die Augen, bevor die Tür wieder einen Spalt breit auf ging. Sie schöpfte neue Hoffnung und lächelte freundlich, jedoch sollte sie nicht zu Wort kommen. Die Dame mit ihrem weiß gelockten Haaren schielte skeptisch durch den Schlitz und nuschelte etwas vor sich hin, ehe sie lauter sprach. "...nicht bei uns. Drei Straßen weiter und dann links, junge Dame. Versuchen Sie es da." Den Dank der Köchin bekam nur die Tür mit, die schon wieder in ihr Schloss gefallen war. Wieder grummelte Rose, dieses Mal diverse Flüche, als sie sich kurz etwas nach vorne beugte, um ihre Last wieder zurecht zu rücken. Es war ein Unding, dass ihre Wange beinahe die des Fremden berührte und sie sogar seinen Atem spüren konnte, sodass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Nach diesem letzten Versuch würde sie im schlimmsten Falle wieder zu Carlos gehen müssen, doch hatte sie keinen Schimmer, wie sie den kleinen Laden wieder finden sollte, denn ihrer Meinung nach war es wohl keine gute Idee mit ihrer bewusstlosen Fracht belebtere Straßen aufzusuchen. Ohnehin hatte sie jetzt schon mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als es ihr lieb war. Nun kam ihr der Gedanke, was bei dem Arzt, zu dem sie nun wollte, anders sein sollte, als bei all den anderen. Sie hatte bereits in der Zeit, in der sie hier lebte, von einem gehört, der ziemlich skurrile Dinge anstellen sollte. Die Leute zerrissen sich streckenweise die Mäuler darüber, wie verrückt er sei. Im Imbiss hatte sie mitbekommen, dass es wiederum eine Anlaufstelle für Halunken gab. Ob es sich dabei um den selben handelte? Scarlett konnte nur mutmaßen, wärend sie langsam weiter ging. Ihr selbst fiel auf, dass sie inzwischen an Tempo verloren hatte, was wohl nicht nur daran lag, dass ihr Mut schwand, sondern auch, dass sie langsam müde wurde. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie nun schon hier umher irrte und wollte es auch eigentlich gar nicht wissen, sondern nur schnell hinter sich bringen. Sie hatte etwas angefangen, also musste sie es auch zuende bringen. Zumindest redete sie sich das ein. "Was hast du nur angestellt, dass die Leute so auf dich reagieren? Da hattest du wohl Glück, dass ich mich zu wenig in der Stadt aufhalte." Wieder erwartete sie keine Antwort. Es war nicht selten, dass sie hin und wieder mit sich selbst sprach und dämliche Blicke kassierte, weil sie mit Kuro schimpfte. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich das in ihrer Kindheit angeeignet.
Die Everglot zählte die Straßen und war froh, als sie ihr nächstes Ziel erreicht hatte ohne dass eine Horde Sonnenbrillenträger über sie herfiel. Das Haus wirkte nicht unbedingt einladend, aber das war ihr gerade egal. Ihrem Bauchgefühl zum trotz klingelte sie und hoffte, dass sie nicht schon wieder eine Abfuhr erntete. Inzwischen hatte Scarlett die Nase gestrichen voll und der Gedanke, den Kerl einfach irgendwo abzuladen wirkte immer erlösender. Ihre blauen Augen richteten sich auf das Türschild, das einen Darius Hooch angab. Rose kümmerte das nicht. Sie klingelte, obwohl es inzwischen schon dämmerte, wie sie bei einem Blick gen Himmel feststellen musste.
 
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D

Darius Hooch

Guest
Das Innere des leicht heruntergekommenen Hauses war in Dunkelheit gehüllt. Nur durch die morschen Fensterläden konnten sich einige Sonnenstrahlen einen Weg hinein bahnen und zeichneten ein wirres Muster aus kleinen Lichtflecken auf den alten Holzfußboden.
Geräusche gab es in dieser Behausung nur in ähnlicher Spärlichkeit zu hören. Hier und da war einmal ein leises Rascheln von Stroh oder ein spitzes quieken zu hören, ansonsten herrschte überall im Haus eine unheimliche Stille.
Nur aus einem Raum drangen Geräusche, die darauf hindeuteten, dass dieses Haus mehr als nur ein paar Nagetiere beherbergte. In diesem Raum saß eine, in der immer noch vorherrschenden Dunkelheit nur schemenhaft erkennbare, Gestalt auf einem Bürostuhl und summte vergnügt vor sich hin. Die einzige Lichtquelle, eine Art schwenkbare Schreibtischlampe, beleuchtete lediglich einen kreisrunden Fleck des großen Tisches, der die Mitte des Raumes einnahm. Fröhlich weiter summend glitt die Gestalt, der Stuhl musste wohl mit Rollen bestückt sein, auf den Tisch zu und kurz darauf schoben sich zwei blasse Hände in den Lichtkegel der Lampe. Die linke hielt eine leblose Ratte, die rechte betrieb Penspinning mit einem Skalpell. Mit äußerster Präzision machten sich die beiden Hände daran das Versuchsobjekt fachgerecht zu sezieren. Eine der Hände zog sich aus dem Lichtkegel zurück und kurze Zeit später vertrieb die Flamme eines Feuerzeugs für einige Sekunden die Dunkelheit, wobei sie ein vernarbtes Gesicht und eine Brille mit großen runden Gläsern enthüllte. Die Dunkelheit kehrte jedoch auch nach dem Erlöschen der Flamme nicht in ihrer ganzen Intensität zurück, denn die Glut einer Zigarette stach aus der Schwärze hervor und erinnerte schon fast an ein Glühwürmchen bei Nacht. Dünne Rauchschwaden tanzten durch den Schein der Lampe als die linke Hand sich wieder zur anderen gesellte und sie ihre Arbeit gemeinsam fortsetzten. Die weißen, scheinbar schlecht geflickten Ärmel hatten mittlerweile ein paar rote Flecken abbekommen aber das schien den Mann mit der Brille nicht zu stören. Erstaunlich war dieses Verhalten allerdings weniger. Wer ohne Handschuhe in toten Tieren herumfuhrwerkte machte sich um ein paar Blutspritzer auf der Kleidung wohl nur wenig bis gar keine Gedanken.
Von einem leisen „Shishishi“ begleitet, wurden die medizinischen Werkzeuge schließlich aus der Hand gelegt, als die Gestalt ihr Werk wohl für vollendet hielt. In diesem Moment ertönte ein einzelner lauter Glockenschlag, der in dem sonst so stillen Haus widerhallte. Ruckartig stieg die Zigarettenglut ein paar Zentimeter höher in die Luft. Der Weißkittel musste wohl den Kopf gehoben haben. Die Ursache dieses Geräusches war jedoch nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, eine alte Standuhr, sondern lediglich das Betätigen der Türklingel. Nachdem, von einer Rauchwolke begleitet, ein Seufzen über die Lippen des Hausbewohners gekommen war, setzte sich der Stuhl nach einer Drehung erneut und diesmal auch deutlich schneller in Bewegung.
Als der Türrahmen zum Flur erreicht war, klatschte die linke der beiden fleißigen Hände hörbar gegen eben diesen und krallte sich daran fest. Durch diesen „Anker“ stabilisiert raste der Stuhl samt Passagier in halsbrecherischem Tempo um die Ecke und schien durch dieses Manöver sogar noch etwas schneller geworden zu sein. Ein paar Meter vor der Haustür jedoch erstarb der Klang der Rollen jedoch jäh und wurde von lautem Rumpeln, Krachen und einem langgezogenen Schrei des Drehstuhlpiloten abgelöst. Das Getöse endete mit einem lauten Knall an der Innenseite der Eingangstür und die umherfliegenden Funken ließen darauf schließen, dass die Gestalt mit der Brille vor ihrem Gefährt das Ziel erreicht hatte. Wieder leuchtete für einige Sekunden die Flamme des Feuerzeugs auf und entzündete eine Zigarette die ebenso verbogen und zerknittert war die der Mann, in dessen Mund sie steckte. Er hatte die Tür wohl mit dem Rücken voraus erreicht und lehnte nun stöhnend, in der Karikatur eines Kopfstands, an eben jener. In einem schiefen Rückwärtspurzelbaum kam die Gestalt wieder auf die Beine. Erstaunlicherweise ohne sich dabei mit der Zigarette anzuzünden. Als wäre nichts geschehen wurde der Stuhl wieder aufgestellt und der Mann nahm wieder Platz. So legte er die letzten Schritte noch einmal rollender weise zurück bevor der Türknauf schließlich gedreht wurde und die Tür langsam auf schwang. Im langsam vergehenden Tageslicht kam nun eine reichlich zerzauste Gestalt auf einem mit Rollen versehenen Drehstuhl zum Vorschein. Dr. Darius Hooch musterte zunächst ausdruckslos die beiden Personen, die ihn da an seiner Tür erwarteten. Eine Frau die einen, augenscheinlich schlecht geflickten, schwarzhaarigen Mann auf dem Rücken trug. Eigentlich war sie bei weitem nicht abgerissen genug um sich zu ihm kommen zu müssen aber das war ja nebensächlich… Das kleine Präsent, dass sie ihm da mitgebracht hatte würde ohne medizinische Hilfe wohl bald den Löffel abgeben aber er würde wohl noch lange genug durchhalten um dem zerknautschten Doktor Zeit für ein kleines Spielchen zu geben. Und wenn nicht, konnte er ihn immerhin noch sezieren. Die Ratten kannte er nun schon, im wahrsten Sinne des Wortes, in und auswendig.

