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II. Akt - Der Wille der Loa

Momo

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"Loa, Loa, Loa, Loaaaaaaaa", sang Vellie in einer unbestimmten Melodie und ging Momo damit gehörig auf die Nerven. Es war schon schlimm diesem Zylindertypen, der sich als Agwe herausstellte, zuzuhören. Jedes zweite Wort stellte sich als "man" oder "Loa" heraus und schürte die Kopfschmerzen. Zum Glück reichte Edward ihr ein Glas seines Schnapses und Momo legte den Kopf in den Nacken, um das Gläschen in einem Stoß zu leeren. Der süßliche Geschmack gefiel der jungen Frau eher weniger und es schmeckte mehr nach Traubensaft als nach Alkohol. "Schenk mir noch was ein. Das Zeug schmeckt zwar nich nach Alkohol, aber mir ist jetzt jedes Gesöff recht..." Das schwummrige Gefühl, dass schon in der Kneipe in ihrem Kopf und Körper kursierte, kehrte verstärkt zurück und die Teufelsfrau fühlte sich schon etwas besser. Edward schien nicht von ihrer Seite zu weichen und er gab ihr die Informationen, die sie hören wollte. Zufall... War mal wieder klar, brummte Momo und kippte ein weiteres Glas Schnaps nach. Nichts hatte eine genaue Vorgehensweise. "Machen Sie einen Kopfstand, kreuzen sie ihre Beine und grinsen Sie dabei dämlich, um die Teufelsfrucht zu aktivieren", kicherte Vellie und die Teufelsfrau knurrte vernehmlich. "Wie hast du dir das vorgestellt, Momolein? Niemand wird es dir so einfach machen..." "Wer hat es mir je einfach gemacht...?", fragte die junge Frau und kippte das letzte Glas hinunter. Sie gab es Edward zurück und lauschte auf einen Fragenschwall, der Momo glatt überrumpelte. "Wie neugierig der junge Mann doch ist...", meinte Goody Momo und die Glatzköpfige nickte. Es schien ihn zu interessieren, ob Momo eine gewisse Zoan-Frucht gegessen hatte, wegen ihren spitzen Zähnen. "Zoan?", fragte die junge Frau und hob wie gewöhnlich ihre rechte Augenbraue. Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, hörte sie ein aggressives Zischen und drehte den Kopf nach vorne. Bisher hatte sie den Blick entweder auf ihre Füße gerichtet oder auf Edward. Zwei Schlangen fühlten sich von dem Zylindermann gestört. Er versuchte es mit guten Worten, doch die beiden Tiere wanden sich unermüdlich um die dünnen Waden des langen Mannes.
Und nun wurden Momos Vermutungen über Agwe bestätigt: Auch er hatte von einer Frucht gegessen. Sein Körper zog sich in die Länge, seine Beine verschwanden komplett und wurden ein Ganzes. Eine Schlange... Er hat... "Teufelsfrucht! Teufelsfrucht! Naaa? Überrascht, Momolein? Das dir das schon nicht früher eingefallen ist?" Es gab nicht viele Dinge, die die junge Teufelsfrau verschrecken oder ihre volle Aufmerksamkeit erlangen konnten. Sie riss die Augen auf und betrachtete die schwarze Schlange, die ihre Artgenossen vertrieb. Und sie riss die Augen noch ein Stück weiter auf, als Agwe wieder in voller Größe vor ihr stand. "Nicht übel, nicht übel... Zoan.." Momos Kinnlade war kurz davor herunterzuklappen und es der verträumten Frau vor ihr gleichzutun. Doch sie riss sich zusammen und setzte ihr gewohntes Pokerface wieder auf. In ihrem Inneren begannen Gedanken zu rotieren und schwollen zu einem Sturm an. Doch bevor sie Agwe mit ein paar Fragen bombardieren konnte, scheuchte er die Begleiter zum Aufbruch. "Das ist also... Zoan?", fragte Momo den jungen Mann und begann auf den Schrecken eine Zigarette zu drehen. "Was sind Zoan-Früchte denn genau?" Die Antwort blieb aus, doch sie bekam eine weitere Frage an den Kopf geworfen, auf die sie eigentlich nicht antworten wollte. "Ich habe eine Frucht gegessen, das ist richtig. Doch leider weiß ich nicht, welche genau es war. Ich habe keinen Schimmer, ob ich mich wie dieser Spargeltarzan verwandeln kann, oder ob ich meinen Kopf bis zu einem Durchmesser von zwei Meter anschwellen kann. Ich bin völlig ahnungslos..."
Vellie begann in ihrem Kopf kreischend zu Lachen und Momo knurrte gedemütigt. "Scheiße..."

Momos Wut war nicht verblasst, als sie das sogenannte "Heiligtum" erreichten. Ihre Füße schmerzten ein wenig von der Wanderung durch den Wald, doch es war ein angenehmer Schmerz, den Momo allzu gern begrüßte. Die beiden vor ihr warfen sich auf einmal demütig in den Staub und die junge Frau stützte die Hände in ihre Hüften. Was wollen die hier anbeten? 'Nen Wasserfall...'ne übergroße Pfütze... und Streichhölzer, die im Boden steckten... Na toll... "Und was genau soll daran...ARGH!" Die junge Frau wurde brutal in die Kniekehlen getreten und sie konnte nicht anders, als auf die Knie zu fallen. "Na vielen Dank auch, du Witzfigur!", schrie sie Agwe entgegen, der einem seiner Götter dankte. Nach seinem heiligen Geschwafel stand der Schlangenmann auch schon wieder auf und zückte zwei Waffen, die einen weiteren Bewunderungsschwall über Momo hinwegfegte. "Dieser Kerl...! Der gefällt mir immer mehr...!" Anscheinend hatte Agwe nicht nur eine Teufelsfrucht verschluckt sondern auch noch mit diesen zwei überdimensionalen Zähnen gelernt zu kämpfen. Momo kniff die Augen zusammen und seufzte erleichtert, als sie von dem Zylindertyp erfuhr, dass es bald eine Schlägerei gab. "Na endlich...!", seufzte sie nochmal und überprüfte ihre Hanfseile an den Händen. "Fürs Kämpfen bin ich geboren worden, Schlangenmann... Dafür bin ich hier!", grinste sie und leckte sich über die Lippen. Während sie die rauen Seile zurechtzupfte und die verträumte Frau ihr kleines Messer umherwirbelte, war Edward gar nicht mit der Aufforderung zum Kampf einverstanden. Er schien sich förmlich rausreden zu wollen...
"Sei kein Feigling, Edwardo...", grunzte die Teufelsfrau. Sie kam ein paar Schritte näher und kraulte TickTack am Kopf. Der Hermelin schien sich bei dem jungen Mann wohl zu fühlen und keckerte zufrieden. "Wenn du willst kannst du auf TickTack aufpassen und ich beschütze dich vor den bösen Männern, in Ordnung, Kleiner?" "Weichei..."
 

Agwe

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Die Reaktionen seiner Mitstreiter auf die Ankündigung eines Kampfes überraschten Agwe. Momo, die Glatzköpfige, schien regelrecht erregt zu sein, während Haydee immer noch so gleichgültig wirkte wie immer. Sogar ihre Waffe, die den Voodoopriester doch ziemlich überraschte zog sie mit einer beinahe beiläufigen Geste, als würde sie so etwas jeden Tag machen. Nun, viel länger kannte er sie auch nicht, also konnte er wohl kaum behaupten dass das nicht der Fall war, aber am meisten überraschte ihn Edward. „Hey! Wowwowwowwowwowwow.... WOW... WOW! Ich habe nie gesagt, dass ich kämpfen würde! Ich bin kein Kämpfer, Alter! Ich bin Denker, Forscher, Techniker wenn es sein muss, aber Alter, ich bin kein Kämpfer man...“ Agwe wollte ihn grade dafür schelten, doch schon stellte sich Momo auf seine Seite und betüddelte ihn. “Ya damn sure be lucky, man“, zischelte der Voodoopriester innerlich während er eine kleine, grünliche Flasche aus seiner Schärpe hervorzog. Darin befand sich das heiligste Getränk der Loa, der Schlangenschnaps, eine Mischung die Agwe seitdem er sich verwandeln konnte auch ohne jede Zuhilfenahme dieser teilweise sehr wankelmütigen Tiere brauen konnte. Um sich selbst zu ermutigen kippte er einen Schluck davon herunter. Er spürte, wie die brennende Flüssigkeit seine Kehle hinunter glitt und ihm wie immer frischen Mut und neue Zuversicht einflößte.. und dann kam ihm die Idee.

“Eh, man! Listen!“ Dass er mit diesem plötzlichen Ausbruch vielleicht ein Gespräch seiner Kampfgemeinschaft unterbrach war Agwe relativ egal, denn wenn er eines gelernt hatte in all den Jahren als Priester, dann dass sein Wort Vorrang hatte. “Hier, man. Nehmt davon was.“ Schnell reichte er die kleine grüne Flasche mit dem heiligen Getränk reihum und ließ Momo, Edward und Haydee je zwei oder drei Schlucke kosten. Das Getränk schmeckte stark nach Alkohol und scharfen Kräutern, aber seine Wirkung würde es wohl auch bei ihnen nicht verfehlen. Die Mischung aus Alkohol und ein klein wenig Schlangengift, dazu einige geheime Kräuter, waren das Beste um Gläubige zu bestärken.. oder neue Gläubige für den seltsamen Kult des Voodoo zu gewinnen. “Dies, man, sind die Tränen der Loa. Sie vergießen sie aus Freude über ihre Gläubigen oder aus Scham, wenn es zu wenige davon geben sollte. Wer mit mir hier kämpft, sei es an der Front oder mit Verstand, der soll so viel davon trinken wie er will.“ Mit einer pompösen Geste riss Agwe beide Arme hoch, wobei ihm die nunmehr leere Trinkflasche entglitt und mit dumpfem Platschen in den See fiel. “Agh, what now. Bite me, man.“ Erneut ließ er seine Gefährten alleine und stapfte in Richtung des Sees, auf dessen Grund er die Flasche liegen sehen konnte, umschwärmt von Fischen die diesen neuen, seltsam glänzenden Gegenstand neugierig betrachteten. Zu seinem Glück ging ihm das Wasser gerade einmal bis knapp über die Knie, sodass er mühelos hineinwaten konnte um die Flasche wiederzuholen. Nicht auszudenken was passiert wäre wenn er hätte schwimmen müssen.. damit hatte er seit dem Verzehr seiner Teufelsfrucht natürlich einige Schwierigkeiten.

Der Voodoopriester hatte keine Ahnung, wie lange er nun bereits wartete. Auf die Anderen hatte er wenig geachtet, eigentlich so gut wie überhaupt nicht, zu sehr hatte ihn die Präsenz dieses Ortes in Beschlag genommen. Er hatte die einzelnen Holzstatuetten genau untersucht und war zu dem Schluss gekommen, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Sicher, er kannte die Veves der Loa und sie waren korrekt gezeichnet und aufgestellt, aber.. was gefiel ihm dann hier nicht? Er konnte es nicht sagen. Vielleicht war es auch einfach nur sein Magen, manchmal hatte Schlangenschnaps die seltsamsten Nebenwirkungen. Er erinnerte sich an eine Gläubige, die ein wenig davon getrunken hatte und danach felsenfest davon überzeugt war, sie sei eine Schildkröte. So etwas konnte passieren. “Eh, sind diese Ketzer im Dschungel umgekommen?“, rief Agwe so laut heraus, dass seine Stimme von den Bäumen widerhallte, erneut verscheuchte sein lautes Organ einige Vögel von ihren Bäumen. “Mah, wollen wir's hoffen. Es wäre eindeutig zu ihrem eigenen Besten, man.“
 

Edward Buraddo

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Wow, scheinbar war Edward hier der einzige, der nicht total wild darauf war, sich in einem Kampf zu stürzen. Die Frau mit den blassen Augen hatte sich in ihrem Betragen absolut nicht geändert, sie war so gelassen wie bei dem Weg hier her oder der kleinen Pause vor der Kneipe, verstand sie überhaupt, was Agwe da wollte? Sie kam Edward prinzipiell etwas Weltfremd vor, nahm sie die Realität überhaupt so wahr wie Edward es tat? Immerhin wollte sie wieder zurück in die brennende Kneipe, weil es dort wärmer war, das lies schon tief blicken. Diese Frau schien prinzipiell keinen Sinn für Gefahr zu haben.
Momo andererseits schien ganz wild darauf zu sein, sich in einen Kampf zu stürzen, doch genauso hatte Edward sie auch eingeschätzt. Sie hatte etwas wildes an sich, eine Aura, bei der sich Edward sicher war, dass so die Aura einer Amazone sein müsste. Daher wunderte es ihn nicht wirklich, dass sie Agwe wohl augenblicklich in die Schlacht folgen würde.
Und dann war da ja noch Agwe selber. Der Kerl mit der Schlangen Zoan, der nicht mal eine Mine verogen hatte, als er sich mit seinem komischen Messer in die Zunge geschnitten hat. Das noch immer Blut an seinem Mundwinkel herab lief, schien er kaum zu bemerken.
Mit was für Leuten hatte er sich hier nur eingelassen, zwei wilde Bestien und eine realitätsfremde Traumtänzerin. Und jetzt steuerten sie direkt auf eine Konfrontation zu. Herrgott, Edward hatte ja noch nicht mal eine Ahnung, worum es überhaupt ging. Alles was er wusste war, dass er hier im Wald stand, vor einer alten Ruine, mit einem Mann, der sich für einen gesandten einer imaginären höheren macht hielt und aus irgendeinem Grund ein paar andere Typen auseinandernehmen wollte, die ebenfalls auf dem Weg hier her waren. Das war der aktuelle Stand der Dinge... War Ed wirklich der einzige, dem das alles völlig Banane vorkam?
Kaum dass er seine Zweifel geäußert hatte, kam die Amazone mit dem sehr attraktiven Körperbau und dem Absolut nicht dazu passenden, aber grade deshalb sehr exotischen, Haarschnitt auf ihm zu und streckte die Hand aus. Was nun? Was hatte sie jetzt vor? Würde Edweard gleich alle fünf in seinem Gesicht spühren, weil ihr seine Äußerung nicht passte? Oder direkt die Faust? Er konnte sich nicht wirklich bewegen und so wartete er einfach ab, was passieren würde. Zu seiner großen Erleichterung wollte sie nur TickTack streicheln, der noch immer auf Edwards Schulter saß, und stichelte Edward dann etwas, doch Teilweise erleichterte es Ed. Er war nicht der Typ Mann, dem es peinlich wäre, dass eine Frau wie Momo für ihn kämpft. Geschlechtertrennung um Kampffähigkeiten einzuordnen war eh Blödsinn. Diese Momo könnte ihn wahrscheinlich mit einem Arm auf den Rücken und verbundenen Augen besiegen, also warum sollte Edward sich schämen, das kämpfen den Kämpfern zu überlassen. Er sah zu TickTack dem Hermelin herüber, und seufzte leise. Warum erwartete jeder, dass er nur weil er mit einem Penis geboren wurde auch ein starker Kämpfer zu sein hatte... Aber vielleicht... 'Hmmmm...' Edward gab sein summen mittellaut von sich, das Zeichen dafür dass er nachdachte. Sein Hirn lief auf Hochtouren, er sah sich das ganze Gebiet an, in dem sie sich befanden. Vielleicht würde er ja doch nicht ganz nutzlos bleiben.

Agwe brachte ihn kurz raus, als er einen Drink herumgab, Edward war zu sehr mit grübeln beschäftigt, um sich zu fragen, was wohl im inneren dieser Flasche war und nahm, wie er es beim nachdenken halt gewohnt war, wenn er eine Flasche in Händen hielt, einen tiefen Schluck. „Hmmm... nicht übel...“ Er musste Agwe nach dem Rezept fragen.... doch erst mal gab es wichtigeres. Ed kramte in seiner Tasche herum und holte anschließend seine Brille heraus. Er trug sie selten, im Grunde nur, wenn er wirklich konzentriert an etwas arbeitete. Er sah sich ein paar der Flaschen an, die er dabei hatte und die er aus der Kneipe genommen hatte, studierte das Ettiket und rechnete etwas. Dann ging er auf Momo zu. „Du rauchst doch...“ seine Stimme war ernster als sonst. „Könntest du mir eventuell dein Feuerzeug leihen? Du kriegst es wieder, wenn die Sache hier vorbei ist.“ er lächelte Momo an, sprach freundlich, aber bestimmt zu ihr, er wirkte wie ein völlig anderer Edward als zuvor. Wenn er schon kämpfen musste, würde er dafür sorgen, dass er dabei außer Gefahr blieb.
 

