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Intermezzo: Ey mann, wo is' mein Heat Dial?

Agwe

Kopfgeldjäger Boss
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Agwe war aus der Karte, die er an sein Schiff gepinnt gefunden hatte nicht ganz schlau geworden, aber er hatte tiefstes Vertrauen in Edwards Fähigkeiten und ihn daher kurzerhand zum Steuermann ernannt. Aufkommende Proteste hatte er mit seiner unnachahmlichen Art niedergerungen, überwiegend also mit religiösen Argumenten, verschiedenen Gleichnissen und schlussendlich einem gleichgültigen Schulterzucken. "Whatever, man", hatte er gesagt, als Edward ihn zum wiederholten Male darauf hingewiesen hatte, dass er kein Navigator war und so gut die Beschreibungen auf der Karte auch waren, sie einen solchen doch nicht ersetzen konnten. "Wird sich schon alles regeln."
Es ist allgemein bekannt, dass das Glück sich oft scheinbar die dümmsten und naivsten Menschen aussucht, wie um sie in ihrer Lebensweise zu bestätigen. Nun war Agwe genau genommen keins von beidem, aber eine gewisse.. Betriebsblindheit im Bezug auf die Loa konnte man ihm trotzdem nicht abstreiten. Und so war es wohl kaum überraschend dass der Bunch trotz mangelndem Navigator nicht einmal auf Grund lief, sondern nur einmal knapp an einer Sandbank vorbeischrammte, die zwar das Schiff ordentlich in Vibration und die Hühner in Aufruhr versetzte, aber sonst keinerlei Schäden hinterließ. Zwei oder drei Tage lang waren sie so unterwegs, bis schließlich...
Grooooooo.....
Agwe, der gerade in seiner Hängematte ein wenig döste um sich von seinem Nachtmittagsschläfchen zu erholen, hörte das Geräusch als Erster. Er richtete sich auf, pulte mit dem rechten kleinen Finger in seinem Ohr und hörte dann noch einmal sehr genau hin.
Grooooooo.....
Irgendetwas machte das Geräusche, kein Zweifel. Sofort stand der Voodoopriester auf und hastete über das Deck, wobei er einige der Hühner aufscheuchte und fast über den Putzeimer gestolpert wäre. Er kam diesem Unglück allerdings zuvor, indem er über ein ausgerolltes Seil stolperte, gegen die Reling lief und fast über Bord gegangen wäre, hätte er sich nicht in letzter Sekunde mit einer Art halbem Rückwärtssalto davor bewahrt. Dann rannte er weiter, die Treppe zum Steuerrad hoch, um Eddie zu sagen, was er auf dem Herzen hatte.
Grooooooo.....
"Oi! Edward, man! Hörst du das auch?" Edward blickte Agwe ein wenig fragend an. "Ich höre diese Stimme die mir sagt, dass wir einen Navigator brauchen, aber wenn du die meinst glaube ich nicht, dass..."
Grooooooo.....
Das musste aber nun selbst Eddie hören. Doch bevor Agwe sich seine Meinung zu diesem ominösen Grollen anhören konnte, hörte er Momo vom Krähennest her rufen: "LAND IN SICHT!"

Wie sich schnell zeigte, war "Land" noch untertrieben. Was sie hier sahen war viel mehr ein riesiger Berg, massiver Stein, aufgeschichtet durch tektonische Bewegungen oder einen Vulkanausbruch, doch das war nicht das, was ihn so besonders machte. Das war der Wasserfall.
Zumindest hätte Agwe das, was ihn hinauflief, als Wasserfall bezeichnet, doch lief das Wasser nicht daran hinunter, sondern hinauf. Und das mit jenem ungeheuren Getöse, das sie bisher nur aus der Entfernung gehört hatten, welches jetzt aber zu einem ohrenbetäubenden Lärm herangewachsen war.
Grooooooo.....
Der gesamte Mojo Bunch reagierte gleichzeitig und das mit fast schon einstudiert wirkender Präzision. Momos Faust schloss sich eng um eines der gespannten Seile, Agwe fiel sein Zigarillo aus dem Mund, Edward klammerte sich an sein Steuerrad, Enrico öffnete die Augen und weitete diese, als er über die Reling blickte und Haydee kam mit einem Teller voller Steaks aus der Küche.
"Ach du...", sagte Momo.
"Heiliger...", sagte Agwe.
"Riesiger...", sagte Edward.
"Dicker...", sagte Enrico.
"...Sauerbraten...", ergänzte Haydee. Man konnte keinen von ihnen hören. Das Getöse war einfach zu groß.
Grooooooo.....

Mittlerweile war selbst Edward zu abgebrüht, um wegen so etwas wie dem Reverse Mountain in Panik zu geraten, ein klein wenig nervös war er dann aber doch. Agwe sah belustigt zu, wie der Tüftler einige Seile so an das Steuerrad knotete, dass das El Pollo Diablo genau den Kurs halten würde, ohne dass er oder sonst jemand mit den Armen gegen die Strömungen am Rivers Mountain ankämpfen müsste, das wäre viel zu gefährlich gewesen. Momo unterdessen hielt sich nach wie vor am Krähennest fest, in ihren Augen brannte der Wahn. Enrico hingegen schien sich selbst aus dieser Situation nicht viel zu machen, auch wenn er anscheinend versuchte, die wild umherflatternden Hühner ein wenig zu beruhigen, die ein riesiges Chaos veranstalteten, während das vom Rivers Mountain zerstäubte Wasser sich wie ein feiner Regen über sie ergoss und alles durchnässte. Haydee tischte unterdessen ungerührt ihren Sauberbraten auf. Agwe schrie einige Befehle, doch niemand hörte auf ihn und er konnte es ihnen nicht verübeln, denn wenn er ehrlich war, konnte er nicht einmal selbst verstehen, was er da überhaupt rief.
Grooooooo.....

Dann endlich war es soweit. Mit einem überraschend sanften Ruck wurden sie auf die Strömung des Rivers Mountain gezogen und es ging ruckzuck nach oben. Das Schiff zitterte ein wenig, doch Edwards Konstruktion schien zu halten, die Seile hielten das Steuerrad an seinem Platz. Das Grollen um sie herum nahm überraschenderweise nach oben hin ab, bis sie sich schließlich in etwas befanden, das sich anfühlte wie ein ruhiger Teich. Nur noch ganz entfernt war Grollen und Tosen zu hören, doch nicht nur aus einer, sondern aus fünf verschiedenen RIchtungen. Und auf eine davon bewegten sie sich ganz eindeutig zu, gelenkt von den Strömen, die hier herrschten. Mit einer souveränen Geste, die ihm durchaus angemessen erschien, rückte Agwe seinen Zylinder gerade und grinste verschmitzt. "So, thats it, man? War ja garnicht so schlimm wie ich daaaaaa." Bevor er den Satz beenden konnte, waren sie bereits hinuntergestürzt.

Die "Reise" nach unten war kurz, aber nicht unbedingt erfreulich, das ganze Schiff wurde binnen der wenigen Sekunden, die dem Mojo Bunch wie Stunden vorkommen müssten, vollkommen durchgeschüttelt. Als sie jedoch schließlich unten ankamen empfing sie strahlendes Wetter, das Einzige was von dem Tosen noch zu hören war, war ein ganz entferntes, fast schon beruhigendes Grooooooo..... und die beiden Inseln zu ihrer Linken und Rechten, auf denen jeweils ein beeindruckender Leuchtturm stand, machten einen behaglichen Eindruck, als könne man sich gut auf ihnen entspannen. Aus einer kleinen, grob gezimmerten Hütte an einem der Leuchttürme kam ein alter Mann gelatscht, dessen Gummistiefel bei jedem Schritt ein markantes Quietschen von sich gaben, wobei er eine so finstere Mine aufgesetzt hatte, als hätte ihm die Ankunft der kleinen Dschunke ein großes, persönliches Unrecht zugefügt. "Was wollt ihr hier?", fragte der Alte mit nörgelnder, schriller Stimme, wobei seine Augen nacheinander jedes Mitglied des Mojo Bunches und zum Schluss die immer noch panisch gackernden Hühner fixierte. "Und was ist das überhaupt für ein Schiff? Damit wollt ihr auf die Grand Line? Dass ich nicht lache." Der alte Mann spuckte aus und wandte sich wieder zum gehen, wobei seine Gummistiefel ein lebhaftes kleines Liedchen spielten. "Ich muss kalt duschen auf meine alten Tage und jetzt auch noch diese Bande Zirkusclowns...", brummelte er in seinen Bart, so deutlich, dass der Mojo Bunch ihn immer noch hören musste. "Und dann auch noch dieser riesenhafte Tölpel gleich nebenan..." Die Sonne tanzte in tausend kleinen Diamanten auf den sanften Meereswellen.
 

Enrico

Kopfgeldjäger
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Was ist ein Huhn? Ein flugunfähiger Vogel, der vom Menschen zur Eier- und Fleischproduktion verwendet wird, dessen Feder in Kissen und andere Dinge gestopft werden kann und den manche Menschen als Haustier halten. Auf Black Lung gab es einige Hühner, und Enrico hatte sich ab und an mal mit einen von diesen unterhalten, wenn man es eine Unterhaltung nennen kann, dass sie nach Futter gefragt haben und sonst eher geistesabwesend waren. Alles in allem also ruhige und gemütliche Tiere.
Was war dann nur mit den Hühner auf diesem Schiff hier los?! Schon seit er auf Black Lung eine ihrer Unterhaltungen mitgehört hatte, kam ihm das Federvieh seltsam vor. Nun aber, da er ständig in ihrer Nähe war und mehrere ihrer Konversationen zu hören, hatte er ein schlechtes Gefühl was sie betraf. Sie waren intelligent, keine Frage, intelligenter als vermutlich alle anderen Hühner auf dieser Welt, auf gleicher, oder vielleicht noch höherer Stufe als Pedro. Und sie schienen nicht begeistert davon gewesen zu sein, als sie realisierten, dass der Musiker sie verstehen und mit ihnen reden konnte. Seit er ihnen gesagt hatte, dass sie sich von seinem Klavier fernhalten sollten, was sie dankbarer Weise auch getan hatten, machten einzelne Hühner einen größeren Bogen um den Bärtigen, warfen ihn ab und zu aber einen Blick zu, den man als genervt oder misstrauisch bezeichnen könnte. Nur in Gruppen war ihnen die Anwesenheit des Musikers egal, sie fühlten sich durch ihre Anzahl sicher und auch Enrico war klar, gegen mehrere von dem kleinen, flinken Federvieh hätte er die schlechteren Karten.

Allgemein verliefen seine ersten Tage an Bord der El Pollo Diablo sehr schlecht für Enrico. Er war bis auf eine Woche als blinder Passagier unter einem Rettungsboot nie auf einem Schiff gewesen, und selbst dass war viele Jahre her. Der Wellengang und das Schaukeln des Schiffes erwischten ihn unerwartet gleich am Tag nach ihrem Aufbruch von Black Lung. So hing er die ersten Tage trostlos und seekrank auf dem Barhocker neben seinem Klavier, den Kopf über die Reling haltend. Womit hatte er das nur verdient? War das hier wirklich der Weg zu einem sorglosen Leben und zur Abzahlung seiner Schulden? Enrico dachte sich seine Antwort als er sich erneut übergab.
Schließlich stand er langsam auf und begab sich zur Kajüte des Kapitäns. So weit er verstanden hatte, war Agwe auch als Arzt ausgebildet, er musste doch ein Mittel gegen Seekrankheit haben. Er klopfte kurz an der Tür bevor er eintratt und der Priester ihn mit einem "Yo man" grüßte. Er schien gerade tief meditiert zu haben...oder zu schlafen, Enrico fand es schwer einen unterschied zwischen den beiden Dingen zu finden. "Agwe, ich...brauche dein Fachwissen als Arzt. Mich hat die-", bevor er weiterreden konnte spürte Enrico seinen Magen erneut aufringen, er sah sich nach dem nächstbesten Behälter um, der in der Kajüte stand, fand einen Eimer und sprang auf jenen zu und erbrach in diesen. Erst als er fertig erkannte er zu seinem Schrecken, dass ein Huhn diesen Eimer zu seinem Schlafplatz erklärt hatte und nun wildfluchend aus der Kajüte verschwand und zum Hühnerstall lief, um den anderen von dieser Frechheit zu erzählen. Toll, dachte sich Enrico, jetzt kann ich diese Nacht nicht schlafen oder das Federvieh bringt mich um. Er drehte sich wieder zu Agwe, der die ganze Sache verwirrt und auch leicht amüsiert mitangesehen hatte. "Die Seekrankheit hat mich erwischt. Kannst du mich heilen bevor ich ein weiteres Huhn gegen mich aufbringe?" Agwe dachte kurz nach. "Let's see, man" Der Priester ging zu einem Regal, fuhr es mit seinem Finger ab, bis er schließlich das fand, was er suchte und eine Flasche nahm. "Trink das man, dann wirds dir gleich besser gehen" Er schenkte dem Bärtigen von der Flasche etwas in ein Glas ein und gab es ihm. Enrico sah die Flüssigkeit kurz an und trank sie dann in einem Zug. Egal was es war, solange es seine Übelkeit verschwinden lassen würde, würde er alles trinken. Sofort spürte er ein bekanntes Brennen in seinem Rachen, angenehme Wärme in seinem Magen, die die Übelkeit ersetzte und einen vertrauten Nachgeschmack in seinem Mund. "Das...das ist Rum" "Was sollte es sonst sein? Wasser?", meinte Agwe belustigt und gab Enrico die Flasche und das Glas zur weiteren Anwendung, sollte die Übelkeit wiederkehren. Danach begann er wieder zu meditieren. Enrico verließ die Kajüte wieder, belustigt das Alkohol mal wieder seine Probleme löste und verschwand leise, immer vorsichtig zum Hühnerstall schauend zur Mannschaftskajüte, wo er sich auf sein Bett lag um seine "Medizin" zu genießen.

Einige schlaflose Nächte später, in denen Enrico schwören könnte Flügelschlagen von Hühnern gehört zu haben, glaubte er dass die Hühner sich langsam wieder abreagiert hatten, oder zumindest warten würden, bis er sich sicher fühlen würde, um ihre Rache durchzuführen. Jedenfalls war es im moment wieder sicher sich aufs Deck zu gehen und sich an sein Klavier zu setzen um wieder zu spielen, er musste schließlich immer noch üben um wieder in alte Form zu kommen. Agwe schien gerade etwas mit Edward zu besprechen, aber es würde die zwei schon nicht stören zu lassen. Er schloss die Augen, konzentrierte sich nur auf seine Finger und die Tasten und überlegte, was er nun spielen sollte...vielleicht-
Grooooooo.....
Und damit hatte er den Faden verloren. Was machte da bitte so ein störendes Geräusch? Enrico öffnete die Augen wieder, und was er sah weitete ihm diese. Die Sicht des Reverse Mountain schockte den Musiker kurz, jedoch fand er sich schnell wieder und seufzte. So laut wie das Ding war würde es wohl vorerst nichts mit Üben werden. Brachte ja niemanden was wen keiner die Musik hören konnte bei dem Lärm. Zu allem Übel schienen die Hühner nicht sehr begeistert von diesem Geräusch zu sein und liefen panisch hin und her. Das konnte hier jetzt wirklich keiner gebrauchen. Er ging auf die panische Gruppe zu. "Hey. Hey! Hey!! Jetzt hört mal zu. Euch wird nichts passieren, das Schiff hier wird von...vertrauten Personen gesteuert, die wissen was sie tun. Ihr seid sicher." Er versuchte so beruhigend wie möglich zu sprechen, aber gleichzeitig laut genug, dass ihn die Hühner über diesen Lärm hören konnten. Sorgsam trieb er die Hühner so zum Stall, weiter beruhigend auf sie einsprechend, dass sie nicht über Bord fallen würden oder wenn anderen behinderten. Als das Schiff von der Strömung gepackt wurde, hielt er sich am Stall selbst fest, um nicht vom Ruck weggeschleudert zu werden. So schnell wie sie aber auf diese gekommen waren, so schnell schien es auch schon wieder vorbei kam es Enrico vor. "Na seht ihr, war doch gar nicht so schlimm", meinte er zu den Hühnern die nickend gackerten, bevor sie hinunterstürzten.

Der Schock, als sie nach wenigen Sekunden wieder aufkamen, lies Enrico die Beine weich werden. Nie wieder wollte er so etwas erleben. Den Hühnern und den anderen schien es genau so zu gehen. Jetzt brauchte er was im Magen um das Erlebnis zu verdauen. Roch er da nicht Sauerbraten? Er sah sich kurz um und sah die fünf Teller, die Haydee aufgetischt hatte. Ohne weiter darüber nachzudenken, grief er sich einen der Teller und eine Gabel und fing an zu essen. Den alten Mann, der sie ansprach, ignorierte er dabei. Mit solchen Nörglern hatte er schon im El Pollo Negro genug zu tun, als dass er sich über das, was er sagte aufregen würde. Soll er doch kalt duschen, was interessierte sie das?

 

Momo

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Mehrere Tage zuvor...

