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Prolog - Frauenprobleme

Lace

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Hochsommer auf Lumerus, die Städte ächzten unter der vom Himmel brennenden Sonne, am Nachmittag kam man sich selbst in den ausgedehnten Wäldern vor wie in einem Glutofen und von 11 bis nach 18 Uhr sah man kaum jemanden auf der Straße. Die Menschen suchten in der Kühle ihrer Häuser Schutz vor den brutalen Temperaturen und immer wieder wurden Ärzte zu Notfällen gerufen bei denen sich irgendein Kreislauf verabschiedet hatte.
5 Kilometer süd-westlich von Lumerus, gelegen an einer Klippe, von der aus man einen wunderbaren Blick auf das Meer genießen konnte, fand sich ein kleines, aber elegantes, luftig gebautes Ferienhaus. Eine eigene Straße wand sich den Hügel hinauf hoch zu diesem mietbarem Domizil, dessen Charme vor allem von der großzügigen Bepflanzung des Grundstückes herrührte. Eingerahmt von zahllosen Büschen, Sträuchern und großblättrigen Palmen erinnerte die üppige Vegetation an ein kleines Tropenparadies. Ein Paradies, das im Augenblick freilich ebenfalls wie der Rest der Insel unter der Bullenhitze zu leiden hatte. Die Pflanzen machten einen angeschlagenen Eindruck, ließen im prallen Sonnenschein kraftlos die Blätter hängen und das ein oder andere Gewächs schien sich wegen der Trockenheit bald ins Jenseits verabschieden zu wollen.
Hitze flirrte über den hartgebackenen Boden, selbst die sonst so beständig wehende Brise vom Ozean hatte den Dienst eingestellt und während die Sonne ihrem höchsten Stand entgegen strebte rührte sich in der Umgebung nichts, die Landschaft wirkte wie tot. In dieser fast vollkommen Stille durchbrach das scheppernde Klingen einer zerbrechenden Blumenvase die Ruhe wie ein Paukenschlag. Am Haus sah man durch die weit geöffneten Verandatüren kurz darauf eine Glasschale ins Freie fliegen, welche auf den Terracottafliesen der Terrasse in tausend Teile zersprang. Im selben Moment schoss eine schwarzhaarige Frau hinaus, ignorierte die Scherben zu ihren Füßen, baute sich dort draussen auf wie ein wütender Bulle und entließ im nächsten Augenblick einen langezogenen, ungehemmt zornigen Schrei aus ihrer Kehle, der weithin zu hören war.
Hinter der hochgewachsenen Mittzwanzigerin in ihrem leichten Sommerkimono tauchte eine ältere Dame in schlichter Kleidung auf, bewaffnet mit Kehrbesen und Schaufelchen, und machte sich kommentarlos daran die Glassplitter zusammen zu fegen, was die Jüngere vollkommen ignorierte. Mit schwarzglänzenden Augen sah diese hinaus aufs Meer, schien den Anblick aber nicht wirklich zu registrieren sondern mit den Gedanken weit weg zu sein.
"Von allen verdammten Casinobesitzern auf dieser verfluchten Insel muss ausgerechnet dieser eine auf Kerle stehen!"
Nach diesem in schriller Wut vorgetragenen Satz trat die Kimonoträgerin ungehemmt gegen eine schwere Tonvase, die eine mittelgroße Topfpalme beherbergte. Ein dumpfes "Pong" war zu hören, gefolgt von einem jaulendem Geräusch und man sah das keifende Weib mit einem Mal sehr zahm und höchst unelegant auf einem Bein hüpfen, während sie ihren schmerzenden Fuß mit der rechten Hand festhielt.
Ihre Begleiterin schien das alles nicht zu registrieren. Seelenruhig kehrte sie die Scherben auf und verschwand stumm ins schattige Innere des Hauses. Als sie erneut die Szenerie betrat hielt sie eine langstielige Pfeife in der Hand, entzündete den darin befindlichen Tabak mit einem Streichholz und reichte das Ganze an die nun in einem der Korbsessel sitzende Schwarzhaarige weiter.
"Man wird uns die Keramik sicher in Rechnung stellen."
Schwarze Blitze trafen die Alte aus noch immer mörderisch funkelnden Augen.
"Und wieso genau sollte mich das kümmern?"
