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Kapitel I: Piraten, Pannen, Pleitegeier

Mr. Sheng

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"Will ich meine Augen aufmachen? Wie es hier im Himmel wohl aussieht? Ich liege auf etwas hartem....bäh was ist dieses kratzige um meinen Hals.....ist das.....der Strick...? Oh Gott" Röchelnd und würgend versuchte Sheng einen Schrei hervorzubringen, als sich die Schlinge um seinen als zu zog. Brennend schnitten sich die Fasern ins Fleisch und eine dunkle Stimme ertönte. "Der Schattenbänker, dass ich nicht lache. Haben wir dich erwischt! 70 Millionen Berry auf die Kralle oder wir reißen dich in Stücke! Die vor Adern strotzenden Augen jagten die Fassade hoch und weiteten sich, als sie auf eine scharfe Kante trafen, an der noch ein Büschel des Seils hing, dass ihn hätte umbringen sollen. "Das kann doch nicht wahr sein! Und dann bin ich auf die Makise in den Heuwagen und....." Sheng wich die letzte Farbe aus den Zügen, als er wieder in das wütende Gesicht eines Gläubigers schaute, der den Strick fest in Händen hielt. "Also wenn ihr mich eben entschuldigt, dann gehe ich zur Bank....genau...und dann hol ich euch sogar 100 Millionen... Ich hab nämlich GAAAR nichts dabei.....von meinen gigantischen Haufen Geld, den ich habe" Die beiden Hände, dicht an den Körper gepresst fuhren immer wieder auf und ab, um der Angst irgendwie Einhalt zu gebieten. Doch es half nichts, bis er die Flinte sah, die zwischen seinen Füßen im Heu lag. Die Bande musste es ausversehen mit ihm herausgezogen haben. Mit einer schnellen Bewegung riss er das Schießeisen an sich und wollte auf seinen Widersacher zielen. Die Schweißnassen Hände ließen es jedoch durchgleiten und zu Boden fallen. Krachend löste sich ein Schuss, der die Schlinge um seinen Hals durchtrennte. "Schnappt sie euch Jungs" blaffte Sheng und glotzte hinter die vor ihm stehende Truppe. Allesamt drehten sich um, um sich gegen die vermeindlichen Schläger zu wappnen. Belustig drehte sich ihr Anführer als Erster wieder zurück. "Netter Versuch.....HEY HIERGEBLIEBEN..der Typ haut ab!"
*kratsch* Das flatternde Hemd riss in Stücke, als Theo damit an einer Wand hängen blieb, um die er gerade gebogen war. Irgendein Nagel oder etwas hervorstehendes hinderte ihn am weiterrennen und schon packten die ersten Hände nach seinen Klamotten. Wie ein trockengelegter Fisch wand er sich aus den Klamotten und spurtete Weiter, um seine Verfolger hinter sich zu lassen. Die Finger waren fest im Feinrip verankert, damit das Kleidungsstück nicht in die Kniekehlen rutschte. Plötzlich verwandelten sich seine Hände und Unterarme. "Was zur Hölle" "AHHHHHHHHH" Anstatt seiner Hände besaß Sheng nur noch zwei Rohre, genau da wo seine Gliedmaßen sein sollten. Wie angewurzelt blieb er stehen und rang nach Luft. Durch einen Geistesblitz getrieben drehte er sich um und schrie "HALT...ich wollte meine Superrohrfeuerkraftkanonen nicht verwenden, aber wenn ihr mir keine Wahl lasst dann..."
"Joe was sind das... seine Hände sind aus Metall?!?!....verdammt lass uns abhauen"Schallten die ersten Stimmen, als sie die seltsam Verwandelten Arme sahen. Joe, der Anführer der Truppe war sich unsicher. Eine schlechte Lüge war das eine, aber für einen Trick hielt er dieses Kunststück nicht. Sheng machte einen Schritt auf die Gruppe zu, als ihm die Unterhose runter rutschte, da sie keine Hände mehr festhielten. Sofort stolperte er und legte sich auf das Pflaster und präsentierte sein blankes Hinterteil. "AUF IHN"
 
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Lace

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An diesem Nachmittag schlenderten Lace und Tutti mal wieder durch die Straßen von Lumerus. Lace paffte zufrieden auf ihrer Pfeife herum, nur ihre Begleiterin machte trotz des sonnigen Tages ein Regenwettergesicht.
„Vielleicht hätten sie die ganze Geschichte etwas feinfühliger beenden können, Miss Lace. Der arme Junge war wirklich am Boden zerstört.“
Shitazawa verdrehte die Augen und blies ungeduldig den Rauch aus ihren Lungen.
„Armer Junge? Vor einer Woche hast du dich noch darüber aufgeregt, dass die Verbindung nicht schicklich wäre und jetzt hast du plötzlich Mitleid mit ihm. Bist du irgendwann eigentlich auch mal zufrieden?“
Tutti störte sich nicht weiter an der ruppigen Tonart ihrer Herrin, sie war schlimmeres gewöhnt.
„Ich sage ja nur, dass es auch einen anderen Weg gegeben hätte als ihn so sang- und klanglos den Laufpass zu geben. Denke sie hin und wieder auch einmal an ihr Karma.“
Karma...ja. Tutti war abergläubischer als jede Geisha und Geishas gehörten zu dem abergläubigsten Berufszweig seit Erfindung der Hasenpfote. Ständig schwankten ihre Ratschläge zwischen Ruferhaltung und Götterbesänftigung, und für beides hatte Lace wenig Geduld. Sicher zog sie hin und wieder ihren Almanach zu rate, verließ sich ansonsten aber lieber auf ihren gesunden Menschenverstand. Gerard, dieser nervige Weichling, hatte seine Rolle ausgespielt und ihr die Pläne der Casa Bonnett besorgt. Für ihn hatte sie keine Verwendung mehr, also weg mit dem Dreck. Tantchen war manchmal wirklich einfach zu weinerlich.
„Ganz unter uns gesagt, wenn ich anfange über mein Karma nachzudenken kann ich auch gleich auf klassische Weise Selbstmord begehen. Wenn wir ehrlich sind wissen wir beide, dass da Hopfen und Malz...sag mal, mit wem rede ich hier überhaupt?“
Lace drehte sich verwirrt um die eigene Achse. Ein Blick zur Seite hatte ihr verraten, dass Tantchen nicht mehr neben ihr war und offensichtlich auch nicht einfach nur wie gewohnt einen Schritt hinter ihr. Die Alte schien gut zwei Meter vorher stehen geblieben zu sein, stierte jetzt in eine Seitengasse und schlug sich erschrocken eine faltige Hand vor den Mund.
„Miss Lace, kommen sie schnell!“
Die Kimonoträgerin griff alarmiert an ihre Schwertscheide und eilte zurück. Ihre mütterliche Freundin brachte normalerweise nichts so schnell aus der Ruhe, das Großmütterchen war stets das Sinnbild tiefsten inneren Friedens, aber jetzt stand nacktes Entsetzen in ihren Augen.
„Himmel, sie hängen den Mann auf!“
Ein Blick in die Seitengasse und Laces Laune verschlechterte sich dramatisch. Tatsächlich, ein gutes Stück weiter hinten hatte sich irgendein Trupp schmieriger Gestalten ein wahrhaft armselig wirkendes Männchen gegriffen und ihm einen Strick um den Hals gelegt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Shitazawa interessierte das nicht die Bohne. Sie war Großstadtkind genug um zu wissen, dass man hin und wieder besser wegguckte um sich nicht den Mist von anderen auf die Schultern zu laden. Aber leider hatte Tutti diesen kleinen Auflauf entdeckt - wieso konnte sie in ihrem Alter nicht halb blind sein wie alle anderen? - und ihr Gerechtigkeitssensor lief gerade auf hochtouren.
„Wir müssen doch was tun, das geht doch nicht!“
War ja klar...'Wir' bedeutete in diesem Fall eigentlich 'Du', denn wer hier von den beiden in der Lage war die Situation für den dummen Bastard wieder hin zubiegen war ja wohl eindeutig. Das Problem war eigentlich nur, dass Lace absolut keine Lust dazu hatte, sich jetzt mit diesen Straßenschlägern anzulegen. Sie trug heute ihren Lieblingskimono und das gute Stück würde bei der Aktion sicherlich Schaden nehmen.
„Miss Lace!“ Offensichtlich hatte Tutti ihre Gedanken erraten und der anprangernde Ton in ihrer Stimme hatte noch den selben niederschmetternden Effekt wie vor 20 Jahren. Wie das trotzige Mädchen von damals zog die Schwarzhaarige maulig ihr Schwert. Hin und wieder konnte man sich fragen, wer in dieser Konstellation eigentlich der Boss war.

Wer in den folgenden Momenten das Geschehen beobachtete, hätte stets drei Gruppen vor Augen gehabt: Das Opfer der Schläger, den Schlägertrupp selbst und Lace, die sich bemühte sich möglichst nicht in die Angelegenheit einzumischen während es für Tutti, die auf der Hauptstraße zurück geblieben war, so aussehen musste, als täte sie das genaue Gegenteil.
Daher beeilte sich Shitazawa nicht sonderlich dem harten Kern des Geschehens näher zu kommen und atmete erleichtert auf, als es für einen Moment so aussah, als bekäme der Jämmerling sein Problem selbst in den Griff. Leider sah Tantchen das anders und scheuchte die junge Frau hinter den Männern her, als sich der seltsame Kauz mit einer selten dämmlich-glücklichen Aktion doch noch , irgendwie losreißen und die Flucht ergreifen konnte.
Nachdem die ganze Saubande um eine Ecke verschwunden war kam die Schwarzhaarige diesmal um einen Sprint nicht herum, wollte sie die Truppe nicht verlieren und die nächste Woche Tuttis vorwurfsvolle Miene ertragen. Keine 2 Minuten später hörte sie auf ihre Dienerin zu verfluchen, denn sie wurde Zeugin eines wirklich spektakulären Auftrittes. Ähnlich stupide wie die Geldeintreiber starrte sie auf den kleinen, schwabbeligen Mann vor sich, dessen Arme plötzlich zu – Rohren geworden waren?!
Für den Bruchteil einer Sekunde kam in Lace wieder die Geisha aus Casino Town durch und unwillkürlich machte sie mit ihrer Hakenhand das Zeichen gegen den bösen Blick, welches zugegeben etwas verkrüppelt ausfiel. Vor ihr stand ein Teufelsmensch, kein Zweifel. Shitazawa hätte nicht schockierter aus der Wäsche gucken können wäre vor ihr plötzlich der Himmelsdrache persönlich auf die Erde gestiegen. Bisher hatte sie Teufelsfrüchte und alles was damit zusammenhing getrost ins Reich der Ammenmärchen verband, jetzt kam sie nicht drum herum ihre Meinung zu revidieren und natürlich ärgerte sie sich prompt darüber. Mit dem Ärger kehrte auch ihr Verstand zurück und prompt trat ein begehrliches Funkeln in die schwarzen Onyxaugen. Das hier war ein Geschenk, ohne Zweifel. Ein waschechter Teufelsfruchtnutzer! Den wollte, nein, musste sie haben. Die Möglichkeiten, die sich mit einem solchen Verbündeten an ihrer Seite ergaben schienen schier unendlich.
Wenn auch die Fähigkeiten des Mannes definitiv ihre Grenzen zu haben schienen, wie sich direkt darauf zeigte, als dieser Trottel plötzlich stürzte und der Welt seinen Hintern präsentierte. In Lace machte sich ein dezentes Gefühl des Fremdschämens breit, aber sie ließ sich nicht weiter davon irritieren. Jetzt war es wichtiger dieses Goldstück erst einmal in Sicherheit zu bringen, später würde sie ihn schon noch zurecht biegen, da machte sie sich überhaupt keine Sorgen. Ohne eine Spur schlechten Gewissens griff sie den Schlägertrupp von hinten an und hatte zwei von ihnen ausgeschaltet, ehe die Männer überhaupt begriffen, dass sich jemand Neues zum spielen eingefunden hatte. Die Verwirrung war komplett, als die Kerle merkten, dass es sich dabei um ein rausgeputztes Ding in Seide und Lackzoris handelte.
„Wer zum Henker bist du denn?“
Lace richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sah die übrigen Geldeintreiber mit arrogantem Blick an.
„Ich bin Lace Shitazawa. Captain Lace Shitazawa.“ Jetzt doch ein wenig verlegen streckte sie dann den Arm mit ihrem Katana aus und deutete auf den immer noch am Boden liegenden Blankarschpavian. „Und der da...gehört zu mir.“
 

Mr. Sheng

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Sheng lief ein Schauer über den Rücken. Es ist schon eine Leistung bei einem Mann, der nackt mit dem Lümmel zu erst auf dem Boden liegt so etwas auszulösen. Auch wenn hinter ihm nicht seine Frau stand, dass war sicher, handelte es sich um eine nicht weniger einschüchternde Frau. "Ach du heilige Lutzi....was wenn die mich als Sexsklaven haben will? Und dann merkt sie ich bin nicht gut im Bett und hängt mich gleich auf....nein wieso sollte sie das wollen....vielleicht will sie eine Lampe aus meinem Hintern machen!" Langsam rappelte er sich auf die Beine und starrte die Schönheit an, die ihm so eben das Leben gerettet hatte. "Hmmm, ich würde mich nicht mit ihr anlegen" Die Männer hatten sich mittlerweile wieder gesammelt und beäugten den Neuankömmling kritisch. "Ist sie deine Komplizin? Bist du ihr Untergebener? Hast du für sie die vielen Millionen Berry gestohlen und gehortet? Bei diesen Worten regte sich etwas in den Zügen der Geisha, die bisher eine gar stoische ruhe bewahrt hatte. Theodor merkte davon allerdings nichts, er war in einem Gedankengang vertieft, den er wie ein Detektiv zur Schau stellte. "Benutzt ihr nicht das Geschenk das Oculus, dass man euch gegeben hat? Einfach hinschauen und ihr hättet bemerkt, dass die Frau bewaffnet ist! Welche feine Dame läuft denn bitte, zudem welche Geisha mit einer Waffe rum? Zudem sagt die Hakenhand einiges über Temperament und Persönlichkeit aus. Meint ihr wenn sie eine einfache Frau wäre, dann hätte sie ihr fehlendes Glied durch einen Haken ersetzt? Ich bitte euch. Zudem kann man mit ein wenig Anstrengung erkennen, dass ihre Kleidung so aufgeschnitten wurde, dass die sonst eingeschränkte Beweglichkeit eines solchen Aufzugs nicht gegeben ist. Warum sollte jemand das tun? Ich schließe daraus, dass es dabei um Kampfbereitschaft und praktischen nutzen geht. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass sie ihm Schwertkampf mehr und ausgiebigere Übung absolviert hat als ihr Trottel!"
Das Gesicht seines Gegenübers veränderte sich in ein strotzdoofes glotzen, als habe er kein Wort von dem verstanden, was man gerade zum ihm gesagt hatte. Langsam runzelten sich die Stirn und man erwartete fast, dass Rauch aus den Ohren schoss, als der Anführer der Truppe zu einem Ergebnis kam. "Wir wollen keinen Stress. Keiner will hier Stress und Kämpfen. Wenn dieser Mann zu dir gehört, dann begleiche seine Schulden und wir lassen ihn mit dir ziehen.
Bevor Lace mit einem vielsagenden Gesicht antworten konnte, sprang Tutti dazwischen. "Das könnten wir vielleicht wirklich tun, wie viel schuldet euch der arme Mann denn? Würden 5000 Berry reichen?"
"Hast du mir nicht zugehört dumme, alte Schlampe? Ich habe von Millionen gesprochen......70 Millionen Berry schuldet uns der Kerl und irgendwo hat er sie versteckt und wir wollen wissen wo! Jetzt reicht es mir! Vielleicht weiß ja die schlampige Tochter der Schlampe was. Wir kön"
Eine böse Vorahnung sorgte dafür, dass sich Theodor rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Er reagierte so schnell, dass selbst Lace für einen Moment innezuhalten schien, als sie vorpreschte um dann eine üble Wunde auf der Brust desjenigen anzurichten, der Tutti und sie selbst gerade massiv beleidigt hatte. Jauchzend schreckte er zurück wie ein getretener Köter und leckte seine Wunden. Der eindringliche Blick von Lace ging im durch und durch in die Glieder, sodass er seine Kumpasen zum gehen aufforderte. "DAS HIER IST NOCH NICHT VORBEI!"
 

