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Inter Arma Enim Silent Leges...

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Anija

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Au. Murmelte die Grünhaarige nur leise und lutschte ein wenig an der Unterseite ihre Zeigefingers. Sie hatte sich an der zerborstenen Glasscheibe eines Fensters geschnitten, welche sie damit sich halt andere nicht daran schnitten einsammeln wollte. Nun hatte sie sich daran geschnitten. Am Finger lutschend schaute sie sich um, auf der Suche nach Alkohol oder etwas anderem zum desinfizieren. Tatsächlich fiel ihr Blick auf eine Flasche Rum, mitten auf ein Fass. Noch immer den Finger im Mund habend ging sie zu der Flasche rüber. Währenddessen sprang Ferret ihr von der Schulter und krabbelte am Fass hoch, bis er vor der Flasche Rum stand und ein wenig daran schnupperte. Die junge Anatomin hatte währenddessen den Finger wieder aus dem Mund genommen, nahm sie Flasche in die Hand und öffnete sie mit ziemlichem Krafteinsatz. Dann schüttete sie einen Teil des Inhaltes über ihren Zeigefinger und kniff augenblicklich das rechte Auge zusammen. Der Alkohol brannte in der Wunde als wenn sie es in die Glut von Feuer halten würde, doch dafür würden in der kleinen Wunde nun auch alle Bakterien absterben. Das war Anija dieses kleine Brennen werd. Jetzt bemerkte sie auch wieder ein brennen und stechen an ihrer rechten Schulter. Die Streifwunde! Die hatte sie wirklich vollkommen vergessen. Die Kopfwunde merkte sie ja, da sich dort über Wunde eine Kruste gebildet hatte, doch die Streifwunde hatte sie in ihrem Eifer total vergessen. Die musste noch desinfiziert werden! Also kippte die junge Ärztin den Rum auch noch über ihre Schulter und kniff diesmal vor Schmerz beide Augen zusammen und ging leicht in die Knie. Das, brannte wirklich wie Hölle, aber dafür würde es nun einigermaßen sauber sein und das war der Schmerz wert. Nachdem die Schmerzen milder wurden richtete sich das Mädchen wieder komplett auf und wandte Ferret ihre linke Schulter zu, damit dieser darauf springen und sich niederlassen konnte. Mit einem Lächeln hieß sie ihren kleinen pelzigen Freund auf ihrer Schulter willkommen, wurde allerdings durch einen Ruf, der scheinbar an sie gerichtet war, wieder aufmerksam auf ihre Umgebung. Hey Anija! Ich glaube wir haben hier alles soweit im Griff, du kannst ruhig gehen wenn du magst und dich ausruhen! Das hast du dir nach dem verarzten von sämtlichen Verletzten und der Mithilfe beim Brand löschen verdient! Rief ein junger, womöglich nicht älter als 25, Mann zu dem Mädchen rüber. Mit einem Lächeln rief sie zurück und winkte ihm kurz zu. Ja danke werd' ich machen! Danach wandte sich der Einwohner Humming-Towns wieder seiner Arbeit zu und schenkte dieser seine volle Aufmerksamkeit. Anija ließ den Arm wieder sinken und schaute zu dem kleinen Hügel rüber, auf welchen man ganz schwach ein Haus erkennen konnte. Na komm Ferret, lass uns Heim gehen... ich wtte der Doc. wird mir die Hölle heiß machen wenn ich Nachhause komme... was freue ich mich schon da drauf... Mit diesen Worten schritt die Grünhaarige los, auf den Weg Nachhause durch die aufregende und sternenklare Nacht...

Der alte Mann zurrte mit einem Ruck die Gardine vors Fenster und mit einem weiteren die andere. Er fühlte sich müde und schlapp. Dunkle Augenringe betonten seine Augenfältchen nur noch mehr und die Müdigkeit und Erschöpftheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er war solche aufregenden Nächte einfach nicht mehr gewohnt, schließlich passierte so gut wie nie was in diesem Kaff von einer Stadt. Die ganze Zeit hatte er dem Spektakel unten in der Stadt zu geschaut, bis die Brände in den Häusern kleiner wurden. Ferret hatte er zwischendurch raus gelassen, da es einfach nicht mehr zu ertragen war wie er ihm um die Beine wegen Anija gewuselt war. Das Frettchen wusste doch, dass ihr höchstwahrscheinlich nichts passieren würde, warum machte dieses kleine nervige Tier dann so einen Aufstand? Der alte Arzt konnte das Verhalten des Tieres nicht nachvollziehen, schließlich war er schon zu alt um sich über solche Dinge aufzuregen. Die Angreifer waren nicht bis zu seinem Haus hoch gekommen, das war alles was für ihn zählte, sonst nichts. Jetzt wollte er nur noch schlafen gehen, endlich seine Ruhe finden und nicht weiter gestört werden. Anija sollte die Sachen, wobei vielleicht ein Arzt benötigt wurde erledigen, schließlich hatte sie schon eine Menge von ihm gelernt und war auch alt genug um alleine Menschen verarzten zu können. Irgendwann würde sie sowieso auf See gehen und dort konnte sie sich auch nicht auf die Hilfe eines Jahrzehnten erfahrenen Arztes verlassen. Wind wehte durch das halb geöffnete Fenster und ließen die Gardinen schweben. Der ehemalige Schiffsarzt drehte sich mit mürrischem Gesicht um, ging zu dem Fenster rüber und wollte es gerade schließen, als er plötzlich laute Schreie hörte. Er wurde hellhörig, öffnete das Fenster nun komplett und beugte sich hinaus. Mit den müden Augen schaute er sich nach links und rechts um, wobei sein Blick schlussendlich am Wald hängen blieb. Diese Schreie waren ganz nah bei ihm gewesen, womöglich kamen sie aus dem Wald. Er ließ ein kleines schnaufen hören, schloss das Fenster wieder und begab sich Richtung seines Schlafraumes. Womöglich hatten die Wölfe des Waldes einen dieser Übeltäter erwischt und als Abendessen verspeist, aber auch das mochte dem Arzt egal sein. Jetzt wollte er nur noch seine Ruhe haben...
 
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Jonathan Volta

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Auf seine Rufe folge keine Antwort und Jonathan wollte schon weiter in das Dunkle des Waldes vorstossen, als ihn ein Geräusch aufhorchen liess. Sanftes Rascheln im Gebüsch verriet, dass jemand oder etwas sich auf ihn zubewegte. Das Etwas bewegte sich sehr behutsam und geschmeidig, so dass der Kopfgeldjäger erst gar nicht einordnen konnte, von wo her das Geräusch nun gekommen war. Er spannte seine Muskeln an, um auf einen möglichen Angriff vorbereitet zu sein und veränderte seinen Griff um Gamlechiel ein wenig. Die Augen huschten zusammen mit dem spärlichen Schein der Fackel über jedes Gebüsch, jeden Baum, vollkommen darauf ausgerichtet, bei einer schnellen Bewegung in seinem Blickfeld entsprechend zu reagieren. Doch was da schliesslich durch das Unterholz auf ihn zukam, machte nicht den Eindruck, dass es ihn gleich anspringen würde. Das heisst... eigentlich schon, denn der junge, schwarzhaarige Mann, der nun vor dem Waffenmeister stand, hatte einen wilden Blick, der so gar nicht zu einem Menschen passen wollte. Plötzlich war er auf dem Weg vor ihm gestanden, grinste, was das Gesicht noch wilder aussehen liess. Der Fremde trug zerschlissene Kleidung, keine Schuhe oder sonstiges, was ihn recht heruntergekommen aussehen liess. Man hätte sagen können, wie ein armer Schlucker von irgend einer Strasse aus der Grossstadt, denen Jon haufenweise begegnete. Rote Augen blitzten im Schein des Feuers auf und etwas trübte diesen ersten Eindruck aufs Extremste: Überall an den Kleidern und am Körper, ja sogar am Mund klebte trockenes, dunkelrotes Blut. Es war unglaublich viel, kein Mensch blutete derart stark und überlebte auch noch, also konnte das Blut nicht nur vom Fremden stammen. Kleine Brocken davon lösten sich von seinem Gesicht, als er anfing zu sprechen. Seine Worte schien er wohl gewählt zu haben und er verzog den Mund zu einem überheblich wirkenden Schmunzeln. Bei den nächsten Worten lief dem jungen Kopfgeldjäger ein Schauer über den Rücken, denn es war nicht schwer, ihre Bedeutung zu erahnen. Seine Pupillen verengten sich, die Augen weiteten sich minimal. Dieser Mann war verantwortlich für die Schreie und bedauerte es allem Anschein nach nicht im Geringsten, etwas furchtbares getan zu haben. Jon fiel es schwer, seine Gedanken zu ordnen. „Was hat er getan? Was hat er in sich drin, dass er so etwas überhaupt tun kann?“
Sein Gegenüber fuhr weiter mit der Behauptung, er hätte keine Verletzungen, es sei nicht sein Blut, offenbar ganz amüsiert über das fassungslose Gesicht Rothaarigen. Dem blutbefleckten Fremden schien es Spass zu machen... langsam setzte er sich in Bewegung, ging an Jon vorbei, sagte noch einige letzte Worte, deren Sinn dem Rothaarigen grösstenteils verborgen blieben. Das Gesicht des jungen Mannes mit den schwarzen Haaren wandelte sich bei diesen Worten augenblicklich von einer überheblichen in eine todernste Maske, der Körper schien sich dagegen zu sträuben, an der Fackel des Kopfgeldjägers vorbeizugehen. Dieser stand starr auf der Stelle, darauf bereit, einem Hieb oder Tritt ausweichen zu müssen, vielleicht aber auch nur deswegen, weil er eine seiner Suchen nach Antworten mit diesem Mann quasi beendet hatte. Das war das Phänomen, nach dem er schon so lange gesucht hatte: Ein Mensch, der die Teufelsfrucht in sich trug und der Schwarzhaarige erfüllte so ziemlich alle Vorraussetzungen eines Zoan-Nutzers, obwohl bei ihm die Aggressivität, von der man nach dem Verspeisen einer Teufelsfrucht munkelte, wohl weiter ausgeprägt war, als bei allen anderen, von denen der junge Volta bisher gehört hatte. Der Kopfgeldjäger stand immer noch auf der Stelle, als der Tigermensch einige Schritte von ihm weg gemacht hatte, hin und her gerissen, ob er nach der Person, von der die Schreie stammten suchen, oder dem blutbefleckten jungen Mann folgen sollte. Dieser entfernte sich immer weiter, bis er plötzlich seine Kraft zu verlieren schien und sich schwer an einen Baum stützte. Offenbar war er schwerer verletzt, als er erst hatte zugeben wollen.
„Von wegen nicht sein Blut...“, dachte Jonathan, während er beobachtete, wie der Fremde sich wieder aufrichtete und wackeligen Schrittes weiter ging, der nun so gar nicht mehr selbstsicher wirken wollte. Als läge auf einmal eine sehr Schwere last auf den, von Narben überdeckten Schultern und drücke den Mann zu Boden. Wie eine Tonne Fels und Schutt musste zusätzlich zu vielem anderen Sünden, die Last von etwas furchtbarem auf dem Schwarzhaarigen liegen, das ihm nicht mehr erlaubte aufzustehen... nicht in dieser Verfassung.
Stirnrunzelnd ging der junge Volta dem rotäugigen Mann nach. Ihm war nicht danach, dem Typen zu helfen, wahrscheinlich hätte dieser es auch nicht zugelassen. Zu viel hatten der Gesichtsausdruck in den kurzen Momenten verraten, in denen sie sich in das Gesicht geblickt hatten, zuviel gestillte Mordlust, Hass, teuflische Freude und Schmerz hatten darin gelegen. Das war abnormal genug... dazu kam noch die Teufelsfrucht...
„Was hat dieser Mann in sich...“, fragte sich der grünäugige Waffemeister erneut, dem es ein Rätsel war, wieso sich ein Mensch derartig benahm, wieso er dem Tier, das in ihm schlummerte so nahe kam. Wie er solche Dinge tun konnte...
„Moment mal, hier stimmt etwas nicht...“
Ihm fiel etwas ein, weshalb er sich ruckartig herumdrehte und... einem Fuchs in die Augen sah. Das Fell des Tieres schimmerte rötlich im Licht des inzwischen schon recht heruntergebrannten Stückes Holz, das der Kopfgeldjäger in der Hand hielt. Das Tier sah ihn vorwurfsvoll an, leckte sich über die blutbeschmierte Schnauze, ein Anblick, der Jonathan erschrocken einen Schritt nach hinten machen liess.
„Oh, Scheisse!“
Noch mehr Blut an jenem Abend. Als wären die riesigen Blutflecken, die der schwarzhaarige Fremde am ganzen Körper gehabt hatte nicht genug gewesen. Hinweise genug auf eine scheussliche Tat.
„Mach das Feuer aus...“, klang die Stimme des Mörders in seinen Ohren. Fast trieb diese Tatsache den jungen Kopfgeldjäger dazu, seit einer langen Weile Wut zu verspüren. Zähneknirschend beruhigte er sich wieder, liess die Fackel auf den Boden fallen und sah zu dem Fuchs hin, der immer noch reglos zwischen den Ästen und Zweigen des Waldes stand und ihn beobachtete. „Ich bin nicht dein Feind“, sagte er zu dem kleinen Raubtier. „Ich bin nur der Beobachter und Sucher... das solltest du respektieren, so wie ich dich respektieren werde“ Er trat die Fackel auf dem Boden aus und die Dunkelheit senkte sich wieder über den Wald.
„Wesen ohne Sünde.“

Mehrere Minuten brauchte der Waffemeister, bis er aus dem Wald gefunden hatte. Als er zwischen den Zweigen in das Freie trat, atmete er tief ein und füllte die Lungen mit Luft, in der noch der Nachgeschmack von Rauch und Verzweiflung mitschwang. Das Dorf lag einige hundert Meter weiter weg und schien zum grössten Teil die Flammen überstanden zu haben. Vereinzelt stieg noch Rauch auf, verschwand aber in den nebligen Wolken.
Jon sah sich um, bis er gefunden hatte, was er suchte. Der narbenbedeckte Mann hatte es offenbar nicht mehr geschafft, auf seinen eigenen Beinen zu stehen und lag im Gras der Wiese. Einige dutzend Meter von ihm entfernt stand ein einsames Häuschen, von wo man einen ziemlich guten Blick auf das Dorf und die Küste haben musste und trotz der inzwischen späten Stunde noch erleuchtet war. Der Schwarzhaarige hatte ganz offenbar versucht, die Hütte zu erreichen, bevor er zusammengeklappt war. Er sah nicht wie einer aus, der Hilfe von fremden Leuten beanspruchen würde, also, vermutete der Waffenmeister, dass er vorgehabt hatte, die Bewohner zu überwältigen und sich selbst zu verarzten. „Ziemlich eigensinniger Kerl“, murmelte der Grünäugige und ging langsam auf die reglose Gestalt am Boden zu. Der Gestank nach Blut war überwältigend. Ein Wunder, dass der Typ vorhin nicht daran erstickt war. Der Kopfgeldjäger ging neben dem rotäugigen Vagabund in die Hocke, wie immer, wenn er etwas genauer betrachten wollte und sah ihn sich genauer an. Keine schweren Schnittwunden, dafür unzählige, schlecht verheilten Narben, die sich über den gesamten Körper zogen. Man musste kein Arzt sein, um festzustellen, dass der Mann vieles an Schmerz hatte erdulden müssen, wohl physisch wie auch psychisch und wahrscheinlich nur jemand, der sich genau dieser Tatsache bewusst war, würde ihn je verstehen können. Etwas, das der Rothaarige versuchte.
„Der Mann vorhin auf der Strasse sagte, dass dieser Mann sowohl eine Teufelsfrucht besitzt, wie auch das Dorf von den Banditen befreit hat... wenn ich ihn mir so ansehe, fällt es mir schwer, das wirklich als „Hilfe“ zu bezeichnen. Es fiel zwar das Stichwort „unfreundlich“, aber ich glaube kaum, dass der Mann gewusst hatte, dass der Typ hier zu so etwas imstande ist, wie das, das er im Wald getan hat. Die Leute im Dorf, oder jedenfalls alle, die ihn kämpfen gesehen haben, werden sich demnach wahrscheinlich bedanken wollen.“
Jonathan sah auf den Körper hinunter.
„Ich stelle mir das ziemlich blutig vor, sollten sie ihn aufregen.“
Dachte er weiter und musste bei diesem Gedanke beinahe ein Grinsen unterdrücken. Na toll, jetzt benutzte er schon schwarzen Humor. Wo waren seine Manieren geblieben?
„Gute Frage“, dachte er.
Ihm war es unklar, ob er den leblosen Körper vor ihm nun liegen lassen sollte oder nicht. Jemand mit einem so hohen Agressionswert konnte man nicht einfach so in der Gegend herumspazieren lassen… noch weniger konnte man ihm wahrscheinlich Manieren beibringen. Andererseits…
„hat er eine Teufelsfrucht… ich habe sie leider noch nicht gesehen, aber das werde ich schon noch. Bisher hab ich ja noch nicht einmal jemanden getroffen, der wirklich eine Teufelsfrucht besass. Desweiteren scheint er eine interessante Vergangenheit zu haben… ach zum Henker… “. Die letzten Worte hatte er laut ausgesprochen. Sich die Nase zuhaltend hievte der den Mann auf die Schulter und ging auf das Holzhäuschen zu.
„Wenn er danach die Leute umbringt, die ihn verarzten, selber Schuld... dann wird er wohl weiter gejagt werden, doch von mir hat er die zweite Chance erhalten. Darüber sollte er sich glücklich schätzen.“
Als der Kopfgeldjäger mit dem Tigermenschen auf der Schulter beim Häuschen angekommen war, hämmerte er kräftig mit der Faust gegen die Holztür. Hoffentlich war jemand zu Hause, sonst würde der Typ auf seinem Rücken noch das Zeitliche segnen.
„Wäre ehrlich gesagt richtig schade... er könnte viel erreichen, wenn er sich für die richtige Seite entscheidet…“
 
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Anija

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Gerade als der Doc. das Licht seiner Nachttischlampe ausknipsen wollte, hörte er trotz seines Alters das Klopfen an der Tür Haustür. Er stockte in seiner Bewegung und schielte in den Flur. Stille. Kein weiteres Klopfen erinnerte den alten Mann daran, dass dort jemand draußen vor der Tür wartete. Langsam zog der erfahrene Arzt die Hand wieder ein und starrte wieter in die beleuchtete Diele. Er spielte mit den Gedanken, die Person einfach vor der Tür stehen zu lassen und sich endlich seine redlich verdiente Nachtruhe zu gönnen. Dennoch hatte er nicht vergessen, dass Anija noch dort draußen war und ihren Haustürschlüssel be ihrem überstürzten Aufbruch zurück in die Stadt hier liegen gelassen hatte. Weitere Minuten der Überlegung vergingen, als er sich mit einem leichten aufstöhnen doch von seinem Bett erhob, mit seinen Füßen in seine Puschen rutschte und langsamen Schrittes zur Tür ging. Er hätte das Licht ausmachen sollen, das wurde ihm nun bewusst. An der Tür angekommen, zögerte er dennoch, bevor er schlussendlich die Hand auf die Türklinke legte, diese runterdrückte und die Tür soweit öffnete, dass er die beiden Männer, welche davor standen erkennen konnte. Der alte Arzt runzelte bei dem Anblick des Rothaarigen, welcher einen scheinbar ohnmächtigen Mann stützte, die Stirn und musterte sie mit einem prüfenden Blick. Auf den ersten Blick fiel ihm der scheinbar bewusstlose gar nicht auf, weswegen er kurz schnaufte und mit einem nicht gerade freundlichen Ton zu den groß gewachsenen Rothaarigen sprach. Tut mir Leid, aber das hier ist kein Wirtshaus. Wenn ihr eines sucht dann geht runter in die Sadt. Dort gibt es diese Trinkbuden wie Sand am Meer. Eine schöne Nacht noch. Nach diesen Worten war der Mann schon im Begriff dazu gewesen die Tür einfach den beiden vor der Nase zu zuknallen, da stockte er in seiner Bewegung und bemerkte erstmals den etwas neben sich stehenden Scar. Bei dem Anblick, dass dieser recht kräftig wirkende Mann so neben der Spur stand, ließ es den Doc. dazu verleiten die Tür wieder zu öffnen und sein Blick ruhte auf dem Bewusstlosen. Er war am gesamten Körper von getrocknetem Blut übersät und machte keinen besonders guten Eindruck auf den erfahrenen Arzt. Was auch immer er gemacht hatte, er musste etwas sehr sehr blutiges getan haben, das stand fest. Nachdem der Alte Scar mit seinen müden Augen einen prüfenden Blick unterzogen hatte, fiel ihm auch endlich die Schusswunde an dem rechten Oberarm des Mannes auf. Mit einem einigen Blick erkannte der Arzt sofort, dass die Kugel sich noch in dem Arm des Mannes befinden musste. Er hatte in all seinen Jahren sehr viel Erfahrung im Bezug von Wunden angesammelt und war ein begabter Chirurg geworden, so konnte er trotz seinen schlechter werdenden Augen erkennen, dass da noch etwas in dem Arm drin war. Normalerweise hätte er um diese Uhrzeit niemals mehr einen Verletzten behandelt, doch hatte er sich einst eine Sache geschworen. Er würde JEDEN, wirklich JEDEN der seine Hilfe benötigte diese auch nicht abschlagen und aus diesem Grund schien der Rothaarige seinen Kameraden auch hier hin gebracht zu haben. Wie sie hier her gekommen waren wusste der alte Mann nicht, doch ließe sich das herausfinden. Mit einem kurzen Schnaufen und einem mürrisch wirkenden Blick öffnete er etwas weiter die Tür und trat zur Seite, sodass die Stütze des Verletzten eintreten konnte. Bring ihn in den Raum am Ende des Flurs und leg ihn auf den dort vorhandenen Operationstisch. Ich bin Arzt und werde mich um ihn kümmern. Falls auch du Verletzungen haben solltest dann sag es mir, dann werde ich diese auch noch behandeln.

Mit langsamen Schritten schleppte sich die mehr als nur müde Anija den kleinen Hügel zum Hause ihres Großonkels hoch. Diese Nacht war ziemlich anstrengend gewesen. Erst durfte sie einigen Banditen in ihre Gesäße treten, dann wurde sie verletzte und durfte auch noch Verletzte behandeln und beim löschen der Brände in den Straßen helfen, während ihr Großonkel wahrscheinlich schon längst im Bett lag und sich seinen Schlaf gönnte. Mit müdem Blick schaute die junge Ärztin vom Weg kurz auf und blickte zum Haus rüber. Sofort fiel ihr die einen kleinen Spalt geöffnete Haustür auf und sie durfte sich, wie so oft in dieser Nacht zuvor, wundern. Warum hatte der Doc. die Tür aufstehen gelassen? Hatte er vergessen sie wieder zu zumachen als er Ferret raus gelassen hat? Nein, das konnte nicht sein. Der Doc. war zwar schon alt, aber für sein Alter kein bisschen schusselig, da musste was anderes hinter stecken, dieser Sache würde sie nun auf den Grund gehen. Drum beschleunigte das Mädchen ihre Schritte und erreichte nach nicht mal einer Minute auch schon das Gebäude. Vorsichtig öffnete sie Tür und trat ebenso vorsichtig ein. Etwa irritiert, dass um diese Uhrzeit noch Licht im Behandlungsraum brannte schloss sie hinter sich wieder Tür, woraufhin auch Ferret schon von ihrer Schulter sprang und neugierig zum Behandlungsraum rüber lief. Langsam folgte sie dem kleinen Frettchen. Doc. ...? Ich bin wieder zurück... tut mir Leid, dass ich solange weg war, aber ich musste den Dorfbewohnern helfen die Brände einzudämmen, sie zum Teil auch verarzten und- ja sag mal was ist denn hier los?! Rief sie als sie in der Tür zum OP-Raum stand und die beiden Männer dort erblickte. Einer mit langen roten Haaren und der andere, scheinbar ohnmächtig, auf dem Behandlungstisch liegend. Der Doc. war damit beschäftigt Utensilien für eine Behandlung zusammen zu suchen. Doch war das noch nicht genug, denn sie kannte die Person die da auf dem Tisch lag, wenn auch nur flüchtet, aber sie kannte sie. Das war Säufer von gestern gewesen, der der sie umgerempelt und als "Stück Scheiße" bezeichnet hatte. Nun lag er mit getrocknetem Blut am gesamten Körper verschmiert vor ihr und schien bewusstlos zu sein. Der Anblick des ganzen Blutes ließ das Mädchen nochmals erschrecken und sie wollte lieber gar nicht wissen was er gemacht hatte. Sowie er Narben im Gesicht hatte, so hatte er auch welche am Oberkörper und was für große obendrein. Ziemlich irritiert blickte sie kurz zu den Mann mit dem langen roten Haar und dann zum Doc. , welcher nun auch das Wort an sie richtete. Ah. Schön, dass du auch mal auf den Gedanken kommst diese Nacht mal wieder nach Hause zu kommen. Du kommst gerade richtig, denn wir haben hier einen, oder besser zwei Verletzten, zu behandeln. Der Mann auf dem Tisch hat eine Kugel im rechten Arm, wir müssen sie sofort entfernen, denn es ist schon zu einer kleinen Entzündung in der Wunde gekommen. Auch scheint er den Arm trotz der Schusswunde ziemlich belastet zu haben, sonst würde er nicht so neben sich stehen. Meinte der Arzt nur, während er auf einen kleinem rollbaren Tisch eine Schale mit Skalpell, einer Pinzette und einen kleinen feuchten Schwamm abstellte. Etwas von der Situation überrumpelt, stand das Mädchen noch immer im Türrahmen, bis sie sich wieder fing und ebenfalls anfing Sachen für die Behandlung zusammen zu suchen. Aus einem Schrank holte sie eine kleine Schale raus und füllte diese mit Wasser. Währenddessen legte der alte Mann sich einen weißen Mundschutz um, ließ ihn allerdings erst noch um Hals hängen und griff nach den genauso weißen Gummihandschuhen. Einen schneeweißen Kittel hatte er ebenfalls an. Was hast du eigentlich die ganze Zeit unten im Dorf getrieben? Kann doch nicht sein, dass du die halbe Nacht da unten verbringst nur um ein Paar Brände zu löschen. Die junge Anatomin stellte die Schale mit Wasser ebenfalls auf den kleinen Tisch ab und legte ein noch trockenes Tuch daneben. Ich habe mitgeholfen die Brände zu löschen und habe die Verletzten mit den Mitteln die mir gegeben waren behandelt. Wir hatten zum Glück Alkohol zum desinfizieren der Wunden und einen Erste-Hilfe-Kasten gefunden. Nachdem alles wieder einigermaßen unter Kontrolle war bin ich wieder zurückgekommen. Warum bist du eigentlich nicht runter ins Dorf gekommen? Hast du gar nicht bemerkt wie alles im Brand stand oder wolltest du es gar nicht merken? Antwortete sie auf die Frage ihres Großonkels und holte aus einem anderen Schrank der großen Schrankzeile des Raumes eine Mullbinde heraus. Der Doc. zog sich die weißen Gummihandschuhe sorgfältig an, sodass sie nicht verrutschen konnten. Da scheinst du ja viel zu tun gehabt zu haben... und ich habe schon gemerkt wie da plötzlich alles in Brand gesetzt wurde... Ferret hat mich ja genug darauf aufmerksam gemacht, aber ich hatte mir gedacht, da du ja da unten bist wirst du das mit Verletzten und alles schon regeln und das hast du so wie ich das höre auch. Gute Arbeit. Die Grünhaarige lächelte über das Lob des Docs. leicht beschämt, war aber trotzdem glücklich darüber. Sie hörte nur selten Worte des Lobes aus dem Mund des alten Mannes, was sie bei jedem Lob nur um so glücklicher machte. Damit wusste sie, dass sie etwas richtig gemacht hatte und konnte so immer mehr darauf aufbauen. Kurz nachdem sie die Mullbinde auch noch auf den Tisch gelegt hatte, schaute sie auf und erblickte wieder den großen Rothaarigen. Ähm, entschuldige wenn ich so dämlich frage, aber ist das dein Freund? Du hast ihn auch hier hin gebracht sonst wärst du doch nicht hier, oder? Fragte sie den ihr Unbekannten mit freundlichen Ton. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass er den auf dem Op-Tisch liegenden Scar nicht mal annähernd kannte? Genau aus diesem Grund fragte sie auch lieber Sicherheitshalber nach. Ferret saß derzeit auf der Fensterbank und schaute dem ganzen mit wachen Augen zu.
 
