Agwe
Kopfgeldjäger Boss
http://fc04.deviantart.net/fs22/f/2008/022/f/b/Swamp_Hut_by_cynstock.jpg
Als Agwe nach einer von Gebeten und Rausch durchsetzten Nacht aufwachte, wummerte sein Schädel. Jedes einzelne Geräusch das der Sumpf ihm entgegenwarf dröhnte zwischen seinen Ohren in unerträglicher Lautstärke, selbst das Surren der Moskitos klang wie das Gebrumm eines Hornissenschwarms. „Agh, man!“, grummelte der Voodoopriester, während er sich langsam erhob, vorsichtig ja nichts umzustoßen. Erst als er merkte dass sich nichts in der Nähe befand an dem er sich festhalten konnte, ließ diese Vorsicht ein wenig nach. Wo nichts zum Festhalten war, da war auch nichts zum Umstoßen. Eine schmerzhafte Lektion mit einem Sockel und einer Porzellanvase hatten ihn das gelehrt.
Immer noch etwas benebelt rieb sich der Priester die Augen, seine Sicht war immer noch ein wenig verschwommen und seine Beine fühlten sich an, als habe jemand die Muskeln darin mit Gummi vertauscht. Er hatte es schon oft mit Alkohol und ähnlichen Substanzen übertrieben, aber das war das erste Mal, dass es ihm wirklich an die Substanz ging, er fühlte sich wie von irgendetwas sehr großem und stinkendem ausgespien. „Sehn‘ wir mal nach, was in der Kiste ist.. jetzt hab‘ ich ja auch mal den Schädel dazu“, schoss es ihm durch den Kopf. Ein leicht beschränkter Gesichtsausdruck machte sich auf Agwes Gesicht breit, während er versuchte, den Sinn hinter diesem Wortgebilde zu verstehen. Kiste.. ja, es war etwas mit der Kiste gewesen, die da vor ihm lag. Sie war geöffnet, also musste er sie wohl aufgemacht haben.. ja, Agwe spürte dass das ein Schritt in die richtige Richtung war. Aber warum war er so stolz darauf, eine Kiste zu öffnen? Und warum hatte er offenbar die Hilfe der Loa dafür gebraucht? Denn dass er sie gebraucht hatte, das war offensichtlich. Um die Kiste herum standen mehrere abgebrannte schwarze Kerzen, in den Staub vor ihr waren komplizierte Muster gezeichnet. Agwe kniff die Augen zusammen, sah genauer hin. Das Veve von Papa Legba, dem Herrn der Tore.. also hatte er wirklich Hilfe beim Öffnen dieser Kiste gebraucht. Aber warum? Hatte ein Scharnier geklemmt?
In diesem Moment knallte draußen eine Tür zu und erinnerte Agwe schlagartig daran, dass er Nachbarn hatte, die jetzt ebenfalls erwachten. Irgendjemand hatte anscheinend einen emotionalen Schock verkraften müssen und seine Tür so laut zugeschlagen, dass es klang wie ein Pistolenschuss. Das Geräusch bohrte sich wie eine glühende Nadel durch Agwes Trommelfelle und ließ sein Schädelwummern noch schmerzhafter werden, um ein Haar hätte der hochgewachsene Priester sich übergeben. „Damnit, man“, keuchte er als er sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, „Das hier is‘ nicht gut…“
Schnell setzte er sich hin, massierte die Schläfen seines kahlen Schädels und blickte auf die Kiste. Dann blickte er den auf seinen Hut gemalten Totenschädel an, während er seine Kopfbedeckung nachdenklich zwischen seinen langen, dürren Fingern drehte. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Er konnte sich entsinnen, lange vor dieser Truhe gebetet zu haben. Er hatte sie geschlagen, er hatte sie angeschrien und immer wieder Papa Legba um Hilfe angefleht. Ja, jetzt fiel es ihm ein! Das war die Kiste der Hopstetts! DIE Kiste! Verdammt, wie konnte er das vergessen? Getroffen von dem Geistesblitz seines Lebens sprang Agwe auf, vergaß dabei aber, dass er etwa zwanzig Minuten im Schneidersitz gehockt hatte. Seine Beine waren unterdessen eingeschlafen und reagierten auf die abrupte Belastung, indem sie ihren Dienst verweigerten und einknickten. Mit einem lauten Krachen flog der Voodoopriester mit dem Gesicht nach vorne in die modrig riechende Kiste, schlug dabei mit seiner Stirn eine mächtige Delle ins Holz. „WOOOOOOAH!“, schrie er noch im freien Fall, teils aus Überraschung, teils aus Freude. Immerhin kam er durch diesen Sturz schneller an die Kiste, wo er sowieso hingewollt hatte. Das war den schmerzenden Schädel und die Beule wert.