Lace

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Die ganze Situation war für die 25-jährige ein wenig zu skurril geraten um sich genauer damit auseinandersetzen zu wollen. Irgendwie hatte sie sich ihren ersten Auftritt als Kapitänin anders vorgestellt - ein bisschen weniger jämmerlich, um es genau zu sein. Als die Truppe mit den Geldeintreibern abzog steckte Lace daher ihr Schwert weg, stemmte Faust und Haken in die Hüfte und baute sich vor Tantchen auf.
"Wie viel schuldet euch der arme Mann? Hast du den Verstand verloren?!"
Tutti besaß wenigstens soviel Anstand um verlegen zu werden und stammelte sich ein religiöses Zitat über die Flüchtigkeit weltlicher Besitztümer zurecht, bei dessen Erwähnung der Kimonoträgerin kurzfristig ihre Gesichtszüge entgleisten.
"Ausgerechnet du willst mir was über Großzügigkeit erzählen? Wer sitzt denn grundsätzlich auf dem Geld wie eine Glucke die ihr Nest bewacht? Wenn du das nächste Mal auf die Idee kommst irgendwem unsere sauer verdienten Berry in den Hals zu stopfen, dann habe die Güte und frag mich vorher! Falls du es nämlich vergessen haben solltest: Wir sind so gut wie pleite!!!"
Irgendwie waren die Rollen vertauscht, plötzlich sah sich Shitazawa in der Situation ihre Dienerin über ihre momentanen Finanzen aufzuklären. Natürlich hätte Tutti niemals so herum gekeift, aber Lace blieb eben Lace. Wie sie da stand und die alte Frau vor sich zusammen stauchte erweckte sie den Eindruck einen Hundewelpen zu verprügeln. Tantchen zog den Kopf ein, was auf Außenstehende verschüchtert wirken konnte, in Wahrheit aber damit zusammenhing, dass ihr ihr eigenes Verhalten peinlich war, denn natürlich hatte ihre Herrin ausnahmsweise mit jedem Wort Recht.
Stummer Beobachter der Szenerie war der Teufelsfruchtnutzer, welcher mit einem Mal einen Anflug von Ritterlichkeit in sich aufkeimen fühlte und versuchte die alte Dame aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Er konnte ja nicht ahnen, dass Lace zu Wutanfällen dieser Sorte neigte und er gerade Zeuge eines eher harmloseren Ausbruchs wurde. Beschwichtigend breitete er die Arme aus und rief gönnerhaft: "Also wirklich, ist dass denn..."
Das "Nötig" blieb ihm im Hals stecken, als die Kimonoträgerin bei seinen Worten verstummte und ihren Blick auf ihn lenkte. Mit der Ritterlichkeit war es schlagartig vorbei und jetzt kam die schwarzäugige Irre auch noch auf ihn zu. Wie ein Kanninchen die Schlange starrte das Männlein ihr entgegen und war unter dem Bann ihrer Augen nicht einmal in der Lage wegzulaufen. Lace blieb vor ihm stehen und brachte ihr Gesicht so nah vor seins, dass sich die Nasenspitzen der beiden fast berührten und er ihr Parfüm riechen konnte. Die Schwertkämpferin musste sich dafür herunter beugen, denn sie war größer als der Fremde. Glaubhaft erweckte sie den Eindruck sich nur mühsam davon abhalten zu können ihm ins Gesicht zu beißen und als sie sprach hatte ihre Stimme einen Klang, der kleine Kinder zum heulen gebracht hätte.
"Zieh-deine-Hose-hoch."
Ein paar Minuten später war wenigstens die Unterhose wieder an ihrem Platz und stotternd hatte der unbekannte Jämmerling Lace die Frage nach seinem Namen beantwortet. Jetzt betrachtete sie Sheng im Licht der Nachmittagssonne, die all die Unzulänglichkeiten seines fast nackten Körpers detailreich zur Geltung brachte und schüttelte schließlich angewidert den Kopf.
"Minus 70 Millionen Berry. Ja, soviel scheinst du mir tatsächlich wert zu sein."
Theodor wurde knallrot, Tutti rief einmal mehr ihr empörtes "Miss Lace!", aber Shitazawa störte beides nicht sonderlich. Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück zur Hauptstraße. Während Tantchen sich ihr umgehend anschloss blieb Sheng wo er war, sodass Lace noch einmal stehen bleiben musste um ihn darüber aufzuklären, dass sie wollte, dass er mitkam. Sheng brach der Schweiß aus. Überdeutlich war zu erkennen, dass er sich schöneres vorstellen konnte.
"Also ich, äh, danke für das Angebot, aber ich...also eigentlich, müsste ich..."
"WIRD'S BALD?!"
"Jaa, natürlich, ich komme schon..."

Mit einer Kutsche ging es raus aus Lumerus und zurück nach Hause. Sheng saß während der kompletten Fahrt kreidebleich neben Tutti und wurde von Lace nachdenklich angestarrt. Ihr war durchaus bewusst, dass sie den hilflosen Kerl gerade mehr oder weniger gegen seinen Willen aus der Stadt schleppte, aber wahrscheinlich war das besser als ihn alleine dort zurück zu lassen wo ihn in kürzester Zeit wohl wieder die Geldeintreiber aufspüren würden. Probleme mit solchem Pack hatten ihr gerade noch gefehlt, aber in einer Woche war das eh alles Geschichte.
Daheim angekommen ließ sich Lace von Tutti eine Tasse Tee kochen und machte es sich dann draussen auf der Terrasse gemütlich, während ihre Dienerin darin ging Theodor im Wohnzimmer zu vermessen und mit Hilfe ein paar Stoffreste eine Art Poncho nähte, sodass er wenigstens nicht mehr nur in der fleckigen Unterhose herum lief.
"Verzeihung, aber Männerkleidung haben wir hier nicht."
Am Ende schubste sie das Männchen zu Lace hinaus, die ihn noch immer nicht gerade begeistert musterte, ehe sie begann ihn systematisch über sein Leben auszufragen. Naja, wenigstens passte seine Geschichte zu seinem Äußeren. Nach knapp einer Stunde schien sie genug zu wissen und fing nachdenklich an eine Pfeife zu rauchen.
"70 Millionen Berry Schulden. Dir ist klar, dass du das niemals abgezahlt bekommst, oder? Ich weiß das, und die Typen aus der Gasse wissen es auch. Darum werden sie dich als abschreckendes Beispiel für andere Schuldner verwenden und wie sie das machen haben sie dir heute ja schon zu genüge demonstriert."
Ein tiefer Zug an der Pfeife gab Sheng genügend Zeit um sich ihre Worte durch den Kopf gehen zu lassen und Lace die Möglichkeit noch einmal darüber nachzudenken, wie klug es war der wandelnden Katastrophe vor sich den Vorschlag zu unterbreiten, der ihr vorschwebte. Wer war denn bitte so erbärmlich, dass er sich gleich von seiner Frau und deren Vorgängerin das Geld aus der Tasche ziehen ließ? Irgendwie war sie sich nicht sicher, ob eine Teufelsfrucht ausreichen konnte um aus einem Jämmerling wie Theodor etwas brauchbares zu machen. Andererseits brauchte sie Hilfe, die Zeit lief ihr davon und Shengs Lage schien verzweifelt genug um einen halbwegs gesetzestreuen Bürger dazu zu bringen sich gegen die Regierung zu stellen.
"Ich bin Piratin. Unterwegs zur Grandline..." - Lace ignorierte den entsetzten Gesichtsausdruck ihres Gegenübers bei dieser Offenbarung - "...und eigentlich nur auf der Durchreise. Hab hier auf der Insel noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, aber dann geht es runter von Lumiere. Weg von den Casinos, den Geldhaien und raus auf See. Freiheit, Abenteuer, die Möglichkeit schnell viel Geld zu verdienen - und weit und breit niemand, der einem die harterkämpften Berry wegnehmen will. Keine Ehefrauen, keine unmöglichen Schuldzinsen..."
Shitazawa zog nochmal an ihrer Pfeife um ihre Worte ein wenig wirken zu lassen.
"Wenn du willst, nehm ich dich mit. Dann bist du deine Probleme auf einen Schlag los. Einmal draussen auf dem Meer kann dir hier keiner mehr was, die können dann zusehen, wen sie ausnehmen wollen. Deine Schulden hat dann zwar deine Frau am Hals...aber naja, eigentlich sind es ja sowieso ihre, oder? Was sagst du?"
 

Mr. Sheng

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Seicht wiegte das Köpfchen der zarten Blume hin und her, als ein leichter Sommerwind darüber blies. Ein ganzes Meer aus Narzissen und Tulpen reckten die Häupter und bewegten sich im gleichen Takt wie das kleine Pflänzchen mit dem alles begonnen hatte. Nackte Füße strichen genussvoll umher und ließen sich von den kurzen Gräsern kitzeln. Sheng wurde immer schneller, flog gar wie ein Schnellboot durch die tobenden bunten Massen und sog tausend verschiedene Düfte in seine Nase. Die Frau auf die er es abgesehen hatte erwiderte die Geste und rannte ebenfalls auf ihren Seelenverwandten zu und sang. "GIVE ME ONE MOMENT IN TIME...." Dann schlossen sich Theodor und Tutti in die Arme, drehten sich umeinander und...."SHENG?!?!" Lace wartete nun schon etwas länger auf ihre Antwort und als sich das Gesicht des vermeindlichen neuen Begleiters immer röter färbte und er leise kicherte, war ihre Geduld wohl zu Ende.
Nach einem Moment des Erschreckens versuchte Sheng zu sprechen, brachte aber nur seltsame Wortfetzen zusammen. "Ahh ichsinbe..ba.." Er Schluckte und versuchte gegen die dicke Kröte zu kämpfen, die sich in seinem Hals scheinbar niedergelassen hatte. Nach einem tiefen Seufzer setzte er erneut an, brachte aber immer noch wenig heraus, in seinem Hirn tobten die Gedanken. "Verzeihung.....VERZEIHUNG hat sie gesagt, was für ein liebes Wesen. Wann hat das letzte mal ein weibliches Wesen so etwas zu mir gesagt. Und nun läd mich diese Lace ein mitzukommen. Fort von all den Sorgen, von all dem Stress, den Frauen und den Schuldnern. Dieser Moment....." Die Lippen des Versagers bebten und er rieb sich die Augen wie Wild, denn angeblich sei ihm ja was in die Augen geflogen. "Einen Moment ich muss mal eben ins Bad....was trinken und so" Ein bemerkenswerter Sprint in die Sanitäranlagen und plötzlich schallte lautes Weinen durch das ganze Gebäude. Lace und Tuttis Mienen ließen Fremdschämem erkennen, als sich das Männchen wieder in den Raum begab. Davon unbeeindruckt, wenn es ihm denn überhaupt aufgefallen war, setzte er sich gelassen an den Tisch und sagt mit einem leicht schelmischen Grinsen. "Ach ich denke ein paar wilde Jahre auf See könnte ich schon vertragen. Aber vorher muss ich noch meine Sachen holen. Ich komme zurück versprochen."
Die Geisha erwiderte mit einem Nicken, konnte ein leichtes Anheben der Mundwinkel jedoch nicht verhindern. Als die Haustür hinter dem dürren Sheng zu schwang sah man wie er langsam an der Tür herunterrutschte und immer wieder die Worte Pirat und Schiff fahren vor sich hin brabbelte. Erst nach einigen Minuten rappelte er sich auf und ging den Weg zu seinem eigenen Haus, in dem er lange Zeit mit seiner Frau gewohnt hatte. Er öffnete die Tür, sprang hinein und rief "Frau....ich werde nun abhau...." Wutentbrannt stürmte das Monster auf ihn los und grub ihre scharfen Klauen in das Fleisch an seinem Arm. "HALT DIE SCHNAUZE.....WASCH DIE TELLER" Unterwürfig machte er sich sofort daran und ließ Wasser ein. "Hör zu ich habe dir was zu" "HALT DIE SCHNAUZE HAB ICH GESAGT...was ist mit unserem Geld? Ich wollte was einkaufen und da sagt man mir...MIR WIR HABEN KEIN GELD MEHR.....kannst du mir das erklären!?!" Droht schwebte der Finger über ihm, wie ein sengendes Schwert bereit ihn zu vernichten."Nun..ich meine was erwartest du wenn" "HALT DEINE SCHNAUZE HABE ICH DIR GESAGT DU SOLLST SPRECHEN.....HABE ICH DIR DAS ERLAUBT....." "Aber" "HALT DIE SCHNAUZE DU BIST SOOOO NUTZLOS ICH KÖ" Mit einem lauten Ausruf des Entsetzens, als glaubte er selber nicht so richtig daran schob Sheng seine Frau ohne Vorwarnung in Richtung Keller, schubste sie die Treppe hinunter uns Schloss die Tür von außen hab. Dann nahm er sich einen riesigen Sack und stopfte alles hinein. Alles was von Wert war und besonders die Dinge, die seiner Frau am Herzen lagen. Dann ging er in seine Geheime Werkstatt. Alles hing fein säuberlich geordnet an seinem Platz. Er wusste er könnte nicht alles mitnehmen und packte nur lebensnotwendige Dinge ein. Feuchte Handtücher, feuchtes Toilettenpapier, feuchte Gesichtstücher, Desinfektionsspray für Hände, Hintern und Gesicht und bloß das Hyperalergene Toilettenpapier nicht vergessen. Dann kam er zum Waffenarsenal. Werkzeug und Material hatte er eingesteckt und mehrere Säcke kleiner Knallkörper. Darunter Fertiges, aber auch Selbstgebasteltes. Diese hatte er, so schien es ihm zumindest, wie ein echter Freibeuter an seinen Gürtel gehängt.
Ein letztes mal blickte er auf das große Gebäude, vor dem er mit seinem Turmhohen Handwagen wartete. Ja worauf eigentlich? Die Antwort kam, als jemand wie von der Tarantel gestochen gegen die verschlossene Haustür hämmerte. Kurze Zeit später kamen die Schreie aus dem ersten Stock, denn dort hatte er die Fenster nicht zugeklebt. "Du schäbiger Bastard......Du Hund....das wagst du nicht......" "Tut mir leid meine Schöne aber unsere Zeit ist vorbei" Galant Griff Sheng in einen der Beutel, um etwas Rauch für einen coolen Abgang zu erzeugen. Leider hing daran noch ein ganzes Bündel anderer Dinge, die Theodor vor Aufregung gleich mit in Brand setzte. Innerhalb eines Liedschlags brennten die ganzen Lunten im Beutel und Sheng warf ihn schnell so weit weg, wie möglich. Natürlich genau in das Gesicht seiner Frau, die am Fenster schrie. Ein Feuerwerk aus Rauch, Farbe und Explosionen entbrannte. Ja er hätte hinrennen und helfen können, stattdessen schob das kleine Männchen seinen Handkarren so gut und vorallem so schnell es ging zur WohnungPos von Lace. Eine geschlagene Stunde später lagen die Straßen Lumieres voller Zeug, dass Sheng immer wieder wegwerfen musste, um mit seinem Wägelchen ein Stück weiter zu kommen. Selbst teure Ketten und Gold hatte er herum liegen lassen, denn selbst wenn es schwer war, aber ohne Feuchttücher wollte er nie wieder auskommen müssen. In der letzten Zeit war er oft genug auf dem Boden gelandet. Ja vielleicht nur einmal, aber das war schon zu oft. Schwer atmend drückte er die Klingel und fragte sich, ob sein hochgepackter Wagen überhaupt durch die Tür passen würde.
 