Haydee

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Seid Agwe das Kommando gegeben hatte, sich Kampfbereit zu machen, hatte sich Haydee nicht einmal mehr um einen Zentimeter bewegt. Ihren versteckten Dolch locker in der linken Hand und das Gesicht in Richtung des Waldes gerichtet, aus dem der Feind auftauchen würde, wartete sie geduldig ab, dass etwas passierte. Da sie annahm, sehr bald kämpfen zu müssen, hatte sich ihr ohnehin schon wenig verwendeter Verstand vollends geleert und ihre Augen waren absolut stumpf. Für gewöhnlich war man nicht sehr gut damit beraten, sie in diesem Zustand anzusprechen, da sie von Zeit zu Zeit Probleme hatte, so zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Natürlich konnte der Voodoo-Priester von dieser Gefahr noch nichts wissen, als er ihr von seinem Schlangenschnaps etwas anbot. Glücklicherweise reagierte sie darauf nicht wie gewöhnlich, indem sie ihm ihre Waffe in den Körper rammte. Stattdessen zuckte sie zusammen und gab ein hohes, erschrockenes Quieken von sich, ehe sie sich zerstreut orientierte. Ihre Augen glitten einmal über alle Anwesenden und blieben dann auf der Flasche mit dem starken Alkohol hängen.
Wortlos nahm sie das Gefäß entgegen und starrte es einen Moment lang an, als müsse sie sich erst einmal daran erinnern, wozu man Flaschen für gewöhnlich verwendete. Schließlich schnupperte sie an der Öffnung und goss sich dann einige Schlücke die Kehle herunter. Der starke Geschmack lies sie energisch den Kopf schütteln, wirkte aber trotzdem belebend. Dieses Getränk war echt gut. Nicht unbedingt das, was sie selbst für gewöhnlich zusammen mischte und bevorzugte, aber trotzdem richtig gut. Gierig leckte sie sich über die Lippen, um die letzten Tropfen auf die Zunge zu kriegen und reichte die Flasche dann an ihren Besitzer zurück. Leider war für sie ja nicht mehr viel drin gewesen, die anderen hatten bereits sehr gut zugelangt.
Irgendwie dauerte das alles hier unnatürlich lange und das, wo eigentlich total wenig Zeit verstrichen war. Vielleicht liefen auch ihre Uhren nicht mehr richtig? Sofort winkelte sie ihr linkes Bein an, um einen Blick auf die Armbanduhr zu werfen, die sie gleich einem Fußkettchen um den Knöchel trug. Nein, sie waren wirklich erst seit ein paar Minuten hier. ”… Ich muss in 58 Minuten ins Bett gehen ...“ murmelte sie noch immer auf einem Bein stehend und gähnte energisch, wobei sie wie ein Hund die Zunge raus streckte. Erst dann tapselte sie langsam zu Agwe hin, der nachdenklich am Wasserbecken stand und die Holzpfähle betrachtete. Die Hände unschuldig im schoss gefaltet blieb sie einen Schritt hinter ihm stehen und folgte seinem Blick. Die Schnitzereien in den Pfählen kannte sie ganz genau, sie hatte vor langer Zeit gelernt, sie ordentlich zu Zeichnen, oder die Strafe für Fehler zu zahlen. Trotzdem war dieser Ort für sie nichts besonderes. Geheimnisvolle Ausstrahlung, übernatürliche Präsenz, gruseliges Aussehen, für all dass hatte sie nicht das geringste Gefühl. Es sah hier hübsch aus, weil das schwache Licht sich sehr schön im Wasserfall spiegelte, aber das war’s. Aber für Agwe schien es etwas anderes, mehr zu sein. ”… warum möchtest du diesen Ort überhaupt verteidigen ...?“ fragte sie leise und so respektvoll wie möglich. Innerlich zuckte sie aber schon jetzt zusammen. Für vier von fünf Fragen, die sie stellte, kriegte sie für gewöhnlich nur Schläge, statt Antworten. Zumindest war es bisher so gewesen.
Aber noch bevor der hochgewachsene Mann überhaupt etwas sagen konnte, wirbelte sie herum und sah abermals zum Waldsaum hinüber. Ihre schmale Waffe hob sie auf Brusthöhe und die Augen riss sie zum ersten mal, seit die Agwe begegnet war, komplett auf. Sie hatte ganz deutlich etwas im Unterholz gehört. Irgendetwas oder irgendjemand bewegte sich in ihre Richtung zu. ”… sie kommen ...“ Das leise Flüstern ging in den Nachtgeräuschen des Waldes fast unter.
 

Momo

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"Verdammte Scheiße, Agwe! Was ist denn dass für ein Teufelszeug? Verdammt nochmal, hast du das Zeug selbst gebraut, oder was?", hustete Momo und fragte sich, was da gerade aus ihrem Mund gekommen ist. Sie hatte nur einen Schluck von dem Zeug genommen und ihr Körper fing Feuer. Dieses Zeug brachte die junge Frau richtig auf Touren. Ihre Zunge wurde lockerer und nicht nur ihr Kopf, ja ihr ganzer Körper fing an sich zu drehen und in einer Schwerelosigkeit zu schweben. "Scheiße, verdammte! Tränen der Loa? Na, die haben´s drauf! Scheiße..." Momo wusste nicht, wieso sie bei jedem zweiten Wort fluchen musste, aber sie hatte das Gefühl, dass sie es musste... In ihrem Kopf hatte die Vellie-Schallplatte einen kleinen Riss, sodass das Lachen der imaginären Stimme sich immer und immer wieder kreischend wiederholte. Das war für Momo nicht weiter schlimm, doch sowas hatte sie noch nie erlebt. Goody Momo schien ganz verschwunden zu sein. Auch gut...
Das Brennen in ihrer Lunge ließ keinen Moment nach und abermals musste die Glatzköpfige husten und spuckte aus. Doch ein Gutes hatte dieses Gesöff: Es gab ihr einen gehörigen Adrenalinkick. Das erleichterte ihr Aufwärmprogramm um Längen! Wenn die Teufelsfrau die Gelegenheit bekam, sich vor ihrem Kampf aufzuwärmen, dann ließ sie dies niemals aus. Zehn Kniebeugen waren schnell gemacht. Zwanzig Liegestützen kamen hinzu. Sie wollte gerade zehn weitere Einheiten dranhängen, da unterbrach sie Edward, der mit der Brille auf der Nase noch gewöhnlicher aussah. Momo hatte gar nicht gedacht, dass das möglich war. Edwardo schien konzentriert zu sein und eine kleine Denkfalte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen eingenistet. Er fragte höflich nach einem Feuerzeug. "Scheiße, wieso fragst du mich das, verdammt?" Die Glatzköpfige hatte Edward aus dem Augenwinkel dabei beobachtet wie er hin und hergelaufen war und mit sich leise selbst gesprochen hat. Was hatte er vor? Wenn er nicht kämpfen konnte, zu was war er dann gut, außer Kinder zu zeugen? Die Teufelsfrau griff in ihren Ausschnitt und warf ihm eine Schachtel Streichhölzer zu. "Das ist alles was ich habe, kacke nochmal! Und wehe es reicht dir nicht, Kleiner!" Nach dem Satz, biss sich die Teufelsfrau auf die Zunge und schüttelte ihren Kopf. Mann, verdammt! Was soll denn das werden? Langsam stand sie auf und versuchte zu erahnen, ob das Adrenalin sich immer noch in ihrem Körper befand. Der Schnaps schien eine dauerhafte Wirkung auf Momos Tatendrang zu haben. Sie versuchte ein paar Kampffiguren, die ihr in den Sinn kamen und sogar ein, zwei Flic-Flacs konnte sie ohne Probleme ausführen. Ein dünner Schweißfilm hatte sich über ihre Haut gelegt und die Teufelsfrau fühlte sich kampfbereit - auch wenn sie das schon vorher gewesen war.
Nach ihrem Aufwärmprogramm, sah sie sich nochmal um, um sich den Schauplatz einzuprägen. Der Wasserfall stürzte von einem sechs Meter hohem Plateau herunter und füllte das kleine Wasserbecken darunter. Agwe stand am Ufer und Momo konnte erkennen, dass er nur bis zu den Knien darin stand. Dann laufe ich nicht Gefahr, in diesen scheiß Swimmingpool zu fallen und zu ertrinken... Die Hölzer die im Boden steckten, waren kein Hindernis oder störten. Während sie den Blick so schweifen ließ, fiel ihr die verträumte Frau auf, die sich noch keinen Zentimeter nach vorne oder nach hinten bewegt hatte. Blinzelt sie überhaupt? Momo ging ein paar Schritte auf die Frau zu und wollte sie fragen, ob sie immer so regungslos in der Gegend rum stand. Doch bevor sie etwas sagen konnte, hob die Traumtänzerin ihren Fuß und die Glatzköpfige konnte noch eine Uhr an ihrem Fußgelenk erkennen. "Meine Fresse, wie viele verdammte Uhren hast du denn noch an deinem Körper hängen? Scheiße nochmal!", meinte die junge Frau und als sie bemerkte, dass sie mit dem fluchen nich mehr aufhören konnte, fluchte sie nochmal. "Scheiße!!" Der Schnaps war wirklich nicht gut für ihre Zunge und ihren Fluchapparat im Kopf gewesen und wer war Schuld? "Agwe!! Verdammte Kacke nochmal, was ist in diesem Teufelszeug drin?" Dabei leckte sie sich über die Lippen und saugte somit den Rest des Alkohols von ihren Lippen, der feurig in ihrem Mund zu tanzen begann. Vellies Schallplatte lachte derweil weiter, ohne dabei müde zu werden. "Wahahhaaaahaa haaaa.... Wahahhaaaahaa haaaa.... Wahahhaaaahaa haaaa.... "
Bevor Momo weiterhin fluchen konnte, drehte sich die verträumte Lady blitzschnell um und meinte, dass sie kommen würden... Die Glatzköpfige versuchte Vellies Lachen auszublenden und auf die Geräusche um sie herum zu hören und auch sie konnte ein knacken im Unterholz vernehmen. "Klopf, Klopf? Wer ist da? Kommt raus, ihr verdammten Mistkerle! Ich will jemanden auf die Fresse hauen, verdammt nochmal!"
 

Agwe

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Was hatte Agwe sich da nur angelacht? Ein Feigling, der anscheinend ausgerechnet jetzt mit dem Rauchen anfangen wollte, eine Frau die bald ins Bett musste und ein.. androgynes Zwitterwesen, welches schon nach einem Schluck Schnaps zu fluchen anfing wie ein Rohrspatz. “Man kann sich eben nicht aussuchen, wer glaubt. Und ein Gläubiger Narr ist zehnmal weiser als ein ungläubiger Gelehrter“, kamen ihm die Worte seines Großvaters in den Sinn und er nickte. Wie immer hatte der alte Mann Recht gehabt. Wenn sie nur ordentlich glaubten, dann waren diese Leute Soldaten der Loa, Auserwählte wie er selbst. Mit solchen Leuten an seiner Seite hatte Agwe nichts zu befürchten. Als hätte er in dieser Situation noch einen Ansporn gebraucht weiter von den Loa zu reden hörte er plötzlich von hinten die junge Frau zaghaft fragen: ”… warum möchtest du diesen Ort überhaupt verteidigen ...?“ Er drehte sich um und blickte sie direkt an, ein verständnisvolles Lächeln auf den Lippen. Für einen Moment erschien es ihm als sei das junge Ding zusammengezuckt, aber das hatte er sich wohl eingebildet. “Glad ya be askin', man. Die Loa sind nicht in diesen toten Hölzern hier. Auch nicht in diesem Wasserfall oder den Bäumen. Sie sind in uns und in allen die glauben und das wird auch immer so sein. Aber wir brauchen Orte, an denen sie stärker in uns sind, Orte die heilige Taten gesehen haben und in denen das Wort der Loa klarer zu uns dringt. Was ist der Navigator ohne seine Karten, was ist der Schmied ohne Eisen, was ist ein Koch ohne Gewürze? Weisheit braucht ein Medium durch das es wirken kann, man, und wie du Gewürze benutzt um eine Speise zu kreieren oder ich die von den Loa gegebenen Methoden um Menschen zu heilen, so brauchen die Loa uns als Werkzeuge um das Richtige zu tun. Ohne sie wären wir nur sinnlose Puppen und ohne uns wären sie nur machtvolle Wesen ohne Name und Ziel. Erst unser Handeln und unser Wirken gibt ihnen die Gestalt die sie haben, man, und erst ihre Weisheit und ihre Güte geben uns den Sinn in unserem Leben. Wenn du eine Stätte vernichtest die für so etwas steht, man, dann vernichtest du deinen eigenen Sinn. Und wenn du zulässt dass das passiert, dann bist du nicht besser als diejenigen, die es tun.“ Im Verlauf seiner Rede war Agwe immer lauter geworden, ohne sich daran zu stören dass ihm offenbar niemand zuhörte. Nur ganz verschwommen konnte er Haydee sagen hören “...sie kommen...“, was als Startsignal für die anderen zu gelten schien. Nicht jedoch für Agwe, der dessen ungeachtet seinen Monolog zuende brachte. Als er damit fertig war, zündete er sich eine weitere Zigarre an, paffte eine Wolke gen Himmel. Für einen Moment glaubte er, in diesem Rauch einen Totenkopf zu sehen, ein Symbol für das was den Häretikern bevor stand, aber das konnte auch genau so gut Einbildung sein. “Come on now, man“, zischelte er so leise dass es keiner außer ihm selber hörte, während seine lange Zunge über seine Lippen fuhr. “Time to party!“

Mit einem erschöpften Schrei brach der Führer der Black Spade Piraten zusammen. Die Gruppe hatte ihn erbarmungslos durch den Dschungel gehetzt um so schnell wie möglich da zu sein, sodass seine Beine jetzt da Lisa ihn endlich losließ den Dienst quittierten. Zitternd lag er auf dem angenehm kühlen Dschungelboden und betete im Stillen, dass seine Familie immer noch wohlauf war. “Ich glaub mich tritt ein Pferd! Wen haben wir denn da?“ Lisa Cozettis kalte, höhnische Stimme schallte durch den Wald, während sie und ihre Kumpanen langsam nach vorne traten. Der kleine Dicke kicherte bosartig während der Lange in seiner bunten Phantasieuniform die Augenklappe hochzog. Die drei Kumpanen blieben leicht hinter ihren Anführern stehen, vermutlich warteten sie auf ihre Kommandos. “Euch hab' ich doch vorhin in der Kneipe gesehen! Ihr habt das Feuer also überlebt, eh? Lausige Arbeit, Pietro!“ Der kleine Dicke zuckte nur mit den Schultern und lachte wieder. “Sorry, Boss. Hähä. Kommt nicht wieder vor.“ Lisa lachte nur herablassend, ehe ihr Blick ein weiteres Mal über die Lichtung glitt. “Aber genug davon! Wie ich weiß befindet sich hier ein Schatz! Wenn ihr vor uns hier wart, dann müsst ihr ja schon ein wenig gestöbert haben.. also wo ist er? Redet lieber schnell, denn ansonsten wird meine Rechte ungeduldig.. und ihr muss wohl nicht sagen, was dann passiert.“ Mit einem leisen Klicken spannte sie den Abzugshebel ihrer Pistole, welche sie mittlerweile gezogen hatte, ihre linke Hand ruhte noch immer an ihrer Hüfte, den Säbel in Griffreichweite. “Also, spuckt's aus!“

In aller Ruhe trat Agwe, immer noch rauchend, vor. Er nickte seinen Begleitern kurz zu als Zeichen, dass sie warten sollten, dann breitete er die Arme aus. Bevor er es jetzt auf einen Kampf ankommen ließ, wollte er doch noch versuchen diese Ungläubigen zu bekehren. Vielleicht half es. Vielleicht konnten sie diesen Platz als Freunde verlassen, geeint unter dem Banner, das der Glauben an die Loa war. Sicher, diese Häretiker würden Buße tun müssen, aber es gab nichts, was die Loa nicht verzeihen würden wenn man es aufrichtig meinte. Möglicherweise stießen seine Worte bei ihnen doch nicht auf taube Ohren. “Seht genau hin, man. Dies ist der Schatz! Der Himmel unter dem wir sind. Der Wasserfall, der uns Leben spendet! Die Stelen der Loa, deren Weisheit uns zu Menschen macht. Das ist mehr als Gold und Diamanten je sein könnten und wenn du nur...“ Ein lauter Knall zerschnitt abrupt die Luft und ließ wild kreischendes Dschungelgetier aufstreben. Gerade noch rechtzeitig wich Agwe zur Seite aus, konnte aber nicht verhindern dass die von Lisa Cozetti abgefeuerte Kugel seinen Ärmel streifte. Mit einem lauten reißenden Geräusch zerfetzte sie seinen Ärmel und streifte dabei seinen Arm, Blut rann langsam seinen Unterarm und das Handgelenk herunter. Doch der Voodoopriester achtete nicht darauf. Viel wichtiger waren ihm die Worte, welche die Ketzerin gerade sprach.

“DER STERNENHIMMEL? WASSER? Und vor allem.. LOA? DESWEGEN habe ich diese Reise hier auf mich genommen?“ Die Stimme der Piratin überschlug sich vor Zorn und wütend warf sie die unbrauchbar gewordene Steinschloss-Pistole hinter sich. “Es MUSS irgendetwas wertvolleres hier geben! Es MUSS einfach!“ Schnaubend vor Zorn zog sie eine weitere, kürzere Klinge und nun auch ihren Säbel, ging langsam auf Agwe zu. “Sag mir SOFORT wo du den richtigen Schatz versteckt hast oder ich REIßE dich in Stücke!“ Agwe schüttelte gemessen den Kopf. “Nah, man. Ya dun' get it. There is no...“ Doch wieder wurde er von einem plötzlichen Wutausbruch Cozettis unterbrochen, die ihn mit mehreren schnellen Klingenhieben angriff. Mit einer Eleganz die man ihm überhaupt nicht zugetraut hätte fing Agwe jeden einzelnen der wütend geführten Hiebe mit seinen Schlangendolchen ab, meist indem er sie regelrecht aus ihrer Bahn schob wobei es laut klirrte und Funken stoben. Seine Beine waren jetzt leicht eingeknickt und pendelten gefährlich, sein Oberkörper machte diese Bewegung mit. Wie er so dastand erinnerte er beinahe an eine überdimensionale Schlange, die auf den richtigen Moment wartete um zuzustoßen, seine Reißzähne in den geballten Fäusten. Cozetti sprang zurück, nickte leicht. Sie erkannte zwar, dass ihr Gegenüber kämpfen konnte aber war weit davon entfernt, beeindruckt zu sein. Diese paar Hiebe waren nichts im Vergleich zu dem was sie wirklich konnte und schon bald würde dieser seltsame Kerl sie kennenlernen. Er und der Rest seiner Mannschaft. “Pietro! Hol dir die Kurzhaarige mit ihrer Ratte auf der Schulter! Sorca, du das Mädchen da mit dem Schwert. Ihr anderen geht auf den Penner da mit der Brille! Und KEINER rührt diesen Fratzenpriester an! Mit dem hab' ich selber ein Hühnchen zu rupfen...“ Alle fünf nickten, als Zeichen dass sie verstanden hatten und gingen los.