Mit einem zuckersüßen Lächeln hob der Arzt eine Hand zum Gruß und begann zu sprechen: „Ohayo~! Oh, da scheint ja jemand dringend meine Hilfe zu brauchen! Legen sie ihn doch bitte erstmal da neben die Tür“.
„Warum?“, kam er einer eventuellen Frage der Blondine zuvor, „ Naja…Mit dem kleinen Kerlchen auf dem Rücken ist das Kämpfen doch etwas beschwerlich, meinen sie nicht? Sie sollten sich aber etwas beeilen, lange hält er wohl nicht mehr durch. Um ihre Gesundheit müssen sie sich dabei gar nicht so sehr sorgen…“, das Lächeln wich einem leicht irren Grinsen und die Stimmlage des Doktors war beinahe um eine Oktave gesunken als er mit einem Klopfen auf sein Gefährt hinzufügte:
„Sie müssen mich nur hiervon trennen um sein Leben zu retten“.
 
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Livy

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Es war schon einige Zeit her, seit der grüne Teufel das letzte Mal das Meer bereist hatte. Obwohl viele Feiern der reicheren Mafiosi auf Schiffen stattfanden, so konnte man diese kleine Rundfahrten – vorausgesetzt das jeweilige Gefährt verließ den Hafen überhaupt – wohl kaum als wahre „Schifffahrt“ bezeichnen, so langsam wie die trägen Kähne sich einen Weg durch die Wellen bahnten. Ganz anders dagegen die Geschwindigkeit des schwarzen Schiffes: Wie die mächtige Bestie, die es im Hinblick auf die seltsame Form des Bugs wohl auch verkörpern sollte, fraß es sich pfeilschnell durch die Wogen des West Blue und ließ das Blut seines blinden Passagiers aufgeregt pulsieren. Festgekrallt am Balkon des Kapitäns hing Livy nur ein paar Meter über der Wasseroberfläche und konnte die Gischt frisch und lebendig auf seiner nackten Pflanzenhaut spüren. Es war ein berauschendes Gefühl, in dieser Position die klare Meeresflucht durch seine Lungen strömen zu spüren, die für den Pflanzenmenschen mehr denn je nach Freiheit und Abenteuer roch. Mit diesem Geschmack auf der Zunge fragte sich Livy nicht zum ersten Mal an diesem Tag, was genau ihn noch auf Cosa Nostra hielt – sicher, er hatte noch nicht genug Geld für eine Überfahrt, und der schwarzhaarige Mörder des Geistergreises lief ebenso noch immer auf zwei Beinen, doch was sprach dagegen nach dem Begräbnis des Kätzchens die Insel ebenfalls als blinder Passagier irgendeines Handelsschiffes zu verlassen? Dabei ließe sich sicherlich auch der ein oder andere Berry rauben, mit dessen Hilfe sich auf der nächsten Heimat des grünen Teufels bereits ein erstes, kleines Zuhause kaufen ließe.
Auf der anderen Seite wirkte die Aussicht auf eine einzige Insel und einen abermaligen, mehrjährigen Aufenthalt in Anbetracht der endlosen Weite der See unglaublich banal, beinahe jämmerlich. Menschen zogen um und richteten sich ein, bevor sie auf das Ende ihres kurzen Lebens warteten. Das Schicksal einer lebendigen Pflanze dagegen musste anders aussehen – vollkommen anders.

Geplagt von allerlei Fragen, wie er sein Schicksal nach dem Tod des Tigermenschen weiterschmieden sollte, bemerkte Livy die Ankunft im Hafen von Palermo erst, als es schon fast zu spät war. Der sich verringernden Geschwindigkeit und der Unruhe an Deck gewahr werdend wagte der Pflanzenmensch das erste Mal seit Beginn der Fahrt einen kurzen Blick am Rande des Rumpfes entlang nach vorn, doch was er sah gefiel ihm ganz und gar nicht: Obgleich das Schiff noch nicht angelegt hatte spazierte bereits eine ihm nur allzu bekannte, schwarzhaarige Gestalt an Land in Richtung Hafen.
Ein kehliges Seufzen kämpfte sich zwischen den Reißzähnen der Pflanze hervor, obwohl der Anblick seiner Beute Livy eigentlich glücklich hätte stimmen sollen. Stattdessen konnte er nur an sein Zögern im Vorfeld der Verfolgung des seltsamen Geräuschs nahe Tepes‘ Villa denken, weswegen er es nur an das Hinterteil des großen Schiffes geschafft hatte. Mit Blick auf die belebte Außenwand, an der sich nun das Gesindel der Mannschaft zu schaffen machte, um den gewaltigen Kahn festzumachen, sahen die Chancen für eine rasche Aufnahme der Spur des Kätzchens wenig rosig aus. Die Alternative – bis zur Rückkehr des Mannes versteckt an Bord zu warten – wirkte jedoch noch unattraktiver, weshalb Livy aufmerksam das Treiben auf dem und um das Schiff herum beobachtete. Noch immer waren einige Männer damit beschäftigt, das Schiff zu vertäuen, während andere in Richtung Innenstadt aufbrauchen. Wieder andere begutachteten lediglich die Arbeit ihrer Kollegen, was es schwer machen würde, auf dieser Seite an Land zu gelangen. Damit blieb nur noch die andere Flanke des Schiffes, die glücklicherweise noch dazu im Schatten des Transportmittels lag, welcher bis auf die Schiffswand des benachbarten Schiffes reichte. Dieses schien im Gegensatz zum schwarzen Monster des Geistergreises schon seit einiger Zeit verlassen, weshalb Livy das Risiko einging, sich geschickt vom einen zum anderen Schiff schwang und nach einem kurzen Blick rasch um dessen Bug herum kletterte. Tatsächlich war auf dem anliegenden Steg keine Menschenseele zu sehen, was es Livy wiederum gestattete, in Menschengestalt auf den steinernen Kai zu spazieren, die Kapuze des Mantels, welchen er über seinem Anzu trug, tief ins Gesicht gezogen. Es war nicht das beste Outfit, um tagsüber auf einer wohlhabenden Insel umherzulaufen, doch im Hafenviertel galten auch auf Cosa Nostra etwas andere Regeln. Zudem war dies immer noch besser als in der Form eines Hybriden umherzuirren oder offen das bleiche Gesicht eines gesuchten Unruhestifters zur Schau zu tragen. Zudem hatte Livy lediglich einige Meter bis zur nächsten Gasse zu überwinden, um sich dort gekonnt in seine persönlichen Gefilde zu stürzen: Die Dächer von Cosa Nostra.
Obwohl die Dunkelheit das Umherschleichen über den Köpfen der Menschen weitaus ungefährlicher macht, bergen die Wege oberhalb der befestigten Straßen auch am Tage kaum Gefahren, vor allem nicht in den ärmeren Ecken der Stadt. In den Vierteln der Mafiosi verfügen die Häuser oftmals über vielerlei Etagen inklusive glitzernder Fenstern, wohingegen die niedrigeren Hütten der unteren Bevölkerungsschichten mehr Holz als Glas als Vergatterung ihrer diversen Öffnungen aufweisen. Insofern fühlte sich Livy recht sicher, als er über einige flache Lagerhallen des Hafens hinwegsetzte, um sich mit weiteren Sprüngen dorthin zu bewegen, wo er den Schwarzhaarigen zuletzt gesehen hatte. Wie erwartet konnte er dessen Haarschopf auf Anhieb zwar nicht entdecken, als er vorsichtig über den Rand einer windschiefen Hütte schielte, doch mit ein wenig Glück lief er ihm früher oder später sicherlich über den Weg.
Besser, als tatenlos am Arsch von Tepes Kahn zu klemmen.

