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Die junge Musikerin - Vorbilder und Erinnerungen

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Rin

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Suchte man einen gewöhnlichen Tag in Humming-Town, so hatte man ihn hier gefunden. Die Sonne war noch nicht vollständig aufgegangen, dennoch herrschte schon eine einzigartige Betriebsamkeit in dem kleinen, wortwörtlich über Nacht bekannt gewordenen, Örtchen. Nach dem Überfall war man eine zeitlang noch misstrauischer als sonst – was die meisten Menschen für unmöglich gehalten hatten - gewesen, Fremde wurden sobald sie die Insel betreten hatten, aufs Aufdringlichste gemustert...wenn sie nicht sofort verjagt wurden und nach sechs Uhr ging man nicht mehr aus dem Haus. Doch irgendwann hatten sich die Bürger der kleinen Stadt beruhigt, nicht zuletzt wegen der Marinebasis, die bald gebaut werden sollte, das Misstrauen sank auf ein erträgliches Maß zurück, die besorgten Eltern ließen ihre Kinder auch wieder abends durch die Straßen toben und die Kneipenstammgäste zechten wieder die Nächte durch, um morgens mit einem gewaltigen Kater aufzuwachen, wie sie es immer taten.
Alles war wieder beim Alten, so auch heute.

Rin atmete die frische Luft ein, es war ziemlich früh am Morgen und die Vögel fingen gerade erst damit an ihr Lied zu singen, es roch nach Fisch, was nicht unbedingt verwunderlich war, weil die Musikerin an den unzähligen Fischerbooten, die den Rand der Insel säumten, entlang lief. Einige schienen das Verkaufen ihres Fangs gar nicht abwarten zu können und schlugen schon hier die Werbetrommel, Sätze wie „Beste Haiflossen bei Steve&Reev!“ oder „Köstlichster Thunfisch, für groß und klein.“ hallten durch die Gegend, doch das war eher nebensächlich. Die wichtigere Frage war: Was machte die schwarzhaarige Schmutzbeseitigerin um diese Uhrzeit hier? Die Antwort darauf klang wohl ziemlich lustig oder auch einfach nur seltsam für Unwissende: Sie ging zum Strand um ihren monatlichen Steinsammlerpflichten nachzukommen. Diese Pflichten waren nicht sonderlich kraftraubend oder schwer zu erfüllen, sie bestanden lediglich darin den Strand jeden Monat aufs Neue zu untersuchen und einen Bericht zu den Sammler-Oberhäuptern zu schicken und das war nicht lustig, es war eine Pflicht, die wichtig war und erfüllt werden musste, schließlich konnten auch seltene Steine den Weg auf eine namenlose Insel wie diese finden.

Jede Insel brauchte mindestens drei Kontrolleure, doch weil die namenlose Insel, auf der die Stadt Humming-Town lag, so winzig war, konnte Rin diese Aufgabe alleine erfüllen. So lief sie also Monat auf Monat den Strand entlang, der zu der frühen Stunde menschenleer war, auf der Suche nach Steinen, die im Laufe des Monats an eben diesen gespült worden waren. In dem kleinen orangefarbenen Rucksack, den sie zu solchen Anlässen stets bei sich trug, lagen immer dieselben Dinge: Eine Flasche Orangensaft, eine Lupe und eine Packung mit Pflastern. Alles verlief nach dem üblichen Muster, nun ja, fast alles, denn plötzlich hörte die Putzteufelin etwas, das ganz sicher weder das übliche Meerrauschen noch Händlergeschrei war.
Es war Musik.

Verwirrt hielt Rin in ihrer Bewegung inne und lauschte. Wer machte um diese Uhrzeit Musik? Am Strand von Humming-Town war das wohl mehr als nur eine Seltenheit, hier hatten selbst die besten Kneipen kaum Musiker und von der Nützlichkeit der Musik im alltäglichen Leben konnte man gar nicht erst reden ohne verständnislose Blicke zu ernten. Doch da war tatsächlich etwas, nein, jemand, der die sanften Klänge einer Geige mit einer dazu passenden Melodie verband. Schnell lief die zukünftige Triangelvirtuosin, und "schnell lief" hieß "stürzte versehentlich", den Hang, der sie noch von dem hellen Sand trennte, hinunter. Die immer noch angestrengt lauschende Steinsammlerin landete wenig elegant, aber weich, und sah sich sofort suchend um, spätestens jetzt war sie wirklich neugierig geworden. Die Pflicht konnte noch etwas warten, schließlich würden die Steine ja nicht davon laufen...wie sollten sie auch? Rin stellte ihren Rucksack auf den feinen Sandboden, griff zielsicher hinein und zerrte die schwere, wohlweislich von ihrem Vater schon einmal geöffnete, da seine Tochter das erste Öffnen alleine niemals schaffen würde, Flasche heraus und drehte den Deckel ab. Die Orangensaftfanatikerin warf den Kopf zurück und trank mit großen Schlucken die halbe Flasche aus - schließlich sollte ja noch etwas übrig bleiben - und schraubte den orangefarbenen Verschluss wieder zu, dabei lauschte sie der traurig klingenden Melodie, die nun mit einem „decrescendo“ endete. Eine kurze Pause, dann spielte der Musiker dasselbe Lied noch einmal. Eine wunderschöne Melodie und das Glücksgefühl, dessen Ursprung wohl beim O-Saft lag, erfüllten ihren Kopf. Das war kein Anfänger und es war auch niemand, den die Schwarzhaarige kannte, sie würde diese Person gerne kennenlernen...Mit einer ruckartigen Bewegung steckte sie die Flasche zurück in den Rucksack und schlüpfte schnell in die Träger. Warum nicht? Warum sollte sie nicht nach dem fremden Musiker suchen? Schließlich bekam man hier nicht oft die Möglichkeit neue Freundschaften zu schließen.
 

Kaja

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Es war noch dunkel, doch der Mond erhellte dem kleinen Mädchen den Weg. Um diese Uhrzeit schliefen noch die meisten Leute und Kinder waren mit Sicherheit nicht auf den Straßen der Stadt zu finden. Allerdings störte jenes die zarte, fast schon zerbrechlich aussehende, Gestalt nicht. Im Gegenteil: Es war ihr sogar lieb. Mit gezielten Schritten strebte das Kind zum Hafen. Die salzige Meeresluft strömte in ihr Gesicht. Vorsichtig näherte sich die Rothaarige dem Rand und schaute in die Ferne. Das Rauschen des Wassers klang beruhigend und ein weiteres Mal verstand sie warum ihre Schwester immer so angetan von dem Meer war. Auf dem Horizont tauchten langsam die ersten Sonnenstrahlen auf, die das Mädchen an ihr eigentliches Ziel erinnerten. Elegant, aber sorgfältig und nicht zu schnell, strebte sie in Richtung Strand. Nach einigen Metern blieb sie stehen und legte ihren schmalen, länglichen Koffer, welcher vage an die Form einer Violine erinnerte, auf den sandigen Boden. Vorsichtig öffnete sie jenen und holte ihre Geige heraus. Seit jungen Jahren hatte die Rothaarige begonnen die Kunst des Geigenspielens zu praktizieren. Ihre geliebte Schwester stand ihr immer zur Seite. Das Mädchen legte ihr Kinn auf den dafür vorgesehenen Halter und den mit Pferdehaaren aufgezogenen Bogen sanft auf die Saite. Nach einem geraden Strich folgte auch schon der erste Ton.

Es war eine Musik, die eine Gänsehaut auf so mancher Haut hervorbrachte. Sie hatte einen dezenten traurigen Unterton, doch man konnte durch hellhöriges zuhören erkennen, dass sie nur so voller Hoffnung, Fantasie und Reise gespickt war. Es war die Musik, welche Erin für ihre über alles geliebte Schwester spielte. Sie hatte zwei Schwestern – Ajane und Kaja. Ajane, die offiziell ältere der drei Geschwister, verschwand jedoch eines Tages ohne irgendeine Spur von sich zu lassen. Dies bedrückte zwar das kleine Mädchen sehr, doch am meisten hatte es nun ihre andere Schwester getroffen. Nun war auch Kaja nicht mehr bei ihr. Aber anders als Ajane, ist diese auf freiwilliger Basis weggezogen. Die Melodie machte eine leichte Wende, während dieser die Rothaarige hinaus auf das unendlich weit erscheinende Meer schaute, bevor sie sich wieder mehr auf ihr Geigenspiel konzentrierte. Sie schloss die Augen, um keine Tränen zu vergießen. Ihre Gedanken wanderten nun wieder an jenen Tag zurück, als sie und ihre Mutter erfuhren, dass die Crew ihres Vaters gefangen wurde. “Kaja war oben“ Die Musik änderte sich wieder leicht und wurde etwas schneller. “Aber sie war nicht auf dem Bild..“ Und noch schneller. “Also muss sie noch leben!“

Das Lied endete, doch dies hinderte das Mädchen nicht daran noch einmal von vorne anzusetzen. Sie würde diese Melodie, so lange spielen, bis ihr die Finger weh tun würde, oder sie jemand daran hindert. Es war fast wie ein Memento, nur, dass sich die Rothaarige sicher war, dass ihre Schwester noch lebte und irgendwann wieder zurückkommen würde. Es war egal, dass sie und ihre Mutter nicht mehr auf der Strudelinsel waren. Kaja würde sie schon finden, da war sie sich sicher. Ein aufmunterndes Lächeln erschien auf den zarten Lippen des Kindes und die traurigen Töne erloschen und wurden durch muntere Noten ersetzt. Es war ein schöner Tag. Die Sonne erhellte das Meer und schenkte eine strahlende Wärme. Für Erin war es wie eine versteckte Bestätigung, dass heute ein guter Tag war, dass etwas Gutes passieren würde, und sei es, dass ihre Mutter ihr wieder etwas Gutes backen würde. So sehr in ihre Gedanken und vor allem die Musik vertieft, merkte das Mädchen gar nicht, dass sich jemand zu ihr an den Strand gesellt hatte...
 
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Rin

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Die Schwarzhaarige gähnte noch einmal ausgiebig, bevor sie den Strand einer eingehenden Musterung unterzog. Der Strand gehörte zu ihren Lieblingsplätzen, hier konnte man wirklich gut entspannen und dabei die eine oder andere Flasche Orangensaft leeren, außer den Fischern, die hier vielleicht zufällig einmal vorbei liefen und den Vögeln kam hier nämlich niemand vorbei, nur Rin, welche ab und zu nach Steinen suchte, und nun auch der Musiker. Ansonsten gab es nur noch die üblichen Dinge am Strand, sie fielen ihr erstaunlicherweise immer wieder auf, einige große und langweilige Felsen, die wie verstreute Bauklötze im Sand lagen, vernarbte Zeugen der Geschichte dieses Strandes, jene Zeugen, welche auch den Piratenangriff vor vielen Jahren miterlebt hatten und den jüngsten Überfall auf Humming-Town vor nicht allzu langer Zeit.

Eine Person wie jene, die gerade am Strand dieser langweiligen Insel ihr Liedchen spielte, hatte man in Humming-Town wohl noch nie gesehen. Die roten Haare, zu denen wohl das Wort “warm“ passen würde, lilafarbene Augen, welche verträumt auf das Meer gerichtet waren, die Geige, für die das Lied wie geschaffen schien, und als Hintergrund: der Calm Belt, mit der aufgehenden Sonne. Rin verstand nichts von Kunst, doch diese Szene bot wirklich einen malerischen Anblick. Das war also der Unbekannte, nein, die Unbekannte. Wie redete man mit so einer Person? Sollte man sich einfach dazusetzen und warten bis sie den ersten Schritt machte? Oder einfach irgendetwas herüber rufen, um sie so aus der Trance – so konnte man den Zustand der zierlichen Person wohl nennen – zu wecken. Oder sollte die Orangensaftfanatikerin etwas Kindisches tun und der Musikerin ihre Geige wegnehmen und damit weglaufen,um sie in ein lustiges Fangespiel zu verwickeln? So viele Möglichkeiten! Die Entscheidung viel der Insektophobikerin mehr als schwer, vor allem weil man dieses Mädchen vom Äußeren her in keine Charakterkategorie einordnen konnte. „Sie sieht so...auffällig unauffällig aus.“ dachte die Schwarzhaarige und runzelte die Stirn. Gut, das stimmte nicht zu 100 Prozent, schließlich waren ihre Haare rot und diese Haarfarbe konnte man in Humming-Town nicht allzu oft bewundern, aber der Rest... sie war weder besonders groß, noch besonders klein, vielleicht etwas dünn, doch das war Rin ja schließlich auch! Sie hatte keine sichtbaren Verletzungen und ihre Augen zeigten nur, dass sie das Meer wohl sehr mochte. Der zukünftigen Triangelvirtuosin war klar, dass man einen Menschen nicht nach seinem Äußeren beurteilen sollte, doch ein Mensch, der mehr Narben am Körper als Finger an den Händen hatte, würde - zumindest in der Regel - sicher nicht durch die Welt hüpfen und jeden umarmen, der ihm über den Weg läuft.