Wie zwei Raubtiere umkreisten sich Agwe und Lisa, die Blicke der Beiden kreuzten sich immer wieder. Ab und an griff die Piratenbraut blitzschnell an, was von Agwe pariert wurde, er selber aber attackierte nicht. “Du bist flinker als du aussiehst, Zylinder! Aber mich hat noch niemand besiegt! Ich schlitz' dir den Bauch auf und erwürg' dich mit deinen eigenen Gedärmen!“ Agwe grinste nur breit und leckte sich provokativ über die Lippen. Langsam begannen seine Hände sich mit schwarzen Schuppen zu überziehen und er schien ein wenig in die Länge zu wachsen, während seine Nase immer platter wurde. “Bite me, man!“

Der kleine Dicke, welcher auf den Namen Pietro hörte, watschelte langsam auf die kurzhaarige Momo zu. In seiner rechten Hand blitzte kurz etwas auf, bevor er sich Schlagringe um beide Fäuste legte, sein Grinsen entblößte mehrere äußerst schlecht gepflegte Zähne. “Hey Süße! Höhö. Sei schön anständig und gib auf. Dann lass' ich dich so lange am Leben bis ich noch ein wenig Spaß mit dir hatte. Höhö. Und wenn ich dich dann kille mach ichs auch ganz kurz und schmerzlos. Versprochen. Höhö.“ Während er redete kam er langsam näher, die Hände wie ein Boxer an die Schläfen gehoben. Wie man erst jetzt erkannte hatte er sich nicht bloß einfache Schlagringe um die Knöchel gelegt, sondern diese hatten auch noch ein kleines „Extra“. An den Ausbuchtungen nämlich waren Stacheln befestigt, die darüber hinaus noch mit Widerhaken versehen waren. Ein Schlag mit diesen Dingern musste höllisch wehtun und darüber hinaus auch noch äußerst tiefe Wunden reißen.. von der Gefahr dass sie vergiftet sein konnten einmal ganz abgesehen. “Also? Was ist? Höhö.“

Sorca schritt elegant in Haydees Richtung und zog dabei seinen Degen. Es war ein schönes Modell mit reich verziertem Griff, allerdings ein bisschen länger als man es sonst zu Gesicht bekam. Er fixierte das leicht abwesend wirkende Mädchen und ging langsam auf sie zu, ohne dabei die Bereitschaft zum Kämpfen zu zeigen. “Ganz ruhig, Kleines, okay? Gib' mir einfach deine Waffe und ich lass' dich laufen. Weißt du, ich sammele einfach nur Schwerter und.. SCHAZAH!“ Kaum dass er nahe genug heran gekommen war, machte er einen blitzschnellen Ausfallschritt nach vorne und trieb seinen Degen vor, direkt auf Haydees Herz gezielt. Mit dieser Masche hatte er schon einige unvorbereitete Kämpfer auf dem falschen Fuß erwischt und getötet, einer der Gründe weshalb seine Schwertsammlung, die als einziges von seiner Rede keine Lüge war, recht ansehnlich geworden war...

“Ihr habt's gehört, Jungs. Schnappen wir uns diesen Clown.“ Die drei übrigen Piraten gingen auf Edward zu, bildeten einen Halbkreis um ihn herum um ihm den Weg nach vorne abzuschneiden. Alle drei breiteten die muskulösen Arme aus als wollten sie Edward umarmen, auch wenn diese „Umarmung“ mit ziemlicher Sicherheit tödlich ausgehen würde. “Was ist das? Puuuh. Der Typ riecht ja wie 'ne ganze Schnapsbrennerei. Hast dir vorhin noch ein paar hinter die Binde gegossen, was?““Halt's Maul, Alter!“, wies ihn ein anderer zurecht. “Wir sollen den Typen ausschalten und gut ist! Nicht mit ihm quatschen. Na komm schon her, Alter, geht ganz schnell...“
 

Edward Buraddo

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Edward hatte alle Hände voll zu tun, er wollte unbedingt seinen Plan fertig haben, bevor sie hier überrascht wurden. Mit besseren Mitteln wäre ihm um einiges mehr möglich, aber Improvisation war schließlich auch schon immer eine seiner Stärken gewesen. Bei seinem Weg hier her hatte er eine kleine Höhle entdeckt, die den Erbauern des Tempels früher scheinbar als eine Art Lager gedient hatte. Er hatte sie erkundigt, bevor er Momo um das Feuerzeug gebeten hatte. Es lagen noch einige, mittlerweile fast vollkommen von Moos verdeckte und von Wurzeln durchdrungene Steine herum, die denen, die zum Bau der Mauern des Tempels verwendet wurden gleichen sowie verrottete Werkzeuge und einige Taue. Edward nahm an, dass die Bauarbeiter hier Entweder die Steine direkt geschlagen oder nur gelagert hatten. Die Höhle schien tiefer zu gehen, aber nach wenigen Metern war sie schon verschüttet und bot keine Möglichkeit mehr, weiter ins innere vorzudringen. Edward hatte auch versucht, mit seiner Teufelskraft weiter zu kommen, doch es schien, dass die Barriere zu dick war. Wirklich Schade, denn er hätte gerne gewusst, ob eventuell noch Baupläne in dieser Höhle zu finden waren, denn es interessierte ihn doch sehr, mit welchen Mittel damals so ein großer Tempel mitten im Wald gebaut werden konnte, was sehr beeindruckend war.
Aber auch so war die Höhle für seine Zwecke perfekt, einige Ranken hingen von der Decke und ein paar der dickeren Taue waren dem Zahn der Zeit noch nicht völlig zum Opfer gefallen, auch wenn er sich mit den Dingern sicher nicht mehr abseilen würde, für seine Zwecke sollten sie reichen.

Jetzt war es scheinbar so weit. Als er sich von Momo die Streichhölzer lieh, hörte er die blassäugige Frau sagen, dass sie bald Gesellschaft kriegen würden. Er schluckte stark, mit etwas Glück würde der Krug an ihm vorüber gehen, wenn er sich auf Distanz hielt. Nur für den Fall der Fälle hatte er TickTack in seinem Rucksack verschwinden lassen. „Wenn du an meiner Brennerei knabberst, destilliere ich dich und mach Schnaps aus dir...“ Waren seine letzten Worte an das pelzige Wesen, bevor er den Rucksack schloss. Er machte ein paar Schritte zurück, versuchte sich Unsichtbar zu machen, er wollte, auch wenn er sich vorbereitet hatte, nicht wirklich in die Sache mit rein gezogen werden.

Doch das war wohl zu viel verlangt, denn keine Minute später war er von drei Typen umzingelt, die versuchten ihn einzukreisen. Jeder von denen schien genug Muskeln aufbieten zu können, um Edward wie ein Streichholz zu zerbrechen, das war weniger gut. 'Das ist unfair, warum gehen drei auch mich los? Die anderen haben nur jeweils einen...' klagte er innerlich, als die drei immer weiter auf ihn zukamen. „Hey... Hallo... ehm...“ Er stotterte etwas herum. „Sagt mal, meine Herren, gibt es vielleicht irgendeine Möglichkeit, dass wir das hier wie zivilisierte Menschen regeln können?“ Der Kerl in der Mitte, der scheinbar in der Dreiergruppe das sagen hatte, grinste ihn dreckig an. „Nope... Wir brechen dich in zwei Hälften!“ „Ja... so was in der Art hatte ich befürchtet...“ Edward zog eine Flasche Schnaps aus seiner Tasche und nahm einen tiefen, sehr tiefen Schluck, schluckte den Inhalt allerdings nicht runter. „Schnappt ihn!“ kam der Befehl und die beiden anderen sprangen auf ihn zu. In dem Moment spitzte Edweard seine Lippen und spuckte den Alkohol in einem strahl aus, direkt in die Augen der beiden die da auf ihn zukamen. Es war extrem hochprozentiges Zeug, daher würde es ihre Sicht für eine Weile vernebeln. Dann warf er die Flasche nach dem dritten und nahm die Beine in die Hand. Nichts wie weg hier war das Motto. Die Flasche traf den dritten am Kopf, doch es war natürlich zu wenig Wucht im Wurf, dass sie zerbrechen könnte. „ARGHHHH.... SCHNAPPT DEN KERL VERDAMMT!“ trieb er seine Männer an, die sich mit verschwommener Sicht daran machten, Edward zu folgen. Sie folgten ihn, bis sie sehen konnten, dass er in der Höhle verschwand. „Jetzt haben wir ihn!“ „Jaaaaa, jetzt sitzt er in der Falle.“ lachten sie und stürmten in die Höhle, unwissend, dass Edward sich nur um die Ecke am Eingang im Schatten versteckt hatte, und standen so bald in der Mitte der dunklen Grotte. „Verdammt, wo ist der?“ „Jaaaa, wo ist er?“ „Und warum riecht es hier so stark.... nach Schnaps?“ „Jaaa man, schnaps... Und ich glaube der Boden ist voller Scherben...“ „Das sind zerbrochene Flaschen...“ kam Edwards Stimme vom Eingang. Die beiden drehten sich um und sahen ihn, wie er ein brennendes Streichholz hielt. „Hirn 1, Muskeln 0!“ grinste er und lies es fallen. Bevor es den Boden berührte, hechtete er noch raus und dann fing die ganze Höhle an zu brennen.

Edward hatte 5 Flaschen Hochprozentigen Alkohol in dieser Höhle ausgeleert, das Moos war getränkt wie sonst was und trug die Flammen schnell durch die ganze Höhle, so dass sich die beiden Schläger schnell in einem Flammenmeer wiederfanden. Jetzt zeigte sich auch, dass Edwards Aktion mit dem Alkohol bei weitem keine Kurzschlusshandlung war. Es war bis ins kleinste Detail geplant: Der Alkohol sollte ihre Sicht vernebeln, und damit zum einen Edward einen Vorsprung geben und zum anderen verhindern, dass sie Edward beim betreten der Höhle entdecken. Zudem hatte er gleichzeitig auch ihre Kleidung mit einem leicht brennbaren Stoff durchsetzt, so dass sie nun nahezu augenblicklich Feuer fingen und wie zwei menschliche Fackeln aus der Höhle stürmten. „Zum See geht es da lang!“ rief Edward und zeigte in Richtung Tempel. Er wollte sie ja nicht töten, der Alkohol sollte nicht heiß genug brennen, um tödliche Brandwunden zu erzeugen aber es sollte ausreichen, um sie so weit zu verbrennen, dass sie, zumindest vorerst, Kampfunfähig waren. Edward sank am Höhleneingang zusammen. „Glück gehabt...“

Doch eine Sache war nicht nach Plan verlaufen: Der dritte Mann.
 

Haydee

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Das was Agwe ihr da erklärte, war zu viel für ihren Verstand und ging weit über ihren Horizont hinaus. Alles, was sie begriff, war dass dieser Ort wohl sehr wichtig für den freundlichen Priester war. Und im Grunde reichte das ja schon vollkommen aus, um den Wünschen des seltsamen Mannes nachzukommen. Aber es blieb auch nicht viel Zeit, um weiter darüber nachzudenken, denn kaum hatte Agwe seine kleine Ansprache beendet, da traten auch schon ein halbes Dutzend Leute aus dem Unterholz und lenkten ihre Schritte genau auf sie zu. Die Frau, die anscheinend die Anführerin der Gruppe war, kannte Haydee bereits aus der Bar, auch wenn sie jetzt nicht mehr auf dem Kopf stand. Das gleiche galt für den Lulatsch und den Giftzwerg zu ihrer linken und rechten Seite. Zumindest bei dem Kleineren handelte es sich um den Dreckskerl, der die Kneipe angezündet hatte. Die anderen drei Hünen, die ganz am Ende folgte, hatte sie hingegen noch nicht gesehen. Agwe versuchte nun, die Situation friedlich mit Worten zu regeln, aber die Anführerin der Bande lies das nicht zu.
Nach ein paar kurzen, aber direkten Anweisungen der rothaarigen Frau, fächerte die feindliche Truppe auseinander. Jeder hatte ein festes Ziel erhalten, dass eliminiert werden sollte. Um sie sollte sich der Pfau in der bunten Uniform und der überflüssigen Augenklappe kümmern. Der schien sich sehr darüber zu freuen, ausgerechnet das unscheinbare, kleine Mädchen abgekriegt zu haben. Amüsiert grinsend zog er wild gestikulierend seinen langen Rapier und versuchte wohl durch die überflüssigen Bewegungen Eindruck zu schinden. Spätestens als sich Haydee gelangweilt am Ohr kratzte, merkte er aber, dass er bei seiner Gegnerin damit auf Granit biss. Dass dunkelhaarige Mädchen mit dem abwesenden Blick sah einfach gelangweilt zu ihm hin, warf aber immer wieder einen Seitenblick zu Agwe, Momo oder Edward, als erwartete sie Anweisungen von einem ihrer drei Verbündeten.
Das letzte mal, als Haydee sich kampfbereit gemacht hatte, war es noch überflüssig gewesen, weil es nicht zu einem Konflikt gekommen war, woher wusste sie denn, ob es diesmal nicht genau so war? Vielleicht waren diese Leute ja gar nicht so schlimm, wie der Voodoo-Priester dachte? Immerhin hatte der Uniformierte seinen Degen sinken lassen und kam nun freundlich lächelnd näher. Er machte nicht wirklich den Eindruck, als wolle er kämpfen. “Ganz ruhig, Kleines, okay?“, meinte er nun ebenso freundlich, wie er auch nach außen hin wirkte, „Gib' mir einfach deine Waffe und ich lass' dich laufen. Weißt du, ich sammele einfach nur Schwerter und.. SCHAZAH!“
Beinahe wäre Haydee darauf herein gefallen. Sie hatte bereits ihre linke Hand gehoben und war bereit, dem Kerl namens Sorca ihre versteckte Klinge entgegen zu reichen, als dieser plötzlich nach vorne sprang und versuchte ihr seinen Degen durch die Brust zu stoßen. Nur das Zischen der dünnen Klinge durch die Luft und der damit verbundene Windstoß warnten sie noch rechtzeitig vor der todbringenden Attacke. Mit einer Pirouette drehte sie sich zur Seite und die feindliche Waffe zischte dicht an ihrer Brust vorbei. Der Degen verfehlte sie nur um Haaresbreite. Wäre ihre Oberweite etwas üppiger gewesen, hätte es wohl immer noch sehr weh getan. Aber das hatte gereicht! Der Mistkerl war ganz eindeutig nicht freundlich gesinnt und seine heimtückische Attacke hatte sie wachgerüttelt. Oder genau genommen ihren Verstand komplett ausgeschaltet.
Haydee hatte ihre Augen weit aufgerissen und den Mund leicht geöffnet. Noch immer war ihre Mimik komplett ausdruckslos, aber das durfte man nicht unterschätzen. Den Fehler hatten schon andere begangen. Ganz langsam hob sie ihren linken Arm auf Brusthöhe, ihren Dolch von sich weg gestreckt. Sorca grinste überheblich und strich sich mit der freien Hand über den Nasenrücken. Dann lehnte er sie locker gegen seine Hüfte und erhob seinen Degen, wie es Fechter üblicherweise taten. „Ausweichen kann die kleine Dame schon mal, aber damit kommst du nicht weit.“ Der Schwertsammler setzte zu einer Reihe von Attacken an, denen Haydee weiter auszuweichen versuchte. Aber schnell war klar, dass sie es noch nicht mit einem Taktiker wie dem Lulatsch zu tun gehabt hatte. Er war schnell, geschickt und präzise. Aber am schlimmsten, er war ein Trickser. Jedes mal, wenn Haydee instinktiv einer der offensichtlichen Attacken von Sorca auswich, traf sie kurz darauf die Finte, die darin verborgen war. Es dauerte nicht lange und ihr schäbiges Kleid begann sich Rot zu verfärben. Es waren keine schweren Treffer, die sie einsteckte, aber sie brannten. Und jedes mal, wenn der Black Spade Pirat sie erwischte, riss dass Haydee aus diesem speziellen Geisteszustand, den sie zum Kämpfen brauchte. Dabei hatte sie es bisher noch nicht ein einziges mal geschafft, eine Gegenattacke zu landen. Schließlich, als sie versuchte, einer Attacke zu entkommen und einen Schritt nach hinten tat, fiel sie plötzlich weg, da kein Untergrund mehr vorhanden war. Sorca hatte sie direkt zum Rand des Beckens dirigiert und sie war über den Rand in eben dieses hinein gefallen. Prustend tauchte sie wieder aus dem Wasser auf und bemühte sich, vor Kälte zitternd, so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Zum Glück ging ihr das Wasser nur bis zu den Knien. Der Pirat war am Rand stehen geblieben und hatte seinen Degen wieder gesenkt. „Gib auf Kleine, dann mach ich’s kurz und schmerzlos. Wozu versuchst du es überhaupt? Du bist mit ganz klar unterlegen. Wozu also die mühe? Was willst du schon von diesem Ort?“
Würgend spuckte Haydee das letzte Wasser, dass sie verschluckt hatte, in das Becken zurück und erhob abermals ihre Waffenhand. Fror erbärmlich wegen der kalten Nässe auf ihrer Haut und war kaum in der Lage, ihr Kurzschwert grade zu halten. Sie wirkte nun wieder so abwesend wie zuvor. ”... Dieser Ort bedeutet Agwe viel. Also helfe ich ihm, ihn gegen euch zu verteidigen ...” meinte sie schließlich und warf ihre Waffe in die Luft, um sie mit der rechten Hand zu fangen. Dann löste sie einen der Ringe vom Handschuh an ihrer linken Hand. Der schimmernde Silberfaden pendelte leicht hin und her. Sie würde ganz sicher nicht aufgeben. Das tat sie nie. Aufgeben war keine Option!
 

