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I. Kapitel: Ein Name der noch Probleme machen wird

Vincent Vega

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Vincent warf dem blonden Schönling einen wütenden Blick zu. Musste er sich wirklich noch genauer ausdrücken, als er es nicht schon getan hatte? Also wirklich, wie schwer von Begriff konnten manche Menschen eigentlich sein? Er ignorierte vorerst diese Unhöflichkeit und widmete sich lieber den beiden Damen. „Es überrascht mich, dass du nichts von ihnen weißt“, gab Vince gegenüber Iljana zu, „immerhin haben sie es bereits ein ums andere Mal in die Zeitung geschafft.“ Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, widmete sich einer neuen Zigarette und begann seine Gedanken zu ordnen, damit er auch keine Kleinigkeit vergaß.Big Five ist an sich nur ein Name … doch er steht für eine Organisation, die mit dubiosen Geschäften ihr Geld verdient. Von allen Blues gilt der West Blue unter manchen als gefährlichster. Und meiner Vermutung nach nicht wegen der eher mäßigen Marinepräsenz oder den Piraten, sondern vor allem weil hier die Mafia ihren Ursprung hat, eine Verbrechergruppierung die meisterhaft sind sich dem Auge des Gesetzes zu entziehen und anderseits jegliche Konkurrenz austilgt. Und hier kommen wir zu dem was die Big Five so besonders macht: Bei ihnen hatte selbst die Mafia keine Chance.“ Er baute eine kurze Pause ein, in der Hoffnung die Anwesenden verstanden die Bedeutung dahinter. Immerhin sprachen sie hier nicht von einer Selbstverständlich- oder gar Kleinigkeit. Das hier war ausnahmsweise Mal ernst. „Was ich damit sagen will, eine der mächtigsten Parteien in unserem Gewässer konnte den aufblühenden Keim der Big Five nicht sofort ersticken. Schlimmer noch, in den letzten Jahren haben sie sogar noch an Bekanntheit und Einfluss gewonnen. Heutzutage wird nicht mehr der Großteil der illegalen Aktivitäten nur von den verschiedenen Mafia Familien geregelt, dass will etwas heißen.“ Er nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette, erwog kurz ob ein Zweiter sich ebenfalls lohnen würde und entschied sich schließlich dafür. Mittlerweile war er wieder an seinen Platz zurückgekehrt und hatte sich auf das Sofa fallen lassen. Er nippte kurz an seinem Getränk und versuchte die Regungen in den Gesichtern seiner Mitgenossen zu studieren. In der Hoffnung irgendetwas Nützliches darin abzulesen, gab den Versuch jedoch relativ schnell wieder auf.
„Der Erfolg dahinter ist wohl ihrem System zu verdanken. Angeblich stecken hinter den Big Five fünf kleine Gruppen – deswegen der Name – die es allein nie soweit geschafft hätten. Über zahllose Mittelmänner, Scheinfirmen und Ähnliches sind sie fast unberührbar geworden und niemand kennt ihre Anführer. Mittlerweile dürften sie nur noch deswegen zusammenarbeiten, um ihre Geschäfte noch weiter voranzutreiben und irgendwann auf die Grandline zu zielen.“
Er zuckte mit seinen Schultern. Er hatte wirklich keine Ahnung, was diese Menschen immer noch aneinander band. Freundschaft war es mit Sicherheit nicht. Der Vega hatte einen kleinen Einblick in diese Art von Geschäft werfen dürfen und dadurch wusste er, solche Menschen handelten nicht nach Gefühlen. Sie wägten ab und schmiedeten Pläne. Für Emotionen und dergleichen war da nicht mehr viel Platz. Immerhin hatte er es geschafft ihnen zu erklären, weshalb das so schlechte Neuigkeiten waren. In diesem Moment hätte Vincent vermutlich ein Vermögen bezahlt, um in die Köpfe der Anwesenden zu schauen. „Aus dem Grund möchte ich euch nur anraten, diese Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Unter normalen Umständen hätte ich vorgeschlagen zu kooperieren – aber ich denke Mal, dies liegt nicht im Interesse aller Beteiligten.“ Er wollte sich gerade Jet widmen, den er bislang einfach so hat stehen lassen mit seinem Nachhaken bezüglich Sophies, da fiel ihm noch eine andere Kleinigkeit ein. „Da mein Schiff morgen früh abgeht und wir uns vermutlich nie mehr wiedersehen“, er unterbrach sich kurz, suchte in seinen Taschen und kramte drei Säckchen heraus, „auf den Kopf von dem Kerl, den ich erledigt habe, gab es ein Kopfgeld. Da ich es vermutlich vor allem euch beiden zu verdanken habe, dass ich noch am Leben bin, habe ich das Geld aufgeteilt. Iljana und Emma kriegen je 25.000 Berrys, Jet 10.000 und ich die restlichen 40.000 – ich hoffe damit kann ich mich ein wenig für die … unerfreulichen Umstände revanchieren.“ Auch wenn der Vega kein sonderlich guter Kerl, egomanisch veranlagt und darüber hinaus auch noch ein Psychopath war – er bezahlte seine Schulden. Zumindest wenn er das Gefühl hatte, er würde jemandem etwas schulden. Indem Fall war er mehr als nur überzeugt davon, zumindest den beiden Damen ein wenig für ihre Hilfe zu danken. Laut würde er es niemals zugeben, aber hätten sie nicht die Aufmerksamkeit von Reynolds beiden Kollegen auf sich gezogen, dann hätte der Irre es vermutlich geschafft ihn umzulegen. Der Blondschopf bekam nur deswegen etwas ab, weil er sich Informationen erhofft hatte. Nützlichere Informationen als die, die er bekommen hatte. Nichtsdestotrotz, er hatte ihm ebenfalls geholfen. Das sollte entlohnt werden.
Mühsam erhob sich der Dunkelhaarige und richtete seine bernsteinfarbenen Augen auf den Blonden. „Was Sophie anbelangt: Wenn sie Verbindungen zu den Big Five gehabt hätte, wärst du jetzt tot. Da dem nicht so ist, brauchst du dir keine Sorgen machen, ergo Thema beendet. Ohne jede weitere Diskussion. Weil wenn ich diesen Namen noch einmal höre, lernt die entsprechende Person einen neuen Ausgang aus diesem Zimmer kennen. Ein kleiner Tipp: Er hat was mit dem Fenster und fliegen zu tun. Sonst noch wer eine Frage?“ Damit war auch dieses Thema für den Mann mit der Vorliebe für Jazz abgeschlossen. Und auch das Gespräch neigte sich zu Ende. Im Endeffekt war es ohnehin sehr einseitig gewesen. Vermutlich dürften noch die obligatorischen Fragen beantwortet werden, aber da hatte sich Vincent bereits ausgeklinkt. Er stand am Fenster und beobachtete die untergehende Sonne und die in ihrem Sonnenlicht erhellte Stadt, in der er immerhin vier Jahre seines Lebens verbracht hatte.
 