Tja, aber so einfach machte es die andere Musikerin ihr nicht. Mit einem prüfenden Blick sah sich die Schwarzhaarige den Weg zwischen ihr und der Fremden an, er schien, schien wohlgemerkt, keine Fallen zu beinhalten, einfacher, ebener und trockener Sandboden, unauffällig und leise. „Zehn Meter.“ schätzte sie die Entfernung ein und blickte auf ihre Füße. „Bitte macht nichts Peinliches.“ flehte sie sie stumm an und lief ein paar Schritte gen Mädchen. Hey, das ging ja ganz einfach!
„Laufen ist ja auch einfach, nur du kriegst es nicht hin, hohle Nuss.“ Blöde Gedankenstimme!

Konnte es sein, dass sie nur hinfiel, wenn sie darüber nachdachte? Vielleicht musste Rin einfach nicht daran denken, um nicht hinzufallen? Einen Versuch war es wert! Nun konzentrierte sich die Orangensaftfanatikerin darauf, auf gar keinen Fall an das Laufen zu denken. Andere schafften es schließlich auch so. Pah, nur noch zwei Meter, was sollte da schon schief gehen? Betont lässig lief sie zwei kleine Schritte und dachte dabei an Orangensaft, sie könnte wieder welchen vertragen...
Plötzlich spürte sie etwas, ein vertrauter Ruck, der ihre Füße vom Boden löste und sie aus dem Gleichgewicht brachte. Natürlich, sie hatte sich selber ein Bein gestellt... und schon wieder landete die Schmutzbeseitigerin im weichen Sand. "Verdammt..." fluchte der Tollpatsch laut und rappelte sich mühsam auf, es war nichts Ungewöhnliches, aber sie hätte auch ohne diesen blöden Mist aus kommen können, Schmerzen, auch wenn man bei diesem kleinen Sturz nicht davon sprechen konnte, waren sowieso schon immer ein Teil vom Alltag der Orangensaftliebhaberin gewesen, man gewöhnte sich daran. Ihre größere Sorge war, dass sie die Musikerin erschreckt haben könnte. Schließlich macht es nicht unbedingt den besten Eindruck sich von hinten anzuschleichen, sich dann mit einer wohl wenig eleganten Landung hin zu packen und sich dann laut fluchend aufzurappeln. Die Rothaarige könnte sogar glauben, dass Rin sie überfallen wollte! Das ging doch hundertprozentig gegen ihren Keine-Feinde-Lebensstil! Was war, wenn die Fremde zu denen gehörte, die jemanden solche Fehler übel nahmen? Wenn sie nachts in einer Gasse wartete und die Putzteufelin dann erdolchen würde? "Gaaaaaaaaaanz ruhig, Rinni." versuchte sich die Schwarzhaarige zu beruhigen, sie neigte dazu, sich in Sachen zu sehr hineinzusteigern. "Du gerätst wieder in Panik und diesmal völlig grundlos, ist sie eine riesige Monsterfliege? Nein und wenn doch, dann mit einer sehr guten Verkleidung. Jetzt mal ehrlich: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen älteren Bruder hat, der plötzlich auftaucht und dich fertig macht, dafür, dass du seine kleine Schwester erschreckt hast?" Die Schmutzbeseitigerin setzte ihr freundlichstes Lächeln auf, so viel Pech hatte nicht mal sie. „Habe ich dich erschreckt? Das wollte ich eigentlich gar nicht...“ Sie wartete die Antwort nicht ab. „Woher kommst du eigentlich? Humming-Town müsste doch ein ziemlich unbeliebtes Reiseziel sein, oder? Achja, und... was ist das eigentlich für ein tolles Lied?“ fragte sie neugierig, vielleicht konnte sie der Schwarzhaarigen ja etwas über andere Inseln erzählen, von denen sah man hier nämlich herzlich wenig.
 

Kaja

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Eine kurze Stille. Der Wind blieb stehen und dann wurde die fließende Musik unterbrochen. Die Rothaarige wurde von was auch immer, in diesem Moment dachte sie nur daran, dass ihrer Geige nichts passierte, mitgerissen und landete mit dem Po voran auf dem Sand. Die Violine in der Linken und in der Rechten den mit Pferdehaaren sorgfältig bespannten Bogen. “Autsch!“ Das Mädchen kniff ihre Augen fest zusammen. “Was war das?“, fragte sie sich. Doch noch bevor sie etwas sagen konnte, beziehungsweise gar ihre Augen wieder öffnete, hörte sie eine Mädchenstimme. „Habe ich dich erschreckt? Das wollte ich eigentlich gar nicht...“ Erin blinzelte kurz und erblickte vor sich eine kleine Schwarzhaarige. Das Kind, welches wohl in ihrem Alter zu sein schien, wirkte stark besorgt, wenn nicht sogar leicht panisch, kam es der Rothaarigen vor. Sie wollte gerade ansetzen, öffnete den Mund um zu sagen, dass nichts passiert ist, um zu versichern, dass es ihr gut geht, doch das junge Mädchen mit den hellbraunen Augen setzte sofort an und stellte eine Frage nach der anderen. Erin musste wohl recht lustig anzusehen gewesen zu sein in diesem kurzen Augenblick. Der gerade aufgemachte Mund blieb kurz offen hängen, ehe sie ihn wieder schloss und die Schwarzhaarige freundlich anlächelte. “Irgendwie erinnert sie mich an die Zeit, als wir noch auf der Strudelinsel waren.. Sie ist fast wie Kaja, als jene noch bei uns war.. und Ajane.. als jene noch da war..“ Schnell schob die Rothaarige den Gedanken an die Zwillinge beiseite und versuchte sich an all die Fragen ihres Gegenübers zu erinnern und sie in der richtigen Reihenfolge zu beantworten. Vorsichtig legte sie ihre Violine und den Bogen auf den Schoß und schaute das Mädchen freundlich an. “Ja, du hast mich etwas erschreckt, aber das ist nicht schlimm.“ Der Boden war zu dieser frühen Stunde doch etwas kalt und so entschloss sich Erin wieder aufzurichten. “Ich bin mit meiner Mutter vor einigen Tagen nach Humming-Town gekommen.“, sie setzte die Violine in ihren dafür vorgesehenen Koffer hinein und legte den Bogen dazu, “Zuvor waren wir auf Banana-Split und davor auf der Strudelinsel.“ Die Rothaarige schloss den Geigenkoffer und lächelte abermals das schwarzhaarige Mädchen an. “Ich war noch nie auf Humming-Town und weiß nur jenes, was mein Vater mir und meiner Schwester eins von seinen Reisen erzählte.“ Sie drehte sich kurz zum Meer um. “Das Meer ist hier allerdings um einiges ruhiger als in der Nähe der Strudelinsel.“ Nun musste Erin nachdenken. Hatte sie eine Frage vergessen zu antworten? Was hatte sie das Mädchen denn noch gefragt. Ihr Blick viel wieder auf ihren Koffer. “Ach ja, das Lied.“ Sie richtete sich auf. “Das Lied hat keinen richtigen Namen. Ich habe es immer meiner Schwester vorgespielt, als sie noch bei uns war. Seit sie allerdings mit unserem Vater mit auf die See ging, spiele ich es dem Meer vor. Tet-chan liebte dieses Lied genauso wie sie das Meer liebt.“ Die Augen der Rothaarigen strahlten vor Freude, Stolz und was sie noch alles ausstrahlen konnten, als sie nur anfing von ihrer großen Schwester zu reden. Sogar ein Blinder mit Krückstock würde die Schwärmerei ohne ein großes Wenn und Aber der jüngsten Tetsukage bemerken. “Eh..“, abermals ertappte sich Erin bei ihrer Schwärmerei und bekam sofort rote Wangen. “Verzeih.. ich vergess mich so oft, wenn ich von meiner Schwester anfange zu reden.. Übrigens..“ Die Rothaarige streckte dem Mädchen ihre Hand entgegen. “.. ich bin Erin Tetsukage. Und du?“
 
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Rin

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Während die Rothaarige ihre Geige zurück in den Koffer gelegt hatte, musste die Schwarzhaarige darüber nachdenken wie toll es doch war so weit herumgekommen zu sein. Ständig traf man neue Leute, sah lustige Dinge und überall standen Steine und neue Orangensaftsorten herum. Orangensaft! Bei dem Gedanken an den Teufelsnektar bekam sie wieder Durst, mit einer routinierten Bewegung griff sie in ihren Rucksack und zog die wertvolle Flasche heraus. Bestürzt blickte die Orangensaftfanatikerin in sie hinein, während sie der Rothaarigen zuhörte. Hatte sie wirklich so viel getrunken? Das war doch unglaublich! Mit einem Ausdruck tiefster Verbitterung im Gesicht steckte sie das Gefäß wieder ein. Rin fiel auf, dass sich Erin's Stimme plötzlich veränderte, sie wirkte so...überglücklich, anscheinend mochte sie ihre Schwester, von welcher sie gerade redete, wirklich sehr. Wie war es wohl so jemanden zu haben? Bei denen die ältere Geschwister hatten, hieß es immer „Er nervt!“, „Sie brüllt ständig herum!“ oder „ Schon wieder...ich habe ständig auf die Uhr gesehen, es waren wirklich zwei Stunden! Was macht die eigentlich im Badezimmer?!“ Anscheinend waren ältere Geschwister nur dazu da um hemmungslos das Recht des Stärkeren auszunutzen und ihre armen jüngeren Brüder und Schwestern zu versklaven. Was sollte an denen so toll sein? Allerdings...einmal hatte die Schwarzhaarige erlebt, dass jemand etwas Schlechtes über den älteren Bruder seines besten Freundes herum erzählt hatte, dieser beste Freund war augenblicklich die Wut in Person, er stand voll und ganz hinter seinem angeblichen Peiniger. Das war komisch, wenn man daran dachte, dass er noch vor einer Stunde erzählt hatte, wie gern er seinen Bruder erwürgen würde. Wie sollte man das denn verstehen? Könnte das die sooft nebenbei erwähnte Geschwisterliebe sein? Sie würde die Musikerin später fragen müssen...

Diese hielt der Steinsammlerin übrigens gerade die Hand hin und stellte sich vor. Rin wiederum stellte peinlich berührt fest, dass sie Erin nur mit halbem Ohr zugehört hatte, was wohl alles andere als höflich war! Dementsprechend schnell erwiderte sie: „Ach, das macht doch nichts, du magst deine Schwester wohl sehr...Und ich bin übrigens Rin.“ Sie hielt es für unnötig ihren Nachnamen zu erwähnen, denn das hätte nur zu Komplikationen geführt, zumindest fand sie, dass soetwas immer zu Komplikationen führte. „Sag mal, du magst wohl Orte voller Piraten, oder? Diese Insel, dann die Strudelinsel und Banana-Split!“ sagte sie nachdenklich, alle diese Orte hatte sie schon einmal in Verbindung mit Piratennamen gehört, auch wenn sie vergessen hatte, was in Banana-Split geschehen war, es hatte irgendwie mit Giraffen oder anderen Reptilien zu tun... Die Musikerin nahm schnell die Hand der Rothaarigen, dann überlegte sie kurz. „Warum reist du eigentlich umher? Gibt es irgendeinen Grund?“
 