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Jonathan Volta

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Nachdem er mehrere Male an die Tür geklopft hatte, wies nichts im Haus darauf hin, dass überhaupt Jemand zu Hause war. Still ragte das Gebäude vor ihm auf und vor den beleuchteten Fenstern waren nicht einmal die verräterischen Silhouetten von Personen zu sehen, die sich vergewissern wollten, ob sie hier nicht einen der Banditen vor der Tür stehen hatten.
Nach einigen Sekunden hörte man jedoch schlurfende, müde Schritte auf dem Flur, die sich vorsichtig der Tür näherten und kurz davor stoppten. Jon hätte beinahe selber die Türe aufgemacht, als endlich ein alter Mann sich dazu überwand, ihm zuvorzukommen. Vorsichtig linste der Opa zu dem grossen Rothaarigen und dem ohnmächtigen Schwarzhaarigen hinauf. Offenbar sah der Gute nicht mehr allzu gut, denn nach einer kurzen Inspektion seines Besuches schickte er sich auch schon mit der Aussage, dass es in der Stadt genug Wirtshäuser gäbe an, ihnen die Tür vor der Nase zuzuschieben. Mitten in der Bewegung stockte er jedoch und sah sich der Fremden noch einmal an, den Jon mitgeschleift hatte. Mann der Typ stank…
Offenbar schien der alte Mann ihn wiederzuerkennen, denn ein durchaus überraschter Ausdruck trat auf sein runzliges Gesicht.
„Na so was. Ganz offenbar kennen die beiden sich, wenn auch vielleicht nur entfernt. Dieser Typ war wohl schon ne Weile in der Stadt. Sein Glück, sonst hätte uns der Herr hier direkt ausgesperrt.“, dachte sich der Kopfgeldjäger und musste beim Gedanken wieder innerlich lächeln. Gegen aussen sah man weiterhin eine gelangweilte Maske, die sich nicht gerade begeistert zeigte, dass der alte Mann sie nicht gleich hereinliess, sondern noch den Raufbold an seiner Seite begutachten musste. Das hätte er ruhig auch im Haus machen können…
Nachdem der Tigermensch ausgiebig angesehen worden war, trat der Alte zur Seite, bat sie in das Haus, zusammen mit den Worten, dass er Arzt sei und sich auch um Jonathans Wunden kümmern würde, hätte er welche. Die Frage liess die Seite des jungen Waffenmeisters dort wo der Muskelprotz in der Stadt ihn mit seiner Keule getroffen hatte, noch einmal kurz auf pochen, doch es würde allerhöchstens ein blauer Fleck an der entsprechenden Stelle bleiben.
„Ich bin nicht verwundet, trotzdem danke.“, erwiderte er und schleifte den Ohnmächtigen weiter durch den Gang, welcher ihm von dem alten Arzt gezeigt worden war, in das Zimmer am Ende. Dort legte er ihn etwas unsanft ab und machte sofort zwei Schritte zurück, um endlich aus der Wolke des Gestanks herauszukommen.
„Ahhh, ich dachte, ich müsse ersticken… der Alte scheint sich ja dran gewöhnt zu sein. Naja, kein Wunder eigentlich. Er macht einen sehr erfahrenen Eindruck auf mich, hat wohl also schon ähnliches sehen müssen.“
Nachdem er wieder einigermassen Luft bekommen hatte, stellte der nun weniger schwer atmende junge Kopfgeldjäger in eine Ecke des Zimmers, um dem Chirurg nicht im Weg zu sein. Diesem diente dieses Zimmer wohl schon eine ganze Weile als Operationsraum, denn er hatte einen charakteristischen Geruch, nach allem Möglichen, von dem nichts angenehm war. Haufenweise Operationswerkzeuge lagen fein säuberlich auf vorbereiteten Tischen, als ob sie jeweils jeden Morgen auf Hochglanz poliert werden würden und immer damit rechnen mussten, in den nächsten paar Sekunden verwendet zu werden. Scharfe Skalpelle, spitze Nadeln und dünne Spritzen funkelten Jonathan an und erinnerten ihn an die gefürchteten Arztkontrollen bei der Marine, wo sie immer auf Herz und Nieren geprüft wurden waren, ob sie nun tauglich seien oder nicht.
„Hoffentlich findet der Doc nichts an mir, das eine Spritze oder Ähnliches nötig hätte“, dachte er. Der alte Mann schien wirklich etwas von seinem Handwerk zu verstehen. Mit der Eleganz eines Maulwurfs in seiner Höhle bewegte er sich zwischen seinen Geräten und Schneidwerkzeugen hindurch, während er nach den passenden Instrumenten für seinen neuen Patienten Ausschau hielt. Während er noch damit beschäftig war, eine gefährlich aussehende Gabel in der Hand zu drehen und zu wenden, wohl prüfend ob sie sich zum aufspiessen eignete oder nicht, kam durch die Türe ein junges Mädchen in den Raum.
Jonathan sah sie erstaunt an.
„Die kenne ich doch… “, dachte er und es stimmte. Das grünhaarige Mädchen hatte er schon zuvor unten in der Stadt beim verarzten der vielen Menschen gesehen. Er hatte sie für ihre Gefasstheit und Kenntnis in ihrem Gebiet bewundert. Nun schien sie also hier zu wohnen.
„Dann muss der alte Kerl ihr Lehrmeister sein. Tolles Team…“, schmunzelte er, als der Arzt, kaum bemerkte er die Anwesenheit seiner Schulerin, anfing, ihr Dinge zu unterstellen. Etwas überwältigt von der ganzen Situation, die sich dem Mädchen bot, blieb es einen Moment in der Tür stehen und sah abwechslungsweise den rothaarigen Kopfgeldjäger und ihren Sensei an. Schliesslich fasste auch sie sich ein Herz und begann, Dinge zusammenzusuchen, die wohl für so eine Operation alles gebraucht wurden. Während die beiden eifrig in dem Raum herum wuselten, tauschten sie Fragen und Antworten aus, wo sie denn gewesen sei, was sie gemacht habe und so weiter. Der alte Mann zog sich einen weissen Kittel und Handschuhe an, einen Mundschutz legte er bereit. Als daraufhin alles breit war, soweit Jon das beurteilen konnte, wandte sich das Mädchen an ihn und stellte ihm eine Frage. Er blickte auf das, gut zwanzig Zentimeter kleinere Ding hinab, das ihn höflich angesprochen hatte.
„Ich kenne ihn nicht im Geringsten. Er lag draussen vor dem Haus ohnmächtig auf dem Boden, ich habe ihn aufgelesen und hierhergebracht “, meinte der junge Volta schulterzuckend. Den Teil, woher das viele Blut kam mochte er nicht erwähnen, immerhin hatte er den Typen nicht hierhergebracht nur um kurz darauf sämtliches Gesindel auf ihn zu hetzen. Lieber schwieg er drüber, bis der Ohnmächtige selber entscheiden konnte.
"Ich muss mich übrigends eurem Sensei anschliessen, ich habe euch unten im Dorf die Verletzten behandeln sehen und war ziemlich beeindruckt. Nicht jeder kann so viel Blut und Verletzungen ertragen, ohne dass ihm übel wird."
 
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Scar

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Kampfstil
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Teufelsfrucht
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Wieso musste er ausgerechnet in solch einem Moment zusammen brechen ? Das Haus war doch schon in direkter Reichweite. Nur noch ein paar Meter und dann... übermannte ihn der Schmerz doch letztendlich und zwang sein Bewusstsein zu verschwinden. Zumindest etwas... Wie jämmerlich... Genug Kraft hatte er dazu noch und ebenso war er noch so viel Herr über seine Gedanken, dass er sich selbst beschimpfen konnte. Die Wunde brannte, blutete wahrscheinlich immer noch, während dem Rotäugigen es regelrecht schummrig vor Augen wurde. Sein Atem war schwer... Die Nachtluft lag wie eine Decke über seinem Körper. Eigentlich... könnte er ja auch einfach einschlafen. Warum auch nicht ? Er könnte sich sicher auch einfach so erholen. Mit nur mäßig vorhandenem Bewusstsein versuchte sich Scar zum Schlafen zu bringen. Doch hielt ihn plötzlich eine Person davon ab. Sie kam auf ihn zu, hockte sich neben ihn, starrte ihn an. Was gib's so zu gucken, hm ?! Noch nie einen im Freien schlafen sehen ?! Zu gerne hätte er diese Worte doch laut ausgesprochen, doch konnte er nicht. Es war ohnehin bewundernswert, dass er noch so viel bei Bewusstsein war, dass er mitbekam, was um ihn herum passierte, wenn auch nur sehr schwach und verschwommen. Er konnte sich wirklich kein bisschen regen, sonst hätte er dem Fremden Gaffer wahrscheinlich noch den Mittelfinger gezeigt. Es kam ihm jedoch fast schon wieder wie eine Art Traum vor, auch als er plötzlich hoch gehievt wurde, von dem Unbekannten, den er nur schwach erkennen konnte. Was war jetzt nur los ? Was hatte der Typ mit ihm vor ? Vico hätte sich mit aller Gewalt gewehrt, wenn er in dem Moment nur dazu fähig gewesen wäre. Dieser Fremde wollte ihm doch nicht wirklich helfen, oder ? Wahrscheinlich nicht... Obwohl, in diesem Kaff gab es bestimmt etliche solcher Samariter. So ließ der junge Fuertes es für einen Moment einfach passieren und schloss die Augen... Er bekam erst wieder etwas, wenn auch erneut nur spärlich, mit, als sie plötzlich vor einer Tür standen… Das Haus zu das er eigentlich hatte gehen wollen! Dieser Unbekannte hatte ihn wirklich dorthin getragen. Nur, was war seine Motivation ? Reine Herzensgüte ? Scar konnte es wahrlich kaum glauben. Vielleicht träumte er ja wirklich nur...
Ein alter Mann. Er hörte die Stimme eines alten Mannes. Was er jedoch im Ganzen sagte, drang nicht zu dem Dunkelhaarigen vor. Sie schritten ein. Statt das der Erbe der Familie Fuertes getragen wurde, schliff ihn dieser Gutsmensch lediglich auf den Schultern neben sich her. Was ein Schwächling... Scar war wirklich nicht fähig dazu, direkte Dankbarkeit zu empfinden. Ja noch nicht einmal zu denken. Anschließend wurde er auf eine Art Tisch gelegt und öffnete wieder seicht seine Augen. Ein Fehler, denn das obere Deckenlicht schien ihm direkt in seine Augen, wie in einem Operationssaal, so hell war es dort. Für eine Weile drangen lediglich kleine Geräusche zu dem wenig vorhandenem Bewusstsein, das dem Rotäugigen noch geblieben war, vor...

Eine weitere Person schien aufgetaucht zu sein, so viel bekam er doch noch mit. Sie unterhielten sich, über das Dorf, die Brände. Waren sie wirklich Ärzte ? Thz... Wie konnte man nur so viel Schwein haben. Er schien wirklich in dem Haus des ortseigenen Arztes gelandet zu sein. Und sie hatten vor ihn zu behandeln. Einfach so, ohne jede Gegenleistung, ohne jede Bitte seinerseits, ja sogar ohne jede Aufforderung. Wie konnten sie nur... Derartiges Verhalten war dem jungen Fuertes schier einfach fremd. Ja, sicher. Die Marino hatten sich stets gegenseitig immer ohne Bitten und Aufforderungen geholfen. Doch war das ja auch etwas anderes. Sie führten eine tief gebundene Gemeinschaft. Etwas das nie jemand hätte zerstören können. Doch diese Menschen hier waren dem jungen Mann vollkommen fremd und dennoch... halfen sie ihm. Sie bereiteten scheinbar alles für einen operativen Eingriff vor. Anstatt ihm irgendein Aufputschmittel zu geben, damit er wieder ganz zu Bewusstsein kam, um sich anschließend selbst zu behandeln. Irgendwie war es sehr unangenehm für Vico von anderen derart abhängig zu sein... Zwangsweise ihre Hilfe, um die er nicht mal gebeten hatte, in Anspruch zu nehmen. Doch er musste es über sich ergehen lassen, vorerst. Er hörte noch wie das, offensichtliche Mädchen, anfing mit dem ersten der drei Samariten zu sprechen. Sie fragte wohl nach einer Bekanntschaft, einer Verbindung zwischen ihm und dem Fremden. Vonwegen. Alles Lügen... Ich hab ihm im Zoo gefunden und war so herzensgut ihn raus zu lassen... Ihm war wirklich noch zu scherzen zu mute, bis ihm plötzlich der alte Mann prüfend am Arm anfasste. Kurz darauf setzte er eine metallischen Gegenstand an... Und der brennende Schmerz verzehnfachte sich plötzlich. Sein Körper wollte aufschrecken, sein Innerstes wollte sich heraus schreien, doch er ließ es unter immenser Anspannung nicht zu. Seine linke Hand grub sich greifend in den Operationstisch, während sich seine rechte zu einer Faust ballte. Wie Feuer das immer höher loderte spürte der junge Fuertes wie langsam aber sicher alles in ihm zurück kehrte. Sein Bewusstsein, seine Kraft. Er riss seine Augen vollständig wieder auf und seine linke Hand schnellte zu dem Arm des Arztes, der sich gerade mit einer größeren Pinzette von dem seinen weg bewegte. Scar's erzürnter Blick glitt augenblicklich auf das metallische Werkzeug, zwischen dem eine Kugel steckte. Sie stammte aus seinem Arm, der gerade noch weiter vor sich her blutete. Wie viel Blut hatte er bisher eigentlich schon verloren ? Der Griff des Rotäugigen um den Arm des alten Mannes wurde immer fester, fast schon aus Strafe. Wollte er damit wirklich deutlich machen, dass der Arzt es bereuen sollte, ihn behandeln zu wollen ? "Was fällt euch eigentlich ein ?!" schallte seine Stimme voller Zorn durch den Raum und sein Blick glitt herum. Sofort fielen ihm das grünhaarige Mädchen... Der unaufmerksame Tölpel von heute... und der rothaarige im schwarzen Mantel auf der anderen Seite des Operationstisches... Und der möchte gern Förster aus dem Wald... auf. Verächtliche Blicke, die er den Anwesenden schenkte, ehe er sich ruckartig auflehnte und den Griff löste, mit dem er den alten Sensei noch bis eben festgehalten hatte. "Ich kann das selbst, also wagt es nicht noch einmal Hand an mich zu legen…" meinte er fordernd mit tiefer Stimme und wollte gerade aufstehen, da drückte ihn der Alte stoßartig wieder auf den Operationstisch. "Niemand der meinen OP-Tisch belegt hat und dessen Behandlung noch nicht abgeschlossen war, verließ ihn auch." erwiderte der alte Sensei, locker, ruhig und noch nicht mal fordernd. Ganz im Gegensatz zu dem ungewöhnlich starken Druck, den er mit seinen Armen auf den Oberkörper Vico's ausübte. "Tja, Ojii-san... Es gibt für alles ein erstes Mal… Und nun nimm deine Hände von mir, sonst werden sie bald niemandem mehr behandeln können." Der junge Fuertes stemmte sich verächtlich schnaubend dagegen, doch der alte Mann schien nicht mal annähernd nachgeben zu wollen. Eine Tatsache die dem jungen Mann nur noch zorniger werden ließ. Seine Hand wollte gerade erneut zu packen, um sich endgültig zu befreien, da spürte er eine Art... Stich im Nacken. "Tem...me...!" und verlor augenblicklich, und dieses Mal komplett, das Bewusstsein.
 
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A

Anija

Guest
Nach den Worten des Rothaarigen schaute das junge Mädchen mit einem nachdenklich wirkenden Blick wieder zu dem auf dem OP-Tisch liegenden Mann. Wenn ich ihn mir so ansehe... gestern wirkte er im Dorf noch total bedrohlich und angst einflössend mit seiner Weinflasche in der Hand... jetzt sieht er mit dem ganzen Blut danach aus als ob er schwer von jemanden zusammen geschlagen worden wäre, aber das kann ich mir nicht vorstellen... diese Narben... die vorherigen Wunden schienen nicht gut behandelt worden sein, sonst wären da nicht solche Narben bei rum gekommen... was er wohl gemacht hat...? Und auch im Gesicht... vielleicht hat ihm jemand mit einem Messer den Körper und das Gesicht zerschnitten... auszuschließen wäre dies nicht... aber... vielleicht wurde auch er einfach misshandelt... so rüpelhaft wie er sich in den Straßen benommen hatte... Bei ihrem letzten Gedanken schielte sie kurz rüber zu ihrer rechten Schulter und sah dort nicht ihren bekannten Overall und die Verbände, sondern kleine, teilweise kaum sichtbare, dann aber wieder größere Narben. Als der Fremde wieder das Wort an sie richtete, schreckte sie aus ihren Gedankengängen kurz hoch und schaute mit einem undefinierbaren Blick zu ihm rüber. Auch von ihm bekam sie Lob zu hören, denn scheinbar hatte er sie im Dorf unten beim verarzten gesehen. Leichte Röte der Verlegenheit stieg in die Wangen des Mädchens hoch und sie legte ihren Zeigefinger genauso verlegen an ihre eine Wange. Naja... ich schneide ab und zu Tiere auf und als Arzt bin ich etwas größere Blutmengen gewohnt... ich denke das ist für jemanden der schon öfters viel Blut gesehen hat kein Problem... da bin ich keine Besonderheit... Während sich Anija mit dem rothaarigen und groß gewachsenen Mann unterhielt, fing der Doc. schon mal damit an mit einer Pinzette zu versuchen, die Kugel aus der Schusswunde des Mannes zu pulen. Ohne großartig auf ihn achten zu müssen, bemerkte die Grünhaarige sofort, dass Scar seine linke Hand ziemlich verkrampft und regelrecht in den Tisch grub. Die Schmerzen die er erlitt in diesem Moment erlitt schienen trotz scheinbarer Bewusstlosigkeit unerträglich zu sein. Sein gesamter Körper schien sich durch die Schmerzen anzuspannen, verständlich. Würde man Anija eine Kugel aus dem Arm ziehen wollen, würde sie wahrscheinlich vor Schmerzen gar nicht mehr zu sich kommen, dass wusste das Mädchen.

Kurz nachdem ihr Sensei die Kugel aus seinem Arm geholt hatte, riss der junge Mann die Augen plötzlich auf und ergriff ruckartig mit seiner linken Hand das Handgelenk ihres Großonkels, mit welchem er die Pinzette plus Kugel hielt. Erschrocken über die Reaktion des schwarzhaarigen schreckte Anija ein Stück vom OP-Tisch zurück und starrte die beiden Männer mit großen Augen an. Das, was der verletzte Mann daraufhin sagte, ließ Anijas Blick und Gesicht Empörnis ausdrücken. Was viel ihm ein solch eine Frage bei Ärzten die ihm helfen wollten zu stellen?! Sie hätten auch das verarzten seiner Wunde ablehnen können und ihn weiter damit rumlaufen lassen, das stand fest. Doch war ihr Sensei nicht bereit dazu seinen Schwur, den er vor etlichen Jahren ausgesprochen hatte, zu brechen, auch nicht bei so einem unhöflichen Klotz wie diesem hier. Dann striff der Blick des Mannes durch den Raum, ruhte für einen kurzen Moment auf dem Mädchen, dann auf dem Rothaarigen. Womöglich hatte auch er sie wieder erkannt. Danach widmete er sich wieder ihrem Sensei zu, richtete sich auf und ließ den Arm des alten Mannes los. Mit seinen scheinbar letzten Worten wollte er aufstehen, doch ließ es der Doc. wie bei vorherigen sturen Patienten ebenfalls, nicht zu, dass sie sich auch nur einen Zentimeter vom Behandlungstisch wegbewegen konnten. Mit einer Hand drückte er Scar langsam wieder zurück auf den OP-Tisch, wobei dieser Drohungen gegen den alten Arzt aussprach. Mit einem scharfen Blick signalisierte der alte Mann Anija etwas, was sie sofort verstand und eine kleine spitze Akkupunkturnadel aus ihrer Overalltasche zückte. Entweder schien der junge Mann noch ziemlich geschwächt von der Wunde zu sein, oder ihr alter Großonkel besaß in seinem recht hohen Alter wirklich soviel Kraft um ihn auf den OP-Tisch zurück drücken zu können. Anija wusste es nicht, und es war ihr auch egal, sofern der Mann lag. Mit einem Schritt trat sie wieder an den OP-Tisch heran und schob dem sich wehrenden Mann die spitze Akkupunkturnadel in die linke Halshälfte kurz unter den Schlagadern. Kurz darauf schlief dieser ein und sie zog die Nadel vorsichtig wieder heraus. Mit einem kurzen Seufzer legte der alte Arzt die Kugel auf das trockene Tuch neben der Wasserschale und die Pinzette zur Seite.

Was ein sturer und grober Mann... anstatt sich dafür zu bedanken, dass wir ihm helfen tadelt er uns regelrecht dafür... Anija bitte hol mir das Desinfektionsmittel aus dem Schrank mit den Desinfektionsmitteln. Meinte er mit schon ziemlich erschöpfter Stimme, nahm den Schwamm in die Hand und begann die noch blutende Wunde schon etwas zu säubern. Immer mal wieder tauchte er in den Schwamm leicht in das Wasser der Schale und entfernte grob Schmutz aus der Wunde, während Anija eine Flasche mit Desinfektionsmittel und ein Tuch neben ihrem Sensei auf de kleinen rollbarem Tisch abstellte, die Wasserschale nahm und das vom Blut rötlich gefärbte Wasser in eine Spüle kippte und sie noch ein wenig ausspülte. Der erfahrene Arzt nahm derzeit die Desinfektionsflasche, öffnete diese und kippte ein wenig der Flüssigkeit auf das schneeweiße Tuch in seiner Hand. Dann stellte er sie wieder beiseite und tupfte mit dem desinfizierten Tuch ein wenig die Wunde ab, um so falls vorhandene Keime und Bakterien abzutöten. Währenddessen räumte die Grünhaarige wieder ein wenig auf, spülte und desinfizierte die benutzte Akkupunkturnadel ebenfalls und steckte sie zurück in ihre Overalltasche. Nun nahm er Nadel, sowie den dazugehörigen durchgefädelten Faden in die Hand, stach damit in die Haut des Mannes und begann die Wunde zu zu nähen. Als das geschafft war, befestigte er den Faden artgerecht und legte das restliche Stück mit der Nadel zur Seite. Nur noch die Mullbinde um den Arm des Mannes gewickelt, festgebunden und fertig. Somit hatte der Sensei von Anija seine Aufgabe erfüllt, nahm den Mundschutz ab, zog die blutigen Gummihandschueh aus und warf sie in einen Mülleimer. Das wäre also erledigt... Anija ich möchte dich bitten noch ein wenig aufzuräumen... deine Kopfwunde werde ich mir morgen ansehen... scheint ja nichts wirklich schlimmes zu sein... ich leg mich dann schlafen, gute Nacht. Mit diesen Worten verließ der alte Mann den Raum, hing dabei den weißen Kittel an einen haken und ging in seinen Schlafraum um endlich seine nun wirklich verdiente Ruhe zu bekommen.

Mit einem Seufzer schaute das Mädchen ihrem Sensei nach. Mal wieder blieb das Aufräumen an ihr hängen, wie üblich. Nun kam mit dem aufräumen nach einer Behandlung wieder ein wenig Alltag in das Leben des Mädchen und sie tat wie eigentlich immer das was ihr Großonkel ihr befiehl. Sie nahm die benutzten Werkzeuge, säuberte und desinfizierte sie und legte sie danach an ihren rechtmäßigen Platz zurück. Ferret war derzeit zu dem kleinen rollbaren Tisch rüber gelaufen, hatte sich dort soweit hoch gehangelt, dass er mit seiner Nase drüber schauen konnte und schnupperte an der Pistolenkugel aus dem Arm von Scar. Mit einer Handbewegung schubste sie das kleine Frettchen von dem Tisch runter, nahm sie Kugel und blickte tadelnd zu ihm runter. Na! Nicht auf den Tisch klettern, dass habe ich dir schon so oft gesagt! Komm, ab mit dir! Raus dem Raum! Leicht geknickt schien er verstanden zu haben was seine Freundin ihm da gerade befohlen hatte. Mit hängendem Schwanz und Kopf trottete er aus dem Behandlungsraum. Mit einem leichten Seufzer räumte sie auch noch die letzten Utensilien weg und widmete sich nun wieder dem Rothaarigen mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht. Wenn du möchtest, dann kannst du hier auch übernachten. Wir haben hier noch ein Gästebett zur Verfügung. Verletzungen hast du keine oder? Sonst hätte mein Sensei noch was diesbezüglich zu mir gesagt. Wenn du hier wirklich nächtigen möchtest, dann findest du das Bett im Raum gegenüber von diesem hier. Mit diesen Worten schritt sie schon zur Tür rüber, drehte sich allerdings noch einmal um, um zu prüfen ob sie auch wirklich alles weggeräumt hatte. dabei blieb ihr Blick auf dem schlafenden Scar hängen, welcher nicht mehr als eine einfache Hose am Leibe trug. Die Grünhaarige griff sich ein Herz und ging noch mal zu dem Schrank rüber. Dort ging sie in die Hocke, öffnete die Türen von einem der Schränke und holte aus diesem eine einfache schwarze Decke heraus. Mit den Füßen schloss sie den Schrank wieder, ging zu dem Operationstisch rüber, faltete mit einer schwingenden Bewegung die Decke aus und legte sie über den ruhigen Körper des Mannes. Jetzt würde er zumindest nicht frieren im Schlaf. Danach trat sie wieder zur Tür, drehte sich allerdings nochmals zu Jonathan um. Je nachdem wie du dich entscheidest, ich geh mich die letzten Nachtstunden hinlegen... wenn du den Raum verlässt dann mach bitte das Licht aus. Dies waren ihre letzten Worte an den Rothaarigen, ehe auch sie sich in ihren Schlafraum begab, sich umzog und ebenfalls zur Ruhe legte. Ferret lag in seinem Körbchen und ruhte ebenfalls. Das hatten sie zumindest nach dieser Nacht alle verdient...
 
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J

Jonathan Volta

Guest
Nachdem Jon ausgesprochen hatte, drehte sich das Mädchen etwas verlegen zu ihm und sagte, dass sie eben schon Erfahrung mit dem Sezieren von Tieren habe und in ihrem Beruf das mit dem Blut nichts Neues sei. Während sie noch sprach, legte sie ihren Finger auf die Wange, offenbar eine Angewohnheit von ihr, wenn sie verlegen war. „Auch wenn sie sich unerschrocken im Umgang mit Blut zeigt, ist sie im Inneren noch ein junges Mädchen.“, dachte der Kopfgeldjäger, während er den Kopf leicht schräg legte. Die Menschen waren schon komische Wesen, voller Geheimnisse, auch solchen, die sie selbst nicht kannten. Ein Mensch konnte sein ganzes Leben auf einer einsamen Insel verbringen und würde nie im Leben erfahren, was ein Schiff ist, oder wie man sich eines bauen könnte. Möglicherweise würde er eines Tages zwei Baumstämme zusammenbinden und es „Schiff“ nennen, doch was nützte es ihm? Sollte er eines Tages Leute von der Grand Line kennen lernen, verlöre sein Werk automatisch seinen Status und wäre nicht mehr so wertvoll wie vorher. Also wäre es nicht besser gewesen, nie auf den Gedanken, Schiffe zu bauen, gekommen zu sein? Was überlegte er sich da schon wieder? Ging es nicht ursprünglich um ein grünhaariges Mädchen?
„Und schon wieder denk ich über den Sinn der Dinge nach.“

Sein Blick glitt von den dunkelgrünen Augen weg durch den Raum, bis er schliesslich am Doktor hängen blieb, der dort vorsichtig seine Arbeit erledigte. Auch wenn es Jon nicht genau erkennen konnte, sah es ganz danach aus, als wollte er seinem Patienten gerade mit der Pinzette etwas aus dem Körper ziehen. „Hat der Typ etwa eine Schusswunde? Ist mir bisher gar nicht aufgefallen… muss an der Dunkelheit gelegen sein.“ Hatte er sich geirrt, oder hatte sich die Hand des Fremden gerade vorhin zur Faust geballt? Seine Finger hatten sich verkrampft in die weissen Laken gebohrt. „Autsch, wenn er nicht ohnmächtig ist, dürfte das gerade eben ziemlich schmerzhaft gewesen sein“, dachte der Kopfgeldjäger fachlich, den alten Doktor dabei beobachtend, wie er nun tatsächlich eine Kugel aus einer Wunde am rechten Arm hatte ziehen können. Der Fremde musste eine grosse Willenskraft besitzen, dass er nicht gleich aufschrie vor Pein.
„Bedeutet allerdings auch, dass er ziemlich grob auf diesen Schmerz reagieren wird.“

Just schnellte eine blutbeschmierte Hand nach vorne und packte die Hand seines Helfers, der immer noch die Pinzette mit der Kugel in der Hand hielt. Rote, wutverzerrte Augen öffneten sich und sahen sich mit wildem Blick im Zimmer um, als hätte man ihn hier in einen Käfig gesperrt, aus dem er schnellst möglichst entkommen musste. Der Fremde sah so aus, als hätte Jonathan ihn besser auf der Wiese draussen liegen gelassen, dort hätte er sich wahrscheinlich wohler gefühlt. „… wäre aber auch verblutet.“ Seufzte der junge Volta in Gedanken.
Der Arzt wurde angefaucht, was ihm eigentlich einfalle und das grünhaarige Mädchen, welches sich einige Schritte vom Tisch entfernt hatte, sah nun mit sichtlicher Empörung auf den Fremden. Es kam sicher nicht alle Tage vor, dass Ärzte dafür beschimpft wurden, dass sie jemandem halfen, demensprechend war auch die Reaktion der Beiden. Der Rotäugige richtete sich ruckartig auf dem Operationstisch auf und machte Anstalten, trotz seiner blutenden Wunde, gänzlich aufzustehen, zusammen mit der Aussage, dass er das selbst könne. Echt undankbar war der Typ. Eine Meinung die der Arzt anscheinend teilte, denn er drückte seinen Patienten ohne grosse Mühe wieder zurück auf die, inzwischen blutbefleckte, Liege. „Erstaunliche Kraft für sein Alter, der Tigermensch scheint nichts dagegen einwenden zu können... vielleicht ist er aber auch einfach nur zu geschwächt dafür. Offenbar kein Typ, der seine Teufelskraft zum Spass einsetzt. Das wäre nämlich gerade eine Situation, in der sich der Durchschnitts-Teufelsfruchtnutzer offenbart und seine Helfer umzubringen versucht… oder vielleicht weniger umbringen… hey, er sollte sich wenigstens bedanken. Seine zweite Chance so zu vergeuden ist nicht gerade die feine Art.„
Das schien den Typen nicht davon abhalten zu können, das Ganze auch ohne seine schlummernde Kraft fertig zu bringen, wenn da nicht der feste Griff des Arztes gewesen wäre. Fluchend wand er sich darin, bis es dem alten Mann zu viel wurde und seiner Schülerin still ein Zeichen gab. Diese schien sofort zu verstehen und näherte sich, eine seltsame, spitzige Nadel gezückt, dem sich wehrenden Verletzten. Während dieser nicht aufpasste, stach sie ihm diese unterhalb des Kopfes in den Hals. Offenbar traf sie damit eine wichtige Stelle an seinem Körper, Jon hatte bloss einmal von solchen Techniken gehört, die beim richtigen Einstechen von Nadeln in den Körper, verschiedene Auswirkungen auf diesen haben, denn er viel augenblicklich in Ohnmacht. Dieses Mal wohl endgültig.

