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Die Hafenkneipe "Wild Cherry"

Livy

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Die kleine, schäbige Kneipe inmitten des Hafens von Lvneel trägt ihren Namen völlig zurecht: Kirschen gibt es zwar nur selten, wild geht es aber fast jeden Abend zu. Die schroffen Matrosen, die die Stammkundschaft darstellen, sind größtenteils pleite, heruntergekommen, betrunken und immer auf der Suche nach einem Opfer für ihre blinde Wut auf die ach so grausame Welt. Kneipenschlägereien sind deshalb an der Tagesordnung.
Wäre die Kundschaft nicht, könnte man sich in der Bar allerdings durchaus wohlfühlen: Die Möbel aus dunklem Holz gepaart mit dem warmen, schummrigen Licht einiger Lampen verleihen dem Schuppen eine überraschend heimelige Atmosphäre.
 

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Von: Der Hafen Lvneels

Gemeinsam mit seiner grünhaarigen Begleiterin und dem einheimischen Führer, von denen noch immer keiner seinen Namen genannt hatte (offenbar hatte sie die Vorstellung des schwarzen Shien derart beeindruckt, dass sie ihren eigenen Namen nicht für würdig hielten und sich schämten) erreichte der Ausnahmeschauspieler schließlich ein kleines heruntergekommenes Haus, das von einem Schild mit einer überdimensionierten Kirsche geziert wurde. „Wild Cherry“ stand dort, was die Räumlichkeiten praktisch glasklar als Bar auswies. Der dunkelhaarige Mann trat beiseite und machte den Weg für die beiden „Touristen“ frei, was es Shien ermöglichte, als erster die Bar zu betreten und sofort sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen…
…wären die einzigen Besucher der Bar nicht ausschließlich halb bis ganz betrunkene Matrosen gewesen, die sich mehr für ihren Alkohol als für ein künstlerisches Talent interessierten. Doch genau wegen solchen Männern war der Piratenkapitän doch auch nach Lvneel gekommen: Männer, denen man schmutzige Arbeit aufbürden konnte. Männer fürs Grobe eben. Bevor Shien jedoch zu seiner großen Rede ausholen wollte, musste er sich – ganz der Gentleman – erst bei dem jungen Mann bedanken, der ihn und seine gefährtin so zuverlässig zu Diensten war. Deshalb trat er einige Schritte vor, wartete darauf, bis auch sein Anhang in die Bar getreten war, und schaute sich dann geschwind um.
Bis auf die grimmigen Gäste machte die Bar einen recht freundlichen Eindruck. Die Inneneinrichtung bestand hauptsächlich aus dunklen, hölzernen Möbeln, die Lampen gaben ein warmes Licht von sich, und den ganzen Schankraum durchströmte der scharfe, beißende Geruch nach Alkohol. Leichten Gemüts schlenderte Shien deshalb hinüber zum Tresen, wo er sich kurz seinen Begleitern zudrehte und sagte: „Bestellt euch, was immer ihr möchtet, ich bezahle.“ Dann blickte er einen älteren, mehr oder weniger gepflegt aussehenden Typen an, der wie alle Vollblutbarkeeper mit einem ernsten Gesichtsausdruck hinter den Zapfhähnen stand und mit einem verwitterten Handtuch ein schmutziges Glas wieder und wieder abtrocknete. Mit heiterer Stimme sprach Shien ihn. „Guten Abend, mein Herr. Ich hätte gerne ein Bier… nein Rum, Rum ist besser. Einen anständigen Krug Rum!“
Dann ließ sich Shien auf einem der Barhocker nieder, winkte seine Begleitung zu sich, bedeutete ihnen sich doch bitte zu setzen, und ließ ein letztes Mal seinen Blick durch die Bar schweifen. An diesem Abend hatten es sich ca. zehn Männer in dem Laden „gemütlich“ gemacht, von denen (noch) niemand die Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit einem leicht enttäuschten Gesicht wandte er sich seinem Reiseführer zu. „Geht es in dieser Kirsche immer so wild zu?“
 
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Sona

Guest
Der heutige Tag war für Sona wie jeder andere an ihm vorbeigegangen, seitdem er mit dem Transport ins Nirgendwo hier gelandet war, hier im Königreich Lvneel. Das heißt, er hatte einige Zeit auf der Straße verbracht, um mit seiner Musik Freude in das Leben der Insel zu sprühen und, wie er selber nur ungern zugab, um Geld zu verdienen. Denn daran hatte er nicht gedacht, als er lediglich mit seinem derzeitigen Anzug und seiner Geige auf das Schiff ging. Danach ist er je nach Tagesverlauf gut oder schlecht gelaunt in die Kneipe gegangen, die er an seinem ersten Tag auf dieser Insel entdeckt hatte. „Wild Cherry“ hieß sie und war in seinen Augen einfach nur gemütlich. Und da bin ich wieder, im gemütlichen Heim, in dem die Ungemütlichen wohnen, dachte er immer, wenn er eintrat.
Wie gesagt, der heutige Tag verlief wie jeder andere auch. Die Straßenmusik kam und ging wieder, die Schritte folgten den mittlerweile altbekannten Weg in Richtung der wilden Kirsche und die Seele ließ sich in der hintersten Ecke selbiger baumeln. Hier saß er nun Abend für Abend und sinnierte über sein Leben, komponierte es und spielte es am nächsten Tag dem Straßenpublikum vor. Neben ihm waren ungefähr neun andere, grobschlächtig anmutende Matrosen oder Handwerker anwesend, von denen Sona einige vom Sehen her durchaus kannte. Die da haben genau wie ich eine gewisse Routine, die mir zuwider wird. Wie soll er Unruhige sesshaft werden? Was sucht der Wanderer in einer Hütte? Das ist ein guter Ansatz. Wenn ich es so mache… nein, oder doch lieber eine vorgezogen Achtel? Wie stelle ich das aber im Kontext zu diesem G da hinten… da waren wohl meine Finger zu schnell. Oder… halt! Das C verlangt das G! So offensichtlich! Inwiefern… ach, die Achtel steht noch allein… So saß er in „seiner Ecke“, über dem Notenpapier gestützt, äußerlich die Ruhe selbst – innerlich den Krieg seines Lebens austragend, als entgegen der sonstigen Routine noch um diese Zeit die Tür der Kneipe aufging und ein grotesk schöner Weißhaariger eintrat. Ihm folgten ein groß gewachsener Schwarzhaariger und eine zu Sonas Verblüffung Grünhaarige. An der Bar wies der Weißhaarige (Anscheinend so etwas wie das Alpha-Tier im Rudel.) seine Gefolgsleute daraufhin, dass sie doch das Geld vergessen sollten. Er selbst bestellte sich darauf einen Rum und fragte bald darauf, für Sona völlig aus dem Zusammenhang gerissen: Geht es in dieser Kirsche immer so wild zu?
Kirsche? Er scheint nicht von hier zu sein. Interessant. Auch Wanderer? Auch unruhige Seelen, die ihre Ruhe in der Bewegung finden? Und was soll eigentlich dieses Fis neben dem D. Nein, nein, nein – nicht in diesem Ton, mein Freund! Mein Kopf scheint nicht beieinander zu sein. Es scheint so vieles. Der Schein überwiegt. Wo bleibt die Realität? Was ist die Wahrheit? Und doch, will ich die Wahrheit? Will ich dieses A? Nein, es klingt zu logisch – es muss kratzen, es muss beißen! Ja! Ein Gis, das wird es tun! Sona verlor sichtlich das Interesse an den Fremden – hing er doch schon wieder gebannt über seinem Notenblatt. Für ihn gänzlich untypisch, gestikulierte er jedoch nun jeden seiner Gedanken ausführlich und unakrobatisch. Der ihm naheste Matrose, der anscheinend ebenfalls das erste Mal hier war, blickte skeptisch in die Richtung von Sona, zuckte allerdings nach gut einer Minute mit den Achseln und machte somit seinem Umfeld klar: „Ach so, dann ist das hier also so. Na ja, kann man nichts machen. Komische Kauze gibt es überall.“
Auf einen Höhepunkt Sonas ekstatischer Kompositionstechnik folgte die Flaute, in der für ihn die drei Fremden wieder interessant wurden. Sein Blick fiel auf den Weißhaarigen – er hatte unfassbar viel Ausstrahlung (Fast schon eine eigene Sonne.). Sonas Augen wanderten wie er selbst an diesem Fremden auf und ab und auf. Er konnte es sich nicht erklären, aber irgendetwas an diesem Fremden ließ ihn nicht zufrieden über selbigen wegschauen, ja, Sona war schlicht und einfach begeistert von dieser künstlerischen Tiefe der Äußerlichkeit des Fremden. Seine Sicht schmerzte durch das mittlerweile zum Starren mutierte Schauen, sein Kopf schlug wie die Trommel, nur ums Hundertfache lauter, gegen seine Schläfen. Was...?
Urplötzlich schossen der fast schon leere Bierkrug des Matrosen, der links des Weißhaarigen saß, und ein vollkommen leerer Bierkrug hinter der Theke aufeinander zu und prallten aneinander. Jeder Blick dieses Raumes wanderte wie von einem giftigen Insekt gestochen in die Richtung der Theke, jeder Blick dieses Raumes wanderte starr und erschrocken auf die umgekippten Krüge, die allem Anschein nach durch Magie fliegen gelernt haben mussten. Alle waren sie geschockt. Auch Sona selbst - jedoch nicht, weil er nicht begriff, was hier eben passiert war. So abtrünnig es war: er war geschockt, weil er dachte: Das war ich! Der Schock stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Nein, das kann nicht sein... wie denn auch? Und dennoch, war es sein Geist, der ihm widersprach.
 