Kaja

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Bei der Aussage, dass die Rothaarige ihre große Schwester wohl sehr mochte, musste das Mädchen sich zusammenreißen um nicht einen purpurroten Kopf zu bekommen. Sie schaffte es insofern, dass allein ihre blassen Wangen ein kräftiges Rot bekamen. "Rin..", wiederholte die Sechzehnjährige leise, damit sie sich den Namen merken konnte. Den Fakt, dass ihr Gegenüber ihren Nachnamen nicht erwähnte, bemerkte die Musikerin sofort, verstand und respektierte jenes allerdings und fragte somit auch nicht nach. Die Hand der Schwarzhaarigen war warm. "Sag mal, du magst wohl Orte voller Piraten, oder?" Diese Frage verwunderte Erin. Sie wuchs auf einer Insel die als Versteck so mancher Piraten diente, also verstand sie diese Frage und vor allem die Art und weiße wie sie gesagt wurde, nicht recht. "Hmm..", dachte das Mädchen nach, während sie ihre Arme vor ihrer Brust leicht verschränkte und mit der rechten Hand auf ihr Kinn griff. Eine kleine Eigenart, die sie sich mit der Zeit angelernt hatte. "Ich weiß nicht, wie du es meinst.", gestand sie dann nach ein zwei Minuten Überlegungspause. "Ich bin auf der Strudelinsel aufgewachsen, genauso wie Tet-chan.", setzte die Rothaarige an. Einen Bruchteil der Sekunde wusste sie nicht, ob sie von ihrem Leben auf der Insel erzählen sollte, oder doch lieber nicht, legte dann aber ihren Koffer dann doch auf den Boden und fing an zu erzählen, wobei sie mit ihren Händen sachte mit gestikulierte. Sie erzählte von dem kleinen Haus, in welchem sie wohnten, dass am Rande eines Waldes lag. Dann geriet das Kind wieder in die Bahn der Schwärmerei und sprach so gut wie nur über Tet-chan. "Tet-chan war immer nett und hilfsbereit zu mir. Da ich nicht so munter wie die anderen Kinder im Dorf spielen konnte, davon abgesehen, dass die anderen alle älter waren als ich, ist Tet-chan immer bei mir geblieben und hat mit mir Karten gespielt, oder sie hörte mir zu, wenn ich Geige spielte. Sie lobte mich immer und nahm mich auch immer in Schutz, wenn die Jungs aus dem Dorf mir einen Streich spielen wollten." Für einen geringen Moment versank Erin in die Welt, vor einigen Jahren zurück - als Kaja noch bei ihr war.
Etwas zögerlich gestand das Mädchen auch, dass ihr Vater ein Pirat war. Allerdings war sie sich nicht sicher, wie Rin darauf reagieren würde, daher ließ sie es beiseite, dass ihre Schwester einst Mitglied der Eisenschatten-Piraten war. Sie war sich sicher, dass Kaja noch lebte, auch wenn es kein Überlebenszeichen von ihr gab. Sie wusste einfach, dass es so sein musste!
"Nun ja, nachdem die Crew von meinem Vater gefasst wurde, ist Mutter mit mir von der Strudelinsel gegangen. Zuerst halt auf Banana-Split, wo wir allerdings nicht lange blieben, und nun sind wir vor kurzem hier her nach Humming Town gekommen." Die Rothaarige lächelte ihr Gegenüber an. "Mutter versucht wieder Kontakte mit ihrer Familie zu knüpfen, wenn alles gut klappt können wir vielleicht in eines der Königreiche fahren und dort leben."
Eine kurze Stille trat ein. Erin wendete ihren Blick wieder dem Meer zu. “Schade nur, dass Kaja nicht mit kommen kann..“ Die traurigen Augen blickten wieder auf die Schwarzhaarige und ein schüchternes Lächeln machte sich auf den Lippen des Mädchens breit. “Tet-chan liebt das Meer, daher spiele ich hier. Ich bin mir sicher, dass ihr dieses Lied gefallen würde. Jetzt kann ich es ja gut genug. Damals, war es wohl eher eine Tortur.. dennoch blieb Tet-chan bei mir und hörte gespannt zu.“ Abermals hat sich die Rothaarige dabei ertappt über ihre Schwester zu schwärmen und wurde wieder rot im Gesicht. Etwas verlegen versuchte sie allerdings nun das Thema zu wechseln: “Und was hast du heute noch so vor?“ Es gab keinen korrekten Zusammenhang, doch das störte das Mädchen nicht. Hauptsache, sie fing nicht wieder an zu schwärmen.
 
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Rin

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„Ach, das ist auch nicht so wichtig.“ sagte sie schnell und hörte der Erzählung der Musikerin zu. So ungewöhnlich schien das Leben auf anderen Inseln wohl nicht zu sein, zumindest nicht hier, hier im zweitlangweiligsten Blue der Welt. Wälder, Häuser, Wasser, Berge und Wüsten, umschlossen vom Meer. Auf der Grand Line wäre das anders... Ihre neue Freundin wechselte das Thema, sodass die Putzteufelin ihre Überlegung nicht beenden konnte, und fing wieder an über ihre Schwester zu reden.

„Diese...Tet-chan muss ja richtig toll sein.“
dachte Rin, sprach es allerdings nicht aus, da Erin dann immer so rot im Gesicht wurde. Das verstand die Steinsammlerin zwar nicht, aber man musste eine Sache ja nicht unbedingt verstehen um sie zu begreifen. Oder doch? Abrupt beendete ihre Gesprächspartnerin ihre “verwirrenden Gedankengänge“. Hatte Rin da gerade richtig gehört? Erin's Vater war Pirat! Einige Fragen leuchteten in dem Kopf der Steinsammlerin auf. War er berühmt? Hackten Piraten Gegner in Stücke und aßen sie zum Frühstück, während sie mit Blut vermischten Wein tranken? Oder war er nur ein Abenteuer, der nach der Freiheit suchte, die vom Jolly Roger symbolisiert wurde? Die Geschichten ihres Vater und ihres besten Freundes geisterten plötzlich wieder in ihrem Kopf herum, sie hatte immer noch nicht herausgefunden, welchen wahr waren und welche nicht... Die Schwarzhaarige wollte gerade den Mund auf machen, um die Musikerin - wie einen Käse - mit ihren Fragen zu löchern, doch... "Nun ja, nachdem die Crew von meinem Vater gefasst wurde, ...“ Mehr brauchte es nicht um Rin aus der Fassung zu bringen. Das war ja schrecklich! Gut, sie selbst ist zwar auch mit nur einem Elternteil großgeworden, doch das reichte auch. Ohne Vater aufzuwachsen, buähh... Taktvoll, zumindest hoffte sie, dass es taktvoll war, hielt sie den Mund. Doch Erin lächelte sie nur an und sagte: "Mutter versucht wieder Kontakte mit ihrer Familie zu knüpfen, wenn alles gut klappt, können wir vielleicht in eines der Königreiche fahren und dort leben." Damit war das Thema erledigt, bevor es angesprochen wurde. Schnell überlegte die schwarzhaarige Schmutzbeseitigerin was sie über die Königreiche wusste, aber ihr fiel nichts ein. Der Blick der Rothaarigen wanderte inzwischen zum Meer, sie sagte, dass eine gewisse Kaja leider nicht mitkommen könnte und schaute die Steinwächterin traurig an. War Kaja ihre Schwester? Diese Tet-chan? Möglich, so traurig wie sie das sagte... und sofort schwärmte ihre Gesprächspartnerin, passend zu ihrer Vermutung, wieder von ihrem Lieblings-Menschen und wurde auch dementsprechend rot. Schon wieder dieses seltsame Verhalten... „Aus Menschen kann man einfach nicht schlau werden.“ Die Sechzehnjährige seufzte innerlich kurz auf. Moment, warum klang sie plötzlich wie eine alte Frau? Nun gut, egal... “Und was hast du heute noch so vor?“ Ein winziger Moment verging, als die Schallwellen zur Ohrmuschel gelangten, von dort aus in den Gehörgang, durch das Trommelfell, vorbei an den Schmiedewerkzeugen, die sich auch Gehörknöchelchen schimpften, in die Gehörschnecke und schließlich bis zum Nerv, der die gehörte Information zum Gehirn transportierte. Ohne lange zu Überlegen, als wäre das der simpelste und banalste Grund dem Strand morgens einen Besuch abzustatten, antwortete das Mädchen prompt: "Eine Kontrolluntersuchung. Ich glaube, dass ich heute vom Westen in den Osten wechsle, komischerweise habe ich so immer viel mehr Glück; den Nordosten muss ich mir genauer ansehen, die Sedimentationsgeschwindigkeit ist ungewöhnlich hoch, weshalb der Sandboden..."

In den nächsten fünf Minuten wurde Erin mit durchaus ungewöhnlichem pseudowissenschaftlichem Halbwissen konfrontiert, gefolgt von einer umfangreichen Entstehungsgeschichte der Steinsammler, selbst der Erzählerin brummte jedesmal der Schädel nachdem sie diesen Text heruntergeleiert hatte, es war ein vorgeschriebener Text - den sich anscheinend jemand mit einem ausgefallenen Ordensgeheimnis Fetisch ausgedacht hatte -, er sollte jeden Neugierigen davon abhalten Fragen zu stellen, Fragen jeglicher Art selbstverständlich. Warum dieses Gesetz überhaupt entstanden ist, hat man heute vergessen, vielleicht war es die Schuld eines schusseligen Bibliothekars oder vielleicht hatte jemand versehentlich einen toten Fisch in das Dokument, auf welchem die Geschichte der unsinnigsten Regel des Ordens stand, gewickelt? Man wusste es nicht, doch seither musste man den ganzen unsinning-langen Vortrag auswendig lernen, um bei den Steinsammlern aufgenommen zu werden.

"Es klingt wahrscheinlich langweilig, aber wenn du es einmal ausprobiert hast..." Ihre Augen leuchteten und sie beendete den Satz nicht, stattdessen nahm sie wieder die Hand der Rothaarigen und zog sie in Richtung Strand - ohne hinzufallen wohlgemerkt - , das Sammeln konnte ja doch noch ganz lustig werden. "Es ist ganz einfach." hob der Tollpatsch wieder an. "Such einfach nach ein paar interessanten Steinen." Jetzt schaute er die Rothaarige flehend an. "Du musst natürlich nicht, aber zu zweit macht es viel mehr Spaß!" In gespielter Gleichgültigkeit - ob die Musikerin denn nun mitmachen würde oder nicht - fing Rin an auf dem Boden herumzukriechen.
 
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Leicht Überrumpelt, aber dennoch freudig Überrascht, dass die Schwarzhaarige nun auch etwas von sich erzählte. Überrumpelt daher, da sich Erin, als leidenschaftliche Musikerin nie wirklich Gedanken über sonstige höchst anspruchsvollen Themen machte und schon gar nicht über Naturwissenschaftliche oder gar solch kompliziert erscheinende, wie die des Steine Sammelns, so wie es nun die kleine Rin der nicht allzu größeren Erin zu erklären versuchte. Erklären oder wohl eher das streng auswendig gelernte herunterzuleiern. “D-das hört sich sehr… kompliziert an..“, gestand das rothaarige Mädchen und lächelte leicht verlegen. Ein Licht ging ihr allerdings auf, als die Schwarzhaarige es ihr in kurzen und simplen Worten erklärte was sie tun musste um Steine zu sammeln. “Warum die eigentliche Bedienungsanleitung immer so kompliziert sich anhören musste?, durchflog es ihren Kopf, aber eilte sobald an die Seite ihrer neu gewonnenen Bekanntschaft. “Also muss ich beim Steine sammeln darauf achten besonders schöne Steine zu finden?“, wollte sich die Rothaarige vergewissern und legte besonderen Wert darauf nicht verachtend zu klingen oder gar das in ihren Augen nichtige Wort “nur“ zu verwenden.
“Dann zeig doch mal, wie du es immer machst.“, gesellte sich freudig Erin zu der Sechzehnjährigen hinzu und beobachtete jede noch so kleine Bewegung des Mädchens. Es verging nicht allzu viel Zeit, da begann auch die Rothaarige wieder an von ihrem Leben – oder wohl dem ihrer Schwester - zu erzählen. “Weißt du, Tet-chan hat mir im Sommer immer Muscheln gebracht. Sie liebt einfach das Meer und da ich damals nicht wirklich oft außer Hause sein durfte, hat sie mir immer versucht mir etwas von draußen mitzubringen, damit ich nicht so zurückgelassen werde.“ Erin richtete nun ihren Blick auf den weichen Sand. Hier und da glitzerte etwas von unten zu ihr hoch, doch waren es meist nur glatte Sandkörner, welche die Sonnenstrahlen spiegelten. “Steine hat sie mir allerdings nie mitgebracht.“, versuchte sie nun das angefangene Thema abzuschließen, wobei sie sich auch nieder bückte. Ein braun-weißer Stein hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Er war oval und vom ständig überschwappendem Meereswasser glatt geschliffen worden. Vorsichtig hob sie ihn hoch und betrachtete ihn genauer. Dann wandte sie sich Rin wieder zu: “Nach welchen interessanten Steinen suchst du eigentlich?“ Als ob es selbstverständig wäre, reichte sie den kleinen Stein ihrer Freundin und wartete auf ihre Worte. Da Rin ja eine wohl sehr gute Steinsammlerin war, würde sie besser jene Funde beurteilen können, als die Rothaarige, die wohl zum ersten Mal in ihrem Leben Ausschau nach Steinen hielt.
 