Die beiden Ärzte erledigten noch ein paar Arbeiten, um auch wirklich das Überleben des Patienten zu sichern und die Blutung am rechten Arm zu stoppen. Der Alte schien ein einmal viel müder zu wirken und kündigte nach der Behandlung an, nun ins Bett zu gehen. Er wünschte seiner Schülerin und dem Kopfgeldjäger gute Nacht, legte seinen Kittel ab und verliess den Raum. „In einer gewissen Weise kann man ihn verstehen“, sinnierte Jonathan. „Erst wird er so spät in der Nacht noch vor die Tür gebeten, irgend so einen unfreundlichen Saufbold zu versorgen, nur um dann von jenem noch beschimpft zu werden. Anstrengender Abend.“ Auch er fühlte sich nicht gerade in seiner besten Form. Seine Seite meldete sich immer wieder mit einem Pochen, dort wo er mit der Keule getroffen worden war. Den Schlag konnte man ja verkraften, aber die Waffe war dazu noch sehr breit gewesen, so dass die Belastung der Stelle nur noch schmerzhafter wurde. Abrupt wurde er von seiner Sorge abgelenkt, als etwas Braunes auf eines der Tischchen im Operationsraum geklettert kam. Das Ding schnupperte an der blutigen Kugel, die zuvor noch im Schwarzhaarigen gesteckt hatte, wobei seine Schnurrbarthaare zitterten.
„Frettchen!“, klingelten in Jons Kopf die Alarmglocken und er stand nun wesentlich steifer auf der Stelle, den Blick starr auf das kleine Tierchen gerichtet. Die Wand hinter ihm verhinderte, dass er sich weiter davon entfernen konnte. „Was macht das Ding hier drin? Das gehört in den Wald, weit weit weg von den Menschen!“ Blick auf Scar. „Oder wenigstens weit weg von mir!“
Wie erleichtert war er, als das Mädchen, dem das Frettchen anscheinend gehörte, ihm befahl, das Zimmer zu verlassen. Kaum war es aus dem Raum gestiefelt, atmete der Kopfgeldjäger auf. Es war doch wirklich eine Zumutung, solch ein Tier überhaupt in ein Haus zu bringen… also wirklich. Er würde die Grünhaarige demnächst darauf ansprechen, ein Gedanke, der gerade etwas unangebracht schien, als Sie sich mit einem freundlichen Lächeln zu ihm drehte und ihm ein Gästezimmer anbot. Etwas, das man schlecht ablehnen konnte, denn Jonathan war bis jetzt nicht nicht dazu gekommen, sich nach einem Hotel umzusehen und es war inzwischen schon reichlich spät. Sie wiederholte noch die Frage, die ihm ihr Sensei schon gestellt hatte. „Verletzt bin ich nicht, aber euer Angebot , hier zu übernachten klingt durchaus reizvoll, zu so später Stund. Ich danke euch dafür.“, psalmodierte der Rothaarige und schickte das freundliche Lächeln an den Absender zurück.
Sie sah sich daraufhin noch einmal im Raum um, bevor sie mit Blick auf ihren Patienten eine schwarze Decke aus einem er Schränke holte und ihn damit zudeckte. Eine Seele von Mensch anscheinend. Als sie daraufhin Anstalten machte, den Raum zu verlassen, drehte sie sich noch einmal kurz zu Jonathan um und wies ihn drauf hin, das Licht zu löschen, wenn er den Raum verliess. „Mache ich. Danke noch einmal für das Zimmer.“, meinte dieser lächelnd, bevor sie zur Tür hinaustrat. Er würde auch nicht mehr lange wachbleiben. Mit einem letzten Blick auf den Vagabunden auf dem Behandlungstisch trat er auf den Gang hinaus und drückte den Lichtschalter. Das Zimmer verwand in der Dunkelheit. Seinen Anweisungen für das Zimmer folgend, ging er auf die entsprechende Türe zu und drückte die Klinke hinunter. Bevor er in das Zimmer trat, wurde noch ein kurzer Blick in den Gang zurück geworfen, ob nicht noch irgendwo ein Frettchen lauerte. Als dem nicht so war, sah er kurz in sein Schlafzimmer hinein. Auch nicht. Erleichtert schloss er die Türe wieder und verliess das Haus des Arztes. Ihm war im Behandlungsraum noch eine Tasche in den Sinn gekommen, die er ja nicht weit von der Taverne unter einer Kiste versteckt hatte. Zwar hatte der junge Volta im Moment überhaupt keine Lust, noch einmal in das Dorf hinunter zu gehen, doch immerhin war dort drin alles war er hatte verstaut. Seufzend marschierte er quer über die Wiese auf die Lichter des Dorfes zu.

Die Feuer waren nun wohl endlich alle gelöscht worden. Nirgends war mehr ein Flämmchen zu sehen, was in Jons Kopf automatisch ein leichtes Bedauern auslöste, immerhin mochte er das Feuer im Grunde gut leiden.
„Egoist“, dachte er etwas beschämt von sich selber, als er sich zwischen einigen Menschen durchschob, die vor einem abgebrannten Haus standen und sich wohl nun darüber unterhielten, wo die Familie, die dort gewohnt hatte, nun vorübergehend untergebracht werden konnte. Feuer brachte nicht selten Leid und Zerstörung, wenn es mit böswilligen oder ungeschickten Fingern angefasst wurde, etwas, das leider ziemlich häufig vorkam.
Endlich hatte er den Ort erreicht und ging auf die Kisten zu, wo er am späten Nachmittag ein Schläfchen abgehalten hatte. Die Tasche wurde hervorgezogen und der Mantel wieder über die Schultern geworfen. Jonathan zog sich die Kapuze diesmal über den Kopf, er hatte keine Lust, noch von jemandem wegen seinem Aussehen angesprochen zu werden.

Langsam betrat er das Haus zum zweiten Mal an diesem Abend und ging leise zu seinem Zimmer. Immer noch kein Frettchen? Phu.
Alle Gepäckstücke landeten vor dem Bett, der Mantel wurde an einem vorhandenen Kleiderständer aufgehängt, und der Besitzer davon nahm das Bett in Beschlag. Er zog seine Stiefel, Oberbekleidung und die breiten Hosen aus, bevor er schliesslich den Kopf ins Kissen fallen liess und augenblicklich begann zu schnarchen.
 
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Scar

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Das konnte man nicht mit einem Fall in die Bewusstlosigkeit vergleichen. Scar wurde dazu gezwungen zu schlafen, augenblicklich. Das konnte nicht mit rechten Dingen zu gehen und so verfluchten die letzten Gedanken die er noch haben konnte, die Anwesenden im Zimmer, ehe er ruhig zurück fiel und keine Regung mehr zeigte. Er hätte es nie eingesehen, doch die Behandlung und der nun folgende Schlaf waren das Beste was ihm hätte passieren können. Seine Wunde war versorgt, die Gefahr einer Infektion gebannt und nun hatte er auch noch einen Schlafplatz unter einem Dach. Dennoch, selbst in seinen Träumen verfluchte er weiter den alten Sensei und seine junge Schülerin. Aber am allermeisten galt sein Groll dem Rothaarigen... Hätte dieser ihn nicht draußen aufgelesen, wäre er nie in diese Situation purer Abhängigkeit von anderen gekommen. Doch im Moment konnte er niemanden anfahren, niemanden all das an den Kopf knallen, weder verbal noch physisch. Er konnte einfach nur schlafen... Was hatte diese Ärztin nur mit ihm gemacht ?!

Der nächste Morgen graute und Scar hatte zwangsweise sogar so lange schlafen müssen, dass er den Sonnenaufgang, den er so gerne betrachtete, hatte verpassen müssen. Die Sonnenstrahlen die durch das Fenster hinein strahlten kitzelten sein Gesicht, im Einklang mit dem, für ihn allerdings nur nervigen, Vogelgezwitscher. Noch etwas ermüdend und fast schon schwerfällig richtete sich der junge Mann auf, gähnte und schaute sich um. Wo war er nochmal ? Achja, in diesem Operationsraum, dieser Ärzte... Das Haus, das er noch hatte erreichen wollen, bevor er zusammen gebrochen war. Kurz schwelgte sein Blick noch fast schon verträumt aus dem Fenster, ehe seine Hände verstärkt über die Decke, mit der sein Unterkörper noch bedeckt war, glitten. Sie hatten ihm sogar eine Decke gegeben... Derartige Fürsorge und das ohne jede erbrachte Gegenleistung. "Hm..." Aber sie würden ihm sicher noch eine Rechnung aufbrummen, da war er sich zumindest sicher. Niemand tat je etwas ohne eine andere Leistung für sich einzufordern. So funktionierte diese Welt schließlich. Sicher, gab es Herzensgüte, Freundlichkeit, Gemeinschaftssinn, Hilfsbereitschaft... und all diesen ganzen anderen noblen Bullshit, dachte sich Vico, doch alles bestand auf äquivalentem Handel. Das Gesetz der Welt.
Langsam stand der Rotäugige auf, stieg vom OP-Tisch runter und schaute sich weiter im Raum um. Er entdeckte den roten Mantel des Banditenanführers, der so zerfetzt wie er war einfach achtlos in eine Ecke gelegt wurde. Leisen Schrittes griff er sich diesen und warf ihn sich über die Schultern. Ein seichtes Brennen machte sich dabei an seiner Hüfte bemerkbar und seine Hand schnellte sofort zu der schmerzenden Stelle. Was für Amateure... Die Schnittwunde die ihm der Messerwurf zugefügt hatte, wurde nicht ein bisschen von den Ärzten behandelt. Mit einem verächtlichen Schnauben durchwühlte der dunkelhaarige junge Mann die Schränke, nach passenden Behandlungsutensilien, um erst einmal diesen recht ungefährlichen, wenn auch zutiefst nervenden, Kratzer zu versorgen. Ein bisschen Desinfizieren und ein größeres Wundpflaster sollten ausreichen und so konnte er sich endlich auf den Weg machen. Jedoch nicht ohne vorher ein paar Binden und Wundpflaster mitgehen zu lassen. Er musste außerdem unbedingt seine Sachen aus dem Dorf holen. Möglichst ohne Geräusche zu verursachen schritt der Erbe der Familie Fuertes durch das kleine Haus. Es schienen noch alle zu schlafen, also sollten ihm nervige Begegnungen und Gespräche erspart bleiben. Mit einem Knarren öffnete sich die Tür des Hauses und schloss sich auch gleich wieder, nachdem der junge Mann nach Draußen ins Freie getreten war. Scar musste erst einmal ganz tief ein und ausatmen. Frische Luft, welch ein Segen. Abgesehen von seiner schwarzen Hose und dem nur übergeworfenen roten Mantel, war Vico komplett nackt. Und erst in dem hellen Tageslicht wurde es für ihn wieder deutlich, wie von Blut verschmiert er eigentlich war. Dieser alte Mann und die Grünhaarige hatten sich nicht mal die Mühe gemacht ihren Patienten zu säubern... Aber was machte das schon, er war schließlich auf einem geistigen Stand der ihn dazu befähigte das selbst zu tun. Kurz überlegte er noch, ob er erst in das Dorf hinab gehen und seine Sachen holen oder sich erst sauber machen sollte. Nach einigen Gedankengängen entschied er sich für letzteres, wenn auch ihm die Vorstellung von erschrockener Bürgern, die ihn, blutbefleckt wie er war, zu Gesicht bekamen, recht amüsierte. Allerdings widerte ihn der Gestank der von ihm ausging schon selbst an und Körperpflege war ihm weit mehr wert, als simples Amüsement. Nur wo sich ausgiebig waschen ? Im Meer ? Wohl kaum. Nicht als Teufelskraft-Nutzer. Ein Fluss, ein Deich oder irgendwas in der Richtung wäre passend und mit diesem neuen Vorhaben, wandelte sich der junge Mann in einen mehrere Sekunden andauernden Prozess in einen weißen Tiger, schnellte los, hinaus in die Natur. Irgendwo würde es sicher einen Bach geben...

Nach einer Weile fand er mit seinen tierischen Instinkten und verbesserten Sinnen, auch eine passende Möglichkeit sich, seinen leicht lädierten Körper, zu reinigen. Ein gewaltiges Rauschen umgab die Gegend und vor Vico plätscherte ein Fluss den steinigen Weg entlang. Perfekt. Noch während das schöne Raubtier mit seinen Pfoten in das seichte Wasser tapste, verwandelte es sich wieder, in eine menschliche Gestalt. Und letztendlich stand erneut ein junger Mann dort, in dem erfrischendem Nass, wo bis eben noch eine große Raubkatze gestanden hatte. Vico entkleidete sich komplett. Die Hose, der rote Mantel und die wenigen Sachen die der junge Fuertes aus dem Haus hatte mitgehen lassen, landeten auf einem größeren Stein. Es fehlte nur noch eine Sache... Nachdenklich blickten die tiefroten Augen auf den Verband an seinen Arm, ehe Scar diesen löste und zu seinen Sachen schmiss. Gut, nun musste er dem alten Doc zumindest in Gedanken ein Kompliment aussprechen. Die Wunde war ausreichend versorgt. Keine Anzeichnen von einer Infektion, entsprechend gesäubert und recht gut ausgeführte Naht. Seicht seufzend schritt der Dunkelhaarige auf den Wasserfall zu. Er musste sich vorsehen, nicht mit zu viel Wasser in Kontakt zu kommen. Für eine Dusche unter dieser von der Natur geschaffenen, sollte es jedoch gehen. Einer Erlösung gleich befeuchtete das herab fallende Wasser erst den Kopf des jungen Mannes und dann letztendlich seinen gesamten, muskulösen Körper. Scar spürte es richtig, wie sich Verspannungen lösten und er endlich vollkommen ausspannen konnte. Das kühle Nass war weder zu kalt, noch zu warm. Einfach perfekt...
Etwa eine halbe Stunde genoss er die natürliche Ruhe, im Einklang mit der Natur und diesem reinigendem Element, ehe er sich wieder seine Hose anzog. Der rote Mantel allerdings, wurde einfach achtlos in die Büsche geworfen. Scar hatte wirklich keine Nerven mehr darauf, diesen stinkenden Fetzen zu tragen. Zwar fehlte ihm nun ein gewisses Gefühl, einen Mantel, wie sonst eigentlich, auf den Schultern zu haben, aber... Lange sollte das ja nicht währen, denn schließlich würde er gleich hinab in die Stadt gehen, um seine Sachen zu holen. Vorher hatte er jedoch noch vor sich neue Verbände und ein neues Wundpflaster aufzulegen. Einige mochten es als schwächlich und weich ansehen, doch der Rotäugige wusste genau, dass mit so etwas nicht zu spaßen war. Er hatte schon einige an den kleinsten Kratzern sterben sehen... Und so bald hatte er schließlich nicht vor abzutreten. So versorgte der Teufelsmensch seine Wunden, während ihm noch ein paar nasse Strähnen ins Gesicht hingen.

In der Tier- oder Hybridform wäre es wahrscheinlich schneller gegangen, doch hatte der Dunkelhaarige es lieber vorgezogen einen kleinen gemütlichen Spaziergang in die Stadt zu machen. Und was er für Blicke er erntete... Hielten sie ihn doch schon vorher für einen Streuner, einen Vagabunden, einen Säufer ohne Heim. Und nun wo er einfach so durch die belebten Straßen lief mit lediglich einer Hose an, konnte man etliches Getuschel vernehmen. Was ihm nur einfiele... Das er doch dieser Typ aus letzter Nacht sei, der die Banditen zusammen geschlagen hätte... Woher all diese Narben auf seinem Körper nur stammten... Und wo zum Teufel er seine Klamotten und seine Flasche Wein gelassen hatte ?! Eine durchaus berechtigte Frage, besonders die letztere Sache fing der junge Mann immer mehr zu vermissen. So trieben ihn seine Schritte an den fielen mal mehr mal weniger abgebrannten Hütten und tratschenden Einwohnern vorbei, zu der Stelle mit dem kleinen Krater, den die Bombe des Anführers der Banditen hinterlassen hatte.... Doch, wo waren sein Hab und Gut ? Er war sich sicher es hier, genau an dieser Stelle, gelassen zu haben. Mit seicht zugekniffenden, konzentrierten Augen blickte sich Vico suchend nach seiner Kleidung um, ehe er gezielt auf die Kisten, auf denen er einen Nickerchen gehalten hatte, zuging. Ja, sein schwarzer Beutel war noch da. Nur wo waren seine restlichen Sachen ? Seine Stiefel ? Sein Hemd ? Sein Umhang ? Für einen kurzen Moment brach er die Suche ab und legte die restlichen Bandagen und Pflaster in seinen Beutel und griff nach etwas anderem, suchend in diesen. Daraufhin holte er einen kleinen, blau schimmernden Gegenstand heraus. Sein Familienring, den er im Beutel gelassen hatte. Eigentlich wollte er ihn nie abnehmen, doch die Sorge, dass er Kratzer bei Auseinandersetzungen davon tragen oder gar verloren gehen würde, war einfach zu groß gewesen. Das Edelstück, das Vico unheimlich viel bedeute, streifte sich wieder über dessen Finger, da wo es auch hingehörte und der Rotäugige richtete sich wieder auf, schmiss den Beutel über seine Schulter, bis er plötzlich... "Ahh da sind Sie ja... Ich habe sie schon überall gesucht!" …von der Seite von jemandem angesprochen wurde, woraufhin er sich mit entsprechenden Gesichtsausdruck etwas mit dem Kopf zu Seite drehte und... Nicht der schon wieder... Wieso hat der die Nacht nur überlebt... ...er einem überfreundlich drein schauenden, ja fast, strahlendem Bürgermeister ins Gesicht schaute. Doch das was dieser dort plötzlich hoch hielt überrumpelte Scar weit mehr. "In Namen unseres kleinen Städtchens möchte ich ihnen herzlichst danken! Sie haben uns wirklich vor diesen bösen Leuten beschützt! Und als Dank.. haben wir auf ihre Sachen aufgepasst, sie gereinigt, geflickt und..." Dann hielt er auch noch eine Flasche Chardonnay hoch, nachdem er die frisch gewaschenen, gebügelten Kleidungsstücke samt der geputzten Stiefel wieder ihrem Besitzer zurückgab. “Wir wissen ja, dass sie sowas gerne trinken, also übergeben wir ihnen hiermit unseren besten Tropfen aus unserem besten Wirthaus!" Ihr habt nur eins, du alter Narr... Aber selbst darüber konnte der junge Fuertes hinwegsehen. Mit diesen Gesten hatte dieses Kaff doch noch reichlich Pluspunkte sammeln können. Wenn auch es Scar nicht besonders gut hieß, dass man sich einfach unerlaubt an seinen Sachen vergriff. Er konnte darüber hinwegsehen... Hallo ? Wer hätte das auch nicht gekonnt, wenn man ihm solch ein Geschenk der Götter überreichte ? Ohne lange zu zögern, streifte sich der Dunkelhaarige die Stiefel und sein Hemd über. Seinen schwarzen Mantel zog er sich jedoch wie immer nicht an, sondern warf ihn lediglich über die Schultern. Endlich wieder vollständig. Ganz so fühlte sich der junge Mann auch. Dann nahm er die Flasche des edlen Tropfen in Empfang und schritt ohne auch nur ein Wort zu sagen wieder Richtung aus der Stadt hinaus, ließ dabei allerdings einen recht verdatterten Bürgermeister einfach so stehen. "Äh-äh... Gern Geschehen...?" meinte dieser noch etwas leise und sehr unsicher, ehe er die Sache auf sich beruhen ließ und einem recht undankbaren schwarzhaarigen, rotäugigen Mann nachblickte, der augenblicklich, während er so durch die Straßen ging, die Flasche Chardonnay öffnete und einfach im Gehen daran nippte. Mhh... ja, kein schlechter Tropfen... Und wieder einmal würden wahre Weinverköstiger wohl ausrasten, durchdrehen und den jungen Fuertes zur Rechenschaft ziehen wollen, wenn sie das nur sehen hätten können. Scar hingegen schenkte solchen Dingen keinerlei Gedanken. Er hatte noch etwa zu erledigen. Eine Rechnung zu begleichen. Und so ging er mäßigen Schrittes, mit all seinen Besitztümern, wieder in Richtung des Hauses des alten Seinsei's. Hatte er etwa wirklich vor sie dafür büßen zu lassen, dass sie ihn einfach ungefragt behandelt hatten...?
 
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A

Anija

Guest
Eine salzige Brise blies dem Mädchens das grüne lange Haar ins Gesicht, woraufhin sie es mit einer Hand ein wenig zur Seite halten musste. Mit einem strahlenden Gesicht schaute sie auf das blau des unendlich scheinenden Ozeans hinaus. Sie saß auf der Reling eines großen, wunderschönen Schiffes und genoss die salzige Luft. Plötzlich leckte etwas feuchtes warmes an ihrer Wange entlang und ziemlich verwundert fasste sie sich an diese. Ein weiteres bekam sie dieses warme Etwas zu spüren, diesmal an der anderen Wange. Wie eine Seifenblase zerplatzte der Traum urplötzlich und die Realität trat wieder ein. Vorsichtig und noch ziemlich verschlafen blinzelte Anija und blickte genau in das noch etwas verschwommene pelzige Gesicht eines Tieres. Langsam wurde die Sicht klarer und eine rosafarbene Zunge schlabberte ihr nun quer über das Gesicht. Dies hatte die Grünhaarige nun endgültig aus ihrem Schlaf gerissen und mit einem kurzen stöhnen, scheute sie das kleine Frettchen von sich runter auf ihre Beine und richtete sich im Bett auf. Mit einem ziemlich verschlafenen Gesicht schaute sie drein und warf Ferret einen vorwurfsvollen Blick zu. Dieser sah sie einfach nur mit seinen runden Knopfaugen an. Anija ahnte schon was er von ihr wollte, doch hatte sie noch keine Lust aufzustehen. Sie war von der Nacht noch ziemlich müde und hätte gerne noch ein paar Stündchen länger geschlafen, aber da musste ihr Ferret nun mal einen Strich durch die Rechnung machen. Einzelne Haarsträhnen standen von ihrem Kopf ab und alles ließ darauf deuten, dass sie erst vor wenigen Minuten aufgewacht war. Och Ferret muss das unbedingt jetzt sein? Ich bin noch so müde... ist etwa nichts mehr in deinem Fressnapf drin?... Du bist wirklich zu verfressen... Mit diesen Worten legte sie ihren Kopf wieder zurück in ihr wunderbar weiches Kissen und zog die Decke über ihren Kopf. Mit einem empört wirkenden Gesichtsausdruck krabbelte das kleine Nagetier wieder auf den Körper des Mädchens und begann dort ein wenig zu randalieren. Er hüpfte ein wenig auf ihr herum, bohrte seine Krallen in die Decke und versuchte alles um sein Frauchen zum aufstehen zu animieren. Nach einiger Zeit war Anija es Leid und mit einem Ruck richtete sie sich etwas genervt wieder auf, weswegen Ferret leicht erschrocken von der Bettdecke runter auf den Boden hüpfte und von dort aus zu seinem Frauchen aufschaute. Ist ja gut ich steh ja schon auf... sonst gehst du doch auch immer auf Jagd... Freudig hüpfte das kleine Nagetier Richtung Tür, welche einen kleinen Spalt geöffneten war und verschwand durch diesen in den Flur. Mit einem Seufzer durch rang sich die Grünhaarige dazu, doch noch aufzustehen. Nur mit einem weißen und rechten kurzen Nachthemd bekleidet streckte sie sich und musste kurz gähnen. Mit einem Blick runter ihrem Wecker dachte sie nur Das darf doch nicht wahr sein...! , als sie las das es erst halb 10 Uhr morgens war. Mit einem weiteren Seufzer zog sie sich ihre Puschen an und verließ ebenfalls ihr Schlafzimmer in Richtung Küche. Dort im Türrahmen stehend, kam Ferret mit seiner Futterschale im Maul schon zu ihr rüber gelaufen und stellte ihr die Schale vor die Füße. Mit einem schon fast bettelenden Gesicht blickte er zu ihr hoch. Das Mädchen kniete sich nur runter, nahm die leere Schale in die Hand, ging zur Küchenzeile und stelle sie dort wieder ab. Aus einem kleinen Schrank holte sie Geflügelfleisch für Katzen. Ja, Ferret aß auch Katzenfutter, denn es stellte einen guten für Eier für ihn dar. Mit einem Dosenöffner schraubte sie die Metallplatte auf der Dose ab und schaufelte mit einem Löffel das Fleisch in die Schale. Gierig legte Ferret seine Vorderpfoten an das rechte Schienenbein Anijas und sah seinem Frauchen zu, wie sie ihm sein Mahl zubereitete. Die leere Dose warf die Grünhaarige in den Mülleimer und den Löffel in die Spüle. Als sie losging, ließ das Frettchen sofort von dem Mädchen ab und lief wie ein kleiner Hund mit großen Augen neben ihr her, den Blick nur auf die Schale in ihrer Hand gerichtet. Neben der Wasserschale stellte sie die mit Fleisch gefüllte Schale ab und ohne zu zögern stürzte sich das kleine Tier auf sein Futter. Die Wasserschale füllte Anija ebenfalls noch mit Wasser auf und stellte sie neben das zufrieden mampfenden Frettchen. In der Hocke beobachtete sie ihren kleinen Begleiter ein wenig und musste erneut seufzen. Also manchmal ich habe echt das Gefühl, dass ich morgens für dich nur der überdimensionale Dosenöffner und den restlichen Tag über deine Mitfahrgelegenheit bin... Nach diesen Worten richtete sich die fast Erwachsene wieder auf und verließ die Küche.