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Jennifer Black

Guest
Gemeinsam mit dem Weißhaarigen und ihren Reiseführer betrat Jennifer die Schenke, wohl im Begriff der Tatsache, ihren Namen immer noch nicht genannt zu haben. Mit federleichten Schritten und nach wie vor barfuß betrat sie die Schenke und spürte rauen Boden unter ihren Füßen… „Au“, war ihr erster Gedanke und sie hob vorsichtig einen ihrer Füße an… wahrhaftig, der Boden sah aus wie ein Meer aus Splittern, deshalb rettete sich Jenny schnell auf eine der Inseln – vielmehr einen Barhocker. „Bestellt euch, was immer ihr möchtet, ich bezahle.“, befahl der Kapitän und Jenny nickte ihm dankend zu, ehe sie einen Whiskey bestellte und damit hoffte ihren Magen beruhigen zu können, der sie immer noch kreidebleich aus der Wäsche schauen ließ. Auf die Frage „Geht es in dieser Kirsche immer so wild zu?“, musste sie lächeln, denn sie sah sich um und entdeckte lediglich einen Betrunkenen, noch einen Betrunkenen, einen Penner, einen Notenschreiber, einen Bettler, wieder einen Betru… was? Einen Notenschreiber? Erschrocken fuhr ihr Kopf herum und ihre Augenbrauen nach oben. „Na so was!“, bemerkte sie gedanklich und wandte sich dann an den Captain, doch bevor sie etwas sagen konnte, knallten auf der Theke zwei Bierkrüge zusammen und erneut zuckte die junge Black zusammen, doch überrascht war sie nicht, denn sie hatte ja nicht mitbekommen, dass niemand die Bierkrüge zuvor angefasst hatte. Dennoch sammelte sie sich kurz, ehe sie sprach. „Sir, suchtet ihr nicht Ersatz für euren Musiker?“, witzelte sie und nickte zu dem Notenschreiber in der hintersten Ecke der Cherry und musterte ihn erneut, ehe ihr etwas einfiel. Sie hatte sich den beiden Herrschaften nach wie vor nicht vorgestellt, also seufzte sie und bereute gleich darauf, nicht die Stimme gesenkt zu haben. „Mein Name ist übrigens Jennifer, Jennifer… Black“. Das letzte Wort sprach sie vermutlich mit ein wenig zu viel Nachdruck aus, denn urplötzlich wandte sich jeder Kopf in ihrer Nähe zu ihr um und sah sie schockiert an. „Verdammt“, dachte sie und tadelte sich gleich darauf selber… offenbar war der Name „Black“ hier Programm, so wie nahezu überall im North Blue… Die Blackwing, das Piratenschiff ihres Vaters, hatte offenbar öfter hier angelegt, als Jennifer bewusst gewesen war… Um von sich abzulenken nahm Jennifer schnell einen Schluck aus dem Whiskey-Glas und widmete sich ausgiebig der Theke vor sich.
 

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Eins musste man dem Barkeeper lassen: Schnell war er. Keine zwei Augenblicke dauerte es, da stand bereits ein bis oben hin gefüllter Krug rum vor Shien. Vorsichtig nahm er das grobe Gefäß aus Holz und Metallbeschlägen in die Hand, hielt es vor sich und setzte es an die Lippen. Doch bevor er auch nur einen Tropfen seiner Bestellung kosten konnte ertönte plötzlich ein lautes Krachen. Überrascht setzte Shien den Krug wieder vor sich auf der Theke ab und schaute hinter selbige, nur um zu entdecken, dass dort zwei andere Bierkrüge in einer Lache aus dunkler Flüssigkeit lagen. Der Matrose links neben ihm – ein grobschlächtiger, muskelbepackter Kerl – blickte völlig perplex auf die Überreste des Unfalls… zu Shiens großer Überraschung. Als die drei in der Kneipe angekommen waren schien es nämlich so, als ob der Herr schon längst die Grenze zwischen Wachheit und Schlaf überschritten hätte. Jetzt jedoch saß er wie aufgeschreckt auf seinem Stuhl und betrachtete die Krüge. Die Situation war so… seltsam, dennoch konnte, musste Shien seinen Blick losreißen, als seine Begleiterin das Wort ergriff.
„Sir, suchtet ihr nicht Ersatz für euren Musiker?“
„Hm? Wie meinen?“
Die junge Frau lächelte und nickte in eine der hinteren Ecken des Etablissements. Shien folgte ihrem Blick und entdeckte einen jungen Mann in einem dunklen Smoking, der über einigen Notenblättern zu brüten schien. Shiens Augen weiteten sich. *Tatsächlich… ein Musiker… oder nur ein Komponist? Sind eigentlich nicht alle Komponisten sowieso auch Musiker? Was für ein Instrument er wohl spielt…* Wie sich seine Begleiterin dann auch noch als „Jennifer Black“ vorstelle registrierte Shien zwar, allerdings war er in diesem Moment schon zu sehr vom Anblick des Musikers gebannt, der ganz allein in der Ecke saß und ebenfalls mit seltsam verstörten Blicken immer wieder Richtung Theke schaute, wo sich zuvor das Unglück mit den Krügen ereignet hatte.
„Entschuldigt mich bitte einen Moment…“, sagte Shien geistesabwesend zu seiner Begleitung, woraufhin er von seinem Barhocker aufstand und in Richtung „dunkle Ecke“ schlenderte. So bemerkte er nicht, wie einige Matrosen ebenfalls aufstanden und zu der kleinen Black torkelten, und er bemerkte auch nicht viel davon, dass zwischen dem Matrosen, dessen Krug gemeinsam mit einem anderen noch immer am Boden lag, und dem Barkeeper ein heftiger Streit darüber ausbrach, ob nun Geister die „Wild Cherry“ bewohnten oder ob besagter Matrose einfach nur im Schlaf gezuckt hatte und deswegen nun Schadenersatz für die angekratzten und kaputten Krüge zahlen müsse.
In der dunklen Ecke bleib Shien vor dem Tisch des Musikanten stehen und verbeugte sich fast so tief, dass er mit dem Kopf gegen die Tischplatte geknallt wäre. „Guten Abend, mein Herr! Wie mir diese Notenblätter zweifelsfrei verraten versteht ihr euch auf Musik, oder? Ihr habt nicht zufällig euer Instrument dabei und könntet mit ein paar Takten diesem brachen Laden etwas Leben verleihen?“
 