Momo

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"Was ist denn das für ein G...G...Giftzwerg?", kicherte Vellie. Seine Platte hatte immer noch einen Riss und das hatte einen schönen Nebeneffekt. Es hörte sich an, als würde die Stimme stottern und Momo grinste vor Schadenfreude. Aber Vellie hatte Recht: Das war ein Zwerg, der da vor ihr stand. Er ging der jungen Frau gerade mal bis zur Brust und zusätzlich zu dem kleinen Gesamtpakt ein nerviges Lachen. “Hey Süße! Höhö. Sei schön anständig und gib auf. Dann lass' ich dich so lange am Leben bis ich noch ein wenig Spaß mit dir hatte. Höhö. Und wenn ich dich dann kille mach ichs auch ganz kurz und schmerzlos. Versprochen. Höhö.“ Die Glatzköpfige stemmte die Hände in die Hüften und stöhnte. "Das soll wohl ein Witz sein..."
"Unterschätze deine Gegner nicht, Kleines!", warnte Goody Momo und Vellies Lachen kreischte, wie Fingernägel an einer Tafel. Momo lachte schallend auf und steckte die Hände in die Hosentaschen, während sie den Zwerg dabei beobachtete, wie er sich einen Schlagring an seine kräftigen Hände steckte. “Also? Was ist? Höhö.“ Die junge Frau verschränkte die Arme und atmete laut aus. Sie warf einen Blick auf die anderen. Der lange Lulatsch, Cozetti und sogar die anderen drei, die Edwardo umkreisten, sahen gefährlicher aus, als dieses kleine Paket vor ihr. Kaum hatte sie die Hoffnung, auf eine richtige Schlägerei, zerplatzt die schöne Seifenblase und ihr wird ein Liliputaner serviert.
"Hey, Kleiner...Weißt du, ich...Ugh!" Ein dumpfer Schmerz, der sich in ihrer Magengegend ausbreitete, brachte Momo zum Schweigen. Ein wütender Schrei entfuhr ihren Lippen und sie hielt sich den Magen. "Gott, verdammte scheiße..." Bevor sie sich aufrichten konnte, um zurückzuschlagen, wurden ihr die Beine weggerissen und sie schlug hart mit der Schulter auf den Erdboden auf. "Höhö." "Kannst du nich mal einmal auf mich hören?", meinte Goody Momo und die junge Frau gab ihr recht. Sie hatte den kleinen Zwerg nicht unterschätzen dürfen. Ein guter Kämpfer nimmt jeden Kampf und jeden Gegener ernst, auch wenn er noch so unscheinbar aussieht. Ein paar Tritte in die Seite schickten weitere Schmerzpfeile durch ihren Körper, doch daran wuchs die junge Frau nur, ja sie geilte sich regelrecht daran auf. Nach jedem Tritt bäumte sich ihr schlanker Körper auf, ein Schrei entwich ihrer Kehle und die Kraft in ihr selbst wuchs mit jedem schmerzhaften Schlag, den der Zwerg ausführte.
"Höhö. Na? Haste genug?" Momo bemerkte, wie der kleinwüchsige Kerl zurückwich und ihr etwas Platz ließ. Die junge Frau drehte sich auf den Bauch, stützte sich mit den Händen auf und spuckte aus. "Gib mir mehr...", ächzte sie und grinste den Zwerg an. Warmes Blut tropfte aus ihrem Mundwinkel. Sie hatte sich auf ihre Zunge gebissen, doch während sie lächelte, wischte sie den kostbaren Tropfen Blut mit ihrer Zunge fort.
Der perplexe Ausdruck wich schnell einer bösartig verzerrten Grimasse und der Zwerg schlug mit seiner stacheligen Faust Momo ins Gesicht. Die Spitzen mit den Widerhaken verkrallten sich in Momos Fleisch und hinterließen eine tiefe Wunde, aus der eine Menge Blut floss. Das reichte... Ein Zittern ging durch den jungen Frauenkörper und mit einem Ruck wurde er in eine aufrechte Position gebracht. Sie nutzte den Schwung, um dem Liliput mit ihren High Heels eins überzuziehen. Der Absatz bohrte sich zwischen Schlüsselbein und Hals ins empfindliche Fleisch und raubte dem Zwerg die Luft. Momo ließ ihm keine Zeit sich auszuruhen. Mit einigen Schlagkombinationen ihrer Beine wich der kleine Kerl immer mehr zurück. Die Glatzköpfige benutzte hauptsächlich ihre Schienbeine und die Knie, um dem Zwerg zu schaden, denn sie hatte Angst, er würde wieder zuschlagen, wenn sie sich nur ein kleines bisschen zu ihm hinunter beugte. Ein grässliches Knacken ertönte, als die junge Frau die Verteidigung des Zwerges mit ihrem Knie umging, und ihm somit die Nase brach. "Herrlich..."
Der kleine Kerl hielt sich die Nase und wich hastig weitere Schritte zurück. Laute Flüche dröhnten zu Momo hinüber, die auch einige Schritte zurückgewichen war. Die Schlagkombinationen waren anstrengend gewesen und auch sie musste irgendwann Mal Luft holen können. "Du Miststück!"
Mit ihrem Handrücken wischte sie über ihre verletzte Wange und die Hanfseile sogen das meiste Blut auf, das von ihrem Gesicht tropfte. "Zu Diensten, Mister!", grinste sie und leckte etwas Blut von ihren Fingern. Doch der kleine Kerl ließ sich anscheinend nicht unterkriegen. Ein weiteres Mal stürmte er auf die Teufelsfrau zu und sie musste feststellen: er war flink. So flink, dass sie ihn verfehlte, als sie einen Fußtritt losschickte. Er rutschte zwischen ihren Beinen hindurch und stand plötzlich hinter ihr. Sie war zu langsam. Die schmerzhaften Spitzen bohrten sich in Momos Lenden und warfen sie ein weiteres Mal zu Boden. Momo war an einiges gewöhnt. Schläge, saftige Ohrfeigen, heiße Nadeln, sogar Stacheldraht... Doch diese dicken Spitzen mit den Widerhaken waren so teuflisch, das die junge Frau erstmal regungslos am Boden liegen blieb. Ihr heißer Atem ging stoßweise und wurde von einigen Schmerzlauten unterbrochen. Ihr Blickfeld wurde von schwarzen Rändern gesäumt, die eine Ohnmacht ankündigten, doch die Teufelsfrau riss sich zusammen. Auch wenn es fast keinen Sinn ergab. Agwe meinte, dieser Ort sei ihm wichtig, denn er glaube, die Loa seien in uns und überall. Wenn man so einen heiligen Ort zerstören würde, dann würde man einen Sinn zerstören. Ein Puzzleteil zum Ganzen. Doch was ging Momo der Glauben anderer an? Für sie war das kein heiliger Ort sondern... eine Lichtung im Wald. Für was kämpfe sie hier? Für Agwes Loa? Loa..., wiederholte Momo in ihren Gedanken. "Das ist doch Unsinn!", meine Vellie schlechtgelaunt. Zwar konnte sie den Zylindertypen nicht sehen, doch sie wusste, das er hart kämpfte, für das was ihm wichtig war. Momo kannte dieses Gefühl. Sie hatte versucht, für ihre Mutter zu kämpfen, doch hatte die Frau damals sie unwiderruflich verloren. Ihre Mutter war Momos Sinn gewesen, auch wenn sie das erst später bemerkt hatte und Momo das niemals zugeben würde.
Ein Puzzleteil, dass nun fehlte. Und das konnte ein grausames Gefühl sein. Grausamer, als der Schmerz, der sich nun ihren Rücken hinaufzog. Außerdem konnte sie es nicht leiden, aufzugeben oder zu verlieren.
Trotz der harten Tritte, die der Zwerg wieder austeilte, raffte Momo sich hoch und stand bald wieder auf zwei Beinen. "Okay, du halbe Portion..." Die Teufelsfrau wischte sich über den Mund und spuckte aus. "Streng dich mehr an, oder ich renn dich über den Haufen!"
 
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Agwe

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Die Kämpfe um sich herum beachtete Agwe überhaupt nicht. Die waren Nebensache. Er hatte seine Gegnerin und musste mit ihr kämpfen. Nur mit ihr. Das war seine Sache. Mittlerweile war er zu einem monströsen Mischwesen aus Schlange und Mensch mutiert, die heiligen Dolche fest in den Händen. Gift glitzerte auf den schwarzen Klingen, stellenweise bereits mit Blut vermengt. Er hatte der Ketzerin mehrere Schnittwunden beibringen können und würde nur noch warten müssen bis sie schwach wurde.. und sie dann ein für alle Mal für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen. Nur leider war es bis zu diesem Schwächeanfall noch eine Weile hin und so wie es aussah dachte Lisa Cozetti nicht im Traum daran, einfach aufzugeben und zu sterben. Im Gegenteil, auch ihre Klingen glänzten vor Blut und die Wunden die sie dem Schlangenpriester beigebracht hatte waren um einiges tiefer als diejenigen, welche sie selbst davongetragen hatte. “Du schwächelst, Zylinderheini!“, grinste sie spöttisch wobei sie mit beiden Klingen auf den blutenden, geschuppten Leib deutete. “Gib doch einfach auf, dann ist alles ganz schnell vorbei...“ Höhnisch zischelnd blickte Agwe auf sie herab, wofür er sich allerdings mittlerweile sehr anstrengen musste. Bedingt durch die zahlreichen Wunden war sein Körper mittlerweile stark mitgenommen und kaum mehr in der Lage, sich aufrecht zu halten. Dennoch, ans Aufgeben dachte er nicht. Niemals. Die Loa hatten ihm den heiligen Auftrag gegeben diese Stätte zu beschützen und selbst wenn er dabei starb.. er würde nicht weichen. Blut rann ihm in die Augen während er das dachte und sein Atmen war kaum mehr als ein Röcheln. Trotzdem schaffte er es mit übermenschlicher Anstrengung ein paar Worte aus seiner Kehle heraus zu pressen. “Bite me, man!“ Cozetti schnaubte nur wütend und führte beide Klingen nah aneinander. “Mal sehen wie groß deine Klappe ist wenn ich dich aufgeschlitzt habe. Drilling Peacock!“ “Dem Flexing!“, rief Agwe gleichzeitig als die Piratin abrupt nach vorne sprang um ihn zu attackieren.

Was dann geschah lief quasi wie in Zeitlupe ab, zumindest kam es Agwe so vor. Wo gerade noch sein Körper war zischten die mit viel Schwung und Kraft geführten Klingen nun ins Leere, ließen Lisa Cozetti nach vorne stolpern. Doch damit war der Gegenschlag des Voodoopriesters gerade einmal vorbereitet. Mit einem bosartigen Zischen schoss er vor wie ein Kastenteufel und grub seine Zähne tief in die rechte Wade der Piratin, welche vor Schmerz aufschrie. Seine Fänge bohrten sich so tief in ihren Körper dass er ihren Knochen spüren konnte und instinktiv drückte er eine fatale Dosis seines Giftes in sie hinein. Das alles geschah in wenigen Sekunden und bevor irgendein Umstehender wissen konnte was passiert war, ließ Agwe sie wieder los. Lisa Cozetti stöhnte und fiel zu Boden, während Agwe nun erst feststellte, dass er seinen eigenen Schwung überschätzt hatte. Mit lautem Krachen flog er gegen einen Baum der von der Wucht des massigen Schlangenleibes umgerissen wurde und blieb lieben, Holzsplitter steckten in seinem von blauen Flecken übersäten Körper. “We dunnit, man...“ war der letzte Gedanke des Voodoopriesters ehe er in die gnädige Welt der Bewusstlosigkeit überwechselte.

Unterdessen hatte der Letzte im Bunde der drei Unruhestifter gemerkt, was mit seinen Kumpanen geschehen war. “Diese kleine verdammte Mistratte! Das büßt er mir!“ Noch während sich der nach Schnaps riechende Tüftler seinen Erfolg feierte, packte ihn der Pirat plötzlich von hinten und nahm ihn in die Zange. “Na, du Mistkröte? Wie gefällt dir das? Hä? Na sag schon!“ Kräftig drückte er zu, presste Edward langsam aber sicher die Luft aus den Lungen. Nach einer Weile ließ er allerdings wieder los, damit sein Gegner wieder an Luft kam, wenn auch nur um ihn seine Niederlage eingestehen zu lassen. Es war kein Akt der Gnade, sondern eher noch eine zusätzliche Erniedrigung. “Wenn du ein wenig bettelst, dann hau ich dich sogar noch bewusstlos bevor ich es zu Ende bringe, was meinst du?“ Lachend rieb er Edward mit den Knöcheln der rechten Faust über den Kopf, wobei er seinen freien Arm mehr locker als wirklich bedrohlich um dessen Schulter legte.

Sorca sah Haydee irritiert an. Was wollte die Kleine gerade jetzt mit so einem Pendel? Er hatte sie mehrfach getroffen und sie blutete stark.. aber eine wirklich fatale Verletzung war noch nicht dabei. Darin kannte er sich aus. “Was hast du mit diesem Ding vor?“, fragte er mit der Stimme eines Mannes, der keine Ahnung hat was als nächstes kommt. “Wenn du mich damit jetzt schlagen willst oder so, dann lass das lieber gleich bleiben!“ Ohne ein Wort zu sprechen blieb das Mädchen stehen, ließ das Pendel nun leicht schwingen was Sorca nur noch zusätzlich irritierte. “NIMM DAS VERDAMMTE DING RUNTER!“, kreischte er und setzte zu einem weiteren Angriff an, diesmal ein gezielter Stich direkt auf ihr linkes, vollkommen ausdrucksloses Auge. “Vanneau d'oeil!“, rief er dabei laut, seine Stimme überschlug sich beinahe vor kaum mehr unterdrücktem Zorn.

“Wie du willst, Kleine. Höhö. Ich mach' dich kalt und nehm' deine Leiche. Höhö.“ Pietro hob wieder seine Fäuste und ging auf Momo zu, fixierte sie genau. Blut rann den Körper hinab, ein Anblick der Pietro gefiel. Schon seit er klein war hatte er nur Freude daran wenn sein Gegenüber litt, egal ob Mann, Frau oder Kind. Ihm war es egal was sie dachten oder was sie fühlten, in seinen Augen waren sie nur dazu da, von ihm gefoltert zu werden. “Pain Pressure!“, rief er laut aus und schritt blitzschnell vor, drehte die Faust ein und zielte damit direkt auf Momos Solarplexus um diesen Kampf ein für alle Mal zu beenden.

Als Agwe sich aufrappelte, war es vorbei. Seine Gefährten standen dort, alle wirkten schwer verletzt bis mitgenommen.. aber sie hatten triumphiert. Ihre Gegner lagen im Staub, tot oder schwer verletzt. Stolz machte sich in der Brust des Voodoopriesters breit, dass er mit diesen Erwählten gemeinsam hier stand, auf der heiligen Lichtung die zum Ort einer neuen Verheißung geworden war. Schwungvoll breitete er die Arme aus, immer noch aus zahlreichen Wunden blutend. Aber das war ihm egal, den Schmerz spürte er garnicht. “People!“, rief er laut aus und schritt majestätisch auf seine Mitstreiter zu, jeden einzelnen musternd. “I'm proud uf ya, man. Damn proud! Ihr habt euch alle wacker geschlagen! Unsere Feinde sind besiegt, ihr Oberhaupt tot! Dankt den Loa dafür, dass wir...“ Ein Schrei zerriss die Luft. Dann ein Zischen, ein widerliches krachendes Geräusch. Mit letzter Kraft, jede Faser ihres Körpers kämpfte gegen das Gift an, welches sie fast unbeweglich machte. Ihre Lider flatterten und ihr Körper zitterte vor Schmerzen.. aber ihre Klinge hatte sich tief durch Agwes rechte Schulter gebohrt, kam vorne wieder heraus. Wahnsinnig grinsend schob sie die Klinge tiefer in das Fleisch des Priesters, der offenbar unter Schock stand.. er zuckte nicht, er schrie nicht einmal, er blickte einfach mit glasigen Augen in den Himmel, der sich in ihnen spiegelte.
 