Das Nachthemd fiel zu Boden und mit wenigen Schritten betrat Anija auch schon die Dusche, schloss sie hinter sich und drehte das Wasser auf. Kühles Nass prasselte auf sie runter und sofort drehte sie es ein wenig wärmer. Als es dann wärmer wurde, begann sie ihre schöne Dusche am Morgen zu genießen. Nachdem sie ausgiebig geduscht hatte, stellte die Grünhaarige das Wasser wieder ab, öffnete die Dusche einen Spalt und griff nach dem Handtuch, welches neben der Dusche an einem Haken hing und zog es zu sich rein. Mit dem Handtuch um den Körper gewickelt kam sie wieder raus und ging zu dem leicht beschlagenen und recht großen Spiegel an der anderen Seite der Wand rüber. Mit einem Handtuch wischte sie die Feuchtigkeit ein wenig von der glatten Oberfläche, sodass sie sich wieder im Spiegeln sehen konnte. Erst mit einem Lächeln blickte sie sich selbst entgegen, welches sich allerdings mit dem Blick auf die Narbe an ihrer Schulter schlagartig in ein etwas traurig drein blickendes Gesicht verwandelte. Mit einer Handbewegung ging das Handtuch wieder zu Boden und mit dem Rücken zum Spiegel gedreht betrachtete das noch leicht nasse Mädchen über die Schulter hinweg ihren von vielen Narben übersäten Rücken. Auch mit der Salbe, die mir mein Sensei jeden Tag auf den Rücken schmiert werden die Narben nur sehr sehr langsam weniger. Die kleineren sind schon fast verschwunden aber an den größeren scheint sich noch nichts getan zu haben... so was dummes... Nachdem sich das Mädchen eine Zeit lang so im Spiegel betrachtet hatte, legte sie das Handtuch wieder um ihren Körper, drehte sich wieder um und bemerkte jetzt erst wie sich die Blutkruste an ihrem Kopf wohl ein wenig gelöst hatte. Bluten tat es nicht, doch stach es ganz leicht als sie sie berührte. Der Doc. sollte sich das später mal ansehen, vorerst würde sie es nur verbinden, genauso wie den kleinen Streifschuss an ihrem Arm. Den eigenen Kopf oder Oberarm artgerecht zu verarzten war in manchen Fällen nicht sonderlich einfach, drum ließ sie solche Dinge manchmal noch von ihrem Großonkel machen, auch wenn sie es schon oftmals selbst gemacht hatte.

Noch immer nur mit einem Handtuch bekleidet schloss die junge Anatomin hinter sich ihre Zimmertür und schritt an die kleine Kommode an der anderen Seite des ran. Dort zog sie einige Anziehsachen heraus und warf sie aufs Bett. Aus einer anderen Schublade fischte sie Mullbinden und warf diese ebenfalls aufs Bett. Wieder fiel das Handtuch zu Boden und die junge Ärztin begann mit einer Mullbinde ihren Oberkörper zu verbinden. Dies tat sie, damit man ihre ganzen Narben an ihrem Rücken und teilweise auch an ihren Schultern und Oberarmen sah. Nach einiger Zeit war sie damit fertig, verband sich noch den Streifschuss am Arm und begann sich dann anzuziehen. Unterwäsche gefolgt von einer sehr kurzen schwarzen Hotpen und einem schwarzen und ebenfalls recht kurzen Kleid, bekleideten nun ihren zart wirkenden Körper. Zum guten Schluss wurden noch bis zu den Oberschenkeln lange Stiefel angezogen und die Kopfwunde mit Mullbinde provisorisch verbunden. Dies tat sie, bis der Doc. sich die Wunden ansehen würde.

Leise öffnete Anija die Tür zum Behandlungsraum und lugte durch den kleinen Spalt in diesen hinein. Was sie allerdings sah schockte sie ziemlich und mit einem Ruck stand die Tür speerangel weit offen und das Mädchen mitten im Türrahmen. In dem Raum herrschte ein einziges Chaos. Medikamente, sowie Desinfektionsmittel, Verbandszeug und viele mehr lag vor teilweise geöffneten Schränken am Boden und das im Moment wichtigste in diesem Raum fehlte: Der Patient. Der vernarbte Mann schien während alle schliefen einfach das Haus verlassen und wohl auch einige Sache mitgehen lassen. Auch die Decke lag nur zur Hälfte auf dem Tisch und die anderen auf dem Boden. Entrüstet aber auch leicht verärgert zugleich, begann sie die Sachen wieder an ihre rechtmäßigen Plätze zurück zu räumen. Ferret kam derzeit ziemlich zufrieden und mit gefülltem Bauch ebenfalls in den Behandlungsraum, sprang mit einem Satz auf den Tisch, auf welchen zuvor der Mann gelegen hatte und beschnupperte ihn neugierig. Der Geruch des alten Blutes schien dem kleinen Tier nicht sonderlich zu gefallen, denn es rieb sich schon nach wenigen Sekunden mit seinen Pfoten die Nase. Mittlerweile ziemlich verärgert räumte Anija die Sachen wieder in die Schränke zurück und murmelte dabei leise vor sich hin. Boah was für ein verdammter Mistkerl... erst meint er mich auf den Straßen anrempeln zu müssen, sodass ich zu Boden gehe und entschuldigt sich noch nicht mal dafür sondern beleidigt mich nochmals Stück Scheiße... dann meinem Sensei noch drohen zu müssen, nur weil er ihm versucht zu helfen und nun das...! Was für einen undankbarer und ungehobelter Sack... na warte wenn der mir wieder unter die Augen kommt dann fahr ich mit dem Schlitten... darauf kann der sich verlassen...
 
J

Jonathan Volta

Guest
Häuserwände zogen vorbei, verschwammen vor Geschwindigkeit. Jonathan Volta rannte über die Pflastersteine einer Stadt, die sich vor ihm aus den Nebeln schälte und hinter ihm wieder darin versank. Gebäude fingen an zu bröckeln, krachend fielen Balken zu Boden, gefolgt von Backsteinen, die tiefe Kerben in den Boden schlugen und Staub aufwirbelten. Kaum hatten sie den Boden berührt, begannen sie, gleich wie die Häuser, von denen sie stammten, zu zerfallen, bis bloss noch rötlicher Sand übrigblieb, der vom schwachen Wind davongetragen wurde. Der Kopfgeldjäger wusste nicht wieso er überhaupt rannte. Er kannte diese Stadt nicht, er wusste nicht, was mit ihr geschah. Bloss eines ging ihm nicht aus dem Kopf: Wenn er sich nicht beeilen würde, geschähe etwas Furchtbares. Das konnte er nicht zulassen. Seine Beinmuskeln strengten sich mehr an, um schneller zu laufen, doch es wurde immer mühsamer, einen Fuss vor den anderen zu setzen. Es fühlte sich an, als hätte man ihm dicke Bleikugeln an die Beine gebunden, so dass er nicht mehr vorwärtskam, dass er stolperte und hinfiel. Keuchend zwang er seinen Körper vorwärts, Schweissperlen rannen ihm die Stirn herunter und landeten zischend auf dem heissen Boden, der immer trockner wurde, bis sich erste Risse in die Erde frassen. Sie wurden breiter und breiter, ganze Bauwerke stürzten ein, donnerten zwischen den Spalten in das Nichts hinunter. Zwischen Schutt und herumfliegenden Holzbalken kam ein Umriss zum Vorschein. Instinktiv steuerte der Rothaarige darauf zu, drängte seine Beine vorwärts, alles hing davon ab, ob er die seltsame Konstruktion vor ihm erreichen konnte oder nicht. Etwas, das immer unmöglicher schien. Irgendwann klappten die Beine unter ihm weg und er schlug unsanft auf dem steinharten Boden auf, bekam Staub in den Mund und begann zu Husten. „Te...me“, krächzte er hervor, krallte seine Finger in die Erde, zog sich unter ungeheurer Willensanstrengung weiter auf das Gebilde aus Metallstreben, zu. Der Boden unter ihm gab nach und der dunkelste Abgrund, den er je gesehen hatte, tat sich auf. Eine fremde Kraft schien an ihm zu ziehen, dafür sorgen zu wollen, dass er nie erfuhr, was auf diesem Gebilde war und sie tat das sehr gut. Jonathan griff noch weiter in die Erde hinein, brach sich mehrere Fingernägel ab und dennoch kam er nicht mehr vorwärts. Die Silhouette vor ihm verblasste immer mehr, schien wieder im Nebel zu verschwinden aus dem sie gekommen war. Rumpelnd fielen Felsbrocken, Gebälk und Steinmörtel um den Kopfgeldjäger herum zu Boden, verschwanden in der Tiefe. Sie würde nie wieder zurückkehren. „Nein... ,keuchte der Rothaarige, den Blick starr auf den Umriss gerichtet, die Muskeln bis zum Platzen angespannt. „Weiter... verdammt noch mal!“ Risse bildeten sich an seinen Händen dort, wo sie die Erde berührten, krochen die Arme hoch und bannten jegliches Gefühl daraus. Leichter Wind kam auf und mit schreckensstarren Augen sah Jonathan zu, wie er begann, seine Finger wegzuwehen, die nun die gleiche Farbe wie der Boden unter ihnen hatten. Sie brachen ab, er rutschte das kurze Stück festen Bodens hinunter und fiel in die Dunkelheit.

Innerhalb einer Sekunde sass der Kopfgeldjäger aufrecht in seinem Bett und starrte hefiti atmend den Kleiderschrank davor an. Einige Momente verstrichen, ehe er sich wieder in sein Kopfkissen zurückfallen liess.
„Wieder der gleiche Traum...“, dachte der junge Volta resigniert. Schweiss glänzte auf seiner Stirn und er hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Murmelnd setzte er sich auf und kratzte sich den Kopf, die Augen noch halb geschlossen. „Wann werde ich herausfinden, was er bedeutet?“ Die Füsse trafen auf den Fussboden und der Besitzer davon richtete sich seufzend auf. Nach einigem Strecken gegen diese lästige Unbeweglichkeit am Morgen sah er sich mehrere Male im Zimmer um. Ein erstaunter Ausdruck trat auf sein Gesicht. „Huh?“, machte der Waffenmeister. „Wie bin ich denn hierher gekommen?“
Mit ratlosem Gesicht begann er Kreise zu drehen. Erst nach einigen Runden kam ihm wieder in den Sinn, was Gestern passiert war. „Die Landung im Dorf und der Überfall der Banditen... der Tigermensch und die beiden Ärzte... ein angenehm turbulenter Tag, nach den paar Tagen auf See.“ Das Zimmer, das ihm die junge Ärztin angeboten hatte, sah er sich nun zum ersten Mal richtig an. Gestern hatte er bloss schnell reingeschaut, um nach dem Frettchen Ausschau zu halten und danach war er zu müde gewesen, um sich noch viele Details zu merken. Schlicht eingerichtet war der Raum, jedoch befand sich hier alles, was man normalerweise als Gast benötigte, so stand dem Bett gegenüber ein grosser Schrank aus Eichenholz, direkt daneben ein Kleiderständer aus prunkvoll geschmiedetem Eisen, an dem noch der Mantel des Kopfgeldjägers hing und ein Nachttischchen neben dem Bett, auf dem eine kleine Lampe stand. Durch ein Fenster drang warmes Sonnenlicht in das Zimmer und verriet dem verschlafenen Headhunter, dass es bereits später am Morgen sein musste. „Hier fehlt ein Wecker“, bemerkte er brummig und schlurfte barfuss zum Fenster um es zu öffnen und ein wenig frische Morgenluft zu schnuppern. Sofort drangen mehrere Geräusche an seine Ohren. Manche waren vertrauter, wie das Kreischen der Möwen, andere, wie das rauschen der Blätter des Waldes, hatte er noch nicht sehr häufig gehört. Den Blick auf den Wald gerichtet musste Jonathan wieder an den gestrigen Tag denken. Mit gerunzelter Stirn machte er sich seine Gedanken. „Der Tigermensch... was hat dieser Zoan-Nutzer für ein Geheimnis? Er sagte mir, ich solle die Fackel löschen, da ich sonst die Beschützer des Waldes anlocken würde. Wen hat er damit gemeint? Doch nicht etwa den Fuchs? Wenn dem so wäre, müsste er eine besondere Verbindung zu der Tierwelt haben, oder noch besser: Die Tiere verstehen können. Aber das ist wohl eher unwahrscheinlich, ich hab noch nie von einem Teufelsmenschen gehört, der in seiner Tier-Form mit anderen Tieren oder Solchen seiner Art sprechen konnte… doch Jemand war immer der Erste gewesen.“ Seufzend wandte sich der Waffenmeister wieder vom Fenster ab und schloss es vorsichtig. Er ging zu seiner Tasche, die neben dem Bett stand und hob sie auf seinen Schlafplatz. Sie war prall gefüllt mir Dingen, die sich über das eine Jahr als Kopfgeldjäger so alles angesammelt hatten. Sowohl gute, als auch schlechte Erinnerungen wurden von diesem Stoffsack beherbergt und lagen wohl verborgen unter Kleidungsstücken und Steckbriefen. Der Reissverschluss zippte auf und der Rothaarige begann, darin herumzuwühlen, wobei ihm haufenweise Kleider entgegen quollen, von denen er nicht mal mehr wusste, warum zum Teufel er sie damals überhaupt hatte kaufen müssen. Einige sahen potthässlich aus, andere schienen genau seinen Geschmack zu treffen, obwohl sie vor einer Woche noch bei der nächsten Gelegenheit in der Mülltonne hätten landen sollen. Ja, er hatte einen wechselhaften Modegeschmack, sehr zum Leidwesen seiner Tasche, die bei jedem Ladenbesuch von Neuem mit hinzugekommenen Kleidern zu kämpfen hatte. Die meisten der Kleidungsstücke hätten dringend mal eine Wäsche benötigt und wurden von Jon aussortiert, um sie bei der nächsten Gelegenheit mal zu waschen. Vielleicht hatte es hier nen Teich oder die Ärzte besassen ein Waschbrett. Da er auch gerne selber was an seinen Kleidern rum nähte machte es ihm auch nichts aus, diese zu säubern. Stirnrunzelnd sah er sich die Rüschen an einem Kleid an und fragte sich, wo das gute Stück nun wieder hergekommen war. „Sowas hab ich ganz bestimmt nie gekauft… wieso landet solches Zeug immer bei mir?“
Das grässliche Ding landete ganz oben auf dem Berg Wäsche, der schon beachtliche Ausmasse angenommen hatte. Naserümpfen betrachtete der Kopfgeldjäger die Beige und fragte sich ernsthaft, wie das alles in der Tasche Platz gehabt hatte.
Nun, fürs erste würde er das mal hier liegen lassen, seine Gastgeber hatten sicher nichts dagegen, wenn er es erst später wusch und wieder einpackte. Er gähnte zum x-ten Male und schlurfte auf die Zimmertüre zu. Die Klinke wurde hinunter gedrückt und er stand im Flur des Hauses. Es roch, wie es in einem älteren Haus eben riechen musste. Holzgeschmack und und dieses undefinierbare Etwas, das das Alter des Urhebers noch einmal unterstrich. Sich nicht weiter darum kümmernd ging der, immer noch halbnackte, nur mit einer Hose bekleidete junge Volta weiter den Dielen entlang auf die Tür zu, wo er den Operationssaal vermutete. Leise knarrend fiel sie auf und gab den Blick auf eine, recht modern eingerichtete Küche preis.„Oh, da bin ich wohl falsch“, resignierte Jonathan, sich trotzdem kurz umsehend. Mehrere Schränke, ein Esstisch, Stühle, Frettchen und eine alte Zeitung. Moment mal… Frettchen?! Die Tür landete mit einem Knall wieder im Rahmen und wenn es nach der Meinung des Rothaarigen gegangen wäre, hätte sie auch für immer dort bleiben können. „Das Tier ist immer noch hier und wird sogar gefüttert!“, protestierte Jonathans Vernunft gegen diese Tatsache, die anscheinend dem grünhaarigen Mädchen zuzuschreiben war. Dieses Mädchen war gar nicht so ungefährlich, sie nahm es gar mit einem solchen Tier auf! Was es nicht für Dinge auf dieser Welt gab… aber schliesslich war die Welt da, damit fragen über sie gestellt werden konnten. „Und ich werde das auch noch ergründen“, nahm sich der Rothaarige vor. Sich vorsichtig von der Tür entfernend versuchte er es beim nächsten Zimmer wiederholt auf gut Glück. Diesmal schien er richtig zu sein, denn die Tür stand noch einen Spalt offen und aus dem inneren war das gedämpfte Geklirre von Gläsern zu vernehmen. „Ist einer der Ärzte schon wieder an der Arbeit? Respekt.“
Der Headhunter schob die Tür beiseite und trat in den weissen Raum. Das erste was ihm auffiel, war das leere, mit roten Flecken gesprenkelte Laken in der Mitte des Raumes. Offenbar hatte hier ein Patient entschieden, seine Retter zu verlassen. „Unwahrscheinlich dass er wieder zurückkommt“, dachte sich Jon. Das Zweite, das auffiel war ein, ziemlich sauer wirkendes, grünhaariges Mädchen, das gerade damit beschäftigt war, Medikamentfläschchen und andere Behälter wieder zurück an ihre ursprünglichen Plätze zu stellen. Nicht nur plötzlich abgehauen war der Rotäugige… er hatte auch noch ein paar Sachen mitgehen lassen , wie es schien. Oder einfach nur die Ordnung im Saal durcheinander bringen wollen. „Perverser Sinn für Humor.“

Der Waffenmeister blieb noch einen Moment im Türrahmen stehen, kratzte sich kurz über eine Stelle, an der das Tatoo juckte und wandte sich mit den Worten an das Mädchen: „Entschuldige wenn ich hier gerade beim Aufräumen störe, aber gibt es hier im Haus ne‘ Dusche oder so? Ich möchte eure Gastfreundschaft wahrlich nicht noch mehr in Anspruch nehmen, aber nach der gestrigen Nacht wäre das die Erlösung schlechthin. Ich würde auch dafür zahlen.“ Er grinste wieder in seiner üblichen Art und hatte nicht das Gefühl, dass er zu wenig am Körper hatte. Wohl einfach zu lange auf See gewesen, da stellten sich andere Prioritäten ein.
„Ach, unser gemeinsames Sorgenkind scheint sich aus dem Staub gemacht zu haben. Nicht dass ich jetzt behaupten würde er sei selber schuld, aber besser kann man es einem Typen nicht sagen, der mit solchen Wunden freiwillig aus den Händen der zwei besten Doktoren im Dorf flieht.“
 
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Scar

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Weicher, geschmeidiger Genuss mit vielschichtigen zarten und reifen Aromen. Am Gaumen sehr elegant, langanhaltend und sowohl fein strukturiert mit mürben, weichen Tanninen als auch mit einer außerordentlichen Finesse. Sehr tiefes Purpur, fast noch mit violetten Reflexen. Einfach ein unvergesslicher Wein.... What a nonsense. Wie oft hatte Scar die Weinverköstiger damals auf Cosa Nostra wohl schon belauscht? Auf jeden Fall oft genug, um sich an die, für ihn einfach nur schwachsinnigsten, Bewertungen zu erinnern. So toll der Wein auch schmeckte, so war der stille Genuss doch immer noch der Beste. 'Ohne viel Geschnalze, Schmatzen, Schnüffeln, Horchen und Betrachten. Einfach nur Trinken.' So lautete zumindest die Devise des jungen Fuertes. Genau in diesem Sinne nahm er erneut im Gehen einen kräftigen Schluck des edlen Tropfens in seiner rechten. Er musste wohl wirklich wie ein Säufer wirken, jedoch konnte sich Vico nicht daran erinnern, jemals wirklich betrunken gewesen zu sein. Und nein, das lag bei ihm keinesfalls an einem eventuellen Blackout der einem Vollrausch gefolgt war. Viel mehr lag es einfach nur daran, dass er seine Grenzen relativ gut einschätzen und viel vertragen konnte. Er selbst hatte diesbezüglich auch schon in Büchern etwas darüber gelesen und seine eigenen Schlüsse hinsichtlich seiner Person gezogen. Die Alkoholverträglichkeit eines Menschen hängt von drei Faktoren ab: Den Genen, dem Gewicht und dem Geschlecht. Männer vertragen im Allgemeinen mehr, bedingt durch den Aufbau des Körpers ihres Geschlechts. Dazu lag Scar auch noch nur etwas über seinem Optimalgewicht, seine Größe betrachtend. Letztendlich jedoch machten wohl seine Gene das Meiste aus. Die Enzyme zum Abbauen des Alkohols und der Giftstoffe in seinem Körper arbeiteten wohl weit schneller, als bei einem Durchschnittsmenschen.
Als Scar sich das auf dem Weg zum Haus des alten Arztes noch einmal in die Gedanken rief und sich das Ganze Stück für Stück selbst erklärte, musste er nur den Kopf schütteln. Die gedanklichen Verläufe eines Menschen waren doch manchmal sehr paradox und meist vollkommen unsinnig, wie er eben gerade ein weiteres Mal für sich bemerken musste. Was interessierte es ihn denn schon wirklich, was es für Gründe hatte, dass er jeden in einer billigen Schalunke unter den Tisch trinken könnte? Mal ganz davon abgesehen, dass er noch nie an einem solch hirnrissigen Wettbewerb in Form eines Besäufnisses teilgenommen hatte. Wäre ihm einfach zu dumm. Bei etlichen war er jedoch auch schon einmal anwesend gewesen und entsprechend sah seine Abneigung gegenüber Menschen im Vollsuff aus. Er verachtete die Dummheit die ein Mensch ohnehin schon ausgereift genug besaß und die bei vielen durch ihren Rausch auch noch in neue Tiefe hinab stieg. Tiefen im Sinne davon, dass das Intelligenzniveau von Leuten, die man eben meist in solchen Kneipen traf, schon recht weit unten angesiedelt war.
Das einzige was dem Amüsement später gütlich tat, war eine Schlägerei, oft ausgelöst durch ein simples unbeabsichtigtes Anrempeln, welches doch eigentlich immer den Wirkungen von Alkohol zu Grunde lag. Lediglich wenn dies dann eintrat, konnte es recht amüsierend für den Rotäugigen werden. Wobei es auch nicht immer ganz so lustig war, Betrunkene, die sich über sich selbst erbrachen, fertig zu machen. Eher widerlich als belustigend. Sie wiederum in ihren eigenen Ausbrüchen baden zu lassen, war dagegen schon wieder recht erheiternd...

Noch eine ganze Weile lang schwelgte der junge Mann in alten Erinnerungen. Unüblich und mal zur Abwechslung in den eher guten statt traumatisierenden. Allerdings wurde er schnell aus diesen gerissen, als sich plötzlich sein murrender Magen bemerkbar machte. Stimmt, er hatte schon lange nichts mehr gegessen. Eben das wollte er dann auch sofort nachholen und stoppte kurz, mitten auf dem Weg, um sich ein Stück Schüttelbrot aus seinem schwarzen Gepäck zu holen. Dieses Brot hielt sich wirklich ewig und schmeckte selbst ohne Belege recht gut. Ein Bissen gefolgt von einem weiteren Schluck aus der Weinflasche und der Spaziergang zum möglichen Rachefeldzug konnte fortgesetzt werden. Er konnte das Haus auch schon seit einer Weile wieder sehen. Und während er so voran schritt, dachte er noch einmal über die Geschehnisse des letzten Tages und der darauf gefolgten Nacht nach. Er hatte diese Banditen fertig gemacht, weil sie ihn mit ihren dreckigen Griffeln angepackt und dann auch noch seinen kostbaren Wein dem Erdboden geopfert hatten. Sogleich als er sich wieder an diese unverzeihliche Verschwendung erinnerte, flammte der Zorn in ihm auf. Die Erinnerungen in seinem Kopf spielten sich dabei weiter in regelrechten Szenen ab. Wie ihn der Banditenanführer angeschossen hatte und dann feige wie er war kurz darauf geflüchtet ist. Jedoch nur um dann im Wald von dem Erben der Familie Fuertes gerichtet zu werden, blutig und brutal wie nur irgendwie erdenklich. Anschließend kam ihm wieder das versteinerte Gesicht des rothaarigen Försters vor sein geistiges Auge. Cloaked Cockroach... Er hieß es wirklich alles andere als gut, dass ihn dieser einfach, nachdem er zusammen gebrochen war, aufgelesen und zu diesen Ärzten gebracht hatte. Vico wollte sich keinesfalls eingestehen, dass dieser Rothaarige ihm wohl das Leben gerettet hatte. So weit kam es noch... Das er sein Leben irgendeinem wertlosen Haufen Müll schuldete. Niemals.
Seine Gedanken kamen daraufhin zu dem grünhaarigen Mädchen und dessen Mentor. Ersteres war ja schon durch ihre Unvorsichtigkeit und ihr loses Mundwerk am Tage aufgefallen, als sie einfach in ihn reingelaufen war. Ihr Sensei hingegen hatte ihn auch noch behandelt, unerlaubt und ungefragt. Herzensguter Mensch ? Wohl kaum. So etwas war für den jungen Fuertes ohnehin ein Mythos, den man kleinen Kindern erzählte, damit diese in ihrer Naivität noch weniger begriffen, wie schrecklich diese Welt doch eigentlich war. Etwas musste sich der Dunkelhaarige jedoch eingestehen. Er war zumindest dem alten Sensei etwas schuldig, nicht im vergeltenden Sinne. Auch wenn es ohne sein Einverständnis gewesen war, hatte der alte Mann ihm die Kugel professionell entfernt und die Wunde genauso gekonnt versorgt. An dieser Tatsache versuchte der Zoan-Nutzer festzuhalten, als er das Haus erreichte. Täte er das nicht, würde eventuell demjenigen, der ihm die Tür öffnet, sofort eine Faust ins Gesicht fliegen... außer es wäre das Mädchen, denn Scar würde nie eine Frau schlagen, wenn er nicht wüsste, dass diese einem Mann ebenwürdig ist. Aber selbst dann würde er sich wahrscheinlich noch zurück halten...
Es war soweit. Das letzte Stück Schüttelbrot wurde verspeist, die Weinflasche dagegen wurde verschlossen und im schwarzen Beutel verstaut, ehe sich die Hand des jungen Fuertes zu einer Faust ballte und an die hölzerne Tür hämmerte. Wider aller Erwartungen jedoch ganz normal, keinesfalls irgendeinen Zorn oder eine böse Absicht erahnen lassend. Einige Momente verstrichen und dann öffnete sich ganz langsam die Tür... Die tiefroten Augen schienen voller Verachtung und Arroganz auf den alten Sensei herab zu schauen, welcher in den Türrahmen getreten war und Scar's Blicke nur mit grimmiger und stummer Miene für einige Sekunden erwiderte. Es entwickelte sich zu einem regelrechten Staredown, ohne Worte, ohne jede Regung eines Gesichtsmuskels, bis... "Hier..." der junge Mann plötzlich einen größeren Geldscheinbündel aus seinem Mantel griff und dem Sensei entgegenhielt. "Das sollte die Behandlung, die Gastfreundlichkeit und die Dinge, die ich mitgenommen habe, mehr als abdecken..." Der alte Mann blickten noch immer mürrisch und wortlos drein. Dieses Mal jedoch auf den Geldscheinbündel. Scar wurde langsam ungeduldig. Warum nahm dieser alte Narr dessen Geld nicht endlich an? Ohne auch nur etwas zu sagen, drehte sich der Sensei um und schritt noch bei geöffneter Tür wieder zurück ins Haus. "Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Wenn ich jemanden behandle kassiere ich die Gebühren sofort und lasse niemanden eher gehen, ehe ich nicht mein Geld bekommen habe." erwiderte er nur noch, als entsprang es der reinsten Wahrheit. Wie gefesselt stand Scar da. Sein Gesicht verzog sich, voller Unverständnis. Wie als wenn er gerade von einer absolut schweren Tatsache verbal überrollt worden wäre... Ruckartig verneigte er sich, schloss die Augen und meinte wieder gefasst, ruhig und leise... "Domo Arigato..." Er verbeugte sich, bis der Alte scheinbar in ein anderes Zimmer des Hauses verschwunden war. Noch einige Momente verstrichen in denen Scar in seiner fesselnden Dankbarkeit geneigt da stand, ehe er sich aufrichtete und sich wieder vom Haus entfernte. Er konnte gerade keinen klaren Gedanken fassen... Ständig spulte er das eben Geschehene immer und immer wieder in seinem Kopf ab und... verstand nichts. Hatte der alte Seinsei ihn etwa verwechselt, sodass er so reagiert hatte? Oder war er einfach nur so senil, dass er sich nicht an ihn erinnern konnte? …Nein, das konnte es nicht sein. Aber dann... wirklich aufrichte Hilfsbereitschaft ohne jede Forderung zur Gegenleistung? Niemals! So etwas gab es nicht! ...versuchte sich der junge Fuertes jedenfalls einzureden. Schließlich gab er es jedoch auf, verwarf seine Unsicherheit und sein Unverständnis. Wenn der Alte sein Geld nicht hatte annehmen wollen, dann sollte es eben so sein... Dennoch wollte dieses unterschwellige Gefühl der Schuldigkeit einfach nicht aus dem Inneren Vico's verschwinden. Es hatte bisher in seinem Leben abgesehen von seinen Familienangehörigen und den Marino nie jemanden gegeben der ohne jede Gegenleistung etwas für ihn getan hatte. Einen Vergleich wert war es aber auch nicht, da Familie und eine dieser gleichwertige Gemeinschaft etwas ganz anderes waren. Dort galt es für Vico als selbstverständlich. Doch bei ihm Fremde war es für ihn zutiefst unnatürlich.
Ohne auch nur noch weiter darüber nachdenken zu wollen, schritt der Teufelskraftnutzer in Richtung Küste. Er hatte eine vage Vermutung wie er wohl von dieser Insel herunter kommen könnte und nun war es höchste Zeit, dass auch zu tun, nachdem er seine Schuld mehr oder weniger begleichen hatte wollen.
 