Tatsächlich dauerte es einige Zeit, bis Livy endgültig zu seiner Beute aufschloss. Der Tag neigte sich zwar seinem Ende zu, doch auf den Straßen von Palermo war noch immer recht viel los, was das Finden einer einzelnen Person entsprechend schwierig machte, auch wenn es sich bei dieser Person um einen hochgewachsenen Mann mit schwarzen Haaren handelte, dessen Äußeres sich deutlich vom üblichen 08/15-Mafiosi unterschied. Dennoch gab es Hinweise, die Livy letztlich auf die Spur des Gesuchten führten, wozu hauptsächlich eine Gruppe aufgeriebener Schläger zählte, in deren Nähe sich Passanten angeregt über einen Kampf unterhielten. Die Beschreibung desjenigen, der die Angehörigen der Mafia verprügelt haben soll, passte vorzüglich auf Livys Beute, und auch wenn die Erzählungen über einen bulligen Kopfgeldjäger, in dessen Angesicht das Kätzchen zusammengebrochen sein soll, seine Neugier schürten, konzentrierte sich der Pflanzenmann auf sein eigentliches Ziel. Über die Dächer Palermos hinwegsetzend folgte Livy in seiner ihm angeborenen Gestalt den Gerüchten einer Blondine, die einen schweren Kerl durch die Gegend getragen haben soll, und dank den losen Mundwerken der Bürger und der geringen Geschwindigkeit des menschlichen Weibchens hatte Livy endlich sein Ziel erreicht.
Über den Rand eines kleines Hauses schauend konnte der Pflanzenmann ganz genau sehen, wie sich just in diesem Moment die Tür des Gebäudes schräg gegenüber öffnete und ein weißhaariger Brillenträger die Blonde und seine Beute lautstark begrüßte. Die ganze Szene erklärte sich hierbei beinahe von selbst: Der Mann in Weiß schien Arzt zu sein, während die Frau offenbar um Hilfe für das sichtlich angeschlagene Schwarzhaar suchte. Der Anblick seiner Beute ließ Livys Mundwinkel unglücklich nach unten sinken – in dieser Verfassung wäre das Ende des Kätzchens keine Strafe, sondern eher ein Geschenk. Gleichzeitig war klar, dass Livys Rache wohl noch einige Zeit warten müsste, zumindest bis es dem Stubentiger wieder besser ging und diese beiden unwichtigen Gestalten nicht mehr bei ihm waren.
Mit einem Blick gen Himmel hellte sich Livys Stimmung dagegen merklich auf: Der Tag ging stoisch seinem Ende entgegen, und die Nacht bemächtigte sich Cosa Nostras. Bei Dunkelheit wäre es zumindest deutlich leichter, die folgenden Geschehnisse abzuwarten, obgleich es immer noch eine lästige Aufgabe bliebe. Doch was blieb ihm übrig? Von seiner Beute abzulassen kam nicht infrage, und zum Schiff zurückzukehren war noch weniger erfolgversprechend als hier auf die Genesung des Kätzchens zu warten.
Und wieder einmal bleibt uns nichts anderes übrig…
Schicksalsergeben schlich Livy an den Rand des Daches, auf dem er stand, hüpfte auf das nächste, und gliederte sich dort in die weitläufige Kletterpflanze ein, die sich eines Großteils des Hauses bemächtigt hatte. Arme und Beine locker zwischen die Ranken gehängt schielte er anschließend mit unsichtbaren Augen wieder zu der Tür hinüber, vor der sein momentanes Ziel auf Heilung wartete – womit er nicht der einzige war.
 

