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V. Akt - Mojo Bunch, das Musical

Agwe

Kopfgeldjäger Boss
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Kaum dass der Mojo Bunch vom Baratié aus abgelegt war gab es nichts als Probleme. Erst musste Agwe Eddie erklären dass seine Behandlungsmethoden seriös waren, oder jedenfalls seriöser als die der sogenannten Ärzte, und dann brach auch noch ein Aufstand der Hühner los. Der Voodoopriester verstand nicht so ganz warum diese gefiederten Teufel gerade jetzt damit anfingen sich gegen ihn und seine Leute aufzulehnen, bis jetzt waren sie doch immer glänzend miteinander ausgekommen. Leider schienen die Hühner darüber anderer Ansicht zu sein und so verließ der Priester seine Kajüte nur noch zum Essen. Er hatte es irgendwie geschafft eine Übereinkunft mit Karmesinroter Drache zu treffen die kriegerische Begegnungen vermied, aber es war ein künstlich erkaufter Frieden und das schien jeder an Bord zu wissen. So war es an Bord des "El Pollo Diablo" ungewöhnlich still nur nur wer unbedingt hinaus musste tat dies, beispielsweise Gimbli wenn er etwas reparieren wollte oder Riley der regelmäßig den Kurs überprüfen musste. Für Agwe bedeutete das, dass seine Lektionen für Momo drastisch reduziert wurden und er mehr Zeit hatte das Tarot zu legen, etwas was er jetzt fast jede halbe Stunde tat um sicher zu gehen dass dieser Frieden Bestand haben würde. Doch schließlich war das Befragen der Karten auch nur eine Option die dem Voodoopriester offenstand und nachdem er zum vierzehnten Mal an diesem Tag erfahren hatte dass alles ruhig bleiben würde entschied er sich, das Ouijabord zu befragen. Großvaters Ouijabord. Ehrfürchtig holte er das gute Stück hervor, hustete und nieste durch eine Staubwolke die dabei aufgewirbelt wurde. Dieses uralte Stück Treibholz in das Michelle Laveau höchstpersönlich Buchstaben und wichtige Veves geritzt hatte war ein wahrer Schatz den er selbst Momo noch nicht gezeigt hatte. Zu viel mächtige Magie floss durch diese Antiquität als dass er sie einfach jedem so zeigen konnte, doch ihre Ratschläge waren absolut zuverlässig. Die Zeremonie zum Anrufen der Geister über das Ouijabord war fest vorgegeben und sehr kompliziert, doch zu seinem Glück hatte Agwe alles was er benötigte in seiner Kajüte. Und wenn dem nicht so gewesen wäre, in Begleitung dieses mächtigen Artefakts musste er selbst die Hühner nicht fürchten. Im Notfall konnte er es ihnen immer noch über den gefiederten Schädel ziehen, denn auch wenn es nicht so aussah war Großvaters Ouijabord ziemlich stabil.

"Papa Legba! Spirit of da gate! Ich rufe dich! Zeige mir die Geister die mir am nächsten sind!" Die Vorbereitungen für die heilige Zeremonie hatten länger gedauert als gedacht, vor allem da Agwe sich beim Anzünden der Räucherstäbchen zweimal selbst angezündet hatte, der Geruch nach brennendem Stoff mischte sich unter den der exotischen Duftkräuter. Auf dem Ouijabord lag ein Glas, aus dem Agwe gerade in einem Zug den heiligen Rum getrunken hatte um die Geister milde zu stimmen für die Fragen die er ihnen stellen würde. Langsam legte er einen Finger darauf und spürte wie er warm wurde, ein untrügliches Zeichen dass ein Geist, möglicherweise sogar ein Loa, von ihm Besitz ergriff. "Geist! Sprich! Kannst du mich hören?" Eine Weile zitterte das Glas nur unruhig wie ein nervöses Kind das nicht wusste in welche Richtung es weglaufen sollte, doch dann zischte es von Agwes Finger, der nun nicht mehr sein eigener war, geführt los und berührte in schneller Folge zwei Buchstaben. J und A. Ja. Sehr gut. "So denn, Geist, verrate mir deinen Namen, man, auf dass ich weiß wer du bist und dir Respekt zollen kann!" Diesmal brauchte das Glas deutlich länger, auch wenn es diesmal sofort los flitzte. Teils weil das Wort welches es nun bildete länger war, aber auch weil die Buchstaben zum Teil sehr weit auseinander lagen. "J. A. Z. Z. A. M. A. R. Jazzamar." Natürlich kannte Agwe den Namen dieses Geistes und auf seinem Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. Jazzamar war die Loa der Künste, allem voran der Musik, und ein freundlicher Geist, wenn auch manchmal etwas eigensinnig. Aber das waren alle Loa auf ihre Weise, doch es war kein Fall bekannt in dem Jazzamar jemals böse geworden wäre. Der Voodoopriester begann sich zu entspannen. "Jazzamar, man, dein Diener verlangt demütigst nach einer Antwort, so du sie geben magst. Werden die Hühner, die gefiederten Teufel dieses Schiffes und seine wahren Herren, uns leben lassen?" Das Glas zitterte wieder unentschlossen und Agwe wartete geduldig ab. Das Herz des Voodoopriesters klopfte stark und er spürte wie sich ein dünner Schweißfilm auf seiner Stirn bildete. Von draußen ertönte ein ominöses Scharren und Gackern als ob ein Huhn an seinem Sarg kratzte. "Man?" Dann passierte etwas. Das Glas flitzte wieder los und pausierte zwischendurch, was ein Leerzeichen andeutete. Diesmal formte es also nicht nur einzelne Worte sondern einen ganzen Satz. "H.A.L.T.S....M.A.U.L. Halt's Maul?" Agwe zog eine Augenbraue hoch, nahm den Finger aber nicht vom Glas. "Was soll das heißen, maaaaaa?" Und damit versank er in der Dunkelheit.

Als Agwe wieder zu sich kam sah er dass Haydee, Edward und Momo über ihn gebeugt standen. "Ugh...", war das erste was er hervorbrachte, ihm war immer noch schwindelig und sein Mund schmeckte nach Asche. Was das bedeutete war ihm klar auch wenn es ihm bisher noch nicht passiert war. Jazzamar war nicht in der Stimmung gewesen zu antworten und war daher verschwunden, nicht ohne dem dreisten Fragesteller einen Denkzettel zu verpassen. Das war nicht ungewöhnlich, viele Loa taten das und einige ließen den Fragesteller nicht einmal am Leben. Doch irgendetwas war anders. Etwas stimmte nicht. Spielte da jemand Gitarre? Der Voodoopriester sah zu Edward, doch der hatte sein Instrument nicht dabei. Ob etwa Riley oder Gimbli...? Weiter kam Agwe in seinen Überlegungen nicht, denn mit einem Mal wurde die Gitarre lauter und seltsamerweise setzte nun auch eine Harfe ein. Was zum Reiher war hier los?
"Oh Kapitän, mein Kapitän, es ist so gut dich wach zu sehn'!
Für fast zwei Stunden lagst du da, doch jetzt ist alles wunderbar!
Oh Kapitän, mein Kapitän, doch kann ich eines nicht verstehn'!
Was ist dieses Brett dort neben dir, das wusste niemand von uns hier!"

Moment. Hatte Eddie schon immer so mit ihm gesprochen? Der Voodoopriester überlegte. Nein, soweit er sich erinnern konnte hatte der bebrillte Bastler ihn noch niemals "Kapitän" genannt. Oder mit einer zwar sehr rauchigen aber zweifellos schönen Stimme zu ihm gesungen. Hatten sie das geprobt als er bewusstlos gewesen war? "Nichts für ungut, Eddie-Boy, aber what the heck, man?" Den verständnislosen Blicken seiner Crew konnte der Voodoopriester entnehmen dass sie nicht ganz verstanden was er hatte. Möglicherweise gab es ja einen logischen Grund für die Musik und das Gesinge. Hatte vielleicht irgendjemand Geburtstag? Noch bevor Agwe diesen Gedankengang weiter vertiefen konnte ertönte mit einem Mal ein Geräusch als hätte jemand eine elektronisch verstärkte Gitarre fallen gelassen, gefolgt von einem schnellen Trommelwirbel.
"We are okay!
With everything in our hands!
Are you okay too?
We're the Mojo Bunch!"

Jetzt war es Momo die gesungen hatte, begleitet von schrillen Gitarren und Trommelwirbeln. Wobei "singen" nicht ganz der richtige Ausdruck war, sie hatte eher geschrien. Die Situation wurde von Sekunde zu Sekunde merkwürdiger, vor allem da Haydee jetzt in einem Bass zu singen begann der klang als sänge ein Wal in einem Brunnenschacht. Dazu spielte ein Streicherchor eine getragene Melodie im Hintergrund:
"Lasst den Kapitän erst mal stehn!" Dann verklang die Musik.

"Ey, Nü-kahs, Land in Sicht!" Das war Rileys Stimme, ganz ohne musikalische Begleitung, offenbar beteiligte er sich an diesem Streich nicht. "Ich halt' straight darauf zu, aight bros?" "Aight, man!", rief Agwe zurück, laut genug dass Riley es hören konnte obwohl er seinen Kopf nicht wie üblich aus der Kajüte steckte. Wenn er jetzt, immer noch halb ko und zudem stark verwirrt, nach draußen zu den Hühnern ging würde das die Sache nur noch verschlimmern. Schlimmstenfalls hatten Eddie, Momo und Haydee sie für ihren kleinen Streich auch noch gewonnen und im Chor gackerndes Federvieh konnte Agwe im Moment wirklich nicht gebrauchen. "Okay, people, verzieht' euch, ich hau' mich ne Runde aufs Ohr. Und lasst gefälligst diese Singerei, man, da kriegt man ja Kopfschmerzen!" Momo und Eddie sahen Agwe mit fragender Miene an, nur Haydee nickte ergeben. "...nicht singen...", nuschelte sie und hielt sich dabei zu Agwes Freude an seinen Befehl. Warum konnten nicht alle an Bord ein wenig mehr sein wie sie?

Nachdem er etwa zwei Stunden geruht hatte traute Agwe sich seit langem einmal wieder nach draußen und kniff die Augen zusammen. Es war Mittag, die Sonne stand hoch am Himmel und zu seiner grenzenlosen Erleichterung schliefen die Hühner momentan. Zwar ging er vorsichtshalber immer noch auf Zehenspitzen, aber zumindest traute er sich nun wieder über das Deck zu gehen und ans Steuerrad zu treten um das Land zu inspizieren welches sein neuer Navigator entdeckt hatte. "Check dis out, nü-kah! Damn melon 'land. We be there in an hour", informierte ihn Riley, während Agwe sich eine Zigarette anzündete. Die seltsame Gesangseinlage hatte er für den Moment vergessen, dafür war der Anblick der sich ihm bot einfach zu spektakulär. Aus der eher unscheinbaren mit einigem Grün und weißen Städten bewachsenen Insel ragte eine riesige Discokugel empor, darunter prangte in mehreren hundert Meter hohen Buchstaben der Schriftzug "FUNK!". Agwe kannte diese Insel, er hatte ein paar Mal über sie gelesen und jetzt wo er so darüber nachdachte war er sich nicht ganz sicher ob er sie wirklich besuchen wollte. Mirrorball Island. Die Insel des ewigen Tanzes. Doch leider wusste er insgeheim nur zu gut dass sie hier anlegen mussten, auch wenn sie Trinkwasser und Vorräte genug hatten um sie bei Bedarf zu umschiffen. Aber die Hühner brauchten anscheinend Auslauf um sich abzureagieren und den konnte ihnen das Schiff nicht bieten, sodass der Mojo Bunch gezwungen war, anzulegen. Egal ob es ihrem Kapitän jetzt passte oder nicht. "Aight. You stay game, nü-kah, I be restin' out there, man. Take care and be silent." Damit schlich Agwe sich auf Zehenspitzen wieder herunter, tierisch darauf bedacht die Hühner nicht durch ein unbedachtes Geräusch zu reizen. Dummerweise trat er dabei auf einen Putzlappen und wäre um ein Haar auf eines der schlafenden Tiere gefallen, was er nur dadurch verhinden konnte dass er sich im Fall zur Seite drehte und mit dem Gesicht zuerst in einem Eimer Putzwasser landete den jemand dort stehen gelassen hatte. "Gluck. Glucker. Glaarrgl", lautete Agwes Kommentar dazu. Was gab es zu so einer Situation auch mehr zu sagen?

Das Anlegen am Hafen klappte dieses Mal ohne große Probleme, auch dank Riley der noch irgendetwas davon schwafelte dass rückwärts einzuparken mit Spiegeln viel leichter wäre. Nachdem Agwe ihm erklärt hatte dass so etwas ziemlicher Unsinn wäre ging er an Land und wurde sofort von einem geschniegelten Kerl in einem Anzug begrüßt der so grell war dass sogar Agwe ihn nur noch "geschmacklos" nennen konnte. Das blonde Haar war sauber frisiert und sein Lächeln war so breit dass man Angst haben musste vom Strahlen seiner perlweißen Zähne geblendet zu werden. "Guten Tag! Sind Sie wegen dem Kostümfest hier? Gutes Kostüm, wirklich, ja. Der verrückte Hexendoktor, ein Klassiker, die Leute werden Sie lieben!" "Wow, wow, wow, wow, man, take it easy. Kostümfest?" "Ja", nickte der Besitzer der perlweißen Zähne mit einem noch viel strahlenderen Lächeln. "Ich dachte Sie wären deswegen hier mit Ihrer.. nunja, was soll's. In einer Woche jedenfalls haben wir hier ein rauschendes Fest der Kostüme. Jeder hier wird sich verkleiden. Wenn Sie noch Kostüme brauchen, ich kann Ihnen einige hervorragende Schneidereien empfehlen, aber natürlich ist es immer lustiger wenn man sie selbst macht. Kann das einer von Ihnen?" Agwe blickte sich um, sah in Richtung seiner Crew die gerade damit beschäftigt war von Bord zu gehen. Das gestaltete sich als nicht ganz einfach, da jeder von ihnen zu vermeiden versuchte auf ein Huhn zu treten was nur Haydee mit ihrer spielerischen Eleganz wirklich gelang. Alle anderen stolperten alle naselang über ihre eigenen Füße oder fielen sogar von Bord direkt auf das Kopfsteinpflaster des Hafens. "I dunno, man. Can we?"
 
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Edward Buraddo

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Die Überfahrt hatte einige Zeit gedauert, zum Glück lange genug, damit Edwards Arm heilen konnte. Doch alles in allem war es eine hektische Überfahrt gewesen. Den Hühneraufstand niederzuringen war nicht zwingen leicht gewesen. Edward stand neben Riley, der das Steuerrad des Schiffes in Händen hielt und durch leichte Bewegungen den Kurs bestimmte, den der Mojo Bunch einschlug. „So… du bist also Navigator…“ Riley nickte. „Betya life on it“ Der Tüftler sah in den Himmel und seufzte. Hör mal… ich bin nicht von Black Lung und ich spreche euren… wie nennt ihr das noch mal?“ „Its Slang, Nü-kha!“ „Ja genau, ich spreche euren ‚Slang‘ nicht… Also könntest du eventuell versuchen es für mich verständlich auszudrücken… oder mir ein Wörterbuch schenken?“ Riley sah ihn recht verständnislos an. „Ey Nü-kha, ist kein Ding! Ja, ich bin Navigator, bro!“ Edward nickte. Er konnte nicht anders, als über diese Crew nachzudenken. Das tat er seit dem Tag an dem er mit ihnen in See gestochen war, und trotzdem war er noch lange nicht durch. Und dieser Kerl… Riley war ein netter Kerl, keine Frage. Ein „Bro“ oder „Nü-kha“ wie er es sagte, was wohl Worte für gute Leute waren, und das war ihr neuer Navigator in jedem Fall. Er passte in diese Crew, einfach weil er nicht in diese Crew passte. Keiner hier Tat das. Trotzdem konnte sich Edward nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass die Navigation des Schiffes in den Händen eines Mannes lag, der selbst beim anziehen seines Hemdes die Orientierung verlor. Riley hatte versucht es ihm zu erklären, aber unter diesem ganzen Black-Lung Slang war es nicht einfach gewesen, ihn zu verstehen. Scheinbar hatte Riley keinerlei Orientierung an Land, aber einmal auf See war er verlässlicher als jede Brieftaube. Zumindest waren das seine Worte. Edward würde das erst glauben, wenn er seine Füße wieder auf festem Grund hatte. Einen Navigator an Bord zu haben wäre normalerweise beruhigend… Aber Abwarten. Er wollte ungerne voreilige Schlüsse ziehen. „Dann lass ich dich mal weiter machen.“ Sagte er und brachte Abstand zwischen sich und den Navigator. Er griff sich an die linke Schulter und tastete den Knochen ab. Er machte sich etwas Sorgen. Der Knochen in seiner rechten Schulter war glatt, doch seitdem Momos Vater ihm seine linke Schulter zertrümmert hatte, war der Knochen in dieser Schulter uneben und man konnte Risse fühlen. Er dachte einen Tag zurück, als er mit Agwe zusammen saß und dieser ihm den Gips abnahm.

„Its healed man… still looks bad…“ sagte Agwe und schüttelte den Kopf. „Was meinst du damit?“ der Tüftler legte den Kopf schief. „Ya’know… Der Bruch war schlimm… sehr schlimm. I hab getan was machbar war, man, aber völlig heilen… won‘t happen man…“ Der Arzt schüttelte den Kopf. „I mean… es ist nicht wirklich schlimm… du kannst den Arm benutzen, wie zuvor. Aber wenn die Schulter noch mal bricht…“ „Was ist dann?“ fragte Edward besorgt. „Ah, forget it. Es wird wohl nur etwas länger dauern, aber dann wirst du den Gips wesentlich länger haben.“ Der Arzt log, das konnte Edward selbst in der spährlichen Beleuchtung, die die Glühwürmchenröhren, die er mittlerweile fertig gestellt hatte, sehen. „Mach dir keinen kopf… ich habe nicht vor mir denselben Knochen zweimal brechen zu lassen.“ Versicherte er seinem Kapitän. „Just be carefull man…“ Edward nickte.

Agwe hatte damals nichts gesagt, aber Edward war nicht dumm. Wenn er überlegte WIE die Schulter gebrochen worden ist, langsam zerdrückt von einer starken Hand, war er froh darüber dass überhaupt etwas möglich war. Seine Schritte führten ihn über das Deck, bis er auf Momo traf. Die hatte ihre Kampfhandschuhe an und ließ die Klingen ein und ausfahren. Der Anblick brachte Edward zum lächeln. Noch vor ein paar Tagen hatte sie keine Ahnung, wie die Waffen, die der Tüftler für sie gemacht hatte, funktionierten.

„Also… Es sind Handschuhe, mit denen ich Schwerter blocken kann… Das ist super.“ Die beiden saßen unter Deck, in den Schlafräumen der Crew. Momo stand an die Wand gelehnt und trug die Handschuhe. Edward saß auf einer leeren Kiste, nur ungefähr einen Meter von ihr entfernt. „Aber wofür sind die Klingen?“ Edward lächelte. „Ich habe diese Waffen speziell für dich gemacht. Jeder kann Stahlhandschuhe tragen und damit Leute vermöbeln so wie du dei….“ Er brach mitten in Satz ab und schüttelte den Kopf. „Jeder kann Stahlhandschuhe tragen und damit Leute vermöbeln!“ wiederholte er den ersten Teil seines Satzes, diesmal aber mit klarem Satzende. „Aber nur du kannst das volle Potential nutzen.“ Edward stand auf und gab ihr die Klingen. „Iss sie. Sechs Stück davon.“ Momo sah ihn fragend an, griff aber dann nach den Klingen. „Ehm… Edward? Warum genau liegt da eine Flasche Barbecue Soße im Koffer?“ Edward kratzte sich am Kopf. Na ja, Metall schmeckt nun wirklich nicht gut, und da dachte ich…“ Er sah zu Momo, welche ihm nur mit einem sehr vielsagenden Blick ansah. „Ernsthaft, Edward? Ernsthaft?“ „Ich wollte ja nur helfen…“ Momo entschloss sich das Thema abzuschließen und begann die Klingen zu verschlucken. Als sechs Stück ihre Kehle herab gewandert waren, sah sie wieder zu Edward. „Und jetzt?“ Über das Gesicht den Tüftlers ging ein grinsen, seine Brillengläser blitzen im Licht der Schiffsbeleuchtung auf, als er aufstand und Momos Hand ergriff. „Hier sind drei Öffnungen.“ Er tippte an drei Stellen an der Stahlplatte die Momos Handrücken verdeckte. „Drück die Klingen hier durch. Durch Drück von unten öffnen sie sich. Momo tat was ihr gesagt wurde, und kurze Zeit später stand sie da und starrte ihre neuen Waffen an, deren volles Potential sie nun, da die Krallen ausgefahren waren, nutzen konnte. „DAS ist die Waffe die ich für dich kreiert habe, Momo! Das sind deine Kampfkrallen!“

Jep, seit diesem Tag war Momo begeistert von ihren beiden Schätzchen. Edward vermutete sogar, dass sie es kaum erwarten konnte, sie endlich in Aktion auszutesten. Und wie Edward die Situation schätzte, würde das nicht mehr zu lange dauern.
War Ärger am Horizont? Nein. Aber das hieß bei dieser Crew nichts. Mit diesen Leuten konnte man nicht mal etwas Essen gehen, ohne in einem Kampf um sein Leben geworfen zu werden. Darum war sich Edward sicher, dass Momo nicht lange warten müsste, bis sie jemanden die Krallen in den Körper stoßen könnte.
Grade wollte Edward zu Momo und mit ihr ein Gespräch anfangen, er mochte es mit ihr zu reden. Er hatte es noch keinem an Bord gesagt… Aber er mochte es wirklich, in ihrer Nähe zu sein. Im Grunde konnte man einfach sagen, er mochte Momo. Sehr! „Tzzz…“ Edward lachte stellenweise über sich selber. Das war die klassische Story, Nerd der auf das taffe Mädchen steht… Wäre das hier einer dieser Romane hätte er gute Chancen. In der Realität… (Schönes Lied dazu) „Eddi… so blöd bist du nicht…“ lachte er sich selber aus. Aber da sie in derselben Crew waren, konnte er immerhin in ihrer Nähe sein. Er suchte oft das Gespräch mit ihr, doch es blieb meistens bei Oberflächlichen Stoff.

„Hey Momo! Wie geht’s…“ nicht mal den zweiten Satz brachte er hervor, bis unter Deck ein lautes poltern ertönte. Augenblicklich rannte Edward los um zu sehen was da passiert war. Agwe lag bewusstlos unter Deck, beim Umfallen hatte er einiges aus dem Schrank gerissen, was den lauten Krach erklärte. Zum Glück war nichts zu bruch gegangen. „Wir sollten ihn an die frische Luft bringen…“ schlug der Tüftler vor. Mit Momos Hilfe wurde Agwe an Deck auf ein improvisiertes Lager gelegt. Es dauerte zwei Stunden, bis er sich endlich wieder regte. „Damn… what happened…“ stöhnte der Kapitän des Bunches. „Du bist umgekippt… du warst zwei Stunden weg, wir haben uns langsam echt Sorgen gemacht… wie geht es dir?“ begann Edward zu sprechen, doch Agwe starrte ihn nur an, als ob Edward eine alberne Maske aufhätte. „Agwe?“ hakte er nach „Geht es dir gut?“ "Nichts für ungut, Eddie-Boy, aber what the heck, man?" War Agwes Reaktion. Edward schüttelte den Kopf. Zum Glück erwartete hier keiner, dass er den Kapitän immer verstehen musste. „Hey, Loa Priesterin…“ wandte er sich an Momo. „Versuch du mal dein Glück, du sprichst Loagebrabbel…“ Damit übergab er den „Patienten“ an Momo. Wenig später verkündete Riley, dass Land in Sicht war. „Na schlag mich breit und nenn mich Amy…“ murmelte Edward. Im nächsten Moment zuckte er zusammen und führ herum. Ein Glück, Haydee stand noch bei Agwe und hatte ihn nicht gehört… Er hatte gelernt Sarkasmus jeglicher Art in ihrer Nähe zurückzuhalten, nachdem sie ihn bereits heftig gezwickt hatte, seine Hose am Hintern abgeleckt hatte und ihm erst gestern eine gescheuert hatte als er im Gespräch gesagt hatte „Gott, dann verpass mir doch eine…“ In Gegenwart dieses Mädchens musste man echt aufpassen.
"Okay, people, verzieht' euch, ich hau' mich ne Runde aufs Ohr. Und lasst gefälligst diese Singerei, man, da kriegt man ja Kopfschmerzen!" Sagte Agwe als er sich in seine kabine zurückzog. „Was auch immer dich Glücklich macht Kapitän erwiderte der Tüftler nach langen stutzen. Was auch immer der Kapitän da getrunken hatte, es harmonierte nicht so gut mit dem Zeug dass er geraucht hatte. Aber jetzt hieß es einfach nur die Zeit bis zum anlegen zu überbrücken.