Je milder die Schmerzen in ihrem Körper wurden, desto ruhiger und nachdenklicher wurde die Amazone. Ihr Geist hatte sich komplett zurückgezogen und beschäftigte sich auf einmal mit wichtigeren Dingen, als dem Training oder einer Zigarette nach der anderen zu rauchen. Zwar fügte sie diese Dinge in ihren Tagesablauf ein, doch war das eine der sekundären Taten. Die Begegnung mit ihrem zukünftigen Ich hatte sie nachdenklich gestimmt und - obwohl sie es natürlich nie zugeben würde - auch etwas Angst eingeflößt. Wenn sie ihr Zukunfts-Ich gefragt hätte, was wohl in ein paar Jahren aus ihr werden oder ob sie überhaupt noch lange ein Teil vom Mojo Bunch sein würde, hätte sie dann geantwortet?
Jedenfalls war das alles kein Zufall gewesen. Sie hatte sich selbst gewarnt.
War sie etwa in eine falsche Richtung gelaufen? Momo fröstelte und sie zuckte kurz zusammen. Soetwas hatte sie in letzter Zeit öfters. Sogar ihr Körper schien anders zu reagieren. Auch verfiel sie manchmal in einen tieferen Schlaf als ihren gewohnter Halbschlaf. Die Bilder der Träume verfolgte sie bis zum Morgengrauen und lauerten den ganzen Tag über in ihrem Unterbewusstsein. Verschwommene Silhouetten, fremde Geräusche und immer dieser strenge Geruch von Salz in der Nase. Von Meeresluft. Was zur Hölle war nur mit ihr los?
Sie hatte sich bei Agwe mit einem ganz bestimmten Tabak eingedeckt, der ihr so das Hirn vernebelte, das ihre Stimmen zum Stillstand gekommen waren. Es herrschte vollkommene Stille. So konnte man am besten nachdenken.
Aber was brachte ihr die ganze Nachdenkerei, wenn nichts Schlaues dabei rauskam? Die Kombination aus Nachdenklichkeit und die daraus resultierende Wut, machte es unmöglich, sich mit ihrer Umwelt zu beschäftigen. Sogar TickTack mied nun die Nähe seiner Besitzerin und hatte sich für einige Zeit bei Edward eingenistet.
Nicht einmal mit ihm hatte sie reden können, wobei er - nach Agwe - der erste Ansprechpartner für ihren Zwist gewesen wäre. Aber das Gespräch, welches er vor Tagen begonnen hatte, war einseitig geblieben. Seine Entschuldigung - unbeantwortet. Genauso wie seine Fragen, seine Antworten und seine Gefühle. Alles hatte sie stehen und liegen gelassen. Außerdem war sie immer noch stinksauer auf den Tüftler. Das würde er nicht so schnell wieder gut machen können. Dieser Vollidiot. Sie hatte schon beschlossen, ihn beim nächsten Landgang unter Aufsicht zu stellen.

Aber anstatt Trübsal zu blasen, fasste Momo einen Entschluss. Sie fragte Agwe um Erlaubnis, sich an seiner Lektüre bedienen zu dürfen, denn irgendetwas musste sie endlich tun.
"Sure, man", kam von ihrem Kapitän, der gerade seinen Hut hin und her wedelte, um die Flamme an der Krempe endlich auszumachen, jedoch machte er es dadurch nur schlimmer. Anstatt, das sich die Amazone selbst an dem Regal umsehen durfte, drückte ihr Agwe mehrere Bücher in die Hand. Sie runzelte die Stirn. "Wieso darf ich mir nicht selbst was aussuchen?"
"Für manche bist du noch nicht bereit. There´s some strong stuff." Strong stuff übersetzte die Amazone kurzerhand als "harter Stoff".
Harter Stoff hatte ihr noch nie etwas ausgemacht, das zeigte schon der Tabak, den ihr Agwe gegeben hatte. Er meinte, die meisten haute diese Kräutermixtur aus den Socken oder zwingt sie tagelang auf die Toilette. Momo selbst bekam davon nur ein wenig Kopfschmerzen und Blähungen.
"Noch nicht bereit? Ich bin doch geweiht worden, Agwe. Was gibt es denn-" Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der nicht einmal dadurch geschwächt wurde, das seine Hutkrempe noch kokelte. Sie knurrte etwas in sich hinein, packte die Bücher unter ihren Arm und murmelte etwas wie: "Schon gut... Danke."

Die Unverständnis verrauchte schnell, sodass sich Momo für sehr viele Stunden auf den Lesestoff konzentrierte. Genauer gesagt half ihr das sogar sehr. Sie hatte ein Buch gefunden, das ihr zusagte und daran blieb sie letztendlich hängen. Es war eine ziemlich umfangreiche Liste über die Loa, die den Gläubigen bekannt und bei Anrufungen beliebt waren. Darunter auch Maman Brigitte. Die Beschreibung dieser Loa brauchte sich die Teufelsfrau gar nicht durchzulesen, denn sofort erschien diese einzigartige Frau als klares Bild in ihrem benebelten Kopf.
Momo grinste.
Neben Ezilie, Ogoun und Mole, ergriff der Loa Agwe ihr Interesse. Allein der Name hatte ihre Aufmerksamkeit sofort erhascht.
Anscheinend hatten sich die Eltern von Agwe etwas bei der Namensgebung gedacht.... oder war das gar nicht sein richtiger Name und er hat sich ihn einfach später selbst verpasst? Innerlich zuckte sie nur mit den Achseln. Das würde eh nichts an der Sache ändern.
Agwe war der Loa des Meeres, des Wetters und der Schifffahrt. Er erschien meist als stolzer Soldat und war sehr der Disziplin angetan.
"Agwe schätzt Rum, Waffen, Seekarten oder Teile von alten Schiffen als Opfergaben."
Für einen Augenblick sah Momo auf und rieb sich die überanstrengten Augen. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie hier gesessen hatte und las. Aber inzwischen war Haydee gekommen und hatte der Teufelsfrau eine "Gute Nacht" gewünscht. Sie schnarchte leise, was sich wie das Schnurren einer kleinen Katze anhörte. Die Kleine ging immer nur zu einer bestimmten Zeit ins Bett und daher wusste die Teufelsfrau ungefähr, wie spät es nun schon sein muss.
"Opfergaben...", murmelte die Glatzköpfige nochmals und dachte nach. Agwe hatte ihr viel über Karten legen erzählt und auch in der Praxis unterrichtet. Außerdem hatte sie ihm einmal bei einer Anrufung assistieren dürfen, aber das Einzige, was sie getan hatte, war, das Veve aufzuzeichnen, die Opfergaben bereit zu legen und dann zu verschwinden. Und Agwe hatte das ausdrücklich von ihr verlangt. Glaubte er etwa, sie würde das nicht schaffen? Oder das ihr Geist nicht stark genug war?
Bei den Loa, wieso glaubte eigentlich keiner an ihre Fähigkeiten?

Nachdem sie die Kajüte leise verlassen hatte, um Haydee nicht zu wecken, befand sie sich unter dunklem Sternenhimmel auf Deck.
Sie hatte einen impulsiven Entschluss gefasst. Ihre Fähigkeiten mussten bewiesen werden!
Schnell und beinah lautlos (Diese verdammten Hühner!) suchte sich die Teufelsfrau die Sachen zusammen, die sie brauchte, um die Anrufung von Agwe zu vollziehen. Die Dinge waren schnell gefunden, war doch ein Hohepriester als Kapitän sehr nützlich bei dieser Suche.
Da sie den Loa schon beim ersten Versuch zu sich holen wollte, hatte sie eine Schale von ihrem besten Rum, ein Stück von einer alten Holzplanke vom El Pollo Diablo und eine Seekarte des Blues zusammengesucht. Dabei hatte sich Momo immer und immer wieder Gedanken gemacht, wie sie den Loa ansprechen sollte und was sie denn eigentlich von ihm wollte. Außerdem rauchte sie eine Zigarette nach der anderen, um ihre Nervosität in Schach und ihren Geist frei von den störenden Stimmen zu halten.
Mit penibler Sauberkeit zeichnete sie das Veve Agwes auf jeden der Opfergaben und stellte sich letzten Endes an das Heck des Schiffes.
Das Meer lag wie ein Spiegel des Mondes da und wenn man sich sehr genau auf den Untergrund konzentrierte, konnte man spüren, wie das Schiff sanft hin und her schaukelte.
Momo atmete tief ein.
"Agwe, Loa der Schiffahrt, Stimme des Wetters und Herrscher des Meeres, ich ersuche deine Hilfe. Unser Schiff ist ziellos und ohne Navigation. Dein Wissen und deine Weisheiten werden gebraucht." Nacheinander übergab sie die Opfer dem Schlund des Meeres. "Lass mich eine Hülle für diese sein."
Dann kehrte Stille ein. Eine Stille, die mit einer solchen Ungeduld und Erwartung vollgestopft war, dass man die Luft kaum atmen konnte. Momos Bitte blieb unbeantwortet. Nach Stunden stiller Mediation, bevor die Sonne den Sternenhimmel vernichtete, ging sie enttäuscht ins Bett.

Jede darauffolgende Nacht, wenn Momo sicher war, das Agwe zufrieden in seiner Hängematte schlief, wiederholte sie dieses Ritual und je öfter sie es tat, desto ungeduldiger wurde sie.
Mache ich etwas falsch?, fragte sich die Teufelsfrau, wenn sie nach einer erfolglosen Nacht in ihre Kajüte ging und sich schlaflos in ihrem Bett hin und her wälzte. Sie hatte sogar kurz in eines der ihr verbotenen Bücher gelesen, bevor es Agwe bemerken konnte. Doch nichts half ihr. Agwe konnte ihr helfen. Aber sie hatte ehrlich gesagt Angst, er könnte ihr den Kopf abreißen und als Kerzenständer missbrauchen.
Nach der vierten Nacht, begann sie sich intensiver auf das Ritual vorzubereiten. Am Abend wusch sich die Teufelsfrau und zog sich eines ihrer seltenen Kleidungsstücke über - ein schwarzes, schlichtes Kleid, welches ihr knapp bis zu den Knien reichte. Sie trug nicht einmal Unterwäsche, vielleicht war das eines der geheimen Vorzüge des Loa, man weiß ja nie.
Diese Nacht musste es funktionieren, sonst gingen ihr die Opfergaben aus. Der Rum war nicht das Problem, sondern die Seekarten und die Holzplanken. Sie konnte ja schlecht das ganze Schiff für die Anrufung auseinander nehmen. Irgendwann würde das sogar Agwe auffallen. Bevor sie den Loa anrief, meditierte Momo voererst, lange und ausgiebig, bis die Ungeduld und die hohe Erwartung an diesen Loa von ihr abfielen.
Und so, wiederholte sie das Gebet wie ein Mantra, warf bedächtig die Opfergaben über die Reling und schloss die Augen.

"Du bist hartnäckig, Mädchen."
Ihr Herz schlug einen Haken bis an die Kehle und Momo riss die Augen auf. Die Wellen, welche von den versunkenen Opfergaben ausgingen, vermischten sich mit den sachten Wellen des Meeres selbst und nach ein paar Meter wühlten sie sich auf, als würden sie gegen eine Wand schlagen.
Langsam formte sich aus dieser dunklen, flüssigen Masse eine Gestalt, die sich aus den Wellen erhob.
"Das gefällt mir."
Agwe kam mit zügigen Schritten etwas näher an das Schiff heran und die Teufelsfrau beugte sich etwas mehr über die Reling. Sie hatte der Beschreibung im Buch nicht wirklich geglaubt, aber er war wirklich in einer schicken Soldatenuniform gekleidet. Die der Marine glich sie auf gar keinen Fall, sondern eher einer längst verfallenen Dynastie. Sein Alter konnte sie nicht schätzen und sie unterließ es lieber.
"Ich danke Ihnen, das Sie zu mir gekommen sind....sir", fügte Momo noch schnell hinzu und lächelte so sanft, wie sie nur konnte.
"Ich habe dich schon die Nächte davor bemerkt, aber du anscheinend mich nicht."
Die Teufelsfrau runzelte die Stirn. Scheiße, war er etwa schon die ganzen Nächte da gewesen?
"Ich... das kapier ich nun echt nicht."
"Das kapier ich nun echt nicht, sir!", blaffte Agwe und das Wasser wurde von seiner Stimme um ihn herum aufgewühlt.
"Verzeihung, sir!", schoss die Teufelsfrau zurück. Das wurde langsam anstrengend.
"Das kannst du dir sparen. Du bist zwar hartnäckig, aber was dir fehlt ist Disziplin", meinte er und klopfte mit seiner Faust gegen die Wand des El Pollo Diablo. "Du machst deinem Kapitän nicht wirklich eine Ehre."
Momo musste sich zwingen, eine zickige Antwort hinunterzuschlucken. "Sie kennen Agwe, sir?"
"Was für eine dumme Frage! Natürlich kenne ich diejenigen, die meinen Namen tragen!", raunzte er und schlug dabei die Hacken zusammen.
"Aber, so schön dieses Schiff auch ist und so gut ich auch deinen Kapitän kenne... ihr seid ohne Navigation. Ihr werdet schon bald gegen einen Felsen manövriert werden, wenn dieser Nichtsnutz weiterhin am Steuer steht." Abermals versuchte Momo nicht das Gesicht zu verziehen. Edward ist zwar nicht gut darin, ein Schiff zu lenken, aber dafür, das er es nie gelernt hatte, hatte er die El Pollo Diablo immer sicher in den Hafen geführt.
"Haben Sie uns all die Wochen geholfen, sir? Haben Sie uns geholfen, das Schiff zu führen?"
Agwe räusperte sich und sah Momo direkt an. "Das geht dich nichts an." Momo lächelte. "Verzeihung, sir."
"Schon gut, schon gut. Jedenfalls... mir gefällt diese Situation nicht. Und du gefällst mir auch nicht..."
Nun konnte die Teufelsfrau nicht anders und machte eine Schnute. Nachdem sie sich solche Mühe gegeben hatte... war das der Dank.
"Das erfordert eine Menge Arbeit. Und das ist nur deiner Hartnäckigkeit zu verdanken... und deinem Kapitän." Für einen kurzen Moment fürchtete Momo Agwe, ihr Kapitän, könnte seine Finger in diesem Ritual haben... doch Momo wollte den Augenkontakt mit dem Loa nicht abbrechen, um die Umgebung nach Agwes Anwesenheit abzusuchen.
"Vielen Dank, sir."
"Danke mir erst später, nachdem diese Sauerei vorrüber ist." Die Gesalt verschwamm vor ihren Augen und teilte sich zu vielen einzelnen Tropfen.
Mit einer Geschwindigkeit, die für das menschliche Auge kaum sichtbar war, krabbelten diese faustgroßen Tropfen die Wand des Schiffes hinauf und umarmten Momos Körper wie eine riesige Wasserblase.
"Wenn du nur einer meiner Anweisungen nicht befolgst oder mir auch nur einmal widersprichst oder frech wirst, werde ich dich für den Rest deines Lebens jede Nacht hinunter in das Meer ziehen und dich ertränken."


Jetzt....

"Das Schiff sucht sich den Weg! Versuch es nur ein wenig zu leiten indem du... lass doch das Schiffsrad nicht los, bist du bescheuert?"
Mit vereinten Kräften versuchten Edward und Momo so gut es ging die El Pollo Diablo sicher den Rivers Mountain hinunter zu geleiten. Der Anblick dieses Eingangs, der sie alle zur Grand Line führen würde, hatte der Teufelsfrau genug Respekt eingeflößt, das sie sofort an Edwards Seite geeilt war.
Doch - zum Glück oder zu Leiden Momos - half ihnen Agwe. Ein Agwe versuchte so gut es ging seinen Hut und seinen Körper an Ort und Stelle zu halten der andere hatte sich in Momos Kopf wortwörtlich Platz gemacht und erschlug sie förmlich mit seinen Anweisungen. Seit der Anrufung vor mehreren Tagen hatte sich der Meeresloa nicht mehr blicken lassen, doch vor wenigen Minuten hatte die Glatzköpfige wieder den strengen Salzgeruch in die Nase bekommen, der sich doch sehr von der normalen Seeluft unterschied. Und schon war die eindringliche Stimme Agwes in ihrem Kopf.
Dafür hatte er sich aber einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht. Und vor allem den falschen Ort!
"Ich habe gefragt, ob du bescheuert bist!"
"Ja, sir!", schrie Momo gegen die aufpeitschende Gischt an und zum Glück konnte Edward neben ihr kein Wort verstehen.
"Wenn du so bescheuert bist, dürftest du nie Navigatorin werden! Halt gefälligst den Kurs!"
"Ja, sir!"
Das Schiff knarzte und knarrte, während der ganzen rasanten Fahrt nach unten. Momo hatte jede Sekunde Angst, es könnte einfach auseinander fallen und sie alle mit Schwung ans Ende des Rivers Mountain werfen. Jedoch, unter den Segen der Loa, den Agwe und Momo sich versichert haben, kamen sie alle unversehrt unten an. Eine unsanfte Landung kündigte das Ende der Fahrt an und der ganze Mojo Bunch wurde erstmal einen Satz nach hinten geschleudert. Momo hatte zwar eine etwas sanftere Landung - nämlich auf Edward - aber was ihr viel mehr wehtat war der Kopf. So schlimm war nicht einmal Vellie. "Du hast mehr Glück als Verstand, Mädchen. Und wenn dieser Tölpel unter dir noch einmal das Steuerrad anfässt, steckt mein Fuß in seinem und deinem Arsch! Gleichzeitig!"
 
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Edward Buraddo

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Selbstmord… Suizid… Größenwahn… Idiotie… In seinem Kopf ging Edward immer wieder alle Worte durch, die ihm im Bezug auf Agwes Entscheidung, ihm das Steuer in die Hand zu drücken, einfielen. Ja, nach ein paar Versuchen hatte er so in etwa eine Ahnung davon, wie das Schiff auf eine Drehung des Steuerrads reagierte, aber das war es auch schon. Und diese Seekarte… Was sollte das bitte? An Land hatte man Sachen um sich zu orientieren, man hatte Bäume, Berge und Flüsse. Aber hier? Die Karte hatte zwar verschiedene Blautöne, aber um ihn herum? Blau, Blau, Blau… Es gab nur Wasser, Wasser, Wasser überall, doch es gab nicht zum orientieren. Er hoffte im Grunde nur dass er das Schiff hatte grade halten können. Bevor sie losgesegelt waren, hatte er sich mit den Orientierungspunkten an Land eine gedachte Linie zu seinem Ziel gemacht, die es einzuhalten gab. Seitdem starrte er nur wie gebannt auf die Kompassnadel und versuchte sie immer in derselben Position zu halten. Hoffentlich war das genug.

