Aktuelles

Inter Arma Enim Silent Leges...

A

Anija

Guest
Stille. Na gut, abgesehen vom Rauschen der seichten Meereswellen und dem teilweise schrecklich kreischenden Möwen war alles still. Es schien niemand auch nur ein weiteres Wort über die Lippen bringen zu wollen. Dachte der schwarzhaarige Mann tatsächlich über das nach, was die Grünhaarige ihm soeben vorgepredigt hatte? Anija selbst glaubte da nicht dran, sie glaubte eher, dass er so desinteressiert war, dass er einfach das Ende ihrer kleinen Rede verpasst hatte. Ja, das durfte es sein. Was anderes konnte sie sich bei ihm auch nicht vorstellen, dennoch wollte sie erst noch abwarten. Vielleicht hatten ihre Worte seine Vernunft, gar sein so kalt und rau scheinendes Herz erreicht und er brauchte einfach ein paar Momente um nachzudenken, dass was sie sagte sacken zu lassen. Eine Sache hatte das Mädchen, obwohl sie so sehr auf ihre Worte konzentriert war, gemerkt. Ihr großer Gegenüber hatte die gesamte Zeit auch nicht die geringsten Anstalten gemacht, Ferret von seiner Schulter runter zu schubsen, ihn abzusetzen oder was sonst noch immer mit ihm zu machen. Stattdessen hatte er nur einen kurzen Blickaustausch mit dem kleinen pelzigen Jäger geführt, danach war zwischen den beiden Funkstille. Natürlich musste Ferret seinen Sitzplatz ein wenig beschnüffeln, sich den Geruch einprägen um ihn gegebenenfalls wieder zu erkennen.
Während das Mädchen dem Schwarzhaarigen seine Zeit zum grübeln ließ, legte sie ihre Hände hinter dem Rücken ineinander und blickte zum blauen und von nur wenigen Wolken bedeckten Himmel hinauf. Die dunklen Silhouetten von Möwen zogen in diesem unendlichen Blau ihre Kreise, ließen ab und zu durch ihr Kreischen von sich hören und den Menschen mitteilen, dass es ihnen gut ging. Der Blick der Grünhaarigen folgte dem Flug dieser Himmelstiere, versuchte manchmal voraus zu ahnen wo sie als nächstes hinflogen. Wieder war sie von dem Anblick gefesselt, vergaß fast komplett ihr Umfeld, die Personen um sie herum, einfach alles. Ständig verfiel sie dem Anblick von fliegenden Geschöpfen, spürte ihre Freiheit und Entschlossenheit. Oft musste sich Anija fragen, wie es sich anfühlte so frei wie einer dieser Vögel dort oben zu sein. Sie waren nicht an die sichere Erde gebunden, sie konnten die Welt sogar mit anderen Augen, aus einem komplett anderen Blickwinkel sehen. Das war mit Sicherheit wunderschön, ein wahrer Traum.

Plötzlich wurde sie von dem Narbenmann aus ihren Gedanken gerissen, indem er ihr Ferret vor die Brust hielt. Etwas verdutzt blickte sie erst das umklammerte Frettchen und dann den der Ferret hielt, an. Bei dem, was der große Mann da zu der kleinen Dame sagte, schien sich ihre Vorahnung im ersten Augenblick zu bestätigen. Die junge Ärztin nahm Ferret wieder an sich und hielt ihn sanft an ihre Brust gedrückt. Neugierig blickte dieser dem Schwarzhaarigen nach, verdrehte dabei etwas den Kopf. Sachte strich sie über das weiche Fell des manchmal unruhigen Tieres und schaute dem Halbnackten ebenfalls nach. Anija brauchte etwas, um zu realisieren, was dieser Mann, von welchem sie noch nicht mal den Namen wusste, gerade zu ihr und Jonathan sagte. Erst nachdem Scar sich nämlich auf die Suche nach Früchten begab, verstand sie wirklich und lächelte breit. Zwar war seine Ausdrucksweise wie immer etwas unfreundlich und korrupt gewesen, doch hatte er das gesagt, was sich Anija erhofft hatte. Mit breitem Lächeln drehte sie sich zu ihrem rothaarigen Begleiter um, hob die Hand und streckte den Daumen in die Höhe. Zwar war sich Anija nicht sicher ob ihre Worte schlussendlich ausschlaggebend waren, doch war es ja nun geschafft. Sie hatten ihren ehemaligen Patienten vorerst auf ihrer Seite, vorerst. Ferret leckte ihr, wahrscheinlich zum Dank, über ihre Wange und schaute sie dann mit seinen dunklen Knopfaugen an. Kurz darauf nahm das Mädchen ihre Hand auch wieder runter, drückte das kleine pelzige Tier noch mal an sich und setzte es auf den grünen Schopf ihres Haars ab. “Ich glaube du und ich können uns glücklich schätzen… wir haben ihn für die erste Zeit auf unserer Seite…“ Wie ihr gesagt ging sie zu dem kleinen Segelboot rüber und verfrachtete ihren Rucksack so, dass er niemandem im Weg war. Danach wandte sie sich Jonathan wieder zu. Ferret saß ihr noch immer auf dem Kopf und beobachtete gierig die kleinen Fische im seichten Wasser. “Aber… kannst du mir sagen wo Cosa Nostra liegt? Das ist das erste Mal, dass ich von dieser Insel höre… gibt es dort irgendwas Besonderes oder ist sie etwa genauso eine Insel wie… äh… naja… wie diese hier?“ Fragte Anija und blickte dabei zu Humming-Town hoch. Diese Insel war eine einzige Schlaftablette… gut, dass sie diese endlich hinter sich lassen konnte.