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Lace

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Sheng war kaum abgedampft, als Lace auch schon Zeigefinger und Daumen der rechten Hand an die Nasenwurzel drückte. Irgendwie breitete sich leiser Kopfschmerz aus, was wohl damit zusammenhing, dass sie seit der Begegnung mit Sheng eigentlich ununterbrochen die Stirn runzelte. Mutige, unerschrockende Nakama...sicher. Und ihr lief der Dorfdepp von Lumiere in die Arme. Mit einem Mal fühlte sich Shitazawa unendlich müde. Tutti brachte frischen Tee und sah ihre Herrin neugierig an.
"Bist du nun zufrieden?"
"Ich wollte ihm nur helfen, dass Sie ihn gleich adoptieren hätte ich nicht gedacht."
Adoptieren war wohl das richtige Wort. Sheng besaß die Hilflosigkeit eines hässlichen, sabbernden, alten Hundes mit traurigen, leeren Augen, der schon zu lange im Tierheim sitzt und den nur noch ein Wunder vor der Giftspritze bewahren kann. Scheinbar war sie selbst dieses Wunder.
"Er ist ein Teufelsfruchtnutzer, Tutti", brachte Lace die einzige Verteidigung vor, die ihr Verhalten rechtfertigen konnte.
- Klirr - Tantchen rutschte die Teekanne aus der Hand und das gute Stück zersprang am Boden in tausend Teile. Die Alte schlug sich erschrocken eine Hand vor dem Mund.
"Um Himmelswillen, Miss Lace! Ein Teufelsmensch? Sind Sie sich da vollkommen sicher? Ich meine...also, er..."
Die junge Frau wusste ziemlich genau, was Tutti sagen wollte, auch wenn ihr keine höfliche Umschreibung für ihre Gedanken einfallen wollten. Theodor wirkte nicht wie die mannshohen, furchterregenden Monster mit den sagenumwobenen Kräften, von denen in den Kindermärchen zu lesen war. Eigentlich wirkte Theodor...nach überhaupt nichts. Er war der Junge, der schon ab dem ersten Schultag unter der Knute seiner Mitschüler stand, der ewige Verlierer. Manche Leute profitierten davon, dass sie von anderen unterschätzt wurden, aber Lace hatte die leise Befürchtung, dass das auf Sheng nicht zutraf. Zumindest im Augenblick noch nicht.
„Ich weiß, was ich gesehen habe. Was er in dieser Gasse mit seinen Armen angestellt hat war nicht normal. Weit davon entfernt irgendwie sonst erklärbar zu sein. Der Kerl ist ein Teufelsfruchtnutzer, aber scheinbar haben wir hier ein klassisches Beispiel, wo Legende und Realität sich massiv voneinander unterscheiden...“
Tutti holte einen Handfeger und kehrte die Scherben zusammen.
„Ich möchte ja nicht respektlos sein, aber selbst wenn er ein Teufelsmensch ist...wie glücklich werden wir mit so einem und wie glücklich er mit uns? Ich glaube nicht, dass er auf dem Meer auch nur zwei Tage überlebt. Wenn ich mich recht erinnere können diese Leute doch auch nicht schwimmen, oder? Theodor wirkt, als würde ihn die erste größere Welle von Bord schubsen.“
Lace verzog das Gesicht, als hätte sie einen ekelerregenden Geschmack im Mund.
"Den bieg ich schon zurecht", erklärte sie dann mit entschlossener Stimme und kippte den Tee hinunter. "Wäre doch gelacht, wenn wir diesem Wicht nicht etwas...etwas..."
"Würde?", half Tutti aus.
"...Würde eintrichtern können. Er wird kämpfen lernen, Krafttraining absolvieren und nächstes Jahr wird ihn keiner mehr wieder erkennen. Ich werde Piratenkönigin, Herrgottnocheins, dann kann ich auch aus einem Versager einen waschechten Piraten machen!"

Zum Glück lag Lace bereits im Bett als Sheng am Abend zurück kehrte, ansonsten wäre es wohl an ihr gewesen in Tränen auszubrechen. So aber nahm Tutti ihn in Empfang und mit ihm das ganze unsinnige Zeug, welches Theodor anschleppte. Das erste Mitglied der Bande, mit der Shitazawa die Welt erobern wollte, wurde in dem kleinen Zimmer einquartiert, welches vorher von Tutti bewohnt worden war und die Dienerin zog zu ihrer Herrin. Am nächsten Morgen schmiss Lace ihren neuen Nakama unbarmherzig aus dem Bett, ignorierte den durchdringenden Geruch nach Putzmitteln und scheuchte Sheng hinunter zum Strand um mit ihm eine Runde Laufen zu gehen. Die Aktion endete damit, dass sie wegen des durchgängigen Gejammers schließlich die Geduld verlor und wie eine Furie mit gezücktem Schwert hinter Theodor her rannte, der jetzt plötzlich doch ein erstaunliches Tempo nebst Ausdauer an den Tag legte.
Zweiter Tagespunkt, nachdem Lace nicht mehr die blanke Mordlust aus den Augen glomm, war heraus zufinden, was Sheng eigentlich für Kräfte besaß. Unglücklicherweise wusste der das offensichtlich selbst nicht und zwei Ahnungslose gewinnen eher selten den Nobelpreis. Natürlich gab Shitazawa Sheng die uneingeschränkte Schuld an der missglückten Aktion. Der Arme war so eingeschüchtert, dass er es nicht einmal mehr schaffte das Kunststück aus der Gasse zu wiederholen.
„Bis morgen klappt das!“, fauchte die Schwarzhaarige, ehe sie zurück in ihr Zimmer rauschte und sich für den Rest der Nacht dort einschloss.
 

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"So eine verdammte..." Zischte er leise, als er die Sandkörner fein säuberlich mit einer Pingzette von der Kleidung rupfte. "Ja wieso auch nicht am Strand, der besteht ja nur aus Dreck, da kann man gut rüberlaufen sich drin sulen....gaaaanz toooll werte Dame....." Mit hohen und tiefen Klanglagen unterstrich er seine widerwilligen Worte und wünschte sich gleichzeitig auch den Mut, so etwas am Strand in das weiß geschminkte Gesicht zu brüllen, aber wie denn, wenn sie mit kaltem geschmiedeten Stahl vor einem rumfuchtelt und hinter einem her läuft! Drei Stunden später hatte Sheng jede erdenkliche Stelle und Pore seines Körpers gereinigt und stand mit Schuhen und Unterhose vor dem großen Spiegel an der Zimmerwand. Er strich sich durch das immer länger werdende Haar, dass ihm bald über den knorrigen hintern hinaus wuchs und im Wind wehte. Um seine Schultern wurde das Badetuch, dass er sich wie ein Amateursuperheld umgelegt hatte zu einem richtigen Cape, dass ebenfalls im Wind flatterte.
"Du Biest. Was fällt dir ein. Wisset wer vor euch steht, der der die gefährlichsten Wege geht. Der Held der Armen und der kleinen, rettet die seinen, vor dem Bösen und das selbst beim dösen! WHUAAAAA HA.....HU......HAYA!" Die Hände wirbelten herum und amten wilde Kampfsportkniffe nach, die Sheng an verschiedenen Orten einmal gesehen hatte. Das Monster lies sich jedoch nicht von seinem Ziel abbringen und rannte voller Kraft auf ihn zu. "Ich Sheng rufe die göttlich Kraft die mir gegeben, möge sie sich erheben. Öffnet die Tore zu meiner Kraft..zerstöre das Monster mit all meiner Macht. KARACHO BAMBUUULE" Mit einer ausladenden Bewegung holte der "mächtige Krieger aus" und bedachte nicht, dass die Welt in seiner Fantasy nicht mit der Realität übereinstimmte. Krachend landete seine Faust auf dem Tisch und federte zurück gegen seine Nase. Sich selbst niedergeschlagen und mit blutendem Riecher griff Sheng nach den Tüchern und wunderte sich über die Kraft des Schlages, als ihm bewusst wurde, dass sich seine Arme tatsächlich wieder verwandelt hatten. Die Augen blickten hin und her, wieso hatte das nun niemand gesehen? Schon waren sie wieder normal und ließen keinen Hinweis darauf, welch geheimes Potential in ihnen schlummerte. Nach einer weiteren Stunde waren alle Blutflecken beseitigt und der Nase ging es schon wieder recht gut.
Nun stand er da, wie hatte er das geschafft? Da kam ihm ein Einfall.
"Ich Sheng rufe die göttlich Kraft die mir gegeben, möge sie sich erheben. Öffnet die Tore zu meiner Kraft..zerstöre das Monster mit all meiner Macht." Er blickte sich noch einmal um, denn der nächste Teil war ihm mehr als peinlich. "Karacho Bambule!!!!" Und da tatsächlich verwandelten sich seine beiden Arme wieder! "Was könnt ihr nun?" *FLONG* Er erschrak selber, als das leise Geräusch aus einem der Rohre kam. *FLONG* *FLONG* "HAHA ICH KANN ES ICH......kann mit meinen Armen Flong machen...."
Die euphorische Stimmung wandte sich schnell zu einer tiefster Depression. Der Frust entlud sich, indem er hart gegen einen seiner Koffer trat. Plötzlich sprang der Deckel auf, sowie er das eigentlich nicht tun sollte. Darin lagen zwei Pistolen und ein auseinandergebautes Gewehr, dass erkannte Sheng mit einem Blick. Er baute die Waffe vorsichtig zusammen und wiegte sie bedächtig in seinen Händen. Wie diese Mordgeräte darein gekommen waren wusste er allerdings nicht. wahrscheinlich waren sie schon beim Kauf drin.
Aus Überresten stellte er eine kleine Menge Schwarzpulver her und bewegte sich mit den Utensilien nach draußen. Vielleicht funktionierten die Sachen ja noch. Abseits der Zivilisation errichtete er sich einen kleinen Stand und probierte die Waffen nacheinander aus, nachdem er sie eine geraume Zeit gereinigt hatte selbstverständlich. Beim ersten Versuch half ihm eine einfache Konstruktion mit Ständer und Seil, um sich nicht selber der Gefahr auszusetzen, dass die Waffen an seinem Ohr explodieren.
Nach einigen Testschüssen war er sich seiner Sache sicher und nahm die Waffen nun selber in die Hand. Seine Schüsse saßen immer noch direkt im Ziel, genau wie früher, als er heimlich geübt hatte.
Wieso konnte er alles was er wollte, solange ihm nur keiner dabei zuschaute Seufzend packte er ein und auf dem Weg nach Hause und in sein Bett fiel ihm ein Plan ein, um Lace davon zu überzeugen, dass er seine Kräfte unter Kontrolle hatte und das die wirklich was brachten. Ihr einen Vorschießen brauchte er gar nicht zu versuchen, dann würde er sich wahrscheinlich eher durchlöchern, als irgendetwas zu beweisen.
 

Lace

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„Karacho Bambule...?“
Laces Tonlage schwankte zwischen Resignation, Fassunglosigkeit und Verzweiflung, als Sheng ihr am nächsten Tag das Ergebnis seines Trainings präsentierte. Immerhin, er schaffte es nun tatsächlich willentlich seine Arme zu verwandeln, aber der absolut lächerliche Ausdruck bei dieser Tätigkeit machte den kompletten Erfolg zu nichte.
„Ja, ich...ähm...also.“
„Nein, nein, schon gut...prächtig. Alles wunderbar. Und...was genau kannst du jetzt eigentlich?“
Im Gesicht der Kimonoträgerin hatte sich ein Lächeln festgetackert, von dem einen Angst und Bange werden konnte. Es reichte kaum über die Mundwinkel hinaus und erinnerte stark an einen wahnsinnigen Axtmörder.
„Ja...also...ich kann 'Flong' machen.“
„Flong?“
„Ja...ungefähr so.“
Sheng zeigte, was er meinte und hinter Shitazawa regte sich Tutti unruhig. Die beiden hatten gestern ein sehr ausführliches Gespräch darüber, dass es bei einer solch charakterschwachen Person wie Theodor wohl nicht sehr ratsam war ihn mit einem Schwert zu jagen. Tantchen hatte zu Geduld gemahnt und war sich sicher, dass die Lernerfolge so schneller sichtbar sein würde. Jetzt aber fürchtete sie, dass trotz aller Vorsätze die Grenzen des guten Willens bei ihrer Herrin bereits überschritten waren.
„Miss Lace...?“
„Nein, Tutti, alles bestens. Es geht mir hervorragend...“ Lace hob beschwichtigend die Arme, noch immer mit diesem debilen Lächeln im Gesicht. „Würdet ihr mich für einen Moment entschuldigen?“
Geradezu gelassen schritt sie an Sheng vorbei Richtung Terrassentür und verschwand nach draußen. Tutti versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln in Richtung Theodor um das peinliche Schweigen im Raum zu überspielen, aber die Mühe hätte sie sich sparen können. Keine zwei Sekunden später vertrieb Lace die Stille, ihr Anfall war überdeutlich durch die offene Tür zu hören.
„WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!!! WIESO???!! WIESO, WIESO, WIESO ?????!!!!!“
Es schepperte, Tantchen war sich sicher, dass eine der massiven Pflanzenkübel gerade unwiederbringlich dran glauben musste.
„ICH – HABE – NOCH – SECHS – TAGE – UND – DIESER – IDIOT – KANN – NICHTS – AUSSER – GERÄUSCHE – MACHEN !!!!!“
Jedes Wort wurde begleitet von einem klirrenden Schlag, offensichtlich ließ die Piratin ihren Zorn an den Scherben aus. Es dauerte sicher 10 Minuten, ehe es draußen wieder ruhig wurde. Am Ende dann – Stille. Und schließlich kehrte Lace ins Wohnzimmer zurück. Gelassen, hoch erhobenen Hauptes und als wäre nichts passiert setzte sie sich an den Wohnzimmertisch und zündete sich eine Pfeife an. Nichts war ihr noch von dem Ausratser anzusehen, einzig eine Haarsträhne hatte sich aus der komplizierten Hochsteckfrisur gemogelt und hing ihr kokett in die Stirn. Shitazawa blies langsam den Rauch aus ihren Lungen und nahm Sheng erneut ins Visier.
„Also gut, Plan B.“

'Plan B' schien im Grunde nur daraus zu bestehen Laces neuen Nakama körperlich wenigstens einigermaßen auf den Stand eines...Menschen zu bringen. Sheng versuchte die junge Frau zwar immer wieder in ihrem Treiben zu unterbrechen, scheinbar, weil er irgendetwas zeigen wollte, aber es reichte eine fauchende Zurechtweisung um den Vierzigjährigen mundtot zu machen.
Theodors körperliche Eigenschaften waren zum Glück nicht ganz so desolat wie befürchtet. Das ewige Weglaufen schien den schlaff-schlabbrigen Kerl tatsächlich auf Zack gehalten zu haben, was Lace zumindest einen Teil ihrer Hoffnung zurück gab. Schließlich konnte sie sich dazu durchringen dem Taugenichts in ihren sorgfältig ausgetüffelten Plan einzuweihen.