Seine größte Hoffnung war dass sie irgendwann auf die Red Line treffen würden, von da and waren die Chancen fifty fifty dass sie wenn sie der natürlichen Mauer folgen würden auf den Eingang zur Grand Line treffen würden. „Edward, hörst du das auch?“ Agwe kam plötzlich die Treppe hinauf und richtete das Wort an ihn. „Ich höre diese Stimme die mir sagt, dass wir einen Navigator brauchen, aber wenn du die meinst glaube ich nicht, dass..." Antwortete der Tüftler mit einer leicht schnippischen Stimme. Wahrscheinlich hatte Agwe wieder eine von seinen Visionen, auch wenn Edward diese immer noch für Alkoholtrugbilder hielt. Trotzdem waren sie meistens Hilfreich, das konnte Edward nicht verneinen. Doch dann wurde er recht ruppig aus seinen Gedanken gerissen als er dann doch etwas hörte. Ein entferntes Grollen war zu vernehmen. Momos Stimme ging unter als Edward sah auf was sie da zusteuerten. Seine Augen weiteten sich, zumindest kurz, bis eine Welle das Schiff traf. Salzwassernebel schlug ihm in die Augen und ein brennen zwang ihn die Augen zu schließen. Doch was er da gesheen hatte konnte er nicht aus dem Kopf kriegen. Sie rasten auf einen Berg zu, an dem das Wasser hinauf lief. Ja, es lief BERGAUF! Völlig gegen alle Regeln der Physik. Während er noch versuchte nicht zu zittern wurde er plötzlich von den Füßen gerissen. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch da war er auch schon auf dem besten Weg Richtung Boden. Unsanft knallte er mit dem Kinn voran auf die Holzbretter.

Was war passiert? Edward sah hoch und konnte nur noch erkennen, wie das Steuerrad sich drehte wie verrückt. Irgendwas hatte das Ruder mit einer solchen Wucht verstellt, dass es Edward von den Füßen gehauen hatte. Das ganze Schiff war am schwanken. Es dauerte nicht lange, bis Edward klar war was passiert war. Er mochte nicht viel von der See verstehen, aber genug von Physik und der Auswirkung von Kräften. Sie waren in eine Strömung geraten, die das Schiff jetzt mitriss. Der eher schwächliche Tüftler hatte kaum eine Chance, das Ruder jetzt noch zu bändigen. Er stand hier gegen die Kraft des Meeres… Es musste schnell etwas passieren oder das Schiff würde wie ein Spielzeug gegen die Felsen geschleudert werden. Provisorisch half sich Edward damit, eine Türe im Boden zu öffnen. Sie war zu klein um hindurch zu kommen, aber der Durchgang war auch nicht was er brauchte. Stattdessen benutzte er die Türe selber um das Ruder zu verkeilen. Auf diese Art konnte es nicht weiter durchdrehen. Aber er war trotz allem zu schwach um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Hilfesuchend blickte der Tüftler das Deck ab, rief nach Unterstützung doch das Meer toste so laut, dass er meinte seine Worte würden brutal in seinen Rachen zurück gestopft.

Doch dann griff ein zweites paar Hände nach dem Ruder. Edward sah hoch und erkannte Momo. Na ja, nicht Momo direkt, da sie direkt hinter ihm stand und er selber noch halb am Boden lag war der Blick auf ihren Kopf durch gewisse andere Körperpartien verdeckt, aber er erkannte sie trotzdem. Zusammen versuchten sie das Ruder wieder grade zu ziehen, doch selbst mit Momos Stärke war das ein Kampf, den sie nur knapp gewannen. Als sich Edward sicher war… Na ja, so sicher wie er sein konnte, griff er nach einem Tau und tat sein bestes um das Steuerrad zu fixieren. Was als nächstes passierte… Edward wusste es nicht. Er klammerte sich mit aller Kraft an dem Steuerrad fest und hoffte nur inständig, dass es irgendwann vorbei sein würde, ohne dass er sich auf dem Grund des Meeres vorfand.

Mit einem Ruck schien das Schiff zu stoppen, was Edward wieder mal zu Boden warf. Er schlug sich eine schöne Beule in den Hinterkopf als er unsanft landete, doch es schien überstanden… Das dachte er zumindest, bis er einen Schatten auf sich zukommen sah, der eindeutig von Momos Körper geworfen wurde, die auf dem besten Weg war auf ihm zu landen. „Wollt ihr mich denn alle ver…“ weiter kam er nicht, Momo landete genau auf ihm, sein kopf schlug erneut auf den Boden und mit diesem dritten Mal war es einmal zu viel. Edwards Körper beschloss dass die wiederholten Schläge bedeuteten dass er Müde war und legte eine Zwangspause ein. Während Momo ihre gepolsterte Landung genießen wollte wurde Edward mal eben bewusstlos.
 

Haydee

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Leise summend saß Haydee in der Hocke vor dem Ofen und betrachtete durch die eingelassene Glasscheibe, wie die Kruste des Bratens langsam dunkler wurde. So richtig gut war es nicht zu erkennen, weil das ins Glas eingelassene Drahtgitter den Blick behinderte. Aber nach ihrem vierten, kleinen Malheur mit dem Ofen hatte Edward darauf bestanden, eine Panzerglasscheibe einzusetzen. Dabei hatten die Glasscherben nie irgendjemanden verletzt oder irgendeinen Schaden verursacht. Aber anscheinend konnte man ihr keine potentiell explosiven Gegenstände anvertrauen, ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Für sie war das aber ganz in Ordnung. Eigentlich brauchte sie das kleine Fenster auch gar nicht, aber es half die Zeit zu vertreiben, bis sie das Essen heraus nehmen musste. Seit das Klavier an Deck stand, war sie kaum noch außerhalb ihrer Küche oder des Schlafraums anzutreffen gewesen. Es war besser so, wenn sie nicht in Enricos nähe war, sicherer für alle an Bord. Das hatte nur zur folge, dass sie auch weniger mit den anderen zusammen war. Aber die waren ohnehin ziemlich sehr mit sich selbst beschäftigt, wie zum Beispiel Edward mit dem Navigieren des Schiffes.
Zeitgleich mit ihrer inneren Uhr, begann die Stoppuhr zu piepsen und Haydee öffnete den Ofen. Ein einmalig köstlicher Geruch schlug ihr entgegen, als sie das Kunstwerk vorsichtig heraus holte, an dem sie drei Wochen gearbeitet hatte. Ein Sauerbraten war wirklich keine leichte Aufgabe und viel Zeitintensiver als manche denken mochten. Aber es hatte sich gelohnt, dass Ergebnis war einfach Perfekt! Mit der Präzision eines Chirurgen verfrachte sie das Mahl aus der Ofenform auf eine Servierplatte. ”… Essen ist fertig ...”, sagte sie zufrieden, wurde aber vollkommen ignoriert. Aber das war auch verständlich bei dem Getose der Wellen, dass von draußen kam. Es hörte sich ein wenig nach einem schweren Sturm an, dabei war die Fahrt doch so sanft und gemütlich. Mit ihrem Schatz in beiden Händen machte sich Haydee auf nach draußen, um noch einmal allen bescheid zu sagen. Als sie die Tür öffnete verkündigte sie stolz ”… Sauerbraten ...” Aber irgendwie bezweifelte sie, dass irgendjemand sie gehört hatte. Hier draußen war der Lärm noch schlimmer und genau vor ihnen war zu erkennen, was die Ursache war. Ein riesiger, massiver Berg erhob sich vor ihnen, also genau vor ihnen! Eine geradezu winzige Linie zeugte von einer Fahrrinne, die den Berg teilte.
”… Jetzt gehen wir alle drauf ...” Es lag kein Vorwurf in ihrer Stimme, es war einfach eine Feststellung, so nüchtern ausgesprochen wie nur Haydee es konnte. Während der Reverse Mountain immer näher kam, machte sie gelassen, wie es ihre Art war, auf dem Absatz kehrt und ging zurück in die Kombüse. Nur weil sie sich alle im Angesicht eines beinahe sicheren Todes befanden, bedeutete das nicht, dass das Essen zu spät auf den Tisch kommen würde, dass wäre ja noch schöner! Das Donnern der Wassermassen wurde immer lauter, aber Haydee setzte unbeirrt die Servierteller mit dem von Agwe so hoch geschätzten Sauerbraten auf den Esstisch und drehte sich zu den Schränken, in denen Teller und Besteck aufbewahrt wurden, um aufzudecken. Ein leichter Ruck ging durch das Schiff, als die El Pollo Diablo in die Strömung des Berges geriet, der allen Gesetzen der Natur trotzte. Instinktiv verlagerte sie das Gewicht und neigte den Körper leicht zur Seite, als der Bug sich zu heben begann und somit die Aufwärtsfahrt ankündigte. Die Schräglage selbst wurde ihr dabei nicht bewusst und auch auf die hängenden Töpfe und Pfannen, die ihr alle entgegen schwankten, war kein eindeutiger Warnhinweis. Während sie selbst sich folglich nicht im geringsten an der ungewohnten Haltung des Schiffes zu stören schien, so hatte das Hauptgericht anscheinend schon etwas gegen eben diese. Die Schwerkraft tat ihr übriges und lies den Sauerbraten mit steigender Geschwindigkeit über den Tisch schlittern. Im letzten Augenblick warnte das Geräusch der rutschenden Servierplatte die Köchin, die herumwirbelte und die Platte mit beiden Händen abfing, ehe sie auf den Boden knallen konnte. Es erforderte einiges an können, um dafür zu sorgen, dass die Fleischmasse dort blieb, wo sie zu sein hatte.
Ein Laut der Erleichterung wich über ihre Lippen, als sich auch schon der nächste Teil der Küche in Bewegung setzte. Die Weinflasche, die sie für das Mahl ausgesucht und zum Atmen geöffnet hatte, befand sich in einem mehr als ungünstigen Winkel und drohte zu kippen und den kostbaren Inhalt über den Kombüsenboden zu verteilen. Mit der Geschicklichkeit eines Jongleurs balancierte Haydee das Mittagessen auf der rechten Hand aus und machte einen Sprung nach vorne, um mit der linken die Flasche von der Arbeitsplatte zu fischen, bevor ein Unglück passierte.
Eigentlich war die Kombüse so eingerichtet, dass sie Stürmen stand halten konnte, ohne das ein komplettes Chaos entstehen konnte. Nur leider gab es da zwei kleine Probleme. Zum einen war die Anordnung so ausgerichtet, dass sie vor allem gegen Schieflagen zu den Seiten, nicht aber der Länge nach half. Zum anderen räumte man die Küche vor einem etwaigen Sturm auf und verstaute alle lockeren Gegenstände, etwas das Haydee selbstverständlich nicht gemacht hatte. Das nächste was zu rutschen begann, waren die wertvollen Gewürze aus dem Baratié, die nach der kürzlichen Verwendung noch neben der Herdstelle lagen. Selbst wenn sie die Hände nicht bereits voll gehabt hätte, so fehlten ihr doch mindestens drei Stück, um jedes Glasgefäß aufzufangen. Kurzerhand klemmte sie sich die Weinflasche unter den rechten Arm und zog an ihrer Küchenschürze, um einen zweckmäßigen Beutel zu haben. Mit dem rechten Fuß verpasste sie jedem Gewürz einen tritt, so dass sie nacheinander über ihren Kopf flogen und in der Schürze landeten. Ihre Zähne waren wie mit einem Schraubstock zusammen gepresst, während sie da stand und darauf wartete, dass noch irgendetwas schief ging. Doch die Loa hatten mitleid mit ihr, denn das Schaff nahm endlich wieder eine wagerechte Position ein ... für ungefähr zehn Sekunden. Denn dann ging die Talfahrt los.
Sofort passte Haydee ihre eigene Position und Gewichtverlagerung an, damit die abgewendete Katastrophe nicht doch noch eintreten konnte. Vorsichtig ging sie zur Spüle und lies die Gewürzflakons hinein rollen. Das Tiefe Becken verhinderte, dass die Teuren Mittelchen großartig Unruhe stiften konnten, während sie selbst gleichzeitig wieder eine Hand frei hatte, um ihre sonstige Last besser auszubalancieren. Just in diesem Moment begann das Klirren und leises Rumpeln. Sie drehte sich herum und konnte nur zusehen, wie die Türen des Hängeschranks mit dem Geschirr sich öffneten, die zuvor durch die Schwerkraft zugedrückt worden waren. Mit einem Ausdruck, der alles Leid der Welt und die universelle Frage „Warum ich“ in sich verband, sah sie zu wie die Teller und Tassen sich schlitternd ihren Weg in die Freiheit suchten. Mit der eben erst freigekommenen Hand fing sie einige aufgetürmte Tassen auf, während sie mit dem Fuß das Gros der Teller auffing. Doch damit war ihr keine Ruhe gegönnt, als das zweite Tassentürmchen aus dem Regal rutschte. Ohne nachzudenken setzte sie sich die ersten auf den Kopf um die zweiten im letzten Augenblick aufzufangen.
Nur auf einem Fuß und alle anderen Gliedmaßen vollbeladen stand sie da, unfähig sich weiter zu Bewegen, ohne dass irgendetwas ihrem Griff entglitt und zerschellte. In diesem Moment rechnete sie eigentlich mit so ziemlich allem, nur einem nicht: Dem Ende der Abwärtsfahrt. Durch den ungeahnten Aufprall auf das Meer der Grand Line wurde sie völlig aus dem Gleichgewicht gerissen und knallte frontal gegen den Esstisch. Alles was sie mit größter Mühe balancierte verabschiedete sich. Die Platte mit dem Braten landete Präzise in der Mitte, die Teller verteilten sich mit den Tassen rund um den Tisch, kaum anders als wenn sie selbst gedeckt hätte. Selbst die Weinflasche landete punktsicher neben dem Hauptgericht, ohne einen einzigen Tropfen zu verschütten. Außerdem wurde durch den Plötzlichen Ruck die Schublade mit dem Besteck aus der Verankerung gerissen. Messer und Gabeln flogen in hohem Bogen an Haydee vorbei und verfehlten sie nur um haaresbreite, nur um sich um die Teller zu verteilen, wie bestellt.
Ihre schmale Brust hob und senkte sich so stark und schnell, als hätte sie so eben einen 100-Meter-Sprint in unter zehn Sekunden absolviert und ihr rechtes Augenlied zuckte unkontrolliert. Ihre Haare waren zerzaust und sie war sich nicht ganz sicher, was sie von der ganzen Situation halten sollte. Da öffnete sich die Tür zum Deck und herein kam Enrico, der sich ohne umschweife an seinen Platz setzte. Er füllte sich selbst vom Fleisch auf und griff dann nach der Weinflasche. „Dir ist aber schon klar, dass man Wein nicht in Tassen serviert, oder?" Diese Frage war schließlich zu viel für Haydee. Sie zwang sich das selbe übertriebene, falsche Grinsen auf, dass man bei Wahnsinnigen und Massenmördern sehen könnte, setzte sich aber ganz friedlich auf ihren Stuhl und Schlug ohne ein Wort der Erklärung ihren Kopf gegen die Tischplatte. Für Heute war es genug ...
 

Agwe

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Nachdem der Arzt des Mojo Bunches sich überzeugt hatte dass seine Crew mehr oder weniger heil war und die Hühner den plötzlichen Schock gut überstanden hatten, kam er zu einem Entschluss. Sogar er wusste, dass man für die Grand Line mehr brauchte als Karten und ein wenig Glück, man brauchte einen Lockport und am besten auch ein paar Erklärungen. Und beides schien dieser alte Mann mit seinen quietschenden Gummistiefeln bieten zu können, der sie vorhin mit einer sehr.. seltsamen Art von Herzlichkeit empfangen hatte. So oder so, es führte kein Weg an ihm vorbei. "Get on, people, wir haben mit wem zu reden. Oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?"
Mit Müh, Not und Momos tatkräftiger Unterstützung gelang es Agwe schließlich, das El Pollo Diablo relativ sicher an einem Steg zu vertauen. Haydee, die ziemlich aufgelöst schien, nahm Agwe vorsichtshalber an der Hand mit. Bei der Köchin konnte man nie so genau wissen, was gerade in ihrem Kopf vorging, auch wenn dem Voodoopriester zunehmend Zweifel kamen, ob darin überhaupt.. nein, das war gemein! Besser nicht weiter daran denken.

"Eh, man", begrüßte Agwe den seltsamen Mann in seinen Gummistiefeln. Jetzt wo Agwe ihn sich noch einmal ansah musste er seinen ersten Eindruck korrigieren. Dieser hatte "seltsamer, kleiner Kerl" gelautet, jetzt aber musste der Arzt diese erste Einschätzung zu "seltsamer, SEHR kleiner Kerl" korrigieren. Jetzt wo sich der Mojo Bunch und ihr seltsamer Gastgeber gegenüber standen bemerkte Agwe, dass er ihm gerade mal bis knapp über die Knie reichte, was selbst bei einem relativ großen Menschen wie ihm eine Seltenheit war.
In Wirklichkeit stand Blueberry, wie der mürrische alte Seebär hieß, bis zur Hüfte in einer Grube, die er ausgehoben hatte um darin provisorisch Wasser zwischenzulagern, das anschließend in eine Art unterirdischen Tank floss, wo es seines seltsamen Konstruktionsplans zu Folge erwärmt werden sollte. Seit durch einen Unfall das Heat Dial seiner Wasserversorgung beschädigt war musste der alte Mann kalt duschen und davon war er auf seine alten Tage nicht besonders begeistert. Das, zusammen mit dem guten Wetter, erklärte Blueberrys schlechte Laune, denn der alte Mann war extrem wetterfühlig und je besser das Wetter wurde, desto miserabler wurde seine Stimmung.
All das wusste Agwe natürlich nicht und so sah er nur neugierig auf den kleinen Mann herunter, dessen überproportional großer Kopf zu ihm emporsah. "Was macht ihr denn noch hier?", meckerte er mit verdrießlicher Miene, Speichelfäden flogen während er sprach. "Ich hab' keine Zeit, mich mit Neulingen rumzuärgern! Seht ihr nicht dass ich beschäftigt bin?" "Eh, don't worry, man, this'll be quick..." "Was? Red' wenigstens normal mit mir, Junge!" Agwe nickte höflich. Als Priester einer seltsamen Religion war er Unhöflichkeit schon lange gewohnt. Nicht nur von alten Leuten. "Okay, man. Ich und meine Freunde sind gerade neu hier und wir könnten ein wenig Hilfe..." "Nein, nein, nein, helfen ist nicht drin", fuhr ihm der Alte ins Wort. "Ich habe schon Probleme genug mit diesem riesigen Trottel da, also..." Er wedelte in irgendeine unbestimmte Richtung und setzte seine Grabungsarbeiten fort, offenbar in der Annahme, dass die Sache damit erledigt war.