"Weil uns langsam die Barschaft ausgeht, Miss Lace. In spätestens zwei Monaten haben wir keinen blanken Berry mehr, wenn sie sich aber weiter benehmen wie eine Verrückte schaffen sie es in einer Woche das Geld durchzubringen."
Lace Shitazawa machte eine unwirsche Handbewegung, wobei Ascheflöckchen aus dem Kopf ihrer Pfeife wirbelten.
"Wir haben diese Probleme nur wegen dieses verdammten Homophilen!"
Die Ältere verzog ob dieses unfeinen Wortes pikiert das Gesicht und schüttelte dann den Kopf.
"Sie betonen doch immer wieder mit Nachdruck, dass sie mit ihrem alten Beruf gebrochen haben, wieso sollte es sie dann jetzt kümmern, welche Vorlieben dieser Mann nun hat oder nicht."
Plötzlich blitzte Gold in der Sonne, Shitazawa hieb mit der Linken auf den Tisch und die metallische Spitze ihrer Hakenhand grub sich in das polierte Holz.
"Weil so einfach alles viel leichter und schneller gegangen wäre, Tutti. Jetzt kann ich alles über den Haufen werfen und zusehen, wie ich anders an die Pläne komme! Wenn auch nur einmal etwas so funktionieren würde, wie es soll..."
Mit einem kräftigen Zug befreite sie den Haken und zog nachdenklich an ihrer Pfeife. Tutti besah sich mit gerunzelter Stirn das Loch in dem Möbelstück.
"Das wird man uns auch in Rechnung stellen", stellte sie nüchtern fest und machte sich daran einen Sonnenschirm aufzustellen um zu verhindern, dass sich ihre Herrin zu der ganzen Aufregung auch noch die Haut verbrannte.
 

Lace

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Lace hielt sich im Grunde ihres Herzens für einen leicht zu verstehenden Menschen, weswegen sie niemals begreifen würde, wieso andere sie für kompliziert hielten. Es war simpel, wenn ein Plan funktionierte war ihre Laune gut, wenn er daneben ging ärgerte sie sich. Ganz einfach. Und wenn Tutti es auch noch so hinstellte, als würde sie übertreiben überkam die Schwarzhaarige das innige Bedürfnis einem Lebewesen das schlagende Herz aus der Brust zu reißen. Völlig normale Ecken und Kanten eines Charakters eben.
Nach der Aufregung des Nachmittags zog sich Lace am Abend in ihr Schlafzimmer zurück. Die Nacht versprach keine nennenswerte Abkühlung der Temperaturen zu bringen und ob sie nun draußen oder drinnen schwitzte machte keinen Unterschied. Sie musste sich einen neuen Plan zurecht stutzen, aber mit ihrem derzeitigen Blutdruck war das kaum möglich, also sah der nächste Tagesordnungspunkt vor runter zu kommen und ein wenig zu entspannen. Das Angenehme ließ sich hierbei mit dem Nützlichen verbinden und Shitazawa blätterte gelangweilt die Zeitungen der letzten Wochen durch um sich welttechnisch gesehen wieder auf den aktuellen Stand zu bringen.
Die meisten Artikel überflog sie einfach, bis ihr Gehirn die Nennung ihrer Heimatinsel registrierte und Lace etwas genauer den damit verbundenen Artikel ins Auge fasste.
„North Blue atmet auf: 'Dancing Devil' Vladimir Nukpana gefasst“, murmelte die Frau und nahm einen tiefen Zug aus ihrer Pfeife.
Der nächste Idiot, der sich Pirat schimpfte und hängen würde. Die Story erinnerte ein wenig an den Bericht über die Verurteilung von Spear und den Jungs. Wie üblich versetzte der Gedanke daran Lace einen kleinen Stich und sie kräuselte verächtlich die Lippen. Bei der Festnahme der Prosa-Piraten tat die Marine auch so, als hätten sie zum zweiten Mal Gold Roger geschnappt, dabei fragten sich einige Zuschauer während der Hinrichtung flüsternd untereinander, was die 13 armen Tröpfe auf der Tribüne eigentlich angestellt hatten und wer sie überhaupt waren.