„In meiner alten Mannschaft...“, erklärte Lace Sheng drei Tagen vor ihrem Coup: „...war es nicht wirklich viel her mit Schätzen oder sonst irgendwelchen großen Taten. Mein alter Kapitän...war ein guter Kerl, aber leider nicht sonderlich talentiert als Pirat. Er hielt es eher mit der Kunst.“
Aus der Beuteltasche ihres Kimonoärmels zog Lace ein zusammen gefaltetes Stück Papier.
„Aber auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Von einem Landgang brachte er diesen Zettel mit.“
Langsam und umständlich holte Lace zu einer Geschichte aus, in dessen Kern es darum ging, dass der alte Bonnett offensichtlich in seinem Haus eine geheime Kammer bauen ließ, in der er seinen 'größten Schatz' versteckte.
„Dieser riesige, alte Kasten ist sowieso bis unters Dach vollgestopft mit Kunstschätzen. Kannst du dir vorstellen, was Bonnett in dieser Kammer versteckt hat?“
Shengs Augen leuchteten. „Was denn? Einen Diamanten? Gold?“
„Nun äh...“ Die Frage schien Lace etwas in Verlegenheit zu bringen. „Also, das weiß ich nicht. Aber es muss unglaublich wertvoll sein, wieso sollte er es sonst verstecken? Das Problem an der Sache ist, dass keiner so genau weiß, wo sich dieser Raum befinden soll. Und meine alten Kameraden gehörten nicht unbedingt...zu der aktivsten Sorte, verstehst du? Naja, aber jetzt umso besser. Ich hab die letzten Wochen damit verbracht an die verdammten Gebäudepläne der Casa Bonnett zu kommen. Und wie sich heraus stellte gibt es da ein paar Ungereimtheiten. Schau dir das mal an.“
Shitazawa winkte Tutti heran, die mit einer recht ungelenken Zeichnung zurück kam, die aussah, als wäre sie das Werk eines Siebenjährigen.
„Ich musste die Blaupausen des Hauses wieder zurück geben, aber hab den Plan hier mal skizziert. Siehst du das hier unten? Das ist der Keller. Und da, dieser Bereich hier, das ist eine riesige Fläche ohne Sinn, komplett ummauert, nirgends eine Tür. Das muss die Schatzkammer sein!“
Sheng starrte etwas verwirrt auf die Skizze und schien den Ausführungen nicht folgen zu können, was zweifellos an dem unübersichtlichem Gekritzel auf dem Papier lag.
„Also, wenn ich ehrlich bin...ich erkenne da leider nichts.“
Das Gesicht von Lace verdüsterte sich und drohend hielt sie Theodor ihre Hakenhand vor die Nase.
„Ich bin Linkshänderin, kapiert? Schreiben mit Rechts fällt mir schwer, hast du ein Problem damit?“
Sheng hob entschuldigend die Hände und bog den Kopf zurück.
„Na, egal. Es reicht, wenn einer von uns den Bauplan im Kopf hat reicht das. Wir brechen in die Casa Bonnett ein, verschaffen uns Zugang zu diesem Zimmer, greifen uns den Schatz, verschwinden von der Insel, dann haben wir genug Geld für ein Schiff...“
„Moment, ich dachte du hast ein Schiff?“
„...und dann auf zur Grandline! Eigentlich haben wir dabei nur zwei Probleme. Einmal, dass die Casa Bonnett nicht unbewohnt ist. Der gute...wie heißt er noch gleich...klingt wie ein Ei...Machiavelli hat sich das Anwesen unter den Nagel gerissen. Und dann natürlich die Wachmänner. Unter normalen Umständen wärst du tot, sobald du einen Fuß auf das Grundstück setzt. Ich würde wahrscheinlich irgendwie durchkommen. Aaaber, wir haben Glück. Nächsten Samstag findet in einem der Casinos eine Oper statt. Eine Oper in einem Casino, wer sich das ausgedacht gehört aufgehängt, allerdings ist die ganze Sache ein recht großes Ding. Irgendein seltsamer Feiertag...“
„Der Gedenktag der Gründerväter.“
„... ja, ja. Du müsstest den Tag ja kennen, Sheng. Jedenfalls ist an dann die ganze Stadt auf den Beinen, einschließlich Machiavelli, der Marinetussi und den anderen Idioten. Und Machiavelli hat dem Großteil seiner Leute den Abend über frei gegeben, solange er unterwegs ist. Das heißt für uns, dass in der Casa Bonnett nur eine handvoll Nachtwächter sind, sonst keiner. Der ultimative Jackpot. Das wird ein Kinderspiel!“
Sollte Lace jetzt einen Begeisterungssturm erwartet haben blieb die Reaktion aus. Sheng hockte eher wie ein verängstigtes Kaninchen in seinen Stuhl.
„A-aber...was ist mit dem Bonnettmonster?“
 

Mr. Sheng

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Die rot geschminkten Augen leuchteten vor Freude und Entzückung. Shengs hingegen waren Blut unterlaufen und seine Züge zu einer grinsenden Fratze verzerrt. Es fällt einem schon schwer ein unechtes Lächeln hervor zu bringen, wenn man vor einer Geisteskranken Kamikazediva sitzt. "Verrückt....das ist doch.....Sie hat nicht nur keine Ahnung ob und wie viel Leute in diesem Schloss sind, sie weiß gar nichts. Nicht was sich in der Schatzkammer befindet, ja nicht einmal ob das überhaupt die Schatzkammer ist. Es gibt doch tausend Dinge die da drin sein können. Und was wenn........" In diesem Moment schwante dem eh schon Ungläubigen Böses. "Wenn ich ein Monstrum von riesigen Ausmaßen hätte, wo würde ich das beheimaten? Natürlich in einer geheimen großen Kammer. Verdankt man diesem Untier dann wahrscheinlich auch seinen Reichtum, weil es alle Widersacher frisst, dann würde ich es mein Schatz nennen. Ich seh es schon vor mir. Ich öffne die Tür und heraus kommen zähne flätschende Köpfe, die mich mit Haut und Haaren fressen........Ich sollte Lace vorgehen lassen, dass ist wie bei Salzstangen. So trocken gepudert wie die ist, kaut das Biest sicher Stunden auf ihr rum. Dann hol ich mir den Schatz und renne! Nein ich renne gleich! Einen Schatz gibt es in dieser verlausten Bude sowieso nicht. Das ist ein guter Plan! Miss Puderquaste wird vom dem Monster gefressen und ich bin frei und fliehe irgendwie von der Insel. Und dann beginne ich mit Tutti ein neues Leben irgendwo auf einer Insel"
Jetzt da der große Geheimplan in seinem Kopf entstanden war, musste Theodor seine Intentionen irgendwie hinter einer Fassade der Gleichgültigkeit verstecken. Angst und Schrecken gab sich jedoch als Spielverderber und krochen ihm unerbittlich in die Glieder. Das linke Auge begann leicht zu zucken und der ganze Körper leicht zu zittern. Mehr als peinlich berührt krallten sich die knorrigen Hände in den Planungstisch, um die Unruhe zu verbergen. Plötzlich begann der gesamte Tisch zu vibrieren und sich Richtung Wand zu bewegen. Links und rechts purzelten die Gegenstände herunter und Lace versuchte mit aller Macht ihre "wertvollen" Aufzeichnungen zu retten. Sheng hing, dass Gesicht immer noch zu einem gruseligen Lächeln gezwungen zwischen Stuhl und Tisch. "Was für ein guter Plan!"
Die Nacht rannte dahin und segnete die Hausbewohner mit seeligem Schlaf. Nur Sheng saß in seinem improvisierten Labor, zudem er sein Zimmer umgebaut hatte. Überall stand oder lag etwas, doch von einem puren Chaos keine Spur. Alles hing, stand oder war sonst wie geordnet. Scheng saß in einem kleinen beblümten Sessel in der linken hinteren Zimmerecke. Neben ihm ein kleiner Sekretär, auf dem eine Kanne Tee stand, die von einem darunter befindlichen Teelicht warm gehalten wurde. In seiner Hand hielt er eine zu der Teekanne passende Tasse beide mit feinen Rosen bemahlt. Der kleine Finger, wie sich das beim richtigen Teetrinker gehört, war unter der Tasse, während die restlichen den Henkel hielten. Für Sheng war diese Zeremonie besonders wichtig, denn sie gab ihm Ruhe und Gelassenheit. Es ist eine Routine, die er schon seit frühen Jahren durchführt und so gibt sie das Gefühl von zu Hause und von Geborgenheit. Er folgt keinen festen Regeln und Sitten, sondern hat sein eigene Kombination von Dingen und Umständen. Allerdings sollten diese auch eingehalten werden, sonst versinkt die Welt sofort in Anarchie und Willkür.
Gerade in solchen Momenten sprudelt sein Gehirn vor Ideen über, so auch in diesem Moment. Nachdem er die Kanne ausgetrunken hatte, werkelte er die ganze Nacht hindurch, ein außergewöhnliches Verhalten für einen Mann, der sonst um Punkt 20:00 ins Bett gegangen war. Am Mittag des nächsten Tages ging er mit seiner Chefin auf ein Trainingsgebiet, dass er am Morgen errichtet hatte. Lace war gelinde gesagt misstrauisch, denn bisher wurde sie nicht gerade mit Erfolgsaussichten hinsichtlich ihres Kameraden überschwemmt.
Der Vorführer sprach die magischen Worte, die allein schon dafür sorgten, dass sich der Magen seiner Zuschauerin verkrampfte. Er schaute ein letztes mal auf seine goldene Taschenuhr, nicht der er die Zeit nicht auch so im Kopf gehabt hätte. Er richtete seine Rohrarme in die Richtung eines Testdummies aus Holz und Stroh und rief. "Karacho Bambule Feuerschuss" Plötzlich kam Rauch aus den Öffnungen und das Ziel ging in hell lodernde Flammen auf. Das erste mal schien die Kapitänin wirklich beeindruckt davon, was ihr neuer Schützling gerade getan hatte. "Karacho Bambule Feuerregen!!" Wieder kam Rauch aus den beiden Mündungen und einige Meter entfernt loderten plötzlich unzählige kleine Feuer.
"Wow....kann ich das nochmal sehen?" Blanker Schweiß ergoss sich explosionsartig über die hohen Stirn. "Was äh...ich...." Was sollte er nun tun. Was war überhaupt gerade los? Hatte er noch mehr Brandsätze mit Zeitzünder versteckt? Mit einem Mal entstand eine kleine Feuerwand, als gleich drei Heuballen in ein Inferno ausbrachen. "Wa...du hast doch gar nichts..." Erste Zweifel beschlichen das geschminkte Busenwunder, denn entweder hatte der kleine Mann mit Brille das was er tat nicht unter Kontrolle oder irgend etwas stimmte hier nicht.
"Karacho Bambule Feuerwand......ah irgendwie....ja komische Kräfte, so richtig verstehen tu ich sie noch nicht...." "Mach das erste nochmal!" Bestimmt und kalt wies in Lace an, denn sie roch den Braten 100 m gegen den Wind. Egal was hier los war, Sheng würde sich erklären müssen. Unauffällig griff er schnell in seine Tasche und förderte einen der Brandsätze hervor. Bevor er sie jedoch werfen und damit seine Scharade fortführen konnte, hatte Lace seine Hand gepackt und lies nicht mehr los. "Was ist das....willst du mich an der Nase herumführen Sheng!?!" Bevor er eine Antwort über die Lippen brachte verschwand der Gegenstand in dem Rohr, in das sich sein Arm verwandelt hatte. Als würde sich die stolze Piratin damit abfinden, wenn man sie veräppelt und so offensichtlich betrügt, dass es eine Himmelschreiende Dummheit ist. Es begann ein kleiner Krieg darum, die versteckten Gegenstände in den schlabbrigen Klamotten zu finden, doch jedesmal wenn sich die Finger der Geisha darum schlossen, stibitzte sie ihr Sheng vor der Nase Weg, um sie in sein Rohr zu stecken. Als wirklich nichts mehr davon an seinem Körper zu finden war, weder Feuerwerk, noch Rauchbomben oder gar Brandsätze fühlten sich die Arme an, als würden sie überall jucken. Unbehaglich warf sich Sheng hin und her und als würde er einen gewaltigen Husten vom Stapel lassen. Dicker Qualm stieg aus den Rohren und schließlich, aus der Verzweiflung heraus, gab es ein *Flong* und die gesamte Ladung verteilte sich in der Umgebung. Umzingelt von Feuer, wild leuchtenden Silvester Knallern und dicken Rauchschwaden hatte der Mann mit den Teufelskräften verstanden. Leider blieb keine Zeit um das Spektakel zu genießen. In Sekunden schnelle befand er sich hinter der starken Frau und bettelte und wimmerte, sie solle ihm das Leben retten und die bösen Flammen irgendwie aus machen.
 

Lace

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Als Tutti ihrer Herrin und Sheng an diesem Nachmittag die Tür öffnete war sie fest davon überzeugt, dass Theodor früher oder später in die Verlegenheit kommen würde als Schwertscheide für Laces Katana zu dienen. Im ersten Moment erkannte sie die junge Frau vor sich überhaupt nicht. Am Morgen war sie in einem farbenprächtigen Kimono mit einem wunderschönen Landschaftsmotiv aus dem Haus gegangen. Die Stickereien, der ganze Kimono bestand aus duftend-leichter Seide, perfekt für das schwüle Wetter dieses Tages und trotz aller Pracht hervorragend fürs Training geeignet. Abgerundet wurde das Outfit durch eine sorgfältig aufgetürmte Hochsteckfrisur.
Von alldem war jetzt nicht mehr viel zu sehen. Lace war schwarz. Ihr Gesicht, ihr Hals, ihre Hände, der Obi und die ganze Seidenrobe - alles verschwand unter einer Schicht aus mattem Ruß. Die Haare der Schwertkämpferin schienen immer noch zu rauchen, aber das allerschlimmste an diesem skurrilen Bild waren die Brandflecken. Brandflecken auf einem mehreren tausend Berry teuren Kimono. Alles andere hätte man vielleicht noch irgendwie hinbiegen können, aber so war das gute Stück unwiderruflich ruiniert. Tutti stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
Lace dagegen machte einen erstaunlich gefassten Eindruck, wenn sie auch zu häufig blinzelte und ihr linkes Augenlid seltsam flackerte. Es zuckte nicht direkt, aber das Lid war doch offensichtlich in Bewegung.
Tutti wollte Luft holen, doch der hochschnellende Zeigefinger von Shitazawas rechter Hand unterbrach sie, noch bevor sie einen Laut von sich geben konnte.
„Ich will....nicht...darüber reden.“
Hoch erhobenen Hauptes und etwas atemlos schritt die Schwarzhaarige an Tantchen vorbei ins Haus, woraufhin die Alte noch einmal die Hand vor den Mund schlug, denn jetzt wurde der Blick auf Sheng frei. Nicht weniger angesenkt als Lace stand er da, allerdings wirkte sein verrußter Kopf grotesk....naja, grotesker als sonst, denn er war über und über mit dicken Beulen übersät. Tutti kam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu um ihn zu stützen, denn Theodor schwankte verdächtig.
„Was ist denn nur passiert?“
„Fie haf mif geflalen!“
Tantchen verstand kein Wort, aber Sheng schien trotz seiner Erschöpfung ehrlich empört und klang wenn möglich noch eine Spur weinerlicher als sonst.
„Fie if nur eiferfuchfif auf mein Fenie! Haf mich ohne Frund geflalen!“
Die Alte fragte nicht weiter nach, aber nach dem Zustand von Laces Garderober zu schließen konnte Theodor froh sein, dass er überhaupt noch reden konnte...wenn auch nur noch lispelnd und offensichtlich unter Schmerzen.
Tutti brachte ihn in sein Zimmer, gab ihm eine Salbe aus der Hausapotheke und begab sich dann in das Zimmer ihrer Herrin. Die Schwertkämpferin stand in ihrem Untergewand, mitten im Zimmer und hielt den Kimono von sich weg. Sie beging dabei die unfassbare Todsünde und hielt den wertvollen Stoff auch mit ihrer Hakenhand, etwas, dass sie sonst tunlichst vermied um das Material nicht zu beschädigen. Jetzt schien sie wahrscheinlich zu glauben, dass es den Braten nicht mehr fett machte.
„Dieser Kimono befand sich seit drei Generationen im Besitz der Okiya. Keine zwanzig Minuten in Shengs Gesellschaft....und er taugt nur noch zum Putzlappen.“
„Wollen sie nicht ein Bad nehmen, Herrin?“
„Fünf Jahre auf See hat er überstanden. Salzwasser, Wind, Sonnenschein...und dann kommt dieser...“
Wütend ließ sie die Seide zu Boden fallen und trampelte auf ihr herum. Unartikulierte Schreie drangen dabei aus ihrer Kehle und zum ersten Mal bei einem ihrer Aussetzer fürchtete Tutti wirklich um Shitazawas Verstand. Vor allem, als sie plötzlich innehielt und dann vollkommen irrational anfing zu lachen.
„Chrchrchrchrchrrr! Kannst du dir das vorstellen, Tutti? Dieser Kerl ist schlimmer als eine Naturgewalt!“
Als Lace auf sah leuchteten ihre Augen.
„Eine wandelnde Katastrophe. Wenn ich darüber nachdenke was er unseren Gegnern alles antun könnte wird mir richtig warm ums Herz.“