Rose

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Rose behagte das Ganze hier ganz und gar nicht. Nicht nur, dass sie dabei war irgendeinem Fremden zu helfen, der weiß Gott was ausgefressen haben könnte und genauso gut ein Krimineller sein konnte, nein, sie wagte sich jetzt auch noch an eine weitere zwielichtige Gestalt, zumindest wenn man dessen augenscheinlichen Ruf nach ging.
Scarlett seufzte zunehmend genervt, als sich einige Zeit lang gar nichts rührte. So langsam schmerzten ihr auch noch ihre Füße, wobei ihr erst jetzt wirklich bewusst auffiel, wie es hier eigentlich aussah, als sie ihren Blick schweifen lies, nachdem sie die unheimliche Klingel betrachtet hatte. Sie war mit Knochen verziert! Die Everglot sollte wirklich aufmerksamer durch die Welt gehen, denn jetzt, wo sie sich etwas umsah, wurde ihr wirklich unwohl. Der Besitzer betrieb anscheinend nur eine minimale bis gar keine Pflege des Gartens, wenn man diesen überhaupt so bezeichnen konnte. Er glich eher einem Friedhof, nur ohne Gräber. Kuro schien richtig gut ins Bild zu passen, wie er voller Argwohn von einem abgestorbenen Baum sein Frauchen beobachtete, dass schon drauf und dran war sich vom Acker zu machen. Keine einzige Pflanze schien hier gedeihen zu wollen und irgendwie hing ein leichter Nebel auf dem Grundstück. Das an sich war schon merkwürdig genug, denn nebelig war es in dieser Gegend eher selten und wenn dann nur früh morgens. Selbst das Haus sah aus, als hätte man es auseinander genommen und schlecht wieder zusammen geflickt. Es fehlten nur noch ein paar Zombies, die schaurige Laute von sich gaben und hinkend herum kreuchten, dann wäre das hier eine ziemlich gute Kulisse für einen ziemlich schlechten Horrofilm.
Die Blonde schluckte hastig. Sie konnte den Schwarzhaarigen theoretisch einfach hier liegen lassen und für ihn hoffen, dass er es schon überleben würde. Im Haus wohnte immerhin ein Arzt, doch war es für diese Überlegung zu spät. Ein Rumpeln drang aus dem halbwegs zerfallenen Gebäude, das nichts Gutes ahnen ließ. Inzwischen schlug das Herz der Köchin etwas schneller, dieses Mal nicht wegen dem vernarbten Kerl, der immer noch bewusstlos auf ihrem Rücken lag und stetig schwerer atmete. Was zur Hölle machte sie eigentlich hier? Wieso war sie nicht auf dem Heimweg und ließ sich Rezepte für das Abendessen durch den Kopf gehen? Warum nur überkam sie immer wieder das Gefühl, anderen helfen zu müssen? Wenn der augenscheinliche Mediziner sie einfach verschleppte, würde das wohl erst Tage später auffallen, denn Pao Pao hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass sich Rosabelle des Öfteren verlief und entsprechend länger für ganz alltägliche Dinge wie einkaufen benötigte. Dann würde sie wahrscheinlich schon anfangen zu verwesen, nachdem sie ausführlich seziert worden war. Bei dem Bauchgefühl, welches sich langsam in der Everglot breit machte, war das durchaus eine realistische Möglichkeit, die sich jetzt auch noch bildlich in Scarletts Kopf breit machte, ebenso wie einige schlechte Fluchtpläne. Das Grollen war bereits recht nah und verkündete Unheilvolles. Es wurde durch den anschließenden Lärm nicht besser und bei dem Schrei zuckte Rose schließlich zusammen, wobei sie ein leises, erschrockenes Quieken von sich gab. Etwas stieß mit ziemlicher Wucht gegen die Tür. Wieder wurde es für einige Augenblicke still, in denen sich Rose bereits umdrehte, um wieder zu gehen. Sie hatte sich des Öfteren mal etwas spannenderes gewünscht als ihren bisherigen Alltag und jetzt verfluchte sie sich dafür.
Als die Tür auf schließlich aufging, drehte sie sich wieder herum, um den Mann, der sich nun zeigte, irritiert und leicht ängstlich anzusehen. Er passte ziemlich gut zu diesem Ort, denn er war mindestens genauso unheimlich, wenn nicht sogar noch unheimlicher. Rose kam nicht umher, ihn zu mustern, erst recht nicht, nachdem sie sah, dass ihm eine riesige Schraube im Kopf zu stecken schien. "Wo bin ich hier nur gelandet", fragte sie sich selbst mit einem Hauch von Panik. Sie schätzte ihr Gegenüber vielleicht etwas älter ein als sie selbst es war. Mit seinem zerzausten Haar und dem Kittel sah er wirklich aus wie der verrückte Professor von nebenan. Zu allem Überfluss hatte er auch noch Blutspritzer an seinem Ärmel und eine Narbe im Gesicht, die einen ähnlichen Stich aufwies wie die Nähte seiner zusammen geflickten Kleidung. Wieder drängte sich Scarlett das Gefühl auf, dass sie lieber die Beine in die Hand nehmen sollte, doch widerstand sie diesem Verlangen, als der Mediziner anfing zu sprechen. Gut, eigentlich machte seine Stimmlage und die Art, wie er sich artikulierte die Situation keines Wegs besser, aber sie war eben zur Höflichkeit erzogen worden und konnte nicht einfach ohne etwas zu sagen wieder verschwinden. Er war verdächtig, aber bisher stellte er keine direkte Bedrohung dar. Die Köchin gab den Gruß knapp und relativ leise zurück, wobei ihr Blick vielleicht schon verriet, dass ihr das Ganze hier nicht geheuer war. Immerhin nahm er ihr die erste Frage ab, die ihr in den Sinn kam, sodass sie den Kloß im Hals herunter schlucken konnte. Kerlchen war leicht untertrieben. Schwerer Klotz traf es da schon eher, wobei sie diesen die letzten Momente tatsächlich fast vergessen hatte und erst jetzt fiel ihr auch auf, dass dem Arzt etwas anhaftete, das dort nicht hin gehörte – abgesehen von der Schraube natürlich. Seine Aufforderung war... merkwürdig, wie alles an ihm und im ersten Moment hatte Rose ihn zudem missverstanden. Aber wieso sollte er sie auch zu einem Kampf herausfordern? Wobei... man konnte nie wissen, erst recht nicht bei jemandem, den man rein vom Äußerlichen her schon als verrückt einstufen konnte. "Ehm... Natürlich", sagte die Blondine schließlich und ließ sich diverse Dinge noch ein Mal durch den Kopf gehen. Angefangen damit, dass sie vielleicht etwas zu naiv und menschenfreundlich war bis hin zur Vorstellung, wie Pao Pao wohl auf das Verschwinden seiner Schülerin reagieren würde.
Behände griff die Everglot mit der Linken den Arm des Schwarzhaarigen, hielt ihn mit der Rechten, ging leicht in die Hocke und setzte ihn dann ab, wobei sie den Doktor selbstverständlich nicht aus den Augen ließ. Nur ein flüchtiger Blick ging an den Bewusstlosen, dessen Zustand sich anscheinend ziemlich verschlechtert hatte. Immerhin wurde sie jetzt von dessen Körperwärme und seiner Nähe befreit, ebenso wie von seinem nicht allzu geringen Gewicht. Scarlett zog an ihrem Handschuhen und rückte diese damit wieder zurecht. Ihr behagte es nicht dem Arzt so nahe zu kommen, aber ganz wehrlos war sie ja nun auch nicht. Also packte sie sich das unliebsame Möbelstück. "Sie sollten sich wohl festhalten", erklärte die Köchin, die nun ihre normale Stimmlage wieder gefunden hatte, bevor sie an dem Stuhl mit aller ihr gegebenen Kraft, die noch übrig geblieben war, ziehen würde. Das Ding erklärte schon einmal das vorherige Grollen und wohl auch den Schrei. Wie es aussah hatte der Arzt sich damit fortbewegt und ist etwas zu schnell damit unterwegs gewesen, sodass er einen kleinen Unfall gebaut hatte.
 