E

Eol P. Anglachel

Guest
Anglachel trat nach Shien in die Kneipe ein. Er wusste zwar, was ihn erwarten würde, aber dennoch lief die Situation anders ab als erwartet. Tagsüber war in der Wild Chery relativ wenig Kundschaft, und wenn dann nur die die noch ausnüchterten. Dennoch schien es dem Piratenkapitän zu gefallen. Anglachel konnte nicht anders. Als Shien keine Aufmerksamkeit bekam, wirkte er leicht deprimiert, was Anglachel ein weiteres Lächeln entlockte. "Komisch,", dachte er sich und setzte sich auf die nachdrückliche Bitte des Mannes neben ihn hin, "Obwohl ich eigentlich Fremden nicht viel Enthusiasmus engegen bringe, mag ich den Kerl irgendwie.".
Als er auf einem der Barhocker saß, grüßte er kurz den Wirt und gab diesen zu verstehen, dass seine beiden Gefährten Touristen waren. "Du weißt ja, was ich nehme.", sagte er kurz zu ihm und sah sich in der Bar um. Das erste was ihm auffiel, war das das Mädchen keine Schuhe trug, es sprang durch den Raum auf einen Barhocker, um sich nicht unnötig viele Splitter einzureißen. Dann musterte Anglachel die Kundschaft. Abgesehen von der Gruppe die gerade hinein kam, waren noch 10 andere Leute anwesend. Alle Betrunken, alles Bettler. Einer jedoch passte absolut nicht in das Schema der Kundschaft. Ein Mann, mit blasser Haut und schwarzen Haaren, schrieb an einem Musikstück. "Den habe ich ja noch nie gesehen.", murmelte Anglachel dem Wirt zu. "Der ist auch nur tagsüber da, du kommst ja nur spät abends, daher bezweifele ich, dass du ihn bis jetzt getroffen hast.", antwortete dieser im selben Tuschelton.
Der Wirt stellte Shien und Anglachel ihre Getränke hin, während das Mädchen dazu entschied einen Whiskey zu nehmen. Doch plötzlich erhebte sich ein leerer Bierkrug vom Tresen und zerschmetterte beim Zusammenprall mitdem Glas eines Matrosen. Das Gesöff floss die Theke entlang und der Wirt fluchte. Anglachel drehte sich um und musterte nun den Musikanten, welcher plötzlich erschrocken wirkte und sich rasch wieder seiner Arbeit zuwandte.
"War das etwa er?".
Als nächstes sprach das Mädchen Shien an, da dieser anscheinend einen Musiker suchte, aber die weit aus interessantere Information, war ihr Name.
Jennifer Black heißt sie und als der Name Black in der Kneipe erklang, drehten sich fast alle Köpfe zu ihr um. Nur der Wirt, Shien, der Musiker und Anglachel konnten ihre Fassung bewahren, wobei Anglachel darauf spekulierte, das Shien sich mehr für den Musiker anstelle des Namen seiner Gefährtin interessierte.
"Du solltest nicht so laut deinen Namen preis geben.", antwortete Anglachel seelenruhig der jungen Black, "Es gibt viele arme Schweine in der Stadt, die vor nichts zurück schrecken etwas Kleingeld anzuschaffen. Aber gut ich habe auch vergessen mich vor zustellen. Mein Name ist Eol D. Anglachel".
Dann betrachtete er weiter den ihm fremden Musiker und nahm einen Schluck Sake. Shien schien von dem Musiker begeistert und plapperte wild auf ihn ein. "Ich frage mich, ob er mich mitnehmen würde.", dachte sich Anglachel.
 
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S

Sona

Guest
Die Verbeugung des Weißhaarigen wirkte auf Sona fast schon menschlich. Guten Abend, mein Herr! Wie mir diese Notenblätter zweifelsfrei verraten versteht ihr euch auf Musik, oder? Ihr habt nicht zufällig euer Instrument dabei und könntet mit ein paar Takten diesem brachen Laden etwas Leben verleihen?
Er ist definitiv nicht von hier. Hier in dieser Kneipe musizieren? Das käme einem Selbstmordversuch gleich. Sona konnte es nicht umgehen, angesichts der derzeitigen Geschehnisse, die sich heute schlagartig abspielten, kurz an seine Heimat zu denken. Seine Nase war kurz erfüllt mit dem Duft Sumeras, seine Ohren betäubt durch den Klang werkelnder Werkelnder, seine Augen gewannen Sicht, immer mehr… Reiß dich zusammen, das ist Vergangenheit! Der Mann hier redet mir dir. Es hat schon lange keiner mehr mit dir freiwillig und noch dazu aus eigener Entscheidung gesprochen. Noch dazu über die Musik! Gott, über die Musik! Der Weißhaarige war hier tatsächlich der Einzige der den Unterschied zwischen Akten und Notenblättern ausfindig machen konnte.
Mein Herr, meine Spielzeit ist für heute abgeschlossen, woraufhin er sich wieder über die Noten beugte und ekstatisch zu überlegen begann, wie das Gis nur umso schöner herausstechen könnte. Doch seine Konzentration hielt nicht lange. Viel zu sehr beschäftigten ihn der Fremde, der bei ihm, Sona, nach Musik bat und der Vorfall mit den Bierkrügen. Sonas vor Kopfschmerzen hämmernder Kopf wandte sich erneut in die Richtung des Weißhaarigen. Es muss beinahe schon grausig ausgesehen haben, wie Sona dies mit starr geöffneten Augen und einem leichten Schweißausbruch auf der Stirn tat. Irgendwas stimmte mit ihm ganz gewaltig nicht, fast so, als habe er sich schlimm erkältet. Das ist mehr als eine Erkältung – das ist eine Herausforderung, vom Teufel höchstpersönlich gestellt. Dass Sona da mit seinen übertriebenen Gedanken ironischerweise richtiger lag, als er es selbst vermutete, würde sich noch herausstellen.
Mit schweren Lippen formte er Worte, die unter Anstrengung heraus gepresst wirken mussten: Sie… sind nicht von hier,… oder? Es begann ihm zu drehen. Heute ist wieder so ein Tag… Gott lobe den Alkohol! Unter physischer Höchstleistung des eigenen Körpers, langte Sona zu seinem, bis zur Hälfte gefülltem Bierkrug und trank ihn mit einem genussvollen Zug leer.
Heilmittel des Geistes, Tünchmittel der Seel’, tu dein Werk, heißt es! Nun heil’ auf Befehl!
 