Tutti rümpfte die Nase und hob traurig den Kimono auf. Lace dagegen wurde mit einem Mal richtig geschäftigt.
„Jetzt werde ich mich jetzt erst einmal waschen. Übermorgen geht es in die Villa. Drücken wir Machiavelli die Daumen, dass er nach unserem Besuch nicht obdachlos ist. Chrchrchrchrchr!!“
 
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Mr. Sheng

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Sheng hatte sich wie ein einbeiniges, blindes Rehkitz gefühlt, über das ein Löwe mit einem Panzer immer wieder drüber fuhr. Es schien ihm, als würden die blutdürstenden Augen immer noch in seinem Nacken ruhen, um jederzeit Pranken und Zähne in seine knochigen Glieder zu schlagen. Naja es kann ja sein das das Ganze etwas aus dem Ruder gelaufen war, aber musste man deshalb versuchen, ihm die Hüfte aus dem Körper zu treten? Den Arm ausrenken? Das einer ihrer Schläge das Gelenk zufällig wieder in die Pfanne zurück gedrückt hatte, machte das dann auch nicht wieder gut. Was hatte er ihr denn getan? Und vor allem was hatten seine Hoden getan, dass man darauf herumtreten, gar tanzen musste? Stundenlanges salziges, bitteres Weinen später konnte er sich dann ein wenig beruhigen und über die beinahe Vergewaltigung irgendwie hinweg kommen. Er standen schließlich noch größere Probleme an, die bisher in die letze Ecke der Hirnrinde verschwunden waren. Er hatte sich auskuriert und die doch eher leichten körperlichen Schäden überstanden, doch in dieser Nacht würde er ein Einbrecher werden. Ein gesetzloser Taugenichts, der versucht sich an der blinden Justitia vorbei zu schummeln. Und so kamen die Gedanken, wie man sich wohl anzieht und gibt, wenn man in ein Schloss einbrechen will.
"Was ich mit meinen Armen wohl noch so alles anstellen kann? Ich muss allerdings viel üben, damit es nicht wieder in einem heillosen Disaster endet. Noch so ein Ding und ich werde über dem offenen Feuer geröstet. Das hält mein Körper nicht aus......trotzdem muss ich mich irgendwie verteidigen. Denen ist ja egal ob sie mich tot schlagen! Die ziehen ihre Waffen und durchlöchern meine Brust wie einen alten Käse oder schneiden mit ihren Säbeln Wurstscheiben von mir runter. Ich nehme einfach die Pistolen und die Flinte mit und im Notfall muss ich die gebrauchen, auf die kann ich mich eher verlassen, als auf meine seltsamen Kräfte, die mich eher umbringen." Er stellte sich vor den Spiegel und versuchte seine Mimik und Haltung einen coolen Touch zu verleihen, als ihm in den Sinn kam, wie Verbrecher normalerweise aussehen. Die sind nämlich vermummt und das hat nicht einmal was mit dem Aussehen zu tun, sondern man will schlichtweg nicht erkannt werden! Da fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren. Wenn er das tatsächlich durchziehen wollte, musste er sich solch eine Verkleidung zulegen oder die ganze Welt würde schon bald nach ihm suchen. In der Nacht war es dann soweit. Sheng hatte seine normalen schwarzen Schuhe und eine Schwarze Hose an, aber auf das weiße Hemd zugunsten eines ebenfalls dunklen verzichtet. Die langen Ärmel schlangen sich locker um seine Arme und endeten in feinen Lederhandschuhen, ohne die der ordentliche Verbrecher nicht aus dem Haus geht.
Um das Gesicht zu verdecken nähte er sich aus einem anderen paar Lederhandschuhe eine schwarze Maske, die seine Augen wie eine dickere Brille umrandete und am Kopf hinten zusammen gebunden wurde. "Aber was.....wenn sie mich trotzdem erkennen. Vielleicht ein Nasenspezialist, der nur darauf aus ist sich die Nasen zu merken, weil die immer niemand verdeckt?" Also wickelte er sich ein weites Halstuch um, um genau diese Partien zu verdecken. Darüber band er noch eins, denn schließlich konnte man ihm das erste ja wegreißen und dann stand er da, völlig entblößt vor potentiellen Nasenspezialisten!
Ein Drittes Band er sich über Haare Stirn und Ohren, denn an seinen Seitenkopfrudern konnte man ihn schon von weitem identifizieren. So ein Tölpel war er, denn die Augen....DIE AUGEN waren ja völlig frei. Da musste man nicht viel Talent haben, um jemand an solch einem aussagekräftigen Merkmal zu erkennen. Also nahm er die Ersatzbrille der Ersatzbrille und beklebte die Oberfläche vorsichtig mit einem leicht durchsichtigen schwarzen Stoff. Zuletzt kamen die improvisierten Halfter für die Pistolen und das Gewehr und mehrere Beutel um verschiedene selbst gemachte Utensilien darin unterzubringen. Er war bereit. Ein letzer Blick in den Spiegel und was er sah war ein NINJA! Eine ruchlose Kampfmaschiene. "HHYYAAA" Schallte es erstickt unter den zwei Lagen Halstuch hervor, als er zur Tür schlich, sie leise öffnete und sich in den angrenzenden Raum hineinrollte und fünf Fantasiefeinde mit nicht existenten Ninjasternen zur Strecke brachte und in einer Kranich Kung Fu Stellung auf den Entgegner wartete. In diesem Moment stieg Qualm in seine Nase. Hinter ihm auf einem Sessel saß Lace. Sie hatte bereits auf ihn gewartet, damit sie zum Schloss losschlagen konnten. Sheng musste sich jedoch ernsthaft fragen, ob sie mit ihm überhaupt noch losgehen wollte.
 
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"Ernsthaft?"
Mehr sagte Lace nicht, nachdem sie Sheng einige Minuten stumm betrachtet hatte. Dann stand sie kopfschüttelnd auf, steckte sich die leergerauchte Pfeife in den Hängeärmel ihres Kimonos, knotete ihr Katana an der Hüfte fest und bedeutete Sheng stumm ihr zu folgen. Sie verließen das Haus, während Tutti an der Tür zurück blieb und ihnen nachsah.
"Fühlt man sich, wie ein großer Krieger, der zu einer Schlacht aufbricht, was?"
Lace klang ernst, sie wirkte sehr nachdenklich und konzentriert. Sheng hingegen schien die Vorstellung zu gefallen, er streckte seine Hühnerbrust raus, zog den Bauch ein und watschelte neben der Geisha an seiner Seite her, als wäre er tatsächlich kein Waschlappen. Nur seine lächerliche Verkleidung störte das Bild irgendwie. Als sie das Ende des Trampelpfads hinunter zur Straße erreicht hatten wandte sich Shitazawa wie selbstverständlich nach links, in gegengesetzter Richtung von Lumiere. Theodor blieb verwirrt stehen.
"Ähm...wo ist denn...die Kutsche?"
Die junge Frau fing schallend an zu lachen.
"Chrrrchrrrrchrrr. Kutsche? Du gehst aus dem Haus, gekleidet wie ein schwarzer Müllsack, aber willst eine Kutsche nehmen? Klar, kein Problem. 'Fahren sie uns bitte zur Casa Bonnett, wir wollen sie ausrauben.' Prächtiger Plan, chrrchrrrchrrr."
Sheng beeilte sich hinterher zu kommen.
"Du willst damit sagen, dass wir dorthin laufen?! Das sind doch mindestens..."
"...ziemlich genau 10,6 Kilometer. Wenn wir uns ein bisschen beeilen, dann sind wir in weniger als 2 Stunden da. Das heißt, solange du nicht irgendein Problem damit hast."
Ihr Blick sagte ihm, dass er kein Problem damit hatte. Die Schwertkämpferin hatte jetzt wirklich keine Geduld die Sache noch einmal durchzudiskutieren. Sie hatte Theodor stundenlang erklärt wie sie vorgehen würden, sah sich aber während ihres Marsches dazu genötigt den Plan noch einmal zu wiederholen.
"Unser Ziel befindet sich im Keller, direkt unter der großen Halle. Dort unten ist Dienstbotenrevier, die Herrschaft betritt den Bereich nie. Das kommt uns zugute, so müssen wir nicht vorne durch den Haupteingang. Wir schleichen uns durch den Garten hinter das Hauptgebäude, rein in die Küche, von dort geht es runter zu den Vorrats- und Weinkellern. Das Problem ist, wenn ich an den Plan denke, dann sind das da unten wirkliche Katakomben. Ein richtiger Irrgarten, rund um den Raum, zu dem wir wollen. Merk dir also folgendes: Rechts, rechts, links, gerade aus, rechts. Umgekehrt, wenn du zurück zum Ausgang willst. Natürlich nur, falls wir getrennt werden sollten."
Sheng wirkte augenblicklich alamiert.
"Wieso sollten wir getrennt werden?"
"Naja, es gibt Wachen."
"Ja, aber du hast gesagt, das wäre kein Problem."
Lace grinste.
"Für mich ist es kein Problem. Und für dich auch nicht, wenn du bei Gelegenheit mal deine Eier findest. Du bist ein Teufelsfruchtnutzer, verdammt."
Ein paar Minuten später wünschte sie sich, sie hätte die Klappe gehalten, denn jetzt wiederholte Sheng durchgängig wie ein Mantra "Ich bin ein Teufelsfruchtnutzer, ich bin ein Teufelsfruchtnutzer, ich bin ein...."
"Vollidiot, Vollidiot, Vollidiot, Vollidiot...."

Sie schafften es in einer Stunde und 50 Minuten. Im Schutz eines Waldes kamen sie an eine hohe Backsteinmauer, welche das Anwesen umgab und in die Theodor geradewegs hinein rannte. Die Sonne war gerade am Horizont untergegangen, jetzt herrschte seltsames Zwielicht, nicht Tag, nicht Nacht. Für Sheng war es natürlich stockfinster, denn er trug diese dämliche Pseudosonnenbrille.
"Jetzt setz endlich dieses dämliche Ding ab!", herrschte Lace ihn an, während der Tollpatsch versuchte das aus seiner Nase sprudelnde Blut zu stillen. Sie sah die Mauer hinauf. Gut drei Meter hoch, moosüberwuchert, aber ansonsten scheinbar das einzige Hindernis. Kein Stacheldraht, zu ihrem Glück schienen die Herrscher von Lumiere nicht besonders paranoid zu sein.
"Los, Sheng, hilf mir mal. Räuberleiter."
"Ich brauche eine Blutkonserve! Oh Gott, ich verblute!"
"Wenn du mir nicht gleich hilfst brauchst du einen Sarg!"
"K-kannst du mich nicht hoch heben? Ich meine, deine Schuhe sind doch total dreckig..."
Im selben Moment hielt Lace ihm den Haken vor sein Gesicht.
"Ich soll dich hoch werfen? Kein Problem, ich hak' das Ding in deine Hintertür und werf dich hoch, was meinst du? DU - TRÄGST - HANDSCHUHE!"
Wiederwillig legte der Jämmerling seine Hände zusammen und bot sie Lace an, die auch gleich ihren Fuß mitsamt Schuh hinein stellte. Kaum berührte die lehmige Sohle seine Hände fing Sheng trotz der Handschuhe an zu würgen. Nicht nur ein wenig, sonder so, als müsse er sich jeden Augenblick übergeben. Lace hatte seinen Sauberkeitstick wirklich unterschätzt. Aus Angst, dass sie gleich sein Mittagessen auf den Kimono bekam fing sie an beschwörend auf ihn einzureden.
"Sheng, reiß dich zusammen! Sie mich an, Sheng, los, du bist ein Teufelsfruchtnutzer, du bist ein Teufelsfruchtnutzer..."
"...Teufels...nutzer..."
"Sehr gut, auf 3 wirfst du mich, okay?"
"Ich...weiß nicht ob ich das schaffe."
"Wie bitte? Bin ich zu fett, oder was?"
Shengs schreckensweite Augen deuteten an, dass diese Frage für ihn das Grauen der Welt bedeutete. Und offensichtlich ließ das irgendwas bei ihm durchbrennen. Schon kurz vor einer waschechten Panikattacke allein durch den Dreck auf dem Leder seiner schwarzen Handschuhe klickte sein Hirn jetzt für einen Moment weg.
"DREEEEEEEEEEIIIIII!!!!!", brüllte er und stieß seinen Hände mit so einer mächtigen Bewegung nach oben, dass Lace hochgeschleudert wurde und gerade noch schnell genug reagierte um sich mit Haken und Hand an der Mauerkante festzuhalten und hochzuziehen. Das Ganze war nicht sonderlich elegant und da so eine Aktion für Lace die ultimative Premiäre darstellte bot sie von unten ein recht dämliches Bild. Sheng bekam davon wenig mit. Er hoppste wie blöd auf der Stelle, fingerte sich die Handschuhe herunter als wären sie verseucht und kippte sich direkt den Inhalt irgendeines Fläschchens aus seiner Tasche über die Hände. Shitazawa versuchte unterdessen auf die Mauer zu kommen und fluchte dabei stumm vor sich hin. Sich vor der Mauer am hintersten Ende des Bonnettgrundstücks eine lautstarke Diskussion zu liefern war eine Sache, aber wenn sie von hier oben direkt in den Garten brüllte konnte sie sich auch gleich der Marine ausliefern. Wer hätte gedacht, dass so eine verdammte Backsteinmauer ein solches Hindernis darstellen konnte. Bestimmt fünf Minuten dauerte es, ehe die Piratin es geschafft hatte sich komplett hochzuziehen. Kurz warf sie einen Blick auf Bonnett Park, der sogar einen Irrgarten und einen See sein Eigen nannte, dann fing sie an mit Hilfe eines Seils Sheng zu sich hinauf zu wuchten.
 