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Iljana empfand es gar nicht als seltsam, dass sie noch nie etwas von den Big Five mitbekommen hatte, als Vincent erklärte, um was es sich bei diesem tragenden Namen eigentlich handelte. Scheinbar waren diese fünf Typen eine Art Verbrecherorganisation, die sich im West Blue schnell einen Namen gemacht hatten und dabei wahrscheinlich durch alle Zeitungen gegeistert waren. Wahrscheinlich hatte die Marine sie schon länger im Visier und es gab Tonnen von Steckbriefen, die einem das Blaue vom Himmel versprachen, wenn man ein Mitglied fing. Andererseits klang es in ihren Flossen so, als ob niemand so recht wusste, wen man denn überhaupt auf solchen Anklageschriften abbilden musste, weil ja offenbar nicht bekannt war, wer die Leiter dieser Organisation waren. Vielleicht war es ja auch nur eine Person, die das Gerücht, dass noch vier weitere Personen existierten, strategisch zu ihren Gunsten auslegte, wer wusste das schon? Vielleicht waren es auch Geschwister. Jedenfalls lang die Angelegenheit genau nach etwas, was der Fischdame nicht schmeckte, weil die Wahrscheinlichkeit irgendwie recht hoch war, dass diese Big Five in irgendeinem Zusammenhang mit ihrer eigenen Lebensgeschichte standen. Es klang aber doch wirklich danach, oder? Sie hatte zwar keine Ahnung, wo genau sie sich den Großteil ihres Lebens aufgehalten hatte, aber da sie es schwimmend bis hier her geschafft hatte, konnte es nicht allzu weit weg gewesen sein. Keinesfalls in einem anderen Blue jedenfalls. Das bedeutete im Rückschluss, dass diese ganze Angelegenheit, die ihr wirklich nicht gefiel, vielleicht noch lange nicht beendet war und vielleicht auch niemals aufhören würde, denn wenn diese Big Five dahinter steckten, würde sie vielleicht nie in Sicherheit sein – solange diese Organisation nicht ihre Arbeit einstellte. Das war eine nette Formulierung für eine Art Verbrecherring, nicht wahr? Die stellten bestimmt niemals ihre Arbeit ein, solange es sich denn noch lohnte und solange ihnen niemand in die Suppe spuckte. Verbrecherorganisationen gaben nicht auf – sie mussten vernichtet werden! Es musste sich also nur noch jemand finden, der blöd genug war, das auch zu tun.
Es war auch kein Wunder, dass Iljana noch nie von ihnen gehört hatte, denn so wie sie das einschätzte, bekam man auch wenig von ihnen mit, wenn man nicht lesen konnte. Die meisten Menschen neigten dazu, gewissen Themen nicht in der Öffentlichkeit anzusprechen, wenn sie unangenehm waren oder hatten Angst, schlecht von einer Organisation zu sprechen, die ihre kontroversen Meinungen vielleicht mitbekommen und ahnden würde. Solange niemand darüber sprach, bekam Iljana auch nichts davon mit, so einfach war das. Natürlich würde sie niemals zugeben, dass sie keine Zeitung las, weil sie es nicht konnte, stattdessen folgte als Antwort ein schlichtes: „Ich bin kein großer Zeitungsleser.“ Das klang gut, fand sie. Es klang nach abgehobenem Desinteresse an der zeitgenössischen Politik, vielleicht weil sie der Meinung war, dass es sich nicht lohnte, solchen Quatsch zu verfolgen oder weil sie diese Art der Lektüre nicht wach halten konnte. Niemand würde aufgrund eines solchen Satzes ahnen, dass sie liebend gerne verschlungen hätte, was auf den dünnen Seiten in schwarzer Druckertinte stand, dass sie vor einer Überschrift saß und nur Hieroglyphen sah oder dass sie sich anhand von Bildern, die leider wenig aussagekräftig waren, alles zusammen reimen musste. Man konnte ja auch schwer Leute bitten, ihr aus der Zeitung vorzulesen, ohne sich zum Deppen zu machen – und das war nun einmal in keinem Falle ihre Absicht, so viel Stolz war ihr geblieben.
Hingegen war ihr die Aufteilung des Geldes, die Vincent vornahm, recht egal. Freiwillig auf ihren Lohn, wenn man es so nennen konnte, verzichten, würde sie wohl nicht, aber darum feilschen war nicht so ihr Ding. Eigentlich war sie nämlich schon recht froh, überhaupt etwas zu bekommen, auch wenn sie es als richtig anerkannte. Es war gut und fair, eine Aufwandsentschädigung zu erhalten, denn alles andere wäre Sklaverei und diese wurde von der Fischdame bekannterweise nicht unterstützt. Außerdem würde es ihr helfen, von der Insel herunter zu kommen. Eigentlich hatte sie ja vorgehabt, darauf zu hoffen, dass man sie in Ruhe ließ, wenn sie nur lange genug untertauchte, aber Vincents Erzählungen ließen sie irgendwie an der Durchführbarkeit ihres Planes zweifeln. Wenn es nicht völlig hirnrissig wäre, würde sie ja behaupten, in diesem Falle sei Angriff die beste Verteidigung, aber das wäre… wirklich dumm. Leichtsinnig. Idiotisch. Außerdem, was würde es ihnen bringen? Wofür gab es die Marine, wenn sie sich nicht um solche Sachen kümmerte? Dafür waren die da, mit ihren schicken Käppis, die konnten ihren Kopf für solche Aktivitäten hinhalten, dafür brauchte man Leute wie sie nicht. Sie müsste wohl ganz einfach verschwinden… auch wenn sie keine Ahnung hatte, wohin. Waren das nicht tolle Zukunftsaussichten? Auch Vincent schien ähnliches zu planen, denn die Flucht von dieser Insel hieß doch eigentlich nichts anderes, als dass er untertauchen wollte. Er würde sogar noch weniger Chancen als sie haben, weil sie nämlich wirklich einfach untertauchen konnte und sich nicht einfach unter Menschen mischen musste. Nicht, dass sie das gekonnt hätte mit einer Haut, die violett wie ein einziger Bluterguss war. „Du hast also vor, dich zu verstecken?“, fragte sie mit relativ neutralem Ton, ehe sie fortfuhr: „Wie hoch schätzt du deine Chancen, dass du einer Organisation, die offenbar im gesamten West Blue aktiv ist, durch die Flucht auf eine andere West-Blue-Insel ausweichen kannst? Übersteigen sie die fünf Prozent?“ Iljana löste ihre bisher verschränkten Arme voneinander und hob die Hände in einer Art überlegenden Geste bis auf Schulterhöhe, wobei sich die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern leicht anspannten. „So wie sich mir das darstellt, sitzen wir, dein Boot, das morgen abfährt, hin oder her, wirklich im selben Kutter. Wenn diese Big Five wirklich eine so große Nummer sind, wie du da sagst, wird das mit dem Verstecken schwer, wenn nicht gar unmöglich. Die einzige Alternative, die uns bleibt, wenn wir uns denen nicht anschließen wollen – mal ganz davon abgesehen, dass die sicherlich keinen von uns wollen würden – ist, uns gegen die zu verteidigen. Ich wäre zwar eigentlich ein großer Fan von Versteckspielen, aber ich glaube nicht, dass das hier zielführend ist. Ich persönlich möchte beim Schlafengehen keine Angst haben müssen, dass ich am Morgen nicht mehr aufwache, das wäre mir zu stressig. Und wenn man sich schon gegen eine Verbrecherorganisation zur Wehr setzt, dann sind mehrere Leute schon hilfreich.“ Sie seufzte und wappnete sich dafür, was sie nun gleich sagen würde. Irgendwie hatte sie nämlich im Gefühl, dass sie diese Entscheidung noch sehr oft und sehr lange bereuen würde, aber gerade jetzt erschien sie ihr absolut sinnvoll. „Ich werde besagtes Boot morgen einfach mitnehmen, wenn es dir nichts ausmacht. Und wenn es dir was ausmacht, komme ich trotzdem mit.“ Wollte der Herr da wirklich diskutieren? Frauen konnte man manchmal einfach nicht überstimmen, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatten, war das nicht das gängige Klischee? „Oh, aber ganz davon abgesehen… spuckst du nun aus, wer diese Sophie ist oder muss ich dich erst dazu zwingen?“ Mit einem langen, krallenartig verdickten Nagel, kratzte sie leicht über ihre Wange und blickte Vincent mit einem leisen Lächeln an.
 