Wahrscheinlich war Nukpana ein ähnliches Bauernopfer. Seine Führungsqualitäten leiteten sich schon allein daraus ab, dass er nicht einmal seine eigene Crew halten konnte. Ein kleiner Fisch also. Aber war auf ihn nicht ein Kopfgeld ausgesetzt worden? Die Schwarzhaarige erinnerte sich dumpf an einen Bericht vor einigen Wochen, bei dem es sie vor Neid beinahe zerfressen hatte. Ein Pirat aus ihrer Heimat, der weitaus berühmter war als sie selber. Nun, damit war die Geschichte wohl abgehakt. Keine Lorbeeren mehr für das tanzende Teufelchen.
Zufrieden nahm Lace eine neuere Ausgabe des Blue Reports zur Hand, überflog das Titelblatt und stutzte.
„Tutti!“
Die Dienerin kam angelaufen. Shitazawa warf die Zeitung auf den Tisch und deutete mit ihrer Hakenhand auf einen Artikel.
„Wieso weiß ich davon nichts?“
Tutti las kurz die Überschrift und verneigte sich dann reumütig.
„Verzeiht, Herrin. Ich war in den letzten Tagen nicht häufig genug zum Einkaufen in der Stadt. Scheinbar sind in Lumerus Dinge vorgefallen, von denen ich nichts weiß.“

Lace schnaubte unfein und holte sich das Papier zurück.
„Ich erwarte nicht, dass du über ALLES Bescheid weißt, ich würde nur gerne über Dinge informiert sein, bevor sie die ganze Welt erfährt. Vor allem, wenn es um Machiavelli geht.“
Tutti verneigte sich erneut.
„Ich benötige sowieso noch ein paar Sachen für das morgige Mittagessen. Bei der Gelegenheit kann ich mich in Lumerus ein wenig umhören.“
Shitazawa winkte ab. Sie wusste durchaus, dass ihre Dienerin garantiert nichts mehr zum kochen brauchte und einfach nur auf diese Art einen eleganten Weg nutzte um Lace ihren Willen zu lassen. Aber der Schwarzhaarigen gefiel die Vorstellung ihre Begleiterin bei der Hitze stundenlang im Freien herum rennen zu lassen nicht, schließlich war sie nicht mehr die Jüngste.
„Ich bin mir sicher, dass das Essen auch so schmeckt. Ich werde morgen Abend selber in die Stadt fahren.“
 
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Die Einkaufsmeile von Lumerus. Einer der wenigen Orte, an dem man auf dieser Insel tatsächlich etwas für sein Geld bekam und nicht von windigen Glücksspielmagnaten um die hart verdienten Berry gebracht wurde.
Lumiere – das Casino Town des South Blue. Aber im Grunde nur ein billiger Abklatsch, zumindest, wenn man Lace fragte, die sich am Abend des nächsten Tages tatsächlich in die Stadt bemüht hatte und nun an den Geschäften vorbei schlenderte und eine Rauchfahne hinter sich herzog. Natürlich war es ihr nicht gelungen Tutti davon zu überzeugen heute einmal einen Tag frei zu machen. Sie schien zu glauben, dass ihre Chefin den Weltuntergang verursachen würde, wenn man sie auch nur fünf Minuten unbeaufsichtigt ließ.
„Herrin...wir müssen sparsamer mit dem Geld umgehen. Im Augenblick können wir uns eine solche Verschwendung nicht leisten.“
Das Mütterchen mit dem von Falten durchzogenem Gesicht schleppte schwer an einigen Tüten und hatte Mühe, der Schwarzhaarigen in der teuren Seidenrobe zu folgen, welche gedankenverloren ihre Pfeife paffte und im vorbeigehen das Warenangebot begutachtete.
„Verschwendung? Du übertreibst mal wieder, Tantchen. Nirgendwo ist Geld so gut angelegt, als wenn man es ins eigene Aussehen investiert. Schließlich kann ich nicht ständig in den selben Klamotten herum laufen. Was sollen die Leute denken?“, gab die Angesprochene eine gekonnte Imitation von Ohana Shitazawa zum Besten.
„Euer Aussehen ist schon lange nicht mehr euer Kapital, ich dachte, damit hättet ihr abgeschlossen.“ Schwitzend legte die Dienerin einen Gang zu um sich nicht abschütteln zu lassen.
„Oder habt ihr es euch doch anders überlegt?“ Der hoffnungsvolle Unterton in der Stimme war kaum zu überhören.