J

Jennifer Black

Guest
Jennifer registrierte, dass Shien völlig gebannt vom Anblick des Musikers schien, deshalb überraschte es sie nicht, dass er der einzige in der gesamten Kneipe war, der sie nicht anstarrte und auf sie zuging. Jennifer wäre am liebsten im Boden versunken, zu viele Menschen. Viel zu viele Menschen um sie herum – ihr wurde kotzübel und ein weiteres Mal bedankte sie sich bei ihrem Magen, dass er sich frühzeitig ausgeleert hatte… Zudem wuchs ihr anfängliches Unwohlgefühl noch mehr, als Sona sie ansprach. Sie biss fest die Zähne zusammen und antwortete verbissen: „Ja… ja, ich weiß“, sie hatte lediglich nicht aufgepasst und ganz entgegen ihrer gewöhnlichen Vorsicht – völlig unvorsichtig reagiert. „Hey, Kleine. Du siehst aus als hättest du ne Menge.. Kohle!“, wurde sie auf einmal von der Seite angesprochen und sie sprang erschrocken von ihrem Barhocker auf, das Whiskeyglas nach wie vor in der Hand. „Na?“, sagte der schmierige Typ, der ihr gegenüber stand und ihr die dreckige Hand entgegen streckte. „Lust auf nen Drink?“, doch Jenny lachte nur gelassen, hob ihr Glas und sagte: „Prost!“, ehe sie den Alkohol in einem Zug hinunter schluckte und dann das Glas auf der Theke abstellte. „Danke nein“, sagte sie höflich und verbeugte sich kurz vor dem Penner, als sie zwei Hände von hinten an verbotene Stellen packten. Wütend holte Jenny nach hinten aus und verschwand urplötzlich – erst dann wurde der Typ mit einiger Kraft zurück gestoßen und landete keuchend auf dem Boden. „GEISTER!“, kreischte der Wirt aufgeregt, doch die mittlerweile unsichtbare Jenny, die wieder auf ihrem Hocker saß, lächelte lediglich in sich hinein
 

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*Wieso streuben sie sich denn nur immer so...*
Die Antwort des Musikanten kam schnell und war absolut nicht das, was der talentierte Shien hören wollte, nein, ganz und gar nicht. Doch wer dachte, ein Schauspieler der Extraklasse würde sich einfach zu zufrieden geben, dachte falsch. Mit offenen Augen blickte Shien den Musiker an, er starrte ihn fast in Grund und Boden während er fieberhaft überlegte, womit er diesen jungen Mann doch noch davon überzeugen konnte, ein kleines Liedchen anzustimmen. *Auf die Tränendrüse drücken? Nein, nicht hier in einer Kneipe... ihn bedrohen? Bloß nicht, in dem Schuppen hier gehts sowieos schon ruppig genug zu...*
Kurz warf Shien einen Blick über die Schulter, wo noch immer die kleine Black mit dem dunkelhaarigen Führer saß. In diesem Moment gesellten sich ein paar heiter drein blickende Matrosen zu beiden, doch der Kapitön der Dragon hatte besseres zu tun als sich um solch pöbelndes Pack zu kümmern. Immerhin saß hier ein waschechter Musiker, der Lieder komponierte!
"Sie… sind nicht von hier,… oder?" Das leichte Stammeln des Mannes zauberte ein Lächeln auf Shiens Lippen. *Na also, geht doch. Memo an mich: manchmal reicht es auch, Leute einfach nur anzustarren.* Mit dem Satz des Musikers hatte offiziell ein Gespräch sinen Anfang gefunden, weshalb sich Shien wie selbstverständlich ihm gegenüber an den Tisch setzte und dann mit einer ausholenden Geste abwinkte.
"Oh du meine Güte nein! Ich hoffe ich mache nicht den Einruck ich käme aus diesem Rattenloch." Kurz taxierte er den Tisch bevor er merkte, dass sein Krug voller Rum verlassen und allein an der Theke auf ihn wartete. *Ach, Zeit zum Trinken bleibt noch genug.* Shien beugte sich demonstrativ über den Tisch und die darauf verstreuten Notenblätter und fuchtelte mit dem Zeigefinger über ihnen herum. "Sind das alles eure Werke? Ihr scheint ein äußerst krativer Kopf zu sein, mein Freund. Ich stamme aus Lotus... von der Insel Ren. Die kennt ihr doch, oder? Winzig, sage ich euch, wirklich winzig. Ich konnte von Glück reden, dass sich dort überhaupt jemand hat finden lassen, der des Musizierens mächtig ist. Aber... wie soll ich das Ausdrücken... der gute Mister Green ist nicht gerade das was man sich als Begleitung auf langen Reisen wünscht. Seit ihr schon einmal mehrere Tage mit einem grottenschlechten Musiker übers Meer gesegelt? Die Hölle, sage ich euch, die pure, hell lodernde Hölle!"

Während Shien ganz in das Gespräch mit dem Musikanten verteft war, erhoben sich auf den Schrei des Gastwirtes immer mehr wütende Männer von ihren Tischen. In Kürze schien sich wohl das wahre Gesicht der wilden Kirsche zeigen zu wollen...
 
E

Eol P. Anglachel

Guest
Anglachel sah dem Treiben amüsant zu. Die junge Black hatte tatsächlich die Lage unter Kontrolle. Eines jedoch wunderte ihn. "Wie kann sie sich unsichtbar machen?", fragte er sich und musterte sie nochmal ganz genau. Er hatte noch nie von einer Technik gehört, mit der man gänzlich verschwinden kann. "Ein wirklich interessanter Trick den du beherrschst.", nickte er ihr annerkennent zu. Jennifer saß nun wieder auf ihrem Hocker und genoss die Tatsache, dass der Wirt und der Matrose glaubten das es hier spuckte.
Anglachel sah zu Shien hinüber, der anscheinend alles daran setzte mit dem Musiker ein Gespräch anzufangen. Jedoch hatten er und Jennifer nun weitaus größere Probleme. Die Kameraden des Seemans schienen es gar nicht lustig zu finden, dass ihr Freund so vorgeführt wurde. Außerdem relaisierte Anglachel, dass er nun alleine mit Jennifer an der Theke saß und ein ihm nur zu gut bekanntes flaues Gefühl in der Magengegend machte sich breit. Der aufgescheuchte Matrose stand auf und sah sich mit einem wilden Blick um. Dann fasste er Jennifer in seine kleinen Augen und betrachtete sie missmutig. "Du warst das!", schrie er die junge Black an und stürmte auf sie zu. "Du erlaubst?", fragte Anglachel Jennifer und stand auf. Er hob den Mann mit beiden Händen hoch und hielt ihn über seinen Kopf. Dann warf er ihn auf seine ebenfalls näher kommenden Freunden. Der Nächste, der auf Anglachel zu kam, hatte auch schon eine Faust an der Nase. "Lass mir auch welche übrig!", sagte Jennifer und war wieder verschwunden. Und schon ging wieder der Spuk unter den Matrosen los. Anglachel klopfte sich die Finger ab und setzt esich wieder. "Sie hat schon alles unter Kontrolle.", dachte er sich und hörte im nächsten Moment auch schon einen Schuss. Der Wirt hatte sein Gewehr angelegt und zielte auf die Matrosen. "Raus hier aber sofort!", sagte er in einem ruhigen Ton, aber mit gewaltigen Nachdruck. Neben Anglachel tauchte Jennifer plötzlich wieder auf und die schwer angeschlagenen Matrosen verliesen murrend die Kneipe. "Irgendwann,", begann Anglachel,"musst du mir mal erzählen, wie du das mit dem verschwinden machst.". "Vielleicht irgendwann mal.", antwortete Jennifer und lächelte.
Shien war kurz auf die kleine Schlägerei aufmerksam geworden, kümmerte sich danach aber sofort wieder um den Musikanten, der nicht einmal aufgesehen hatte.
 