Emma Flanka

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Emmas kleines Erbsenhirn wurde heute ganz schön auf die Probe gestellt, wenn es darum ging viel zu diskutieren und solch schwierige Situationen zu analysieren, war sie wohl nicht unbedingt der rechte Ansprechpartner. Da ihr aber durchaus bewusst war in welch unangenehmer Situation sie sich befand, war sie wenigstens nicht dumm genug, das Ganze nicht ernst zu nehmen. Aufmerksam versuchte sie also allen Erzählungen der Beteiligten an diesem Treffen zu folgen, ganz egal wie schwer es ihr fiel und wie gern sie dabei einfach über die leichten Dinge dieser Welt nachdenken wollte. Es schien fast so, auch wenn sie sich dem selbst noch nicht bewusst war, dass sie die unschuldige Zeit ihres Lebens mit einem Mal hinter sich gelassen hatte. Nur war das bei ihr noch nicht so sehr angekommen…
Trotzdem war ihr reiner Wille nicht weiterhin in Schwierigkeiten zu geraten groß genug, um sie erkennen zu lassen, dass es nun wichtig war zu zuhören. Wenn Jet und Vincent sich unterhielten, fiel ihr das jedoch nicht ganz so leicht, da ständig neue Namen fielen, welche der Amazone alle nur wenig sagten. Allerdings schien man plötzlich einigermaßen Rücksicht auf die Unwissenheit der jungen Frau zu nehmen, als man sie danach gefragt hatte, ob sie überhaupt einen Schimmer hatte, wobei es sich bei den Big Five handelte. Dass er mit der Zeitung anfing, war relativ zwecklos. Eine junge Frau, die ihr Leben lang im behüteten Schoß eines großen Dienstleistungsschiffes lebte, hatte sich mit solchen Dingen nicht oft beschäftigen müssen. Bei ihnen kamen stets und ständig Leute essen die Dreck am Stecken hatten, aber wenn sie nur aßen, dann rissen sie selten ihre Mäuler anderweitig auf. Das mochte mitunter daran liegen, dass auf dem Schiff deutliche Reaktionen in solchen Fällen zustande kommen würden… Aber egal. Sie versuchte zu zuhören, was er ihr zu erklären versuchte und tatsächlich verstand sie erstaunlich viel davon. Dass es sich bei diesen Big Five um keine Kuscheltierbande handelte, hatte sich sogar Emma denken können. Es war selbstredend, dass diese Leute so einigen Mist laufen hatten. Nichtsdestotrotz schienen sie von besonderer Stärke zu sein, wenn selbst die Mafia sich ihnen hatte beugen müssen. Emma wusste zumindest so viel, dass die Mafia stark genug war ihre Finger überall im Spiel zu haben und das reichte allein um zu wissen, dass diese Gruppierung noch unangenehmer sein musste. Der Name war tatsächlich sogar selbsterklärend, denn bei den Big Five handelte es sich um eine Organisation aus fünf Gruppen mit vielen Untermännern und Fädenziehern. Da verstand sogar Emma, warum gegen diese Leute kein Kraut gewachsen war. In einer solchen Konstellation gingen einem immer die richten Personen durch die Lappen und das Ganze rollte sich immer wieder von unten auf, so lang es nur die austauschbaren und nichtigen Parteien betraf.
Doch nun kam das Ganze an einen Punkt , der Emma nicht gefallen mochte. Bisher hatte sie schon häufiger daran gedacht das alles hinter sich zu lassen und einfach wieder auf ihr Heimatschiff zu gehen, doch als Vincent deutlich machte, dass alle sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen sollten, wurde auch der Amazone klar, dass das in einer Art Versteckspiel ausarten würde. Ihr Verstand, dem sie sich sogar einigermaßen bewusst war, begriff gerade, dass sie nicht in der Lage wäre sich allein vor einer solchen Organisation zu verstecken. Schon gar nicht lange auf ihrem Heimatschiff. Früher oder später würde der Ärger sogar dort ankommen, egal wie sicher es dort zu sein schien. Was sollte sie machen? Ihr wurde mulmig bei dem Gedanken, dass sie in dieser Sache steckte und allein nicht wieder herauskommen würde. Wieso hatte sie sich noch mal darauf eingelassen? Diese Sophie erschien Emma für den Moment weniger interessant, auch wenn es sogar ihr ein wenig stank, dass er da so ein Geheimnis draus machte. Und nun?
Jetzt meldete sich erst einmal eine angefressene Fischdame zu Wort, die Emma immer ein ziemlich gutes Gefühl gab. Sie hatte das Gefühl, dass man sich auf Iljanas Köpfchen verlassen konnte, aber was kam nun dabei raus? Dass sie nicht viel von einem Versteckspiel hielt, erleichterte Emma ein wenig, weshalb sie beschloss die Frau bei dieser Aussage zu unterstützen. Während die gute Frau schon daran ging sich die Wangen zu „streicheln“ und Drohgebärden auszuteilen, um Informationen aus ihm herauszuholen, wollte Emma es ihr also gleichtun und ihren Standpunkt klarmachen. »Ich denke Iljana hat Recht. Wenn wir uns alle in einer anderen Ecke verstecken, werden wir früher oder später einer nach dem anderen aufgegabelt und stehen mit heruntergelassenen Hosen da. Zusammen hätten wir wohl tatsächlich mehr Chancen, weshalb ich auch einfach mitgehe. Selbst auf einem sicheren Schiff, wie dem auf dem ich arbeite, wäre man auf Dauer bestimmt nicht unentdeckt…«, sagte sie ziemlich selbstsicher und entschlossen. Da sollte noch mal jemand was zu biegen versuchen, bei zwei gegen einen. Er hatte sowieso gar keine Wahl zu haben!
 
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Die Hoffnung darauf, mehr über Vincents Verbindungen zu den Big Five zerschlug sich leider so rasch wie sie gewachsen war. Nachdem er, wie er meinte sehr eindeutig, erklärt hatte, dass er selbst über seine Interesse bestimmte, schien er für einen kurzen Moment Vegas Aufmerksamkeit inne zu haben. Doch sein nach Wissen geifernder Geist wurde einmal mehr enttäuscht. Unerklärlicherweise widmete sich Vega lieber den beiden Frauen anstatt Jets Informationsbedarf nachzukommen. Der kühle, nichtssagende Gesichtsausdruck des Blonden verbarg die auflodernde Ungeduld und den Frust, der sich mangels fehlender Beachtung peu à peu entwickelte. Aus welchem unschlüssigen Grund warf Vega hier Perlen vor die Säue? Einen unwissenden Intellekt zu füttern war bereits blanker Humbug. Hier gab es offenbar zwei davon, die nur kostbare Zeit stahlen. Abgesehen davon, dass beide zweifellos besser fuhren, wenn sie ihr Dasein ohne tieferes Wissen über eine derartige Organisation fristeten. Außerdem reagierten Menschen in der Regel ganz und gar undankbar, wenn man sie mit Wissen fütterte. Oft genug hatte er zu Kindeszeiten Haue für sein kluges Köpfchen bezogen. Die Verachtung, die er via Zwischentönen und bösartigen Sprüchen erfahren und daher praktischerweise nie verstanden hatte, noch gar nicht eingerechnet.

Sein Ärger legte sich ein wenig als Vincent ein wenig mehr auf die Big Five einging. Während des Redeschwalls schloss Jet die Augen und lehnte sich zurück. Genüsslich zog er an seiner Zigarette. Im Grunde wurde nichts Neues erwähnt. An zwei oder drei Punkten hätte er vielleicht dazwischen sprechen und mit seinem Wissen korrigieren können, aber er sah weder Sinn noch Anreiz darin. Zumal seine Quellen nicht immer erster Güte gewesen waren und er nur einen Bruchteil des gesammelten Wissensschatzes unter gesichert verbuchen konnte. Ziemlich sicher war aber, dass die Big Five nicht nur fünf kleinere Organisationen waren. Organisationen leiteten sich schließlich bekanntermaßen nicht von allein und da niemand seine Macht gerne teilte, stellte sich vor allem eine Frage: waren die Big Five überhaupt der Kopf der Schlange?
Als dieser Gedanke zu Genüge durch Jets Kopf gewandert war, drangen wieder Vegas Worte an sein Ohr. Er wollte also doch das Weite suchen. Verständlich, aber doch irgendwie feige. Und naiv. Man entkam dieser Truppe nicht einfach so. Schon gar nicht, wenn man irgendwie mit ihr aneinander geraten war. Natürlich hatte er keine Beweise und würde auch so schnell keine finden, aber die ganze Geschichte mit der Gefangennahme.. er würde viel Geld daraufsetzen, dass eben diese Gruppierung da ganz gewaltig ihre Finger im Spiel gehabt hatte. Immerhin war er bei seinen Nachforschungen das Gegenteil von subtil vorgegangen. Und das alles aufgrund einiger schwammiger Gerüchte..
Besonders hellhörig wurde er, als Vega ihm 10000 Berry zusicherte, die er wohl für ein Kopfgeld kassiert hatte. Nachvollziehen konnte und wollte Jets Hirn diese Geldverteilung nicht. Er würde aber auch bestimmt keinen Einspruch einlegen. Ohne geregeltes Einkommen war jeder Geldregen ein Glücksfall, ganz gleich wie er zustande gekommen war. Und wenn der Kerl das nicht brauchte, investierte er es bei Jet wenigstens sinnvoll. Wer wusste schon was die Damen der Schöpfung damit für einen Unsinn anstellen würden. Glücklicherweise lenkte ihn Vega ab, bevor Jet noch zur Einsicht gekommen wäre, dass es rational betrachtet keinerlei Sinn machte, hier überhaupt jemand anderem Geld zu geben als ihm. Als kostbares, begrenztes Gut hätte es keinesfalls so sinnfrei verschwendet werden dürfen. Aber erneut fiel der Name einer speziellen Freundin und bedurfte voller Aufmerksamkeit. Natürlich zierte sich der Herr wieder wertvolle Informationen zu teilen und verlief sich stattdessen in unsinnigem Gewäsch über das Fenster und das Fliegen. Wenn das eine Drohung sein sollte, wurde das Ziel verfehlt. Wenn es um etwas anders ging, dann nur das Thema.
Jet jedenfalls hatte genug gehört und lehnte sich vor, um die Zigarette auf dem Tisch vor ihm auszudrücken. Unhöflich, aber in Ermangelung eines Aschenbechers die naheliegende Lösung. Der gut sichtbare Brandfleck würde den Eigentümer dieser Räumlichkeiten sicher auf sein peinliches Versäumnis hinweisen. Bevor er aber das Wort erheben konnte, nutzte die Fischfrau den Moment der Ruhe um ihre Meinung kundzutun. Zu seinem Erstaunen ergaben ihre Worte Sinn und so blieb sein Blick einige Augenblicke länger auf ihr haften als es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Genaugenommen solange bis sich Emma zu Wort meldete. Auch auf ihr blieb sein Blicke kurzzeitig haften. Noch vor geraumer Zeit hätte er Wetten darauf abgeschlossen, dass sich niemand bereitwillig gegen die Big Five stellen würde. Warum auch? Viel dämlicheres konnte man in diesem Blue nicht anstellen, wie bereits so einige dumme Leute und leider auch er selber hatten feststellen müssen. Doch nun schien sich hier und jetzt eine Allianz mit eben diesem Ziel zu bilden. Ungeachtet der Erfolgswahrscheinlichkeit musste er das einfach zu seinem Vorteil nutzen. Welcher Angler würde schon verneinen, wenn sich die Würmer ihm mehr oder weniger freiwillig anboten? Und zu viert war die rein zahlenmäßige Übermacht des Gegners doch gleich ganz geringfügig weniger gravierend. Für den Moment konnte er nur gewinnen und immerhin galt es seit neuestem auch eine persönliche Rechnung zu begleichen. Er zündete sich eine neue Zigarette an und stellte sich den beiden Frauen zur Seite. Nicht wortwörtlich natürlich. „Naiv aber wahr. Zusammen wären wir stärker. Wenn du die Big Five aufgescheucht hast, werden sie dich finden. Das kann früher geschehen,“, wie Jet leider sehr eindeutig bewiesen hatte, „oder später. Wenn du weglaufen möchtest, wirst du das alleine machen müssen, aber dann sei doch bitte so gut und gebe unten neben den Zimmerschlüsseln auch deine Männlichkeit ab.“ Innerlich feixte das Kind in Jet als ein paar schöne Erinnerungen aufkamen. Obwohl er die Hintergründe nie so ganz begriffen hatte, hatte er schon zu Lazars Zeiten oft genug beobachtet, dass solche und ähnliche Äußerungen eine verblüffend aggressive Wirkung bei anderen Personen entfachen konnten – das heißt, sofern es sich bei diesen um Vertreter des männlichem Geschlechts handelte. Als ehrenamtlicher Keilereiführer hatte er aus diesem Wissen mehr als reichlich Kapital geschlagen. Die Mädchen dagegen hatten solche Worte immer kalt gelassen. Welch eine wirklich irritierende Welt.
 