„Sei nicht albern, Tutti. Wenn ich vor hätte mein Leben wieder als bemalter Zirkusaffe zu fristen würden wir mit der nächsten Fähre zurück nach Hause segeln und diese Beleidigung, die sich Stadt nennt hinter uns lassen. Keine Sorge, unsere Geldprobleme sind schon bald Vergangenheit und wir unterwegs Richtung Grandline. Jetzt entspann dich gefälligst, diese ewige Nörgelei ist ja nicht auszuhalten.“
Tutti übertrieb mal wieder maßlos und hockte auf dem Geld wie eine Legehenne auf ihren Eiern. Wofür war der Zaster denn schon gut, wenn man sich damit nicht ein wenig das Leben versüßen konnte? Obendrein hatte dieses Kuhdorf eh nicht wirklich etwas zu bieten, das Laces Geschmack entsprach. Auf Lumiere gab es keine Geishakultur, entsprechend fehlte das Warenangebot für diesen Berufszweig und die Mode orientierte sich eher an zeitgemäßen Trends. Furchtbar!
Während die Schwertkämpferin mäßig interessiert die Auslage eines Schmuckverkäufers in Augenschein nahm tippte Tutti ihr von hinten auf die Schultern. Als Shitazawa sich umdrehte deutete die Dienerin diskret die Straße hinunter, von wo sich eine kleine Menschentraube näherte.
„Kapitän Scifionore.“
Lace zog interessiert eine Augenbraue in die Höhe und betrachtete das Persönchen in der Mitte der Ansammlung. Während ihres bisherigen Aufenthalts auf Lumiere war die Piratin der Marinefraktion dieser Insel noch nicht begegnet, was vor allem daran lag, dass sie ihr Miethaus kaum verlassen und so unauffällig und zurückgezogen wie möglich gelebt hatte. Aufmerksamkeit konnte sie im momentanen Stadium leider nicht gebrauchen. Aber es war nie verkehrt das Gesicht von potentiellen Gegnern zu kennen, denn streng genommen war Scifionore nebst den Männern diverser Sicherheitsdienste die einzige Person, die Lace zu einem ungünstigen Zeitpunkt in die Suppe spucken konnte.
Kapitänin Lea Scifionore schlenderte in Ausgehuniform durch Lumerus' Straßen, grüßte links, grüßte rechts und führte nebenbei Gespräche mit wechselnden Bürgern der Stadt, die an sie heran traten und sie ein Stück des Weges begleiteten um sich wohl irgendwelche Fragen beantworten zu lassen. Lace versuchte sich ein Bild von dieser Frau zu machen, aber ihre Erscheinung gab nicht sonderlich viel über sie Preis. Die Schwarzhaarigen schätze sie auf Anfang bis Mitte 30, dunkle Haare, dunkle Augen, zierlich gebaut und alles in allem eher unscheinbar. Die Person Lea Scifionore verschwand hinter der Soldatin, ihr Auftreten war hilfsbreit-höflich und absolut professionell.
„Was weiß man über sie?“
„Sie ist schon seit einigen Jahren auf Lumiere, aber der Posten hat ihr kein Glück gebracht. Trotz guter Arbeit lässt eine Beförderung auf sich warten. Die Marinepolitik bezogen auf die Insel ist eher zurückhaltend, man beobachtet, aber mischt sich kaum ein. Da ist es schwer zu glänzen.“
„Verbittert wirkt sie trotzdem nicht“, stellte Lace mit leicht schräg gelegtem Kopf fest.
Tutti schüttelte den Kopf: „Sie gilt als absolut loyal gegenüber der Marine. Wo man sie hinschickt erledigt sie ihren Job und das ohne zu murren. Allerdings hat sie es sich hier auch gemütlich gemacht. Sie verband eine recht innige Freundschaft zum alten Bonnett, die Klatschmäuler unterstellen eine Affäre, aber das halte ich für ein Gerücht. Mit Machiavelli steht sie ebenso auf gutem Fuß und sogar auf seiner Gehaltsliste, wie man munkelt.“
„Also doch nicht so loyal, hä?“
Die Alte zuckte mit den Schultern. „Ich würde eher auf Pragmatismus tippen. Sollte Machiavelli wirklich gegen die Interessen der Weltregierung handeln wird Scifionore ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, aber solange er brav ist spricht ja nichts dagegen sich von ihm ein wenig Honig ums Maul schmieren zu lassen. Die Kapitänin ist zufrieden, solange es die Marine ist und man findet sie vor allem draußen in den Gewässern vor der Küste. Sie hofft sich dort mit ein paar Piraten die Zeit vertreiben zu können, aber in diesem Teil der Welt gibt es davon nicht mehr allzu viele.“
Scifionore war inzwischen näher gekommen und befand sich nun auf Höhe der beiden Frauen. Lace starrte sie weiter geradezu unhöflich an und in dem Moment, als die Kapitänin sich anschickte an ihnen vorbei zu gehen hob sie wie beiläufig die Linke und ließ ihre Hakenhand im Licht der untergehenden Sonne aufblitzen. Lea wandte den Kopf, registrierte die Prothese und die dazu gehörende Person und für den Bruchteil einer Sekunde flackerte etwas in ihrem Blick, das einen recht guten Eindruck von dem Menschen hinter der undurchdringlichen Soldatenmaske vermittelte. Scifionore ging weiter und der Augenblick verflog. Lace sah ihr hinterher und zog mit einem feinen Lächeln an ihrer Pfeife. Tutti runzelte leicht die Stirn, ihr war die Situation nicht verborgen geblieben.