Dummerweise hatte der alte Marinekapitän mit seiner Hand in Richtung Edward gewedelt und damit Agwes Unmut erregt. So merkwürdig Edward manchmal auch sein musste, er war doch ein Teil der Crew und ein ziemlich wertvoller noch dazu, weshalb Agwe diese Beleidigung, auch wenn "riesig" für so einen kleinen Mann bestimmt zutreffend sein musste selbst im Bezug auf Edward, nicht einfach so hinzunehmen gedachte. "Easy, man, ja? Er ist vielleicht manchmal etwas komisch, aber..." Blueberry merkte auf. "Wie? Kennst du diesen Riesenaffen etwa?" Agwe nickte. "Aye, man. Und er ist zufällig ein sehr geschätzter Freund von mir, man, also wenn's dir nix ausmachen würde..." Der Voodoopriester hatte eigentlich vorgehabt, diesem alten Mann unverhohlen ein wenig zu drohen. Alter hin oder her, Beleidigen von Gläubigen war eine Untat! Doch anstatt sich Agwes Gardinenpredigt anzuhören begann der alte Mann zu schimpfen wie ein Rohrspatz und sprang aus seiner Grube, womit er bei Agwe ein ungläubiges "Woah, man!" provozierte, denn für diesen war Blueberry gerade um etwa anderthalb Meter gewachsen. "Gemeinsame Sachen mit diesem Riesen machen, was? DIesem elenden Heuchler! Betrüger! Halsabschneider! MICH werdet ihr kennenlernen!" Noch bevor Agwe auf diese Schimpfkanonade etwas erwidern konnte, war Blueberry mit hastig quietschenden Gummistiefeln zu dessen Schiff gelatscht und packte es nun mit beiden Händen. "Und das auf meine alten Tage... HAAAAAU RUCK!"

Mit einem ohrenbetäubenden Krachen und Gackern landete das El Pollo Diablo an Land. Agwe spürte, wie ihm die Kinnlade herunterklappte, seine Retourkutsche ihm allerdings im Hals stecken blieb. Dieser alte Mann war gefährlich. "So! Und wenn ihr weiter mit eurem riesigen Freund kuscheln wollt, dann ab ans andere Ufer mit euch!" Blueberry blickte die Gruppe streitlustig an, nun offenbar richtig in Fahrt. Seine Augen blitzten gefährlich und er knackte demonstrativ mit den Fingerknöcheln. "Oder will einer von euch der Nächste sein, den ich vom Land ins Meer umverlagere? Mal sehen, wer von euch alles Teufelskräfte hat." Ohne wirklich zu überlegen wandte Agwe sich um, zum Gehen, in der Annahme, dass seine Crew es ihm gleich tun würde. Hier gab es nichts zu holen. Möglicherweise hatten sie ja am anderen Ufer mehr Glück. Denn so langsam kam Agwe der Verdacht, dass mit "Riesentrottel" doch nicht Edward gemeint war und sie vielleicht noch eine Chance hatten, hier lebend rauszukommen.
 
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Während Enrico seine Portion Sauerbraten genoss, warf er immer wieder einen fragenden Blick in Richtung Haydee. Er hatte ihr beim hereinkommen nur eine einfache Frage gestellt, weil es ihm einfach seltsam vorkam, das Tassen auf dem Tisch standen, aber im Endeffekt war es ihm egal, Wein schmeckte es jedem Gefäss gleich und gut. Aber jetzt saß sie nur da, mit dem Kopf auf dem Tisch und konnte ab und an ein Schnaufen hören. Was war jetzt nur wieder mit ihr los? Der Bärtige fand das Mädchen von anfang an seltsam, aber heute war es nochmal ne Nummer stärker als sonst. Verwunderlich war auch wie die Küche den schnellen Anstieg und Fall unbeschadet überstanden hatte. Er sah nocheinmal zur Köchin, während er seine Tasse Wein austrank. Hatte sie alles wieder auf seinen Platz geräumt in der kurzen Zeit, in der das Schiff wieder auf ruhigem Wasser war? Egal, es brachte nichts darüber nachzudenken und von ihr würde er sicher keine klare Antwort bekommen. Perfekt getimed war er mit seiner Mahlzeit fertig, als Agwe sie alle zusammenrief. "Na dann, schauen wir mal was uns hier erwartet", meinte er und ging aus der Küche. Haydee würde schon nachkommen, nachdem sie sich gesammelt hatte oder aus welchem Grund auch immer sie so geschafft war.

Während das Schiff langsam Richtung Land getrieben wurde, sah Enrico nochmal zum Hühnerstall, ob sich dessen Insassen schon vom Fall erholt hatten. Einige Hühner waren immer noch verwirrt, mit dem Nerven blank oder lagen erschöpft in ihren Nestern. Auch wenn es ihn froh machte, diese Biester mal unschädlich zu sehen, so konnte er es sich einfach nicht übers Herz bringen, die paar noch leidenden Hühner in ihrem Zustand zu lassen. Kurz überlegt fiel dem Musiker noch ein, dass er noch ein wenig von Agwes "Medizin" hatte. Ob sie bei Hühnern wohl einen ähnlichen Effekt hatte? Ohne groß darüber nachzudenken nahm er die leere Wasserschale, fühlte sie wieder mit Wasser an und tröpfelte noch ein wenig von Agwes Rum hinein, bevor er sie den Hühnern hinstellte. "Trinkt ein wenig was davon, dann sollte es euch besser gehen". Die Hühner sahen kurz Enrico und die Schale verdächtig an, traten aber schließlich doch näher, um sich ein paar Schlücke zu genehmigen. Zufrieden ging der Bärtige mit dem Rest der Crew an Land.

Er wusste nicht, warum Agwe sich dazu entschieden hatte, den alten Sack, der sie bei ihrer Ankunft nur beleidigt hatte, aufzusuchen, aber es war seine Entscheidung als Käptn und die akzeptierte er. Kaum hatte der Priester angefangen mit dem Kerl in seinem Loch zu reden, wollte dieser sie schon wieder loshaben. Machten das Alter und kalte Duschen mit jemanden? Beschwerte man sich dann nur noch über alles? Vielleicht brauchte der Kerl einfach nur mal wieder was gutes zu trinken, das würde ihn dann auch von innen wärmen.
Eine von Enricos dicken Augenbrauen ging hoch, als der Alte auf Eddi zeigte und von Problemen schwaffelte. Egal wie sehr der Typ neue Menschen hasste, schlecht gelaunt war und wissen die Loa was noch alles, Eddi konnte nicht mehr Probleme für ihn als der Rest von ihnen gemacht haben, er musste also etwas anderes meinen. Der Bärtige lies seinen Blick von Eddi nun weiter gerade aus laufen...irgendetwas musste dort in der Richtung sein. "Du Agwe, ich glaube der Kerl meint-", bevor Enrico seinen Käptn unterbrechen konnte, hatte dieser es schon geschafft, den Alten soweit zu bringen, das er nun am Stück fluchte und sich zu ihrem Schiff begab. Und Enricos Augen weiteten sich weiter als jemals zuvor, als der kleine, alte Mann sogut wie mühelos ihr Schiff aufs Land beförderte. Wie konnte er soviel Kraft haben?! Enrico folgte instinktiv Agwe, es war eindeutig zu gefährlich hier, für sie alle. Später, wenn der Kerl sich beruhigt hatte könnte man vielleicht mit ihm reden, das Missverständnis aufklären und weitersegeln, aber im Moment würde er auf keinen von ihnen hören.

Als sie am Schiff vorbeigingen, nun vom Fall tief in die lockere Erde gedrückt, sah Enrico einige der Hühner, verwirrt vom erneuten Höhenflug und Fall hinunterblicken, und ihr Blick blieb auf dem Alten haften, noch immer der Gruppe mit erhobenen Fäusten nachschauend. Es war eindeutig zu sehen, was in ihren Augen flackerte. Rache, für alles, was bisher heute geschehen war. Für den rasanten Aufstieg, für den tiefen Fall, und für den Wurf. Enrico überlegte kurz, ob er sie vielleicht davon abhalten sollte, jedoch wusste er besser als sich direkt in den Weg dieser Bestien zu stellen. Zudem, vielleicht würde es interessant werden, wie sich riesige Stärke gegen das Federvieh schlagen würde. Am Ende währen sie vielleicht sogar eines der beiden Übel los. Ohne ein Wort zu sagen ließ er sie also ihre Rachepläne schmieden und ging etwas besser gelaunt weiter hinter seinem Käptn weiter.
 

Momo

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Agwe hatte sich aus Momos Geist zurück gezogen und ihr Kopf fühlte sich auf einmal so viel leichter an, als zuvor. Es fühlte sich an, als würde man eine Klette langsam von dem Stoff entfernen, an dem sie so lange geklebt hatte. Grummelnd rieb sich die Teufelsdame ihre Schläfen und sah sich um.
Schiff - ganz. Crew - noch lebendig und nach wie vor gaga. Alles bestens.
"Das war ja mal eine verrückte Schiffsreise!", seufzte Goody Momo und übertönte damit Vellies leises Kichern im Hintergrund. "Zum Glück ist das jetzt vorbei", brummte Momo und erhob sich langsam, nur um auszutesten, ob sie sich nicht doch irgendwo angestoßen hatte. Aber sie war ja weich gelandet...
Während sie sich den Kopf rieb, der wohl doch etwas abbekommen hatte, betrachtete sie Edward, welcher platt gedrückt am Geländer lehnte. Sie war ihm exakt auf den Schoß gefallen, welch ein Zufall. Oder einfach nur Zielgenauigkeit. Momo seufzte. Der arme Kerl... musste ja so viel mit machen. Der würde wohl erstmal nicht mehr aufstehen, dachte sie bei sich und ging in die Hocke, um seinen Atem zu überprüfen. Lebendig - und nach wie vor... normal.

Die anderen verließen schon das Schiff, wie die Glatzköpfige bemerkte, jedoch nur nebenbei.
Gemütlich und ohne Hast wollte sie sich ihre erste Zigarette auf der Grandline drehen, auch wenn das nur eine Zwischenstation war... aber theoretisch gesehen - die Grandline! Mit spitzer Zunge leckte sie das Papier an und blinzelte dabei gen Himmel, hinauf zur Spitze des Berges, den sie gerade erst hinunter gerast waren. "Das wir das überhaupt überlebt haben..." Ihre Gedanken gingen zurück an den Tag, an dem sie Agwe, Edward und Haydee das erste Mal begegnet war. Sie konnte nichteinmal genau sagen, wie viel Zeit nun vergangen war.
"Viel, viel zu wenig...", flüsterte sie grinsend und zog kräftig an dem Glimmstängel. Jetzt hatten sie ihren heimeligen Blue verlassen und alles hinter sich gelassen. Hier begann ein neues Leben. Neue Möglichkeiten. Und neue Gefahren... die das Leben noch lebenswerter machen würden!
Sie bekam richtige Gänsehaut an den Gedanken. Und ihr fiel ihr Zukunfts-Ich ein, an das sie sich noch so klar erinnern konnte.
Maman Brigitte und nun auch Agwe würden sie auf den richtigen Weg bringen und weiterhin leiten. Es würde schon alles gut gehen. Vor allem mit diesen tollen Menschen, dachte Momo und sah all jenen hinterher, denen sie bis an ihr Lebensende folgen würde...

"Stehst du heute noch auf, Eds? So schwer bin ich nun auch wieder nicht...", seufzte Momo, als das Glimmen immer weiter ihren Mund erreichte. Sie klopfte mit ihrer Schuhspitze gegen die Seite des Tüftlers, aber er zuckte nicht einmal. Jede Minute, die er nun bewusstlos blieb, bestätigte er die Übergewichtsfrage der Glatzköpfigen. "Bei Brigitte... warum einfach, wenn es umständlich geht", knurrte sie letztendlich, schnippte ihre Zigarette fort und wuchtete sich den Kerl über die Schulter. Sie schwankte erst und bemerkte mit einem Mal, das er groß und schwer war. Aber es würde schon funktionieren, bis sie eine Möglichkeit gefunden hatte, ihn aufzuwecken.
"Ab die Post."
Aber kaum hatte die Teufelsdame einen Schritt gesetzt, begann das Schiff zu knarren und zu ächzen. Ein blöder Gedanke kam zuerst: "Sind wir etwa zusammen zu schwer für diesen Kahn geworden??" und ein noch blöderer gleich hinterher: "Fahren wir den Berg... rückwärts wieder rauf????"
Der Boden des El Pollo Diablo schwankte beträchtlich und Momo begab sich so schnell wie es nur ging zur Reling, wobei das alles noch etwas erschwert wurde. Die Hühner wurden abermals aufgescheucht und machten - natürlich, wen sonst? - das verbliebene Crewmitglied verantwortlich. Sie hackten und gackerten und schienen sich sogar teilweise an Momo festzuhalten, denn nun neigte sich das Schiff zur einen, dann zur anderen Seite.
Sie lugte etwas über die Reling und achtete dabei darauf, das Edward nicht von ihrer Schulter rutschte. Erdboden! Kein Wasser, sondern fester Untergrund war auf einmal unter dem Bauch des Schiffes! Sie musste hier runter, sofort!

Und bevor Momo auch nur weiter über ihr Tun nachdachte, sprang sie.
Wäre Edward nicht so schwer gewesen oder hätte sie mehr Zeit besessen, die Höhe und Schräge des Schiffes näher zu betrachten, hätte die Landung perfekt ausgesehen. Zehn von zehn Punkten! Aber die Landung war eine Schande und ein Hühnerschiss vom Beinbruch entfernt. Disqualifiziert.
Momo rollte sich ungeschickt ab und verlor dabei natürlich Ed, der nochmals unsanft landete.
"Aaaaach... scheiße!", fluchte sie, während Vellie Beifall lachte. Hinter ihr bebte es einmal laut und das war für die Teufelsfrau das Zeichen, dass das Schiff wieder Boden unter`m Bauch hatte. "Was zur Loa war das!"
Wäre Momo von der anderen Seite des Schiffs gesprungen, hätte sie vielleicht den Riesen gesehen, der nun davon stapfte. Doch das einzige, was sie sah, war Edward, der langsam ins Meer rutschte....

Wäre er kein Teufelsfruchtnutzer gewesen, hätte sie zugesehen...
Kriechend und stolpernd kam sie jedoch gerade rechtzeitig zur Hilfe und packte den Tüftler noch rechtzeitig am Bein, um ihn dann so weit herauszuziehen, damit er nicht noch weiter hineinrutschen konnte. "Meine Fresse, das fängt ja schonmal gut an", keuchte die junge Frau und pflanzte sich auf Eds Hintern, damit ihr eigener nicht kalt wurde. "Darauf 'ne Zigarette." Doch bevor sie nach ihrem Tabak fummelte, tauchte sie Edwards Kopf erstmal kräftig unter Wasser, um ihn endlich in einen wachen Zustand zu kriegen. Sie wollte ihn ja nicht die ganze Grandline über auf der Schulter tragen müssen...
 

Edward Buraddo

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Edward bekam von dem ganzen Tumult nichts mit, da er seit seinem letzten Zusammentreffen mit Momo den erzwungenen Schlaf der Gerechten schlummerte. Erst als sein Kopf plötzlich unterhalb der Wasseroberfläche war schalteten sich seine Überlebensinstinkte ein und er wachte auf. Blöderweise riss er sofort die Augen auf, was auch gleich mal mit einem schönen brennen in den Augen quittiert wurde, immerhin befand sich rund um ihn herum Salzwasser. Sein Schrei wurde vom Wasser verschluckt, das einzige was Momo an der Wasseroberfläche davon mitbekommen konnte war eine große Luftblase, die sich am Wasser bildete und dann zerplatzte.

Als er endlich wieder an der Oberfläche war und nach Luft schnappte, versuchte er erst einmal die Situation in der er sich grade befand zu verstehen. Das war etwas schwer, weil seine Brille klatschnass war und er zudem noch Tränen in den Augen hatte. Zudem musste er noch herausfinden, was da auf seinem Arsch hing und ihm am Boden festhielt. Doch zuerst einmal nahm er seine Brille ab und legte sie neben sich auf den Boden. Seine Augen waren zuerst dran und danach trocknete er noch seine Brille ab. Als er endlich wieder sehen konnte erkannte er auch wer da auf ihm saß. „Ehm…“ er wollte eigentlich sagen, dass Momo von ihm runter gehen sollte, aber irgendwie konnte er das nicht. „Warum liege ich hier auf dem Boden?“ stöhnte er ohne großartig zu versuchen sich zu befreien. Irgendwie wollte er Momo jetzt nicht auf den Boden werfen. Er ruckelte ein wenig um sich eine etwas bequemere Position zu machen, aber das war gar nicht mal so einfach während jemand auf ihm saß. Irgendwie hatte das was von den Rowdies aus der Schule, die die älteren immer geärgert haben.

Das einzige was ihm komisch vorkam war das Schiff. Seit er es zum ersten Mal gesehen hatte war es immer im Wasser gewesen, nach seinem Verständnis war das auch genau der Ort, an dem ein Schiff sein sollte. Doch jetzt war es nicht mehr im Wasser sondern hing fast völlig an Land. Er versuchte den Kopf so zu drehen dass er Momo sehen konnte. „Warum ist das Schiff zur Hälfte an Land?“ brachte er hervor.
 