Vincent Vega

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Er dachte an all die Sachen, die er hier gesehen hatte – man würde sich wundern wie verdorben eine Stadt sein konnte, die für Touristen eine wahre Attraktion war – und wie weit er sich von der Rolle entfernt hatte, die er auf Junk ausgeübt hatte. Als Kind im Waisenhaus hatte er sich immer gewünscht Pirat zu werden, doch als er schließlich erwachsen war, hatte er gelernt, dass ihm das Wohlergehen der Menschen seiner Heimat wichtiger war als Ruhm und Reichtum. Deswegen hatte er sich dazu entschieden zusammen mit anderen hatte er versucht Ordnung zu halten – natürlich gegen ein kleines Entgelt, aber immerhin mussten auch sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Wirklich Erfolg hatten sie nie, aber trotzdem hatten sie ihren Spaß gehabt. Bis der Vega feststellen musste, wie verdorben die Welt wirklich war. Nachdem er mit angesehen hatte, wie ein treuer Freund unter seinem Kommando fast umgekommen war, hatte er den Versuch aufgegeben, ein guter Mensch zu sein. Und schlussendlich hatte er in Ilrusia jeden Job angenommen, der sich ihm geboten hatte. Manchmal hatten sie was geschmuggelt, manchmal jemanden zusammengeschlagen um Geld einzutreiben. Ein oder zweimal hatte er sogar jemanden umgebracht. Es war leicht verdientes Geld und an sich ein Job wie jeder andere. Doch im Moment fragte sich der Dunkelhaarige, wie oft er schon dadurch den Big Five in die Hände gespielt hatte? War er die letzten vier Jahre von ihnen benutzt worden, ohne es zu wissen? Und war er an der Verfolgung von Iljana schuld oder war ihr auftauchen die Ursache dafür, dass man es nun auf ihn abgesehen hatte. Quasi zwei Fliegen mit einer Klappe.
Diese und ähnliche Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als die Fischmenschenfrau erklärte mit ihm zu reisen. Deswegen realisierte er ihre Worte erst, als er dabei war sich eine weitere Zigarette anzuzünden und während er dabei war sich überrascht umzudrehen und sie mit einem Blick zu mustern, der wohl mehr als nur Verwirrtheit beinhaltete, hatte auch Emma angekündigt sich dem Duo anzuschließen. Damit wären sie wohl zu dritt. Zum ersten Mal seit geraumer Zeit wusste Vincent nicht, was er sagen sollte. Weiterhin sprachlos, schaute er dabei zu, wie auch Jet sich in die Gruppe drängte. Vincent war nicht einmal in der Lage sich über die unverschämte Beleidigung oder Beschädigung seines Tisches aufzuregen. Es erinnerte ihn ein wenig an eine Szenerie, die mittlerweile schon eine ganze Dekade her war. Und dann musste er unweigerlich an einen verbrannten und von Narben übersäten Körper denken. Sachte lächelnd schüttelte er diese negative Erinnerung beiseite und schaute sich jeden dieser drei Menschen ein paar Sekunden, ehe er mit den Schultern zuckte und sich wieder dem Fenster zuwandte. Seine abgebrannte Zigarette warf er achtlos auf die unter ihm liegende Straße und weil ihm nicht danach war jetzt schon aufzuhören, zündete er sich wieder eine an. Der Rauch, der seine Lungen füllte, lenkte ihn ein wenig ab. Er ließ die Worte der drei Revue passieren und kam zu demselben Schluss. Eigentlich war es in einer größeren Gruppe sicherer. Natürlich räumte er ihnen keine allzu großen Überlebenschancen ein. Wenn diese Organisation ihren Tod wollte, dann durfte man davon ausgehen, dass sie damit auch Erfolg haben würden. Doch es gab ihnen Zeit sich einen Plan B zu überlegen. Es verlängerte die Zeitspanne, bis der Tod wirklich unausweichlich war. Und trotzdem sträubte sich ein Teil in ihm dagegen. Er hatte bereits einmal versucht mit anderen zusammenzuarbeiten. Damals hatte es nicht funktioniert. Und wie es den Anschein hatte, war er hier auf den Grund gestoßen. Warum sollte es ausgerechnet diesmal funktionieren? Und dann auch noch mit völlig unterschiedlichen Individuen? Selbst wenn es die Big Five nicht schafften sie zu erledigen, die Chancen standen gut, dass sie sich gegenseitig umbrachten.
„Auch wenn ich nur allzu gespannt wäre zu sehen, wie eine hübsche Frau mich zu etwas zwingen will … Sophie ist eine alte Bekannte. Eine ausgezeichnete Killerin wie wir alle gesehen haben. Sie arbeitet nicht mit anderen zusammen, das ist nicht ihr Stil. All diese Männer in den Katakomben … hat sie auf den Gewissen. Sie dürfte keine Feindin sein. Vermutlich war das ihre Art sich für … etwas zu revanchieren. Nicht weiter wichtig. Keiner in diesem Raum dürfte etwas vor ihr zu Befürchten zu haben … bis auf meine Wenigkeit vielleicht.“ Warum erzählte er ihr das? Obwohl er Jet diese Antwort verweigert hatte? Womöglich weil sie als Frau durchaus überzeugendere Argumente hatte, als dieser blasierte Affe. Dann kam noch die Tatsache hinzu das er Jet nicht mochte … und vielleicht weil er ihr womöglich noch etwas schuldete. Als Entschädigung sie darin hinein gezogen zu haben. Emma hatte sich selbst dafür entschieden mit zu mischen. Und Jet war ihm egal. Was auch immer der Grund dafür war, dass die Big Five sie unbedingt gefangen nehmen wollten, er hatte sie quasi auf ihre Fährte gebracht. Damit hatte er wohl seiner Schuldigkeit genüge getan. Er schnippte die fertige Zigarette aus dem Fenster, besah sich kühl das Brandloch in der Tischplatte an und verschränkte dann die Arme, ehe er weiter redete: „Gut, ich bin überrascht aber überzeugt. Vermutlich ist es wirklich besser, vorerst zusammenzubleiben. Aber damit wir uns nicht missverstehen: Wir sind eine reine Interessengemeinschaft. Es ist keiner verpflichtet dem Anderen zu helfen, wenn es danach aussieht, dass er selbst ebenfalls drauf gehen könnte. Und sollte es eine Möglichkeit geben aus der Sache auszusteigen, dann rate ich jedem der hier anwesenden an sie auch wahrzunehmen.“ Nein, Vincent könnte auch nie annähernd jemanden verraten. Nicht weil ihm die Menschen hier etwas bedeuteten – das anzunehmen wäre absurd, er kannte sie immerhin kaum – nein, sein Stolz hätte es ihm nie erlaubt. Aber er wusste, dass viele in seiner Gegenwart keine allzu lange Lebenserwartung hatten. Und er wollte ihnen deutlich machen, dass es manchmal nicht falsch war, sich zuerst auf sich selbst und dann auf die Anderen zu konzentrieren. Er hoffte sogar, dass sie sich irgendwann mal absetzen würden. Er schenkte sich noch etwas zu trinken ein und nahm einen großen Schluck, ehe er Stift und Papier herausnahm und die Uhrzeit, sowie den Ort an dem das Schiff abfahren würde, aufschrieb und an die anderen drei verteilte.
 