S

Sona

Guest
Als er den Bierkrug wieder auf den Tisch stellte, bemerkte er, dass sich der Weißhaarige gesetzt hatte. Sona wusste nicht so recht, was er davon halten sollte – deshalb beließ er es bei einer leicht herabwürdigenden Sicht auf die Silhouette des Fremden. Sein Blick galt noch immer den Noten, und auch wenn die Präsenz des Gegenübers stärker und stärker die Konzentration Sonas übernahm, so dachte er doch gleichzeitig noch an dieses tonartfremde Gis, welches im C-Dur verzweifelt nach Gleichgesinnten sucht.
Während der stark Anmaßende redete und redete, vermutlich sogar davon ausging, dass ein Gespräch zwischen ihm und dem Geiger hier begonnen hatte, kritzelte Sona weiter an seinem derzeitigen Kompositionsstück. Hier und da schrieb er Noten, dort und drüben radierte er sie energisch wieder weg. Es war ein köstliches Bild eines Mannes, der einfacher Blätter wegen wie der Teufel zur Walpurgisnacht im Reigen tanzte. Wie seltsam erfreulich, dass der Fremde in diesem Moment verkündete: Die Hölle, sage ich euch, die pure, hell lodernde Hölle!
In diesem Moment sah Sona jenes, was ihm bisher nicht aufgefallen war. Das Gis, es ist wahrhaftig allein, sucht vergeblich nach Heimat, wandert still umher, wie es mir beliebt. Dass es allein ist, kann nicht gut klingen. Es sticht dann doch zu sehr. Es soll nicht stechen, es soll prickeln, befreiend prickeln! Es soll den Schmerz denkbar machen, aber die Lösung offen lassen. Ein Gis neben einem G… Pah! Welche lächerliche Komposition! Welch’ stümperhafte Meisterei! Welche selbst verschuldete Bürde! Das muss geändert werden! Es muss! Doch wie? Das Gis kann nicht fehlen. Seine Seele, seine Botschaft ist das wichtigste am Stück. Doch wie, oh, wie nur? Und doch? Ich hab’s! Welch’ Rettung in letzter Not! Welch’ Einfall besonderer Güte! Das Gis! Das Gis! Es bleibt nicht allein! Das Gis! Das Gis! Gesellig soll es sein! Das Gis bleibt ein Gis, ein C noch hinzu, das D wird zum Dis, gesellig ist’s nu’! Des Gottes Klang offenbart sich meiner Ohren, oh ja, wie dumm musst’ ich sein, das Gesehene zu verschweigen! Er wechselte unabänderlich zwischen Gedanken und Sprache, musste den Eindruck eines Verrückten erwecken – doch mit dem letzten Gedanken kehrte sein Phlegma zurück, seine Augen waren starr, seine Kopfschmerzen gebannt. Sein Blick fiel auf den Weißhaarigen, seine Ohren richteten sich in seine Richtung und seine Lippen formten jenes, was er nun begriffen hatte: Ein Musiker für lange Reisen auf dem Meer? Ein Musiker mit Qualität? Einer der begreift zu leben? Nun, mein Herr, es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen.
 

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Während im Hintergrund ein kleines Scharmützel tobte, saßen der Musiker und Shien noch immer seelenruhig beieinander in der Ecke. Während und nach der ausschweifenden Rede des Schauspielers interessierte sich sein Gegenüber noch immer ausschließlich für seine Notenblätter. Er kritzelte hier und da etwas herum, und dann fing er auch noch an vor sich hin zu murmeln. Ganz so... *Ganz so als wäre ich gar nicht da...*
*Wie kann er das WAGEN!!*
*Niemand ignoriert den schwarzen Shien einfach so, NIEMAND! Ich bin ihm mit großer Höflichkeit begegnet, und was macht er? Kritzelt auf seinem Papier herum als gäbe es mich nicht!! Das gibt es doch gar nicht!!!*
Shien wollte bereits kräftig auf den Tisch hauen, doch dann entdeckte er in dem starren Blick des Mannes eine winzige Kleinigkeit, die ihn plötzlich nachdenklich werden ließ.
*Moment, moment, moment... er... er widersteht meiner unglaublichen Ausstrahlung... aus Liebe zu seiner... seiner Musik... das muss es sein! Ja, das ist es auch! Er widmet sich mit ganzem Herzen seiner Kunst! Hach, wie vertraut mir dieses Gefühl doch ist!*
Schiens Finger klammerten sich um die Tischkante. Es war entschieden: Dieser Komponist musste auf die Dancing Dragon, und zwar unter allen Umständen!! Doch wie überredete man am besten einen anständigen Kerl dazu, sich einer Piraten-Bande...
"Ein Musiker für lange Reisen auf dem Meer? Ein Musiker mit Qualität? Einer der begreift zu leben? Nun, mein Herr, es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen."
Shiens Herz setzte einen Moment aus. Konnte das sein? Es schien zu gut um wahr zu sein: Der Musiker bot sich nicht tatsächlich von sich aus an?! "Ihr... ihr" Shiens Lieppen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. "Hervorragend, hervorragend, hervorragend! Es mir ebenso eine Freude, mein guter Mann! Doch lasst mich euch zuerst meine Person vorstellen. Ich bin der schwarze...!"

Ein Schuss durchzuckte die Bar, und Shien wirbelte herum. Der dunkelhaarige Führer stand allein inmitten einer Gruppe Matrosen an der Theke, hinter der sich der Gastwirt mit einem Gewehr in den Händen aufgebaut hatte. "Raus hier aber sofort!", befahl er der Gruppe, und als sich die Matrosen mürrisch hinaus bewegten, erschien wie aus dem Nichts die kleine Black wieder, und zwar genau dort, wo sie schon die ganze Zeit gesessen hatte. *Was ist denn das...?*
"Ihr auch, ihr ausländisches Pack!" Shien schaute verblüfft den Gastwirt an, der abwechselnd ihn und Jennifer begutachtete. Als keiner der beiden Anstalten machte zu gehen, fauchte der Barkeeper: "Ich sagte verschwindet! Ihr seid Schuld, dass drei Stunden früher als sonst die tägliche Schlägerei ausgebrochen ist! Drei Stunden!! Anglachel, du kannst bleiben, und du Musikus dort hinten auch, aber die dreimal verfluchte Black hier und der Opa verschwinden!!" Shiens Augen weiteten sich. *Opa...? Er nennt mich tatsächlich Opa? Wohl wegen meines Haares und der Aura der Weisheit, die mich umgibt!*
Shien nickte dem Musiker kurz freundlich zu, stand dann vom Tisch auf und schritt gemütlich hinüber zum Thresen, wo der Barkeeper noch immer sein Gewehr in Händen hielt. "Nun, mein guter Mann, ich bin sicher, wir finden für dieses Missverständnis eine Erklärung, seht ihr das nicht auch so?" Als Antwort folgte lediglich ein Schuss an die Decke, gefolgt von einem neuerlichen "Verschwindet!" "Huahaha, schon gut, schon gut, wie ihr wünscht..." Shien blickte Jen missmutig an. "Kommt, Miss Black. Wie es aussieht wird guter Geschmack hier nicht toleriert!" Ein letztes Mal blickte Shien sehnsüchtig zum Musiker in der Ecke hinüber. "Ihr hättet nicht zufällig Lust, euch draußen..." "RAUS!!!"

Gemeinsam mit Jen stand Shien schließlich draußen und wartete voller Hoffnung darauf, dass ein, oder sogar zwei weitere Personen die Bar verließen. "Was für ein Tag, was für ein Tag, was für ein Tag..."
Plötzlich ertönte ein lautes Klappern. Shien sah sich um und entdeckte 4... 5... 6 breitschultrige Matrosen, die sich auf den Straßen um die Kneipe herum verteilt hatten und nun mit Ketten, Schwertern und ihren Fäusten bewaffnet auf das ungleiche Paar zu bewegten. Einer von ihnen, ein blonder Typ mit zerrissener Hose und fleckigem Hemd, trat vor und verkündete laut:
"Verfluchte Black! Du und dein Großväterchen da habt uns bloß gestellt" Glaub ja nicht, dass wir dich Teufelin ungeschoren davon kommen lassen werden!"
Mit diesen Worten stürzten sich die Männer auf die kleine Frau und ihren "Opa". Dieser bleib jedoch seelenruhig stehen, legte eine Hand auf das Heft seiner Klinge und seufzte theatralisch. "Was für eine hervorragende Szene!"
 