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Anija

Guest
Nicht das kleinste Stück ließ Ferret beim beschnüffeln des OP-Tisches aus. Er musste die Gerüche genau erkunden, auch wenn sie wie Salz in einer Wunde in seiner Nase brannten. Immer wieder musste er sich mit seinen Pfoten seine brennende Nase bearbeiten. Man könnte fast meinen er würde sich putzen, auch wenn das nicht der Fall war. Anija räumte derzeit die Sachen wieder an ihre rechtmäßigen Plätze zurück, welche ihr Patient fleißig ausgeräumt hatte. Als Jonathan den Raum betrat blieb das kleine Frettchen aufgerichtet auf dem OP-Tisch sitzen und schaute den rothaarigen Mann mit seinen Knopfaugenan. Er schaute ihn nur an, womöglich musterte er den Menschen vor sich einfach nur. Ab und zu zuckten Ferrets sensible Tasthaare und ließen darauf deuten, dass er von weitem versuchte den Geruch des Mannes aufzunehmen. Erst als dieser mit dem Mädchen sprach, bemerkte sie ihn und drehte ihren Kopf zu der Tür. Oben rum ohne schien er wohl gerade erst aufgestanden zu sein. Mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht lauschte sie den Worten des Kopfgeldjägers und räumte auch die letzten Fläschchen gefüllt mit Penicillin in den untersten Schrank. Nachdem der Schrank wieder geschlossen wurde, stand sie auf, erblickte den Tisch neben der Tür auf welchem die Kräuter von gestern in der Tüte standen und ging zu ihm rüber. Ferret sprang, beim vorbei gehen des Mädchens an dem OP-Tisch, auf ihre Schulter und nutzte sie als Reisemöglichkeit. Vor dem Tisch mit den Kräutern blieb sie stehen und nahm diese mit beiden Armen vor die Brust. Mit gerunzelter Stirn musterte sie den von unzähligen Tattoos, oder auch einfach nur Ganzkörper-Tattoo, übersäten Oberkörper des jungen Mannes. Uh... was er sich wohl dabei gedacht hatte... mh... Währenddessen beugte sich Ferret ziemlich weit nach vorne und versuchte am Arm des jungen Mannes zu schnüffeln. Alerdings drehte sich Anija zu schnell wiedre weg, sodass er fast von ihrer Schulter fiel. Halb an der Schulter des Mädchens hängend, ging diese wieder zu der Schrankzeile rüber und stellte die Tüte neben der Spüle ab. „Die Dusche findest du im Badezimmer, am Ende des Flurs auf der rechten Seite. Du brauchst keine Bedenken wegen unserer Gastfreundlichkeit haben und bezahlen brauchst du wirklich nicht, so was ist selbstverständlich.“ Sie lächelte den jungen Mann an, ehe ihr Blick auch schon zum Tisch wanderte. Sofort verschwand das Lächeln vom Gesicht der Grünhaarigen und ein seufzen entschlich ihr. „Ja der Typ ist wirklich einfach so, ohne ein Wort des Dankes abgehauen… und medizinische Utensilien hat er auch gleich mit gehen lassen… naja… bester und einziger Arzt in diesem Dorf würde es wohl eher treffen… ich bin nur sein Lehrling und seine Gehilfin, mehr nicht.“ Während sie dies zu Jonathan sagte, nahm sie die Decke, welche ziemlich nach Blut stank und ließ sie in einem Korb neben der Schrankzeile fallen. Im Anschluss griff sie nach einem Lappen, befeuchtete ihn mit Wasser und begann ein paar Blutflecken vom OP-Tisch zu wischen. Nachdem dieser wieder einigermaßen sauber war, wollte Ferret von Anijas Schulter aus auf den Tisch springenl, jedoch konnte sie ihn rechtzeitig abfangen und hielt ihn mit beiden Händen vor sich. Mit bösem Blick schaute sie das Frettchen an. „Na was soll das denn? Du siehst doch, dass ich den Tisch gerade erst sauber gemacht habe und jetzt wo er sauber ist meinst du dich auch darauf gemütlich machen zu müssen? Vergiss das mal schnell wieder! Du kannst drauf gehen sobald ich es dir erlaube, sonst nicht.“ Mit diesen ermahnenden Worten ließ sie das Frettchen runter auf den Boden und ging wieder zu den Schränken rüber. Mit runterhängenden Ohren, schaute das kleine Wesen zu Anija hoch, drehte sich dann allerdings um und erblickte Jonathan. Sofort richtete es sich auf seine Hinterbeine auf und beobachtete ihn wie zuvor auf dem Tisch. Er schien zu spüren, dass diese Person fremd war, allerdings nicht gefährlich. Oder besser: Nicht gefährlich für sich selber und Anija. Langsam tapste er nun auf den Rothaarigen zu, den Blick nicht von ihm abwendend. Bei ihm angekommen schnüffelte er an seinem Schienenbein. In der Zwischenzeit desinfizierte Anija den Tisch und schien dann mit allem fertig zu sein. Das Zimmer war wieder aufgeräumt und der Tisch ebenfalls sauber. Ein letztes Mal schaute sich die junge Ärztin um, wollte sicher gehen ob sie auch nichts vergessen hatte. „Sate.“ Murmelte sie leise und schritt an Jonathan vorbei, blieb allerdings kurz hinter ihm stehen. „Wie gesagt, du kannst duschen gehen wenn du möchtest… und falls Ferret dich zu sehr belästigt dann kannst du ihn ruhig ein wenig mit dem Fuß weg stupsen, das versteht der schon… ach ja ich glaube ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Anija mein Name. Falls du Fragen hast, dann scheue dich nicht davor sie zu stellen.“ Sie lächelte ihn noch mal an und verschwand dann in der Küche. Ferret schnupperte weiter an ihm rum, hatte sogar schon eine Pfote an sein Bein gelegt um ihn am Knie zu beschnüffeln.

„Huch Sensei? Warum bist du denn schon auf? Konntest du nicht mehr schlafen?“ Fragte das Mädchen den Arzt, als diese in der Tür stand. Mit einer kleinen Mütze auf dem Kopf gab er sich Kaffee in die Tasse, ging mit dieser zum Tisch und setzte sich auf einen der Stühle. Müde wie er noch war nahm er vorsichtig einen Schluck von dem brühenden Getränk, ehe er auf ihre Frage antworte. ‚In der Tat ich bin wach… das liegt aber nicht daran das ich nicht hätte schlafen können…’ Mit sanftem Lächeln, ging das Mädchen zu einem der Schränke rüber und öffneten einen. Mit suchendem Blick griff sie nach einer der Tassen und schloss den Schrank wieder. Diese stellte sie auf den Tisch und trat noch mal die Zeile. Mit Leitungswasser die Teekanne in ihrer Hand füllend, blickte die heranwachsende Frau kurz aus dem Fenster. Als die Kanne fast bis ganz oben hin gefüllt war, stellte sie sie auf eine Herdplatte und schaltete den Herd ein. Ein kleiner Beutel mit grünem Tee wurde ebenfalls in die Kanne gelassen, sodass das Bändchen noch rausschauen konnte und in kürzester Zeit kochte das Wasser in der Kanne schon. Mit einem Tuch in der Hand, ergriff sie den Henkel der Kanne, stellte den Herd wieder ab, goss sich etwas von dem Tee in die Tasse und platzierte die Kanne auf eine Unterlage auf dem Tisch. Der Doc. hatte seine Tasse zur Hälfte leer getrunken, als auch Anija sich endlich gesetzt hatte. Ein Blick genügte, damit der Verband um Anijas Kopf dem alten Man ins Auge fiel. Mit gerunzelten Augenbrauen beugte er sich etwas nach vorne und sah sich den Verband genauer an. ‚Was hast du denn da schon wieder gemacht? Ist das gestern passiert?’ Die Grünhaarige nickte leicht, während sie einen kleinen Schluck von ihrem Tee nahm. „Ja. Ich habe gestern Nacht im Dorf einige der Banditen vom zerstören und morden abgehalten und dabei hatte mich einer von ihnen mit seinem Gewehr erwischt. Es ist wahrscheinlich nur eine kleine Platzwunde und am Arm habe ich eine Streifwunde.“ Mit einem seufzen stellte der alte Arzt seine Tasse Kaffee wieder auf den Tisch. ‚Gut… dann geh mir bitte ein paar Sachen zum verarzten holen. Ich schaue mir das genauer an.’ Murrte er vor sich hin. Lächelnd nickte das Mädchen, stellte ihre Tasse auf den Tisch ab und huschte aus dem Raum.

‚So, fertig. Das dürfte es gewesen sein. Die Streifwunde ist nicht so schlimm. Verband drum und fertig.’ Beendete der Doc. die kleine ärztliche Behandlung. Mit einem verzerrten Gesicht schielte Anija zu dem dicken Pflaster an ihrer Stirn hoch. „Oh man... mir platzt gleich der Kopf… warum musstest du das auch nähen…? Ok… eigentlich kann ich mir diese Frage von selbst beantworten…“ Der Arzt nahm wieder einen Schluck von seinem Kaffee. Langsam schien er wacher zu werden und schaute aus dem Fenster. ‚Unser Patient von heute Nacht war vorhin hier gewesen… er wollte seine Behandlung bezahlen… ich habe sein Geld abgelehnt. Wenn mir die Patienten kurz nach ihren Behandlungen davon laufen, dann habe ich ihr Geld nicht verdient.’ Mit einem undefinierbaren Gesicht starrte Anija ihren Großonkel an, blickte dann allerdings in den Tee in ihrer Tasse. „Er hätte sich wenigstens bedanken oder sich für sein Verhalten bei dir entschuldigen können…“ Murmelte sie leise und trank ein wenig vom Tee. Der Doc. trank noch den letzten Rest von seinem Kaffee, stand auf und ging zur Spüle rüber. ‚Anija… ich glaube es wird langsam Zeit, dass du diese kleine Insel hier verlässt und dich auf Reisen begibst. Du sollst endlich alleine auf eigenen Beinen stehen und ohne meine Hilfe schwierigere Wunden behandeln. Du bist alt genug dazu.’ Erschrocken über das was ihr Sensei ihr gerade gesagt hatte, schaute sie von ihrem Tee auf. „A-Aber Sensei… ! Du hast vor kurzem doch erst noch gesagt, dass es nicht in Frage kommt, dass ich einfach von hier fort gehe und dich hier alleine lasse! Du hast gesagt du würdest meine Hilfe hier brauchen und-„ ‚Ja, ich habe so was vor noch nicht allzu langer Zeit gesagt, doch jetzt ändere ich meine Meinung! Du wirst niemals richtig erwachsen werden wenn du ewig auf dieser kleinen Insel rum lungerst und vor allem wirst du so nie eine richtige und eigenständige Ärztin werden. Der Anfang wird zwar schwer sein, doch wirst du Erfahrung sammeln, Erfahrung die dir niemand mehr nehmen kann. Du wirst stärker werden und vor allem wird sich auch so dein richtiger Charakter entfalten.’ Würgte der alte Mann seine Nichte ab, verließ den Raum und ließ sie einfach auf ihrem Stuhl sitzen. Nachdenklich blickte sie nun wieder aus dem Fenster, sah zu wie die Möwen in der Luft ihre Kreise zogen…
 
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Jonathan Volta

Guest
Das grünhaarige Mädchen lächelte und sagte ihm, wo das Badezimmer und die Dusche zu finden waren. Sie versuchte wohl, in seiner Gegenwart, etwas fröhlich zu wirken, doch man bemerkte ihren deutlichen Unmut über das plötzliche Verschwinden ihres Patienten. Ihr Lächeln hielt nicht lange an und musste einem enttäuscht oder leicht wütend wirkenden Gesichtsausdruck Platz machen, als die junge Ärztin sich zum Behandlungstisch wandte, um sich die Blutflecke darauf anzusehen. Während ihrer Inspektion meinte sie weiter zu Jon, dass sie nur die Gehilfin sei und der alte Mann der einzige Arzt im Dorf wäre. Sie schien nicht wirklich erfreut über die Tatsache und Jon verstand nicht, warum sie es dann nicht ändern wollte, gab es doch jeden Tag wieder so viele Möglichkeiten. „Nur das Wichtigste einpacken, die Haustür aufmachen und mit der richtigen Einstellung hinaus ins Abenteuer, das ist der richtige Weg. Wenn man einem unüberwindbaren Hindernis gegenübersteht, dann muss man eben jemanden findet, der einem hilft, diese Mauer zu überwinden und über sich selbst hinauszuwachsen… hm… ich verstehe nicht, wieso es so viele Menschen gibt, die das nicht begreifen. Es wäre im Grunde doch so einfach. Nun, es ist nicht mein Leben und deswegen auch nicht meine Entscheidung, aber ein kleiner Denkanstoss kann bei niemandem schaden… mal schauen, ob sich bei ihr auch so etwas finden lässt. Sie behauptet zwar von sich, sie sei bloss eine mittelmässige Ärztin, doch diese Worte klangen verdächtig nach einer puren Resignation, nach einem verkrallen in der Gegenwart, als würde sie nicht einsehen können, dass auch sie das Recht darauf hat, über ihre Grenzen hinaus zu wachsen und die Ziele, welche sie schon lange verfolgt, wahr werden zu lassen. Falls diese Worte Bescheidenheit waren, ist ihr nicht zu helfen, ich kann mit solchen Etiketten rein gar nichts anfangen, wenn es um ein solch schwieriges Thema geht. Bescheidenheit… pff… ein Mittel der Wahl, ein Ausschmücken der Tatsachen, verleugnen der Fakten und täuschen des Gegenübers. Oberflächliches Getue, als wäre es nicht schlimmer als das Lügen oder verdecken der Gegebenheiten, ein Verbrechen an sich… schade, dass junge Leute Solches immer eingetrichtert bekommen. Ein Jammer… „
Der junge Kopfgeldjäger stand immer noch auf der Türschwelle und sah auf das dreissig Zentimeter kleinere Mädchen hinab, das gerade den Operationstisch vor dem getrockneten Blut säuberte. Sie wischte vorsichtig die roten Krümelchen auf und wandte sich während des Arbeitens an eine dritte Person im Raum, die Jonathan zuvor gar nicht bemerkt hatte. Sein Kopf ruckte herum und die Pupillen weiteten sich besorgniserregend weit, als er das Geschöpf erblickte, das dort seelenruhig auf einem Operationstischchen sass und sich die Nase zu putzen schien. „Verdammt!“, fuhr es ihm durch den Kopf, das Bild eines Frettchens brannte sich zum wiederholten Male in den letzten 24 Stunden in sein Gehirn. Wie war das pelzige Tierchen dort so schnell hingekommen? War es etwa an ihm vorbei durch die Türe gehuscht? „So nahe?“ Grauenerregende Vorstellung, ein solches Wesen in seiner nächsten Nähe gehabt zu haben. Der Kopfgeldjäger schüttelte sich vor Ekel und bewunderte einmal mehr den Mut des grünhaarigen Mädchens, das es fertig brachte, diesem Geschöpf Befehle zu erteilen. „Ich sollte mich wirklich um ihre Freundschaft bemühen, immerhin ist sie die Einzige, die mich vor einer Attacke dieses Dinges beschützen kann.“, dachte er. Mit gequält wirkendem Lächeln wandte er sich wieder der jungen Dame zu und lauschte weiter ihrer Worte. „Das Frettchen mit dem Fuss wegschieben?!“ Geht’s noch? Jonathan sah herab auf seine nackten Zehen und musste sich wiederholt zwingen, keinen Schritt weg von dem braunen Ding zu machen. „Mit einem dichten Lederschuh vielleicht, aber doch nicht barfuss!“
Er wurde von seinen düsteren Gedanken abgelenkt, als das Mädchen ihren Namen nannte. „Anija?“ Schöner Name eigentlich… da war doch mal diese blonde Wirtin mit diesem Namen gewesen… doch vielleicht sollte er die beiden nicht zu eng miteinander verbinden. „Würde das Ganze nur unnötig kompliziert machen. Schliesslich konnte ich nicht wirklich was dafür, dass der gesamte Schankraum der „anderen“ Anija verwüstet wurde, für das Meiste davon könnte man diesen rüpelhaften einäugigen Piraten verantwortlich machen.“ Dieser hatte ein Auge in einer Schlacht verloren und das Andere hatte Jon mit einem unglücklich ausgeführten Schwenker seines Bierkruges blau geschlagen, so dass der arme Mann fast gar nichts mehr sah und einfach auf alles einhieb, das im entferntesten die Farbe Rot an sich trug. Und der junge Volta hatte danach Hausverbot erhalten. Ganz toll.
„Was zum Teufel tut dieses Ding da?“
„Ferret“, wie das Frettchen von seiner Herrin schon öfters genannt worden war, schwänzelte auf Jonathan zu und begann, an ihm herumzuschnüffeln. Dessen Hautfarbe wurde proportional zu der verbleibenden Entfernung des Wesens immer weisser. Sich alle Mühe gebend, noch einen Rest Würde zu bewahren, stand der Kopfgeldjäger stocksteif auf der Stelle und versuchte sein bestes, das braune Geschöpf da auf dem Fussboden zu ignorieren. Ein Ding der Unmöglichkeit. Immer näher kam das furchtbare Raubtier und Jon glaubte unter seinem niedlichen Schnäutzchen schon messerscharfe Reisszähne hervor blitzen zu sehen. Falls Anija noch irgendetwas zu ihm gesagt hatte, ging es im dröhnen der Alarmglocken im Kopf des Rothaarigen unter, dessen Blick starr auf ihr Haustierchen gerichtet war.
Eine todbringende Tatze hob sich und raste auf sein Bein zu. Gerade der Moment, in dem die junge Doktorin das Zimmer verlassen hatte. Kaum waren ihre Schritte verklungen, machte der Waffenmeister einen Satz über den Operationstisch und presste sich dahinter an die Wand. Keuchend beobachtete er das Frettchen weiter, welches immer noch auf der Anderen Seite des rettenden Behandlungtisches hockte und sich ein Pfötchen ableckte. Es sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an und fuhr mit der Zunge weiter über sein Fell.

„Hinterhältiges kleines Biest.“, dachte Jonathan und liess es nicht aus den Augen. Mehrere Minuten stand der Mensch dem Tier gegenüber und die Beiden sahen sich an. Das Tier mit der Grösse einer Schuhschachtel gelassen wirkend auf dem Boden, sich das Fell putzend und der Mensch, kreidebleich an die Wand gegenüber dem Frettchen gepresst, darauf wartend, das dieses endlich die Tür freigab. Nach ein paar Minuten schien es Anijas Haustier zu viel zu werden und es tapste langsam zur Tür hinaus, wobei es sich grösste Mühe gab, dies nicht schnell zu tun. Der schwitzende Kopfgeldjäger löste sich von der Wand, wartete noch einige Augenblicke und linste dann vorsichtig zum Eingang des Operationssaals hinaus. „Es beobachtet mich. Es beobachtet mich und lacht sich dabei zu Tode. Dieses feige Stück.“
Eine Grimasse wegen seiner Schwäche schneidend machte sich Jon auf die Suche nach der, von der Ärztin beschriebenen Dusche. Dies tat er auf Zehenspitzen, um das Raubtier nicht schon wieder anzulocken. Er hatte wirklich besseres zu tun, als sich mit einem Frettchen zu prügeln. Nach einigem Umsehen war die Tür zum Badezimmer schliesslich gefunden und demensprechend schnell auf und zugeklappt, um keine Bestien rein zulassen. Hätte ihm noch gefehlt, wenn das Ding ihn unter der Dusche erwischen würde. Sich endlich in Sicherheit wähnend, sah sich der junge Volta im Raum um. Dieser war vollständig getäfelt und besass sowohl eine Dusche wie auch ein Klo. Wie auch in den anderen Räumen dieses Hauses, schien hier jemand Sauberkeit sehr zu mögen, denn nirgends war Schmutz oder Staub zu sehen. Nur die nasse Luft und der beschlagene Spiegel verrieten, dass die junge Ärztin hier vor kurzem auch eine Dusche genommen haben musste. Vorsichtig, um auf dem stellenweise glitschigen Boden nicht auszurutschen, ging der Kopfgeldjäger näher an die Brause heran und sah sie sich an. Das Ding war aus Metall gegossen worden, und wurde sehr wahrscheinlich von einem einfachen Pumpmechanismus in Gang gesetzt. „Wobei mich interessieren würde, wie hier so weit oben auf dem Hügel, das Wasser seinen Druck nicht verliert.“, murmelte der Waffenmeister. „Muss ein recht findiger Erbauer gewesen sein.“
Sich weiter seine Gedanken über diverses Zahnradgetriebe und Druckberechnungen machend, zog er die beiden einzigen Kleidungsstücke aus, die er am Körper trug: die Hose und darunter Shorts. Beides landete auf dem zugeklappten Klodeckel, damit es nicht nass wurde und der Besitzer davon stieg über den kleinen Vorsprung unten an der Dusche, der das Wasser am Auslaufen hinderte, hinweg. Einmal drin, zog er reflexartig, ohne genau hinzusehen, den erstbesten Hebel, in der Hoffnung, es möge der für warmes Wasser sein. Falsch gehofft.
Ein Schwall eiskaltes Nass ergoss sich über den jungen Volta, der sofort fluchend den anderen, zur Verfügung stehenden Hebel griff. Nach einem kurzen Moment des Ausharrens unter eisig kaltem Wasser, wärmte sich dieses allmählich auf, und der frierende Kopfgeldjäger murmelte einige Verwünschungen an sich selber, weil er es am Morgen nicht einmal mehr fertig brachte, die Richtige Wassertemperatur zu wählen.
Seufzend stand der Rothaarige unter der Brause und liess das, nun angenehm warme, Wasser über sich hinweg prasseln. In solchen Momenten meldete sein Körper immer sämtliche Verletzungen erneut, die er alle erlitten hatte, schmerzhafte Stiche pieksten ihn an jeder noch so kleinen Wunde, obwohl sie schon lange verheilt waren. Den Kopf in den Nacken gelegt liess Jonathan es stumm über sich ergehen und konzentrierte sich auf die Ereignisse in den vergangenen Tagen. Davon war sicher gestriger am interessantesten gewesen. „Tigermensch… Tigermensch… was hat dieser Typ erlebt? Seine Vergangenheit muss eine einzige Katastrophe gewesen sein, dass er es nicht mal mehr fertig bringt, einem Arzt zu vertrauen. Je länger ich über den Typen nachdenke, desto mehr will ich ihn noch einmal Treffen. Er schuldet mir eh noch einen Gefallen.“
So denkend duschte der Kopfgeldjäger noch fertig, eher er wieder aus der dampfenden Kabine stieg und nach einer Abtrocknungsmöglichkeit Ausschau hielt. Nach ein wenig Suche wurde eine Beige mit sauberen Tüchern in einem der Schränke ausfindig gemacht und gleich zwei davon benutzt. „Da reicht eines doch bloss für die Haare, so klein ist das… „
Nachdem er vollständig trocken war, ging er wieder auf den Flur hinaus und von da aus in sein Zimmer, diesmal ohne gross auf etwaige mit Reisszähnen bewaffnete Fellbüschel Ausschau zu halten. Im Raum angekommen, liess er die Beige mit den Kleidern erst einmal links liegen und zog sich frische Sachen an, wohl einige der Wenigen, die er noch hatte. „Ich muss unbedingt mit dem alten Doktor sprechen, vielleicht hat der Zoan Nutzer mit ihm geredet, bevor er verschwunden ist. Anija wusste ja noch nichts davon.“
Grübelnd klinkte der Waffenmeister Nefertabis und Gamlechiel an die Halter und ging zur Türe hinaus. Er hoffte wirklich, dass der Alte etwas über den Tigermenschen zu sagen wusste, denn wenn dieser schon lange weg war, würde er sich nie von dessen tatsächlichen Kräften überzeugen können. „Ausserdem… ich vergass während des Abends gestern beinahe, wieso ich überhaupt auf diese Insel kam. Der Grund, warum ich dieses Eiland ansteuerte war doch jener, dass ich mir Mitstreiter suchen wollte. Ein toller Gedanke, wenn ich diesen Mann auf meiner Seite würde wähnen können… wenn auch reichlich unrealistisch. Er kam mit nicht wie der Typ vor, der sich gerne mit anderen verbündet, wenn auch nur, dass diese ihm helfen können. Ich glaube, der wär lieber gestorben, als zugeben zu müssen, dass ich ihm das Leben gerettet hab.“
Knarrend setzten seine Stiefel auf dem hölzernen Fussboden auf und hielten an, als aus einer Tür Stimmen zu ihm hinaus drangen. Mussten wohl der Alte und seine Schülerin sein, die da diskutierten. Jon wiedersetzte sich dem Drang, in den Raum zu gehen und hörte weiter zu, was die Beiden sich zu erzählen wussten.
„Der Patient ist abgehauen, war aber noch einmal hier? Der Arzt hat das Behandlungsgeld abgelehnt, mit der Begründung, dass ein Patient, der ihm davonläuft, ein solches nicht bezahlen müsse… na das nenne ich doch mal Berufsstolz. Auch wenn seine Schülerin diese Meinung eher nicht mit ihm teilt.“ Der Kopfgeldjäger schmunzelte und horchte weiter, einfach immer noch neben der Tür auf dem Flur stehend. Ein weiterer Satz bettelte geradezu um Aufmerksamkeit: Anija… ich glaube es wird langsam Zeit, dass du diese kleine Insel hier verlässt und dich auf Reisen begibst. Oh,na sieh mal einer an…
"Der alte Arzt will, dass seine Schülerin die Welt bereist… dass sie Abenteuer erleben kann. Wer kann da etwas dagegen haben? Das Leben auf rauer See ist toll, wenn auch nur im übertragenen Sinne…“ Jonathan wurde bei der Erinnerung an hohe Wellen allein schon wegen dem Gedanken übel. Ein Kopfgeldjäger, der Angst vor Stürmen auf dem Meer hatte… eigentlich eine jämmerliche Vorstellung, aber da konnte man nichts machen, immerhin musste das ja niemand erfahren. Ein Punkt mehr für seine Fähigkeit, bei solchen Dingen einfach einzuschlafen und seinem Körper Ruhe aufzuzwingen.
Gerade stand der Alte auf und machte Anstalten, zur Türe hinaus zu gehen. Die letzten Worte an seine Schülerin kamen eher einer Aufforderung, denn einer Bitte gleich. „Muss für sie im Moment hart sein… doch sie kann je lernen. Es gibt so viel, was ich auch noch nicht weiss. Da könnte sie ja eigentlich mit mir kommen. Wir könnten zusammen Erfahrungen sammeln.“
Die Idee war dem Rothaarigen eigentlich eher
spontan gekommen. Wäre es klug, sie anzuwerben? Sie war jünger als er, auf die hohe See vielleicht nicht gut genug vorbereitet…

Als der Arzt an ihm vorbeitrat, kehrte Stille im Raum ein. Sie überlegte sich, wie ihre Zukunft wohl Aussehen mochte. „Ach, das hab ich auch mal durchgemacht, nicht weiter schlimm.“, dachte sich der Rothaarige.
Er wartete einige Augenblicke, ehe er in den Raum trat. Dort saß Anija mit einem verwirrten Gesichtsausdruck am Tisch und schien erst gar nicht zu bemerken, dass jemand den Raum betreten hatte.
„Hey“, machte Jonathan auf sich Aufmerksam. „Ich hab euer Gespräch mit angehört. Was ich jetzt sagen möchte, wird dir vielleicht nicht gefallen, du kannst mich auch aus dem Haus werfen, wenn du willst, doch es muss gesagt sein.“ Er atmete tief ein, sowas tat er nicht zum ersten Mal, blöderweise klappte es nur selten. „Egal für welchen Weg du dich schlussendlich entschiedest… ich möchte dir sagen, dass die Weite des Meeres, von der dein Lehrer gesprochen hat, nicht das ist, was sich die meisten vielleicht beim ersten Gedanken ausmahlen. Ich kenne die See, ich hab sie ein Jahr lang bereist. Mag für viele nicht bedeutend sein, diese kurze Zeitdauer, doch mich hat sie vieles gelehrt und ich habe keine Zweifel, dass sie das auch bei dir tun wird. Dein Alter Meister möchte bloß das Beste für dich, das weißt du wahrscheinlich schon längst. Was dir neu sein dürfte: Ich bin Kopfgeldjäger… für manche ein ehrvoller Beruf, für Andere, wie Piraten, der reinste Albtraum. Hör zu, ich… ähm war bisher alleine unterwegs und… es wäre toll, wenn ich bei meiner Abreise von dieser Insel jemanden in meiner Begleitung hätte. Versteh das nicht falsch, du bist eine Ärztin und meinen Einschätzungen nach gerade mal Erwachsen geworden und ich möchte dir das nicht zutrauen, dich gleich in das größte Abenteuer deines Lebens zu stürzen, aber die Bitte lässt sich nicht vermeiden. Denn ich suche schon lange nach fähigen Menschen. Menschen wie dir, wenn sich mein erster Eindruck nicht täuscht und das tut er selten, glaub mir… nun also… ich werd mich auf den Weg machen.“
Er grinste sie an.
„Ich will diesen Narbenmenschen von gestern Abend noch erwischen, er schien mit ein interessantes Wesen zu haben. Ich sag es nochmal: Es war eine Bitte und deine Entscheidung. Mach es gut, falls wir uns nicht widersehen und… öh, danke für das Zimmer und die Dusche.“
Der Rothaarige drehte sich um und verließ, ohne noch einmal zurückzuschauen den Raum. „Wieder jemandem die Chance gegeben. Noch einmal.“
Die Kleider waren ziemlich schnell wieder eingepackt, denn wes es stimmte, was der Alte zuvor gesagt hatte, würde der Tigermensch recht bald die Insel verlassen. Er musste ihn noch erwischen.