Haydee

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Den Kopf auf der Tischplatte zu haben fühlte sich gar nicht mal so schlecht an, irgendwie entspannend, wenn man so die Welt um sich herum ausblenden konnte. Nicht das sie sonst Schwierigkeiten eben dabei hatte, doch schien der Bedarf an Welt-um-sich-herum-ausblenden heute größer zu sein als sonst. So kam sie langsam wieder zur ruhe, wobei die leisen Essgeräusche Enricos das einzige war, was sie vernahm. Zumindest solange, bis Agwe seine Leute zu sich an Deck rief. Grobmotorisch und langsam erhob sich Haydee von ihrer bequemen Holzoberfläche und schlurfte hinter dem korpulenten Musiker nach draußen an Deck. Inzwischen hatte sie sich bereits fast wieder gefangen, während sie zusah, wie Momo und Agwe es mehr oder weniger schafften, dass Schiff zu vertäuen. Soweit so gut, dass war ja noch nachvollziehbar. Aber dann wollte Agwe tatsächlich auch AN LAND gehen! Haydees rechtes Augenlied begann zu zucken, während sie wortlos in Richtung der Kombüse gestikulierte, wo das Mittagessen gerade Gefahr lief kalt und damit ungenießbar zu werden. Nach Worte ringen führte sie eine Art Scharade durch, bis Agwe schließlich ihre Hand nahm und sie wie ein kleines Kind mit sich nahm, als er das Deck verlies. Mit großen Augen behielt sie die Kombüsentür solange im Blick, wie sie konnte und wirkte dabei den Tränen nahe. Soviel Mühe für die Kat ... Hühner.

Sie folgte Agwe das kleine Stück bis zu dem Mann, der augenscheinlich sehr damit beschäftigt war ein Loch in den Boden zu graben. Ihr Kapitän versuchte ins Gespräch zu kommen, doch der alte Mann mit der Schaufel schien nicht sehr erpicht auf ein solches oder von Agwe im allgemeinen. Aber während der Voodoopriester weiter versuchte mit dem Seebären ins Gespräch zu kommen, war der Fall für Haydee sehr schnell relativ klar; Mann – langweilig. Loch – interessant! Den Disput zwischen den Beiden vollkommen ignorierend ging Haydee auf die Knie und schob ihren Kopf in das Loch hinein, um dieses zu begutachten. Blueberry schien davon nicht sehr erpicht zu sein, denn noch während er Agwe anblaffte das dieser vernünftig reden sollte, schlug er halbherzig mit dem Grabwerkzeug nach ihrem Kopf, nicht um sie zu verletzten, sondern nur zu verscheuchen. Beides hatte keinerlei Wirkung, da Haydee nur auswich und dann noch tiefer abtauchte. Neugierig stupste sie mit dem Finger gegen ein Steinchen, dass ein winziges bisschen aus der Seitenwand der Aushöhlung heraus lugte. Der Stein brach heraus und verursachte eine kleine Lawine, die ein mittelgroßes Loch in der Wand verursachte. Langsam sah sie hoch und in die Augen des wütenden Mannes, dessen Gemüt durch Agwe ohnehin bereits mehr als gereizt war. "... Ups ..." Ganz langsam erhob sie sich wieder, klopfte ein bisschen Dreck von den Knien und machte ein paar Schritte nach hinten.

Die Uhr um ihren Fußknöchel piepste einmal leise und verkündete damit, dass nun auch offiziell für Haydee Zeit fürs Mittagessen war. Also machte sie auf der Stelle kehrt und ging gaaaanz langsam, um bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zuziehen, zurück zur El Pollo Diablo. "... Ich gehe dann mal ..." Aber zum Ende des Satzes, um zu erklären dass zumindest SIE noch etwas von dem Braten essen würde, kam sie nicht mehr. Agwes situatives Missverständnis und Blueberrys Rage hatten sich gegenseitig hochgeschaukelt und so stürmte der Seebär in seinen Gummistiefeln nun an ihr vorbei, hin zum Schiff und wuchtete dieses mit seiner unmenschlichen Stärke an Land. Wie in Trance verfolgte Haydee die Flugbahn des Schiffes, bis dieses sich in den Boden bohrte, wobei es wohl den Loa zu verdanken war, dass es dabei nicht den Rumpf zerfetzte. Etwa fünf Sekunden lang starrte sie reaktionslos das Bild vor sich an. Ganz leise war noch immer das klirren von zerbrochenem Porzellan zu hören. Dann begann ihre Unterlippe zu zittern, ihr rechtes Augenlied zuckte noch heftiger, sie begann die Kiefer gegeneinander zu schleifen und ihre zuckenden Finger formten sich zu Fäusten. Dann, von einer auf die anderen Sekunde war sie wieder ganz ruhig, ihre großen Augen strahlten seelisches Gleichgewicht aus und sie lächelte abwesend, während sie tief Luft holte. "... zurück zu Agwe weil ich das von Anfang an vorhatte ... ", setzte sie ihren Satz von zuvor fort und gesellte sich zurück zu Agwe als währe nichts passiert. "... von Anfang an ..."
 

Agwe

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Die Überraschung, dass das El Pollo Diablo plötzlich an Land war, verflog zumindest in Agwes Fall schnell. Er hatte ja geahnt, dass mit diesem Alten irgendetwas nicht ganz kosher war und das hatte seine Erwartungen nur bestätigt. Mit einer glimmenden Zigarette im Mundwinkel machte er sich wieder auf den Weg zurück zu seinem Schiff, der jetzt zumindest ein gutes Stück kürzer war. Man musste immer das Positive in allem sehen.
"..und immer noch dieses elende verdammte Mistwetter und mir tun die Knochen weh und ich muss kalt duschen...", grummelte Blueberry im Vorbeigehen, was sich wunderschön mit dem dissonanten Geräusch seiner quietschenden Stiefel mischte. Ein weniger geduldiger Mensch als Agwe hätte jetzt wohl die Augen verdreht, doch Agwe hatte Verständnis für die Zipperlein eines alten Mannes. Das Alter mochte viele Vorteile haben, doch es forderte auch seinen Tribut, darauf sollte man Rücksicht nehmen. Darauf und auf die Tatsache dass dieser Mann gerade eben ein ganzes Schiff hochgewuchtet hatte als wäre es nichts.

Haydee schien ein wenig von der Rolle zu sein, doch Agwe schob das kurzerhand dem Gegacker der HÜhner zu. Sie schien sich mit den Tieren immer gut verstanden zu haben und natürlich machte sie sich jetzt sorgen. Sanft tätschelte Agwe der kleinen Köchin den Kopf, wobei ihr etwas.. geistesabwesender Gesichtsausdruck ihn leicht schaudern machte. "Ich muss später unbedingt die Tarotkarten befragen, was sie dazu sagen, man", dachte er bei sich. Doch im Moment war es wichtiger, herauszufinden was der Grund für den Unmut Blueberrys war. Und ob sie diesen nicht irgendwie beschwichtigen konnten. Denn eines war klar: Wenn er dagegen war, dass der Mojo Bunch auf die Grand Line kam, dann würden sie nicht weit kommen. Und so wie es aussah, war er im Moment ganz entschieden dagegen.
"Momo! Edward! Get up, lazybones!" Darüber dass Edward unter Momo lag und diese ungeniert eine Zigarette schmauchte hätte sich ein anderer Kapitän vielleicht gewundert, aber Agwe hatte schon zu viel gesehen, um sich an solchen unwichtigen Details zu verlieren. Bestenfalls waren die Beiden sich dadurch näher gekommen, wurde ja auch langsam mal Zeit. "Wir haben ein wenig was zu tun, also schwingt die Hufe, man! Die Grand Line wartet immerhin auf uns, eh?" Darüber, was der Rest des Mojo Bunches von dieser Sache hielt, zerbrach sich Agwe im Moment weniger den Kopf. Immerhin war er der Käptn. Sein Wort war Gesetz!

Doch schon nach wenigen Schritten tat sich ein neues Hindernis auf: Das Meer. Beziehungsweise der Meerarm zwischen den beiden Seiten des Kaps. Mit dem El Pollo Diablo wäre es ein Leichtes gewesen, ihn zu überqueren, doch nun war er wie ein meilentiefer Abgrund voller Schlangen. Oder, in Agwes Fall, Mungos. Bösen, blutrünstigen Mungos. Bei der Erinnerung an den Mungomenschen begann Agwes Kampfnarbe ein wenig zu schmerzen, doch er ignorierte das. Immerhin war das die Vergangenheit und die Vergangenheit war, sah man von einigen Ereignissen ab, unwichtig. Viel wichtiger war die Gegenwart und gerade an dieser die Frage: Wie kommen wir jetzt über das Meer? Schwimmen kam nicht in Frage, außer Haydee war dazu keiner von ihnen überhaupt in der Lage. Und ob Agwe es Haydee zutraute, ganz allein zu schwimmen, stand auch noch einmal in den Sternen. Nein, das fiel ganz eindeutig flach. Auch konnten sie nicht so einfach das El Pollo Diablo ins Wasser zurückhieven, dafür fehlte ihnen die rohe Kraft und außerdem, wer wusste schon wie die Hühner darauf reagieren würden, so kurz nach ihrem unsanften Erwachen. Noch während Agwes Gehirn all diese unangenehmen Fakten registrierte, machte er erste Lockerungsübungen und nahm Anlauf. Dann, bevor irgendjemand aus der Crew etwas sagen konnte, preschte er los und sprang.

Die letzten Jahre hatte Agwe viel trainiert. Seine Beine, seine Arme, sein ganzer Körper war in bester Verfassung. Dazu kam dass er ohnehin nicht viel wog und damit für große Sprünge wie geschaffen war. Also gelang ihm der Sprung über den Meerarm mit einiger Leichtigkeit und er setzte auf dem Boden des gegenüberliegenden Kaps auf.. nur um den übriggebliebenen Schwung etwas zu eifrig mitzunehmen und über seine eigenen Beine zu stolpern. Agwe fiel aufs Gesicht, flog ein paar Meter weiter, knallte mit dem Rücken auf den Boden und schlug dann mit der Brust gegen einen mächtigen Felsen. "...au", brachte er nach einer Weile schwächlich hervor, ehe er bemerkte, dass ein mächtiger Schatten auf ihn fiel.
Dieser Schatten gehörte, wie sich schnell herausstellte, zu Haydee, die neben ihm stand und auf ihn herunterblickte, immer noch mit diesem seltsamen Blick, der ihm überhaupt nicht gefallen wollte. Hastig rappelte Agwe sich auf und rückte seinen Zylinder gerade, ehe er sich den Staub von der Kleidung klopfte, Haydee neben ihm hustete dezent, und zu der Gruppe hinüberwinkte, die jetzt aus Momo, Edward und Enrico bestand. Alle nicht gerade dafür prädestiniert, große Sprungübungen zu machen. "Ihr bleibt drüben, People!", rief Agwe zu ihnen herüber, "Und seht mal, ob ihr irgendwie rüberkommen könnt, ohne mir und Haydee nachzueifern, man! No offence, aber ich glaube, das kriegt ihr nicht hin!" Der Ausdruck auf den Gesichtern seiner Crewmitglieder schien Agwe recht zu geben. "Versucht vielleicht auch Mal, mit dem Alten zu reden, aber careful! Ich will nicht dass er einen von euch ins Meer wirft, oder sowas! Ich und Haydee sehen uns unterdessen hier um, ob wir... Haydee?" Agwe hatte die kleine zierliche Köchin gerade am Arm packen wollen, aber irgendwie war sie nicht mehr da. Er blickte sich kurz um, blinzelte, dann winkte er wieder herüber und rief: "Ich geh' Haydee suchen! See ya, man!" Damit tippte er sich noch einmal galant an den Hut und drehte sich auf den Absätzen um, um seine Suche nach der kleinen Köchin zu beginnen.
 

Enrico

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Enrico sah seinem Käptn nur nach, wie er einen, zumindest für ihn, eigentlich unmöglichen Sprung machte. Ihm war jetzt schon klar, auf die andere Seite des Meerarms würde er vermutlich nie kommen ohne Schiff oder dergleichen. Naja, dann konnte er zumindest hier in Ruhe liegen, Agwe würde sicher jemanden dort drüben finden, der ihnen helfen konnte oder das Problem auf eine andere Weise lösen. Gerade wollte er sich schon in den Sand setzen, als ein neuer Befehl kam. Versuchen rüberzukommen? Das erschien dem Musiker zu anstregend, und bezweifelte er auch, dass alles, was sie hier finden oder bauen könnten sie alle tragen könnte. Das sollte wenn schon Edward versuchen, er war ja so ein kluges Köpfchen. Sich mit dem Alten jedoch zu unterhalten hätte vielleicht Sinn. Wenn man das Missverständnis klären könnte, würde er vielleicht ihr Schiff wieder ins Wasser bringen und sie könnten ohne Probleme weitersegeln. Es war zwar nicht seine Art, sich großartig zu unterhalten -im El Pollo Negro wurden solche Streitereien immer mit Fäusten geklärt- aber vielleicht konnte ihm seine Erfahrung als Türsteher hier doch helfen. Nach jedem Streit würden die Streithähne ein Bier gemeinsam trinken und bald wieder gut miteinander sein. Da kam ihm doch gleich eine Idee.

Langsam erhob sich Enrico aus dem Sand wieder und ging, ohne weiter auf Agwe zu achten oder zu bemerken, dass ihm Haydee abgekommen war, zurück zum Schiff, wo an einer Seite immer eine Strickleiter hing, mit der man im Notfall hinaufklettern konnte. Langsam, unter Ächzem und Stöhnen von Holz und Seil, hiefte sich Enrico hoch, wobei er jedoch selbst den ein oder anderen Fluch nicht lassen konnte. Es dauerte fast fünf Minuten, bis der Bärtige mit beiden Beinen wieder an Deck war und in Richtung Kajüten ging. Hätte er sich kurz umgeschaut, wäre ihm aufgefallen, dass die Hühner, die vorher noch überall wild gegackert hatten still und nicht mehr zu sehen waren, sie hatten sich anscheinend in ihren Stall verzogen und planten etwas. In der Kajüte holte Enrico seinen Ranzen mit seiner ganzen Wäsche hervor, wüllte kurz darin herum und hatte nach einer kurzen Suche zwei Bierflaschen in den Händen, Abschiedsgeschenke von Gilbert und auch die letzten aus seinem Vorrat. Danach würde er wohl längere Zeit kein gutes Black Lung Bier mehr trinken, hoffentlich würde Agwe sein Opfer in dieser Sache anerkennen. Mit beiden Flaschen in einer Hand kletterte er nun wieder herunter, was deutlich schneller als der Aufstieg ging, auch wenn das Holz nun Töne machte, als würde es jede Sekunde zerbrechen, was es zum Glück jedoch nicht tat.

Erneut am Boden ging Enrico, ohne weiter über seinen Plan nachzudenken zu Blueberry hin, der weiter an seinem Loch arbeite hin, bückte sich und hielt ihm eine der Flaschen vor die Nase hin. "Durst? Kann mir vorstellen dass die ganze Zeit so ein Loch graben bei dem Sonnenschein anstrengend sein kann. Wie wärs wenn du ne Pause machst, ein Bier mit mir trinkst und wir uns mal freundlich unterhalten?" Der alte Seemann sah kurz zu dem Musiker auf, bevor er ihn wütend ansah und seine Schaufel in den Boden rammte. "Anstrengend? Pah! Ihr jungen Leute haltet wohl überhaupt nichts mehr aus, wenn ihr sowas für anstrengend haltet! Für wen haltet ihr mich eigentlich?! Zu nem Bier sag ich jedoch niemals nein, also gib dein Gesöff schon her, mal schauen ob es auch was taugt!" Und ohne weiter zu zögern nahm sich Blueberry die Flasche, öffnete sie und nahm einige großzügige Schlücke, bevor er doch leicht zu lächeln begann. "Hm, dass Bier hier hat was, dass muss ich euch lassen. Hat vermutlich sogar mehr drauf als ihr. So ein Bier, und endlich mal wieder eine warme Dusche, und ich wäre glücklich" "Freut mich, dass es dir mundet. Ich wollte eigentlich nur etwas klarstellen. Unser Käptn ist...wie soll ich sagen, sehr eigen. Wir kennen hier niemanden, wissen auch nicht wer dich so beleidigt hat und hatten auch nicht vor dich jetzt zu beleidigen" Enrico nahm selbst jetzt einen Schluck Bier, während die Antwort des Seebären nicht lange auf sich warten ließ. "Das kannst du laut sagen! Ich seh ja einige Spinner, aber dieser Lulatsch.. aaach, das erinnert mich an meine Zeit bei der Marine..." Und was nun folgte, sollte eine von Enricos härtesten Proben werden.
Blueberry hörte nicht auf zu reden, er fing ganz von vorne an, wie er bei der Marine angefangen hatte, seine ganze Karriere, und hatte zu jeder Person, die er auf diesem Weg bis heute getroffen hatte mehr zu sagen als andere über ne ganze Insel. Der Bärtige musste sich beste Mühe geben nicht einzuschlafen oder zu gähnen, er durfte den Alten jetzt auf keinen Fall provozieren. So gab er sich beste Mühe sich mit dem bisschen Bier was er hatte zu unterhalten, während er immer mit einem Ohr Blueberry zuhörte. Letztenendes kam er schließlich zu irgendetwas von Piraten und einem Riesen oder so ähnlich, der Musiker hatte einen Großteil davon nicht gehört oder ausgeblendet, um nicht gänzlich verrückt zu werden. Damit hörte der Seebär jedoch auf zu reden, und Enrico ergriff damit einfach das Wort, um zu zeigen, dass er noch bei Bewusstsein war, vielleicht hatte der Alte das gar nicht erwartet. "Ähm...Ja, natürlich! Verdammte Piraten! Und über Riesen könnte ich eigene Geschichten erzählen, was das für Hunde sind..." Dies schien Blueberry zu gefallen, er lachte laut auf und meinte, "Da hast du ganz Recht Junge!", er war anscheinend sehr zufrieden damit dass ihm jemand zugehört hatte. Er nahm noch einen Schluck von dem Bier, und schien dann jedoch leicht betrübt zu Boden zu blicken. "Ach weißt du, das alles wäre gar nicht so schlimm, wenn ich wieder warm duschen könnte..." Warme Dusche. Das war wohl wirklich alles, worum sich der Kerl im Moment kümmerte. Vielleicht...