Kurz bevor die anlegten kam Edward aus seiner Werkstatt, mit einem kleinen Päckchen. Es war für Haydee gedacht, die sich wie alle anderen schon abmarschbereit machte. „Hey, Haydee. Ich hab hier was für dich.“ Rief er das kleine Mädchen zu sich herüber. „Ich weiß es wird das Original sicher nicht ersetzen können… Aber ich hoffe du magst es.“ Lächelte er sie an und gab ihr das Päckchen. „Du darfst es auspacken.“ Er musste ihr alles erlauben, das hatte er gelernt. Und so kam etwas zum Vorschein, was auf den ersten Blick wie Haydees alter Schirm aussah. Edward hatte die letzten tage damit zugebracht den Schirm, der auf dem Grund des Meeres lag, nachdem Haydee damit ins Meer geschleudert wurde, nachzubauen. Nur einige Änderungen hatte er sich vorbehalten. „Er ist etwas schwerer als dein Alter, weil der Schirm selber verstärkt ist. Du kannst ihn als Schlagwaffe oder als Schild benutzen.“ Erklärte der Tüftler in einfachen Worten die neue Waffe. „Das gehört jetzt dir, wie dein alter Schirm.“
Er wartete noch kurz ob Haydee reagieren würde.

Danach folgte er Agwe an Land. Der Kapitän war schon mit einem Einheimischen im Gespräch, der von einem Kostümfest sprach. Es ging um Kostüme und Agwe wollte wissen, ob sie welche machen konnten. Edward schüttelte den Kopf. „Wir könnten jedoch einen Schneider aufsuchen…“ Sein Mantel war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, als die Hühner das letzte mal über ihn hergefallen waren. Also wandte er sich an den Inselbewohner. „Wo finde ich denn den nächsten Schneider?“ „Der nächste? Dass wäre wohl Veronica, aber ich bezweifel, dass die Zeit hat… ich denke keiner wird Zeit haben…“ „Wo finde ich sie? Ich habe nur einen kleinen Auftrag…
 
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Haydee

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Der Shaker flog fast bis zur Decke und drehte sich dabei mehrmals um sich selbst. Das Crushed-Ice und einige andere Ingredienzien erzeugten ein Geräusch wie von einer Rassel, ehe Haydee den metallenen Mixbecher mit der linken Hand auffing, ohne wirklich hinzusehen. Wenn sie eine Sache wirklich konnte, dann das, was sie hier tat. Aber immerhin konnte man das auch erwarten, wo sie doch gute dreizehn Jahre lang streng in der Kunst des Cocktailmixens unterrichtet worden war. Noch einmal flog der Shaker in die Luft, diesmal fing sie das Behältnis mit der rechten Hand hinter dem Rücken. Noch ein prüfendes Schütteln an ihrem Ohr und sie war mit dem Ergebnis zufrieden. Mit fachmännischer Gewandtheit drehte sie den Deckel ab, führte den Strainer ein und schüttete den Drink in ein bereitstehendes Cocktailglas. Die Farbe stimmte, ebenso der Geruch. Langsam rührte Haydee das Ergebnis mit ihrem Barlöffel durch, füllte diesen und führte ihn an ihre Lippen, jedoch hielt sie inne, ehe sie ihre Kreation probierte. Daraus hatte sie schon gelernt. Das letzte mal, als sie eine ihrer Mixturen probiert hatte, war sie umgekippt und erst einen halben Tag später wieder aufgewacht. Und noch schlimmer, sie hatte es in der Zeit versäumt ganze ZWEI Mahlzeiten zuzubereiten. Agwe hatte zwar so etwas gesagt wie „Na, man, ’s just fine. Ham wir halt mal Sandwichs gegessen, kein Grund zur Sorge“ und die anderen hatten ihm energisch zugestimmt, aber tief in ihrem inneren wusste Haydee, dass sie ihren Herren und die anderen Mitglieder des Bunches enttäuscht hatte. Nun zumindest hatte sie daraus gelernt und probierte ihre Mixturen nicht mehr selber, sondern benutze den neuen Navigator der Crew dafür. Zugegeben, seitdem musste sich Agwe auch häufiger um Riley kümmern, aber da gab es bestimmt keinen Zusammenhang. Dummerweise war der grade nicht anwesend. Typisch, am liebsten würde sie ... Es war schon irgendwie Interessant, dass sie jedes mal, wenn sie an den weißhaarigen Kerl dachte, auch immer daran dachte ihm mit einer Bratpfanne zu schlagen. Ganz sachte schüttelte sie den Kopf und kippte dabei den Inhalt des Löffels wieder in das Glas zurück. Mit der Zunge leckte sie über die letzten Tropfen. Bereits von diesen Spurenresten wurde ihr leicht schwindelig, gleichzeitig verstärkte sich dieser seltsame Drang, Riley weh zu tun. Wahrscheinlich waren die Alkoholika und Substanzen, die sie da zusammen gemischt hatte, zu stark gewesen. Aber schmecken tat das Ergebnis ja schon ... Also füllte sie den Drink mit einem Schulterzucken in eine der kleinen Metallflaschen mit Schraubverschluss, die auf dem Küchentresen in einer Reihe standen. Auf den Deckel schrieb sie in ihrer winzigen Handschrift Ogouns Zorn. So zumindest lautete der Name dieses Drinks auch im Hexenkochbuch.

Grade als sie sich daran machen wollte, ihre Utensilien sauber zu machen, erklang direkt über ihr ein deutliches Rumpeln. Wenn es von unten gekommen wäre, dann hätte sie dem keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt, denn dann hätte Edward nur wieder etwas in die Luft gebaut oder Gimbli seine Holzphilie ausgelebt. Aber direkt über ihr befand sich Agwes Kapitänskajüte. Und normalerweise hörte man von dort zwar jede menge Geräusche, aber er kippte eigentlich relativ selten um. Daraus konnte man schließen, dass mit Agwe etwas nicht stimmte und eine gute Dienerin musste dann nachsehen, was los war! Also lies sie alles stehen und liegen und ging nach Oben, nur um auf Momo und Edward zu stoßen, die wohl mit ähnlichen Absichten hier waren. Agwe lag Ohnmächtig am Boden und ihre beiden Kameraden wuchteten ihn grade an Deck, wobei Momo ganz eindeutig den Löwenanteil übernahm. Sie lies die drei an sich vorbei und hob den Zylinder auf, der Agwe vom Kopf gerollt war, ehe sie dem Rest folgte. Der Kapitän rührte sich zwar nicht, aber seine Brust hob sich in regelmäßigen Abständen, was wohl bedeutete, dass er noch lebte. Da keiner etwas unternahm um ihm zu helfen, beschloss Haydee, einfach so lange zu warten, bis er wieder aufwachte. Sie ging neben ihm auf die Knie, bewegungslos wie eine Marmorstatue, den Zylinder im Schoß und stumm die Sekunden zählend. Bei 7189 schlug der Priester endlich wieder die Augen auf und sah sich verwirrt zwischen den Anwesenden um. Demütig streckte Haydee ihm seinen Hut entgegen, wie eine niedere Priesterin, die ihrem Gott ein Opfer brachte, während Edward ihm die Situation erklärte. Das Gespräch zwischen den drei „Großen“, verstand Haydee nicht wirklich, vor allem was Agwe sich in seinen Bart murmelte, aber das war ja nichts neues. Darum schwieg sie ja lieber. Dann störte sie wenigstens nicht. Vor allem der letzten Satz, mit der Singerei, ging über ihren Horizont hinaus. So wie sie das sah, sang grade niemand und von Riley einmal abgesehen tat das auch niemand regelmäßig. Aber ihr Kapitän hatte einen klaren Befehl gegeben, weswegen sie sofort "...nicht singen..." antwortete, um zu zeigen das sie verstanden hatte. Dann machte sie sich zurück in ihre Kombüse, um endlich fertig aufzuräumen und die ersten Vorbereitungen fürs Abendessen zu treffen.

Sie war grade mit dem spülen und wegräumen der Zutaten fertig und schnallte sich einen schwarzen Gürtel um, in den sie nicht nur ihre neuen Küchenmesser steckte, sondern auch vier der Metallfläschchen festmachte, als Eddie in die Küche kam, ein längliches Paket unter den Arm geklemmt. Er grüßte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dass er nur selten zur Schau trug. Höchstens mal wenn er Momo anstarrte. „Ich weiß es wird das Original sicher nicht ersetzen können… Aber ich hoffe du magst es.“, eröffnete er ihr und streckte das Paket in die Richtung das Traumtänzerin. Haydee verstand das nicht wirklich. Sie hatte noch nie so ein Paket gehabt, also wie sollte das hier das Original ersetzen? Sie nahm das Päckchen wortlos entgegen und sah abwechselnd auf es hinab, dann zu Edward und wieder zurück. Sie wusste auch nicht, was sie mit dem Karton anfangen sollte, aber da der Tüftler ihn ihr gegeben hatte, war er bestimmt nützlich. „Du darfst es auspacken.“ Einen kurzen Augenblick runzelte Haydee die Stirn, ehe ihr klar wurde, was er damit meinte. Das worum es ging musste wohl IN dem Paket sein! Das machte auch gleich viel mehr Sinn. Vorsichtig legte sie das verpackte Objekt auf den Tisch und schlug langsam die Decke auf, in die Edward das Päckchen gewickelt hatte, während der Tüftler nervös mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte. Zum Vorschein kam schließlich ein weißer Papierschirm, genau so wie jener, den sie im Kampf um das Baratie verloren hatte. Nun ja, nicht ganz, wie Edward ihr erklärte, während sie den, doch deutlich schwereren, Schirm heraus hob. Interessant war zum Beispiel dieser komische Huckel auf dem Schaft. Als sie mit dem Finger da drauf drückte, erschrak sie kurz, als sich der Schirm von selbst entfaltete. Die Stäbe, auf die das Ölpapier aufgezogen war, schimmerten, als wären sie aus Metall und auf das weiße Papier waren schwarze Blüten in einem Spiralmuster angeordnet. Und als sie die versteckte Klinge aus dem gebleichten Schaft zog, reflektierte diese ebenfalls. Sie wirkte länger als das Original, obwohl Haydee sie nicht komplett heraus zog. Gut, sie verstand nicht besonders viel von Waffen, aber es sah so aus, als wäre das hier eine wesentlich bessere Waffe, als die, welche sie verloren hatte. „Das gehört jetzt dir, wie dein alter Schirm.“ Haydee sah Edward verständnislos an, bis sie realisierte, was er da gesagt hatte. Dieser Schirm gehörte ihr. Das war ihrer. Er gehörte niemandem sonst. Edward hatte ihr etwas Geschenkt, dass sie weder brauchte und von dem er keinen Nutzen hatte, weil sie es besaß. Das hatte noch nie jemand getan. Die Messer, gut die hatte er ihr auch gegeben, aber die brauchte sie ja auch dringend zum kochen. Aber das hier ...
Stumm sah sie auf den Schirm in ihren Händen. Edward hatte sich wohl eine andere Reaktion gewünscht, jedenfalls schrumpfte sein Lächeln ein wenig zusammen. „Ich hoffe du freust dich“, murmelte er noch und machte sich auf den Weg zurück an Deck. Er hatte sich bereits umgedreht, als etwas schweres auf den Boden fiel. Haydee hatte den Schirm fallen gelassen. Im nächsten Moment fühlte Eddie, wie jemand von hinten seinem Arme um ihn schlang und feste drückte, während die kleine Köchen ein leises “Squee“ von sich gab. Edwards Lächeln wurde daraufhin breiter, als wie das, mit dem er die Kombüse betreten hatte.

Haydee folgte Edward wie ein Küken seiner Gänsemutter, als die Crew das Schiff verleß. Die Fixierung, die sie bis dahin nur auf Agwe gehabt hatte, schien sich auch auf den Tüftler ausgeweitet zu haben. In den Händen hielt sie ihren neuen Schirm, nicht weil sie ihn grade brauchte, sondern weil ihr das Gefühl gefiel, ihn festzuhalten. Kaum das die Crew den Steg herunter gekommen war, wurden sie schon von einem Mann in einem hübschen Anzug begrüßt, mit dem sich zuerst Agwe und dann Edward kurz unterhielten. Es ging wohl um Kostümfeste oder Kostüme oder irgendwie so etwas. Sie war viel zu abgelenkt, um alles mitzukriegen. Nur das Wort Kostüm fiel eben ziemlich oft. Leicht lehnte sie sich zu Riley und öffnete den Mund. Nein, falscher Gedanke schoss es ihr durch den Kopf und sie schwang auf die andere Seite zu Momo. "... Was ist ein Kostümfest, Momo ...?" Normalerweise wandte sie sich bei Fragen immer an Edward, einfach weil er der klügste war. Aber wer sich unterhielt, den unterbrach man nicht, das war böse.
 

Momo

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Das Schiff trug die Mannschaft hinfort von dem Baratié. Weit weg von dem Ort, an dem die schlechten Erinnerung hafteten. Es war, als würde die El Pollo Diablo Momo hinfort schaffen, um sie an einen anderen, sicheren Hafen bringen. Es war wie eh und je, als wäre nie etwas geschehen. Noch lange war die Teufelsfrau in Gedanken versunken, redete nicht viel und widmete sich ihrem Training oder versuchte, TickTack neue Tricks beizubringen. Manchmal war sie stundenlang nicht zu sehen, lag auf ihrem Bett oder verschanzte sich im Krähennest, um eine Zigarette nach der anderen zu qualmen.
Die Amazone legte sich das feuchte Handtuch um die Schultern und tapste mit nackten Füßen in den Schlafraum. Dort war zu dieser Zeit niemand anwesend. Haydee hatte ihre festen Duschzeiten und Edward hatte sich schon lang wieder in die Werkstatt verzogen, nachdem er ihr erklärt hatte, wie ihre neuen Kampfhandschuhe funktionierten. Nur das Knarzen des Holzes paarte sich mit den Schritten der jungen Frau. Nackt, bis auf die Unterwäsche betrachtete sich Momo im Spiegel und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Augen übersahen schon lange die länglichen Narben an ihrem Bauch und an den Oberschenkeln. Die Haut hatte ein wenig an Bräune gewonnen, da Momo viel Zeit an Deck verbrachte und darunter zeichneten sich wohlproportionierte Muskeln ab, die vom Training herrührten. Sie drehte dem Spiegel ihre Kehrseite zu und da war es: Das übergroße Tattoo. Maman Brigitte. In ihrer Erinnerung tauchte die Gestalt auf, welche sich ihr in dem verwüsteten Speisesaal offenbart hatte und zauberte ein kleines Lächeln in ihr Gesicht. Nur manche Linien kreuzten das alte Brandmal zwischen ihren Schulterblättern, welches einst das Zeichen ihrer alten Crew galt, der "Kinder des Ikarus". Doch für die Teufelsfrau war es nicht mehr sichtbar, da der Glaube an die Loa dieses Zeichen der Vergangenheit vollständig bedeckte. Kokett leckte sie sich über die Lippen und begann damit, sich in ihre Kleidung zu hüllen. Dabei zupfte sie einigen Hühnerflaum aus den Stoffen und brummte dabei etwas Unverständliches. Diese verdammten Hühner.
Mit einem unguten Gefühl ließ sie den Blick kurz durch den Raum schweifen, in der Annahme, einer dieser Teufelsdinger hätte ihre Gedanken gehört. Doch da war niemand. Außer vielleicht TickTack auf dem Bettlaken, welcher sich mit ausgestreckten Beinen auf den Rücken gelegt hatte und sogar etwas schnarchte.
Es war wie eh und je. Kein ungutes dumpfes Gefühl mehr, dass Momo im Innern beschlich. Kein Vater mehr. Nur noch als leise Stimme in ihrem Kopf. Damit hatte sie nun endlich abgeschlossen.
Fertig angekleidet griff Momo abermals nach den Handschuhen und strich mit einem Finger über die Öffnungen an den Fingerknöcheln. Sie grinste breit. Edward war ein Schatz, dass er sich Gedanken um die Sicherheit der Crew machte. Und er war auch derjenige gewesen, der sie etwas aus diesem Trauma reißen konnte, das sie erlebt hatte. Zwar hatte sie einige Nächte und Tage an Agwes Seite verbracht und einfach nur geredet. Über Vergangenes, über die Loa, über den Glauben. Das hatte ihr ein gutes Gefühl gegeben, aber bei Eddie war das etwas anders gewesen. Ja, Edward war anders. Er war mehr. Er war der weiße Fixpunkt inmitten eines schwarzen Meeres des Chaos, in dem sie jahrelang drohte zu ertrinken. "Ein feiner Kerl!", bemerkte Goody Momo und ein mädchenhaftes Kichern schallte durch ihren Kopf. Ihr Blick fiel wieder auf ihre neuen Waffen. Ohne diese Handschuhe... Die Teufelsfrau wischte den Gedanken zur Seite und zog die Handschuhe über ihre Hände. Schönes Gefühl.

Einen Tag zuvor hatte sich die Amazone zu Riley begeben, um ihm auf ihre Art und Weise ihren Dank auszusprechen und auch ihre Anerkennung, dass er im Kampf gegen ihren Vater und dessen Crew Eier bewiesen hatte. Sie gab ihm einen kräftigen Schlag auf die Schulter und zu ihrer Verwunderung knickte er nur kurz weg und rieb sich verwundert, aber leicht lächelnd den Arm. "Yo, Sis!" Momo verzog das Gesicht. "Was zum Kuckuck hast du eigentlich für einen Akzent drauf? Der ist ja noch schlimmer als bei Agwe...." Gemächlich steckte sie ihre Zigarette zwischen die Lippen, zündete diese an und pustete den Rauch in das Gesicht des Grauhaarigen. "Ich bin nicht deine Sis. Lass dir was besseres einfallen", brummte sie dann und sah auf´s Meer hinaus. Riley aber grinste nur noch breiter und die Teufelsfrau merkte, dass sie diesen Typen unter Hunderten nur wegen seines Lächelns wiedererkennen würde. "Ich will ihm genau jetzt durch´s Haar wuscheln!", kam es schnurrend von Goody Momo. Die Teufelsfrau versuchte getrost, dieses lächerliche Kommentar zu ignorieren.
"Ich denk ma', you´re the bad girl. Eine toughe Frau, die einem von niemanden etwas sagen lässt, aye?" Wieder dieses Lächeln. Momo zog eine Augenbraue nach oben und nahm einen tiefen Zug. "Da hast du richtig geraten."
"A'right. I´m gonna call you "bitch"."
"Hä?"
"You´re my bitch!"
"Von wegen. Ich bin von keinem die Bitch, Bitch!"
Ein schallendes Lachen fegte über das Deck und der Navigator wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Aye, dann knoblen wir das aus. Wer ist von wem die Bitch!" Und tatsächlich: Nach drei Runden Stein, Schere, Papier, Hühnchen, Loa, hatte Momo haushoch verloren.

Einen Tag später also, gerade, als ihr die frische, salzige Meerluft ins Gesicht peitschte und sie Edward grüßen wollte, drang ein Poltern an ihr Ohr. Das war eigentlich nichts ungewöhnliches. Gimbli polterte an manchen Tagen die ganze Zeit über das Schiff und besah sich mehrere Holzlatten, um sie vielleicht gegen ein anderes zu tauschen. Oder Edwards Experimente jagten wieder das halbe Schiff in die Luft. Jedoch waren beide in ihrem Blickfeld. "Oh scheiße", fluchte Momo und hetzte mit Edward im Schlepptau in die Kapitänskajüte. Im Türrahmen blieb sie stehen. Ein heilloses Chaos war hier ausgebrochen. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, doch ... Die Amazone runzelte die Stirn. Agwe lag bewusstlos auf dem Boden, doch zu ihrer Erleichterung hob und senkte sich seine schmale Brust, wenn auch etwas unregelmäßig. Ihr Blick aber blieb an einem großen Brett hängen, welches neben ihm auf dem Boden lag. Sie kam näher heran und inspizierte es genauer. Agwe hatte einmal von soetwas gesprochen, aber er hatte nichts davon erwähnt, dass der Voodoopriester davon eines besaß. War etwas schief gelaufen?
Für einen kurzen Moment war Momo kurz davor, dem Dunkelhäutigen eine Ohrfeige zu verpassen und Haydee zu bitten, einen starken Cocktail für den bewusstlosen Priester zu machen. "Denk nicht mal im Traum daran, deinen Kapitän zu schlagen!" "War ja nur so 'ne Idee..." Aber Edward machte den Vorschlag, ihn hinaus auf´s Deck zu legen, an die frische Luft. So schafften die beiden ihn raus, während die Traumtänzerin nicht von der Seite ihres Kapitäns wich. Momo setzte sich neben ihn im Schneidersitz und rauchte beinah ihren ganzen Tabak auf, bis er sich endlich regte. Agwe besah sie alle mit einem merkwürdigen Blick, in dem Orientierungslosigkeit und blanke Verwirrung stand. "Alles klar, Cheffe?", brummte die Amazone und legte den Kopf etwas schief. Auch der Tüftler erkundigte sich nach dem Gemütszustand des Priesters. "Nichts für ungut, Eddie-Boy, aber what the heck, man?"
Momo blinzelte erstaunt. „Hey, Loa Priesterin…", kam es von Edward. "Versuch du mal dein Glück, du sprichst Loagebrabbel…“ Die Amazone gab ihm einen kräftigen Klaps auf den Hinterkopf und schnauzte sogleich zurück. "Von wegen Loagebrabbel, Schlaumeier. Agwe hat nur weniger Tassen als sonst in seinem Schrank..." "Er ist einfach nur verwirrt. Der kommt schon wieder zu sich!"
Aber sie wusste auch nicht genau, was der Priester da vor sich hin brummelte. Ihr Gedanke kam wieder auf das Stück Holz, das in seiner Kajüte gelegen hatte. Bloß wie hatte er es bezeichnet? Ihr wollte der verdammte Begriff dafür nicht einfallen. Doch sie kam zu dem Schluss, das etwas schief gelaufen sein musste. Trotzdem machte sich die Amazone keine weiteren Sorgen darum. Agwe wusste meist, was er da tat. Meistens, jedenfalls. Sie machte sich einen imaginären Knoten in das Halstuch, damit sie nicht vergaß, ein paar Tarotkarten bezüglich ihres Kapitäns zu legen.

Rileys kräftige Stimme riss die Amazone aus ihren Gedanken und sie grinste breit, als dieser verkündete, das Land in Sicht sei. Sehr gut! Sie musste runter von diesem Kahn. Genüsslich bewegte Momo ihre Finger in den Handschuhen. Sie hatte sie ein paar Tage nicht abgelegt, um das Leder etwas geschmeidiger zu machen und ein Gefühl für das Gewicht zu bekommen. "Ich kann es kaum erwarten!"
Momo gefiel der Anblick der Insel schon von weitem. Zwar war die riesige Kugel, die dort über dem Land schwebte, etwas speziell, doch anscheinend war dort eine riesige Stadt, und das bedeutete meist einen Haufen Ärger. So wie sie es sich wünschte. Und mit einem verwirrten Agwe im Schlepptau wird das wohl ein spaßiger Ausflug werden.

"Guten Tag! Sind Sie wegen dem Kostümfest hier? Gutes Kostüm, wirklich, ja. Der verrückte Hexendoktor, ein Klassiker, die Leute werden Sie lieben!"
Erfolglos hatte sich Momo ein raues Kichern verkniffen, nachdem sie den geschniegelten Kerl und dessen Aussage vernommen hatte. Sie drehte sich eine Zigarette und hörte zu, während ihr Kapitän und der Empfangsheini ein paar Worte wechselten. Kostümfest, also. Interessant. Momo hatte sich noch nie verkleidet, aber sie konnte sich an ein paar Kostüme erinnern, die aber für eine aufwändige Bühnenshow kreiert worden waren, die sie sich einmal mit ihrem Vater und der Crew auf einer Insel angesehen hatten. Zwar war das Ganze nicht ohne Gemetzel ausgegangen und eine der Tanzmiezen wurde sogar entführt. Gisela hat drei Wochen auf dem Schiff getanzt und war dabei immer magerer geworden, bis sie vor ihrem Tod dem jungen Mädchen Momo ihre komischen Teile vermacht hatte, mit dem sie ihre Nippel verdeckt hatte. Sie besaß sie sogar bis heute noch, in ein paar alter Socken versteckt. Warum die Amazone diese Dinger aufgehoben hatten, wusste sie bis heute nicht.
"... Was ist ein Kostümfest, Momo ...?"
Der Rauch kroch langsam vom anderen Ende des Glimmstängels empor und die junge Frau zog kräftig dran, achtete anschließend drauf, der Traumtänzerin den Rauch nicht ins Gesicht zu pusten. Ihr Blick blieb kurz an dem seltsamen Schirm hängen, der wohl neu angefertigt worden war.
"Ein Kostümfest?" Kurz überlegte die Amazone, wie sie dem Püppchen in einfachen Worten verklickern konnte, was denn ein Kostümfest war, damit sie es auch verstand. Sie beugte sich etwas zu Haydee herunter. "Du kennst doch unsere Feste, die wir meistens am Ende jeder Insel feiern, nicht wahr?" Haydee nickte. "Ein Kostümfest ist nicht großartig anders. Aber man zieht etwas anderes an, als sonst. Man verkleidet sich als jemand oder etwas anderes. Edward zum Beispiel könnte sich als Ente verkleiden, aber er bleibt immer noch Edward. Und Riley... Riley könnte sich als Pferd verkleiden, aber er bleibt immer noch der selbe." Haydees Gesichtsausdruck blieb derselbe, wenn auch ihre Augen etwas größer schienen als sonst. "Das wird dir Spaß machen, du wirst sehen!", lächelte sie der Kleinen entgegen und beendete somit die Unterrichtsstunde. Momo stapfte an die Seite ihres Kapitäns und pustete dem geschleckten Kerl vor ihr den Qualm ins Gesicht, worauf dieser angewidert hustete. "Hey Agwe, steh nicht rum wie angewurzelt. Lass uns das doch mal ansehen!"
 