J

Jennifer Black

Guest
Zwar war Jenny mittlerweile wieder aufgetaucht, doch kaum hatte sie die Stimme erhoben um eine weitere Bestellung aufzugeben, da wurde die wieder eingekehrte Ruhe von einem Schuss unterbrochen und Jenny wandte sich gelassen und ruhig um. Dann hob sie eine Augenbraue und resignierte die unwirschen Worte: "Raus hier aber sofort!", wo sie sich zunächst nicht angesprochen fühlte… doch spätestens nach den Worten: "Ihr auch, ihr ausländisches Pack!", sah sie zu Shien, der ebenso verblüfft aussah, wie sie erwartet hatte. „Na toll, wie jedes Mal“, dachte Jenny seufzend und stand nach einer weiteren Rede des Bewaffneten widerstandslos auf. "Ich sagte verschwindet! Ihr seid Schuld, dass drei Stunden früher als sonst die tägliche Schlägerei ausgebrochen ist! Drei Stunden!! Anglachel, du kannst bleiben, und du Musikus dort hinten auch, aber die dreimal verfluchte Black hier und der Opa verschwinden!!" „Verfluchte Black… ja, ja“, dachte sie amüsiert und freute sich insgeheim darüber, dass man die Crew der Blackwing hier nicht vergessen zu haben schien. Offenbar hatten die Generationen vor ihr doch einiges mehr angestellt, als Jenny vermutet hatte. Also stand die junge Black auf und hatte dabei tatsächlich genügend Würde, um den Stolz in ihren Augen aufblitzen zu lassen. Am Eingang angekommen lächelte sie noch einmal dem Bewaffneten zu und sah dann zu Shien hinüber und wartete, bis dieser bei ihr angekommen war. Während sie nach draußen gingen entschuldigte sie sich würdevoll bei dem Kapitän: „Verzeiht, in dieser Gesellschaft sollte man seinen Namen nicht preisgeben“, doch weiter kam sie nicht, denn draußen erwartete sie bereits eine recht wütend ausschauende Meute. Überflüssigerweise sah sie Shien aus dem Augenwinkel heraus fragend an: „Sind die sauer?“, fragte sie sarkastisch und wirkte dabei kein bisschen überrascht. Stattdessen musterte sie die sechs breitschultrigen Matrosen ausgiebig, genauso ausgiebig wie ihre Waffen… "Verfluchte Black! Du und dein Großväterchen da habt uns bloß gestellt" Glaub ja nicht, dass wir dich Teufelin ungeschoren davon kommen lassen werden!", wurde sie angeschrien, doch das Lächeln wich nicht von ihren Lippen. „Verzeiht auch ihr“, sagte sie, doch da niemand ihre Rede hören wollte waren das auch die letzten Worte, die diese Matrosen jemals von ihr hören würden. "Was für eine hervorragende Szene!", hörte sie Shien neben sich sagen und Jenny musste wahrhaftig Grinsen. Aufrichtig sah sie zu dem Kapitän hinauf und nickte „…und so einzigartig“, fügte sie hinzu, ehe sie Anstalten machte einmal hinter dem breiten Rücken des Weißhaarigen her zu gehen, doch tauchte sie am anderen Ende nicht wieder auf. „Vielen dank für eure Unterstützung“, murmelte eine körperlose Stimme, die erstaunlicherweise so klang wie die der jungen Black und nur für Shien zu hören war. Immerhin war das hier nicht sein Kampf… vielmehr hatte sie ihn in diese Schwierigkeiten gebracht!

Jede folgende Aktion würden alle anderen Anwesenden nicht sehen, wohl aber ihre Folgen erkennen können. Also widmete sich Jenny dem ersten heranstürmenden Matrosen, der Shiens ungedeckte Seite zum Ziel hatte und hielt den Kerl so gut es ging am Hemdkragen fest. Erschrocken durch diese plötzliche Berührung fuhr dieser zu seiner unsichtbaren Gegnerin herum, doch alles was er bemerkte war ein leises Lachen, das ihn seine Augen vor Schreck weiten ließ. „Warum so ernst?“, fragte eine wohlbekannte Stimme und der Matrose brüllte erschrocken: „Hexer- ah“, war das letzte, was man von ihm hörte… denn dann zeigte es Wirkung, dass zwei Hände den armen Kerl am Hals packten. Dieser ruderte hilflos mit den Armen, ließ sein Schwert fallen und tastete nach seiner vermeidlichen Gegnerin… erfolglos, denn wo er vor seinem Körper suchte, stand Jenny in Wahrheit hinter ihm und drückte ihm mit aller Kraft beide Hände auf die Gurgel… Während dieser qualvoll erstickte machte sich die junge, erstaunlich skrupellose Black einen Spaß daraus ihm ihre letzten Worte zuzusprechen. „Du scheinst ein erbärmlicher, kleiner, nichtsnutziger Mitläufer-Fisch im großen Ozean zu sein…“, stellte sie fest. „Dochzugegeben, die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen“. Als dem Matrosen schlussendlich beinahe die Augäpfel aus den Augen quollen, ließ Jenny ihn los und er sackte lediglich bewusstlos zu Boden. „Aber selten etwas besseres“, endete sie angewidert und ließ den Matrosen zu Boden sacken.

Der Sauerstoffmangel würde vermutlich Folgen hinterlassen, doch die waren der jungen Black herzlich egal. Wenn es ums Kämpfen ging kannte sie wenig Gnade, was ihre Feinde anging. Doch hatte sie den Mann aus gutem Grund nicht umgebracht… er handelte lediglich so, wie alle anderen auch. Wer konnte ihm das verübeln? Der Bursche wirkte ja kaum älter als sie! Der hatte sein Leben noch vor sich… „Wenn auch ein erbärmliches Leben“, stellte Jenny fest. Und außerdem hätte sie gewiss noch einige Probleme mehr, wenn die Liste ihrer Morde sich um einige Namen mehr erweitern würde. „Ich will nicht wissen, wie hoch das Kopfgeld ist, das auf meinen Kopf ausgesetzt ist“, dachte sie halb niedergeschlagen, halb amüsiert.

Ach, Mensch. Du machst ja auch so ein ernstes Gesicht!“, stellte Jennifer fest, als sie sich den zweiten Matrosen vornahm und diesmal frontal attackierte. Erst schlug sie ihm die Faust ins Gesicht, doch hatte ein orientierungsloser Matrose, der wie wild mit seinem Schwert herum fuchtelte, auch etwas Gefährliches. Er streifte Jennys nackten Oberarm und hinterließ eine hässliche Wunde… Jennifer zuckte zusammen, doch machte sie diese Tatsache nur noch wütender, als sie ohnehin schon war. Diese Typen waren skrupellos und hatten keine Ahnung… keine Ahnung vom Leben. Sie warteten jeden Tag auf ihre dämliche Schlägerei in der Cherry und hatten ansonsten vermutlich herzlich wenig Lebensinhalt. „Was für ein Drama“, stellte Jennifer fest, biss die Zähne zusammen und setzte eine deftige Schlagfolge an Fauststößen in die Magengegend des groß gewachsenen Matrosen. Sie konzentrierte sich darauf ihm nicht ins Gesicht zu schauen, das würde den Kampf unnötig erschweren, stattdessen stellte sie sich nur vor er wäre ein Sandsack. Als auch dieser Matrose nach einigem Widerstand bewusstlos zu Boden sackte, drehte sie sich zu Shien um... als sie plötzlich einen heftigen Stoß im Rücken spürte. Einer der Männer war exakt in sie hinein gerannt. „Woah verdammt“, dachte Jenny und spürte die Tränen in ihre Augen steigen. Doch der Matrose selbst sah um einiges überraschter aus als sie, denn er taumelte und rieb sich die Schläfen, so als hätte er etwas übersehen… doch dann hatte Jenny einen Plan.