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Natürlich würde Iljana niemandem helfen, wenn es ihre eigene Gesundheit gefährden könnte. Es gab Menschen mit der Moral eines Helden, die sich ohne zu zögern und ohne zweiten Gedanken vor ihre Bekannten schmissen, aber die Fischfrau gehörte nicht dazu. Sicherlich wäre es bedauerlich, wenn jemand draufging, den sie eigentlich mochte, aber das Leben war eben grausam. Es war ihr lieber, wenn sie alles gut überstand, als wenn sie Schaden nahm und sie dabei jemandem das Leben gerettet hatte oder so. Sie war kein Mensch, sondern von einer deutlich stärkeren Gattung, also sollte sie es doch hinkriegen, sich selbst zu beschützen. Nur, weil sie eine „hübsche Frau“ war, sollte das noch lange nicht heißen, dass sie Vincent nicht sehr wohl zu etwas zwingen könnte. Eigentlich war sie ja ein friedliebendes Wesen, aber vielleicht sollte man es doch nicht herausfordern, in Anbetracht der Tatsache, dass sie Hörner und Krallen sowie zwei Schwerter hatte, die wahrscheinlich mehr konnten, als Genitalien abzureißen. Diesen Kommentar sparte sie sich aber und hob nur die Augenbrauen, die auch nicht wieder herunter fielen, weil er doch endlich Vernunft annahm und sich erklärte. Die Beschreibung der Dame hielt ihre Mimik jedoch weiterhin nach oben orientiert, da sie bereits nach dem ersten Satz eigene Thesen zu spinnen begann. Sie war zwar nicht im Besitz einer perfekten Menschenkenntnis, aber es reichte zumindest aus, um basale Dinge zu erfassen und Vincent war nun beim besten Willen nicht sonderlich schwer zu durchschauen. So wie sie das bisher mitbekommen hatte, war die einzige Art von Beziehungen, die er zu einer Person weiblichen Geschlechts aufbauen und wahrscheinlich nicht einmal halten konnte, einer Natur, die die Fischdame von tiefstem Herzen aus ablehnte. Iljana war eine dieser Personen, die nur von netten Worten leben konnten, Berührungen oder gar andere auf diese aufbauende Handlungen waren ihr zuwider. Entsprechend war ihre dezente Abneigung gegenüber Vincent wohl auch damit begründbar, dass dieser auf Terrain wandelte, das ihr persönlich nicht allzu sehr gefiel. Daher stieß sie in einem leicht spöttischen Laut die Luft aus, als er geendet hatte und betrachtete ihre sauber lackierten Nägel, die dankenswerterweise noch keinen Schaden genommen hatten. Menschenfrauen hatten es da aber auch deutlich schwerer, denn ihre Nägel waren biegbar und zerbrechlich. Sie hatte einmal eine Freundin gehabt, die sie um die Krallen an ihren Fingern beneidet hatte, weil man diese viel besser als Werkzeug nutzen konnte und immer eine eingebaute Waffe dabei hatte. Ansonsten gehört sie ja nicht zu den Fischmenschen, die tatsächlich ohne Waffen auskamen… traurigerweise hatte sie von denen nur gehört, denn gesehen hatte sie noch ziemlich wenige von ihrer Art. Auf dem North Blue gab es nicht allzu viele davon und da sie viel zu früh von Zuhause entführt worden war, konnte sie sich nicht mehr an allzu viel erinnern. Die Geschichten, die man von den Menschen hier hörte, waren aber oft solche von wilden Bestien, die Iljana nicht glauben wollte. In ihrem Kopf lief das ganze nämlich etwas anderes, da waren nicht die Fischmenschen die Bösen, sondern die Menschen, denn diese hatten ihr bisher ein sehr grausames Gesicht gezeigt und bewiesen, dass sie zu Schlimmem fähig waren.
„Hast du sie sitzen gelassen?“, fragte sie mit tonloser Stimme und ließ die Nägel auf dem Heft eines ihrer Schwerter klackern, „Antworte lieber nicht drauf, es interessiert mich eigentlich gar nicht.“ Warum sie es gesagt hatte? Vielleicht einfach nur, um zu beweisen, dass sie nicht komplett blöde war – denn der Zettel, den man ihr in die Hand gedrückt hatte, erzählte eine ganz andere Geschichte. Verschnörkelte Zeichen reihten sich aneinander, bildeten einen Namen, da war sie sich ganz sicher – und eine Uhrzeit. Diese konnte sie sogar lesen, aber der Rest ergab leider auch nicht mehr Sinn, je länger sie drauf starrte. So ein Mist. „Was ist das für ein Schiff?“, fragte sie also gewollt entspannt, so wie in „Was für ein Schiff hast du dir ausgesucht? Wie sieht es aus? Warum hast du das genommen?“ und nicht wie ein verzweifelter Aufschrei nach Hilfe. So weit käme es immerhin noch…
 

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Immerhin stimmte man Emma mal zu! So dumm konnte sie gar nicht sein, wenn man ihren Vorschlag in Betracht zog, oder etwa nicht? Die Amazone war schon ein bisschen begeistert darüber, dass sich noch jemand in ihre Meinung einreihte und zustimmte, dass sie zusammen wohl die besten Chancen gegen diese ominösen Big Five hatten. Emma hatte in der Regel wenig Angst davor sich mit jemandem anzulegen, aber bisher waren solche Dinge bei ihr eher etwas in Richtung Kneipenschlägereien und keine Angelegenheiten mit großen Organisationen. Dass Jet noch ein wenig stichelte, falls Vincent sich allein aus dem Staub machen wollte, kam Emma da ziemlich gelegen, denn wenn sie sich alle einig waren, wäre es recht blöd, wenn gerade die Person, die am meisten zu wissen schien, ablehnte… Und tatsächlich stimmte der junge Mann auch zu. Doch zuvor erzählte er etwas über diese Sophie von der schon die ganze Zeit die Rede war. Neugierig lauschte Emma, während er erzählte und stellte fest, dass es sich dabei scheinbar um ein größeres Thema handelte, als sie gedacht hatte. Diese Frau schien skrupellos und gefährlich zu sein und wenn Emma richtig lag, dann war sie also an allem Schuld, was sie dort unten gesehen hatten. Das wiederum bedeutete, dass sie verantwortlich für die Qualen ihrer Hündin war und das machte die junge Frau sehr zornig. Dennoch sagte Vince, dass sie keine weitere Bedrohung sein sollte, obwohl sie nicht begriff, warum das gerade mit ihm so viel zu tun hatte. Aber es wurde deutlich, dass sie nichts zu befürchten hatte, wenn es um ihre Hündin ging… oder doch? Wie auch immer. Vincent hatte zugestimmt gemeinsame Sache zu machen, was bedeutete, dass sie gemeinsam vorangehen müssten. Die junge Frau war also mehr als zufrieden mit dieser Situation, auch wenn ihr seine Forderungen nicht gefielen. Das Wort „Interessengemeinschaft“ klang irgendwie falsch, aber das war es nicht einmal. Es war viel mehr dieses: Jeder für sich selbst und wenn man seinen eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen kann, dann macht man das besser. Solche Dinge waren nicht so nach Emmas Geschmack, denn das klang ziemlich feige und illoyal, was die Amazone beides nicht allzu sehr leiden konnte. Jemanden zu verraten oder sitzen zu lassen, war nicht ihr Ding. Doch wenn man darauf bestand, dann würde sie zumindest sagen, dass sie das könnte. Das hieß noch lange nicht, dass sie es einmal tun würde, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte…
Iljana, das schlaue Fischchen, schien jedoch den Braten gerochen zu haben, wenn es darum ging, dass diese Sophie nur scharf auf Vincent sein wollte. Natürlich! Wenn sie es so sagte, dann machte das plötzlich sogar richtig Sinn! Sie waren also liiert gewesen? Oder so? Wie auch immer… Auf jeden Fall wäre es irgendwie ein abartiger Geschmack, sich auf eine Frau einzulassen, die auf Sklavenhaltung steht. Emma könnte das nicht so recht nachvollziehen, aber jedem das Seine. Sie interessierte sich ohnehin nur dafür so unbeschadet wie möglich aus dieser Sache wieder herauszukommen. Und natürlich wäre es ihr lieb, wenn alle das täten. Dann kamen sie direkt schon wieder zum nächsten Thema: Das Schiff… Jaja, das Schiff. Wenn Emma auch nur ahnen würde um welches Schiff es sich dabei handelt, hätte sie vermutlich mehr aufgehorcht. Da sie aber gar nicht auf die Idee kam, ging das Ganze irgendwie an ihr vorbei. Vermutlich würde sie es erst bemerken, wenn es jemand laut aussprach oder sie die ersten Füße auf den Kahn setzten. Die Überraschung war jedoch ganz gewiss schon vorbehalten. Oh und dass Iljana nicht lesen konnte, das begriff Emma auch nicht. Das mit dem „zwischen den Zeilen lesen“, war noch nie ihre Stärke gewesen…
 

Jet Atlas

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Die Infos über Sophie Barat, die Vincent letztlich doch bereit war den anderen mitzuteilen, halfen Jet sogar noch weniger weiter als er befürchtet hatte. Was interessierte es ihn auch ob sie und Vega irgendwie im Clinch miteinander lagen. Da war ja das Rezept für die hauseigene Gemüsesuppe interessanter, selbst wenn er sie wegen des Grünzeugs niemals anrühren würde. Jets eigentlich ausgezeichnetes Gedächtnis konnte nichts weiter mit der Dame verbinden und doch war er sich sicher, irgendwie mit ihr zusammengestoßen zu sein. Irgendwas löste der Name in ihm aus und es fühlte sich nicht besonders positiv an. Aber gut, mit der Zeit würde schon Rat kommen. Jetzt galt es die kommenden Schritte zu durchdenken, um wieder den einen entscheidenden Schritt schneller zu werden.

