Sommer, Sonne, Sonnenschein, das war es doch, was das Leben erst lebenswert machte, oder? Seit Flex zum ersten Mal einen Fuß auf die Holzbretter der Tribute gesetzt hatte, war ihm das Schiff immer mehr ans Herz gewachsen. Naja, eigentlich nicht das Schiff an sich, dazu setzte ihm das Reisen zu sehr zu, sondern eher das Faulenzen und gemütliche Leben darauf. Es war einfach schön, morgens wenn Flex aufwachte, begrüßte ihn Vater Tag mit warmen Westwind, er trainierte ein wenig, und sah nebenbei belustigt zu, wie Ghost immer mehr die Farbe einer Himbeere annahm. Meistens begann sein Training mit einigen Liegstützen und Situps, dann folgten einige Klimmzüge an den Masten. Es war schwierig, das Feuerzeug bei dem Training immer in der Hand zu halten, und wenn er es auf den Boden stellte, kippte das Zippo dank des Schiffsganges immer wieder um, was sich dann darin bemerkbar machte, dass sich Flex mit erschlafften Muskeln zur Bordwand schleppte und die Seele aus dem Leib kotzte. Nein, reisen war einfach nichts für ihn, und das Feuerzeug linderte seine Qualen nur unmerklich. Zudem hatte der Aodann das mulmige Gefühl, dass der Tank nach ein paar Tagen den Geist aufgeben würde.
Innerlich verfluchte er Wahnfried dafür, dass er ihm damals die Teufelsfrucht gegeben hatte, denn so konnte er nicht einfach in das kühle Nass springen. Das Schwimmen, so hatten seine Kameraden immer gesagt, war einfach klasse, nicht auf der Welt konnte sich mit diesem Sport messen, Zwar wusste der Biegsam, dass ihn die Kollegen nur verarschten, aber er nichtsdestotrotz vermisste er die langen Tauchgänge. Ein einziges Mal war er bisher geschwommen, in einem miesen, heruntergekommenen Freibad, irgendwo auf der Mondinsel. "Ihr müsst schwimmen können ihr Luschen!", hatte der Bademeister immer gebrüllt "Was wollt ihr denn sonst machen, wenn euer Schiff von einer Kugel getroffen wird? Wollt ihr über das Wasser fliegen, he? Also schwimmt, sonst seit ihr verloren!"Flex hatte das Tauchen immer Spaß gemacht, nur zu blöd, dass ihm Wahnfried nur einen Tag später zu sich gerufen hatte, um ihm die Sumi Sumi no Mi zu überreichen. Es gab aber auch Zufälle...
Wenn er die Übungseinheiten dann beendet hatte, schmiss sich der Rotschopf vollkommen entkräftet auf den Schiffsboden und lag wie eine Schnapsleiche in der Sonne, zur Linderung der Reiseübelkeit meistens sturzbetrunken oder mit dem Zippo in der Hand . Mondinsel, Float, das waren alles nicht gerade Orte, wo man gute Chancen auf braune Haut oder ein Sonnenbad hatte. Gut, in seiner Heimat galt blasse Haut als Schönheitsideal, aber ein paar Tage, nachdem der Kriegsbote von Float runtergekommen war, fiel ihm seine fast leichenblasse Haut auf. Also lag Flex so in der Sonne und genoss die brütende Hitze, es herrschte nämlich Windstille. Das er dabei übelst nach Schweiß stank, machte Flex nur wenig aus. Auf der Mondinsel hatte er einmal zwei Wochen in einem Bunker zubringen müssen, zusammen mit zweihundert Soldaten, und keiner von ihnen hatte die Möglichkeit gehabt, sich zu waschen. Die Erinnerung an den Gestank eines ganzen Batallions ließ Flex noch heute aus dem Schlaf aufschrecken und trieb ihm die Galle hoch. Wer so etwas schon einmal erleben musste, war für die Zukunft gewappnet.
War das Faulenzen erledigt, ging Flex dann am liebsten in die verlassene Kapitänskajüte, wo er mit Gitarre und Zeichenblock den ewigwährenden Kampf gegen die Langeweile wiederaufnahm. In einem dieser hitzigen Gefechte, als er gerade eine Taube zeichnete, kam Flex eine Idee. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er mit seinen Teufelskräften bisher immer nur unbelebte, statische, Gegenstände in die Realität gezogen. Was, wenn so etwas auch mit Tieren möglich wäre?
Aufgeregt zog der Rotschopf ein neues Blatt aus dem Block und schickte den altbewährten Impuls in seine Hände, der die, Kraft der ihm verliehenen Teufelskraft, in Schreibwerkzeuge verwandelte. Es war immer wieder ein magischer Moment, wenn sich die Arterien und Venen auf seinem Handrücken in die Gefäße für die tiefschwarze Tinte verwandelte, es schmerzte zwar ein wenig, als die Adern ihre Farbe änderten, aber es war auszuhalten. Gleichzeitig fühlte er ein unangenehmes Ziehen in den Fingerspitzen, sobald der Nagel Metall, und die Fingerkuppen Stahlfedern wurden. So schnell, wie der Schmerz gekommen war, war er auch wieder verschwunden, und Flex blickte auf seine neuen Hände – Glänzend, schwarz und aschreckend. Ich bin ein Meisterwerk dachte sich der Künstler.