Edward Buraddo

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Grade als Edward sich entspannen wollte, kam ihm auch schon der dritte und letzte Im Bunde entgegen. Den hatte Edward fast vergessen und noch bevor er sich irgendwie verteidigen konnte, nicht dass er da viele Chancen gehabt hätte, befand er sich auch schon im Griff seines Peinigers. Der verhielt sich jedoch eher wie einer der Raufbolde aus der Schule. Endete das nie? Schon immer wurde Edward von denen, die bei der Vergabe von Gehirn auf dem Klo waren, dafür aber bei Muskeln zwei, dreimal hier gerufen hatten, schikaniert, nur weil er körperlich zu schwach war, sich zu wehren. Wenn er doch nur frei kommen könnte, dann könnte er diesem Typen zeigen, wie man mit Hirn kämpfte... Doch das schien aussichtslos. Edward wurde festgehalten und mit Kopfnüssen eingedeckt, und der Griff um seinen Hals war so fest, dass er kaum noch atmen konnte. Er versuchte sich zu befreien, doch leider vergebens.
Als er schon kurz davor war aufzugeben, regte sich etwas in seinem Rucksack. TickTack hatte wohl gemerkt, dass hier draußen etwas nicht stimmte und sah hervor. Der Schläger konnte ihn nicht sehen, daher konnte er ohne etwas zu riskieren rausgucken. Scheinbar erkannte das Hermelin, dass Edward Probleme hatte, also krabbelte es aus dem Rucksack und sprang auf den Rücken des Angreifers. Dort krallte es sich fest und begann zum Kopf heraus zu krabbeln. „Was ist denn...“ wunderte sich der Pirat, doch egal wie er seinen Kopf drehte, er konnte TickTack auf seinem Rücken nicht sehen. Zweimal sah er erst nach links, dann nach rechts, fand jedoch nichts, doch als er beim dritten mal zu seiner linken Schulter sah, blickte er direkt in das Gesicht des Hermelin. „Was zur Hölle ist das?“ schrie er aus, und in eben diesem Moment machte TickTack ein Satz nach vorne und verbiss sich in der Piratennase. „AHHHHHHHHHHHH!!!!! MACH DAS WEG, MACH DAS WEG, MACH DAS WEG! MEINE NASE!!!!!“ schrie der Pirat auf und lies von Edward ab.
Dieser brauchte nicht mal einen Augenblick, um die Situation auszunutzen. Er sprang auf und rannte los, direkt an dem Jammernden Piraten vorbei. TickTack lies genau im rechten Augenblick Augenblick los um in seine Bahn geschleudert zu werden, so dass Edward ihn auffangen konnte. „Danke mein kleiner Freund“ drückte er den kleinen pelzigen Retter an sich. Der kleine Kerl hatte soeben einen Platz in Edwards Herzen gewonnen. Vorsichtig platzierte er ihn auf seiner Schulter, so dass er wieder im Rücksack verschwinden konnte, was dieser auch vernünftigerweise tat. Jetzt musste Edward nur noch einen weg finden, den letzte Piraten, der mittlerweile mit bultiger Nase wieder hinter ihm her war, zu beseitigen. 'Komm schon Edward, denk schnell....' Vor seinem inneren Auge rasten die Bilder vorbei, die er sich gemerkt hatte, während sie diesen Weg, den er grade rannte, hergekommen waren, wie er mit Momo sprach, wie Agwe in den Ameisenhaufen gerannt war, die Schlangen, Agwes Teufelsfrucht und der Merkwürdige Boden, den sie.... „BINGO!“ Edward hatte seinen Plan. Er schlug sofort eine leicht veränderte Richtung ein, bis er zu der Stelle kam, die er gesucht hatte. Ohne offensichtlichen Grund lief er eine große Kurve, die seinem Verfolger erlaubte aufzuschließen. „JETZT HABE ICH DICH! Ich werde dich langsam töten. Und deiner kleinen Ratte zieh ich die Haut ab, während sie noch lebt!“ Edward blieb stehen und drehte sich um. „TickTack ist ein Hermelin, keine Ratte!“ „Als ob es mich kümmern würde.“ schnaufte der Pirat, während er auf Edward zu stampfte. „Sag mal, kommt dir der Boden nicht ziemlich weich vor?“ „Was meinst du...“ Der Schlägertyp sah an sich herunter und augenblicklich breitete sich Panik in seinem Gesicht aus. „TREIBSAND!“ Edward grinste. „Was glaubst du, warum ich so eine große Kurve gerannt bin?“ „Scheiße...“ Der Pirat versuchte sich zu befreien, doch je mehr er sich bemühte, desto schneller versank er. „HILF MIR! Du kannst mich hier doch nicht verrecken lassen!“ flehte er Edward an, doch dieser war schon längst bei der Arbeit. Er hatte sich eines der Taue aus der Höhle eingesteckt, aus welchem er grade eine Schlinge band. Er warf die Schlinge um einen Ast und spannte es dann um einen anderen Baum. „ALTER WAS TREIBST DU DA FÜR SCHWACHSINN; WERF MIR DAS SEIL ZU VERDAMMT!“ „Keep Cool Alter...“ Wow, dieses Gelaber von diesem langen Lulatsch Agwe hatte sich irgendwie in seinen Kopf gebrannt... klang allerdings ganz cool. Er könnte sich daran gewöhnen. „Hier fang...“ warf er seinem Verfolger das Seil zu. Dieser zog daran, erst gab es nach, weil sich der Ast verbog, doch er war stark und hielt stand, nachdem er sich gespannt hatte, hielt er das Seil, so dass der Pirat aus dem Treibsand klettern konnte. „Dämlack! Du hättest mich absaufen lassen sollen, denn jetzt werde ich dich da rein schmeißen, und glaub mir, ich gucke mit freuen zu, wie du absäufst! Alleine für die Show mit dem Seil hier, warum hast du das nicht einfach um den Baum da gespannt?“ „Weil dann das hier nicht passieren würde...“ grinste Edward. „Was?“ fragte der Pirat, während er das Tau losließ. In diesem Moment schnallte der Ast, an dem Das Seil befestigt war, wieder in seine Ursprungsposition, an welcher sich grade der Hinterkopf des Piraten befand. Mit einem gewaltigen knall kollidierten die beiden Objekte und der Ast gewann das Kräftemessen, er schlug den Piraten KO: „Eeeeyup.... genau das.“ grinste Edward den bewusstlosen an.
Damit waren alle drei Piraten außer Gefecht. „Nicht übel für einen Nachmittag.“
Mit einem mal kletterte TickTack auf seine Schulter. „Und dir, mein kleiner Freund, kaufe ich sobald wir wieder in der Stadt sind, etwas schönes zu fressen. Du hast mir echt den Arsch gerettet, mein Kleiner.“ lachelte er und kraulte den Hermelin unter dem Kinn.
Somit ging er zum Tempel zurück, um zu sehen, wie die anderen wohl mit ihren Gegnern klarkamen.
 

Haydee

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Noch während die Klinge des Piratendegens auf sie zu flog, machte Haydee einen Satz nach hinten und verschwand so aus der Reichweite des Fechters. Dieser hatte keine andere Wahl, als selber in den Teich zu springen, um seiner Gegnerin zu folgen, auch wenn er seine wunderschöne Uniform augenscheinlich nur mit großer Überwindung durchnässte. Der schwere Stoff der Hose sog sich sofort mit Wasser voll, was Sorca aber nicht weiter zu stören schien. Da ihm das Wasser nur bis zu den Knien reichte, behinderte es seine Bewegungen nicht sonderlich stark. Jemand wie Edward hätte sich die Umgebung bestimmt zu nutze machen können, hätte sich einen genialen Plan zurecht gelegt und seinen Feind damit überlistet. Aber so weit voraus zu denken war absolut nicht ihre Stärke. Im Grunde hatte sie grade schon Probleme, überhaupt klar zu denken. Überall auf ihrer Haut brannte es, wo die Attacken des Piraten sie verwundet hatten. Dadurch schaffte sie es einfach nicht mehr, sich in den richtigen Geisteszustand zu versetzen, den sie sonst zum kämpfen brauchte. Jedes mal wenn sie versuchte, ihren Geist zu leeren, rief der Schmerz sie wieder in die Realität zurück. Darum hatten ihre Bewegungen auch nichts von der tänzerischen Eleganz, die sie sonst an den Tag legte, sie versuchte einfach nur nicht getroffen zu werden. Nur eine Gelegenheit...
Immer wieder schnellte Sorca vorwärst und versuchte Haydee mit seinem Degen zu perforieren und wie schon zuvor versteckte er alle seine Angriffe in Finten. Er hatte bereits zu beginn des Kampfes bemerkt, dass seine Kontrahentin diese partout nicht verstand. Allerdings irritierte ihn weiterhin das Pendel seiner Gegnerin. Unbewusst sah er immer wieder auf den Ring, als erwartete er, dass irgendetwas passieren würde. „Was willst du mit diesem verdammten Ding? Ist dir nicht klar dass ich dich gleich abstechen werde und dass dir deine Schnurr da nicht helfen wird? Du bist einfach zu blöd um mich zu durchschauen!“ Sorca wollte diesen Kampf so schnell wie möglich beenden. Im graute bereits die Vorstellung, wie die anderen sich über ihn lustig machten, weil er so lange gebraucht hatte, um ein kleines Mädchen zu töten. Mit einem wütenden Schrei stieß er sein Florett nach vorne und versuchte, Haydees Herz zu durchbohren. Doch letztlich war es genau so eine wilde Attacke, auf welche die junge Frau gewartet hatte. Mit einem eleganten Hopser sprang sie zur Seite weg und zog dabei Rückartig den linken Arm in die Höhe. Das Pendel zischte durch die Luft und wickelte sich um Sorcas Waffenhand. Irritiert sah der Pirat auf seine Hand herunter, im die sich der dünne Silberfaden gewickelt hatte. „Was zur Hölle...?!“, fluchte er wütend, doch in dem Moment riss Haydee ihre Linke mit aller Kraft nach hinten. Vollkommen überrumpelt wurde der Fechters mitgezogen, ein dünner roter Ring bildete sich dort, wo der Metallfaden ins Fleisch schnitt. Sein Degen flog ihm vor Überraschung aus der Hand und landete im Wasser. Vor Wut tobend löste Sorca das Pendel von seinem Arm und verpasste Haydee einen tritt gegen die Brust, um sie auf Abstand zu halten, ehe sie ihn verletzen konnte.
„Glaubst du etwa, es rettet dich, wenn du mir mit diesem blöden Faden ins Fleisch schneidest?“ Fauchte er und wollte sich nach seinem Degen bücken, was sich aber als schwerer heraus stellte, als gedacht. Die dünne Klinge war in der dunklen Brühe praktisch unsichtbar und nicht zu finden. ”… eigentlich wollte ich dich nur näher an mir halten, damit du nicht so rum fuchteln kannst, aber das tut auch ...“ meinte Haydee sachlich, der grade dämmerte, welchen Vorteil sie errungen hatte. „Ich bring dich um kleine Schlampe!“ Sorca riss sich einen Parierdolch aus der Gürtelscheide und stürzte sich nach vorne. Aber ohne sein überlanges Schwert war er bei weitem nicht mehr so gefährlich und musste jetzt viel näher an die Traumtänzerin heran.
Tief atmete Haydee ein und versuchte wenigstens für einen Augenblick ihren Geist zu leeren. Und schließlich gelang es. Ihre Augen wurden stumpf und als der Pirat wieder nach vorne Stieß, tauchte sie unter seinem Arm hindurch. Sie drehte sich an der schnellen Abwehrbewegung ihres Gegners vorbei und setzte nun ihrerseits zu einer Attacke gegen das Gesicht ihres Peinigers an. Die dünne Klinge traf auf Widerstand und der Pirat schrie vor schmerzen auf. Haydees versteckte Klinge hatte zielsicher ihr Ziel getroffen: Sein unverdecktes, rechtes Auge. Vor schmerz taumelte er rückwärts und presste eine Hand auf die Stelle, an der Blut und eine andere, helle Flüssigkeit hervor schossen. Darunter mischten sich seine Tränen, doch er war noch nicht besiegt! Er riss sich mit der linken Hand die Augenklappe, die er eh nicht brauchte, vom Schädel und fixierte das dunkelhaarige Mädchen. Aber Haydee stürmte schon wieder nach vorne. 'Nachtigallenhieb!' Ihr Dolch zischte durch die Luft und Sorca versuchte die Technik abzublocken, bevor ihm klar wurde, dass die Klinge ihn gar nicht erwischt hätte. Denn Ugetsu Kageuchi zielte über einem Punkt links über seiner Schulter. Die Abwerhbewegung ging ins Leere, als Haydee ihre Waffe auch schon Ruckartig nach unten zog. Mit einem ekeligen Geräusch wurde Sorcas unverletzte Gesichtshälfte aufgeschnitten. Blut lief ihm in sein verbliebenes Auge und raubte ihm komplett die Sicht. Vor Schmerzen brüllend presste er sich beide Hände aufs Gesicht und schwankte desorientiert durchs Wasser, nur um unverhofft doch seinen Degen wieder zu finden; allerdings auf eine andere Weise, als er es sich wohl erwünscht hätte.
Sein Fuß traf die Klinge, die dabei über den glatten Boden des Beckens wegrutschte. Der fintenreiche Fechter verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten weg, um mit dem Kopf gegen den steinernen Rand zu knallen. Abrupt verstummte das Gewimmer und bewusstlos blubbernd ging er unter. Einen Moment blieb Haydee ausdruckslos im Wasser stehen und betrachtete die aufsteigenden Blasen, bis diese aufhörten. ”… hoppala …”, meinte sie nur und ging zu Sorca, um diesen aus dem Wasser zu ziehen. Die Beine baumelten noch immer im Wasser, aber wenigstens den Oberkörper war im trockenen und nachdem er sich einmal erbrochen hatte, begann der Ohnmächtige wieder zu atmen. Erst danach kam auch die Traumtänzerin wieder aus dem Becken heraus. Sie hatte eine Gänsehaut und schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund. Sie sah an sich herunter und wirkte überrascht, dass sie nass war. Ohne umschweife zog sie sich ihre Jacke aus und faltete sie zusammen. Das selbe wiederholte sie mit ihrem Kleid. Dass sie jetzt nur noch in ihrer weißen Unterhose und mit nackten Oberkörper dastand, schien sie nicht zu kümmern. Schließlich hatte sie gelernt, dass man nasse Kleider ausziehen musste, um einer Erkältung vorzubeugen. Und so viel kälter war das auch nicht. ”… Agwe? … Ich bin fertig ... und jetzt...?“ Irritiert sah sich Haydee auf der Lichtung um und suchte den Voodoo-Priester. Wo war der nur abgeblieben?
 

Momo

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Ihre Beine zitterten und schienen ihren Besitzer nicht aufrecht halten zu wollen. Abwehrend und zum Kampf bereit, hielt die Teufelskämpferin ihre Fäuste vor die Brust und ging in Stellung. Mehrmals leckte sie sich über die Lippen und wälzte ihre pelzige Zunge in ihrem Mund herum, um den penetranten Blutgeschmack aufrecht zu halten. Zum Verlieren bin ich nicht geboren worden..., und ein klares Bild schoss ihr durch den Kopf. Ronah, wie er vor ihr stand und ihr mit jedem Schlag mehr Respekt einbläute und jeder davon zehrte an ihren Kräften. "Du bist nicht geboren worden, um zu verlieren! Du bist geboren worden, um zu kämpfen!" Adrenalin schoss durch den geschundenen Körper und klärte Momos Blick; genau im richtigen Zeitpunkt, denn der kleine Zwerg kam in diesem Moment auf sie zugeschossen. "Pain Pressure!" Die Glatzköpfige stellte ihre Beine weiter auseinander, beugte sich ein wenig vor und konzentrierte sich auf die Pranke des Mannes, die gezielt auf ihre Brust zuschoss. Doch bevor dieser ihr empfindliches Körperteil treffen oder verletzen konnte, schnellten ihre eigenen Hände vor, packten den Zwerg am Handgelenk und schleuderte ihn mit einem Kampfschrei zu Boden. Staub und Erde wurden gewaltsam aufgewirbelt, als der Kleinwüchsige mit dem Kopf voran einige Meter über die Lichtung rutschte und schließlich stoppte.
Langsam atmete Momo ein und wieder aus und ließ ihre Fäuste sinken. Abermals leckte sie sich über die aufgeplatzten Lippen und wischte sich mit dem rechten Handrücken über die Wange, an der die Verletzung des Schlagrings prangte. Ihr Atem ging weiter rasselnd und wieder einmal bemerkte die jüngere Frau, dass sie noch nicht fit genug war. Mehr Training, mehr Ausdauer und am besten wäre es, wenn sie endlich herausfinden würde, wie sie ihre Teufelskraft kontrollieren könnte. Ein tiefes Knurren rollte ihre Kehle entlang, als sie bemerkte, dass der Liliput immer noch nicht genug hatte. Hustend und keuchend richtete sich der Kleine auf und drehte sich gereizt um. Er fluchte laut, doch die Glatzköpfige ignorierte das. Sie war es Leid, sich mit dieser halben Portion zu prügeln, vor allem, wenn sie ihre Fäuste kaum einsetzen konnte, da ihr der Kerl nicht mal bis zur Brust reichte. "Bring es zu Ende..." Auch wenn ihr Vater viele Seemeilen entfernt war und sie keine Befehle mehr von ihm empfing, war die respektvolle dunkle Stimme immer noch eine Aufforderung für Momo. Ihre Muskeln spannten sich an, als die junge Frau losstürmte. Die Lungen brannten und dort, wo der Zwerg sie schwer getroffen hatte, ging ein rasender Schmerz aus, der jeden anderen Menschen dazu gezwungen hätte, das Tempo zu drosseln. Doch Momo stachelten die Verletzungen noch mehr an und bevor sie den halben Mann erreichte, stieß sie sich kräftig vom Boden ab und zielte mit ihrem Absatz auf das Gesicht des Zwerges. Mit einem hässlichen Geräusch traf sie mitten ins Ziel und die junge Frau hoffte, dass ihr Gegner einen Schädelbruch erlitten hatte.
Doch dieser kleine Kämpfer ließ sich nicht unterkriegen. Zwar war er etwas belämmert von dem aussagekräftigen Schlag der jungen Frau, doch noch lange nicht am Ende. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit stieß der Zwerg seine bewaffnete Faust in Momos Magen und nahm die Teufelsfrau in den Schwitzkasten. Die Kraft, die hinter seinen Armen steckte, drückte der Glatzköpfigen die Luftröhre zu und sie bekam einen hochroten Kopf, als sie versuchte, sich herauszuwinden. "Höhöhöhö. Ich mag hilflose Frauen... Höhö." Mit viel Geschrei und Kraftaufwand versuchte die junge Frau, sich aus der menschlichen Schlinge zu ziehen, doch es schien unmöglich..
Ich bin zu schwach... Ich bin tatsächlich... "MOMO!" Der Schrei ihrer toten Mutter rüttelte einen unglaublich tiefen Schmerz in der jungen Frau wach, der sich wie tausend Pfeilspitzen in ihr Herz bohrte und mit einem Mal, riss Momo ihre Augen gänzlich auf. Ihr Schädel dröhnte, als drohe er zu platzen, ihre Lungen brannten, ihre ganzer Körper schien eine Wunde zu sein, doch ihr Kampfgeist loderte erneut auf.
Blindlings schlug die Teufelsfrau ihre Zähne in die Faust ihres Gegners und biss kräftig zu. Ihre spitzen Zähne umschlossen den Schlagring und die emfpindlichen Finger. Der Zwerg schrie auf und verpasste der jungen Frau einige Schläge mit der anderen Hand, doch der Druck wurde soweit gelockert, dass sie sich mit einem Ruck freimachte. Wütend biss sie dem Kämpfer fast die Hand ab, als sie sich aus seinem Schwitzkasten befreite und während sie noch fröhlich auf seiner Faust herumknabberte, versuchte der Zwerg sie zu befreien. Schließlich schaffte er es auch, doch als er erneut zuschlagen wollte, merkte er, dass die drei Spitzen an seinem Schlagring abgebrochen waren. Auch Momo bemerkte es, doch scherte sich nicht darum. Schamlos nutzte die Teufelsfrau seine Verwirrtheit aus, packte den Kämpfer am Kragen, hob ihn auf Augenhöhe und meinte: "Such die ne andere Leiche, die du missbrauchen kannst! Fury Headbutt!"
Mit einer gewaltigen Kraft gab die Glatzköpfige ihrem Gegenüber eine gehörige Kopfnuss und als wäre das nicht genug, warf sie den Liliput mit Schwung in die Luft und weg von sich selbst. Der kleine Körper segelte fröhlich durch die Luft und landete mit einem Platschen in dem kleinen Wasserbecken. Wenn das hier vorbei ist, brauch noch etwas von Edwards Schnaps..., stöhnte die junge Frau innerlich und knackte mit ihren Halswirbeln. Ein Prusten unterbrach ihre Gedanken an einen Mittagsschlaf und knurrte genervt, als sie sah, dass der Zwerg den Kopf über die Wasseroberfläche gestreckt hatte und eine Wasserfontäne ausspuckte. "Na warte!"
Mit einem Satz war die Glatzköpfige bei dem kleinen Kämpfer und staunte gedanklich an die zähe Ader dieser halben Portion. Doch damit soll jetzt für immer Schluss sein! Ihre Hose sog sich mit dem klaren Wasser der Quelle voll und sie versank etwas in den matschigen Grund dieses Tümpels. Momos lange Finger verkrallten sich in den Haarschopf des Zwerges und drückte ihn unter Wasser, während sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf den kämpfenden Körper setzte. Wütend fletschte sie die Zähne und drückte den Kopf weiter in das Wasser, bis die letzten Todeszuckungen verklangen und die leeren Augen des Zwerges der jungen Frau ins Gesicht schrien. Letzte Luftblasen platzten an der Wasseroberfläche, als Momo aufstand und sich endlich in Ruhe eine Zigarette drehen konnte.