„War das klug? Der Haken wird sie vermuten lassen, dass ihr eine Piratin seid.“
„Nun, dann vermutet sie ja ganz richtig, nicht wahr? Manchmal ist eine kleiner Schritt aus der Deckung Gold wert, Tutti. Jetzt weiß ich wenigstens was uns erwartet, wenn uns dieses sanfte Lämmchen in die Quere kommt. Wir sorgen besser dafür, dass das gar nicht erst passiert.“
Shitazawa ging weiter, paffte nachdenklich ihren Glimmstängel und verärgerte ein paar Passanten, die sich von dem Geruch belästigt fühlten. Sie selbst störte sich nicht weiter an der Aufregung, war viel zu konzentriert um den Unmut überhaupt zu registrieren.
„Irgendwelche Laster?“
Auch Tutti hatte ihren Marsch wieder aufgenommen und hechelte neben ihrer Herrin her.
„Dem Glücksspiel kann sie nichts abgewinnen, würde es wahrscheinlich sogar verbieten, wenn sie die Macht dazu hätte. Sonst ist da nicht viel. Wenn es ihre Zeit zulässt geht die Kapitänin gerne in die Oper. Die Klassiker haben es ihr angetan und sie gilt als Kunstliebhaberin. Hin und wieder besucht sie Ausstellungen von ausgewählten Künstlern und leistet sich hübsche Bilder für ihr Haus.“
Laces Augen funkelten vergnügt und sie lachte in der für sie so typisch schnurrenden Weise.
„Chrrrchrrrchrrr, na dann. Lass uns doch mal schauen was das Kulturprogramm in der nächsten Zeit so zu bieten hat. Und ich werde mich dieser netten Sideseeing-Tour anschließen, von der du mir erzählt hast. Es wird Zeit, dass ich der Bonnettvilla einen Besuch abstatte. Jetzt hören wir uns aber zuerst einmal an, was es denn nun mit dem Werkzeugdiebstahl des neuen Protztempels auf sich hat...“
 

Lace

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Die nächsten Tage waren angefüllt mit Schweiß, einer Menge Klatsch und endlosen Fußmärschen. Lace schien eine Aufgabenliste in ihrem Kopf abzuarbeiten und beinahe täglich sah man eine Kutsche den Schotterweg zu dem kleinen Haus auf den Klippen hinauf und wieder herunter rattern. Hatte die Piratin ihre Zeit fast ein ganzes Jahr lang ausschließlich in diesem kleinen Domizil verbracht schien sie dort jetzt nichts mehr zu halten. Tutti jammerte über die Kosten, welche Droschken, Nächte lange Kneipentouren und 'Trinkgelder' verschlangen, welche ihre Herrin überall auf der Insel unter die Leute brachte. Lace ignorierte die Proteste ihrer Begleiterin, nahm wie angekündigt an der Touristenführung durch die Casa Bonnett Teil und statte auch den Städten Las Selvas und Paras-moi einen Besuch ab. Wenn sie dann wieder nach Hause zurück kehrte setzte sie sich auf die Terrasse, kaute paffend auf dem Stiel ihrer Pfeife herum und sah auf das Meer hinaus, wobei sie mehr an einen grübelnden Dedetkiv erinnerte, als an eine Geisha aus Casino Town.