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Jetzt war es an Rin überrascht zu sein, sammelte sie überhaupt schöne Steine? Dachte sie dabei so etwas wie „Hey, der ist ja so kantig und grau, den muss ich unbedingt mitnehmen!“? Nein, so war das bestimmt nicht! Nach welchen Kriterien bewertete man die Schönheit eines Gegenstandes? Es war ja nicht so, dass man eine Prüfung ablegen musste um gut auszusehen. Lag die Schönheit nicht im Auge des Betrachters? War es -
doch ehe die Sammlerin weiter über das Leben und die Welt sinnieren konnte, wurde ihr bewusst, dass langsam eine Antwort fällig war. „In solchen Augenblicken, in welchen man nicht weiß, was man zu antworten hat, ist man ziemlich arm dran, weil man sich bewusst machen muss, dass man keine Ahnung hat.“, hatte mal ein wahrer Realist zu ihr gesagt, als das Mädchen mit seinen pubertären Problemen ankam und dringend einen Ratschlag benötigte. „Doch dann sollte man sich, zur Hölle nochmal, anstrengen und-“ Und was? Zu dumm, sie hatte es verges- „Optimismus! Improvisation! Ist dir aufgefallen, dass in beidem ein „O“ steckt? O wie optimistisch!“ Das hatte eine ehemalige Freundin einmal zu ihr gesagt, sie hatte die Schwarzhaarige mit dieser Optimismuskiste angesteckt, die sie nun seit Jahren verfolgte, heutzutage hatte die Musikerin kaum noch Kontakt mehr mit ihr. Warum erinnerte sie sich ausgerechnet jetzt daran? Nun irgendwie hatte darin ihre Antwort gelegen, auch wenn sie wohl den größten Teil von Erins Erzählung verpasst hatte, um diese zu finden „Wenn man schöne Steine finden möchte, geht man in einen von diesen – wie hießen sie noch gleich? - Souvenirläden , genau. Die kennst du doch sicher, oder? Mit ihren Herzchenformen, der Schrift und den ganzen bemalten...“, fast hätte sich die Natursteinfanatikerin vor Ekel geschüttelt, doch das wäre wohl etwas zu deutlich gewesen. Schließlich konnte sie wenigstens ansatzweise verstehen, dass man, wenn man absolut keine Ahnung hatte, wie es sooft der Fall war, eventuell, auf den nicht nachvollziehbaren Gedanken kam, seinen Eltern, Großeltern oder sonstigen Verwandten einen Steinengel mit dem eingravierten Spruch „Mögest du hochfliegen!“ oder etwas ähnlich Nichtssagendem, was, wenn man daran dachte, dass das heilige Wesen aus Stein gemacht wurde, recht komisch erschien, zu schenken. Welch wundervolle Idee... sie fuhr fort: „Ich glaube, dass ich eher nach einzigartigen Steinen suche, die irgendetwas Besonderes an sich haben, wie-“, weiter kam sie nicht.
In diesem Moment zeigte Erin ihr einen Stein, einen besonderen Stein, einen Stein, der nur von einem Ort stammen konnte, einen Stein von der Grand Line, so einen erkannte sie sofort, jedes Ordensmitglied tat das, um genau zu sein: Es gab nichts einfacheres, als herauszufinden, ob ein Stein von der Grand Line kam oder nicht. Zur Hölle nochmal! Der war wirklich von nebenan! Ein analysierender Ausdruck trat plötzlich in ihr Gesicht, sie verfiel in brütendes Schweigen und während die Zahnräder ratterten, sollte man lieber etwas mehr über den Orden der Steinsammler erfahren, um die Putzteufelin besser verstehen zu können.

Ein Mitglied der Steinsammler – oder unter Insidern auch „Steinjäger“ genannt – untersuchte seine Beute nicht wie Wissenschaftler, es wurde nie eine bestimmte Gruppe genannt, beispielsweise Marmor oder Kalkstein, wer sich schon erwähnten Vortrag anhörte, wird als Geologe nur ärgerlich den Kopf schütteln und sich enttäuscht abwenden, denn den Steinsammlerismus konnte man hier wohl am besten mit der Alchemie vergleichen, es war größtenteils nur Hokuspokus und pseudowissenschaftliches Gebrabbel und zu zwei Dritteln bestanden die Alchemisten aus Narren beziehungweise Vollidioten, die tatsächlich an das, was sie sagten, glaubten, Wichtigtuern, die mit ihrem, ach so vorhandenem, Wissen angeben wollten und dem letzten Drittel, das wirklich wusste was es tat, doch diese Leute waren in der Unterzahl und hatten deswegen ja sowieso keine Ahnung. Dem aufmerksamem Zuhörer wurde das nur klar, wenn er auf Worte wie „Steingefühlsebene“ oder „Egoismusanteil“ achtete, während der Sammler seinen anödenden Vortag hielt.

Ungläubig nahm die Schwarzhaarige ihre Lupe und betrachtete den Stein aus allen möglichen Perspektiven, zwischendurch streichelte sie ihn, zärtlich, wie man es nur von Hünen mit Riesenhamsterbabys kannte, daran, dass es leicht bekloppt wirkte, einen Stein zu streicheln, dachte sie gar nicht. Warum auch?

Noch sah Rin nichts, was auf eine außergewöhnliche Geschichte schließen ließ, bestimmt hatte sich das Meer größte Mühe dabei gegeben die Spuren zu verwischen und ihr keinen Zutritt zu den Geheimnissen dieses Grand Line Steins zu geben, wie ein Spickzettel, den man am Tag vor der großen Prüfung in die Badewanne fallen ließ. „Wie gemein!“, ging es ihr durch den Kopf. „Blöde Herausforderungen, warum sind nicht alle Steine so verkratzt wie die Red Line?!“ Nicht, dass sie die Red Line je gesehen hätte, aber ein gesunder Geist las Bücher! Selbst wenn es nur Kinderbücher waren, in welchen die Marineguys wie Halbgötter angehimmelt wurden, unbegreiflich...dabei stanken die wie extrem vermoderter Fisch! Und wer nicht wusste wie das roch beziehungsweise „Nasen beleidigte“, der konnte folgendes Experiment durchführen, welches sich Rin ausgedacht hatte, um den Geruch von Marineuniformen zu beschreiben:

Zunächst wachte man auf und duschte nicht, man rasierte sich nicht, man meidete das Bad wie die Pest.
Dann lieferte man sich ein erbittertes Duell mit rohem Fisch und faulen Eiern, falls der Gegner der stinkendste, dreckigste und schleimigste Schweinehirte der Umgebung war – sehr empfehlenswert! - , sollte man noch einen zusätzlichen Ringkampf einbauen, dabei sollte man so ringen, dass man nicht gewinnen kann und ihn alles, wirklich alles, betatschen lassen, damit er einen mit seinem „besonderen Aroma“ erquicken kann.
Wenn man dann die nächsten paar Stunden erschöpft auf dem Boden lag, wird einem hoffentlich einfallen, dass heute die gesamte Verwandtschaft vorbeikommen wollte. Man rappelte sich mühsam auf und hastete nach Hause, doch statt sich fertig zu machen, was man auf gar keinen Fall tun sollte, sollte man mit seinem besten Freund telefonieren, einen Fisch ausnehmen, obwohl man jenes noch nie gemacht hatte, und einer schweißtreibenden Sportart nachgehen. Achtung! Wassersport ist verboten! So stand man dann also vor seinen Verwandten: dreckig, im Schlafanzug – da man ja keine Zeit hatte sich umzuziehen! - und puterrot im Gesicht, was sowohl von der Anstrengung, als auch von den Fischinnereien kam. Und wenn man dann an den Achseln seines fettleibigen Cousins, der noch ganz erschöpft von dem langen Weg durch das Dorf war, schnupperte, wusste man ungefähr in welcher Stinkliga extrem vermoderter Fisch spielte.

Nachdenklich sagte die Sammlerin zu Erin: „Hmm, ich kann dir nicht viel über ihn sagen. Er stammt von der Grand Line, das sieht man dem Muster. Das haben die Wellenbewegungen verursacht, ein paar Seebeben hat er auch schon miterlebt.“, die Schmutzbeseitigerin deutete auf ein paar Stellen, die sich durch verschiedene kaum sichtbare - sie verfluchte stumm das Meer, welches ihr die Arbeit erschwerte – halb eckige, halb runde Vertiefungen vom dem Rest des Steins unterschieden. Rin fuhr fort: „So ein Stein ist ziemlich schwer zu lesen und das macht er absichtlich.“ fügte sie in Gedanken leicht paranoid hinzu. „In einem Buch habe ich mal gelesen, dass eines unserer Mitglieder, ein ziemlicher Idiot vom Charakter her, aber leider auch ein Genie, ein paar ähnliche Steine gefunden hat, laut ihm soll das davon kommen, dass sie unter Seekönigsschuppen über den Calm Belt "gereist" sind. Das ist zwar möglich, aber bewiesen wurde es noch nicht, doch es würde einiges erklären.“ Die „Expertin“ hörte urplötzlich auf zu reden, wahrscheinlich langweilte sie die Musikerin damit und Langeweile war eine, nun ja, langweilige Sache. Ein anderes Thema musste her. Orangensaft? Nein, zu persönlich. Waffen? Nein, zu unpersönlich, Erin sah nicht so aus, als könnte sie einen riesigen Zweihänder schwingen, was sie selbst eigentlich auch nicht konnte. Musik? Hey, ja...das war eine gute Idee! Ihr Gegenüber hatte eine Violine, sie selbst das mit Abstand großartigste Instrument der Welt, voller Tiefe, Klangschönheit und Vielfalt, also beendete sie das Thema einfach ganz offiziell. "Genug von den Steinen, ich kann nicht so gut erklären.", die zukünftige Triangelvirtuosin lächelte entschuldigend. "Also, hämh, wie lange spielst du dein Instrument schon? Ich spiele meins seit ungefähr, ähm...", mal schauen mit sechs hatte sie angefangen, also... "zehn Jahren." fügte sie grinsend hinzu, nicht ganz ohne Stolz. Ihr fiel zum ersten Mal auf nach wie viel Zeit das klang. Wie die Jahre vergingen... Um Gottes Willen, sie klang schon wieder so alt. Mit einem eindrücklichen Blick, um ihr zu sagen, dass sie ihn halten sollte, drückte sie Erin den Stein in die Hand. Dann klopfte sie sich den Sand aus den Hosen und blickte umher. Hier in der Nähe des Calm Belt war das Meer etwas, wenn es auch nur ein wenig, das konnte Rin nicht wirklich beurteilen, sie ging einfach davon aus, dass das der Fall war, ruhiger und sie musste ihre Sammelobjekte nicht in Karren davonschleppen, was sie sowieso nicht konnte. Nachdenklich deutete sie auf eine Stelle in zehn Metern Entfernung weiter östlich, die Stelle hatte sie durch den Zufall gewählt. "Meinst du dort finden wir auch ein paar Steine?"
 

Kaja

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„Wenn man schöne Steine finden möchte, geht man in einen von diesen – wie hießen sie noch gleich? - Souvenirläden , genau. Die kennst du doch sicher, oder? Mit ihren Herzchenformen, der Schrift und den ganzen bemalten...“ Erin hörte dem Mädchen genau zu und versuchte ihr zu folgen. “Hmm.. Souvenirläden haben also schöne Steine..“ Die Rothaarige wusste nicht recht wieso oder warum, aber sie verstand dann nicht, warum sie nach schönen Steinen suchten. Wollte ihre neue Freundin sie etwa an Souvenirläden verkaufen? Schon wollte sie jenes nachfragen, als auch die Schwarzhaarige ihren Gedanken fortsetzte. “Einzigartige Steine also..“ Und weg war der Stein aus ihrer Hand. Mit einem unsicheren Blick betrachtete die jüngste Tetsukage das Mädchen, welches wiederum den kleinen Stein untersuchte. Erin wollte die Steinsammlerin nicht bei ihrer wohl sehr wichtigen Aufgabe stören, also verhielt sie sich ruhig. Zwar schaute sie dem langwierigen Spektakel des Steinbetrachtens-aus-allen-möglichen-Perspektiven zu, doch ihr Blick schweifte immer mehr wieder in Richtung Meer. “Was wohl Tet-chan jetzt macht?“ Abermals sind ihre Gedanken an ihre Schwester gewandert. Was sollte sie denn auch sonst tun? Immerhin war Kaja ein großes Vorbild für die gerade mal Sechzehnjährige. In ihren Augen war die ältere Schwester nicht nur hübsch, sondern auch stark und ließ sich nicht so schnell über den Mund reden. Ganz anders Erin. Sie ließ lieber nach, ehe sie sich in eine Streiterei einwickelte. Doch kurz bevor Kaja sie und ihre Mutter verließ, hat sich die Rothaarige verändert. Sie ist auf eine seltsame Art und Weise Erwachsener geworden. Sie versuchte in ihrem Blick, wie auch Worten und Gesten mehr Strenge und Disziplin zu zeigen. Die Musikerin verstand das nicht recht. Ihre Tet-chan war doch eine fröhliche und nette und hilfsbereite und und und.. aber mit Sicherheit keine strenge, disziplinierte – ok, vielleicht ein klein wenig – und schon gar nicht erwachsene Person. Oder etwa doch?