Während des Wartens auf Scar, streifte Anijas leicht verträumter Blick immer wieder über den reinen Sandstrand. Nur wenige kleine Felsen bestückten den sonst eintönigen Strand und stachen somit etwas heraus. Auch diesen Platz der kleinen und unbedeutenden Insel kannte die Anatomin auswendig, wusste welche Abkürzungen es Richtung Wald gab und wie man am schnellsten zu Humming-Town gelangte. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt und Ferret visierte noch immer die kleinen Fische im Wasser an. Plötzlich sprang er mit einem Satz von ihrem Kopf runter, mit einem Köpper mitten ins flache Wasser und begrub zwei kleine Fische unter seinen nun pitschnassen Pfoten. Anija wurde dabei etwas nach hinten gedrückt, taumelte einen kleinen Schritt zurück und starrte auf Ferret hinab. Mit einem Seufzer verdrehte sie leicht genervt die Augen. Ferret… musste das jetzt sein? Jetzt bist du klitschnass und bevor du getrocknet bist geht die Sonne schon wieder unter… Mit unschuldigem Blick schaute das nasse Tierchen zu seinem Frauchen hinauf, woraufhin dieser ein weitere Seufzer entschlich. Wieder wanderte ihr Blick zum Strand, doch dieses Mal blieb er an einem Stein gefesselt. Um diesen Stein hing etwas Braunes… es sah aus wie der Träger einer Tasche. Den Kopf leicht schräg gelegt, versuchte die junge Ärztin erstmal zu erraten, ob das vielleicht nur eine braune Alge oder doch eine Tasche war. Allerdings konnte sie es von ihrem momentanen Standort nicht genau erkennen und war gezwungen es sich genauer ansehen zu müssen. Leise knirschte der helle Sand unter den Füßen und Schritten der Grünhaarigen. Kaum sichtbare Fußabdrücke markierten ihren Weg bis zu dem kleinen grauen Augenfang. Neugierig beugte sie sich über den Stein, um zu schauen, was sich auf der anderen Seite verbarg und erblickte dort tatsächlich eine kleine braune Umhängetasche. Auch wenn es alles andere als höflich oder vernünftig war, so konnte Anija nicht anders als die Tasche an sich zu nehmen und nach zu schauen ob sich etwas in dieser befand. Sich extra dafür auf den sandigen Untergrund kniend öffnete sie die kleine Tasche und schaute hinein. Ärztliche Utensilien verbargen sich in dieser. Etwas überrascht über das was sie in ihrem Fundstück vorfand, entdeckte sie auch noch einen kleinen zusammen gefalteten Zettel, nahm diesen heraus und entfaltete ihn. Das was auf dem Stück Papier stand, schockte die heranwachsende Frau schon fast.