Schließlich wechselte die junge Frau ihr Klientel, begab sich nicht mehr in die zwielichtigen Absteigen Lumieres, in denen sie ohnehin auffiel wie ein bunter Hund, sondern mischte sich unter die kulturellen Kreisen von Lumieres Kunstliebhabern. Zum Teil verkehrten hier sehr schrille Paradiesvögel, aber auch steinreiche Oberschicht und Teile der Führungsreihen waren in den Galerien und Theatern der Stadt oft und gerngesehende Gäste. Lace flirtete schamlos und zog sich einen jungen Galeristen an Land, noch kein großes Licht, aber auf dem besten Weg wohlhabend zu werden. Der arme Tropf verliebte sich haltlos in die Fremde, Shitazawa interessierte sich aber mehr für die Informationen, die sie durch ihn erhalten konnte und nutzte ihren Verehrer ohne schlechtes Gewissen aus.

"Miss Lace, ein solches Verhalten ist nicht schicklich!"
"Ach, komm schon, Tantchen. Es ist ja nicht so, als würde ich Gefahr laufen mich von ihm schwängern zu lassen. Diese Kunsttypen mit ihren Freigeistern sind ein wandelnder Hort für Geschlechtskrankheiten, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich Gerard erlaube mich anzufassen, oder? Dem Trottel reicht es schon, wenn ich ihn ein bisschen anblinzel und verliebt seufze. Seinen Druck lässt er an seiner kleinen, drallen Sekräterin ab, wenn mich meine Augen und Ohren nicht vollkommen täuschen."
Tutti bezweifelte das, Lace hatte nun wirklich genug Erfahrung um zu wissen wie sich Männer benahmen, wenn sie sich eine Geliebte hielten. Trotzdem runzelte sie missbilligend die Stirn. Wie Großmama Ohana hing auch die Alte dem Glauben an, dass es egal war was hinter verschlossenen Türen geschah, solange nur nichts nach außen drang. In der Umgebung des Galeristen glaubte allerdings jeder, dass die schwarzhaarige Kimonoträgerin an seiner Seite sein Bett wärmte und solche Gerüchte hielt Tantchen für absolut untragbar.
Shitazawa kümmerten diese Geschichten wie schon früher herzlich wenig. Sollte man sie nur für ein weiteres ruchloses Mädchen halten, dass sich Männern mit Geld, Einfluss oder einer hoffnungsvollen Karriere an den Hals warf um sich von ihnen ein schönes Leben finanzieren zu lassen. Solche gab es auf Lumerus zu Hauf und in der Masse ging man komfortabel unter. Lace interessierte sich für etwas vollkommen anderes und nachdem sie sich fast einen Monat an Gerads Seite durch die Kunstszene von Lumerus gewühlt hatte kam sie eines Nachts wie eine siegreiche Feldherrin zurück in ihr verschwiegenes Ferienhaus.
"Ich habe sie! Ha! Ich habe sie endlich!"
Triumphierend hielt sie eine große Papprolle in die Luft, rauschte mit ihrem Schatz ins Esszimmer, fegte den Tisch mit einer Handbewegung leer, wobei erneut eine Vase zubruch ging und zog aus dem Inneren ihres Mitbringsels mehrere DIN A3 Blätter. Diese rollte sie auf dem Tisch aus und beugte sich mit leuchtenden Augen darüber.
"Schau sie dir an, Tutti. Endlich habe ich sie. Es hieß, dass nur Ocean, dieser verdammte Frauenverschmäher, Bilder hiervon besitzt, aber es gab Kopien. Und jetzt gehören sie mir!"
Tantchen interessierte sich weniger für die Beute ihrer Herrin, als für die Scherben auf dem Boden.
"Miss Lace...auch das wird man uns..."
"...in Rechnung stellen, jaja, ich weiß. Hör auf zu nörgeln und schau dir lieber das hier an."
Lace winkte das Mütterchen aufgeregt an ihre Seite und zeigte auf die Papiere.
"Jetzt hält uns nichts mehr auf, Tutti. Hier siehst du, diese Pläne werden uns zu dem Schatz führen! Dann haben wir soviel Geld, dass wir uns endlich ein Schiff kaufen können. Ein prächtiges, tüchtiges Schiff, dass es auch mit der Grandline aufnehmen wird. Wieder auf See, Tantchen, endlich geht es wieder raus auf das Meer! Ich habe schon fast vergessen wie es sich anfühlt Planken unter den Füßen zu haben."