Rin’s Worte rissen das Mädchen wieder aus ihren Gedanken heraus. Sie erklärte woher der Stein wohl stammte und einige weitere Dinge, die für die Rothaarige eindeutig zu hoch waren. Höflich wie sie aber nun war, nickte sie bei jedem Blickkontakt, so dass es aussah, als ob sie vage verstehen würde, was ihr Gegenüber ihr mitteilen wollte. Allerdings war wohl ihr Blick zu unnatürlich dafür, da die Schwarzhaarige nach einigen Sätzen die Erklärung mit einem Themawechsel beendete. “Also, hämh, wie lange spielst du dein Instrument schon?“[color] Diese Frage überraschte das Mädchen etwas. Noch mehr jenes Detail, dass Rin selbst seit gut zehn Jahren ebenfalls ein Instrument spielte. “Ehm.. wie lange spiele ich schon..?“ Erin dachte nach. Seit wann spielte sie schon? Die Zeit war so schnell vergangen, dass sie sich kaum daran erinnerte einst keine Geige gespielt zu haben. “Seit ich meine Violine bekommen habe.. das war.. als ich vier war.. Genau. Da hat es mein Vater von seinen Reisen mitgebracht.“ Ihr Gesicht strahlte bei der Erinnerung an den Tag, als sie den damals für das Kind sehr großen Koffer mit der wunderschönen Violine überreicht bekam. “Seither sind zwölf Jahre vergangen, wobei meine ersten Versuche nicht als ein spielen betrachten könnte.“ Bei den letzten Worten huschte wieder eine sanfte Röte über das ansonsten doch recht blasse Gesicht der Sechzehnjährigen. Sie wollte schon weiter reden, wie Tet-chan ihr dabei geholfen habe und ihr Tag täglich Mut zugesprochen hat, doch sie biss sich ganz sachte auf die Zunge und überließ diesmal ihrer Neugierde die Zügel. “Was für ein Instrument spielst du denn?“ Jenes wollte die Rothaarige eigentlich sofort, nachdem sie erfahren hatte, dass Rin auch eine Musikerin ist, fragen, doch die Höflichkeit erforderte doch ihre Antwort zuerst. Bei der Antwort allerdings verstummte sie leicht, was man bei dem Gesichtsausdruck als Bewunderung sehen konnte. “Triangel?..“ Erin war nicht dumm. Natürlich kannte sie dieses dreieckige Instrument, doch sie hatte noch nie jemanden mit derartigem Stolz es sagen hören. Die meisten Musiker, die die Rothaarige begegnet ist, haben die Triangel eher herabsehend betrachtet. Warum eigentlich? Es war doch ein gleichberechtigtes Instrument wie jedes andere, oder etwa nicht? Es würde wohl genauso viel Mühe und Hingabe benötigen jenes zu perfektionieren, wie sie für ihre Geige oder andere für Klavier, Gitarre oder andere Instrumente benötigen würden. Sie schüttelte den Gedankengang beiseite, da ihre Freundin sie wieder etwas fragte. Etwas verlegen, da Erin die Frage durch das viele Grübeln nicht richtig verstanden hatte, schaute sie auf ein kleines stilles Plätzchen, wo die Schwarzhaarige hindeutete, und nickte nur zustimmend. Kaum genickt, ging es auch in jene Richtung los. “Ich glaube sie meinte etwas mit Steine sammeln.. also wahrscheinlich dort.“
Unterwegs betrachtete die Rothaarige den zurückbekommenen Stein sorgfältig. “Grand Line… Ob Tet-chan auch irgendwann dorthin reisen wird?“ Und da kam ihr auch sofort wieder ein neues Gesprächsthema ein. “Sag mal, Rin, würdest du gerne mal auf die Grand Line reisen?“ Sie schaute das Mädchen an. “Ich meine, weil du doch eine Steinsammlerin bist, würdest du da nicht auch gerne Berichte aus jener Gegend machen?“ Die Frage war wohl etwas zu intim, so empfand es zumindest Erin, und fing gleich selbst auf jene Frage annähernd zu antworten. Eine seltsame Angewohnheit, die sie leider nicht ändern konnte. “Ich würde liebend gern einmal die Grand Line umreisen.. Aber es ist unmöglich für mich. Weder als Piratin, noch anderwärtig würden sie mich auf ein Schiff aufnehmen. Dafür habe ich eine zu schlechte Verfassung.“[color] Sie hielt inne. “Habe ich gerade Piratin gesagt?“ Leichte innere Unruhe erfüllte das Mädchen. “Ehm.. nun ja.. du weißt schon.. ich meine.. ich könnte nicht mit dem Gedanken leben, dass ich der Marine beitreten würde.. oder als Kopfgeldjägerin herumreisen würde.. ich meine.. mein Vater war Pirat.. und.. und.. Tet-chan..“ Die Rothaarige zwang sich positiv über das Verbleiben ihrer Schwester zu denken. Sie hatte kein Lebenszeichen von ihr erhalten, seit jenem Vorfall. Doch sie hatte auch nie in den Zeitungen gelesen, dass ein rothaariges Mädchen hingerichtet oder gefasst wurde. Selbst bei dem Bild der Hinrichtung der Crew ihres Vaters war Tet-chan nicht oben. Also müsste sie noch leben. “Tet-chan ist noch am Leben..“, sagte sie nun mehr zu sich, als zu der Schwarzhaarigen. Wie gern würde sie dem Mädchen über das ein oder andere erzählen. Es war allerdings unhöflich ungefragt jemanden etwas aufzudrängen, so sagte zumindest ihre Mutter es immer. Also blieb sie still und hoffte, dass Rin sie aus diesem Gefängnis des Schweigens befreien würde.
 
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Rin

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Rin rechnete. “Mathe“ war nie eins ihrer Lieblingsfächer gewesen, die Monotonie, die endlosen Zahlen und Zeichen und die „Rationalität“ der Mathematiker waren bestenfalls langweilig und schlimmstenfalls extrem verwirrend, sie konnte sich noch zu gut an Dreiecke erinnern, die in ihrem Heft Grimassen schnitten und sie mit ihren eckigen Augen anstarrten. Und da war dann noch ihr Lehrer! Er behauptete doch tatsächlich, dass man mit der Mathematik das ganze Universum berechnen konnte. Nichts lag ihr ferner, als das ganze Universum berechnen zu wollen. Doch die Schwarzhaarige rechnete trotzdem, unerbittlich, tapfer, addierend und, nun ja, keine Sekunde brauchend. Wenn Erin ihre Geige mit vier Jahren bekommen hatte und seit zwölf Jahren spielte, musste sie schon sechzehn sein, genau wie sie selbst. Das beruhigte sie seltsamerweise, auch wenn sie einen winzigen Stich der Eifersucht abbekam, weil ihre Gesprächspartnerin schon zwei Jahre länger im Musikgeschäft war.

„Was für ein Instrument ich spiele?“, wiederholte sie die Frage, welche ihre neue Freundin ihr gestellt hatte, sofort nachdem sie losgegangen waren, glücklich, die Putzteufelin hatte geradezu auf diese Frage gewartet. Mit einem mysteriösen Unterton in der Stimme sagte sie selbstsicher, wie eine Moderatorin, die die Ehre hatte, dem Publikum den Gewinner des Titels „Bester Schlagersänger des East Blues“ oder ähnliches zu verkünden: „Ein Instrument, das einmal die ganze Musikgeschichte von Grund auf umkrempeln wird. Ein Instrument, das so dreieckig wie vielfältig ist und einen Klang hat wie, hmh, singende Vögel.“ Auf der Bühne würden die Lichter ausgehen, geflüsterte Spekulationen würden die Runde machen, kopfschüttelnd abgelehnt und durch Neue ersetzt werden, dann würden sich die Scheinwerfer auf die Moderatorin in ihrem schwarzen Abendkleid richten und der klischeehafte Trommelwirbel würde zu einem nervenaufreibenden Crescendo anschwillen und plötzlich, während die Moderatorin den Namen vorlas, würden sich alle Lichter auf den Sieger richten, der zusammen mit den anderen Teilnehmern schwitzend hinter ihr gestanden hatte. „Die Triangel!“ entschleierte das Mädchen mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme und drehte sich um, um Erin mit einem vielsagenden Blick die Großartigkeit dieses Instruments verständlich zu machen, doch dabei stolperte Rin versehentlich - was natürlich überhaupt nicht vorhersehbar war! - beim Rückwärtslaufen über einen Stein und landete im weichen Sand direkt neben einem harten Stück, wie jene während des Aufrichtens beim Ertasten feststellte, Treibholz. Puh. Tja, das Glück war mit den Tollpatschigen, oder wie hießen noch gleich die Leute mit dem niedrigen Intelligenzquotienten? Die Violinistin schien kurzzeitig in Gedanken versunken und bemerkte ihren Sturz nicht, das nahm die Stürzende ihr nicht übel, ihr selbst war das auch schon passiert, man registrierte ja auch nicht jeden Atmer. Sie wollte sich gerade wieder auf den Boden begeben, um auch hier alles abzusuchen, doch... “Sag mal, Rin, würdest du gerne mal auf die Grand Line reisen? Ich meine, weil du doch eine Steinsammlerin bist, würdest du da nicht auch gerne Berichte aus jener Gegend machen?“, sie hielt in ihrer Bewegung inne und wäre beinahe erneut hingefallen. Eine schwere Frage, wurde die Grand Line nicht immer als Piratengrab bezeichnet? Die Angesprochene war gerade dabei in Gedanken schnell die einzelnen Vorteile und Nachteile abzuwiegen, als Erin die Frage ihrerseits beantwortete. Als Piratin die Meere bereisen, eine tolle Vorstellung. Ach ja, Piraten! Sie musste die Rothaarige noch unbedingt fragen, was das eigentlich genau war, was es hieß Pirat zu sein. “Ehm.. nun ja.. du weißt schon.. ich meine.. ich könnte nicht mit dem Gedanken leben, dass ich der Marine beitreten würde.. oder als Kopfgeldjägerin herumreisen würde.. ich meine.. mein Vater war Pirat.. und.. und.. Tet-chan..“ Das klang alles andere als überzeugend. „Ah, eine Familientradition.“ strahlte die Sechzehnjährige die Gleichaltrige dennoch an und schon hob jene zu ihrer Frage an, doch plötzlich sagte die Musikerin etwas verwirrendes, so als wäre es nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Schwester lebte?! „Warum sollte sie denn nicht leben? Tet-chan klingt nicht nach einer Person, die einfach so stirbt, zumindest so wie du mir das erzählt hast.“, ihr fiel ein, dass Kaja Piratin war...oder gewesen ist. „Ein Freund hat mir erzählt, dass Piraten nie aufgeben.“ Was man in den Bars, in welchen sie gelegentlich die Böden schrubbte, über sie erzählte, wollte sie lieber nicht sagen.
 

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Erin musste nachdenken. “Familientradition?“ Sie schüttelte den Kopf. “Nein, es ist keine Familientradition.. glaube ich. Jedenfalls würde Vater nicht einfach so jemanden in seine Crew aufnehmen.. also hätte es nie einfach so getan. Familienmitglieder sind hier auch nicht ausgeschlossen. Mama war und ist doch auch keine Piratin.“, versuchte die Rothaarige die Situation etwas gerade zu stellen. Aber wie war es denn damals wirklich? Sie war ja noch klein und Kaja war nun wirklich einige Jahre nicht mehr bei ihr gewesen. Und als ihr Vater hingerichtet wurde, mussten sie wegziehen, da die Insel keinen Schutz mehr für sie bot, zumindest sagte es so ihre Mutter. “Tet-chan wollte unbedingt das Meer bereisen.“, nickte sie zustimmend auf jenes, was ihre Freundin über Piraten erzählte. Es passte nicht dazu, aber anders konnte sie nicht anfangen. Vielleicht doch, aber sie wusste nicht wie. “Papa meinte, dass wenn sie hart trainieren würde, dass er sie dann mit aufs Schiff nehmen würde.“ Erin schaute wieder auf das blaue Wasser, welches hie und da durch Wellen unterbrochen wurde. “Ein paar Jahre später hatte er sein Versprechen eingehalten.“ Den Fakt, dass Ajane damals schon verschwunden war, erwähnte sie nicht. Es hatte in ihren Augen keinen Sinn die Schwarzhaarige mit ihren Familienproblemen anzuhäufen. “Doch unter der Bedingung, dass sie sich eine Arbeit auf dem Schiff suchte. Kei, der Schiffskoch, hat sie dann aufgenommen und wurde sozusagen zu ihrem Meister.“ Nun musste das Mädchen lächeln. “Tet-chan mochte Kei schon von klein auf. Kaum war Vater mit der Crew da, war Tet-chan mit Sicherheit entweder bei Papa oder bei Kei.“ Sie machte eine Pause und atmete tief durch. “Ich zweifle jedoch, dass Papa es zugelassen hat, dass Tet-chan eine von den Tetsukage wurde.“ Sie schaute wieder zu Rin. “Aber du hast recht. Tet-chan ist nicht schwach. Und sie kann auch ziemlich böse werden… vor allem wenn man nicht seinen Teller aufisst.. Das sagte mir Mama, als sie einen Brief von Papa bekommen hat.“ Das Bild die alte Kaja auf dem Piratenschiff von Taku zu sehen und wie sie die Männer böse anfunkelt, weil sie einfach zu satt von dem vielen Essen sind und es nicht mehr aufessen können, war einfach zu lustig.