Seine Hände zitterten leicht, als sich seine Finger senkten und er den ersten Strich auf das noch jungfräuliche Papier brachte. Er musste aufpassen, dass das Feuerzeug in seiner Linken nicht das Papier verbrannte, sonst wäre alles verloren. Kurzerhand klappte der Satanist das Feuerzeug zu und schluckte ein paar der Aspirin, die er in Loguetown gekauft hatte. Das sollte gegen die Transportübelkeit helfen, zumindest teilweise.
Nach und nach wurde das Blatt immer dunkler, fast schien es, als ob es sich gegen die teuflische Substanz wehren würde, die da in sie eindrang und verfärbte. Langsam, ganz allmählich, nahm das Kunstwerk Formen an. Aus dem vormaligen Strichchaos wurde mit der Zeit ein komplexes Gebilde von Schwarz und Weiß. Die Strich verengten sich, ein Kopf kristallisierte sich aus dem Gebilde heraus, dann eine, dann zwei Pfoten, und schließlich der ganze Körper. Ein letzter Strich noch, dann war es vollbracht.
Das Bild zeigte einen kleinen Marder, der sich ängstlich, fast schon feige, an einen dicken Ast klammerte und den Betrachter aus großen Augen starrte. Fast so, als ob er nicht herauswollte, aus seiner zweidimensionalen Existenz.
Aufgeregt und mit pochendem Herzen, packte der Künstler sein Werk und schritt nach draußen an die frische Luft. Wenn der Marder schon das Licht der Welt erblicken sollte, dann wenigstens richtig. Die Sonne blendete Flex, der wohl zu lange im Dunkeln gesessen hatte, er ließ sich aber nicht davon abhalten, das Blatt auf den Schiffsboden zu legen und in Position zu bringen. So, alles war bereit, die Zeremonie konnte beginnen. Leben aus der Leblosigkeit! dachte Flex, und begann den in seinen Augen heiligen Akt.
Zärtlich strich er über das rauhe, von der Tinte noch ein wenig feuchte Papier und schloss die Augen.Lebe, dachte er lebe und diene mir! Als er die Augen öffnete, kräuselte sich das Papier ein wenig, wie das Wasser in einer Schale, die man anstößt. Der Marder auf dem Papier blinzelte, und blickte seinem Erschaffer mit großen, tuscheschwarzen Auge an, dann regte er sich. Ohne Probleme durchbrach der Marder die dritte Wand, setzte seine Pfoten. Auf das Medium, aus dem er gekommen war, und schüttelte sich. Schwarze Tintenspritzer flogen umher.
Flex unterdessen war vor Freude kaum noch zu halten. Er jubelte und tanzte, schrie herum und machte Luftsprünge. Das, was ihm da gelungen war, war mehr als nur eine neues Level seiner Fähigkeiten. Das er Leben erzeugen konnte, bedeutete pure Macht. Macht über das Leben, die Teufelskraft und sich selbst. Mit Tränen in den Augen schloss Flex die Lider und dankte dem Teufel für dieses Geschenk. Glaube mir Herr Satan, ich werde es dir ergelten! Ich werde diese Kraft nutzen, um die Leute deine Macht zu lehren, und ihnen zu zeigen, was der Teufel vermag. Ich danke dir!
Als er die Augen aufschlug, leckte sich der Marder gerade die Pfoten ab, anscheinend war es nicht gerade appetitlich, aus Tinte zu bestehen. „Komm“, sagte Flex „Setz dich auf meine Schulter. Schauen wir doch, mal, was du so alles kannst.“ Der Marder gehorchte ihm ohne zu murren, und machte sich daran, an dem Hosenbein seines Hernn heraufzuklettern. Anscheinend folgte das Teufelswesen seinem Willen bedingungslos. Nur kitzelte der krabbelnde Nager ihn unglaublich, das musste Flex seinem neuen Schützling wohl noch beibringen.
Anscheinend war auch Alice guter Laune, Flex hörte herade noch, wie er sagte: „Segel setzten, wir nehmen Kurs auf die Mirrorballinsel, ihr habt euch Urlaub verdient. Und wenn jemand fragt, ich glaube sie liegt in der Richtung.“ Er wedelte bei diesen Worten wild mit der Hand herum, was Flex irgendwie zweifeln ließ, ob er denn wirklich wusste wo es langging. Aber egal, er hatte eine Aufgabe bekommen, und die hatte er zu erledigen, Nachdem der Hyde und der Biegsam, offiziell ja Steiff, stillschweigend eine Art Meister-Diener Verhältnis geschlossen hatten, erledigte der Satanist alle Aufgaben, die ihm sein Kapitän aufgetragen hatte. Es roch ihm zwar nicht, dass der aufgeblasene Barbier ihm Befehlte erteilte. Aber Vertrag war nun mal Vertrag, und der Rotschopf hatte dem Hutträger in seinem Leichtsinn absolute Treue geschworen.
Nachdem der Geist und er gemeinsam die Segel gehisst hatten, kam sogar noch ein leichtes Lüftchen auf, gerade Recht, um die Hitze zu vertreiben und das Schiff voranzutreiben. Der Teufel schien es wirklich gut mit den Barber Pirates zu meinen, also sah Flex ausnahmsweise davon ab, sich mit Ghost auf ein langwährendes Wortgefecht einzulassen. Wie konnte der Kerl auch wagen, ihm Befehle zu erteilen? Bei Alice war das ja okay, schließlich war er der allgemein akzeptierte Käptn, aber von Shiro und dem Blonden würde er keine Befehle annehmen, jedenfalls nicht in näherer Zukunft. Aber vielleicht würde sich das ja auch bald ändern?