Mr. Sheng

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Was für ein trügerisches Spiel, was für eine hohles Versprechen. Wasserdichte und schmutzundurchlässige Lederhandschuhe. Und wieder einmal hatte man sein gutes Wesen eiskalt über den Tisch gezogen. Und dieser Dreck war kein normaler Dreck. Unter der Schuhsohle von Lace SHIT!....azawa war er wahrscheinlich hunderte von Kilometer gewandert um ominöse, wie auch gefährliche Keime und Bakterien zu sammeln. Eines der großen Übel, vor denen Sheng unheimliche Angst hatte. Mit einer Pinzette löste er das für das Auge kaum sichtbare Stück und hielt es angewidert von seinem Körper weg, um es mit allen erdenklichen Flüssigkeiten zu besprühen. Auch Hände und besonders die Hautstelle, an der der Fleck sich festgebissen hatte wurden eingängig gereinigt. Dann nahm er ein paar seiner verlässlichen Gummihandschuhe und zog ein weiteres Paar aus Leder darüber.
"Sheng" Zischte es ungeduldig von der Mauer, denn Lace schien nicht erpicht darauf zu hoffen, dass ihr Untergebener von alleine wieder zu sich fand. "Das Seil"
"Soweit ich das sehen kann alles wieder Heil...." Die Stimmung hing am seidenen Faden und wieder zischte Lace etwas lauter "Das Seil! Kletter die Wand hoch"
Etwas flau im Magen erinnerte sich der möchtegern Einbrecher daran, dass er noch nie ein Seil hochgeklettert war. Man konnte sich Fasern in die Haut rammen oder Verbrennungen davon tragen und das nicht nur an den Händen! Vorsichtig Griff eine Hand nach dem Seil, doch er wusste nicht so recht wie er es anfassen sollte. Dann stemmte er ein Bein gegen die Wand und.....ließ wieder davon ab. Beide Arme in die Seite gestemmt blickte er runzelnd auf das baumelnde Etwas, an dem er sich hochbewegen sollte. "Soll ich vielleicht eine Schlaufe reinmachen, dann könnte ich....." Als Sheng fragend in die Augen seiner Kapitänen blickte und dort Wörter wie: Feuer, Lava, Hoden, Tod entdeckte, entschied er sich nicht auf eine Antwort zu warten und formte eine kleine Schlaufe. Unter den wachsamen Augen der überschminkten Zuschauerschaft gelang ihm das jedoch nur mangelhaft. Auf einem Bein Hüpfend versuchte er sich zu befreien, verhäderte jedoch auch das zweite Bein.
"Herr Gott" Schallte es fast schon zu laut von oben "Halt dich einfach fest, ich zieh dich rauf" Im nächsten Moment war die junge Frau nicht mehr zu sehen und hatte sich wohl etwas gesucht, um Sheng mit eigener Kraft hochziehen zu können, denn alleine würde er das nie Schaffen. Auf der anderen Seite hob dieser plötzlich vom Boden ab und das Seil spannte sich um seine Glieder. Ein Tanzträner hätte die Dehnbarkeit des Mannes gewürdigt, als das Seil seine beiden Beine auseinanderriss und in die unvorteilhafte Stellung eines breitbeinigen Spagates brachte. Weitere Züge von Lace bewirkten dann, dass der kleine Mann ins Schwanken geriet. Immer wieder atmete er leicht auf, als er kurz vor der Mauer halt machte. Beim letzten Zug prallten seine ungeschützten Goldstücke jedoch gegen die Wand und klemmten in einer Mauerritze fest.
"Sei ruhig Sheng, man wird uns noch hören......Was ist das fürn Widerstand.....hör auf dich festzuhalten." Es gab wenig was ein Mann sich in solchen Momenten wünschen, aber der plötzliche Tod von der geborenen Tauziehmeisterin gehörte definitiv auf Platz eins. Es liefen bereits dicke Tränen über die hohlen Wangen, als immer wieder heftig an dem Seil gezogen wurde, bis die Mauerritze endlich Preisgab was sich darin verfangen hatte. Die Chefin voran und Sheng in einem breitbeinigen Gang hinterher bewegte sich das Duo weiter, um in das Schloss zu gelangen.
 

Lace

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Die Mauer schien für's erste das schwierigste Hindernis zu sein, an dem sich Sheng natürlich auch über Gebühr anstellte. Lace riss sich zusammen und war bemüht sich nicht über die unabänderlichen Eigenschaften ihres Nakamas aufzuregen. Was hätte es auch genutzt?
Die Sonne war inzwischen vollkommen verschwunden und die Nacht herein gebrochen. Die beiden Einbrecher konnten sich jetzt nur noch an den Lichtern der Casa Bonnett orientieren, um sich einen Weg durch die weitläufigen Parkanlagen zu bahnen. Der Mond rettete Lace und Sheng davor in den Schloss eigenen See zu fallen. Shitazawa hätte Theodor unweigerlich mit in das schwarzglänzende Loch gezogen, denn der 40-jährige hielt sich an ihrem Rockzipfel fest wie ein Kleinkind und unterdrückte ständig mehr oder weniger erfolgreich ein angstvolles Quicken, wenn ihn ein Zweig oder hohe Gräser unglücklich striffen. Gut eine halbe Stunde benötigten sie um sich dem Gebäude zu nähern. Schließlich duckten sie sich hinter einen ausladenen Zierbusch und sondierten die Lage, knapp 50 Meter vom Eingang der Küche entfernt.
"Also, es geht durch die Küche, von da aus in den Keller. Laut der Karte ist die Treppe direkt da, wollen wir hoffen, dass sie aktuell genug ist."
Sheng räusperte sich.
"Nichts für ungut, aber wie wahrscheinlich ist es, dass die Küchentür nicht abgeschlossen ist?"
Lace sah überrascht auf, fühlte sich nicht kritisiert, sondern auf ein tatsächlich wahrscheinliches Problem aufmerksam gemacht, auf das es sich einzustellen galt. Sie musste zugeben, an das Schloss in der Küchentür hatte sie bisher noch gar nicht gedacht. Zu gleichen Teilen überrascht und erfreut klopfte sie Sheng freundschaftlich auf die Schulter, der zuerst erschrocken zusammen zuckte, dann aber ein verlegenes Lächeln hinter seinem Schal verbarg. Wahrscheinlich, ging Lace auf, gab es in seinem Leben bisher nicht viel Platz für Lob und Anerkennung. Und für ein paar Sekunden tat der jungen Schwertkämpferin das unendlich Leid.
"Hauen wir das Schloss eben ein. Wenn wir Pech haben hören es die Wachen, aber naja, dann gibt es eben ein bisschen Zunder."
Sheng machte eine schlaues Gesicht, kramte in seiner Tasche herum, flüsterte "Lass mich mal machen" und huschte unter Lace völlig verdutzten Gesicht an die Villa heran und noch bevor Shitazawa hinterher gekommen war hörte sie ein leises Klicken - und die Küchentür stand offen.
"Verdammt, Sheng!" Das zweite anerkennende Schulterklopfen an diesem Abend war fällig.
Vorsichtig horchten die Zwei in die Küche hinein und zögerten einen Augenblick, ehe sie sich doch überwinden konnten ihren Einbruch zu starten. Lace stellte fest, dass es einen unterschied gab zwischen dem Plan eines Gebäudes und sich schließlich in den komplett eingerichteten Räumen zu orientieren. Sie wusste nicht, wie es Sheng ging, aber ihr selber war die Situation unangenehm. Angespannt schlichen die beiden zwischen Töpfen, Herd und Feuerstelle herum und suchten den Eingang zum Keller, was sich als erstaunlich kompliziert erwies. Dreimal durchgequerten sie den Raum, ehe sie tatsächlich die richtige Tür fanden.
 

Mr. Sheng

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"Das muss sie sein" flüsterte die Puderquaste, als sie sich mit Sheng zur letzten Tür aufmachte, die als einzige übrig geblieben war. Doch gerade als sich die Finger um das polierte Metall schmiegen wollten, setzte sich der Knauf in Bewegung. Mit einer schnellen Bewegung schubste Lace ihren schuseligen Miteinbrecher in eine Ecke des Raumes und verschwand in einem großen Küchenschrank, indem sie zum Glück zwischen Besen und Putzlappen Platz fand. Sie zog die Tür vorsichtig ran, um das Geschehen weiter beobachten zu können. Knarrend ging die Tür immer weiter auf und eine klar als Wache erkennbare Person betrat den Raum. Dicke Mukelberge dehnten die blaue Uniform, als könnte sie jede Sekunde explodieren oder zerreißen. "Scheiße, immer passiert mir sowas.......kack Kaffe...scheiße...."
Die dicken braunen Flecken zeugten von dem ungeschickten Maleur und sofort stratzte der Bär auf den Putzschrank zu, indem sich Lace verschanzt hatte. In der anderen Ecke des Raumes saß Sheng, zusammengekauert wie ein kleiner Fötus und zitternd. "Was mach ich? Wenn er Lace erwischt, dann bringt er sie um und dann auch noch mich, gegen so einen Kerl hat die doch keine Chance. Ich muss flüchten. Und Lace hier allein lassen? Wieso eigentlich nicht, was hat die schon für mich getan.....aber ich hab gesagt ich helfe ihr. Verflixt nochmal ich muss dazu stehen was ich gesagt habe, sonst kommt am Ende jeder daher und macht was er will, sowas geht doch nicht....." Mit einem leisen Seufzer, den die Wache zum Glück nicht vernahm setzte er sich in Bewegung und näherte sich Schritt für Schritt dem Koloss, der den Schrank beinahe erreicht hatte.
Theodor, den die Angst nun doch überwältigt hatte, drehte um und schlich in Richtung Tür, um sich aus dem Staub zu machen. So gerne er sein Versprechen auch einhalten würde, denn das gegebene Wort war ihm heilig, konnte er sich dennoch nicht überwinden, irgedetwas zu unternehmen. Die Angst schwoll inner weiter an und aus dem schleichen wurde gehen und aus dem gehen wurde rennen. Der Wachmann legte eine Hand an den kleinen Bügel, um die Tür zu öffnen, als es plötzlich klirrte. Irgendwer hatte anscheinend den Raum verlassen und einen Haufen krach dabei gemacht. Sofort sprintete die Wache los und blieb an der offenen Tür stehen und spähte in den Gang. "Verdammt was ist hier los?"
Lace war also gerettet, Sheng ging es hingegen nicht so gut. Er hing an einem Metallrohr an der Decke, an das er wie eine sich erschreckende Katze heran gesprungen war und besaß kaum Kräfte um sich da oben auch zu halten. Der ausbrechende Schweiß half zudem dabei, den Griff um das Rohr immer weiter zu lockern. Immer weiter rutschte er und hing mit dem Hintern bald nur noch ein paar Zentimeter über dem glatt rasierten Schädel. Die Gedanken rasten und er musste unbedingt eine Lösung finden. "Körper....ich weiß wir stehen oft auf Kriegsfuß, weil du mich auch ständig im Stich lässt! Einmal brauche ich dich. Hilf mir bei einem vernichtenden Schlag. Du hast es tausendmal in den Büchern gelesen, wie die Ninjas auf den Rücken springen, ein gezielter Schlag und der Feind lieg am Boden.1....2...und..." Krachend und quitschend brach das Rohr und der Last des Anhängsels zusammen und begrub die grobschlächtige Wache unter sich. Einen Gedanken an Triumph lies dieser Mann jedoch nicht aufkommen, denn er stand schon wenige Sekunden später und blickte sich verwirrt um. "Verdammte SCHEIßEEEEEE........"
Als er sich umdrehte konnte nun auch Lace sehen, wo Sheng hingekommen war. Er klammerte sich an den Rücken des Riesen ohne das dieser überhaupt Notiz davon nahm. Nur die kleine Faust erhob sich, um mit einem Schlag den Blutfluss zum Gehirn zu stoppen. Blitzschnell fuhr sie herab und traf auf die kräftige Schulter. Shengs Augen weiteten sich vor Schmerz und lautlos pustete er auf sein armes Händchen, als wäre er ein kleines Mädchen.
"Jaaa?" Die Wache drehte sich um, dreht sich dann nochmal um. "Ze...Ze....zezeze Zauber.....ZAUBEREI.....was ist hier los?" Panik machte sich breit und die ersten Tränen kullerten über die breiten Wangen. "Ich habs immer gesagt, hier spuckt es.....tschuldigung Geister, ich möchte keinen Ärger" Rückwärts gewand ging er Schritt für Schritt zurück und ließ die Küche hinter sich, um die Tür dann laut hörbar zu verschließen. Leider hing Sheng immer noch auf dem breiten Rücken und musste aufpassen, dass er sich nicht durch einen nassen Fleck am Rücken des Wächters bemerkbar machte und kniff seine Blase so gut es ging zusammen.

 
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Lace

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Lace stöhnte innerlich laut und verzweifelt auf als sich die Tür der Küche wieder schloss. Rumpelnd kam sie aus ihrem Versteck, schüttelte ihren Rock aus und Strich sich den Kimono glatt, ehe sie knurrend ihr Schwert zog und hinüber zum Ausgang huschte. War das zu fassen? Ihr schöner Plan! Sheng hätte den Gorilla ruhig den Schrank öffnen lassen sollen, alles wäre besser gewesen als das hier jetzt! Eigentlich sollte sie diese krankhaft dumme Plage ihrem Schicksal überlassen und abhauen. Aber leider, so beschämend es auch war, sie brauchte den Trottel um die Wand zu sprengen und an den Schatz zu kommen. Womit hatte sie das hier nur verdient?
"Sheng holen, Schatz bergen, abhauen", murmelte die Schwarzhaarige und öffnete vorsichtig die Tür. Dahinter befanden sich - Botengänge, natürlich. Aber in welche Richtung sollte sie gehen, links oder rechts? Wenn sie sich falsch entschied würde sie endlos lange in diesem verdammten Gebäude umherirren, ohne den verschwundenen Sheng wieder zu finden. Was sollte sie tun? Für einen Moment drohte Shitazawa der Mut zu verlassen. Wahrscheinlich war es wirklich besser einfach zu verschwinden, es sah nicht so aus, als gäbe es hier noch irgendwas zu retten. Wenn man Theodor entdeckte würde der Alarm ausgelöst und dann wäre das ganze Gelände bis oben hin vollgestopft mit Soldaten. Lace war nicht Stolz drauf, aber eigentlich war sie schon dabei den Rückzug anzutreten, als ihr Blick zufällig auf den Boden des linken Ganges fiel. Kurz vor der Ecke lag etwas am Boden, ein seltsam zusammen gesunkener Haufen, ohne wirkliche Form. Neugierig geworden ging die junge Frau darauf zu und hob das komische Ding mit der Spitze ihres Hakens auf.
"Ein...Einmalhandschuh?"
Tatsächlich, ein ordinärer Einmalhandschuh, wie ihn Ärzte benutzten. Oder...Sheng!
"Dieser ausgebuffte, kleine Bastard", flüsterte Lace erfreut und nahm die Verfolgung auf. Der Posten der Nachtwache konnte noch nicht weit gekommen sein, nichts wie hinterher. Mit ein wenig Glück war es möglich Sheng einzusacken, ihn zu verprügeln und den Plan doch noch durchzuziehen, ohne, dass irgendwer zu früh Wind davon bekam. In Shitazawas Kopf ratterte es. Normalerweise wurde die Casa Bonnett Nachts von 20 Männern bewacht. Wegen des Feiertags war die Truppe auf die Hälfte reduziert worden. Umstände also, die den Piraten hier in die Hände spielten, denn so ein riesiges Gelände war mit 10 Mann überhaupt nicht abzudecken. Der Nachteil war, dass die eingesetzten Männer bei Ungereimtheiten wahrscheinlich nicht lange fragen, sondern direkt Verstärkung beim Militär anfordern würden.
Wenigstens waren Sheng und sein unseeliges Transportmittel schnell gefunden. Lace holte die beiden zwei Gänge weiter ein, als der Wächter gerade mit seiner Laterne in einen Raum hinein leuchtete und die Lage abcheckte. Theodor hing noch immer wie ein Affenbaby an diesem wahren Kleiderschrank, welcher sich so behäbig und andächtig bewegte wie ein Elefant. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wie man den kleinen Butzemann unbemerkt von da weg bekam. Am besten legte man den Riesen schnell und leise schlafen. Mit einem Kehlkopfschnitt war das am leichtesten zu bewerkstelligen und Lace raubte der Gedanke nicht unbedingt den Schlaf diesen Kerl zu töten. Im Moment musste sie allerdings auch den mittlerweile leider recht wahrscheinlichen Fall in Betracht ziehen hier erwischt zu werden und wenn sie vor einem Gericht standen, dann doch am besten nur wegen Einbruchs und nicht auch noch wegen Mord. Wie also diesen Goliath zu Fall bringen?