Agwe

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"Hey Agwe, steh nicht rum wie angewurzelt. Lass uns das doch mal ansehen!" Momo hatte mit ihrem Kommentar gar nicht so Unrecht fand der Voodoopriester, während er sich sinnierend einen Zigarillo anzündete. Etwas Entspannung hatten sie tatsächlich bitter nötig und er hatte immerhin keinen Termin zu dem er erscheinen musste. Und selbst wenn doch, sein Großvater hatte immer zu sagen gepflegt: “Ein Voodoopriester erscheint niemals zu spät, man. Ebenso wenig zu früh. Er erscheint genau dann wenn er esbeabsichtigt, man“, was soviel hieß wie dass man seine Uhr nun wirklich nicht nach Michelles Erscheinen stellen sollte. Oder seinen Kalender. Und Agwe gedachte, diese reizend entspannende Tradition weiter zu führen, denn was hinderte ihn schon daran? “Sure, why not. Sounds fun, man. Wenn wir noch ein paar Kostüme bekommen sind wir ready to go.“ Daraufhin befahl er seiner Crew auszuschwärmen und zu tun was sie wollten, ein Befehl denen sie nur zu gerne nachkamen. Nur Riley der Navigator war nirgends zu sehen, aber ein paar aufgescheuchte Hühner verrieten Agwe dass sein weißhaariger Inselkumpan wohl immer noch auf dem Schiff umherirrte. Kurz überlegte er, ob er seinem Navigator vielleicht helfen sollte von Bord zu finden, entschied sich aber dann dagegen. Die Loa würden ihm schon einen Fingerzeig geben wenn sie fanden dass Agwe ihn benötigte.


Als der Voodoopriester sich gerade aufmachen wollte um die lokalen Spezialitäten zu probieren hörte er hinter sich jemanden etwas sagen. “He, Käptn!“ Es war Gimbli, der Zwerg. Als Agwe sich umblickte sah er, dass er von einigen Leuten umringt war... Leute seiner Größe. Sie blickten erst Agwe, dann Gimbli abwartend an und in einiger Entfernung konnte der Voodoopriester ein Schiff sehen das den Abmessungen nach zu urteilen zu den sechs kleinen Männern gehörte die um Gimbli herumstanden. Langsam zog er an seiner Zigarillo und blies den Rauch gemächlich in die Luft, folgte dem sanften, federartigen Muster mit den Augen bis der Wind es vollständig zerpflückt hatte. “Du musst nichts sagen, man. Ich versteh' schon. Viel Glück.“ Gimbli nickte, Dankbarkeit lag in seinen Augen. Agwe spürte wie ihm die Tränen kamen, aber er hielt sie zurück. Wozu sollte er weinen? Wenn die Loa es wollten,und das würden sie bestimmt, dann würden ihre Wege sich wieder kreuzen. Irgendwann. Eines Tages. “Off ya go,man.“


Agwes Trauer hielt nicht sonderlich lange an, immerhin fand er Trost in dem Wissen, dass die Loa all dies vorhergesehen hatten. Außerdem wurde er abgelenkt. Diese Ablenkungbegann mit ein paar einfachen Akkorden die auf einer Gitarre gespielt wurden, hinter ihm. Sofort drehte sich der Hexendoktor ruckartig um wobei er durch die Tatsache dass seine Hacken, auf denen er sich umdrehte, in einer Schlammpfütze standen alles um sich herum und sich selbst mit schlammigem Wasser bespritzte. Eine Katze die einen Großteil dieses Wassers abbekommen hatte fauchte wütend auf und begann Agwes Beine zu zerkratzen, doch dieser bemerkte davon nichts. Er hielt nach Eddie Ausschau, denn langsam ging ihm dieser Streich deutlich zu weit. Doch Eddie war nirgends zu sehen und jetzt setzte auch noch etwas anderes ein, was Agwe nach kurzem Überlegen als Xylophon erkannte. Aber was sollte das? Dann kam Haydee um die Ecke, sie hüpfte als wäre ihr so froh zumute wie noch nie in ihrem Leben und irgendetwas störte Agwe an ihrem Blick. Mit der fröhlichen Melodie im Hintergrund kam sie näher, sie lächelte, und dann fiel Agwe auf was ihn an ihrem Blick störte: Er war klar, nicht so vernebelt wie sonst, und blickte ihn ganz eindeutig an. Sie hatte eindeutig schöne Glubscherchen, nur die Musik störte ein wenig. Und dann begann sie mit glockenheller Stimme zu singen:
“Wenn du glaubst esgeht nicht weiter
Und du wirst nie wieder heiter
Sei ein klein wenig gescheiter
Und steh' einfach wieder auf!

Denn das Leben ist nicht einfach
Und auch als ich weinend dalag
Fand ich mir wieder ein Obdach
Und hatte wieder ein Zuhaus'.

Als ich meinen Namen noch nicht kannt'wurde meine Stadt niedergebrannt
Also wurd ich eine Waise und niemandverstand mich je
Ich wurde hypnotisiert, oft anvisiert,hab' alles kopiert
Und auch wenn ich davon nichts mehrweiß so ahne ich es doch!

Wenn dein Leben keinen Sinn macht
Und du hättest es gern einfach
Lade ich dich ein zur Andacht
Und zum Singen hier mit mir!

Denn auch wenn ich nicht mehr ich bin
Und kein Yang hab' zu meinem Yin
Finde ich doch meinen Sinn
In dem Schicksal von mirselbst.“

(Melodie: Friendship is Witchcraft – Gypsy Bard)

Agwe blinzelte. Was war gerade passiert? Nicht nur dass Haydee gesungen hatte, sie hatte sich einem direkten Befehl widersetzt und noch dazu klar und deutlich gesprochen. Meuterei? Dann aber verklang die Musik ebenso plötzlich wie sie gekommen war, die wütend fauchende Katze verbiss sich in Agwes Schuhe und Haydee blieb keine zwei Handbreit vor ihrem Kapitän stehen und sah ihn aus ihren üblichen verträumten Augen an. Unschlüssig was er jetzt mit ihr tun sollte strich Agwe ihr wie einem kleinen folgsamen Hündchen durch die Haare. Ein Verdacht begann ihn zu beschleichen was genau hier los war.. doch bevor er diesem nachgehen konnte brauchte er etwas zu trinken. Und währenddessen ebenso. Vor allem währenddessen. “Eh, Haydee...“, hob er an als auch schon Momo um die Ecke kam.“Ach, hier bist du, Kleines! Hey Käptn!“ Sie nickte Agwe zu. Und vor allem sang sie nicht. Agwe nickte zurück und ging seiner Wege. Haydee schien sich in Momos Nähe am wohlsten zu fühlen und das würde er ihr nicht nehmen. Nicht auch noch das.


Nun, wieder allein und mit einer Mission, betrat Agwe die erste Kneipe die ihm über den Weg kam. Es handelte sich um eine typische Hafenkaschemme, nichts besonderes. Nur der Name, „Zum Grinsenden Otter“, schien etwas fehl am Platze. Wer nannte sein Lokal denn bitte so? “Eh,Barkeepermann! Zwei Gläser mit deinem härtesten Stoff, aber dalli! I be thirstin' here, man!“ Während er auf seine Bestellung wartete nutzte er die Zeit um sein völlig zerkratztes Hosenbein zu bewundern. Dann wanderten seine Blicke durch den Schankraum und blieben an einem etwas vernachlässigt aussehenden Mann hängen der an einem Tisch saß. Er hatte langes braunes Haar und trug einen markanten Zylinder. Die leichte Wellenform seiner Haare stieß Agwe sauer auf. Männer mit langen Haaren, viel dämlicher ging es doch nicht. Laut spuckte er aus, in Richtung des Tisches an dem der Langhaarige saß, mal sehen ob ihm dazu noch etwas einfiel.
 

Alice Hyde

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Shigeru hatte die Kneipe verlassen und so saßen die Barber Pirates verstreut in der Kaschemme „Zum Grinsenden Otter“ und stärkten sich nach der strapaziösen Überfahrt von Loguetown. Alice, inzwischen alleine an seinem Tisch, trank gerade einen Tee, einen ziemlich guten, wie er anerkennend bemerkte, als die Kneipentür aufschwang und das Schicksal eintrat. Besser gesagt stand dort ein Mann im Türrahmen, seltsamer, als Alice sich jemals einen Mann hätte vorstellen können. Hochgewachsen braun gebrannt und mit keinerlei Geschmack für Kleidung stand er da und rief dem Barkeeper seine Bestellung zu. Das hätte den Barbier nicht weiter gestört, wäre da nicht die Tatsache, dass sich diese Vogelscheuche dazu erdreistete, in seine Richtung zu spucken. Verwundert sah sich Alice um, ob diese Drohgebärde einer anderen Person als der seinen gegolten hatte, stellte jedoch bald fest, dass dieser Mann tatsächlich ihn provozieren wollte. Unter normalen Umständen hätte Alice diese Aktion ignoriert aber irgendetwas sagte ihm, dass er diesen Mann für seine Respektlosigkeit bestrafen musste. Also entledigte er sich seines Hutes und seiner Jacke, krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch, so dass das Piratentatoo auf seinem Arm deutlich zu sehen war, und erhob sich. Während er langsam auf den Voodoopriester, was Alice zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wusste, zukam, band er sich die langen Haare zu einem Pferdeschwanz und bedachte den Mann mit einem grimmigen Blick. Als er nur noch drei bis vier Schritte von Agwe entfernt stand, musterte er ihn kurz und sagte dann: „Verzeihung, haben Sie ein Problem mit mir? Mir ist die unflätige, naja nennen wir sie mal Geste, nicht entgangen und da musste ich mich fragen, was Sie sich eigentlich dabei gedacht haben. Sie müssen nämlich wissen, ich bin Pirat, mehr noch, ich bin Kapitän Chuck Hyde der Barber Pirates. Und wie allgemein bekannt ist, sind wir Piraten nicht besonders wohlgesinnt den Menschen gegenüber, die uns blöd kommen. Also möchten Sie mir jetzt den Grund für Ihr ganz und gar respektloses Verhalten mitteilen, oder soll ich die Wahrheit aus Ihnen herausprügeln?“ Auch wenn es vielleicht nicht Weise war, sich sofort als Gesetzloser zu erkennen zu geben, so hoffte Alice doch, dass diese Aussage seinem Gegenüber imponieren, besser noch, einschüchtern würde.
 

Edward Buraddo

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Agwe hatte der Crew gesagt, dass sie sich aufteilen sollten und jeder machen sollte, worauf er Lust hatte. Haydee hing sich sofort an Momo, Riley hatte sich noch nicht blicken lassen und Gimbli ging mit Agwe los. Das lies Edward auf sich alleine gestellt zurück. Aber sein Ziel war wahrscheinlich eh für niemanden außer ihm wirklich Interessant. Er hatte sich von dem Inselbewohner den Weg zur nächsten Schneiderei erklären lassen und verabschiedetet sich nun vorrübergehend von seiner Crew. „Ich seh mal zu, dass ich meinen Mantel geflickt kriege, passt auf euch auf…“ Er sah Agwe speziell an. „Und versucht nicht in irgendwelche Kämpfe auf Leben und Tod zu geraten, während ich weg bin…“ Plötzlich fing er an Nachzudenken… „Ach wisst ihr was? Macht es während ich weg bin…“ mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Hafen in Richtung Stadt. Er musste nicht lange gehen, doch die Tatsache, dass die Straßen voll waren, erschwerte den Weg doch etwas. Etliche Leute rannten durch die Gegend, trugen Taschen mit Stoff, Perücken, merkwürdigen Kopfbedeckungen, Masken, Glitzer und Schminke durch die Gegend. Anscheinend bereiteten sich alle auf dieses Fest vor. Edwards blick wanderte durch die Schaufenster der Geschäfte und wie es schien, war das ganze Fest-Zeugs hier eine große Sache. Faste alle Läden hatten irgendwas im Angebot, was zu den Feierlichkeiten passte. Seien es Kostümteile, Dekoration oder Alkohol. „Hmmm… Ich frage mich, ob ich hier ein paar neue Rezepte kriegen kann…“ murmelte Edward sich in seinen nicht vorhandenen Bart. Sein Repertoire bezüglich Schnäpsen war zwar sehr groß, aber neues zu lernen hatte ihm bislang noch nie geschadet. Also entschloss er sich, einen kurzen Abstecher zu machen und einem der lokalen Schnapsläden einen Besuch abzustatten. Er sah sich um, doch alles in allem war es sehr enttäuschend. Alles was hier stand hatte er schon einmal gesehen. „Hat diese Insel denn gar keine speziellen Rezepte?“ Er sah jede Flasche durch, doch nur das alte langweilige Zeug war zu finden. Enttäuscht öffnete er die Türe des Ladens und trat wieder auf die Straße, um sein altes Ziel wieder ins Auge zu fassen: Die Schneiderei, welche sich noch zwei Straßen entfernt befand.


„Sir? Sir?“ ertönte plötzlich eine weibliche Stimme direkt hinter ihm. „Hm?“ stutzte Edward. Meinte die ihn? Langsam drehte er seinen Kopf in Richtung der Stimme, um zu sehen, ob die Worte an ihn gerichtet waren. Als er die Quelle der Stimme sah, machte er große Augen. Eine junge Frau in einem engen Teufelinnenkostüm, welches im Grunde nur ein roter Badeanzug mit angenähtem Teufelsschwanz war, dazu ein roter Umhang, Teufelshörner und ein kleiner roter Dreizack… Plus ein teuflisch tiefer Ausschnitt… „Sir, warten sie!“ Tatsächlich, diese Frau meinte ihn… YAY! „Haben sie Interesse daran, unsere neueste Kreation zu testen?“ Welche Kreation? Was bieten sie an? Das wären beides sehr aktzeptable Antworten gewesen, und würden Edwards Augen nicht grade im tiefen Ausschnitt der Fremden stecken und die Bilder, die übertragen wurden sein Gehirn beschäftigen, hätte er wohl auch eine der beiden gewählt, anstatt einfach „Ja….“ Zu sagen. Die Teufelin lächelte und packte ihn am Kragen. Dann zog sie ihn zu einem Tisch, der vor einem kleinen, unscheinbareren Laden stand, welcher Spirituosen aller Art im Angebot hatte. Am Tisch standen noch mehr Frauen in aufreizenden Teufelskostümen, die Männer anschleppten. „Das hier ist unser neuer Schnaps: Höllensud, ein Chillischnaps. Ihm wurde ein Glas gereicht, in welchem ein wenig des Schnapses war. „Nur ein kleiner Schluck, denn der Schnaps ist sehr… sagen wir gefährlich…“ Edward sah auf die kleine Pfütze in seinem Glas und stellte es dann auf den Tisch. „Im Ernst, wenn schon…“ sagte er ohne Nachzudenken und griff nach der offenen Flasche, die er sofort ansetzte und einen großen Schluck nahm. „MISTER, NICHT….“ Versuchten ihn die Mädchen abzuhalten, doch es war schon zu spät. „Warum denn?“ fragte Edward, während er die Flasche abstellte, doch die Antwort erübrigte sich, denn in dieser Sekunde spührte er es schon. Er fing an heftiger zu atmen, seine Augen wurden rot und begannen zu Tränen. Innerhalb von Sekunden war er am hecheln wie ein Hund, der grade einen Dauerlauf gerannt war. „Feuer…. Feuer….“ Hechelte er. „WASSER!!!“


Die Mädchen waren zum Glück geistesgegenwärtig und brachten ihm etwas Brot und ein Glas Milch, was den Brand abklingen lies. Begeistert von dem Schnaps und vor allem sicher, dass er Momo gefallen würde, kaufte er drei Flaschen und lies sich erklären, wie man Chillischnaps herstellte. Kurz darauf war er wieder auf dem Weg zur Schneiderei, die er auch ohne weitere Unterbrechungen erreichte. Doch als er diese betrat hatte er schon ein mulmiges Gefühl. Der Laden war voll mit Kostümen und die Schneiderin saß vor einem großen Haufen Stoff. Als sie den Tüftler in der Tür stehen sah, schüttelte sie nur den Kopf. „Ich habe für die nächsten Tage keinen Termin mehr frei, bitte versuchen sie es woanders, ich bin jetzt schon überlastetet…“
 

Momo

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Momo verlagerte ihr Gewicht auf das rechte Bein, streckte sich kurz und zog dabei kräftig an ihrem Glimmstängel, der in ihrem rechten Mundwinkel hing. Agwe hatte gerade den Vorschlag geäußert, dass sie sich aufteilen sollten, damit jeder nach seinem eigenen Geschmack die Stadt erkunden konnte. Die Amazone nickte nur und blies den Rauch in kleinen Kringeln in die Luft. "Wir werden uns wahrscheinlich in irgendeiner Kneipe wiederfinden..... oder in einer Schlägerei..." Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte kurz zum Schiff zurück, da entdeckte sie doch glatt Riley, wie er oben auf dem Krähennest verständnislos auf sie heruntersah. "....oder gar nicht", fügte sie schnaubend hinzu.
Edward war schon losgestapft, anscheinend erfreut darüber, einmal Abstand von der Truppe zu gewinnen und Momo konnte ihn nur zu gut verstehen. Es war anstrengend mit diesem Priester herumzusegeln, da war es eine Abwechslung, nicht gleich in irgendwelche merkwürdige Sachen verwickelt zu werden. Obwohl eine Schlägerei wirklich nicht übel wäre, schoss es ihr durch den Kopf und bewegte dabei ihre Finger, die immer noch in den Handschuhen steckten.
"Frag doch den Vorgartenzwerg, der lässt sich doch immer so leicht provozieren", kicherte Vellie. Gar keine schlechte Idee, wie die Teufelsfrau fand und suchte den kleinen Hafen nach dem Zwerg ab. Gerade wollte sie eine bissige Bemerkung loslassen, damit die halbe Portion auf sie aufmerksam wurde, doch da hatte sie ihn schon entdeckt. "Was wird das. Die Anonymen Kleinwüchsigen?" "Sie scheinen wohl dem gleichen Volk anzugehören." Momo runzelte die Stirn und blickte ihren Kapitän an, der ihm nur viel Glück wünschte.“Off ya go,man.“
"Gimbli! Wir sind noch nicht miteinander fertig", war das einzige, was sie ihrem Streitpartner noch hinterrief. Dieser grinste breit, schlug die Fäuste zusammen und drehte sich ohne Weiteres um. "Du wirst ihn vermissen, stimmt´s?" Momo nahm einen weiteren Zug von ihrer Zigarette und nickte dabei wahrheitsgemäß. "Er war ein anständiger Zwerg. Ein richtiger Kerl." Es schmeckte ihr nicht, das so ein fähiger Kämpfer die Crew verließ. Doch er wird sehr gute Gründe haben, Agwe und die anderen zu verlassen. "Ich hasse Abschiede", murrte die Amazone und steckte die Hände in die Hosentaschen. Nun standen nur noch Agwe, Haydee und sie selbst am Hafen. "Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich brauche was zu trinken. Und neuen Tabak. Komm mit, Haydee. Ich treib was auf", sagte sie dann nur und stapfte denselben Weg in Richtung Stadt, wie Edward ihn schon gegangen war.

Die Stadt gestaltete sich nicht als schön, oder blühend oder idyllisch. Sie war einfach nur... voll. Zwar gab es viel zu sehen, da die meisten hier sich in allerlei Kostüme gezwängt hatten, jedoch war das nur ein kleiner Trost. Manchmal hatte sich eine lange Schlange vor einem Laden oder einem Kiosk gebildet. Momo war nur neugierig gewesen und hatte etwas über die Köpfe gelinst, da war sie schon angepöbelt worden, sie würde sich vordrängeln. Wie unhöflich. Am liebsten hätte die Teufelsfrau jedem von diesen Pöblern ihr neues Spielzeug gezeigt, doch sie wusste nicht, was sie damit auslösen würde. Vielleicht waren diese Einwohner der Insel so loyal zueinander, dass sie sich alle gleichzeitig auf sie stürzen würden. So wahnsinnig war sie nun doch nicht.
"Wo ist nur mein Kampfgeist geblieben", murrte die Glatzköpfige und grub sich weiter die Straße entlang, gefolgt von dem träumenden Püppchen, die es sich von niemanden nehmen ließ, Momo zu folgen. Die Menschenmenge schien ein eigenes Leben entwickelt zu haben. Die Masse atmete aus und zog sich weiter zusammen, sodass die Teufelsfrau doch glatt ihre Ellbogen ausfahren musste, um sich Platz zu machen. Die Masse atmete ein. Eine Schneise tat sich auf, die die junge Frau sofort nutzte, um etwas schneller voran zu kommen. "Woaaah!", entfuhr es ihr und dabei traute sie ihren Augen kam, als sie plötzlich mitten auf der Straße stehen blieb. Ein übergroßes, befiedertes Huhn kam ihr doch tatsächlich entgegen, schlug dabei mit den überdimensionalen Flügeln und hinterließ eine Wolke Federn in der Luft. Das es eigentlich ein witziges Kostüm sein sollte, registrierte Momo zuerst gar nicht. Ihr Instinkt und die lange Tyrannei der Hühner auf dem Schiff ließen die Teufelsfrau ausweichen, bis an den Straßenrand.
"Sag mal, spinnst du? Haste keine Augen im Kopf, oder wat? Verschwinde, Weib!"
Zuerst glaubte Momo, gegen eine Wand gerannt zu sein. Doch tatsächlich stellte sich diese Wand als einen meterhohen Kerl heraus. Der mächtige Bart hätte der Bruder von Veljards Bartwuchs sein können, genauso wie die vielen Narben, die dieser Hüne im Gesicht spazieren trug. "Hast du keine Eier in der Hose, das du gleich aufschreist, wenn dich jemand anrempelt, du Hornochse?", schoss die Glatzköpfige sofort zurück und reckte das Kinn trotzig nach vorne. Das sie dabei ihren Kopf heben musste, ignorierte sie einfach mal.
"OHO!" Anscheinend hatte man die kurze Auseinandersetzung zwischen den beiden nicht überhört und schon bildete sich eine kleine Traube von Schaulustigen. "Hast du eine neue Freundin gefunden, Peter?" Momo prustete laut und bespritzte die Brust ihres Gegenübers mit ihrer Spucke. Laut schallte ihr Lachen auf. "Peter? Nicht dein Ernst, oder?" Sie stemmte die Hände in die Hüften und leckte sich dabei über ihre Lippen. "Naja, man kann eben nicht mit allem gesegnet sein, nicht wahr?"
Nun war es an dem Hünen Peter laut aufzulachen. Dabei vibrierte sein übergroßer Bauch, angesteckt von den zitternden Barthaaren. "Ho! Da spuckt jemand größere Töne, als er im Mund behalten kann!", grollte Peter und beugte sich etwas zu der Teufelsfrau hinunter. "Das gefällt mir, trotzdem darf niemand mit mir so umspringen. Wie wäre es mit einem Spielchen?"