Für alle anderen Matrosen war der kleinwüchsige, breitschultrige Bursche plötzlich verschwunden, der eben noch gegen eine lebendige, unsichtbare Mauer gerannt war, die das Gesicht vor Schmerz verzerrt hatte und plötzlich wieder aufgetaucht war. Die blutige Schramme an ihrem Oberarm sah recht übel aus, doch was sie in diesem Moment viel mehr interessierte, war ein weitere Mann, der mit erhobenem Schwert auf sie zuraste, denn offenbar war er dermaßen hell im Kopf, dass er verstanden hatte, dass sie der Feind war.

Sein Schwert jedoch rammte er anstatt in Jennys Brust in die Brust seines Kollegen, den Jenny krampfhaft mit beiden Händen festhielt und ihn wie ein Schild vor ihren eigenen Körper hielt. Als das Schwert die unsichtbare Wand durchbohrte, ließ Jenny von dem Unsichtbaren ab, der augenblicklich sichtbar wurde und mit grotesk verrenkten Gliedmaßen zu Boden sackte. Der Mörder, der sein Schwert erschrocken losgelassen hatte, rannte jedoch in blinder Wut auf Jenny zu, der nichts anderes übrig blieb als wegzulaufen. „Na immerhin hab ich drei von den Strümpfen ausgeschaltet“, dachte Jenny amüsiert, während sie nach wie vor rannte und rannte – ziellos. Die linke Hand krampfhaft auf die Wunde an ihrem rechten Oberarm geschlossen… Zudem lösten sich die angewelkten Blumen aus ihrem Haar und fielen zu Boden...
 
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Eol P. Anglachel

Guest
Anglachel saß an der Theke, als Jennifer und Shien die Kneipe verliesen. Dann drehte er sich um und sah den Wirt mit einem vorwurfsvollen Blick an. "Dir ist klar, dass du so eben meinen Gläubiger hinaus geschickt hast oder?", fragte er den Wirt. "Das ist mir relativ egal. Wenn sein muss, dann geht deine Bestellung aufs Haus, aber ich lasse mir nicht meine Einrichtung vor der üblichen Zeit demolieren.", antwortete dieser und grinste. Anglachel grinste zurück. Dies war der Grund, warum er die Kneipe so mochte. Der Wirt war immer gelassen und konnte auch eine ganze Menge Spaß ab. Er unterhielt sich noch ein paar Minuten mit dem Wirt, über seine jetztige Arbeit und sein Leben am Stadtrand, Sachen die man bei vollbesetzten Barhockern nie führen konnte. "Die ganze Sache mit deiner Familie tut mir Leid, du weißt schon.", sagte der Wirt schließlich leicht melancholisch,"Erst deine Mutter, dann dein Bruder und schließlich dein Vater. Du musst dich ziemlich einsam fühlen.".
"Nicht wirklich,", antwortete Anglachel und hielt sein Glas mit dem Sake in der Luft an,"Es gibt ja Menschen, wie dich und andere mit denen man Spaß haben kann." Er hob sein Glas prostete seinem Gegenüber zu und trank es in einem Zug aus. "Ausserdem habe ich vor, hier bald zu verschwinden. Ich will wissen, wie es in der Welt da draußen ist.", antwortete Anglachel mit einem breiten Grinsen, "Und wer weiß vielleicht lebt mein Bruder ja noch.". Er setzte eine verwegene Miene auf und betrachtete das ernste Gesicht des Wirtes, der nach einiger Zeit anfing zu lachen. "Also willst du Pirat werden, so wie du und dein Bruder früher immer gespielt haben.", kam zwischen den Lachanfällen hervor,"Von mir aus gerne. Wenn du einen Steckbrief hast, kriegt er hier einen Ehrenplatz!". Er zeigt auf einen freien Platz an der Wand, den man vom Eingang aus genau sehen konnte. "Das nehme ich als Versprechen an.", entgegnete Anglachel und trank sein wieder neu gefülltes Glas aus,"Ich muss los. Heute werde ich endlich fertig mit dem Fischerboot und dann habe ich erstmal Freizeit. Man sieht sich.". "Du wirst nochmal ein großer Zimmermann, das spüre ich.", rief der Wirt dem aus der Kneipe gehenden Anglachel hinter her. Dieser drehte sich um und winkte nochmal, als er plötzlich einen Schlag am Hinterkopf spührte und mit mehreren Überschlägen gegen den Thresen flog.

"Alles in Ordnung?", hörte er die besorgte Stimme des Wirtes über sich. Anglachel fasste sich an den Hinterkopf, er blutete leicht. "Mir geht es bestens im Vergleich zu dem Typen da vorne gleich.", knurrte er kurz durch die Zähne. Einer der Männer lief Amok und schlug wild mit einen Knüppel durch die Gegend, als ob er die Luft erschlagen wollte. "Pass mal kurz auf meine Sachen auf.", sagte Anglachel zum Wirt und zog sich seine Handschuhe über. Dann stürmte er heraus und sah sich den Brocken nochmal genauer an. Der Koloss war sogar knapp einen Kopf größer als Anglachel und völlig ausser Kontrolle. Als er wieder einmal zu schlug, duckte sich Anglachel unter dem Knüppel hinweg und schob den Mann mit ganzer Kraft gegen die gegenüberliegende Hauswand. Anglachel holte mit seiner rechten Faust aus und schlug auf die Hand in der sein Gegner den Knüppel hatte. "Arrrgh!", schrie dieser, als seine Finger zwischen der Wand und dem Schläger zusammen gequetscht wurden. "Lass einfach die Waffe los.", murrte Anglachel und dies tat der Man auch. Allerdings schlug er Anglachel heftig gegen die Schläfe, so dass dieser seitlich zu Boden ging. "Verdammt.", fluchte er und rappelte sich wieder hoch. Nun entstand zwischen den beiden ein wilder Schlagabtausch, bei dem keiner dem anderen etwas schenkte. "Lange halte ich das nicht durch.", dachte Anglachel als er einen weiteren heftigen Hieb einstecken musste. Schwer atmend stand er auf und ging wieder auf seinen Kontrahenten los. Er duckte sich unter einen weiteren Schlag des Mannes durch und stand nun hinter diesem, dann trat er ihm mit voller Kraft in die linke Kniekehle. Schreiend sackte der Mann auf die Knie. "Leg dich niemals, mit Schiffszimmermännern an.", sagte Anglachel in einem bedrohlichen Ton. Der Mann sah kurz nach hinten, und hatte auch schon im nächsten Moment einen schweren Schlag an der Schläfe abbekommen. Ohnmächtig sackte er zusammen.
Anglachel stand scher atmend und von einer Platzwunde an der Stirn blutend über dem bewegunglosen Körper. "Warum lege ich mich jedes mal mit den großen Typen an?", fragte er sich und drehte sich um, da er sehen wollte was die beiden Übriggebliebenen Matrosen machten.
 