Als Vincent seine eigene Zigarette zu ende geraucht und aus dem Fenster geworfen hatte, kam Bewegung in ihre gemeinsame Unternehmung. Die Worte, die er wählte, deckten sich mit dem was Jet dachte. Keinesfalls würde er auch nur eines seiner blonden Haare für eine der hier anwesenden Personen riskieren. Wenn es die Situation verlangte, würde er stattdessen bereitwillig jeden opfern nur um die eigene Haut zu retten. Aber Sachlagen wie diese band man am besten nicht jedem auf die Nase. Man konnte es manchmal auch still genießen es besser zu wissen als jemand anderes. Das hatte er mittlerweile gelernt, wobei es mit der regelmäßigen Umsetzung noch sehr haperte. Aber das war wohl nur natürlich, denn was brachte es klüger als seine Mitmenschen zu sein wenn man es ihnen nicht zeigte?!
Unaufgefordert überreichte Vincent Jet kurz darauf ein Stück Papier, auf welches er die wesentlichen Eckdaten für die bevorstehende Überfahrt gekritzelt hatte. Die Frage der Fischfrau verwirrte ihn nur kurz. Es erschien ihm logisch, dass sich Fischwesen nicht mit Schiffen menschlicher Bauart auskannten. Unlogisch schien es, dass sie überhaupt Schiffe benutzten. Andererseits waren ja auch mehr als genug zu faul um irgendwohin zu laufen. Seine Antwort zu ihrer Frage fiel letztendlich mit „Eins mit einem vernünftigen Koch, hoffe ich.“ dementsprechend wenig hilfreich aus, aber er hatte auch besseres zu tun. Er erhob sich und schlurfte gewohnt lässig Richtung Tür. Kurz bevor er nach der Klinke griff, drehte er sich noch einmal um. Der Anblick seiner zukünftigen Begleiter weckte die Frage, ob er eigentlich schon wieder bei Sinnen war. Die wohl mächtigste Verbrecherorganisation dieses Blues und vier Leute, die sich ihr entgegenstellen wollten. Und die einzige Person, die er für tauglich hielt, war er selbst. Na Prost Mahlzeit. Seine Unfähigkeit die eigenen Gefühle richtig auszudrücken, verbarg seine Zweifel hinter einem unangenehm schiefen Grinsen als er sich für den Moment verabschiedete. „Wir sehen uns dann also auf dem Schiff. Und immer schön am Leben bleiben.“
 

Vincent Vega

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Vincent überlegte kurz, ob er zu dem Kommentar des Goldfisches etwas erwidern sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Wenn man es mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtete, mochte es fast stimmen. Und außerdem waren sie wohl endlich einmal einer Meinung. Diesen Moment jetzt zu deswegen zu zerstören war dumm, das konnte selbst der Vega erkennen. Er beließ es bei einem mürrischen Kehllaut, der wohl einem Lachen gleichkommen sollte. Die Tatsache, dass er der Dame keinen Gefallen damit getan hatte, die Adresse und alles Nötige auf einem Stück Papier aufgeschrieben zu haben, bemerkte er nicht. Das musste er ihr zugestehen, sie hatte ein hervorragendes Pokerface. Er ignorierte Jet, der sowieso schon am Gehen war, und hätte dem Kerl mit seinen blonden Löckchen am Liebsten irgendetwas hinterher geschmissen. Da das Zimmer allerdings wie leer gefegt war, fand er nichts Brauchbares, dass er nach ihm schmeißen konnte, also beließ er es bei der schönen Vorstellung. Aber Vincent antwortete auf die Frage von Iljana: „Es ist ein Passagierschiff. Ich würde es dir ja gerne zeigen, aber wie gesagt, es steht außerhalb des Hafens. Scheinbar hat die Crew hier einen längeren Zwischenstopp gemacht als geplant. Also komm nicht zu spät hier an, denn das Boot zum rüber bringen wird nicht noch länger warten.“ Er bedachte Iljana mit einem kurzen Blick und verbesserte sich dann. „Nun gut, das wäre wahrscheinlich ohnehin nicht nötig.“
Vincent ging natürlich davon aus, dass sie den Zettel gelesen hatte. Auf dem stand in eiliger Schrift die Uhrzeit, der Name der Bar und das sie mit einem Boot zum Schiff gebracht werden würden, da dieser nicht mehr im Hafen stand. Von dem Frachter selbst kannte er lediglich den Namen … „'Zum goldenen Lotus', das ist der Name des Schiffes“, fügte der Dunkelhaarige hinzu und machte Anstalten zu gehen. Er selbst hatte nur einen kurzen Blick erhaschen können. Er war schon froh genug ein Schiff gefunden zu haben, da wollte er sich nicht mit Kleinigkeiten auseinandersetzen. Jetzt da Jet weg war, wollte er noch ein wenig den letzten Abend auf Ilrusia genießen. Oder zumindest noch unten an der Bar in Erinnerung schwelgen, das ein oder andere Lied singen und eine hübsche Dame in sein Zimmer locken. „Wenn ich nicht mehr gebraucht werde … ?“ Er begann den Satz zwar, brachte ihn aber nicht zu ende sondern starrte mehr in die Gesichter der beiden Frauen. Auf ein Zeichen hoffend, dass damit dieses Meeting offiziell zu ende war und er sich wieder seinem gewöhnlichen Leben hingeben konnte.
 
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Der hochgewachsene Jet würde seine Vermutung, dass sich Iljana nicht mit Schiffen auskannte, schon noch ändern, sollte er jemals dazu kommen, sie auf einem solchen außerhalb des Passagierraumes zu erleben. Tatsächlich kam sie sogar nicht nur mit derlei Fortbewegungsmitteln zurecht, sie konnte sie sogar steuern… und damit war sie aller Wahrscheinlichkeit schon ein Stückchen weiter als alle anderen in diesem Raum. Auch wenn sie wenig Praxiserfahrung hatte, so wusste sie theoretisch alles, was man brauchte, um auf dem Blue zu überleben und da sie selbst ein Kentern nicht schrecken konnte, war sie sicherlich die seetauglichste Person in diesem Raum. Und diejenige, die am besten Fischen konnte, auch wenn es sicherlich Leute gab, die diesen Umstand für den puren Kannibalismus hielten. Deswegen und weil sie generell nicht besonders hohe Ansprüche hatte, was essen betraf, verkniff sie es sich, mit den Augen zu rollen, als Jet auf die gesonderte Stellung eines Kochs bei ihrer Überfahrt hinwies. Sicherlich war es wichtig, sich gut zu ernähren, aber man musste ja auch nicht gleich herum schreien, wenn Mami einem nicht das Lieblingsessen servierte… wahrscheinlich hatte der Große sogar noch einen Schmusebär. Man mochte kaum glauben, was erwachsene Männer teilweise noch für Relikte aus ihrer Kindheit besaßen, gerade diejenigen, die besonders viel auf ihre Männlichkeit gaben. Dankenswerterweise ließ Vincent den Namen des Schiffes verlauten, der Iljana immerhin dazu verhelfen würde, sich bis zu ihm durchzufragen. Die Alternative war prophylaktisch vom Meer aus nach Frachtern Ausschau zu halten und nach bildlichen Übersetzungen auf den Rümpfen Ausschau zu halten, denn diese gab es recht oft bei Schiffen. Hieß ein Schiff „die Sturmbraut“, so hatte es garantiert eine entsprechende Gallionsfigur, also würde ein goldener Lotus wohl oder übel… eine Blume auf dem Schiff haben? Hm… sie schüttelte auf Vincents Nachfrage, ob er noch gebraucht wurde, den Kopf und schlenderte Gedanken verloren aus dem Raum heraus.
Da ihr Emma nach kurzer Zeit gefolgt war, ergriff sie die Gelegenheit beim Schopf und wartete geduldig, bis die Hundebesitzerin sie eingeholt hatte, ehe sie den Mund öffnete und gut zurecht gelegte Worte ertönten: „Ich weiß zwar nicht, ob du hier heimisch bist, aber weißt du vielleicht, wo dieser Frachter, von dem Vega da geredet hat, nun genau liegt? Es könnte sich als zeitraubend herausstellen, wenn ich ihn erst suchen muss.“ Das würde nämlich entweder erniedrigende Fragerei oder dummes Rätselraten bedeuten und Iljana hatte auf weder noch allzu große Lust. Emma war ihr bisher zwar wirklich nicht sehr helle vorgekommen, aber andererseits wussten selbst die größten Deppen meist, wo sie hin gingen, wenn sie sich auf den Weg machten. Und die meisten von ihnen konnten lesen, was im Grunde genommen purer Hohn ihrer Intelligenz gegenüber war. Es musste ganz einfach und nur Gewöhnungssache sein, die kleinen Zeichen namens Buchstaben zu sinnvollen Sätzen zu verdrillen, aber das war gar nicht so einfach, wenn man kaum Anhaltspunkte dazu hatte. Mit erwartungsvollen Augen blickte sie die Brünette an und wartete auf eine hoffentlich bald kommende Antwort. Emmas fehlender Scharfsinn hatte nämlich auch den Vorteil, dass sie bestimmt nicht bemerken würde, wie seltsam ihre Frage klingen mochte, denn normalerweise trugen Schiffe ihren Namen irgendwo geschrieben… aber so war ihr Geheimnis noch etwas länger sicher und vielleicht wusste die junge Frau ja sogar, wohin sie sich begeben mussten!
 