Ein wenig gehetzt verließ der junge Volta das Haus, nicht ohne zuvor noch auf Anija zu warten und machte sich auf den Weg in die Stadt hinunter. Kurz bevor er die ersten Häuser erreicht hatte, bemerkte er einen schwarzen punkt in der Landschaft, links von ihm, der sich auf die Küste zuzubewegen schien. Na, da schein ein verlorener Patient seine eigenen Wege gehen zu wollen. Eindeutig erkannte man seine schwarzen Haare und normalerweise sah man auch keinen Streuner, der querfeldein ging, auch noch mit einer Weinflasche in der Hand. Die Schritte des Kopfgeldjägers änderten sofort ihre Richtung, drehten sich von den ersten Häusern der Stadt weg und folgten dem Tigermenschen. Da dieser es nicht sonderlich eilig zu haben schien, holte der junge Volta recht schnell auf und war schon bald auf einer Höhe mit ihm. Aus der Nähe liess sich erkennen, dass der Typ tatsächlich eine gute Flasche Wein bei sich zu haben schien und immer wieder einen Schluck daraus nahm. „Hmm, sogar er hat etwas lieb gewonnen“, musste der junge Volta schmunzelnd feststellen. Geradeaus führte der Weg seiner Schritte weiter auf den von Narben gekennzeichneten Mann zu. Ihm war nicht ganz wohl bei der Sache, denn in der Gegenwart dieses Mannes kam man sich ständig so vor, als würde man gleich von einer harten Faust mitten in das Gesicht geschlagen werden. Der Typ war wahrlich nicht gerade einer, mit dem Man(n) verhandeln konnte.
Kurz Luft holend macht Jon einen weiteren Schritt vor und ging plötzlich neben dem Schwarzhaarigen. „Nun“, sagte er.
„Verletzungen sind geheilt, wie ich sehe, freut mich. Wenn du am Abend gestern nicht völlig weg warst, ist dir sicher aufgefallen, dass ich dich in das Haus des Arztes gebracht habe. Ich könnte darauf weiter rumreiten.“ Er zuckte die Achseln und sein übliches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Du wolltest doch hoffentlich nicht einfach hier weg gehen. Du weißt, die Leute hier sind dir dankbar… nun auf jeden Fall, wollte ich dich fragen, wohin du deinen Weg zu gehen gedenkst? Ich sehe mir dein Gesicht an und sehe Unmut, Rache, Mordlust? Natürlich, ich kenne dich nicht… das will ich aber ändern.“
Nun musste er eben die Initiative ergreifen.
„Ich bin Jonathan da Volta, seines Zeichens Kopfgeldjäger, freut mich, dich kennen zu lernen. Ich bin sicher, ich muss nicht betonen, wie sehr mich interessieren würde, was Gestern in diesem Wald passiert ist.“
 
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Teufelsfrucht
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Es gibt viele verschiedene Typen von Menschen. Mutige, intelligente, freundliche, ängstliche, dumme, unhöfliche... Zu diesen Eigenschaften kommen noch einige Eigenarten und paradoxe Verhaltensweisen hinzu. Alles in allem gibt es viele verschiedene Kombinationen sowie Abstufungen. Dennoch existieren nur wenige Menschen die es mit einem wie dem jungen Fuertes hätten aushalten können. Er war einfach durch und durch kein sehr sozialer Mensch. Stets abweisend und unfreundlich. Gab sich immer unantastbar, mehr noch... über so viele erhaben. Die meisten wollten aber auch weder sehen noch überhaupt wissen, was eigentlich dahinter steckte. Naja, selbst wenn, hätte sie Vico meist ohnehin nie gelassen. Wozu auch, sich einer fremden Person, zu der höchstens eine kurze Bekannschaft existieren würde, öffnen? Das würde keinen Sinn ergeben. Sowas machten nur dumme, zutiefst naive Menschen. Sich jedem beliebigen anvertrauen. Der Rotäugige hingegen schützte sich vor seiner Umwelt, einen unsichtbaren Schild tragend. Mehrere Mauern die ihn vor den Einflüssen anderer Personen schützen sollten. Für ihn relativ unbewusst, hatte sich diese Barriere aufgebaut. Doch sie war da. Vorhanden und fortwährend immer dazu geschaffen, andere von ihm fernzuhalten. Viele würden ihn genau deswegen, wohl für einen einsamen Wolf halten. Wahrscheinlich traf das auch zu, doch so sah sich der junge Fuertes selbst überhaupt nicht. Er verkaufte es der Außenwelt und auch noch sich selbst so, als wäre er jemand der niemanden bräuchte. Niemanden der für ihn da sein müsste, ihm zu zuhören, ihn auch mal beschützen oder gar Dinge tun, die er nicht konnte. Dinge die er aber eben selbst sich und anderen gegenüber nie eingestehen würde, dass er sie nicht konnte. Schwäche zeigen, anderen oder sich selbst gegenüber... Das war für ihn einfach ein schieres Unding.
Doch neben dem Schild sorgte Vico auch genug selbst dafür, dass sich die Leute von ihm fern hielten. Seine Blicke, seine Mimik, seine Art Sachen zu regeln oder gar auszusprechen bewirkten, dass sich wirklich nur wahnwitzige, überaus naive, dumme oder auch in seltenen Fällen sehr mutige Menschen an ihn heranwagten. Nicht minder selten endete sowas dann mit Knochenbrüchen oder zumindest weniger schlimmen blauen Flecken. Oft fluchte der junge Mann dann darüber, dass es dieses 'wertlose Pack' einfach nicht begriff, dass es ihn doch nur in Ruhe lassen sollte.

Wieder einmal kam solch eine Situation, als der Dunkelhaarige sich auf dem Weg zur Küste befand, etwas weit außerhalb der Stadt, eine kleine Bucht anvisierend. Sein Ziel war eine Möglichkeit von der Insel zu kommen, wenn auch es sich nur um eine vage Vermutung handelte, manifestiert aus Verbindungen von Menschenkenntnis und dem Wissen über die Vorfälle letzter Nacht. Doch wurde er gerade bei diesem Vorhaben gestört. Er lief gelassen, nicht besonders zügig, aber auch nicht sehr langsam, eben im normalen Schritttempo, den Weg entlang. Die edle Weinflasche hatte derweil wieder aus dem schwarzen Beutel heraus Halt in seiner Linken gefunden und benetzte den Gaumen des jungen Fuertes mit der purpurnen Flüssigkeit, bei jedem Schluck den er von ihr nahm. Just in dem Moment in dem die Flasche wieder von seinem Mund abgehend sank, sprach ihn wer von der Seite an, eine Person die sich zügig dazu getrieben hatte, nun neben ihm laufen zu können. An sich nichts ungewöhnliches, denn schließlich hätte es auch nur irgendein einfacher Bürger sein können, der Scar noch einmal schwachsinniger Weise seinen Dank aussprechen wollte. Doch dem wahr nicht so und genau das wurde dem Tigerkönig schlagartig klar, als er die locker gesprochenen Worte der Person die gelassen neben ihm her schritt, als würde diese Tat keinerlei Mut erfordern, vernahm. Die Pupillen der tiefroten Augen weiteten sich und Scar's Blick glitt etwas seitlich, während er noch im Gehen dem Gebrabbel, welches dem reißenden Strom eines Wasserfalls glich, lauschte. Es handelte sich um den rothaarigen Förster, aus dem Wald, von letzter Nacht, musste Vico, mit ziemlichem Unmut, feststellen. Doch war allein die Tatsache nicht schon provokant genug... da faselte dieser den jungen Fuertes auch noch einfach so, auf öffentlicher Straße, zu. Nun stellte sich die wichtige Frage... Was für ein Typ Mensch war dieser Rotschopf? War er wirklich mutig oder nur ein kompletter Idiot? Scar ging natürlich von letzterer Tatsache aus, besonders als dieser ihm Unbekannte im schwarzen Mantel ernsthaft davon anfing, so lebensmüde wie er schien, davon zu reden, dass er es ja gewesen war, der den Teufelskraftnutzer in der Nacht in das Haus der Ärzte getragen hatte... Teme... Die rechte Faust des jungen Mannes, dessen Gesicht von Narben gezeichnet war und sich in diesem Moment auch noch voller Zorn verzog, ballte sich, während er innerlich seiner ungewollten Begleitung die Pest an den Hals fluchte. Überhaupt sein ganzer Körper spannte sich an. Es fehlte lediglich ein Tropfen und das Fass würde überlaufen. Als der Rothaarige dann auch noch meinte, er könne ja weiter darauf rumreiten, wollte Vico schon ausholen, doch das Schulterzucken und für ihn etwas dümmlich wirkende Grinsen seines Gegenübers hielt ihn dann vorerst davon ab. Tu es, wenn du dein Leben wegwerfen willst… Allerdings bevorzugte es der fast Scar gleich große junge Mann eher darauf hinzuweisen, dass diese primitiven Bewohner dieser Insel dem Zoan-Nutzer zutiefst dankbar waren und es wohl missen würden, wenn sie diese Dankbarkeit ihm gegenüber nicht ausdrücken könnten. "Thz..." schnaubte der Dunkelhaarige daraufhin nur verächtlich, denn für ihn bestand der Dank eigentlich hauptsächlich nur aus purer Heuchelei, wenn nicht sogar viel schlimmer... Man hätte nämlich auch meinen können, dass sie ihrem vermeintlichen Retter einfach nur in den Hintern kriechen wollten, weil sie befürchteten vom Schlächter ihrer Bedrohung letztendlich gefährdet zu werden. Aber das interessiere den jungen Fuertes bei weitem nicht mehr, denn schließlich wollte er ja jetzt von dieser Insel endgültig verschwinden. Trotzdem blieb ihm dieses rothaarige Anhängsel, das neben ihm herlief und ihn mit Fragen und gleich darauf folgenden Aussagen verbal malträtierte. Wie nervig das wohl für Scar sein musste? Er kannte diesen Typen nicht, wollte ihn auch überhaupt nicht kennen lernen. Und dennoch versuchte sich dieser Scar zu nähern, mit einfachen Fragen und einer Vorstellung seiner selbst. Er fragte ihn wohin er denn gehen würde wollen und ob es wirklich Rache- und Mordgelüste seien die sich in seinem Gesicht verzeichneten. Dann merkte er noch an ihn ja nicht zu kennen, doch diesen Fakt gerne ändern zu wollen... Spinnte dieser Rotschopf wirklich so sehr? Scar's Vermutung über die Einstufung der Person neben ihn verstärkte sich immer mehr. Das war kein Mut, was dieser dort an den Tag legte... das war schierer Wahnwitz. Der Rothaarige plapperte ihn nicht nur einfach voll, ohne wirklich um Erlaubnis für eine derartige Störung gefragt zu haben, nein, nun wollte er ihn auch noch wirklich kennen lernen, was im tieferen Sinne eigentlich bedeutete: "Ich möchte dich verfolgen und dir noch länger auf die Nerven fallen." Und genau diese tiefere Deutung behagte dem Erben der Fuertes überhaupt nicht. Jonathan da Volta, so stellte sich der Nervbolzen vor. Kein Förster sondern Kopfgeldjäger... Kopfgeldjäger? Der? Daraufhin musterte ihn Scar etwas ausgiebiger, während dem Gehen. Jonathan war ungefähr gleich groß wie er, dabei aber auf jeden Fall etwas junger. Grün gefärbte Augen blickten in die seinen. Die lange rote Mähne war kaum zu übersehen. Dennoch gab es noch einige andere ungewöhnliche Details. Allein diese merkwürdigen Tränennarben unter seinen Augen. Was diese wohl ausdrücken sollten? Um dieser merkwürdigen Gestalt dann noch die Krone aufzusetzen, war dieser Kerl noch gänzlich in Schwarz gehüllt. Einem Ledermantel um genauer zu sein. Diese Aufmachung, besonders wenn er die Kapuze überzog, sollte wohl als eine Art Tarnung in der Dunkelheit der Nacht dienen... Alles in allem wirkte da Volta mehr wie ein Möchtegern statt eines wirklich ernst zu nehmenden Kopfgeldjägers. Bounty Hunter? Vonwegen, der Typ ist doch noch mehr als grün hinter den Ohren... Allen voran, dass er ihn so auf der Straße belästigte, so unwissend und lebensmüde wie er dadurch offensichtlich war, bewies Scar nur dessen Unerfahrenheit.
Jonathan meinte ernsthaft, ohne das der junge Fuertes auch nur ein Wort gesagt hätte, dass es ihn freuen würde, diese Bekanntschaft zu machen. Mehr und mehr zweifelte Vico am Verstand des Rothaarigen... Aber wahrscheinlich war das nur wieder eine dieser üblichen Höflichkeitsfloskeln. Nur eine weitere Heuchelei. Niemand würde sich schließlich je ernsthaft darüber freuen die Bekanntschaft des Teufelsmenschen zu machen. Niemand... Daran hielt Scar fest.

Vorerst liefen die beiden jungen Männer nur so nebenher. Der Tigerkönig hatte nicht vor auch nur ein Wort an diesen schwarz Ummantelten zu richten. Er wollte diese ganze Sache mit Ignoranz hinter sich bringen. Denn würde er wirklich noch auf ein Gespräch eingehen, dann könnte er wahrscheinlich sein ohnehin schon provoziertes Gemüt nicht länger zurück halten. So hatte Vico beschlossen den neben ihn hergehenden jungen Mann einfach zu ignorieren, ganz darauf setzend, dass dieser einfach von selbst verschwinden würde, wenn er denn endlich begreifen würde, wie unerwünscht er eigentlichen beim Erben der Familie Fuertes war.
Dennoch war Scar nicht gerade ein Mann mit überdurchschnittlich langem Geduldsfaden. Deswegen stoppte er, als es ihm endgültig genügte, dass dieser Rotschopf wie eine Klette an ihm hing. Ein schweres Seufzen entglitt seiner Kehle, während er entnervt die Augen schloss... und sie kurz daraufhin wieder aufriss, während seine rechte Faust zur Seite nach vorn schnellte, direkt auf das Gesicht Jonathans zu. Wie gern hätte er doch zugeschlagen, doch hielt er sich zurück und bremste seinen Schlag so aus, dass er direkt vor dem Gesicht seines Gegenübers anhielt. "Du willst wissen, was in diesem Wald passiert ist? Was schon, ich habe ein wertloses Insekt zertreten, mehr nicht... Nun, da hast du deine Antwort. Jetzt verschwinde, denn ich, im Gegensatz zu dir, habe kein Interesse daran einen endlos plappernden Möchtegern-Kopfgeldjäger kennen zu lernen...Dabo." Diese Absage sollte deutlich gewesen sein und nach diesen forschen, kühl gesprochenen Worten nahm Scar seinen Arm runter, setzte seinen Weg fort und nippte noch einmal an dem Chardonnay. Also wirklich... Was bildete sich dieser Jonathan nur ein? Mehr noch, was erwartete er für eine Reaktion von dem jungen Fuertes? Ein freundliches "Hallo, mein Name ist ... , freut mich auch dich kennen zu lernen. Wollen wir Freunde sein und eine Crew gründen?" Lächerlich. Einfach nur Lächerlich. Solche Bekanntschaftsanfänge gab es doch nur in billigen, etliche Male verkauften und dann doch wieder abgeklatschten Geschichten, mit fünftklassiger Schauspielkunst der Charaktere. So konnte man Scar jedenfalls nicht kommen.
Derweil darauf setzend, dass dieser Rotschopf sicher schon aufgegeben hatte, nach dieser deutlichen Abfuhr, kam Vico endlich an der Küste an. Genauer gesagt, direkt an der Bucht mit einem längeren Strand. Das Kreischen der Möwen und das Rauschen des scheinbar unendlichen Blaus zeugten vom Rande der Insel. Scar hatte seinen Einsatz gemacht, den Spieltisch verfolgt und, wie ihm nun ersichtlich wurde, den vollen Gewinn rausgeholt.
Am Strand lag ein kleiner Einmaster brach, nicht viel größer als ein Rettungsboot für ein paar Personen. Doch es sollte ausreichen, für Scar's Vorhaben. Das Boot war offensichtlich, genau wie es sich Vico gedacht hatte, von den Banditen zurück gelassen worden. Sie hatten wohl zu viel Schiss vor ihrem Anführer gehabt, als das sie diesen hier ohne ein Schiff zurück lassen wollten. Nun ja, es war die Schuld des Rotäugigen, dass der Räuberanführer nun wohl nie erfahren würde, wie viel Ehrfurcht er seinen Leuten eigentlich eingeprügelt hatte. Mit deutlchem Ziel vor Augen schritt Scar den Weg hinab, zum Strand, auf das Boot zu. Hoffentlich war es wirklich noch intakt...
 
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Anija

Guest
Möwen, Spatzen, jede erdenkliche Vogelart auf dieser Insel war mal vor dem kleinen Fenster der Küche zu sehen. Wie die prachtvollsten Wesen von allen zogen sie ihre Kreise am blauen Himmel, flogen der Sonne entgegen, ließen sich vom Wind tragen. Zu fliegen musste ein atemberaubendes Gefühl sein, für Vögel purer Alltag. Wie oft gab es Menschen die sich nichts mehr wünschten als einmal selbst, wie ein Vogel am Himmel zu schweben und auf die sicher scheinende Welt hinab zu blicken. Teufelsfrüchte… auch Anija hatte von ihnen gehört, allerdings noch nie eine in vollem Ausmaße erlebt. Man sagt, es gäbe eine Art von Teufelsfrucht, die die Menschen in Tiere und Hybridformen zwischen Mensch und Tier verwandeln könnte. Vielleicht gab es dort auch welche der Kategorie Vögel? Wahrscheinlich. Gerne würde Anija mal einen von ihnen in ihrer Hybridform aufschneiden, nachschauen wie sie von innen aussehen, was sie vom Menschen und was sie vom Tier behielten. Würden wohl auch ihre Techniken auf diese wirken? Sie hatten eine ganz andere Körperstruktur, eine Mischung aus Mensch und Tier. Fragen über Fragen, welche sich die Grünhaarige schon oft genug über diese Art von Teufelsfruchtnutzern gestellt hatte. Genauso interessierte sie sich auch für die anderen. War etwas anders in ihren Körpern, oder behielten sie ihre normale Körperstruktur bei? Was würde sie dafür geben, endlich einen Teufelsmenschen in die Hände zu bekommen und ihn aufschneiden zu können. Das würde sie in ihren Forschungen um die Anatomie von Lebewesen mit Sicherheit viel weiter bringen.

Gedankenverloren blickte sie mit dem immer kälter werdenden Tee in den Händen aus dem Fenster, beobachtete die Vögel und die Bäume vom Wald, welche sich sachte dem Wind beugten. Dieser Anblick fesselte das Mädchen. Es sprach lautlos Freiheit, Freiheit und Abenteuer aus. Plötzlich wurde sie von Jemandem aus ihren Gedanken gerissen, drehte ihren Kopf ruckartig zur Tür und sah dort den Rothaarigen Mann stehen. Mit einfachen Worten wollte er scheinbar mit einer etwas längeren Predigt beginnen. Alles was Anija mit ihrem Großonkel besprochen hatte, durfte er mit anhören, wirklich alles. Mit scheinlosem Gesicht fixierte sie ihren Blick auf die schon fast stechend grünen Augen des Mannes in schwarzer Kutte. Bevor er richtig begann, atmete er einmal tief ein, und dann wieder aus. Es schien wirklich etwas länger zu werden…
Fast wie ein Staubsauger den Staub saugte Anija die Worte des in Schwarz gehüllten Mannes förmlich in sich hinein. Er sprach von der weiten See, was sie ihm in der kurzen Zeit gelehrt hatte und was sie ihr lehren könnte. Er offenbarte ihr, dass er Kopfgeldjäger war, eine Person die sich gegen das Piratentum gestellt hatte. Gefährlich in dieser Zeit, vor allem weil auf einmal so viele Pirat wurden. Stellte man sich gegen einen, hatte man gleich seine gesamte Meute an der Kehle. Sie verstand, weswegen er gerne jemanden hatte mit dem er zusammen rum reisen konnte. Vorsichtig schien er darauf andeuten zu wollen, dass er sie wohl gerne mit sich auf See sehen würde. Anfangs hörte Anija nur zu, es wirkte schon fast als ob sie abwesend wäre, war aber voll dabei. Erst als der Rothaarige verschwunden war, sich auf die Suche nach ihrem Patienten machend, erwachte sie aus ihrer Starre so langsam wieder. Mit einem fast schon leeren Blick drehte sie den Kopf ziemlich langsam so, dass ihr Blick am Boden hängen blieb. Erstmal das was der Mann ihr eben gesagt hatte verarbeitend, schalteten sich ihre restlichen Sinne ab. Die Küchenfliesen verschmolzen förmlich im Blick des Mädchens. Sich vollkommenen in ihrer eigenen kleinen Gedankenwelt befindend, merkte sie gar nicht wie Ferret langsam in die Küche und auf sie zu getapst kam. ‚Es wäre toll, wenn ich bei meiner Abreise von dieser Insel jemanden in meiner Begleitung hätte.’ Immer wieder ging ihr dieser Gedanke durch den Kopf, ließ andere Gedanken kaum bis gar nicht zum Zuge kommen. War das gerade wirklich ein Angebot gewesen? Hatte sie sich vielleicht nur verhört? Nein, das was gerade war, war so real wie das grüne Haar des Mädchens.

Er hat mir Angeboten mit ihm zu gehen… ich glaube so ein Angebot werde ich wohl niemals wieder bekommen… ich würde nur zu gerne mitgehen, nichts wäre mir lieber, doch… ich kann meinen Sensei doch nicht so einfach hier alleine lassen… wenn auch er meinte ich soll endlich losziehen, in das Abenteuer meines Lebens… meine eigene Geschichte endlich weiter schreiben… aber… er ist doch schon so alt… das würde mein Gewissen nicht mit machen… einen alten Mann einfach hier stehen zu lassen… ganz alleine… ich fühle mich gerade wie in zwei Hälften zerrissen… die eine Hälfte möchte um alles in der Welt endlich die weite See erkunden, die andere meinen Sensei nicht im Stich lassen… i-ich weiß nicht was ich tun soll… Ihr Blick wurde leicht betrübt, blieb weiter am Boden fixiert. Ein leichtes und sanftes Zittern breitete sich am Körper des Mädchens aus, ging sogar auf die Tasse Tee in ihren Händen über. Die Ärztin biss sich leicht auf die Lippen. Was sollte sie nur tun? Plötzlich zurrte etwas an ihren Stiefeln. Sich langsam aus der Gedankenwelt lösend, blickte Anija zu ihren Beinen, sah dort runde, dunkle Knopfaugen in die ihre blicken. Ferret spürte, dass es seinem Frauchen gerade nicht gut ging, versuchte sie wahrscheinlich ein wenig zu trösten. Eine Pfote hatte er an das Bein Anijas angelegt und schaute neugierig zu ihr hoch. Ohne weiter zu zögern stellte sie die Tasse auf den Tisch ab, nahm das Frettchen auf ihren Schoss und fuhr mit der Hand durch das schöne, braune und weiche Fell des kleinen Jägers. Mit trostlosem Blick starrte sie auf das kleine Wollknäuel auf ihrem Schoss, welches die Pfoten auf ihre Brüste ablegte und mit einem tröstenden Blick in ihre violetten Augen sah. „Ach Ferret… ich weiß nicht was ich tun soll… ich würde so gerne endlich auf See gehen, Abenteuer erleben, neue Orte sehen, neue Menschen kennen lernen und und und… aber… ich kann meinen Sensei hier doch nicht versauern lassen… und mitnehmen, dafür wäre er zu alt und er würde auch nicht mit kommen wollen… ich möchte ihn nicht alleine lassen, nicht nach alldem was er für mich getan hat… er hat mich bei sich aufgenommen, als Schülerin angenommen… ich bin ihm noch so viel schuldig… aber er sagt selber, dass ich endlich losziehen und was aus mir machen soll… ich bin hin und her gerissen…“ Nun hob sie das Frettchen ein wenig hoch und kuschelte ihre Nase in das weiche Fell des Tieres. Die Pfötchen legte er dabei auf ihre Schulter ab. Seine feinen und sensiblen Tasthaare kitzelten ihre Wange. Ungeduldig zuckten sie leicht auf und ab, bis Anija ihren kleinen Freund von ihrer Knuddelattacke wieder erlöste und ihm direkt in das pelzige Gesicht blickte. Leicht erstaunt zog die Anatomin ihre Augenbrauen in die Höhe. „Ist das wirklich dein ernst Ferret? Du bist also auch der Meinung, dass ich endlich von dieser kleinen Insel runter muss… ich soll mal an mich selber denken… mh… aber… an mich selber denken… ich kann doch nicht den Sen-! Ja ich weiß ich denk schon wieder an jemand anderes, aber so bin ich nun mal… ich kann nur sehr schlecht an mich selbst denken… ja Ferret ich weiß dich nervt diese Insel auch… aber der Doc. …! Ach man… ja ich weiß, dass du Recht hast, er hat ja selbst gesagt ich soll endlich die See bereisen… warum ich dann noch zögere? Also wirklich den Grund müsstest du doch mittlerweile wissen! Es ist halt nicht so einfach jemanden wie meinen Sensei hier alleine zu lassen und an sich selber zu denken… ja ich weiß, dass das für dich einfach ist, aber du bist ja auch ein Frettchen! Wenn du auf Jagd gehen willst, gehst du auf Jagd… Ich soll auch einfach das machen was ich möchte…? Das klingt gar nicht so schlecht… ich möchte auf Reisen gehen, was erleben… soll ich es wirklich wagen…? Dass für dich die Antwort eindeutig „Ja“ ist weiß ich auch! Vielleicht wäre das wirklich das Beste… ja… ich denke ich werde auf Reisen gehen! Ich habe ein einzigartiges Angebot heute bekommen, ich will das nicht ausschlagen! So eine Chance bekomme ich nie wieder! Endlich das weite Meer nicht mehr vom Strand aus beobachten… das hört sich so traumhaft an… und es könnte sogar wahr werden! Ok, am besten ich pack heute noch meine Sachen und zieh los! Nicht, dass dieser rothaarige Mann schon weg ist, wenn ich erst morgen oder sonst irgendwann später losziehe!“ Mit ziemlich viel Elan, stand die Grünhaarige auf, setzte dabei das kleine Frettchen, welches nun ziemlich erfreut über Anijas Entscheidung schien, auf ihren Kopf ab und flitzte aus der Küche.