Schließlich fanden Momo und Haydee sich auf einem kleinen Platz wieder, der mit allerlei Gerätschaften bestückt worden war. Es gab ein kleines Karussell für die lachenden und quengelnden Kinder in der Menge, sowie einen elektrischen Bullen, der wohl das Hauptaugenmerk war. Doch dort hatte sich die kleine Gruppe nicht postiert. Das Ziel war eine lange, dicke Stange, die mit einer Art Anzeigeleiste markiert worden war. Die Glatzköpfige musste den Kopf tief in den Nacken legen, um das obere Ende dieser Stange ausmachen zu können. Eine große Anzeigetafel verkündete mit großen, bunten Lettern die Bezeichnung des Spiels: Hau den Lukas!
"Nun gut, dann wollen wir mal."
Der Hüne drängte sich voran und stieß dabei Momo unsanft zur Seite. "Ich mach´s vor, Glatzkopf, und du machst es einfach nach, hoho. Ganz einfach, gucken und nachmachen." Momo verdrehte die Augen. "Verarscht der dich gerade?" "Nur ein ganz klein wenig. Stört mich gar nicht. Nicht.im.Geringsten", stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und sah Peter dabei zu, wie er einen übergroßen Holzhammer in die Pranken nahm.
"HOOOOO!"
PING!
"Mehr Muskeln als Hirn!", krähte eine Stimme aus einer Teleschnecke, welche man neben dem Gerät aufgestellt hatte. "Ist das jetzt gut oder schlecht?" Die Frage war mehr als berechtigt, fand Momo und grinste dabei schelmisch. Peter grinste nur zurück und wirbelte dabei elegant den Hammer herum. "Das sind ungefähr... öhm..." Das rechte Schweinsäuglein begann bei der Rechenaufgabe nervös zu zucken. "Denkst du gerade nach oder versuchst du mir mit deinem gelähmten Auge Morsezeichen zu senden?" Dumpf prallte der Holzhammer vor den Füßen der jungen Frau auf. Das war doch Kinderkram. "Es ist ungefähr die Hälfte von der Leiste, ho! Also zeig mir, das deine Dinger unter deinem Kinn nicht nur Verkleidung sind." Allgemeines Gelächter. Sogar Vellie kicherte - wie typisch.
Als Antwort spuckte die Teufelsfrau auf den Boden und ließ dann ihre Nackenwirbel knacken. Ihre behandschuhten Hände schlossen sich um den Hammergriff, um sich damit vor der Stange zu positionieren. Vor ihr war ein abgewetztes Quadrat zu sehen, das sich etwas von dem Metallplateau vor ihren Füßen abhob. Sie hob den Hammer mit Leichtigkeit über ihren Kopf, bis sie einen Grad erreicht hatte, der für ihre Arme schmerzhaft wurde und in dem Moment, als sie im Begriff war, dem schwarzen Messquadrat eins auf die Mütze zu geben, spürte sie einen Schmerz in der linken Gesäßhälfte. Abermals Gelächter, diesmal lauter. "Nein, Jungs. Keine Verkleidung, hoho! Zumindest die Rückseite nicht."
PING!
"Mehr Muskeln als Hirn!"
DONK!
"Wie wär´s mit Hau den Peter?", schrie die Amazone vergnügt, nachdem sie bemerkt hatte, dass der Kopf des Hünen sogar Widerstand leisten konnte.
PING!
"Ich steh auf Schmerzen!"
DONK!
"Ich hoffe du auch!", grölte sie lachend und holte zum letzten Mal aus.
PING!
"Du bist ein ganzer Kerl!" Momo zog eine Augenbraue nach oben.
"Ach, Fresse, Herzchen!", zischte sie und schlug mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, auf das schwarze Messquadrat. "Du hast wirklich- Ni- P- L-..." Es blitzte einmal kurz auf. Rauch stieg von der Elektronik empor. Lustlos ließ die Amazone den Hammer zu Boden knallen und streckte sich einmal. Der Hüne lag ächzend am Boden und versuchte herauszufinden, wann ihn das letzte Mal eine Frau so flachgelegt hatte. Ein breites Grinsen zierte das Gesicht der Amazone. Mann, tat das gut! Aus reiner Laune heraus hievte sie anschließend Haydee auf ihren Rücken, um sie Huckepack durch die vollen Straßen zu tragen. "Gut, Kleines, ich bin glücklich. Gehen wir einen trinken."

"Ich wusste, ich würde dich in dem Moment finden, in dem du Ärger am Hals hast, Käpt'n", meinte Momo gut gelaunt, nachdem sie den "Grinsenden Otter" betreten und die Traumtänzerin von ihrem Rücken gelassen hatte. Unheil zog den Voodoopriester an, so war er beinah wie ein Magnet für die Teufelsfrau, die nie nach ihm suchen musste, sondern eher von ihm angezogen wurde. Elegant ließ sich die Amazone auf einen Barhocker nieder und zwinkerte dem Kerl zu, der sich vor Agwe aufgebaut hatte. "Schicke Frisur. Aber an deiner Stelle würde ich den Barbier wechseln."
 
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Haydee

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Mit glasigem Blick starrte Haydee auf Momos Füße und versuchte das, was die glatzköpfige Amazone ihr soeben erklärt hatte, geistig zu verdauen. Ein Kostümfest war also in erster Linie wie eine Abschiedsfeier. Das bedeutete viel Lärm, viel Alkohol und ein Katerfrühstück am nächsten Morgen. Soviel war noch ganz logisch. Und man zog sich also anders an. Der abwesende Blick glitt ein wenig tiefer, weg von Momo, über den Anlegesteg bis zu ihren eigenen Beinen. Aber sie zog für gewöhnlich immer das selbe an. Schließlich hatte sie ja nur die Kleider, die sie am Leib trug. Die Rädchen in ihrem Kopf tickerten und versuchten in Bewegung zu kommen und dann machten sie plötzlich alle einen kleinen Ruck. "... Wir ziehen uns alle anders an ... wie wenn Agwe eine Zeremonie abhält ... ja ...?" Wirklich falsch war ihre Schlussfolgerung bestimmt nicht. Bei einem der Voodoo-Riten ihres Kapitäns trugen schließlich auch alle andere Kleidung, alle tranken und am nächsten Tag waren fast alle verkatert. Also war ein Kostümfest wie eine Loa-Zeremonie. Bestimmt wäre Agwe jetzt sehr stolz auf ihre Schlussfolgerung! Mit fragendem Blick starrte die Köchin ihre Kameradin an, bis diese mit den Schultern zuckte und leicht den Kopf schüttelte. „Ja Püppchen, so ähnlich zumindest. Nur dass alle ganz lustige Kostüme tragen und keine schwarzen Kutten.“ Ach stimmt, da war ja noch etwas. Edward würde ja eine Ente werden, obwohl er Edward blieb. Und aus Riley würde ein Pferd werden. Aber wie das ablaufen sollte, dass ging ganz eindeutig über ihren Verstand hinaus. Aber wenn aus dem freundlichen Tüftler eine kleine Ente werden würde, dann mussten die Loa ja ganz sicher ihre Finger im Spiel haben! Sonst könnte ein Mensch doch kein Vogel werden und ein Mensch bleiben. Die kleinen Rädchen, die fast angefangen hatten, sich vernünftig zu drehen gerieten ins Stocken und vielen langsam auseinander, während dunkler Rauch aufstieg. Totalschaden. Schließlich sah sie wieder zurück auf ihre Füße und murmelte ein leises "... mhhh ..." Inzwischen das klare Zeichen für den gesamten Bunch, dass die kleinste Nakama mit der Situation nicht mehr mitkam, aber alles so akzeptierte, wie man es ihr sagte.
Während Haydee mit dieser schweren Frage nach dem Leben, dem Universum und allem beschäftigt war, hatte Gimbli eine Gruppe von Männern gefunden, die ihm alle verdammt ähnlich sahen. Die sieben Zwerge unterhielten sich leise und schließlich verabschiedete sich der kleine Mann von der restlichen Crew. Alle schienen zu gleichen Teilen ein wenig traurig über den Verlust zu sein, aber auch glücklich, dass der Zwerg seinesgleichen gefunden hatte, während sie ihn verabschiedeten. Irgendwie hatte auch Haydee das Gefühl, dass sie etwas sagen sollte, aber ihr fiel einfach nichts ein. Genau genommen hatte sie Gimblie nie wirklich bemerkt, sie hatten nie etwas miteinander zu tun gehabt und kaum geredet. Und um ehrlich zu sein, Haydee war ohnehin nicht dafür bekannt, besonders emotional zu sein. Das sie Edward etwas früher am Tag umarmt hatte, war in den letzten dreizehn Jahren ein absoluter Höhepunkt, fast schon ein Gefühlsausbruch sondergleichen! So entschloss sich Haydee, einfach den Arm zu heben und zum Abschied zu winken, während Agwe erklärte, dass sich die Mannschaft erst mal aufteilen sollte. Ganz instinktiv wollte die devote Dienerin jetzt ihren Kapitän folgen, doch Momo murmelte etwas über Tabak und dass sie ihr folgen sollte. Nun gut, dass war immerhin einmal eine klare Ansage!

Ein paar Stunden zuvor;
„Also Haydee, hast du es jetzt verstanden?“, fragte Edward mit gerunzelter Stirn und sah die Köchin mit dem selben Blick an, wie ein Lehrer, der seinen Schülern erklärte, dass zwei plus zwei gleich vier war. Die Träumerin nickte auf die Frage leicht, woraufhin Edward einen 100-Berry-Schein hoch hielt. „Was ist das?“ fragte er langsam, woraufhin ein paar Sekunden lang Stille eintrat „... Geld ... aber andere nennen es auch Asche, Flocken, Kohle, Kröten, Mäuse, Mücken oder Zaster ...“, kam die Antwort, was nun Edward dazu brachte zu nicken. Doch darauf kam es noch nicht an. „Und was macht man mit Geld?“ Das war die viel wichtigere Frage, um der belämmerten Köchin das Beizubringen, hatte er immerhin einen halben Nachmittag geopfert. Wieder Stille. Und dann kam die Antwort, wie aus dem Lehrbuch, fast wie auswendig gelernt, was wahrscheinlich nicht mal so falsch war. „... Geld kann man gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen ...“ Edward holte tief Luft und atmete dann schwer aus. „Also ich gebe dir jetzt 2000 Berry. Dafür darfst du auf der nächsten Insel irgendetwas für dich Kaufen. Etwas Süßes vielleicht.“ Langsam schob er vier 500-Berry-Scheine über den Esstisch, hielt dann aber auf halben Weg inne. „Und was macht man mit Geld auf keinen Fall?“ Ja das war auch so ein Punkt, auf den er nach ihrer ersten Begegnung auf der Isla de Muerta viel Wert gelegt hatte. „... Geld wird nicht verschenkt, nicht gegessen, nicht wie ein Tier oder Insekt behandelt und niemals nie nicht Verbrannt ...“


Wie ein Küken der Gänsemutter folgte Haydee Momo durch die Straßen der Mirrorball Insel. Wo sie auch lang kamen, alles schien überfüllt zu sein und für sie waren ganz eindeutig ZU viele Menschen hier! Glücklicherweise sorgte ihre traumtänzerische Gewandtheit dafür, dass sie mit niemandem in Berührung kam. Und es schadete auch nicht, wenn Momo vor einem wie ein Eisbrecher durch die Menge pflügte. Die beiden Mojo-Damen machten ganz ordentlich fahrt, bis sich die Mutter aller Riesenhühner in ihren Weg stellte. Während Momo erschrocken zurück wich, musterte Haydee neugierig das Riesenhühnchen. Sie hatte allgemein ein deutlich besseres Verhältnis zu den geflügelten Killern, weshalb sie nicht so stark reagierte wie Momo. Aber dafür verstand sie jetzt mit so etwas ähnlichem wie dem hauch eines Anfluges von Ehrfurcht, was Momo mit Edward und der Ente gemeint hatte. Anscheinend hatten die Loa da jemanden zum Huhn gemacht und das sogar schon bevor das Kostümfest losgegangen war! War das nun eine Belohnung oder eine Strafe ...? Das Riesenhuhn zog weiter und Momo den Stress magisch an. In den wenigen Sekunden, da Haydee ihre Aufmerksamkeit woanders hin gerichtet hatte, hatte sich die Teufelsfrau mit einem fiesen Fettsack angelegt. Und eben jener Fettsack dirigierte sie nun durch die kleineren Nebenstraßen, bis hin zu einem Platz, der voller Gerätschaften und kleiner Stände war. Momo und der fettleibige Hüne richteten ihre Aufmerksamkeit auf einen Hau-den-Lukas, während Haydee den Blick ohne bestimmtes Ziel kreisen lies.
„Pssst, hey Kleine, komm doch mal her!“ Ein untersetzter Kerl, in einem langen, grauen Mantel, der vor einem kleinen Klapptisch stand, winkte die Traumtänzerin zu sich. Nach einem Seitenblick zu der beschäftigten Momo näherte sich die Kleine langsam. Auf dem Tisch standen drei schwarze Becher, vor dem mittleren lag eine weiße Kugel. „Hast du Lust auf ein kleines Spielchen? Das macht Spaß und du kannst auch Geld gewinnen! Wie sieht’s aus? Ist ganz einfach, ich misch die Becher und du musst raten wo die Kugel ist. Liegst du richtig, gewinnst du Geld! Für dich nur 1000 Berry!“ Mit glasigen Augen betrachtete Haydee die weiße Kugel. Dann holte sie die vier Geldscheine von unter ihrem Kleid hervor, die Edward ihr gegeben hatte. Schließlich legte sie zwei davon auf den Tisch. „Herrrrrvoragend, und los geht das Spiel!“ Der Unbekannte begann zu mischen, schnell aber durchaus nachvollziehbar. So rasch wie er angefangen hat, hört er auch wieder auf. „Und, welcher soll es sein?“ fragte er mit einem zahnlückigen Grinsen, während Haydee auf den linken Becher tippte. Der Spieler hob ihn hoch und zeigte die weiße Kugel. „Na siehst du? Schon gewonnen!“ Er legte zwei zerknüllte 500-Berry-Scheine auf die beiden von Haydee. „Du bist echt gut! Noch ein Spielchen? Wie wär’s jetzt mit 2000 Berry Einsatz?“ Haydee sah auf die Scheine runter und nickte schließlich. Mit einem fiesen Grinsen begann der Halunke abermals zu mischen, dieses mal jedoch nicht mehr mit der Absicht, dieses dumme kleine Mädchen gewinnen zu lassen. Also lies er die Kugel heimlich den Becher tauschen, ehe er aufhörte. „Uuuund?“ Abermals tippte Haydee auf den Becher ganz links. Das breite Grinsen des Falschspielers wurde etwas schmaler, als er den Behälter hob und abermals die weiße Kugel offenbarte. „Glück gehabt,“ murmelte er und legte den Gewinn auf den Tisch. „Doppelt oder nichts! Komm schon kleine!“ Noch ehe Haydee zugestimmt hatte, begann das Mischen von vorne, dieses mal schneller und heimtückischer. Aber am Endergebnis änderte das nichts, als Haydee zum dritten mal richtig riet. Wobei, raten war da falsch. Und es war auch nicht so, dass der Betrüger sein Handwerk nicht verstand. Aber gegen Haydee und ihre überlegene Sinneswahrnehmung, kam er einfach nicht an. „Doppelt oder nichts.“ Tap. „Dooooppelt oder nichts!!“ Tap. „Doppelt. Oder. Nichts.“ Tap. „Doppelt oder nichts ...“ Tap. Während irgendwo am anderen Ende des Platzes eine Teleschnecke Kommentare in die Luft rief, war der Geldberg vor Haydee auf 128.000 angestiegen und der Betrüger den Tränen nahe. Noch schlimmer wurde es für ihn dann jedoch, als eine der Polizeiwachen der Mirrorballinsel neugierig näher kam. Und Falschspielen wurde auf dieser Insel nicht gerne gesehen. Folglich lies der Betrüger die Schultern hängen, drückte Haydee ihren Gewinn in die Arme und packte zusammen. Schlechtester. Tag. Aller Zeiten. Zumindest für ihn. Und Haydee wusste jetzt nicht einmal, was sie mit dem ganzen Geld anfangen sollte ...
Grade als Haydee die letzten Geldscheine verstaut hatte (wirklich erstaunlich wie viel Geld in ein Höschen passte, ohne das es auffiel!), wurde sie von Momo in die hohe und auf ihren Rücken gehievt. Sie hatte zwar keine Ahnung was das zu bedeuten hatte, aber die Kämpferin schien gute Laune zu haben und mit Momo anlegen würde sich Haydee ohnehin niemals. Hoch zu Ross ging es für die Köchin zurück durch die überfüllten Straßen und in den Hafenbezirk. Vor der Kneipe, in die Agwe verschwunden war, stieg die Träumerin ab und folgte ihrer großen Freundin ins Innere der Bar, wo sich die beiden nebeneinander an die Theke setzten. Neugierig sah sie sich die ganzen bunten Alkoholflaschen an, die an der Rückwand aufgereiht waren. Ihr Blick blieb jedoch an einem Regenbogenlutscher in einem Glaskasten hängen. "... Was ist das ...?", fragte sie den Barkeeper und deutete auf den Spirallutscher. Der Mürrisch wirkende Kerl folgte dem ausgestreckten Finger und machte dann einen Hmpf-Laut, ehe er antwortete. „Ein Lutscher von Wolly Wanker. Härter als jeder Schnapps und extrem teuer!“ Edward hatte gesagt sie solle sich doch etwas süßes kaufen und ein Lutscher war etwas süßes. "... Ich möchte den Kaufen ..." kam daher die Antwort, die den Kellner veranlagte, beide Augenbrauen in die Höhe zu ziehen. „Wie gesagt kleine, das is extrem starker Alkohol drin. Und er kostet dich 4000 Berry!“ Wortlos zog Haydee die entsprechende Geldsumme scheinbar aus dem Nichts hervor und legte sie auf den Tresen. Der Barkeeper überprüfte das Geld, zuckte dann mit den Achseln und überreichte Haydee den, an dem diese sofort zu Lecken begann. Geld war ja doch etwas tolles. Und sie hatte dank des netten Mannes noch 125.000 Berry übrig. Andererseits war es wohl besser, Edward das Restgeld wieder zu geben, wenn sie ihn das nächste mal sah.
 

Agwe

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Wenn man Agwe gefragt hätte womit er im Moment am wenigsten rechnete, dann hätte die Antwort wohl gelautet, dass dieser Gockel mit seiner eitlen Frisur sich zur Wehr setzen würde. Zu Agwes großer Überraschung geschah aber genau das. Der lockenhaarige Mann erhob sich und stakste auf den Voodoopriester zu, Kampfeslust in seinem Blick. Anstatt sich davon nervös werden zu lassen zündete sich der Priester eine Zigarillo an, wie um mit dem Glimmstängel im Mund seines Gegenübers zu konkurrieren. Dieser schien sich kampfbereit zu machen, krempelte die Ärmel hoch und setzte seinen Zylinder ab, ersteres entblößte ein interessantes Tattoo. Wäre dieses Tattoo ein Veve oder der Namenszug eines Loa gewesen dann hätte Agwe noch einmal mit sich reden lassen und alles wäre gut ausgegangen, doch der eigenartig stilisierte Kopf im Lorbeerkranz trug nicht gerade dazu bei dass diese beiden ähnlichen und doch so ungleichen Männer sich sonderlich gut verstehen würden. Was die Worte dieses Mannes dann auch endgültig besiegelten.
“Verzeihung, haben Sie ein Problem mit mir? Mir ist die unflätige, naja nennen wir sie mal Geste, nicht entgangen und da musste ich mich fragen, was Sie sich eigentlich dabei gedacht haben. Sie müssen nämlich wissen, ich bin Pirat, mehr noch, ich bin Kapitän Chuck Hyde der Barber Pirates. Und wie allgemein bekannt ist, sind wir Piraten nicht besonders wohlgesinnt den Menschen gegenüber, die uns blöd kommen. Also möchten Sie mir jetzt den Grund für Ihr ganz und gar respektloses Verhalten mitteilen, oder soll ich die Wahrheit aus Ihnen herausprügeln?“
Uh, ein Pirat also. Nun, selbst Agwe kannte das Kopfgeldsystem der Marine ziemlich gut. Der große König Ivan war ein Kopfgeldjäger gewesen und, was noch wichtiger war, sein über alles geschätzter Großvater auch. Er selber hatte zwar noch keinen wirklich großen Fisch gefangen und war sich nicht einmal sicher ob dieser Chuck so einer war, aber was hinderte ihn daran das heraus zu finden? Das Erscheinen seiner beiden Crewdamen nahm Agwe nickend zur Kenntnis, bedeutete Momo aber mit einer knappen Geste, sich aus dieser Auseinandersetzung heraus zu halten. Das hier war SEIN Kampf!


“Ya know, man...“, hob der Voodoopriester ruhig und gedehnt an, wobei er seinen Zylinder ebenfalls absetzte und seinen von zahlreichen Narben gezeichneten, haarlosen Schädel entblößte. Da Haydee zufällig gerade in seiner Nähe stand warf er den Hut sodass dieser ein wenig schief aber sicher auf ihrem Kopf landete. Dann legte er seine Ellbogen auf den Tresen und ließ die Hände herabhängen, sodass der Pirat die Zeichen sehen konnte die sich Agwe auf seine Handrücken tätowiert hatte. “Eigentlich wollte ich dich nur ein wenig triezen, man, aber so wie es aussieht ist mir da ein richtig dicker Brocken ins Netz gegangen. Ich bin Agwe Facilier, man, meines Zeichens Kopfgeldjäger und Kapitän des Mojo Bunch.“ Er knackte mit den Fingerknochen. “Wenn du dich jetzt ergibst, Chuck Hyde, werde ich Gnade walten lassen und dich lebendig einreichen, wenn du aber versuchen solltest zu kämpfen, dann...“ “Silver Smoke!“, fiel ihm der Piratenkapitän ins Wort und holte tief Luft. Noch bevor Agwe sich einen Reim darauf machen konnte was das nun wieder zu bedeuten hatte atmete er den Rauch einer stinkenden Zigarillo ein, die ihm Chuck Hyde ins Gesicht gepustet hatte. Überrascht öffnete Agwe die Augen, auch wenn er diesen Tabakqualm gewohnt war, so hieß das noch lange nicht dass er ihn gerne ins Gesicht gepustet bekam. Doch als nächstes hörte er ein Zischen und spürte wie sich seine Kehle abrupt schloss, seine Augen zu Tränen begannen und ein mächtiger Hustenanfall sich seiner bemächtigte. Und schon kam der nächste Angriff, ein kräftiger Faustschlag in den Magen, der durch mangelnde Vorbereitung gut traf und den Voodoopriester würgen ließ, nur undeutlich hörte er das Gelächter seines Gegners und das Poltern seiner Schuhe als er zurück sprang. “Na warte, man...“ Also gut. Keine Sperenzien. Kein langes Aufwärmen und belauern, dieser Kerl wollte sofort in die Vollen gehen. Also gut, das konnte er haben!


Die Veränderung die innerhalb weniger Sekunden mit dem Voodoopriester vorging war beeindruckend anzusehen und sorgte bei einigen Besuchern der Kneipe für schreckensgeweitete Augen. Dieser schmächtige, nach Atem keuchende Mann wurde plötzlich ganz ruhig, zog zwei eigenartig gebogene Dolche aus der Schärpe um seine Hüfte, wirbelte diese schnell um seine Finger und hielt sie fest. Dabei wuchs er sowohl in die Höhe wie auch in die Breite, seine dünnen Ärmchen bekamen ungeheure Muskeln, die stelzenartigen Beine verschmolzen zu einem kräftigen, schuppenbedeckten Schwanz. Ein Zischen wie von einer wilden Bestie, aus den Tiefen eines menschenfeindlichen Dschungels entsprungen, gellte durch den ganzen Raum und ließ nicht wenige panisch fliehen oder in Deckung gehen. “Time to bite ya, man!“ fauchte Agwe von oben herab ehe er wie ein Kastenteufel nach vorne schnellte und nach dem Brustkorb Hydes biss, in der festen Absicht diesen zu töten. Doch zu seiner großen Überraschung blieb dieser gefasst, sprang zur Seite und zog etwas, was Agwe zunächst nur als silbern glitzerndes Ding erkannte, bis ein schmerzhafter, stark blutender Schmiss auf seiner Wange ihm klar machte dass der Pirat ein Rasiermesser gezogen hatte. “Silver Flash!“, rief er und sprang an Agwe vorbei, welcher sich wütend fauchend nach ihm umdrehte. Ein eigenartiges Prickeln in seiner Brust und dann eine Woge von Schmerz verrieten ihm, dass der Kapitän ihm auch noch eine tiefe Wunde auf der Brust beigebracht haben musste, doch seine Wut wog stärker als dieses kleine Ärgernis. “Let's fight outside, man!“ Den Haltepunkt des Barbiers mit einer intuitiven Exaktheit vorherbestimmend drehte Agwe sich auf der Stelle, verpasste seinem Schlangenschwanz einen ordentlichen Spin und schlug seinem Gegner dann mit voller Wucht gegen die Schläfe. Diese Wucht reichte aus um ihn unter lautem Getöse durch ein Fenster zu befördern, mitten auf die Straßen von Mirrorball. Ein lautes Zischen und das Knallen einer Tür verrieten dass Agwe ihm gefolgt war, wohl in der Absicht ihren Kampf ohne unnötige Opfer oder Zerstörungen zu beenden.