Emma Flanka

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Wo waren wir stehen geblieben? Achja, richtig. Beim Lesen… Nun, hätte Emma ein wenig mehr aufgepasst, hätte sie sich auf den nächsten Schritt ihres kleinen Abenteuers mehr gefreut, doch da sie mal wieder viel zu sehr woanders unterwegs war, mit ihren ohnehin nicht sonderlich raffinierten Gedanken, war eigentlich schon klar gewesen, dass das darauf hinauslief, dass man sie erst mit der Nase direkt darauf stoßen würde. Doch wer würde ihr dies abnehmen und ihr die Erkenntnis quasi ins Gesicht schlagen? Das musste sich noch zeigen…
Es ging jedenfalls um das Schiff, was schon einmal ein guter Ansatz war. Emma überlegte sogar während dem Gespräch, wie sie ihrer Familie beibringen sollte, dass sie sich auf ein anderes Schiff auf eine neue Reise begeben würde. Gerade ihr Bruder würde sich extrem rumheulen. Der war so ein Weichei! Finn war ihr sowieso seit sie hier waren nur aus dem Weg gegangen… Dieser Blödmann! Er würde sich ja wohl hoffentlich ordentlich von ihr verabschieden. Das Schiff würde ihr fehlen… Während Emma ein bisschen sentimental wurde, machte Jet auf seine Prioritäten aufmerksam. Es ging um ihr großes Abenteuer und seine größte Sorge war gute Küche. Und irgendwie war das nachvollziehbar! So gutes Essen wie zu Hause gab es sicher nirgendwo. Sie wurde immer emotionaler, wenn sie über die „wichtigen Dinge des Lebens“ nachdachte. Essen gehörte definitiv dazu. Das mochte nun verfressen wirken, aber es war ja immerhin ein Grundbedürfnis! So abwegig war der Gedanke also nicht einmal. Jet verabschiedete sich jedoch bald, ohne noch weiter darüber zu reden, was Emma in dem Moment relativ egal war. Wenigstens Vincent erzählte etwas Interessantes! Er berichtete von dem Schiff, welches sich offenbar außerhalb des Hafens aufhielt. Nanu? Das war ja wie bei ihrem Schiff! Wieso war ihr das noch nicht aufgefallen? Da fiel ihr ein, dass sie sich sicher beeilen musste, denn das Schiff, auf dem ihre Familie lebte, würde auch bald ablegen und sie wollte unbedingt noch vorher Tschüs sagen! Als er den Namen des Schiffes sagte, machte es übrigens immer noch nicht Klick bei Emma. Was sie dachte? Ein Plagiat! Jemand klaute den Namen ihres Schiffes! Während Vincent sich verabschiedete, staute sich der Zorn in Emma auf. Wie konnte man es wagen so etwas zu machen? Als Vincent den Raum verlassen hatte und sie sich in ihrer Rage kaum noch zurückhalten konnte, kam der Moment, in dem sie sich gerade vor Iljana darüber aufregen wollte. Dann kam es aber an… Das Schiff befand sich zufällig nicht im Hafen, weil es länger da war, es legte demnächst ab und es hieß „Zum goldenen Lotus“! Es war ihr Schiff! Während ihr ein Licht aufging, hatte sich die Fischdame schon in Bewegung gesetzt, weshalb die Amazone ihr nachstürmte. Gerade als sie die tolle Nachricht überbringen wollte, fragte Iljana wo das denn nun war… Und begeistert platzte Emma heraus: »Das ist das Schiff auf dem ich lebe! Natürlich weiß ich das!« Mit dem Schwanz wedelnd richtete sich Ronja auf. Sie wusste genau was das hieß. Es ging nach Hause! »Oh ich kann dir so viel darüber erzählen! Weißt du…«, begann sie, während sie ihre Begleiterin zum besagten Frachter führte. Die arme Iljana… Ob Emma jemals aufhörte zu erzählen? Sicher wusste die Fischdame am Ende eine ganze Menge unnütze Dinge über das Heimatschiff der Amazone. Aber irgendwie war es doch niedlich wie sie sich freute, oder nicht?
 

Jet Atlas

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Der Abschied von dieser Insel fiel Jet mehr als leicht. Seine Nachforschungen waren hier nicht nur ins Stocken geraten, nein, man hatte ihn auch noch gefangen genommen, eingekerkert und beraubt. Noch tobte die Wut darüber nur in seinem Inneren. Bald schon aber würde sie wie ein Wirbelsturm auf die niedergehen, die dafür Verantwortung trugen und dann würden sie alle bezahlen. Denn sofern man ihn nicht unter Drogen setzte, vergaß er nicht. Sachen die ihm missfielen vergaß er nie. Sein Gedächtnis diesbezüglich übertraf jeden Elefanten. Deshalb konnte er die genaue Anzahl der Vergehen aufzählen, die er Bolt noch heimzuzahlen hatte. Und auch die Big Five würden es noch bereuen ihm in die Quere gekommen zu sein. Dabei hatte er eigentlich nur eine simple Auskunft haben wollen. Ihre Paranoia würde sie teuer zu stehen kommen. So oder so. Erfreulicherweise hatten seine drei Mitstreiter die eigenen Überlebenschancen soweit erhöht, dass er sie im zuversichtlichsten Falle auf einen fast zweistelligen Prozentsatz beziffern würde.
Am nächsten Morgen war demnach nicht nur das Licht der aufgehenden Sonne am Horizont zu sehen, sondern auch das der aufkeimenden Hoffnung. Wobei er nicht ganz verstand weshalb ihn das scherte. Im Grunde irrte er gerade ziel- und planlos durch die Welt. Am Leben hielten ihn nur sein Stolz und der Wunsch offene Rechnungen zu begleichen. Weder Lazar noch Bolt noch die Big Five durften mit ihrem Tun davonkommen. Zwar hatte Holey ihn gelehrt, dass ein jeder nach seinem Tode vor einem höheren Gericht für seine Taten geradezustehen hatte, doch Jet fand es absolut gerechtfertigt dafür zu sorgen, dass diese Situation eher früher als später eintraf. Die Welt ließ bei solchen Menschen ja leider des öfteren die nötige Gerechtigkeit vermissen. Während er über all diese Dinge sinnierte, spielte er ein selbst komponiertes Stück auf seiner im Zimmer deponierten Geige und ignorierte gedankenversunken das beschwerende Klopfen seines Nachbarn. Niemand hatte Zeit für Kunstbanausen.
Die Zeit vor der Abfahrt des Schiffes nutzte Jet um seine persönlichen Vorräte aufzufrischen. In erster Linie hieß das: Zigaretten und Streichhölzer besorgen. Viel mehr brauchte er schon lange nicht mehr um zufrieden zu sein. Bis auf eine Seite aus seinem Notizbuch hatten seine Entführer sein Eigentum unangetastet gelassen, so dass er nichts ersetzen musste. Er kaufte nur noch ein paar Äpfel, eine Ersatz-für-den-Ersatz-Sonnenbrille und zwei Bücher, die sich als Reinfall herausstellen sollten. Zum einen "Die Inseln des West Blue" von einer weiblichen Autorin, die jedes noch so verkommene Eiland mit "überwältigend" und "zum Sterben schön" titulierte. Zum anderen "Die Wahrheit über den West Blue" von einem männlichen Autor, der sich die ganze Lesedauer über selbst beweihräucherte und persönliche Ansichten eindeutig bevorzog. Zuguterletzt warf er noch ein paar Münzen in den offenen Koffer eines Straßenmusikanten, der mit seiner Geige mehr zustande brachte, als bloß seine Umgebung zu stören.
Dann machte er sich auf den Weg zu dem Schiff, das sie von der Insel bringen sollte. 'Zum goldenen Lotus' klang wenig verheißungsvoll und viel zu friedfertig. Ein Schiff solchen Namens bettelte ebenso sehr darum überfallen zu werden wie viele seiner Mitmenschen wenn sie es wagten auch nur den Mund aufzumachen. Genausogut hätte es 'Wehr-mich-nix' oder 'Bitte-nicht-schießen' heißen können. Er zündete sich eine Zigarette an und bließ den Rauch genießerisch in den Himmel. Ein von menschenhand gebautes Schiff, dass tauglich war die stürmische See zu bereisen, sollte einen stolzen, starken Namen tragen - ganz gleich ob es sich dorthin zum Fischen, Handeln oder Brandschatzen hinauswagte. 'Zum goldenen Lotus'.. der Name war doch eigentlich für Gastronomen gedacht. Mit einem miesen Gefühl in der Magengegend erreichte er schließlich den Treffpunkt. Dort erschlossen sich ihm zwei Dinge: zukünftig sollte er wieder selbst für die Wahl seiner Reisemittel verantwortlich sein und es bestand zumindest die Chance darauf, dass sich sein Wunsch von gestern erfüllte.
 