Die Rothaarige ging noch ein paar Schritte weiter. Sie wartete noch immer auf eine Antwort ihrer neuen Freundin, doch wollte sie sie nicht bedrängen, also begann sie wieder weiter über ihr Lieblingsthema zu reden. “Weißt du, ich glaube Tet-chan wird dennoch einmal in die Fußstapfen unseres Vaters treten. Nicht als Kapitän, nein, ich glaube dazu ist sie viel zu nachsichtig, dass sie sich da durchsetzen hätte können.. Aber eine Piratin wird sie sicherlich irgendwann einmal.“ In den Augen von der Sechzehnjährigen konnte man einen Glanz der Bewunderung erkennen. “Und sie wird sicherlich auch auf die Grand Line fahren.“ Nun aber fing die jüngste Schwester an nachzudenken. “War eigentlich Papa irgendwann auf der Grand Line?“ Sie wusste es nicht und ihre Mutter erzählt seit dem Tag der Hinrichtung nichts mehr von ihm. Und zuvor war es kein Thema, welches ihr eine Frage stellte. “Den Blue hat er sicherlich schon alle Male durchquert.. aber Grand Line?“ Erin schob die Frage erst einmal beiseite. Wo blieben den nur ihre Manieren! Sie drehte sich um, schnappte mit der Hand hinunter, wo sie ihren Koffer hingestellt hatte und.. traf ins Leere!
“Huh?“ Mit ihren Augen betrachtete sie jeden einzelnen Meter, welchen die Mädchen gegangen waren. “M-meine Geige ist weg.“, gestand sie sich selbst nach einigen Sekunden des Schweigens. Sofort drehte sie sich zu Rin um. “Rin! Ich muss sie wiederfinden! Wie.. wie soll ich denn nun weiter spielen? Außerdem.. hat mir Vater die Violine geschenkt!“ Ihr Blick wurde wässrig und das Kind war den Tränen nahe, doch riss sie sich noch zusammen. Noch war es nicht verloren. Sie konnte doch nicht so weit weg sein, oder?
 
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Flint, der Dieb, war schon immer jemand gewesen, der gerne das Maul – Verzeihung! - den Mund aufriss. Er war ein selbst ernannter Alleskönner, Amateuer-Superman, Weiberheld und Comedian, nun ja, zumindest solange bis er einer drohenden Faust begegnete, was recht oft geschah, in diesen Momenten war er einfach nur Flint. Flint, der Idiot.Die Geschichte der zahllosen Aufforderungen zum Klappe, hmhh, Mund halten war lang. Es fing an mit der Phrase, welche seine Mutter immer zu sagen pflegte: „Halt den Babbel!“ Eine noch recht harmlose Variante, die ihn allerdings sein Leben lang prägen sollte, noch heute weinte er, wenn ein weibliches Wesen diesen Satz zu ihm sagte, auch wenn er im Nachhinein bezweifelte, ob seine Haushexe wirklich weiblich war. Seiner Mutter, der Stammkundin der verdrecktesten und billigsten Kneipe im West Blue, waren seine Probleme herzlich egal, sie hatte schließlich ihre eigenen! Der Grog wurde immer teurer und erzielte nicht mehr die gewünschte Wirkung des „Blau seins“, die Cellulitis verunstalteten ihren elefantös-graziösen Körper, die Männer wurden immer weicher – sie wagten es tatsächlich nicht mal mehr, ihre Frauen zu betrügen ...Was für Schlappschwänze! Also zu ihrer Zeit ... - und wählerischer, ihre Altersvorsorge war nicht vorhanden und sie hatte nicht einmal das Geld, um eine neue pinke Haarfärbung zu kaufen, sodass ihre wunderschönen Himbeerlocken nur noch an faulende Johannisbeeren erinnerten. Kurzum: Sie hatte wesentlich Besseres – beispielsweise die Nächte durchzuzechen – zu tun, als ihrem lauten Bengel die Wünsche von den Augen abzulesen.

In seiner Jugend hatte er noch viele ähnliche Bekanntschaften gemacht, eine unfreundlicher als die andere. So variierten die Formen des Babbelhaltens von sehr unhöflich bis zum Limit des sprachlich Ertragbaren. Ein Außenstehender hätte nur noch erahnen können, dass es nur darum ging, dass Flint mal wieder jemanden zu Tode nervte. Das konnte er nämlich ziemlich gut, er behauptete, was er übrigens auch sehr gut konnte, dass er das sogar schon einmal geschafft hatte. Nun, eigentlich war seine Mutter sowieso schon ziemlich suizidgefährdet gewesen. Als sie die Schlaftabletten nehmen wollte, die sie in den ewigen Schlaf bannen sollten, kam er zufällig vorbei. Sein abschätziger Kommentar über ihre Wurstfinger verpasste ihm wahrscheinlich den härtesten Tritt seines Lebens und ihr gab er den Rest. Sollte man bei dieser Geschichte Lachen oder Weinen? Er entschied sich für das Weinen.

So ziemlich am Ende seiner Zwanziger fing er dann also an durch die Gegend zu reisen. Er trank dort, gab da an und kassierte da und dort ein paar Arschtritte, das einzige Positive an seinem Leben schienen große Städte zu sein. Ja, riesige Häuser, verdreckte Gassen, riesige Kontraste zwischen Arm und Reich, das war das Leben! Und die Ausbeute, da lief ihm das Wasser im Munde zusammen...man konnte so viel Geld „verdienen“, ein Rempler im Gedränge konnte einem ein paar tausend Berry mehr bescheren, diese alten Säcke waren einfach zu unvorsichtig mit ihrem Geld. Tja, besser für ihn! So war er auch auf die namenlose Insel, auf der Humming-Town lag, gekommen. Von wegen exklusiver Freizeitpark!

So stand er also am Strand, mit Jesuslatschen, Schwimmhose, Blümchenhemd, Sonnenbrille und einem Koffer, der seine besten Zeiten schon hinter sich hatte. Um diese Uhrzeit war es nicht unbedingt ratsam loszusegeln. Nun ja, er konnte ja ein wenig die Stadt „erkunden“, was hieß, dass er so viel klauen würde, wie es nur in seinen Koffer passte. Und, ha!, da war ja schon etwas. Zwei Gören und sie sahen nicht so aus, als wären sie besonders arm. Doch er entdeckte trotzdem nur einen anderen Koffer, böh, wie langweilig... Moment mal, ein Geistesblitz traf ihn. Wenn er mehr Koffer hatte, hatte er mehr Platz und mehr Platz war gleich mehr Geld. Ah, er war wirklich ein Genie! Flint öffnete eine kleine Brusttasche und holte ein halbrundes, spitz zu laufendes Objekt heraus, welches an einer Schnur hing, ein Haken! Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, damit würde er sich seinen extra Geldtransporter angeln! Er lachte über seinen eigenen Wortwitz und musste sich beide Hände vor den Mund pressen, sonst würden ihn seine Opfer hören.
Geschickt kroch er durch den Sand, hinter einem Stein, direkt hinter dem Koffer – was für ein Glück er heute auch hatte! -, suchte er Deckung. Die Mädchen schienen beschäftigt, wahrscheinlich redeten sie über ihre Gören-Probleme: Kleidung, Schwitzen, Klamotten, Männer, Anziehbares, Geld und BHs.

Vorsichtig warf er das Häkchen, es klimperte hell und leise, als es am Griff abprallte. Verdammt! Er zerrte an der Schnur und betete dafür, dass keines der Kinder nach unten sah, denn der Haken glitzerte hell in der Sonne. Langsam, ganz vorsichtig, noch ein Stück, noch ein Stück. Ha, da war er! Jetzt musste er sich wirklich konzentrieren, wie ein Lasso schwang er seine Improvisationsangel über dem Kopf, was ein leises Sirren verursachte. Ha! Das war ein Wurf, er hatte schwungvoll und aus dem Handgelenk geworfen, nun brauchte er unbedingt einen Hut. Einen Hut mit breiter, seitlich nach oben verlaufener Krempe, einem Hutband und drei Einbuchtungen am Kopfteil, oder wie unsereins sagte: Einen Cowboyhut. Wie auch immer: Nun zog er den mysteriösen Koffer schneller und hastiger zu sich. Das schleifende Geräusch machte ihn wahnsinnig, er schwitzte, weil der Stein neben ihm glühend heiß war, und wenn die Kids ihn entdecken würden, drohte ihm Prügel, ähm, natürlich von ihren Eltern! Er hatte ja schließlich keine Angst vor kleinen Mädchen! Endlich, da war er! Flint schob den Koffer mit flinken Händen unter sein kitschiges Blümchenhemd und kroch wieder zurück zu seinem Boot, nun unvorsichtiger, ohne auf Spuren zu achten. Was wohl da drin sein würde? Vielleicht konnte er es ja verkaufen! In seinen Gedanken sah er sich ganz überrascht Juwelen herausholen, gefolgt von einem halben Dutzend Perlenketten und einem Krönchen, welches er sich lachend aufsetzte. Tja, die Enttäuschung war groß, als es nur ein blödes Instrument war, eine Gitarre oder so. Der Dieb wollte es schon fast wegwerfen, doch etwas hielt ihn davon ab, stattdessen packte er es in sein Boot und tarnte es ein wenig, sodass niemand das nutzlose – aber hübsche - Ding sehen konnte. Schließlich konnte man mit allem Geld machen. Zufrieden nahm der Mann beide Koffer und spazierte lächelnd in Richtung Stadt. „It's Showtime, baby.“, dachte er und sein Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen.

Rin wusste nicht, was sie tun sollte. Gut, eigentlich wusste sie genau, was sie tun musste. Doch... wie sollte sie es machen? Immer diese schwierigen Situationen... vielleicht ein Plan? Genau, ein Plan musste her! Punkto Uno: Erin beruhigen. Wie beruhigte man jemanden, der einen der wichtigsten Gegenstände seines Lebens verloren hatte? Ihre Freundin schien sich zusammenzureißen. Gut, die Schwarzhaarige hätte die Nerven verloren, wenn die Rothaarige angefangen hätte zu weinen. „Ähm, also, ich, ich glaube-“, fing die Steinsammlerin an zu stammeln, was sollte sie schließlich sagen, doch dann fasste sie sich ein Herz und sprach aus, worauf die Violinistin wahrscheinlich schon gekommen war: „Sie muss hier in der Nähe sein! Wir finden sie schon und wenn wir die ganze Insel absuchen müssen! Alles wird gut werden.“ Punkt Zwei: Orangensaft trinken, um die Konzentration zu steigern. Ohne zu zögern, stürzte sie das letzte Drittel hinunter, das musste jetzt aber sein, und mit neuer Kraft spähte sie umher, sah sich die Weiten des Meeres und des Himmels an und absolute Ruhe erfüllte sie. Nun, bis ihr einfiel, dass sie eher auf dem Boden der Tatsachen Antworten finden würde und sich reichlich bekloppt vorkam. Letzter Punkt des Plans: Die Violine finden. Nun bohrte sich ihr Blick erbarmungslos in den Boden, als könnte er ihr so das Geheimnis der verschwundenen Geige verraten. Er verriet ihr tatsächlich etwas, an einer Stelle war der Sandboden eben und jeder, der schon einmal schwere Steine verschoben hatte, wusste was das bedeutete: Schleifspuren. Stumm deutete die Putzteufelin auf die markante Stelle.
 

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Die Schwarzhaarige geriet in Panik. Man konnte wahrlich glauben, dass man ihre Violine gestohlen hätte. Was wäre da ein Verlust der Triangel wohl? Herzinfarkt? Erin atmete tief durch. “Ganz ruhig. Vor wenigen Minuten hatte ich sie noch in den Händen. Der ganze Koffer ist weg.. also wird ihr wohl nichts zugestoßen sein.. Sie kann nicht weit weg sein..“ Rin deutete mit der Hand auf eine Sandspur. “Sandspuren! Rin das ist es!“ Die Rothaarige schnappte sich die Hände des Mädchens und strahlte jene förmlich an. Ihre marineblauen Augen leuchteten die Steinsammlerin förmlich an. “Lass uns los gehen!“ Der zierliche Körper füllte sich sofort mit einer Energie, die man dem Mädchen nicht ansehen konnte. “Komm!“ Sofort fixierte Erin die Schleifspuren und folgte ihnen. Doch so stark die Energie sein mochte, ihr Körper war dennoch schwach. Schon nach einigen Metern schnellen Marsches hatte das Kind kaum mehr genügend Luft in der Lunge und musste anhalten. Schwer schnaufend entschuldigte sie sich bei ihrer neuen Freundin und setzte sich auf den Sandboden. “Verzeih..“, wiederholte sie sich, “Anders als meine Schwester bin ich nicht gut genug für anstrengende Strecken und dergleichen…“ Langsam drang wieder genügend Sauerstoff in den zarten Körper des Mädchens und ihre Atemfrequenz wurde wieder langsamer und ruhiger. Sie folgte den Spuren mit den Augen und blieb an einer Stelle hängen, wo sie urplötzlich aufhörten da zu sein. “Rin?...“ Zögernd deutete sie auf jene Stelle hin. “Ich glaube mein Koffer hat Füße bekommen..“
 
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Rin

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„Ein laufender Koffer, hmm?“, fragte Rin nicht sonderlich intelligent. Später würde sie sich damit trösten, dass wohl die Nervosität an ihrer fehlenden logischen Denkfähigkeit Schuld gewesen ist. Doch schon jetzt fiel ihr auf, dass ein Koffer, der die Fähigkeit hatte zu laufen, wohl nicht existieren konnte, so blieb nur eine halbwegs realistische Schlussfolgerung: Jemand musste den Koffer gestohlen haben! Doch ehe wir hier fortfahren:

Wahrscheinlich stellte sich nun die Frage, warum die Schlussfolgerung nur halbwegs realistisch war. Nun, Humming-Town war nicht unbedingt bekannt für seine hohe Kriminalitätsrate, eigentlich für gar keine Rate. Ja. das kleine Städtchen war eigentlich für überhaupt nichts bekannt! Außer vielleicht für einige mehr oder minder gelungene Überfälle, zwei an der Zahl. Das größte Verbrechen beziehungsweise Unglück, welches direkt mit den Bewohnern zusammenhing, war eine größere Kneipenschlägerei vor zwei bis drei Jahren, damals hatte Ingo Bierbauch, man kann sich denken woher der Spitzname stammte, Troy, dem Grogkellner, „versehentlich“ seinen Krug über das kahle Haupt geschüttet... also hatte es eigentlich noch relativ klassisch angefangen, nachdem jedoch einige Bemerkungen über Mütter, anscheinend Frauen, welche einmal aktiv im horizontalen Gewerbe gewirkt hatten, und Väter, die einige, humh, kleine Problemchen hatten, gewechselt wurden, verlor der schnell reizbare Kellner die Nerven und klatschte Bierbauch eine Platte mit Essen - um es so auszudrücken wie es ihr erzählt worden war - „volle Möhre“ ins Gesicht. Diese Platte gehörte allerdings dem dicken Egon, jener stand daraufhin auf, nahm einen unschuldigen Stuhl und briet dem Zwillingsbruder von Ingo, der ja wohl so gar nichts mit Troy-Troy zu tun hatte, eins über und lachte ihn aus, weil er ohnmächtig wurde, das gefiel dem großen Bruder allerdings nicht einmal halb so gut. Kurzerhand nahm er ein gebratenes Steak und schleuderte es Egon entgegen, dieser duckte sich dummerweise überraschend flink, sodass Hanky das saftige Fleisch ins Gesicht geschleudert bekam. Und dann war der Spaß vorbei, denn Hanky war der Raußschmeißer. Zumindest dachten die Schaulustigen das, doch magischerweise schien sich die gebündelte Wut der Kneipenschläger nun auf den zwei Meter Hünen zu richten, also begann ein unfaires 3 vs. 1. Im Geiste half ihnen Tom, der leider ohnmächtig war. Sie wüteten wie Derwische und schubsten dort jemanden, bissen hier und schlugen hin und wieder da hin. Die Geschubsten, Gebissenen und Geschlagenen waren sofort Feuer und Flamme die Prügelnden zu prügeln. Essen flog durch die Luft, Grog floss in Strömen, um die Kämpfer zu ermuntern, und Möbel wurden als Waffen benutzt, sodass ein Tischbein eine passable Keule abgab und der Glassplitter des Krugs Dolch genug war.
Am Ende lagen alle schlafend, wie kleine sturzbesoffene Engelchen, nebeneinander, wer am Ende das Licht ausmachte, war hier wohl nicht die Frage. Es gab eine Wichtigere: Wer hatte dort zufällig einen Job und musste den Mist am nächsten Tag weg machen?

„Also ein Humming-Town-ner kann es nicht gewesen sein.“, meinte die Schwarzhaarige mit einer Mischung aus Nervosität und Nachdenklichkeit in der Stimme. „Das Schlimmste, was die machen, ist sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Aber einen Dieb gibt es da nicht. Naja, abgesehen von Collin, aber er mag keine Musik.“, fügte sie in Gedanken noch hinzu. „Wir folgen einfach den Fußspuren.“, schlug sie dann vor. Die Putzteufelin schaute sie sich gut an. Mann, das sind ja echte Clownsschuhe! Sie waren vorne viel breiter als hinten, es schien keine eckigen Formen zu geben. Unglaublich! Ob diese Schuhe je in Mode waren? Sie zweifelte daran... Als sich das Mädchen sicher war, dass Erin wieder normal laufen konnte, nahm sie sie schnell bei der Hand und folgte den markanten Spuren. „Nun, eigentlich müssen wir nur nach jemandem mit einem fragwürdigen Schuhgeschmack suchen.“, dachte sie.
 

Kaja

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Erin nickte nur. Was sollte sie den auch anderes tun als nur zu nicken und der Schwarzhaarigen zu folgen? Sie war müde, erschöpft. Das rothaarige Mädchen war alles andere als die großen Strapazen gewöhnt, die sie jetzt hatte. Der lange Weg von ihrem provisorischen Zuhause hier her zum Strand, dann noch die Steinsammelaktion und jetzt noch die Hetzjagd wieder zurück um ihren Koffer zu finden. Der Geigenkoffer. Eigentlich ein recht simples Exemplar, doch für die jüngste Tetsukage war er mehr wert, als sich so manch einer erdenken konnte. Das erste und wohl bedeutendste Geschenk welches sie von ihrem verstorbenen Vater erhalten hatte. Die Violine war aus einem ganz speziellen Holz, dass man wohl nur sehr schwer, wenn den auch überhaupt, auf einem Blue wiederfindet. Für sie war es noch immer ein Rätsel, wie ihr Vater an solch ein Prachtexemplar gekommen ist. Diese Geige war von sich aus schon ein Vermögen wert, doch wen interessierte dieses Vermögen, wenn das gute Ding, doch ein Geschenk ihres Vaters war? Aber das sollte nicht genug sein. Hinzu kam, dass der Koffer ebenfalls aus demselben, aber etwas dunklerem Holz angefertigt wurde. Die Nische für die Violine war mit einem roten Seidentuch bedeckt, und verdeckte so die atemraubende Holzschnitzerei, die das Innere schmückte. Im Deckel, ebenfalls unter dem Seidentuch gut versteckt, ist ein Bild eingerahmt worden. Und jenes Bild ist wohl, was den Wert dieses ansonsten simplen, wenn auch teuren, Koffers mitsamt der Geige so unentgeltlich wertvoll macht. Auf diesem kleinen Foto war nämlich eine glückliche Familie abgebildet. Ein Vater, der stolz seine Zwillinge in den Armen und eine Mutter, die ihr Neugeborenes schützend bei sich hält. Es war eine Familie, die leider in den letzten Jahren zu Bruch gegangen war. Es würde nämlich nie mehr einen derart stolzen Vater geben, der seine Zwillinge im Arm hält. Die freudenstrahlenden Zwillinge gab es auch schon seit Jahren nicht mehr. Dieses Bild war das einzige, was die wunderbaren Erinnerungen der Vergangenheit noch aufrecht erhält. Gibt es den Koffer nicht, gibt es das Bild nicht. Gibt es das Bild nicht, braucht Erin wohl gar nicht mehr nach dem Koffer suchen, da sie ohne Bild einfach nichts mehr hat, was sie an die schöne Zeit zurückerinnern könnte. Ihre Mutter ist so gut wie ganztägig beschäftigt und Kaja ist irgendwo weit weg von ihr.
Ohne es wirklich zu merken sind die zwei Sechzehnjährigen kurz vor dem Dorf oder Städtchen, man kann es wohl nennen wie man es eben wollte, angekommen. Die Rothaarige wäre beinahe in Rin hineingedonnert, da sie so tief in ihren Gedanken versunken war, dass sie gar nicht merkte, dass jene stehen blieb. Sie wollte schon nachfragen, was los sei, als sie den Grund schon merkte. Die Fußspuren endeten hier, wo der Sand endete und die Pflastersteine begannen sich auszubreiten. Und nun? Bei dem Gedanken, dass sie ihren Koffer, mitsamt Geige und Bild nicht mehr zurückbekommen konnte, wurde Erin ganz blass im Gesicht. Vorhin hatte sie noch die Hoffnung gehabt, dass sie den Übeltäter finden könnten und alles gut gehen wird. Aber nun? “H-heißt das, dass.. die Suche hier endet?“, ihre Stimme klang zittrig, auch wenn das Mädchen mit aller Kraft versuchte dieses Zittern zu unterdrücken. Ihr Blick spiegelte ihre Angst wieder. Angst, um den verlorenen Koffer, den sie nicht mehr zurückbekommen würde.
 
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Rin

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Rin blickte geschockt auf Erins verzweifeltes Gesicht. Sie war kurz davor ihr einen Schluck Orangensaft zu geben, damit sie bloß nicht anfing zu weinen. Doch noch schaltete sich eine Stimme im Kopf der Schwarzhaarigen ein, die Stimme des logischen Denkens. Gerade noch hatte sie über die Schuhe, die ohne Zweifel eine unglaubliche Größe hatten, nachgedacht, außerdem sollte hier niemand sonst mit einem Violinenkoffer herumlaufen... So verwandelte sich ihre panische Miene in eine wenigstens halbwegs beruhigende Maske, auch wenn das Mädchen ein wenig zu schnell sprach: „Nein, wir haben noch eine Chance ihn zu finden!“, meinte es, während die Sechzehnjährige langsam in die Hocke ging und ihren Ellenbogen auf ihrem Oberschenkel abstütze, hierbei zog sie ein ziemlich schlaues Gesicht, was von der Hand unter ihrem Kinn stark unterstützt wurde, indessen nutzte sie ihre freie linke Hand, um wichtigtuerisch auf die Abdrücke zu deuten. Fast wie der berühmte „Seaking Hunter“ Stiev Irrsinn, der in seinen Berichten oft in dieser Pose abgebildet war. „Wie du siehst,“, fing sie aufgeregt an zu erzählen. „Sind diese Füße unnatürlich groß, worauf ich schlussfolgere, dass wir nach einem Clown suchen, du weißt schon, so einen mit einer Pappnase.“ Diese Aussage ließ Rin kurzzeitig stehen, ehe ihr einfiel, dass sie vollkommenen Blödsinn erzählte, die Putzteufelin schüttelte ihren Kopf, schnell korrigierte sie sich beschämt, wobei sie wieder normal stand... peinlich, peinlich: „Ähm, ich meine, also... Der Dieb muss doch noch deine Geige haben, schließlich kann er sie ja nicht zum Wegschmeißen gestohlen haben, hehe.“ Wenn sie nur wüsste... Doch darüber machte sie sich keine Gedanken, stattdessen betrachtete die gelernte Diebin – Collin ließ grüßen – Humming-Town aus der Sicht eines Schurken. Der größte Reichtum auf dieser Insel sammelte sich beim Haus des Bürgermeisters, Santa Klose, eine teure Kollektion von Gartenzwergen verschönerte ein kleines, ansonsten schmuckloses, Stück Grasland, welches zwar winzig war, doch das ganze Haus schon im Vorfeld attraktiv machte. Die Steinsammlerin putzte regelmäßig bei ihm, so wusste sie auch, dass der gute Klose in den Bereich der oberen Mittelschicht einzuordnen war,er hatte etwas geerbt und so zierten einige schöne Gegenstände sein Haus, dennoch hatte er kaum Sicherungen gegen Diebe, nur ein klappriges Schloss bewachte seine eher geringen, aber dennoch in kleinem Maße vorhandenen, Kostbarkeiten. Also: Wenn der Kerl irgendwo auftauchte, dann war es im Stadtzentrum beim Haus des Bürgermeisters. Schnell teilte sie Erin ihre Überlegungen mit, woraufhin diese kurz nachdachte und ihr zustimmte. Schnell wurden die nächsten Schritte besprochen, die beiden Mädchen würden sich auf die Lauer legen, denn das kleine Haus lag im Stadtzentrum und der Dieb kannte sich hier nicht halb so gut aus wie Rin oder Erin. Sie konnten – und würden - diesen Kerl finden ...
 