„Hier ein paar kleine, für einen Arzt relevante Sachen. Du wirst das Nötigste, sowie ein Lehrbuch über deinen Kampfsport, wie man Arzt wird und ein Buch über sämtliche bekannte Krankheiten vorfinden. Ich hoffe sie werden dir auf deinem Weg eine gute Hilfe sein. Sei vorsichtig, pass auf die auf und vor allem: Lass dich von der rauen See nicht unterkriegen. Du bist ein starkes Mädchen und ich hoffe deine Vergangenheit hat dich nicht nur zum Negativen geprägt. Ich wünsche dir mehr als nur sehr viel Glück und bis auf das wir uns irgendwann (hoffentlich) wieder sehen…“

- Großonkel und Doc. Atasuke

Anijas Hände sowie das Blatt in diesen fingen leicht an zu zittern. Mit leichtem Druck bis sich das Mädchen auf ihre Unterlippe, versuchte die Tränen, welche bereits zu Hauff in ihren Augen standen zu unterdrücken. Dennoch rollten sie ihr über die Wangen, tropften auf das kleine Blatt und in den Sand hinab und hinterließen dunkle Spuren. Mit einem Handrücken wischte sich Anija die Tränen aus den violetten Augen, nur damit gleich neue Platz in eben diesen fanden. Wieso…? Wieso musste er sich auf diese Weise verabschieden… warum konnte er mir nicht noch ein letztes Mal in die Augen blicken… ich verstehe es nicht… ich verstehe es wirklich nicht… Sie musste leise schniefen, hielt sich die Hand vor die Augen, konnte allerdings noch mit leichter Anstrengung das Blatt erkennen.

Auf einmal vernahm die Grünhaarige wieder die tiefe Stimme Scars, drehte den Kopf zu dem kleinen Boot und sah dort wie es langsam zu Wasser geschoben wurde. Nun blieb ihr keine Zeit mehr, noch länger um den drögen Abschied zu flennen. Schnell wischte sie sich die letzten Tränen aus den Augen, faltete den Zettel wieder zusammen und packte ihn in eine Tasche ihres Kostüms. Zuletzt die kleine braune über die Schulter geworfen rannte sie zu dem mittlerweile zu Wasser gelassenen Boot rüber. Mit einer Hockwende stieg sie in das Boot ein, half bei den kleinen Vorbereitungen für eine sichere Fahrt mit und ließ sich erleichtert auf dem kleinen Gefährt aus Holz nieder. Natürlich hatte sie seine kleine „Bitte“ für die Überfahrt wahrgenommen, konnte allerdings nicht versprechen, ob sie dieser auch nachkommen würde. Ferret hatte sie noch rechtzeitig ins Boot ziehen können und so war auch er auf ihrer größten Reise mit dabei. Doch schien Anija selbst mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Den Kopf auf beide Hände und der kleinen Reling abgelegt, schaute sie zu der immer kleiner werdenden Insel rüber. Ihr Blick hatte etwas melancholisches, scheinbar schwelgte sie in Erinnerungen an diese kleine unbedeutende Insel. Ferret saß in aufrechter Haltung neben ihr und schaute ebenfalls zu der Insel. Von nun an würde sich in dem Leben der jungen Damen einiges ändern, das war mehr als nur sicher…
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
J