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Darius Hooch

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Als sich die Frau auf ihn zubewegte, verwandelte sich der Körper des Arztes in eine, bis zum zerreißen gespannte, Feder. Einfach so seinen Stuhl zu packen und auch noch Zeit mit Worten zu verschwenden… Entweder unterschätzte sie den Ernst seiner Worte oder sie war generell eher naiv und unbedarft. Wenn dem so war, würde sie heute etwas lernen und somit hätten dann wirklich alle Beteiligten etwas von dem kleinen Zeitvertreib. Blitzartig riss Hooch den Stuhl in einer Drehung nach links, um seine daran festgeklammerte Kontrahentin aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihr in der gleichen Bewegung die Faust in den Rücken zu rammen. Erfreut stellte der Arzt fest, dass seine Gegnerin ihm wohl doch etwas Unterhaltung bieten würde, als sie ihren Sturz geschickt mit der Rechten abfing und ihr Bein aus der Drehung heraus mit beeindruckender Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Im selben Augenblick fanden sowohl die Faust des Arztes, wenn auch an anderer Stelle als zuerst beabsichtigt, als auch das Bein der Frau ihr Ziel. Von der Faust in den Magen getroffen, verlor die Blonde schließlich doch noch das Gleichgewicht und stürzte zu Boden, während Hooch von dem wuchtigen Tritt, mit dem Gesicht voraus, gegen die eigene Hauswand geschleudert wurde. Trotz der Wucht des Treffers und des darauf folgenden Aufpralls gelang es Hooch irgendwie sich auf seinem Gefährt und bei Bewusstsein zu halten. Der metallische Geschmack seines eigenen Blutes, welches ihm, aus einer Platzwunde an der Stirn, in den Mund rann hatte eine geradezu euphorisierende Wirkung auf den Weißkittel. Den Riss in seinem Sichtfeld, den wohl ein kaputtes Brillenglas verursachte, beachtete er gar nicht. Gerade wollte er sich lässig von der Wand abstoßen, als das Knallen einer Peitsche an sein Ohr dran und er fühlte wie sich etwas mit einem leichten Rucken um den Fuß seines Stuhls schlang. Mit etwas, dass man mit viel Fantasie wohl als zufriedenes Grinsen erkennen konnte, stellte der Arzt fest, dass die Blonde ihre anfängliche Naivität wohl überwunden zu haben schien und nun mit vollem Einsatz gegen ihn antrat.
Hände und Füße des Mannes legten sich auf den, mit Rissen überzogenen Putz der Wand. Kaum spürte er den Ruck an seiner neuen Leine, stieß Darius sich mit aller Kraft ab und raste rückwärts und in halsbrecherischem Tempo auf die Lady mit der Peitsche zu. Diese wich dem Gefährt jedoch elegant, und zumindest für Hoochs Geschmack viel zu mühelos, aus. Bevor er jedoch ungebremst in die nächste Wand brettern konnte, straffte sich die Peitsche. Obwohl ihre Trägerin all ihr Gewicht und ihre Kraft darauf verwandte, das Gefährt in eine, von ihr kontrollierte, Bahn zu lenken, war sie den von Gewicht und Geschwindigkeit ihres Anhängsels entfesselten Fliehkräften doch hoffnungslos unterlegen. Um nicht vollends mitgerissen und womöglich noch hinter dem Gefährt her geschleift zu werden, ließ sie stolpernd den Griff ihrer Waffe los. Ruckartig aus dieser „Umlaufbahn“ entlassen, flog Hooch trudelnd einige Schritt weit durch die Luft. Statt jedoch den Dreck seines eigenen Vorgartens zu fressen, landete Hooch, von einem „Shishishi“ gefolgt, sicher auf einem der Räder und setzte seine Fahrt erstaunlich kontrolliert fort.
Gerade hatte er sich, immer noch auf einem Rad, zu seiner Gegnerin umgedreht und ihr grinsend zugewinkt, als plötzlich ein heftiger Ruck durch das Gefährt lief und Hooch, mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen, zusehen musste, wie der Stuhl abrupt auf alle Viere zurück kehrte, während er, ungebremst und von seinem Stuhl getrennt, seinen Weg durch die Luft fortsetzte. Fluchend krachte er schließlich zu Boden, überschlug sich einige Male und blieb dann, das Gesicht seinem betrügerischen Gefährt zugewandt, liegen. „Nicht cool…überhaupt nicht cool…“, murmelte er zerknirscht, bevor er sich eine Zigarette anzündete und sich erst dann wieder langsam erhob. Die Hände in den Kitteltaschen vergraben umkreiste er den Stuhl, ohne die Frau dabei auch nur im geringsten zu beachten und grummelte nochmals, als er den unscheinbaren kleinen Stein fand, der die Rolle blockierte und wohl für immer ruiniert hatte. Mit einem Tritt wurde der Stuhl auf die Straße befördert, bevor der Arzt sich wieder seiner Kundschaft zuwandte. Nach einem prüfenden Blick auf den Patienten packte Darius ihn am Kragen und drehte den Kopf in Richtung der Blonden. „Nicht ganz wie ich es mir vorgestellt hatte aber trotzdem spaßig“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln und bedeutete ihr ihm zu folgen, während er den Patienten achtlos hinter sich über den Boden schleifte.
 

Rose

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Der Kerl meinte das tatsächlich ernst und griff auch noch an. Anscheinend war seine Schraube etwas zu locker, da er mit solchen Spielchen anfing, obwohl Rose gerade einen Patienten angeschleppt hatte, der drauf und dran war den Löffel abzugeben. Eigentlich hatte die Blonde nicht einmal im Ansatz Lust darauf, sich hier mit einem verrückten Arzt herum zu schlagen und das auch noch um einem völlig fremden Mann zu helfen, der zudem halbwegs zwielichtig aussah. Scarlett ärgerte sich noch, was man ihr sicherlich auch ansah, zumal der Brillenträger sich zu freuen schien, als sie auswich und ihrerseits angriff. Unangenehmer Weise musste auch die Everglot einstecken, die, wie sie sich eingestehen musste, den Grauhaarigen zunächst unterschätzt hatte. Viel Zeit sich um die Konsequenzen des Treffers zu kümmern, hatte sie nicht, denn es ging gleich weiter. Dieser Hooch hatte es mit seinem Spielchen geschafft, ihren Ehrgeiz zu wecken und an sich war es nun auch so, dass sie den Schwarzhaarigen nicht durch die halbe Stadt geschleppt hatte, um dann an dem einzigen, der ihn behandeln würde, direkt aufzugeben, zumindest solange diese Sache hier keine Grenzen überschritt. Hinzu kam noch, dass die Blonde so ihrem Ärger etwas Luft machen konnte, welchen sie gegenüber dieser dreckigen Ortschaft und nun auch diesem Arzt - wie er sich schimpfte - hegte.
Nach dem kurzen Schlagabtausch schaffte es der Doktor doch tatsächlich, sich selbst ins Aus zu schießen und sich von einem Steinchen schlagen zu lassen. Zur Erleichterung von Rose, deren Geduldsfaden langsam zu reißen drohte. Immerhin spielte dieser Irre mit einem Leben, etwas, was sie so gar nicht witzig fand. Kuro unterdessen war, wie sonst auch, keine sonderliche Hilfe und beobachtete das Geschehen nur mit wachen Augen. Das Tier krächzte nur dann und wann und spottete dann mit einem lauten "ahou~ ahou~" über den Ausgang der kleinen Showeinlage, während er über die Köpfe der beiden hinweg auf einen anderen Baum flog.
Mit erhobenen Augenbrauen beobachteten die blauen Augen der Köchin, die rein äußerlich betrachtet so manches Klischee erfüllte, wie der vermeintliche Doktor, nachdem er nun verloren hatte, sich seinem Patienten widmete. Rosabelle unterdessen besann sich darauf, eben jenen Arzt niemals aufzusuchen, sollte sie mal ein Wehwehchen plagen, das von Hausmitteln nicht kuriert werden konnte. "Spaßig...", murmelte die Blondine verärgert vor sich hin, wobei das Aufblitzen einer kleinen Flamme ankündigte, dass sie nun auch einen der qualmenden Glimmstängel für sich anzündete. Eine Zigarette hatte sie jetzt dringend nötig und der giftige Rauch eben jener beruhigte sie wieder etwas. Immerhin schien Scarlett hier ihrer Sucht nachgehen zu können, wobei das andererseits auch nicht gerade für diesen ominösen Arzt sprach. Aber sie – oder besser gesagt der Schwarzhaarige – hatte keine andere Wahl. Ob die Art des Transports nun förderlich war oder nicht, war durchaus fraglich, allerdings schickte sich die Everglot nicht an, etwas dazu zu sagen. Sie hatte den verletzten Kerl schon genug herum geschleppt, obwohl sie nicht einmal im Ansatz wusste, wer er überhaupt war. Ganz zu schweigen von den Reaktionen, die er bisher ausgelöst hatte, über deren Ursache sie ebenso im Unklaren war. Da konnte sie nur hoffen, dass sie mit ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und nichts an Stellen vordrang, an denen gewisse Informationen für Ärger sorgen konnten. So wirklich hatte die Everglot immerhin noch nicht vor diesen Ort zu verlassen, erst recht wollte sie sich nicht dazu gezwungen fühlen, so sehr sie diese Stadt auch hasste. Rose mochte Meister Pao Pao, so schräg er auch war, zu sehr und sie stand noch immer ziemlich tief in seiner Schuld, wie sie fand.
Rosabelle seufzte und schüttelte diese Gedanken damit ab, als sie schließlich Dr. Hooch in das Gebäude folgte. Sie ersehnte einfach das Beste herbei, was auch immer das sein mochte. "Ich hoffe, Sie können diesem Kerl wirklich auch helfen. Ich musste ihn durch die halbe Stadt schleppen, bis ich zu Ihnen fand." Rose zog an ihrer Zigarette und pustete unbehelligt den Qualm in die Luft, als sie die Tür hinter sich schloss. Erst jetzt keimte in ihr der Gedanke auf, dass sie vielleicht hier etwas mehr über den bewusstlosen Schwarzhaarigen herausfinden könnte. Anbei rümpfte sie kurz bei dessen Anblick die Nase. Vertrauenswürdig sah er jedenfalls beim näheren Betrachten nicht aus, mal ganz zu schweigen davon, dass er sich ruhig etwas mehr hätte bekleiden können. Blutgeruch stieg der Köchin in die Nase, die ihren Blick etwas schweifen ließ. Auf dem nicht allzu sauberen Fußboden entdeckte sie sogar Spuren, die auf einige weitere rasante Fahrten des Rollstuhls hindeuteten. Dieser Einrichtung fehlte definitiv eine weibliche Hand, wie sie fand. Es war offensichtlich aber auch kein Wunder, wieso diese nicht vorhanden war. "Mein Name ist übrigens Rose", erklärte die Blondine beim Gehen der Höflichkeit halber, während sie nun den Weißhaarigen von hinten betrachtete, wie er jenen Mann, der ihr heute solche Scherereien eingebracht hatte, hinter sich her schliff. Das einzig Gute daran war nur, dass das Geschehen ihr endlich mal wieder etwas Abwechslung in den langweiligen Alltag brachte, was sie zu der Vermutung brachte, dass eventuell diese aufkeimende Sehnsucht sie dazu gebracht hatte, den Fremden von der Straße aufzulesen. Eine weitere offene Frage war, wie es jetzt weiter gehen würde. Scarlett schüttelte ihren blonden Schopf aufgrund der Rätsel, die sich hier zuhauf auftaten und ihren Kopf mit willkürlichen und skurrilen Dingen füllten.
 