Mit Schwung öffnete sie die Schranktür, blickte suchend in diesen hinein. Ungefähr dreimal dasselben Kostüme hatte sie in ihrem Schrank hängen, holte auch alle drei aus diesem sowie sämtliche ihrer anderen Kleidungsstücke. Glatt gebügelt und fein gefaltet wurden sie in einen recht großen Rucksack gepackt, zog dabei ihr bestehendes Outfit aus. Ferret saß auf dem Bett, schaute seinem Frauchen zu, wie sie die Sachen einpackte und sich von der Kleidung an ihrem Leib befreite. Eines der Kostüme zog sie sich wieder über, flocht ihr grünes Haar zu ihren zwei markanten Zöpfen und packte noch ein paar weitere Sachen in den Rucksack. Relativ einfach bekam sie diesen zum Schluss auch wieder zu und wischte sich mit einem erleichterten Lächeln mit dem Handrücken über die Stirn. Sachen waren gepackt, fehlte nur noch der Abschied von ihrem Sensei. Ferret sprang mit einem Satz auf die Schulter des Mädchens, als diese mit dem Rucksack um die linke Schulter gelegt am Bett vorbei lief. Einen letzten Blick in ihr Zimmer zurück werfend, verließ sie es endgültig. Als sie allerdings an der Küche vorbei ging, krallte sich Ferret mit seinen Hinterpfoten in Anijas Kostüm und hakte sich mit den Vorderpfoten in den Türrahmen zur Küche. Einen weiteren Schritt wollte Anija gerade machen, als dieser Zug durch Ferret kam und sie mit fragendem Blick zu dem Frettchen stehen blieb. Dieses hing ziemlich gestreckt, fast wie eine kleine Brück, zwischen Anija und dem Türrahmen und blickte die Grünhaarige an. Diese verstand, seufzte nur und verdrehte die Augen. „Ach komm Ferret… Futter findest du überall, da müssen wir nicht unbedingt das von hier mit schleppen… och nö bitte guck mich nicht so an… das ist gemein, lass das! … Ach na gut nehmen wir es halt mit!“ Gab die junge Anatomin schlussendlich doch noch nach, ging mit dem Frettchen wieder auf der Schulter in die Küche, schnappte sich vier Katzenfutterdosen und verfrachtete diese ebenfalls im Rucksack. Zufrieden saß Ferret auf Anijas Schulter, schien bereit zum aufbrechen zu sein, denn jetzt hatte er das was er brauchte: Sein Fressen. Mehr brauchte er vorerst nicht… vorerst.

Geräusche waren aus dem Behandlungszimmer zu hören. Die Tür war nur bis auf einen kleinen Spalt geöffnet. Anija lehnte an der Wand neben der Tür, lauschte den Geräuschen, nahm sie in sich auf. Erinnerungen erweckten sie in ihr. Ihr halbes Gesicht war von einem dunklen Schatten verdeckt. Mit einem recht traurig ausschauenden Gesicht, erhob sie den Kopf, legte eine Hand an die Türklinke und atmete mehrere Male tief durch. Dies würde jetzt alles andere als einfach werden, für sie sowie für ihn. Doch endlich fasste sie ihren gesamten Mut zusammen und trat in den Raum. In offener Tür blieb sie stehen, schaute ihrem Sensei ein wenig dabei zu, wie er die Heilpflanzen zu Medizin verarbeitete. „Doc. …? Ich würde dir gerne etwas sagen…“ Fing das Mädchen vorsichtig an, atmete ein weiteres Mal tief durch und wollte gerade mit einer großen Rede beginnen. Einer Rede des Dankes, was er für sie getan hatte, was sie ihm versprechen würde zu sein, wenn sie wieder zurück käme und ihm grundsätzlich beichten aufbrechen zu wollen. Doch konnte sie nicht mal das erste Wort aussprechen, da kam ihr ihr Großonkel zuvor. ‚Wird auch langsam Zeit, dass du deine Sachen packst und von hier verschwindest… dann kannst du mir auch nicht mehr weiter auf die Nerven gehen.’ Ziemlich entsetzt über das was der Arzt gerade gesagt hatte, starrte die Grünhaarige den alten Mann genauso an. Auch Ferret schien das ziemlich zu überraschen, denn er beugte sich mit seinem Oberkörper ein wenig nach vorne. „A-Aber, Sensei…!“ ‚Du hast richtig gehört. Ich bin es mittlerweile Leid ständig ein Mädchen und dann noch so ein "Wiesel" um mich herum wuseln zu haben. Es wurde wirklich langsam Zeit, dass du dieses Haus verlässt… und nun verschwinde endlich!’ Befahl der Doc. ihr regelrecht. Seelisch leicht verletzt, blieb sie noch eine Zeit lang so stehen, starrte ihrem Großonkel, welcher sich noch nicht mal zum reden zu ihr umgedreht hatte in den Rücken. Nach einiger Zeit schloss sie wieder den Mund und eine kleine Träne rollte ihr über die Wange und tropfte schlussendlich gen Boden. Sie drehte sich um, legte eine Hand an den Türrahmen und sprach nur noch leise, mit schwacher und von Tränen erstickter Stimme: „Dann… lebe wohl…“ Nach diesen Worten rannte sie zur Haustür, riss sie auf, ließ sie hinter sich wieder zu knallen und rannte den kleinen Hügel zum Dorf hinab. Tränen über Tränen flossen ihren Wangen entlang und schienen kein Ende zu nehmen…

Der alte Arzt legte den Rührstab zur Seite und blickte mit traurigem Blick in das Glas mit der seltsamen Flüssigkeit. Er war ziemlich hart zu ihr gewesen, doch das musste sein. Sonst hätte sie sich vielleicht doch nur wieder um entschieden, falls es zu einem großartigen Abschied gekommen wäre. Mit dem Handrücken wischte er sich kurz über die leicht tränenden Augen und rührte weiter die Medizin an…
 
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Jonathan Volta

Guest
„Einen Versuch war’s wirklich wert.“, dachte Jon, als die Faust des Rotäugigen kurz vor seiner Nase anhielt. Irgendwoher hatte er so eine Reaktion schon vorausgesehen… bei so einem Menschen kam man mit freundlichen Worten nicht weit, wenn überhaupt. Jon fragte sich, ob es den Versuch wirklich wert gewesen war, den Narbenmann zuerst freundlich anzufragen, aber solche Gedanken waren vollkommen unnütz, da sie ihm immer erst kamen, wenn es zu spät war. Etwas wunderte ihn allerdings noch einen kurzen Moment lang. Wieso hatte der Narbenmann nicht zugeschlagen? Hätte durchaus zu ihm gepasst.
Da standen sie nun, ein Kopfgeldjäger und ein Teufelsfruchtnutzer und starrten einander an, bis der Schwarzhaarige mit wütendem Blick sagte, dass Jonathan verschwinden solle. Ihn regte es offenbar tierisch auf, dass der Rothaarige seine Schuld bei ihm erwähnt hatte und es würde nicht mehr lange dauern, bis er seine Beherrschung verlor. „Sehr viel Geduld hat er ja nicht…“. Beinahe schon war er dabei, die Zähne zu blecken, als er sich abgehackt umdrehte und mit leicht schnellerem Schritt als zuvor wieder den Weg an den Strand hinunterging. Dieser Mann hatte weder vor, zuzuhören, noch verstehen zu wollen, noch zu kooperieren, was das Ganze natürlich wieder in die Länge zog. Obwohl Jonathan gewusst hatte, wie der Mann auf Menschen reagierte, hatte er es doch versucht und nun galt es, die ganze Situation wieder auszubügeln. Manchmal machte er sich echt Gedanken, wie er es mit seinem Beruf und seinen Erfahrungen überhaupt noch schaffte, an das Gute im Menschen zu glauben, wurde es doch ständig aufs Neue getestet, erschüttert und an die Wand geschmettert, ohne dass es zerbrach. Viele Male hatte er schon erleben müssen, wie Menschen böse Dinge taten, nicht darauf achteten, wen sie damit verletzten, was sie damit zerstören könnten, einfach weitermachten, weil sie es schon immer so gemacht hatten, weil ihre Väter es so gemacht hatten. Und deren Väter, und die davor, bis man schliesslich irgendwann zu dem Punkt kommt, wo man erlebte, wieso diese Menschen so geworden waren. Ein Unfall, der gewaltsame Tod eines nahestehenden Menschen, die Zerstörung von Träumen, so dass nichts mehr blieb, ausser einer leeren Hülle, die versuchte, zu überleben, irgendwie von der Welt zu entkommen. Das Problem begann genau an diesem Punkt. Denn um zu leben, bedienten sich die Hüllen der einzigen Methode, deren Funktionsweise sie auch nur annähernd verstanden hatten. Nämlich der Gewalt.

Seufzend sah der junge Volta dem Narbenmann nach. Er könnte einfach hier stehen bleiben und den Teufelsmenschen weiter den Hügel hinunter gehen lassen, ihn nicht mehr bedrängen und darauf hoffen, dass er am Leben blieb. „Wieso bleibe ich nicht hier stehen?“
„Wieso“, das war die Frage.
Eine Frage, die sich der Kopfgeldjäger bereits abertausende von Malen gestellt hatte, weil er nicht begriffen hatte, wieso etwas so war, wie es erschien. „Er würde weiter gehen, an den paar Palmen vorbei auf den Strand… was er dort tun würde weiss ich nicht. Aber eines ist sicher: Ich überlebe nicht ohne jede Hilfe – und er auch nicht. Und das ist dann wohl der Umstand, der bei dieser Situation als Grund für das hinhalten muss, was ich nun tue.“, dachte der Mantelträger und einer seiner Mundwinkel hob sich ein kleines Stück nach oben. Die Stiefel setzten sich wieder in Bewegung und gingen dem Weg entlang, direkt dem Teufelsmenschen nach.
„Irgendwann“, sagte sich Jonathan. „Irgendwann werde ich es nicht bereuen… wieder einmal.“
Hätte er immer aufgegeben, wenn etwas aussichtslos erschien, dann wäre er jetzt nicht hier. Überhaupt war das die grösste aller Sünden: etwas aufgeben, für das Andere grosse Opfer gebracht hatten.
Streuner war nicht umsonst gestorben.
„Ich werde dich besuchen kommen, Julian, verlass dich darauf. wenn ich die Welt geändert habe werde ich bereit sein.“, versprach der junge Volta seinem besten Freund. Während der Kopfgeldjäger so dachte, glitt sein Blick hinauf zum Himmel, wo Wolken seelenruhig ihre Bahnen zogen. Beinahe erschien es ihm, als würden sie ihm zuzwinkern, dem kleinen Jungen von damals viel Glück wünschen auf seinen Reisen. Weisheit hatten sie genug, diese Gebilde aus Wassertropfen, die dort oben am Himmel hingen und schon seit Jahrtausenden die Welt zu ihren Füssen betrachteten.
Sie schälten sich auseinander und machten Platz für das Einzige, das noch älter war als sie. Warme, gelbe Strahlen fielen durch das Loch auf den Waffenmeister. Eine helle Morgensonne erstrahlte am Himmel und begrüsste die Welt eines neuen Tages, ein Stummer Gruss, an alle gerichtet, die bereit waren, ihn entgegen zu nehmen.
„Sehr wenige“, dachte der Rothaarige, grinsend über eine sehr traurige Tatsache. Diese Welt brauchte Hoffnung. Dringend.

Hinter ihm erklangen leichtfüssige Schritte auf dem Kies des Weges. Bevor er sich der Geräuschquelle zuwandte, sah er noch einige Augenblicke zu dem glühenden Ball am Himmel, erst dann hielt er an, drehte sich um und betrachtete die Person, welche nun keuchend vor ihm stand. „Ich gratuliere.“, grinste er Anija an.
Das Mädchen hatte sich wohl nun endgültig entschieden. Es hatte Grossvater und das Haus, in dem es gross geworden war verlassen, stand nun vor ihm und wollte hinaus in die Welt. Hinaus in das Abenteuer.
„Ich freue mich, dass du dich so entschieden hast.“ Das Grinsen wurde noch ein Stück breiter. „Du hast keine Ahnung, wie sehr mich das freut. Schon lange hab ich Jemanden gesucht, der das Angebot annehmen würde. Zählen tu ich das zwar schon lange nicht mehr, aber ich bin sicher, dass eine recht ansehnliche Summe zusammenkommen würde, wenn ich alle diejenigen nehme, die ich schon gefragt habe, ob sie mit mir Verbrecher jagen gehen.“
Der Blick des Hunters fiel kurz auf das Frettchen in der Begleitung des Mädchens. „Kuso“, dachte er, statt es laut auszusprechen, was auch keine gute Idee gewesen wäre. Um Ferret konnte er sich auch später kümmern, vielleicht liess sich irgendwo einen billigen Käfig finden…
Zuerst musste der Narbenmann wieder eingeholt werden.
„Unser gemeinsames Sorgenkind hat mir gerade eine grobe Abfuhr erteilt und ist weiter in Richtung Strand unterwegs. Ich schlage vor, wir folgen ihm.“

Die Zwei machten sich auf den Weg und holten den Zoan Nutzer, dessen Name Jonathan immer noch nicht wusste am Strand ein, wo jener vor einem kleinen Einmaster stand, den Jemand auf den Strand gezogen hatte. „Wer hat den Kahn wohl hierhingebracht? Ich glaube kaum, dass einer der Dorfbewohner sein Schiff ausserhalb des Hafens landen würde.“, dachte sich der Kopfgeldjäger. Offenbar wollte der Typ da vorn das Schiff an sich nehmen.

Er räusperte sich etwas überdeutlich und schritt näher zu dem Ex-Patienten hinüber, diesmal allerdings etwas Abstand haltend, um nicht eine Faust in das Gesicht zu kassieren.
„Hey, wir haben die gleichen Interessen. Es nützt nichts, dass du mir davonläufst, nur weil du nicht wahrhaben willst, dass noch eine Schuld auszuzahlen ist. Sorry, aber da durch bin ich sehr stur.“
Der Waffenmeister sah seinen gegenüber ernst an.
„Einen auf Ego machen bringt bei mir nicht wirklich etwas, wenn ich einen Grund habe, es zu verhindern." Dem nächsten Satz einen Hauch Sarkasmus verleihend wies Jon zu dem mittelgrossen Bötchen hinüber.
Wie ich sehe willst du so schnell wie möglichst weg von hier - wie praktisch. Dann kannst du dir doch noch mal überlegen, wie weit du kommen wirst, wenn dieses Boot hier sein Ziel erreicht… und du niemanden bei dir hast. Weisst du, auf meinen Reisen hier rund im West Blue rum, hab ich vieles gesehen. Nur einiges davon erschien mir wichtig, doch etwas tat es ganz besonders, nämlich der Zusammenschluss von Leuten. Du magst dir im Moment einreden, dass du so besonders weit kommst…. Vergiss es. Es ist einfach schlicht unmöglich, dass ein Einzelner Mensch ohne irgendwelche Hilfe in dieser Welt viel erreicht und das Ganze auch noch überlebt. Der beste Beweis befindet sich dort auf deinem Arm.“ Der Hunter wies auf die Schusswunde des Schwarzhaarigen.
 
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Scar

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Während sich die Stiefel in den feuchten Sand des Strandes gruben, strich die Hand des jungen Fuertes über das mit Meersalz bedeckte Holz des Bootes. Es fühlte sich rau und auch etwas aufgequollen an, was natürlich normal war, bei der Meeresluft die es umgab. Der seichte Wellengang zog sich immer wieder in einen gleich bleibenden Takt auf den Strand und dann wieder zurück. Auch die schwarzen Stiefel des jungen Mannes wurden vom den salzigen Nass etwas in Mitleidenschaft gezogen, als dieser prüfend das hölzerne Gefährt umrundete. Lange konnte das Boot noch nicht brach liegen, schloss Scar für sich. Auch waren keine Lecks oder andere für sein Vorhaben, es zu nutzen, hinderliche Beschädigungen zu entdecken. Besitzer des Einmasters waren ebenso nirgends zu sehen, was wohl daran lag, dass sie eben schon alle längst von der Insel geflüchtet waren. So stand dem Dunkelhaarigen nichts im Weg und er schmiss schwungvoll seinen schwarzen Beutel, in welchem seine Weinflasche verschlossen wieder Platz und ein ausreichendes Polster gefunden hatte, in seine neu gefundene Abreisemöglichkeit. Nun gab es nur noch einige Dinge zu bedenken. Erst einmal das Wetter... Es herrschte bis auf ein paar spärliche Wolken klarer Sonnenschein. Scar war zwar kein Navigator, doch etwas kannte er sich schon mit den Anzeichen für herannahende Stürme aus. Und derlei waren nicht vorhanden, also sollte zumindest das kein Problem darstellen.
Als nächstes galt es zu überlegen wie weit Cosa Nostra von hier entfernt war und in welcher Richtung diese Insel denn überhaupt lag. Vico griff bei diesen Überlegungen in die innere Tasche seines Mantels, der wie immer nur über seine Schultern gelegt war. Seine Hand kam mit einem zusammen gerolltem Stück Pergament hervor und promt darauf breitete sich die offensichtliche Karte vor dem Oberkörper des jungen Mannes aus.
Er hatte sich schon vor ein paar Tagen im Ort kundig gemacht und sich eine, wenn auch etwas ungenaue und nicht gerade professionell angefertigte, Karte der Inselumgebung von Humming-Town geben lassen. Humming-Town lag nicht weit entfernt vom Calm Belt, was die Insel recht nah an die Grandline brachte. Augenblicklich bei diesen Gedankengängen kamen dem jungen Fuertes die Könige der Meere in den Sinn. Es wäre sicher sein Untergang würde er solch einem Ungeheuer auf offener See begegnen, besonders mit einer solch kleinen Nussschale. Es hieß für ihn aber wohl nur hoffen, darauf das ihm das Meer hold war. Vor allem deswegen, weil Cosa Nostra nicht gerade um die Ecke lag. Zwar würde es keine wochenlange Überfahrt werden, welche ohnehin nicht zu schaffen wäre, doch mehr als ein paar Tage würden es wohl auch nicht werden. Vorausgesetzt war natürlich, dass die vage Karte die er in einem der Läden des Kaffs dieser Insel erworben hatte, halbwegs stimmte. Unter einem recht bedrückt wirkendem Seufzen rollte sich das kartografische Stück wieder zusammen und verschwand erneut unter dem schwarzen Mantel.

Eine letzte Sache war nun nur noch zu kontrollieren. Nämlich ob überhaupt genügend Proviant und Süßwasser auf dem kleinen Einmaster gelagert war. Scar brauchte zwar nicht viel und davon abgesehen, dass er eigentlich eher Wein statt Wasser bevorzugte, wäre es dennoch eine absolut schlechte Idee ohne ausreichend Nährstoffe, Vitamine und frisches Wasser sich hinaus auf das scheinbar unendliche Blau zu wagen. Gerade als Scar über die Reeling des Bootes steigen wollte, um das eben bedachte zu kontrollieren, bemerkte er Schritte im Sand die unaufhörlich auf ihn zu kamen. Das Gesicht des Teufelskraftnutzers verzog sich augenblicklich und die Genervtheit, darüber von anderen belästigt zu werden, stand ihm mehr im Gesicht als jemals zu vor, in den letzten Tagen.
Er hatte dagegen gehofft, ja sogar gebetet und dennoch bestätigen sich seine schlimmsten Vermutungen und Befürchtungen. Es war der Rotschopf, der wider aller Erwartungen und Hoffnungen nicht aufgegeben und es sich erneut zum Ziel gemacht hatte ihm unaufhörlich mit seinem Gebrabbel zu nerven. Wollte der Typ wirklich verprügelt werden? Scar hatte schon über solche Menschen gehört. Die nannten sich Masochisten und standen darauf sich von anderen verhauen zu lassen. Manche bezahlten sogar auch noch dafür. Wie schwachsinnig konnte ein Mensch ernsthaft sein? Dafür zu bezahlen, dass man ihm sein Gesicht verschönerte. Scar versank regelrecht in diesen Gedankengängen, sogar darüber nachdenkend, ob man damit nicht eigentlich gutes Geld verdienen könnte, andere für deren Vergnügen zu verprügeln... Doch musste er sich plötzlich vor Ekel etwas schütteln, als ihm bewusst wurde, dass es den Leuten ja gefiel, geschlagen zu werden, was wiederum ihm, als Schläger, eher Brechreiz als Genugtuung verschaffte.
Vico war so in diesen ihn anekelnden Gedanken vertieft, dass er dem Rothaarigen bei dessen Ansprache gar nicht zugehört hatte. Einzig den Satz darüber, dass angeblich noch eine Schuld offen war, bekam er noch mit, ehe er sich umdrehte und dann beim Anblick von Jonathan etwas zurück schreckte. Wieso nur musste er beim Anblick des Kopfgeldjägers und dem Gedanken, er wäre ihm noch etwas schuldig, sich diesen rothaarigen Idioten vorstellen, wie er sich danach sehnte von ihm geschlagen zu werden?! Scar musste augenblicklich ein paar weitere Schritte zurück machen. Welch eine grauenvolle Vorstellung... Einige Momente verstrichen, in denen der Erbe der Familie Fuertes den Vorträgen des Rotschopfes zuhörte. Es war nicht so, dass er wirklich zuhören wollte, er musste sich erst einmal wieder fassen. Und als er endlich wieder klar bei Verstand war und die eben schauerliche Einbildung verdrängt hatte, hievte er sich noch während den langwierigen Erzählungen des Möchtegern-Kopfgeldjägers über die Reeling. Dabei musste er sich wirklich fragen, ob der Typ sich gern selbst reden hörte. Offensichtlich war dem so und genau deswegen tat der junge Fuertes so, als würde er ihn komplett ignorieren. Er hatte sich ja ohnehin um etwas zu kümmern…
Auf dem Boot befand sich ein kleines Unterdeck, gerade mal so groß, dass ein bisschen Ladung und eine durchschnittlich große Person darin genug Platz hatte sich zu bewegen. Der junge Mann durchwühlte die Beladung, noch während der Rothaarige draußen, unbeeindruckt davon, dass man ihm wohl offensichtlich nicht zuhören wollte, seine Reden schwang. Der Typ muss wirklich Langeweile oder irgendwelche schwer wiegenden Komplexe haben... Mal sehen... Ein bisschen eingelegtes Pökelfleisch, zwei Fässer Frischwasser, ein paar Backwaren... Das waren die brauchbarsten Sachen die gelagert waren. Fehlten also nur ein paar Vitamine, wobei man natürlich auf der einen Seite für eine nicht allzu lang andauernde Überfahrt nicht unbedingt einen Obstbaum bräuchte. Dennoch waren zumindest einige Früchte von der Insel nicht verkehrt. Nach dem Strand, etwas zum Inneren der Insel hin, ließen sich sicher einige Vitaminspender finden und nachdem der Zoan-Nutzer nun die Liste endlich abgearbeitet hatte, schritt er wieder auf den oberen Bereich des Schiffes. Jonathan schien seine Rede beendet zu haben. Ein wahres Wunder, dass er nicht einfach mal wieder weiter plapperte, ohne auf eine Reaktion seitens des Tigerkönigs zu warten. Etwas genervt blickte Scar dann auf den angeblichen Kopfgeldjäger hinab. Erst dann schenkte er dessen Begleitung auch mal etwas Aufmerksamkeit. Er hatte es schon vorhin, als er noch ohne hinzusehen, die Schritte im Sand vernommen hatte, bemerkt, dass da Volta ihm wohl nicht allein auf die Nerven fallen wollte. Allerdings war es doch irgendwie eine Überraschung, um wen es sich bei dieser Person handelte. Es war die junge, grünhaarige Ärztin. Kurz fragte sich Scar ernsthaft, ob sich dieses naive Ding etwa wirklich von dem Kopfgeldjäger hatte aufreißen lassen, als er die Reisetasche der jungen Frau betrachtete. Naja, konnte ihm ja auch egal sein. Denn nun galt es erst einmal, diese Nervbolzen endgültig los zu werden. Vico wusste auch schon wie er das anstellen wollen würde... "Lauscher auf, Stachelkopf..." begann er, recht genervt klingend und knöpfte sich dabei sein Hemd auf. "Scheinbar hörst du dich gerne reden, doch werde ich dir jetzt mal etwas erklären..." Noch während der junge Fuertes sprach, legte er seinen Mantel ab und kurz darauf das fein säuberlich zusammen gefaltete Hemd auf diesen, wodurch sein Oberkörper mal wieder vollkommen entblößt wurde. Selbst als eine recht kühlere Brise vorbeizog und das schwarze, wild wirkende Haar des jungen Mannes etwas durcheinander gebracht wurde, zuckte bei diesem nicht ein Muskel. Das Klima machte ihm keinesfalls etwas aus... Hatte er jetzt etwa doch vor Jonathan zusammen zu schlagen?
Nachdem er anschließend auch noch seine Stiefel ausgezogen und dann einen Satz vom knapp zwei Meter hohen Boot hinab gemacht hatte, stellte er sich dem Rothaarigen entgegen. "Natürlich nur unter der Annahme, dass sich unter dieser einem Igel sicher imponierenden Frisur etwas Verstand versteckt..." Nach den Worten von Jonathan, konnte dieser nicht wirklich erwarten, dass ihn Scar schonen würde. Er hatte dieses aufdringliche Verhalten wirklich satt. Und auch, wenn er so getan hatte, als hätte er nicht zugehört gehabt, so hatte er dennoch jedes einzelne Wort vernommen. Entsprechend war er nun auch gestimmt… Sicher, wahrscheinlich war er dem Rotschopf etwas schuldig und klar kam man besser in einer Gruppe zurecht, als allein. Aber... Wer glaubte dieser Jonathan zu sein? Oder besser gesagt, was glaubte dieser eigentlich wirklich von seinem Gegenüber zu wissen? Nichts, er wusste einen Scheißdreck, meinte Scar zu sich selbst in seinen Gedanken, ehe er fortfuhr und dem Rothaarigen dabei direkt mit seinen tiefroten Augen in die seinen, grünen schaute, mit etwas erzürntem und auch recht genervtem Gesichtsausdruck... "Was bitte weißt du schon von mir?! Du hast weder eine Ahnung davon, wohin ich will, noch was ich machen werde, wenn ich dort angekommen bin... Und dennoch hältst du mir hier Vorträge, die nur zustande kommen, weil du dich wohl gern reden hörst." Der Dunkelhaarige nahm wie immer kein Blatt von den Mund und sprach aus was er dachte, mit jedoch ruhiger und erklärender Stimmlage. Nach seinen Worten drehte er sich mit einem verächtlichen Blick gen Jonathan um, ging ein paar Schritte und wendete sich ihm dann erneut wieder ruckartig zu. "Ach und, was diesen kleinen Kratzer an meinem Arm angeht... Ich habe in der letzten Nacht bereits gesagt, dass ich es auch alleine geregelt bekommen hätte, wozu ich ja jedoch nicht gelassen wurde." Schon bekam auch die Grünhaarige einen verächtlichen Blick der roten, bedrohlich wirkenden Augen zu spüren. "Und wenn ich mich recht erinnere, bin ich auch sehr gut allein mit den Banditen und deren Anführer klar gekommen... Also, Dabo, was sagt dir das im Gesamten?" Scar wartete einige Momente ab, bis Jonathan Anstalten machte wohl darauf reagieren zu wollen, da fiel er ihm sofort ins Wort und... "Richtig, ich brauche weder die Hilfe von dir, noch... von diesem naiven Ding, das du, wie auch immer, dazu gebracht hast, auf deine großspurigen Reden reinzufallen." Das sollte es endgültig gewesen sein und genervt schnaubend schritt Scar an Jonathan vorbei, jedoch nicht ohne diesen noch provokant mit der Schulter anzurempeln.
Es galt sich schließlich noch ein paar Früchte aus der Natur zu besorgen, als abschließende Vorbereitung endlich von dieser Insel zu verschwinden.
 
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A

Anija

Guest
Eine kühle und Salz gehaltige Brise fuhr durch das grüne lange Haar Anijas, ließ einzelne Strähnen in ihrem Gesicht nach hinten und ihre beiden Zöpfe aufwehen. Das Zerschellen der sanften Wellen gegen die Hafenwand hallte in ihren Ohren während der Blick immer wieder an den Anlegestellen vorbei schweifte. Ihr Gesicht drückte Trostlosigkeit aus, welche durch die in Falten gelegte Stirn noch unterstrichen wurde. Das kleine pelzige Frettchen auf ihrer Schulter ließ seinen Blick von der hintersten Ecke des Hafens, bis zur vordersten wandern, und das schon seit geraumer Zeit. Das Mädchen seufzte kurz. “Ferret, hast du ihn schon entdeckt?“ Ihr Kopf war zu dem kleinen Tier gedreht, blickte es fragend an. Nach kurzer Wartezeit, ließ er seine Ohren hängen und ein weiteres Seufzen entschlich der Grünhaarigen. Kopf und Augen richteten sich gen Himmel und auf ihrem Gesicht stand nun ein wenig Hoffnungslosigkeit geschrieben. “Das kann doch nicht sein… wo steckt er denn nur? Ob er wohl schon abgefahren ist…? Wohl kaum… Murmelte sie leise vor sich hin und sah zu wie die weißen und bauschigen Wolken am Himmel vorbeizogen. Seufzen über Seufzen gab die kleine Frau nur noch von sich. Sich wieder vom Anblick des schönen Himmels losgerissen, wanderte dieser ein letztes Mal über das Hafenbecken. Danach drehte sie sich auf dem Absatz ihrer langen Stiefel um und ging wieder in Richtung Innenstadt Humming-Towns, oder eher was nach dieser Nacht davon übrig geblieben war. Schon beim ersten Haus am Anfang der Hauptstraße, wurde gearbeitet, versucht doch noch was an dem Gerüst zu retten. Von überall dröhnten Hämmer-, sowie Sägegeräusche und Gespräche auf das Mädchen ein. An fast jedem Haus an der Straße wurde gearbeitet, überwiegend Männer hantierten dort, allerdings keiner mit roter Sturmfrisur. Es konnte doch nicht so schwer sein solch einen Eyecatcher in der Menge wieder zu finden, zumal er auch relativ groß war. Wieso war dieser Typ dann nirgendwo?! Diese eine Frage stellten sich Ferret und Anija schon die ganze Zeit. Oft hatte sie einige Leute auf der Straße nachdem in schwarz gehüllten Mann gefragt. Sie waren Wegweisungen gefolgt, fanden am Schluss allerdings nichts. Schon fast ganz Humming-Town hatten sie nach dem, für das Dorf, fremden Mann abgesucht, bisher erfolglos. Wo zum Henker trieb sich dieser Typ nur rum?! So groß war die Insel doch gar nicht, dass er einfach spurlos verschwinden konnte… es sei denn er wäre tatsächlich schon abgefahren.