Jonathan Volta

Guest
Die Szene war absolut lächerlich. Mensch sah Tier in die Augen und keiner von beiden machte auch nur im geringsten Anstalten, den Blick abzuwenden. Ferret sah unschuldig dreinblickend in die Roten Augen des Schwarzhaarigen, wobei man bei näherem Betrachten durchaus hätte schwören können, dass das Fellbüschel demnächst den Sieg davon tragen würde. Der Kopfgeldjäger hatte immerhin schon Angst, dem kleinen Geschöpf überhaupt in die glänzenden Knopfäugchen zu sehen, so war er froh, dass dieses sich einen neuen Kletterbaum ausgesucht hatte.
Mit undeutbaren Mienen schleuderten die Beiden weiterhin Blicke aufeinander, bis Anija es schliesslich für angebracht erhielt, sie zu unterbrechen.
Der Teufelsmensch beantwortete ihre Rede mit einem wesentlich längeren Schweigen als bei Jonathan. Er sah diesmal sogar aus, als würde er darüber nachdenken, was er von sich geben wollte, jedenfalls anders als zuvor, als er sich beleidigt, wütend und überheblich gegeben hatte. Etwas schien seine neue, grünhaarige Gefährtin in ihm ausgelöst zu haben – ein Glück, dass er seinen Mund gehalten hatte, sonst sässen sie womöglich nächstes Jahr noch hier und würden sich weiterhin Beleidigungen an den Kopf werfen.
Jonathan sah zu seiner Begleitung, dann wieder zu dem Narbenmann plus Frettchen. Wirklich ein seltsamer Zufall… er hatte auf dieser Insel nebst Gefährten, Neues erhofft, vielleicht etwas Seltsames, Unerklärtes und war sich sicher gewesen, das in den Griff zu kriegen. Nun stand er hier, hatte die Frage in Form eines Zoan-Nutzers vor sich stehen und die Antwort befand sich in Form einer grünhaarigen jungen Frau neben ihm. Und beide waren im Begriff, sich ihm anzuschliessen. Unwillig zog er die Mundwinkel etwas nach unten. „Vielleicht ist „anzuschliessen“ kein wirklich passendes Wort für das, was hier passiert.“
Es war wie ein Wunder. Als hätten Anijas Worte irgend etwas in ihm ausgelöst, begann der Tigermensch, auf ihre Bitte einzugehen. Dies wäre wohl für den Durchschnittsmenschen kein Problem gewesen, doch bei diesem Mann stellte es weiteres Rätsel auf. Vor allem, da er sich gegen Jonathans Worte erst so sehr gesträubt hatte. „Was wohl aber kein Wunder ist. Er ist ein Mensch, der Sachen gerne selber in die Hand nimmt. Oder vielleicht nicht einmal das. Es ist ein sich weigern gegen Einflüsse von Aussen, als wollte er sich nicht auf etwas verlassen müssen. Ich kann nicht sagen, dass ich dieser extremen Form von verdrehter Weltansicht auf meinen Reisen bereits begegnet bin.“ Der junge Volta verengte die Augen ein winziges Stückchen, weiterhin seinem Gegenüber zuhörend. Keine einzige, winzige Information wollte er sich entgehen lassen. Wer das Spiel namens „Leben“ spielen wollte, musste nicht nur die Grundregeln kennen sondern auch bemerken, wann sie sich ändern. Dies passierte auf unterschiendliche Art und Weise – keine davon war angenehm. Als ein Name besonders aus dem Gesagten hervorstach, konnte der Waffemeister seine Überraschung nicht mehr ganz verbergen. „Cosa Nostra“, brannte sich in seinen Kopf, wo sämtliche Erinnerungen danach durchforstet wurden, wo er diesen Namen schon einmal gehört hatte. Denn zu Ohren gekommen war er ihm ganz bestimmt schon einmal und das wahrscheinlich nicht in sehr freundlichem Kontext.
Beinahe verpasste er die restliche Rede des Ex-Patienten, als er weiter darüber sinnierte. Zwar waren es weiterhin ruppige Worte gewesen, die dieser von sich gegeben hatte, doch sie drückten Stillschweigen sein momentanes Tolerieren ihrer Anwesenheit aus. Vor allem der letzte Satz hatte etwas, schon beinahe formelles, als ob er nötig gewesen wäre, den Stolz seines Hervorbringers zu wahren. „Das ist doch schon mal was“, dachte sich Jon und musste lächeln. „Die Kleine hats tatsächlich geschafft.“ Anerkennend blickte er auf die Grünhaarige herab, die ihn ihrerseits mit erhobenen Daumen angrinste. Das Frettchen hatte sie sich auf den Kopf, was hoffentlich erst einmal so blieb. Wenn dieses kleine Wesen nicht gewesen wäre, hätte er ihr freundschaftlich auf die Schultern geklopft, so blieb es aber bei dem Blickwechsel.