Sven Wilkes war ein schlichtes Gemüt, dessen körperliche Entwicklung irgendwie zu Ungunsten seiner geistigen Fähigkeiten abgelaufen war. Das er bei den Nachtwächtern der Casa Bonnett aufgenommen worden war bedeutete für ihn einen echten Glücksfall. Leider war der große Junge mit dem sanften Charakter ein echt abergläubischer Geselle mit einem ausgeprägten Hang dazu weiße Mäuse zu sehen und die großen, dunklen Räume und düsteren Gänge der Bonnettvilla gaben seiner Fantasie ausreichend Nahrung um immer und überall Gespenster zu sehen. Sein Vorgesetzter war mittlerweile schon ziemlich ungeduldig mit ihm, jedes Mal, wenn er mit einer neuen Geistergeschichte ankam wurde er wütend und keifte, er solle ihn mit diesen Märchen zufrieden lassen. Aber Sven wusste genau: In der Casa Bonnett spukte es.
Mit einer Laterne bewaffnet streifte er durch Gänge im Dienstbotentrakt, doppelt vorsichtig nach seiner Begegnung mit dem Küchengespenst, das ihm schon vor einem Monat enorme Schwierigkeiten gemacht hatte. Gott sei Dank war die Sache heute glimpflich abgegangen, aber...Was war das?
Sven blieb stehen und horchte. Hatte da nicht gerade irgendwer gekichert? Unsicher hob der Wächter seine Laterne höher um mehr Licht zu haben.
„Stan? Ralf? Seid ihr das?“
Wieder ein Kichern, das gruselig von den Wänden widerhallte und von überall zu kommen schien.
„Jungs? Hallo?“
In Svens Stimmte schwankte eine aufsteigende Panik mit. Dieses Lachen...hoch und mädchenhaft. Um Himmelswillen, das konnte nicht einer der Jungs sein...das musste...ein weiterer Geist sein! Eine unruhige Seele, einsam und bösartig - und hinter ihm her!
 

Greed

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Es war still in dem spärlich belichteten Raum. Fast schon zu still. Doch in der Tat rührte sich kein Lüftchen, kein Wesen gab innerhalb dieser vier Wände einen laut von sich, doch wenn man ganz genau hinhörte, konnte man das leise Atmen einer Kreatur hören, die sich in einer schattigen Ecke an die Wand gelehnt hatte. Sie bewegte sich keinen Millimeter und wenn man nicht das Licht erkennen könnte, wie es von den kleinen Äuglein an dem großen Kopf reflektiert wurde, hätte man beinahe denken könnten, dass diese fast drei Meter große Gestalt friedlich schlummern würde. Doch sie war hellwach und betrachtete die Umgebung mit wachsamen Augen.
Bartleby konnte diese dauernde Nachtschicht nicht leiden. Es war langweilig und man konnte bei Nacht lange nicht so viel erkennen wie am Tage, was zumindest in der Hinsicht schlimm war, dass das Haus wirklich recht ansehnlich war, das einzig Gute an ihm. Doch in der Dunkelheit der Nacht hatte man nicht besonders viel davon. Zudem war einfach nichts los und außer dumm in der Gegend stehen hatte man selten was zu tun. Der Zitteraal-Fischmensch wurde langsam aber sicher zappelig. Er wollte sich bewegen, wollte rennen, springen und schwimmen. Doch hier war kein Platz für all das, hier musste man nur auf ein altes Haus aufpassen, weil das irgendjemand sagt und man sonst nicht nach Hause kommt. Seit einigen Jahren saß er nun auf dieser Insel fest und der verdammte Machiavelli machte noch immer nicht die geringsten Anstalten, ihn irgendwann mal nach Hause zu lassen. Es war doch nicht wirklich so teuer oder schwer, jemanden auf die Fischmenscheninsel zu schicken, oder?
Eine große und teuer aussehende Standuhr, die lange nicht so gut schmeckte wie sie aussah, verkündete mit hallendem Ton, dass es wieder einmal Zeit war, einen Rundgang durch die weiten Hallen und Gänge zu unternehmen. Die oftmals als Monster titulierte Gestalt entfernte sich langsam von der kalten, harten Wand weg und setzte sich ebenso gemächlich in Bewegung. Zu dieser Stunde war keinerlei Hast geboten, die einzige Bewegung in diesen Gemäuern wurde von der Handvoll Sicherheitsleute verursacht, die hier zeitlich versetzt jeweils stündlich ihre Rundgänge machten. Da ein jeder über das kleine Gehirn des Großen Bescheid wusste, wurden ihm stets die Zeiten zu de vollen Stunden zugewiesen, das konnte er sich einfacher merken. Schlurfenden Schrittes stampfte der Koloss von 175 Kilogramm durch die Gänge. Die schweren Schritte hallten unheimlich durch das Gebäude, obwohl die Füße kaum vom Boden abhoben, doch die Resonanz war nur auf normale Menschen ausgelegt und nicht auf Wesen, die viel größer und schwerer waren als ein Durchschnittsmensch. Die ungeplanten Belastungen resultierten hier in einem ungewohnt starken Echo der Schritte. Auch die Fackeln an den Wänden, die des Nachts für eine spärliche Beleuchtung sorgten, taten durch den flackernden Schein der Flammen und die dadurch entstehenden Schatten ihr Übriges, dass es den Menschen um die nächste Ecke so erscheinen musste, als würde ein wahres Monster auf sie zu marschieren. Nachdenklich stampfte das Meereswesen durch die Gänge und war ganz in Gedanken versunken. Sollte er noch hier bleiben, sollte er abhauen? Aber wohin und wie ging es weiter? Hier war er nicht glücklich, aber vielleicht würde der Herr Machiavelli sein Versprechen ja doch noch halten, er hatte es ja schließlich geschworen. Bartleby bekam langsam Durst. Schon zu lange hatte er nichts mehr getrunken oder war im Wasser gewesen. Es gab zwar sowohl einen Pool als auch einen See auf dem Anwesen, doch keins von beiden Wasserlöchern war zum Schwimmen freigegeben und die Badewanne in seinem Raum war einfach nicht groß genug für den Hünen. Entweder konnte man nur Beine und Po einweichen oder die Beine guckten ganz raus. Wobei auch die Schultern des Wesens zu breit für die schmale Wanne waren. Alleine beim Gedanken an diese ekelhaft einengenden Wannen bekam der Schläger beinahe einen Krampf im Schulterbereich, den er nun versuchte zu lösen.
Es war eindeutig klar, dass das blaue Monster hier nicht glücklich war mit dem, was es tat oder auch nicht tat, denn es gab nicht viel zu tun. Und genau das wurmte den freiheitsliebenden Arzt. Er saß hier fest und schien keine Perspektive zu haben. Inzwischen wollte er fast nur noch weg, doch die Hoffnung, die er in das Versprechen seines Arbeitgebers gesetzt hatte, band ihn an dieses Gebäude, welches er nur sehr selten einmal verlassen durfte. Geheimwaffe hatte er gesagt, Geheimnis hatte er gesagt. Inzwischen hatte er in diesem Gebäude alles gesehen und alles probiert, es gab nichts mehr, das ihn reizte. Der Alltag war grau und lahm. Missmutig stapfte der Arzt mit schlackernden Armen um die nächste Ecke und freute sich schon auf ein geruhsames Päuschen, bis er seine nächste Runde machen würde. Jede Nacht dergleiche Trott. Schon seit Jahren hatte er nicht mehr als Doc praktiziert, sich nur hin und wieder um seine eigenen Verletzungen gekümmert, die er sich bei seinem täglichen Training zwischen Schlaf und Nachtwache zuzog. Das Training war sowieso das einzig angenehme an dem ein ganzen Tag. Ein paar Stunden lang war er ungestört und konnte sich ganz seiner Leidenschaft, der Kampfkunst, hingeben, ohne angebrüllt oder fertig gemacht zu werden. Doch ewig konnte man wahrhaft nicht an diesem Ort festhängen, denn dann würde seine Entwicklung weiterhin stagnieren. Ein paar Wochen würde er Machiavelli noch geben, danach würde er ihm sagen, dass er gehen würde.
Wie oft hatte der Fischmensch sich das schon selbst gesagt? Eigentlich jede Woche seit Machiavelli an der Macht war. Inzwischen also recht oft. Doch irgendwie konnte er es nicht glauben, dass der Herrscher einer ganzen Insel einfach so sein Versprechen brechen könnte, dass er einem Untergebenen gegeben hätte. So etwas könnte ein Mensch in seiner Stellung doch nicht tun, Menschenhändler taten so etwas, aber doch keine Herrscher.
Gleich würde der Koloss durch den Dienstbotentrakt gehen, wo er immer kurz auf diesen Sven traf, einen Feigling, wie er im Buche stand. Zuletzt hatte er doch tatsächlich etwas von einem Küchengespenst von sich gegeben! Alleine bei der Erinnerung an diesen Hasenfuß musste der Schläger den Kopf schütteln, war er doch der festen Überzeugung, dass es so etwas wie Geister nicht gab. Als Mediziner und somit Wissenschaftler glaubte er daran, dass es für alles eine durch und durch logische Erklärung geben musste, was einigen Menschen übernatürlich erschien. Auch diese Teufelsfrüchte, von denen die Menschen hier öfter mal Horrorgeschichten erzählten, hatten sicher einen vollkommen harmlosen Kern. Ihn hielten ja auch viele für ein Monster oder eine Sagengestalt und doch war er vollkommen real. Dieses Volk in diesem Blue war auch total ungebildet.
Auf einmal hörte Bartleby eine leise Stimme. Es schien die Stimme von Sven zu sein und man konnte in seinem Hilferuf einen Hauch von Angst erkennen. Das nächste, was ertönte, war ein lautes Klatschen, welches durch die Gänge hallte. Der Ursprung dieses Lautes lag in in einer großen, flachen Hand, welche mit brachialer Kraft gegen die breite Stirn des blauen Wesens klatschte. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Dieser Idiot, dachte sich Bart, hat der schon wieder irgendwelche paranormalen Aktivitäten entdeckt wie das Rauschen des Windes in einem Baum? Seufzend machte sich die fast drei Meter große Kreatur auf den Weg durch die hohen Gänge, um den offenbar mal wieder verängstigten Kollegen zu beruhigen. Sein Mentor hatte ihn zwar keine Kinderpsychologie gelehrt, doch das würde schon gehen. Der Magen des Schlägers fing auf einmal ungewöhnlich laut an zu grummeln, so einen Hunger hatte er. Merkwürdigerweise wurde dieses laute Magengrummeln von den Wänden des Dienstbotentrakts extrem laut zurückgeworfen, was ein beinahe unheimliches Grollen erzeugte. Der Arzt blieb verwundert stehen und wunderte sich, woher dieses Geräusch auf einmal kam, besann sich jedoch dann eines Besseren und schlurfte weiter in die Richtung, aus der er zuletzt Sven's Stimme vernommen hatte. Der stetige Rhythmus der schweren Schritte, der durch die Gänge hallte und die langen Schatten auf den Kacheln am Boden, die von den Wandfackeln erzeugt wurden, kündigten das Näherkommen des Hünen an. Unterbrochen wurde das Stampfen nur von einem gelegentlichen Grollen, welches dem Magen Barts entsprang. Dagegen würde er zeitnah etwas unternehmen müssen.
 

Lace

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"Sheng! Du dämlicher Idiot!"
In den Botengängen der Casa Bonnett zeigte sich ein skurriles Bild. Dort stand Lace, breitbeinig gegen einen riesigen Fleischberg gestemmt, und zog mit ihrem verbliebenem Arm mit aller Macht an einem Hemdzipfel, der unter dem Koloss hervor schaute. Der Fleischberg war der ohnmächtige Sven Wilkes und unter seinem massigen Körper begraben lag Sheng. Zugegeben, Shitazawa war an der unglücklichen Situation nicht ganz unschuldig. Aber wer hätte auch ahnen können, dass der Nachtwächter von solch zartem Gemüt war, dass er sofort in Ohnmacht fallen würde, wenn man ihn ein wenig erschreckt. Umgekippt wie ein Sack Kartoffeln war er und Theodor unterm seinem zwei Zentner schwerem Körper wieder hervor zu kramen war die Aufgabe eines Goliaths!
"Ich schwöre dir bei den Knochen meiner Ahnen, das wirst du mir büüüüüßßßßßEEEEENNNN!!!"
Mit einem halben Aufschrei schaffte sie es wenigstens den Kopf frei zu bekommen. Und natürlich war Sheng ohnmächtig...das konnte doch nicht wahr sein.
"Wenn wir hier raus kommen, dann mach ich dich fertig, du elender....."
Wieder zog sie mit aller Macht. Es war nicht leicht, aber als erst einmal die Schultern raus kamen ging es einigermaßen. Mit einem leisen Flopp gab Sven Theodor frei und entließ ihn in die Welt. Lace fühlte sich für einen Moment an eine Geburt erinnert und kaltschte dem Unglücksraben eine schallende Ohrfeige ins Gesicht.
"Wach auf, du Nichtsnutz, du wertloser, dummer Hund!"
Sie war außer sich vor Zorn. Ihr schöner, sorgfältiger Plan! Verpfuscht von diesem Unglücksraben. Er nannte eine der mächtigsten Waffen der Welt sein Eigen, war ein Teufelsfruchtnutzer, und doch so unnütz wie ein Kropf. Und wach werden wollte dieser Bastard auch nicht! Lace schlug wieder zu, noch einmal, noch einmal. Irgendwann galt es nicht einmal mehr Sheng wach zu bekommen, sondern ihre Wut an ihm auszulassen. Als sie müde wurde bahnte sich ihr pragmatisches Naturell wieder Bahn.
"Okay...dumm gelaufen. Ohne Sheng kommst du nicht in die Schatzkammer. Bisher hat dich noch niemand gesehen, aber du musst hier weg. Neuer Plan: Den Schwachkopf schultern, runter in den Keller gehen, den Schwachkopf irgendwie wach bekommen, dann alles weiter wie geplant. Du kriegst das noch hin...", führte sie in ihren Gedanken ein Selbstgespräch und fackelte auch nicht mehr lange.
Erstaunlich, wie schwer es war sich einen bewusstlosen Schmalhans aufzuladen, vor allem, wenn man nur einen Arm zur Verfügung hatte. Lace schnauffte wie ein Walross, ritzte Sheng ungewollt mehrfach mit ihrem Haken, aber bekam ihn doch irgendwie vom Boden hoch. Alleine dafür, so fand die Schwertkämpferin, hatte sie eigentlich einen Orden verdient.
Je mehr sie sich abrackern musste, umso gemeinere Strafen für Theodor fielen ihr ein, aber ihre Wut half ihr ihre schwere Last zu schleppen. Jedwedes Glück schien die ehemalige Geisha indes verlassen zu haben. Sie bog gerade um die letzte Kurve Richtung Küche, als sie einem zweiten Wachmann direkt in die Arme lief. Der Kerl machte ein dummes Gesicht und seine Überraschung ließ ihn lange genug zögern. Lace hatte keine Hand frei um ihre Waffe zu ziehen, also nahm sie das einzige Hilfmittel, dass ihr zur Verfügung stand und warf Sheng mit einer fast übermenschlichen Anstrengung über ihre Schulter, direkt gegen die Nachtwache. Der Mann verlor das Gleichgewicht, stolperte rückwärts, fiel und schlug mit dem Kopf hart gegen die Wand. Ob tot oder nur ohnmächtig, ein weiterer Körper lag jetzt bewegungslos am Boden. Dafür wurde Sheng jetzt plötzlich wieder munter.
"W-w-was...was ist hier...?"
"Los, hoch, du Schwachkopf!"
Shitazawa zog den Unglücksraben auf die Füße, der jetzt die Schnittverletzungen entdeckte und postwendent wieder anfing zu hyperventilieren.
"Oh Gott, ich blute...Lace, oh Gott..."
"Reiß sich zusammen, verdammt nochmal! Wegen dir stecken wir bis zum Hals im Schwierigkeiten, kannst du nicht einmal etwas richtig machen?"
Sheng stotterte schon wieder unkontrolliert und Lace gab ihm wieder eine Ohrfeige - diesmal um zu verhindern, dass er völlig durchdrehte. Der Schlag hatte einen überraschenden Effekt, Theodor war sofort still, dafür wich ihm jedoch alle Farbe aus dem Gesicht. Shitazawa war für einen Moment davon überzeugt, dass er schon wieder umkippen würde, sie sollte seinen Kopf wohl ab jetzt etwas schonen.
"Sheng, hey, ganz ruhig, nicht umkippen."
"Mo...Mo..."
"Was ist? Alles okay, komm schon, du darfst jetzt nicht schlapp machen."
"Mon...."
Lace verstand kein Wort, dieses Gebrabbel ergab keinen Sinn. Dann wurde ihr jedoch klar, dass der kleine Mann auf einen Punkt hinter ihr starrte und alarmiert drehte sie sich um. Unglauben und aufsteigende Furcht schnürrten ihr kurz die Kehle zu. Dort hinten war eine Gestalt um die Ecke gebogen...etwas, dass aufrecht ging wie ein Mensch, aber ansonsten...
"Was zum...??"
 