Langsam verließ das grünhaarige Mädchen wirklich die Hoffnung darauf, dass sich der Rothaarige überhaupt noch auf der Insel aufhielt. Aber wieso sollte er ihr ein Angebot unterbreiten, wobei er ihr nicht mal wirklich Zeit gibt um darüber nach zu denken, sondern gleich wieder verschwindet? Nein, er musste noch auf der Insel sein, da war sich Anija zu mindestens 100 Prozent sicher. Außerdem sagte er, dass er noch nach dem Narbenmann suchen wollte, sofern dieser sich noch auf der Insel befand. Es schien ziemlich schwierig zu sein, Personen zu finden die fähig genug waren um dann mit diesen auf die hohe See zu fahren. Zudem mussten sie auch willig sein, und sich nicht gegen das Angebot mit aller Kraft sträuben. Immer wieder musste sich Anija fragen, wie sich Piraten- oder Kopfgeldjägerbanden so zusammen fanden, dass sie später als unzertrennlich wirkten und ihre Freundschaft noch stärker und stabiler war als die Red Line. Solche Banden waren ein Herz und eine Seele, nichts würde sie auseinander bringen können, niemand würde jemals gegen einen alleine kämpfen. Ob Anija wohl nur mit diesem Mann, oder auch mit anderen herumreisen würde? Gute Frage, doch ließ sich diese erst im Laufe der Zeit beantworten. Das Meer… irgendwo da draußen gab es Menschen die Anija bald mehr bedeuten würden als ihr eigenes Leben, doch lag es an ihr diese Menschen vorerst zu finden. Das Band zwischen ihnen würde von Abenteuer zu Abenteuer immer stärker und reißfester werden. Das, ja das macht eine Piraten- oder Kopfgeldjägerbande aus. Die Freundschaft und der Zusammenhalt zwischen jedem einzelnem Mitglied, daraus entzogen Banden ihre kompletten Kräfte. Das sind die Wichtigsten Eigenschaften einer guten Bande, ohne diese würde sie nicht lange bestehen und schon sehr bald zerbrechen, darüber war sich Anija im Klaren und begann sich den Kopf zu zerbrechen. Was wäre wenn sie sich mit diesem Kopfgeldjäger nicht verstehen würde? Wenn er nicht der Richtige für eine Weltreise wäre? Wichtige Fragen, wobei man diese auch erst im Laufe der Abenteuer beantworten könnte.

Total in ihre Gedanken versunken starrte sie wieder zum Himmel hinauf, sah dort einige Möwen zum Strand vorbei ziehen. Wenn ihr Leben nur genauso einfach wie das von einer dieser Möwen wäre… dann wäre es wirklich das perfekte Leben. Den Kopf langsam sinken lassend schweifte ihr Blick nun wieder durch die Hauptstraße der kleinen Stadt. Ferret döste leicht vor sich hin, bekam kaum noch mit was in seiner Umgebung passierte. Auch Anija war diesen Morgen noch ziemlich träge, aber wen wunderte es auch, schließlich war sie die gesamte Nacht auf Axe gewesen, so was war sie eher weniger gewohnt. Bei dem folgendenen Gähnen, war sie dazu gezwungen sich die Hand vorm Mund zu halten. Ihr linkes Auge kniff sie dabei zusammen, während das andere müde auf die Straße gerichtet. Plötzlich fiel ihr leicht verschwommener Blick auf etwas knallrotes, einige Meter vor ihr entfernt mitten in der Straße. Sofort war die junge Anatomin wieder hellwach und starrte auf das rote Etwas. Eine stachelige Sturmfrisur in auffälligem rot strahlte der Ärztin entgegen. Endlich hatte sie den gefunden nach dem sie schon die ganze Zeit gesucht hatte. Ein breites Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Mädchens breit und ein wunderschönes Glänzen hellte auch die Stimmung in ihren Augen auf. Ohne zu zögern rannte sie auf den Kopfgeldjäger zu. Ferret wäre dabei vor Schreck fast von Anijas Schulter gefallen, hing nur noch mit seinen Krallen an ihrer Schulter und versuchte sich verzweifelt an dieser zu halten. Ein wenig am keuchen blieb sie vor dem groß gewachsenen Mann stehen, versuchte sich von ihrem kleinen Sprint erstmal wieder zu erholen. Er grinste sie an, erzählte davon wie viele er bereits diese eine Frage, ob sie mit ihm mitreisen wollten, gestellt hatte. Anija stand nur mit einem Lächeln auf dem Gesicht vor ihm, während sich Ferret langsam aber sicher wieder auf Anijas Schulter hoch raffte. “Und ich habe schon seit langem einen Grund gesucht um von dieser Insel verschwinden zu können…“ Man konnte ihr wirklich ansehen, dass sie mehr als erfreut war, endlich die Insel hinter sich zu lassen und ihren Horizont erweitern zu können. Kurz nachdem er von ihrem gemeinsamen Sorgenkind sprach, ging er auch schon langsam Richtung Strand vor. Ein letztes Mal warf Anija einen Blick zurück auf das Haus auf dem kleinen Hügel, biss sich kurz auf die Lippe und drehte den Kopf wieder weg. Für einen kurzen Moment stand ihr seelisches Leiden im Gesicht geschrieben, doch schüttelte sie dieses schnell wieder ab und folgte dem Rothaarigen.

Leise knirschte der fast weiße Strandsand unter den Sohlen der langen Stiefel des Mädchens und hinterließen kleine Abdrücke. Schon von weitem war ihr Möchtegern-Patient an einem kleinen Boot, welches an den Strand gezogen wurde, zu sehen. Er schien dort alles für eine schnelle Abreise vorzubereiten. Knapp zwei Meter vom Boot entfernt blieb Anija hinter Jonathan stehen und lauschte seinen Worten. Der Rothaarige versuchte alles um den von Narben bespickten Mann als Kameraden zu gewinnen. Er sprach über eine noch offene Schuld, wie weit der Mann ohne Hilfe kommen würde und über den Zusammenschluss von Menschen. Es war offensichtlich, dass dieser für Anija überzeugende Mann Scar für sich gewinnen will, doch versuchte er dies gerade zu erzwingen. Selbst ein Blinder mit einem Krückstock hätte sehen können, wie sehr sich dieser Mann gegen eine Bindung mit Jonathan sträubte. Wieso die Freundschaft eines Menschen erzwingen wollen? Was würde das bringen? Das würde doch zu nichts als Streit und späteren Hass führen. In diesem Moment verstand Anija die beiden Männer so gar nicht. Der Eine wollte um jeden Preis einen weiteren fähigen Kumpanen für sich gewinnen, während der Andere nichts von so was hielt. Als Scar auf die ärztliche Behandlung vergangener Nacht anspielte und dem Mädchen dabei einen verächtlichen Blick zu warf, zog diese den Kopf ein wenig ein und blickte ihn mit unschuldigen Augen an. Sie hatte doch nur das getan was zu dem Zeitpunkt wichtig und notwendig war, und wurde deswegen jetzt verurteilt. Dieser Mann schien durch die kleine Behandlung einen regelrechten Hass auf das Mädchen entwickelt zu haben, dabei wollte sie ihm nur helfen. Tja, man konnte es eben nicht jedem Recht machen. Erst jetzt fiel ihr auch auf, dass sich der rotäugige Mann bis auf die Hose ausgezogen hatte. Anija musste zugeben, er war gut gebaut, hatte wunderbar breite Schultern, allerdings war sein Oberkörper genauso vernarbt wie sein Gesicht. Wieder stellte sich ihr bei diesem Anblick die Frage: Was hatte er nur gemacht um solche Narben davon zu tragen? Es mussten mehr als nur schwere Wunden gewesen sein, um als Endergebnis solche Narben zu erzielen, oder sie wurden einfach nicht Artgerecht behandelt. Zweiteres konnte sie sich bei ihm am ehesten vorstellen. Mit ein paar letzten und abfälligen Worten, rempelte er den in schwarz gehüllten Mann mit der Schulter an. Kurz darauf schritt er auch an ihr vorbei und Ferret nutzte dies aus um dem Mann auf die freie Schulter springen und sich daran hoch hangeln zu können. Mit neugierigem Blick starrte er in die vernarbte Gesichtshälfte des Mannes. Ungeduldig zuckten seine sensiblen Tasthaaren und kitzelten leicht die Wange Scars. Sag mal… Etwas seitlich gedreht schien Anija nun das Wort an den schwarzhaarigen Mann richten zu wollen. Hast du irgendwelche Ziele? Und wenn ja… wie gedenkst du diese zu erreichen? … Ich zweifel’ nicht daran, dass du es auch sehr gut ohne uns bis zur nächsten und übernächsten Insel schaffen könntest, aber… Auf ihren Lippen formte sich ein sanftes Lächeln. … falls du zur Grandline wolltest, denkst du wirklich du würdest es dort alleine zu etwas bringen? Alleine es überhaupt schaffen zu überleben? Mein Sensei war auf der Grandline gewesen… er hat mir viel über sie erzählt… gute, aber auch schlechte Dinge… tagelang hätte ich seinen Geschichten lauschen können, mir ausmalen, wie es wäre selbst das größte Meer dieser Welt zu besegeln… doch war in jeder seiner Abenteuergeschichten von ein und derselben Sache die Rede. Nie hat er mir eine Geschichte über seine Erfahrungen erzählt über die es nicht um diese Sache ging… Sie pausierte kurz und ihr Lächeln weitete sich ein Stück mehr auf ihrem Gesicht aus. Freundschaft. Nie gab es auch nur eine Geschichte um der es nicht um Freundschaft ging. Sie ist das Wichtigste auf so einer Reise… Menschen bei sich zu haben für die man sein Leben geben würde… erst das macht doch ein Abenteuer in solchem Ausmaß aus! Ohne Freunde würde man es doch nie lange auf der Grandline schaffen, geschweige davon würde das Segeln nur halb so viel Spaß machen. Eine weitere Pause trat ein, ließ die Männer ihre Worte erstmal sacken, ehe sie auch gleich wieder neu ansetzte. Also… sag mir… wie soll deine Zukunft ohne Menschen die du deine Freunde nennen kannst aussehen?
 
J

Jonathan Volta

Guest
Als erste Reaktion auf Jonathans Worte zuckte der Narbenmann zurück, offenbar durch irgend etwas am jungen Volta abgeschreckt. Dieser zog leicht belustig eine Augenbraue hoch, wobei er sich fragte, was sein gegenüber wohl denken mochte. Wieder eine jener Fragen, auf deren Antworten man getrost verzichten konnte, etwas, dass er aber nicht vor hatte. Es war doch interessant, neue Dinge über fremde Menschen zu erfahren, zu wissen, warum sie sie waren, so geworden waren wie man sie heute kannte. Neugier war schliesslich keine Sünde. Bloss war sie nicht gerne gesehen bei den meisten Leuten. „Hat er Angst vor mir? Meinem Aussehen? Damit wäre er eine der wenigen, die tatsächlich bloss von meiner Erscheinung abgeschreckt werden.“ Er sah kurz zu seiner grünhaarigen Begleiterin. „Bei seinem bisherigen Verhalten mir gegenüber überrascht das. Ich denke, die Gründe müssen woanders gesucht werden und ich glaube nicht, dass er sie besonders oberflächlich versteckt.“
Nach seiner kurzen Ansprache an den Schwarzhaarigen war von diesem erstmals keine grosse Reaktionsfreude zu vernehmen. Gut, wenn man sich so verhielt kam man sicher nicht schnell damit zurecht, wenn einem eine ausstehende Schuld vor der Nase abgeladen wird. Aber Jonathans Ansicht nach hatte das sein müssen. Diesen sturen Klotz von Teufelsmensch brachte man nicht vom Fleck ohne irgendetwas handfestes in der Hand zu haben. Als handfest stellten sich beim ersten überdenken der Situation bloss zwei Dinge heraus: entweder die Schuld, die der Rotäugige bei ihm hatte, oder den Versuch, die Sache mit Gewalt zu regeln. Letzteres wies Jon voller Abscheu von sich weg. Er wollte nichts damit zu tun haben. Was brachte es, einen Menschen zu zwingen etwas zu tun, das er nicht wollte? „Man muss nicht lange darüber nachdenken um sich vorstellen zu können, was das zur Folge hat.“ Die Augen des Waffenmeisters wanderten kurz über den Strand. „Tausende Menschen wissen, was passiert, wenn man so etwas versucht. Abertausende.“
Nach diesem Gedankengang konzentrierte sich der junge Volta wieder auf seinen Gegenüber. Dessen Kopf tauchte gerade wieder aus der kleinen Ladungslunke des Bötchens auf und wies keinen besonders freundlichen Gesichtsausdruck auf. „Wie üblich.“
Schon an den tiefroten Augen sah man, dass er gar nicht begeistert war von Jons Vorschlag. Dieser legte den Kopf schräg, als der vernarbte Kerl begann zu sprechen, oder eher fauchen, je nachdem wie man es nun auslegen wollte. „Stachelkopf“ nannte er ihn. „Nicht das erste mal, dass mich Jemand genau diesen Namen gibt.“, dachte Jonathan amüsiert, wobei er sich alle Mühe gab, nur nicht zu grinsen. Das würde die Situation bloss noch heikler machen. „Er ist ein reizbarer Kerl… er zieht sogar seine Kleider aus, als wolle er mir aufgrund ein paar Wörtern eine Lektion erteilen.“ Des Kopfgeldjäger’s Mundwinkel wanderten nun doch etwas nach oben. Tatsächlich hatte der Tigermensch nun seine Jacke und Stiefel ausgezogen, stand nun barfuss und mit entblösster Brust vor ihm. „Da haben wir eine weitere Reflektion seiner Vergangenheit: Brutalität, Gewalt, Wut. Eine ganz üble Mischung, wenn auch eine der leichtesten zu lesen.“ Sein Kopf rückte wieder in die gerade aufrechte Position und er hörte dem Halbnackten vor sich weiter zu. Er habe keine Ahnung von seiner Vergangenheit, hiess es, worauf er seinen Schultern ein Zucken abrang. „Unvernünftig ihm jetzt zu sagen, wie leicht seine Vergangenheit aus der Art, wie es sich benimmt, herauszulesen ist.“
Der Schwarzhaarige Teufelsfruchtnutzer hackte weiter auf seinem Gegenüber herum, warf ihm vor, dass er sich wohl selbst gerne reden höre – „er liegt gar nicht mal so falsch“ –und dass es ein Fehler gewesen war, ihn damals zu retten, er wäre schliesslich allein zurecht gekommen. Jonathan hörte sich die Schimpfpredigt mit gelangweiltem Gesicht an. Schon wieder bekam sein Kopf eine leichte Schräglage, was im Normalfall Langweile bedeutete. Unter halb geöffneten Liedern und leicht gesenkten Augenbrauen blickten seine Grünen Augen in des Gegenübers Rote und hielten diesen stand.
Was ihm das im allgemeinen sagte? „Dass du, mal abgesehen vom prügeln, gar nichts kannst? Dass du ohne meine und Anijas Hilfe beinahe gestorben wärst?“ Der Waffenmeister überlegte noch, ob man das Ganze nicht etwas freundlicher ausdrücken konnte, als sein Gegenüber ihm schon das Wort abschnitt. Die Aussage: Seine Hilfe wurde nicht gebraucht. Er war nicht erwünscht. Basta. Schluss.
Die Ärztin und er wurden noch einmal kräftig angefunkelt, ehe sich seine neue Partnerin ebenfalls zu Wort meldete. Nicht zu übersehen war erst einmal ihr Blick, mit dem sie ihres Gegenübers Oberkörper abtastete, und wohl gleichsam angezogen, wie auch abgeschreckt wirkte. „Kein Wunder bei der Narbenpracht.“, dachte er und verdrehte leicht die Augen.
Ihr kleiner Begleiter, das Frettchen namens Ferret schien ihr in dieser Hinsicht ähnlich zu sein, denn das kleine Fellknäuel hatte sich zur Erleichterung Jonathans auf den Teufelsmenschen geschwungen und sass nun auf dessen Schultern. Eine angenehme Distanz von zweieinhalb Metern.
Auch Anija schien ihren Teil beitragen zu wollen, so sagte sie noch mehr, als es er es Bereits getan hatte. Im Grunde hatte das, was das grünhaarige Mädchen dem Rotäugigen begreiflich machen wollte, genau die gleiche Bedeutung wie die Worte des Rothaarigen, doch sie waren feiner geformt, sanfter gesprochen. Vielleicht bildete er es sich nur ein, oder es war tatsächlich so, dass eine Frau hier wesentlich mehr ausrichten konnte, als er es vermochte. Stumm lauschte er den Worten des Mädchens, ab und zu lächelnd, begeistert von ihrer Art zu sprechen. Während die Worte weiter aus ihrem Mund kamen, beobachtete der junge Volta seinen Gegenüber. „Sie scheint wirklich mehr ausrichten zu können, als ich. Vielleicht sollte ich mich in Sanftheit üben.“ Schnell verwarf er den Gedanken wieder. Er war doch ein Mann, sowas passte nicht.

Die Rede von Anija zog sich weiter in die Länge. Als sie schliesslich mit einer finalen Frage abgeschlossen hatte, war für Jonathan vor allem eines klar. Wenn es keinen Krieg geben sollte, hörte er sich erst einmal an, was der Schwarzhaarige auf diese freundlichen Worte entgegnete, statt weiter den männlichen Teil rauszuhängen. Schweigen war in solchen Situationen durchaus angebracht. Ehrlich gesagt tat er das auch lieber. „Beobachten. Beobachten wie die Dinge passieren und eingreifen, wenn sie aus dem Ruder laufen.“ Diese Rolle passte ihm. Der Waffenmeister strich die Haare nach hinten.
 

Scar

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Ein weiterer Staredown an diesem Tag. Doch dieses Mal unter mehr Bestien die lediglich Menschen zu ähneln schienen. Ein Blickaustausch ging immer wieder zwischen dem Tigerkönig und der... Scar glaubte immer noch, dass das wohl eine sehr haarige Ratte sei. Jedenfalls starrten seine roten Augen in die fast schon nach kleinen Knöpfen ausschauenden, tief schwarzen des pelzigen Gefährten der Grünhaarigen. Die Sinnesschlacht konnte jedoch nicht bis zu einer Entscheidung geführt werden, denn kurz nach dem das Tier auf Vico's Schultern gesprungen war, hatte dieser sich nun einen Vortrag des Frauchens anzuhören. Dabei würdigte er das Mädchen jedoch keines Blickes. Viel eher wendete er seinen zuvor zum Pelzträger gedrehten Kopf ab und blickte zurück mit dem Rücken zu ihr gedreht auf die Insel, während die Ärztin fort fuhr.
Fraglich waren hierbei gleich mehrere Dinge... Nämlich, wieso er sich das überhaupt anhörte? Und vor allem, wieso ließ er diesen tierischen Begleiter gewähren und schmiss ihn nicht sofort wieder runter? Ließ sich stattdessen das Gesicht ab schnuppern, mit der etwas feuchten Nase des kleinen Lebewesens auf seiner Schulter? Aber am aller wichtigsten war die Frage... Wieso hielt der Rothaarige plötzlich den Mund? Das überraschte wohl am meisten. Schien er doch eigentlich unaufhörlich nur vor sich her zu brabbeln und kein Ende zu kennen, in seinen Reden. Doch dieses mal schwieg er und ließ die junge Frau die verbale Konfrontation anführen. Hatte sie etwa wirklich mehr Chancen, als es der angebliche Kopfgeldjäger zu haben schien?
Sie hingegen seiner appellierte mehr an Scar's Vernunft, statt nebenher noch seinen Stolz anzugreifen. Nein, mehr noch, sie stellte viele Überzeugungen mit, vielleicht aber auch gespielter, Besorgnis in Frage. Und für die ganze Zeit... konnte der Teufelsmensch nicht anders als ihr zu zuhören. Ihren Worten, ihren scheinbar umsichtigen Hinterfragungen. Genau das brachte den jungen Fuertes dazu sich in eine frühere Situation zurück versetzt zu fühlen.

Er war damals doch gerade mal 5 Jahre alt gewesen, also... Wie hätte er es da besser wissen können? Der Mensch aber ist von Natur aus so, dass er erst wirklich etwas durch vor dem zu erlangendem Wissen lernt, wenn er einen Fehler begeht. Am wirkungsvollsten und lehrreichsten waren diese Fehler dann, wenn sie weh taten, sehr und nicht nur kurz. So sollte es dem Jungen eine gehörige Lehre des Schicksals gewesen sein, als er aus reiner Neugier unvorsichtig auf ein Regal geklettert war, im Zimmer seiner Eltern. Wenn auch doch diese alte Schatulle die sich dort oben befunden hatte so interessant gewesen sein mochte. Es war ein fataler Fehler gewesen. Scar strich sich bei diesen Erinnerungen kurz durch die Haare. Er konnte sie immer noch ertasten. Dort wo damals eine ziemliche Platzwunde entstanden war, war nun nur noch ein vernarbtes Merkmal, das von seinem einstigen Kindheitsfehler versteckt von seiner Haarpracht zeugte. Das Regal das er damals bestiegen hatte, war natürlich wackelig unter der Belastung zu Bruch gegangen. Die Sachen hatten ihn darunter begraben, die herunter gefallene Schatulle hatte dabei ihr übrigens getan und dem Jungen einen blutigen Denkzettel verpasst. Doch der Schmerz war schnell vergessen gewesen, als ihn seine Mutter in den Arm genommen hatte, später nach dem ein Arzt ihn behandelt hatte. Und der erzürnte Blick der roten Augen seines Vaters, der von seiner Arbeit weg beordert worden war, weil es hieß sein Sohn hatte einen Unfall gehabt, war weit beängstigender für den damaligen Vico gewesen, als die zu diesem Zeitpunkt bereits schon vernähte Kopfwunde, die zum Glück nur eine leichte Gehirnerschütterung nach sich gezogen hatte. Das Faszinierendste an der ganzen Sache war jedoch gewesen, dass dem Jungen keine Träne hinab gelaufen war, weder durch die Schmerzen kurz nach dem Unfall noch nach der Behandlung. Lediglich erst dann, bei den unglaublich besorgten, mütterlichen Worten Mina's war der Erbe der Familie Fuertes in Tränen ausgebrochen und hatte wieder den Eindruck eines typischen Kindes in seinem Alter gemacht. Ganz zum Missfallen Vigalo's, der es nur verächtlich hingenommen hatte, wie weinerlich sein Sohn doch scheinbar gewesen war.

Es hatte aber einfach nur an diesen Worten, diesen.. sanften und zum Nachdenken bringenden Sätzen gelegen, die direkt zu seinem Herz vor geschnellt waren und ihn regelrecht bebend zum emotionalen Erschüttern gebracht hatten. Ihre Worte enthielten so viel Sorge, so viel Liebe und so sehr den Wunsch danach ihn doch nicht verlieren zu wollen. Genau das, hatte ihn zum Weinen gebracht.
Eine schwächliche Reaktion seiner selbst, wie er heute allerdings fand. Und dennoch schienen die Äußerungen der Grünhaarigen so ähnlich. Natürlich war es sehr unwahrscheinlich und Scar selbst glaubte bei weitem nicht daran, dass auch nur ein Hauch der Besorgnis in dem Gesagten der jungen Ärztin gelegen hatte. Trotzdem zwangen sie ihn regelrecht zum nachdenken. Sollte er etwa erst den Fehler begehen, sein Leben auf's Spiel zu setzen? An den Rande des Todes kommen, ehe er einsehen würde, dass er sich eben doch nicht nur auf sich verlassen konnte? Es war schwer. Sehr schwer, sich das überhaupt irgendwie einzugestehen und noch immer stand der junge Fuertes einfach nur da und dachte nach.
Sollte ich jemals allein auf offener See ins Wasser fallen, wäre es mein sicheres Ende... Zumindest das konnte er zu sich selbst sagen. Es wäre schier einfach nur dumm, diese Tatsache zu verleugnen. Weshalb Scar einen entsprechenden Schluss zog, sich umdrehte, das Frettchen von seiner Schulter ergriff und es der Grünhaarigen vor ihre Brust hielt. "Ich ersehne weder Freunde noch irgendwelche dummen Abenteuer, schon gar nicht auf der Grandline..." Doch etwas hatte er, was sie in Frage gestellt hatte.... "Ein Ziel jedoch habe ich. Es trägt den Namen Cosa Nostra. Eine Insel auf der ich einige Rechnungen zu begleichen habe.“ meinte er, als er sich erneut umgedreht hatte und den Strand zur Insel hinein schritt. "Wenn ihr wirklich meint, mich dorthin begleiten zu müssen, dann ladet eure Sachen auf... Doch sei euch eins gesagt..." Ein seitlicher, eiskalter Blick zurück folgte, auf seine beiden Drangsalierer. "Ich bin weder eure wirkliche Reisebegleitung, noch werde ich euch in irgendeiner Weise helfen, schon gar nicht wenn ihr von Bord fallen solltet... Was sehr schnell passieren wird, wenn ihr anfangt mir weiterhin auf die Nerven zu fallen." Klare, vorwarnende Ansage, drohend und dennoch ruhig erläuternd gesprochen.

Danach konnte er sich dann endlich daran machen ein paar Früchte zu sammeln, was nicht sonderlich schwer schien, bei der tropischen Flora am Rande des Strandes. Ein paar Acerola, die reichlich Vitamin-C spendeten, sowie vereinzelte Guaraná und etliche Umbus. Diese außergewöhnlichen Früchte sollten mehr als genug sein, um für die Überreise das Nötigste zu bieten. Und mit all dem tropischen Obst auf den Armen kam Scar zurück. Scheinbar hatten der Rothaarige und auch die junge Ärztin wirklich vor ihn zu begleiten, nach allem was er doch schon zu ihnen gesagt hatte, wie er zu ihnen gewesen war. Einen wirklichen Reim konnte sich der junge Fuertes darauf nicht machen. Im Moment hatte er es ohnehin einfach nur hinzunehmen. Spätestens auf Cosa Nostra würde er sie sicher schnell genug loswerden können. "Oi, Möchtegern-Kopfgeldjäger..." rief er zu Jonathan und brachte sich hinter dem Boot in Position. Seine Sachen hatte er vorhin berechtigt ausgezogen, denn er hatte wirklich keine Lust gehabt diese beim zu Wasser lassen des Bootes seine feinen, erst kürzlich gesäubert und gebügelten Klamotten mit Sand und Meerwasser zu verschmutzen. "Pack gefälligst mit an..." kam es nur noch abfällig auffordernd und nach einigem Schieben und Drücken schwamm das Boot über das seichte Nass. Scar hatte sich jedoch zu beeilen, wieder schnell auf das Wassergefährt zu kommen, denn schließlich war das salzige Element das gerade seine Füße umgab nicht gerade sein Freund.
Wieder zurück auf der mittelgroßen Nussschale wies der Dunkelhaarige, so weit wie nötig und sein Wissen eben reichte, die beiden, wenn auch nicht gerade gebetenen, Gäste an, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, um eine sichere und angenehme Überfahrt zu gewährleisten. Zum Schluss betonte er noch nebenbei, dass sie ja Abstand zu ihm halten sollten. Schlimm genug, dass sie mit ihm auf diesem kleinen Ding mitreisten, da wollte er wenigstens so viel wie möglich Raum für sich haben. Dabei suchte er sich den vorderen Teil des Bootes aus, um direkt in die Fahrtrichtung blicken zu können, schwelgend und nachdenklich, aber auch voller Erwartungen. Denn schließlich... ...werde ich nun nach nach fast 4 Jahren wieder dort sein, wo ich einst mein Heim sah. Viele Fragen gingen ihm dann durch den Kopf. Ob er endlich das erfahren würde, wonach er sich schon so lange sehnte, welche Gegner ihn wohl auf dem Weg zu dieser Antwort begegnen würden... und vor allem... Scar warf bei dieser Frage noch einmal einen musternden Blick zurück auf seine zwei Begleiter... Würde er diese Gestalten wirklich wieder los werden? All das sollte sich, hoffentlich, auf Cosa Nostra aufklären...
 
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