Die Alte verzog das Gesicht und ihre Haut legte sich in tausend Falten.
"Ich nicht",entgegnete sie etwas verschnupft.
Lace hörte nicht hin. Mit einem für sie untypisch verträumten Blick sah sie aus dem Fenster, wo die Sonne gerade im Meer versank.
"Mein eigenes Schiff und meine eigene Crew. Eine starke Bande voll unbesiegbarer, mutiger Kämpfer. Überall auf der Welt wird man unseren Namen kennen und die Marine immer höhere Kopfgelder auf uns ausstellen. Wir werden die Grandline erobern...frei wie der Wind und niemand kann uns aufhalten. Wer sich uns in den Weg stellt wird weggewischt. Eine Truppe aus Halbgöttern und wahren Monstern!"
Tutti räusperte sich vernehmlich und holte die Träumerin in die Gegenwart zurück.
"Es wäre schön, wenn wir für diese Sache hier...", sie tippte vielsagend auf die Blaupausen "...schon jetzt ein paar von ihren Halbgöttern zur Hilfe hätten, Miss Lace. Wenn man den Geschichten glauben darf gehen Nachts merkwürdige Dinge in diesem Haus vor. Es soll dort spuken, heißt es. Die Leuten reden von einem hässlichen, riesigem Tier, das in der Dunkelheit auf dem Gelände herum streift. Und die Wachen erst..."
"Blödsinn", fuhr Lace ihrer Gefährtin erneut über den Mund und machte sich etwas umständlich daran die Pläne wieder zusammen zu rollen. "Ammenmärchen. Hier und da ein paar quitschende Türen und sofort sehen irgendwelche Weiber Gespenster. Du bist zu alt um dich von so einem Gerede an der Nase herum führen zu lassen. Ich dachte, Kaspers Geschichten über den Klabautermann hätten dich für solche Gerüchte unempfänglich gemacht."
Kasper, der ehemalige Smutje der Prosa-Piraten, hatte eindeutig seinen Beruf verfehlt, schaffte es früher aber die Mannschaft immer wieder mit seinen Haar sträubenden Erzählungen von seinem miserablen Essen abzulenken.
"Wahrscheinlich verbreiten die Wachen selber diese Märchen um ihre Ruhe zu haben. So oder so, bis sie merken, dass etwas im Busch ist sind wir da schon lange wieder weg."
Tantchen gefiel die Vorstellung überhaupt nicht offensichtlich fest bei dieser Aktion eingeplant zu sein. Sie war recht abergläubisch und ihrer Meinung nach legte man sich nicht mit Mächten an, die über die eigenen Kräfte hinaus gingen. In ihrem Fall zählte dazu sowohl faule Wachmänner, als auch übernatürliche Wesen. Für sie war das eine so real wie das andere.
"Herrin...ich denke nicht, dass es so klug wäre, mich bei dieser Sache dabei zu haben."
Der vorsichtig angebrachte Einwand traf allerdings mal wieder auf taube Ohren. Lace hatte es endlich geschafft alle Papiere zu ordnen und machte sich nun daran mit ihnen in ihrem Zimmer zu verschwinden.
"Jetzt lass mich arbeiten. Ich muss die Pläne bis morgen auswendig gelernt haben, dann muss ich sie Gerards Bekannten zurück geben. Sie sind nur geliehen und sie jetzt zu klauen wäre einfach zu offensichtlich. Über den Rest reden wir ein anderes mal."
Aber während die Kapitänin in Spe sich die Bilder in den Kopf hämmerte erkannte sie, dass Tutti wohl tatsächlich nicht geeignet war um bei dem geplantem Überfall mitzuwirken. Ab einem gewissen Punkt könnte es nötig sein so schnell wie möglich zu verduften und ihre Dienerin war nun wirklich nicht mehr unbedingt die Schnellste. Hilfe brauchte Lace aber auf alle Fälle. Mürrisch stellte sie fest, dass sie sich noch ein paar Komplizen an Land ziehen musste. Unschöne Vorstellung ihren Schatz zu teilen, jeder Berry konnte den Unterschied machen zwischen ihrem Traumschiff und einem leckenden Kahn. Am Besten wäre es tatsächlich schon jetzt ein oder zwei künftige Mannschaftsmitglieder zu rekrutieren. Irgendwo auf dieser Insel würde es doch sicher jemanden geben, der ihren Vorstellungen entsprach.
 
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