Während sie endlich zur Ruhe kam und ihre Zigarette fertig drehte, schaute sie sich das Schlachtfeld genau an. Vor ihr lag dieser bunte Typ der sich an Haydee vergriffen hatte. Auch wenn Momo es der verträumten Dame nicht zugetraut hätte, so sah der Kerl ziemlich mitgenommen aus und anscheinend ist sie spielend mit ihm fertig geworden. Doch auch sie sah verletzt aus. Aus Gründen, die die Glatzköpfige nicht verstand, hatte sich die Traumtänzerin bis auf die Unterhose ausgezogen und kleine Schnittwunden, die zwar ungefährlich aussahen, aber doch tief sein konnten, wurden sichtbar. Aber anscheinend ging es ihr gut.
Edward war verschwunden, doch nach einigen Augenblicken kam er durch das Gebüsch, mit TickTack auf seiner Schulter. Momo lächelte ein wenig, als sie sah, dass es ihrem Liebling gut ging und sich zusätzlich bei dem ordinären Kerl wohl fühlte. Vielleicht war er doch nicht so übel... oder einfach nur normal. Die drei Piraten, die sich auf ihn gestürzt hatten, waren nicht zu sehen, doch anscheinend hatte auch er diese Typen erledigt, wenn auch auf seine eigene Weise, wenn sie die brennende Höhle betrachtete. Was mache ich hier eigentlich noch? Ich sollte wieder in die Stadt zurückgehen... Momo hatte ihre Schlägerei bekommen, wenn auch mit einem ulkigen Gegner, der nicht ihrer Größte entsprach. Doch die Hauptsache war, dass sie Blut geschmeckt hatte.
Aber etwas ließ sie innehalten, als der Zylindermann seine Stimme erhob. Er hat eine Teufelsfrucht gegessen. Eine Zoan-Frucht, so wie Edward es gesagt hatte. Er kann sich in eine Schlange verwandeln und ich habe gesehen, wie mächtig diese Frucht ist. Dieser überdimensionale Schnürsenkel, in den er sich verwandelt hat um gegen Cozetti zu kämpfen, war beeindruckend. Zwar war dieser Kerl wirklich komisch; schon seine Sprechweise war anders. Doch diese Ausstrahlung und der Respekt, den Agwe nur durch seine Präsenz zeigte, erinnerte Momo an ihren Vater. Zwar war dieser ein Vollidiot gewesen und ein geldgeiler Sack dazu, doch die Teufelsfrau brauchte eine feste Hand, eine Respektperson, der sie folgen und für ihn kämpfen konnte. Sollte Agwe derjenige sein?
Und dann noch dieser Loakram...
Es war nicht einfach der Teufelsfrau ein Lächeln abzuringen, doch als Agwe meinte, er seie stolz auf sie, musste die junge Frau grinsen und sie wollte schon etwas sarkastisches erwiedern, da fuhr ihr der erschütternde Schrei des Loapriesters in die Adern und von einem Augenblick auf den anderen, hatte er ein Schwert in seiner Schulter stecken. Das Lächeln, dass der Priester Momo ins Gesicht gezaubert hatte, wurde von dem gleichen Mann wieder fortgewischt.
 
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Agwe

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Agwe war überrascht, wie wenig Schmerz er spürte. Er sah die Klinge die aus seiner Schulter ragte, er spürte so etwas wie einen dumpfen Druck.. aber keinen Schmerz. Der Sternenhimmel über ihm war so klar wie selten und von irgendwo her schien ein dumpfer, unnatürlich langgezogener Laut zu kommen. Ein wenig Blut rann sein Kinn herab, er hatte sich auf die Zunge gebissen, aber er bemerkte es ebenso wenig wie seinen langsam ins lebensbedrohliche driftenden Blutverlust. Langsam entspannten sich seine Hände und er war bereit, auszuruhen. Einer der Schlangendolche glitt zu Boden und fiel ins Gras, wo er bleiben mochte. Hier auf diesem heiligen Grund zu sterben war eine Ehre. Langsam begann er zu lächeln, sackte langsam nach hinten wodurch das Schwert sich noch tiefer in seine Schulter bohrte.

“Adios.. Schlangenmann!“ Diese von Lisa Cozetti gewisperten Worte rissen Agwe jäh in die Realität zurück. Er erinnerte sich, erinnerte sich warum er hier war und an die Worte, welche die Loa vor undenkbar langer Zeit an ihn gerichtet hatten. Waren es Jahre, die seitdem vergangen waren? Jahrzehnte? Millenien? Äonen? Der Priester wusste es nicht, Raum und Zeit hatten sämtliche Bedeutung verloren.. und doch drang eine Bedeutung zu ihm durch, ein einziges Wort nur welches aus seinem eigenen Geist stammte und mit einem Mal alles andere übertönte.

Dieses Wort war: „Loa“.

Im Voodoo gab es eine Legende, die Agwes Großvater ihm einmal erzählt hatte. Der Priester erinnerte sich noch genau, denn es war der Tag gewesen, an dem er seine Ausbildung zum Priester offiziell begonnen hatte. “Sit down, man.“ Agwe hatte sich folgsam hingesetzt und seinen Großvater dabei beobachtet wie der Alte zunächst eine mächtige Pfeife entzündet hatte, deren Kopf in einen beinahe amateurhaft geschnitzten Schädel auslief und dann einen kräftigen Zug aus einer grünen Glasflasche nahm. “Listen. Die Loa sind mächtige Geister, doch manche sind mächtiger als andere. Einer dieser ganz besonders mächtigen, man, ist Baron Samedi.“ Agwe nickte, auch wenn er die Worte des Alten nicht ganz verstand. “Baron Samedi“, wiederholte er um Michelle zu zeigen, dass er zuhörte. “Genau, man. Dieser Loa ist mächtig, man, denn er behütet das Reich der Toten. Doch bevor er jemanden einlässt, in das Reich der Toten, stellt er ihm eine Frage. Er fragt ihn: Willst du mir alles sagen? Alles was du weißt? Und nur wer dann mit Ja antwortet, den lässt er ins Reich der Toten, man. Denn Baron Samedi ist neugierig, man. Er will alles wissen, man, alles wissen. Und wenn du Nein antwortest, was meinst du was er dann tut?“ Der junge Voodoopriester schüttelte den Kopf, als Zeichen dass er nicht wusste was dieser Loa mit denen tat, die ihm sein Wissen vorenthielten. “Es gibt zwei Dinge die er dann tun kann, man. Entweder nickt er und sagt: Dann sammele mehr Wissen. Und dann wirft er dich auf diese Erde zurück, man. Wenn er das tut, dann lebst du ab sofort unter seiner Gnade und wirst nicht eher sterben, bis dein Wissen Dinge beinhaltet, die er nicht weiß. Und dann wirst du unter Garantie sehr alt, man, denn Baron Samedi befragt jeden Toten und weiß alles, was auf der Welt je passiert ist. Du musst dann Wissen sammeln, man, und hoffen dass du genug davon findest bis er dich schließlich ruft. Das ist, wenn du Glück hast. Wenn du Pech hast, man, dann wird Baron Samedi sehr wütend und nicht einmal Damballah selbst weiß, was dann mit den Toten passiert.“ Michelle Laveau nahm einen tiefen Zug aus der grünen Flasche, rülpste zufrieden. “Aaah.. dat be some good stuff, man.“ Agwe aber, der bisher nur aufmerksam zugehört hatte, sah seinen Opa fragend an. “Großvater?“ Träge hob Michelle den Kopf. “Ja, man?“ “Was soll ich sagen, wenn ich mich bereit fühle, aber es noch etwas auf Erden gibt, was ich tun soll? Was sage ich dann?“ Der alte Voodoopriester lachte, wobei sein Bauch schwappte wie ein mit Wasser gefüllter Ledersack. “Du bist klug, man. Musst du auch, man, sonst wärst du wohl kaum mein Schüler. Wenn du noch etwas hast, was du auf dieser Welt erledigen musst, dann schrei es heraus. Schrei es so laut, dass die Wolken selbst es hören und dann wird Baron Samedi, so dein Ansinnen von ehrlicher Natur ist, deine Seele gehen lassen. Doch riskiere diese Tat nicht leichtfertig, man, denn nur wenn dein Herz voll hinter dem steht was du ihm entgegenrufst wird er dich gehen lassen.“ Agwe nickte erneut und verbeugte sich, als Zeichen des Respekts vor der Weisheit seines Großvaters.

“ICH KANN SIE NICHT ENTTÄUSCHEN!“ Zum wiederholten Mal an diesem Tag schrie Agwe, doch diesmal war es der mit Abstand lauteste Schrei. Er rief so laut dass er glaubte seine Kehle müsste bersten und er war sicher, dass man diesen Schrei nicht nur im Himmel sondern auf dem ganzen Blue hören konnte, bis hin sogar zur Grand Line. Er sah Baron Samedis höhnisch lachendes Gesicht vor sich aber er war sicher, dass der Todesloa nickte als wolle er sagen: Diesmal bist du mir noch von der Schippe gesprungen, Freundchen. Und dann brach der ganze Schmerz mit einem Mal über ihn ein, dass er fast bewusstlos geworden wäre. Seine zahlreichen kleinen Wunden, die von dem Schrei schmerzende Kehle und seine durchbohrte Schulter. Er spürte sie alle, so klar als würde der ganze verdrängte Schmerz in einer einzigen Sekunde über ihn hereinbrechen.. doch statt ihn zu schwächen stärkte dieser Schmerz ihn nur, er feuerte ihn an. “Unheilige Frau! Dein Angriff war nicht rechtens und hat mich nicht getötet! Deine Klinge wird niemanden mehr töten! DU bist verdammt, man, und wo Baron Samedi mich entkommen ließ wird er dich wie deine Gefährten in die Abgründe der Hölle schleudern!“ Zischend holte Agwe aus und rammte, ohne zu Zögern, seinen Dolch in den Rücken Cozettis, wobei er seinen gesunden Arm so weit nach hinten bog dass es unnatürlich aussah. “Jetzt stirbst du!“ Und mit einem Mal riss er den Dolch nach oben, dass er das Leben der Unwürdigen in Sekunden beendete, ganz ohne Schmerzen oder auch nur die geringste Chance, sich zu wehren. “Damballahs Sacred Fang!“

Lisa Cozetti, der verwunderte, doch nicht erschrockene Ausdruck auf ihrem Gesicht jetzt für alle Zeiten festgefroren, brach zusammen. Agwe atmete schwer, er spürte wie er jede Sekunde mehr und mehr Blut verlor. Langsam zog er das Schwert aus seiner Schulter und ließ es zu Boden fallen, dann sackte er auf die Knie. “It's alright, man. Im gonna be aaaalright.“ Er wusste nicht, ob er gerade sich selber zu beruhigen versuchte oder seine, wie er jetzt wusste, neu gewonnene Mannschaft. Womöglich beide. Womöglich niemanden. “Listen! Ihr nehmt die Blätter von diesem großen Baum da und bringt sie mir! Sprecht Gebete dabei, Gebete an Loco, denn er muss mir jetzt helfen! Ohne ihn bin ich verloren!“ Die beiden Frauen nickten, diesmal wirkten sie dabei beide seltsam mechanisch, und eilten los. Als sie ihm die breiten, leicht gefächerten Blätter brachten malte Agwe darauf mit seinem eigenen Blut, in das er seinen Zeigefinger tunkte, das Veve von Loco. Normalerweise würde dieser Loa wohl nie ein Veve aus Blut akzeptieren und schon gar nicht eine Anrufung an ihn ohne dass man zuvor andere Mittel versucht hatte.. aber Agwe wusste dass nur der Heilungsloa ihm jetzt noch helfen konnte. “Loco. Höre mein Flehen. Lass diese Blätter die Wunde verschließen die ich beim Verteidigen deiner Geschwister erhielt! Lass sie das Blut abfangen welches ich brauche um dich weiter zu preisen und alles an mir heilen, damit ich dein Werk tun kann. Lass die Geister dieses Ortes mir wohlgesonnen sein, auf dass seine Luft mich kräftige, seine Pflanzen mich nähren und sein Wasser meinen Durst stille wie ich es nun brauche. Loco, ich danke dir.“ Damit band er die Blätter, wie geschickt er das mit nur einer Hand tat war wirklich beachtlich, um seine Schulter und formte eine Schlinge daraus, in welche er den Arm legte. Zwei Wochen würde er ihn nicht bewegen können damit die Geister seiner Schulter nicht habhaft werden konnten und danach würde er Loco zum Dank etwas opfern müssen. Das waren die Anweisungen, die er für solche Situationen hatte und er würde sich an sie halten.

“Alright, people!“, rief er dann, mit so aufgeräumter Stimme als sei gerade nichts weiter passiert. “Ich sehe, die Loa haben euch alle beschützt! Das ist gut!“ Er blickte zu dem schwer atmenden Türmenschen, der das seltsame Frettchen der Frau mit den spitzen Zähnen auf der Schulter hatte und es streichelte. Zu der klatschnassen, nackten Frau aus der Kneipe, die er bereits als Gläubige kannte. Zu der Frau mit den spitzen Zähnen, die ihren Gegner gnadenlos getötet hatte, wie Agwe den seinen. Zu dem bewusstlosen Mann in seiner Phantasieuniform, der den Fehler gemacht hatte, die Macht des Glaubens zu unterschätzen. “Ich werde mich ausruhen müssen, man. Möglicherweise sehr lange. Aber zuvor möchte ich, dass ihr mir etwas sagt. Ihr habt gesehen, zu welcher Macht die fähig sind, welche den Loa folgen! Ihr habt gesehen, wie sie uns schützen! Doch noch sind zwei von euch noch nicht auf ihren Pfaden, man, und das ist schlecht. Doch ich brauche Gläubige, die mir folgen! Gläubige, die klug sind, stark und unerschrocken! Ihr seid solche Leute! Und so frage ich euch: Möchtet ihr euch von mir für die Loa taufen lassen und dann mit mir ziehen, über die Blues und die Grand Line, das Wort des Glaubens zu verbreiten?“ Nacheinander sah er alle drei an, wartete sichtlich gespannt auf ihre Antwort.
 