Es kam öfters zu Kämpfen auf Mirrorball, aber selten zu solchen bei denen es tatsächlich bis aufs Blut ging. Meistens wurden Duelle hier als Tänze ausgetragen oder in Form eines anderen künstlerischen Wettstreits, aber was diese Beiden hier lieferten kam seltener vor. Zwar erinnerte ihr Austauschen von Finten, Paraden und Stichen durchaus an einen eleganten Tanz, aber war ungleich tödlicher. Auf der Brust des Schlangenwesens, einige behaupteten es sei einer dieser legendären Teufelsmenschen, prangte eine tiefe Wunde und der gutaussehende junge Mann hatte mehrere Bissspuren am ganzen Körper. Doch auch wenn die Menschen vorsichtig Abstand hielten und sich hüteten den beiden Kämpfern in die Quere zu kommen, so schien doch keiner wirklich verunsichert. Und wenig später kam auch schon der Grund dafür mit einem hellen Ruf von einem der Dächer herunter.


“Hiiiiiyah~! Boogey Time!“ Von oben herab fiel etwas, das aussah wie eine Modepuppe die jemand über und über mit Pailletten dekoriert hatte, es glitzerte und funkelte im Sonnenlicht. Mit einem hellen Klacken kamen hohe Plateauschuhe auf dem Kopfsteinpflaster des Hafens auf und Bon Bon Boogey, der Marinekapitän von Mirrorball, stellte sich zwischen die Streithähne. Sein Afro war von einem hellen Blond und wippte leicht in der Brise, manche behaupteten dass dieser Afro die Quelle von Bon Bon Boogeys Kräften war. Doch das war Spekulation. Elegant drehte der König des Dance-Fus sich um die eigene Achse, dann verpasste er sowohl Agwe als auch Alice eine kräftige Ohrfeige, die sie mit lautem Karacho aufs Pflaster sausen ließ, Agwe mit der rechten Wange, Alice mit der linken. “Foxtrot Slap!“ Unter dem Applaus der Menge hievte Boogey die beiden Kämpfenden wieder nach oben, ohne sich ihre Gesichter all zu genau anzusehen. “Okay, Jungs, ich weiß schon was hier läuft. Einer hat sich als irrer Priester verkleidet, einer als bekloppter Barbier und ihr streitet euch wer den Dancekarneval gewinnt. Lasst euch gesagt sein: Wir sind ALLE Gewinner und ihr beide seht einfach phantastisch aus! Okay? Großartig! Und ihr, Leute, lasst sie besser in Ruhe! Künstler sind nunmal so! Tüdelü~!“ Unter bewegtem Applaus der Menge tanzte Bon Bon Boogey von dannen, ließ Agwe Facilier und Chuck 'Alice' Hyde auf dem Pflaster liegen, nicht bewusstlos aber doch stark angeschlagen von der Wucht des Dance-Fu.


Als Agwe wieder ganz bei sich war merkte er, wie auch sein Gegner sich aufrappelte. Durch den Verlust seiner Konzentration war er zurück in seine Menschenform gewechselt, sodass er und der Piratenkapitän sich nun als Menschen gegenüberstanden, sich gegenseitig beäugend. Als hätte die Ohrfeige des Marinekapitäns sein Temprament abgekühlt sah Agwe sein Gegenüber jetzt in einem vernünftigeren Licht. Er meinte auch, einen dramatischen Gesang zu hören, er sah wie dieser Mann jemanden der es wirklich verdient hatte mit einem Barbiermesser aufschlitzte.. und dann noch irgendwas von Pasteten. Was auch immer das heißen sollte. Langsam, um ja keinen falschen Eindruck zu erwecken, steckte er seine Waffe weg und hielt Chuck die Hand hin. “Ya know, man, für so einen Friseurstypen kämpfst du gar nicht mal so übel. Was meinst du, man, lassen wir es gut sein? Ich verarzte deine Wunden, dann trinken wir einen und vergessen diesen blöden Streit, man. Was sagst du dazu?“


Ganz so friedlich ging es freilich nicht überall zu. In einem kleinen Gebäude unweit der Kneipe in der Agwe und Alice sich prügelten kniete ein zitternder Mann nieder, vor einer Gestalt die halb im Schatten verborgen war. Er trug bunte, ausgefeilte Kleidung und sein Gesicht war weiß geschminkt, aber trotz seines Clownsoutfits war ihm nicht wirklich zum Lachen zumute. Und das lag an der Gestalt die ihm auf einem thronartigen Gebilde aus Pappmaché gegenüber saß und deren Gesicht er im Schatten nicht sehen konnte. “Also noch einmal, old chap... Du hast ihn entkommen lassen? Du warst maskiert, du hattest die ideale Gelegenheit ihn vom Geländer zu stoßen und es aussehen zu lassen wie einen Unfall und du hast es NOT getan?“ Die Stimme des Clowns stockte als er antwortete. “Er.. er hat jetzt Familie! Eine Frau und eine kleine Tochter! Er muss für sie sorgen und sie lieben ihn wirklich sehr, bitte, du musst das doch verstehen...“ Die Gestalt in ihrem Thron holte aus und für einen vagen, unsinnigen Moment dachte er, ihm würde jetzt vergeben. Doch dann schlug sie mit der rechten Hand wie bei einer Ohrfeige und obwohl ihn und die Gestalt mehrere Meter trennten schrie er vor Schmerz auf. Ein lauter Knall ertönte und er lag auf dem Boden, wimmerte. “We are NOT amused, chap!“, grummelte die Gestalt, das Weinglas in ihrer rechten Hand zitterte. “Es brauchte YEARS der Planung um dieses Meisterwerk an Boshaftigkeit auszubrüten und jetzt wo wir die IDEAL Gelegenheit haben werde ich nicht einen Moment des Zögerns tolerieren. Schafft diesen traurigen Clown von hier weg und holt mir jemand anderen. Jemanden der keine Skrupel hat einen Menschen zu töten wenn ich ihm das befehle! Understood?“
 
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Edward Buraddo

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Edward stand in der Türe der Schneiderei und sah sich um. Zu allen Richtungen türmten sich Stoffhaufen, mal waren sie bereits bearbeitet, hatten schon Nähte, einen Schnitt, ab und an steckte noch eine Nadel in einem der Stücke, welche offensichtlich einer Zukunft als Bekleidungsstück, und sollte es nur ein Kostüm für eine Nacht werden, entgegensahen. Es waren alle Farben und Formen vertreten, sowohl ernste als auch witzige Kostüme welche bereits fertig gestellt warenhingen an Mannequins, welche im ganzen Raum verteilt waren. Da war das klassische Clown Kostüm, aus vielen Bunten Stoffteilen zusammen geschneidert, weite Arme und Beine, dazu fehlte nur noch die rote Nase und man hatte einen perfekten Clown. Da war der berühmte Zweiteiler, der Kopf und der Arsch des Pferdes, ein Partnerkostüm, welches bei Edward schon seit jeher eine Frage aufgeworfen hatte: Was war wenn der Kopf furzen musste? Langsam ging der Tüftler weiter in den Raum hinein, vorbei an diversen Kostümen, wie großen Hühnern, Cowboys oder Königlichen Kleidern. Einen Raum weiter standen die Kostüme, wegen denen jeder Mann solche Feste liebte. Wenig Stoff um viel zu zeigen, hier waren die nuttigen Kostüme für die Damen… Krankenschwester, Marinesoldatin, Piratin… alles vorhanden. Edward grinste. Kostümfeste waren die Zeit, wo grade junge Frauen gerne mal eine schlampige Ader durchschauen ließen. Beschweren würde er sich sicher nicht, denn der Anblick war meistens sehr schön. Wenn Frauen leicht bekleidet durch die Straßen laufen wollen, dann würde er sich wohl eher die Zunge abbeißen, als zu wagen dagegen etwas zu sagen.

Doch Edward war ja schließlich nicht hier um in Gedanken zu schwelgen, egal wie schön diese waren. Er wollte seinen Mantel repariert kriegen, deshalb hatte er ja schließlich den ganzen Weg auf sich genommen. Die Besitzerin hatte ihn schon an der Türe abwimmeln wollen, doch er war noch nie jemand gewesen, der einfach so „Ok, Tschüss“ sagen würde. Es würde ja wohl nicht zu viel sein, mal eben eine Naht zu ziehen! „Verzeihung Miss, ich habe nur…“ „Hören sie schlecht? Ich habe keine Zeit!“ schnaufte ihn die Frau, die hinter einem großen Stapel Stoff verborgen war an. „Wow… Sie könnten mich wenigstens…“ „ICH SAGTE NEIN!“ Edward fiel fast nach hinten um, als die einzige andere Person in diesem Raum so laut brüllte, dass der Stoffhaufen umfiel und den Tüftler unter sich begrub. Na ja, jetzt lag er doch. „Blöde Ziege… was fällt der ein…“ murmelte er unhörbar für andere, als er ein anderes Geräusch vernahm. Was war das? Ein… schluchzen… War die Frau etwa…

Edward grub sich aus dem Stoff heraus und blickte zu der Frau, welche jetzt Sichtbar war, nachdem sie nicht länger durch den ganzen Stoff verhüllt war. Er hatte eine ältere Dame erwartet, doch sicher nicht das. Eine junge Frau, vielleicht grade einmal in den späten Zwanzigern und wunderschön. Zumindest bis auf die Tatsache, dass ihr Gesicht gerötet war und ihr Tränen über die Wangen liefen. Wie es aussah, hatte sie schon vorher geweint. „Entschudligung… Ich wollte…“ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht „Ich wollte nicht brüllen…“ Edward kam langsam näher „Was ist denn los?“ Die Frau drehte ihr verweintes Gesicht von Edward weg. „Es ist einfach zu viel…“ sie zeigte auf die ganzen Aufträge, die im ganzen Raum verteilt lagen. Meine Mutter, die sonst das Geschäft leitet liegt krank im Bett und kann im Moment nicht einmal die Nadel halten… Ich habe zwar viel von ihr gelernt… aber ich bin hier einfach überfordert…“ Sie fing wieder an zu weinen. Edward sah sich noch einmal um. Ja, hier lag jede Menge Arbeit… Viel zu viel für eine Person. Sein Blick fiel auf seinen Mantel, den er noch immer in der Hand hielt. Der Anblick seine verschlissenen Kleidungsstückes, wegen dem die Schneiderin einen Wutanfall gekriegt hatte, machte ihm nun plötzlich ein schlechtes Gewissen. Langsam ließ er den Mantel sinken und band ihn wieder um seine Schultern. Das konnte warten. Die Schneiderin ignorierte ihn scheinbar, Stich für Stich führte sie ihre Arbeit fort, doch der Stoff zeigte an vielen Stellen deutliche Flecken auf, welche von ihren Tränen kamen. Das konnte Edward einfach nicht ignorieren. „Ich könnte helfen!“ sagte er ohne groß darüber nachzudenken. Die Schneiderin sah ihn an. „Wie? Kannst du Schneidern?“ Edward schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht… aber ich denke mal, dass es auch viele Sachen gibt, die Zeit verschlingen, die man auch ohne Schneidern zu können machen kann… Material holen zum Beispiel…“ Die Frau vor ihm schüttelte den Kopf. „Das ist nett… aber das kann ich unmöglich…“ „Ich gehe hier nicht weg, bevor ich helfen konnte!“ Sagte Edward mit einer festen, entschlossenen Stimme. Die Augen der jungen Frau wanderten über den Tüftler, welcher mit ernstem Gesicht vor ihr stand. Sie schluckte ihre Tränen herunter und nickte dann. „Über zwei weitere Hände wäre ich schon sehr froh. Könnten Sie mich vielleicht erst mal von diesem Stoffhaufen hier befreien?“ Der Türmensch sah sich um und nickte. „Unter einer Bedingung! Das Sie wird weggelassen. Ich bin Edward.“ „Michelle.“ Lächelte die Schneiderin ihn an.

Augenblicklich machte sich Edward an die Arbeit. Erst sorgte er nur dafür, dass Michelle wieder frei atmen konnte, indem er den ganzen Stoff, der sich um sie herum aufgetürmt hatte, woanders hin räumte. Immer wieder ergriff er große Stapel und legte sie in andere Ecken des Zimmers. Die fertigen Kostüme verfrachtete er allesamt in das Nebenzimmer, damit sie zum einen aus den Füßen waren und zum anderen keinen Schaden mehr nehmen konnten. Dann fing er an das Chaos zu ordnen, dass sich gebildet hatte. Nadeln und Faden ordnete er nach Größe und Farbe, nach stärke des Fadens, die Stoffe nach ihrer Beschaffenheit und Farbe. Es dauerte knapp eine Stunde, bis man in dem bis vor kurzem noch völlig unter Chaos verschwundenen Raum wieder einen Arbeitsplatz erkennen konnte. Der Tüftler orientierte sich daran, wie er seine Werkzeuge und Materialien in seiner Werkstatt ordnete. Im Grunde war das hier nichts anderes als seine Arbeit an Bord, nur mit anderen Materialien und Werkzeugen. „Bringst du mir bitte etwas von dem schwarzen Leder?“ rief Michelle ihm zu. Edward griff nach dem Leder und brachte es ihr. Dabei fiel sein Blick auf die Arbeit, die schon große Fortschritte gemacht hatte. „Das ist schön.“ sagte er als er der Schneiderin über die Schulter sah. „Es ist ein Kostüm für einen guten Freund meiner Mutter, es soll ein Minotaurus werden.“ Informierte sie den Tüftler. Edward sah ihr etwas dabei zu, wie sie mit Nadel und Faden die verschiedenen Komponenten, die später einmal das fertige Kostüm bilden würden verband. Sie hatte flinke Finger, doch Edward war trotzdem in der Lage, den Bewegungen zu folgen. Der Stich war viel komplizierter, als er es sich gedacht hätte, oft ging sie schon gestochene Nähte noch einmal ab, verstärkte sie, nähte über Kreuz oder machte Schlaufen, um mehr halt zu sichern, wenn das Kostüm einmal Belastung ausgesetzt sein sollte.
„Grauer Faden bitte…“ riss Michelles Stimme ihn aus seiner Konzentration. „Eh… ja…ja kommt sofort!“ stotterte er kurz und griff dann nach dem grauen Faden. Das einfädeln war auch kein Zaubertrick, mit etwas Fingerspitzengefühl könnte Edward das auch hinkriegen.

Mit der Zeit wurde Michelle sichtlich entspannter. Jetzt wo sie nicht mehr dauernd Pausen einlegen musste kam sie auch mit ihrer Arbeit wesentlich schneller voran. Edward half wo er konnte, brachte fertige Teile in den Nebenraum, versorgte sie mit Materialien… Mit der Zeit erkannte Edward auch, welche Nadel sie wann brauchte, so dass er es schaffte, ihr oftmals schon eingefädelte Fäden zu reichen, bevor sie überhaupt erst danach verlangte.

Später legten sie eine Pause ein. „Ich weiß nicht wie ich dir danken kann Edward…“ Sie sah sich um. „Ohne deine Hilfe wäre ich wahrscheinlich zusammengebrochen…“ lächelte sie den Tüftler an. Edward schenkte ein Apfelwein aus und bot Michelle eines an. „Gerne geschehen. Ich kann einfach nicht wegsehen, wenn eine Frau weint…“ sagte er ganz ruhig und nahm einen Schluck Apfelwein zu sich. Michelles Blick fiel auf Edwards Mantel. Sieh hob die Hand und griff nach dem Stoff und hob ihn an. „Bist du deshalb gekommen? Weil du diesen Mantel geflickt haben wolltest?“ fragte sie. Edward nickte. „Das war meine Absicht.“ Antwortete er. Mit fachfrauigen Blick musterte sie den alten Mantel. „Der ist ziemlich ramponiert… aber ich könnte ihn sicher flicken, das ist das mindeste, nachdem du mir so geholfen hast.“ Edward sah sich in der Schneiderei um und sah dann zu Michelle zurück. „Um ehrlich zu sein… Nachdem was heute hier war, würde ich es gerne selber versuchen… könntest du mir vielleicht die Materialien dafür überlassen?“ fragte er sie und Michelle antwortete mit einem Lächeln und einem nicken. Mit einem Lächeln auf den Lippen strahlte ihr Gesicht richtig und selbst die Spuren ihrer Tränen fielen kaum noch auf. Sie stand auf und packte eine Tasche mit Nadeln und Fäden, welche Edward zum flicken des Mantels wohl brauchen würde, um übergab diese Tasche Edward. „Danke. Ich denke ich muss auch langsam los… meine Leute vermissen mich bestimmt schon.“ „Warte!“ sagte Michelle und sprang auf wie von der wilden Hummel gestochen. Mit großen Schritten rannte sie aus dem Raum, nur um mit zwei Büchern wieder zu kommen. „Wenn du Interesse hast, hier sind noch zwei alte Lehrbücher für das Schneidereihandwerk, ich brauche sie nicht mehr und falls dir das Gefällt… schau doch mal rein. Mir haben sie sehr geholfen, als ich noch gar nichts wusste.“ Dankend nahm Edward die Bücher an und verabschiedete sich von Michelle. „Edward Buraddo… Den Namen merke ich mir auf jeden Fall. Du bist ein Lebensretter.“ „Man tut was man kann.“ Grinste Edward die an. Kurz bevor er den Raum verlies drehte er sich noch einmal um. „Und deiner Mutter gute Besserung“ lächelte er Michelle an, bevor er die Türe hinter sich ins Schloss fallen ließ. Zwar noch immer mit ramponierten Mantel, dafür aber um eine Erfahrung reicher betrat Edward erneut die Straßen.

Mittlerweile waren schon ein paar Stunden vergangen, die Sonne hatte sich schon wieder auf ihren Weg zurück zum Horizont gemacht. Die Straßen waren leerer geworden, das durchkommen würde jetzt um einiges leichter sein. „Sicher sind die anderen schon wieder auf dem Schiff…“ sprach Edward zu sich selber und machte sich nun seinerseits auch auf, um zu dem Hühnerverseuchten Kahn, welcher den Mojo Bunch über das große blaue Meer brachte zurück zu kehren.
 
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Momo

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Eine kurze Geste. Nein. Nicht einmischen.
Ihr Mund klappte auf, sie lehnte sich unmerklich nach vorne, um Einspruch zu erheben, doch dann überlegte sie es sich anders und presste ihre Lippen aufeinander. Wie unfair! Also mal ehrlich... Das ist... Ja, einfach nicht fair! Mit Schwung drehte sich die Teufelsfrau in Richtung der Bar, stützte ihre Ellbogen auf das dunkle Holz und blies dabei wie ein bockiges Kind ihre Wangen auf, um dann ihr Kinn auf ihre Handflächen zu stützen und die Luft so laut wie möglich zwischen ihre Lippen hervorzuprusten.
Sollte sie jetzt darauf warten, bis Agwe mit den Fingern schnippte und somit das Signal zur Prügelei gab?
Schon monatelang eierte sie mit einer Anzahl von Verrückten durch die Weltmeere, hatte schon einen Hühneranschlag hinter sich, wurde unfreiwillig durch die Kloake einer Marinebasis gespült, war dauerhaft von Hühnern umgeben, wurde mehrmals irgendwelchen Halluzinationen ausgesetzt und... die HÜHNER! War das denn zu viel verlangt, in einer Schlägerei mitzumischen?
"Vergiss die Hühner nicht, das ist das schlimmste daran. Ich meine, du musst ja dauerhaft den Schiffsfraß von dieser Schlafwandlerin ertragen, dann hast du noch deine kleine Busenfreundin verloren..." "Von wegen Busenfreundin", knurrte Momo und stierte missmutig die halbvolle Flasche im Regal des Barkeepers an, in der Hoffnung, sie würde sich durch reine Gedankenkraft selbst entkorken und zu der jungen Frau gesellen. "Und was ist eigentlich mit diesem anhänglichen Langweiler, der diese nutzlosen Handsch-" "SCHNAUZE!" Mit Wucht donnerte die Amazone ihre Faust auf den Tresen. Holz splitterte. "Kann wirklich niemand für einen einzigen Tag meine Einrichtung in Ruhe lassen?" Gekonnt wurde die Stimme des Barkeepers überhört, da Momo einen Entschluss gefasst hatte. "Agwe, ob du willst oder nicht, ich..."
Verdammt!
"Zu langsam. Früher, so wie auch heute."
Ihr war das Geräusch der raschelnden Schuppen ganz entgangen, das mit Agwes Transformation einher ging und eigentlich immer ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Nun aber war der Kampf schon im Gange und würde sich Momo jetzt einmischen, würde sie es mit dem Schwanz und den Zähnen des Schlangenhybriden zu tun bekommen. Darauf hatte sie nun wirklich keine Lust. Auch wenn der Drang, diesem Lackaffen eine reinzuhauen schon fast stark genug für diese dumme Entscheidung war. "Ich hoffe, dieser Kerl hat noch irgendwo einen Anhang", brummte sie schließlich resigniert und ihr Blick glitt prüfend zu ihrem eigenen Anhang, der doch glatt....
"Haydee... Du sollst dir das Ding nicht ganz in den Mund schieben sondern dran lecken! Mit der Zunge... Wo hast du eigentlich diesen verdammt großen.... Ach, schon gut. Aber merk dir eins: Versuch nicht solche Dinge in den Mund zu stecken, die dafür zu groß sind."


Das Komische ist, Momo hatte nie die Chance, Agwe bei einem Kampf zuzusehen. Meistens war sie, wenn der Voodoopriester kämpfte, selbst in einem solchen Konflikt verwickelt und hatte natürlich keine Augen für ihren Kapitän. Also war es wenigstens etwas interessant, diese Möglichkeit endlich zu haben und als Zuschauer zu fungieren.
Seine Form als Schlangenhybrid hatte sie schon oft bewundern dürfen und die kalte Gänsehaut, die ihr dabei über die Haut jagte, würde wohl nie ganz vergehen. Sogar nach Jahren nicht. Wie erwartet war sein Kampfstil schnell und präzise, mit jedem Streich seiner gebogenen Dolche tödlich. Ein schauriges Kopfkino jagte durch ihren Kopf und mit einem Kopfschütteln versuchte die junge Frau es zu vertreiben. "Ich glaube, Kleines, du hättest keine Chance gegen ihn. Das ist eine Nummer zu groß für dich." "Ich wüsste nicht einmal, wie ich diesen Klingen entgehen sollte, noch, ob ich wieder aufstehen könnte, wenn er mich mit seinem Schlangenschwanz trifft..."
Doch trotz der tödlichen Bisse, die der langhaarige Kontrahent schon an seinem Körper verzeichnen durfte, hielt er tapfer stand. "Kämpft der da mit Rasiermessern?"
Tatsache. Wie interessant. Anscheinend waren diese Klingen so scharf, dass sie mühelos durch den Schuppenpanzer des Hybriden dringen konnten und dort blutigen Schaden anrichten konnten. Momo wusste, dass Agwe hohe Willenskraft und Widerstand beweisen konnte, trotzdem gefiel es ihr nicht, wie dieser Fremde ihren Kapitän zurichtete. Vor allem, da sie tatenlos zusehen musste. Schmollend schnippte die Amazone mit ihrem Finger vor sich in der Luft herum und wollte gerade nach ihrem Haustier greifen, welches sich schnarchend um ihren Hals gelegt hatte, da sprang ein Schatten von einem der anliegenden Häuser herunter.
"Boogey Time? Nicht euer ernst..."
Das Outift, welches diese Zwitter-Modepuppe trug, beeindruckte Momo nicht im Geringsten. Hier lief ja beinah jeder zweite so schillernd und glitzernd herum. Aber das dieses Dingsbums sich ungefragt in den Kampf einmischte - Wenn sie das nicht durfte, dann auch sonst keiner! - und dann auch noch ihren Kapitän niederschlug, war mal so gar nicht schillernd! Die Teufelsfrau verschränkte die Arme vor der Brust und knirschte dabei mit den Zähnen. "Nicht... einmischen..." Jedoch war dieser Fremde nur aufgetaucht, um den Kampf zwischen den beiden Streithähnen zu beenden... und dann wieder zu verschwinden. Tänzelnd. Schillernd.

"Nicht... einmischen...", knirschte sie weiter, nach einer gefühlten Ewigkeit, bis die beiden sich endlich von dieser Ohrfeige erholt hatten. Mit einem Schnauben stieß sich die Amazone von der Kneipenwand ab und stemmte die Hände in die Hüften. "Okey, ich habe brav hier gestanden, hab mir das Spielchen angeguckt und das Ende war lahm. Als Entschädigung will ich entweder eine Ersatzschlägerei oder ein paar Gläser von dem besten Gesöff dieser Bude hier!"
 