Nach einem kurzen Blick über die schäumenden Wellen fragte sie ihn nach Cosa Nostra. Wie diese Insel so sei, ob irgendetwas besonders an ihr war. Jonathan sah noch einmal kurz über den Strand zum Boot hinüber, das von Wellen umspült dalag, bevor er sich ihr zuwandte und sich eine Antwort zurechtbog. Nachdenklich ruhte sein Blick in ihrem Gesicht. „Ich weiss nicht besonders viel über diese Insel, aber eines kann ich auch so sagen: Es ist garantier nicht wie diese hier, keine Sorge.“ Einen Mundwinkel zog er belustig in die Höhe als er das sagte. „So wie ich das einschätze, ist der Hafen der wichtigsten Stadt Palermo etwa zwanzig mal so gross wie der eure, ganz zu schweigen von der Bevölkerung. Ich war zwar nur kurz einmal da, weil ich damals mit einem Touristenschiff fuhr, das an so ziemlich allen Sehenswürdigkeiten im West Blue Halt machte, aber eine grobe Meinung konnte ich mir davon bilden. Man könnte wirklich meinen, dass die Leute auf der Insel sorgenlos sind, reich beschenkt mit Touristenattraktionen und malerischen Gässchen und Kirchen, die ihnen haufenweise Leute in die Läden bringen.“ An dem Punkt der Erklärung verdüsterte sich der Gesichtsausdruck des Kopfgeldjägers wieder. „Dummerweise täuscht dieser eine erste Blick. Als normaler Tourist mögen einem diverse Dinge nicht auffallen, doch mir sehr wohl. Mehr als einmal schnappte ich Gesprächsfetzen über anstehende Schutzgelder und anderes auf, doch das was Cosa Nostra am meisten ausmacht ist mit ein bisschen Nachfragen ohnehin leicht herauszufinden.“ Jonathans Gesichtsausdruck wurde noch düsterer, seine Stimme senke sich. „Die Mafia… eine Untergrundorganisation, die beinahe die gesamte Insel fest in ihrer eisernen Faust hält. Jeder Zweite denkt beim Namen der Insel automatisch an diese hinterhältigen, brutalen Mörder. Doch es ist äusserst schwierig etwas gegen diese Anzugträger zu tun. Sie agieren im Hintergrund, sind schlüpfrig wie ein Aal in Fett eingelegt, wenn man sie in die Finger kriegen will. Und ehe man es sich versieht, befindet man sich in einer dunklen Gasse…“ ,die Stimme des Kopfgeldjägers war nur noch ein Flüstern. „…umringt von noch dunkleren Schatten, die mit unzähligen Waffen ausgestattet sind. Und dich beschleicht die Gewissheit, dass du niemals wieder an das helle Tageslicht treten wirst, dass niemand je erfahren wird, was mit dir passiert ist.“ Einige Sekunden starrte Jonathan weiter mit todernstem Gesicht Anjina an. Dann richtete er sich ruckartig auf. „Ein spannendes Plätzchen kann ich dir sagen!“, frohlockte er und der „gleich-stirbt-jemand“-Gesichtsausdruck wich von ihm. „Genau der richtige Ort für den Beginn unserer Reise und genau der richtige Ort, um mehr über diesen schwarzhaarigen Flickenteppich zu erfahren!“ Fahrig sah der Waffemeister sich am Strand um, um gleich darauf das Bötchen anzusteuern, mit dem sie wohl bald losfahren würden, nicht ohne erst seiner grünhaarigen Begleitung noch einen lachenden Blick zugeworfen zu haben. Seine Gesichtszüge waren mittlerweile zwar wieder in die übliche Position gerückt, die sich mit: „Ich bin gelangweilt und vertrete die These, dass Freaks auch nur Menschen sind“ übersetzen liess, aber dennoch brachte er das fertig.
Als er die mittelgrosse Nussschale erreicht hatte, warf er seine Tasche auf das Deck und drehte sich dem Wald zu, dort wo der Tigermensch verschwunden war. Dieser brauchte nicht mehr lange, bis er wieder zwischen den Bäumen hervortrat, zusammen mit mehreren Früchten, die er wohl als Proviant gesammelt hatte. Nachdem diese unter Deck verstaut worden waren, wurde der junge Volta mit der üblichen unfreundlichen Art dazu aufgefordert, beim wasserlassen des Bootes mitzuhelfen. „Immer doch, Narbe“, meinte dieser zu dem Mann, wand sich mit einigen wenigen Handgriffen aus seinem Mantel und warf diesen zu seiner Tasche. Mit dem Rückten stemmte er sich gegen das Boot, so dass es langsam ins Wasser glitt. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Anija. Offenbar fiel ihr der Abschied wirklich nicht leicht…
„Kenne ich“, dachte der Kopfgeldjäger, gab dem Schiff noch einmal einen kräftigen Stoss und schwang sich über Bord. Die beiden Männer begannen mit den Vorbereitungen zum Auslaufen, wobei Jonathan die Anweisungen von Narbe halbwegs ignorierte, da er selber wusste, wie man ein Schiff dazu brachte, loszusegeln.
Schliesslich kam die Grünhaarige ebenfalls elegant an Bord und sie waren wieder vollzählig. Ab diesem Punkt schien jeder wieder seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Der Teufelsmensch sah nach vorne auf das Meer, Anjia zurück auf ihre Heimatinsel. Der Hunter sass in der Mitte, beobachtete die Beiden, und dachte selbst nach, wohin ihn diese Reise schlussendlich führen würde. Irgendetwas sagte ihm, dass sie sich nicht zufällig getroffen hatten, dass sie drei zu etwas bestimmt waren, dass zu diesem Zeitpunkt noch niemandem in den Sinn gekommen wäre. Sein Blick wanderte hinaus auf das unendlich weite Meer und ihm gefiel dieser Gedanke besser, als je einer zuvor.




tbc: What lays hidden in the dark past?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oben