"Weißt du, wenn es nur dass ist. Edward da drüben ist ein ziemlich guter Handwerker. Wenn du möchtest kann er dir sicher etwas bauen, was dir wieder auf Dauer warme Duschen beschert", meinte Enrico, und deutete mit einer Hand zu dem Tüfftler, der sich nun schon längere Zeit mit Momo über irgendetwas zu unterhalten schien, vielleicht über einen Weg aufs andere Kap? Das wusste der Musiker jetzt nicht, Blueberrys Geschwaffel hatte alles andere übertönt. "Er kann es gern versuchen, aber als ob ihr jungen Spunde über solches Wissen überhaupt verfügen könnt, mein Loch hier wird am Ende wohl doch die bessere Lösung sein..." Alles was sie jetzt noch tun mussten war den Alten vom Gegenteil zu überzeugen und er wäre ihnen wohl auf ewig dankbar. "Hast du gehört Ed? Es gibt Arbe-" Mitten im Satz wurde Enrico von einem schrillen Gackern unterbrochen. Erschrocken sah er auf, und alles was er sehen konnte war ein Bündel Federn, dass genau auf ihn viel. Die Hühner griffen an! Nach nur wenigen Sekunden waren Enrico, Edward, Momo und Blueberry von wild gackerneden Hühner übersäht, die über sie wütend herfielen.
 

Momo

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„Warum liege ich hier auf dem Boden?“
"Gerngeschehen.", brummte Momo nur als Antwort, nachdem sie registriert hatte, das Edward aufgewacht war. Anscheinend hatte er keine bleibenden Schäden davon getragen. Im Grunde war er ja ziemlich zäh.
"Musste uns von dem Kahn runterschaffen." Mit dem Kinn deutete sie auf die El Pollo Diablo, welche nun auf dem Trockenen stand und dabei ziemlich erbärmlich und nutzlos aussah. Im gleichen Moment stellte sich Momo die Frage, ob das Hühnerschiff weiterhin den Strapazen des Bunchs standhielt. Allein das Holz war schon sehr alt und hatte nur mit dem berühmten "Mojo-Glück" die rasante Abfahrt heil überstanden. Im Blue hatte der Kahn gemütlich vor sich hingeschippert, aber jeder wusste das die Grandline auch für das Schiff eine Probe war.
„Warum ist das Schiff zur Hälfte an Land?“
Genervt von all den Fragen seufzte die Glatzköpfige, schnippte ihre Zigarette ins Meer und stand endlich von dem platt gesessenen Tüftler auf. "Auch ein Schiff braucht mal Urlaub von der See, darum." Sie trat ihm freundschaftlich in die Seite. "Los, aufstehen. Sonst verlieren wir Agwe noch..."
"Mir wird gleich übel, wenn ich mit ansehen muss, wie nett du geworden bist..."


"Momo! Edward! Get up, lazybones!"
"Jaja, schon gut."
Mit der Motivation einer Schnecke setzte sich Momo in Bewegung und bemerkte dabei, wie hungrig sie eigentlich war. Kurz warf sie Haydee einen Blick zu. Anscheinend hatte auch sie im ganzen Tumult ihre Esszeiten ... nein, Haydee vergaß nicht. Unmöglich. Nochmals knurrte ihr Magen und dabei sank ihre Laune noch etwas tiefer. Sie wollte sich schon noch eine Zigarette drehen, um gegen den nagenden Hunger anzukämpfen, jedoch kam sie soweit gar nicht. Im Augenwinkel bemerkte sie, wie Agwe... Anlauf nahm. Aufhalten konnte sie den Priester natürlich nicht, denn er war schneller als die Glatzköpfige. Bevor sie "Stop!" sagen konnte, flog der spindeldürre Körper über das blaue Wasser und kam... mit einer weniger eleganten Landung am anderen Ufer auf.
Momo atmete hörbar aus.
"Also, ich hätte ihn nicht rausgeholt", kommentierte sie das ganze und ihr wäre beinah das Herz in die Hose gerutscht, als Haydee ihrem Kapitän nacheiferte und auch noch hinüber sprang. "Ihr bleibt drüben, People! Und seht mal, ob ihr irgendwie rüberkommen könnt, ohne mir und Haydee
nachzueifern, man! No offence, aber ich glaube, das kriegt ihr nicht hin!"

Der Gesichtsausdruck der Teufelsdame wurde noch ein Stück dunkler und sie verschränkte aus Trotz die Arme vor der Brust. Agwe hatte zwar Recht - sie schaffte so einen Sprung nicht. Genausowenig wie Fettklops neben ihr oder Eddi. Aber das er einfach mal vorraus sprang und die anderen hinter sich ließ... eine Katastrophe. Sie seufzte und sah erst zu ihrer linken - zu Edward. "Naja, im Grunde könnte ich euch rüber werfen", meinte
sie und sah dann zu ihrer rechten - zu Enrico ... um ihren Plan sofort zu verwerfen. "Vergiss was ich gesagt habe."

Ihr Blick fiel auf den Riesen, dem Enrico gerade Gesellschaft leistete, nachdem er wohl etwas vom Schiff geholt hatte. Sie war immer noch skeptisch, was Fettbauch überhaupt in ihrer Crew zu suchen hatte, aber wenigstens hatte er Verständnis vom sozialen Umgang und beschäftigte sich mit Blueberrys Problem. "Ich kann dich immer noch rüberwerfen, Ed", brummte die Glatzköpfige und drehte sich seelenruhig ihren Tabak. Doch bevor ihr Vorschlag Begeisterung finden konnte, ging das große Hühnerchaos los.
Sofort hatte Momo den Überblick über oben und unten oder über ihre Crewmitglieder verloren. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich die weiße Bedrohung vom Leib zu halten. Sie krallten sich in ihre Klamotten, hackten auf jede freie Körperstelle ein und drängten die Mojos systematisch auseinander. Die Teufelsdame schrie wie eine Verrückte, riss und zupfte sich die Hühner vom Körper, um dabei immer weiter rückwärts zu stolpern. "Kleines! Kleines! Nicht weiter zurück!"
"Bleib stehen, du dummes Gör! Was machst du denn da!?"
Bis es endlich so weit gekommen war, das die junge Frau am Ufer des Meeres stand und abrutschte. Und sogar im Fall wollten die Hühner nicht von ihr ablassen. Es platschte laut.
Sie spürte, wie jegliche Schwimmbewegung umsonst war und auch der Versuch, sich an den strampelnden Hühnern festzuhalten, war sinnlos. Die Macht des Meeres saugte jegliche Kraft aus ihrem Körper und machte sie bewegungsunfähig.
 

Edward Buraddo

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Scheinbar war Momo grade nicht wirklich für seine Fragen aufgelegt. Die erste Frage beantwortete sie noch recht normal damit, dass sie ihn vom Schiff bringen musste. Dass der Kahn halb an Land war und Edward bis grade eben bewusstlos war, ließ schließen dass wirklich etwas passiert war, dass dieses Handeln nötig gemacht hatte. „Danke…“ sagte er kurz bevor er zu seiner nächsten Frage kam. Auf die reagierte Momo dann jedoch eher etwas genervter. Obwohl der Spruch mit dem Landurlaub Edward doch zum grinsen brachte. Irgendwie war es schön an Momo mal eine Humorvolle Seite zu sehen. Was sich jedoch auch schnell wieder verflüchtigte, denn kurz darauf entwich ihm ein heftiger Luftstoß, als sich Momos Fuß in seine Seite bohrte. Zwar nicht hart, aber doch merkbar. Das war wohl sein Signal jetzt aufzustehen und da Momo ja auch aufgestanden war, konnte sich jetzt auch Edward aufrichten. Er rappelte sich auf und klopte den Staub von seinen Sachen, auch wenn das oberhalb der Brust verdammt schwer war, da sich Staub und Wasser zu einem schönen Schlamm vereint hatten. Aber zumindest seine Brille war sauber. Damit konnte er jetzt wenigstens den Schaden einmal genau unter die Lupe nehmen.
„Hmmm…“ er betrachtete das Schiff. Gut, er war jetzt kein Zimmermann, aber er war sich doch sicher, dass das Schiff schon mal bessere Tage gesehen hatte. „Ah, quatsch…“ sagte er zu sich selber. So lange Agwe auf dem Kahn war würde er sicher nicht untergehende. Dafür hatte der Kapitän der Crew zu viel Glück.

Doch dann war es Agwe, der ihn aus der Konzentration riss. Edward nahm noch einmal die Brille ab um sie jetzt vernünftig mit einem Tuch zu säubern und drehte sich danach um. Was hatte der alte Schlangenmensch diesmal wohl vor? Doch kaum hatte er seinen kapitän im Auge tat dieser etwas für ihn total typisches: Etwas Dummes! Mit Anlauf und ohne zögern rannte er auf das Wasser zu und sprang. Edward fiel der Kiefer herunter und er wäre bald schon wieder in die Knie gesackt. Wie in Zeitlupe sah er Agwe über die für ihn so gefährliche Flüssigkeit schweben, immer nur mit dem Gedanken im Kopf, dass er auf jeden Fall nicht in der Lage wäre ihn raus zu fischen. Selbst als er landete stand Edwards Mund noch so weit offen, dass sein Kinn fast am Boden aufschlug. Momos Kommentar, dass sie ihn nicht raus gefischt hätte kommentierte er nur mit einem heftigen nicken. Genau wie Agwes irrsinniges Kommentar, dass sie den beiden nicht nacheifern sollten. Moment.. beiden? Erst jetzt merkte er, dass auch Haydee gesprungen war. Ok, das war halb so wild, sie konnte schwimmen. Gott das war zu viel auf einmal.

„Ich kann dich immer noch rüber werfen, Ed…“ Edward riss die Augen auf und starrte ins Leere. Langsam drehte sich sein Kopf bis Momo in sein Blickfeld kam, die sich ganz genüsslich eine Zigarette drehte. „HAST DU SIE….“ Fing er an, doch er konnte seinen Satz nicht mehr beenden. Urplötzlich sah er sich in einer Lawine aus Federn, schnäbeln und Krallen wieder, als die Dauergäste und Schiffsbesitzer mal wieder meinten, ihren Unmut an den Mitgliedern des Bunches auszulassen. Diesmal mangels weiterer Ziele an Edward und Momo. Wild schlug Edward um sich um die Hühner von sich fern zu halten, während diese auf ihn einpickten wie verrückt. „Mistviecher… weg da… weg da…“ Noch während er versuchte sich zu schützen sah er etwas, dass ihm sofort die Hühner vergessen ließ: Momo taumelte immer weiter in Richtung Wasser. Rückwärts. „MOMO! PASS AUF HINTER… *SPUCK*“ eine Feder im mund ließ seine Worte ersticken. Heftiger als zuvor schlug er nach dem Federvieh. So viel Anstrengung hatte er nie damit gehabt, sich die Hühner vom Leib zu halten…
„weg da… MOMO! Verpisst euch ihr Mistviecher…“ es gab kein vorankommen, jeder schritt vorwärts endete in einer Federwand und Momo stolperte immer weiter zurück…

PENG! Ein Schuss durchschnitt den Tumult. Die Hühner ließen von Edward ab und rannten vor dem Tüftler davon, der mit einer Rauchenden Pistole in der Hand da stand. Geistesgegenwärtig hatte er seine Waffe gezogen und in die Luft geschossen um seien Angreifer zu verscheuchen. Seine Hand löste sich von der Waffe und noch bevor diese auf dem Boden aufschlug hatte er den halben weg zu Momo überbrückt. Doch es war zu spät um ihren Sturz zu verhindern, hilflos sah Edward wie sie ins Wasser fiel. Er machte einen großen Satz und griff nach dem letzten was von Momo noch über Wasser war, ihrer Hand.
Er hatte hart zu kämpfen um nicht sofort mitgezogen zu werden doch irgendwie schaffte er es sie festzuhalten. „Physik… Gewichtsverlagerung…“ dachte er sich und lehnte sich mit aller Kraft nach hinten. Er wollte Momo an Land ziehen, doch es gelang ihm nicht. Er schaffte es zwar sie so weit zu ziehen, dass ihr Kopf über Wasser war, aber weiter kam er einfach nicht. Die ungünstige Position in der sich befand, vorne über gebeugt, und das Hauptgewicht weit unterhalb seines eigenen Schwerpunktes, plus die Nassen Hühner die sich an Momo klammerten machten es ihm undmöglich Momo an Land zu ziehen. Dass jetzt auch noch die Hühner wieder angriffen war wenig hilfreich. Langsam aber sicher rutschten Edwards Füße über den Boden, immer näher an das Wasser. "SCHEISSE VERPISST EUCH IHR DRECKSVIECHR!" Doch die Hühner schienen nicht zu schnallen was da los war und hackten weiter auf Edward ein. Trotzdem klammerte er sich an Momo fest und versuchte weiter zu ziehen. Sein Kopf lief knallrot an vor Anstrengung, doch es half nichts. Millimeter für Millimeter versank Momo wieder im Wasser und zog diesmal Edward mit, der aber nicht im Traum daran dachte loszulassen. "Wehe wenn du mir hier absäufst! WEHE!" schrie er Momo an, was jedoch mehr seiner Motivation dienen sollte als eine wirkliche Botschaft an Momo zu sein.
 