Haydee

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Zutiefst zufrieden mit sich selbst, der Welt und allem, nagte Haydee an dem oberen Rand ihres Lutschers herum. In einem hatte der Barkeeper recht gehabt, dieser Lolly enthielt eine Menge an ziemlich starken Alkohol und wahrscheinlich noch mehr Zucker und Geschmacksverstärkern, um ihn trotzdem wie eine Süßigkeit schmecken zu lassen. Nicht das es einen unterschied machen würde, ob und was für intensiven Alkohol man für diesen Lutscher verwendet hatte. Die kleine Köchin reagierte auf den härtesten Schnaps nicht anders, als auf klares Wasser, einmal davon abgesehen, dass ihr innerlich immer schön warm wurde und sie am nächsten Tag Kopfschmerzen hatte, wenn sie sich „betrank“. Wirklichen Einfluss auf ihr Benehmen hatte Alkohol nie. Madame Hama hatte mehrmals gesagt, dass Schnaps dumm mache, aber Haydee ja nicht noch dümmer werden könnte. Und wenn Madame Hama so was sagte, dann hatte sie für gewöhnlich recht.
Wie Haydee also dort saß, an ihrem Lutscher rumknabberte und -schleckte und sich innerlich fragte, ob so etwas wohl auch selber machen könnte – man sollte Edward fragen, der wusste sicher wie man aus Alk Süßigkeiten machte! – machte ihr Kapitän einige Meter weiter Bekanntschaft mit jemanden von der anderen Seite des Fahndungsplakates. Die Träumerin schenkte dem unbekannten, der übrigens genau so einen tollen Hut trug, wie Agwe selbst, nur solange ihre Interesse, um zu realisieren, dass dort eben jemand war und dieser jemand und ihr Kapitän so etwas wie einen Disput hatten. Da Agwe aber keinerlei anstallten machte, um Hilfe zu suchen, keine Kommandos gab und ohnehin nicht in Gefahr war, solange er nur einen Gegner hatte, wanderte ihre Aufmerksamkeit von ganz alleine zurück zu der bunten Zuckerspirale vor ihrem Gesicht. Es war ja nicht so, dass sie nach einem Kampf suchte, sie wurde da immer eher zufällig mit reingezogen. Was jedoch die haarlose Amazone zu ihrer linken anging, so war diese weit weniger glücklich darüber, dass sie sich in den Streit zwischen dem Unbekannten und dem Voodoo-Priester nicht einmischen durfte. Momo knurrte etwas von wegen Busenfreundin, was Haydee veranlasste an sich herunter zu sehen. Sie hatte einen Busen, sie war Momos Freundin, ergo hatte die Teufelsfrau wohl sie gemeint. Sofort hielt die Köchin in ihrer Bewegung inne und fixierte mit ihren Augen Momos Gesicht, in Erwartung, dass jetzt noch etwas kommen würde. Allerdings passierte nichts mehr, außer dass die Faustkämpferin mit den Zähnen knirschte. Nun ja, dass passierte ja öfters, dass Momo etwas sagte, dass völlig aus dem Zusammenhang gerissen war. Selbst einer nicht so hellen Birne wie ihr war das bereits aufgefallen. Als nach dreißig Sekunden immer noch nichts gekommen war, öffnete Haydee vorsichtig den Mund und streckte die Zunge aus, um über die süße Köstlichkeit zu schlecken, doch einen Bruchteil, bevor Zunge und Zucker sich berührte, brüllte Momo plötzlich „SCHNAUZE!“ Verunsichert sah Haydee auf den Lutscher und zuckte dann mit den Achseln. Okay, dann eben nicht Zunge, sondern Schnauze. Gehorsam öffnete die Traumtänzerin den Mund so weit wie nur irgend möglich und quetschte den handtellergroßen Lutscher zwischen ihre Zähne.
In dem Augenblick passierten zwei Dinge fast gleichzeitig. Zuerst spürte Haydee, wie etwas leichtes auf ihrem Kopf landete und eine halbe Sekunde später explodierte Momo, mit ihrem Wunsch nach einer guten Schlägerei. Aber da war diese bereits in vollem Gange und Agwe längst kein Mensch mehr, so dass die Amazone ihre Ambitionen, sich am Kampf zu beteiligen, sehr schnell wieder verlor. Stattdessen beschränkte sie sich aufs zusehen, während Haydee untersuchte, was da auf ihrem Haar gelandet war. Sie brauchte einige Sekunden, ehe sie erkannte, dass dieses hohe Filzkonstrukt, mit der lilafarbenen Feder, dem roten Hutband und den vereinzelten Brandflecken, als Agwes Zylinder erkannte. Oder zumindest als Zylinder, denn sie musste noch etwa fünf mal zwischen dem hutlosen Schlangenkopf und dem Kleidungsstück in ihren Händen hin und her blicken, um zu realisieren, WEM der Hut gehörte. Aus ihrer Kehle kam ein erstickter, leiser laut, der wohl ein Squee gewesen wäre, wenn ihr Mund nicht komplett mit Lutscher überfüllt wäre. Agwe hatte ihr SEINEN ZYLINDER gegeben, während er mit dem Fremden kämpfte!! Heute war wirklich ein toller Tag! Edward schenkte ihr einen neuen Schirm, ein Mann schenkte ihr ganz viel Geld, sie bekam einen leckeren Lutscher und jetzt auch noch den Z. Y. L. I. N. D. E. R! Irgendwie hatte Haydee das Bedürfnis, zu zeigen, wie toll der Tag war, aber es fühlte sich nicht richtig an, darüber nachzudenken. Was machten die anderen denn, wenn sie sich freuten? Trinken – nein. Prügeln – nein. Lachen – das wäre eine Möglichkeit. Also versuchte sich Haydee an einem typischen Momo-Lachen, was aber aufgrund ihres noch immer vollem Mund, völlig schief ging. Zumindest bemerkte ihre Kameradin sie, wenn auch mit einem schiefen lächeln und leichtem Kopfschütteln. "Haydee... Du sollst dir das Ding nicht ganz in den Mund schieben sondern dran lecken! Mit der Zunge... Wo hast du eigentlich diesen verdammt großen.... Ach, schon gut. Aber merk dir eins: Versuch nicht solche Dinge in den Mund zu stecken, die dafür zu groß sind."
Man konnte die großen, schwarzen Fragezeichen fast fühlen, die in diesem Moment um Haydees Kopf herum kreisten. Schnauze, nicht Mund, Lecken, zu groß ... Wieso wiedersprach sich Momo denn jetzt auf einmal?? In der Zeit, die sie versuchte, den großen Lutscher wieder aus ihrem Mund heraus zu kriegen (wieso zur Hölle war es bitte leichter, etwas irgendwo rein zu kriegen, als es wieder raus zu bekommen?), verlagerten Agwe und der langhaarige Unbekannte ihre Auseinandersetzung nach draußen. Durch ein Fenster. Seltsam, dass immer überall Fenster und Bars kaputt gingen, wo der Mojo Bunch auftauchte. Momo verfolgte die beiden Kämpfer, um weiter zuzusehen, während Haydee sich den Zylinder ihres Kapitäns tief auf den Kopf zog und die Ärmeln ihrer zerschlissenen Jacke hoch krempelte. Mit beiden Händen umklammerte sie den Holzstiel, der aus ihrem Mund ragte und zog daran, während sie den Nacken anspannte, damit der Kopf nicht einfach mit nach vorne ging. Beim dritten versuch schließlich klappte es und der – inzwischen recht vollgesabberte – Lutscher glitt mit einem niedlichen plopp zwischen ihren Lippen heraus. "... Der Lutscher wurde besiegt ...", murmelte sie leise zu niemanden bestimmten. Immerhin saß sie inzwischen fast alleine an der Bar, vom Besitzer einmal abgesehen, der genervt mit den Fingern auf die Theke trommelte. „Schön für dich und wer ersetzt mir nun mein Fenster!? Du gehörst wohl auch zu den verrückten Streithähnen, wie!? Das wird ne ganze Menge Berrys kosten, versprochen.“ Einen Augenblick lang herrschte Stille zwischen den beiden Leuten an der Bar. Dann folgten die Worte, die sie von Eddie gelernt hatte. "... Kein Geld abgeben, wenn du nichts dafür bekommst, wenn keine Dienstleistung für dich erledigt wird, oder wenn jemand sagt, ich soll ihm Berrys geben. Und wenn einer von den Krawallbrüdern etwas kaputt macht, lächeln und weggehen ..."
Während der Barkeeper ihr noch mit offenem und leicht verwirrtem Blick nachsah, stand Haydee tatsächlich mit einem unwiderstehlichem Lächeln auf den Lippen auf und ging zu Momo, um mit ihr den Rest des Kampfes zu beobachten. Leider kam sie etwas zu spät, denn just als sie ankam, sprang ein buntes, glitzerndes Irgendwas vom Dach und legte sowohl Agwe als auch seinen Gegner blitzschnell flach. So schnell der unbekannte Dritte aufgetaucht war, verschwand er auch wieder. Aber mit dem Ausgang schienen wohl alle zufrieden zu sein, abgesehen von Momo natürlich, die ja im Prinzip nichts bekommen hatte. Tröstend klopfte Haydee ihr auf den Rücken, wie sie es sich von Edward abgeguckt hatte und hielt ihren Lutscher hoch. "... möchtest du mal lecken? Mit der Zunge ... und nicht versuchen zu große Dinge in den Mund zu stecken ..."
 

Agwe

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Das Trinkgelage mit Chuck war kurz aber umfangreich und von diversen religiösen Zeremonien begleitet gewesen. Agwe hatte es sich nicht nehmen lassen die Wunden des Piratenkapitäns gemeinsam mit seinen eigenen zu behandeln, ein Zeichen der Zusammengehörigkeit die über eine bloße Freundschaft hinaus ging. Sein Großvater hatte so etwas den „Bund von Ogoun und Loco“ genannt, eine Verbindung zwischen der Ogoun gefälligen Kampfeslust und der Heilung durch Locos Gaben, die Verbindung zweier sonst unvereinbarer Gegensätze. Solche Bünde waren selten und entsprechend heilig, was Agwe mit einer Zuversicht erfüllte dass ihre Abenteuer gut ausgehen würden. Sowohl er als auch Chuck standen jetzt unter einem guten Stern und würden ihr Glück finden. Oder es würde sie finden. Die Wege der Loa waren oft undurchschaubar.


Als der Voodoopriester am Abend zu seinem Schiff zurückging um sich dort aufs Ohr zu hauen schlug das Schicksal zum ersten Mal auf dieser verrückten Insel zu. In einer Mülltonne unweit der Kneipe in der er mit Chuck gezecht hatte fand er ein Kostüm welches ihm auf Anhieb gefiel. Eigentlich hatte er vorgehabt morgen eines zu kaufen, am besten einen Arztkittel um den Leuten mit unseriöser Medizin Angst einzujagen. Doch dieses Kostüm gefiel ihm deutlich besser und nachdem er kurz links und rechts geschaut hatte ob niemand sonst Anspruch darauf erheben wollte nahm er es kurzerhand mit. Falls es jemand vermissen würde, nun, dann war das sein Pech. Loa give, man, Loa take, man.
Bei dem Kostüm das Agwe nun als seines auserkoren hatte handelte es sich um einen relativ einfachen Zweiteiler. Der erste Teil war eine schwarze Kutte mit daran genähten weißen Handschuhen und einem Reißverschluss am Rücken. Nur das Gesicht wurde von diesem Stofffetzen freigelassen, um vom zweiten Teil, einer weißen Schädelmaske, bedeckt zu werden. Zum Glück waren die Handschuhe trotz ihrer enormen Größe sehr eng anliegend sodass Agwe den Reißverschluss alleine zubekam, auch wenn sich sein Anzug zuerst darin verhedderte und er beinahe nach hinten umfiel als er versuchte sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Dann aber setzte er die Schädelmaske auf und betrachtete sich zufrieden im glatten Meerwasser am Bug seines Schiffes. Er sah aus wie der personifizierte Tod. Perfekt!


Über seine Anstrengungen sein Kostüm anzubekommen hätte Agwe beinahe die Schritte überhört die sich seinem Schiff näherten. Neugierig wer zu so später Stunde wohl ankommen würde sah er durch die Luke zum Schlafsaal heraus und erblickte Edward, der ein wenig zerschlagen und ausgezehrt wirkte, aber trotzdem irgendwie glücklich schien. Um ihn standesgemäß zu begrüßen nahm Agwe also zwei Stufen auf einmal und sprang aus der Luke hervor wie ein Kastenteufel, wobei das Verdeckbrett hochschnellte und ihm mit voller Wucht in den Rücken donnerte, was einen schmerzerfüllten Aufschrei und einen laut polternden Sturz zur Folge hatte. “Eddie, man! Was geht aaaaaahhh!!“ Bautz. Agwe lag am Boden. Zu seiner Überraschung ertönte wieder Musik, diesmal schnelle, kreischende Violinen und Edward sang mit hoher Sopranstimme ein einziges “Waaaaah!“, ehe er nach hinten umkippte als habe er den Leibhaftigen persönlich gesehen. Mit schmerzendem Kreuz rappelte der Voodoodoktor sich auf und sah sich um, versuchte denjenigen auszumachen der seinen Waffenmeister so erschreckt hatte. Erst als er mehr oder weniger zufällig an sich herunter blickte und seines Kostüms gewahr wurde lachte Agwe und schüttelte den Kopf. “Aaah, man. Silly me.“ Damit beugte er sich zu Edward herunter und begann diesen zu verarzten. Es musste komisch aussehen wie ein als Tod verkleideter Mann sich über einen Bewusstlosen beugte und diesem unter unverständlichen Gesängen eine Herzmassage verpasste, fast als würde dieser versuchen ihn umzubringen. Dass sein Gesicht dabei sehr nah an Eddies war und unter seiner Totenkopfmaske der Rauch einer stinkenden Zigarillo hervorquoll machte die Sache sicher nicht gerade besser, aber das registrierte der Hexendoktor alles nicht.


Der Grinsende Otter hatte mittlerweile zu, doch trieben sich in seiner Nähe immer noch einige zwielichtige Gestalten herum. Ein schlecht gemachtes Zebra, bestehend aus einem Kopf und einem Hintern, trabte auf eine der Mülltonnen zu und schien diese zu mustern. Zwei Arme wuchsen aus dem Teil des Zebras der bei einem Zentauren die Hüfte gewesen wäre, hoben den Deckel hoch und kramten in der Tonne herum. Nach einigen Sekunden zogen sich die Hände wieder zurück, sie waren mit Dreck und Unrat beschmiert und ein abgenagter Hühnerknochen klebte an der verschwitzten Handfläche. “Es ist nicht hier, sag ich doch!“, ertönte eine hohe, zischelnde Stimme die ein wenig so klang als zischte ihr Sprecher jemandem im Theater etwas zu. “Was meinst du mit nicht hier?“, fragte eine dumpfe Stimme die aus dem Hintern des Zebras kam und so klang, als wäre ihr Sprecher lieber irgendwo anders. “Dass das Ding nicht hier ist, sag ich doch! Jemand muss es gestohlen haben!“ Eine Weile lang herrschte peinlich betretenes Schweigen, ehe der Hintern vorschlug: “Können wir nicht zu einem der anderen Verstecke gehen? Der Boss hat doch mehrere davon bestellt, oder?“ “Klar hat er das, sag ich doch!“, zischte der Kopf widerwillig. “Aber irgendwo läuft jetzt einer mit demselben Kostüm wieder Boss rum!“ Der Hintern überlegte kurz, beinahe riss das Kostüm entzwei als der Kopf bereits vor lief. “Aber passt das dem Boss dann nicht sogar gut in den Kram? Wenn jemand rumläuft wie er kann doch keiner sagen dass er das alles war, oder?“ Der Kopf schnaubte wieder kurz während sich das ungleiche Zebraduo auf zum nächsten Versteck machte. “Klar! Logisch! Sag ich doch!“
 

Edward Buraddo

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Es war wirklich um einiges ruhiger geworden, seitdem die Sonne sich langsam aber sicher senkte. Musste sich Edward zuvor noch durch etliche Menschen kämpfen, konnte vor lauter Stimmen seine eigenen Gedanken nicht hören und musste seinen Weg vorwiegend davon bestimmen lassen, durch welche Spalte er sich als nächstes zwängen konnte, so war jetzt kaum noch jemand unterwegs. Sicher liefen hier und da noch ein paar Leute rum die ihre Einkäufe erledigten, jetzt da sie mit ihren Taschen voller Lebensmittel oder anderen Dingen wieder sicher über die Straße konnten, aber im Vergleich zu heute Mittag war es die reinste Geisterstadt geworden. Während die Schatten, welche gleichsam von den Lebewesen und den Gebäuden geworfen wurden länger und länger wurden schloss um Edward herum ein Geschäft nach dem anderen. Die Türe eines Ladens öffnete sich und ein Edward bekanntes Gesicht kam heraus, drehte sich um und schloss die Türe ab. Es war eine der Frauen, welche ihm als Teufelinnen verkleidet den Chillischnaps verkauft hatten. Jetzt jedoch hatte sie das eng anliegende Latex Kostüm abgelegt und war stattdessen in normale Sachen geschlüpft. *Schade, die Sachen betonen ihre Brüste und ihren Hinter nicht annähernd so gut…* dachte sich Edward als er an das Kostüm dachte, dass die Mädchen zum Verkauf ihres Schnapses getragen hatten. Gähnend wandte sich die Frau von dem Laden ab und trottete an Edward vorbei, wahrscheinlich Richtung Heimat. „Einen schönen Abend wünsche ich.“ Lächelte Edward ihr zu. Sie sah ihn nur kurz an und bedankte sich kurz mit einem Lächeln, um dann ihren Weg weiter zu gehen. Erkannt hatte sie ihn wohl nicht. *Kein Wunder, wer weiß wie viele Kunden sie heute mit dieser Aktion angelockt haben. Da kann man kaum erwarten, dass sie sich an einen einzelnen Kunden erinnern.* dachte sich Edward mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Alles in allem war es für ihn doch ein ziemlich guter und Produktiver Tag gewesen. Ein neuer Schnaps, den er bald sicher selber machen konnte, ein paar neue Bücher, ein neues Hobby bahnte sich am Horizont an und er hatte einer Frau geholfen, die fast an ihrer Lage verzweifelt wäre. Man konnte es ruhigen Gewissens einen guten Tag nennen. Hoffentlich war der Tag für die anderen genauso erfüllend gewesen.

Langsam kam am Horizont der Hafen in Sicht und mit dem Hafen auch das Schiff. Bald war auch Zeit für das Abendessen, wenn er die Zeit richtig im Kopf hatte. Gut dass er es noch zeitig schaffte, denn mittlerweile hatte er eine Sache gelernt: Wenn man Haydees Kochzeiten verpasste, dann konnte man hungrig ins Bett gehen, denn sie mochte es gar nicht, wenn man außerhalb ihrer Zeiten in der Küche herumfummelte. Daher legte Edward lieber noch einen Schritt zu. Er hatte schließlich schon das Mittagessen übersprungen, und langsam machte sich sein Magen wirklich bemerkbar. Das grummeln war mittlerweile schon von außen zu hören. Doch er war ja auch bald da. Er hielt die Nase in die Luft, um eventuell den Duft von Essen einzufangen, doch Fehlanzeige. Das hieß dann entweder, dass es heute nur Brote gab, oder es war früher als er dachte.
Wie dem auch sein, er hatte nun das Schiff erreicht und war an Deck gegangen. War überhaupt schon jemand da? Das Schiff wirkte leer… Zudem hatte die sinkende Sonne es in ein glühendes Rot getaucht und die einzigen Geräusche waren die Möwen und die Wellen… Irgendwie eine sehr romantische Stimmung, die Edward in einen sehr entspannten und Ruhigen Zustand sinken ließ. Er dachte kurz nach und sah zum Bug des Schiffes. Man hatte von dort eine schöne Sicht auf den Sonnenuntergang… Eine schöne Decke, eine Flasche Wein und das wäre ein Idealer Platz für…

Der Gedanke, der Edward schon ein Lächeln ins Gesicht zauberte kam nicht zu einem Ende, denn plötzlich sprang eine schwarze Gestalt unter Deck hervor. Dem Tüftler blieb beinahe das Herz stehen, als dieses… dieses… ETWAS… mit einem nahezu dämonischen Schrei auf ihn zustürzte… Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Wie lange lag er hier? Sekunden? Minuten? Tage? Er konnte es nicht sagen. Was war passiert? Es ging alles so schnell… Ja genau… etwas hatte ihn angegriffen… War er tot? *Hmmmm…* er horchte in sich… Sein Herz schlug. Schnell. Er lebte also. Mit einem Ruck riss er die Augen auf… Und sah die Fratze des Todes, welche sich nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. Ein lauter Schrei, der die Toten selber vertrieben hätte schallte übers ganze Schiff, als Edward seinem Schrecken Luft machte. „MICH HOLST DU NOCH NICHT!“ schrie er laut und ballte die Faust, um kurz darauf mit voller Kraft nach dem vermeidlichen Sensenmann zu schlagen. Dann war alles still. Für einen Moment hörte man nicht einmal mehr Wellen oder Möwen, als wären sie alle durch die Situation schlagartig verschwunden. Das Bild an Bord war genauso gefroren. Edward lag nach wie vor am Boden, der Sensenmann hatte seine Position auch kaum verändert, er war etwas zur Seite gekippt und Edwards Faust hing in seinem Gesicht, was jedoch keinen allzu großen Effekt gehabt zu haben schien. Beide sahen sich nur stumm an. Durch die Löcher der Maske starrten zwei Augen auf Edward hinunter und deren Blick wurde auf halben Weg durch Edward Blick durchbrochen, welcher sich alle Mühe gab, nicht zu zeigen dass ihm seine Faust grade verdammt weh tat. Die Szene blieb vielleicht nur eine Sekunde bestehen, doch es kam Edward vor wie eine Stunde, die der beißende Rauch, welchen er nur zu gut kannte, in seine Nasenlöcher drang und die ganze Situation schlagartig peinlich wurde. „… Du bist's Agwe, richtig?“ sagte Edward trocken und ruhig. Der Mann hinter der Maske nickte nur stumm. Beide richteten sich auf und Edward sah die Maske an, hinter welcher sich das Gesicht seines Kapitäns versteckte. „Reden wir nicht mehr drüber…“ „Would be best…“ stimmten beide überein und Edward machte sich langsam auf den Weg an Agwe vorbei zu gehen und seine Sachen in seiner Werkstatt abzuladen.
Er schüttelte seine Hand, welche nach dem Schlag in Agwes Gesicht noch leicht schmerzte. Wie hielten Agwe und Momo das nur immer durch…
 

Momo

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Moment Mal...
Momo legte den Kopf in den Nacken und registrierte nach mehreren Stunden, dass es inzwischen dunkel geworden war und die Sterne wie verklumpter Glitzer am schwarzen Tuch des Nachthimmels hing. Frech grinste ihr die Sichel des Halbmondes entgegen, welcher die helle Scheibe am Horizont seit einiger Zeit schon abgelöst hatte. Sie hatte doch gerade erst geblinzelt und jetzt ist es schon stockdunkel? Abermals blinzelte die junge Frau, aber nichts änderte sich. Nicht mal ihre anbahnenden Kopfschmerzen verschwanden. Mist, hätte ja klappen können.
"Du hast wohl zu viel getrunken, Kleines."
Ach ja! Die Kneipe. Natürlich. Aber das würde ja bedeuten... "Wow, ich kann mich wirklich an kaum etwas erinnern....", lachte Momo halbherzig und sah an sich herunter. Alles klar, einmal durchchecken. Kleidung, check. Ihre Hand glitt unter ihre Jeans und tastete dann ihre Brüste ab. Unterwäsche, check. Sie hob ihren rechten Fuß an. "Hübscher Klumpfuß", gackerte Vellie. Das waren nicht ihre schwarzen, schlichten Pumps, die sie so liebte. Diese Schuhe hatten einen etwas höheren Absatz, in dem sie zwar problemlos stehen konnte, aber der Stil dieser Dinger war wirklich abartig. Pink und glitzernd passte einfach nicht zu ihr. Sofort machte sich die Teufelsfrau daran, ihre Füße von diesem falschen Schuhwerk zu befreien, um sie dann anschließend ins Wasser zu werfen. Platsch! - Problem gelöst. Auch wenn sie ihre Lieblingspumps vermissen würde. Wie kam sie auch dazu, diese Glitzerschuhe anzuziehen? "Scheiße, da hat man einmal einen Filmriss..." Das passierte ihr auch nicht oft. Da musste man schon all seine Alkoholvorräte auf den Tisch bringen, damit sich die Teufelsfrau einen Blackout antrank. Diese Insel hatte es wirklich in sich, mit ihren Schnäpsen und Brandweinen... Aber sie war ja die letzten Tage trocken gewesen, da Edward in der Werkstatt Wurzeln geschlagen hatte und sie somit nicht mit Alkohol versorgt hatte, wie üblich. Klar, das Zeug stand fast überall auf Deck herum, doch das wirklich starke Zeug konnte nur vom Tüftler selbst gemacht werden. Plötzlich brummte es. Ihr Magen meldete sich. Sie rieb sich den Magen und fragte beiläufig: "Haydee, hast du auch so Hunger wie ich?"
Moment Mal...
Ein ungutes Gefühl beschlich ihren leeren Magen. Ein komisches Zerren, dass ihr bedeutete, irgendetwas Schlimmes getan zu haben. Irgendetwas... irgendjemanden vergessen zu haben.
"... Haydee?" Ihr Blick schweifte unruhig hin und her und bevor sie sich umwandte, drang eine tonlose Stimme an ihre Ohren.
"...Ja...."
Erleichtert blies sie die Luft aus ihren Lungen, doch sofort wich die Erleichterung der Überraschung. Ihre Augenbrauen huschten nach oben und sie legte dabei verständnislos den Kopf schief. "Sie war die ganze Zeit bei dir, keine Sorge." "Ach, schön, das du mit der Information jetzt herausrückst. Ist da noch etwas, was ich wissen muss? ... Haydee! Komm her, Kleines."
"Noch mehr Information? ... Es ist kein echtes Zebra."
Die Köchin stieg nun von dem gestreiften Tier und eilte an Momos Seite, immer noch mit dem Lollie in der Hand, der nun etwas kleiner erschien. Sofort setzte sich das Zebra in Bewegung, doch anscheinend hatte das Hinterteil andere Pläne als der Kopf. "Sie ist weg. Los, schwing die Hufe! Wir haben doch noch was zu erledigen! Los, los!!" Nach einigem Vor und Zurück einigte sich das gestreifte Pony endlich und galoppierte im Zickzack von dannen. Die Teufelsfrau kratzte sich nachdenklich am kahlrasierten Schädel. Dabei fiel ihr Blick auf Haydee neben ihr. Dann auf den Lolli in ihrer Hand.
Eine Erinnerung blitzte auf. Ja, der Lolli-Augenblick.
"...möchtest du mal lecken?" Natürlich hatte Momo ihrem Püppchen diesen Vorschlag nicht verneinen können. Doch gleichzeitig an einem Lolli zu lecken und sich dabei auch noch in die Augen zu sehen – vor allem wenn man in die stoisch-ruhigen Augen der Traumtänzerin blickte – war sogar für die Teufelsfrau etwas zu viel gewesen. "Jemand muss es dir mal wieder richtig schön..." "...besorgen, ich weiß", beendete Momo knurrend den Satz und wollte sich gerade orientieren, wo sie sich überhaupt befanden, da rührte sich TickTack an ihrem Rücken. Meistens steckte sie ihre Tops in die Hose, sodass der Hermelin sich unter ihrer Kleidung einrollen konnte, ohne herauszufallen. Und so hatte er sich in der Nähe ihres Steißbeins eingenistet... diesmal fühlte sich das aber ziemlich komisch an. Geschickt pflückte sie ihren Liebling aus seinem Versteck, obwoh er sich vehement gegen den festen Griff wehrte. "Stell dich nicht so an, Kleiner... Was zum...??!" Diesmal klappte ihr nun wirklich die Kinnlade herunter. "Was zum Teufel hat man denn mit dir angestellt?" TickTacks weißes, makelloses Fell war über und über mit Farbtupfern übersät, die noch etwas feucht waren. Deshalb hatte es sich so komisch angefühlt, als er Hermelin sich bewegt hatte. Blau, Gelb, Pink, Lila, Blau, Grau... Jede Farbe war vertreten. Das Tier keckerte nur und sah seine Besitzerin mit traurigen Knopfaugen an. "Das bring ich schon wieder in Ordnung, Liebling.."
"Ich hab einen Hermeliiin, einen kunterbunten Hermeliiiin...!"