J

Jonathan Volta

Guest
Gelangweilt betrachtete Jonathan den Raum, in dem er Platz genommen hatte. In der Grösse kam er zwar nicht an die Eingangshalle von Tepes’ Anwesen heran, dennoch vermittelte er Einfluss und Macht. Banner der Marine waren im Raum verteilt. Es gab sie in verschiedenen Grössen und Formen, von riesigen Flaggen bis zum Fähnchen im Blumentopf. Es stand ausser Frage, dass Matadoru ein ausgesprochener treuer Zeitgenosse war. Er gefielt Jonathan schon jetzt, obwohl sie sich noch nicht begegnet waren. Ausserdem bewies der höchste Marineangehörige auf Cosa Nostra einen ausgezeichneten Geschmack, was die Zusammenstellung der Fahnen und Fähnchen im ganzen Raum betraf – oder er hatte einen hervorragenden Innenarchidekten. Wie auch immer. Die beiden Mafiosi, Jonathans stumme Begleiter, hatten währenddessen den einzigen noch freien Stuhl im Raum entdeckt, der aufgrund der vermutlich langen Wartezeit geradezu verlockend schien. Beide steuerten sie gemässigten Schrittes darauf zu, betont gelassen und ohne den jeweils anderen eines Blickes zu würdigen. Es stand ausser Frage, dass sie sich beide keine Gedanken darüber gemacht hatten, wer nun auf dem Stuhl würde sitzen können. Jeder rechnete damit, dass sich im letzten Moment eine Lösung von der Decke abseilen und laut „Hier bin ich!“, schreien würde. Dass sie dabei alle anderen Lösungen, die zum Grossteil aus Freundlichkeit, Diplomatie und anderem Schwachsinn bestanden, einfach ignorierten, fand Jonathan ausserordentlich amüsant. Während die Mafiosi immer mehr an Geschwindigkeit aufnahmen, knarrte am anderen Ende des Raumes eine Tür und der Soldat, mir dem Jonathan zuvor gesprochen hatte, trat heraus. Seiner zerknirschten Miene nach zu urteilen, hatte Matadoru ihm unmissverständlich klargemacht, dass Charles Tepes durchaus real – gewesen – war.
„Sir, Matadoru wird sie sogleich in seinem Büro empfangen. Er lässt ausrichten, dass sie die sterblichen Überreste von Charles Tepes mitbringen sollten.“, richtete er seine Worte an Jonathan, ohne die Lippen nennenswert zu bewegen. Der Angesprochene nickte freundlich und erhob sich. Von der gegenüberliegenden Seite des Raumes war ein lautes Rumpeln zu vernehmen – die Mafiosi lagen übereinander auf dem umgekippten Stuhl und kamen sich wahrscheinlich gerade recht dämlich vor. Während sich das Gewirr aus Stuhl- und Menschenbeinen zu entwirren suchte, packte der rothaarige Erfinder seufzend einen Griff von Tepes’ Sarg und zog ihn, auf dem Boden schleifend, hinter sich her, während er dem Soldaten folgte. Dieser rümpfte angesichts des Sarges, welcher auf den Marmorsteinen ein lautes Geräusch verursachte, die Nase, enthielt sich aber eines Kommentars. Schnell, als hätte er noch viel wichtigere Dinge zu tun, führte er Jonathan durch die zuvor geöffnete Tür. Diese schloss sich hinter ihnen und dämpfte die Fluch-Lautstärke der Mafiosi auf ein erträgliches Mass. Je weiter sie gingen, um so leiser wurden die Geräusche, bis nur noch das Kratzen des Sarges zu hören war. Dieses wechselte sich mit einem lauten Knallen ab, als eine Treppe kam und verschwand schlussendlich völlig, da auf dem obersten Treppenabsatz ein Teppich den ganzen Raum ausfüllte. Der Stoff war reich mit goldenen und roten Mustern bestückt und schien einiges gekostet zu haben. Sogleich realisierte Jonathan, dass sie bereits im Zimmer von Matadoru angekommen waren.
Der Kapitän selber stand, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, an einem Fenster und schien überaus interessiert von dem, das er dort draussen sah. Schliesslich, als der Kopfgeldjäger und der Soldat genug gewartet hatten, damit die überhebliche Aura, die Matadoru gerne zu versprühen schien, gewahrt blieb, drehte er sich um. Seine tief liegenden Augen musterten den Kopfgeldjäger durchdringend. „Man hat mir gesagt“, begann er. „dass Man-Bat umgebracht worden ist. Zusammen mit einigen seiner treusten Helfer. Stimmt das?“
„Überzeugen sie sich selber“, antwortete Jonathan. Der Sarg fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Teppich. Der Erfinder beugte sich hinunter, griff unter eine Kante und zerrte den Deckel weg. Faulige Luft schwappte heraus. Charles Tepes lag dort, wie in einen tiefen Schlaf gefallen. Sein Alter Körper war bereits drei Tage nach seinem Tod merklich eingefallen und der Kopf glich eher einem Totenschädel, als dem Gesicht eines gütigen Mannes.
Matadoru zuckte mit keiner Wimper, als er sich zu der Leiche hinunterbeugte. Ein Funke der Erkenntnis leuchtete in seinen Augen auf, als er den Man-Bat erkannte. „Sein Gesicht vergisst man nicht, wenn man es einmal gesehen hat. Auch wenn es lange her ist, seit ich ihm das letzte mal begegnete.“, waren Matadorus bestätigende Worte. „Laut dem Steckbrief stehen euch 10 Millionen Berry für die Beseitigung dieses Mannes zu. Plus 5 Millionen, wenn ihr tatsächlich auch Kane zur Strecke bringen konntet.“
Jonathan zeigte keine Regung, als ihm die Summen genannt wurden. Er nahm es schlichtweg zu Kenntnis, war aber kaum aufgeregt. „Ihr findet ihn in einem zweiten Sarg im Innenhof.“, war sein Kommentar auf Matadorus Worte.
Der hatte offenbar nicht erwartet, dass man derart viel Geld so wenig Begeisterung entgegenbrachte und runzelte die Stirn. Ein Kopfgeldjäger der sich nichts aus Geld machte sah man wohl nicht alle Tage, was die Neugier des Kapitäns geweckt zu haben schien.
„Wie ist euer Name?“, fragte er, während der Angesprochene den Deckel des Sarges wieder verschloss, um den beständigen Strom an fauliger Luft zu stoppen. „Jonathan Volta“, sagte er. Dann fügte er nach kurzem Überlegen hinzu: „Ich habe jedoch nur Kane zur Strecke gebracht. Der Name des Mannes, welchem Charles Tepes seinen Niedergang verdankt, ist ...", er überlegte erneut. „Scar.“
Matadoru hob die Augenbrauen. „Eure Kopfgeldjäger-Spitznamen in aller Ehre, aber das ist dann doch etwas kurz. Habt ihr nicht was Griffigeres?“
Jonatha blinzelte. „Hängt meinetwegen Mighty Kitty oder Fury Beast hintenran, es kommt aufs Gleiche hinaus.“
Der Kapitän seufzte. „Dann Fury Beast. Ich nehme an, ihr habt euch selber noch keinen Spitznamen gegeben.“
„Ihr könnt mich Salamander nennen, wenn es euch freut. Jonathan Volta würde aber schon reichen.“
„Gut. Man wird diese beiden Namen in nächster Zeit oft in den Strassen und Gemeinschaften hören, wie ich mir denken kann. Ich überreiche euch nun das Kopfgeld für die beiden Männer.“
Matadoru schritt mit einem staksigen Gang zu seinem Schreibtisch hinüber, einem Monstrum von Möbel. Mit zwei Fingern holte er einen filigranen Schlüssel aus einer seiner Innentaschen und schob ihn in die entsprechende Öffnung. Ein scharfer Klicklaut folgte und anschliessend vernahm Jonathan das laute klimpern von Münzen und das Flattern von Scheinen. Der Kapitän liess sich mit dem Abzählen des Geldes Zeit und warf den einen oder anderen neugierigen Blick auf den Kopfgeldjäger, der sich interessiert im Zimmer umsah. Wie der Schreibtisch war auch die restliche Ausstattung des Büros massiv und schwer. Wuchtige Beine hielten die Möbel über dem Boden. Sie schienen regelrecht in den Teppich gestanzt worden zu sein. Unverrückbar und standhaft. Gerade so, als hätte sich der Raum im Laufe der Zeit immer mehr an seinen Besitzer gewöhnt. Matadoru hatte es derweil geschafft mit seinen sehnigen Fingern die Scheine abzuzählen und umrundete seinen Schreibtisch, um Jonathan seine und Scars Belohnung auszuhändigen. Der Kapitän schien es erst in Erwägung zu ziehen, das Geld vorzuzählen, um einen Betrug auszuschliessen, verwarf die Idee aber schnell. So wie er Jonathan auf den ersten Blick kennen gelernt hatte, würde dieser den Zahlen ohnehin keine Aufmerksamkeit schenken. Als hätte er die Gedanken seines Gegenübers gelesen, zog Jonathan wortlos den Reisverschluss seiner Tasche auf und stopfte das Geld achtlos hinein. Den Scheinen, die bei der Aktion durch die Luft flatterten, schenkte er keine Beachtung. Matadoru musste ihn erst auf das, auf dem Teppich liegende Geld aufmerksam machen, bevor dieses ebenfalls eingepackt wurde. „Nun, Jonathan Volta“, fing Matadoru an, während der Angesprochene seine nun dickere Tasche schulterte. „ich bin ihnen und diesem „Scar“ dankbar, dass sie diese Verbrecher zu Strecke gebracht haben. Die Marine wird diesen Dienst nicht vergessen.“
„Natürlich nicht“, erwiderte Jonathan. „Mir war es ebenfalls eine Freude, ihnen behilflich gewesen sein zu können. Es wird leider vermutlich nicht das einzige Mal gewesen sein, dass wir ihnen tote Verbecher liefern.“
Bevor Matadoru sich überlegen konnte, warum der Kopfgeldjäger „leider“ gesagt hatte, drehte sich dieser schon der Türe zu. „Nicht jeder bekommt eine zweite Chance, wissen sie. Doch selbst jene, die eine bekommen, nutzen sie nicht immer...“
Der Soldat öffnete die Türe und als Jonathan hindurchgeschritten war, verzog sich sein Gesicht vor Schmerz. „Ich finde den Weg.“, sagte er mit abgewandtem Gesicht zu dem Soldaten und schritt die Treppe hinunter. „Ich werde meinen Weg immer finden... so lange es jemanden gibt, der es nicht tut.“