Haydee

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Der unbändige Optimismus, den Agwe zu jeder Zeit auszustrahlen schien, schaffte es nicht auf Haydee abzufärben, die einen halben Schritt hinter ihrem Kapitän stand. Aber zugegeben, dass war heute auch nicht wirklich ihr Tag. Ihr Kapitän rief zwar seine Crew zusammen, aber danach passierte nichts mehr weiter. Er stand einfach dort, an der Klippe auf diesem kargen Felsen, und starte kurz hinunter ins Meer. Dann sah er hinüber zum anderen Ufer und machte einige Schritte nach hinten. Desinteressiert verfolgten ihre Augen die Bewegung, als Agwe sich mit einem mal in Bewegung setzte und auf die Uferkante zurannte. In der Annahme, zu wissen, was nun geschehen würde, knöpfte die von Momo geborgte Hose auf. Wenn sie gleich hinterher springen musste, um ihren Nichtschwimmer von Kapitän wieder an Land zu ziehen, wollte sie keine nasse Kleidung am Körper tragen. Doch zu ihrer großen Überraschung schaffte der Schlangenmensch es tatsächlich bis zur anderen Seite, vielleicht ohne Grazie, Eleganz oder die Fähigkeit aufrecht stehen zu bleiben, aber zumindest trocken. Glück gehabt, zumindest würde sie heute nicht nass werden. Mit einem Seufzer zog sie sich die Hose wieder hoch, knöpfte sie zu und lief los. Sie dachte nicht darüber nach, es war einfach richtig. Sie folgte ihrem Kapitän, egal wo hin. Auf der kurzen strecke beschleunigte sie erstaunlich schnell, bis ihr rechter Fuß die Kante erreichte, dann drückte sie sich ab und schoss wie eine Kugel über den Abgrund. Als der Sinkflug begann, streckte sie die Arme aus, ihre Hände berührten den unbearbeiteten Felsen und wandelten das Momentum in einen Radschlag, nach dem sie wieder auf den Füßen landete. Punktlandung. Ein Akrobat hätte sich nun vor seinem Publikum verbeugt, aber Haydee schritt einfach unbeirrt weiter, als wäre sie gerade nur über einen kleinen Bach gehopst. Vor ihrem Kapitän blieb sie stehen und sah auf dessen verdutztes Gesicht herab. Wenn Agwe irritiert war, schüttelte er es so schnell ab, wie den Dreck, den er bei seiner Bruchlandung auf sich verteilt hatte. Die aufgewirbelte Staubwolke brachte sie kurz zum Husten. Während Agwe sich an die übrige Truppe wandte, lies die Köchin ihren Blick über die neue Umgebung wandern. Dabei war „neu“ an dieser Stelle relativ. Der einzige Unterschied zum anderen Ufer schien das Gefälle zu sein, das von ihrer jetzigen Position hinunter und fast auf Meereshöhe führte.
In dem versuch, einen besseren Blick zu erlangen, was da unten war, machte Haydee einen winzigen Schritt nach vorne. Dabei achtete sie nicht auf den glatten Kieselstein, der direkt vor ihr lag und sofort bestrafte sie das Schicksal dafür. Als sie den Fuß aufsetzte, rutschte der Kiesel unter ihr weg und brachte sie zu Fall. Mit ausgestreckten Armen versuchte sie sich zwar noch abzufangen, aber ausnahmsweise war ihre Reaktion nicht schnell genug. Schwerkraft und Abhang taten daraufhin ihr übriges, um sie kullernd, schlitternd, rutschend und fallend bis nach ganz unten zu bringen, wo sie, alle Viere von sich gestreckt, erst mal liegen blieb. "... Ich mag nicht mehr ..." Mit einem leisen stöhnen richtete sie sich wieder auf und klopfte nun ihrerseits an sich herum, um den groben Staub wieder los zu werden. Mit dem kleinen Finger bohrte sie sich im rechten Ohr herum, während sie sich umsah. Auf der einen Seite hatte sie einen riesigen Steg, der ins Meer hinaus ragte, auf der anderen war die unendlich hohe Felswand, die sich ein paar Meter weiter zu einer Höhle öffnete. Einer großen Höhle. Einer großen Höhle, aus der ein sehr lautes Grollen ertönte. Mit einem Schulterzucken beschloss sie das Mysterium zu erkunden und lief zu der gewaltigen Felsöffnung. "... Jetzt fühle ich mich klein ..." Nicht das dies eine neue Erfahrung war, sie war immerhin die kleinste in der Crew und außerdem hatte sie gegen eine Riesin auf Float gekämpft! Wobei nein, das letzte musste revidiert werden. Denn jetzt stand sie im Angesicht eines ECHTEN Riesen, der einen guten Teil der Höhle ausfüllte und gerade dabei war, einen Stapel umgefallener Kisten an der Wand neu zu stapeln. Auch wenn die Dinger in seinen Fingern gerade zu lächerlich winzig wirkten, hätte Haydee niemals im Leben auch nur eine davon anheben können.
Als er seinen neuen Gast bemerkte, hielt Hagemon der Riese in seinem tun inne, lies die Kisten Kisten sein und drehte sich zum Eingang seiner Wohnhöhle um. „Na was haben wir denn hier? Wo kommst du denn hier her, kleines Fräulein?“ Die Stimme des Riesen war laut wie Donner, doch Haydee sah nur einmal kurz den Weg hoch, den sie gekommen war und antwortete dann ganz nüchtern: "... Von da oben ..." Der Riese begann kurz zu lachen und klopfte sich aufs Knie, was den Boden unter ihren Füßen zum beben brachte. “Mhahaha, kluge Antwort, kleines Fräulein. Sag mal hast du denn gar keine Angst vor einem Riesen?“ Ein paar Sekunden verstrichen, in denen die Kopfgeldjägerin ihr gegenüber schlicht musterte, dann schüttelte sie den Kopf. Hagemon setzte ein schiefes Gesicht auf und kratzte sich leicht an der Stirn. „Nicht gerade die Gesprächigste, was? Nun denn, kann der gute Hagemon etwas für dich tun? Ich habe gerade eine frische Ladung Lockports rein bekommen, da gibt es heute Spitzenpreise!“ Bei diesen Worten deutete er auf das Durcheinander von Kisten und Haydee folgte der Handbewegung . Erneut herrschte Stille, während die Köchin scheinbar interessiert die Behälter betrachtete. Dann drehte sie sich wieder zu ihrem Gastgeber. "... Ich habe kein Geld ...," erklärte sie dem Händler, dessen Grinsen gefährlich ins Wanken geriet. Er fing sich aber schnell wieder und hustete leicht gegen seine Faust, um seine Fassung zu wahren. „Nun ja, da bist du nicht die erste. Wie wäre es denn damit, ich stelle dir einfach ein Rätsel. Wenn du die richtige Lösung weißt, dann bekommst du einen Lockport umsonst. Aber du hast nur 120 Sekunden, um das Rätsel zu lösen. Na wie wär’s?“ Man konnte die Rädchen in Haydees Kopf förmlich rattern hören. Die Situation war für sie etwas surreal, vor allem da sie nicht einmal wusste, was so ein Lockport überhaupt war. Aber der Riese schien ganz begeistert von seiner Idee zu sein und es schien irgendwie nicht klug, seinen Vorschlag auszuschlagen. In ihrer kleinen Welt war über ihrem Kopf zudem eine kleine Wolke, in der eine enthusiastische Momo und ein aufgeregter Edward synchron die Faust in die Luft reckte und „Gewinn uns einen Lockport!“ riefen. Also nickte Haydee mit den Schultern und nickte dann leicht.
Hagemon schlug sich zufrieden in die Hände, da er nun zumindest seinen Spaß haben würde. Sicherlich war es ein wenig gemein von ihm, wenn er diesem armen Ding da mit dem Deal Hoffnung gemacht hatte, schließlich hatte kaum jemand es bisher geschafft, eines seiner Rätsel richtig zu lösen. „Also gut. Dann sage mir, wovon ich rede:“ Er räusperte sich leicht, ehe er sein Rätsel stellte. „Ein seltsames Buch hat’s mir angetan, in dem das Schlusswort vor dem Vorwort kam, das Inhaltsverzeichnis steht mittendrinn, doch macht das Buch wohl einen Sinn. Du hast 120 Sekunden um mir die richtige...“ "... Wörterbuch ..." Irritiert brach Hagemon mitten im Satz ab und blinzelte ein paar mal verwirrt, ehe er sich zu Haydee hinunter beugte. „Bitte was hast du gesagt?“ "... Ein Wörterbuch ..." wiederholte Haydee ihre Lösung, die zumindest ihr ganz logisch kam. Vorwort kam vor Schlusswort und Inhaltsverzeichnis war mit I irgendwo in der Mitte. Verlegen kratzte sich der Riese am Hinterkopf. „Uhm, ja das stimmt, uhm ...“ Es war nicht das erste mal, dass jemand eines seiner Rätsel löste, aber so schnell ... Das hätte er dem Mädchen echt nicht zugetraut. Vorsichtig griff er hoch zu einem der Regalartigen Ausbuchtungen, auf der er einige seiner Habseligkeiten aufbewahrte, und pickte einen ausgepackten Lockport auf, den er dann Haydee entgegen hielt. „Nun gut, dann gehört der hier wohl dir. Herzlichen Glückwunsch.“ Gedanken-Momo und –Edward jubelten in ihrer Wolke, während die Köchin sich die kleine Glaskugel ansah, die man wohl wie eine Uhr ums Handgelenk trug. "... Ich brauche das nicht ..." Gedanken-Momo und –Edward schlugen sich gleichzeitig die Handflächen ins Gesicht, bevor die Wolke verpuffte und Hagemon umkippte und dabei ein mittelschweres Erdbeben verursachte. „Hey what’ya doing there, man?“ Die Stimme gewann sofort Haydees aufmerksamkeit, als sie sich umdrehte und ihren Kapitän eben jenen Weg herunter kommen sah, den sie auch genommen hatte. "... weiß nicht ... der Mann da ist seltsam ..." Eyup, Hagemon war der seltsame, nicht sie, ganz klare Sache. Go Haydee ...
 

Agwe

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Von dem Trubel am anderen Ufer bekam Agwe nichts mit. Das war, wie man so schön sagte, deren Problem. Er registrierte zwar dass Lärm und Hilferufe von drüben kamen und ihm war auch als hätte jemand nach ihm speziell gerufen, aber sie waren jetzt wirklich nicht sein Problem. Er suchte Haydee. Die kleine Köchin konnte gewiss auf sich selber aufpassen und Agwe war niemanden, der anderen in ihre Freiheiten reinredete, aber im Moment schien die Traumtänzerin gefährlich instabil und irgendwie hatte er kein gutes Gefühl dabei, sie lange unbeaufsichtigt zu lassen. Die Loa mochten wissen, was sie sonst anstellte.
Zu Agwes Glück war Haydee nicht besonders schwer zu finden, was aber nur in Teilen an ihr selber lag. Viel eher lag es an dem gigantischen Mann, der im Rahmen einer ebenso gigantischen Höhle stand und offensichtlich mit jemandem redete, der bedeutend kleiner war als er. Was wohl so ziemlich jeder Reisende war, der diesen Teil der Grand Line erreichte. Doch Agwes Interesse war geweckt und es zahlte sich aus als er die kleine Köchin vor dem Riesen stehen sah, sie reichte nicht einmal zum Nagel seines großen Zehs, schien ihm.

"Hey what’ya doing there, man?" Der Riese schien aufgrund des Neuankömmlings nur gelinde überrascht, vermutlich hatte er ihn schon von weitem gesehen, Haydee hingegen ließ sich wie immer nichts anmerken. "... weiß nicht... der Mann da ist seltsam..." Agwe blickte dem Riesen ins Gesicht, was bedeutete, dass er sich fast den Nacken ausrenkte, während dieser verdutzt zurückblinzelte. Der Mojo Bunch war nicht gerade eine Crew, deren Auftreten für Verständnis und Kopfnicken sorgte, doch an Agwe sollte das gewisst nicht liegen. Also entschloss er sich, dieses doch etwas peinliche Schweigen mit einem höflichen Räuspern zu unterbrechen. "Also, man... Who ya bein'?" "Mein Name", antwortete der Riese, der schon weitaus seltsamere Arten sich auszudrücken gehört hatte und daher kein Problem mit Agwes Sprechweise hatte, "Ist Hagemon. Meines Zeichens Händler. Und da deine kleine Freundin hier", er warf Haydee einen kurzen Blick zu von dem schwer zu sagen war ob Mitleid oder Abscheu darin lag, "Hat gerade mein Rätsel gelöst. Also hier. Nehmt schon." Damit griff Hagemon in eine seiner riesigen Kisten und fischte, nicht ganz ohne Schwierigkeiten, eine Art Armbanduhr mit einer Kuppel darauf heraus. Geistesgegenwärtig fing Agwe das gute Stück als es nach unten fiel und betrachtete es neugierig im Sonnenlicht, ehe er es sich ans Handgelenk schnallte. "Aight, man. Danke." Er würde Edward später fragen müssen, was dieses Ding war. "Wisst ihr schon, welche Route ihr nehmen wollt?" Noch so etwas, womit Agwe nicht wirklich etwas anfangen konnte. Er überlegte kurz, doch dann deutete er aufs Geratewohl auf irgendeinen Teil des Meeres. Anscheinend hatte er richtig gedeutet, denn Hagemon nickte knapp. "Route Drei also, verstehe... Nun, dann warten einige Abenteuer auf Euch. Aber diese Überraschung will ich euch nicht verderben. Ihr solltet allerdings aufpassen, denn dieser Alte..." "Wait, wait, wait!" Zu sagen dass Agwe dumm wäre entsprach mit Sicherheit nicht den Tatsachen. Gerade im zwischenmenschlichen Bereich war der Voodoopriester zu erstaunlichen Schlussfolgerungen in der Lage und gerade hatte es in seinem Kopf "klick" gemacht. "Mit Alter meinst du nicht zufällig den Typen gegenüber, ja? Etwa so groß, trägt Gummistiefel..." Hagemon nickte, wobei Agwe glaubte, das Knacken seiner massiven Nackenwirbel selbst hier unten noch zu hören. "Doch, genau ihn. Blueberry heißt er und ich rate euch, diesem alten Lügner kein Wort zu glauben!" Hagemons Stimme wurde hörbar lauter, was einige Möwen in der Nähe verschreckt aufflattern ließ. "Erzählt Tag ein Tag aus seinen Seemansgarn und vergrault mir damit zahlende Kundschaft! Und seitdem er kalt duschen muss gibt er auch noch mir die Schuld daran! MIR! Das muss man sich einmal vorstellen!" Hagemon ballte die Hand zur Faust und diesmal hörte Agwe definitiv, wie seine Knochen krachten. Der Voodoopriester schluckte leicht. Egal wie gut dieser riesige Kerl in Form war, wenn er jetzt durchdrehte, dann wäre er binnen kürzester Zeit Kleinholz. "Seitdem ich hier angekommen bin hatte ich nichts im Sinn als vorbeifahrenden Reisenden das Leben so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten, falls das auf der Grand Line überhaupt geht und so dankt man es mir..." Agwe versuchte, den Redefluss des Giganten mit einer beruhigenden Geste zu unterbinden, doch das scheiterte wohl daran dass dieser ihn nicht sehen konnte. Etwas ratlos kratzte er sich am Kopf und sah dann zu Haydee, die immer noch ein wenig ratlos dreinblickte. "Eeeh... Tell ya what, Haydee, das könnte ein wenig dauern..." Hagemon blickte zu Agwe und der kleinen Köchin, offensichtlich nicht sehr erfreut darüber, dass man ihm nicht zuhörte. "Listen, man, wir haben den Alten auch nur kurz gesehen, aber weißt du... Zwischen Euch scheint böses Blut zu herrschen, man, und das ist nicht gut. Es lockt böse Geister an. Warum erzählst du mir nicht, wie all das zwischen euch angefangen hat, man? Und dann seh' ich mal, ob ich euch helfen kann. Aight?" Hagemon zuckte mit den Schultern, offensichtlich von diesem Angebot, so merkwürdig es auch klang, etwas milder gestimmt. "Na gut, wenn du meinst dass es hilft... Aber ich sage dir gleich, dass ich mich auf KEINE DISKUSSION mit diesem Starrkopf einlasse bis er zugibt dass seine Anschuldigungen haltlos war. Begonnen hat es, glaube ich, alles mit diesem komischen Schiff..." Agwe nickte wieder und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Diese Geschichte würde offensichtlich ein wenig länger dauern...
 

Enrico

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Federn, nichts als Federn vor Enrico's Augen, der sich immer noch mit Händen und Füßen gegen die Hühnerinvasion wehrte. Er war komplett von den Federvieh umzingelt und angefallen. Einzig und allein sein tiefer Schwerpunkt retteten ihn davor durch das Mistvieh aus dem Gleichgewicht zu kommen und zu Boden zu gehen, wo sie noch einfacheres Spiel mit ihm hätten. Wieder und wieder schrien die Hühner davon, Rache zu haben, sich nicht wie Dreck behandeln zu lassen, und das man ihr Schiff in Ruhe lassen sollte. Der heutige Tag hatte wohl wirklich ihre Geduld zum Platzen gebracht. Dass der Bunch den Großteil davon eigentlich nicht verursacht hatten, war ihnen dabei nicht in den Sinn gekommen, oder sie brauchten die Crew nur als Boxsäcke zum Abreagieren. Neben Kratzern und kleinen Stichwunden konnte sie aber nicht viel mit ihren Schnäbeln und Krallen tun. Ja, sie waren zahlreich an Armen und Beinen, aber nichts, was nach ein paar Tagen nicht komplett verheilt wäre. Dennoch wollte Enrico den Hühnern nicht einfach nachgeben. Wieder und wieder schlug er nach ihnen, fluchte dabei laut, was er alles mit ihnen anstellen würde, sobald er sie erwischen würde und gerade glaubte er eins zu haben als-

Peng! Der Knall einer Pistole ließ ihn aufschauen. Edward stand da, Pistole nach oben gerichtet, während einige Hühner vor ihm flüchteten. Damit waren er und Momo wohl sicher... Moment, wo war Momo? Sie war vorher gerade noch bei Eddi, sie konnte sich doch durch den Hühnerangriff nicht entfernt haben. Seine Frage war sofort beantwortet, als er Eddi lossprinten sah. Momo war ins Wasser gefallen! Selbst in der kurzen Zeit an Bord wusste er schon, dass sie genauso wie er, Agwe und Eddi Teufelskräfte hatten, und jeden Moment würde sie ertrinken, wenn der Tüftler sie nicht herausziehen würde. Aber daraus wurde nichts, dieser schien nicht die Kraft zu besitzen sie aus dem Wasser zu ziehen, nur gerade so weit, dass ihr Kopf über Wasser wahr und sie nicht ertrank, jedoch mit dem erneuten Anfallen der Hühner auf ihn wurde er langsam mit ihr mitgeschliffen, zurück in die kalten Untiefen. Er musste etwas tun! So schnell, wie er schon lange nicht mehr gerannt war, stampfte er an den Hühnern vorbei und wenn sie nicht auswichen sollten sie erfahren, wie schmerzhaft es war sein ganzes Gewicht tragen zu müssen, bevor er, keuchend, aber noch in guter Form, neben Eddi stand und nach Momos Arm griff. "Nicht loslassen Ed. Wir ziehen sie schon raus" meinte er motivierend, während er mit ganzer Kraft nach oben zog. Wäre das hier auch nur Momo gewesen, wäre sie sofort aus dem Wasser. Jedoch sorgte das mit Wasser gefüllte Federwerk der Hühner, die sich weiterhin an Momo klammerten für viel extra Gewicht, das selbst für Enrico leicht an eine Grenze kam. Zudem griffen nun die Hühner, die er hinter sich gelassen hatte, wieder an und störten seine Konzentration, was die Sache noch schwieriger machte. Irgendwie musste er sie beruhigen, ansonsten war es unklar, ob Eddi und er es schaffen würden. Was ihn in dem Sinn kam war unter seiner Würde, jedoch hatte er nicht viel Auswahl an Ideen.

"Hühner!", schrie er so laut er konnte, "Bitte hört euren Angriff auf! Ich weiß was euch heute widerfahren ist war schwer für euch, und ihr habt alles recht verärgert zu sein! Jedoch wird Momo hier ertrinken, solltet ihr nicht von uns und ihr ablassen. Ihr sollte Widergutmachung bekommen, ich verspreche euch alles zu erfüllen, was ihr wollt, doch bitte lasst von uns ab!" Die Stimme des Musikers war so laut, dass sie selbst das laute Gackern der Hühner übertönte-bis auf die bei Blueberry, die nur das Gefluche des alten Seebären hören konnten. Ob sie nun sein Angebot annehmen würden war unklar, jedoch waren sie zumindest am Nachdenken, die Angriffe hörten auf und einige Hühner ließen Momo los. Das reichte Enrico. Sofort zog er wieder an, diesmal deutlich leichter gemacht und Momo war sofort aus dem Wasser wieder ans Ufer gezogen. Erleichtert ließ der Bärtige ihren Arm los und setzte sich in den Sand. "Das...das war ein Erlebnis...Zum Glück ist nochmal alles gut gegangen...", er sah zu den Hühnern, die einen Kreis gebildet hatten und im Stillen berieten, was sie fordern konnten. Sah wohl wirklich so aus, als würde er einige Zeit lang den Sklaven von dem Federvieh spielen. Na ja, solange Momo dafür sicher und gesund war. Dafür würde er sich zumindest später ein Bier gönnen, dabei eine Zigarette, er hatte heute ja noch keine gehabt und dabei ein wenig auf seinem Saxophon spielen. Das würde einen guten Abend machen. In seinen Träumereien vertieft, bemerkte Enrico, genauso wenig wie Momo und Eddi nicht, das Blueberry weiterhin mit einigen der Hühnern zu kämpfen hatte, die nicht von ihm abwollten.
 