Kaum war Momo an Deck, verschwand Haydee auch schon in der Küche. Sie murmelte etwas von "verpassten Mahlzeiten" und hatte die Tür leise hinter sich zugezogen. Nun stand sie allein dort und hatte nicht wirklich eine Ahnung, was sie nun anstellen sollte. Die Hühner hatten sich zum Glück allesamt in den Hühnerstall zurückgezogen, sodass die Teufelsfrau ungehindert über die El Pollo Diablo streifen konnte.
"Hey Käpt'n. Schickes... Kostüm...", grüßte sie Agwe mit einem knappen Winken von weitem und wunderte sich nur für eine Sekunde, was er denn daüberhaupt trug. Doch sie hatte den ganzen Tag über komische Gewänder gesehen, da wunderte sie es nicht, das der Priester da mitzog. Da Haydee in der Küche war und Riley nach einer halbstündigen Suche nicht aufzufinden war, suchte sie den Platz auf, der für Edward üblich war. Die Werkstatt.
"Hey, Ed...", grüßte sie beiläufig den Tüftler, als sie den Raum betrat. Er hatte sich hinter einem großen Buch vergraben und murmelte nur etwas unverständliches. Ohne eine weitere Bemerkung abzuwarten, durchquerte sie mit großen Schritten den Raum, riss Edward das Buch aus der Hand und hielt ihm den getupften Hermelin vor die Nase. "Bring das wieder in Ordnung!"
 

Haydee

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Sie hatte Dinge gesehen. Grauenvolle Dinge. Also weiterempfehlen würde sie diese Erfahrung gewiss nicht! Aber wer hätte auch ahnen können, was aus einem kurzen Schlabbern an einem – höchstwahrscheinlich ungesund alkoholreichen – Lutscher passieren konnte? Zuerst war Momo nur fröhlicher geworden, hatte sich entspannter gebärdet und mit einem breiten Grinsen mehrere kurze Bestellt, während Haydee selbst sich wieder brav auf ihren Stuhl gesetzt hatte. Agwe und der langhaarige Kerl, mit dem er sich zuvor noch geprügelt und bekämpft hatte, saßen wie die besten Freunde zusammen an einem Tisch und kippten abwechselnd Schnaps in ihre Kehlen und auf die Wunden, die sich gegenseitig beigebracht hatten. Im Prinzip hatte nur Edward gefehlt, um das typische Mojo-Besäufnis vollkommen zu machen. Aber während ihr Kapitän noch verhältnismäßig vernünftig mit seinem neuen Freund zusammen saß, lief Momo zu neuen höchstleistungen auf. Im Nachhinein konnte die Köchin nicht einmal mehr sagen, was sie am meisten verwirrt hatte. Das Momo plötzlich halb nackt auf der Theke getanzt hatte und ohne zu fragen den teuren Whisky des Barkeepers in die offenen Münder der Schaulustigen geschüttet hatte war dabei noch das harmloseste gewesen. Das arme Pferd ... der arme Clown ... die arme Blondine, mit der Momo eine halbe Stunde aufs Damenklo verschwunden ... wobei die hatte eigentlich ziemlich glücklich gewirkt, als sie wieder rausgekommen war und hatte sogar Momos Schuhe angehabt. Aber armer armer TickTack ... und arme Haydee selbstverständlich auch!
Agwe war bestimmt schon vor einer Stunde verschwunden, kurz bevor die haarlose Furie zu höchstleistungen angelaufen war, während die Träumerin brav dageblieben war und alles über sich hatte ergehen lassen, ohne zu verstehen, WAS genau um sie herum passierte. Es war schon irgendwie eine Erleichterung gewesen, als Momo endlich zu dem Schluss gekommen war, das es Zeit war, zurück zum Schiff zu gehen. Leider hatte sie die Idee kurz nach dem verlassen der Bar wieder verworfen und stattdesen beschlossen zum Schiff zurück zu Reiten! Armes Zebra wanderte auf die Liste der bedauernswerten, als Momo das Tier mit „sanfter gewallt“ dazu überredete, sie zum Hafen zu bringen. Haydee hatte nur beobachtet, wie das seltsam zerknitterte Tier stöhnte, als Momo schließlich aufstieg und war zu dem Schluss gekommen, dass sie lieber lief. Ansonsten wäre das Zebra vielleicht zusammengebrochen, dann wäre Momo runter gefallen, dann wäre sie wütend geworden und das wollte vermieden werden.
Die Nacht auf der Mirrorball Insel war deutlich angenehmer als die Tage, einfach weil es nicht mehr so viele Menschen auf den Straßen gab. Die Luft war zwar noch immer voller unangenehmer Gerüche, aber dafür angenehm kühl. Das schönste war aber der Anblick des Himmels. Sterne, der Mond ... und der zweite Mond, der auf der Spitze des Berges glitzerte! Das war wirklich ein faszinierender Anblick. Blöderweise war der genau in der entgegengesetzten Richtung zum Hafen. Eine Zeit lang lief Haydee rückwärts neben dem seltsamen Zebra her, um den Blick nicht zu verlieren. Das ging solange gut, bis Haydee zum dritten mal gegen einen Mülleimer lief. Zumindest brachte dies das Zebra zum Lachen, aber die blauen Flecken störten schon ein wenig, darum unterlies sie es. Im großen ganzen war die kleine Köchin sowieso mehr damit beschäftigt, ihre Unterhose an der richtigen Stelle zu halten. Beziehungsweise Momos Unterhose, da ihre Kameradin irgendwann in ihrem Rausch beschlossen hatte, zu tauschen. Zu Dumm nur, dass Momo nicht nur größer, sondern auch deutlich üppiger war und ihre Unterwäsche daher ziemlich lose an ihrem flachen Körper schlabberte. Glück im Unglück, die ganzen Berrys – abzüglich dessen, was sie dem Barbesitzer hatte bezahlen müssen – stopften das Satin des Höschens ein wenig aus.
Als das Schiff endlich in Sicht kam, schien sich auch Momos benebelter verstand wieder zu lichten, zumindest hörte sie auf zu singen, dass man ihr lieber den Whisky hätte geben sollen. Stattdessen wirkte sie nun deutlich desorientierter, suchte etwas. Oh hallo, sie suchte nach ihr? Das war mal etwas neues! ”… ja … ich bin hier ...” Momo wirkte etwas erleichtert – das Zebra wirkte deutlich erleichterter als es sich davon machte – als Haydee sich neben sie stellte und mit ihr zusammen die letzten Meter zum Schiff machte. An Deck angekommen fischte die Amazone erst einmal ihren Kleinen Liebling aus ihren Klamotten heraus und offenbarte warum es ein armer, armer TickTack war. Irgendjemand – wir wollen ja keine Namen nennen, es war nämlich Momo – hatte den ehemals weißen Hermelin in ein buntes Kunstwerk verwandelt. "Was zum Teufel hat man denn mit dir angestellt?" fragte Momo mit einem Blick, der klar machte, dass sie nicht den blassesten Schimmer hatte. ”… wurde angemalt …” antwortete Haydee stoisch. Sie konnte nur gut nachvollziehen wie TickTack sich fühlte. Diese blöde Farbe klebte nämlich ganz schön, vor allem zwischen Oberkörper und Kleid. Wenigstens hatte Momo geübt, bevor sie ihr Haustier verschönert hatte.
”… ich habe drei Mahlzeiten nicht zubereitet und muss jetzt zumindest das Abendessen kochen ...“ murmelte sie schließlich, ob nun zu Momo oder sich selbst war unmöglich zu sagen. Gesagt getan und sie machte sich ohne pause auf in die Küche. Es war schon spät, also durfte es nichts ausgefallenes sein, dass zu lange brauchte. Irgendetwas einfaches, was sättigte. Was ging schnell? Das denken viel ihr noch schwerer als sonst. Irgendwie ging ihr dieses Lied nicht mehr aus dem Kopf, dass Momo gesungen hätte, während sie auf dem Zebra ritt. Mit der vagen Idee eine einfache Portion Bolognese zu machen, streckte sie sich nach dem Topf im obersten Küchenschrank und ohne es selber zu merken, hatte sie angefangen, die Melodie zu summen. Erschrocken lies sie den Topf fallen, der scheppernd über den Boden rollte. Es war nichts neues, dass ihr Körper machte was er wollte, wenn sie kämpfen musste, passierte das andauernd. Aber in ihrer Küche war ihr das noch nie passiert. Vorsichtig berührte sie ihre Lippen, öffnete den Mund leicht und schloss ihn wieder. Dieses Lied verhinderte, dass sie sich auf etwas anderes konzentrieren konnte. Es wollte raus aus ihrem Kopf! Also holte Haydee einmal tief Luft und sang das erste mal in ihrem Leben etwas, leise und nur damit das Lied aus ihren Verstand verschwand. „…Times are tough and things are bad ... so why be dumb and risky …? When you see the trouble come … Ya better just send the Whiskey …” Ohne dass die es merkte, schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, während sie sich daran machte, das stark verspätete Abendessen auf den Tisch zu bringen. Zumindest war ihr Kopf wieder frei.
 

Agwe

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Wie meistens wenn der Mojo Bunch Landgang hatte wachte Agwe am nächsten Tag mit einem gehörigen Brummschädel auf. Sein Mund schmeckte nach Asche, unter seinen rot unterlaufenen Augen hatten sich schwere, dunkle Tränensäcke gebildet und die sonst so elegante, subtil gefährliche Gangart des Schlangenpriesters war dahin. Außerdem schmerzte sein Rücken und er konnte nur äußerst eingeschränkt sehen. Letzteres lag daran dass er immer noch sein Kostüm trug, die Holzmaske sah fantastisch aus aber schränkte sein Sichtfeld enorm ein. Von draußen drangen zahllose Geräusche, vom Brummschädel des Voodoopriesters zwanzigfach so laut zurückgeworfen. Hammerschläge, muntere Rufe, Füße aus Stein und Holz, Hühnergegacker. “Ugh“, kommentierte Agwe die Lage, ein antriebs- und lustloses Grunzen. Heute würde er sich zu kaum etwas vernünftigem aufraffen können. Auch solche Tage musste es ab und an mal geben. Dass Haydee sein Frühstück aus diesem Grund den Hühnern vorwerfen würde war ein angemessener Preis dafür, immerhin hielten diese regelmäßigen Opfergaben die gefiederten Dämonen ruhig.


Tatsächlich tischte die geistesabwesende Köchin gerade das Mittagessen auf als Agwe endlich aus der Kabine geschlurft kam. Mit einem rechtschaffenden Hunger machte er sich über seine Portion her und verlangte sogar Nachschlag, etwas was bei ihm äußerst selten vorkam. Nachdem er sich die Essensreste von der Wange geschleckt und vom Kostüm gekratzt hatte, tat Agwe seine Absicht kund sich ein wenig die Beine zu vertreten um sich an dieses Kostüm zu gewöhnen und seinen Kater loszuwerden. “See ya later! Und passt mir aufs Schiff auf, man!“


Unten am Schiff wartete jemand. Offensichtlich ein Mitarbeiter der Hafenmeisterei, denn er trug einen feschen blauen Kittel und kritzelte irgendetwas auf einen Notizblock. Das Kratzen der Möwenfeder auf dem rauen Papier klang unangenehm, sogar für Agwes nüchterne Ohren, aber er hielt sich zurück. “Ahoi, man.“ “Ja, ähm... Ahoi. Sind Sie der Kapitän dieses Schiffes?“ Agwe nickte bestätigend und forderte den kleinen Mann mit einer aufmunternden Handgeste auf weiter zu reden, wobei sein übergroßer Handschuh bedenklich schwankte. “Ich nehme an die Parkgebühren haben Sie noch nicht entrichtet?“ Agwe legte verständnislos den Kopf schief, was in Kombination mit der Schädelmaske die er inzwischen wieder aufgesetzt hatte eigentümlich aussah um das geringste zu sagen. “Eh?“ “Also nicht, nun gut... Sehen Sie, Parkplätze sind teuer, gerade zur Zeit des Dance Dance Karnevals, also muss ich Sie bitten die folgende Summe baldestmöglich zu bezahlen.. hier, bittesehr. Und viel Spaß noch auf unserer Insel.“ Er drückte Agwe einen kleinen Wisch Papier in die Hand und verabschiedete sich noch ehe der Voodoopriester irgendetwas sagen konnte. Die Summe auf dem kleinen Stück Papier hatte ihm schier die Sprache verschlagen.


Normalerweise hätte der Voodoopriester auf diese Summe gepfiffen und einfach abgelegt wie es ihm passte, die Loa würden schon Verständnis dafür haben. Aber nachdem er gestern eine Kneipe in Schutt und Asche gelegt und mehrere Menschen zu Tode erschreckt hatte fühlte sich der Voodoopriester irgendwie verpflichtet zumindest ein wenig an diese Gemeinde zurück zu zahlen. Ein wahrer Priester der Loa wusste, dass die Gemeinschaft von allen mit getragen wurde und Steuern waren den Loa tatsächlich nicht unbekannt. Ayizan, die Händlerin, wachte über diese. Und so sah Agwe es als seine Aufgabe an, die festgelegte Summe auch zu bezahlen, jedenfalls den Löwenanteil davon. Irgendwo auf dieser Insel würde es schon einen Job für ihn geben. Vielleicht suchte das örtliche Krankenhaus ein paar Ärzte.. nein, diese Arbeit wäre zu unwissenschaftlich für ihn. Er wollte etwas das ihn forderte. Etwas bei dem er sich übermächtig scheinenden Dingen stellen und ihnen ins Auge blicken konnte, den Teufel bei den Hörnern packen und ihn besiegen... He, das sah gut aus! Mit geschickten Fingern riss Agwe einen Anschlag von einer Hauswand ab und studierte ihn ausgiebig. Aye, das sah nach einer Beschäftigung für ihn aus. Und, wie es aussah, auch den Rest des Bunches.


“People, hergehört, wir mischen uns ein wenig unters Volk!“ Mit dieser pompös gestalteten Neuigkeit betrat Agwe das Schiff und ruinierte den Effekt nur dadurch dass er aufgrund seiner eingeschränkten Sichtreichweite über ein Tau stolperte und mit dem Kopf voran in den Hauptmast lief. Der Mast trug eine ordentliche Delle davon, genau proportional zu Agwes Beule, ein Unentschieden über das sich beide Parteien gehörig ärgern mussten. “It be like this, man: Wir brauchen ein wenig money und ich habe mir erlaubt uns ein paar Jobs zu verschaffen. Ihr seid alle bei Wettbewerben eingetragen, man, ich natürlich auch. Gewinnt sie und wir haben Spaß und ein wenig einfaches Geld. Damit bezahlen wir dann das hier“, er hielt den Zettel mit den vielen Nullen darauf in die Luft als wäre es keine große Sache, “und behalten was übrig bleibt. Noch Fragen?“ Ihren Gesichtern nach zu urteilen hatten Agwes Crewmitglieder davon sogar eine ganze Menge, allen voran die kleine Haydee, aber das ignorierte Agwe geflissentlich. Jetzt war es erst einmal Zeit ihnen zu sagen woran sie teilnehmen würden. “Momo! Du bist heute Abend in der Kneipe Zum Wilden Stier. Da läuft ein Armwrestlingturnier ab, man, viel Spaß dabei. Haydee, du wirst singen. It be fine, man, ich erlaub' es dir. Geh zum Trotting Fox, frag einfach jemanden wo das ist, man, und sing' was du willst. Dann geben sie dir eine Menge Geld und du kommst damit wieder hierher. Okay, man?“ Agwe glaubte ihr damit alles lückenlos erklärt zu haben, immerhin waren das extrem einfache Anweisungen. Einfach irgendwo hin gehen, gegen eine Menge Profis in etwas gewinnen und wieder abhauen, kinderleicht. Wer die Loa auf seiner Seite hatte, der schaffte so etwas locker. “Falls ihr mich braucht, ich bin im Greingarten und nehm' an diesem Wettsaufen Teil, man, mal sehen was sie da so alles haben... Und für dich, Eddie, man...“ Agwe zog einen seperaten Wisch aus seiner Tasche. Darauf war eine hübsche junge Frau abgebildet, deren weißes T-Shirt mehr zeigte als verbarg. Vor allem weil es vollständig durchnässt war. “Sorry, man, aber das war das einzige was frei war. Diese Mädchen da brauchten noch jemanden der sie beurteilt oder sowas, genau hab' ichs auch nicht verstanden, man. Aber du hast die Kohle wenigstens sicher, also mach das beste draus, understood?“ Er hielt Edward den Zettel hin, auf dem in großen Buchstaben das Wort „PREISRICHTER“ gedruckt war. Die Augen des Tüftlers leuchteten. Ob nun vor Freude oder aus religiöser Ekstase konnte Agwe nicht genau beurteilen, aber wenn man es herunterbrach war das sowieso ein und dasselbe.


Krach. Mit einem lauten Scheppern brach ein Tisch, dann die Hand eines armen Mannes der sich den falschen Leuten in den Weg gestellt hatte. “Leg' dich nicht mit Piraten an!“, wies ihn ein schlaksiger Kerl mit blonder Haartolle zurecht. Wieder einmal verpassten er und der Mojo Bunch, von beiden unbemerkt, sich nur um Haaresbreite, er und Agwe waren sogar aneinander vorbei gegangen ohne es bemerken zu können, getrennt nur durch eine Backsteinmauer die zwei Fußwege auf der Mirrorballinsel trennten. Das Gesicht des Piraten glänzte von Schweiß und seine Zunge hing heraus wie die eines tollen Köters, Wahnsinn funkelte in seinen Augen. “Wir sind die Savage Piraten, Kleiner! Wir nehmen was uns gefällt und wenn du uns daran hindern willst hast du ein Problem. Tachichichichichi.“ Die vollbusige Frau neben dem Blondling lachte schallend, während die unter einem Kapuzenmantel versteckte Gestalt zu seiner rechten zustimmend nickte. “Black Lung ruft. Auf jetzt. Ich hab' lange genug hier herumgegammelt“, befahl der Blonde seinen beiden Begleitern die Haltung annahmen wie zwei zurechtgewiesene Soldaten. “Und vergesst Corra nicht. Ich hab' keinen Bock schon wieder für ihre Sauereien gerade zu stehen. Mir liegt euer Genörgel von letztem Mal noch in den Ohren.“
 

Edward Buraddo

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Edwards „Zusammenstoß“ mit Agwe hatte zum Glück sonst keiner mitgekriegt. Momo und Haydee waren noch nicht an Bord gewesen, zumindest schlussfolgerte Edward das, nachdem sowohl in der Küche als auch im gemeinsamen Schlafsaal niemand zu finden war. Scheinbar hatten die beiden sich einen Mädchenabend gemacht, was sie sich auch durchaus verdient hatten. Er selber kannte es ja von seiner Zeit bei den Barden, auch wenn es in der Gruppe schön war, irgendwann wollte jedes Geschlecht mal unter sich sein. Was die beiden wohl trieben? Edward sah gedankenverloren an die Decke. Momo würde wahrscheinlich in ein paar Schlägereien geraten und Haydee… Tja, was würde Haydee wohl machen? Er wusste es nicht. „Sie ist schon schwer zu durchschauen… ich denke mal sie wird einfach machen was Momo ihr sagt…“ Na ja, im Endeffekt zählte wohl nur, dass die beiden sich mal amüsieren konnten.
Er selber hatte seinen Abend schließlich auch schon verplant, es galt ein paar Bücher durchzulesen und daraus zu lernen und danach das erlernte in die Tat umzusetzen. Das war doch auch eine schöne Art, seinen freien Abend zu verbringen. Doch zuerst einmal hieß es seinen knurrenden Magen zu beruhigen. Bei dem Gegrummel konnte sich ja keiner konzentrieren. Also hieß es jetzt für den Tüftler: Ab in die Küche! Da Haydee nicht da war, war er auch vor den leicht strafenden Blicken der Köchin sicher. Sie sagte zwar nie was wenn man sich in der Küche selber bediente, aber man sah doch in ihren Augen, dass es ihr nicht unbedingt passte. Zum Glück hatte Edward Haydee so oft in der Küche geholfen, wenn sie mal wieder den Ofen in die Luft gesprengt hatte oder ein neues Regal brauchte, dass er wusste, wo alles stand. Brot, Aufschnitt und diverse andere Beilagen waren schnell zusammengetragen und so warteten keine Zehn Minuten später zwei schön reich belegte Sandwiches darauf, von dem Tüftler verputzt zu werden. Dieser räumte noch die Küche auf und beseitigte seine Spuren und nahm dann seinen Teller mit in seine Werkstatt.