Die Mafiosi im Empfangsraum sahen wie abgestellt und vergessen aus, als Jonathan die Tür öffnete. Seufzend ging er an ihnen vorbei. Sein Gesicht schon wieder emotionslos, gelangweilt aussehend. „Kommt mit. Wir müssen nach Palermo zurück.“, waren seine einzigen Worte.
 
D

Darius Hooch

Guest
Eine fröhliche Melodie pfeifend schleifte Hooch also den versehrten Schwarzhaarigen über den Flur, hinterließ damit eine deutliche Spur auf dem staubigen Boden und lies hier und da eine kleine Rauchwolke in Form eines Totenkopfs in Richtung Decke aufsteigen. Nachdem die Frau sich als Rose vorgestellt hatte, drehte er den Kopf zur Seite und blickte sie über die Schulter hinweg an.
„Durch die halbe Stadt, hm? Wenn ihn keiner der beschränkten Idioten hier behandeln wollte hat unser Freund wohl ein paar Anzüge zerknittert bevor man so stümperhaft versucht hat ihn zu zerlegen“, sagte der Doc mit einem Lächeln. „Ob man ihm noch helfen kann sage ich dir wenn ich ihn auf dem Tisch habe… und wenn ich ihm nicht helfen kann, kann er mir vielleicht noch dienlich sein.“
Im Behandlungsraum angekommen betätigte Hooch einen Lichtschalter, wodurch ein stählerner Operationstisch in der Mitte des Raumes plötzlich in strahlend helles Licht getaucht wurde. Der Anblick war allerdings nicht besonders gut geeignet, den Patienten ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Die Liegefläche war zwar spiegelblank, doch ansonsten war der Tisch über und über mit Flecken bedeckt die wohl zum gleichen Teilen von Rost und Blut verursacht worden waren. Von angestrengtem Ächzen und Stöhnen begleitet, hievte der Arzt seinen neuen Patienten auf den Tisch, griff sich lässig ein Skalpell und durchtrennte in einer fließenden Bewegung die Bandagen. Rose schien er schon wieder völlig vergessen zu haben, da er ihr keine weitere Beachtung schenkte. Mit einem Kopfschütteln besah sich Darius die Verletzungen, schnippte den Stummel seiner Zigarette in einen großen Metalleimer und zündete sich die nächste an. Die Konstitution des jungen Mannes war beeindruckend… Er hatte noch nie jemanden gesehen, der eine Kombination aus so schweren Verletzungen und so schlechter Erstversorgung so lange überlebt hatte, wie der Grad der Wundheilung und vor allem die heftige Entzündung erkennen ließen. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Arztes aus und seine Augen bekamen einen gewissen Glanz. Er hatte schon viel zu lange auf herausfordernde Aufgaben verzichten müssen.
Nachdem der Patient mit starken Lederriemen auf den Tisch geschnallt worden war, breitete Hooch ein ganzes Arsenal chirurgischen Werkzeugen auf einem mit Rollen versehenen Beistelltisch aus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Dingen im Haus waren diese Werkzeuge in absolut makellosem Zustand und wirkten damit etwas fehl am Platze. Der zwischen den Werkzeugen platzierte Aschenbecher relativierte diesen Eindruck jedoch wieder etwas.
Beim Anblick der Bauchwunde schüttelte Hooch erneut den Kopf. Die Menschen waren, was ihren Körper anging, einfach komplette Idioten. Eine völlig verschimmelte Wand würden sie ja auch nicht einfach mit ein paar neuen Brettern verkleiden und glauben damit wäre das Problem beseitigt. Ohne sich um Nebensächlichkeiten wie eine Betäubung zu scheren, steckte der Arzt seinem Patienten einfach ein Beißholz zwischen die Kiefer und begann mit der Operation. Wenn der Schwarzhaarige überhaupt aufwachte würde er schon von selbst wieder das Bewusstsein verlieren wenn die Schmerzen zu groß würden. Mit geübten Handgriffen und verzückter Miene schnitt, klemmte, verödete und nähte sich Hooch durch den Körper seine Patienten. In seinem Zustand nahm er, bis auf eben diese Dinge, absolut nichts zur Kenntnis. Größere Zuckungen des Werkstücks blieben jedoch, zu dessen Glück, aus und als der Operateur schließlich blutverschmiert gleichzeitig mit der einen Hand die Nadel aus der Hand legte und mit der anderen die leere Zigarettenschachtel in den Mülleimer warf, stieß er einen zufriedenen Seufzer aus.
„Die Arbeit müsste ich schon fast signieren, shishishishi“, murmelte er und trat vom Operationstisch zurück.
 