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Edward Buraddo

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Scheinbar hatten alle ihre kämpfe gut überstanden, Momo, Agwe und... Edwards Augen wurden plötzlich größer. Haydee? Warum war Haydee nackt? Nicht dass es Edward stören würde, nein, ganz im Gegenteil, das könnte ruhig Mode werden, aber es überraschte ihn. Er blieb eine Weile stehen und genoss den Anblick, der sich da bot, wie oft sah man schon eine schöne Frau, die nichts weiter als eine nasse Unterhose trug einfach so im Wald rumstehen. 'Jetzt wäre eine Fotoschnecke echt nicht übel... Ob die öfters so rumläuft?' Er nickte langsam, während er Haydee ansah, dann sah er zu TickTack rüber, der auch zu ihr herüber zu schauen schien. „Schöner Anblick, nicht wahr? Ist zwar nicht deine Spezies, aber ich denke du verstehst, nicht wahr, mein Kleiner?“ Er kraulte den Hermelin noch mal kurz und genoss noch einen letzten Blick, bevor er zu Momo weiter ging, die leider noch voll bekleidet war. Sie sah, wie auch Haydee und Agwe, ziemlich mitgenommen aus, aber sie war auf den Beinen. „Hier, und vielen Dank!“ sagte er und gab ihr die Streichhölzer zurück. „Aber ernsthaft, du solltest das Rauchen echt sein lassen. Irgendwann bringt dich das um.“ Die Ironie, dass er diese Worte zu einer Frau sagte, die vor kurzem noch Blut gespuckt hatte, fiel ihm nicht auf, er kramte nur in seiner Tasche herum um noch eine Flasche Schnaps zu finden. Doch er griff nur nach einer fast leeren, ansonsten waren alle Flaschen für seine Aktion in der Höhle drauf gegangen. Er hielt die Flasche hoch und schüttelte sie, um den Restinhalt abzuschätzen. „Scheiße, das ist doch nix mehr. Sieht aus, als müsste ich neuen brennen.“ murmelte er und kippte etwas von den letzten Schlücken runter. Das würde nicht lange halten, aber bestimmt lange genug, um Nachschub zu machen.

Die folgenden Szenen waren echt heftig, erst wurde Agwe aufgespießt, doch statt wie ein normaler Kerl zu reagieren, fing er an den Himmel anzuschreien, dass er Leute nicht enttäuschen durfte. Während Momo und Haydee Blätter holten, sah sich Edward die Wunde näher an. „Autsch Alter, sieht echt übel aus...“ „No prob man!“ Antwortete Agwe! „Ey man, listen up! Du trägst doch viele Flaschen mit Opfergaben mit dir herum, die wären great stuff um Bos Loco zu besänftigen, man.“ Edward stutzte. „Du meinst meinen Schnaps?“ Er sah sich die Flasche an. Nicht mehr viel, wenn er das jetzt Agwe gab, hatte er nix mehr... „Ach was solls, hier Alter!“ er hielt ihm die Flache hin, Agwe griff nach ihr und begann etwas zu singen, von Tributen, von Geistern, von Loas. Edward verstand nicht ein Wort, aber solange es half...

Dann versorgte sich Agwe mit den Blättern die die Frauen ihm brachten, Edward konnte nicht anders als noch mal auf Haydee zu linsen, wer konnte es ihm verübeln, dadurch verpasste er fast Agwes Vortrag. Er wollte, dass die drei ihm begleiteten. „Hmmm...“ Alles in allem gar keine üble Idee... Die Truppe war OK, abgesehen davon, dass 2 von ihnen Rauchten, aber das würde Ed bestimmt regeln können. Momo war Interessant, sie hatte unbekannte Teufelsfrüchte, einen Hermelin, mit dem der junge Waffenmeister gut klar kam, und nicht zuletzt einen Körper mit sehr schön anzusehenden Kurven. Dann war da Haydee, von der er zwar nicht viel wusste, die aber scheinbar exibitsionistisch veranlagt war, und musste man über eine Frau denn mehr wissen als das?

Und dann gab es noch Agwe, komischer Typ, religiöser Freak, aber er machte guten Schnaps und was am wichtigsten war: er hatte grade von der Grand Line gesagt, der Ort, an dem es Technik gab, die den meisten Menschen der Blues als pure SiFi abstempelten. Um auf die Grand Line zu kommen würde Ed morden und jetzt musste er nur so einem Religionsfutzi sagen, dass er seinen Glauben toll fand? Besser hätte er es nicht erdenken können.

„Alter... Tauf mich bis es qualmt, Kollege, ich komme mit dir!“ Kurz und knackig, Edward hatte den Eindruck Agwe war der Typ, der so Antworten mochte, Antworten, die zeigten, dass man entschlossen war und sich nicht abbringen lies. „Lass uns allen von der Loa erzählen, Chef!“ Tja, Für die Chance auf die Grand Line zu kommen, verkaufte er seine Seele an die erstbeste Religion. Tja, Seele gegen Technik, manchmal muss man halt Prioritäten setzen.
 

Haydee

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Endlich fand die kleine Hypnotiseurin den vermissten Priester am Rand der Lichtung, wo er ganz und gar nicht gut aussah. Er blutete stark, ein Schwert steckte in seiner Schulter und wirkte durch den Blutverlust mehr als blass, trotz seiner eigentlich dunkleren Hautfarbe. Hüpfend eilte Haydee auf den Mann zu, den die Loa zu ihrem neuen Herren erkoren hatten, als sie ihn in diese Gasse geschickt hatten. Er wirkte fahrig und seine Augen sahen den ihren im Augenblick sehr ähnlich. Stumpf und abwesend. Vielleicht sah auch Agwe die Welt grade ein wenig anders? Oder er hatte ein Vision? Oder er starb grade, war immerhin auch eine Möglichkeit. Neugierig ging Haydee in die Hocke, schlang die Arme um die Beine und sah dem Priester in seiner Bewegungslosigkeit zu, bis er plötzlich anfing zu schreien. Dadurch wurde sie so überrascht, dass sie vor schreck nach hinten weg kullerte und nun zum dritten mal an diesem Abend auf dem Rücken lag. Langsam ist das echt nervig. Mit ein wenig Schwung rollte sie wieder in eine aufrechte Haltung und blieb im Schneidersitz im Gras sitzen. Also sterben war es dich nicht, was Agwe da gemacht hatte, denn jetzt hatte er doch wieder die Kraft, seine Gegnerin entgültig zu erledigen. Und dabei hatte die ohnehin schon so ausgesehen , als würde sie es nicht mehr lange machen. Aber der Priester war da wohl sehr gründlich. Oder einfach wütend darüber, dass man ihn von hinten angegriffen hatte.
Aber schlimm verletzt schien er dennoch zu sein, als er Momo und sie anwies, Blätter zu holen und dabei zu beten. Natürlich kam Haydee diesem Befehl sofort nach, wie es einfach ihre Art war. Mit einem Satz stand sie auf den Beinen und rannte zu dem angewiesenen Baum. Bereits auf dem hinweg hatte sie damit begonnen, die dreizehn Lobgesänge auf Loco zu rezitieren, wie Hama es ihr beigebracht hatte. Sie sprach monoton und leise, als würde sie Selbstgespräche führen und ohne wirklichen Enthusiasmus, wie es sich für eine wahre Gläubige gehörte, aber mit den besten Absichten und wenigstens absolut fehlerfrei. Damit hörte sie auch nicht auf, während sie die großen Blätter pflückte und sich danach auf den Rückweg machte. Sie ereichte Agwe als erste, dabei war sie grade beim vierten Lobgesang angelangt, und drückte dem Priester ihre reiche Ernte in die Arme. Als er auch noch die von Momo bekam, begann er damit, das vertraute Veve von Loco, dem alten Irren malte und dabei den Loa der Heilung anbetete.
Auch wenn Agwe sich damit zu begnügen schien, ging Haydee zu dem Pfahl zurück, an den sie ihre Tasche gelehnt hatte. Viel besaß sie ja nicht, oder besser gesagt, hatte sie sich nicht getraut, besonders viel mitzunehmen. Hamas Hexenkochbuch, eine kleine Standuhr vom Kamin, eine Flasche mit dem unbezahlbar teurem Black Lung Geisterwein und zwei Rollen Mullbinden. Wirklich gebraucht hatte sie davon noch nichts und sie hatte es nur mitgenommen, weil die alte Hexe ihr hin und wieder erlaubt hatte, diese Sachen zu benutzen, wenn sie einen Auftrag hatte. Mit ihrer Tasche über der Schulter ging sie zu Agwe zurück. Als sie dabei an Edward vorbei kam, nahm sie den Geisterwein heraus und drückte ihn Wortlos in die Hände des unscheinbaren Mannes. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass er nichts mehr zu trinken gehabt und seine letzten tropfen an den Priester weitergegeben hatte. Vor Agwe blieb sie stehen und legte eine der beiden Rollen vor ihm ins Gras, als opferte sie einer Gottheit ein viel zu bescheidenes Geschenk. Die zweite entrollte sie und begann damit, die Wunden an ihren Armen, Beinen und Schultern notdürftig zu verbinden. Bisher hatte sie das immer selber machen müssen, auch wenn sie es eindeutig nicht beherrschte. Immerhin reichte es für den Moment aus.
Währenddessen hatte auch Agwe sich mit den Blättern eine Art verband gemacht und fragte die kleine Gruppe um sich herum, ob sie sich ihm und den Loa anschließen wollten. Edward war der erste, der dass sehr direkt bejahte. ”… ich glaube ich bin schon getauft ...“, meinte sie nach einer nachdenklichen Pause und sah betröppelt auf ihre nackten Füße. ”… aber ich habe zu den Loa gebetet und du bist zu mir gekommen. Also wollen sie ganz bestimmt, dass ich dir folge ... und so ...” Unentschlossen zuckte sie mit den Schultern und faltete die Hände schüchtern im Schoß. Wahrscheinlich hatte sie grade etwas sehr dummes gesagt. Sie hatte nicht das recht, darüber nachzudenken was die Loa wollten und erst recht nicht, dass laut auszusprechen. Bestimmt hatte sie Agwe damit wütend gemacht.
 

Momo

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Etwas fassunglos stand die junge Frau auf der Lichtung und blickte auf Agwe, der mit einem unglaublichen Schrei die Welt zum Stehen gezwungen hatte. Mit einer Kraft, die schon fast unmöglich für diesen schlanken Mann war, richtete er die Gegnerin hin und vergoss ihr Blut in das Gras, dass sich schwer vom Blut der Toten im Wind wog. Ein wunderschöner Anblick, wie Momo fand. Ein Mann, der für seine Götter kämpfte, nur um eine heilige Lichtung zu schützen, die nicht einmal danach aussah. Es war doch nur... ein Wasserfall... und einige Pfähle die im Boden steckten... oder nicht? Oder? Momo hörte ihr Herz schlagen und ihre Wunden pochten laut und stießen Schmerzwellen in ihren verwundeten Körper. Doch das war nicht wichtig... Wichtig war, was sie jetzt machen sollte. Die Stimmen in ihrem Kopf, die schon fast ihr ganzes Leben dort drin wüteten, begannen eine heftige Debatte. Ohne darüber nachzudenken oder nur ein Wort zu sagen, sammelte sie die Palmenblätter ein, die Agwe wohl für seine Verletzung brauchte und reichte sie ihm wortlos. Dabei versuchte sie den Stimmen zu lauschen, die in ihrem Kopf widerhallten. "Was soll denn das, du Gör? Wieso hilfst du diesem Unbekannten? Er ist doch nur ein durchgeknallter Nichtsnutz, der irgendwelche Geister anbetet. Du hast deinen Kampf gehabt, jetzt verschwinde hier!" Momo tat einen Schritt rückwärts und wie eine Maschine wollte sie der Stimme ihres Vaters folgen, doch die Worte Agwes hielten ihren Körper an. "Doch ich brauche Gläubige, die mir folgen! Gläubige, die klug sind, stark und unerschrocken! Ihr seid solche Leute! Und so frage ich euch: Möchtet ihr euch von mir für die Loa taufen lassen und dann mit mir ziehen, über die Blues und die Grand Line, das Wort des Glaubens zu verbreiten?“ Mit dir ziehen, Agwe? Auf die...Grand Line? "Worte des Glaubens? Pah! So ein Mist ist mir ja noch nie untergekommen!", kicherte Vellie und kreischte dabei so laut, dass Momo sich am liebsten die Ohren zuhalten wollte.
Schon fast selbstverständlich antwortete Edward und wollte mit dem Priester ziehen. Auch die verträumte Dame neben ihr, die sich ihre Wunden mit Binden verband, schien einverstanden zu sein. Doch sie? Momo stand immer noch dort, wo sie die Palmenblätter abgelegt hatte und in ihrem Inneren tobte ein Kampf, der so noch nie dagewesen war. Schon immer hatte die junge Frau gewusst was sie wollte und meistens entschied sie das spontan und zauderte nie lange. Aber der Loapriester hatte sie beeindruckt. Er hatte sich in eine gigantische Schlange verwandelt und schlimmere Verletzungen erlitten als die drei anderen zusammen. Und nur durch seinen Willen und allein durch seinem Glauben war er dem Tod entgangen und stand nun vor ihr, voller Zuversicht neue Leute für seinen Glauben gewonnen zu haben. Aber...aber waren das nun wirklich die Loa, die ihm dabei geholfen hatten? Haben die Loa entschieden, diesen Mann nicht zu töten? Agwe, dieser Fremde, der aus dem Nichts aufgetaucht war und so tollpatschig war wie die Traumtänzerin neben ihr. Dieser Mann, der an Götter glaubte, die man nicht einmal sehen konnte, doch die diesem Fremden doch halfen... oder...Oder? Und was war mit Edward? Auch er war dem Tode entgangen... Und diese verträumte Frau? Hatten sie alle den Gunst der Loa gewonnen, nur weil sie dieses Heilitgtum verteidigt hatten? Wozu war ein Glaube denn da? "Man glaubt doch nur an sich selbst und damit Basta! Was soll denn das, du Miststück? Verlasse endlich diesen Ort!" Vellies drohende Stimme wurde von etwas anderem verschluckt. Einer strengen vertrauten Stimme, die nun das Wort an sie richtete. "Sei still, du Möchtegernkapitän! Halt endlich die Klappe!!" Die Stimme ihres Vaters verstummte und Momos Mutter erhob ihre sanfte Stimme, die so vertraut war, wie an jenen Tagen...

"Du bist zwar komisch, mein Kind und hast eine andere Erziehung genossen als andere, doch trotz allem wirst du dich in der Welt zurecht finden. Auch ohne deinen Vater..." Eine zierliche Hand legte sich auf die Schulter der jugendlichen Frau, die gerade Mal 16 Jahre zählte. "Irgendwann wirst du an etwas glauben können, dass dich vorantreibt und das dir so viel Macht gibt, dass du niemals deinen Stolz oder deinen Willen verlieren könntest." Grüne Augen strahlten Momo entgegen und das Lächeln Nanamés erhellte das vertrocknete Herz des Teenagers. "Aber du musst auch Vertrauen in anderen Menschen fassen können und auch an Dinge glauben können, die sich dir nicht gleich offenbaren. Doch dann...dann kannst du das Unmögliche möglich machen, Kleines..."

"Kleines... Du weißt, wie du dich entscheiden kannst."
Die kraftvolle Stimme verstummte und seit langer Zeit war es ruhig in Momos Kopf. Die klaren Bilder wurden verschwommene Schemen und die junge Frau fand sich auf der Lichtung wieder. Mutter... Sie wusste nicht wie lange sie jetzt schon so dastand, doch nun kam Bewegung in die schmerzenden Muskeln. "Du bist ein beeindruckender Mann, Agwe. Das habe ich nicht von dir erwartet..." Langsam schloss sie ihre langen Finger um die Münze, die an ihrem Bauchnabelpiercing baumelte und strich über die unbekannten Ornamente. "Doch deine wahre Stärke hat sich mir offenbart..." Mit einem leisen Klack klinkte sie die Münze aus dem Karabinerhaken und drehte sie zwischen Zeigefinger und Daumen. Schon viele Male hatte sie diese Münze zwischen ihren Fingern gedreht und in die Luft geworfen, um das Schicksal entscheiden zu lassen, wenn sie sich nicht sicher fühlte oder ihre imaginären Stimmen die Oberhand gewannen. Nun sollte jemand anderes entscheiden.
"Wenn die Loa es für richtig halten, dass ich dir folgen soll, dann sollen sie jetzt entscheiden..." Schwungvoll schnippte die Teufelsfrau die Münze nach oben und unwillkürlich hielt Momo den Atem an. "Kopf." Für einen Moment berührte das fahle Sonnenlicht die goldene Münze und gab ihr einen geheimnisvollen Glanz bis sie sicher in Momos Hand landete. Sie war seltsam kühl, als die junge Frau sie mit ihren Fingern umschloss. "Zahl." Als die Glatzköpfige ihre Finger langsam aus der Umklammerung löste, hoffte sie insgeheim, dass Goody Momo gewann. Für einen kurzen Augenblick wollte sie zu Agwe gehen... zu Edward... Haydee... mit ihnen davon segeln und an die Loa glauben, wer auch immer diese Götter waren. Und als der jungen Frau die Zahl "1" aus ihrer Hand entgegenschimmerte, machte ihr verkrüppeltes Herz einen freudigen Satz nach vorne und mit einem Mal lachte Momo laut auf. "Lass mich deine Gläubige sein, Agwe... Taufe mich!"
 

Agwe

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Die Zeit bis er wieder auf den Beinen sein würde wusste Agwe gut zu verbringen. Zum Ersten lieferte er natürlich die überlebenden Piraten aus, wobei er zu seiner eigenen Freude feststellte, dass auf die gewalttätige Frau ein hohes Kopfgeld ausgesetzt gewesen war. Das System von Kopfgeldern war dem Voodoopriester noch nicht hundertprozentig vertraut und so dauerte es eine Weile bis er verstand, dass das Geld nicht seiner heiligen Tat geschuldet war, sondern darin begründet lag, dass er eine gesuchte Person zur Strecke gebracht hatte. Viel blieb von der durchaus stolzen Summe allerdings nicht übrig, denn er organisierte davon eine Feier die zur Hälfte den Loa und zur Hälfte seinen neuen Gefährten galt, die sich zur Taufe bereit erklärt hatten. Ansonsten versuchte er, sich so gut es ging zu erholen und die Geister nicht Besitz von seinem Arm ergreifen zu lassen. Natürlich wusste er, dass er dafür ein Opfer bringen musste und dieses Mal mehr als nur Schnaps. Und worin dieses Opfer bestand.. nun, das wusste er auch schon. Er würde den Loa drei neue Seelen weihen, zwei vollkommen neu und eine erst jetzt wirklich. Diese Haydee schien ein komplett falsches Bild von den Loa zu haben und das hatte der Voodoopriester vor, gerade zu rücken.