Versunken in sein Buch merkte Edward gar nicht, dass die Tür zu seiner Werkstatt aufging. Auf das „Hey Ed…“ seitens der Amazone reagierte er kaum. Er hatte zwar gehört, dass da ein Geräusch war, dass man durchaus als Stimme wahrnehmen konnte, aber das da tatsächlich jemand mit ihm redete… zumindest so lange, bis plötzlich eine Hand auf seinem Buch lag und Kraft ausübte, der das Buch nach kurzer Zeit aus Edwards Händen riss. Sichtlich verwirrt starrte Edward die Person vor sich an, die er als Momo erkennen konnte. Was war denn jetzt los? Hatte er etwas angestellt?
Nein, das war es wohl nicht… bei genauerem hinsehen fiel auf, dass die Augen der Faustkämpferin glasig wirkten. Sie war zwar da, aber auf jeden Fall teilweise Abwesend. Ja, Edward kannte diese Augen zu gut, da hatte sich jemand abgeschossen. Er grinste leicht doch Momo streckte ihm nur eine bunte Felldecke entgegen, zumindest schien es das auf den ersten Blick zu sein. Erst als Edward nicht mehr die bunten Farbflecken fokussierte sondern das Gesamtbild betrachtete, fiel ihm auf, dass es sich bei diesem „Kunstwerk“ um TickTack handelte, den Momo ihm mit dem Worten „Bring das wieder in Ordnung“ in die Hand drückte.
„Meine Güte, was hast du denn mit dem Armen gemacht?“ fragte Edward, während er den Hermelin, der ihn mit geradezu flehenden Augen ansah in den Händen hielt. „Weiß nicht, mach das wieder gut!“ sprach Momo mit einem leichten lallen in der Stimme. Edward sah erst auf das bunte Häufchen Elend in seiner Hand, dann auf Momo. Er schüttelte den Kopf und wollte sich grade von ihr abwenden, als ihr etwas Merkwürdiges auffiel. „Ehm… Momo?“ sprach er die eindeutig noch leicht benommene Amazone an. „Was?“ „Du hast da… Farbe an deinem Oberteil…“ er deutete auf Momos Schulter, an der sich deutlich eine Farbablagerung abzeichnete… Wenn Edward es nicht besser zu wissen glaubte würde er denken das wäre… Momo drehte sich dreimal um sich selber beim Versuch, einen Blick auf die Farbe zu erhaschen, bis sie irgendwann mit einem „Hach…“ stehen blieb und sich einfach kurzerhand das Oberteil auszog. Edward machte große Augen, während Momo oben ohne vor ihm stand und ihr Oberteil untersuchte, nicht etwa weil er selten das Glück hatte, ihre Brüste so nah vor sich zu haben, sondern diesmal eher wegen etwas, was eindeutig nicht auf ihre Brüste gehörte. „Ehm…“ fing er an und zeigte auf die linke Brust, auf welcher es sich nur unweit von der Brustwarze entfernt ein deutlicher weiblicher Lippenabdruck gemütlich gemacht hatte. „Du hast da was…“ nuschelte er verlegen, während Momo erst ihn fragend ansah und dann ihre Brust betrachtete. „Was isn das?“ fragte sie sichtlich verwirrt, während Edwards Blick etwas weiter nach unten glitt, wo sich über den Bauch noch ein paar Abdrücke verteilten. „Du… solltest vielleicht Duschen gehen…“ riet er Momo, welche sich mittlerweile den Finger angeleckt hatte, und versuchte mit ihrer Spucke den Lippenabdruck weg zu rubbeln. Momo sah Edward an, der grade nicht wusste, wohin er gucken sollte und vor allem irgendwo zwischen ungläubigen starren und einem breiten grinsen stecken geblieben war. „Mach TickTack wieder heil…“ grummelte Momo und ging aus der Werkstatt.

Was auch immer mit dem armen Hermelin passiert war, es würde den armen Kerl bestimmt ewig verfolgen. Zum Glück war die Farbe nicht sonderlich hartnäckig gewesen und mit etwas starken Alkohol, den der Tüftler immer da hatte, schaffte er es schließlich, das Fell wieder frei von Farbrückständen zu kriegen. Was genau das war, das konnte sich Edward nicht ausmalen, noch wie zur Hölle es dazu kommen konnte, dass aus dem armen Hermelin ein modernes Kunstwerk wurde. Auf jeden Fall musste es für die beiden Frauen eine ziemlich Interessante Nacht gewesen sein… Moment… Beide… beide… Haydee… Edward sah plötzlich auf. Es war doch nicht etwa… Augenblicklich legte er sich Ticktack um den Hals und ging mit zügigen Schritten in Richtung Küche, wo er Haydee am wahrscheinlichsten vermutete. Tatsächlich hörte er schon auf halben weg klappern in der Küche, was bedeutete dass Haydee wahrscheinlich dort am arbeiten war. Er klopfte kurz an und betrat dann die Küche. Ja, Haydee war fleißig am werkeln, hatte den Tisch gedeckt und ein schönes Abendessen, wenn auch nicht zu ihrer üblichen Stunde, gerichtet. Edward näherte sich der Traumtänzerin langsam. „Hey Haydee.“ Sagte er zeitig, um nicht zu riskieren die Köchin zu erschrecken, denn das konnte sicher unangenehm werden. Wie üblich sah sie kaum auf geschweige denn drehte sie sich um, sie antwortete nur mit einem knappen „Ja?“ und setzte ihre Arbeit fort. „Kannst du dich mal eben umdrehen?“ fragte Edward, woraufhin Haydee sich ruckartig so drehte, dass sie ihn ansah. Er beugte sich etwas vor und sah auf ihre Lippen. Kein Lippenstift… Edward richtete sich wieder auf und sah an die Decke. War ja auch eine dumme Idee… warum sollte…
Plötzlich merkte er, dass Haydee ihn noch immer anstarrte. „Ist in Ordnung, du kannst weiter machen was auch immer du grade gemacht hast.“ Lächelte er sie an, bevor er sich an den Tisch setze. Zwar hatte er nach seiner Rückkehr an Bord etwas gegessen, doch das hinderte ihn nicht daran, jetzt noch einmal zuzulangen. „Na Haydee, was habt ihr heute so gemacht?“ fragte er die Köchin, nachdem sie ihre Arbeit beendet und sich zu ihm an den Tisch gesetzt hatte.

Er schlich leise in Richtung seines Schlafplatzes. Haydee war noch geblieben um die Küche aufzuräumen, doch Edward brauchte langsam Schlaf. Agwe und Momo waren schon am schlafen und zumindest bei Momo war das heute Nacht recht lautstark. Edward ging langsam auf ihren Schlafplatz zu und riskierte einen Blick, und der Anblick der sich da bot ließ ihn fast loslachen. Nur noch mit dem Handtuch bedeckt mit dem sie sich wohl nach dem Duschen abgetrocknet hatte war sie vor dem Bett auf die Knie gesackt und kniete jetzt vor dem Bett, nur ihr Oberkörper lag auf dem Bett. Scheinbar war sie auf halben Weg eingeschlafen. Edward lächelte und ging langsam auf sie zu. Vorsichtig und darauf bedacht, nichts zu berühren was er nicht berühren sollte, hob er die Amazone in ihr Bett und legte die Decke über sie. Er sah noch einmal kurz auf sie herab, bevor er sich selber zum schlafen legte. TickTack zog es in dieser Nacht vor, sich an den Tüftler zu kuscheln. *Wenn sie so schläft sieht sie irgendwie süß aus…* waren die letzten Gedanken, die Edward in den Schlaf begleiteten.

Am nächsten Tag war Edward nach Haydee als zweiter wach. Momo und Agwe waren noch tief und fest am schlafen und so nutzte Edward die Gelegenheit um nach dem Frühstück, bei dem es nur ihn und Haydee gab, da sich der Rest der Crew noch nicht von ihren Träumen verabschiedet hatte. Na ja, das freute zumindest die Hühner, denn was Edward nicht alleine schaffte, setzte sie dem Federvieh vor. Edward nutzte die Zeit bis zum erwachen der anderen dazu, das was er sich gestern angelesen hatte in die Praxis umzusetzen und seinen Mantel zu flicken. Unter den wachsamen Augen von TickTack setzte er die Nadel an und tatsächlich, einige Stiche durch den Stoff und auch einige Stiche in sein eigenes Fleisch später hatte er den Mantel tatsächlich geflickt. Stolz sah er sich sein Werk an. Dafür dass es seine erste Arbeit war, konnte es sich wirklich sehen lassen. Mit Stolz im Gesicht warf er sich seinen neuen alten Mantel um und ging nach draußen, um seine Arbeit im Sonnenlicht zu begutachten.

Der Rest des Tages verlief recht gelassen, zumindest bis zu dem Moment, an dem Agwe die Crew an Deck versammelte und ihnen mitteilte, dass Geld zu verdienen beziehungsweise zu gewinnen sein. Er hatte die ganze Crew bei diversen Wettbewerben angemeldet, doch für Edward hatte er sich etwas ganz besonderes einfallen lassen. Mit großen Augen sah er auf die Stellenbeschreibung, die ihm Agwe da gab: Richter bei einem Wet-T-Shirt Wettbewerb… Das war ein Traum. Na ja, zumindest so was ähnliches, er hoffte zumindest dass er wach war. Seine Mundwinkel zogen sich von einem Ohr zum anderen, so breit grinste er bei der Vorstellung daran, wie er den heutigen Tag verbringen würde. Zumindest bis ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Irgendwas bohrte sich in seinen Rücken… Er drehte sich langsam um und spürte wie sich ein eisiger Film über seine Beine legte und immer weiter nach oben krabbelte, während er langsam aber sicher in Blickkontakt mit zwei violetten Augen geriet, deren Blick so scharf war, dass man Diamanten damit wie Butter hätte zertrennen können. Die Augen gehörten zu Momo, welche ihn nur anstarrte. „Ehm…“ Edwards Grinsen verschwand und er setze ein vorgetäuschtes genervtes Gesicht auf. „Na ja, wenn es sein muss, aber ich mache es nur für die Crew…“ sagte er und versuchte, etwas Abstand, zwischen sich und Momo zu bringen, denn er ahnte schlimmes.
 
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Haydee

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Von zwei Dingen konnte man an Bord der Pollo Diablo im Normalfall immer ausgehen: Haydee war die letzte, die ins Bett ging und am nächsten Morgen die erste, die wieder auf den Beinen war. Von dem Versuch, die anderen ebenfalls zu wecken, war sie inzwischen abgegangen. Selbst sie verstand es, wenn man ihr mehrere Wochen lang jeden Morgen zwischen zwei und vier Kissen an den Kopf warf. Beziehungsweise, nachdem die anderen von Kissen zu massiveren Gegenständen übergegangen waren. Wie man nach fünf Uhr noch schlafen konnte, blieb ihr jedoch weiterhin schleierhaft. Sie selbst wachte schon immer auf, noch bevor ihre Uhr(en) zu piepsen begann. Dann war es jeden Tag der selbe trott. Ins Bad gehen, sich waschen, dem Spiegel einen Hieb verpassen, woraufhin er auf den Boden fällt und dann ab in die Küche. Inzwischen war Haydee zu dem Schluss gekommen, dass es deutlich angenehmer war, für nur vier Leute, einen Hermelin und einen Schwarm Hühner zu kochen, als jeden Abend eine Horde zwielichtige Gestalten in einer düsteren Bar zu bewirten. Das bedeutete zwar nicht zwangläufig weniger Arbeit, aber es machte ihr mehr ... spaß? Ja, dass müsste Spaß sein. Und weil sie gerne bei den anderen Mojos war, gab sie sich auch extra viel Mühe. So wie heute Morgen zum Beispiel. Für den Nachmittag hatte sie einen Kastanienkuchen geplant und so saß sie jetzt unter dem offenen Fenster der Küche, vor sich eine kleine Feuerschale, in der sie Kastanien röstete. Der Ofen war dafür einfach nicht zu gebrauchen, da verloren sie das richtige Aroma. Die Beine angezogen starrte sie in den Stapel der kleinen, brennenden Feuerscheite und die runden Leckerbissen in der Glut. Apropos Leckerbissen, kaum begannen die Röstkastanien einen leichten Geruch zu verströmen, als auch schon ein kleine weiße Nase vorsichtig in die Küche spähte, augenscheinlich auf der suche nach gefiederten Feinden. Da keine Hühner anwesend waren, huschte TickTack herein und bekam sofort zwei Schalen vorgesetzt, eine mit Milch und eine mit Fleischklösschen. Mit einem leisen Stöhnen stieß Haydee Luft aus und begann an einer Scheibe Brot herum zu knabbern. Zumindest einer kam zu jeder Mahlzeit pünktlich.
Der nächste, der es aus dem Bett geschafft hatte, war Edward. Keine Verwunderung, auch dass war der Normallfall auf diesem Schiff, vorrausgesetzt der Tüftler schaffte es tatsächlich von seiner Werkstatt aus in sein Bett. Sofort wandte die kleine Köchin sich von der offenen Gefahrenstelle ab, um sich um das Frühstück des Waffenmeisters zu kümmern. Ein Kommentar über das unbewachte Feuer blieb aus. So oft wie Haydee es geschafft hatte, Teile der Küche in die Luft zu jagen, war eine kleine Flamme in einem Eisenkorb, auf einer Steinplatte nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste. Nachdem Edward versorgt war, widmete sich die Träumerin wieder ihren Röstkastanien, die bereits ein angenehmes Odeur von sich gaben. Neben ihr lag eine Metallschale auf dem Boden, die noch leer war. Während der Tüftler noch sein –zugegebenermaßen für eine Person doch sehr reichliches – Frühstück vertilgte, hob Haydee mit einem mal beide Arme und begann blitzschnell in das Feuer zu greifen. Ihre zarten Hände blieben niemals länger als eine Sekunde in der Hitze, aber mit jeder Bewegung förderte sie eine Kastanie aus dem Feuer und in die bereitgelegte Schalte. Das Metall begann unter der Hitze der Esskastanien leicht zu glühen. Nachdem sie alle alle heraus gefischt hatte, zog sie Topfhandschuhe an und hob die heiße Schale vor Edward auf den Tisch. Dieser hatte während der Vorführung aufgehört zu kauen und ein Bissen war ihm aus dem Mund gefallen. „Zeig mir bitte deine Hände, Haydee,“ meinte er besorgt und die Köchin kam der Aufforderung natürlich ohne mit der Wimper zu zucken nach. Verwundert betrachtete Edward die schlanken, weißen und vor allem völlig unversehrten Fingerchen. Bei jedem anderen wären zumindest Verbrennungsspuren zu sehen gewesen. „Wie hast du das gemacht?“ fragte er ungläubig, während Haydee sich ihre Topfhandschuhe wieder anzog, um weiter zu arbeiten. Einen Moment lang stand sie ausdruckslos da, als hätte sie die Frage nicht verstanden. "... Zielen … schnell zugreifen ... schnell loslassen ..."

Nach und nach wachten dann auch die anderen Mitglieder des Bunches auf. Das war ungefähr die Zeit, zu der es sonst das Mittagessen gab und somit selbst für Agwes und Momos Verhältnisse relativ spät. Aber zumindest waren sie – erneut für ihre Verhältnisse – pünktlich für die zweite Mahlzeit des Tages, woraufhin Haydee ihnen sofort auftrug. Die Dreistigkeit, eine zweite Portion zu verlangen, wurde Agwe jedoch mit einem Bratpfannenschlag gegen den Hinterkopf vergolten. Und danach mit der bestellten zweiten Portion, aber vor allem mit einem Hieb mit der Edelstahlbratpfanne!
Einige Zeit Später, sie war grade mit dem Abwasch beschäftigt, Als Agwe seine gesamte Crew an Deck zusammen rief und damit mit einigen Papieren in den Händen herum fuchtelte. Ohne viel zu erklären erteilte er jedem Mitglied seiner Mannschaft eine Aufgabe, die diese im laufe des Tages zu erfüllen hatten. Normalerweise würde Haydee ja nicht einmal mit der Wimper zucken und tun, was ihr Kapitän von ihr wollte, aber das hier war ein besonderer Fall. "... Singen ...?" fragte sie mit schwacher Stimme, während sie den entsprechenden Aushang entgegen nahm. „It be fine, man, ich erlaub' es dir. Geh zum Trotting Fox, frag einfach jemanden wo das ist, man, und sing' was du willst. Dann geben sie dir eine Menge Geld und du kommst damit wieder hierher. Okay, man?“ Wenn der kluge Agwe es so sagte, dann hörte es sich sehr einfach an, aber sie konnte gar nicht singen. War das vielleicht die Strafe dafür, dass sie gestern Abend das Abendessen zu spät aufgetischt hatte? Oder weil sie ... natürlich. Das war die Strafe dafür, dass sie beim Kochen vor sich hin gesungen hatte. Sie hätte wissen sollen, dass dies keine kluge tat war. Aber wenn Agwe sie so bestrafen wollte, dann würde sie es akzeptieren. Vorsichtshalber las sie den Aushang selber noch einmal durch. Im großen ganzen, war es so, wie ihr Kapitän gesagt hatte, was sie stutzig machte, waren die beiden kleinen Zeilen ganz unten: ’Noten für die Big Band erforderlich / Kostümpflicht’. Einmal davon abgesehen, dass sie kein einziges, richtiges Lied kannte, wusste sie zwar, dass man Noten für die Melodie brauchte, aber natürlich hatte sie keine und wusste auch nicht, wie man sie machte. Und ein Kostüm hatte sie natürlich auch nicht. Für solche Lapalien interessierte sich der Voodoopriester jedoch nicht. Da blieb nur eine einzige Lösung! Mit großen, runden Kätzchenaugen, zog sie Edward am Ärmel und deutete auf das Kleingedruckte des Zettels.


„Also gut und Arme ausstrecken. Nein zur Seite. Verdammt du kannst gleich weiter lese, jetzt halt still!“ Haydee tat wie ihr geheißen, während Edward mit einem Maßband ihre Armlänge nach maß. Dabei warf er immer wieder einen Blick in ein Buch, dass vor den beiden auf dem Küchentisch lag. Da das Licht hier besser war, arbeitete der Tüftler in Haydees kleinem Reich und nicht in seiner eigenen Rumpelkammer an dem Kostüm. Die ohnehin unvertraute Arbeit wurde für ihn noch dadurch erschwert, dass Haydee mit der Nase in einem seiner Notenbücher hing und die dortigen Lieder der reihe nach durch ging. Das erste Schulterzucken ihrerseits, auf seine Frage als WAS sie sich verkleiden wolle, hatte er noch akzeptiert, aber das zweite, als es um die Wahl des Liedes ging, dann nicht mehr. Da sie es vorsingen musste, sollte sie es auch selber aussuchen. Aber sie durfte wenigsten die entsprechende Seite aus seinem Notenbuch heraus nehmen. „Also gut ...,“ murmelte der frisch ernannte Schneider der Crew und kritzelte irgendwelche Zahlen auf das bereitliegende Blatt Papier. Dann schluckte er schwer, als würde das, was nun kam, ihm äußerst unangenehm sein. Außerdem warf er immer wieder Blicke auf die Tür. Schließlich kniete er sich vor seinem ‚Model’ nieder, dass eine Ende des Maßbandes an ihrem Knöcheln, währe das andere langsam an der Innenseite ihrer Beine hoch wanderte, bis kurz vor ... da flog mit einem mal die Tür auf und im Rahmen stand eine Furie mit kahlgeschorenem Schädel. Edward sah Momo an. Momo sah Edward an. Und dann wanderte ihr Blick zu der, nur mit einer Unterhose bekleideten Haydee, die ihre Liedtexte las, als wäre gar nichts gewesen. „Was wird das?“ fragte sie kühl und mit einer äußert unangenehmen Ruhe in der Stimme. „I-ich nehm, ich nehme Maß? Für ihr Kostüm? Das sie tragen muss?“ Mit einem Lächeln, dass zu freundlich war, um echt zu sein, kam Momo näher. „Ach sag das doch gleich. Kein Problem, dafür hab ich Verständnis. Ich habe nur noch eine Frage ...“ Und damit verpasste sie ihm eine gehörige Kopfnuss. „WARUM MUSS SIE DAFÜR HALB NACKT SEIN!?!?“

Edward hatte zwei Manneqins – wie hatte er es auf die schnelle geschafft, Schaufensterpuppen zu organisieren – in der Küche aufgestellt. An der einen der beiden arbeitete er grade ausgiebig und mit einer pochenden Beule auf dem Schädel. Die andere stand zwischen Momo und Haydee (welche auf das Drängen ihrer Kameradin hin wieder bekleidet war). Jetzt wirkte selbst Momo ein wenig rot, als sie mit Haydee über die einzelnen Körperteile der weiblichen Figur sprach. „Also Püppchen, in diesem Bereich“, sie beschrieb mit der Hand einen vagen Kreis um die Brust, „diesem hier,“ die Innenseiten der Schenkel, „und dem hier,“ mit einer Drehung wandte die Puppe den beiden Frauen den Rücken zu und Momo deutete in etwa auf den Po-Bereich, „dürfen Männer dich niemals anfassen, außer du kennst sie ganz lange und äh, hast sie gerne und ... ach was soll’s und hast die Erlaubnis von mir, dass sie das dürfen! Verstanden?“ Natürlich hatte sie verstanden, dass war ja ein klarer Befehl, weshalb Haydee brav nickte, woraufhin auch Momo grimmig nickte. „Wenn dich trotzdem jemand dort anfasst, schlägst du ihm auf die Nase!“ Mit einem Räuspern drehte sie die Puppe erneut herum und warf dabei Edward einen bösen Blick zu, der beflissentlich nicht von seiner Näharbeit aufsah. Dann deutete sie auf die besondere Stelle, zwischen den Beinen. „DORT darf dich niemals auch nur irgendjemand anfassen, außer dir selbst und äh ... na ja also es sollte dich wirklich niemand anfassen bis du alt genug bist! Klar so weit? Wenn doch, dann musste so oft und so fest auf jedes auch nur Sichtbare Körperteil dieser Person einschlagen! Das ist ein Befehl!“ Erneut nickte die kleine Träumerin. "... gilt das denn für jede Frau ...?" fragte sie schließlich, nachdem etwa eine Minute lang stille geherrscht hatte und woraufhin sich Momo verlegen am kahlen Kopf kratzte. „Na ja, nein, das gilt nur für dich. Für dich gelten spezielle Regeln, bis du etwas ... älter bist.“ Zum dritten mal nickte Haydee und versuchte dabei so ernst auszusehen, wie nur irgend möglich.
„So fertig!“ kam es da mit einem mal von Edward, der Stolz von seiner Kreation weg trat und präsentierte, was er geschaffen hatte. Ein kurzes, wirklich äußerst kurzes, weißes Kleidchen, mit langen Ärmeln, die in weißen Handschuhen verschwanden. Auf dem Rücken des Kleids waren schwarze Flügel angebracht und weiße Seidenstrümpfe reichten exakt bis zum Saum des Kleids. Auf dem Kopf der Schneiderpuppe saß ein Haarreif mit Katzenohren, an dem ein stabiler Draht mit einem roten Bommel angebracht war. „Das ist doch nicht dein Ernst!?“ murmelte Momo und starrte auf das untere Ende des Kleidungsstück. Wenn Haydee das trug, würde man bei jedem zweiten Schritt ihre Unterhose sehen. „Und was soll das überhaupt darstellen?“ wurde die offensichtliche Frage hinterher geschoben. Der etwas brüskiert wirkende Eddi verschränkte die Arme. „DAS ist ein Mogry! Das sind Fabelwesen auf meiner Heimatinsel. Und die kürze ... na ja wenn DU mich nicht so unter Druck gesetzt hättest, hätte ich auch die Schritthöhe richtig ausmessen können ... und als ich merkte, wie kurz das Ding ist, hatte ich nicht mehr genug von der weißen Seide und ...“ Instinktiv duckte er sich leicht weg, um einer etwaigen Attacke zu entgehen. Einen kurzen Augenblick lang wirkte Momo, als wüsste sie nicht ob sie dem Tüftler umarmen oder verprügeln sollte. Dann schließlich entschied sie sich dafür, mit den Schultern zu zucken und ablehnend den Kopf zu schütteln.
Ehrfürchtig strich Haydee über den dünnen, weißen Stoff, den Edward benutzt hatte. Er fühlte sich so weich an, ganz ungewöhnt, vor allem im Vergleich zu dem rauen Stoffkleid, dass sie sonst immer trug. Mit ein wenig Hilfe – von Momo, nicht von Edward – schlüpfte sie in das Kostüm, welches sich wie ein Traum anfühlte. Noch nie hatte sie ein Kleidungsstück besessen, dass so gut gepasst hatte. Und Praktisch war es obendrein! Nachdem sie die Strümpfe an diesem dünnen Gürtel um ihre Taille befestigt hatte, winkelte sie zuerst das rechte Bein im 90° Winkel nach rechts ab, stellte sich wieder grade hin und streckte es dann nach hinten und oben, bis ihre Zehenspitzen ihren Hinterkopf berührten. Dass sie dabei mehr zeigte, als es für eine Dame schicklich war, scherte sie nicht wenig, die wunderbare Beinfreiheit hingegen schon. „Hach süß siehst du ja schon aus Püppchen, aber versuch doch beide Beine unten zu behalten,“ kam es von der grinsenden Momo. Da piepte auch schon die kleine Armbanduhr, die Haydee noch immer um ihren Knöcheln trug. "... Ich muss jetzt los, um noch pünktlich an zu kommen ..." Mit diesen Worten nahm sie den Zettel, den sie aus dem Notenbuch abgeschrieben hatte und lief aus der Tür. „Hey halt, sag uns wenigstens noch, welches Lied du jetzt genommen hast.“ Im ersten Moment schien es so, als hätte Haydee den Ruf nicht gehört, doch dann antwortete sie, als sie fast vom Schiff runter war "... Lied 42 ..." Grade ging sie die Planke herunter, da konnte sie Momos Stimme brüllen hören, als stünde sie direkt neben ihr. „DU HAST ZUGELASSEN DAS SIE DIESES LIED NIMMT?!?!?“
 
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