Vincent Vega

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Vincent musste im Gegensatz zu Jet und den beiden Damen, sich nicht mehr mit den Vorbereitungen quälen. Seine Taschen waren gepackt und Harveye hatte ein paar seiner Jungs dazu veranlasst in der Stadt einkaufen zu gehen – ein paar zusätzliche Kleidungsstücke und natürlich einen großen Vorrat an Zigaretten. Eine Seereise konnte lange dauern. Man musste immer vorbereitet sein. Vor allem wenn man Kettenraucher wie Vincent Vega war. Durch all diese Vorbereitungen hatte der Dunkelhaarige deutlich mehr Zeit sich dem zu widmen, was er neben der Musik und einem guten Kampf am meisten genoss – dem weiblichen Geschlecht. Er hatte sich an seinem letzten Abend gezielt auf ein junges Ding konzentriert, welches geradezu danach schrie, abgeschleppt zu werden. Kurzer Rock, lange Beine und blonde Haare. Er hatte damit angefangen, sich an einen kleinen Tisch in der Ecke zu setzen und ihr ein bis zwei Drinks zu spendieren. Nach einiger Zeit hatte er sich zu ihr gesellt sie in ein Gespräch verwickelt und ein wenig von diversen Heldentaten berichtet. Natürlich hatte er alles verschönert und sich als den Guten, wenngleich auch leicht gefährlichen Kerl dargestellt. Wenig später waren sie dann in seinem Zimmer und bis zum Morgengrauen mit der Liste an Tätigkeiten fertig, die sich Vince für solche Momente bereits zurechtgelegt hatte. Der Abschied war nur wenig rührend gewesen. Ein einfacher Brief mit einer kurzen Erklärung. Mit schwerem Gepäck – unter anderem mit der Hilfe seiner beiden Kollegen transportiert – traf Vincenzo als Letztes am Hafen ein, wo bereits zwei Boote standen, die sie zu dem Schiff bringen sollte, mit dem sie diese Insel verlassen wollten. Einerseits war er froh endlich dieses Eiland verlassen zu können, anderseits hatte er auch leichte Zweifel bei der Sache. Er hatte einen guten Job. Einen einfachen Job. Und er hatte gelernt mit dem auszukommen, was er hier hatte. Sicherlich bot es einem nicht dieselbe Atmosphäre wie Junk. Und auch Abenteuer passierten eher selten. Aber er konnte sich eigentlich nicht beschweren. Er war viele Jahre gut untergekommen und hatte mit Harveye einen wertvollen Verbündeten bekommen. Diesen zu verlassen und womöglich nie wieder zu sehen … Diesen Gedanken hatte Vincent allerdings recht schnell wieder von sich geschüttelt. Womöglich war das ein Abschied für immer. Aber er war sich sicher, dass es richtig war. Er hatte bereits einmal darauf verzichtet seine Heimat zu verlassen. Diesmal wollte er es wirklich durchziehen, ehe er erneut irgendeinen großen Fehler begann. Er verabschiedete sich zuerst von seinen Kollegen, die ihm auf den Rücken klopften und ihm alles Gute wünschten. „Pass auf dich auf Bro!“
Dann widmete er sich Harveye, der ihm die Hand erst formell die Hand schüttelte, ehe er es sich anders überlegte und seinen Schützling in die Arme nahm. „Sei vorsichtig Vincenzo“, flüsterte der ältere Mann in sein Ohr, „und lass nicht zu, dass du stirbst. Es wäre Schade, wenn ich meinen besten Mann nie wieder sehen könnte.“ Es war einer dieser seltenen Momente, in denen Vincent nicht wusste, was er sagen sollte – um ehrlich zu sein, langsam bekam er den Eindruck, dass diese Momente nicht mehr so selten waren, wie er einst geglaubt hatte, immerhin waren sie mittlerweile zu häufig eingetreten – deswegen nickte er einfach nur, beförderte sein Gepäck in eines der Bote und meinte zu seinen unfreiwilligen Gefährten lediglich: „Lass uns von dieser miesen Insel verschwinden, ich habe genug von ihr.“ Er drehte sich nicht mehr um, während sie auf das große Schiff zu ruderten, und warf auch danach kein Blick mehr zurück. Er verschwand unter Deck und richtete sich sein Zimmer ein, während das Schiff – Emmas Heimat – langsam aber sicher die Insel verließ und sich auf das offene Meer begab. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass man einen solch schweigsamen Vincent erlebte, nichtsdestotrotz sollte dieser Moment später vielen im Gedächtnis bleiben. Sowohl seinen Gefährten wie auch der Crew des Schiffes, Harveye und seinen Leuten … und einer bestimmten Person, die während des Abschied des Quartetts die ganze Zeit im Schatten eines der Lagerhäuser gestanden und die Situation beobachtet hatte.

Die beiden gut gebauten Männer verschwanden, sobald das Schiff die Segel gesetzt hatte, und ließen Harveye alleine zurück, dessen Blick unter seiner dunklen Sonnenbrille natürlich nicht zu deuten war. Doch es war anzunehmen, dass er dem Schiff noch ein wenig länger hinterherschaute und die beiden Männer wollten ihrem Chef erst einmal ein wenig Ruhe gönnen. Sie hatten nicht bemerkt, dass eine weitere Person das Ganze treiben beobachtet hatte. Harveye allerdings schon. Er wartete, bis die Männer verschwunden waren, und nahm den Griff seines Regenschirms fest in seine Hand. „Gibt es einen besonderen Grund, weshalb du mir nachspionierst, Sophie?“, fragte er schließlich. Er vernahm ein Lachen und drehte sich zu der Frau um, die aus den Schatten trat. Der Griff seines Schirms enthüllte währenddessen einen versteckten Mechanismus. Er war mit einer dünnen, aber sehr robusten Klinge verbunden, die im Schirm steckte und nun im Licht der aufgehenden Sonne zu funkeln begann. „Willst du mich umbringen, nach allem was ich getan habe?“, fragte die Frau, die auf den Namen Sophie hörte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und ihre Augen begannen zu funkeln. „Immerhin habe ich Vinnie und seine neuen kleine Freunde am Leben erhalten.“ Harveye erwiderte das Lächeln nicht. Er behielt die Frau im Blick und steckte die Klinge langsam wieder weg, legte seine Waffe jedoch nicht beiseite. „Als hättest du nicht deine eigenen Gründe gehabt dich um diese Angelegenheit zu kümmern.“ Die Frau zuckte verächtlich mit den Mundwinkeln. „Möchtest du mir wirklich Egoismus vorwerfen? Wenn du nicht ebenfalls deine Pläne schmieden würdest, hättest du ihnen mehr erzählt und nicht so vieles geheim gehalten.“
„Ich habe das getan, was ich am Besten hielt und die Dinge für mich behalten, die sie nur unnötig belastet hätte.“
„Ah, natürlich, wie konnte ich nur etwas anderes behaupten. Und trotzdem hast du nicht lange gezögert und dieses andere Mädchen mit reingezogen.“
Harveye schnaubte und wandte der Frau den Rücken zu. „Ich bin mir sicher, dass das Schicksal war. Und sie haben alle überlebt, nicht wahr?“
„Und da sind wir wieder bei mir: Immerhin habe ich aufgeräumt und ihnen weitere Probleme erspart.“
Es schien fast so, als wolle der alte Mann noch etwas darauf erwidern, schien es sich jedoch dann anders zu überlegen und machte sich zum Gehen auf. Bevor er aber an der Häuserecke abbog, blieb er noch kurz stehen und sagte an Sophie gewandt: „Ich hoffe du weißt, dass es besser ist, wenn du dich von Vince fernhältst, oder? Davon mal abgesehen, dass die Anderen dir sowieso misstrauen werden.“ Eine Antwort erhielt der Mann nicht, aber er hatte das auch nicht erwartet. Sie würde sowieso tun, was sie wollte. Aber wenigstens hatte er es versucht. Damit konnte er sich mit einem besseren Gefühl auf seine bessere Abreise vorbereiten.
 
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