Momo

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Noch nie in ihrem Leben war sie so tief ins Wasser gefallen. Sie hatte einmal in einem seichten Teich gestanden und einem Piraten eins auf die Mütze gegeben, nachdem sie eine heilige Stätte der Loa beschmutzen wollten. Das war ganz am Anfang gewesen...
Und jetzt schien es so, als wäre das hier ihr Ende.
Ihre Augen brannten höllisch, denn des Schreckens wegen, hatte sie sie weit aufgerissen. Das Meerwasser war in ihren Ohren, in ihren Lungen und langsam fühlte es sich so an, als würde es sich langsam zu ihrem Herzen fressen. Nicht einmal ein Muskel wollte noch auf ihre Befehle hören und je hilfloser sie sich fühlte, desto schlimmer wurde der kratzende Salzgeschmack in ihrem Rachen.
Durch einen Ruck durchbrach ihr Kopf die Wasseroberfläche. Ein Großteil des Wassers, welches die Teufelsfrau verschluckt hatte, kam aus ihrer Nase wieder heraus und der andere Teil wurde hustend und spuckend aus der Lunge befördert. Jemand hatte Momo so fest am Arm gepackt, das sie für einen Moment dachte Enrico oder Blueberry hatten die Situation erkannt und war ihr zur Hilfe geeilt. Doch weil ihre Augen immer noch zu sehr vom Meersalz brannten, konnte sie nur Edwards Stimme vernehmen. Sie wusste ja, das es nicht leicht war, mit Edwards unmuskulösen Armen eine Frau von Momos Kaliber aus dem Wasser zu ziehen, aber anscheinend war es für den Tüftler in dieser Situation einfach nur unmöglich. Die Glatzköpfige konnte die Hühner spüren, welche schwach zappelnd an ihren Klamotten hingen und sich zu schweren Gewichten mit Wasser vollsaugten. Lass mich ja nicht los, Ed... Lass mich nicht los... Das ungewohnte Gefühl der Angst kroch mit den Salzwasserresten in ihrer Lunge nach oben.
"...und ich werde dich für den Rest deines Lebens jede Nacht im Meer ertränken..."
"Du verlangst zu viel! Du verlangst zu viel von mir!"
"....ich dulde kein Ungehorsam."

Ein zweiter kräftiger Zug rüttelte die Teufelsfrau aus der kurzen Ohnmacht. Plötzlich merkte sie, wie das ziehende Gewicht an ihrem Körper von ihr abließ und sie endlich leichter machte. Der steinige Untergrund kratzte an ihrem Bauch, als man die Glatzköpfige endlich herauszog. Ihre Lungen schmerzten so stark, das sie nicht normal atmen konnte, ohne zu husten. Sie blieb einfach dort liegen, wo man sie herausgezogen hatte.
Der starke Geruch von Meersalz widert die junge Frau mit einem Mal an und ihr wurde schlecht. Doch sich jetzt zu übergeben, kam gar nicht in Frage. Wahrscheinlich würde sie daran dann einfach ersticken. Nach einigen Minuten der Ruhe und Atmens erhob sich Momo auf alle Viere. Ihre Muskeln zitterten und ein weiterer Hustenanfall schüttelte den nassen Körper.
Die Hühner hatten sich zum Glück endlich verzogen. Den Grund dafür kannte sie nicht und es war ihr auch egal. Hände, die sich auf ihren Rücken legten, erreichten ihr Bewusstsein. Es war Edward. "Alles in Ordnung?" Momo nickte nur. Er griff ihr unter die Arme, um sie in die Senkrechte zu heben. Zuerst wollte sich die Glatzköpfige gegen diese Hilfe wehren, aber sie merkte, das ihr der Schock und die ungewollte Angst immer noch in den Gliedern saß. "Danke", murmelte sie nur und spuckte aus, um endlich diesen widerlichen Geschmack von der Zunge zu bekommen. Zwar brannten ihre Augen immer noch, doch langsam kristallisierten sich die Schemen und ihr Blick wurde klarer. Ihre Hand hatte sich in Eddis Kleidung verkrallt, um Halt zu finden und Momo hob den Kopf.
Merkwürdig dabei war, das sie Edward zum ersten Mal wirklich in die Augen sah. Die Crewmitglieder des Bunches kamen sich meist nie so nah, das sie im Kreis der Intimsphäre des anderen standen. Aber jetzt stand die Glatzköpfige dem Tüftler so nah, dass sie in blaue Augen sah. Vor wenigen Minuten wusste Momo gar nicht, das er eine blaue Augenfarbe hatte... über soetwas hatte sie sich doch nie Gedanken gemacht. "Danke", wiederholte sie und wandte den Blick dabei nicht ab. "Ich meine, für´s Herausziehen. Du hättest draufgehen können", sagte sie leise und brachte dabei ein kleines Lächeln zustande. Ja, sie hatte ihm wirklich ihr Leben zu verdanken. Ihr wurde auf einmal so komisch warm um´s Herz, was sie wohl ihrer unfreiwilligen Nahtoderfahrung zuschob. Ihre Hand ließ nun den Stoff seiner Kleidung locker und dabei entfernte sie sich ein wenig von ihm. "Hast was gut bei mir..." Dabei klopfte sie ihm auf die Schulte und sah sich um.
Enrico war auch in der Nähe und höchstwahrscheinlich war er Eddi zur Hilfe geeilt, um die Teufelsfrau aus dem Wasser zu ziehen. Die Hühner hatten sich zusammengerottet, jedoch aus dem Augenwinkel erkannte sie, das immer noch eine kleine Horde damit beschäftigt war, Blueberry das Leben schwer zu machen.
"Ich glaube, ihr solltet lieber dem Kerl da drüben mal helfen..." Hinter sich hörte sie ein dauerhaftes Plätschern und Momo drehte sich um. Einige Hühner waren immer noch im Wasser und flatterten um ihr Leben. Ohne weiter darüber nachzudenken, schleppte sie sich zum Ufer und zog die Federviecher aus ihrem Verderben. "Ihr Viecher solltet mit dem Mist endlich mal aufhören. Das führt zu gar nichts...", krächzte die Glatzköpfige und warf eins von den Hühner weit von sich. Es landete sicher auf seinen Füßen, schüttelte sich und gackerte empört. "Nichts zu danken..."
Sie rieb sich die Augen und blickte zum anderen Ufer. Aber Agwe und Haydee waren nicht mehr zu sehen. Nur ein entferntes Grollen, welches Momo nicht einschätzen konnte, drang an ihre Ohren. Die Gruppe hatte sich also getrennt, das war im Grunde nichts Neues mehr. Das war schon oft passiert. Aber diesmal gefiel es Momo gar nicht. Sie richtete sich wieder auf und zog sich das nasse Top über den Kopf, um es auszuwringen. Dabei sah sie in das Meerwasser hinunter und erblickte dabei die Schemen Agwes in seiner Uniform. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter. Sie zog sich das Kleidungsstück wieder über den Kopf und rieb sich nochmal die Augen, bevor sie zu dem Dreiergespann hinüber stapfte.

"Nehmt sie endlich von mir runter!" Edward und Enrico waren verzweifelt damit beschäftigt, die Hühner endlich von Blueberry zu zupfen und wurden nur sehr langsam mit dieser Aufgabe fertig. Irgendwann würde Momo ein wirksames Mittel gegen diese weiße Bedrohung finden und ihnen jeden Moment damit drohen, wenn sie auch nur auffällig gackerten. Das letzte Huhn zupfte die Teufelsfrau dem Hünen von der Unterlippe, wo es sich festgebissen hatte. "Auatsch! Was sollte das denn!" "Das sind Wächterhühner. Sie haben nur ihr Territorium verteidigt und zwar das Schiff, das du einfach mal auf´s Trockene gesetzt hast." Blueberry betatschte seine pochende Unterlippe. "Willst du etwa mir die Schuld zuschieben, ja?" Momo überlegte einen Augenblick. Sie hatte plötzlich das Bild dieses Kerls vor sich, wie er einfach mal die El Pollo Diablo hochhob. "Ich hab gehört, du musst kalt duschen...", sagte sie prompt und zog den Tüftler an ihre Seite. "Edward hier kann´s reparieren."
 
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Edward Buraddo

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Die Zeit die er Momo hielt, konnte der Tüftler kaum schätzen. Sein Hirn ratterte wie verrückt und er suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit Momo zu retten. Doch nichts in der Umgebung würde schnell genug als Hilfe dienen können um die Amazone an Land zu ziehen. Seine Vernunft, der Sinn nach dem er sein Leben immer gerichtet hatte, schrie ihn in Selbsterhaltung an dass er Momo loslassen sollte, bevor er mit ihr ins nasse Grab gezogen wurde. Es hämmerte in seinem Kopf, doch seine Aktionen wurden nicht von Vernunft gesteuert. Edward würde sie festhalten, selbst wenn er ins Wasser gezogen wurde. Er würde sie festhalten während sie in die Tiefe gerissen wurden bis zum Ende.

Und scheinbar war dieses Ende nicht einmal so weit entfernt. Seine Füße waren schon zur Hälfte über den Rand hinaus und ragten über dem Wasser. Doch dann erschien ein weiterer Arm neben ihm, der auch nach Momo griff. Die Augen des Tüftlers suchten den Besitzer und fanden Enrico. Noch einmal mobilisierte Edward was er noch an Kraftreserven hatte und mit vereinten Kräften und durch die Beschwichtigung der Hühner durch Enrico konnten sie die Glatzköpfige retten. Als Momo letztlich auf sicheren Grund lag, ließ auch Edward sich für einen Moment auf den Boden neben sie fallen. Sein Herz raste und seine Hände und Arme schmerzten. Sein Kopf drehte sich und er schaute in Momos Gesicht, das direkt neben seinem lag. Langsam richtete er sich auf und beugte sich über Momo um zu sehen ob sie noch atmete. Sie tat es.

Bis Momo sich wieder regte verließ Edward ihre Seite nicht. Er legte eine Hand auf ihre Schulter, sah ihr ins Gesicht und achtete immer darauf, dass er Atemzüge sehen konnte. *Sie wäre fast gestorben…* ging es ihm durch den Kopf. Hätte er sie nur ein paar Sekunden später gesehen… Edward schüttelte das Bild aus seinem Kopf. Er wollte es sich nicht vorstellen. Der Gedanken dass Momo plötzlich weg wäre war für ihn nicht zu ertragen. Als Momo dann endlich aufstand, schüttelte er das ganze schnell ab. „Momo… Alles in Ordnung?“ fragte er leise und als sie nickte seufzte er erleichtert auf. Er half ihr auf die Beine, doch als sie beide Standen machte er plötzlich etwas, was er sich sonst nie getraut hätte, er legte seine Arme um Momo und drückte sie leicht an sich. Er war einfach nur so erleichtert, dass sie nicht ertrunken war. „Mach das nie wieder…“ flüsterte er, auch wenn er wusste dass das Schwachsinn war, immerhin hatte Momo das nicht mit Absicht getan. *Ich vergesse immer wieder, dass Momo kleiner ist als sich…* dachte er sich, als er so im direkten Vergleich mit ihr zusammen zu sehen war.

Kurz darauf zuckte er zurück und ließ Momo los. „Ehm.. tut mir Leid…“ sagte er mit rotem Kopf. „Ich bin… *hust* froh dass es dir gut geht.“ Stotterte er. Als Momo ihm dann sagte er hätte etwas gut bei ihr versuchte er irgendwie doch gelassen zu wirken, was wohl nicht so klappte. „Ich… komme drauf zurück… Ich meine… ehm… Hey, was ist denn da drüben los?“ lenkte er schnell ab und sah zu Blueberry, der sich mit den verbleibenden Hühnern prügelte. Schnell machte er sich auf den Weg und ließ Momo erst einmal stehen. Dass er nicht einmal bemerkte wie Momo ihr Top auszog sollte genug darüber sagen, wie er grade versuchte Augenkontakt mit Momo zu vermeiden.

Mit vereinten Kräften konnten sie den hühneraufstand letztlich niederschlagen und das Federveh verzog sich mürrisch gackernd auf das Schiff, aber nicht ohne noch einmal lautstark ihren Protest über die aktuelle Lage zu verkünden. Jetzt wo es endlich wieder ruhig war und auch momo sich zur Gruppe gesellt hatte, erfuhr Edward, dass scheinbar etwas mit der Dusche nicht stimmte. „Ehm… ja klar, eine warme Dusche kriege ich gebaut… Oder repariert… je nachdem was gebraucht wird.“ Nickte er und ging etwas näher an Blueberry heran. „Erklären Sie mir doch kurz was genau das Problem hier ist und ich gucke sehr gerne was ich tun kann.“ Sagte er dem alten Mann mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ein paar Handwerkerarbeiten wären jetzt sicher ganz entspannend.
 

Haydee

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Mit einem kaum hörbarem Seufzer beobachtete Haydee, wie ihr Kapitän das seltsame Ding annahm, dass sie von dem Riesen gewonnen hatte und dann aber ablehnen wollte. Jetzt sah es so aus, als hätte sie mal wieder etwas falsch gemacht. Aber woher hätte sie denn auch wissen sollen, dass die komische Uhr, die nicht einmal die richtige Uhrzeit anzeigte, irgendwie nützlich sein konnte? Und überhaupt, sie konnte doch nicht einfach irgendwelche seltsamen Sachen von Fremden annehmen. Wenn sie es gemacht hätte, wäre das bestimmt auch falsch gewesen.

Sie lies die Arme baumeln und beobachtete still das Gespräch zwischen Agwe und dem Riesen. Immer wieder merkte sie, wie ihre Aufmerksamkeit abdrifte und ihren Blick aufs Meer hinaus zog. Aber das war auch ein schöner Anblick, das Wasser glitzerte und sie konnte Fische sehen, die in Formation schwammen und heraussprangen und ... Nein, sie durfte sich nicht immer so ablenken lassen! Vielleicht brauchte ihr Kapitän sie ja noch? Die beiden Männer sprachen zwar über Dinge, die sie nicht verstand, aber das war ja kein Grund, sich nicht zu konzentrieren. Es ging um irgendeine Route und anscheinend wusste der Voodoopriester sofort, wo er hin wollte. Dann jedoch fingen die beiden an, über irgendjemanden zu reden. Wahrscheinlich über den Mann mit dem Loch auf der anderen Seite des Berges, wenn sie Agwes Beschreibung richtig verstand. Der Riese steigerte sich indes in eine wütende Ansprache, der sie nicht mehr folgen konnte. Schließlich griff ihr Kapitän sie kurz an der Schulter und meinte, dass dies ein wenig dauern konnte. Haydees Blick wanderte nach unten und sie nickte leicht. Das Verstand sogar sie. Agwe brauchte sie im Augenblick nicht, aber sie sollte auf ihn warten. Hama hatte das ganz oft gemacht. „Das könnte ein wenig dauern“ hieß soviel wie „Setz dich irgendwo hin und sei still während ich arbeite!“

Also ging sie zum Rand des gezimmerten Steges und lies die Beine baumeln. Bis runter ins Wasser reichten sie nicht, aber ab und zu spritzte ein wenig Gischt hoch und kühl in ihr Gesicht. Einige kleine Steinchen lagen in ihrer Nähe, die wahrscheinlich von der Decke oder den Wänden der Höhle abgebrochen waren. Ohne große Lust nahm sie sich einen Kiesel nach dem anderen und lies sie über das Wasser hüpfen. Wirklich klappen wollte das wegen der Wellen nicht, aber dafür, dass sie nicht wusste, woher sie dass überhaupt konnte, lief es ganz gut. Drei bis vier Hüpfer schaffte sie meistens.
Noch einmal seufzte sie und lies den Stein in ihrer Hand einfach ins Wasser fallen. Heute fühlte sie sich wieder wie zu der Zeit, als sie noch Hamas Dienerin war. Nicht geschätzt.

Aber wie konnte man es den anderen schon verübeln. Jetzt im nachhinein, wenn sie so darüber nachdachte, dann war sie das nutzloseste Mitglied der Mannschaft. Alles was sie machte, war für die anderen Kochen und Putzen und wenn es nötig wäre, könnten sie das auch alleine. Gut, vielleicht war sie etwas stärker als Edward, aber der war dafür ja auch super-mega schlau! Und wenn es drauf ankam, dann konnte er sich schon zu wehr setzen. Außerdem, wie viel besser konnte sie sich kämpferisch einstufen? Bisher war sie noch bei jedem Gefecht ohnmächtig geworden und bei der Hälfte der Zusammentreffen mit feindlichgesinnten Mannschaften, konnte sie sich nicht einmal an den Ausgang ihrer Kampfe erinnern. Sowohl im Baratié als auch jetzt auf Black Lung war sie ihren Gegnern unterlegen gewesen, dann kam ein Filmriss und wenn sie wieder zu sich kam, dann waren alle Feinde verletzt oder tot. Wahrscheinlich hatte irgendjemand anderes die Typen besiegt und sie einfach liegen lassen. Anders konnte es nicht sein, sonst würde sie ja nicht mehr leben. Auf dem Baratié arbeiteten genug kämpfende Koche und auf Black Lung gab es auch eine Menge schlagkräftige Leute. Wie anders sollte sie sich das ganze auch erklären? Vom ganzen Nachdenken bekam sie ohnehin schon Kopfschmerzen.

Mit einem dumpfen Grunzen ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schlug sich ein paar Mal gegen den Kopf. Sie sollte auch nicht denken, denken war für kluge Menschen! Schließlich lies sie die Arme wieder sinken und faltete sie im Schoß. Agwe in ihrem Rücken schien den kleinen Anfall nicht bemerkt haben, sondern redete immer noch auf Hagemon ein, um diesen zu beschwichtigen, wie sie mit einem Blick über die Schulter registrierte. Ungelenk stand Haydee auf und ging ein paar Meter die Klippe hinauf, die sie gekommen war. Als sie bis auf die andere Seite sehen konnte, musste sie die Stirn runzeln. Der Rest der Crew UND der alte Mann mit dem Gummistiefeln lagen im Streit mit den Hühnern und die gefiederten Krieger schienen zu gewinnen. Das war wirklich seltsam, wo es doch so leicht war, mit den Hühnern zurecht zukommen. Sie selbst hatte noch nie Probleme mit ihnen gehabt, im Gegenteil, dass eine oder andere Huhn half ihr sogar manchmal. Ganz zu schweigen von der Hühnchentruppe, die den Lagerraum vor Eindringlingen bewachte. Sofort machte sie auf dem nichtvorhanden Absatz kehrt und ging zurück zu ihrem Kapitän. Der sprach allerdings noch immer mit dem Riesen. Trotzdem, das war bestimmt eine Neuigkeit, die er hören wollte. Zögerlich zupfte sie also an seinem Schwalbenschwanz, bis sie seine Aufmerksamkeit hatte. “… uhm … Agwe … ich würde dir gerne etwas sagen ... wenn es dir nichts ausmacht ... also ... ich glaube die Hühner laufen Amok ...“
 
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