Zu diesem Zweck hatte er die Drei auf sein Schiff gebeten, wo er sie in die Kapitänskajüte führte. “Just don't anger dem chickens, man“, ermahnte er sie, während er auf Zehenspitzen an einer kleinen Horde schlafender Federtiere vorbeischlich. “Sie sind schrecklich, wenn ihr Zorn erwacht.“
Im Inneren seiner Kabine brannten in kurzer Zeit zahllose Kerzen, an den Wänden, auf dem Boden und sogar an der Decke befanden sich zahllose Veves. Agwe wollte alle Loa die er kannte, alle die es gab in die Zeremonie mit einbinden und so setzte sich zum Beispiel das Veve von Ayizan aus zwei Teilen zusammen, eines am Boden und eines an der Wand. Der Heiligkeit der Zeremonie tat das jedoch keinen Abbruch und nur vom unsteten Licht der Fackeln erhellt trat Agwe schließlich vor seine neuen Gefährten, in eine einfache schwarze Robe gekleidet. Sogar seinen Zylinder hatte er abgenommen, sodass sein vernarbter, komplett rasierter zu sehen war. Die Luft war geschwängert von allen möglichen exotischen Düften und der Geruch nach Harz und scharfen Kräutern brannte in Mund und Nase. Wie auch das Licht schienen sämtliche Geräusche von Draußen abgeschirmt worden zu sein, wenn Agwe nicht gerade sprach war es totenstill. “Erhebt euch, man“, verlangte er, was die drei Gläubigen sofort befolgten. “Wir stehen hier, man, weil die Macht der Loa uns zusammengeführt hat. Es gibt keine Zufälle in dieser Welt, sondern nur das, was die Loa bereits vorherbestimmt haben. So war unser Treffen kein Zufall und so werden auch die Wege die wir einschlagen keine Zufälle sein.“ Mit gemessenen Schritten trat er an die Gläubigen heran und stach sich selbst mit der Spitze seines Dolches in den Finger. Blut sickerte daraus hervor doch der Voodoopriester nahm das ohne Zucken zur Kenntnis. Er hatte eine schlimmere Verwundung überstanden. Und die noch frische Narbe an seiner Schulter würde ihn auf ewig daran erinnern. “Dich, Haydee, die du keinen Nachnamen zu tragen scheinst, segne ich mit dem Veve von Mole. Denn Verwirrung benebelt deinen Geist und doch denkst du klar und schnell, so wie es ihm wohlgefällig ist. Du bist Ordnung und du bist Chaos, in genau dem Gleichgewicht, das der Schildkrötenloa wünscht.“ Damit presste er seinen Finger auf Haydees Stirn und malte das Veve von Mole darauf. Es war erstaunlich, wie detailliert er mit Blut zeichnen konnte, auch wenn das vermutlich zur Grundausbildung jedes Priesters der Loa gehörte. “Dich, Edward Buraddo, taufe ich unter dem Veve von Papa Legba. Denn so wie es ihm wohlgefällig ist öffnest du Türen wo keine sind, mal mit deinen Kräften, mal mit deinem Verstand, der so weit reicht wie die Sterne.“ Dann zeichnete er dem Türmenschen das Veve von Papa Legba auf die Stirn, auch dieses mit einer unmöglich erscheinenden Kunstfertigkeit, auch wenn das im ständig tanzenden Licht der Fackeln nur schwer zu sagen war. “Und dich, Momo Ettrikskör, segne ich mit dem Veve von Maman Brigitte. Du hast bewiesen, dass ihr Geist mit dir ist, mit deiner Seele und mit deinen Fäusten. Du bist stark wie sie. Du bist rau wie sie. Enttäusche sie nicht.“ Somit zeichnete er auch Momo ein Veve auf die schmale Stirn, verbeugte sich schließlich vor seinen Gläubigen. Langsam schritt er zu einem kleinen Tisch auf dem mehrere seltsame Pulver bereit standen und blies eines davon in die Luft. Ein herrliches, buntes Schillern verbreitete sich im Raum und statt nach Dschungelkräutern und Baumharz roch es nun angenehm nach Vanille. “Tretet nun vor, man, und empfangt euren ersten Schluck als Gläubige. Mit diesem Schluck bekräftigt ihr, dass ihr von nun an den Loa folgt. Kein Gesetz sei mehr für euch bindend außer denen, die die Loa gemacht oder bestätigt haben. Das Wort der Priester sei Gesetz für euch und was sie verlangen sei euer höchstes Bestreben. Von anderen, sei ihre Macht auch noch so groß, nehmt keine Befehle an die den Geboten der Loa zuwider laufen. Von nun an seid ihr frei, man, denn die Worte der Loa sind die, die uns in die Freiheit führten. So war es immer, so ist es, und so soll es immer sein.“ Damit reichte er jedem der Drei eine zeremonielle Trinkschale, die mit etwas Schlangenschnaps gefüllt war. Die Konzentration an Schlangengift in diesem speziellen Getränk war noch ein wenig höher als normalerweise, was dazu führte dass es zwar nicht betrunken machte, aber Herzflattern und ein gewisses Unwohlsein hervorrief. Doch auch das gehörte zur Zeremonie.

Als der heilige Umtrunk schließlich beendet war, trat Agwe nach draußen. Tief atmete er ein und danach eine regelrechte Wolke an stickigen Gerüchen aus, während er die gut durchgeräucherte Kammer erst einmal lüftete. Die neuen Getauften standen hinter ihm, schienen unschlüssig zu sein, was jetzt zu tun war. “Die heilige Zeremonie ist vorbei“, brach Agwe schließlich das Schweigen und zündete sich einen Zigarillo an. Zufrieden hauchte er eine dichte Rauchwolke in den Himmel und blickte zu den Sternen. Irgendwo, das wusste er, sah auch Cerebrum diesen Sternenhimmel. Und sein Großvater. Und alle anderen, die er bereits jetzt hatte zurücklassen müssen. “Ich hoffe nur, ihr seid bereit, man. Morgen reisen wir weiter. Zu neuen Ufern. Das Wort der Loa muss dort verbreitet werden wo wir als nächstes anlegen, man, und ich weiß selber nicht wo das ist. Wir haben nun einen Erfinder an Bord und eine Köchin. Kaufen wir uns Vorräte und bewahren sie gut auf, denn unsere Reise könnte lang werden.“ Dann blickte er sich zu den drei Gläubigen um, seiner Crew, und leckte sich erneut mit seiner langen Zunge über die Lippen. “Doch erst einmal sollten wir uns noch ein wenig feiern lassen, man.“ Damit sprang er von Bord, nicht ganz so elegant wie er es vielleicht gewollt hätte. Just in dem Moment wo er springen wollte flatterte nämlich ein Huhn auf und sorgte dafür dass er eine Art Salto rückwärts vollführte, durch den er mit einem dumpfen Platschen auf den Sandboden fiel. Grummelnd säuberte der Loapriester seine Kleidung und rückte seinen Zylinder zurecht, der bei diesem Sturz ein wenig verrutscht war. “Bite me, man.“
 

Edward Buraddo

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Tja, wie es aussah, hatte Edward mit diesem Tag zum ersten mal einen Kampf bestritten und Tatsächlich gewonnen. Er fühlte sich gut. Haydee bot zusätzlich zu dem sehr erfreuenden Anblick auch noch etwas zu trinken an, was Edward sehr begrüßte, da ihm ja schließlich sein letzter Tropen für medizinische Zwecke draufgegangen war. Damit hatte er erst mal wieder für eine kurze Zeit etwas zu trinken, was verhindern würde, dass die Nebenwirkungen des Nüchternwerdens einsetzten. Er wusste genau, was passierte, wenn der Körper unzureichend mit Alkohol versorgt war, Kopfschmerzen, Muskelkater, Übelkeit... Nein danke, darauf konnte er verzichten.
Aber Nüchternheit drohte in naher Zukunft eh nicht, denn von dem Kopfgeld, dass auf die Truppe, die sie ausgeschaltet hatten, ausgesetzt war, schmiss der sich als Kopfgeldjäger entpuppende Agwe eine große Party, mit viel Alkohol, guter Musik und alles in allem auch viel Spass. Edward genoss es richtig. Vor allem mit dem kleinen TickTack freundete er sich währenddessen an. Wie versprochen ging er am nächsten Tag in die Stadt und besorgte für den kleinen Hermelin ein schönes großes Steak und lies es von Haydee zubereiten, bevor er es seinem kleinen Freund und Kampfgefährten servierte. Ein mann ein Wort und dem kleinen TickTack schien es zu gefallen.
Die nächsten Tage verbrachte Edward damit, neuen Schnaps zu brennen, immerhin waren ihm in den letzten tagen alle Vorräte ausgegangen. War er nicht am Schnaps brennen, verbrachte er die Zeit mit Momo, Haydee und Agwe, die drei schienen ganz OK zu sein. Und nicht zu vergessen, Agwe hatte ein Schiff und wollte zur Grand Line. Demnach war es klug, sich mit den drein anzufreunden, sie würden wohl eine Menge Zeit miteinander verbringen. Mit Momo sprach er viel über Teufelsfrüchte, und er schlug ihr im verlauf der Gespräche vor, einfach alles auszuprobieren, was ihr in den Sinn kam, sei es auch noch so abwegig. Er selber war einmal die Lippe aufgeplatzt, weil er von einem Stuhl gesprungen war, um zu sehen ob er eventuell fliegen könnte... Er schlug ihr vor, einfach allem Scham zu vergessen und jede noch so Abwegige Idee auszutesten, um die Kraft ihrer Teufelsfrucht zu finden.
Mit Agwe sprach er über seine Religion, nicht etwa um sich selber bekehren zu lassen, sondern eher, um die Mythologie hinter diesem Loa Zeug zu verstehen. Die meisten Religionen hatten echt Interessante Geschichten und bei dem Voodoo Zeug von Agwe war es nicht anders.
Nur mit Haydee schien man sich schlecht Unterhalten zu können, sie wirkte Abwesend.
Dann kam der Tag, an dem Agwe wieder voll genesen war und die Truppe auf sein Schiff einlud. Der Kahn war voller Hühner, was Edward schon etwas überraschte, obwohl ihn bei Agwe nicht mehr wirklich viel verwunderte. Er hatte ihnen zuvor schwarze Kutten überreicht, welche er sich jetzt überzog, es schien Agwe wichtig zu sein, und da er in den letzten Tagen gemerkt hatte, dass ihm dieser Religiöse Kram sehr wichtig war, und da er selber an keinerlei solchen Hokuspokus glaubte, war es für ihn auch kein Problem, einfach mitzuspielen und so hörte er mit einem leichten lächeln dem zu, was Agwe so von sich gab und lies auch zu, dass er ihn mit seinem Blut bekritzelte.
Nachher gab es noch etwas zu trinken, und da Edward schon wusste, dass Agwe gutes Zeug braute, zögerte er nicht lange und kippte die ganze Schale herunter. Das war ein Fehler. Was auch immer das war, es war kein reiner Alkohol, da war noch etwas... komisches drinnen. Die Welt begann sich um Edward zu drehen, das hatte er schon lange nicht mehr. „Was zum...“ Er wankte ein paar Schritte zurück, bevor er sich wieder fing. 'Gott, was zur Hölle habe ich da getrunken? Hat der Kerl mich jetzt unter Drogen gesetzt oder was?' Das war alles, nur kein Schnaps.
Nach der Zeremonie sprang Agwe vom Schiff, doch das endete in einer Szene, die Ed auflachen lies. Mit graziöser Ungeschicklichkeit schaffte es Agwe, mit anderthalb Umdrehungen vom Schiff herab Kopfüber im Dreck zu landen, was wirklich lustig aussah. Noch etwas benebelt von dem Schlangengiftschnaps lachte Edward unkontrolliert auf. Er hatte sich getäuscht, das Zeug war einfach nur geil.
 
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Haydee

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Irgendwie war es mit Agwe, Edward und Momo doch um einiges angenehmer, als auf sich allein gestellt zu sein. Es war fast wieder so, wie bei Hama auf Black Lung. Die drei gaben ihr Anweisungen was zu tun war, wobei es hauptsächlich darum ging, Essen und Getränke zu zubereiten und sorgten auch dafür, dass sie sich nicht mehr mit diesem bescheuerten Berrys beschäftigen musste. Der einzige Unterschied zu ihrem früheren Leben bestand darin, dass niemand sie bestrafte oder schlecht behandelte, im Gegenteil, alle drei waren ausgesprochen nett zu ihr. Vor allem Edward versuchte eine Zeit lang immer wieder mit ihr ins Gespräch zu kommen, bis ihm klar wurde, dass er damit auf Granit biss. Er versuchte es zwar sehr freundlich, aber Haydee war einfach nicht der Typ, der begriff, wenn man mit ihr sprach. Sonst war er jedoch sehr interessant, besonders weil er Alkohol brennen konnte. Ein Vorgang, den Haydee über alle Maße interessant fand. Sie kannte um die hundert Wege, um Alkohol zuzubereiten, aber neu erschaffen, dass hatte sie vorher nie gesehen.
Für das Geld, dass Agwe für Lisa Cozettis Kopf erhalten hatte, schmiss der Priester erst mal eine große Partie für sich, seine neue Mannschaft und alle Bewohner der Isla de Muerta, die mitmachen wollten. Alle schienen sich dabei ziemlich gut zu unterhalten, aber für die Köchin war das Getümmel nichts. So viele Menschen war sie einfach nicht gewöhnt, erst recht nicht über einen so langen Zeitraum. Ein Dutzend besoffener Kerle einen Abend lang zu ertragen und so was wie das hier, dass waren zwei grundverschiedene Dinge. Ohne dass sie genau sagen konnte wieso, hängte sich Haydee irgendwann einfach an Momos Rockzipfel und folgte der Glatzköpfigen, wohin auch immer diese ging, auch wenn sie ihr damit ziemlich auf die Nerven zu gehen schien. Aber da die verträumte Frau das nicht erkannte und Momo es irgendwann, wenn auch nicht akzeptierte zumindest Tolerierte, löste das Problem sich irgendwie von selbst.
In eine ruhigen Stunde beschäftigte sich Haydee einmal intensiver mit ihrem kleinen Puppen-Ich. Agwe hatte ihr das Strohbildnis geschenkt und wenn man es genau nahm, war es das erste Geschenk, dass sie sich je bekommen zu haben erinnerte. Darum war es nur recht und billig, dass sie sich auch darum kümmerte, wie es sich gebührte. Damit die Voodoo-Puppe nicht fror, schneiderte ihre Besitzerin ihr eine maßstabsgetreue Miniatur ihres Kleides. Um an den benötigten Stoff zu kommen, kürzte sie kurzerhand den Saum und die Ärmel ihres eigenen Kleides ein wenig. Sie war vielleicht nicht die beste Schneiderin, aber immerhin gut genug, dass es vernünftig aussah. Außerdem erhielt Mini-Haydee eine sehr hübsche kleine Perücke, die ihr großes Ich kurzerhand aus ihrer eigenen Haarpracht fertigte. Das Tüpfelchen auf dem i-Punkt war das kleine Cocktailschirmchen, dass sie der Puppe in die linke Hand drückteZum Schluss befestigte die Traumtänzerin ihr knöpfäugiges Gegenstück an der Kette, die sie um ihre Hüfte trug, damit die beiden auch immer schön zusammen waren, wie der Priester es ihr gesagt hatte.
Als es Agwe Schulter wieder besser ging, rief er seine neue Crew zum ersten mal offiziell auf sein Schiff, um dort eine richtige Taufe im Namen der Loa durchzuführen. Für Haydee war dies die erste Gelegenheit den Ort flüchtig zu betrachten, der in Zukunft ihr Zuhause sein würde. Die El Pollo Diablo war kleiner, als das Schiff mit dem sie hier her gekommen war, aber es war auch hübscher und erinnerte sie an ihre Heimat. Und vor allem gab es hier Hühner. Vieeeeele Hühner! Und auch wenn Agwe versuchte ihr einzureden, dass man sich mit diesen besser nicht anlegte, so hatte sie doch schon genug davon in ihrem Leben getötet und zubereitet, um nicht viel Wert auf diese Warnung legte. Viel Zeit, um sich mit dem Schiff zu beschäftigen, hatte sie jedoch nicht, da es sofort in die Kapitänskajüte ging, wo das Ritual ablaufen sollte. Zwar hatte Haydee diese Zeremonie schon einmal über sich ergehen lassen, aber dieses mal war es ganz anders. Agwe war viel enthusiastischer bei der Sache und als er ihr die Schale mit dem Schlangenschnaps reichte, zitterten selbst dem weltfremden Mädchen die Knie ein wenig. Das möchte allerdings auch an dem Gesöff liegen, schwer zu sagen. Während auch Momo und Edward von dem Hohepriester getauft wurden, wischte sich die Köchin einen Tropfen Blut, der zwischen ihren Augen runter lief, von der Nase und stupste ihn zwischen die Knopfaugen von Mini-Haydee. Wenn schon, denn schon.
Aber damit war es offiziell. Sie waren nun eine Mannschaft, mit Agwe als Kapitän und Edward als Waffenmeister. Und natürlich mit ihr als Köchin! Das war auch eine wichtige Aufgabe. Und vor allem etwas, dass sie gut konnte. Sagten zumindest immer alle ... und bisher hatte sich auch noch niemand beschwert! Während Haydee noch mit diesen und ähnlichen Gedanken beschäftigt war, machte der Priester aus seinem Sprung von Bord einen ungewollten Köpper und knallte in den Sand. Langsam ging die Köchin zur Rehling und sah hinunter. ”… bin ich die einzige, die Agwes Orientierungs- und Navigationssinn zweifelt ...?“ Aber wie hieß es so schön? Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Immerhin würde auf ihren zukünftigen Reisen sicher gute Laune herrschen.
 
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