S

Sona

Guest
Sona hörte den Schuss, sah wie der Weißhaarige aufstand und vor zum Gastwirt ging. Bald darauf waren er und einer seiner Anhängsel aus der Kneipe heraus gegangen. Von hier drinnen aus konnte man nur vage ahnen, mit was sich der „Schwarze“ (Den Satz der Vorstellung hatte er nicht beenden können, sonst hätte Sona bereits gewusst, dass er Shien hieß.) draußen herumschlagen musste.
Ich war gerade dabei, mit ihm in Kontakt zu treten. Ein schöner Gastwirt ist das hier! Wo hat man je so viel Wut gegen eine Ameise gesehen? Ich bin erstaunt, mein Herr. Ihre Schale ist ruhig, doch ihre Seele zerrüttet – möchte man zumindest meinen. Mit diesen Gedanken raffte Sona unter vielmals wiederholten und ironischen Blicken in Richtung des Gastwirts, der sich mit dem verbleibenden Rest der „Schwarzen Fremden“ (Ich denke, das klingt passend.) unterhielt, seine Notenblätter zusammen, griff seine Geige und tauchte aus seiner dunklen Ecke heraus. Na ja, wie auch immer – mein Glück werde ich mir nicht nehmen lassen, alter Greis!, dachte er und verbeugte sich gedanklich so tief seine Ironie es ihm erlaubte vor dem „Gastwirt“ (Gäste bewirten und Gäste bedrohen sollte doch ein merkbarer Unterschied sein.).
Was Sona draußen vor der Kneipentür sah, hatte er hingegen seiner Gedanken an einen wirklichen Plausch mit dem Musiksuchenden nicht erwartet. 5 breitschultrige Matrosen standen wie gebannt von ihrem wahrscheinlich schauspielernden Kamerad um den „Schwarzen“ herum und wirkten entmannt, voller Achtung für das Schauspiel, das sich bot. Der 6. Matrose kniete unter unkontrollierten Armgesten in der Mitte ihres Halbkreises und röchelte und röchelte und röchelte. Fast so als sei seine Kehle verschnürt.
Sona begriff sehr schnell, dass das hier nicht die Situation war, in die er sich normalerweise stürzen würde. Ich habe die Rangeleien gemieden. Mein ganzes Leben schon. Und jetzt werde ich von irgendjemandem auf die Probe gestellt mit eben jenem? Um zu sehen wie ernst mir das ganze war, ist und werden kann? Nun gut, ich habe solche Dinge nie verstanden, wollte sie auch nicht verstehen. Die Dinge passieren halt – was man daraus macht, ist die andere Sache. Und das war der entscheidende Gedankengang für Sona. Er steckte seine Notenblätter unordentlich zusammengefaltet in seine rechte Hosentasche, machte seine Geige wurfbereit (Es geht nicht anders.) und rannte hinaus. Als er neben dem „Schwarzen“ vorbei rannte, holte seine linke Hand Schwung und gab zum ersten Mal seit Jahren ohne genau zu wissen, was daraus wird, die Geige seines Lebens frei. Sie flog in die Richtung des Weißhaarigen und wurde getragen durch die Hoffnung, der Fremde würde sie auffangen. Und selbst wenn, ich habe sie schon einmal repariert, dann wird mir das auch ein zweites Mal gelingen!
Und so rannte er gebücktem Rumpfes und lauthals AAAAAAAAAH!!! schreiend in die Menge der hoffnungslos stärkeren Matrosen. Als sich sein Kopf so voller Wucht in den Bauch eines Matrosen, der zwei scharf geschliffene Messer in der Hand und zwei Zigaretten im Mund hielt, hineinbohrte, wurde Sona prompt und ohne Verzögerung ohnmächtig. Hatte er den Matrosen erwischt? Ihn wenigstens eingeschüchtert? Das wusste er nicht. Für heute machte sein eh schon überstrapazierter Kopf dicht.
 

Livy

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"Oioioioioioi, Aiaiaiaiaiaiai..."
Breitbeinig stand Shien vor der Kneipe während um ihn herum bereits die Welt untergehen zu schien. Während eine unsichtbare Kraft bereits einen der sechs Matrosen fest hielt und bewegungsunfähig machte, zog Shien unter großem Tamtam langsam die spiegelblank polierte Klinge aus der dunklen Scheide hervor, die stets an seinem Gürtel baumelte.
"Ououououououou, ieieieieieieieieieieieieieieieieieieieeeee...."
Mit einem Ruck riss er den Rest des Schwertes heraus und ergötzte sich am Anblick des im Licht der Sonne glitzernden Metalls. *Ein wahrhaft epischer Moment! Der Krieger nimmt seine Waffe zur Hand und begiebt sich in den Kampf! Ein wunderschöner Wendepunkt, den wir da haben!* Er bewegte vorsichtig das Schwert hin und her, hielt es manchmal mit einer Hand, manchmal mit zweien, doch die ganze zeit beachtete der Kampf, der um ihn herum tobte, kaum. Der Musiker war wie ein Mädchen kreischend nach draußen gerannt und hatte mit einem waghalsigen Manöver einen der Angreifer - und sich selbst - K.O. geschlagen...gerammt... wie auch immer. Von Jennifer fehlte jede Spur, dafür machte sich eien unsichtbare Kraft an den Matrosen zu schaffen und knockte einen nach dem anderen aus. Zum Schluss, Shien schlug gerade mit seinem Schwert theatralische Bögen und zerteilte anmutig die Luft, kam auch noch der letzte seiner Begleiter hinausgestürmt und übernahms einerseits ebenfalls einen Angreifer.
"Ououououououououou, ulululululululu!"
Ein letztes Mal spaltete Shien die Luft, dann hielt er seine Klinge quer vor sich und ließ die Finger seiner freien hand vom Heft bis zur Spitze über die Klinge gleiten. Dann schoss das Schwert nach vorne und Shien rief laut: "Sehet und staunet! Der Held dieser Geschichte zieht nun in den kampf, füchtet euch!" Ein einziger Blick auf das Schlachtfeld verriet ihm jedoch, dass es nicht mehr viel gab, das sich füchten konnte. Fünf Matrosen und ein Musiker lagen bewusstlos am Boden, eine kaputte Geige etwa einen Meter neben ihm auf dem Bürgersteig (*Woher kommt dieses Ding denn bitte?*). Der verbliebene Angreifer jagte gerade der zierlichen Gestalt Jennifers nach, die rannte, als wäre der Teufel selbst hinter ihr her. Jennifer schlug Haken und führte den Matrosen regelrecht Gassi: Sie liefen eine Kurve, rannten quer über die Straße, flitzten an Shien vorbei und...
*Krach*
In hohem Bogen flog der sechste ihrer Feinde über des lange Bein des mächtigen Shien, dass dieser mit einem triumphierenden Grinsen nach vorn ausgestreckt hielt. Der massige Körper flog ein paar meter, knallte dan zu Boden und blieb dort liegen. Mit einem Sirren verschwand Shiens Schwert erneut in seiner Scheide, und der Kapitän nahm eine triumphierende Pose ein.
"Erzittert vor der Macht des schwarzen Shien! Sechs Leute verdanken ihm eine Niederlage! Hyayayayayayayaya!!!"
Anerkennend nickte er dann Jennifer, dem dunkelhaarigen Füher und dem (noch immer bewusstlosen) Musikanten zu. "Ihr wart auch nicht schlecht, junge Freunde, doch könnt ihr noch so viel von mir lernen, hyayayaya!"

"Bravo! Bravo! Barvissimo!"
Shien fuhr herum und entdeckte auf der Strasse einen älteren Mann mit ergrautem Haar, der in einen langen dunkelbraunen Mantel gehüllt auf die kleine Gruppe zutippelteund freudestrahlend klatschte. "Einfach herrlich, mein Bester, herrlich! Diese Anmut, diese Grazie, dieser Charme... wunderbar!" Grinsend und etwas außer Atem trat er an Shien heran, griff nach dessen Hand und schüttelte sie wild. "Spülberg, Steffen Spülberg! Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, Kagayaki-san!"
Shiens Augen weiteten sich. *Er... erkennt mich? Er erkennt mich tatsächlich? Heureka!!!* "Eure Darbeitung war einfach grandios, mein Bester! Und dass ihr Laien habt mit euch auftreten lassen... ihr habt nicht nur unglaublich viel Talent, sondern auch ein großes Herz! Wenn ihr erlaubt würde ich euch gern in mein bescheidenes Haus einladen. Ihr könntet dort übernachten und gerne auch noch ein paar tage länger bleiben, wenn es euch beliebt!" Er blickte nacheinander zu Jen, dem dunkelhaarigen und dem bewusstlosen, der sich langsam jedoch wieder aufzurappeln schien. "Ihr seid natürlich auch eingeladen. Ich will euch schließlich nicht der Chance berauben, Zeit mit diesem Ausnahmetalent zu verbringen in der Hoffnung, sein Können würde auf euch abfärben."

Nach: Das alte Theater am Hafen
 
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