Nachdem er sich von dem plötzlichen Sturz ein klein wenig erholt hatte, musterte Agwe das Innere der Kiste. Sie war leer. Der Voodoopriester rieb sich die Augen, sah noch einmal hin. Dann sah er kurz weg, schüttelte den Kopf, klopfte sich gegen den Schädel. Dabei geriet er aus Versehen an seine gerade frisch gewachsene Beule und jaulte vor Schmerzen auf, beherrschte sich aber recht schnell. Sah wieder hin. Die Kiste war immer noch leer. „Irgendwas war da doch drin..“, flüsterte er nachdenklich, während er fieberhaft überlegte. „Eine ziemlich hässliche Puppe glaube ich.. ah, whateva, man!“ Wieder sprang er auf, wobei er sich um ein Haar erneut auf den Boden legte. Nur sein beherztes Greifen nach dem offenstehenden Deckel der Kiste rettet ihn davor, eine zweite Beule auf seiner ersten zu kassieren. Nun atmete er erst einmal tief durch, dann tat er die ersten unsicheren Schritte. „Papa Legba, ich verstehe den Traum nicht, den du mir gegeben hast. Aber ich werde ihn entschlüsseln, man, und wenn es das letzte ist, was ich tue! Verlass dich drauf, Legba-Boy!“ Damit sprintete Agwe voller Tatendrang zum Ausgang der Hütte, drehte sich aber in letzter Sekunde um. „Falscher Ausgang, man. Nochmal kriegst du mich nicht!“ In diese Richtung lag die Terrasse zum Sumpf hin, mit den Krokodilen dort verband Agwe keine Freundschaft. Außerdem konnte er seitdem der schwarze Schlangenloa ihn gesegnet hatte ohnehin nicht mehr schwimmen. „Heute wird a good day, man!“, lachte der Voodoopriester, während er nach draußen sprintete, ohne dabei zu merken dass der Schwalbenschwanz seines Anzugs an einer niedrig angebrachten Fackel Feuer fing. „Das spüre ich!“
Als Agwe nach einer von Gebeten und Rausch durchsetzten Nacht aufwachte, wummerte sein Schädel. Jedes einzelne Geräusch das der Sumpf ihm entgegenwarf dröhnte zwischen seinen Ohren in unerträglicher Lautstärke, selbst das Surren der Moskitos klang wie das Gebrumm eines Hornissenschwarms. „Agh, man!“, grummelte der Voodoopriester, während er sich langsam erhob, vorsichtig ja nichts umzustoßen. Erst als er merkte dass sich nichts in der Nähe befand an dem er sich festhalten konnte, ließ diese Vorsicht ein wenig nach. Wo nichts zum Festhalten war, da war auch nichts zum Umstoßen. Eine schmerzhafte Lektion mit einem Sockel und einer Porzellanvase hatten ihn das gelehrt.
Immer noch etwas benebelt rieb sich der Priester die Augen, seine Sicht war immer noch ein wenig verschwommen und seine Beine fühlten sich an, als habe jemand die Muskeln darin mit Gummi vertauscht. Er hatte es schon oft mit Alkohol und ähnlichen Substanzen übertrieben, aber das war das erste Mal, dass es ihm wirklich an die Substanz ging, er fühlte sich wie von irgendetwas sehr großem und stinkendem ausgespien. „Sehn‘ wir mal nach, was in der Kiste ist.. jetzt hab‘ ich ja auch mal den Schädel dazu“, schoss es ihm durch den Kopf. Ein leicht beschränkter Gesichtsausdruck machte sich auf Agwes Gesicht breit, während er versuchte, den Sinn hinter diesem Wortgebilde zu verstehen. Kiste.. ja, es war etwas mit der Kiste gewesen, die da vor ihm lag. Sie war geöffnet, also musste er sie wohl aufgemacht haben.. ja, Agwe spürte dass das ein Schritt in die richtige Richtung war. Aber warum war er so stolz darauf, eine Kiste zu öffnen? Und warum hatte er offenbar die Hilfe der Loa dafür gebraucht? Denn dass er sie gebraucht hatte, das war offensichtlich. Um die Kiste herum standen mehrere abgebrannte schwarze Kerzen, in den Staub vor ihr waren komplizierte Muster gezeichnet. Agwe kniff die Augen zusammen, sah genauer hin. Das Veve von Papa Legba, dem Herrn der Tore.. also hatte er wirklich Hilfe beim Öffnen dieser Kiste gebraucht. Aber warum? Hatte ein Scharnier geklemmt?