Kaja

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Was würde Erin denn nur machen wenn sie Rin jetzt nicht bei sich hätte? Angefangen, dass sie wohl gar ihren Koffer nicht verlegt hätte, hätte sie auch nicht eine fabelhafte neue Freundin in Humming-Town gefunden. Sie wischte sich schnell ihre hochkommende Träne weg und hörte dem Mädchen aufmerksam zu. Aus irgendeinem Grund kehrten wieder alte Erinnerungen zurück, als damals die Dorfburschen ihren Geigenkoffer geklaut hatten und Kaja ihn ihr zurückerobert hatte. Die Rothaarige musste schmunzeln. Rin versuchte nun ihr klar zu machen, dass der Dieb sicherlich noch einmal zuschlagen würde. “Das klingt logisch“, meinte sie zu sich selbst und stimmte der Schwarzhaarigen zu. Der Weg bis zum Haus des Bürgermeisters war angesichts der Entfernung und der Abkürzungen, die Rin kannte, gar nicht zu weit, wäre da nicht die Sache, dass Erin’s Körper, Kondition und Ausdauer einfach auf dem Minimum lag. Ihr fragt euch bestimmt wie sehr man hierbei übertreiben kann? Nun gut, so sehr übertrieben ist das gar nicht. Erin’s Stärke liegt unterhalb jedes normalen Schwächlings, so dass sie gerade einmal genug Kraft hat ihre eigene Kleidung, wie auch den Geigenkoffer, zu tragen. Alles was etwas mögliche Anstrengung hervorrufen kann, ist schon zu viel des Guten. Was Laufen anbelangt, was seit dem Kofferverlust recht oft vorgekommen ist, liegt die Arme auch unterhalb der Durchschnittsquote eines normalen Menschen. Hundert Meter in zwanzig Sekunden ist da wohl eine schöne Top-Zeit, wobei sie danach schon viel Schnaufen muss. Desto mehr wundert sich die junge Tetsukage, dass sie dennoch noch weiter gehen kann. Aber jenes liegt wohl nicht an ihr, sondern an Rin, die ihr die nötige Kraft und Ausdauer gibt. Eine weitere Sache, die der Rothaarigen Sorgen bereitet, ist was denn sein wird, wenn sie dem Dieb nun gegenüberstehen? Kämpfen kann die Musikerin schon gar nicht, Tet-chan war immer diejenige, die sie beschützt hatte, und selbst mit einem Stein einen Felsen zu treffen ist eine reine Kunst gewesen. Wenn bei zehn Würfen einer nur halbwegs in der Nähe des 15 Meter entfernten Felsen gelandet ist, war das schon ein Grund für Freude. “Wie konnte Kaja nur so geduldig mit mir sein?“ Diese Frage kam in letzter Zeit immer öfter hoch, und das schon seit die große Schwester mit ihrem Vater wegseegelte.
“Rin?“ Erin war wieder einmal völlig außer Puste und beugte sich nach vorne, während sie sich bei ihren Knien abstütze. “Tut mir leid, dass du da mit hineingemischt wurdest..“ Sie schnappte nach Luft und suchte sich ein kleines Plätzchen zum Hinsetzen. Ihr Körper war alles andere als für so etwas bestimmt. Vorsichtig ging sie zu der Bank, welche nicht weit von ihnen entfernt stand, und lies sich darauf plumpsen. “Wäre nur Kaja da…“, entkam es dem Mädchen und versank für wenige Minuten in die Vergangenheit. Diesmal aber nicht für sich, sondern erzählte ihrer neuen Freundin, wie Kaja damals sich furchtbar aufgeregt hatte, als die Dorfburschen ihren Koffer geklaut hatten. Sie ging dann mit der damals noch kleineren Erin in das Dorf und lies sich auch wirklich Zeit, war die Geduld in Person. Als sie dort ankamen fand sie auf Anhieb die Jungs, welche sich amüsierten. Der Koffer stand an die Hauswand angelehnt. Im restlichen Teil der Geschichte wurde wohl der Schwarzhaarigen klar gemacht, dass die ach so wunderbare und liebenswerte Tet-chan auch ein wahres Biest sein konnte. Vor allem, wenn es darum ging, dass jemand einen Schaden ihrer kleinen Schwester zufügen wollte. “Verzeih.. wäre nicht ich, wären wir schon längst bei dem Haus.“ Ihre Atmung war mittlerweile wieder normal und sie stand auf um mit Rin den weiteren Weg fortzuschreiten.
 
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Rin

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„Plunder, nichts als Plunder!“, fluchte Flint, er war gerade dabei die Hütte eines Fischers, welcher gerade mit seinem Beruf beschäftigt war, sagen wir, zu besuchen. Gab es hier keine großen Fische? Keinen „Big Boss“? Wo war er nur gelandet?! Tapfer und ausgiebig badete der gelernte Dieb in seinem Selbstmitleid. Langsam kam ihr der Gedanke, dass die beiden Koffer unnötig waren, einer würde schon reichen, um ein paar Berry und Großmutters Silberbesteck darin zu verstauen, vielleicht würde auch der Kleinere diesen Zweck erfüllen. In einer leeren Gasse zählte er mit gerümpfter Nase und einem beinahe empörten Gesichtsausdruck seine Einnahmen. Dummes Drecksloch! Er stieg vorsichtig auf ein Dach und spähte umher, Humming-Town war ungefähr das, wodurch ein Mann wie er nachts schweißgebadet aufwachte, die Albtraum-Absteige schlechthin, in den Geschäften wurden ausschließlich Lebensmittel verkauft, es gab zwar ein paar Kneipen, aber das waren nur Dorfkneipen, ihm war es schleierhaft wie man hier überleben konnte... Sein Blick wanderte an Hütten, Häuschen und Straßen vorbei, als er plötzlich etwas sah, was ihn sehr glücklich machte.

Als sie ein Dreiviertel des Weges geschafft hatten, brauchte Erin eine Pause. Langsam verstand sie, was das Mädchen gemeint hatte, als es sagte, dass es nicht so spielen konnte wie ihre große Schwester. Rin setzte sich schnell neben die Violinistin ohne Violine, die Platz auf einer Bank genommen hatte. “Rin? Tut mir leid, dass du da mit hineingemischt wurdest..“, entschuldigte sich ihre neue Freundin und atmete schwer. Die Schwarzhaarige bekam ein schlechtes Gewissen, in ihrem Eifer Erin zu helfen, hatte sie nicht auf ihre Verfassung geachtet, umso überraschter war sie von der Entschuldigung ihrerseits, schnell meinte die Musikerin: „Ach, das ist meine eigene Schuld. Ich musste ja heute Steine sammeln gehen.“, sie versuchte die Rothaarige aufmunternd anzulächeln. “Wäre nur Kaja da…“, sagte die Gleichaltrige und erzählte der Steinsammlerin eine tolle Geschichte, dieselbe Situation, doch damals rettete Kaja den Tag. Allmählich formte sich ein Bild von Erins Schwester in ihrem Kopf und während sie ihr zuhörte, wurde es immer klarer und deutlicher. Eine gutaussehende, rothaarige Person, die alles und jeden, der ihrer Schwester zu nahe kam, wegboxte. Ansonsten schien sie einer jungen Göttin gleich, die mit ihrer Güte Seekönige vertreiben und Städte vor Orkanen retten konnte. Die Geigenbesitzerin beendete ihr Geschichte mit einer zweiten Entschuldigung: “Verzeih.. wäre nicht ich, wären wir schon längst bei dem Haus.“, nun etwas weniger überrascht, da sich ihre Freundin wohl an allem schuldig fühlte, winkte sie ab und meinte: „Ach, wenn du völlig übermüdet bist, schaffen wir es auch nicht diesen Dieb zu fangen.“ Somit setzten sie ihren Weg fort, nun deutlich langsamer, doch auch ohne eine weitere Pause. Die Luft wurde langsam sehr warm, sie hatten wirklich gutes Wetter, doch es war ein wenig windig, was die Temperatur, zumindest gefühlt, ein wenig senkte. Die Stadtbewohner gingen ihren üblichen Arbeiten nach, ein ganz normaler Tag auf der namenlosen Insel, die eigentlich einen Namen verdient hätte. Hier war der Dieb noch nicht gewesen, zumindest hatte man ihn nicht bemerkt. Ein Profi? Rin dachte noch ein wenig über ihr Pech nach und stolperte weiter ihrem Ziel entgegen. Schließlich kamen sie am Haus an, es lag so friedlich wie immer da, der einzige Bewohner schien zu schlafen. Das Mädchen sah sich um. Gab es hier eine gute Versteckmöglichkeit? Hinter den Mülltonnen? Nein, die waren auf der Rückseite des Hauses, keine gute Idee. Getarnt als Zwerg? Unmöglich, bei ihnen beiden herrschte ein Mangel an Bartwuchs. Sollten sie einbrechen, um den Bürgermeister vor einer bösen Überraschung zu warnen? Nein, sie mussten dem Gesetz treu bleiben. Haha, wenn Rinni wüsste... Doch die beiden Mädchen hatten keine Zeit mehr sich irgendwo zu verstecken, denn nun kam Flint um die Ecke.
 

Kaja

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Ein junger Mann mit wahnsinnig großen Schuhen kam um die Ecke. Die beiden Mädchen schauten etwas verwirrt zu ihm. Seine Schuhe waren wahrlich ein Augenfang. Woher er diese wohl aufgetrieben hat? Die waren ja förmlich geradegebogene Clownschuhe. Solche verkaufte man doch nicht einfach so. Genau! Das war der Punkt. Rin schien jenes genauso schnell verstanden haben, denn sie sprang vor, deutete mit ihrem Zeigefinger auf die überdimensionalen Latschen und rief laut: “Ha! Der hat große Schuhe! Das muss der Geigenkofferdieb sein!“ Für einen Moment dachte sich die rothaarige Musikerin, dass ihre Freundin gleich zur Seite stolpern würde, doch sie blieb stehen und fiel nicht auf den Pflasterstein. Der Dieb allerdings hatte weniger Glück. Er schien derartig Überrascht gewesen zu sein, dass genau diese zwei Mädchen ihn gefunden hatten und noch dazu wussten sie, dass ER diesen Koffer gestohlen hatte, dass er nachhinten stolperte und… umfiel. Die Gesichter der Sechzehnjährigen warfen sich verwunderte Blicke zu, als sie merkten, dass der Mann sich selbstständig k.o. ge… fallen hat. “Lebt er noch?“, fragte Erin etwas unsicher. Die mutigere Schwarzhaarige näherte sich dem leblosen Körper. Er atmete, also nickte sie zustimmend.
In den nächsten Minuten mühten sich die Zwei damit ab, den doch um einige Kilo schwereren Mann zu Fesseln. Das Problem bestand darin, dem Dieb die Hände und Füße zu fesseln, ohne ihm größeren Schaden zuzufügen. Letztendlich hatte der Pflasterstein doch unabsichtlich etwas dessen Nase poliert, als sie ihn auf den Bauch zu legen versuchten. “Wir sollten ihn aufwecken.. oder?“, fragte die junge Tetsukage ihre Freundin, die sogleich einen Eimer Wasser vom naheliegenden Brunnen holte, während Erin den Gefesselten bewachte. Zwar gab es kaum Chancen, dass er flüchten konnte, doch einen Eimer Wasser zu holen, schaffte Rin selbst. Außerdem war die Rothaarige schon wieder recht fertig von der ganztägigen Anstrengung, dass sie wohl nicht einmal das Wasser aus dem Brunnen schöpfen könnte. Also holte eben Rin jenes.
„W-was?!“ Der junge Mann merkte die Fesseln, versuchte sich loszureißen, gab es dann aber auf und starrte die Mädchen an. „Was wollt ihr von mir?!“ “Wo hast du den Koffer hingetan?“, forderte die Orangensaftfanatikerin sofort. Anfangs spielte Flint noch den Unschuldsknaben, doch nach einigem hin und her merkte er, wie hoffnungslos seine Situation war und gestand den Diebstahl. Er war sogar bereit, oder eher er fühlte sich dazu gezwungen, den Musikerinnen den Weg zu seinem Schiff zu zeigen, wo sie außer dem Geigenkoffer auch noch den ein oder anderen Schnickschnack fanden. Dann kam die Frage: Und was nun? Sie hatten was sie wollten, sogar etwas mehr. So stellte sich zum Beispiel heraus, dass der Mann sogar ein Geschäft beklaut hatte und einige Liter Orangensaft entwendete, welches sich die Triangelvirtuosin zu eigen machte, nachdem Erin meinte, dass man sowieso nicht feststellen konnte, wem sie zuvor gehörten. Aber was sollten sie nun mit dem Dieb anstellen? Ihn einfach freilassen? Unmöglich! Er würde die Zwei sofort niederschlagen und sich seine Beute zurückholen. Aber was dann? “Ich habe eine Idee!“, meinte nach längerer Überlegung die Rothaarige. Sie zuckte aus dem Geigenkoffer einen schwarzen Stift und schrieb Flint, mit etwas Hilfe von Seiten ihrer Freundin, auf die Stirn „Ich bin ein Dieb!“. Sie malten noch einen Ringelschnurrbart hinzu und hinterließen dem Bürgermeister eine kleine Notiz, wo sie den Dieb mit seiner, nun mehr restlichen, Beute wiederfinden würden.

Das Abenteuer war somit beendet. Rin und Erin freundeten sich gut an. Trafen sich fast täglich, tranken Orangensaft, sammelten Steine, plauderten und musizierten miteinander. Die junge Tetsukage erzählte ihrer guten Freundin von ihrer Schwester, von ihrem Vater und über jenes, was sie noch so über Piraterie wusste. Doch nach mehreren Tagen kam dann der eine Tag, wo man Lebewohl sagen musste. Die Rothaarige musste der Steinsammlerin erklären, dass sie weiterziehen würden, zu irgendwelchen Verwandten mütterlicherseits. Sie sollen dort bei ihrem Onkel wohnen, wo sie auch ihren Großvater kennenlernen würde. Für die Musikerin war es ein schwerer Abschied, doch wünschten sie sich gegenseitig das Beste und hofften auf ein Wiedersehen, wann auch immer jenes kommen mochte. Des weiteren überreichte Erin ihrer besten Freundin ein Foto, wo sie und ihre zwei größeren Schwester abgebildet waren. Das Bild war schon sehr alt, da Erin selbst von einem der Zwillinge in den Armen gehalten wurde. Sie erklärte, dass diejenige, die sie hielt Kaja war und die andere mit der Brille ihre älteste Schwester Ajane. “Behalt das, als Andenken.“, lächelte Erin und spielte noch ein letztes Mal die schöne Melodie, welche die beiden Musikerinnen zusammengeführt hatte.

THE END
 
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