Livy

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Warten… Warten… Warten…
Für die meisten Menschen mochte solcherlei Untätigkeit nur schwer zu ertragen sein. Untätigkeit an ein und demselben Fleck verharren zu müssen wurde als Qual betrachtet, die ungeachtet des möglichen Gewinns unbedingt vermieden werden musste. Nichts zu tun, vergeudete Zeit, leere Schritte in Richtung Lebensende… ja, was Menschen alles taten, um nicht einmal ein paar Minuten innehalten zu müssen! Sie hetzten durch die Straßen, schneller und schneller, und alles nur, weil ihre Daseinsspanne nur ein paar läppische Jahre betrug.
Pflanzen dagegen wurde das, was Menschen „Geduld“ nannten, seit jeher in die Wiege gelegt. Tag um Tag und Tag warteten sie – und wuchsen. Sie warteten und genossen das warme Licht der Sonne; sie warteten und zehrten von der grenzenlosen Kraft der Erde; sie warteten, alterten, und wuchsen ganz langsam immer weiter, Monate, Jahre, Jahrzehnte, bis sie letzten Endes als Meterhohe Giganten die Welt überschatteten. Was waren da schon ein paar Minuten?
So geschah es, dass Livy die ganze Zeit, während die blonde Menschenfrau mit etwas, was den Eindruck eines Arztes erwecken zu wollen schien, redete und kurz darauf Hiebe austauschte, lediglich weiter in den Ranken einer dunklen, dem Tode nahen Kletterpflanze wartete, die sich mehr schlecht als recht am Gerippe eines ramponierten Hauses festgeklammert hielt. Seine eigenen Arme und Beine locker in die des fremden Gewächses geflochten wartete Livy und beobachtete mit einem unsichtbaren Lächeln den Schlagabtausch des ungleichen Duos. Kaum eine Bewegung entging der Pflanze trotz der nicht zu vernachlässigenden Distanz, dank derer sie das kleine Schauspiel gefahrlos genießen konnte. Ein Angriff hier, ein Haken dort, dann die Auflösung des Konflikts – viel zu schnell für Livys Geschmack, doch im Vergleich zu dem Spektakel, dass Tepes und der Stubentiger ihm geliefert hatten, konnte man das Spiel der beiden sowieso vergessen.
Nichtsdestotrotz erfüllte es wohl seinen Zweck, machte sich der Mann nach dem kurzen Scharmützel doch endlich daran, seine Aufmerksamkeit dem verletzten Tigerchen zu schenken. Bald wäre es sicherlich wieder auf den Beinen und bereit, die Konsequenzen seines Diebstahls zu tragen. Nur eine Frage blieb noch unbeantwortet: Wie sollte die Strafe vollstreckt werden?
Die beiden, der Arzt und die Frau… ein echtes Problem sieht anders aus. Trotzdem…
Genauso, wie man vor einem exquisiten Festmahl seinen Gaumen nicht mit dem Fraß irgendeiner Dorfküche verschreckte, so fehlte Livy auch die Lust, sich um die beiden anderen Menschen zu kümmern. Als Alternative blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als weiter auf den Tigermann zu warten, ihn zu verfolgen, und schlussendlich die erstbeste Gelegenheit zu ergreifen, den Schläger allein und bei bester Verfassung zu stellen. Doch sollte er die Zeit bis dahin tatsächlich mit Faulenzerei zubringen? Die Zeit bis zu seiner verspäteten Rache an demjenigen, der genau den Mann getötet hatte, welcher für Livys Einkerkerung verantwortlich gewesen war?
Der Pflanzenmann spürte deutlich, wie sich beim Gedanken an sein Verlies zähflüssiger Speichel in seinen Mäulern sammelte. Hunger… eines der ersten Gefühle, das Livy in seinem Leben je verspüren durfte. Damals hatte es noch Besitz von ihm ergreifen können, doch heute vermochte er es bis zu einem gewissen Grade zu zügeln, ja sogar für seine Zwecke zu missbrauchen. Hunger gehörte schließlich zu den stärksten Arten der Motivation, und wer einen solchen Antrieb nicht ausnutzte, der war nichts weiter als ein Idiot. Doch wofür ausnutzen?
Mit den Erinnerungen an sein Verlies kehrten auch diejenigen an seine Kerkermeisterin zurück: Die maskierte Frau, welche tatsächlich in der Lage gewesen war, eine giftige Pflanze zu vergiften, nur weil diese ihre eigenen Stärken nicht genau genug kannte. Die Gedanken an die Bilder, die das halluzinogene Toxin Livy vor Augen geführt hatte, ließen seine Mäuler noch unruhiger werden. Tropfen für Tropfen sickerte der Speichel aus ihnen, fiel auf die Hauswand, den Boden und die nahezu abgestorbene Kletterpflanze, je mehr er über all das Blut nachdachte, welches nur in seinen Augen langsam den finsteren, muffigen Kerker mit seiner Farbe und widerwärtigen Gestank erfüllt hatte. Eine einfache Frau, ein einziger, kümmerlicher Mensch, sie allein der Grund für all das… diese Schmach saß tief und nagte immer wieder an ihm, obwohl die Überreste dieser Gestalt bereits längst verdaut waren. Trotzdem, dass sie einfach so… mit einer Waffe, die er eigentlich hätte kennen müssen. Diese Niederlage schmeckte… bitter, ja, bitterer als alles was er bisher in seinem Leben kostete. Die Spitze der Evolution, die perfekte Symbiose aus Mensch und Pflanze, geschlagen von einer niederen Gestalt, die sich die Natur mit Gewalt Untertan zu machen versucht hatte – und das fast mit Erfolg!
Unvermittelt spürte Livy einen Ruck durch die Ranken seiner Stütze gehen, die ohne ersichtlichen Grund plötzlich unter ihm zusammenbrach. Überrascht schlugen sich die Zähne dreier Mäuler in die Hauswand, um nicht zu Boden zu sacken, wie es im selben Moment die gesamte Kletterpflanze tat. Einige Augenblicke blieb Livy daraufhin perplex an dem Gebäude kleben, bevor er sich langsam nach unten gleiten ließ um einen genauen Blick auf seine gebrochene Stütze zu werfen. Was er dabei entdeckte überraschte ihn sogar noch mehr als der eigentliche Zusammenbruch: Überall an der Pflanze waren Spuren einer weißen Flüssigkeit zu entdecken, die unruhig blubberte und immer neue Blasen warf, je mehr von der Pflanze sie verschluckte. Ja, der seltsame Saft fraß sich wortwörtlich durch das Gewächs und ließ die sowieso bereits sehr schwachen Ranken sich einfach in bleichen Dunst auflösen. Es dauerte einige weitere Minuten, bis Livy bemerkte, dass dieselbe Flüssigkeit die Lippen seiner Mäuler bedeckte.
Bitterer Geschmack… die eigenen Kräfte kennenlernen… na, wenn wir da mal nicht einen Zeitvertreib gefunden haben.
 
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