In diesem Moment knallte draußen eine Tür zu und erinnerte Agwe schlagartig daran, dass er Nachbarn hatte, die jetzt ebenfalls erwachten. Irgendjemand hatte anscheinend einen emotionalen Schock verkraften müssen und seine Tür so laut zugeschlagen, dass es klang wie ein Pistolenschuss. Das Geräusch bohrte sich wie eine glühende Nadel durch Agwes Trommelfelle und ließ sein Schädelwummern noch schmerzhafter werden, um ein Haar hätte der hochgewachsene Priester sich übergeben. „Damnit, man“, keuchte er als er sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, „Das hier is‘ nicht gut…“
Schnell setzte er sich hin, massierte die Schläfen seines kahlen Schädels und blickte auf die Kiste. Dann blickte er den auf seinen Hut gemalten Totenschädel an, während er seine Kopfbedeckung nachdenklich zwischen seinen langen, dürren Fingern drehte. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Er konnte sich entsinnen, lange vor dieser Truhe gebetet zu haben. Er hatte sie geschlagen, er hatte sie angeschrien und immer wieder Papa Legba um Hilfe angefleht. Ja, jetzt fiel es ihm ein! Das war die Kiste der Hopstetts! DIE Kiste! Verdammt, wie konnte er das vergessen? Getroffen von dem Geistesblitz seines Lebens sprang Agwe auf, vergaß dabei aber, dass er etwa zwanzig Minuten im Schneidersitz gehockt hatte. Seine Beine waren unterdessen eingeschlafen und reagierten auf die abrupte Belastung, indem sie ihren Dienst verweigerten und einknickten. Mit einem lauten Krachen flog der Voodoopriester mit dem Gesicht nach vorne in die modrig riechende Kiste, schlug dabei mit seiner Stirn eine mächtige Delle ins Holz. „WOOOOOOAH!“, schrie er noch im freien Fall, teils aus Überraschung, teils aus Freude. Immerhin kam er durch diesen Sturz schneller an die Kiste, wo er sowieso hingewollt hatte. Das war den schmerzenden Schädel und die Beule wert.
Nachdem er sich von dem plötzlichen Sturz ein klein wenig erholt hatte, musterte Agwe das Innere der Kiste. Sie war leer. Der Voodoopriester rieb sich die Augen, sah noch einmal hin. Dann sah er kurz weg, schüttelte den Kopf, klopfte sich gegen den Schädel. Dabei geriet er aus Versehen an seine gerade frisch gewachsene Beule und jaulte vor Schmerzen auf, beherrschte sich aber recht schnell. Sah wieder hin. Die Kiste war immer noch leer. „Irgendwas war da doch drin..“, flüsterte er nachdenklich, während er fieberhaft überlegte. „Eine ziemlich hässliche Puppe glaube ich.. ah, whateva, man!“ Wieder sprang er auf, wobei er sich um ein Haar erneut auf den Boden legte. Nur sein beherztes Greifen nach dem offenstehenden Deckel der Kiste rettet ihn davor, eine zweite Beule auf seiner ersten zu kassieren. Nun atmete er erst einmal tief durch, dann tat er die ersten unsicheren Schritte. „Papa Legba, ich verstehe den Traum nicht, den du mir gegeben hast. Aber ich werde ihn entschlüsseln, man, und wenn es das letzte ist, was ich tue! Verlass dich drauf, Legba-Boy!“ Damit sprintete Agwe voller Tatendrang zum Ausgang der Hütte, drehte sich aber in letzter Sekunde um. „Falscher Ausgang, man. Nochmal kriegst du mich nicht!“ In diese Richtung lag die Terrasse zum Sumpf hin, mit den Krokodilen dort verband Agwe keine Freundschaft. Außerdem konnte er seitdem der schwarze Schlangenloa ihn gesegnet hatte ohnehin nicht mehr schwimmen. „Heute wird a good day, man!“, lachte der Voodoopriester, während er nach draußen sprintete, ohne dabei zu merken dass der Schwalbenschwanz seines Anzugs an einer niedrig angebrachten Fackel Feuer fing. „Das spüre ich!“