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Langsamen Schrittes tappte Bartleby durch die langen Gänge. Man konnte seinem breiten Gesicht und der langen, schlapp aus dem Maul heraushängenden Zunge ansehen, dass er nicht die geringste Lust hatte, sich wieder einmal mit Spinner-Sven auseinander zu setzen. Es war medizinisch einfach unmöglich, dass es so etwas wie Geister gab und das hatte er ihm bereits... viele Male gesagt! Aber nein, der Trottel wollte es ja nicht glauben und hielt stattdessen weiter an diesen Ammenmärchen von einem Monster in diesem Anwesen fest. Der Fischmensch seufzte einmal laut und kaum, dass der Laut seinem Maul entwichen war, schnellten ruckartig die Hände mit den Schwimmflossen davor, als wolle er den Laut festhalten, damit er nicht entfleuchen konnte. Kurz schüttelte sich der Hüne, dann setzte er sich wieder in Bewegung. Doch als er um die nächste Ecke gebogen war, machte der Wachmann eine schockierende Entdeckung. Da war Sven. Doch er lag bewusstlos am Boden!
Sofort stürzte der Arzt zu seinem reglosen Kameraden und checkte sofort dessen Puls und seine Atmung und stellte erleichtert fest, dass er lediglich ohnmächtig war und wahrscheinlich einfach einen Schock erlitten hatte. Erst jetzt bemerkte der Schläger die Schritte, die aus etwas Entfernung widerhallten. Sie entfernten sich. Ob diese mysteriöse Gestalt, die sich nun von Sven und ihm entfernte, etwas mit der Ohnmacht zu tun hatte? Da der abergläubische Trottel außer Gefahr war, beschloss Bart, ihn vorerst hier zu lassen und die Verfolgung von Mister Unbekannt aufzunehmen. Also richtete er sich schnell auf, holte einmal tief Luft und sprintete los, so schnell er konnte. Freude kam in dem durchtrainierten Körper und Glückshormone wurden in großen Mengen ausgeschüttet. Endlich mal wieder den Genuss der Jagd erleben, vielleicht gab es sogar einen wahren Kampf auszufechten. Hoffentlich war der Eindringlich nicht so ein feiger Hanswurst mit einer Schusswaffe. Die Dinger machten überhaupt keinen Spaß. Doch es tat gut, sich endlich mal wieder zu bewegen und etwas Abwechslung war wirklich nicht zu verachten in diesen langweiligen Nachtschichten.
Es dauerte nicht lange, da hatte Bartleby den Flüchtling beinahe eingeholt, da hörte er einen lauten Schlag aus einer gewissen Entfernung voraus und kurz darauf eifriges Gebrabbel. Waren das etwa mehr als ein Eindringling? Das wurde ja immer besser. Ihm war so sterbenslangweilig im Casa Bonnett geworden, dass er überlegt hatte, den Chef der Wachmänner anzupöbeln, nur um sich eine kleine Rauferei mit diesem liefern zu können. Das hätte zwar eine Strafe nach sich gezogen, doch es hätte immerhin die ewige Lethargie durchbrochen.
Dann schritt der Fischmensch um die Ecke und was er sah, verwunderte ihn doch sehr. Nur wenige Schritte vor ihm lag ein weiterer bewusstloser Kollege und daneben saß ein viertel Hemd von einem Menschenmann, der nicht einmal aussah, als könne er ein Glas voll Erdnussbutter öffnen. Und die andere Person... Nun, was die betraf, war der junge Fischmensch etwas verwirrt. Irgendwie wirkte sie wie eine Menschenfrau, doch sie hatte so komische Farbe im Gesicht. Seltsam gewandet war sie auch, doch das konnte man eher verstehen als diese seltsame Gesichtsbemalung. Er hatte einst in einem Buch gelesen, dass es wohl Menschen gabt, die sich anmalten, um damit Angst und Schrecken beim Gegner hervor zu rufen. Doch irgendwie vermochte das Antlitz der jungen... war es nun eine Frau?... nicht viel Furcht zu schaffen. Tatsächlich weckte es nur die Neugierde des großen Blauen, wie denn wohl Gesichtsanmalfarbe schmecken würde. Während das Hemdchen nur vollkommen entnervt stammelte, leckte sich der große Zitteraal-fischmensch mit sichtlicher Vorfreude mit seiner langen Zunge einmal quer über sein Maul. Einige Tropfen Sabber lösten sich dabei und platschten leise auf die Fliesen des Fußbodens. Der junge Mann mit den schlechten Augen hatte wohl eindeutig eine unterentwickelte Gesichtsmuskulatur, die es ihm nicht ermöglichte, anständige Worte zu formen. Irgendwie nahmen die Augen des Schlägers einen enttäuschten Blick an. Einmal in so laaanger Zeit gab es Eindringlinge, Einbrecher, Halunken in diesem Gemäuer und dann waren es ein Hänfling und ein... ähm... nun ja, ein anderes Menschlein. Doch plötzlich nahm der oder die Schwarzhaarige die Beine in die Hand. Okay, nicht wortwörtlich, aber sie rannte davon. Und da erhaschte der Arzt das erste Mal einen Blick auf die blitzende Hakenhand der Piratenkapitänin, die ihn sofort darauf schließen ließ, dass sie eine Amputation gehabt haben musste. Faszinierend...
Nun lief der eine Einbrecher also wieder davon und das Ultrafliegengewicht wurde hinterher gezogen wie ein kleines Kind, wobei die meisten kleinen Kinder sicher stärker sind als dieser Typ, der nun wohl nicht mal genug Beinmuskulatur vorzuweisen hatte, um selbst laufen zu können. Irgendwie erbärmlich, dass der sich eingebildet hatte, hier einbrechen zu können. Dennoch zeugte es von Wagemut. Da fiel dem Fischmenschen wie Schuppen von den Augen, dass er keineswegs berechtigt war, Eindringlinge, mögen sie noch so seltsam oder harmlos wirken, laufen zu lassen. Nach einem kurzen Momente des Überlegens, während dem noch ein paar Tropfen Spucke auf dem Boden landeten, setzte sich der Hüne wieder in Bewegung, um die Verfolgung der zwei Flüchtlinge aufzunehmen. Warum nur mussten so viele vor ihm davon laufen? War er so furchterregend? Nun gut, er war etwas größer und sah etwas anders aus als die meisten Menschen, was aber auch kein Wunder war, denn er war ja auch kein Mensch, sondern ein Fischmensch. Genervt schüttelte Bartleby den großen Kopf, was ihn beinahe die Orientierung kostete, doch gerade noch konnte er sich wieder fangen und weiter nachsetzen. Er musste nun diese Beiden fangen, vielleicht würde ihm das endlich das einbringen, warum er hier schon all die Jahre arbeitete. Heim, eventuell könnte er nach all den Jahren endlich wieder heim auf die Fischmenscheninsel. Dieser Gedanke motivierte noch einmal jede Zelle in dem athletischen Körper und mit vollem Elan rannte er weiter.
Überrascht stellte der Wachmann des Casa Bonnett fest, dass die Flüchtige sich auszukennen schien, denn schnurstracks schlängelte sie sich durch die Gänge und lief zielstrebig in Richtung Ausgang. Aber draußen würde er sie stellen, auf der freien Fläche würde er sie sich schnappen, da konnte sie sich nicht verstecken. Notfalls könnte er auch die Abkürzung durch den See nehmen, wenn es für einen guten Zweck war, hätte der Herr Macchiavelli sicher Verständnis dafür.
Mit einem großen Satz stürmte der Fischmensch nach draußen in die kühle Nachtluft und zog diese sofort bis tief in seine Lungen hinein. Nicht weit vor ihm liefen die Beiden, gleich hätte er sie und dann wäre er hoffentlich frei und könnte endlich nach Hause.
 

Lace

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Lace saß der Schreck wirklich tief in den Gliedern, aber im Gegensatz zu Sheng legte bei ihr der Schock nicht ihr Hirn oder die restlichen Körperfunktionen lahm.
"DU HAST GESAGT ES GIBT KEIN MONSTER!!"
Ach, seine kreischende Mädchenstimme hatte er also wieder gefunden. Shitazawa wäre es lieber gewesen, wenn das auch für seine Beine gegolten hätte, immerhin schleifte sie Theodor noch immer wie einen schlaffen Sack hinter sich her.
"Ist es noch hinter uns her?"
"JAAAHAAAA!!!!"
Lace würde es später nie zugeben, aber in diesem Augenblick hatte sie vergessen, wozu sie in der Casa Bonnett eingestiegen war und das der Schatz, den sie hier zu finden hoffte wahrscheinlich die Zukunft ihrer Piratenbande bedeutete. Was sie wusste war, dass sie von einem über zwei Meter großen, blauen Vieh verfolgt wurde. Wenn ihr vor 10 Minuten einer gesagt hätte, dass es solche Dinger auf der Welt gibt hätte sie denjenigen ausgelacht und dann eine runtergehauen, weil man versuchte sie zu verarschen. Jetzt tackelte sie die Tür zum Hof regelrecht auf, die Lautstärke dabei war ihr vollkommen egal. Im Haus wurde es jetzt eh lebendig. Ursprünglich hätte man davon ausgehen können, dass in dem ganzen Anwesen niemand war, doch jetzt gingen überall die Lichter an. Lace konnte sie nicht hören, war sich aber sicher, dass die Wachmänner sich zubrüllten und jetzt ersteinmal das Haus auf den Kopf stellten um herauszufinden, was passiert war. 5 Minuten, wenn die Männer gut waren...
"DA SIND SIE! AUF DEM HOF!"
...30 Sekunden, wenn sie Pech hatte und einer der Kerle zufällig aus dem Fenster schaute. Heute ging aber auch wirklich alles schief und die Piratin war sehr geneigt Sheng dafür die Schuld in die Schuhe zu schieben. Raus aus den Lichtern der Villa, rein in die Dunkelheit des Parks. Scharf links, 100 Meter gerade aus, durch ein paar Blumenbeete , nochmal gut 200 Meter, durch das Heckenlabyrint, dann waren sie an der Mauer. Erst einmal im Wald hatten sie gewonnen, dann würde sie niemand mehr wiederfinden. Aber dorthin kommen war gerade das Problem. Lace hörte das Biest hinter sich schnaufen, es war verflixt nah, klebte an ihnen wie ein Raubtier auf Beutezug. Zu allem Überfluss war sich die Schwarzhaarige sicher, dass sie irgendetwas vergessen hatte, aber es wollte ihr wegen Shengs verdammten Gekreische nicht einfallen.
Was war es noch mal? Matsch unter ihren Füßen...der Rasen war aufgeweicht, bestimmt wurde er ständig gesprengt...Wasser spritzte zu allen Seiten, wenn man drüber rannte...Wasser...Regen...
"SEE!!!!!"
Lace machte eine Vollbremsung und kam in dem Moment zum stehen, als ihre Schuhe ins Wasser eintauchten. Knöcheltief stand sie im Uferschlamm, verfluchte sich dafür, dass sie den See des Anwesens schon wieder verdrängt hatte. Shitazawa war sich klar, dass die Sache gelaufen war, noch bevor sich sich umdrehte. Jetzt würde sie kämpfen müssen...und wahrscheinlich eine sehr lange, sehr ungemütliche Zeit im Gefängnis hocken, sollte sie verlieren. Das war keine Option, sie war zu schön für den Knast.
Sheng wurde abgesetzt und landete unsanft im Morast, die Ex-Geisha zog ihr Schwert und drehte sich um.
Das blaue Ding war jetzt auch angekommen. Allgemein konnte man sagen, dass Mondschein neben Kerzen die schmeichelhafteste Lichtquelle darstellte. Es ließ unvorteilhafte Fältchen verschwinden, machte scharfe Linien weich...naja, der Kreatur half das wenig. Lace verzog angewidert das Gesicht und stellte sich in Position.
"An deiner Stelle würde ich zurück in das Rattenloch fliehen, aus dem du gekrochen bist, du Mistvieh, andernfalls mach ich gleich Sushi aus dir!"
Wie sie auf Sushi kam wusste sie selber nicht so genau, aber das Teil erinnerte sie an einen Kiemenatmer.
"Dann versuch das doch, kleines Menschlein."
Shitazawa zuckte zurück, dass das Teil ihr tatsächlich eine Antwort gab schockierte sie fast genauso wie seine schiere Existenz. Die Kampfansage hatte sie nur gemacht um sich selber zu pushen und ihre wackeligen Knie zu überwinden.
"Mo...Mo...."
"Halt die Klappe, Sheng! Das weiß ich selber!"
In ihrem Kopf überschlug sich alles. Ein sprechender Fisch! Ein verdammter, sprechender Fisch!! Himmel noch eins...
"Laacee...."
"Sheng, ich schwöre bei Gott! Wenn du jetzt nicht..."
Lace ließ ihren Gegner nicht aus den Augen, aber zum zweiten Mal an diesem Tag erlebte sie, dass jemand nicht sie, sondern plötzlich etwas hinter ihr anstarrte - und zurück wich. Das Monster wirkte schlagartig eingeschüchtert und schaute weit nach oben...wirklich viel, viel zu weit. Die Piratin wollte es nicht, aber als ein Schatten den Mond hinter ihr verdunkelte musste sie sich umdrehen. Turmhoch über ihr hatte sich etwas aus dem See erhoben. Riesig, pechschwarz, mit dutzenden Armen. Ein Tintenfisch. Ein verdammter, haushoher Tintenfisch! Und dem hefitgen Gefuchtel seiner Fangarme nach zu urteilen war er nicht gerade besonders gut drauf. Für einen Augenblick hätte die Schwarzhaarige gerne dem Drang nachgegeben sich neben Sheng fallen zu lassen, in Angst zu erstarren und einfach aufzugeben. Das hier war wirklich nicht fair.
 
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